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Die Maya - Eine antike Hochkultur im Dschungel Mesoamerikas Mario Krygier

Die Maya - Eine antike Hochkultur im Dschungel Mesoamerikas

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Wer hat sie noch nicht gesehen, die Bilder von gigantischen Pyramiden mitten im Dschungel von Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador? ...

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Die Maya - Eine antike Hochkultur

im Dschungel Mesoamerikas

Mario Kr ygier

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Die Maya – Eine antike Hochkultur im Dschungel Mesoamerikas

Wer hat sie noch nicht gesehen, die Bilder von gigantischen Pyramiden mitten imDschungel von Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador? Sie entstanden ineinem Zeitraum zwischen dem Anfang unserer christlichen Zeitrechnung und der erstenHälfte des 15. Jahrhunderts. Auf der Grundlage der hier zu erörternden Merkmale benenntman die Zeitspanne von etwa 300 bis 900 als klassische Mayazeit. In jener Phase hat dieses

antike Volk Besonderes geleistet,wovon die Pyramiden lediglich denoffensichtlichsten Part darstellen. AmEnde des 9. Jahrhunderts kam es zumZusammenbruch der großen Zentren imdamaligen Hauptsiedlungsgebiet derMaya von Westhonduras über Belize,Petén bis Chiapas.

Insgesamt bauten die Maya tau-sende Pyramiden, wobei die höchstenin Tikal und El Mirador bis zu 70 Meteremporragen. In einigen Gebäuden gibtes Labyrinthe, Geheimgänge oder Grä-ber. Das wohl bekannteste Grab istjenes des großen Pakal von Palenque imdortigen Tempel der Inschriften. Her-vorhebenswert ist die Tatsache, dassman bisher keine Indizien für dieVerwendung von Metallwerkzeugen

oder auch von Rädern gefunden hat, wodurch die Errichtung der monumentalen Bauwerkein einem ganz anderen Licht erscheint.

Dass die Maya exzellente Steinmetze waren, ist durchgängig im gesamten Mayalandnachvollziehbar. In Copán (Honduras) trieben sie diesbezügliche Fertigkeiten zu einereinzigartigen Perfektion. Auf Stelen und Steinblöcken verewigten sie insbesondere gegenEnde ihrer klassischen Zeit tief dreidimensionale Inschriften und Skulpturen. In den erstenJahrhunderten überwogen große Stuckmasken, wie wir sie nicht nur in Copán, sondern auchin Tikal, Calakmul, El Mirador usw. anhand freigelegter alter Bauwerke bewundern können.Hingegen bietet die Stadt der Grünen Steine, Yaxchilán, unverwechselbare Türsturzgravuren,die bedauerlicherweise zum Teil in ferne Museen in New York oder London verfrachtetwurden.

Bonampak gilt mit seinen 144 m2 relativ gut erhaltener farbig dargestellter Szenarien mitpompösen Zeremonien und Siegesfeiern als die Stadt der Wandmalerei. Inwieweit das bishernoch nicht umfassend erforschte San Bartolo diesen Ruf streitig machen kann, ist nochungewiss. Auf jeden Fall sind die dortigen Wandmalereien viel älter als jene in Bonampak.Derartige großflächige Gemälde existierten sicher vielfach. Ihre Kunstfertigkeiten stellten dieMaya auch tausendfach auf bemalten Keramikgefäßen sowie in Muschel-, Knochen- undJadebearbeitungen unter Beweis. Zum kulturellen Reichtum gehörten auch Musik, Tanz, undwahrscheinlich auch Dichtung.

Tikal (Guatemala) Tempel 1 – Tempel des Jaguar

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Wandmalerei aus Bonampak (Mexiko) erstellt um 800

Auch in der Buchmalerei waren die Maya Spitze. Das sind übrigens Miniaturmalereien,die oft perfekte Proportionen zeigen. Am bekanntesten sind diverse Seiten aus demDresdner Codex. Leider sind viele derartige Codices von den Spaniern während derKonquista vernichtet worden in einer Gründlichkeit, dass es heute nur noch den Dresdner,den Pariser, den Madrider sowie den allerdings hinsichtlich seiner Echtheit umstrittenenGrolier-Codex in Mexiko-City gibt.

Ausschnitt aus dem Dresdner Codex (nachgezeichnet von Jens Rohark)

Sowohl die Codices als auch zahlreiche Inschriften auf Stelen, Tempelwänden, Treppen,Keramiken usw. zeugen von einem sehr komplexen Schriftsystem, mit dessen Hilfe dieSchreiber beliebige Informationen eindeutig festhalten konnten. Neben entsprechenden

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Ansätzen bei den Olmeken haben die Maya als einzige prähispanische Kultur eine derarthoch entwickelte phonetische Schrift hervorgebracht, welche Silben- sowie Wortzeichenumfasst, wobei insgesamt etwa 1000 Symbole in Gebrauch waren.

Die Maya haben eine der faszinierendsten und umfassendsten Mythologienhervorgebracht, perfekt abgestimmt auf ihre lokalen Besonderheiten, nahtlos übergehend inihre Geschichte und im Einklang befindlich mit einem im Kontext ihrer Gegebenheitenplausiblen holistischen Weltbild. Wir profitieren von dem glücklichen Umstand, dass dergrößte Teil dieses komplexen Wissens kurz nach der Konquista schriftlich, in Mayasprache,festgehalten wurde. Dieses Werk ist bekannt als das „Poopol Wuuj“, das „Buch des Rates“.Von Jens Rohark wurde es in mehrjähriger Arbeit aus der Originalsprache ins Deutscheübersetzt, illustriert und kommentiert, sodass die mitunter abstrakten und zum großen Teilin einer sehr bildhaften Symbolsprache verfassten Inhalte heute jedem zugänglich sind.

Einzigartig und unter anderen antiken Hochkulturen unerreicht ist das Kalendersystemder Maya mit seinen Bestandteilen Tzolkin, Haab und Lange Zählung. Wie im diesbezüglichenStandardwerk „Faszination 2012 – Das Buch zum Mayakalender“ ausführlich dargelegt, istder Mayakalender sehr eng verflochten mit einer obsessiv betriebenen Astronomie sowieeiner zur Erfassung der astronomischen Gegebenheiten clever ausgeklügelten Mathematik.Gleichungen, die die synodischen Umlaufzeiten der Planeten in Beziehung setzen oderTafeln, die Voraussagen für Jahrhunderte zulassen, sogar mit Korrekturgliedern, die dasDefizit nicht vorhandener Dezimalzahlen kompensieren, versetzen uns in Erstaunen. Nochheute beißen sich die Experten die Zähne an manchen Rechentafeln der Maya aus.Unumstritten ist, dass die Maya Mondphasen, Planetenkonjunktionen und Finsternisse mitgroßer Genauigkeit prognostizieren konnten. Gebäude, welche astronomisch motiviertangeordnet oder ausgerichtet wurden und dadurch Resultat und Voraussetzung präziserastronomischer Beobachtung waren, gab es zuhauf.

Der Umfang dieses kurzen Beitrages lässt es leider nicht zu, weitere oder gar tiefergehende Betrachtungen anzustellen. Der Schluss, dass die übrigens auch mehrschichtigstrukturierte Mayagesellschaft den Hochkulturen zuzuordnen ist, darf dennoch alsoffensichtlich gelten. Obgleich die aufgezählten kulturellen Höchstleistungen in allenStadtstaaten vorzufinden sind, bestand zu keiner Zeit ein geeintes Mayareich, wohl aberBündnisse insbesondere um die Machtzentren Tikal und Calakmul herum. Durch familiäreVerflechtungen, Allianzen, Handelsbeziehungen oder auch Kriegszüge vollzog sich einbeständiger Kulturaustausch. Am Anfang der Klassik gab es durch Eroberung bedingteEinflüsse aus der Teotihuacan-Kultur. Allgemein bekannt sind auch die Spuren der in ChichénItzá eingewanderten Toltekenkultur.

Mario Krygier

http://www.faszination2012.de

http://www.faszination-maya.de

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Kompetent &spannend –

Mayawissenfür jedermann

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