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Zeller Meinungsfreiheit und Komm unikationsterror 1 Die Mohammed- Karikature n

Die Mohammed-Karikaturen

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Die Mohammed-Karikaturen . Die Fragestellung. - PowerPoint PPT Presentation

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Die FragestellungDie dänische Tageszeitung, Jyllands Posten (JP), veröffentlicht am 30. September 2005 unter der Überschrift „Mohammeds Gesicht“ 12 Karikaturen des islamischen Religionsstifters Mohammed. Es ist bekannt, dass es innerhalb des Islam verboten ist, Allah oder Mohammed bildlich darzustellen. In einem Artikel erklärt JPs Kulturredakteur, Flemming Rose, dass er dänische Karikaturisten gebeten hat, Mohammedkarikaturen zu zeichnen, um einen in Dänemark (und anderen westlichen Ländern) um sich greifenden Hang zur Selbstzensur von kritischen Äußerungen gegen den Islam zu stoppen. Die Veröffentlichung der Karikaturen soll daher demonstrieren, dass sich die Zeitung/der Redakteur/die Karikaturisten nicht aus Angst vor gewaltsamen islamistischen Reaktionen – s. z.B. Theo van Gogh - in der Ausübung des Grundrechts auf Meinungsfreiheit hindern lassen wollen.

Über einen Zeitraum von 5 Monaten, von Oktober 2005 bis Februar 2006, finden zunächst von Vertretern dänischer Muslime, später von Muslimen in aller Welt immer heftigere Protestaktionen gegen die Veröffentlichung der Mohammedkarikaturen statt. Die Aktionen kulminieren im Januar 2006 mit einem Boykott dänischer Waren in Saudiarabien und im Februar mit Demonstrationen und Brandanschlägen gegen die dänische Botschaft in Damaskus, das dänische Konsulat in Beirut. Die Proteste werden von muslimischer Seite damit begründet, dass die Veröffentlichung der Mohammedkarikaturen nur die Spitze des Eisbergs einer in der dänischen Öffentlichkeit verbreiteten generell ausländer- und speziell islamfeindlichen Haltung ist.

Die Frage ist daher: wenn man die Veröffentlichung der Mohammedkarikaturen und die mehrere Monate hindurch erfolgten Reaktionen und Aktionen von muslimischer und dänischer Seite als einen zusammenhängenden Kommunikationsverlauf (Ricœurs Diskursereignis) versteht – was ist dann der übergeordnete Sinn (Ricoeur: objektiver Sinn) – der „gemeinsame Nenner“ – dieser Kommunikation?

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Flemming Roses Text 1Veröffentlicht den 29. September 2005, 22:30

Mohammeds GesichtVon FLEMMING ROSE Kulturredakteur

Der Komiker Frank Hvam stellte kürzlich fest, dass er es nicht wagt „sich vor dem offenen TV-Schirm über den Koran lustig zu machen.“ Ein Zeichner, der den Propheten Mohammed in einem Kinderbuch abbilden soll, möchte lieber anonym bleiben. Dasselbe gilt für westeuropäische Übersetzer einer islamkritischen Essaysammlung.

Ein bekanntes Kunstmuseum entfernt ein Kunstwerk aus Angst vor der Reaktion von Moslems. In dieser Theatersaison gibt es drei Theatervorstellungen mit Biss und Satire gegen USA’s Präsident George W. Bush, aber keine einzige über Osama bin Laden und seine Alliierten, und während einer Sitzung mit Staatsminister Anders Fogh Rasmussen fordert ein Imam die Regierung auf, ihren Einfluss auf die dänischen Medien geltend zu machen, damit sie ein positiveres Bild des Islam zeichnen.

Die angeführten Beispiele geben Anlass zur Bekümmerung, ob die gezeigte Angst nun auf falscher Grundlage beruht oder nicht. Tatsache ist, dass sie vorhanden ist und dass sie zu Selbstzensur führt. Eine Intimidierung der öffentlichen Kultur macht sich breit. Künstler, Schriftsteller, Zeichner, Übersetzer und Theaterleute machen einen großen Bogen um die wichtige Kulturbegegnung unserer Tage, diejenige zwischen Islam und den säkularen, im Christentum verwurzelten westlichen Gesellschaften.

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Flemming Roses Text 2LächerlichmachungDie moderne, säkulare Gesellschaft wird von manchen Muslimen abgelehnt. Sie fordern eine Sonderstellung, indem sie auf eine besondere Rücksichtsnahme ihrer religiösen Gefühle dringen. Das ist unvereinbar mit westlicher Demokratie und Meinungsfreiheit, wo man bereit sein muss, Verhöhnung, Spott und Lächerlichmachung auszuhalten. Das ist bestimmt nicht immer besonders angenehm und nett und bedeutet auch nicht, dass religiöse Gefühle um jeden Preis veräppelt werden müssen. Aber das ist in diesem Zusammenhang untergeordnet.

Es ist ja kein Zufall, dass Menschen in totalitären Gesellschaften im Gefängnis verschwinden, weil sie über Diktatoren Witze gemacht oder sie karikiert haben. In der Regel geschieht das unter Hinweis darauf, dass dies die Gefühle des Volks verletze. In Dänemark sind wir zwar noch nicht so weit, aber die genannten Beispiele zeigen, dass wir dabei sind auf eine schiefe Ebene zu geraten, wo niemand weiß, wo die Selbstzensur endet. 12 Karikaturisten

Aus diesem Grund hat die Morgenzeitung Jyllands Posten die Mitglieder der Vereinigung dänischer Karikaturisten dazu aufgefordert, Mohammed so zu zeichnen, wie sie ihn sehen. 12 von rund 40 haben auf die Aufforderung reagiert, und wir bringen ihre Zeichnungen.

Nur 25 der 40 sind aktiv und einige der aktiven sind an Konkurrenzklauseln gebunden. Einige haben Argumente für ihre Ablehnung vorgebracht, andre haben auf dringende Aufträge verwiesen, während wieder andere keinen Ton von sich gegeben haben.

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ADR – westliche Touristen im Ausland und Zivilisten im

eigenen Land:Opfer von Terroranschlägen

Modell extremer KonflikthaltungenAUT - westlicher

Rechtspopulismus(radikal: DF, J & P,

gemäßigter: V, K): rücksichtsloser Gebrauch von demokratischen

Rechten u. Realisierung demokratischer Werte:

Meinungsfreiheit,Selbstrealisierung,

...„nichts ist heilig“

ADR – Ausländer,ethnische Minderheitenim Westen: Opfer von Fremdenfeindlichkeit

AUT - religiöser Funda-mentalismus (radikal:

Islamistischer Terrorismusrücksichtslose Realisie-

rung religiös begrün-eter Ziele, Realisierung

von Gottes Gebot...

„heiliger Krieg“

Kommunikationskonflikt

Kommunikationskonflikt

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Übung 1: MentalitätVersuche in Form eines Kommunikationsspiels (s. Slides von gestern)

dich in beide Seiten des Kommunikationsverlaufs um Jyllands Postens Mohammedkarikaturen zu versetzen.

1) Finde Argumente, die die Veröffentlichung der Karikaturen rechtfertigen.

2) Finde Argumente, die die Nichtveröffentlichung rechtfertigen.

3) Versuche dich emotionell in die Mentalität derer zu versetzen, die für die Veröffentlichung sind. Genauer: versuche herauszufinden, für welche Werte der westlichen Demokratie du bereit wärst, dein Leben oder das Leben anderer aufs Spiel zu setzen.

4) Versuche dich emotionell in die Mentalität derer zu versetzen, die sich durch die Veröffentlichung der Karikaturen beleidigt fühlen. Genauer: versuche etwas zu finden, was dir (nicht unbedingt im religiösen Sinn) so „heilig“ ist, dass du bereit bist, alle persönlichen oder sogar menschlichen Rücksichten beiseite zu setzen.

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Übung 2: Analyse1) Versuche die verschiedenen Dimensionen der Kommunikationsstruktur

der Mohammedkarikaturen 2, 3, 4, 5, 11 – INS, AUT, ADR, HAB, MEN, UWT, HST – zu ermitteln.

2) Versuche herauszufinden, wie du selbst die genannten Karikaturen verstehst. Beschreibe zunächst, was du siehst, und frage dich dann was das, was du siehst, für dich bedeutet.

3) Welche Mentalität macht sich deiner Meinung nach in den Karikaturen und den islamischen Reaktionen darauf bemerkbar?

4) Welche Maximen der Griceschen Kommunikationslogik werden von beiden Seiten der Karikatur-Kommunikation nicht beachtet? Welche werden beachtet?

5) Gib eine abschließende Bewertung des ethischen Stellenwerts (übergeordneter Sinn, vgl. Slide 2) der Kommunikation um die Mohammedkarikaturen.

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Karikatur 1

Muhammad with a walking stick seemingly on a desert trek, with the sun on the left, low on the horizon. He has a concerned expression on his face. He is leading by rope a donkey or mule behind him that is carrying a burden. http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons

Ergänze oder verändere die englische Beschreibung

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Karikatur 2

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Karikatur 3

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Karikatur 4

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Karikatur 5

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Karikatur 6

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Beschreibung 6

A 7th grade Middle-Eastern looking boy in front of a blackboard. Sticking out his tongue, he points to a Persian passage written on the board with chalk, which translates into "The editorial team of Jyllands-Posten is a bunch of reactionary provocateurs". The boy is labelled "Mohammed, Valby school, 7.A", implying that he is a second-generation child of immigrants to Denmark rather than the founder of Islam. On his shirt is written "FREM" and then in a new line "-TIDEN". Fremtiden means the future, but Frem (forward) is also the name of a Valby football team whose uniforms resemble the boy's shirt. Ironically, the cartoonist who drew this particular cartoon was the first to receive death threats and left his home in Valby.[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons

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Karikatur 7

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Beschreibung 7

A nervous caricaturist at work, sweating profusely, looks over his shoulder and partially hides what he's doing with his left arm as he shakily draws the portrait of a bearded keffiyeh-wearing man, labelled "MOHAMMED". There is but one light on in the room he is in and it only shines from directly above his head covering only the drawing he works on. http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons

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Karikatur 8

Text: Hm … es fällt mir schwer, ihn wiederzuerkennen …

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A police line-up of seven people wearing turbans, with the witness saying: "Hm... jeg kan ikke lige genkende ham" ("Hm... I can't really recognise him"). Not all people in the line-up are immediately identifiable. They are: (1) A generic Hippie, (2) right-wing politician Pia Kjærsgaard, (3) possibly Jesus, (4) possibly Buddha, (5) possibly Muhammad, (6) generic Indian Guru, and (7) journalist and writer Kåre Bluitgen, carrying a sign saying: "Kåres PR, ring og få et tilbud" ("Kåre's public relations, call and get an offer"). http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons

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Karikatur 9

Text: Prophet! Mit Piep und Knall im Kopf, hält die Frauen unter’m Topf.

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Beschreibung 9

A schematic stick drawing of five almost identical figures. Each of them resembles a headscarf seen from the side and has a Star of David and a crescent where the face should be. A poem on oppression of women is attached to the cartoon: "Profet! Med kuk og knald i låget som holder kvinder under åget!", which could be translated as: "Prophet, you crazy bloke! Keeping women under yoke!" The poem is in the form of a grook, short, aphoristic poems created by the late Danish poet and scientist Piet Hein.

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Karikatur 10

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Scene in an oriental palace. Two angry Muslims charge forward one holding a scimitar, the other holding a bomb and possibly carrying a rifle or scimitar on his back, while their leader (presumably Muhammad) addresses them with: "Rolig, venner, når alt kommer til alt er det jo bare en tegning lavet af en vantro sønderjyde", referring to a drawing in his hand. In English, his words are: "Relax, friends, at the end of the day, it's just a drawing by a "South Jutlander" infidel".

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Karikatur 11

Text (arabische Schrift) auf dem Turban/der Bombe = islamisches Glaubensbekenntnis: „es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet.“

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Karikatur 12

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Karikaturen des Akkari-ReportsPage 36 of a report compiled by Ahmed Akkari related to the Jyllands-Posten Muhammad cartoons controversy.Translation (Danish handwriting): "The pedophile prophet Muhammad".This image has never been published in Jyllands-Posten, or other Danish newspapers. Jyllands-Posten has stated that this image is offensive and publication would mean a direct violation of the newspaper's ethical code. [1] http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Akkari-report-36.jpg

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Karikaturen des Akkari-Reports

Text: Deswegen beten Muslime.

Page 35A photo of a man in a praying pose typical for Muslims. A big dog straddles his back.This image was not published by Jyllands-Posten or other Danish newspapers. Jyllands-Posten has stated that this image is offensive and publication would violate the newspaper's ethical code. [12] http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons

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Text: Das ist das wahre Bild von Mohammed.

The original picture did not refer to Mohammed, but in the dossier the caption "Here is the true image of Mohammad" had been added. According to the BBC, this image was misleadingly circulated by Danish Muslims to illustrate the anti-Islam atmosphere which they lived under (What the Muhammad cartoons portray).This image was not published by Jyllands-Posten as part of the original "collection" of cartoons. It was published later, when other media had revealed its inclusion in the 43p dossier detailing the position of the imams. http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons

Karikaturen des Akkari-Reports

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Kommunikationsereignis INS

1. 30-09-05: Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Jyllands Posten.

2. 19-10-05: Die Botschafter von 10 islamischen Staaten schlagen ein Treffen mit dem dk-Staatsminister vor. AFR lehnt ab.

3. 05-12-05: 1. Delegation von dk-Imamen nach Ägypten

4. 17-12-05: 2. Delegation in den Libanon, nach Syrien, in die Türkei, Sudan, Marokko und Algerien.

5. 26-01-06: Saudiarabien beruft seinen Botschafter aus DK zurück. Beginn des Boykotts von dk-Produkten in mehreren Nah-Ost-Ländern.

6. 30-01-06: Entschuldigungsschreiben von Jyllands Posten

7. 03-02-06: Demonstration vor der dk-Botschaft in London: Slogans s. slide 39.

INS besteht hier nicht nur aus einem einmaligen Ereignis, sondern aus einer ganzen Kette von Einzelereignissen, die durch Sinnrelationen miteinander verbunden sind. Die Wikipedia-Dokumentation (http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_cartoons) zählt in einer ”Zeitlinie” Ereignisse verteilt auf ca. 80 Tage von 30. September 2005 bis 30. März 2007 auf. An manchen Tagen werden 10 oder mehr Ereignisse an verschiedenen Orten registriert, die mit den MK in Verbindung gebracht werden können. Hier eine bescheidene Auswahl:

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INS forts.

8. 04-02-06: Brand der dk-Botschaft in Damaskus

9. 05-02-06: Brand des dk-Konsulats in Beirut

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Kommunikatoren – AUT, ADR

AUT dänisch: Flemming Rose, 12 Karikaturisten; Jyllands Posten; DK-Staatsminister, die dänische Regierung, die Parteien: Venstre, Konservative, Dänische Volkspartei; dänische Gesellschaft.

AUT muslimisch: Ahmed Akkari, Abu Laban (2 dänische Imame); Akkari-Laban-Delegation (Dez. 2005 nach Ägypten und andere islamische Nahostländer); Dänische islamische Glaubensgemeinde; Islamische Staaten: Ägypten, Libanon, Syrien, Saudiarabien, Iran, Pakistan, ...

ADR: Leser von Jyllands Posten, Dänische Öffentlichkeit, Muslime in DK, Muslime in der ganzen Welt.

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K-Feld – dänisch: UWT, MEDie dänische Ausländer- und Integrationspolitik. Die Rolle der Dänischen Volkspartei (DF) und ihrer Vorgängerin (Fortschrittspartei – Mogens Glistrup): Antiislamismus. Die Rolle der Sozialdemokratie zwischen links und rechts – der Sonderfall Karen Jespersen und Ralf Pittelkow.

Regierung der politischen Rechten in DK seit 2001. Die Parteien: Liberale (V); Konservative (K); und Dänische Volkspartei (DF) als Stützpartei. Der Erfolg von DF beruht hauptsächlich auf einer Kombination von rechtspopulistischer Ausländerfeindlichkeit und Eintreten für die Benachteiligten/Verlierer des Innovationswettlaufs. Mentalität: Die Umformung der Gesellschaft vom Sozialstaat zum Minimalstaat – d.h. weitgehende Privatisierung staatlicher Dienstleistung (Verwaltung, Sozialwesen, Gesundheitswesen, Ausbildung, Infrastruktur). Das wird kombiniert mit einem „Kulturkampf“ (Kulturminister Brian Mikkelsen (K)), bzw. „Wertekampf“ (AFR, J & P (V)): hier geht es um die Ersetzung linker, sozialistischer Werte – Humanismus, Aufklärung, Modernismus, Multikulturalismus, intern. Rechtsordnung, öffentl. Eigentum, Gemeinwesen (Solidarität) – durch rechte, neoliberalistische, bürgerlich-konservative und nationalistische Werte – max. Freiheit für Privatinitiative, Kapitalismus (freie Marktwirtschaft), Nationalismus, Kulturintegration, Befürwortung nation. Rechtsordnung, Privateigentum, Individualismus (pers. Erfolg).

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BeispielKaren Jespersens (J) und Ralf Pittelkows (P) Buch, „Islamisten und Naivisten“ (IN), 2006. J und P begannen politisch am äußersten (nicht-orthodoxen) linken Flügel in der Partei der Linkssozialisten (VS). Sie wechselten beide später zur Sozialdemokratie (S). J war Sozial- und Innenministerin in der S-R (R = Radikale Venstre, eine linke Abspaltung von Venstre) Regierung unter Staatminister Poul Nyrup Rasmussen (PNR) in den 90er Jahren bis 2001. P war in derselben Zeit Berater von PNR. J machte sich als S-Innenministerin durch eine Ausländerpolitik bemerkbar (Gesetzesverschärfungen), die derjenigen der Rechtsaußenpartei, Dänische Volkspartei (DF), in nichts nachstand. P schreibt u.a. als Kommentator für Jyllands Posten (JP). 2003 verließ J S – weil nicht alle Parteikollegen ihre Ausländerpolitik unterstützten. DF hat daraufhin J aufgefordert, Parteimitglied zu werden. Vor kurzem wurden beide Mitglieder von Venstre.

J & Ps 2006 Buch, IN, kann m.M.n. generell durch das charakterisiert werden, was ich „Kommunikationsinvalidierung“ (KIN), nennen will: eine kommunikative Behinderung von Kommunikation i.S. gegenseitiger Verständigung und gegenseitigem Verstehen – Gemeinsinnbildung. J & P sind nicht an Verständigung und Verständnis, sondern an der Demonstration neoliberalistisch verstandener westlicher „Freiheitswerte“ – vor allem Meinungsfreiheit – interessiert. Die Technik der KIN besteht darin, dass man den K-Partner als Gegner oder Feind von (angeblich für alle Menschen wünschenswerten) Grundwerten deklariert. K-Verläufe bzw. Interaktionsverläufe werden vereinseitigt. An jedem Missverständnis, an jedem Konflikt ist der andere (K-Partner, IA-Partner) schuld. Im Falle von IN sind die anderen der äußere Feind westlicher Werte, die Islamisten, und der innere Feind, die Naivisten. Die Naivisten gehören zur politischen Linken und sind nach J & P nicht bereit, die westlichen Freiheitswerte gegen die Islamisten zu verteidigen

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Immunisierung der eigenen Auffassung

J & P’s Theorie besteht darin, dass der Andere – der äußere und der innere Andere – der Böse oder der Dumme ist. Der Dumme, d.i. die naive politische Linke im eigenen Land, ist auch böse, weil er dem bösen, fremden Anderen, dem Islamisten, hilft das Böse zu verwirklichen. Menschen, Personen kommen bei J & P nur als Vertreter einer Ideologie ins Spiel. Und es gibt nur zwei Ideologien: die richtige und die falsche bzw. die eigene und die des Anderen. Der Andere kann daher tun und sagen, was er will, sein eigentliches Motiv ist laut J & P das Falsche, die Naivisten, oder das Böse, die Islamisten, die den islamischen Staat bzw. die Vereinigung aller islamischen Staaten (Kalifat) realisieren wollen. J & P immunisieren (Popper) auf diese Weise ihre Theorie. Sie setzen voraus, was sie beweisen wollen, nämlich dass alle Versuche gegenseitiger Verständigung, naiv, d.h. Unterstützung für die Ziele der Islamisten oder von Seiten der Islamisten selbst nur vorgetäuscht sind. Nichts kann diese Theorie falsifizieren, da J & P den Islamismus von vornherein mit dem Bösen und die eigene politische Linke mit dem Dummen identifizieren. Eine solche Immunisierung wirkt sich kommunikationstheoretisch als Vereinseitigung von Sinngebung aus. Diese Vereinseitigung der Kommunikation hat u.a. auch der dänische Staatsminister im Herbst 2005 praktiziert, als er alle Versuche von Botschaftern islamischer Staaten mit ihm über die Mohammed-Karikaturen ins Gespräch zu kommen, ablehnte (vgl. Rothstein & Rothstein 2006).

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J & P, AFR ZitateWestliche Werte stehen für J & P 2006 nicht zur Diskussion, ihre Geltung ist unbestreitbar – ganz im Ggs. zu den äußerst fragwürdigen Werten anderer Kulturen: „Wenn Islamisten sagen, dass sie Dänen sind, dann bedeutet das ... nicht, dass sie die Werte des Westens als Grundlage für Dänemark, Großbritannien usw. anerkennen. Sie möchten ganz im Gegenteil, dass ihre religiösen und islamisch-politischen Werte als ebenso dänisch oder britisch akzeptiert werden wie die Freiheitswerte dieser Gesellschaften.“ (76)

Ähnlich sicher ist sich der dänische Staatsminister Anders Fogh Rasmussen 1993 über die Grundlage westlich-demokratischer Werte: „Der Liberalismus ist keine ... ismus-Ideologie. (...) Der Liberalismus ist ... keine zeitbedingte und zeitabhängige Ideologie, die in Übereinstimmung mit Änderungen in der Technologie, der Lebensauffassung und Lebensweise veraltet. Die Gesellschaftsauffassung, dass es dem Menschen am besten geht, wenn der einzelne die Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt, baut auf eine Menschenauffassung, die zeitlos und deswegen zu allen Zeiten und unter allen Umständen essentiell ist“ (AFR 1993, 9).

In völliger Übereinstimmung mit dem politischen Tonfall von prominenten Vertretern der Rechtsaußenpartei – Dänische Volkspartei – meinen J & P: „Wenn wir niemals das Recht haben jemanden zu beleidigen, wenn wir nie etwas äußern dürfen, von dem Leute behaupten können, dass sie sich davon beleidigt fühlen, dann ist die Äußerungsfreiheit schlichtweg tot.“ (139) – Das Recht auf Meinungsfreiheit wird so zu einem Recht auf Beleidigung oder Verhöhnung des Kommunikationspartners.

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DF-MentalitätDF ist derzeit in eine Reihe öffentlicher Skandale um verschiedene Parteimitglieder der DF verwickelt. Der Chefideologe der Partei, Søren Krarup, von Beruf Priester, hat vor kurzem das islamische Kopftuch mit dem Hakenkreuz verglichen und als ein totalitäres Symbol bezeichnet. DF-Europaparlamentsmitglied, Mogens Camre, hat die Ankündigung einer Parlamentskandidatin für die Linkspartei Einheitsliste, Asmaa Abdol-Hamid, die sich zum Islam bekennt, dass sie im Fall ihrer Wahl mit Kopftuch im Parlament auftreten und männlichen Kollegen nicht die Hand drücken wird, dahingehend kommentiert, dass diese Frau psychiatrisch behandelt gehört.

Der jüngste Skandal betrifft DF-Parlamentsmitglied, Morten Messerschmidt, der letzte Woche ins Gerede gekommen ist, weil er in einer Kneipe in Kopenhagens Tivoli in Gegenwart eines sozialdemokratischen Parlamentskollegen und anderer Zeugen Nazilieder gesungen und den Hitlergruss betätigt hat. Sonntag den 29.04.07 hat er (auf eigenen Beschluss, wie die Parteivorsitzende, Pia Kjærsgaard betonte) die Partei verlassen. Er bleibt als Parteiloser Parlamentsmitglied. Seinen Austritt hat er so begründet: „Der Dänischen Volkspartei kann nicht mit dem Aufsehen gedient sein, das nach der Hetzkampagne der Tageszeitung BT gegen mich mit Beschuldigungen, dass ich während eines feuchtfröhlichen Festes im Tivoli dem Nazismus gehuldigt und Nazilieder gesungen habe, um meine Person gemacht wird“.

Die Vorsitzende der Dänischen Volkspartei, Pia Kjærsgaard, akzeptierte seinen Austritt. Seine Stelle nimmt ein anderes DF-Parteimitglied ein, Per Dalgaard, von dem behauptet wird, dass seine Rhetorik noch wesentlich schärfer ist als die von Messerschmidt.

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DF-Mentalität Forts.

Dalgaard ist bekannt für seine barschen Ausfälle gegen Zuwanderer und Muslime. Unter anderem hat er geäußert, dass der Islam eine Bedrohung des Weltfriedens sei. Für diese Äußerungen hat er die volle Unterstützung von Pia Kjærsgaard. Zum dänischen Radio äußerte sie sich: „Es ist unglaublich wichtig, dass es eine Partei gibt, die eine unglaublich kritische Haltung gegenüber dem Islam und den Islamisten hat. Es gibt viel zu wenige, die diese Haltung haben. Deswegen kann ich mich überhaupt nicht der Kritik [die gegen die Ernennung von Dalgaard als Nachfolger von Messerschmidt vorgebracht wurde, JZ] anschließen. Tatsächlich finde ich, sie ist äußerst unseriös.“

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UWT: K-Feld - islamistisch

Islamism is a term used to denote a set of political ideologies holding that Islam is not solely a religion, but also a political system. Islamism holds that Islamic law, or sharia, must be the basis for all statutory laws of society; that Muslims must return to the original teachings and the early models of Islam; and that western military, economic, political, social, or cultural influence on the Muslim world is against Islam.This usage is controversial. Those labeled Islamists usually, if not always, oppose use of the term, maintaining they are simply Muslims, and that their beliefs are a straightforward expression of Islam as a way of life. Some Muslims find it troublesome that a word derived from “Islam” is applied to organizations they consider radical and extreme.Synonyms for Islamism include "Political Islam" and "Activist Islam". http://en.wikipedia.org/wiki/Islamism

Akkari-Laban Delegation. Politische Lage von Ägypten, Syrien, Libanon, Saudiarabien, Iran u.a.m.. Die politische Rolle des islamischen Fundamentalismus in Saudiarabien, Iran, Afghanistan, Palästina u.a.m. Islamistischer Terrorismus: Al Quaida; Taliban, Hamas, Hisbollah u.a.m.. Drohungen (Fatwa), Anschläge: Salman Rushdie, 11. September, Theo van Gogh, Madrid, London, Damaskus, Beirut ...

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UWT: K-Feld - islamistisch

Islamist demonstration outside Danish Embassy in London. Hundreds of Muslims march from the London Central Mosque to the heavily protected Danish embassy. Chants include "7/7 [der Bombenanschlag in London 7. Juli 2005, JZ] is on its way" and placard slogans include "Slay [also "butcher", "massacre" and "behead"] those who insult Islam", "Free speech go to hell", "Europe is the cancer and Islam is the cure", "Exterminate those who slander Islam", "Europe you will pay. Your 9/11 is on its way!!" and "Be prepared for the real holocaust!“ (03-02-06)

http://en.wikipedia.org/wiki/Jyllands-Posten_Muhammad_cartoons_controversy

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UWT: K-Feld - islamistischAndrea Santoro, a Catholic priest, is murdered on February 5th at the Santa Maria Church in Trabzon, Turkey where he served. A 16 year-old high school student is arrested two days later carrying a 9mm pistol. The student tells police he had been influenced by the Jyllands-Posten Muhammad cartoons controversy.[104] (05-02-06)A leading Iranian newspaper launches a competition asking people to submit cartoons about the Holocaust. The Hamshahri daily says the competition is to test the boundaries of free speech for Westerners. The move is seen as retaliation for the publication in a Danish paper of images satirising the Prophet Muhammad.[15] (13-02-06)About 50,000 people, many chanting "Hang those who insulted the prophet," rallied in the southern Pakistani city of Karachi. The protesters burned the Danish flag, hit an effigy of U.S. President George W. Bush with a stick and chanted "Death to America" and "Death to Musharraf." In Turkey, some 20,000 protesters chanting anti-Danish slogans gathered in the eastern city of Erzurum. (04-03-06)Police in Berlin overwhelm Amer Cheema, a student from Pakistan, as he enters the office building of Die Welt newspaper, armed with a large knife. Cheema admitted to trying to kill editor Roger Köppel for reprinting the Mohammad cartoons in the newspaper. On May 1, 2006, Cheema committed suicide in his prison cell. Cheema's family and Pakistani media claim he was tortured to death.[215] 50,000 people attended Cheemas funeral near Lahore [19]. (20-03-06) http://en.wikipedia.org/wiki/Jyllands-Posten_Muhammad_cartoons_controversy

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LiteraturBourdieu P. 1993, Sozialer Sinn, Frankf.a.M.: Suhrkamp.

Brandom R. B. 1994, Making It Explicit, Cambridge Mass., London: Harvard University Press.

Eco U. 1994, Einführung in die Semiotik, München: Wilhelm Fink.

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