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Die Lilienberg Zeitschrift Nummer 55 / Oktober 2018

Die Lilienberg Zeitschrift · 2019. 2. 12. · risten Roland Dyens. «Fuoco», so ist das Finale überschrieben, heisst zu Deutsch Feuer, und es machte seinem Namen alle Ehre: Kocic´

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Die Lilienberg ZeitschriftNummer 55 / Oktober 2018

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MITGLIEDSCHAFTEN30 JDMT AG: Generalunternehmen

in Sachen professionelle Erste Hilfe

IN EIGENER SACHE32 Lilienberg ist auch online

präsenter denn je34 Zeit für Veränderungen? Ja, auch im

Lilienberg Unternehmerforum

GEDANKEN3 Christoph Vollenweider:

Fünf Tonnen Kokain, aber «alles wird besser»

BEGEGNUNG4 Der sanfte Gitarrist mit Flair

für die Rockmusik6 Das Traumpaar für

Liedinterpretationen

GESPRÄCH8 Anton Affentranger:

Viele Baustellen und kein Ende10 Walter Oberhänsli:

«Das Gesundheitssystem möchte günstige Preise, die Medikamenten-hersteller hohe»

12 «Wir setzen alles daran, dass die Schweiz das optimale Kampfflugzeug erhält!»

16 Digital Leadership – Führen in digitalen Zeiten

18 Quartierdienstleistungen wandeln sich in Menge und Angebot

20 Auch kleinere Städte leiden unter dem Online-Handel

22 Stefan Millius und Marcel Baumgartner: Schweizer Medien – Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst

BILDUNG24 Auf der Suche nach dem Glück:

Mitarbeiter müssen wissen, wofür sie arbeiten

KUNDENANLÄSSE26 Ein rundum gelungenes Geburtstags-

festival macht Lust auf die nächsten zehn Jahre

28 Bildimpressionen vom Festival Kammermusik Bodensee

HerausgeberLilienbergUnternehmerforumCH-8272 ErmatingenTelefon +41 71 663 23 [email protected]

Redaktion Stefan BachofenBilder Richard Elmer, Mareycke Frehner, Susanne Grüner, Andreas Hess, Ernst Hilfiker, Cinzia Meng, Angela Schiavone, Lukas Johannes Wörz Layout Alinéa AG, Oetwil am SeeDruck pmc, Oetwil am See

Die Lilienberg Zeitschrift

Nummer 55 / Oktober 2018

© Stiftung Lilienberg Unternehmerforum, Ermatingen

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GEDANKEN

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«Alles wird besser» – unter diesem Label publizierte eine Schweizer Zeitung eine Sommerserie, die nachweisen soll, dass die Schweiz an einer Wahrnehmungs-störung leide. Gemeint ist damit die offen-bar weitverbreitete Meinung, dass alles immer schlechter würde und die Welt aus einer endlosen Abfolge von Katastrophen, Konflikten und Krisen bestehe. In der Folge wurde eine Reihe von Artikeln publiziert, die über den Fortschritt der letzten Jahre berichtete, so im Bereich des Wohlstandes, der Freizeit, der Wissenschaft, der Bildung, der Medizin, ja auch der Luftverschmut-zung und des Gewässerschutzes. So weit, so gut, diese Aussagen und die dazuge-hörenden Zahlen sind sicher richtig. Dass sich aber viele Ängste auf Ereignisse im Ausland beziehen oder beispielsweise auf den Klimawandel, wurde ausser Acht ge-lassen.

Die gleiche Zeitung veröffentlichte wenige Tage zuvor einen Artikel mit dem Titel «Schweizer schnupfen fünf Tonnen Kokain». Nebst Kokain werden auch gros se Mengen an anderen Drogen konsumiert: Heroin, Cannabis sowie viele synthetische Dro-gen. Hinzu kommt die Unmenge an jenen Medi kamenten, die täglich geschluckt wird, um Angst, Stress, Unruhe, Schlaf-

losigkeit oder psychosomatische Störun-gen zu bekämpfen oder um die eigene körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern.

Damit manifestiert sich zwischen diesen beiden Befunden ein Widerspruch: Alles wird besser – und doch konsumieren wir so viel Kokain und Medikamente wie nie zuvor! Und zwar in fast allen Kreisen, vor allem aber unter so genannten Erfolgs-menschen. Der Widerspruch ist aber nur scheinbar, weil in dieser Sommerserie fast nur der materielle Fortschritt beschrieben wird. Ausgeklammert werden die mensch-lichen Werte, die Gefühle, das Seelische, das Psychische, die innere Zufriedenheit, also Bereiche, die zwar äusserst wichtig sind, aber nicht gemessen werden können.

Versucht man nun den materiellen Fort-schritt in direkte Relation zum Drogenkon-sum zu setzen, aber auch zur erschreckend hohen und zunehmenden Anzahl von Menschen, die an Depressionen, psychi-schen Störungen und Ängsten leiden oder am Rande eines Burnouts stehen, so könnte sich dieses schöne Bild vom Fortschritt rasch verdüstern: Was ist mit diesen vielen «Drogenkonsumenten» los? Realisieren sie denn nicht, dass alles besser wird?

Oder könnte am Ende dieser andere – düstere – Befund einfach die Kehrseite der Fortschrittsmedaille zeigen, das Preis-schild für die Kosten, die wir als Gesell-schaft für den enormen materiellen Fort-schritt bezahlen? Zum Beispiel für den mit dem Fortschrittsstreben verbundenen Leistungsdruck und Dauerstress?

Der Mensch hat noch ganz andere Be-dürfnisse und Sehnsüchte als nur mate-rielle, zum Beispiel spirituelle und geistige, soziale und psychische, die sich nicht so einfach messen lassen wie Einkommen und Konsumgüter. Es ist deshalb Zeit, darüber nachzudenken, was Fortschritt eigent lich ist, wie man ihn messen müsste. Lilienberg setzt sich für eine ganzheit liche Betrach-tungsweise ein, für die gleiche Gewichtung der menschlichen, sachlichen und wirt-schaftlichen Aspekte. Dafür brauchen wir keine Aufputschmittel, runden aber unsere Gespräche gerne mit einem Glas Wein ab!

* Christoph Vollenweider ist Leiter Programm und Publikationen bei der Stiftung Lilien-berg Unternehmerforum. Er verantwortet die Umsetzung des Stiftungsgedankens.

Von Christoph Vollenweider*

Fünf Tonnen Kokain, aber «alles wird besser»

Christoph Vollenweider

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BEGEGNUNG

Vojin Kocics Instrument ist die Gitarre. Das stellt in der klassischen Musik eine Selten-heit dar. Genau dies dürfte der Grund gewesen sein, dass sich viele Lilien berg Freunde das Sommerkonzert nicht ent-gehen lassen wollten. Für sie hatte sich der Besuch nicht nur wegen des traditi-onell reichhaltigen Apéros gelohnt. Nein, sie wurden vor allem auch Zeugen, wie leicht und sicher Kocics Finger über die Gitarren saiten flogen und wie der Musiker dabei richtiggehend aufblühte. Zu keiner Zeit war beim Künstler nur ein Hauch Nervo sität spürbar, der sanfte Klang seiner Gitarre füllte das Zentrum, und das Publi-kum war begeistert.

Bach-Partita für Gitarre umgeschriebenZum Auftakt seines eineinhalbstündigen Konzerts spielte Vojin Kocic fünf Sätze aus Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 2 in d-Moll. Bach hatte die Partita ursprünglich für Violine komponiert. Kocic schrieb sie eigenhändig für Gitarre um. Er intonierte

Bachs tiefgründige Sarabande, eine höfische Tanzform der Barockmusik mit gros ser Musi-kalität und Inbrunst, und die Laufkaska den der Giga sprudelten dabei wie klingende Wassertropfen. Aber auch mit Giulio Re-gondis Opus 23 für Solo gitarre, der zweiten Komposition an diesem Rezi tal, begeisterte Kocic das gut gelaunte Publikum. Der junge Serbe spielte das romantische Stück ebenso gefühl- wie hingebungsvoll.

Die Gitarre als «orchestre en miniature»Es folgten die «Fünf Bagatellen» von Wil-liam Walton, einem englischen Komponis-ten und Dirigenten des 20. Jahrhunderts, ein Stück voll von Vitalität und Esprit. Jene Zuhörer, die konzentriert lauschten, waren wenig überrascht von Moderatorin Eva Oertles Aussage, dass der französische Komponist Hector Berlioz die Gitarre einst als «orchestre en miniature» bezeichnet hatte. Waltons Bagatellen wurden später übrigens tatsächlich auch noch für Orches-ter bearbeitet.

Das Schlussbouquet setzte Vojin Kocic mit dem Finale aus der Libra Sonatine des 2016 verstorbenen französischen Gitar-risten Roland Dyens. «Fuoco», so ist das Finale überschrieben, heisst zu Deutsch Feuer, und es machte seinem Namen alle Ehre: Kocic malte ein musikalisches Asso-ziations-Inferno in die Vorstellungswelt der Besucher.

Auch mit der rockigen E-Gitarre unterwegsIm anschliessenden, auf Englisch geführten Kurzgespräch mit der Moderatorin er zähl te Voijn Kocic unter anderem, was die Gitar re für ihn bedeutet. Zwei Namen haben ihn als Jungen geprägt, zwei Namen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Jimi Hendrix, der grosse Rock-Gitar rist der wil-den Sechzigerjahre, und Claudio Abbado, der Dirigent, der jahrelang die Lichtgestalt des Lucerne Festivals war. «Mein Vater war ein eingefleischter Jimi-Hendrix-Fan», sagte Kocic. So kam er schon früh mit der Gitarre in Berührung. Rockig und lärmig ging es da-mals zu, denn der Vater besass selbst eine E-Gitarre. Die Mutter gab Gegen steuer und führte den Sohn mit ihrem Klavierspiel an die klassische Musik heran. Der Fall war klar: Klein-Vojin wollte Gitarre spielen, und zwar klassische Musik.

Von Stefan Bachofen

Der sanfte Gitarrist mit Flair für die Rockmusik

Mit technischer Virtuosität und der charakteristischen Interpretation des alten und neuen Repertoires setzt Vojin Kocic in der Gitarrenszene neue Massstäbe. Der 28- jährige Serbe, der in Zürich sein Studium mit dem «Master of Arts» in Musik-pädagogik abgeschlossen hat, gehört zu den grössten Talenten in seiner Branche. Im Juni trat er an einem Lilienberg Rezital auf. Kocic liebt übrigens nicht nur die klas-sische Musik, sondern auch Jazz und Rock.

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Deshalb konzentriert er sich heute ganz auf die klassische Gitarre und verfügt über ein entsprechend breites Repertoire. Aber: «Ich liebe auch Jazz oder Rock, und eine Jam-Session mit Kollegen ist toll», gestand Kocic. Dann packt er hin und wieder auch die rockige E-Gitarre aus.

Vor einer grossen KarriereDer Auftritt auf Lilienberg ist Vojin Kocic geglückt. Der Serbe ist auf dem besten Weg, sich in der Musikwelt weiter zu etablieren. Und wenn man beobachtet, wie innig er seine Gitarre spielt und welch sanfte oder auch rhythmisch temperamentvolle Töne er ihr entlockt, zweifelt niemand daran, dass Vojin Kocic eine ganz grosse Karriere vor sich hat.

Lilienberg Rezital vom 12. Juni 2018 mit Vojin Kocic (Gitarre); Gastgeberin: Stiftung Lilienberg Unternehmerforum, vertreten durch Susanne Rau-Reist; Moderation: Eva Oertle Zippelius.

Der KünstlerVojin Kocic wurde in Serbien geboren, wo er als Achtjähriger begann, klassische Gitarre zu spielen. Nach Abschluss der Grundschule setzte er seine Ausbildung an der Musikakademie in Belgrad fort und absolvierte das erste Jahr an der Fakultät für Musik in Belgrad. Danach setzte er seine Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste fort, wo er 2015 den «Bachelor of Arts in Musik» und den «Master of Arts in Specialized Music Performance» erwarb.

Kocic hat an zahlreichen Solo- und Kammermusikwettbewerben in Serbien, Deutsch-land, Rumänien, Bulgarien und Kroatien teilgenommen und belegte dabei mehre-re Male den ersten Platz oder wurde mit Sonderpreisen ausgezeichnet. Beim Finale des «Prix Credit Suisse Jeunes Solistes» 2015 ging er ebenfalls als Sieger hervor. Er wurde als die überzeugendste junge Musikerpersönlichkeit unter allen Studierenden, gleich welchen Fachs, an Schweizer Musikhochschulen geehrt.

Ausser bei Solokonzerten spielte Vojin Kocic, seit er elf Jahre war, als Solist beim Kammerorchester Atina Kamerata (Griechenland) im Sava Centar (Belgrad), einer der bekanntesten Konzerthallen Serbiens. Er hat Konzerte mit dem serbischen Rundfunk- und Fernseh-Sinfonieorchester, der Belgrader Philharmonie, dem Kammerorchester Sveti Djordje und dem Kammerorchester Dušan Skovran gespielt.

Kocic spielt aber auch auf Instrumenten, die schon vor der Gitarre existierten: die Laute, Barock-Gitarre oder Theorbe. Auf diesen alten Instrumenten spielt er alte Musik, aber auch andere Komponisten aus Renaissance und Barock. Seit 2014 unter richtet Vojin Kocic als Gitarrenlehrer an der d’Insle Montessori- Schule in Zürich.

Vojin Kocic setzt neue Massstäbe in der Gitarrenszene.

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BEGEGNUNG

Wer sich im Vorfeld des Rezitals über Regula Mühlemann informierte, um sich auf das Konzert einzustimmen, stellte bald fest: Die Online-Medien sind voll des Lobes für die junge Frau aus Adligenswil. «Sie entzückt gesanglich und darstellerisch. Ihre Spielfreude ist ansteckend. Ihr Ge-sang ist herrlich schön und intensiv. Ihre

klaren Höhen klingen erfrischend, sie er-innern an einen kühlen Gebirgsbach», war im Klassik- Blog «Klassik begeistert» über einen Auftritt der Sopranistin im Fest-spielhaus Baden-Baden zu lesen. Und die «Badische Zeitung» doppelte nach und kommentierte ein Konzert Mühlemanns in Riehen mit den Worten: «Ihr Gesang

wirkte so leicht wie Atmen, ihre hohen Töne flossen mühelos in den Raum.»

Umworbene SängerinDie Lilienberg Förderer und Freunde, die von Gastgeberin Susanne Rau-Reist jeweils persönlich an die Konzerte eingeladen werden, durften sich somit schon Wochen im Voraus auf den Auftritt von Regula Mühlemann freuen. Im Spätsommer war es dann so weit, und die viel umworbene Sängerin trat an einem Liedrezital auf – zu-sammen mit Pianistin Tatiana Korsunskaya.

Liedperlen aus der SpätromantikAuf dem vom Volkslied inspirierten Pro-gramm standen Perlen aus der Spät ro man-tik – von Alexander Zemlinsky, Richard Strauss und Hugo Wolf – sowie Paul Hindemiths «Lustige Lieder in Aargauer Mundart». Eva Oertle moderierte das Konzert. Regula Mühlemann und Tatiana Korsunskaya eröffneten es mit den reiz-vollen Walzer-Gesängen des österreichi-schen Komponisten Zemlinsky. Mit einer Auswahl von Richard Strauss' Liedern setzten sie den Faden der volksliedhaft leichten Kost fort.

Leichtfüssig und leidenschaftlich war auch der zweite Teil des Konzerts mit humor-

Von Stefan Bachofen

Das Traumpaar für Liedinterpretationen

Regula Mühlemann ist der Schweizer Stern am Sopran-Himmel. Die Luzernerin gilt als Nachwuchsstar innerhalb der Sänger-Gilde. Der steile Aufstieg der 32-Jährigen beweist, dass man als klassische Sängerin auch von der kleinen Zentralschweiz aus international Karriere machen kann. Im August gab Regula Mühlemann im Lilien-berg Zentrum ein Liedrezital. Begleitet wurde sie am Klavier von der Russin Tatiana Korsunskaya.

«Eins gab das andere»Regula Mühlemann stammt nicht aus einer typischen Musikerfamilie: Ihre Mutter ist Damenschneiderin, ihr Vater Cheminéebauer. Moderatorin Eva Oertle wollte deshalb wissen, wie der Wunsch entstand, Sängerin zu werden. «Wir haben zu Hause immer Musik gehört und viel gesungen. Meine Oma war Sängerin am Theater in Sursee. In der Musikschule besuchte ich eher aus Spass den Stimmbildungsunterricht. Meine Gesangs lehrerin überredete mich, eine Probe der Luzerner Kantorei anzuhören. Davon war ich so begeistert, dass ich dem Chor beitrat. Bald durfte ich auch die Soli singen, und so gab eins das andere.» Am liebsten singt Regula Mühlemann in ihrer eigenen Sprache, also Mundart, weshalb sie auch die Lieder von Paul Hindemith immer gerne in ihre Konzertprogramme aufnimmt. Sie widmet sich aber nicht nur dem Lied-Gesang, sondern sorgt auch auf den Opernbühnen für Furore. Dabei haben es ihr vor allem die verschiedenen Rollen in Mozarts Opern angetan.

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vollen Kostbarkeiten des begabten Univer-sal musikers Paul Hindemith und mit 12 der insgesamt 46 Lieder aus dem Italieni schen Liederbuch, dem bekanntesten Lied zyklus von Hugo Wolf. Die beiden Künstlerinnen entpuppten sich dabei als Traumpaar für Liedinterpretationen. «Ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus», formu lierte es eine Konzertbesucherin treffend. Mühle mann be-zauberte das Publikum mit ihrer schnörkel-losen, innig leuchtenden, lyri schen und warm timbrierten Stimme. Und Korsunskaya setzte als Pianistin klare Akzen te, spielte den vielschichtigen Klavier part bis ins Detail aus, ohne sich dabei aufzudrängen und in den Vordergrund zu stellen – ganz nach dem Motto «Zuhören ist für die Klavier-begleiterin der Schlüssel zum Erfolg».

Applaus war den beiden sicher. Mit dem Lied «All meine Gedanken» von Richard Strauss bedankten sich die Künstlerinnen und verabschiedeten die knapp 100 Gäste zum Apéro.

Lilienberg Rezital vom 28. August 2018 mit Regula Mühlemann (Sopran) und Tatiana Korsunskaya (Klavier); Gastgeberin: Stif-tung Lilienberg Unternehmerforum, vertre-ten durch Susanne Rau-Reist; Mode ration: Eva Oertle Zippelius.

Die KünstlerinnenSopranistin Regula Mühlemann studierte bei Prof. Barbara Locher an der Hochschule Luzern und sammelte schon früh am Theater erste Erfahrungen auf der Opern bühne. Danach führten sie Engagements an das Teatro La Fenice nach Venedig, ans Opern-haus Zürich und ins Festspielhaus Baden-Baden. 2012 gab sie ihr Debüt bei den Salz-burger Festspielen. In den vergangenen Spielzeiten sang sie an der Staatsoper Berlin, am Theater an der Wien und an der Opéra national de Paris.

In einer Verfilmung des «Freischütz» von Carl Maria von Weber spielte und sang Regula Mühlemann die Rolle des Ännchen, in einer weiteren Filmadaption von Glucks Oper «Orfeo ed Euridice» war sie als Amor zu sehen. Als Sopranistin trat sie beim Lucerne und dem Verbier Festival auf, bei den Osterfestspielen der Berliner Philhar-moniker, im KKL Luzern, in der Tonhalle Zürich und in der Dresdner Frauenkirche. Im Sommer 2017 gab sie ihr Debüt in den USA mit dem Chicago Symphony Orchestra.

Pianistin Tatiana Korsunskaya studierte am Tschaikowsky-Konservatorium Moskau. Sie schloss das Studium mit dem Diplom im Konzertfach Klavier, Kammermusik und Liedgestaltung ab. Das Solistendiplom erhielt sie an der Musik-Akademie Basel. Im Jahr 2000 gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb «Franz Schubert und die Musik der Moderne» in Graz; und auch aus der «Thessaloniki International Chamber Music Competition» ging sie als Siegerin hervor. 2015 wurde sie mit dem «ECHO Klassik» für die beste Kammermusikeinspielung des Jahres ausgezeichnet.

Als Solistin, Kammermusikerin und Liedbegleiterin ist Korsunskaya im Konzerthaus Wien, in der Stuttgarter Liederhalle, in der Tonhalle Zürich, im Stadtcasino und im Theater Basel aufgetreten. Seit 18 Jahren unterrichtet sie als Dozentin für Korrepeti-tion, Kammermusik und Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Luzern und an der Hochschule der Künste Bern.

Sorgten für einen Augen- und Ohren-schmaus: Regula Mühlemann (links) und Tatiana Korsunskaya.

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GESPRÄCH

Anton Affentranger machte Karriere in der Bank und wechselte später ins Bau-wesen. Er war Verwaltungsratspräsident der Implenia AG und ist heute CEO der-selben Firma, die rund 4000 Baustellen betreut. Seine Entscheide bedauert er nicht. An einem Lilienberg Gespräch sprach er über das Image der Schweiz und Aufträge, die er nicht annahm.

Am Morgen weilte er noch am Genfersee – am Abend war er in Ermatingen am Unter-see. Anton Affentranger, CEO der Baufirma Implenia, stellte sich verblüffend offen den Fragen von Moderator Christoph Vollen-weider. Implenia, ein Unter nehmen mit rund 8000 Mitarbeitenden und einem Um-satz von rund 3,3 Milliarden Franken, prägt das Bauwesen in der Schweiz, aber auch in Deutschland, Öster reich, Norwegen und Schweden. Das Stadion Letzigrund, das Dolder Grand in Zürich, das Kernkraft-werk Gösgen, der Uetliberg tunnel Gänzi-loo, der Gotthard- Basistunnel und viele weitere namhafte Bauten stammen von der Implenia, dem grössten Bauunternehmen der Schweiz.

Anton Affentranger, ehemaliges Mitglied der Generaldirektion der Schweizerischen Bankgesellschaft, war gegen die Fusion mit

dem Bankverein und wechselte kurze Zeit später ins Bauwesen. Dort gefällt es ihm und er sagte: «Ich bin fasziniert von der realen Welt. Beim Bau geht es um Kon-kretes. Ich kann vieles lernen und besuche wöchentlich eine der 4000 aktuellen Bau-stellen unserer Firma.» Dabei setzt er sich mit dem Bau auseinander, lässt sich von Ingenieuren informieren und sucht das Gespräch mit dem Polier oder dem Bau-arbeiter. Nur mit diesem Austausch könne er verstehen, was und wie gebaut werde.

Das Wissen, wie die Baubranche funktio-niert, ist für den CEO und Marathon läufer – er spult die 42 Kilometer in 3 Stunden 49 Minuten ab – zentral. Erst kürzlich wurde bekannt, dass bei Bauten im Unter-engadin Preisabsprachen unter den Firmen stattfanden. Er gehe davon aus, dass das Thema noch nicht erledigt sei, sagte er. Es ist dem CEO auch bewusst, dass «wir in der Schweiz in dieser Beziehung nicht immer sauber sind.»

Pünktlichkeit und Schweizer ImageTrotzdem zerrt die Schweiz im Ausland von ihrem guten Image. Schweizer Unter nehmer sind bekannt für ihre pünktliche Arbeit. Eine Ausnahme bildet da vielleicht die Bau-branche, weil diese immer wieder – auch

wetter bedingt – mit Verzögerungen rechnen muss. Nach der Einweihung eines Hoch-hauses in Turin schrieb ein italienischer Journalist, dass man froh sein könne, dass eine Schweizer Baufirma das Gebäude rea-lisiert habe, denn die Firma habe es pünkt-lich fertig gestellt. Affen tranger sagte zu dieser Aussage, dass der Bau genau ein Jahr später fertig gewesen sei als geplant. Der Journalist sei wohl davon ausgegangen, dass Schweizer immer pünktlich seien. Der CEO meinte: «Die Schweiz hat halt im Ausland immer noch einen Topnamen. Doch der Name ist besser, als wir tatsächlich sind.»

Als Beispiel für qualitativ gute Facharbeit nennt er Ingenieure aus Frankreich. Imp-lenia ist am Bau einer Ringbahn um Paris beteiligt und suchte Ingenieure aus der Schweiz, die nach Frankreich gehen, um dort diesen Bau zu realisieren. «Ich habe niemanden gefunden, der in Paris arbeiten wollte. Das fand ich sehr bedenklich und musste dann französische Ingenieure an-stellen», erzählte er.

Richtige Preisberechnung ist das A und ONoch grösser seien die Probleme bei Bau-projekten im Iran, wie die anschlies sende Diskussion auf Lilienberg zeigte. «Wir

Von Bruno Fuchs

Viele Baustellen und kein Ende162. Lilienberg Gespräch mit Anton Affentranger, CEO Implenia AG

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hatten Anfragen aus dem Iran, aber auch eine aus den USA, um eine Mauer an der Grenze von Mexiko und den Ver-einigten Staaten zu bauen. Wir lehnten all diese Anfragen ab», sagte Affentran-ger, dessen Familie ursprünglich aus der Region Boden see stammt. Bauprojekte im Iran seien mit hohen Risiken verbunden und bräuchten Leute, die sich vor Ort auskennen. Diese Kapazitäten hat die Implenia nicht. Einen weiteren Grund für die Absage ist die Kalkulation: Ganze Teams berechnen monatelang die Kosten; liegen sie einmal bei einem Grossprojekt daneben, kann die Fehlkalkulation grosse wirtschaftliche Folgen für das Unterneh-men haben.

Auch die Digitalisierung ist im Bauwesen ein Thema. Roboter werden gemäss Affen-tranger nicht den Maurer ersetzen, doch bei den Planern und Architekten sieht er eine Entwicklung hin zur Digitalisierung. Bei der Vermessung kann es bereits vorkommen, dass Drohnen die Abstände aufnehmen.

Anton Affentranger ist nun 62 Jahre alt. Die ganz grosse Entwicklung hin zur Digitali-sierung wird er wohl bei der Implenia nicht mehr mitmachen. Er wollte mit 60 Jahren aufhören und plant nun seine Nachfolge.

162. Lilienberg Gespräch vom 4. Juni 2018 mit Anton Affentranger, CEO Implenia AG; Moderation: Christoph Vollenweider, Leiter Programm und Publikationen.

Zur Person Anton AffentrangerDie Sturheit stamme vom Vater – das Temperament von der Mutter, beschrieb Anton Affentranger seine Person. Während des spanischen Bürgerkriegs verliess seine Mutter Saragossa und flüchtete nach Südamerika. Dort lernte sie ihren Mann kennen, der aus der Zentralschweiz stammte und als Käser arbeitete. Als Anton Affentranger 13  Jahre alt war, kehrte die Familie in die Schweiz zurück und Affentranger besuchte das Inter nat in Beromünster.

Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften arbeitete er bei der Schweize-rischen Bankgesellschaft (SBG) in New York, Hongkong und Genf, bei der Genfer Privatbank Lombard Oldier & Cie, der Roche Holding AG und wechselte dann ins Bauwesen. Von 2006 bis 2011 war Affentranger Präsident des Verwaltungsrates der Implenia. Danach wechselte er die Seite: Er machte den Sprung vom Verwaltungsrats-präsidenten zum CEO. Affentranger ist auch Gründer der Affentranger Associates AG, die sich auf das Thema Wertschöpfung konzentriert.

Implenia-CEO Anton Affentranger (links) und Moderator Christoph Vollenweider im Lilienberg Park mit dem Untersee im Hintergrund.

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GESPRÄCH

wie Oberhänsli auf ebenso prägnante wie verständliche, offene und immer wieder mit Humor durchsetzte Art den rund 50 Zuhörern erzählte.

Kampf gegen traditionelle Markt-BeherrscherDas Geschäftsmodell der Zur-Rose-Gruppe sei eigentlich eine einfache Sache: auf effi zi ente Art Medikamente zu einem günsti gen Preis vertreiben. Empfänger dieser Medikamente sind einerseits Ärzte, anderer seits Patienten direkt. Die Patienten erhalten ihre Arzneien auf dem Versand-weg, können sie aber auch in den in jüngs-ter Zeit eröffneten vier Geschäften der Gruppe kaufen. Die Bezüger profitieren dabei von Preisen, die laut Oberhänsli in der Schweiz um etwa 12 Prozent günsti ger sind und in Deutschland, wo die Gruppe auch aktiv ist, um etwa 5 Prozent.

Dass überall, wo jemand mit tieferen Prei-sen operiert, Widerstand bei den bisheri-gen Verkäufern ausgelöst wird, erfuhr auch die Zur-Rose-Gruppe. Die Tätig keit seiner Firma sei von Anfang an etwas wie «ein Kampf gegen das Pharma-Establishment» gewesen, sagte Oberhänsli. Denn man kam sowohl dem äusserst dicht abgeschotteten Geschäftsfeld der Apotheker in die Quere

Medikamente zu einem günstigen Preis vertreiben: Mit dieser relativ ein-fach tönenden Idee hat die Schweizer Grossapotheke «Zur Rose» Erfolg. Er-folg, obwohl die Mitbewerber sich streng gegen jeden «Eindringling» ab-schotten. «Ein Trauerspiel», wie der CEO der Zur-Rose- Gruppe, Walter Oberhänsli, am äusserst interessanten Lilienberg Gespräch im Juli sagte.

«Ich habe es nicht weit gebracht.» Mit die-ser Feststellung eröffnete Gast Walter Ober-hänsli das 163. Lilienberg Gespräch. Nur: Die Feststellung bezog sich lediglich auf seinen Wohnort Steckborn, den Ort, in dem er aufwuchs und eben heute noch lebt.

Was die berufliche Tätigkeit Oberhänslis betrifft, hat er es nämlich sehr weit ge-bracht. Der Mann, der Diplomat werden

wollte, dann aber Jura studierte und sein Geld schliesslich als Rechtsanwalt verdiente, ist heute CEO der Zur Rose Group AG. Die Gesellschaft bezeichnet sich selbst als «Euro pas grösste Versand-apotheke und eine der führenden Ärzte-grossistinnen der Schweiz».

Firmengründung war «verrückte Idee»Die Gründung des Unternehmens basiere auf «einem trivialen Umstand». Dieser habe ihn dann zur «verrückten, um nicht zu sagen absurden Idee» geführt, in einem his-torischen Haus in Steckborn, dem namens-gebenden «Haus zur Rose», eine Apotheke zu eröffnen und 21 selbstdispen sierende Ärztinnen und Ärzte in der Region mit Medi kamenten zu beliefern. Aus dieser Idee «und mit Biss» entstand das Unter-nehmen, das im vergangenen Jahr fast eine Milliarde Franken Umsatz machte,

Von Ernst Hilfiker

«Das Gesundheitssystem möchte günstige Preise, die Medikamentenhersteller hohe»163. Lilienberg Gespräch mit Walter Oberhänsli, CEO und Delegierter des Verwaltungsrates Zur-Rose-Gruppe, Frauenfeld

Aufwändige Investoren-PflegeDie Zur Rose Group AG wird von mehreren hundert Aktionären getragen. Seit dem Sommer 2017 ist das Unternehmen an der Börse – eine Umstellung, die laut CEO Walter Oberhänsli einiges geändert habe, und zwar «im Positiven wie im Negativen». So sei zum Beispiel die Beziehungspflege zu den Investoren «schon sehr aufwändig». Dennoch: An der Richtigkeit des Entschlusses, die Firma an die Börse zu bringen – in diesem Sommer zusätzlich noch mit einer Anleihe – habe er nie gezweifelt.

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wie den Medikamentenproduzenten. In Oberhänslis direkter Art ausgedrückt be-deutet das: Bei vielen Dingen im Schweizer Gesundheitswesen «geht es nur um die Erhal tung von Pfründen». Und das sei «ein Trauerspiel». Oder zusammengefasst: «Das Gesundheitssystem möchte günstige Preise, die Medikamentenhersteller hohe.»

Tiefe Nachfrage nach GenerikaImmerhin: Im Gegensatz zur Anfangszeit erhält die Zur-Rose-Gruppe heute alle Medi kamente, die sie vertreiben möchte. Für Aussenstehende vermutlich eine abso lut logische Sache, die keiner Erwäh-nung bedarf – doch möglich sei das erst

geworden, nachdem man sich dieses Be-zugsrecht juristisch erstritten hatte, wie der Lilien berg Gast sich erinnerte.

«Weshalb kauft denn heute eigentlich noch jemand Originalmedikamente?», fragte Moderator Christoph Vollenweider. Das sei «nicht einfach zu beantworten», meinte Oberhänsli. Klar sei einfach, dass der Anteil der gegenüber dem Original-präparat günstigeren Generika-Medika-mente in der Schweiz noch sehr tief sei. Auch das zeige, dass hier «noch Effizienz-

reserven», sprich Sparpotenzial, vorhan-den ist. Und zwar ein recht hohes Spar-potenzial, wie der CEO andeutete.

Es wird weiter Laden-Apotheken gebenDer Frageteil nach dem Gespräch mit Walter Oberhänsli wurde von den Gästen rege genutzt. Es ging um die Medikamen-tenabgabe, aber auch um die Zukunft des Versandhandels, wo die Zur-Rose-Gruppe ihre Stellung weiter ausbauen will. Nicht zuletzt aufgrund dieser Ankündigung von Oberhänsli fragte Christoph Vollenweider zum Schluss, ob denn nun die herkömm-liche Apotheke bald am Ende sei. «Nein, ich glaube nicht!», konnte der Gast die Be-sucher beruhigend in den wunderschönen Sommerabend entlassen.

163. Lilienberg Gespräch vom 4. Juli 2018 mit Walter Oberhänsli, CEO und Dele-gierter des Verwaltungsrates, Zur Rose Group AG; Moderation: Christoph Vollen-weider, Leiter Programm und Publikationen.

Zur Person Walter OberhänsliWalter Oberhänsli (Jahrgang 1958) ist seit 2005 Delegierter des Verwaltungsrates und CEO der Zur Rose Group AG, laut Eigendefinition «Europas grösste Versandapotheke» mit operativem Sitz in Frauenfeld. Von 1996 bis 2011 amtete Oberhänsli auch als Prä-sident des Verwaltungsrates. Er gründete das Unternehmen, das heute zusammen mit der Tochter Doc Morris in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und Holland über 1000 Mitarbeitende beschäftigt, im Jahr 1993 gemeinsam mit 21 Ärztinnen und Ärzten.

Die Zur-Rose-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2017 im Schweizer Markt einen Betriebsgewinn von 12 Millionen Franken. Insgesamt, also mit dem Geschäft im Ausland, schrieb sie jedoch einen Verlust von 36 Millionen Franken. Seit Juli 2017 ist die Zur-Rose-Gruppe an der Börse.

Gut gelaunt: Zur-Rose-Gruppe-CEO Walter Oberhänsli (links) und Moderator Christoph Vollenweider.

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GESPRÄCH

Die Schweizer Luftwaffe steht mit der Beschaffung neuer Kampfflugzeuge (NKF) und der bodengestützten Luft-abwehr (BODLUV) vor grossen Her-ausforderungen. Wie die Luftwaffe in Zukunft bestehen will, erläuterte der Kommandant Luftwaffe, Divisionär Bernhard Müller.

Zu Beginn seines Referates sagte Divisio-när Bernhard Müller, dass das Material der Luftwaffe zwar in die Jahre gekommen sei. «Aber ich bin stolz auf all die Menschen, welche es ermöglicht haben, dass unsere Systeme noch in so gutem Zustand sind», sagte er. Die Luftwaffe habe, über all die Jahre betrachtet, beispielsweise bei der 30-jährigen Super-Puma-Flotte eine durch-schnittliche Verfügbarkeit von 67 Prozent, bei den Kampfjets sehe es ähnlich aus.

Innovative LuftwaffeDivisionär Müller führte aus, dass die Schweizer Luftwaffe im internationalen Vergleich einen hohen Standard habe und wies auf die hohe Innovationsfähig-keit hin. So werde Frankreich den Schwei-zer PC 21 beschaffen, um ihre Piloten aus-zubilden und sie anschliessend direkt auf ihren Kampfjets Rafale fliegen zu lassen. Der PC 21 ist bei der Schweizer Luftwaffe

bereits seit zehn Jahren in Betrieb. «Mit diesem Typ ist die Ausbildung zum Jet-piloten sehr effizient und effektiv gewor-den», führte er aus. Als weiteres Beispiel der Innovationskraft der Luftwaffe führte Müller die zivile Flugsicherung Skyguide an. Diese übernimmt von der Luftwaffe Inno vationen im Bereich der modernen Sensorik zur Darstellung der Luftlage.

Veraltete SystemeDie Schweizer Luftwaffe ist zwar in gewis-sen Bereichen immer noch vorne dabei, sagte der Luftwaffenkommandant. «Aber», appellierte er ans Publikum, «wir brauchen Ihre Unterstützung zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und der bodengestützten Luftverteidigung BODLUV für den Schritt in die Moderne!» Die gegenwärtigen Systeme seien veraltet. Divisionär Müller musste im Laufe der politischen Diskussionen zur Be-schaffung des neuen Kampfflugzeuges und der bodengestützten Luftabwehr feststellen, dass es sogar für einige nationale Sicher-heitspolitiker immer noch undenkbar ist, dass die Schweiz in eine schwierige, exis-tenzielle Situation kommen könnte.

Rückkehr zur MachtpolitikKlare Worte fand Müller zur globalen Lage: «Heute erleben wir die Rückkehr

zur reinen Machtpolitik.» Die gegenwär-tige Konstellation aus Personen und Stra-tegien, welche über Generationen hinweg entwickelt wurden, hat zu dieser Situation geführt. Er nannte Politiker wie Putin oder Trump, Länder wie Nordkorea, China oder Japan. Jeder und jedes hat für sich seine eigene Strategie.

Von Andreas Hess

«Wir setzen alles daran, dass die Schweiz das optimale Kampfflugzeug erhält!»

Divisionär Bernhard Müller appelliert ans Lilienberg Publikum: «Wir brauchen Ihre Unterstützung zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und der boden-gestützten Luftverteidigung für den Schritt in die Moderne!»

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Er wies darauf hin, dass der Westen gegen-wärtig nicht in der Lage sei, wie das Bei-spiel der Annexion der Krim durch Russ-land gezeigt hatte, einen entsprechenden Gegendruck zu erzeugen. Niemand wisse heute, was die Zukunft bringen wird. «Wir haben uns blenden lassen vom Fall der Mauer und nur noch von Friedensdivi-denden gesprochen», so Müller. Der Krieg werde wieder demonstrativ trainiert, so-wohl auf russischer wie auch auf west-licher Seite. Nordische Länder oder die Baltischen Staaten erwarten krisenhafte Entwicklungen.

Neue Technologien und DenkmusterDer Luftwaffenkommandant zeigte auf, dass beispielsweise die USA fähig sind, weltweit und jederzeit innerhalb einer Stunde eine Waffenwirkung im Ziel zu ent-falten. Die Schlachtschiffe, U-Boote, Flug-zeugträger und Landstützpunkte der USA sind so verteilt, dass ihre Ziele innerhalb einer Stunde erreichbar sind. «Dann mer-ken Sie, dass aus dem Nichts heraus eine Drohung entstehen kann», sagte er weiter.

Ein neues Schlagwort prägt derzeit die NATO: Multi-Domain Operations. Das Moderne an dieser Denkart sei, dass man versuche, einen potenziellen Gegner so mit

Informationen zu überschwemmen, dass er nicht mehr in der Lage ist, diese auszuwer-ten und die richtigen Entscheide zu fällen.

Luftwaffe neu aufgestelltMit der Umsetzung der Weiterentwicklung der Armee (WEA) ist die Luftwaffe per 1. Ja-nuar 2018 neu aufgestellt worden. Als inno-vativ bezeichnet Müller die Unterstellung der Luftwaffe zusammen mit dem Heer und den Territorialdivisionen dem Kommando Operationen. Dabei habe die Luftwaffe eine Sonderstellung innerhalb des Kommandos. So trage die Luftwaffe für gewisse Bereiche die gesetzliche Gesamt verantwortung. Der Schutz des Luftraumes, die Wahrung der Lufthoheit und der Neutralitätsschutz sind

originäre, in der Bundesverfassung veran-kerte Aufgaben der Luftwaffe.

«AIR 2030» – ein integriertes GesamtsystemMit dem Vorhaben «AIR 2030» gelte es, ein Gesamtsystem mit einem modernen, vernetzt operierenden Kampfflugzeug NKF und einem neuen bodengestützten Luftabwehrsystem BODLUV mit grosser Reichweite zu beschaffen.

Damit könne man schon bei der Evalua-tion darauf achten, dass die Systeme opti-mal miteinander harmonisiert und vernetzt sind. Dies biete beste Voraussetzungen für integrierte Operationen.

Zur Person Bernhard MüllerDivisionär Bernhard Müller ist seit 1. Januar 2018 Kommandant der Schweizer Luftwaffe und in dieser Funktion verantwortlich für die Grundbereitschaft, die Ausbildung und den Einsatz der Luftwaffe. Zur Luftwaffe gehören die Operationszentrale Luftwaffe, die Luftwaffen-Ausbildungs- und -Trainingsbrigade, der Lehrverband Flieger abwehr 33 und die fünf Flugplatzkommandos. Divisionär Müller war Cheffluglehrer bei der Ein-führung des Helikopters Super Puma. Er nahm als Projektleiter an verschiedenen Lufttransportoperationen im Ausland teil wie beispielweise 1999 bei der Operation ALBA in Albanien, bei verschiedenen Einsätzen im Kosovo, 2005 beim humanitären Einsatz SUMA auf Sumatra oder 2007 in Griechenland bei der Löschung von Wald-bränden. Divisionär Müller fliegt aktiv Helikopter.

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Die Systemintegration ist für den Luftwaf-fen kommandanten zentral. Radar oder technische Sensoren müssen so vernetzt sein, dass die gelieferten Informatio nen gleichzeitig auf einem Bildschirm statt auf vielen ersichtlich sind. Dies setzt voraus, dass die Luftwaffe über eine entsprechende Führungsstruktur verfügt,

welche diese Informationen verarbeiten kann und Entscheide oder Effekte herbei-führen kann.

Grosser AufholbedarfDie Lebensdauer aller Grosssysteme der Armee, auch jene der Bodensysteme, endet 2030. Als Folge der Friedensdividende

wurden die Mittel der Armee soweit redu-ziert, dass es heute nur noch darum geht, diese zu erhalten. Der Aufholbedarf bei den Investitionen ist gewaltig.

In einem ersten Schritt sollen die Mittel der Luftverteidigung erneuert werden. Dafür werden 8 Milliarden Franken eingesetzt. Die Modernisierung der Bodensysteme ist in einem zweiten Schritt, für 7 Milliar-den Franken geplant. Da das Kostendach im Bereich Verteidigung von 5 Milliarden Franken pro Jahr nicht ausreicht, hat der Bundesrat entschieden, dass in der Finanz-planung für diesen Bereich ein Wachstum von jährlich 1,4 Prozent eingeplant wird. Damit könnten die Systeme der Armee er-neuert werden. Dies sei ein eigentlicher Durchbruch, so Müller. Das Parlament hat dem Kredit für eine Evaluation bereits zu-gestimmt.

Die Lehren aus dem Gripen-Debakel ziehenNun gilt es, die Lehren aus dem Gripen- Debakel zu ziehen und die Beschaffung erfolgreich durchzuziehen. «Wir müssen über ein Prinzip, eine Anzahl Flugzeuge und über die daraus entstehenden Kosten abstimmen können», so Müller. Die Gefahr einer Volksabstimmung existiert nach wie

Engagierte Diskussion beim Apéro. Von links: Hans-Peter Hulliger, Konrad Alder (beide von der Lilienberg Arbeitsgruppe Luftverteidigung), Moderator Andreas Widmer und Divisionär Bernhard Müller.

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vor. Der Vorteil beim Planungsbeschluss be-steht darin, dass der ganze Planungsprozess weiter ablaufen kann. Auch dann, wenn eine Volks initiative eingereicht werden sollte. «Mit dem Planungsbeschluss sagt der Bundesrat, worüber abgestimmt wird», erklärte Divi sionär Müller zum Vorgehen.

Drohnen keine AlternativeIn der Fragerunde sagte Divisionär Müller, dass Drohnen und Robotik zwar Zukunft

haben, jedoch für den Luftpolizeidienst keine Alternative sind. «Wir haben erst dann Gewissheit, wenn der Pilot das Flug-zeug identifiziert hat», so Müller.

Die Beschaffung osteuropäischer Flug-zeugtypen seien ebenfalls keine Alterna-tiven, sagte Müller auf eine entsprechen-de Frage aus dem Publikum. Flugzeuge sind komplexe Systeme, die Industrienor-men der osteuropäischen Hersteller sind

andere. Bezüglich Kompensationsgeschäf-te bei der Flugzeugbeschaffung ist es für Divisionär Müller wichtig, dass die Indus-trie hinter der Beschaffung steht. Der Bun-desrat hat entschieden, dass die Beschaf-fung zu 100 Prozent kompensiert wird.

Abschliessend betonte Luftwaffenkom-mandant Müller: «Wir werden alles dar-an setzen, das für die Schweiz optimale Kampfflugzeug zu beschaffen!»

Unternehmerisches Gespräch vom 30. Mai 2018 «Die Zukunft der Schweizer Luft-verteidigung» mit Divisionär Bernhard Müller, Kommandant Luftwaffe; Modera-tion: Andreas Widmer, Aktionsfeld Sicher-heit & Armee.

Die Thurgauer SVP-Kantonsrätin Petra Kuhn tauscht sich mit dem früheren Luftwaffen-kommandanten Markus Gygax (links) und Oberst Thomas Hugentobler, Mitglied des Lilienbergrats, aus.

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GESPRÄCH

Gastgeber Detlef Lohmann, geschäftsfüh-render Gesellschafter und Autor des er-folgreichen Managementbuchs «… und mittags geh ich heim: Die völlig andere Art, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen», eröffnete die Veranstaltung mit einem Überblick über den Betrieb. «Festhalten ist unsere Kernkompetenz», so Lohmann, der sich selbst als «Unternehmer aus Leiden-schaft» bezeichnet und die Firma vor fast 20 Jahren übernahm. Aus einem kleinen unbekannten Unternehmen mit 40 Mitar-beitern ist in der Zwischenzeit ein global tätiger Konzern mit fast 300 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 62 Millionen Euro herangewachsen.

Die Transportindustrie, Automotive sowie Luftfahrt seien die drei Hauptgeschäfts-bereiche, wobei die Transportindustrie mit einem Umsatzanteil von 55 Prozent am wichtigsten sei. Die Produktpalette reiche

von Systemen für Ladungssicherung, über Autositzschienen bis hin zu Befestigungs-systemen für Passagiersitze, Bordküchen und Toiletten in Flugzeugen. Auftrag-geber seien unter anderem Airbus und Mercedes- Benz.

Strategie und FührungsstilDie Organisations- und Führungsstruktur stellt bei allsafe eine Besonderheit dar. Zugrunde liege die Orientierung am Wert-fluss: Zwischen den fünf gleichberechtig-ten Teilwertströmen Kundenkontakt, Ent-scheidungen, Ideenfluss, Informationsfluss und der physischen Produktion gebe es laut Lohmann, der «extrem lean-geprägt» sei und deshalb stark in Effektivitätskrite-rien denke, keine Schnittstellen, sondern lediglich Kommunikationsknotenpunkte. Dies habe zur Folge, dass innerhalb der Bereiche ohne Unterbrechung an einem Wertfluss gearbeitet werden könne; kleine

selbstorganisierte multinationale Teams könnten einen Wertstrom völlig selbst-ständig bewerkstelligen. Solche autarken, dezentralen Teams mit zwölf Mitarbeitern seien für die gesamte Produktion zustän-dig. Das ginge vom Wareneingang über die Lagerarbeit bis hin zur Vorbereitung und der Produktion sowie zum Verpacken und dem Versand der Produkte.

Um den Anforderungen des modernen, glo-balen Marktes gerecht zu werden, laufe die Produktion darüber hinaus extrem schnell, automatisiert und «schon lange digitali-siert» ab. Einige Sekunden nach Eingang der Bestellung beginne bereits der physi-sche Prozess, die Fertigung finde innerhalb von 24 Stunden statt. Wie bei Autos seien die Produkte dabei pro Stück konfiguriert und den kundenspezifischen Wünschen und Bedürfnissen angepasst.

Autonome ProduktionIn der anschliessenden Führung konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der Um-setzung machen. Ricarda Hötz, studierte Maschinenbauerin und seit zehn Jahren im Unternehmen tätig, führte die Besucher durch die verschiedenen Abteilungen. Auffällig waren dabei die an vielen Stel-len platzierten grossen Whiteboards mit

Von Lukas Johannes Wörz

Digital Leadership – Führen in digitalen Zeiten

Im Zyklus «Schweiz 4.0 plus» veranstaltete das Lilienberg Unternehmerforum in Kooperation mit EthicsFirst und dem Weltethos-Institut der Universität Tübingen eine Besichtigung des deutschen Unternehmens allsafe GmbH & Co. KG in Engen, Baden-Württemberg. Der multinational tätige Hersteller für Ladungssicherungs-systeme zeichnet sich durch seine aussergewöhnliche und zukunftsgerichtete Füh-rungs- und Arbeitskultur aus. Die Exkursionsteilnehmer konnten Vororteindrücke sammeln, um sich der Antwort auf die Frage zu nähern: Welcher Führungsstil ist in digitalen Zeiten der weitest führende?

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ständig aktualisierten Informationen für die Mitarbeiter; dort sind unter anderem der tagesaktuelle Umsatz, betriebs interne Anliegen sowie Auftrags eingänge aus-gehängt. Für jeden Prozess würde eine Comp liance-Matrix erstellt, die die Kom-petenzen der einzelnen Mitarbeiter im Team einstuft und somit visualisiert, wer auf welchem Fachgebiet Experte sei und welche Fähigkeiten der Mitarbeiter bei-spielsweise gerade erst erlerne.

An den Pinnwänden seien darüber hin-aus offene Projekte ausgehängt, für die sich jeder eintragen und die Initiative als Projektleiter übernehmen könne. Ricarda Hötz bestätigte auf Nachfrage, dass die kleinen Teams autonom und selbstge-steuert arbeiten: «Die Teams führen sich selbst.» Neben frei eingeteilten Arbeits-zeiten und selbstorganisierten Sitzungen, was hier beinahe schon selbstverständlich erscheint, werden sogar neue Bewerber

von den Teams selbst ausgewählt, zur Probearbeit eingeladen und im gegebe-nen Fall nach nur zwei Tagen mit einem Arbeitsvertrag ausgestattet.

Führungsverantwortung: Jeder darf, keiner mussDie abschliessende Diskussion zum Thema «allsafe: woher – wohin?» leitete Michael Kohlhaas vom Freundeskreis des Welt-ethos-Instituts der Universität Tübingen. Die Änderung im Führungssystem sei mit der Digitalisierung einhergegangen; noch vor zehn Jahren seien die Schränke voll mit Papier gewesen, so Lohmann. Damals sei auch die Organisationsstruktur noch klassisch hierarchisch organisiert gewe-sen. Vor fünf, sechs Jahren habe schliess-lich die Umstrukturierung samt Entmach-tung der Abteilungsleiter begonnen. Damit seien nicht alle Mitarbeiter glücklich ge-wesen und manche seien es immer noch nicht. Die zusätzliche Verantwortung, die

für jeden Betriebsangehörigen damit ver-bunden sei, könne durchaus eine Bürde oder gar eine Belastung durch Überforde-rung darstellen. Deshalb räumt Lohmann seinen Angestellten immer noch einen ge-wissen Spielraum ein: «Jeder darf, keiner muss», laute das Credo, doch «wer nicht entscheiden will, gibt Freiraum auf».

Aktuell finde bei allsafe eine Klarstellung der Führungsstrukturen statt, um noch mehr Transparenz bieten zu können. Da-rüber hinaus wolle man in Zukunft noch mehr automatisieren und die Produktion zunehmend robotisieren. Bestimmte Berei-che seien laut Lohmann zwar noch lange relativ schwierig durch Maschinen zu be-setzen, längerfristig lohne sich der Mensch allerdings am ehesten als «Interface».

Zyklus «Schweiz 4.0 plus: Welche Perspek-tiven und Folgerungen stellen sich für die Schweiz aus der Digitalisierung?»; Exkursion «Führung 4.0 plus – Digital Leader ship» mit Detlef Lohmann, Geschäfts führender Ge-sellschafter allsafe GmbH & Co. KG, Engen; Moderation: Michael Kohlhaas, Welt-ethos-Institut, Universität Tübingen, und Dr. Raban Fuhrmann, Dozent und Inhaber der ReformAgentur, Konstanz.

Ricarda Hötz führte die Besucher durch die verschiedenen Abteilungen der Firma allsafe GmbH. An grossen Whiteboards finden sich ständig aktualisierte Informationen für die Mitarbeiter, zum Beispiel der tagesaktuelle Umsatz, betriebsinterne Anliegen sowie Auftragseingänge.

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GESPRÄCH

Veröden Innenstädte, weil Shopping- Center und Online-Handel zunehmen? Nein, sagt die Soziologin und Plane-rin Dr. Joëlle Zimmerli. Der Konsu ment könne auf engstem Raum ver schiedene Bedürfnisse abdecken. Andreas Zürcher von der City Vereinigung Zürich spricht hingegen von einem Rückgang des Total umsatzes beim Detailhandel.

Die Digitalisierung und das Onlineshop-ping prägen mehr und mehr die Innen-städte im In- und Ausland. Was das für die Unternehmer bedeutet, zeigte ein Koope-rationsanlass des Lilienberg Unternehmer-forums und der Paulus Akademie Zürich, der im Architekturforum Zürich stattfand. «Wenn ich durch gewisse Stadtteile flanie-re, beobachte ich, dass Quartierläden ver-schwinden. Hingegen sehe ich, wie grosse Geschäfte vermehrt zu Showrooms wer-den», stellte der Moderator, Prof. Dr. Ste-phan Wirz, Leiter Wirtschaft und Arbeit der Paulus Akademie Zürich, fest.

Diese Beobachtung belegte Andreas Zür-cher, Geschäftsführer City Vereinigung Zürich, mit Zahlen: «Die Detailhandels-umsätze in der Stadt Zürich erreichten 2010 mit 96,2 Milliarden Franken einen Höhe-punkt. 2016 sank der Umsatz auf 92,5 Mil-

liarden Franken.» Das erstaunt im ersten Moment, denn die Bevölkerung nahm in dieser Zeitspanne um mehr als eine hal-be Million Einwohner zu. Als Fakt für die Abnahme der Umsätze gab der Jurist unter anderem ein anderes Einkaufsverhalten der Kunden an sowie das gewachsene Interesse der Bevölkerung an Reisen.

Digitalisierung hat für den Detailhandel auch VorteileAls weiteren Grund für den sinkenden Um-satz nannte Zürcher die Digitalisierung. Laut einer Studie benutzen 83 Prozent der Schweizer Konsumenten digitale Geräte im Zusammenhang mit ihren Einkäufen. Der Kunde setzt die Geräte bereits ein, wenn er in einem Laden einen interessan-ten Artikel sieht und nun den Preis mit anderen Anbietern vergleichen will. Stark zugenommen haben der Online-Handel und die Auslandeinkäufe. «Rund 10 Mil-liarden Franken gingen 2016 dem Schwei-zer Detailhandel durch Auslandeinkäufe verloren», sagte Zürcher.

Doch: Die Digitalisierung bringt dem Detailhandel nicht nur Nachteile. Als Kreditkarten als Bezahlmittel eingeführt wurden, gaben die Konsumenten mehr Geld aus. Nun sind digitale Bezahlsysteme

im Aufwind und Zürcher sagte: «46 Pro-zent der Schweizer Konsumenten wollen in Zukunft per Smartphone bezahlen können.» Gut möglich, dass die Konsu-menten mit dem Smartphone grosszügiger einkaufen werden als bisher.

Grosse Nutzungsdichte als Chance für den DetailhandelWie erhalten wir die Qualität der Stadt im digitalen Zeitalter? Dieser Frage ging die Soziologin und Planerin Dr. Joëlle Zimmerli von Zimraum, Raum + Gesellschaft nach. Sie sprach von einer positiven Entwicklung der Quartiere in der Stadt Zürich und sagte: «Die Industrie hält sich hartnäckig und genauso bleiben auch Quartierdienst leis-ter.» Die Stadt habe eine grosse Nutzungs-dichte und zeichne sich durch Vielfalt aus. Der Konsument könne auf engstem Raum die unterschiedlichsten Bedürfnisse abdecken, führte sie aus.

Damit von einer pulsierenden Stadt ge-sprochen werden könne, müssten die Geschäfte aber am richtigen Ort liegen, sagte Joëlle Zimmerli. Der Detailhandel und die Gastronomie blühten nur dort, wo die stärkste Frequenz sei, meinte sie. Das sei abhängig von der Tages- und Wo-chenzeit. Sie verwies auf Zürich Nord oder

Von Bruno Fuchs

Quartierdienstleistungen wandeln sich in Menge und Angebot

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die Europaallee, die stark belebt sind und einige Stunden später wie ausgestorben wirken.

Zimmerli zeigte auf, weshalb sie eine Zu-kunft für Quartiere und den Detailhandel sieht, präzisierte aber gleichzeitig: «Quar-tierdienstleistungen werden überleben. Sie werden sich aber in Menge und Angebot wandeln.» Diese Veränderung im Städte-bau sei aber schon immer dagewesen. Mit gemischten Investoren sieht sie mögliche Finanzierungsmodelle, wie dies beim Quai

Vernets in Genf der Fall ist. Pensionskassen, Genossenschaften und Stiftungen bewirt-schaften dieses Projekt gemeinsam.

Joëlle Zimmerli meinte, die Belebung der Quartiere und die Entwicklung des Detail-handels seien von unterschiedlichen Fakto-ren abhängig. «Weniger Umsatz im Detail-handel bedeutet nicht weni ger Leute in der Innenstadt», hielt sie Andreas Zürcher

entgegen. Dieser sprach sich für bessere politische und wirtschaftliche Rahmen-bedingungen aus und dachte an eine Locke rung der Sonntagsöffnungszeiten. Er könne sich durchaus auch eine Innenstadt vorstellen, die zu einem Begegnungs- und Einkaufsort wird.

Zyklus «Veröden unsere Innenstädte?»; Unter nehmerisches Gespräch vom 28. Mai 2018 «Wie erhalten wir die Qualität der Stadt im digitalen Zeitalter?», Kooperationsanlass des Lilienberg Unternehmer forums und der Paulus Akademie, mit Dr. Joëlle Zimmerli, Soziologin und Planerin FSU, Zimraum, Raum + Gesellschaft, Zürich, Rahel Marti, dipl. Architektin ETH, stv. Chef redaktorin « Hochparterre», Zürich, Andreas Zürcher, lic. iur., Geschäftsführer City Vereinigung Zürich, und Prof. Dr. Walter Lesch, Institut de recherche Religions, Spiritualités, Cultures, Sociétés der Université catho-lique de Louvain, Louvain-la-Neuve, Bel-gien; Moderation: Prof. Dr. Stephan Wirz, Leiter Wirtschaft und Arbeit, Paulus Aka-demie Zürich.

Der erste Kooperationsanlass des Lilienberg Unternehmerforums und der Paulus Akademie fand in den Räumen des Architekturforums in Zürich statt.

Qualität einer lebenswerten Stadt«Heute herrscht ein städtebaulicher Pluralismus», sagte Rahel Marti, dipl. Architek-tin ETH und stellvertretende Chefredaktorin der Zeitschrift für Architektur «Hoch-parterre». Mit dieser Aussage dachte sie an die Stadt Zürich, die ein umfangreiches Sozial- und Freizeitleben wie Umzüge, Sportanlässe oder Festanlässe bietet.

Sie ging auf einen neuen Gebäudetyp ein, den sie «Klumpen» nannte. Er ist kompakt, profitabel und hat eine Geschossfläche von mehr als 3000 Quadratmetern. Er sei ein gut erschlossenes Anlageobjekt mit Investitionen im dreistelligen Millionenbereich, meinte sie. Der «Klumpen» als auch der früher gebaute «Sockel» wirken jedoch steril, kalt und wenig einladend für die Menschen.

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GESPRÄCH

Innenstädte werden in den nächsten Jahren zwar nicht gerade veröden, aber sie werden sich stark verändern. Schuld daran sind der Online-Handel und der Wandel des Immobilienmarktes. Diese Veränderung birgt Gefahren, aber auch Chancen.

Nationalrätin Diana Gutjahr, Vizepräsi-den tin des Thurgauer Gewerbeverbandes, sagte klipp und klar: «Der Einkauf im Aus-land und der Online-Handel beeinflussen unser Gewerbe. Zum Teil müssen Laden-besitzer ihre Geschäfte schliessen.» Man dürfe sich dem Online-Handel nicht ver-schliessen und das Gewerbe müsse in ge-meinsamen Auftritten versuchen, Einfluss auf Kunden zu nehmen, plädierte die SVP-Politikerin am zweiten Kooperationsanlass des Lilien berg Unternehmerforums und der Paulus Akademie Zürich.

Klaus Morlock, CEO der Hess Invest AG mit Sitz in Amriswil, ging einen Schritt weiter und wollte nicht unbedingt von einer Verödung der Innenstädte sprechen, sondern sagte pointiert: «Ich habe Ihnen eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die Schlechte: Der Online-Handel wird weiter ausgebaut, das Lädeli- Sterben ist noch nicht zu Ende. Die gute Nachricht:

Die Mietpreise in den Innenstädten werden sinken, es findet eine Umstellung des Marktes statt.» Für diese Veränderung brauche es begleitende Massnahmen der Gemeinden.

Die Umstellung in den Innenstädten be-obachtet David H. Bon, Stadtpräsident von Romanshorn, seit längerem. Früher seien die Leute eher in die Aussen wohn quartiere gezogen. Heute suchten sie sich Wohnun-gen im Zentrum, sagte er. Das freut den Stadtpräsidenten, der selber mitten in der Stadt wohnt. Diese Wohnlage habe den Vorteil, dass die Bewohner Einkäufe be-quem zu Fuss erledigen können. Die Lage habe aber auch den Nachteil, dass Bewoh-ner mit mehr Lärm rechnen müssen als in den Aussenquartieren, meinte er.

Verdichtet bauen«Wir bauen dort, wo schon gebaut worden ist. Anders ist das heute gar nicht mehr möglich», sagte Hermann Hess, Verwal-tungsratspräsident der Hess Invest AG. Hess kennt den Detailhandel bestens, denn die Hess-Investment-Gruppe war bis 1991 eine Kleiderfabrik und im Detailhan-del tätig. Infolge von Verlusten verliess das Unternehmen den Bekleidungssektor und konzentrierte sich auf Immobilien.

In der Regel legt die Hess Invest AG den Fokus auf Gewerbe-Immobilien, die aufge-wertet und neu vermarktet werden. Dabei handelt es sich meist um bereits über baute Grundstücke, deren Bauten teilweise oder ganz abgebrochen werden und neuen, modernen Gebäuden Platz machen.

Ganz auf den Abbruch verzichtet der Schweizer Heimatschutz (SHS), wie sein Geschäftsführer Adrian Schmid darlegte. Der Heimatschutz setzt sich dafür ein, dass Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen vor dem Abbruch bewahrt werden. Eines dieser Denkmäler ist die Villa Patum-bah in Zürich, die der Heimatschutz vor dem Rückbau rettete und heute dem Be-sucher Geschichte und Identität mit der heimischen Kultur vermittelt. Der Heimat-schutz fördert aber auch zeitgemässe, gute Architek tur bei Neubauten.

Mit dem Wakkerpreis hat der Schweizer Heimatschutz die Möglichkeit, Gemeinden mit einem Preisgeld von 20 000 Franken auszuzeichnen, welche bezüglich Orts-bild- und Siedlungsentwicklung beson-dere Leistungen vorzeigen können. In den 1970er Jahren zeichnete der SHS vor allem Gemeinden für die Erhaltung ihrer historischen Zentren aus. Heute stehen

Von Bruno Fuchs

Auch kleinere Städte leiden unter dem Online-Handel

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Gemeinden im Fokus, die ihren Siedlungs-raum sorgfältig weiterentwickeln.

Immobilienmarkt im WandelDie Zukunft und damit die Veränderung der Innenstädte hat für Hermann Hess immer zwei Seiten einer Medaille. Er machte drei Beispiele. Erstens: Grundsätz-lich soll dort gebaut werden, wo bereits gebaut wurde. Da kann aber die Denk-malpflege ihre Bedenken haben. Zweitens: Verdichtetes Bauen ist zu begrüssen, führt jedoch manchmal zu Widerstand in der

Nachbarschaft. Und drittens: Die Verände-rung des Marktes birgt Chancen, schafft aber unter Umständen Probleme.

«Die Digitalisierung wird die Welt immer schneller drehen lassen, und die Wohnfor-men werden sich ständig ändern. Es gibt bereits jetzt befristete Mietverträge von lediglich zwei Jahren», sagte Morlock zur Schnelllebigkeit der Zeit. Und Stadtpräsi-dent Bon denkt: Die Begegnung in den Innen städten wird nicht mehr am Dorf-brunnen sein, sondern in Chats.

Zyklus «Veröden unsere Innenstädte?»; Unter nehmerisches Gespräch vom 20. Juni 2018 «Wie bringen wir neues Leben in die Zentren?», Kooperationsanlass des Lilien-berg Unternehmerforums und der Paulus Akademie, mit Anders Stokholm, Stadt-präsident Frauenfeld, Adrian Schmid, Ge-schäftsführer Schweizer Heimat schutz, Hermann Hess, VR-Präsident der Hess Invest AG, Amriswil, Nationalrätin Diana Gutjahr, Vizepräsidentin Thurgauer Gewer-be verband, David H. Bon, Stadtpräsident Romanshorn, und Klaus Morlock, CEO Hess Invest AG, Amriswil; Moderation: Christoph Vollenweider, Leiter Programm und Publikationen.

Lebendige InnenstadtAm Beispiel von Frauenfeld zeigte Stadtpräsident Anders Stokholm die städtebauliche Entwicklung von einer menschenleeren hin zu einer lebendigen Innenstadt. Mehrere Massnahmen waren für diese Entwicklung nötig. Dazu zählen die Vernetzung der einzelnen Stadtteile, die Definition der Stadteingänge, die Aufwertung der Schlüssel-stellen sowie eine Verbesserung der Verkehrskultur. Was das Gewerbe betrifft, denkt Stokholm an den Verkehr, eine gute Aufenthaltsqualität und eine optimale Gebäude-nutzung des Erdgeschosses.

«Es muss eine Diskussion stattfinden, was es braucht, damit eine Innenstadt lebendig bleibt», sagte Stokholm. Viele Einwohner würden heute städtebaulich keine Probleme in Frauenfeld sehen. Doch was ist in zehn Jahren? Wie wirkt sich die Zu nahme der Mobilität aus? Ziel der Altstadt-Aufwertung in Frauenfeld ist die Ausweitung der Be-gegnungszone, ein flexibel nutzbarer Strassenraum für Märkte, Konzerte und Open-Air-Kinos sowie die gute Erreichbarkeit der Altstadt.

Hochkarätiges Podium mit (von links) Stadtpräsident Anders Stokholm, Adrian Schmid, Stadtpräsident David H. Bon, Nationalrätin Diana Gutjahr, Hermann Hess und Klaus Morlock.

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GESPRÄCH

Die Medien, die sogenannte vierte Gewalt, sind im Umbruch. Nicht nur in der Schweiz, sondern global betrach-tet. Das bedeutet, dass wir von lieb-gewonnenen Gewohnheiten Abschied nehmen und uns auf Neues einlassen müssen. Jedenfalls als Konsumenten. Aber auch als Macher ist der Zustand der Schweizer Medienlandschaft eine veritable Herausforderung.

Der Aufschrei war gross Ende 1997. «Die Ostschweiz», eine der beiden über regio-nalen Tageszeitungen in diesem Lan des teil, kündigte ihr Ende an. Die damals schon ein-setzende Medien konzentration und das Er-starken der direkten Konkurrenz «St. Galler Tagblatt» brach ihr das Genick.

Am 31. Dezember 1997 erschien die letzte Ausgabe, nicht mehr mit tagesaktuellen Inhalten, sondern mit persönlichen Ab-schiedsworten der Belegschaft. Anfang 1998 erhielten alle «Die Ostschweiz»-Abonnenten ungefragt das Tagblatt. Und der Aufschrei verstummte. Man hatte ja eine Zeitung im Briefkasten. Vielleicht passten einem nicht alle Inhalte, aber seien wir mal ehrlich: Das ist ja nie so als Zeitungs abonnent. Schliesslich war man nicht von einem Tag auf den anderen

einfach nicht mehr informiert, und das «St. Galler Tagblatt» ist eine über weite Strecken gut gemachte Regionalzeitung.

Zeitung ist ZeitungWas damals geschah, erlebten auch andere Regionen. Und überall wich die erste Ent-rüstung schnell dem Stillschweigen. Was sollte man auch tun? Zeitung ist Zeitung: Das schien sich als Haltung allgemein durchzusetzen. Das ist aber nur bedingt richtig. Stellen Sie sich vor, es gäbe nur noch eine Smartphone-Marke, denn: Smartphone ist Smartphone. Gut möglich, nur: Würde sich der Monopolhersteller noch sonderlich Mühe geben, ein gutes Gerät herzustellen, wenn er allein auf dem Markt ist? Geht es um Meinungen statt Tele fonie, ist das Problem noch viel aus-geprägter. Denn eines ist klar: Es ist nie gut, wenn nur noch ein einziges Medium sagt, wie es ist.

Aber genau diese Situation hatten wir in der Ostschweiz und einigen anderen Regio nen: Es gibt ein einziges beherr-schendes Verlagshaus, das die Menschen im Landes teil flächendeckend mit Informa-tionen versorgt und daneben zahlreiche kleine Verlage, die in der geografischen Nische Gegensteuer geben. Die Leistung

letzterer ist hoch einzuschätzen, aber sie ist eben geografisch begrenzt. Mit anderen Worten: Wer sich für das Geschehen einige Kilometer ausserhalb des eigenen Lebensraums interessiert, der greift notge-drungen zum «St. Galler Tagblatt». Dieses wiederum ist sich seiner Stellung bewusst und sieht keine sonderlichen Zwänge, mehr zu tun, als unbedingt nötig ist.

Ein HimmelfahrtskommandoDeshalb haben wir «Die Ostschweiz» wieder belebt. Zunächst als Online zeitung, später hoffentlich auch mit gedruckten Ausgaben. Und das mit einem «Verlags-haus», das im Wesentlichen aus zwei Per-sonen und zahlreichen freien Mitarbeitern besteht. Im direkten Vergleich mit den Möglichkeiten einer «NZZ» ist das nichts. Ein Himmelfahrtskommando eigentlich –aber ein notwendiges.

Das grosse Geld war es nicht, welches uns lockte. In Zeiten, in denen Verlage ihre regi onalen Bemühungen reduzieren und allgemein «je grösser, desto einträglicher» gilt, kann man mit einem regionalen Medium keine Reichtümer scheffeln. Was uns antrieb, war eine einfache Frage: Hat die Ostschweiz nicht mehr verdient? Kann es sein, dass die Darstellung eines einzigen

Von Stefan Millius und Marcel Baumgartner *

Schweizer Medien – Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst

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Verlagshauses, das einem Zürcher Unter-nehmen gehört und das mit Partnern in der Innerschweiz und im Aargau zusam-menarbeitet, zur einzigen Wahrheit in der Ostschweiz wird?

MeinungsbildungDabei geht es nicht in erster Linie um qua-litative Fragen. Man darf davon ausgehen, dass ein Produkt der «NZZ» in dieser Hin-sicht gute Arbeit leistet. Aber im Journa-lis mus ist oft nicht die zentrale Frage, wie etwas geschrieben wird, sondern worü ber – und über was nicht. Es ist die Themen wahl, welche die Meinungs bildung steuert. Und die Frage ist ja: Kann ein einziger Anbieter die Fülle von Positionen und Haltungen, die es in einem Landes teil gibt, spiegeln? Was tun die Leute, die sich von diesem Medium nicht vertreten fühlen? Wohin wenden sie sich?

Für diese Menschen haben wir dieses neue Medium geschaffen mit der aus-drücklichen Möglichkeit, neben klassi-schem Journalismus unter unserem Dach

auch «Bürgerjournalismus» zu machen. Das gebal lte Wissen und die Erfahrung der Menschen in der Ostschweiz soll bei uns Platz finden; mit Meinungsbeiträgen, die provozieren, Widerspruch auslösen und Debatten entfachen. Denn die Zeiten, in denen uns einfach festangestellte Journa-listen sagen, wie es ist, sind vorbei.

Zu wenige wagen esNach wenigen Monaten im Betrieb stellen wir zwei Dinge fest. Erstens: Dort, wo ge-wichtige Stimmen sich trauen, Klartext zu reden, entsteht Bewegung. In den Sozia len Medien werden unsere Beiträge kontro-vers diskutiert, Meinungen begegnen sich. Zweitens: Noch wagen zu wenige diesen Schritt, noch ist die Zurückhal-tung gross, sich einem Publikum zu stel-len und damit vielleicht auch anzuecken. Wir brauchen Zeit, und unsere Leserinnen und Leser tun das auch. Ohne uns selbst über höhen zu wollen, lautet die entschei-dende Frage doch: Ist der Ruf nach mehr Medienvielfalt ernst gemeint, und lässt sich die Leser schaft (und die Inserenten) auf

neue Spielarten ein? Heult man einfach kurz auf, wenn eine Zeitung verschwindet und wendet sich dann wieder wichtigeren Dingen zu?

Das titelgebende Zitat «Die Lage ist hoff-nungslos, aber nicht ernst» ist sympto-matisch für den Zustand der Medien in der Schweiz. Die Umkehrung des (durch-aus sinnmachenden) Spruchs «Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos» wird heute meist dem österreichischen Schrift-steller Alfred Polgar zugeschrieben. Er hat ins Schwarze getroffen. Hoffnungslos ist die Lage in dem Sinn, als sich die Uhren nicht mehr zurückdrehen lassen: Grosse Verlage werden grösser, kleine verschwin-den. Ernst ist sie nicht, und zwar insofern, als neue Modelle an die Stelle des alten Systems treten. Ob sie eine Chance haben, wird man an unserem Beispiel sehen.

* Stefan Millius und Marcel Baumgartner sind Co-Chefredaktoren der Zeitung «Die Ostschweiz» (www.dieostschweiz.ch) und Geschäftsführer der Ostschweizer Medien GmbH.

Die Co-Chefredaktoren der Onlinezeitung «Die Ostschweiz», Marcel Baumgartner (links) und Stefan Millius, wollen mit spannenden Meinungsbeiträgen provozieren, Widerspruch auslösen und Debatten entfachen.

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BILDUNG

Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben sich die Menschen schon immer die Frage gestellt: «Was ist Glück?». Früher waren es die Philosophen, die eine Antwort auf diese Frage suchten. Später waren es die Psychologen und Soziologen. Und heute sind es die Gehirnforscher, die mit den modernen Methoden der Medizin und der Technik dem Glück auf die Spur kommen wollen.

Obwohl alle ganz unterschiedliche Wege und Ansätze verfolgen, kann man bereits jetzt sagen, dass es vor allem drei Erkennt-nisse der Glücksforschung gibt, bei denen sich alle Experten weitestgehend einig sind:

1. Die Lebensbedingungen eines Men-schen sind nicht allein dafür verantwort-lich, ob er glücklich ist oder nicht.

2. Auch Faktoren wie Wohlstand, Macht, Status, Alter oder Intelligenz tragen nur be-dingt zum Glück bei.

3. Auch wenn Glück für jeden Menschen etwas anderes bedeutet, so ist unser Glücklichsein hauptsächlich durch unsere Denkweise und unsere persönliche Wahr-nehmung geprägt.

Um dem Glück auf die Spur zu kommen, ex-perimentieren Wissenschaftler mit eupho-rischen Ratten, untersuchen die Gehirne von Liebespaaren im Hirnscanner oder führen Studien an Probanden während eines Computerspiels durch. Auch wenn noch lange nicht alle Details bekannt sind, wissen wir inzwischen schon sehr viel darüber, wie und wo Glück in unserem Gehirn entsteht, welche Areale unseres Gehirns daran beteiligt sind und welche biochemischen Prozesse dabei ablaufen.

Die Forschungsergebnisse sind beeindru-ckend, denn es gibt in unserem Gehirn eine Art Glücksmechanismus, der bereits anspringt, wenn wir uns auf ein mögliches Glück hin bewegen und die damit ver-bundene Vorfreude empfinden. Mit Hilfe

dieser Erkenntnisse gelingt es uns aber nicht nur, den Entstehungsort des Glücks zu definieren. Viel wichtiger ist, dass uns diese Erkenntnisse erstaunliche Antworten auf eine der wohl wichtigsten Fragen liefern: Was können wir tun, um ein glück-licheres Leben zu führen? Und kann man das trainieren?

Das Gehirn lässt sich trainieren wie Muskeln Eine der wohl wichtigsten Erkenntnisse der Neurowissenschaften ist die, dass sich unser Gehirn ständig verändert. Bei allem, was wir tun oder denken, verän-dert sich unser Gehirn. Und eine weitere sehr wichtige Erkenntnis der Gehirnfor-schung ist, dass wir unser Gehirn trainie-ren können. Wir können es trainieren wie einen Muskel.

Wenn sich also unser Gehirn ständig ver-ändert und wir unser Gehirn wie Muskeln trainieren können, dann stellen sich folgen-de Fragen:

1. Können wir Glück trainieren?

2. Können wir unser Gehirn so verändern, dass wir dauerhaft und für immer glück-lich sind?

Von Yvette Reinberger

Auf der Suche nach dem Glück: Mitarbeiter müssen wissen, wofür sie arbeiten

Unter allen Gefühlen, die wir kennen, ist Glück mit Abstand die Nummer 1. Aber unsere Glücksgefühle sind unberechenbar. Kaum hat uns das Glück gefunden, ist es auch schon wieder weg. Die Folge ist, dass wir Menschen in gewisser Weise immer auf der Suche nach dem Glück sind und es trotzdem nie dauerhaft erreichen. Was hat Glück mit unternehmerischem Erfolg zu tun? Sehr viel.

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Die Frage, ob wir Glück trainieren können, kann man uneingeschränkt mit «Ja» beant-worten. Die Frage, ob wir unser Gehirn so verändern können, dass wir dauerhaft und für immer glücklich sind, muss allerdings mit «Nein» beantwortet werden.

Eine noch sehr junge Wissenschaft, die sich ebenfalls mit der Frage nach dem Glück beschäftigt und deren Methoden sich durch die Erkenntnisse der Gehirnfor-schung bestätigen lassen, ist die «Positive Psychologie».

Die Kraft der Positiven Psychologie Die Positive Psychologie besteht aus drei Säulen, die in ihrer Kombination ein

Höchstmass an persönlicher Zufriedenheit und damit an Glücklichsein bewirken kön-nen, und bezogen auf Schule, Arbeit und Beruf sind sie die Eckpfeiler für Spitzen-leistungen.

Diese drei Säulen sind:

1. Stärkenorientierung Nur wer seine Stärken kennt und sie opti-mal einsetzt, kann Spitzenleistungen er-bringen.

2. Flow Wenn die Aufgaben an die Fähigkeiten der Menschen angepasst sind, erreichen die Menschen häufig den Zustand der

Selbstvergessenheit und gleiten in den so genannten Flow. Sie gehen so sehr in ihrer Tätigkeit auf, dass sie alles andere vergessen.

3. Sinn Nur wenn es gelingt, die unternehmeri-schen Ziele und Visionen mit den Wün-schen und Motiven der Mitarbeiter in Ein-klang zu bringen, erhält die Arbeit ein Höchstmass an Sinn.

Unternehmen, die sich Spitzenleistungen von ihren Mitarbeitern wünschen, sollten daher auf Folgendes achten:

�� Die Mitarbeiter müssen wissen, wofür sie arbeiten.

�� Es muss Freiräume für Kreativität geben.

�� Fehler müssen erlaubt sein. �� Jeder Chef sollte seinen Mitarbeitern

das Gefühl geben, ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens zu sein.

Fazit: Ein Team, das sich mit den unterneh-merischen Zielen identifiziert, fühlt sich glücklich und trägt dadurch massgeblich zum Unternehmenserfolg bei. Macht Sinn!

Die Mitarbeiter müssen wissen, wofür sie arbeiten, und es muss Freiräume für Kreativität geben.

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KUNDENANLÄSSE

Bereits zum dritten Mal bot Lilienberg mit seinem wunderschön angelegten Park und kulinarischen Gaumenfreuden den wür-digen Rahmen für die vier begeisternden Konzerte des Festivals Kammermusik Boden see. Im Mittelpunkt der Programme standen die vielseitigen Verflechtungen von Volksmusik und klassischer Musik. Wie immer gehörte auch die Lust auf die Entdeckung unbekannterer Werke dazu, ein Konzept, das beim Publikum auf gros-sen Anklang stiess.

Internationale ProminenzDas Schweizer Klaviertrio mit dem Pia-nisten und Künstlerischen Leiter des Festi-vals, Martin Lucas Staub, der Geigerin Angela Golubeva und dem Cellisten Joël Marosi als Gastgeber hatte zum Geburts-tag wiederum internationale Musiker pro-minenz in den Thurgau eingeladen und trat mit diesen Musikerfreunden in wechseln-den Besetzungen vom Trio bis Sextett auf.

«Klangmagie und Volkstanz» versprach der Titel des Eröffnungskonzertes am Freitag-abend. Und tatsächlich verzauberten zum Auftakt die Trio Miniatures des schweize-risch-russischen Komponisten Paul Juon mit sehnsüchtigen Melodiebögen und schwungvollen russischen Volkstänzen. Vollends zur klanglichen Magie geriet das Klarinettenquintett von Mozart in einer Inter pretation voller Intimität und Schön-heit. In der reichen tschechischen Volks-musik wurzelt Antonín Dvoráks kraftvoll melodienseliges Klavierquintett mit seinen Tanzrhythmen von Dumka und Furiant. Den Musikern des Schweizer Klaviertrios zusammen mit dem kanadischen Klarinet-tisten James Campbell, der Geigerin Ina Dimitrova und der Bratschistin Ruth Killius gelang damit ein Auftakt nach Mass.

Wunderbar für die SeeleIm eigentlichen Geburtstagskonzert des Schweizer Klaviertrios am Samstag startete

das Ensemble mit zwei Werken aus der Feder von Schweizer Komponisten. Wie schon am Vortag vermochte Martin Lucas Staub mit seinen anekdotischen und humor vollen Werk ein führ ungen das Publi kum bestens einzustimmen auf Frank Martins brillantes «Trio sur des mélodies populaires irlan daises» und auf Daniel Schnyders Geburtstagsgeschenk ans Schwei zer Klaviertrio, das 2018 ent-standene Trio « Teufelsbrücke», in dem die ganze Sage aus der Urschweiz musi kalisch nachgezeichnet wird. Eine tief sinnige Inter-pretation von Franz Schuberts meister-haftem Trio Opus 100 schloss das Geburts-tagskonzert ab, in dem das Schweizer Klaviertrio zeigte, dass es bereit ist für die nächsten 20 Jahre. Dass auch zeitgenös-sische Musik das Pub likum zu begeistern vermag, zeigt der Eintrag von Verena Marti im Gästebuch: «Sehr spannend die moder-nen Stücke vor der Pause und wunderbar Schubert für die Seele! Herzlichen Dank!»

Seit der ersten Ausgabe verschreibt sich das Festival auch der Förderung des musi-kalischen Nachwuchses. Neben der tradi-tionellen Matinee mit jungen Talenten bot das Festival zum Jubiläum erstmals einen Workshop für junge Klarinettisten an, der vom kanadischen Klarinettisten James

Ein rundum gelungenes Geburtstagsfestival macht Lust auf die nächsten zehn Jahre

Vom Mediendienst Festival Kammermusik Bodensee

«Herzlichen Dank für die wunderbare Atmosphäre in Ihrem Haus. Die Musik war ebenso exzellent wie der Garten, die Bewirtung und die freundlichen Menschen.» Dieser Eintrag eines Zuhörers aus Stuttgart im Gästebuch beschreibt treffend die Atmosphäre auf Lilienberg während des Festivals Kammermusik Bodensee von Ende August und Anfang September. In den durchwegs gut besuchten Konzerten feierte das Festival nicht nur sein eigenes 10-jähriges Bestehen, sondern auch den 20. Geburtstag des Schweizer Klaviertrios.

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Campbell geleitet wurde. Die fünf jungen Musiker aus der Schweiz, aus Deutschland, Österreich, Serbien und Venezuela stellten im zweiten Teil der Sonntags matinee ihr beachtliches Können unter Beweis. James Campbell, Professor an der Indiana Uni-versity Bloomington, zeigte sich denn auch beeindruckt, dass die meisten Ver-besserungsvorschläge aus dem Workshop bereits im Konzert umgesetzt werden konnten. Nicht minder überzeugend waren in der Matinee «Junge Talente» auch die Leistungen der jungen Musiker aus der Kunst- und Sportklasse der PMS Kreuz-lingen und des Gymnasiums Schaffhausen.

Im Schlusskonzert «Von Klassik bis Klez-mer» demonstrierte das Schweizer Klavier-trio zu Beginn in den «Kakadu-Variatio-nen» Beethovens ganze Meisterschaft der Veränderungstechnik an einem harmlo-sen Liedchen. Eine Entdeckung folgte mit Peter Schickeles Quartett für Klarinette und Klavier trio, in dem er neben medi-ta tiven Sätzen jazzige Elemente und Rhythmen aus Volkstänzen bis hin zu Klezmer- Versatzstücken einbaute. Zum Abschluss gesellten sich neben James Campbell die Bratschistin Ruth Killius und der Hornist Kenneth Henderson zum Schweizer Klavier trio in Ernö von

Dohnányis mit reissendem, orchestralem Sextett Opus 37, das nach üppigem spät-romantischen Beginn in ein jazziges Finale mündete.

Genuss pur auch in kulinarischer HinsichtGeschäftsleiter Roland Meier überreichte am Ende eine Geburtstagstorte mit Bildern aus der Geschichte des Festivals, die nach dem Konzert von den Besuchern mit gros sem Vergnügen verspeist wurde. Überhaupt darf auch der kulinarische Teil erwähnt werden, der mit der hervor-ragenden Küche des Lilienberg Restaurants die Konzerte bei angeregten Gesprächen ausklingen liess. Oder wie es Ulrich und Friede Backes kurz und bündig ins Gäste-buch schrieben: «Genuss pur! Danke!»

Das Schweizer Klaviertrio am Geburtstagskonzert im Lilienberg Zentrum.

Das Festival Kammermusik Boden-see ist zurück auf Lilienberg vom 30. August bis 1. September 2019. www.kammermusikbodensee.com

Bildimpressionen vom Festival 2018 auf der folgenden Doppelseite.

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Bildimpressionen vom

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1 Die Workshop-Teilnehmer Jesús David Milano und Darko Percevic vor dem Lilienberg Zentrum

2 Erwartungsfrohes Publikum vor dem Konzert

3 Konzerteinführung mit dem Künstlerischen Leiter Martin Lucas Staub

4 Applaus für die Künstlerinnen und Künstler

5 Festival-Geschäftsleiter Roland Meier mit der Geburtstagstorte zum Festivaljubiläum

6 Klarinettist James Campbell in Schickeles Quartett

7 Angela Golubeva, Ruth Killius, Martin Lucas Staub und Joël Marosi im Schlusskonzert

8 Kulinarische Köstlichkeiten beim Apéro riche

Es fotografierte Mareycke Frehner

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MITGLIEDSCHAFTEN

«Medizinische Lösungen». Das bietet die JDMT AG an. So kurz dieser Ange-botsbeschrieb tönt, so umfassend sind die Dienstleistungen der Firma, die sich mit den immer wichtiger werdenden Fragen der Mitarbeiter-Gesundheit in Unternehmen und der Notfallplanung und -intervention auseinandersetzt.

Die Entstehung der im zürcherischen Pfäffikon domizilierten Firma mit dem fast schon zungenbrecherischen Namen JDMT Medical Services AG erinnert an die Geschichte vieler Startup- Unter-nehmen. « Studentische Aktivitäten» seien es gewesen, aus denen der heutige CEO Andreas Juchli im Frühling 2002 als 25-Jäh-riger mit Kollegen aus der Offiziersschule eine Gruppe mit dem späteren Namen Junior Doctors Medical Team gründete, kurz eben JDMT. Diese «studentischen Aktivi täten», das war zuerst ein eintägiger Infu sions-, Injek tions- und Nähkurs, später praktische Notfall medizin-Ausbildungen – beides für Medizinstu den ten, die an der Universität zwar eine umfassende, aber eben weitgehend theo re tische Ausbildung erhielten und deshalb von grundlegenden handwerklichen Dingen wie dem Legen einer Infusion keine Ahnung hatten. Die damals völlig neuen, privat organisierten

Praxiskurse, die zum Teil in einer alten, abgelegenen Militäran lage auf einem Hügel im Zürcher Oberland durchgeführt wurden, stiessen bei den Studenten des-halb auf «enorm posi tiven Anklang», erin-nert sich Juchli.

Über 100 freie MitarbeiterDer studentische Link, der ist bis heute geblieben. So beschäftigt JDMT neben 7 festangestellten Mitarbeitenden gegen 120 Medi zinstudenten als freie Mitarbeiter.

Diese Studenten, die sich in einem Assess-ment um den Job bewerben mussten, haben alle eine unternehmensinterne zehntägige Ausbildung absolviert und stehen nun im Schnitt 30 Stunden pro Monat im Einsatz.

Vom Erste-Hilfe-Kurs bis zum Notfallkonzept für GrossbetriebeGar nichts mehr mit milizmässig organi-sierter Kollegenausbildung in Kleingruppen hat hingegen das aktuelle Angebot der « Junior Doctors» zu tun. So ist die Firma heute in vier Hauptbereichen unter dem Obertitel «Medizinische Lösungen» tätig.

Im Bereich Ausbildung werden Schulungen von Laien – meistens Betriebssanitätern – in Erster Hilfe und der Anwendung von auto matischen Defibrillatoren (AED) an-geboten. Im Jahr 2017 gab man 730 Kurse und schulte so über 10 000 Personen.

Eng verbunden mit den Ausbildungen ist der Bereich Konzeption. Hier werden Firmen und öffentliche Einrichtungen unter ande-rem darin beraten, wie ein inter nes System zur Ersthilfe bei medizinischen Notfällen aufgebaut werden kann, welches Material für Sanitätskoffer sinnvoll ist und wie sich Mitarbeiter als Nothelfer schulen lassen.

Von Ernst Hilfiker

Generalunternehmen in Sachen professionelle Erste Hilfe

Andreas Juchli, CEO von JDMT Medical Services AG und Lilienberg Förderer.

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Der Firmenphilosophie «Alles aus einer Hand» getreu, befasst sich ein Unterneh-mensbereich auch mit Material. Das heisst, JDMT verkauft und wartet Sanitätsmaterial wie AEDs. Material, das alles stets vorrätig in einem grossen Lager am Firmensitz ist.

Der vierte grosse Bereich sind die «Ein-sätze». Mitarbeitende von JDMT leisten pro Jahr rund 450 Sanitätseinsätze bei An-lässen – sei es im Sportstadion mit 50 000 Besuchern oder an einem kleinen Event einer Bank für 20 geladene Kunden. Dem Anlass entsprechend ist dabei auch der optische Auftritt: beim Fussballmatch in gelb-blauer Uniform, am gediegenen Firmen essen in «Schale».

Mehrere Kantone als KundenJDMT Medical Services AG ist also quasi ein Generalunternehmen in Sachen pro-fessioneller Erster Hilfe. Wichtig in diesem

Zusammenhang: Die Firma ist kein Ret-tungs dienst, transportiert in ihren 15 Fahr-zeugen also keine Patienten, sondern lie-fert «nur» Knowhow, Manpower und Ausrüstung, um die Erstphase eines medi-zinischen Notfalls durch richtiges Handeln zu überbrücken.

Dieser umfassende Service und auch die Firmengrösse, mit der sich JDMT von den vielen Klein- und Kleinstanbietern abhebt, die sich im Markt der Erste-Hilfe-Schulun-gen tummeln, wird laut CEO Andreas Juchli von den Kunden sehr geschätzt. Denn «unser klassischer Kunde hat wenig Ressourcen», wenn es ums Notfallmanage-ment geht, und sei deshalb froh, wenn er alle entsprechenden Fragen möglichst an eine einzige Stelle delegieren könne.

JDMT kann einen Kundenstamm mit pro-minenten Namen präsentieren. Hauptsäch-

lich handelt es sich dabei um Banken und Versicherungen, man arbeitet aber auch für Swisscom, Coop und Ikea. Gleicher massen bedeutend sind die Aktivitäten für Kantone wie Zug, Aargau und Genf, für die Stadt Zürich, für die man Mitarbeitende für die Ausnüchterungsstelle stellt, und die Fifa.

Auslandaktivitäten verstärkenDas Pfäffiker Unternehmen, das seit kur-zem auch eine Filiale in Lausanne hat, ver-zeichnete 2017 einen Umsatz von 3,15 Mil-lionen Franken. Die Firma, die im immer bedeutenderen Sektor der Sicherheits-dienstleistungen tätig ist, weist laut Juchli «ein kontinuierliches, starkes Wachstum» aus. Und das soll weitergehen. Geplant sind neue Angebote wie Beratungen und Konzepte zur betrieblichen Gesundheits-prävention. Zudem möchte Juchli, der als Arzt auch um die seelischen Folgen von Notfällen weiss, die psychische Ersthilfe ausbauen.

Und dann soll auch noch der Sprung über die Grenzen fortgeführt werden. Denn JDMT hat heute viele Schweizer Kunden, die auch im Ausland tätig sind und logi-scherweise – oder erst recht – auch fern der Heimat auf eine funktionierende Hilfe im Notfall vertrauen möchten.

Knowhow aus 10 000 NotfällenDie JDMT Medical Services AG verfügt nicht nur über das Knowhow ihrer Mitarbei-tenden, sondern auch über Erfahrungen ihrer Kunden. Bei diesen Kunden haben sich nämlich seit der Firmengründung über 10 000 medizinische Zwischenfälle ereignet, die alle bei JDMT ausgewertet wurden. Erkenntnisse aus diesen Analysen fliessen dann unter anderem wieder in die Ausbildung ein.

Die Lilienberg FördermitgliedschaftEchte Freundschaften und Kollegialität stehen beim Lilienberg Unternehmerforum im Vordergrund. Unternehmen, die eine Lilienberg Fördermitgliedschaft abschliessen, sind Teil eines Netzwerks und profitieren von vielen Vorteilen. Unter anderem stellen wir Inhabern einer Firmen-Fördermitgliedschaft eine Doppelseite in der «Lilienberg Zeitschrift» zur Verfügung, auf denen sie ihr Unternehmen in Text und Bild vorstellen können. Weitere Informationen zur Firmen-Fördermitgliedschaft auf unserer Website: www.lilienberg.ch (Rubrik Mitgliedschaften).

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IN EIGENER SACHE

Das Internet ist heute die mit Abstand wichtigste Informationsquelle. Immer mehr Menschen nutzen es. Laut Bundesamt für Statistik surften im vergangenen Jahr 90 Prozent der erwachsenen Personen in der Schweiz im Netz. Bei der letzten Er-hebung 2014 waren es noch 84 Prozent, 2005 erst 70 Prozent und 2000 gar erst 47 Prozent gewesen. Doch nicht nur die Jugend, die Digital Natives, sind heute fast daueronline. Besonders stark zugenom-men hat die Internetnutzung vor allem bei den über 65-Jährigen. Das Vorurteil, wo-nach Senioren über einen niedrigen digita-len Reifegrad verfügen, die moderne Tech-nologie verweigern und somit als digitale Analphabeten gelten, ist längst widerlegt.

Seit dem Aufkommen von Smartphones und Tablets hat sich auch die mobile Inter-netnutzung rasant entwickelt, und zwar mindestens so stark wie der fest installierte Internetanschluss in den Haushalten. Der Anteil der Haushalte mit mobilem Internet-

zugang ist von 60 Prozent im Jahr 2014 auf 78 Prozent im Jahr 2017 angestiegen.

In den ersten acht Monaten über 50 000 BesucherAuch die elektronischen Medien des Lilien-berg Unternehmerforums verzeichnen stän-dig mehr Besucher. Von Anfang Januar bis Ende August 2018 wurde die Website www. lilienberg.ch über 52 000 Mal auf-ge rufen. Auf Interesse stiessen dabei neben der Einstiegsseite (11 067 Besucher) hauptsächlich die Veranstaltungs hinweise (5406 Besucher) und die News (1607) – zwei Rubriken, die von unserem Web-master nahezu rund um die Uhr gepflegt und aktualisiert werden. Fast 1000 Mal wurde im erwähnten Zeitraum über die Web site mit dem Lilienberg Unterneh-merforum direkt Kontakt aufgenommen. Exakt 600 Mal wollten die Internetnutzer zwischen Anfang Januar und Ende August mehr über Lilienberg als Konferenz- und Tagungszentrum erfahren. Immerhin noch

fast 550 Mal befassten sich User mit den in den «Lilienberg Gedanken» zusammenge-fassten Denkanstössen von Programmleiter Christoph Vollenweider zu den aktuellen und relevanten Themen unserer Zeit.

Beliebte Social-Media-KanäleNebst der Lilienberg Website sind auch unsere Social-Media-Kanäle etablierte Medien – also Google+, LinkedIn, XING, Facebook und Twitter. Dazu – stellvertre-tend für alle Social Media, welche von Lilien berg bewirtschaftet werden – die aktuellen Zahlen von Google+: Gemäss dem offiziellen Google My Business Re-port finden uns jeden Monat durchschnitt-lich rund 22 000 Nutzer auf Google, über 200 fordern eine Wegbeschreibung an und 9 rufen uns über Google direkt an.

Newsletter mit RekordzahlenGrosser Beliebtheit erfreut sich der News-letter des Lilienberg Unternehmerforums, der jeweils am ersten Dienstag des Monats an derzeit rund 3500 Adressa-ten verschickt wird. Der April- und der Mai-Newsletter beispielsweise erreichten mit Klick raten von 4,7 bzw. 4,3 Prozent Traumwerte. Zum Vergleich: Die durch-schnittliche Klick rate von Firmen-News-lettern beträgt in der Schweiz lediglich

Von Stefan Bachofen

Lilienberg ist auch online präsenter denn je

Die Digitalisierung macht vor nichts und niemandem halt. Das gilt insbesondere für das Publikationswesen. Dieses ist nicht nur bei Verlagshäusern, Politischen Ge-meinden und Vereinen fortlaufenden Veränderungen unterworfen. Mehr denn je setzt auch das Lilienberg Unternehmerforum bei der Veröffentlichung seiner Inhalte auf die elektronischen Plattformen, also die Website, den monatlich erscheinenden Newsletter und die Social-Media-Kanäle. Und das mit Erfolg.

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2,6 Prozent. Die Öffnungsrate unseres News letters liegt jeweils konstant im Be-reich von 30 Prozent. Auch hier der Ver-gleich: Der gesamt schweizerische Durch-schnitt steht bei 18 Prozent. Übrigens: Unser Newsletter kann über die Einstiegs-seite der Lilienberg Website abonniert werden.

Crossmedia als ChanceDigitalisierung und Internet hin oder her: Das Lilienberg Unternehmerforum inves-tiert trotz allem auch weiterhin in seine Printprodukte. Zum einen gibt es Studien, die besagen, dass gedruckte Infor mation deutlich nachhaltiger wirkt als digi tale Nachrichten. Zum anderen bieten die digi talen Medien viele crossmediale Mög-lichkeiten, die es zuvor nicht gegeben hat. Crossmedia bezeichnet – kurz gesagt – das inhaltlich, gestalterisch und zeitlich auf-einander abgestimmte Ausspielen von Bot-schaften über verschiedene Medienkanäle hinweg. Es existieren Zahlen darüber, dass Kunden von Warenhäusern ihre Produkte zuerst im Printkatalog aussuchen, bevor sie online gehen und dann im Shop bestellen. Der Onlineshop lebt also gewisser massen vom Print. Genauso verhält es sich bei den Lilienberg Mitgliedschaften. Diese wer-den regelmässig mit all ihren Vorteilen in

unserer Zeitschrift beworben (siehe Text-box). Daraufhin beantragen Inte ressierte über die Website immer wieder eine Mit-gliedschaft.

Fakt ist: Die Vernetzung von Online- und Printmedien und ihren Inhalten, und damit das medienübergreifende Kommunizieren, verspricht Erfolg – auch für Lilienberg!

Lilienberg MitgliedschaftenAls Mitglied profitieren Sie von zahlreichen Vorteilen. Sie können sich zwischen drei Mitgliedschaften entscheiden.�n Freund (Jahresbeitrag CHF 500.–)�n Förderer (Jahresbeitrag CHF 2000.–)�n Firmen-Fördermitgliedschaft (Jahresbeitrag CHF 5000.–)

Detaillierte Informationen finden Sie auf unserer Internetseite www.lilienberg.ch.

Website, Newsletter und Social-Media-Kanäle des Lilienberg Unternehmerforums verzeichnen erfreuliche Zugriffszahlen.

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IN EIGENER SACHE

Wir leben in sehr dynamischen Zeiten: Stän-dig wird etwas geändert, umgestellt, verbes-sert. Trotzdem pflegen wir liebe Gewohn-heiten und unsere vertraute Um ge bung. Kennen Sie das auch? Nicht immer ist es leicht, sich von Bewährtem zu trennen und einen Schritt der Veränderung zu wagen. Doch wie formulierte es der indische Freiheitskämpfer Mahatma Ghandi: «Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen.»

Aus den Phantasien wurde ein PlanSo haben wir entschieden: Es muss sich etwas bewegen – auch bei der Infrastruktur des Lilienberg Unternehmerforums! Mit viel Elan und Euphorie wurden schon vor Monaten Träume formuliert, Ideen gesam-melt, Anregungen notiert und Impulse auf-genommen. Nach etlichen Gesprächen und Diskussionen, Einwänden und Abwä-gungen, Begeisterung und Ärger wurde aus den Phantasien ein Plan. Im vergangenen Sommer haben wir diesen Plan nun in die Realität umgesetzt. Zunächst mussten wir Platz schaffen und der vertrauten Umge-bung Adieu sagen, was bei Temperaturen um die 35 Grad nicht immer ein Vergnügen war. Nachdem sich der Nebel – oder besser gesagt die Staubwolken – gelichtet hatte, war der Freiraum für Neues entstanden.

Im nächsten Schritt wurden etliche Kü-bel Farbe verbraucht, eine moderne elekt-rische Infrastruktur geschaffen, Türen und Böden der Zimmer erneuert. Dann begann der angenehme Teil der Veränderung: Wir durften Neues gestalten!

Nicht alles ist uns auf Anhieb gelungen. Immer wieder mussten wir auch Rück-schläge in Kauf nehmen. Sei es, weil die Lampen zu eng montiert waren, um den Spiegel zu setzen, sei es, weil die Steck dose für die Kaffeemaschine fehlte oder das eine oder andere Möbelstück fehlerhaft geliefert wurde. Langweilig war es dem Umbau-Team nie, und zum Ende wurde auch die Zeit knapp. Kurz vor dem Eintreffen der ers-ten Gäste nach den Sommerferien wurde noch gehämmert, geputzt und angepasst.

Frisch, hell, gemütlichJetzt laden die ersten neu gestalteten und renovierten Zimmer im Forumstrakt mit ihren frischen, hellen Farben und den ge-mütlichen Gestaltungselementen zum Verweilen ein. Wir sind begeistert und haben bisher viel Lob von unseren Gästen erhalten.

Machen doch auch Sie sich ein Bild – am besten vor Ort. Ist uns der Wandel

gelungen? Wir freuen uns auf Ihre Ein-schätzungen und Ihr Feedback.

Übrigens: Auch die Zufahrt zu unserer Tiefgarage hat sich gewandelt.

Ihre Reservationsanfrage nehme ich gerne als Leiterin unserer Administration entgegen.

Frau Susanne GrünerTelefon: +41 71 663 21 22 E-Mail: [email protected]

Von Susanne Grüner

Zeit für Veränderungen? Ja, auch im Lilienberg Unternehmerforum

Mit Euphorie wurden Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet, wie die neuen Zimmer aussehen könnten.

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AdventszauberHaben Sie schon einen Tisch für Ihr Adventsessen reserviert? Geniessen Sie auf Lilien-berg einen erholsamen Abend und ein exquisites Menü, jeden Freitag- und Samstag-abend im Advent, jeweils ab 18 Uhr. Weitere Informationen auf www.lilienberg.ch (Rubrik Veranstaltungen).

Die neu gestalteten Zimmer mit ihren hellen Farben laden zum Verweilen ein.

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Lilienberg UnternehmerforumBlauortstrasse 10

CH-8272 ErmatingenTelefon +41 71 663 23 23

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