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129 Überall in der Bundesrepublik – wie hier auf der Kriegsgräberstätte Evers- berg im Kreis Meschede/Nordrhein- Westfalen – erinnern Gedenksteine an die Gefallenen in Osteuropa. Ihre Gräber dürfen jahrzehntelang nicht besucht werden. Heute arbeitet der Volksbund mit aller Kraft dafür, dass auch diese Kriegstoten würdige Grä- ber erhalten. Die Kriegsgräberstätte am Futa-Pass (30 763 Kriegstote) in Italien wird am 28. Juni 1969 eingeweiht. Er wird allen Teilnehmern unverges- sen bleiben: Der Jugendtag in Arras/ Nordfrankreich. Dort, wo sich im Er- sten und Zweiten Weltkrieg Deutsche und Franzosen erbittert bekämpften, treffen 2 000 Jugendliche zusam- men, um ein Fest der Versöhnung zu feiern. Das Bild zeigt die Plattler- gruppe des deutschen Alpenvereins, Sektion Bremen, bei einer Vorfüh- rung auf dem Marktplatz in Arras. Gedenkbuch2009-S1-260.qxp:Gedenkbuch 05.10.2009 14:55 Uhr Seite 129

Die Kriegsgräberstätte am Futa-Pass (30 763 …€¦ · Brandt und der Vorsitzende des Mi-nisterrats der DDR, Willi Stoph, in Erfurt zu Gesprächen über die Beziehungen ... Außenminister

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Überall in der Bundesrepublik – wiehier auf der Kriegsgräberstätte Evers-berg im Kreis Meschede/Nordrhein-West falen – erinnern Gedenksteinean die Gefallenen in Osteuropa. IhreGräber dürfen jahrzehntelang nichtbesucht werden. Heute arbeitet derVolksbund mit aller Kraft dafür, dassauch diese Kriegstoten würdige Grä-ber erhalten.

Die Kriegsgräberstätte am Futa-Pass (30 763 Kriegstote) in Italien wirdam 28. Juni 1969 eingeweiht.

Er wird allen Teilnehmern unver ges-sen bleiben: Der Jugendtag in Arras/Nordfrankreich. Dort, wo sich im Er-sten und Zweiten Weltkrieg Deutscheund Franzosen erbittert bekämpften,treffen 2 000 Jugend liche zusam-men, um ein Fest der Versöhnung zu feiern. Das Bild zeigt die Plattler-gruppe des deutschen Alpenvereins,Sektion Bremen, bei einer Vorfüh-rung auf dem Marktplatz in Arras.

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In Ellund bei Flensburg, nahe der dänischen Grenze, richtet der Volks-

bund die Pflegestelle Nord ein. Damit istdie organisatorische Voraussetzung füreine intensivere Pflege der deutschen Sol -datenfriedhöfe in Skandinavien geschaf -fen. � Die feierliche Übergabe des U-Boot-Ehrenmals in Möltenort bei Kiel findetein starkes Echo. Die U-Boot- Kamerad -schaft Kiel hat großen Anteil an der Er-richtung und Pflege dieser Gedenkstätte.� Auf dem Vertretertag 1970 scheidet Prä- sident Trepte aus seinem Amt. Neuer Prä-sident wird Regierungspräsident Prof. Dr.Willi Thiele. � Im Mittelpunkt der Frau-en arbeit des Volksbun des steht der inter- nationale Frauen kongress in Hamburg,der unter Beteiligung von 192 Frau en aus13 Ländern im September veran staltetwird. Schwerpunkt der Diskussionen istdie Friedensarbeit des Volksbundes. �

Im März treffen Bundeskanzler WillyBrandt und der Vorsitzende des Mi-

nisterrats der DDR, Willi Stoph, in Erfurtzu Gesprächen über die Beziehungenzwischen den beiden deutschen Staatenzusammen. Im Mai werden diese Ge sprä -che in Kassel fortgesetzt. � Am 12. Au- gust unterzeichnet Bundeskanzler Brandtin der Sowjetunion den deutsch-sowjeti-schen Vertrag über Gewaltverzicht undAnerkennung der in Europa bestehendenGrenzen (Moskauer Vertrag). � Durcheine Grundgesetzänderung wird im Julidas aktive Wahlalter auf 18 Jahre herab-gesetzt. � Bei einem Besuch in Po len un-terzeichnet Bundeskanzler Brandt am 7. Dezember den Vertrag über die Norma -lisierung der Beziehungen zwischen derBundesrepublik und der VolksrepublikPolen. � Die Geste des Bundes kanz lersbei seinem Besuch im ehemaligen War-schauer Ghetto erregt Aufsehen: Brandtkniet am Mahnmal für die Opfer des Na-tionalsozialismus nieder. �

1970

Bundeskanzler Brandt vor demMahnmal für die jüdischen Toten

in Warschau – auch das ein Sinnbild für den deutschen Wunsch

nach Verständigung und Versöhnung ohne Vergessen

der leidvollen Vergangenheit.

Bundes kanzler Willy Brandt undDDR-Ministerratsvorsitzender

Willi Stoph in Kassel.

Unterzeichnung des deutsch-sowjeti-schen Gewalt verzichtsabkommens in

Moskau durch Willy Brandt und Ministerpräsident Alexej Kossygin.

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Bundesvertretertag des Volksbundes in Kassel

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Deutsch-französisches Denkmal fürdie Toten des Krieges 1870/71 beiVionville/Frankreich.

Die Frauen sind die eigentlichenLeidtragenden des Krieges. Sie

haben Männer, Väter, Söhne undBrüder verloren. Deshalb liegt ihnen

das Friedensthema besonders amHerzen, das auf dem internationalenFrauenkongress des Volksbundes in

Hamburg im Mittelpunkt steht.

Das U-Boot-Ehrenmal Kiel-Möltenorterinnert an das Schicksal von Zehn-tausenden Männern, die mit ihrenBooten in den beiden Weltkriegenuntergingen. Ihre Angehörigen haben hier einen Ort, an dem sie dieNamen wiederfinden und der Totengedenken können.

Wilhelm Kratz, Vor sitzender des LandesverbandesSaar (links), und Bürgermeister a. D. Hermann

Schneider (Landes ver band Baden-Württem berg)sind zwei der Diskussions redner.

Präsident Walter Trepte scheidet aus seinem Amt.Er hat zehn Jahre die Geschicke des Volksbundesgeleitet. Sein Nachfolger wird der Braunschwei-ger Regierungspräsident Prof. Dr. Willi Thiele.

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Eine an Papst Paul VI. gerichteteDenkschrift des Volksbundes wird

am 4. Februar dem Kardinalstaatssekretär Jean Kardinal Villot im Vatikan über ge- ben. � Der Präsident führt mit Vertreterndes Auswärtigen Amtes Gespräche, umdie Bestrebungen des Volksbundes unddes Auswärtigen Amtes in der Kriegs grä-berfrage im Osten neu abzustimmen. � InAbstimmung mit der österreichischen Re-gierung wird die Zu sammen bettung derdeutschen Gefal le nen aus Vorortfriedhö-fen auf dem Zentralfriedhof in Wien ab-geschlossen. � Auf der Insel Kreta in Grie -chenland werden 4 405 zunächst im Klo-ster Gonia aufbewahrte Sarkophage mitden Gebeinen der deutschen Gefallenenauf dem Gelände des neuen deutschenSol da tenfriedhofes bei Maleme ein gebet -tet. � Klaus von Lutzau wird Generalse-kretär. � Gustav Ahlhorn, ehemaligerPräsident und Ehrenmitglied des Volks-bundes, stirbt im Alter von 84 Jahren. �

Am 3. Mai tritt Walter Ulbricht vomAmt des Ersten Sekretärs des Zen-

tral komitees der SED zurück. Nachfolgerwird Erich Honecker. � Am 3. Septemberwird das Viermächteabkommen über Ber-lin von den USA, Groß britan nien, Frank-reich und der UdSSR unterzeichnet. �Am 10. Dezember erhält BundeskanzlerBrandt aufgrund seiner Ostpolitik in Osloden Friedens nobelpreis. �

1971

Bundesministerin Käthe Strobel besucht auch 1971 Jugendlager des Volksbundes in Belgien, den

Niederlanden, Frankreich und Großbritannien. Die Jugendlager

werden durch das Bundes -ministe rium für Jugend, Familie

und Gesundheit und das Deutsch-Französische Jugendwerk mit

erheblichen Zuschüssen gefördert.

Präsident Willi Thiele (zweiter von rechts)und der Vorsitzende des LandesverbandesNiedersachsen, Eduard Haßkamp (rechts),legen zum Auftakt des Vertretertages inHannover auf dem Gräberfeld für deutsche und ausländische Kriegstote in Hannover-Seelhorst einen Kranz nieder.

Bundeskanzler Brandt erhält in Oslo den Friedensnobelpreis.

Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt hält die Gedenk -

rede zum Volks trauertag in der Hamburger Musikhalle.

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Mitarbeiter des LandesverbandesBerlin und eine Abordnung der Aktion Sühnezeichen legen in derKZ-Gedenkstätte Mauthausen im Maieinen Kranz nieder. Im Sommer hel-fen junge Deutsche im Rahmen vonWorkcamps bei der Pflege der inÖsterreich gelegenen Gedenkstätte.

Für den Ausbau der Friedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreichtransportieren Einheiten der Bundes-wehr über 25 000 Betonfundamentefür Metallkreuze.

Unübersehbare Gräberfelder mitschwarz gestrichenen Holzkeuzen –so zeigen sich viele Soldatenfried höfedes Ersten Weltkrieges in Frankreichdem Besucher: St. Laurent-Blangy bei Arras/Nordfrankreich mit 31 939 Kriegs toten.

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Kunst aufFriedhöfen

Von oben nach unten, links:Liny-devant-Dun/Frankreich,Futa-Pass/Italien, Liny-devant-Dun;Mitte: Champigny-St. André/Frankreich, Illfurth/Frankreich, Tarabya/Türkei, Cannock Chase/Großbritannien, Cassino/Italien;rechts: Lommel/Belgien, Berlin-Neukölln, Costermano/Italien, Rovaniemi/Finnland.Seite 135: Die „trauernden Eltern“von Käthe Kollwitz auf dem Sol-datenfriedhof Vladslo/Belgien.

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Präsident Thiele führt mit dem Bot-schafter der UdSSR, Valentin M. Fa -

lin, Gespräche über die deutschen Krieg s -gräber in der Sowjetunion. Falin sagt zu,dass die Gräber deutscher Kriegsgefange-ner in Krasnogorsk und Ljublino (Stadt-bereich von Moskau) instand gesetzt wer-den und der Besuch ermöglicht wird. �Am 9. September über gibt der Volksbundden Soldatenfriedhof Jaunitzbachtal beiFreistadt in Oberösterreich (2 740 Kriegs-tote) der Öffentlichkeit. �

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Bundesminister Egon Bahr und DDR-Staatssekretär Michael Kohl unter-

zeichnen in Ostberlin den Grundlagenver-trag zur Normalisierung der Bezie hungenzwischen der Bundesrepublik und derDDR. � Bei vorgezogenen Bundestags-wahlen erhalten die SPD 45,8 Prozent, die CDU/CSU 44,9 Prozent und die FDP8,4 Prozent der Stimmen. Brandt bleibtBundeskanzler. �

Er läuft und läuft und läuft ...Der 15 007 034. Käfer läuft vomBand. Damit ist das T-Modell der20er Jahre von Ford übertroffen,dessen Serienproduktion damalsnach 15 007 033 Stück eingestelltwurde.

Papst Paul VI. empfängt PräsidentWilli Thiele und Bundesvorstands-mitglied Richard Wagner zu einerPrivat audienz. Er würdigt die Arbeitdes Volksbundes als „einen wesent-lichen Beitrag zur Verständigung derVölker untereinander und damit zurErhaltung des Friedens.“

1972

Der Volksbund erhält für die Aktion„Versöhnung über den Gräbern“den Albert-Schweitzer-Preis der In- ternationalen Goethe-Stiftung, Basel.

Staatssekretär Egon Bahr (rechts)und DDR-Staatssekretär MichaelKohl (links) unterzeichnen dasTransitabkommen.

Präsident Willi Thiele und Hans-Otto Weber (Mitglied des Bundes-vorstandes) beim ersten Gesprächmit Valentin M. Falin über die deutschen Kriegsgräber in der Sowjetunion (von links).

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Durch den Beitritt Dänemarks, Groß-britanniens und Irlands wird die EG

zur Gemeinschaft der Neun. � Die Verei-nigten Staaten stellen die Kriegshandlun-gen gegen Nordvietnam ein. Im Januarunterzeichnen die kriegführenden Partei -en den Waffenstillstand. � Nach kontro-versen Debatten wird der am 21. Dezem- ber 1972 unterzeichnete Grundlagenver-trag mit der DDR ratifiziert. Er tritt am21. Juni in Kraft. Das zuvor angerufeneBundesverfassungsgericht in Karlsruheentscheidet, dass er mit dem Grund ge -setz vereinbar ist. � Im September wer-den die Bundesrepublik und die DDR indie Vereinten Nationen aufgenommen. �Die zweite Phase der Konferenz für Si-cherheit und Zusammenarbeit in Europa(KSZE) in Genf beginnt. � Die Bundesre-publik Deutschland und die Tschechoslo-wakei nehmen diplomatische Beziehun-gen auf. � Das Münchner Abkommenvom 29. September 1938 wird annulliert. �

Die Bemühungen um die Sicherungder Kriegsgräber in Osteuropa ste-

hen auch in diesem Jahr im Vordergrund.Eine Delegation des Deutschen Bundesta-ges bringt das Thema bei einem Besuch inMoskau zur Sprache. Die Kontakte zursowjetischen Botschaft werden fortgesetzt.Es wird erreicht, dass erstmals der Solda-tenfriedhof Moskau-Ljublino besucht wer -den kann. � Bei einem Besuch des Präsi -denten in Tunesien wird Einigung überden Bau der Kriegsgräberstätte Bordj Ce-dria erzielt. � In Frankreich schließt derUmbettungsdienst seine Tätigkeit mit derUmbettung von 898 Gefallenen aus demDepartement Haut Rhin auf den deut-schen Soldatenfriedhof in Bergheim/El-sass ab. � Aus Anlass des 1 000. Jugend -lagers in Frankreich (seit 1957) wird imJuli in Arras ein deutsch-französisches Se-minar veranstaltet. �

Im Verlauf der „Ölkrise“ wird an vier Sonntagen ein Fahrverbot erteilt(Autobahn Heilbronn-Stuttgart).

Das Präsidium beschließt die Stiftungeiner Ehrenplakette in Silber. Siekann Persönlichkeiten im In- undAusland verliehen werden, die sichfür die internationale Friedensarbeitdes Volksbundes in besondererWeise eingesetzt haben.

Aufnahme der beiden deutschenStaaten in die Vereinten Nationen.Vorne die Delegation der DDR mitAußenminister Otto Winzer, hinterdem Gang die Bundesrepublik mitAußenminister Walter Scheel.

1973

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Zum ersten Mal kann der Botschaf-ter der Bundesrepublik Deutschland,

Dr. Ulrich Sahm, am Volkstrauertag aufdem deutschen Soldatenfriedhof Moskau-Ljublino einen Kranz niederlegen. � ErsterTräger der 1973 neugeschaffenen SilbernenEhrenplakette ist der ehemalige Ge neral -direktor der Commonwealth War GravesCommission, William John Chalmers. �

Willy Brandt tritt zurück. HelmutSchmidt wird sein Nachfolger als

Bundeskanzler einer sozial-liberalen Ko-alition. � Die Ständigen Vertretungen inBonn und Ost-Berlin nehmen ihre Arbeitauf. � Am 15. Mai wird Walter Scheel(FDP) zum Bundespräsidenten gewählt.� Die Staats- bzw. Regierungschefs derEG beschließen in Paris die Gründungdes Europäischen Rates. �

Internationales Friedenstreffen zurErinnerung an die Kämpfe um Monte

Cassino im Jahre 1943 – Gedenk-stunde auf dem deutschen Soldaten-

friedhof mit 3 000 Teilnehmern.

Rechte Seite:An der Einweihung des deutschen

Soldatenfriedhofes Maleme auf Kreta im Oktober nehmen außer

1 500 Angehörigen und ehemaligenKameraden auch 1 000 Einwohner

der umliegenden Gemeinden teil.

1974

Bundeskanzler Schmidt und Außenminister Genscher legen bei einem Staatsbesuch in der

Sowjetunion Ende Oktober am Grab des Unbekannten Soldaten

in Kiew einen Kranz nieder.

Bundespräsident Scheel (rechts PräsidentThiele) übernimmt die Schirmherrschaft überden Volksbund. Er sagt: „Die private Idee,auf die der Volksbund seine Arbeit aufge-baut hat, ist förderungswürdig und höherzu bewerten als die staatliche Pflicht.“

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Die Einweihung des Soldatenfried-hofes Bergheim bei Colmar/Frank-

reich, dem letzten der 22 deutschen Sol -datenfriedhöfe des Zweiten Weltkriegesin Frankreich, wird zu einem vielbeachte-ten Bekenntnis zur Verständigung undder Freundschaft zwischen Deutschenund Franzosen. Professor Carlo Schmidhält die Gedenkrede. � Als letzte der 34 deutschen Kriegsgräberstätten in Däne -mark – überwiegend Friedhöfe für Flücht- linge aus Ostdeutschland – wird das Grä -berfeld in Fredericia/Jütland (401 Kriegs-tote) mit Grabzeichen aus Natursteinenversehen. � Die deutsche Kriegsgräber-stätte Dionyssos-Rapendoza in Grie chen-land wird eingeweiht. � Der Bundesprä -sident würdigt mit der Verleihung desGro ßen Verdienstkreuzes des Verdienst-ordens der Bundesrepublik den engagier-ten Einsatz Präsident Thieles für dieKriegs gräberfürsorge. � Auf dem WienerZentralfriedhof wird der vom Volksbundgestaltete Teil für die Gefallenen desZweiten Weltkrieges eingeweiht. �

Der seit dem israelisch-arabischenSechstagekrieg im Juni 1967 ge-

sperrte Suezkanal wird nach achtjährigerBlockade wieder geöffnet. � Am 1. Au-gust wird nach zweijährigen Verhandlun-gen die KSZE-Schlussakte unterzeichnet.Die von 35 Staaten Europas und Nord-amerikas unterzeichnete Charta regeltdas Zusammenleben von Staaten unter-schiedlicher Gesellschaftsordnungen. �Als erster Bundespräsident besucht Wal-ter Scheel im November die UdSSR. �

Der ägyptische Präsident Anwarel Sadat führt an Bord einesZerstörers die ersten Schiffe an,die nach dem Sechstagekrieg1967 den wiedereröffneten Suezkanal passieren.

1975

KSZE-Gipfeltreffen in Helsinki(Eröffnungsfeier).

Bundespräsident Scheel und Außenminister Genscher auf dem

Kriegsgefangenenfriedhof Ljublino.

Der Präsident des Volksbundesbesucht auf Einladung des Sowje-tischen Roten Kreuzes erstmals dieSowjetunion. Er legt in Ljublino/Moskau einen Kranz nieder.

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Die am 28. September eingeweihteKriegsgräberstätte Dionyssos-

Rapendoza liegt 30 Kilometer vonder griechischen Hauptstadt Athen

entfernt. Die 68 Gefallenen des Ersten und 9 905 Gefallenen des

Zweiten Weltkrieges ruhen in unterirdischen Gruftkammern.

Am Tag der Einweihung sind die Namenplatten mit Blumen übersät.

Einweihung des Gräberfeldes für 7 297 deutsche Kriegstote auf dem

Wiener Zentralfriedhof am 25. Oktober. Die seit 1939 beste-

hende Anlage ist durch Zubettungenaus 52 Wiener Vorortfriedhöfen ver-

größert und neu gestaltet worden.

Am 7. Juni wird der Soldatenfried-hof Bergheim im Elsass eingeweiht.Hier ruhen 5 308 Gefallene desZweiten Weltkrieges. Bundesministera. D. Prof. Carlo Schmid hält die Gedenkrede.

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In Ostberlin trifft der Volksbundprä-sident mit dem Leiter der Ständigen

Vertretung der Bundesrepublik Deutsch-land in der DDR, Staatssekretär GünterGaus, zusammen. Gegenstand des Ge-sprächs sind die von der Regierung derDDR festgelegten Bestimmungen überden Besuch von Soldatengräbern und dieMöglichkeiten ihrer praktischen Durch-führung. Ein entsprechendes Merkblattwird an die Volksbundgliederungen, anReisebüros und an Interessenten ausgege-ben. � Der sowjetische Botschafter Falinteilt dem Volksbund mit, dass nach demFriedhof Ljublino nun auch Krasnogorsk(Bild unten) besucht werden könne. �

Nach langen Verhandlungen werdendie Vereinbarungen mit Polen ratifi-

ziert. Polen sichert gegen einen Kreditvon einer Milliarde DM die Ausreise von125 000 Deutschstämmigen zu. � Die SEDverabschiedet auf dem IX. Parteitag einneues Programm. Parteichef Erich Ho-necker wird Staatsratsvorsitzender. � DieWestmächte entscheiden gegen eine Di-rektwahl zum Europaparlament in Berlin,stattdessen werden die Parlamentarierdurch das Abgeordnetenhaus gewählt. �

1976

Die Vereinigten Staaten von Amerikafeiern ihr 200-jähriges Bestehen.

Demonstration gegen den Bau desAtomkraftwerkes Brokdorf.

Das Foto unten zeigt die deutscheKriegsgräberstätte Krasnogorsk.

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Nach Abschluss einer Vereinbarungzwischen der niederländischen Re-gierung und der Bundesregierunggeht die von der niederländischenArmee angelegte deutsche Kriegs-gräberstätte Ysselsteyn am 11. No-vember in die Betreuung durch denVolksbund über.

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Präsident Thiele bittet den Präsiden-ten des Deutschen Bundestages und

den Bundeskanzler um stärkere Unter-stützung bei Kontakten zu Ostblockstaa-ten. � Die zwischen dem Volksbund unddem Rumänischen Roten Kreuz verein-barte Erfassung der deutschen Gräber bei -der Weltkriege in Rumänien wird abge -schlossen. � Aus Anlass des 25-jährigenBestehens der Jugendlager des Volks bun-des findet am 6. Juli auf dem Friedhof inLommel/Belgien eine Feierstunde statt. �

Die Mitgliedstaaten der EG ver-pflich ten sich in einer gemeinsamen

Erklärung, die Entscheidungen des Euro-päischen Gerichtshofes in Menschen-rechtsangelegenheiten als verbindlichanzuerkennen. � Gegen die Stimmen derCDU/CSU verabschiedet der Bundestageine Wehrdienstnovelle. Wehrpflichtigedürfen danach ohne Gewissensprüfungzwischen Bundeswehr und Zivildienstwählen. �

1977

Mordanschläge von Terroristen erschüttern die Öffentlichkeit in derBundesrepublik. Zwei Unbekannteermorden am 7. April in KarlsruheGeneralbundesanwalt Siegfried Buback und seinen Fahrer.

Nach grundlegender Umgestaltungdurch den Volksbund wird die inter-nationale Kriegsgräberstätte in Salz-gitter-Jammertal im Oktober derÖffentlichkeit übergeben. 4 037 Tote aus fünfzehn Nationen,die während des Zweiten Weltkrie-ges als Zwangsarbeiter in Salzgitterstarben, ruhen auf dieser Anlage.Vertreter der polnischen, sowjeti-schen, tschechoslowakischen und ungarischen Botschaft nehmen ander Veranstaltung teil.

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Nach Tobruk in Libyen und El Ala- mein in Ägypten wird die Kriegsgrä-berstätte Bordj Cedria/Tunesien (8 562 Kriegstote) am 28. Septemberals dritte deutsche Kriegsgräberstättein Nordafrika eingeweiht.

Kriegsgräberreise nach Russland: Angehörige besuchen den Kriegsge-fangenenfriedhof Ljublino.

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Auf dem Bundesvertretertag wirdRegierungspräsident i. R. Dr. Josef

Schneeberger zum neuen Präsidenten desVolksbundes gewählt. � Auf Bitte vonPräsident Schneeberger spricht Bundes-kanzler Schmidt beim Besuch des sowjeti-schen Staats- und Parteichefs Breschnewin Bonn auch das noch immer ungelösteProblem der deutschen Kriegsgräber inder Sowjetunion an. � In der Fragestun -de des Bundestages am 13. April nimmtdie Bundesregierung zum Problem dieKriegsgräberstätten in Ost- und Südost-europa Stellung. Ihr Sprecher betont, dassdie Bundesregierung in enger Zusam-men arbeit mit dem Volksbund seit vielenJahren bestrebt sei, die Frage der Errich-tung und Betreuung von Soldatenfried-höfen in Ost- und Südosteuropa zu re -geln. � Die Ministerpräsidenten allerdeutschen Bundesländer fassen in Bonnfolgenden Beschluss:„Die Bundesregierung wird gebeten, beiden Staaten Osteuropas weiterhin nach-drücklich darauf hinzuwirken, dass einefür alle Seiten zufriedenstellende Rege-lung für die deutschen Kriegsgräber indiesen Staaten erreicht wird.” � Das Un-garische Rote Kreuz sichert dem Volks-bund die Erhaltung aller deutschen Kriegs- gräber in Ungarn zu. Bis Ende 1979 solldie 1969 begonnene Erfassung der deut-schen Kriegsgräber abgeschlossen sein. �Bei einem Be such in Warschau sprichtBundesaußenminister Hans-DietrichGenscher auch das Thema der Pflegedeutscher Kriegsgräber in Polen an. �Generalsekretär Neumann führt Gesprä-che mit dem Leiter der Ständigen Vertre-tung der Bundesrepublik bei der Deut -schen Demokra ti schen Republik, Staats-sekretär Günther Gaus, und mit Vertre-tern der evangelischen Kirche. Die Erhal-tung und Pflege der Kriegsgräber aufdem Gebiet der DDR ist das Hauptthema.In der Bundesrepublik wohnende Ange-hörige dürfen zum Besuch von Kriegsgrä-bern in die DDR einreisen und bei denörtlichen Stellen Grabschmuck in Auftraggeben. �

Vom 4. bis 7. Mai hält sich der sowje-tische Staats- und Parteichef Leonid

Breschnew zu einem Staatsbesuch inBonn auf. Die stagnierende Ost-West-Ent-spannung soll neu belebt werden. � Am16. Juli beraten die sieben westlichen In-dustrienationen bei dem Weltwirtschafts-gipfel in Bonn über die Wirtschaftspolitik.� Für ihre Förderung des Friedens imNa hen Osten zwischen Israel und denarabischen Staaten werden MenachemBegin und Anwar el Sadat mit dem Frie-densnobelpreis ausgezeichnet. � In Romwird der Erzbischof von Krakau, KarolKardinal Wojtyla, zum neuen Papst ge-wählt; er nennt sich Johannes Paul II. �

1978

Weißer Rauch aus einem Schornsteindes Vatikans zeigt an, dass ein neuer

Papst gewählt ist.

Ölpest an der Küste der Bretagnenach der Havarie des Tankers

Amoco Cadiz. Durch solche Katastrophen wächst das Umwelt-

bewusstsein vieler Menschen.

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Die Welt, in der wir leben, ist auchnach zwei Weltkriegen noch durchKrieg und Gewalt bestimmt. Dort wo Frieden herrscht, wird das leichtübersehen. Der Volksbund wendetsich mit diesem eigens für die Schul-arbeit entwickelten Plakat an die jüngere Generation.

Hanns-Günther Michel (rechts) isteiner der Mitgründer der Jugend-arbeit des Volksbundes. Der trostloseZustand des Soldatenfriedhofes Cassino bewegte ihn 1950 so sehr,dass er kurz darauf mit weiteren jun-gen Leuten dort arbeitete, um denFriedhof in Ordnung zu bringen.Viele weitere Arbeitseinsätze – vorallem in Elsass-Lothringen – folgten.Michel ist auch Initiator des erstenFriedensseminars des Volksbundesbei einem Jugendeinsatz zur Pflegevon deutschen Kriegsgräbern in Nor-wegen. Sein Engagement betrachtet er ganz nüchtern: „Was wir tun undwas ich getan habe, ist ja nichts wei-ter als ein konkreter Auftrag. Etwas,das mit der Toleranz Ernst macht undan die Versöhnung glaubt.“

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schen Kirchen der Bundesrepublik undder DDR in einer gemeinsamen Erklä-rung aus Anlass des Ausbruchs des Zwei-ten Weltkrieges vor 40 Jahren mit einem„Wort zum Frieden” an die Öffentlich-keit. � Die Dritten Programme des Deut-schen Fernsehens strahlen den ameri ka -nischen Film „Holocaust” aus, in dem dieerschütternde Geschichte der Judenver-nichtung besonders eindrucksvoll darge-stellt wird. �

Als Ergebnis der amerikanisch-ägyp-tisch-israelischen Verhandlungen in

Camp David kommt es zum Abschlussdes israelisch-ägyptischen Friedensver-trages. � In den neun Ländern der Euro-päischen Gemeinschaft finden die erstenDirektwahlen zum Europäischen Parla-ment statt. � Der Bundestag hebt die Ver-jährungsfrist für Mord auf, damit auchkünftig neu entdeckte NS-Verbrechenverfolgt werden können. � Erstmals seitzehn Jahren wenden sich die evangeli-

1979

Sowjetische Truppen marschieren am 26. Dezember in Afghanistanein. Der Widerstand afghanischer

Rebellen wird später zu einem erbitterten Partisanenkrieg.

Die Anhänger von Ayatollah Ruhollah Khomeini bereiten ihm bei

seiner Rückkehr aus dem franzö -sischen Exil in den Iran einen begei-sterten Empfang. Die Herrschaft von

Schah Reza Pahlevi geht zu Ende.

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Der Volksbund besteht 60 Jahre. DerBundesvorstand veröffentlicht aus

diesem Anlass eine Denkschrift zur Frageder 3,8 Millionen deutschen Kriegsgräberin den Staaten Ost- und Südosteuropas. Er stellt fest, dass seine Tätigkeit dort nachwie vor nicht möglich ist, und legt diegro ße Sorge um eine Lösung des drängen -den humanitären Problems der Kriegs-gräberfürsorge erneut dar. � Der Vertre-tertag verabschiedet folgende Resolution:

„In Erinnerung an den 65. Jahrestag desBeginns des Ersten Weltkrieges,in Erinnerung an den 40. Jahrestag desBeginns des Zweiten Weltkrieges, im Bewusstsein der Verpflichtung, demFrieden zu dienen, mahnt der Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfürsorgeeindringlich, der Opfer der Kriege undder Gewaltherrschaft im Sinne der Ver-söhnung der Völker und der Erhaltungdes Friedens zu gedenken.”

� Hoffnungen auf weitere Gespräche inJugoslawien und Polen zerschlagen sich.� Der Bundesvorstand würdigt die Ver-dienste von Altbundespräsident WalterScheel um die Kriegsgräberfürsorge mitder Verleihung der Ehrenmitgliedschaft.� Bedeutsam für die Zusammenarbeitzwischen Volks bund und Bundeswehr istein Erlass des Bundesministers der Vertei-digung, Dr. Hans Apel. �

149

Am 4. Mai gedenkt der Volksbund in der Bonner Beethovenhalle seinerGründung vor 60 Jahren. Bundesin-nenminister Gerhart Rudolf Baumhält die Ansprache: Er sei überzeugt,dass die Entspannung zwischen Westund Ost auch die humanitäre Auf-gabe der Kriegsgräberfürsorge ein-schließe. Die Bundesregierung wollealles Erdenkliche dafür tun, dassdiese Zukunftsaufgabe realisiert werden könne.

Bundespräsident Karl Carstens über-nimmt die Schirmherrschaft über denVolksbund. Er erklärt: „Das Wirkendes Volksbundes geht weit über dieAufgaben der Fürsorge für die Kriegs -gräber hinaus. Durch seine Friedens-arbeit unter dem Motto – Versöh-nung über den Gräbern – trägt derVolksbund zum besseren Verständnisunter den Völkern in Europa bei.“(Foto links Präsident Dr. JosefSchneeberger und BundespräsidentKarl Carstens)

Bei seinem Besuch in Rumänien legtBundesaußenminister Hans-DietrichGenscher im Oktober auf dem Fried-hof „Pro Patria“ in Bukarest einenKranz nieder. Dort ruhen 3 855 deut-sche Soldaten des Ersten und ZweitenWeltkrieges.

Der Volksbund erhält für seine völkerversöhnende Arbeit die Gold-medaille der französischen Sociétéd’Encouragement au Bien.

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Seit ihrem Bestehen unterstützt dieBundeswehr die Arbeit des Volksbundes.Die Grundlage dafür bilden ein zwischendem Volksbund und der Bundeswehr ge-schlossener Vertrag sowie der jeweils gül-tige Erlass des Verteidigungsministers. Indiesem Erlass sind die Hilfeleistungender Bundeswehr für den Volksbund defi-niert und geregelt. Die Bundeswehr hilftdem Volksbund beispielsweise bei derHaus- und Straßensammlung, bei Ar-beitseinsätzen auf Kriegsgräberstätten,

den Workcamps und bei verschiedenenGedenkveranstaltungen sowie Benefiz-konzerten.

Ohne diese Hilfeleistungen der Bun-deswehr müsste der Volksbund in eini-gen Bereichen erhebliche Einschränkun-gen hinnehmen. Durch die freiwilligeTeilnahme von Soldatinnen und Soldatender Bundeswehr an der Haus- und Stra-ßensammlung wird jährlich im Schnittein Betrag von rund zwei Millionen Euro

Zusammenarbeit mit der Bundeswehr

Deutsche Soldaten pflegen in ihrer Freizeit die KriegsgräberstätteGötzendorf in Österreich.

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gesammelt (Stand: 2008). Der Anteil derBundeswehr an der Pflege und der In-standsetzung von Kriegsgräberstätten imIn- und Ausland ist ebenfalls erheblich. Innahezu allen Ländern Europas helfen Sol-datinnen und Soldaten der Bundeswehr,diese Orte der Erinnerung und des Ge-denkens in einem würdigen Zustand zuerhalten. Tausende von Angehörigen derBundeswehr haben so Kriegsgräberstät-ten kennen gelernt und sind dem Volks-bund aufgrund dieser Erfahrungen beson-ders verbunden.

Junge Menschen vieler Nationalitätentreffen sich Jahr für Jahr in den Work-camps, um Kriegsgräber zu pflegen undsich mit der gemeinsamen Vergangenheitzu beschäftigen. Die Bundeswehr stellt da-bei Busse und Fahrer für die meisten die-ser Jugendbegegnungen. An zahlreichenGedenkveranstaltungen im In- und Aus-land ist die Bundeswehr ebenso beteiligt.Sie stellt Kranzträger, Ehrenformationenund entsendet Musikkorps. Zusätzlichgibt es viele Benefizkonzerte mit Beteili-gung von Musikkorps der Bundeswehr.

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten undVorgaben ist die Bundeswehr in Einzelfäl-len auch für Hilfen ansprechbar, die nichtausdrücklich im Erlass aufgelistet sind.Für die erforderlichen Genehmigungenfindet der Volksbund bei der politischenund militärischen Führung der Bundes-wehr stets ein offenes Ohr.

Heute beschäftigt der Volksbund ehe-malige Stabsoffiziere der Bundeswehr alsBeauftragte für die Zusammenarbeit. Die-se Bundeswehr-Beauftragten halten Ver-bindung zur Truppe, informieren über dieZiele, Aufgaben und Projekte, bieten orga-nisatorische Unterstützung und koordi-nieren die Zusammenarbeit. Zugleich istder Volksbund bestrebt, die Bedeutungder Kriegsgräberfürsorge in die Streit-kräfte zu tragen.

Zusammenarbeit mit den Reservisten

Die Zusammenarbeit mit dem Ver-band der Reservisten der Deutschen Bun-deswehr e.V. (VdRBw) beruht auf einergemeinsamen Vereinbarung vom 1. Fe-bruar 1996. Für den Volksbund sind dieReservisten der Bundeswehr besonderswichtig. Es sind Mitbürgerinnen und Mit-bürger, die ihre Erfahrungen mit derKriegs gräberfürsorge in unsere Gesell-schaft tragen. Reservisten helfen demVolksbund – wie die Bundeswehr – beider Pflege der Kriegsgräberstätten im In-und Ausland. Sie unterstützen ihn bei der

Haus- und Straßensammlung und arbei-ten freiwillig auf deutschen Kriegsgräber-stätten. Bei der Sammlung erzielen siejährlich ein Ergebnis von über 500 000 Eu -ro – mit steigender Tendenz (Stand: 2008).

Mit der Auflösung vieler Standorteder Bundeswehr gewinnt die Arbeit derReservisten zusätzlich an Bedeutung. Mitihrer Hilfe sollen an diesen Orten zu er-wartende Ausfälle bei der Sammlungmöglichst aufgefangen werden. Für die

Betreuung der Reservisten setzt der Volks- bund Reservisten-Beauftragte ein. IhreAufgabe ist insbesondere die Informati-onsarbeit. Auch der VdRBw engagiertsich zunehmend für die Friedensarbeitder deutschen Kriegsgräberfürsorge. DerVolksbund ist bestrebt, diese Zusammen-arbeit noch zu intensivieren. �

Seit Beginn der Partnerschaft zwi-schen Volksbund und Bundeswehrvor über 50 Jahren leisten die frei-willigen Helfer in Uniform etwa 100 Arbeitseinsätze jährlich.

So wie Generalmajor Johann Oppitzengagieren sich viele Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowieReservisten bei der jährlichen Haus-und Straßensammlung.

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Der Präsident des Deutschen Bundes-tages, Richard Stücklen, gibt zum

35. Jahrestag der Beendigung des ZweitenWeltkrieges am 8. Mai die folgende Erklä-rung zur Frage der deutschen Kriegsgrä-berfürsorge ab:

„Wir gedenken am heutigen Tage, 35 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrie-ges, der Opfer und ihrer Hinterbliebenenin tiefer Anteilnahme. Mit der Errichtungun seres demokratischen Staates haben wirdie Folgen aus dem totalen Zusammen-bruch gezogen. Die Bundesrepublik ist einin der ganzen Welt geachtetes Mitglied derStaaten- und Völkergemeinschaft gewor-den. Mit dem Gedenken an die Opfer ver -binden wir den Appell, das Andenken derToten aller Nationen im In- und Auslandzu respektieren. Wir beziehen in diesenRespekt die Pflege der letzten Ruhestättenvon Millionen Deutschen im In- und Aus-land ein. Dankbar nehmen wir die Tatsa-che zur Kenntnis, dass die Gräber in zahl - reichen Ländern der Welt gepflegt werdenkönnen. Der Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge hat sich dieser Verpflich-tung vorbildlich angenommen. Wir be -dau ern, dass die Arbeit des Volksbundesnoch immer erschwert ist. Ich möchte denheutigen Tag zum Anlass nehmen, an dieRegierungen der osteuropäischen Länder,insbesondere an die Sowjetunion, zu ap-pellieren, sich den humanitären Anliegender Kriegs gräberfürsorge nicht zu ver-schließen. Es ist eine über die Grenzen hinausreichende Verpflichtung, die letztenRuhestätten der Opfer in Würde und Humanität zu gestalten.“ �

Bei der Eröffnung der OlympischenSpiele in Moskau fehlen 40 Natio-

nen, die ihre Meldung wegen des sowjeti-schen Einmarsches in Afghanistan zu- rück gezogen haben. � In Jugoslawienstirbt Staatspräsident Josip Brosz Tito.Damit ist der Zerfall des Vielvölker staatesvorgezeichnet. � Der erste Golfkrieg –zwischen dem Iran und dem Irak – be-ginnt. � Die DDR erhöht den sogenann-ten Zwangsumtausch für Westbesucherauf 25 Mark pro Tag. �

1980

Streikende Arbeiter der polnischenLenin-Werft in Danzig (Gdansk).

Der Vulkan Mount St. Helens in denUSA bricht aus.

Die politische Landschaft kommt inBewegung – Gründung der ParteiDie Grünen in Karlsruhe.

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Alle Bemühungen, mit Albanien, Bul -ga rien, Polen, der Tschecho slowakeiund der Sowjetunion über die deut-schen Kriegsgräber ins Gespräch zukommen, bleiben erfolglos. So wiedieses Gräberfeld in Suwalki/Polenmit jüdischen und moslemischen Gräbern sehen auch viele deut scheFriedhöfe aus: Die Kreuze sind ver-schwun den. Aber die Lage der Grä-ber ist noch immer erkennbar.

Der Soldatenfriedhof Cuacos de Yusteist die einzige deutsche Kriegsgräber -stätte in Spanien. Hier ruhen 26 Ge-fallene des Ersten sowie 154 Gefal-lene (Marine- und Luftwaffenange -hö rige) und verstorbene Inter niertedes Zweiten Weltkrieges.

Bundespräsident Carstens besuchtwährend einer Wanderung durchHessen den Soldatenfriedhof Ludwig -stein (mit Stock: Minister präsidentHolger Börner). Der LandesverbandHessen des Volksbundes hat die Grä berstätte unterhalb der Jugend-burg Ludwigstein 1960/1961 ange-legt. Hier ruhen 294 Kriegs tote ausverschiedenen Ländern, darunterauch Opfer der Gestapo.

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Griechenland ist das zehnte Vollmit-glied der Europäischen Gemein-

schaft. � Papst Johannes Paul II. wird aufdem Petersplatz in Rom durch mehrereSchüsse schwer verletzt. � Den Amerika-nern gelingt der erste Weltraumflug mitder Raumfähre (Space Shuttle) „Colum-bia.“ � Der NATO-Doppelbeschluss wirdzu einer politischen Zerreißprobe. Hel-mut Schmidt und Hans-Dietrich Gen-scher drohen mit persönlichen politischen Konsequenzen, falls der Bundestag ihnenin der Frage der Raketennachrüstungnicht zustimmt. � Am 11. Dezember tref-fen Bundeskanzler Schmidt und Staats-und Parteichef Honecker in der DDR zu Gesprächen zusammen. � In Polen wirdzur Niederschlagung der Solidarnosc-Bewegung (Gewerkschaft „Solidarität“)das Kriegsrecht verhängt. �

Der Vertretertag beschließt am 24. Oktober in Mainz: „Die Bundes-

regierung wird gebeten, sie möge für dieErrichtung eines zentralen Gedenk- undMahnmals auf deutschem Boden besorgtsein. Das Gedenk- und Mahnmal sollStätte des Gedenkens sein an alle Totender Kriege und der Gewaltherrschaft, insbesondere an jene, deren Gräber uner-reichbar sind. Das Gedenk- und Mahn-mal soll zugleich Ort der Mahnung undder Besinnung sein, darauf, dass der Friede das höchste Gut der Menschheitist.“ � Das Ausbau programm der deut-schen Kriegsgräberstätten des ErstenWeltkrieges in Frankreich wird abge-schlossen. 150 000 Kreuze, Stelen undPlatten kennzeichnen nun die Gräber derca. 450 000 in Einzelgräbern bestattetenKriegstoten. � In mehr jähriger Arbeit haben Jugendliche und Bundeswehr aufder deutschen Kriegsgräberstätte Yssel-steyn/Niederlande über 31 000 Natur-steinkreuze aufgestellt. � Der Volksbunderreicht in Verhandlungen mit dem Unga-rischen Roten Kreuz im September, dasseine deutsche Kriegsgräberstätte im X. Bezirk von Budapest instand gesetztwird. Auf dieser Anlage ruhen ca. 6 000Gefallene. � Anlässlich der Bundesgar-tenschau in Kassel wird eine Freiluftaus-stellung entwickelt, die sechs Monatelang die Besucher über die weltweiteVolksbundarbeit informiert. �

1981

Erfolgreicher Start der Europarakete Ariane am 19. Juni in Kourou/Französisch- Guayana. An Bord: der euro päische Wettersatellit Meteosat 2.

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Gedenkveranstaltung zum zehntenJahrestag der Einweihung des Sol -datenfriedhofes Kitchener in Kanada.Auf dem deutschen Gräberfeld des„Woodland-Fried hofes“ ruhen 39 ver -storbene Kriegsgefangene des Erstenund 148 des Zweiten Weltkrieges.Sie wurden aus 30 kanadischen Ge-meinden hierher umgebettet.

Bundesvertretertag 1981 in Mainz:Arbeitssitzung im großen Sitzungs-saal des Neuen Rathauses. Bei deröffentlichen Veranstaltung im Fest-saal des Kurfürstlichen Schlossesspricht Bundespräsident Carstens.

Eine jugoslawische Delegation unterLeitung von Botschafter a. D. Prof. Dr.Gavro Altman besucht die Bundesge-schäftsstelle des Volksbundes. DieVerhandlungen ergeben weit gehendeÜbereinstimmung in der grundsätzli-chen Frage der Kriegsgräberfürsorgein Jugoslawien.

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Im Ersten Weltkrieg sind in Frankreich930 000 deutsche Soldaten gefallen. Ob-wohl eine große Anzahl der Gräber beiden Kampfhandlungen ver lorenging,kann der Volksbund Auskunft über fast760 000 Gefallene geben. Diese Toten lie-gen auf 192 Friedhöfen, 461 000 Gefallenein Einzel- und 294 000 Gefallene in Kame-radengräbern. Die Gräber von 16 000 Ge -fallenen befinden sich auf Kriegs grä ber - stätten anderer Nationen und französi-schen Gemeindefried höfen. �

Friedhöfe des Ersten Weltkriegesin Frankreich

Die Einzelgräber auf den Friedhöfendes Ersten Weltkrieges sind mit Stein-oder Metallkreuzen gekennzeichnet.Unsere Bilder auf der rechten Seitezeigen einige Beispiele: St. Quentin (8 229 Kriegstote; linksoben); Rancourt (11 422 Kriegstote;rechts oben); Maissemy (30 478Kriegstote; links unten); Damvillers (1 113 Kriegstote; unten Mitte) und Illies (3 145 Kriegstote; ganz rechts).

Die Kriegsgräberstätte Neuville-St. Vaast (44 833 Kriegstote) heuteund in den 20er Jahren. Im Kamera-dengrab (rechts) ruhen 8 040 Gefal-lene. Die Namen der bekannten Totensind auf Namentafeln verewigt.

Besucher in Soupir (11 089 Kriegs-tote, Foto ganz rechts) und Consen-voye (11 146 Kriegs tote). Auf jedemFriedhof ist ein Buch mit den Namender hier bestatteten Kriegstoten aus-ge legt. In Soupir befin det sich dasNamenbuch in der Stele.

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Pflegen heißterhalten!

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Die Erhaltung und Pflege der Fried-höfe mit ihren Gebäuden, Grab zei-chen, Mauern, Wegen und Grünan -lagen ist eine umfangreiche und viel-fältige Aufgabe: Gräben ziehen,Zäune reparieren, Bäume fällen undzer sägen, Rasenmähen, Grabzeichenreinigen, reparieren und neu setzen,Rasen aufhäufeln, Pflanzen setzen,Flächen und Wege planieren, Plattenreinigen, ... Für dies alles und nochviel mehr ist der Pflegedienst desVolksbundes zuständig. Er wird tat-kräftig unterstützt von den jungenLeuten in den Jugendlagern, von derBundeswehr, von Schülergruppenund Freiwilligen, die für diesen gutenZweck gern etwas Zeit und auchGeld aufwenden. Der Dank an alleHelfer besteht in dem Lob, das diePflege in vielen Briefen an den Volks-bund und in den Besucherbüchernauf den Friedhöfen erfährt.

Die meisten vom Volksbund betreu-ten Kriegsgräberstätten liegen inFrankreich. Zur Organisation derPflege sind sechs Pflegebezirke ein-gerichtet worden, zu denen jeweilsein Pflegehof mit dem nötigen Fahr-zeug- und Maschinenpark gehört.Von hier aus starten die Friedhofs -arbeiter zu ihren Einsätzen.

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Am 1. Oktober wird BundeskanzlerHelmut Schmidt durch ein konstruk-

tives Misstrauensvotum im Bundestaggestürzt. Dr. Helmut Kohl (CDU) wirdzum sechsten Kanzler der Bundesrepu-blik gewählt. �

Die Arbeit des Volksbundes findetDank und Anerkennung aller Par-

teien bei einer Aussprache im Plenum desDeutschen Bundestages, die auf Antragder Fraktion der CDU/CSU am 30. Aprilstattfindet. In einem einstimmig gefasstenBeschluss heißt es u. a., dass die Erfas-sung und Pflege deutscher Kriegsgräbernicht allein eine private Aufgabe desVolksbundes Deutsche Kriegsgräberfür-sorge sei, sondern im Interesse aller Deut-schen liege. Daher sei es Aufgabe derBundesregierung, solange selbst die er-forderlichen Verhandlungen zu führen,bis diese vom Volksbund fortgesetzt wer-den könnten. Besonders herausgehobenwird in der Debatte, dass die Arbeit desVolksbundes die Verständigung, Versöh-nung und den Frieden fördere. Dieses do-kumentiere sich besonders in seiner Ju -gendarbeit. � Eine Delegation des Vor-standes unter Leitung des Präsidentenbesucht im März auf Einladung des So -w jetischen Roten Kreuzes die Sowjetunion.� Ein weiteres Gespräch mit Vertreterndes Sowjetischen Roten Kreuzes schließtsich in Kassel an. Es werden Fotos vonGräbern deutscher Kriegsgefangener aufden Gefangenenfriedhöfen Tambow, Kir-sanow und Morchansk mit der Erklärungüberreicht, dass diese Friedhöfe künftigvon deutschen Reisegruppen besucht wer -den dürfen. Außerdem erhält der Volks-bund Listen mit den Namen von 757 deut -schen Soldaten, die auf diesen Anlagenbegraben sein sollen. � Am 30. Juli stirbtPräsident Schneeberger. Der Vertretertagwählt am 18. Oktober in Kassel den bis-

herigen Vorsitzenden des Landesverban-des Niedersachsen, Ver waltungspräsidenta. D. Eduard Haßkamp, zu seinem Nach-folger. � Der Jugendausschuss als bera-tendes Gremium des Präsidiums begehtden 20. Jahrestag seiner Gründung. �

1982

Am 2. April besetzen argentinischeTruppen die zu Großbritannien gehörenden Falkland-Inseln. Ihr Besitz ist seit 150 Jahren umstritten.Am 21. Mai kapitulieren die argentinischen Streitkräfte vor den gelandeten Briten.

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In Tarabya bei Istanbul/Türkei wirdam 14. November eine Kriegsgrä-berstätte für 505 Gefallene des Er-sten und 172 Gefallene des ZweitenWeltkrieges eingeweiht. Der Volks-bund hat hier alle in der Türkei be-statteten deutschen Kriegstotenzusammengebettet.

Kranzniederlegung auf dem Kriegs-gefangenenfriedhof Krasnogorsk undam Grab des Unbekannten Soldatenin Moskau.

Gespräche des Bundesvorstandes mit dem Sowjetischen Roten Kreuz in Moskau.

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Das 20jährige Bestehen des Vertragesüber die deutsch-französische Zu-

sammenarbeit wird feierlich begangen.Der französische Staatspräsident FrançoisMitterrand spricht vor dem Bundestag;am Tag darauf nimmt Bundeskanzler Hel -mut Kohl an der Feierstunde im PariserElysée-Palast, dem Amtssitz des Staats prä- sidenten, teil. � Der Bundestag beschließtim November gegen die Stimmen vonSPD und Grünen, am NATO-Doppelbe-schluss festzuhalten. �

Auf Initiative des Volksbundes bil-den Vertreter von Vereinen und Ver-

bänden ein Kuratorium zur Errichtungeiner nationalen Mahn- und Gedenkstättedes deutschen Volkes auf dem Boden derBundesrepublik Deutschland. Zum Vor-sitzenden wird der Volksbundpräsidentgewählt. � Dem Kuratorium gehören an:

- Volksbund Deutsche Kriegsgräber -fürsorge,

- Deutsches Rotes Kreuz,- Deutscher Bundeswehrverband,- Bund der Vertriebenen,- Reichsbund der Kriegsopfer, Behinder-

ten, Sozialrentner und Hinterbliebenen,- Ring deutscher Soldatenverbände,- Verband der Heimkehrer, Kriegsgefan-

genen und VermisstenangehörigenDeutschlands,

- Verband der Kriegs- und Wehrdienst- opfer, Behinderten und SozialrentnerDeutschlands,

- Zentralverband demokratischer Wider-standskämpfer- und Verfolgtenorgani-sationen.

� Im Juli verhandelt eine Delegation desVolksbundes unter Leitung des Präsiden-ten in Moskau abermals mit dem Präsi-di um des Sowjetischen Roten Kreuzesüber deutsche Kriegsgräberstätten in derSowjetunion. Die Vertreter des Sowjeti-schen Roten Kreuzes erklären wiederum,dass überirdisch erkennbare deutscheSoldatenfriehöfe aus der Kriegszeit nichtmehr vorhanden seien. Es könne abersein, dass weitere Kriegsgefangenen fried-höfe gefunden würden. Das SowjetischeRote Kreuz lehne es allerdings ab, demVolksbund bei der Suche nach deutschenKriegs gräberstätten zu helfen. � Mit derEinweihung der Kriegsgräberstätte Ober-wölbling/Österreich (4 059 Ge fallene) imSeptember wird die neunte von insgesamtzehn im Bundesland Niederösterreich ge-planten Anlagen fertiggestellt. Der Volks-bund hat in Österreich insgesamt 24 957Ge fallene auf Friedhöfen bestattet. DieseArbeit mit Gesamt kosten von zehn Mil-lionen DM ist aus Mitgliedsbeiträgen undSpenden vom Volksbund finanziert wor-den. Er arbeitet eng mit dem Österreichi-schen Schwarzen Kreuz (ÖSK) zusam -men. � Auf spanischem Boden wird dieeinzige deutsche Kriegsgräberstätte Cua-cos de Yuste (26 Gefallene des ErstenWeltkrieges, 154 Gefallene des ZweitenWeltkrieges) eingeweiht. � Im Rahmendes Rei seangebotes für Freunde des Volks- bundes können erstmals die vier Kriegs-gefangenenfriedhöfe in der UdSSR be- sucht werden. �

1983

Mit der Fertigstellung der Gebäudeist der Ausbau der KriegsgräberstätteNeuville-St. Vaast in Frankreich (dergrößte deutsche Soldatenfriedhof desErsten Weltkrieges) abgeschlossen.

Bundespräsident Karl Carstens be-sucht das Grab des Dichters GorchFock auf der kleinen schwedischenSchäreninsel Stensholmen. GorchFock gehört zu den Opfern der Skagerrakschlacht 1916.

Das Evangeliar Heinrichs des Löwenwird bei Sotheby’s in London im Auf-trag der Bundesregierung und derLänder Bayern und Niedersachsenfür 32,5 Millionen DM ersteigert.

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Die Friedhöfe Oberwölbling/Öster -reich (4 059 Kriegstote des ZweitenWeltkrieges; oben) und Cuacos deYuste/Spanien (180 Kriegstote beiderWeltkriege; links) werden eingeweiht.

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Die riesige Gedenkstätte mit der Figur der „Mutter Heimat“ auf demMamajew-Hügel in Wolgograd ver-herrlicht den sowjetischen Sieg in derSchlacht um Stalingrad.Diese Wand erinnert an die Kolonneder 110 000 deutschen Soldaten in die Kriegsgefangenschaft. Von ihnensind nur ca. 5 000 nach Hause zurück -gekehrt. Viele deutsche Besucher legenhier zum Gedenken an ihre Angehöri-gen Blumen nieder.

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Über die von den deutschen Truppenange leg ten Soldatenfriedhöfe in der Sowjetunion heißt es von sowjetischerSeite, sie seien nicht mehr vorhanden.Von den Kriegsgefangenen friedhöfensind zum Besuch freigegeben (von oben):Morschansk (4 751 Kriegs tote), Kirsanow (1 555 Kriegstote), Krasnogorsk (211 Kriegstote) und Tambow (24 000 Kriegstote). Angehörige besuchen zum ersten Maldie Kriegsgräber in Tambow.

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Die Gewerkschaft IG Druck und Pa-pier ruft zum Streik für eine 35-Stun-

den-Woche auf. Er dauert 13 Wochen. �An der deutsch-deutschen Grenze werdendie letzten Tötungsautomaten abge baut. �400 000 Anhänger der Friedens bewe gungdemonstrieren in vielen Städten der Bun-desrepublik gegen Aufrüs tung in Ost undWest. � Dr. Richard von Weizsäcker (CDU)wird Bundes präsident. �

Der italienische Staatspräsident San-dro Pertini empfängt den Präsiden-

ten des Volksbundes. Er ist sehr interes-siert an der Arbeit und den Problemender deutschen Kriegsgräberfürsorge. �Aus Anlass des 40. Jahrestages der Lan-dung der Alliierten in der Normandieveranstaltet der Volksbund auf der deut-schen Kriegsgräberstätte La Cambe am8. Juni eine Gedenkfeier. � Altbundes prä- sident Carstens wird für seine Unterstüt-zung der Kriegsgräberfürsorge die Ehren - mitgliedschaft verliehen. � Der Präsidentnimmt an dem Treffen des Common-wealth-German-French Joint Committee(Gemeinsamer Ausschuss für Kriegsgrä-berfragen), in dem Erfahrungen und Mei-nungen ausgetauscht werden, teil. Beidieser alle fünf Jahre stattfindenden Sit-zung, die von der Commonwealth WarGraves Commission diesmal in Londonausgerichtet wird, sind auch die Botschaf-ter der Bundesrepublik Deutschland,Frankreichs und Australiens anwesend. �

1984

Händedruck als Symbol der Versöh-nung: Staatspräsident Mitterrand undBundeskanzler Kohl vor dem Gebein-haus auf dem Douaumont/Verdun.

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Bundeskanzler Kohl und der franzö-sische Staatspräsident Mitterrand be-suchen am 22. September den deut -schen Soldatenfriedhof Consenvoyenördlich von Verdun. Dieses erste Zusammentreffen eines deutschenKanz lers und eines französischenPräsidenten auf einem deutschen Soldatenfriedhof hat der Volksbundangeregt. Die Staatsmänner werdenvon Präsident Haßkamp begleitet.

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Gedankenaustausch mit dem Bun-despräsidenten: Präsident EduardHaßkamp, Bundespräsident Richardvon Weizsäcker, Vizepräsident Richard Wagner und GeneralsekretärHans-Günter Neumann (von links).

Der Soldatenfriedhof Cernay/Frankreich (7 485 Gefallene beiderWeltkriege) wird fertiggestellt undunter großer Beteiligung der Bevöl ke-rung und von Veteranenverbändeneingeweiht.

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Gedenken an die Opfer der schwerenKämpfe um Monte Cassino vor 40 Jahren;

auf dem deutschen Soldatenfriedhofruhen 20 073 Gefallene.

Besucher im U-Boot-Ehrenmal Kiel-Möltenort. Der Volksbund lässt

27 Bronzetafeln mit den Namender gefallenen U-Boot-Fahrer des

Ersten Weltkrieges anbringen.

Eröffnung des Internationalen Semi-nars in Hilden (bei Düsseldorf). Gästedes Volksbundes aus dem In- undAusland diskutieren über Fragen derKriegsgräberfürsorge. Höhepunktdes Seminars ist die Teilnahme ander zentralen Gedenkveranstaltungzum Volkstrauertag in Bonn.

Der Soldatenfriedhof La Cambe isteine der sechs deutschen Kriegsgrä-berstätten in der Normandie. Präsident Haßkamp hält die An- sprache während der Gedenkveran-staltung am 8. Juni.

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Mit uns reisen

Jedes Jahr organisieren die Bundes-geschäftsstelle und die Landesver-bände des Volksbundes in Zusam-menarbeit mit verschiedenen Touris-tikpartnern über 100 Reisen in vieleLänder West- und Osteuropas mitmehreren tausend Teilnehmern. Be-sondere Schwerpunkte sind Gedenk-fahrten und Reisen von Angehörigenzur Einweihung von Kriegsgräber-stätten. Die Reiseprogramme orien-tieren sich an den Interessen undAnsprüchen der Reiseteilnehmer.Viele Reiserouten verlaufen nichtdurch die gängigen Urlaubsgebiete,sondern führen in Gegenden, die abseits der Touristenströme liegen.Die Teilnehmer besuchen Kriegsgrä-berstätten verschiedener Nationen,besichtigen Denkmäler und Sehens-würdigkeiten und spüren, wie sehrdie Ereignisse des Ersten und ZweitenWeltkrieges auch heute noch das Zusammenleben der europäischenNationen bestimmen.

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Grabschmuck

Der Volksbund schmückt im Auftragder Angehörigen Kriegsgräber inaller Welt mit Kränzen oder Blumen.Sogar Daueraufträge sind möglich.Auf Wunsch werden auch Grabfotoszugesandt. Über 10 000 Menschennutzen jedes Jahr dieses Angebot.Die geschmückten Gräber zeigen,dass die Opfer des Krieges nicht vergessen sind.

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Spanien und Portugal treten nachachtjährigen Verhandlungen der Eu-

ropäischen Gemeinschaft bei. � Der ame-rikanische Präsident Reagan kommt indie Bundesrepublik und besucht am 5. Maimit Bundeskanzler Kohl den Soldaten-friedhof Bitburg. Um diesen Besuch be-ginnt in der Öffentlichkeit ein Streit überdie dort befindlichen Gräber von To tender Waffen-SS. � Der Bundespräsidenthält auf einer gemeinsamen Veran stal-tung von Bundestag und Bundesrat eineauch international vielbeachtete Gedenk-rede anlässlich des 40. Jahrestages derdeutschen Kapitulation. Er sagt u. a.:„Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob altoder jung, müssen die Vergangenheit an-nehmen. Wir alle sind von ihren Folgenbetroffen und für sie in Haftung genom-men. Jüngere und Ältere müssen undkönnen sich gegenseitig helfen zu verste-hen, warum es lebenswichtig ist, die Erin-nerung wachzuhalten. Es geht nicht da -rum, Vergangenheit zu bewältigen. Daskann man gar nicht. Sie lässt sich ja nichtnachträglich ändern oder ungeschehenmachen.Wer aber vor der Vergangenheitdie Augen verschließt, wird blind für dieGegenwart. Wer sich der Unmenschlich-keit nicht erinnern will, der wird wiederanfällig für neue Ansteckungsgefahren.“ �

Bei der Einweihung des neuenKriegs museums in Ypern/Belgien,

zu dessen Ausstattung der Volksbundeine Serie von Großfotos deutscherKriegsgräberstätten beigesteuert hat, be-dankt sich der Präsident bei König Bau-douin für die vertrauensvolle Zusam -menarbeit mit den belgischen Behördenund Institutionen. � Der Parlamentari-sche Ring, dem Abgeordnete der Bundes-tagsfraktionen der CDU/CSU, der SPDund der FDP angehören, informiert sichin Italien auf den Kriegsgräberstätten Pomezia und Cassino über die Arbeit desVolksbundes. �

1985

Boris Becker gewinnt als bislangjüngster Tennisspieler und als erster Deutscher das Tennisturniervon Wimbledon.

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Privataudienz im Vatikan: Papst Johannes Paul II. empfängt am 9. Januar eine Delegation des Volks-bundes; von links: Präsident EduardHaßkamp, Papst Johannes Paul II.,Hans Niemeyer (Leiter der Geschäfts-stelle Süd des Volksbundes), HildeHaßkamp, Richard Wagner und Dr. Hans Kreß.

Bundeskanzler Kohl legt in Tarabya/Türkei einen Kranz nieder.

Der Volksbund stellt nach mehr-jähriger Arbeit ein Gedenkbuch fer-tig, das die Na men von 63 686deutschen Marinesoldaten enthält,die im Zweiten Weltkrieg auf Seegefallen oder verschollen sind. DerPräsident überreicht dieses Buchdem Präsidenten des Deutschen Ma-rinebundes, Konteradmiral a. D.Hans-Arend Feindt. Das Bild zeigtdie Gedenkhalle im Marine-Ehren-mal Laboe.

Besuch aus der Sowjetunion: Iwan Zeinalow legt zum ersten Malam Grab seines Vaters auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfried-hof in Herleshausen Blumen nieder.

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Kurz nach dem Start explodiert dieamerikanische Raumfähre Challen-

ger. Alle sieben Besatzungsmitglieder,darunter zwei Frauen, kommen ums Le ben. Die NASA setzt daraufhin alle bemannten Raumflüge aus. � Der schwe -dische Ministerpräsident Olof Palmewird in Stockholm von einem Unbekann-ten ermordet. � In einem Kernkraftwerkin Tschernobyl, nördlich von Kiew in derUdSSR, schmilzt der Reaktorkern undverursacht die bisher größte Katastrophein der Geschichte der Kernenergie. Auchin der Bundesrepublik werden erhöhteStrahlungswerte gemessen. � Die DDRverlangt von in Ostberlin akkreditiertenwestlichen Diplomaten beim Grenzüber-gang nach Westberlin die Vorlage ihrerDiplomatenpässe anstelle der Dienstaus-weise. Großbritannien, Frankreich unddie USA sehen darin einen Verstoß gegenden Viermächtestatus Berlins und beste-hen auf Rücknahme dieser Anordnung.Die DDR macht daraufhin ihre Maßnah-men weitgehend rückgängig. �

Adolf Barth wird neuer Generalse-kretär. � Der niederländische Gene-

ralmajor a. D. Frans Jan Gerard Brackel,ein ehemaliger Widerstandskämpfer, er-hält für seine Verdienste um die Aussöh-nung und den Erhalt der deutschenKriegsgräber in den Niederlanden dieVerdienstplakette des Volksbundes. � Der Bundespräsident gedenkt mit einerKranzniederlegung auf dem deutschenSoldatenfriedhof in Budapest erstmals ineinem Land des Warschauer Paktes der inUngarn gefallenen deutschen Soldaten. �Die korporative Mitgliedschaft des Ver-bandes der Soldaten der ehemaligen Waf-fen-SS (HIAG) löst in der Öffentlichkeitund im Volksbund heftige Diskussionenaus. Der Verband verzichtet auf seineMitgliedschaft, um Schaden vom Volks-bund abzuwenden. �

1986

Der französische PremierministerJacques Chirac legt auf dem deutsch-französischen SoldatenfriedhofSouain, auf dem Gefallene des ErstenWeltkrieges ruhen, einen Kranz nie-der. Er begrüßt dort auch Teilnehmereines Jugendlagers des Volksbundes.

Die Explosion des Kernreaktors inTschernobyl ist ein Schock für dieganze Welt.

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175

Im September wird der deutsche Soldatenfriedhof Dely Ibrahim/Algerien (63 Gefallene des Erstenund 495 Gefallene des Zweiten Welt-krieges) eingeweiht. Es ist der letzteim Westen gebaute Friedhof. Auchauf der britischen Kriegsgräberstätte(unten) werden Kränze niedergelegt.

Jugendlager in Frankreich: In vielen Gemeinden freut man sichjedes Jahr auf die jungen Gäste aus Deutschland!

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176

Der Staatsrat der Deutschen Demo-kratischen Republik (DDR) verkün-

det eine allgemeine Amnestie für Strafge-fangene. Gleichzeitig wird die Todesstra -fe abgeschafft. � DDR-Staats- und Par tei-chef Erich Honecker besucht die Bundes -republik. � Ein Sonderparteitag der SPDwählt Dr. Hans-Jochen Vogel zum neuenParteivorsitzenden. Willy Brandt wirdEhrenvorsitzender auf Lebenszeit. � Aufder Welt gibt es nun fünf Milliarden Men-schen. �

Der Primas der römisch-katholi-schen Kirche in Polen, Josef Kardinal

Glemp, besucht die deutsche Kriegsgrä-berstätte in Lommel (Belgien). � Wäh-rend seines Aufenthaltes in der Sowjet -union besucht Bundespräsident Richardvon Weizsäcker den deutschen Kriegsge-fangenenfriedhof Ljublino. � Der Vertre-tertag findet in Berlin statt. Der bisherigeErste stellvertretende Präsident, Hans-Otto Weber, wird zum neuen Präsidentendes Volksbundes gewählt. �

1987

Bevölkerungsexplosion: Am 11. Juli erblickt – statistisch gesehen – der fünfmilliardste Erden-bürger das Licht der Welt.

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Seit 20 Jahren besteht die Städte-partnerschaft zwischen Damvillers/Frankreich und Zierenberg/Hessen.Die Bürgermeister unterschreibeneine Freundschaftsurkunde. Wie viele andere Partnerschaften ist auchdiese durch die Arbeit von Jugend-lichen auf einem deutschen Soldaten-friedhof entstanden.

Seine Königliche Hoheit, der Herzogvon Kent, enthüllt einen Gedenkstein,der an 25 Jahre Freundschaft zwischender Grafschaft Staffordshire und derStadt Bremen erinnert.

Der polnische Kardinal Glemp aufdem Friedhof Lommel/Belgien.

Bundespräsident von Weizsäcker aufdem Friedhof Ljublino.

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Bei Demonstrationen während derKundgebungen zum 69. Jahrestag

der Ermordung von Rosa Luxemburgund Karl Liebknecht verhaftet der DDR-Staatssicherheitsdienst rund 120 Men-schen. 54 von ihnen werden zur Ausreisein die Bundesrepublik genötigt. � Nachfast sechsjährigen Verhandlungen unter-zeichnen die Außenminister der USA, derSowjetunion, Pakistans und Afghanistansin Genf das Abkommen zur Lösung desAfghanistankonflikts. � Ronald Reaganund Michail Gorbatschow treffen sichzum vierten Mal, diesmal in Moskau. Hö-hepunkt ist der Austausch der Ratifizie-rungsurkunden zum Vertrag über denAbbau von Mittelstreckenraketen. �

Bundesaußenminister Genscher be-sucht während eines Staatsbesuches

in Polen den deutschen SoldatenfriedhofHumin/Erster Weltkrieg (etwa 60 Kilo-meter von Warschau entfernt) und legtdort einen Kranz nieder. � Unter demMotto „Jugend überwindet Grenzen”empfängt Bundespräsident Richard vonWeizsäcker in Bonn über 2 000 jungeMenschen. Darunter ist auch eine Gruppedes Volksbundes mit Jugendlichen ausNorwegen, Dänemark, Belgien, Frank-reich, Portugal, Italien, Großbritannien,Österreich und der BundesrepublikDeutschland. � Der Präsident des Volks-bundes begleitet Bundeskanzler Kohl aufdessen Reise in die Sowjetunion und hatGelegenheit, mit dem Ersten Stellvertre-tenden Präsidenten des „Verbandes dersowjetischen Gesellschaft vom RotenKreuz und Roten Halbmond,“ Tjuladin,zu sprechen. � Anlässlich des fünfzigstenJahrestages der Reichspogromnacht wirddie Frage des Gedenkens und der Be-handlung der Gräber von Kriegstotenaufgeworfen, die Soldaten der Wehr-macht, der Waffen-SS oder Angehörigevon SS-Dienststellen und mutmaßliche,wenn auch nicht verurteilte Kriegsverbre-cher waren. Der Volksbund erklärt dazu: „Kriegstote haben nach nationaler undinternationaler Rechtslage ein dauerndesRuherecht, das heißt, die jeweiligen Län-der haben die Verpflichtung, ihre Gräberzu registrieren, zu sichern und zu erhal-ten. Der Volksbund distanziert sich undverurteilt alle, die während des NS-Re-gimes Unmenschlichkeiten verübt haben.Aber gute oder böse Tote gibt es nicht. Siesind der irdischen, von Menschen gestal-teten Gerechtigkeit entzogen. Friedhöfesind keine Gerichtsstätten. Sie lassen unsaber erfahren, dass es Friede und Versöh-nung gibt. Sie lassen uns trauern und er-innern zugleich, wozu der Mensch immerfähig ist: zur Rache, zur Plünderung, zuMord, zu Vergewaltigung, zur Tötungwehrloser Menschen – und auch zu hu-manitä rem Handeln.” � Trotz Aufnahmeoffizieller diplomatischer Beziehungenzwischen der Bundesrepublik Deutsch-land und der Volksre publik Albanien ge-lingt es nicht, die Fra ge der Gräberfür -sorge für die ca. 3 600 in Albanien ruhen-den deutschen Soldaten zu klären. � Bul-garien sagt dem Volksbund die Instand -setzung des deutschen Soldatenfriedho-fes in Sofia zu. � Der während des Iran-Irak-Konflikts von Bomben getroffenedeutsche Soldatenfriedhof in Bagdad/Irak wird wieder hergerichtet. � Erstmalsnehmen sowjetische Jugendliche an ei -nem internationalen Jugendlager desVolksbundes teil. �

1988

Katastrophe auf dem Flugtag in Ramstein: Ein Flugzeug einer italieni-schen Kunstflugstaffel stürzt ab undexplodiert in der Zuschauermenge.Über 50 Tote und 340 Verletzte sindzu beklagen.

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Während seines Staatsbesuches inder UdSSR legt Bundeskanzler Kohlauf dem KriegsgefangenenfriedhofLjublino einen Kranz nieder.

Der Bundespräsident besucht während seiner Reisen nach Bulga-rien und Luxemburg die deutschenSoldatenfriedhöfe in Sofia (ganzlinks) und Sandweiler (links).

Jugendempfang beim Bundespräsi-denten im Garten der Villa Hammer-schmidt: Richard von Weizsäcker amStand der Volksbundjugend.

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Auf der ehemaligen MöltenorterSchanze – dort wo sich die Kieler Fördestark verengt – steht das U-Boot-Ehren-mal Möltenort, die Gedenkstätte für dieGefallenen der deutschen U-Boot-Waffe.

Die der See zugewandte Vorderfrontdes Bauwerks wird in der Mitte überragtvon einer 15 Meter hohen Säule. Daraufangebracht ist die U-Boot-Fahrer-Spange.Auf der Spitze steht ein 12,4 Tonnen schwe -rer, aus verkupfertem Eisen geformter Ad-ler mit 4,55 Metern Spannweite. Die bei-den seitlichen Hallen sind dem Gedenkenan die Toten beider Krie ge gewidmet. Siewerden durch einen halbkreisförmigen,in die Erde eingelassenen Umgang ver-bunden.

Ursprünglich waren die Namen der mit199 U-Booten der Kaiserlichen Mari ne un-tergegangenen 5 249 Gefallenen in Ehren -büchern vermerkt, die in einer vergit ter -ten Nische der Halle aufbewahrt wur den.In gleicher Weise will man nach dem Zwei -ten Weltkrieg die Namen der über 30 000ge fallenen Soldaten auf 739 U-Booten ein-

schließlich der Einzelverluste festhalten.Der Volksbund hat angesichts der Tatsa-che, dass keine andere Waffengattung sol-che relativ hohen Menschenverluste hin -nehmen musste und dies der Nachweltanschaulich dargestellt werden soll, einenanderen Vorschlag: Es sollen sämtliche be- kannten Namen der gefallenen U-Boot-Fahrer auf Bronzeplatten verewigt werden.

1970 werden 89 Tafeln am äußerenRundbogen der Öffentlichkeit übergeben.1984 folgen weitere 27 Bronzetafeln aminneren Rundbogen, hier für die gefalle-nen U-Boot-Fahrer des Ersten Weltkrie-ges. 1992 werden Ergänzungstafeln fürdie gefallenen Kleinst-U-Boot-Fahrer an -gebracht.

Diese Anlage des Volksbundes wirdunterhalten und betreut durch die Mit-glieder der U-Boot-Kameradschaft Kielund durch die Stiftung U-Boot-EhrenmalMöltenort.

An einer der eindrucksvollsten Gedenk- stätten für Kriegstote legen sehr viele Be-suchergruppen und Angehörige Kränzeund Blumenschalen nieder. Die Vielzahlder verewigten Namen zeigt das schreck-liche Ausmaß der furchtbaren U-Boot-Kriege. Die meisten Opfer liegen uner- reichbar in gesunkenen U-Booten auf demMeeresgrund. �

U-Boot-EhrenmalKiel-Möltenort

Gedenkveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des Ehrenmals.

Gedenkfeier zum 50-jährigen Bestehen – Ansprache

von Präsident Hans-Otto Weber.

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Über eine Millionen Menschen besu-chen jedes Jahr die Marine-Gedenkstättein Laboe, teils aus Erinnerung an ihre ge-fallenen Familienangehörigen, aber auch,um den Ausblick vom Turm, dessen Spit -ze 85 Meter über dem Meeresspiegelliegt, zu genießen.

Von der Größe und Gestaltung sowievon der Lage her betrachtet, gehört diesesBauwerk an der Kieler Bucht zu einer dereindruckvollsten Gedenkstätten für Kriegs- tote in Deutschland.

Der Turm gleicht einem Schiffsbug.Der Architekt des Ehrenmals, Prof. Mun-zer, interpretiert sein Modell seinerzeit so:Es sei „eine Flamme, die zum Himmelstrebt, verwurzelt mit den Ufern und derSee, ein leuchtendes Fanal.“

1927 legt Admiral Scheer, der dama-lige Ehrenpräsident des Deutschen Mari-nebundes, den Grundstein. 1936 werdendie Bauarbeiten abgeschlossen.

Das Mahnmal dient dem Gedenkenaller auf See gebliebenen Marineangehö-rigen. Die meisten Schiffe dippen deshalbbeim Einlaufen oder Verlassen der KielerFörde in Höhe des Marine-Ehrenmals dieFlagge – eine international übliche Re-spektbezeugung.

Im Turm – auf Erdgeschosshöhe – be - findet sich die Gedenkhalle. An derenWän den erblickt der Besucher die Schat-tenrisse aller in den beiden Weltkriegengesunkenen Schiffe der Marine. 35 000 See- soldaten sind im Ersten Weltkrieg gefal-len; 120 000 waren es im Zweiten Welt -krieg. Ihre Namen sind in Gedenkbüchernverzeichnet.

Die unterirdisch angelegte Gedenkhal -le ist als Ort der Besinnung und der inne-ren Sammlung gedacht. In der Histori -schen Halle kann sich der Besucher überdie Entwicklung der Schifffahrt und derGeschichte der deutschen Marine infor-mieren. Eine Bronzetafel erinnert daran,dass 1945 förmlich in letzter Minute überzwei Millionen Flüchtlinge und Verwun-dete aus Ost- und Westpreußen über Seegerettet wurden. �

Marine-EhrenmalLaboe

Das Marine-Gedenkbuch enthält fast64 000 Namen von gefallenen odervermissten Angehörigen der Kriegs-

marine im Zweiten Weltkrieg, diekeine Grabstätte an Land haben.

Vor dem Marine-Ehrenmal Laboeliegt seit 1972 das U-Boot 995. DieBesucher erhalten einen anschau-lichen Eindruck davon, unter welchenUmständen die Besatzungen lebten –und starben.

Das Foto oben zeigt die Gedenkfeierdes Volksbundes zum 70-jährigenBestehen des U-Boot-Ehrenmals inKiel-Möltenort.

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In Prag werden Demonstrationen ge-waltsam von der Polizei aufgelöst.

Zu den Demonstranten gehört der Dra-matiker und Bürgerrechtler Václav Havel.Er wird zu neun Monaten Haft verurteilt,nach internationalen Protesten jedochwieder entlassen. � In der jugoslawischenProvinz Kosovo kommt es zu blutigenUnruhen, bei denen mindestens 20 Men-schen getötet werden. Der Kosovokon-flikt ist ein Vorbote für die eskalierendenNationalitätenprobleme im Vielvölker-staat Jugoslawien. � Der Bundestag inBonn verabschiedet ein Gesetz zur Ver-schärfung des Demonstrationsstrafrechts.� Ungarn beginnt mit dem Abbau vonÜberwachungsanlagen und Stacheldrahtan der Grenze zu Österreich. � Bei denKommunalwahlen in der DDR stimmennach offiziellen Angaben 98,85 Prozentfür Kandidaten der Nationalen Front.Mehrere DDR-Bürger erstatten Anzeige:Die Wahlfälschung ist offenkundig. � Inder Sowjetunion finden Wahlen zumKongress der Volksdeputierten statt. �Erstmals nach dem Zweiten Weltkriegfinden in Polen Parlamentswahlen statt,bei denen Kandidaten der Opposition zu-gelassen sind. Tadeusz Mazowiecki wirdder erste nichtkommunistische Regie-rungschef in einem Land des WarschauerPaktes. � Etwa 900 DDR-Bürger nutzeneine Veranstaltung der PaneuropäischenBewegung an der österreichisch-ungari-schen Grenze bei Sopron zu einer Fluchtin den Westen. Dies ist die größte Mas-senflucht von DDR-Bürgern seit demMauerbau. Nachdem 130 DDR-Bürger in

der Ständigen Vertretung der Bundesre-publik in der DDR Zuflucht gesucht ha -ben, wird das Gebäude wegen Überfül -lung geschlossen. Im September lässt Un-garn etwa 10 000 DDR-Bürger nach Öster-reich ausreisen. Auch die DDR-Bürger,die sich in den Botschaften der Bundesre-publik Deutschland in Prag und War-schau aufhalten, können in die Bundes-republik ausreisen. � In Grünheide beiOstberlin gründen 30 DDR-Regimekriti-ker die Reformbewegung „Neues Forum.“Es ist die erste landesweite Oppositions-gruppe in der DDR und die größte außer-halb der Evangelischen Kirche. � Bei denoffiziellen Feiern zum 40. Jahrestag derDDR-Gründung kommt es zu den größ-ten Protestkundgebungen seit dem 17. Ju -ni 1953. Trotz der von der SED-Führungdemonstrierten Härte versammeln sicham 9. Oktober bei der jetzt schon traditio-nellen Montagsdemonstration in derLeipziger Innenstadt 70 000 Menschen –eine Woche zuvor waren es 20 000. Am16. Oktober sind es 120 000 Menschen,die in Leipzig auf die Straße gehen undskandieren: „Wir sind das Volk.“ Am 23. Oktober wird daraus zum ersten Mal:„Wir sind ein Volk.“ � Am 18. Oktobertritt Erich Honecker als SED-Generalse-kretär und DDR-Staatsratsvorsitzenderzurück. Nachfolger ist Egon Krenz. � Deramtierende ungarische StaatspräsidentMatyas Szürös proklamiert in Budapestdie Republik Ungarn. � Am 9. Novemberöffnet die DDR ihre Grenzen zur Bundes-republik und nach Westberlin. Mauerund Stacheldraht trennen nicht mehr. Fürdie Deutschen beginnt an diesem Tageine neue Ära. � Das letzte Todesopferan der Mauer ist der 22-jährige ChrisGueffroy, der am 6. Februar 1989 erschos-sen worden ist. � Im November tritt dieFührung der Kom munistischen Partei derTschechoslowakei unter dem Druck an-haltender Massen proteste zurück. � Bundeskanzler Kohl verkündet vor demDeutschen Bundestag einen Zehn-Punkte-Plan zur Herstellung der Einheit Deutsch- lands. Er wird bei seinem ersten offiziel-len Besuch der DDR in Dresden von Tau- senden von Menschen – darunter vielemit Parolen zur deutschen Einheit undschwarz-rot-goldenen Fahnen – jubelndbegrüßt. � Das Brandenburger Tor wirdnoch vor Weihnachten für den Fußgän-gerverkehr geöffnet. � Vom 24. Dezem-ber an werden im innerdeutschen Reise -verkehr Visum und Zwangsumtausch ab-geschafft. � Der rumänische Staats- undParteichef Nicolae Ceausescu – am 22. De- zember durch einen Volksaufstand ge-stürzt – und seine Frau Elena werden hin-gerichtet. �

1989

Im Juni besucht der sowjetischeStaats- und Parteichef Gorbatschowdie Bundesrepublik. Politischer Höhe-punkt der Visite ist die Unterzeich-nung einer „Gemeinsamen Erklä rung“durch Gorbatschow und Bundes-kanzler Kohl. Die UdSSR bekräftigtdarin erstmals gegenüber einemwestlichen Land das Recht einesjeden Staates, „das eigene politischeund soziale System frei zu wählen.“

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Die letzten sowjetischen Truppen verlassen Afghanistan. 14 000 Sow jetsoldaten sollen wäh-rend der neunjährigen Besetzung ihrLeben verloren haben. Die Zahl derafghani schen Toten ist unbekannt.

Mit einem Blutbad beendet das chine sische Militär in Peking die seit Mitte April anhaltenden Massenpro teste für Demokratie und Menschenrechte.

Frankreich feiert 200 Jahre Französische Revolution.

Bürger der DDR flüchten in die Botschaft der Bundesrepublik in Osteuropa. Sie wollen damit die Ausreise in die Bundesrepublik erzwingen. Unser Bild zeigt die dramatischen Szenen vor der Bot-schaft in Prag, die von 3 000 Men-schen „belagert“ wird.

Gedenkbuch2009-S1-260.qxp:Gedenkbuch 05.10.2009 14:59 Uhr Seite 183

„Nun wächstzusammen,

was zusammen gehört!“

(Willy Brandt)

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Im April nimmt der Volksbund Ar-beitsbeziehungen zum Tschechoslo-

wakischen Roten Kreuz auf. Über dieseVerbindung wird der Wunsch der Stadt-verwaltung von Liptovsky-Mikulas be-kannt, 73 deutsche Kriegsgräber wegenWohnungsbaumaßnahmen auf den örtli-chen Friedhof umzubetten. � Der Vertre-tertag in Bonn steht unter dem Zeichendes siebzigjährigen Bestehens des Volks-bundes. Der Bundeskanzler würdigt inseiner Ansprache das Engagement desVolksbundes. � Zum Auftakt des Staats-besuchs von Michail Gorbatschow in derBundesrepublik übergibt der sowjetischeBotschafter in Bonn dem Präsidenten desVolksbundes und dem Generalsekretärdes Deutschen Roten Kreuzes Listen mit992 Namen der auf vier Friedhöfen – inKasan, Jelabuga, Kagan und Kokand –bestatteten deutschen Kriegsgefangen.Dies ist ein großer Erfolg der internatio-nalen Zusammenarbeit. � Während desStaatsbesuchs von Bundeskanzler Kohl inPolen, an dem auch Präsident Weber teil-nimmt, wird folgende gemeinsame Erklä-rung abgegeben:

„Beide Seiten stimmen darin überein,dass die Möglichkeit, Gräber der Totender Kriege aufzusuchen, zu erhalten undzu pflegen, eine ausschlaggebende, weildie Gefühle der Menschen unmittelbarberührende Bedeutung hat. Sie nehmendeshalb mit besonderer Befriedigungzur Kenntnis, dass die beiderseitigenRot-Kreuz-Gesellschaften unter Beteili-gung des Volksbundes Deutsche Kriegs- gräberfürsorge und des Ministeriumsfür Raum ordnung und Bauwesen derVolksrepublik Polen dazu inzwischenKontakte aufgenommen haben und dieGründung einer Arbeitsgruppe beab-sichtigen. Sie werden diese Zusammen-arbeit fördern.”

Die politische Entwicklung in Ost- undSüdosteuropa ermöglicht die Teilnahmevon 31 Polen, 40 Bürgern der UdSSR unddrei Ungarn an den Internationalen Ju-gendlagern in der Bundesrepublik. �

Das erste Jugendlager des Volksbun-des in der Sowjetunion findet in Tam-bow statt. Die jungen Leute pflegendie Gräber deutscher Kriegs gefange-ner und bringen Namentafeln an.

Präsident Weber überreicht im Aprildem sowjetischen Botschafter in derBundesrepublik Deutschland, JulijKwizinskij, 53 Bände mit den Namenvon 339 671 russischen bzw. sowjeti-schen Opfern der beiden Weltkriege.Es handelt sich um eine Zusammen-stellung der Namen von Soldaten, diein Kriegsgefangenschaft umgekom-men sind, und von Zwangsver schlepp-ten, die infolge Krankheit, Hungeroder durch direkte Kriegseinwirkun-gen gestorben und auf Friedhöfen inder Bundesrepublik bestattet sind.

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Deutsche Kriegsgräber in Kelevic/Un garn. Wie in Polen helfen Einhei-mische im Auftrag des Volksbundesbei der Pflege von Einzelgräbernoder kleinen Gräberfeldern.

Deutsches Gräberfeld inHumenné/Tschechoslowakei.

Gedenkveranstaltung in Bonn zum70-jährigen Bestehen des Volks-bundes. Zu den Ehrengästen gehörtAltbundespräsident Carstens. Bun-deskanzler Kohl hält die Ansprache.

Die neugestiftete Albert-Schweitzer-Plakette ist die höchste vom Volks-bund vergebene Auszeichnung.

Im Mai besucht Präsident Weber auf Einladung der Stadt Riga die lettische Hauptstadt. Anlass der Gespräche ist der Wunsch der Stadt,den Volksbund in die Entscheidungüber die Zukunft eines Teiles des„Großen Friedhofes“ in Riga (oben)einzubeziehen. Dort sind 443 inKriegsgefangenschaft verstorbenedeutsche Soldaten bestattet.

Gedenkbuch2009-S1-260.qxp:Gedenkbuch 05.10.2009 14:59 Uhr Seite 187

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Auf dem Gebiet der DDR hatte derVolksbund keinerlei Zuständigkeit. No-minell sah eine innerstaatliche Verord-nung Regelungen für alle Fragen derFürsorge für deutsche und ausländischeKriegsgräber vor. In der Praxis wurdenaufgrund ideologischer Vorbehalte diedeutschen Kriegsgräber stark vernachläs-sigt. Alle Bemühungen des Volksbundesum eine angemessene Pflege waren, trotzEinschaltung der Ständigen Vertretungder Bundesrepublik, ergebnislos.

Vor diesem Hintergrund bleibt seit1949 nur der inoffizielle Weg über denBund der Evangelischen Kirchen in derDDR, Abteilung Gräberfürsorge. DerName Kriegsgräberfürsorge darf nichtverwendet werden.

Über diese Stelle steht der Volksbundmit 22 sogenannten Vertrauensleuten, un-ter ihnen 16 Pfarrer, in Verbindung. Sievermitteln Grabschmuckwünsche undAnfragen aus der Bundesrepublik in dieDDR und umgekehrt. Außerdem berich-

Kriegsgräber in Berlin und in den neuen Bundesländern

In den neuen Bundesländern gibt es nach den Unterlagen des Volks-bundes Kriegsgräber in 6 442 Ge- meinden. Die Zahl der Opfer desZweiten Weltkrieges beträgt etwa200 000, von denen 110 000 na-mentlich erfasst sind. In der Kartesind rund 120 Orte mit größeren Anlagen eingezeichnet.

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ten sie über den Zustand der Kriegsgrä-beranlagen sowie über private Initiativenzur Erhaltung der Gräber und sorgenselbst für die Instandhaltung.

Im Rahmen dieser Kontakte arbeitenauch eine drei Personen umfassende „Grä -berbrigade“ mit finanzieller Unterstüt-zung des Volksbundes an der Pflege undInstandsetzung deutscher Kriegsgräberauf 60 kirchlichen Friedhöfen im Bereichdes Oderbruchs.

In mehreren Orten ist es mit finanziellerHilfe des Volksbundes und dank des per-sönlichen Einsatzes von Bundesbürgernmöglich, Gräber- und Friedhofsanlagenherzurichten und die Belegung dau erhaftmit Bronzetafeln zu dokumentieren. Dieevangelische Kirche Bayerns stellt Grab-kreuze zur Verfügung. Als außerordent-lich hilfreich erweisen sich Kontakte zuengagierten Helfern in der DDR, über dieden Volksbund Informationen über denZustand von weiteren Friedhöfen errei-chen, besonders aus Mecklenburg-Vor-pommern, Sachsen und Brandenburg.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen desVolksbundes sorgen für den Kontakt zwi-schen dem Volksbund und dem Bund derEvangelischen Kirchen. Grenzüberschrei-tend, immer in Sorge vor Aktivitäten desDDR-Staatssicherheitsdienstes, übermit-teln sie mündliche Informationen, brin-gen Friedhofslisten, Volksbundunterlagenund Anfragen von Angehörigen in diedamalige DDR.

Unterstützt werden sie von Mitarbei-tern der Ständigen Vertretung der Bun-desrepublik in Ostberlin, die – unter denAugen der DDR-Organe – brisantes Ma-terial im Diplomatengepäck über die Gren-ze bringen. All dies ist Geschichte. Dennein Regime, das die Trauer um die eige-nen Kriegstoten verbietet, ist bereits imFundament marode. �

Der Waldfriedhof Halbe in Bran den-burg ist der größte deutsche Solda-tenfriedhof im Inland. Hier ruheninsgesamt 28 000 Kriegstote, darun-ter zahlreiche Opfer der letztenKämpfe im Raum Berlin und des so-wjetischen Internierungslagers Ket-schendorf aus der Nachkriegszeit.Inzwischen hat der Volksbund diePflege dieser bedeutenden Anlageübernommen.

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Bundeskanzler Kohl und Außenmi-nister Genscher kehren erfolgreich

von einem Blitzbesuch aus Moskau zu-rück. Der sowjetische Staats- und Partei-chef Michail Gorbatschow stellt sich derdeutschen Einheit nicht länger in denWeg. Es sei Sache der Deutschen, denZeitpunkt und den Verlauf der Einigungselbst zu bestimmen. � Die ersten freienWahlen in der DDR enden mit einer Sen-sation. Die konservative Allianz fürDeutschland, ein Bündnis der DeutschenSozialen Union (DSU), der DDR-CDUund des Demokratischen Aufbruchs (DA),verfehlt nur knapp die absolute Mehrheit.� Neuer Ministerpräsident der DDR wirdder CDU-Vorsitzende Lothar de Maizière.Seiner Regierung gehören sämtliche Par-teien der Allianz für Deutschland sowieLiberale und Sozialdemokraten an. � Aufden saarländischen MinisterpräsidentenOskar Lafontaine und Bundesinnenmini-ster Wolfgang Schäuble werden Attentateverübt. Beide überleben. � Am 18. Maiwird in Bonn der Staatsvertrag über die

Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunionzwischen der Bundesrepublik und derDDR unterzeichnet. Am 1. Juli wird inder DDR die Deutsche Mark als alleingül-tige Währung eingeführt. � Bei Verhand-lungen im Kaukasus verständigen sichKohl und Gorbatschow (Bild unten, mitden Außenministern Genscher und Sche -wardnadse) auf folgende Vereinbarungen:

- Bei Vollzug der deutschen Einigungwerden die Viermächterechte vollstän-dig abgelöst.

- Das vereinte und vollständig souveräneDeutschland kann allein entscheiden,welchem Bündnis es angehören will; dieBundesregierung erklärt, sie wolle inder NATO bleiben.

- Innerhalb von drei bis vier Jahren ziehtdie UdSSR sämtliche Truppen vom Ge-biet der DDR ab.

- Solange sowjetische Truppen auf DDR-Territorium stationiert sind, werdenNATO-Strukturen nicht auf diesen Teilausgedehnt.

1990

Weltgeschichte in gelockerter Atmo-sphäre – die letzten Hindernisse aufdem Weg zur deutschen Einheit sindbeseitigt.

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- Die Bundesregierung sagt eine Trup-penreduzierung auf 370 000 Mann indrei bis vier Jahren zu.

- Ein geeintes Deutschland wird aufABC-Waffen verzichten.

� Am 2. August überfallen irakischeStreitkräfte das benachbarte Emirat Ku-wait. Der Sicherheitsrat der Vereinten Na-tionen in New York beschließt weltweiteSanktionen gegen den Irak. Insgesamt 21 Nationen verlegen Truppen in die Kri-senregion. � Nach 45 Jahren der Tren-nung wird am 3. Oktober mit dem Beitrittder DDR zur Bundesrepublik die EinheitDeutschlands wiederhergestellt. � ImNovember unterzeichnen Bundesaußen-minister Hans-Dietrich Genscher undsein polnischer Amtskollege KrzysztofSkubiszewski in Warschau ein Abkom-men, das die Oder-Neiße-Linie endgültigals polnische Westgrenze anerkennt. �Aus den Wahlen zum ersten frei gewähl-ten gesamtdeutschen Parlament seit 58Jahren geht die Bonner Regierungskoali-

tion aus CDU/CSU und FDP unter Bun-deskanzler Kohl als Sieger hervor. �

Im September unterzeichnen die Außenminister der Sowjetunion, derUSA, Großbritanniens, Frankreichs,der Bundesrepublik Deutschland undder DDR in Moskau das Abschlussdo-kument der sogenannten Zwei-plus-Vier-Gespräche. Mit dem „Vertragüber die abschließende Regelung inBezug auf Deutschland“ werden dieäußeren Aspekte der deutschen Wie-dervereinigung verbindlich festgelegt.

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Izabela Gutfeter, Generalsekretärindes Polnischen Roten Kreuzes,

kommt zu Gesprächen nach Kassel.Links Präsident Hans-Otto Weber,

rechts Generalsekretär Adolf Barth.

Deutsche Gefallene werden vonWarschau-Powazki nach

Joachimow-Mogily umgebettet.

Bundespräsident von Weizsäckerempfängt den Vorstand des Volks-

bundes in der Villa Hammerschmidt.Thema der Gespräche ist insbeson-

dere die Situation der Kriegsgräber-fürsorge in Ost- und Südosteuropa

sowie der ehemaligen DDR. Der Bundespräsident dankt dem Volks-

bund für die geleistete Arbeit.

Parlamentarischer RingDer Volksbund erfüllt den Auftrag der

Bundesregierung im Ausland, indem erseine Aktivitäten mit dem AuswärtigenAmt koordiniert. Auf Anregung desVolksbundes wird in den 50er Jahren derParlamentarische Ring ins Leben gerufen,um Fragen seiner Arbeit mit den Abge-ordneten zu beraten. An ihm beteiligensich bis zu 20 Vertreter der Bundestags-fraktionen. Bis heute treffen sich Mitglie-der des Vorstandes regelmäßig mit Ab- geordneten, um über Entwicklungen,Probleme und Fortschritte zu berichten.Um die Arbeit der Kriegsgräberfürsorgekennenzulernen, besuchen die Parlamen-tarier die vom Volksbund angelegtenKriegsgräberstätten (links in Budapest/Ungarn). �

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