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68 W. P~UHM: Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwi&lungshilfe Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 54, 68--70 (1981) 1981, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/InterCode: ASUMDT Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwicklungshilfe Von W. ROHM::" Abstract Medical Entomology in the Federal Republic of Germany and Aid to the Developing Countries The developing countries of the tropics and sub-tropics are in comparison go the countries of temporate latitudes, a great disadvantage from the point of view of eco- parasitology. For the Federal Republic of Germany to provide aid, that is successfully, it will also have to consider parasites and their influence on the peoples o f these countries. In order to solve the numerous parasitological problenas, qualified medical entomologists, i.e. parasitologists are needed. The training of such specialists within existin~ biological curricula has, through a lack of knowledge of me meaning of parasitology, been neglected, with the results that such qualified scientists cannot be provided as part of the aid to developing countries. Die Entwicklungsl~inder im Bereich der Tropen und Subtropen sind in vielf~iltiger Weise 5kologisch be- nachteiligt. Wenn yon dieser Benachteiligung berichtet wird, bleibt h~iufig der ,groBe Parasitendruck", der auf den Menschen dieser Region lastet, weitgehend unberiicksichtigt. Es wird offenbar unterstellt, man habe mit Hilfe der Medizin bzw. Chemotherapie und des Einsatzes yon Pestiziden die Parasiten ,,im Griff". M/Sglicherweise wurden die Menschen im Laufe ihrer Geschichte veranlaBt, wegen dieses Parasiten- druckes in zwar weniger giJnstige Klimate, dafiir aber in Gebiete mit vermindertem Risiko gegenlJber para- sitaren Erkrankungen auszuweichen. Nur wenige in unserer Gesellschaft wlssen, dab die Menschen in be- zug auf das Parasitenspektrum gleichsam in zwei verschiedenen Umwelten leben und das Nord-Siid- gef~ille auch eine Folge dieser groBen Unterschiede ist. Die Menschen der gem~iBigten Klimate find 5ko- parasitologisch erheblich gegeniiber denjenigen der Tropen und Subtropen begiJnstigt, wenn man nut die Anzahl m~Sglicher Parasitosen beriJcksichtigt. Die Lebensfreude und die Arbeitskraft dieser Menschen, die fiJr den Auf- und Ausbau ihrer Staaten dringend benStigt werden, sind erheblich vermindert. Presse, Rundfunk und Fernsehen berichten nut sehr selten sachlich und fehlerfrei von diesem Leid und den da- mit verkniipften Problemen, da m6glicherweise die Unterhaltung Vorrang vor der Information hat. Die Forschung hat auf zahlreichen Gebieten vor- wiegend der Tropenparasitologie bzw. Tropenhuman- und -veterin~irmedizin im Laufe yon Jahrzehnten * Mein Dank gilt zahlreichen Kollegen, die mir zu diesem Thema Auskunft gaben. mehr oder minder grofle Erfolge in der Prophylaxe, der Bek~impfung und Heilung yon Parasitosen erzie- fen k6nnen. Die Bev~51kerungszunahme in diesen Ge- bieten ist eine der Folgen dieser BemiJhungen. Die Erfolge reichen jedoch nicht aus, um eine sehr grof~e Anzahl chronisch leidender Menschen yon den Para- siren -- nicht selten sind sie yon mehr als einer Art infiziert -- zu befreien. Die zunehmende Resistenz yon Parasiten gegeniiber Pharmaka, wie die der Vek- toren bzw. Zwischenwirte gegeniJber Pestiziden er- schweren die Bek~impfungsmaBnahmen und verlangen ,Mehrfachstrategien" zu ihrer Eind~immung. Gele- gentlich besteht der Eindruck, als werde die indu- strielle Forschung im Bereich der Entwicklung neuer Chemotherapeutika zur Bek~impfung yon Parasitosen im Weltmaf~stab nicht mehr mit dem frlJher bekann- ten Einsatz betrieben, well der /Skonomische Erfolg beim Absatz der Mittel infolge der geringen Kauf- kraft der betroffenen L~inder nicht garantiert ist. Technische Hilfen aller Art vermSgen den dutch die Parasiten bedingten Ausfall an Arbeitskraft nicht zu kompensieren. Es gibt zahlreiche Belege fiir technische Eingriffe und bauliche MaBnahmen mit guter Absicht, die in Unkennmis /Skologisch-parasitologischer Zu- sammenh~inge den Parasitendruck in verschiedenen Gebieten sogar vergr/Sflerten. Diese Eingriffe hatten zum Tell auf spektakul~ire Weise eine verbesserte I~konomie zum Ziele, die erst dann erreicht werden kann, wenn para~it~ire Erkrankungen zuriickgedr~ingt werden, die neben anderen, sehr wesentlichen Fakto- Fen eine V, erbesserung der Sozialstruktur verhindern. Zu wenig wurde in diesen F~illen die Urn- und Mit- welt des Menschen beriidisichtigt. Allein die Zahlen der potentiel] durch Malaria gef~ihrdeten Menschen yon mehr als 1'/2 Milliarden, der an Malaria Er- krankten, der allj~ihrlich hinzukommenden Neuer- krankungen sowie der durch Malaria bedingten Kin- dersterblichkeit sind erschreckend und alarmierend. Malaria ist nur eine der parasitRren Erkrankungen, die yon Insekten bzw. Arthropoden iibertragen wer- den. Weitere zahlreiche parasit~ire Erkrankungen kommen hinzu, die direkt oder wie beispielsweise die Schistosomiasis iiber Schne&en als Zwischenwirte iibertragen werden. Ebenso leiden die Haustiere an zahlreichen Parasitosen, die u. a. den Ertrag mindern und auf diese Weise die BevSlkerung zus~tzlich be- eintr~ichtigen. Wenn die Bundesrepublik Deutschland wirksame und ausreichende Entwicklungshilfe leisten m/Schte, so ist sic m/Sglich, wenn auch auf dem Gebiete der Tro- penparasitologie einschlieBlich der Medizinischen En- tomologie die Hilf~ besonders verst~rkt wird. Nut in U. S. Copyrlgh~ C]ea ..... C ..... Code Statement: 0340--7330/81/5405--0068502.50/0

Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwicklungshilfe

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Page 1: Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwicklungshilfe

68 W. P~UHM: Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwi&lungshilfe

Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 54, 68--70 (1981) �9 1981, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/InterCode: ASUMDT

Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwicklungshilfe

Von W. ROHM::"

Abstract

Medical Entomology in the Federal Republic of Germany and Aid to the Developing Countries

The developing countries of the tropics and sub-tropics are in comparison go the countries of temporate latitudes, a great disadvantage from the point of view of eco- parasitology.

For the Federal Republic of Germany to provide aid, that is successfully, it will also have to consider parasites and their influence on the peoples o f these countries. In order to solve the numerous parasitological problenas, qualified medical entomologists, i.e. parasitologists are needed.

The training of such specialists within existin~ biological curricula has, through a lack of knowledge of me meaning of parasitology, been neglected, with the results that such qualified scientists cannot be provided as part of the aid to developing countries.

Die Entwicklungsl~inder im Bereich der Tropen und Subtropen sind in vielf~iltiger Weise 5kologisch be- nachteiligt. Wenn yon dieser Benachteiligung berichtet wird, bleibt h~iufig der ,groBe Parasitendruck", der auf den Menschen dieser Region lastet, weitgehend unberiicksichtigt. Es wird offenbar unterstellt, man habe mit Hilfe der Medizin bzw. Chemotherapie und des Einsatzes yon Pestiziden die Parasiten ,,im Griff".

M/Sglicherweise wurden die Menschen im Laufe ihrer Geschichte veranlaBt, wegen dieses Parasiten- druckes in zwar weniger giJnstige Klimate, dafiir aber in Gebiete mit vermindertem Risiko gegenlJber para- sitaren Erkrankungen auszuweichen. Nur wenige in unserer Gesellschaft wlssen, dab die Menschen in be- zug auf das Parasitenspektrum gleichsam in zwei verschiedenen Umwelten leben und das Nord-Siid- gef~ille auch eine Folge dieser groBen Unterschiede ist. Die Menschen der gem~iBigten Klimate find 5ko- parasitologisch erheblich gegeniiber denjenigen der Tropen und Subtropen begiJnstigt, wenn man nut die Anzahl m~Sglicher Parasitosen beriJcksichtigt. Die Lebensfreude und die Arbeitskraft dieser Menschen, die fiJr den Auf- und Ausbau ihrer Staaten dringend benStigt werden, sind erheblich vermindert. Presse, Rundfunk und Fernsehen berichten nut sehr selten sachlich und fehlerfrei von diesem Leid und den da- mit verkniipften Problemen, da m6glicherweise die Unterhaltung Vorrang vor der Information hat.

Die Forschung hat auf zahlreichen Gebieten vor- wiegend der Tropenparasitologie bzw. Tropenhuman- und -veterin~irmedizin im Laufe yon Jahrzehnten

* Mein Dank gilt zahlreichen Kollegen, die mir zu diesem Thema Auskunft gaben.

mehr oder minder grofle Erfolge in der Prophylaxe, der Bek~impfung und Heilung yon Parasitosen erzie- fen k6nnen. Die Bev~51kerungszunahme in diesen Ge- bieten ist eine der Folgen dieser BemiJhungen. Die Erfolge reichen jedoch nicht aus, um eine sehr grof~e Anzahl chronisch leidender Menschen yon den Para- siren - - nicht selten sind sie yon mehr als einer Art infiziert - - zu befreien. Die zunehmende Resistenz yon Parasiten gegeniiber Pharmaka, wie die der Vek- toren bzw. Zwischenwirte gegeniJber Pestiziden er- schweren die Bek~impfungsmaBnahmen und verlangen ,Mehrfachstrategien" zu ihrer Eind~immung. Gele- gentlich besteht der Eindruck, als werde die indu- strielle Forschung im Bereich der Entwicklung neuer Chemotherapeutika zur Bek~impfung yon Parasitosen im Weltmaf~stab nicht mehr mit dem frlJher bekann- ten Einsatz betrieben, well der /Skonomische Erfolg beim Absatz der Mittel infolge der geringen Kauf- kraft der betroffenen L~inder nicht garantiert ist.

Technische Hilfen aller Art vermSgen den dutch die Parasiten bedingten Ausfall an Arbeitskraft nicht zu kompensieren. Es gibt zahlreiche Belege fiir technische Eingriffe und bauliche MaBnahmen mit guter Absicht, die in Unkennmis /Skologisch-parasitologischer Zu- sammenh~inge den Parasitendruck in verschiedenen Gebieten sogar vergr/Sflerten. Diese Eingriffe hatten zum Tell auf spektakul~ire Weise eine verbesserte I~konomie zum Ziele, die erst dann erreicht werden kann, wenn para~it~ire Erkrankungen zuriickgedr~ingt werden, die neben anderen, sehr wesentlichen Fakto- Fen eine V, erbesserung der Sozialstruktur verhindern. Zu wenig wurde in diesen F~illen die Urn- und Mit- welt des Menschen beriidisichtigt. Allein die Zahlen der potentiel] durch Malaria gef~ihrdeten Menschen yon mehr als 1'/2 Milliarden, der an Malaria Er- krankten, der allj~ihrlich hinzukommenden Neuer- krankungen sowie der durch Malaria bedingten Kin- dersterblichkeit sind erschreckend und alarmierend. Malaria ist nur eine der parasitRren Erkrankungen, die yon Insekten bzw. Arthropoden iibertragen wer- den. Weitere zahlreiche parasit~ire Erkrankungen kommen hinzu, die direkt oder wie beispielsweise die Schistosomiasis iiber Schne&en als Zwischenwirte iibertragen werden. Ebenso leiden die Haustiere an zahlreichen Parasitosen, die u. a. den Ertrag mindern und auf diese Weise die BevSlkerung zus~tzlich be- eintr~ichtigen.

Wenn die Bundesrepublik Deutschland wirksame und ausreichende Entwicklungshilfe leisten m/Schte, so ist sic m/Sglich, wenn auch auf dem Gebiete der Tro- penparasitologie einschlieBlich der Medizinischen En- tomologie die Hilf~ besonders verst~rkt wird. Nut in

U. S. Copyrlgh~ C]ea . . . . . C . . . . . Code Statement: 0340--7330/81/5405--0068502.50/0

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W. RiJrira: Die Medizinische Entomologie in der Bundesrepublik und die Entwicklungshilfe 69

einer sinnvollen BiJndelung aufeinander abgestimmter Magnahmen sind Hilfen erfolgreich, da wir davon ausgehen miissen, dag wir in UIkosysteme eingreifen, und isolierte Aktionen auf lange Sicht sogar Sch~iden bewirken k6nnen. So dr~ingt sida die Frage auf, ob wit in Anbetracht dieser Fakten in der Lage sind, fiir eine wirksame Hilfe, vor allem zur weiteren Er- forschung der 12ikologie der Parasiten (und der Lehre), ausreichend fachkundige Wissenschaftler anbieten kSnnen. Wit ben~Stigen weniger Wissensdaaftsmanager in den verschiedenen iJbergeordneten Gremien oder Fachleute, die durch die L~inder ziehen und Expertlsen erstellen, als vielmehr unmittelbar am Objekt t~itige Forscher. Bei der Beantwortung meiner Frage be- sdar~inke ida mich in diesem Zusammenhang weit- gehend auf die Medizinisdae Entomologie unter Be- riicksichtigung der Voraussetzungen, die fiJr eine wirk- same Hilfe notwendig sind. Im Vordergrund meiner Oberlegungen und kritischen Anmerkungen stehen nicht einzelne Zahlen und die Aufz~ihlung m/Sglichst vieler Fakten, sondern es geht um die kritisdae Be- wertung tier Gesamtlage.

Im Zentrum der Forschung (und Lehre) mug die Biologie und U~kologie der Vektoren und der Krank- heitserreger stehen. Die Vektoren wie die Krankheits- erreger find Tell eines Systems, dessen Einzelglieder eine eigene Dynamik besitzen nnd die jeweils die Dynamik der iibrigen Glieder in der Wechselwirkung mit der abiotischen wie biotischen Umwelt bzw. Mit- welt je nach ihrer Verkniipfung mehr oder minder stark beeinflussen. Deshalb mug sida die Analyse yon der AutSkologie bis zur SynSkologie erstrecken. Das Verh~ilmis yon Wirt und Parasit (u. a. Erkennungs- medaanismen, stoffliche Beeinflussung, Rhythmen, Ha- bitatselektion des Vektors) und die Populationsdyna- mik einschlieglich der Abundanzdynamik (u. a. Steue- rungs-, Regulationsmechanismen) sowie die Popula- tionsgenetik mit der Zielsetzung gezielter manipula- torisdaer Eingriffe zur D~impfung der Parasitosen in ihrem Gesamtgefiige sind in die Analysen einzu- beziehen. Es miissen Fragen zur Herdbildung, zur relativen Stabilit~it der Systeme wie nada der Funk- tion der einzelnen Glieder im System beantwortet werden. Es mi.igte auda gepriift werden, oh beispiels- weise die Haustierhaltung in einer bestimmten Region aus /Sko-parasitologischen Griinden sinnvoll ist oder nicht, well man nur mit Chemotherapeutika ein Sy- stem auf Dauer ,nicht aus den Angeln heben ~ kann. Nur eine konsequent syn~Skologisch ausgerichtete For- schung, in deren Mittetpunkt die ~kosysteme bzw. das betreffende 13kosystem steht, schafft die Voraus- setzungen fiir einen Erfolg in der Verminderung der Parasitosen.

Das syniSkologische Konzept bei der Analyse yon Vektor-Parasit-Systemen 3rerlangt neben Spezialwls- sen (in Anpassung an die jeweilige Arbeit) umfassende Kenntnisse in der Entomologie (Morphologie, Phy- siologie, Ukologie, taxonomische Kennmisse iiber die zu bearbeitende Vektorengruppe), in der Parasito- logie (u. a. mit besonderer BeriJcksichtigung yon Wirt- Parasit-Beziehungen spezielIer Bisysteme) und in der Ulkologie (u. a. Populationsdynamik, Kenntnis aqua-

tischer, semiaquatischer und terrestrisdaer Lebens- r~iume).

Human- und Tiermedizin k~Snnen wegen ihres Aus- bildungszieles Medizinische Entomologen bzw. 13ko- logen in dem erforderlidaen Maf~e im allgemeinen nicht heranbilden. In der humanmedizinischen Aus- bildung besitzen Parasitologie wie UIkologie keine Bedeutung. Demgegeniiber nimmt in der Tiermedizin zwar die Parasitologie heute einen erfreulich breiten Raum ein, aber ds Entomologie (vgl. u.a. Stunden- zahl) steht in den meisten F~illen hinter der Helmin- thologie zuriick. Die Entomologie wird dort vor allem in Form diagnostischer Erbungen fiir den Praktiker und in der systematischen Abhandlung der Biologie und UIkologie wirtschaftlich wichtiger Insektengrup- pen mit BeriJcksichtigung ihrer Bek~impfung vermit- telt (vgl. u.a. Lehrbiicher). Das auf diese Weise er- worbene Wissen und die Erfahrungen w~ihrend der Ausbildung reichen fiJr die aufgezeigten Aufgaben nidat aus. Eine Qualifizierung durch eine entsprechende Dissertation ist in den meisten F,illen nicht mSglich, well die iibliche Dauer von 1 bis 11/2 Jahren um- fassende syn/Skologisdae Studien weitgehend aus- schliegt. H~iufig konzentrieren sich die Arbeiten in der Tiermedizin auf den Wirt bzw. den Paraslten und deren unmittelbare Behandlung bzw. Bek~imp- lung und nur sehr selten auf das System, was bei der Zielsetzung des Arztes durchaus verst~indlida ist (vgl. u.a. Dissertationen verschiedener Hochschulen und Ausbildungsst~itten).

Das Ausbildungsziel in der Biologie br~ichte die besten Voraussetzungen fiir einen qualifizierten Medi- zinischen Entomologen, bzw. 13kologen, als gleich- gewichtigen Partner der Mediziner, der im Rahmen der Entwlcktungshilfe in den Tropen bzw. Subtropen wissenschaftlich arbelten oder lehren kSnnte. Voraus- setzung w~ire eine Diplomarbeit in diesem Arbeits- gebiet oder im Anschlug an das Diplom eine Disser- tation, die der Qualifizierung auf diesem Gebiete dient. Hierfiir stiinde auda bei uns eine groge Anzahl wesentlicher Themen zur Verfiigung, die im Labor wie im Freiland bearbeitet werden k6nnten und dann das Wissen und die Erfahrung vermittelten, die als Basis benStigt werden. Wer sich beispielsweise mit der Biologie und Clkologie heimisdaer Stechmiicken- arten (vor allem Populationsdynamik) befagt, wird sich praktisch wie theoretisch in die Vektoren/Skologie einarbeiten (u. a. Zudat-, Fang-~ Markierungsmetho- den). Ebenso w~ire es denkbar, nach Ahschluf~ des Diploms in einer Augenstelle deutsdaer Institutionen in den Tropen wie in Zusammenarbeit mit ausl~indi- schen Instituten Dissertationen anzufertigen. Wet seine Aufmerksamkeit noch auf den Abschlug einer Dissertation richten muff oder auf einem vSllig an- deren Gebiet Erfahrungen sammeln konnte und ge- rade ,,frei" ist, sollte nicht so ohne weiteres in kon- krete Entwicklungshilfeprojekte im Bereich der Medi- zinischen Entomologie bzw. Parasitologie aufgenom- men werden.

Medizinische Entomologie, abet auch die Parasito- logie werden in Lehre und Forschung im Bereich der Biologie bei uns vergleichsweise Wenig betrieben. Dar-

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70 KHAN: Repe!lents gegen vorratssch~idliche Insekten

fiber kSnnen die intensiven Anstrengungen der Deut- schen Parasitologischen Gesellschaft nicht hinwegt~iu- schen. Die Vortragsveranstaltungen dieser Gesellschaft verdeutlichen im besonderen Mage die geringen Akti- vit~iten in der Medizinischen Entomologie. Lediglich die in der Tiermedizin t~itigen Parasitologen, die sich mit der Bek~impfung, Biologie und ISIkologie der Zecken befassen, fallen durch ihre Aktivit~iten be- sonders auf.

Einer der Griinde, weshalb wit auf dem angespro- chenen Gebiet im internationalen Maflstab kaum auf- fallen, ist die geringe Anzahl festbesoldeter Wissen- schaftler (etwa 25), die sich aus amtlichem Auftrag oder aufgrund des selbst yon ihnen erw~ihlten Wis- senschaftsgebietes, mit medizinisda-entomologischen Problemen befassen. Dies mag u. a. daran liegen, daft die Bedeutung dieses Gebietes noch nicht geniigend erkannt worden ist. Man sollte nicht iibersehen, daft es derzeit auch kein Lehrbuch wie friiher das yon MARTINI gibt, das den Studierenden als Orien- tierungspunkt und Anreiz dienen kSnnte. Ein neues deutschsprachiges Lehrbuch, das nur in Zusammen- arbeit mehrerer Wissenschaftler erarbeitet werden kSnnte, diirfte nicht nur die einzelnen Insektengrup- pen systematisch in ihrer Biologie und Okologie dar- stellen, sondern miifte die Populationsdynamik bzw. die Epidemiologie vergleichend integrieren und diirfte sich nicht vor der Darstellung yon Modellen scheuen. Diesem Anspruch geniigt selbst das englischspradaige Lehrbuch yon HERM's ,,Medical Entomology", um ein Beispiel zu nennen, nicht. Gemessen am Bedarf im Rahmen internationaler Verpflichtungen wie auch, in zweiter Linie, an dem Oberschuf an Diplombiologen ist die Gesamtlage unvers6indlich. So mSchte ich die- jenigen, die Biologen ausbilden, auffordern, einmal darfiber nachzudenken, was gesdaehen rniigte, damit nicht fortlaufend Biologen am Bedarf vorbei produ- ziert werden. Die wenigen Experten k~innen heute die an sie herangetragenen Aufgaben und Bitten der Ent- wi&lungsl~inder in keiner Weise erftillen und sind zu

Reiseaktivit~iten gezwungen, die nicht wSnschenswert sin&

Wenn wir den Entwicklungsl~indern wirksam hel- fen veolle n, miiften trotz der grSfleren Schwierigkei- ten wegen fehlender geschichtlicher Bindungen, wie sie Engl~inder und Franzosen mit Afrika haben, im wesentlichen: a) die Lehre und Forschung auf dem Gebiete der Parasitologie einschlieglich der Medizini- schen Entomologie im Bereich der Ausbildung zurn Biologen verst~irkt werden; b) im Anschlug an eine Qualifikation (Diplom, Dissertation) st~irker als bisher ein Anreiz durch Stipendien fiir Aufenthalte zur Be- arbeitung konkreter FragesteUungen in den Tropen vergeben und entsprechend der Austausch mit ver- schiedenen Institutionen gefSrdert (z. B. innerhalb der EWG frei yon Konkurrenzdenken); c) bei der Erar- beitung yon Entwicklungshilfeprojekten die parasito- logischen Probleme beriicksichtigt und d) die M5g- lichkeit der Riickkehr erfolgreicher Wissenschaftler an die Institutionen unseies Landes als Anreiz ediffnet werden. Trotz grofler Konkurrenz ist die MobilitS.t der Biologen wie allgemein der Studierenden und die Bereitschaft, rich den Risiken eines mehrj~hrigen Aus- landsaufenthaltes unter erschwerten Bedingungen in einer ungewohnten Umwelt auszusetzen, gering.

Zusammenfassung Die Entwicklungsliinder im Bereich der Tropen und

Subtropen sind aus 5ko-parasltologischer Sicht benachtei- ligt. Will man den Eutwicklungsl~ndern wirksam helfen, miiBten die zahlreichen Parasitosen bei der Erstellung yon Entwicklungshilfeprojekten in die Uberlegungen mit ein- bezogen werden. Eine grof~e Bedeutung bel der Analyse yon Vektor-Parasit-Systemen besitzt der Medizinische Entomologe bzw. der Okologe. Es wird darauf hingewie- sen, daft innerhalb des Biologiestudiums die Parasitologie bzw. die Medizinische Entomologie kaum beriicksichtigt werden und daher in der Bundesrepublik kaum Biologeu flir derartige Aufgaben zur Verfiigung stehen.

Anschrift: Prof. Dr. W. ROHM, Zoologisches Institut und Zoologisches Museum der Universit~it Hamburg, Martin- Luther-King-Platz 3, 2000 Hamburg 13.

Anz. Sch~idlingskde., Ptlanzenschutz, Umweltschutz 54, 70--77 (1981) (g) 1981, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/InterCode: ASUMDT

Biologische Bundesanstalt [iir Land- und Forstwirtschaft, Institut fiir Vorratsschutz, Berlin-Dahlem

Repellents gegen vorratsschiidliche lnsekten ~

Von M. A. KHAN

Mit 4 Abbildungen und 7 Tabellen

Abstract Repellents against stored product insects

The repellency of diethyholuamide, dimethylphthalate and N,N-diethyl-3-methylbenzamide was evaluated es- pecially against adult insects and in some cases also against larvae of 13 compounds stored product insects species. The results revealed that these compound have a high and broad repellent effect on stored product insects. Diethyltoluamide

and N,N-diethyl-3-methylbenzamide were more efficient repellents than dimethylphthalate. Each species and vari-

1 GefSrdert im Rahmen einer Sachbeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft an Dr. R. WOHLOEMUTH, Biolo- gische Bundesanstalt fiir Land- und Forstwirtschaft, Insti- rut fiir Vorratsschutz, Berlin, zum Thema ,,Untersuchun- gen zum Schutz verpa&ter Lebensmittel gegen Befall dutch Vorratssch~idlinge".

U. S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0340--7330/81/5405--0070502.50/0