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Die Lexikongrammatik in Frankreich und Italien

Die Lexikongrammatik in Frankreich und Italien · 1.1.1. Exkurs Transformationsgrammatik (1) Oberbegriff für jede Generative Grammatik, die Transformationsregeln verwendet. (2) Im

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Die Lexikongrammatik in Frankreich und Italien

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Inhaltsverzeichnis

1. Maurice Gross und die Lexikongrammatik in Frankreich1.1. Historische und wissenschaftliche Einordnung von Maurice Gross1.1.1. Exkurs Transformationsgrammatik1.1.2. Exkurs Distribution1.2. Gross´ Auseinandersetzung mit der Transformationsgrammatik1.2.1. Die lexikalischen Zwänge1.2.2. Der Korpus1.2.3. Regelmäßigkeiten - Ausnahmen1.2.4. RELEX1.2.5. komplexe Sequenzen1.3. Projekte von Maurice Gross1.4. Zusammenfassung Lexikongrammatik1.5. Maurice Gross „Constructing lexicon-grammars“2. Die Lexikongrammatik in Italien2.1. Universität Salerno

2.2. Lexikon-Grammatik/ Elektronische Wörterbücher und „Local Grammars“

2.2.1. Elektronische Wörterbücher

2.2.2. Lexikon- Grammatik

2.2.3. Automatische morpho-lexikalische Analyse

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1. Maurice Gross und die Lexikongrammatik in Frankreich

1.1. Historische und wissenschaftliche Einordnung von Maurice Gross

● nach USA-Reise 1964 intensive Auseinandersetzung mit Chomsky und Zusammenarbeit mit Z. Harris und Schützenberger.

● hier wichtig: Grundlage der Transformationsgrammatik und Methode der Distribution● Zunächst in den 60ern französische Transformationsgrammatiken: „Syntax des Verbes“ (1968);

„Syntax des Substantivs“ (1986); „Syntax des Adverbs“ (1986)● 1968 Gründung des LADL (Laboratoire Automatique Documentaire et Linguistique)● 1975 schreibt er mit Hermann zusammen die „Méthodes en syntaxe“, die später die

theoretische Grundlage für die Lexikongrammatik bilden. ● Seit 1972 arbeitet Maurice Gross in einem Forschungszentrum an der Universität Paris

hier: systematische Beschreibung der syntaktischen Eigenschaften aller lexikalischen Elemente des Französischen

● Er stützt sich dabei auf distributionelle und transformationelle Theorien von Z. Harris.

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1.1.1. Exkurs Transformationsgrammatik

(1) Oberbegriff für jede Generative Grammatik, die Transformationsregeln verwendet. (2) Im engeren Sinn die von N. Chomsky entwickelte Theorie der (generativen) T., deren Ziel es ist, durch ein System von expliziten Regeln das (dem aktuellen Sprachgebrauch zugrunde liegende) implizite Wissen von Sprache abzubilden. Dabei hat die Theoriebildung Vorrang vor der Datenanalyse, d.h. die T. geht deduktiv vor, indem sie Hypothesen über den sprachlichen Erzeugungsmechanismus aufstellt unter besonderer Berücksichtigung des »kreativen« Aspekts des Sprachvermögens.

http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/lexikon%20der%20linguistik/t/transformationsgrammatik%20%20%20gramática%20transformacional.htm am 17.01. 2006

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1.1.2. Exkurs Distribution

● Distribution, ist die Menge aller möglichen satzinternen Umgebungen oder linguistischer Kontexte, in denen eine sprachliche Einheit vorkommen kann.

● Nach Z. Harris ist die Distribution das ausschlaggebende Kriterium zur Gewinnung und Klassifizierung sprachlicher Einheiten.

http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/lexikon%20der%20linguistik/d/distribution%20%20%20distribución.htm am 17.01. 2006

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1.2. Gross´ Auseinandersetzung mit der Transformationsgrammatik

1.2.1. Die lexikalischen Zwänge

Schon Chomsky hatte 1965 in seinem „Aspekte einer Syntaxtheorie“ das Problem der lexikalischen Zwänge (Semantik!) bei den Transformationen erkannt, es aber dennoch für seine Studien nicht weiter berücksichtigt.

>> Gross beschließt unter Mithilfe seines LADL hier anzuknüpfen und die problematische Lücke zu schließen. („Méthodes en syntaxe“)

1.2.2. Der Korpus

Sprachkorpus für linguistische Untersuchungen kann unterschiedlich generiert werden: Konstruktion von Beispielen, Auswahl von Beispielen aus einem vorhandenen Korpus oder Analyse eines vollständigen vorhandenen Korpus.

Gross kritisiert hier die Transformationsgrammatik bei Chomsky, die mit wenigen ausgewählten Beispielen arbeitet und so eine große Anzahl neuer Phänomene generiert, diese aber nicht auf eine gegebene Sprache anwenden kann.

Gross hingegen arbeitet mit einem breiten, vorhandenen Sprachkorpus (z.B. Zeitungsartikel).

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1.2.3. Regelmäßigkeiten – Ausnahmen

Man hat lange geglaubt, dass mit der Beschreibung mit Hilfe der Transformation jegliche Unregelmäßigkeiten erklärbar würden. Schließlich musste man feststellen, dass die neuen Regeln wieder eine beträchtliche Anzahl neuer Ausnahmen mit sich brachten.

Gross leitet aus diesem Problem die Notwendigkeit ab, die Theorien der Transformationsgrammatik durch die Beschreibung wenigstens einer Sprache zu überprüfen

>> Klassifikation aller einfachen Verben des Französischen (hinsichtlich ihrer syntaktischen und distributionellen Eigenschaften)ähnliche Arbeiten zu Substantiven und Adjektiven > hier entsteht die Lexikongrammatik

1.2.4. RELEX

Grundlagen der Arbeit im RELEX-Netzwerk Mit dem Netzwerk RELEX stößt Gross ähnliche Untersuchungen in den verschiedensten

Ländern (u.a. Deutschland, Korea, Griechenland, Italien) an. „...construction of electronic lexicons and grammars. Each team works on its national

language, and all teams are using IDENTICAL METHODS. At least once a year, they meet to confront their problems, to present their results and to adopt further lines of standardization.“ http://ladl.univ-mlv.fr/Relex/introduction.html

Hier ist die Korpus-Arbeit vor allem Auseinandersetzung mit dem Urheberrecht: Sachtexte, Zeitungen und Zeitschriften.

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Beispiel Lexikarbeit des Relex„Large amounts of corpora are necessary to assess the quality of linguistic tools, hence the feasibility of certain applications, for example, determining the degree of completeness of a dictionary or the part of human editing needed in an automatic translation process, since not all ambiguities can be solved by computer programmes. Corpus is used for determining the coverage of existing dictionaries: failure of a look up procedure indicates in general that the corresponding word: 1 : is a new-word, 2 : or is a proper name, 3 : or is a non alphabetic string (e.g. numerals), 4 : or is mispelled. Each of these situations can be coped with, requiring different approaches. T1. New words must be encoded and added to the existing dictionary. However, some assessment should be made as to the prospects of their lives (some words are coined in specific contexts and may never be used again. T2. Catalogs of proper names exist. In some cases it is possible to build specialized dictionaries for them. In annex 3 we give an example of names of oceans and we propose to identify more such situations (e.g. places such as countries, islands) and to generalize this methodology to other areas. T3. Local grammars will be built for numerals of all types (Roman, alphabetic, etc.).“http://ladl.univ-mlv.fr/Relex/corpora.html

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1.2.5. Komplexe Sequenzen

Im Laufe der Untersuchungen im Rahmen des RELEX tauchte sehr häufig das Phänomen komplexer Sequenzen auf, bei denen die Beschreibung der einzelnen konstituierenden Elemente keinen Sinn macht.

Gross knüpft auch hier an einem von Chomsky schon erkannten, aber ungelösten Problem an. Auch Chomsky hatte schon das Problem der zwei Analyseformen (einmal als einzelne

lexikalische Elemente und einmal als ein lexikalisches Element) erkannt, sich aber im folgenden nicht genauer damit auseinandergesetzt.

Beispiel komplexer Sequenzen: „Den Kopf verlieren“: hier ist es sinnvoll den Ausdruck als eine Prädikats-Einheit zu verstehen. (Man könnte bei diesem Ausdruck auch die vorhandenen Elemente einzeln analysieren und würde damit sowohl Bedeutung, als auch distibutionelle und syntaktische Eigenschaften nicht richtig erfassen.).

Gross sammelt alle komplexen Folgen, die mit einem Verb zusammenhängen (zum Beispiel „geben“ > „eine Ohrfeige geben“) und versucht sie nach Klassen zu ordnen.

Heraus kommt eine Lexikongrammatik mit mehr als 25.000 fixen komplexen Verbausdrücken (Redewendungen) für das Französische.

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1.3. Projekte von Maurice Gross

Aufbau von elektronischen Wörterbüchern (DELA getauft), die systematisch die oben genannte Lexik-Sammlung erfassen (und dabei die grammatikalische Kategorie, Deklination). Erfassung sowohl einfacher als zusammengesetzter Wörter.

Beschreibung komplexer Mikrosysteme: Lokalgrammatiken Idee, dass Lexikongrammatiken, elektron.Wörterbücher und „bibliothèque de graphes“ durch

ein spezielles Computer-Programm formal kombinierbar werden. Wichtig, um viel Material endlich gut nützen zu können und vor allem bei der automatischen Übersetzung weiter zu kommen.

Seit 1981 gab es jedes Jahr ein Internationales Kolloquium des LADL und des RELEX-Netzwerkes.

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1.4. Zusammenfassung Lexikongrammatik

Erfassen der aktuellen Lexik einer Sprache in einer grammatischen Form Klassifizierung und Verknüpfung nach Distribution und syntaktischen Eigenschaften und

anderer grammatikalischen Kategorien (z.B. Deklination) Dabei Arbeit mit komplexen Verbausdrücken, die nach Gross zahlreicher sind als einfache

Verbausdrücke Dabei sollen spezielle Computerprogramme bei der Nutzung und Kombinierung der

verschiedenen Systeme helfen (elektronisches Wörterbuch)

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1.5. Maurice Gross „Constructing lexicon-grammars“

Gross, Maurice (1994): „Constructing Lexicon-grammars“, in: Atkins, Beryl T. / Zampolli, Antonio (Hgg.): Computational approaches to the Lexicon. Oxford: Oxford University Press 213-263.

● Wie kann eine Lexikongrammatik aufgebaut werden?● Schwierigkeiten der Lexikongrammatik und Lösungsansätze● Redewendungen und Verben des Französischen: ihre syntaktischen Eigenschaften (400

Eigenschaften bei einem Verb, zum Beispiel die Möglichkeit eine bestimmte Präposition nach einem Verb zu verwenden )

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Grundannahmen

System der Lexikongrammatiken: „ The system which has been constructed can be considered as a specific linguistic theory

systematically applied to a linguistic material that has a significant coverage.“ (S. 213)

Bedeutungseinheit „The theory of lexicon-grammar is founded on the following axiom: The linguistic unit of

meaning is the elementary sentence.“ (S. 213) „[...] words are not elementary units of meaning.“ (S. 213) „That sentence are elementary units of meaning is obvious in case of idiomatic sentences. The

importance of this remark stems from the observation, that idiomatic sentences are more numerous than ordinary sentences.“ (213)

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Regeln Gross hinterfragt mit seiner Lexikongrammatik auch das Regelsystem traditioneller

Grammatiken und macht darauf aufmerksam, dass selten der quantitative Abdeckungsbereich von Regeln genannt wird.

Welchen Sinn machen Regeln und Beispiele, wenn sie nicht uneingeschränkt auf neue Bereiche angewendet werden können? (vgl. S.215)

Beispiel Präpositionen„Max looked at his egg.Max concentrates on his egg.*Max concentrates at his egg.*Max ate about his egg.“ (S. 216)

Ziel der Lexikongrammatik bei Gross● „Thus the main motivation for constructing a lexicon-grammar is to determine systematically

the rules of a language and where to apply.“ (S. 218)● Eine detaillierte Grammatik für das Französische aufbauen. Abgrenzung zur generativen Grammatik didaktische Absicht

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2. Die Lexikongrammatik in Italien

2.1. Universität Salerno

Prof. Annibale Elia:

Wissenschaftliche Forschung - theoretische und allgemeine Linguistik- Computerlinguistik- Kommunikationswissenschaft

Bereich “ Lexikon- Grammatik “ - Analyse und Klassifikation von komplexen Verben und Adverbien des Italienischen - Koordinierung des Aufbaus der elektronischen Wörterbücher des Italienischen, die in dem italienischen Modul des INTEX enthalten sind

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Teilnahme an internationalen Forschungsprojekten ESPRIT MULTILEX - (1990-93) - Realizzazione di standards informatici per la costruzione di risorse linguistiche e terminologiche multilinguiEUREKA GENELEX (EU542) - (1990-96) - (Responsabile della sezione italiana del progetto) - Definizione e costituzione del modello morfo-sintattico del dizionario elettronico GENELEXAußerdem

- seit 1989 Mitglied der ACADEMIA EUROPEA- Mitglied des europäischen Netzwerkes der Computerlinguisten (RELEX) (Ref.Prof.

Maurice Gross)- 1990 gründet er den Studiengang Kommunikationswissenschaft an der Universität Salerno

Lebenslauf - 1972 Universität Neapel- 1979 Dr. in Paris 7(linguistische Informatik; Direktor der Forschung war Maurice Gross)- 1977-80 und 1980-86 außerordentliche Professur- 1986- Professur für Computerlinguistik

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bedeutendste Publikationen Elia, A, Martinelli, M., D' Agostino, (1981) E. Lessico e strutture sintattiche, Napoli: Liguori Elia, A (1984), Le verbe italien, Paris: Nizet Elia, A (1995), “Standards informatici per la lessicografia computazionale”, in AAVV, Lessico

e grammatica, Roma: Bulzoni Vietri, S., A. Elia, (2000), Electronic Dictionaries and Linguistic Analysis of Italian Large

Corpora, in Rajman M. & J.C.Chappelier (eds.) JADT 2000 – Actes des 5es Journées internationales d’Analyse statistique des Données Textuelles, 9-11 Mars 2000, Ecole Polytechnique fédérale de Lausanne

Elia A, S. Vietri, (2002), L’analisi automatica dei testi e i dizionari elettronici, in E. Burattini, R. Cordeschi, a cura di, Manuale di Intelligenza Artificiale per le Scienze Umane, Roma: Carocci

Vietri, S., A. Elia, E. D'Agostino, (2002), “Lexicon-grammar, Electronic Dictionaries and Local Grammars in Italian”, in Laporte, Eric, Christian Leclère, Mireille Piot & Max Silberztein (eds.). Syntaxe, Lexique et Lexique-Grammaire Volume dédié à Maurice Gross. Lingvisticae Investigationes Supplementa 24, Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins Publishing

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Prof. Simonetta Vietri

Forschungsbereich- allgemeine Linguistik- beschäftigt sich mit der Syntax des Italienischen im methodologischen Rahmen der

Lexikon- Grammatik und der automatischen Analyse von Texten - sie hat am Aufbau der elektronischen Wörterbücher (der einfachen Wörter und der

Wortverbindungen) und am Aufbau der „Local Grammars“ im italienischen Modul des INTEX mitgewirkt.

Teilnahme an internationalen ForschungsprojektenESPRIT MULTILEX - (1990-93) - Realizzazione di standards informatici per la costruzione di risorse linguistiche e terminologiche multilinguiEUREKA GENELEX (EU542) - (1990-96) - Definizione e costituzione del modello morfo-sintattico del dizionario elettronico GENELEX

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Lebenslauf

- 1983 Magister der Philosophie an der Universität Salerno- 1985 Master of Arts in theoretischer Linguistik an der University of Southern California –

Los Angeles USA- 1983-85 Lecturer Assistantship bei dem französischen und italienischen Ministerium an

der University of Southern California – Los Angeles- 1985-86 Supervisorin beim Ministerium der Linguistik an der University of Cambridge –

England- 1987-95 Produktionsmanagerin der Computerlinguistik beim Lexikon S.p.A. – Salerno- 1995-99 Forscherin der Soziolinguistik an der Universität Salerno- 1999 außerordentliche Professur der Computerlinguistik an der Universität Salerno

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bedeutendste Publikationen · Vietri, S. (1984a), “On the Study of Idioms in Italian”, in AA.VV., Sintassi e morfologia

della lingua italiana, Congresso internazionale della Società di Linguistica Italiana, Roma: Bulzoni

· Vietri, S. (1984b), Lessico e sintassi delle espressioni idiomatiche. Una tipologia tassonomica in italiano e in inglese, Napoli: Liguori

· Vietri, S. (1990a), “On some comparative frozen sentences in Italian”, in Lingvisticae Investigationes 14: 1, pp. 149-174, Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins

· Vietri, S. (1990b), La sintassi delle frasi idiomatiche, in "Studi italiani di linguistica teorica e applicata", XIX:1

· Vietri, S., (2001a), Navigare nei testi. Teorie e applicazioni informatiche per la linguistica testuale, Napoli: Editoriale Scientifica Italiana

· Vietri, S., A. Elia, E. D'Agostino (in corso di stampa), “Lexicon-grammar, Electronic Dictionaries and Local Grammars in Italian”, in Laporte, Eric, Christian Leclère, Mireille Piot & Max Silberztein (eds.). Syntaxe, Lexique et Lexique-Grammaire, Volume dédié à Maurice Gross. Lingvisticae Investigationes Supplementa 24, Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins Publishing Co.

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2.2. Lexikon- Grammatik/ Elektronische Wörterbücher und Local Grammars

Einführung

Darstellung des Systems “DELI“, Dizionario Elettronico della Lingua Italiana; Beispiele: Klassifikationstabellen der Lexikon- Grammatik und der Lokal- Grammatiken; Wie kann man diese Wörterbücher benutzen um Strukturindexe von Texten zu generieren Struktur der „Local Grammars“ (lokale Grammatiken)

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2.2.1. Elektronische Wörterbücher

Das System “DELI“ enthält: ● DELAS, Wörterbuch der einfachen Wörter (ca. 100 000 Wörter, alphabetisch geordnet) ● Die Ordnung besteht in Bezug zu den grammatischen Kategorien und zur Endung des Wortes

z. B.: dottore. N80 cortese.A79 amare.V3 di.PREP lentamente.AVV→ Kode 80 steht für die Substantive wie z. B. dottore usw. und entspricht der Endung: N 80 ms fs mp fp -e -essa -i - esse → Kode 79 steht für die Adjektive wie z. B. cortese oder aber auch tribale usw., die nach dem folgenden Muster dekliniert werden können: N 79 ms fs mp fp -e -e -i -i

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Verben

→ Der Algorithmus für die Verben ist komplizierter, weil er sich auf 40 Formen beziehen muss, die die einfachen Zeiten betreffen. > verschiedene Verben wie z. B.: amare, abbandonare, imparare usw. haben der Kode V3, der den folgenden Endungen entspricht: V 3 ind/pr(3o,3i,3iamo,3ate,3ano) imp(3avo,3avi,3ava,3avamo,3avate,3avano) pass r(3ai,3asti,3ò,3ammo,3aste,3arono) fut s(3erò,3erai,3erà,3eremo,3erete,3eranno) imperat(-,3a,3i,3iamo,3ate,3ino) cong/pr(3i,3i,3i,3iamo,3iate,3ino) ipm(3assi,3assi,3asse,3assimo,3aste,3assero) cond/pr(3erei,3eresti,3erebbe,3eremmo,3ereste,3erebbero) part/pr(3ante,3anti) pass(3ato,3ata,3ati,3ate) ger/pr(3ando)

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DELAF

Das Resultat ist DELAF : ein elektronisches Wörterbuch der deklinierten und der konjugierten Formen von italienischen einfachen Wörtern, das die folgende Struktur hat:

ama,amare.V3:Imper2s cortese,cortese.A79:fs ama,amare.V3:IndPres3s cortese.A79:ms amai,amare.V3:IndPass1s cortesi,cortese.A79:fp amammo,amare.V3:IndPass1p cortesi,cortese.A79:mp amando,amare.V3:Ger di,di.PREP amano,amare.V3:IndPres3p dottore.N80:ms amante,amare.V3:PartPres:ms:fs dottoressa,dottore.N80:fs amanti,amare.V3:PartPres:mp:fp dottoresse,dottore.N80:fp amare.V3:Inf lentamente,lentamente.AVV

● Die Wörterbücher DELAS - DELAF enthalten einerseits einfache Wörter, die man formal als eine abgetrennte Reihe von Buchstaben definieren kann.

● Andererseits enthalten diese Wörterbücher komplexe Wörter (Wortverbindungen), die als eine Reihe von Wörtern, definiert werden können.

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Wortgruppen

● die Wortgruppen (Wortverbindungen) sind geschlossene Reihen von Wörtern, die ● entweder eine metaphorische Bedeutung haben, wie

z. B.: cavallo di battaglia oder eine neutrale oder aber auch technische Bedeutung haben, wiez. B.: carta di credito > es ist auch im Plural keine Änderung der zweiten Substantive möglich:z. B.: * cavallo di battaglie * carta di crediti > die einzige mögliche Variation kann am Anfang des Ausdrucks (beim ersten Substantiv) durchgeführt werden:z. B.: cavalli di battaglia carte di credito

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DELAC

● DELAC, Wörterbuch der Wortverbindungen (ca. 50 000 Wörter mit grammatischen Kodes) ● die Kodes beziehen sich auf die grammatischen Kategorien, zu denen sie gehören und auf ihre innere

Struktur und ihr morphologisches Verhalten.

das DELAC Wörterbuch > Beispiel cavallo di battaglia,N+NPN:ms-+ carta di credito,N+NPN:fs-+ pesce spada,N+NN:ms-+ casa madre,N+NN:fs-+ agente speciale,N+NA:ms++ alta carica,N+AN:fs-+

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DELACF

Nachdem das morphologische Verhalten der Wortverbindungen auf diese Art und Weise kodiert wird, erlaubt die Auswahl von Rechenprogrammen ein automatisches generieren von sog. DELACF → das sind wiederum elektronische Wörterbücher der flektierten Formen der italienischen Wortverbindungen, die das folgende Format haben:

agenti speciali,agente speciale.N+NA:fp++ agenti speciali,agente speciale.N+NA:mp++ alta carica.N+AN:fs-+ alte cariche,alta carica.N+AN:fp-+ carta di credito.N+NPN:fs-+ carte di credito,carta di credito.N+NPN:fp-+ lingua madre.N+NN:fs-+ lingue madri,lingua madre.N+NN:fp-+

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2.2.2. Lexikon- Grammatik

● große Klassifikation der Lexik auf Grund von ca. 200 syntaktischen und Verteilungseigenschaften (Distribution)

Beispiel für einfache und komplexe Verben, ganze Sätze mit Hilfsverben:

● Intransitive Verben 1 V piovere 2 N0 um V dormire 3 N0 V scoppiare

Transitive Verben 4L N0 V N1 luogo valicare 5R N0 V N1 ristretto risuolare 6 N0 V N1 N2 eleggere

Completive Verben (Verben, die versch. Ergänzungen verlangen) 10 Ch F V Prep N1 piacere 11A N0 V al fatto Ch F credere 12 N0 V dal fatto Ch F derivare

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13 N0 V Ch F a N2 dire Transitive komplexe Verben CDEF1 N0 V Def C1 Alzare il gomitoCDN N0 V C1 di N2 Prendere atto di N2C1PC2 N0 V C1 Prep C2 Tagliare la testa al toro Intransitive komplexe Verben

Ganze(unveränderlichen) Sätze mit Hilfsverb “essere” EC N0 essere C1 Essere casa e chiesaECA N0 essere C1 Agg Essere un fuoco fatuoEPaC N0 essere a C Essere a dieta Ganze(unveränderlichen) Sätze mit Hilfsverb “fare” Ganze(unveränderlichen) Sätze mit Hilfsverb “avere”

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2.2.3. Automatische morpho- lexikalische Analyse

→ Das Programm INTEX für morpho- lexikalische Analyse eines Textes

Methode: INTEX nutzt DELAS und DELAC zur Analyse eines Textes und schafft so ein Wörterbuch des Textes, das sowohl einfache Wörter als auch Wortverbindungen enthält.

dieses Programm (Indexbildung) wird als außerordentlich zuverlässig für die Führung einer technischen und wissenschaftlichen Dokumentation bezeichnet.

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Beispiel INTEX

- Ma che cavolo dicono? – chiedo. – Io non so niente. So che quel gran pezzo di fica ha un negozio di video porno, senza l’insegna luminosa. Ma non so nemmeno dov’è. Sono cotto. La devo rivedere assolutamente. Ha delle gambe bellissime, sempre con calze a rete e gonne cortissime. Me lo spiega. E’ un negozio di video giochi e programmi per il computer e sotto banco vende articoli pornografici di vario genere, compresi i video porno. Non è sulla piazza della stazione ma in una via laterale, vicino al passaggio a livello dello scalo merci. - Attento alle sue calze a rete – mi fa – non sei certo il primo che perde la testa per le sue cosce e per i suoi tacchi a spillo e poi si ritrova fregato. 2 video porno 1 programmi per il computer 2 calze a rete 1 scalo merci 1 articoli pornografici 1 sotto banco 1 gran pezzo di fica 1 tacchi a spillo 1 insegna luminosa 1 video giochi 1 passaggio a livello

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Beispiel INTEX

Politica economica, anno zero. E l’assenza di impegni precisi e credibili contro l’inflazione continua a tener in tensione i mercati. Nei mesi che hanno preceduto la svalutazione della lira e’stato ripetutamente e autorevolmente affermato che la stabilità del cambio rappresentava l’asse portante di tutta la politica economica italiana. La linea di condotta seguita nelle prime settimane dal Governo Amato era sembrata coerente con tale enunciazione: 1 il riconoscimento dell’autonomia della Banca d’Italia; 2 l’affermazione della priorità assoluta dell’obiettivo anti- inflazionistico; 3 il blocco delle contrattazioni salariali nel settore pubblico; … ____________________________________________ 8 politica economica 2 stabilità del cambio 5 finanza pubblica 2 svalutazione della lira 4 politica monetaria 2 manovra di bilancio 3 priorità assoluta 1 debito pubblico

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2.2.4. Local Grammars

● INTEX : Erkenntnis verschiedener Kombinationen von einfachen Wörtern und Wortverbindungen dank der Wechselwirkung zwischen Wörterbüchern und Grammatiken

● INTEX enthält ein Werkzeug, das es den Local- Grammars erlaubt ein Muster eigener Automatisierungen zu schaffen

● Local- Grammars:

basieren nicht nur auf Wörtern, sondern auch auf nicht abgeschlossenen Symbolen, die in den Wörterbüchern enthalten sind.

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Das Schema- Beispiel

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Anwendung der Lexikongrammatik

● Wenn diese Grammatik auf einen Text angewendet wird, dann wird INTEX jedes Erscheinen dieses Modells unterstreichen und demzufolge werden durch das Modell Wortverbindungen gebildet.

Beispiel

trovare espressione sia in accresciuti differenziali di interesse reali, sia in un la politica economica italiana. La linea di condotta seguita nelle prime settimane dal rappresentava l’asse portante di tutta la politica economica italiana. La linea di condotta anti- inflazionistica. Se questa e’ la politica economica italiana si sarebbe tentati di dire si traducono integralmente in una spinta inflazionistica aggiuntiva. …

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3. Bibliographie

● Elia, Annibale / Mertinelli, Maurizio / D’Agostino, Emilio (1993): Lessico e strutture sintattiche. Introduzione alla sintassi del verbo italiano. Napoli: Liguori

● Gross, Maurice (1994): „Constructing Lexicon-grammars“, in: Atkins, Beryl T. / Zampolli, Antonio (Hgg.): Computational approaches to the Lexicon. Oxford: Oxford University Press 213-263.

● Vietri, Simonetta; Elia, Annibale; D’Agostino, Emilio (2002): „Lexicon- grammar, Electronic Dictionaries and Local Grammars of Italian”, in: Laporte, Eric; Leclèie, Christian.; Piot, Mireille und Silberztein, Max (Hgg.): Syntaxe, Lexique et Lexicon- Grammaire; Amsterdam:John Benjamins Publication,125- 134

● http://ladl.univ-mlv.fr/ am 22.11. 2005; Autor: Christian Leclère● http://ladl.univ-mlv.fr/Relex/introduction.html am 16. 01. 2006; Autor: anonym (Université de

Marne-La-Vallée) ● http://ladl.univ-mlv.fr/Relex/corpora.html am 16. 01. 2006; Autor: anonym (Université de

Marne-La-Vallée) ● http://www.linguistics.unisa.it/italiano/presentital.htm am 17.01. 2006