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250 VER~s Schilddr tlsenpr~par ate. Khnische Wochenschrfft und 32~ Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft betrug morgens 7 Uhr 74%, mittags 14 Uhr 32% und abends 21 Uhr 65%. 3. Fall: N. B., 3~ Jahre alt. Fri~her immer gesund. Fiel am 15. V. 1938 nach einem Ringeren Marsch plbtzllch um und war ungef~hr 15 Minuten bewuBtlos. AnschlieBend bestieg er sein Fahrrad, stflrzte unterwegs ab und wird in das Kranke13haus ei13gelietert. Befund: 3ojlihr., etwas dicker Pat., der deutlich benommen nnd desorientiert ist. Es besteht eine retrograde Amnesle. Der Kopf zeigt eine geringe Hautabschfirfung an der linken Wange. Pupillen leicht entrundet, die Reaktion auf Licht und Konvergenz verlangsamt. Es besteht ein horizontaler Nystagmus. so13st neuro- logisch normale Verhalt13isse. An den inneren Organen ist ein krankhafter Befund nicht zu erkennen. Blutdruck 12o/8o mm Hg. Puls 12o/min. Im Urin kein EiweiB und kein Zucker, im Sediment wenige Leukocyten, viele granul. Zylinder. Pat. wird in den nAch- sten Stunden etwas unruhig, der Puls wird kleiner, bessert sich auf Campher wieder. I6. V. 1938 : Pat. hat sich erholt, ist ruhig und orlentiert. Klagf tiber keine Beschwerden. PuN 76/mm. 18. V. 1938: ~Veiterhm Wohlbefinden. Ekg.: Sinusrhythmus, Frequenz um 8o, PQ = o,12 Sekunden. Q 2 ausgepr~gt, ebenso Q 3 tier negativ. QRS o,i--o,ii Sekunden. ST 2 und aueh ST 3 oberhalb der isoelektrischen Linie abgehend, angedeutet coronar verlaufend. T 2 leicht, T 3 ganz ausgepr~gt fief negativ. Hinterwandinfarkt (s. Abb. 4). Abb. 4 (Fall 3)- Ekg. 3 und 3I Tage nach dem Hitzschlag. 23. u 1938: Pat. fhhlt sieh wohl. WaR. negadv. Klinisch am tlerzen kein kra13khafter Befund. Das Ekg. mt weiterhin typisch ftir ei13en Hinterwandinfarkt. 2. VI. 1938: Ekg. unverandert. Pat. fiihlt sich aber wohl, wird entlassen. 16. VI. 1938: Ekg.-Kontrolle: Der Abgang yon ST 2 und ST 3 ist nicht mehr uberh6ht. T 2 ist ganz leicht, T 3 ausgesprochen negativ (s. Abb. 4)- Bei einer weiteren Nachuntersuchung am I. VIII. I938 ist T 2 leicht positiv. In dmsem Falle, welcher wegen des Sturzes vom Fahrrad auf unserer ehirurgischen Abteilung zur Aufnahme kam, findet sich 3 Tage nach dem Hitzschlag bei der Untersuchung dutch uns der elektrokardiographisehe Befund eines I-Iinterwand- infarktes. Altm/ihlich bilden sich in den n~Lchsten Wochen die Ver~nderungen zurtick. Schon gleich nach dem Hitzschlag waren neben cerebralen Symptomen die schlechte Ftilhing find die ]3eschleunigung des Pulses auff~tllig. Eine Glykosurie, wie man sie bei dem Infarkt hiitte erwarten kSnnen, bestand nieht. Allmithlich bilden sich im Verlauf der n;tchsten Wochen die elektrokardiographischen Ver~nderungen zurtick. Die Wetterwarte meldete am 15. V. 1938: tt6chste Tages- temperatur 28,o ~ niedrigste Tagestemperatur 13,8 ~ Luft- feuchtigkeit 7 Uhr 47%, 14 Uhr 29%, 21 Uhr 81%. 9f3berblicken wit zum Schhig unsere Beobachtungen, so ist in eindeutiger Weise festzustellen, dab auch beim Menschen durch den Hitzsehlag elektrokardiographische Ver~nderungen auftreten kSnnen, welche weitgehend den tierexperimentellen Ergebnissen MOTTAS entsprechen. Die Art der Ver~nderungen ist abh~ngig yon dem Sitz und der Schwere der Sch~digung im Herzen bzw. ihrem multiplen Auftreten. Der Grad und die Dauer der hyperthermisehen Einwirkung einerseits und die Bereitschaft des Gesamtorganismus ftir eine solche anderer- seits wird diese wleder bestimmen. ~ber die Art der Seh~di- gung lfiBt sich auf Grund der berichteten F~lle nichts sagen, da sie alle abgeklungen sind und somit anatomische Unter- Iagen fehlen. Auf dem elektrokardiographlschen Kurvenbild kamen neben den Zeichen des ,,uncharakteristischen" Myokardschadens die des Infarktes und des Schenkelblocks zur Aufzeichnung. Dabei war es interessant festzustellen, dab es belm Schenkelblock, nachdem einige Monate sp~tter die 131ockierung wieder aufgehoben war, gelang, durch eine Arbeitsbelastung die Leitung in dem betreffenden Schenkei bei einzelnen Herzevolutionen zu unterbrechen. Ein solcher ,,intermittierender Schenkelblock" ist fiir die Lehre yon der auxomeren Leitung (v. KRIES) yon besonderer Bedeutung~ denn ein rein funktioneller Vorgang -- wie er in unserem Falle durch die Forderung nach gesteigerter Arbeit am Herzen zur Ausl6sung kam -- gentigte, die inzwischen fiir Ruhe- verh~ltnisse wieder hergestellte Leitung voriibergehend bis zur letzten Faser des Schenkels zu unterbrechen. Scheinbar kommt es doch nicht nur auf das rein anatomische Intaktsein der letzeen Faser an, um noch eine normale Reizleitung zu sichern. Vlelmehr wlrd ffir eine grSBere Leistung des Herzens auch ein gr6Berer Quersehnitt der Leitung ben6tigt. Das glaube ieh aus diesem einen der FXlIe als besonders beachtens- wertes Ergebnis entnehmen zu k6nnen. Die klinischen Erseheinungen stehen hinter den elektro- kardiographischen Verlinderungen zuriick. Die I3eschwerden yon seiten des Herzens waren nut gering, ebenso auch die sonstigen objektiven Symptome. Die a~orderung nach An- fertigung eines Ek e. bei allen Hitzsehlagerkranlcungen muB da- mit um so vordringlicher erhoben werden. Besonders wertvoll ist dabei das Belastungs-Ekg. Literatur: R. BERNARDINI, ]3iochimica e Ter. sper. 23 0936). -- A. BITTORG Mimch. reed. Wsehr. I915, 862. -- DITTRICH, 1. e. - - EUGENE 13. FERRIS Jr., M. A. BLAN!KENHORN, HOWARD W, RO13INSON and GLENN E. CULLEN, J. clin. Invest. 17 (1938). -- N. FLECK U. R. Hi3CKEL, Dtsch. Z. Nervenheiik. 117, 113--138 (1931). -- A. nI GRAelA, Arch. di Sci. biol. 2o (1934) -- Boll9 Soc. ital. ]3iol. sper. 9 0934).- W. W. HALL and E. G. WAKZDI]~LD, J. amer. reed. Assoc. 89, 3 (1927). -- F. HILLER, Handbuch der Neurologie 1936. Bd. ii. -- TG. KROETZ, Nordwestd. J. 1938 , ref. Zbl. inn. Ned. 1939, H. 1. -- 3f. L~WANDOWSKV, Handbuch ffir Neurologie 3 (1912). -- LITTEN, I.C. -- G. ni MAcco, Arch. di Sci. biol. 20 (1934). -- MARCHAND, 1. e. -- G. MOTTA, Riv. Pat. sper. (2) 7, H. 1--2 (1937). -- ROSENBLATtL Dtsch. Z. Nervenheilk. 50 (I914). -- SCnOI~MANN, Ver6ff. Heeressan.wes. i938, It. lO5. -- SEI~FTLE13ER, Berl. klin. Wschr. I9o7, 775--778. -- STEINHAUSEN, 1. C. -- PR. WOI~LWlLL U. E. STRAUSS, Spez. Path. u. Ther. lO. DIE HEILWlRKUNG GETROCKNETER SCHILD- DR(JSENPRAPARATE AUF DEN KROPF. Von Chefarzt Doz. Dr. E~IL VE:RT_~N. Aus der ChirurglschenAb~eflungder Univermtats-Kmderklimk P~cs (Chefarzt: EMIL VERTfi~N). Auf Grund der Untersuchungen yon ALBERT KOCHER ist es bekannt, dab sowohl Schilddriisenpr~parate wie auch Jod auf gleiche Weise das Wachsen des Kropfes hemmen. Die Schilddrfisenpriiparate vertreten die Funktion, d. h. ent- lasten diese, dadurch verliert der kropfausl6sende Irnpuls (Kropfnoxe) an Kraft, kann sogar ganz aufh6ren, und die Schilddrfise kann sich in anatomischem und physiologischem Sinne regenerieren. Die Wirkung des Jodes wird yon KOCHER SO erkl~rt, dab das ungeniigend mit Jod versehene und daher nur in geringerem MaBe resorbierende Schilddrfisenhormon Jod aufnimmt, wirksam wird und vollst~ndig resorbiert wird. Dadurch wird die normale Struktur der Schilddrfise wieder hergestelk und der Kropf verschwindet. KOCHER land beide Verfahren gleich wirksam. Es wiirde den Rahmen dieser Arbeit iibersteigen, wenn wit hier die riesige Literatur der weiteren Entwicklung der Jod- irage iiberblicken wollten. An dieser Stelle muB ieh reich darauf beschr~nken, dab KOCH[GRS Auffassung eine wesent- fiche Ver~inderung erfuhr durch das Vordringen der sog. Jodmangeltheorie.

Die Heilwirkung Getrockneter Schilddrüsenpräparate auf den Kropf

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250 VER~s Schilddr tlsenpr~par ate. Khnische Wochenschrfft

u n d 32~ Der Feuch t igke i t sgeha l t der Luf t be t rug morgens 7 U h r 74%, m i t t a g s 14 U h r 32% und abends 21 U h r 65%.

3. Fall: N. B., 3 ~ Jahre alt. Fri~her immer gesund. Fiel am 15. V. 1938 nach einem Ringeren Marsch plbtzllch um und war ungef~hr 15 Minuten bewuBtlos. AnschlieBend bestieg er sein Fahrrad, stflrzte unterwegs ab und wird in das Kranke13haus ei13gelietert.

Befund: 3ojlihr., etwas dicker Pat., der deutlich benommen nnd desorientiert ist. Es besteht eine retrograde Amnesle. Der Kopf zeigt eine geringe Hautabschfirfung an der linken Wange. Pupillen leicht entrundet, die Reaktion auf Licht und Konvergenz verlangsamt. Es besteht ein horizontaler Nystagmus. so13st neuro- logisch normale Verhalt13isse. An den inneren Organen ist ein krankhafter Befund nicht zu erkennen. Blutdruck 12o/8o mm Hg. Puls 12o/min. Im Urin kein EiweiB und kein Zucker, im Sediment wenige Leukocyten, viele granul. Zylinder. Pat. wird in den nAch- sten Stunden etwas unruhig, der Puls wird kleiner, bessert sich auf Campher wieder.

I6. V. 1938 : Pat. hat sich erholt, ist ruhig und orlentiert. Klagf tiber keine Beschwerden. PuN 76/mm.

18. V. 1938: ~Veiterhm Wohlbefinden. Ekg.: Sinusrhythmus, Frequenz um 8o, PQ = o,12 Sekunden.

Q 2 ausgepr~gt, ebenso Q 3 tier negativ. QRS o , i - - o , i i Sekunden. ST 2 und aueh ST 3 oberhalb der isoelektrischen Linie abgehend, angedeutet coronar verlaufend. T 2 leicht, T 3 ganz ausgepr~gt fief negativ. Hinterwandinfarkt (s. Abb. 4).

Abb. 4 (Fall 3)- Ekg. 3 und 3I Tage nach dem Hitzschlag.

23. u 1938: Pat. fhhlt sieh wohl. WaR. negadv. Klinisch am tlerzen kein kra13khafter Befund. Das Ekg. mt weiterhin typisch ftir ei13en Hinterwandinfarkt.

2. VI. 1938: Ekg. unverandert. Pat. fiihlt sich aber wohl, wird entlassen.

16. VI. 1938: Ekg.-Kontrolle: Der Abgang yon ST 2 und ST 3 ist nicht mehr uberh6ht. T 2 ist ganz leicht, T 3 ausgesprochen negativ (s. Abb. 4)- Bei einer weiteren Nachuntersuchung am I. VIII. I938 ist T 2 leicht positiv.

In dmsem Falle, welcher wegen des Sturzes v o m F a h r r a d auf unsere r ehi rurgischen Abte i lung zur A u f n a h m e kam, f inde t s ich 3 Tage nach d e m Hi tzsch lag bei der U n t e r s u c h u n g du tch uns der e lek t rokard iographisehe Befund eines I-I interwand- in fa rk tes . Altm/ihlich bi lden sich in den n~Lchsten W o ch en die Ver~nderungen zurtick. Schon gleich nach d e m Hi tzsch lag waren neben cerebra len S y m p t o m e n die schlechte Ft i lhing find die ]3eschleunigung des Pulses auff~tllig. E ine Glykosurie, wie m a n sie bei d e m I n f a r k t h i i t te e rwar t en kSnnen, b e s t a n d n ieht . Allmithlich bi lden sich im Ver lauf der n ; tchsten W o c h e n die e lek t rokard iograph ischen Ver~nderungen zurtick.

Die W e t t e r w a r t e me lde te am 15. V. 1938: t t 6 c h s t e Tages- t e m p e r a t u r 28,o ~ niedr igs te T a g e s t e m p e r a t u r 13,8 ~ Luf t - feuch t igke i t 7 U h r 47%, 14 U h r 29%, 21 U h r 81%.

�9 f3berblicken wi t zum Schhig unsere Beobach tungen , so ist in e indeut iger Weise festzustel len, dab auch be im Menschen du rch den Hi tzsehlag e lek t rokard iographische Ver~nderungen au f t r e t en kSnnen, welche we i tgehend den t i e rexper imente l l en Ergebn i ssen MOTTAS en t sp rechen . Die Ar t der Ver~nderungen is t abh~ngig yon d e m Sitz und der Schwere der Sch~digung im Herzen bzw. i h rem mul t ip len Auf t re ten . Der Grad und die Dauer der h y p e r t h e r m i s e h e n E inwi rkung einersei ts und die Bere i t scha f t des Gesamtorgan i smus ftir eine solche andere r - sei ts wird diese wleder be s t immen . ~ b e r die Ar t der Seh~di- gung lfiBt sich auf Grund der be r i ch te t en F~lle n ichts sagen,

da sie alle abgek lungen sind und somi t ana tomische U n t e r - Iagen fehlen. Auf d e m e lek t rokard iograph l schen Kurvenb i ld k a m e n neben den Zeichen des , , uncha rak te r i s t i s chen" Myokardschadens die des In fa rk te s und des Schenkelb locks zur Aufzeichnung. Dabei war es i n t e r e s san t fes tzustel len, dab es be lm Schenkelblock, n a c h d e m einige Mona te sp~tter die 131ockierung wieder aufgehoben war, gelang, durch eine Arbe i t sbe las tung die Le i tung in d e m be t r e f f enden Schenke i bei einzelnen Herzevo lu t ionen zu un te rb rechen . E in solcher , , i n t e rmi t t i e render Schenke lb lock" is t fiir die Lehre yon de r auxomeren Le i tung (v. KRIES) yon besondere r Bedeutung~ denn ein rein funkt ionel le r Vorgang - - wie er in unse r em Falle durch die F o r d e r u n g nach ges te iger te r Arbe i t am Herzen zur Ausl6sung k a m - - gentigte, die inzwischen fiir Ruhe - verh~l tn isse wieder herges te l l t e Le i tung vor i ibe rgehend bis zur l e tz ten Faser des Schenkels zu un t e rb rechen . Scheinbar k o m m t es doch n ich t nur auf das rein ana tomische I n t a k t s e i n der letzeen Fase r an, um noch eine normale Reiz le i tung zu sichern. Vle lmehr wlrd ffir eine grSBere Le i s tung des Herzens auch ein gr6Berer Quersehn i t t der Le i tung ben6t igt . Das glaube ieh aus diesem einen der FXlIe als besonders beach tens - wer tes Ergebn is e n t n e h m e n zu k6nnen.

Die klinischen Ersehe inungen s t ehen h in t e r den elektro- kard iographischen Ver l inderungen zuriick. Die I3eschwerden yon se i ten des Herzens waren n u t gering, ebenso auch die sons t igen ob jek t iven S y m p t o m e . Die a~orderung nach An- fe r t igung eines Ek e. bei allen Hitzsehlagerkranlcungen muB da- mi t um so vordringlicher erhoben werden. Besonders wer tvo l l ist dabei das Belastungs-Ekg.

L i t e r a t u r : R. BERNARDINI, ]3iochimica e Ter. sper. 23 0936). -- A. BITTORG Mimch. reed. Wsehr. I915, 862. - - DITTRICH, 1. e. - - EUGENE 13. FERRIS Jr., M. A. BLAN!KENHORN, HOWARD W, RO13INSON and GLENN E. CULLEN, J. clin. Invest. 17 (1938). -- N. FLECK U. R. Hi3CKEL, Dtsch. Z. Nervenheiik. 117, 113--138 (1931). - - A. nI GRAelA, Arch. di Sci. biol. 2o (1934) - - Boll�9 Soc. ital. ]3iol. sper. 9 0 9 3 4 ) . - W. W. HALL and E. G. WAKZDI]~LD, J. amer. reed. Assoc. 89, 3 (1927). - - F. HILLER, Handbuch der Neurologie 1936. Bd. i i . - - TG. KROETZ, Nordwestd. J. 1938 , ref. Zbl. inn. Ned. 1939, H. 1. -- 3f. L~WANDOWSKV, Handbuch ffir Neurologie 3 (1912). -- LITTEN, I.C. - - G. ni MAcco, Arch. di Sci. biol. 20 (1934). - - MARCHAND, 1. e. -- G. MOTTA, Riv. Pat. sper. (2) 7, H. 1--2 (1937). -- ROSENBLATtL Dtsch. Z. Nervenheilk. 50 (I914). -- SCnOI~MANN, Ver6ff. Heeressan.wes. i938, It. lO 5. - - SEI~FTLE13ER, Berl. klin. Wschr. I9o7, 775--778. - - STEINHAUSEN, 1. C. - - PR. WOI~LWlLL U. E. STRAUSS, Spez. Path. u. Ther. lO.

DIE HEILWlRKUNG GETROCKNETER SCHILD- DR(JSENPRAPARATE AUF DEN KROPF.

Von

C h e f a r z t Doz. Dr . E ~ I L VE:RT_~N. Aus der Chirurglschen Ab~eflung der Univermtats-Kmderklimk P~cs

(Chefarzt: EMIL VERTfi~N).

Auf Grund der U n t e r s u c h u n g e n yon ALBERT KOCHER is t es bekann t , dab sowohl Schi lddr i i senpr~para te wie auch Jod auf gleiche Weise das W ach s en des Kropfes h e m m e n . Die Schi lddrf isenpr i ipara te v e r t r e t e n die Funk t ion , d. h. en t - l as ten diese, d ad u rch ver l ie r t der k ropfaus l6sende I rnpuls (Kropfnoxe) an Kraf t , kann sogar ganz aufh6ren, und die Schilddrfise k a n n sich in a n a t o m i s c h e m und phys io log i schem Sinne regener ieren . Die Wi rkung des Jodes wird yon KOCHER SO erkl~rt, dab das ungeni igend mi t Jod ve r sehene und dahe r nur in ger ingerem MaBe reso rb ie rende Sch i lddr f i senhormon Jod au fn immt , w i rk s am wird und vol ls t~ndig r e so rb i e r t wird. D ad u rch wird die normale S t ru k t u r der Schilddrfise wieder he rges t e lk und der Kropf ve r schwinde t . KOCHER land beide Ve r f ah ren gleich wi rksam.

Es wiirde den R a h m e n dieser Arbe i t i ibersteigen, wenn wi t hier die riesige L i t e r a tu r der wei te ren En twick lung der Jod- i rage i iberbl icken woll ten. An dieser Stelle muB ieh reich darauf beschr~nken, dab KOCH[GRS Auffassung eine wesent- fiche Ver~inderung erfuhr durch das Vordringen der sog. Jodmangeltheorie.

3g-:9, Heft x-" VERT~N, Schilddrfisenpr~parate. 2 5 I 16. Marz ~94o

Diese Theorie hat - - wie wit wissen - - als letzten Grund znr Ents tehung des Kropfes die mangelhafte, ungentigende Jodversorgung des Organismus bezeichilet. Wenn aber die ungentigende Jodaufnahme die Ursache des I<ropfes ist, dann kann Jod als die einzige Therapie in Frage kommen, denn dadurch entfalten wir nicht nur eine therapeutiscbe Arzneiwirkung, sondern wir mischen uns auch wesentlich ein und 17 ellen eine Mangelkrankheit. Geradeso als wenn wit bei Skorbut C-Vitamin geben. Der unvergleichliche Sleges- laut der Jodmangeltheorie hat jede andere therapeutische M6glichkeit verdr~tngt und hat das Jod zur souver~nen Medizin des Kropfes ernannt.

Ich war mit dieser Auffassung yon Aniang an im Wider- spruch, weil ich die Ents tehung des Kropfes nicht ans auBeren Grfinden, sondern in erster LinJe aus der Schilddr@se selbst, d. h. aus ihrem .Funlctionswechsel, zu verstehen ver- suchte. I('h bin yon der Voraussetzung ausgegangen, dab die mit einer Struma versehene Schilddrtise kein vollwertiges Organ, sondern eine kranke, mangelha]t oder ungen~tgend funktionierende Drtise ist. Deshalb habe ich bei der Struma- therapie als das Wesentliehste die Zufriedenstellung und Ent- lastung der mangelhaften oder ungeniigendeI1 Driiseniunktion gehalten gegen die Aniorderungen, welche in dem verwickelten System der anderen innersekretorischen Drfisen der gauze Organismus gegenfiber der Schilddrfise stellt.

Dieser Gedankengang hat rmch dazu veranlagt, die ver- minderte Funktion der Struma durch Einftihrung yon Minstlichem Schilddriiseilhormon zu ersetzen und zu ergXnzen. Voraussetzung war, dab die FunktionsstSrung in erster Linie in der Ver~nderung der Schilddrtisenproduktion zum Aus- druck kommt. Die therapeutischen Ertolge haben meine Vor- aussetzuilgen gerechtfertigt.

Bevor ich au~ die eingehende Mitteilung dieser Resultate tibergehe, s e i e s mir erlaubt, mit einigen Worten auf jene neuen experimentellen und klinischen Untersuehungen hiil- zuweisen, welche meine auf Empirie gegrfindeten ~;berlegun- gen auf feste wissenschaftliche Grundlage stellten. Aus den in den letzien Jahren angestellten Versuchen ging hervor, dab ]ede ~'unlctionsstdrung der Schilddri~se in der Verdnderung des Blut]odspiegels zum Ausdruck kommt. Der Blutjodspiegel, welcher die in organischer und anorganischer Bindung befind- lichen Jodverbindungen des Blutes enth~lt, steht unter dem regulierenden Einflug der Schilddrfise. Heute wird allgemein angenommen, dal3 in dem organisch gebundenen Teil des Blutjodspiegels das Schilddrtisenhormon enthalten ist. Bei Sehilddriisenkrankheiten ver~tndert sich der Blutjodspiegel, die ungeniigende Funktion der Driise zieht eine ErhShung des Blutjodspiegels nach sich, die ebenso bei der gesteigert Iunktionierenden wie bei der symptomlosen Struma zu finden ist. Die Ver~nderung des ~Blutjodspiegels allein weist schon darauf hin, dab in der Funktion der Schilddr/ise St6rungen vorhanden sind. Noch in gesteigertem Mal3e beweisen dies die Jodstoffwechselversuche yon L. SC~t~I~FER. Es ist bekannt, dab der normale Jodstoffwechsel bei gesunden Menschen im Gleichgewicht ist, die Jodaufnahlne und Jodabgabe gleichen sich aus. Der Jodstoffweehsel wird yon der Schilddrfise ge- regelt. Wenn die Schilddrtise erkrankt, ver~ndert sich der Jodstoffwechsel bedeutend. In den Erkrankungen, die mit gesteigerter Funktion verbunden sind - - die sog. hyper- funktionellen Schilddrtisenerkrankungen (Basedow, Hyper- thyreosis) -- , ist der Jodstoffwechsel negativ, der Organismus arbeitet st~ndig mit Jodverlust. Bei der gew6hnlichen (euthyreoiden) Struma besteht gerade das Gegenteil, es ist ein mit Jodretention verbundener Jodstoffwechsel vor- handen. Das bedeutet, dab der mit Struma behaftete Organis- mus Jod speichert.

Dieser ]3.efund in SCI~E~FERS Untersuchungen hat die Jodmangeltheorie vollst~ndig widerlegt, da naeh diesen in dem mit Struma behafteten Organismus sich kein Jodmangel, sondern im Gegenteil iibertriebene Jodanh~tufung zeigt.

Wenn dies so ist, d a n n i s t die kfinstliche Steigerung der Jodaufnahme bei der Struma nicht nut nicht vorteilhaft, sondern ein sch/~dlicher Prozefl und ftihrt zur Steigerung der pathologischen Jodanh~ufung. lJber diesen sch~tdlichen Ein-

fluB beriehten viele Autoren - - darunter FRINDRICtt V. I~It3L- L]ER.

Die Ergebnisse der Biochemie zeigen, dab das Prim~re - - und das ist das wesentliche - - darin besteht, dab die Funk- tion der Schilddrfise eine ungenfigende wird und zur St6rung der Schilddrfisenhormonproduktion ftihrt.

Die richtige Therapie besteht daher ant Grund der neueren Untelsuchungen nicht in einer Jodverabreichung, sondern in emer Minstlichen Ersetzung der Schilddrfise und dadurch in einer Herstellung des normalen Ganges der Schilddrfisen- Iunktion. Natfirhch mfissen wit die Sehilddrfise in einer Menge verabreichen, die der Gr6Be des t~glichen Jodumlaufes ent- spricht. Das Ver/ahren, das ich seit 1911, also seit 27 dahren, bei der Be~andlung der Struma anwende, entspricht in allem diesen Prinzipien.

Die Schilddrtisentherapie der Struma habe ich anfangs so angewandt, dab der t(ranke yon den o,5o-g-Tabletten des Richterschen Pr~parates t~glich 2- - 3 real j e ein Drit tel bekam. Als Einzeldosis also ungefahr 17 cg. Sp~ter hat die Fabrik Richter auI mein Ansuchen o,2o- undo , io-g-Tabletten in den Handel gebracht, und aus diesen babe ich 2--3 Tablet ten ver- abreicht. Die therapeutische Wir~ung dieser kleineren JDosen war viel au]]allender als die der grSfleren. Vor kurzem hat mir die Fabrik den Jodgehalt der Tabletten mitgeteil t : Es stellte sich heraus, dab die o, Io-g-Tablette 5 ~ y (0,o5 rag) Jod enth~tlt, dab daher mit 2--3 Tabletten taglich ioo--~5o y Jod in den Organismus gelangen, genau die Menge, die nach SCI~nFFERS Untersuchungen der tgglichen Jodausscheidung entspricht. gs ist ersichtlich, dab diese Joclmenge, die ungefXhr das dem tgglichen Jodstoffwechsel entsprechende hormonale Jod ent- h~lt, die opeimale Wirknng hat.

Ich habe in dieser Weise 671 Strumakranke behandelt. Von diesen 67i scheinbar ffir eine Operation reifen Fgllen

sind naeh dieser u nur 2o 7 Kranke operiert worden. Ich muB voraussetzen, dab die Behandlung noch zur reehten Zeit, und zwar vor der Entwicklung der sekund/~ren Entartuug, eingeleitet wurde. In vielen F~llen konnte ich mich schon bei der ersten Kontrolle davon fiberzeugen, dab die Schilddriisensehwellung ungew6hnlich rasch zuriickging. Es scheint, dab diese rein parenchyme Formen waren. In diesen F/tllen habe ich die Dosen bald verringert und die Ver- abreichung auch ganz eingestellt.

Dort, wo infolge der sekund~tren Entar tung einige Gebie{e der Struma physiologisch inaktiv und so gegen eine Behaild- lung refrakt~r wurden, war die Verabreichung der Schild- drfisentabletten insofern wertvoll, als die nichtentarteten (sondern nut gr6Ber gewordenen) Drfisenteilesich verMeinerten, die entarteten Teile yon dem Druck langsam befreit wurden, aber gerade dadureh plastischer ffir das Auge und den tastenden Finger hervortraten und daher bei der Operation die Trennung der gesunden yon den entarteten Teilen leichter und vollkommener gelang.

Es kam ziemlieh oft vor, dab tin Kranker mit einer intra- thorakalen Struma bei stridoroser Atmung in liegender Stel- lung mit Erstickungsbeschwerden am 3---4. Tag der Ver- abreichung der Tabletten imstande war, ohne Atembeschwer- den eine liegende Stellung einzunehmen, was nur damit zu erkl~tren ist, dab die Sehilddrfisentabletten eine VerMeinerung der Struma herbeigeffihrt haben. Diese Kranken konnte ieh nach 5- -6 Wochen langer ]3ehandlung mit Schilddrfisen- tabletten unter den angenehmsten Verh~tltnissen fiir den Arzt sowie den Kranken operieren. In der ersten Zeit habe ich nut bei den atoxischen Strumen die Thyreoidtablet ten ver- abreicht und habe die Erfahrung gemacht, dab die Sehild- drfisenschwellung sich oft ungeheuer rasch znrfickbildet. Das waren scheinbar die rein parenchymen Formen. In diesen Fgllen habe ieh die Doseu rasch verringert und die Behand- lung auch eingestellt. Es gab F~lle, wo der Kranke vorher Jod nahm und sein Zustand sich nieht vergndert hat. I3ei denen begann schon bald nach der Behandlung mit Thyreoid- tabletten Mile Ver&nderung des Halskre~sumfa~ges. Eine Ver- blassung und Rfickentwicklung der Konturen der Schild- drfise sowie der allgemeine Zustand des Kranken wurde er- freulich rasch ein besserer. Das ersie Syrup• war immer

252 WINKLER, Ankylostoma duodenMe. Klirdsehe Wochensebxift

eine Gewichtszunahme, welcher rasch das Bessern des All- gemeinbefilldens und Zunahme der Arbeitskraft folgte, Kopf- weh, Schwindel, Schwitzenbeschwerden, Mensesstbrungen ver- schwinden, der Krafr des Kranken verbesserte sich rasch, stabilisierte sich, und die im Meineren Mage verh~trtete Struma wurde welch oder verschwand g~tnzlich. Die gr613eren Verh~rtungen wurden fallweise weicher und konnten bei der Operation mtihelos entfernt werden. In der Ver~nderung des Halskreisumfanges konnte ich auch 2 Erscheinungen beob- achten. Bei einigeu war anfangs eine Vergr6fierung yon 5--15 mm zu sehen, und erst dann erfolgte die Verringerung, bei anderen setzte die Verringerung sofort ein und erreichte sogar 6o ram. Eine Gewichtszunahme t ra t in jedem Falle ein, his 8- -1o--12 kg. Die Behandlung war immer ohne Unterbrechung und dauerte Monate hindurch. Es gab sogar F~lle, wo sie 64o Tage ohne jede besondere st6rende Er- scheinung dauerte. Thyreotoxische Erscheinungen stellten sich nicht ein, aber es dauerte lO--14 Tage, bis man den Ein t r i t t der Wirkung nachweisen konnte.

Im Anfang meines Verfahrens bei Verabreichung yon gr6Beren Schilddriiseugaben waren die Resultate nicht so auffallende als bei den sparer angewandten kleineren Gaben, und diese haben den Erfolg geradeso gesichert wie die groBen Dosen.

13berhaupt zeigten meine Beobachtungen, dab in der Schilddriise immer mehr ein dem Normalen ~hnlicher Zu- stand zuriickkehrt, und ich habe sogar in der letzten Zeit, ungef~hr seit 2 Jahren, bei 5 meiner an thyreotoxischer Hyper- funktiou leidenden Kranken diese Behandlung angewandt, und die Ergebnisse scheinen ganz tiberraschend zu sein. So sehen wir Mso, dab die Schilddriisentherapie ihre Wirkung nicht nur auf die symptomentosen Strumen austibt, sondern auch auf jene, die eine Hyperfunktion aufweisen. Das weist daranf bin, dab das Wesen beider Schilddrfisenkrankheiten die ~lngeniigende Funktion der Driise ist, tier Organismus be- sitzt nieht gentigend physiologisches Schilddriisenhormon, weder bei den symptomenlosen Strumen noch bei den hyper- thyreoiden. Wenn wit den Kranken Schilddrfise geben, so verfolgen wir eine tats~chliche substituierende Therapie, wit ersetzen das Ausfallen des Schilddrfisenhormons. Die Sehilddrtisentherapie ist also Hormontherapie. Diese Fest- stellung hat auch in der Pathogenese der Schilddriisenkrank- heiten eine sehr groBe Bedeutung, well sie darauf hinweist, dab die Auffassung der Hyperthyreosen als eine quanti tat iv gesteigerte Schilddrtisenhormonproduktion den Tatsachen nicht entspricht. Wo eine Struma ist, da gibt es kein oder kein entsprechendes Schilddrfisenhormon, damit bietet sich Gelegenheit, dab die Strumanoxe zur Geltung kommt. Wenn wit die fehlende Hormonmenge ersetzen, dann stellen wir nicht nur das innersekretorische Milieu her, sondern verhindern auch eine weitere Entwicldung des Strumaschadens.

Das erkl~rt den erstaunlich gfinstigen Erfolg der Schild- driisenbehandlung, die manchmal so vollkommen sein kann, dab sie den chirurgischen Eingriff /iberflfissig macht oder, wenn es doch zur Operation kommt, erm6glicht, dab diese unter viel gtinstigeren Verh~ltnisseu und besseren Aussichten volizogen wird.

Zum SchluB m6ehte ich noch betonen, dab meine 27j~hrige Erfahrung und eine ganze Reihe der behandelten FAIle be- weisen, dab s~mtliche Hormone enthalienden trockenen Pri~parafe die besten Ergebnisse bei der Strumabehandlung anfweisen. In der Medizin ist die Hauptsache und das Ent- seheidende die genaue Beobachtung. Oft hinkt die theore- tische ErM~rung erst langsum den erreichten Resultaten hath. Es ist ganz sicher, dab die Schilddrfise auBer dem aus ihr rein hergestellten Hormon auch andere wirksame Stoffe enth~lt. Es ist daher zu erwarten, dab diese Stoffe zusammen ein besseres Resultat ergeben; dieser Gedanke hat mich schon vor 27 Jahren zur Einffihrung der Behandlung mit getrock- neten Pr~paraten gelenkt.

Zusamraen]assung: x. Die oben angeftihrte Dosierung der Thyreoidtabletten, und zwar maximal t~tglich 3mal o, i o g bei Erwachsenen (bei Kindern die H~lfte), bringt Strumen zur Rfickbildung.

2. Von den Strumen wird die parenchyme Form voll- stitndig geheilt.

3. In den toxischen Fiillen, Basedow miteingerechnet, wird die Toxizit~t nicht nut nicht gesteigert, sondern im Gegenteil vermindert, so dab eine auffallende Besserung and sogar Heilung eintritt.

4. In den F~llen, die einen operativen Eingriff erfordern, wird die Operation erleichtert, well die vergr6Berten, aber sekundAr nicht degenerierten Teile sich riickbilden, und da- dutch werden die sekund~r degenelierten und zu entfernenden Teile der Operation leichter zugfinglich.

5. Bei solchen Vorbereitungen babe ich hie abnorme parenchyme Blutungen beobachtet.

6. Naeh dem Eingriff InuB der Kranke die Meinsie Thyreoidmenge so lange nehmen, bis bei entsprechender Kon- trolle auch nach l~ngerer Pause der erreichte Ruhezustand sich nicht ver~ndert.

7. Endlich finder auch mit der erfolgreichen Anwendung yon Thyreoidtablet ten die Frage der Kropfprophylaxe ihre L6sung.

0 BER DIE VERBREITUNG VON ANKYLOSTOMA DUODENALE BEI GRUBENARBEITERN.

Yon ANNELISE W'INKLER,

Ass]stent am Institut. Aus dem Institut ftir medizinische Chemie und Hygiene der Unlversltet Gottingen

(Direktor: Prof. F. SCH~3TZ).

Durch die Verftigung des Reichswirtschaftsmmisters vom 21, VI. 1939 sind alle unter Tage besch•ftigten Arbeiter, die nicht die deutsche Staatsangehbrigkeit hubert oder aus den neu erworbeneu Gebieten von Grol3deutschland stammen, auf Ankylostomiasis zu untersuchen. Auf Grund dieser Yer- ffigung wurden in unserem Ins t i tu t 1472 Stuhlproben auf Wurmeier uutersucht. 73bet die hierbel erhobenen Befunde soll an dieser Stelle berichtet werden.

]3ekannttich ist das Vorkommen yon Ankylostoma duo- denale in Nord- und Mitteleuropa nur auf einzelne Gruben beschr~nkt, die dem ~Vurm die zu seiner EntwicMung grin- stigen klimatischen Bedingungen bieten. So waren zu An- fang des Jahrhunderts in Deutschland mehrere rheinisch- westf~lische Gruben stark verseucht; gleiches gilt ffir fran- z6sische, holl~ndische und belgische Bergwerke. Durch die seit 19o 3 in Deutschland durchgefi~hrte planm~Bige !dnter- suchung und Behandlung erkrankter Bergleute sowie dutch die Besserung der hygienischen Verh~ltnisse ist es in wenigen Jahren gelungen, die Durchseuehung stark einzud~mmen. Seit etwa 15 Jahren waren die deutschen Gruben v611ig frei yon Ankylostolna duodenale. Gleichfalls befreit sind hoI- 1Andische und belgische Gruben, w~hrend in Frankreich immer noch ein Tell der Bergleute infiziert geblieben ist. Auch bei den ungarischen Gruben soll noeh eine Durchseu- chung bestehen. In Italien, wo sich im Siiden die Krankheit nicht nur auf Grubenarbeiter beschr~nkt, sondern auch die Landbev61kerung betroifen ist, besteht seit einigen Jahren eine Meldepfficht. Durch LUTRARIO, ILVE~TO und MAN- ZlX~LLI erfahren wir, dab in den vergangenen Jahren noch eine groge Zahl yon Neuerkrankungen gemeldet worden ist.

Dutch den erweiterten Abbau einheimischer Erze hat te sich in den letzten Jahren ein Mangel an Arbeitskr~ften ent- wickelt, der dutch Zuhilfenahme yon t3ergleuten aus den neu erworbenen Reichsgebieten sowie fremder Arbeiter aus Polen, Ungarn und Italien ausgeglichen w u r d e . . E s mugte jedoch damit gerechnet werden, dab durch diese Arbeiter die Ankylostomiasis in deutsche Gruben wieder eingescMeppt werden k6nnte, zumal die M6glichkeit besteht, daB diese Arbeiter auBer den WiJrmern auch noch in hygienischer Beziehung andersartige Lebensgewohnheiten mitbr~chten. Durch die ~rzte, denen die gesundheitliche Betreuung dieser Arbeiter oblag, wurden uns bereits seit M~rz 1939 vereinzelt Stuhlproben zur Untersuchung eingesandt. Unter 8o Ein- sendungen gelang es uns dazumal einmM Hakenwurmeier nachzuweisen.