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6 14 18 P.b.b. GZ: 11Z039012 M Retouren an PF 555, 1008 Wien Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1090 Wien Stress am Arbeitsplatz Österreich setzt eine Reihe von Maßnahmen Multi-Kulti-Truppe Bunter Alltag in der Seniorenresidenz am Schlossberg Hubarbeitsbühnen Schulung macht sicher Gemeinsam mehr erreichen Die neue WIR-Kultur MAI 2015 Oft ist es nur ein Moment. Das Sicherheitsmagazin der AUVA

Die neue WIR-Kultur - alle-achtung.at · Willen echte taten folgen, braucht es oft einen kleinen anreiz“, ist herzog über-zeugt. ... Einkauf, , liegenschaften und strateit -

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P.b.b. GZ: 11Z039012 M Retouren an PF 555, 1008 Wien Erscheinungsort WienVerlagspostamt 1090 Wien

Stress am ArbeitsplatzÖsterreich setzt eine Reihe von Maßnahmen

Multi-Kulti-TruppeBunter Alltag in der Seniorenresidenz am Schlossberg

HubarbeitsbühnenSchulung macht sicher

Gemeinsam mehr erreichen

Die neueWIR-Kultur

MAI

2015

Oft ist es nur ein Moment.Das Sicherheitsmagazin der AUVA

PRÄVENTIONFORUM

http://forumpraevention.auva.at

Anmeldungen nehmen wir gerne vor Ort beim Schalter

„Neuregistrierung“ entgegen.

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18. bis 21. Mai 2015Hofburg | Wien

THEMEN:Neue MedienArbeitszeit als Faktor für Sicherheit und Gesundheit

Foto: sail716,123rf.de

Editorial • inhalt

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News ............................................................................................................................................ 4

Raus aus der Tabuzone! ...................................................................................... 6Stress am Arbeitsplatz ist das zweithäufigste Gesundheitsproblem Europas und verursacht Kosten in Milliardenhöhe.

Gesunde Zähne – langes Leben! ................................................................ 8Fast 70 Prozent der Erwachsenen leiden unter Parodontitis, doch die gefährliche Zahnfleischerkrankung wird von Betroffenen oft verharmlost.

CoveRsToRy: Die neue Wir-Kultur – Zusammen ist man weniger allein ........................................................ 10

Ob mitmachen, sich einmischen oder einfach dabei zu sein, mehr Kollaboration scheint an vielen Stellen in Wirtschaft und Gesellschaft der Versuch zu sein, sich in einer komplexen Welt neu zu organisieren.

Integration groß geschrieben ....................................................................... 14Die private Seniorenpension am Schlossberg in Salzburg hat die Juroren mit ihren vielfältigen Bemühungen um die Arbeitszufriedenheit ihrer „Multi-Kulti-Truppe“ überzeugt. Der Lohn: die Goldene Securitas in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg“.

Müllengel .......................................................................................................................... 16Die Leistung der orangen oder gelben „Engel“, die frühmorgens unseren Dreck entsorgen, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Noch dazu sehen sie sich einer Reihe von Risiken ausgesetzt – jeden Tag aufs Neue.

sicher arbeiten mit Hubarbeitsbühnen ............................................. 18Notwendige Sicherheitsvorkehrungen für den Einsatz

Diabetes: Bewegung schafft Lebensqualität ............................... 20Wenn jeder Schritt zählt

Das ABC des Fahrradservice ........................................................................ 21

Kinder & Jugendliche ........................................................................................... 22Motivation bewegt!

sport-Tipps ......................................................................................................................... 23In Form springen

Hinweis: Mit Rücksicht auf die bessere Verständlichkeit verzichten wir auf durchgängige beidgeschlechtliche Personenbezeichnungen.

Wolfgang Hawlik,Chefredakteur

„Wir sind Papst“ – mit dieser Schlagzeile feierte eine deutsche Boulevardzeitung vor ziemlich genau zehn Jahren die Wahl von Joseph ratzinger als Benedikt XVi. zum oberhaupt der katholischen Kirche. das damit erzeugte „Wir-Gefühl“ ist umso bemerkenswerter, als sich in unserem nach-barland maximal 30 Prozent der Bevölke-rung zum katholischen Glauben bekennen. die Freude über einen deutschen Papst erfasste damals also auch sehr viele „außen-stehende“.

Und das scheint bis heute ein wesentli-ches Element des neuen „Wir-Gefühls“ zu sein. Man ist Bestandteil einer Gruppe, auch wenn deren Bindeglied so gar nichts mit der eigenen Person zu tun hat. Wie oft schon haben unsere Medien getitelt: „Wir sind Weltmeister“ oder „Wir sind Weltcupsieger“ und „wir“ sind auch diejenigen, die viel-leicht noch nie in ihrem leben auf Skiern gestanden, geschweige denn die Streif sturz-frei absolviert haben.

das neue alte „Wir-Gefühl“ kann uns aber auch in unserem täglichen beruflichen Umfeld helfen: Wenn es uns gelingt, Slogans wie „Wir sind gesund“ oder „Wir arbeiten sicher und verhindern arbeitsunfälle wir-kungsvoll“ in der Praxis umzusetzen, dann können wir vielleicht auch jene abholen, die bisher dem tragen von Schutzkleidung skep-tisch gegenüberstanden,

ihr redaktionsteam [email protected]

Wir sind ...

Zusammen ist man weniger allein: das Revival des „Wir“-Gedankens in unserem Berufs- und Privatalltag

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R auchen ist eine chronische Suchter-krankung, die wiederholte Behand-

lungen notwendig macht. Beratung allein ist wirksam, eine Kombination von Bera-tung und Behandlung durch nikotiner-satzprodukte erhöht die Erfolgsrate um ein Vielfaches. Jeder vierte Österreicher raucht. dass der Schritt in ein rauchfreies

leben ein großer ist, dessen sind sich Mag. alexander herzog, obmann-Stellvertreter der SVa, und dr. Christian Müller-Uri, Vizepräsident der Österrei-chischen apothekerkammer, bewusst. „Umso wichtiger ist es, dass wir unsere

Versicherten bei diesem Vorhaben tat-kräftig unterstützen“, so herzog. Mit SVa no-Smoking-Camps mit professi-oneller Beratung oder auch mit finanzi-eller Unterstützung für nikotinersatzprä-parate in Kombination mit professioneller Beratung begleitet die Sozialversicherung der Selbstständigen ihre Versicherten in ein rauchfreies leben. „damit dem guten Willen echte taten folgen, braucht es oft einen kleinen anreiz“, ist herzog über-zeugt.

Für Versicherte der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVa) lohnt es sich nun doppelt, sofort mit dem rau-chen aufzuhören. in einer gemeinsamen aktion mit der apothekerkammer werden den Versicherten die Kosten für nikotin-ersatzpräparate um € 100,00 ersetzt, sofern sie mindestens vier Beratungsgespräche beim rauchfrei telefon (0800 810 013) in anspruch nehmen und Kosten für rezeptfreie nikotinersatzprodukte aus der apotheke im Umfang von mindestens € 100,00 nachweisen.

die Experteninitiative „don’t SMoKE“ wird von zahlreichen medizinischen Fach-gesellschaften unterstützt, so auch von der Österreichischen apothekerkammer. die initiative hat sich zum Ziel gesetzt, auf Basis medizinischer Kompetenz ein Zei-chen zu setzen, um die österreichische Gesetzeslage nachhaltig zu verändern. Kunden können in der apotheke die Unterstützungserklärung unterschreiben.

Info & Kontakt: esv-sva.sozvers.at

Ein Rauchstopp verlängert Leben, verbes-sert die Lebensqualität und gilt als die ein-fachste und effektivste Prävention vieler schwerwiegender Erkrankungen.

ZeitmanagementDie To-do-Liste wird nicht abgearbeitet, im Gegenteil: im Laufe des Tages kommen immer mehr punkte dazu. Ärger und angst davor, etwas Wichtiges zu vergessen oder nicht zu schaffen, Zeitprobleme, Zeitdruck und der damit verbundene stress werden immer mehr zum Thema. Der Übergang zwischen arbeitswelt und Freizeit wird fließender und damit sind negative konse-quenzen für Leistung und Gesundheit verbunden. Wie kann man solche situationen verbessern oder diese gar nicht erst auftreten lassen?

Das Buch Zeitmanagement richtet sich an personalentwickler, Trainer und Füh-rungskräfte und beschreibt ein psychologisch fundiertes Zeitmanagementtraining, bestehend aus sechs Modulen. Mit möglichen strategien und konkreten Übungen zeigt dieses Buch Möglichkeiten auf, damit sich nach dem Training auch wirklich Veränderungen im arbeitsleben ergeben. Bei der Beschreibung des Trainings legen die autoren besonderen Wert auf psychologische hintergründe und Forschungsbe-funde. Von diesem Training profitieren sachbearbeiter, allerdings wird speziell auf die Bedeutung von Führungskräften für gutes Zeitmanagement in Teams eingegangen. Es geht hier nicht nur um Führungskräfte, denn um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, müssen alle Mitarbeiter bewusst mit einbezogen werden und sich einbrin-gen können. Ein Zeitmanagementtraining ist jedoch kein patentrezept zur Leis-tungssteigerung und stressreduktion. auch Verbesserungen von arbeitsabläufen können das Zeitmanagement wesentlich beeinflussen. Gutes Zeitmanagement hilft, die zeitbezogene kontrolle bei der arbeit nicht zu verlieren und dabei nicht in der arbeitsflut unterzugehen.

A. Häfner, J. Hartmann, L. Pinneker. Zeitmanagement. Ein Trainingshandbuch für Trainer, personalentwickler und Führungskräfte. 90 Seiten mit CD-ROM, Hogrefe Verlag 2015, ISBN 978-3-8017-2471-9

BUCHTIPP

Damit das Aufhören einfacher wird, gibt es jetzt auch finanzielle Hilfe.

Rauchstopp leicht gemacht

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Egal, ob chronische rückenschmerzen, langwierige Ver-letzungen oder psychische Erschöpfungszustände: auf-

grund vielfältiger Einflussfaktoren gibt in Österreich jede/r dritte an, unter gesundheitlichen Beschwerden am arbeitsplatz zu leiden. lange Krankenstände und der drohende Verlust des arbeits platzes sind oft die Folge. das kostenlose Beratungsan-gebot von fit2work bietet hilfe zur Selbsthilfe: als drehscheibe weist fit2work den Weg durch den dschungel an medizinischen, therapeu-tischen und sozialarbei-terischen an geboten, stellt die richtigen Kontakte her und vermittelt so die pas-sende Unterstützung für jeden einzelnen Fall.

Gesundheitliche Belas-tungen im Beruf können zu langen Krankenständen oder sogar zum Verlust des arbeitsplatzes führen. auch Werner l. war davon betroffen: „ich bin seit 25 Jahren als tischler tätig. durch einen langen Krankenstand hatte ich zunehmend angst um meine Existenz. Schließlich kam dann zu meinen körperlichen Beschwerden auch noch eine schwere depression hinzu – ich wusste einfach nicht mehr weiter.“ fit2work unterstützte den 43-Jährigen bei der Beantragung einer medizinischen rehabilitation sowie bei der Suche nach einem Psychotherapieplatz.

Zurück in ein gesundes ArbeitslebenWerner l. geht es dank der rehabilitation sowie der Psycho-therapie wieder besser. „ich habe jetzt sogar den Kurs zum lehrlingsausbildner begonnen“, freut sich der tischler. „Mit meinem arbeitgeber habe ich vereinbart, dass ich nach der Prü-fung wieder in den Betrieb zurückkehre. ich freue mich schon darauf, mein Wissen dann an unsere lehrlinge weitergeben zu können.“ aber nicht nur Einzelpersonen können sich an fit2work wenden. die fit2work-Betriebsberatung unterstützt Unternehmen kostenlos bei der Planung und implementierung von betrieblichen Gesundheitsförderprogrammen. davon pro-fitieren nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: den Betrieben bleibt dadurch wertvolles Know-how erhalten und sie sparen sich die Suche nach und Einarbeitung von Ersatz-arbeitskräften. Alle Infos unter www.fit2work.at

Mag. alexander Bernart (40) übernahm mit anfang april 2015 als direktor die aufgaben des leitenden angestellten der aUVa-landesstelle Wien und folgt damit Mag. Friederike lackenbauer, die mit 1. april 2015 die alterspension antrat. Zuletzt war der studierte Jurist als direktor in der aUVa-hauptstelle für die Bereiche Einkauf, it, liegenschaften und strate-gische Verwaltung verantwortlich. dort setzte er durch strategische ausschrei-

bungen wesentliche Schritte zur Vereinheitlichung des Beschaf-fungswesens der aUVa. Bernart übernimmt die neue aufgabe unter herausfordernden rahmenbedingungen wie etwa der Sen-kung des für die aUVa relevanten Beitragssatzes, der Gesund-heitsreform oder der Veränderung der Spitalslandschaft in Wien. Er möchte im Sinne seiner Managementleitsätze „Bewegung, Ver-trauen und Verantwortung“ zukünftig Schwerpunkte in den Berei-chen Unfallheilbehandlung und Prävention setzen. in der Unfall-heilbehandlung sieht er die notwendigkeit der neupositionierung der aUVa-Unfallkrankenhäuser lorenz Böhler und Meidling.

Primarius dr. Michael Plecko (54) über-nahm die Funktion des Ärztlichen lei-ters am aUVa-Unfallkrankenhaus Graz. Zuletzt war der erfahrene Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie als oberarzt am Universitätsspital Zürich in der Universitätsklinik für Unfall chirurgie tätig. davor war er am aUVa-UKh Graz für die Schwerpunkte Schulter-, Ellbogen- und handchirurgie verantwortlich. Seine Spezialisierung auf die oberen Extremi-täten begann der gebürtige Klagenfurter

bereits Mitte der 80er-Jahre und vertiefte diese unter anderem durch Forschungsaufenthalte an der führenden Mayo Clinic rochester in Minnesota (USa), an der MSrU der Charité in Berlin, der Vetsuisse Universität Zürich und durch einen Gastauf-enthalt und ein trauma Fellowship am Vancouver General hos-pital in Vancouver (Kanada). in Zeiten hochtechnisierter Medizin und steigenden leistungsdrucks möchte Plecko weiterhin den menschlichen Zugang zum Patienten und zu seinen individuellen Bedürfnissen ins Zentrum stellen.

Neuer Direktor der AUVA-Landesstelle Wien

Neuer Ärztlicher Leiter des AUVA-UKH Graz

Mag. Alexander Bernart, Direktor AUVA-Landesstelle Wien

Primarius Dr. Michael Plecko, Ärztlicher Leiter, AUVA-Unfallkranken-haus Graz

(Symbolfoto) Bei gesundheitlichen Pro-blemen am Arbeitsplatz hilft fit2work.

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Gesund beraten mit fit2workDrehscheibe für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz

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Bei einer von EU-oSha Ende 2013 durch-geführten europaweiten Meinungsumfrage waren 8 Prozent der österreichischen arbeit-

nehmer dauerndem Stress ausgesetzt. 37 Prozent erklärten, dass sie ebenfalls eher regelmäßig Stress aus-gesetzt sind. im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind diese Prozentsätze relativ niedrig, die höchsten Werte zeigten länder wie Zypern, Griechenland, Slowenien, Portugal und Malta. diese Zahlen spiegeln die wirt-schaftliche Krise in Europa wider, da als hauptursache von Stress 72 Prozent aller Befragten „Umstrukturie-rung“ und „angst vor Jobverlust“ angegeben haben.

rund 40 Prozent aller invaliditätspensionen in Österreich werden durch Stress und dessen nega-tive auswirkungen auf die Gesundheit verursacht. in Österreich führen vor allem der Umgang mit schwie-rigen Kunden, Patienten oder Schülern sowie per-

manenter Zeitdruck zu einer erhöhten Stress-belastung. daher sind in erster linie

serviceorientierte Branchen wie der Gesundheitssektor, Pflegeeinrich-

tungen, öffentlicher Verkehr, Gast-gewerbe und Schulen betroffen.

Prävention im Fokusals eines der Vorreiterländer innerhalb der EU hat Österreich

bereits 2013 mit der novelle des

arbeitnehmerinnenschutzgesetzes klargestellt, dass neben der physischen auch die psychische Gesundheit der arbeitnehmer zu schützen ist. im Zuge der öster-reichischen arbeitsschutzstrategie 2013 – 2020 wurde eine eigene arbeitsgruppe gegründet, die seitdem die Prävention arbeitsbedingter psychischer Belastungen aktiv vorantreibt und zahlreiche europäische Maß-nahmen auf nationaler Ebene umsetzt.

am rande der internationalen Expertentagung „arbeitsbedingungen und Stress“, die kürzlich in Wien abgehalten wurde, fanden auch Sozialminister rudolf hundstorfer, aK oÖ-Präsident dr. Johann Kalliauer sowie dr. Christa Sedlatschek, direk-torin der Europäischen agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am arbeitsplatz (EU-oSha), und die leiterin der Sektion arbeitsrecht und Zen-tral-arbeitsinspektorat, dr. anna ritzberger-Moser, klare Worte. neben information und aufklärung ist auch die Prüfung und Beratung der Betriebe durch die 310 arbeitsinspektoren ein wichtiges Mittel zur Zielerreichung: „2014 wurden österreichweit 4.973 Betriebe im hinblick auf die arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen geprüft, was einer Stei-gerung von über 60 Prozent gegenüber 2012 ent-spricht“, bringt ritzberger-Moser die Bemühungen auf den Punkt. „durch die von uns gewählte Vorge-hensweise bei den Kontrollen, die immer auch mit einer Beratung verbunden sind, unterstützen wir die

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„2014 wurden

österreichweit 4.973 Betrie-

be im Hin-blick auf die Arbeitsplatz-evaluierung psychischer Belastungen

geprüft.“ Dr. Anna

Ritzberger-Moser

Raus aus der Tabuzone!Stress am Arbeitsplatz ist nach Muskel- und Skelett erkrankungen das zweithäufigste Gesundheits problem Europas und verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Um die Problematik in den Griff zu bekommen, werden auf öster-reichischer und euro päischer Ebene zahlreiche Maßnahmen gesetzt.

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InformatIonen

Informationen zur EU-Kampagne:

www.healthy-workplaces.eu

Informationen zur Arbeitsplatz -

evaluierung psychischer Belastungen:

www.arbeitsinspektion.gv.at

Befragung der EU-OSHA:

https://osha.europa.eu/en/esener-

enterprise-survey/enterprise-

survey-esener

Betriebe dabei, sich den anfor-derungen einer stetig ändernden arbeitswelt bestmöglich anzu-passen, indem die arbeitsbedin-gungen so gestaltet werden, dass Menschen psychisch gesund und sicher arbeiten können.“

Zeitdruck schafft StressSozialminister hundstorfer setzt neben der Kontrolle vor allem auch auf information und ist zuversichtlich, dass Betriebe im eigenen interesse mitmachen: „Sichere arbeitsplätze sind im interesse aller. Mit der Schaf-fung einer gesetzlichen Grundlage sowie laufender information, Motivation und Kontrolle haben wir einen Stein ins rollen gebracht. Wir nehmen das thema ‚Stress am arbeitsplatz‘ sehr ernst und werden nicht locker lassen, Unternehmen wei-terhin zu motivieren und zu unterstützen, bis alle ihre hausaufgaben im Bereich arbeitnehmerschutz gemacht haben“, so der Minister.

der Präsident der oberösterreichischen arbeiter-kammer, dr. Johann Kalliauer, schlägt in dieselbe Kerbe: „Psychische Belastungen wie Stress machen viele arbeitnehmer krank und sind eine große heraus-forderung in der heutigen arbeitswelt. die arbeitgeber müssen ihren Beitrag dazu leisten, dass Beschäftigte ihren Beruf gesund bis zur Pension ausüben können, und krank machende arbeitsbedingungen abstellen.“ Kalliauer verweist auf die aktuellen daten des von der aK oÖ herausgegebenen Österreichischen arbeits-klima index: demnach leiden Österreichs Beschäftigte vor allem unter Zeitdruck (47 Prozent), ständigem arbeitsdruck (37 Prozent) und Belastung durch dau-ernd hohe Konzentration (44 Prozent).

Österreich hat die Nase vorn auf EU-Ebene wird das thema gleichfalls vorrangig behandelt. die von dr. Christa Sedlatschek geleitete organisation EU-oSha mit Sitz im spanischen Bilbao koordiniert mit 67 Mitarbeitern in allen 28 EU- sowie allen EFta-, Beitritts- und Kandi-datenländern eine großangelegte Kampagne, die auf die aktive Beteiligung der Unternehmen setzt. Mit ein Ziel ist es, eine Enttabuisierung des immer noch heiklen themas zu erreichen. aktuell läuft ein Wett-bewerb auf europäischer Ebene, bei dem Unter-nehmen eingeladen sind, ihre guten praktischen lösungen vorzustellen. die besten Beispiele werden im april 2016 in lettland prämiert und anschließend auf nationaler Ebene den Unternehmen näherge-bracht. „das in Europa generierte Wissen kann so

von allen zum eigenen Vorteil genutzt werden. im Grunde schneidet sich jedes Unternehmen mit schlechten arbeitsbedingungen ins eigene Fleisch. denn wenn Mitarbeiter über einen längeren Zeit-raum ausfallen, kostet das viel Geld. die Vorteile des Managements von psychosozialen risiken und arbeitsbedingtem Stress überwiegen in jedem Unternehmen die damit verbundenen Kosten.“ die in Österreich am häufigsten gesetzten Maßnahmen zur Stressprävention sind vertrauliche Beratungsan-gebote, neuorganisation der arbeit, Veränderungen von langen oder unregelmäßigen arbeitszeiten und Einführung von Konfliktlösungsverfahren. n

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v.l.n.r.: Dr. Christa Sedlatschek (Direktorin der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz EU-OSHA), Sozialminister Rudolf Hundstorfer, Dr. Johann Kalliauer (Präsident der AK OÖ), Dr. Anna Ritzberger-Moser (Leiterin der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeits-inspektorat)

www.daskurhaus.at

DAS KURHAUS Bad Gleichenberg, eines der schönsten Kur­häuser Österreichs, steht für Facharztkompetenz in Physikalischer Medizin und Rehabilitation und bietet das gesamte ambulante Therapiespektrum der Physikalischen Therapie, seit Herbst 2014 erweitert um die Ergotherapie. Diese Therapie für Funktions­einschränkungen der Hände wird in der Südoststeiermark nur im KURHAUS Bad Gleichenberg als Kassenleistung angeboten. Innovative Therapieverfahren wie die Kältekammer und das Autologe Conditionierte Plasma (ACP) ergänzen das umfassende Therapieangebot.

Schwerpunkte sind Anwendungen für stationäre Kurgäste und ambulante PatientInnen sowie für Privatgäste bei Erkrankun-gen des Stütz- und Bewegungsapparates, Atemwegs- und Haut erkrankungen (Psoriasis und Neurodermitis), und in den Sommermonaten Kinderkuren mit Begleitpersonen.

Primarius Dr. Christian Wiederer, Ärztl. Leiter

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Vorsorge hat in der Zahnmedizin lange tradi-tion. der Grundstein wird gelegt, noch bevor wir geboren sind, denn schon die Ernährung

der Mutter während der Schwangerschaft spielt eine entscheidende rolle für die gesunde Zahnentwick-lung des Kindes. danach ist Eigenverantwortung gefragt – Putzen, reinigen und Zahnarztbesuche sind das Um und auf für ein strahlendes lächeln.

durch tägliche Mundhygiene, die nicht nur das Zähneputzen, sondern auch die reinigung der Zahn-zwischenräume umfasst, kann jeder selbst einen wich-tigen Beitrag für die Gesundheit seiner Zähne leisten. durch Mundspülungen, Sprays und Mundduschen allein können Zähne und Prothesenoberflächen nicht ausreichend gesäubert werden, allenfalls größere Spei-sereste lassen sich dadurch herausspülen. neben den Zähnen wird auch das Zahnfleisch gesund erhalten

und ein frischer atem garantiert. Zahnarztbesuche – oft erst wenn es wehtut – sind aber nicht genug. Wie effektiv und richtig geputzt wird, wie Zahn-seide, Munddusche sowie Zahnpasta einzusetzen sind, Mundhygiene vom Profi sowie Ernährungs-tipps für gesunde Zähne sind zentrale Bestand-

teile eines umfassenden „Zahnvorsorgepakets“ durch die dentalhygieniker, die Prophylaxe-assis-

tenten oder Zahnärzte. Unerlässlich für eine optimale Mundhygiene ist die Prophylaxe in der arztpraxis. der Zahnarzt selbst oder fachlich ausgebildetes Personal führt dabei eine gründliche Zahnreinigung durch, beurteilt unter anderem die Zahnfleischgesundheit, Plaque und Zahnsteinbefall und entfernt Zahnstein, Beläge und Verfärbungen, das Zahnfleisch wird kon-trolliert und die Zähne poliert. Weiters erhalten Pati-enten information, anleitung und Motivation für die individuelle häusliche Zahnpflege.

anne-Claire van der lans, Vorsitzende im Verein der diplom-dentalhygienikerinnen in Österreich, gibt im interview Einblick in die Zahngesundheit, Vorsorge und Berufsausübung in Österreich.

Welche Rolle spielt Dentalhygiene in Österreich?van der Lans: diplom-dentalhygieniker sind in vielen internationalen ländern die Spezialisten für

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Den Beruf des Diplom-Dentalhygienikers gibt es in vielen europäischen Ländern, in dieser Form jedoch nicht in Österreich. in fast allen Ländern Europas ist der Beruf staatlich anerkannt und wird als eigenständige Berufsausbildung auf Fachhochschulniveau unterrichtet. Das studium variiert pro Land, es dauert im Durchschnitt drei bis vier Jahre mit bis zu 6.800 ausbildungsstunden und wird in einigen nationen mit einem Bachelor abgeschlossen.

Der Verein der Diplom-Dentalhygienikerinnen in Österreich (VDhÖ) wurde 1996 in Wien als Forum für international diplomierte Dentalhygie-niker gegründet. Ziele des Vereins sind die Qualitätssicherung in der Vorbeugung gegen Zahnerkrankungen und in der konservativen parodontaltherapie, die Einführung einer Dentalhygieneausbildung nach Eu vergleichbarem standard und die Diplomierung und anerkennung des Berufstitels in Österreich.

Info & Kontakt: Verein der Diplom-DentalhygienikerInnen in Österreichwww.dentalhygienists.at

Mundhygiene vom Profi

Gesunde Zä hne – langes Leben!Fast 70 Prozent der Erwachsenen leiden unter Parodontitis, doch die gefährliche Zahnfleischerkrankung wird von Betroffenen oft verharmlost.

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… aus der Steinzeit bekannt ist, dass

sich Menschen mit Weiden stöcken die

Zähne sauber stocherten. Von altägypti­

schen Ärzten ist vor rund 4.000 Jahren

die erste Zahnpasta überliefert, eine

Mischung aus gemahlenem Bims

und Weinessig auf Kau­

stöcken.

Wussten Sie, dass …

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die Vorbeugung und nicht-chirurgische Behandlung von Zahnfleischproblemen wie zum Beispiel Paro-dontitis, eine durch Bakterien bedingte, entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. das Berufsbild der diplom-dentalhygieniker gehört in die Kategorie der medizinisch-therapeutischen Berufe. als kompe-tentes Mitglied im zahnmedizinischen team arbeiten sie hauptsächlich in Privatpraxen. in Österreich wird kein gleichwertiges Studium an Universitäten oder Fachhochschulen angeboten. in Österreich sind viele Prophylaxeassistenten tätig. Zahnärztliche assistenten, die einen 144 Stunden umfassende Weiterbildung absolviert haben und in zahnärztlichen ordinationen Mundhygiene anbieten. Sie dürfen in zahnärztlichen ordinationen Mundhygiene anbieten.

Welche Folgen hat das für Patienten?Streng genommen dürften Prophylaxeassistenten nur in einem gesunden Mund arbeiten und sobald eine Erkrankung des Zahnfleisches vorliegt, muss die Behandlung durch den Zahnarzt durchgeführt werden. in vielen internationalen ländern sind dip-lomierte dentalhygieniker für diese Problematik zuständig. denn: Übersehene oder unbehandelte Zahnfleischprobleme können in der Folge zu gesund-heitlichen Problemen führen, gerade deshalb ist es sehr zu empfehlen, dass zumindest 1x jährlich die parodon-tale Grunduntersuchung durchgeführt wird.

Was umfasst diese Untersuchung?die inhalte der parodontalen Grunduntersuchung (PGU) wurden von der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP) festgelegt und sind im Wesentlichen ein Check, wo weiterer Behandlungs-bedarf im hinblick auf etwaige Zahnfleischproble-matik festgestellt werden kann. regelmäßig erhoben, bietet die PGU sowohl dem Zahnarzt, dem zahnärzt-lichen team als auch dem Patienten auf einfache Weise die Gewähr, dass schwerwiegende parodontale Erkran-kungen nicht übersehen und der Patient frühzeitig einer parodontalen therapie zugeführt werden kann.

Wird eine parodontale Grunduntersuchung auto-matisch gemacht?nein, aber als Patient kann man den Zahnarzt oder das zahnärztliche team darauf ansprechen und aktiv nach-fragen. der Check dauert nicht lange und gibt wich-tige auskunft über den Status der Mundgesundheit.

neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen auf, dass parodontale Erkrankungen auch als ausgangspunkt für eine Vielzahl anderer Erkrankungen gelten.

Welche Zusammenhänge gibt es hier?Wir wissen, dass es bei diabetes ein höheres risiko für Parodontitis gibt und umgekehrt. Bei herzin-farkt ist das risiko verdreifacht, bei Schlaganfall sie-benmal so hoch. Zudem sind lungenprobleme und nierenfunktionsstörungen bekannt, ebenso ein hohes risiko für osteoporose oder rheuma. raucher haben ein erhöhtes risiko an Parodontitis zu erkranken und bei Betroffenen schreitet die Erkrankung auch schneller voran. Studien belegen auch, dass Menschen mit einem gesunden Zahnfleisch im Schnitt 6,5 Jahre länger leben.

Ab welchem Alter ist Mundhygiene zu empfehlen?So früh wie möglich! Kinder sollten schon mit den Eltern zum Zahnarzt mitkommen, damit sie mit der Umgebung vertraut werden und keine angst vor dem Zahnarztbesuch haben.

Wie kann das Thema Zahngesundheit noch mehr Breitenwirkung bekommen?Wir haben im September immer den Monat der Mundgesundheit, da hat sich schon sehr viel Posi-tives bewegt. der Zahnarzt und das zahnärztliche team spielt natürlich in Sachen aufklärung und Beratung eine sehr große rolle, aber auch Kinderärzte, Schul-ärzte oder Betriebsärzte und praktische Ärzte sind gefordert, auf das thema aufmerksam zu machen. n

Karies wirkungsvoll vermeiden

• kariesbakterien können durch regelmäßiges Zähneputzen mit fluorid- hältiger Zahnpasta in kombination mit Zahnzwischenraumreinigung und durch eine ausgewogene Ernährung so weit reduziert werden, dass sie den Zähnen keinen schaden zufügen können.

• kariesverursachende Bakterien ernähren sich von kohlenhydraten aus unserer Ernährung und sind dadurch in der Lage, säure zu produzieren, die den Zahn-schmelz auflöst.

• Da karies eine infektionserkrankung ist, beginnt die Vorsorge schon vor der Geburt des kindes. um die anzahl der kariesverursachenden Bakterien, die vom Mund der Eltern in den Mund des kindes übertragen werden, deutlich zu verringern, sollten die zukünftigen Eltern ihre Zähne vom Zahnarzt sanieren lassen und selbst über eine gute Mundhygiene verfügen.

• sobald der erste Zahn in die Mundhöhle durchbricht, muss mit dem Zähne-putzen begonnen werden.

Gesunde Zä hne – langes Leben!

„Kinder sollten schon mit den Eltern zum Zahnarzt mitkommen, damit sie mit der Umge-bung vertraut werden und keine Angst vor dem Zahnarztbe-such haben.“ Anne-Claire van der Lans, Vor sitzende im Verein der Diplom-Dentalhygie-nikerInnen

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Der individualismus begleitete als Gedanken- und Wertesystem soziale, gesellschaftliche und ökonomische Strukturen der letzten Jahre, vor

allem mit dem Vordringen der Generation Y in die arbeitswelt. „Ego“ wird bei den in den 80ern Gebo-renen großgeschrieben. Sie sind mit neuen Medien groß geworden und gewohnt, alles zuerst einmal infrage zu stellen – das Zusammenarbeiten mit den Vertretern dieser Generation, den sogenannten „Mille-nials“, der „Generation Y“ oder den „digital natives“, ist eine herausforderung für Führungskräfte und Kol-legen. Und während wir noch auf der einen Seite damit beschäftigt sind, diese Masse von einzelkämpfenden

individualisten in den arbeitsprozess zu integrieren und mit vorhandenen ressourcen zu harmonisieren, steht bereits der nächste trend – oder Gegentrend? – vor der tür: die „Crowd“ als neue Wir-Kultur.

„Wir“ hat viele Gesichterneu daran ist, dass der individualismus weiterhin der dominierende Wert bleibt, doch mit dem notwendigen Schuss Gemeinsamkeit, der das leben dann doch erst lebenswert macht. ob mitmachen, sich einmischen oder einfach dabei zu sein, mehr Kollaboration scheint an vielen Stellen in Wirtschaft und Gesellschaft den Versuch darzustellen, sich in einer komplexen Welt neu zu organisieren. das neue Wir reicht dabei von echten Kollektiven, die gemeinsam etwas bewegen wollen, bis hin zu temporären Gemeinschaften oder spontanen Zusammenschlüssen. Wir hat demnach viele Gesichter: Chefs demokratisch durch die Mitarbeiter zu wählen,

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Die neue Wir-Kultur

Zusammen ist man weniger allein… so lautete der Titel eines französischen Kinoklassikers aus 2007, der vor allem eines in den Mittelpunkt stellt: die Harmonie zwischen den vier Hauptdarstellern. Von allen Seiten kommt mittlerweile ein Revival des „Wir“-Gedankens in unseren Berufs- und Privatalltag und wirft die Frage auf, ob damit ein neuer gesellschaftlicher Wandel eingeleitet wird.

Die Gesellschaft will neuerdings das Beste für jeden Einzelnen herausholen – und das mit Hilfe gemeinsamer Aktionen.

Führungskollektive anstatt Führungshierarchien ein-zusetzen, beim „team Österreich“ hand anlegen oder mittels Crowdfunding einem Start-up auf die Beine zu helfen.

Wie so oft bei neuen trends wird auch diese „Sha-ring Economy“ kontrovers diskutiert. ist es eine art wohltätiger Kapitalismus, der gut für alle ist, oder ist es noch mehr vom Selben – nämlich ausbeutung auf einem neuen niveau, das selbst die nachbarschaftshilfe ökonomisiert?

Fest steht, dass das „neue Wir“ auch von sozialen Medien geprägt ist. Es entstehen völlig neue Gemein-schaften auf virtueller Ebene, die mit Freunden, Fami-lien oder Gruppen im traditionellen Sinn auch nicht mehr viel gemeinsam haben, wie beispielsweise die Mitgliedschaft in einer Facebookgruppe wie „rettet den naschmarkt“, das teilen von Bildern via instagram oder Kleiderschrankausmisten mithilfe von „Kleider-kreisel“. Mitmachen heißt die devise und schon ist man dabei, einfacher denn je, denn physische interak-tion ist nicht gefragt und reale Präsenz längst unnötig. Wir vernetzen uns online oder offline, wie es gerade passt, und nutzen unterschiedliche Kanäle, um uns den jeweils für uns interessanten Gruppen anzuschließen.

Kaffeehaus war gesterndie Gesellschaft zu verändern und das Beste für jeden Einzelnen herauszuholen, so lautet beim näheren hinsehen das Motto der meisten initiativen, die sich rund um das neue Wir etablieren. Progressiv, aber oft einsam waren jene arbeitsnomaden, die mit laptop und Smartphone vom Kaffeehaus aus ihr Business betrieben. heute finden sie sich mit Gleichgesinnten in Zukunftslabs oder Co-Working-Spaces zusammen. die Motive dazu können wohl nicht unterschiedlicher

sein als die Menschen, die sich hier treffen. Manche suchen einen ort des kreativen austausches, für andere steht der Öko-Gedanke der gemeinsamen ressour-cennutzung im Vordergrund. Warum braucht jeder ein Büro, wenn es ein gemeinsamer Schreibtisch auch tut? Ein Ziel trifft wohl auf alle zu: mit seinen ideen, anliegen und aktivitäten nicht mehr ganz so alleine sein zu wollen und die leise hoffnung, gemeinsam doch mehr zu erreichen.

Die neue Wir-Kultur

Zusammen ist man weniger allein

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„Wir“ geben Geld und fördern Innovation

Vor etwa zehn Jahren hat von den usa aus eine Finanzierungsform den Markt erobert, die den Wir-Gedanken auf besondere Weise in den Mittel- punkt stellt: das Crowdfunding. Basierend auf der internet-Crowd wird davon ausgegangen, dass die intelligenz der Masse – in dem Fall das Ein-schätzungsvermögen für neue ideen – weitaus verlässlicher arbeitet als die einzelner Finanzierungsexperten. so finden bestimmte projekte nicht nur einzelne Banken oder sponsoren als Geldgeber, sondern ganze „schwär-me“ von Einzelpersonen, die einer erfolgversprechenden idee starthilfe geben. Ein Fernsehfilm, Musikproduktionen oder apfelstrudelsaft – es gibt kaum ein projekt, das nicht kreativ genug wäre, über den Weg des Crowd-fundings das Licht der Welt zu erblicken. Beispiele gibt es mittlerweile viele: Das österreichische start-up noki will die Markteinführung von Türschlös-sern, die per handy zu öffnen sind, mittels Crowdfunding finanzieren. Ein apfelstrudel zum Trinken – mit dieser idee hat das steirische start-up „Omi’s apfelstrudel“ in nur zweieinhalb stunden die Mindestsumme von € 25.000,00 auf der Crowdfunding-plattform „Green Rocket“ erreicht. nach 32 stunden waren bereits knapp € 250.000,00 verfügbar und bereits im ersten Jahr feiert man die erste Million verkaufter Flaschen des veganen, naturtrüben apfelsafts. neun Monate nach Markteinführung gibt es „Omi’s apfelstrudel“ in 14 Ländern und in über 5.000 Verkaufsstellen.

um der alternative zum herkömmlichen Bankkredit auch einen recht-lichen Rahmen zu geben, ist in der letzten Regierungsklausur auch ein alternativfinanzierungsgesetz (altFG) diskutiert worden, das vor allem den anlegern mehr schutz bieten soll.

Was in unserer Kindheit Kettenbriefe oder Post-karten nach dem Schneeballsystem waren, sind heut-zutage wohl Flashmobs, frei übersetzt eine „aufgewie-gelte Volksmenge“. Sie entstammen ursprünglich einer unpolitischen idee, einen kurzen, scheinbar spon-tanen Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen zu starten. die teilnehmer kennen sich in der regel nicht und werden über soziale Medien organisiert. Events kommen aus dem nichts und verschwinden dorthin auch wieder, meist ohne nachhaltigen Erfolg. den-noch werden sie mittlerweile auch für gesellschaftliche Zwecke genutzt. Sogenannte Carrot Mobs – Men-schen kaufen an einem bestimmten tag im selben Bio-laden – oder Smart Mobs – Menschen, die denselben Mobilfunkanbieter nutzen, treffen sich auf ein tänz-chen am Bahnhof – haben ökonomische oder gesell-schaftspolitische inhalte.

Zur freien EntnahmeEin Flohmarkt dient traditionell dazu, gebrauchte Gegenstände von Privatleuten für andere Privatleute anzubieten. Seinen namen verdankt er den spätmit-telalterlichen Kleidergaben der Fürsten, die dem Volk

überlassen und dann weiter verkauft wurden – so wechselten wohl auch die Flöhe ihre Wirte. Mit neuen Medien hat sich jetzt die reichweite der Second-hand-angebote enorm vergrößert und gebrauchte Ware findet praktisch einen weltweiten absatzmarkt. auf Plattformen wie ebay oder willhaben.at kann mit wenigen Klicks angeboten und gesucht werden. Um die idee der kurzen Wege verbessert wurde die Floh-markt-app „Shpock“, die vor allem die wohnortnahe Suche favorisiert. Mittlerweile ist nicht mehr Kaufen und Verkaufen in, auch nicht mehr das leihen, son-dern lediglich das nutzen, denn mithilfe der sozi-alen Medien haben sich Communities gegründet, die sich ausschließlich dazu zusammenfinden, rasen-mäher, Sportgeräte oder sogar hunde und reitpferde gemeinsam zu nutzen. die liste der Wir-Events in der Kategorie Wiederverwenden oder teilen ließe sich unendlich fortsetzen – vom Carsharing oder Citybikes bis hin zu Umsonstläden oder öffentlichen Bücherre-galen „zur freien Entnahme“. auch die sogenannten „suspended coffees“ – bezahlt wird jetzt, konsumiert von einem, der es nötiger hat als man selbst – sind beim genauen hinsehen ein teil dieser neuen Gemein-schaftsgroßzügigkeit. die idee stammt ursprünglich aus neapel, wo es bereits seit Jahr-zehnten üblich ist, rund um Weih-nachten einen „caffè sospeso“ an sozial Bedürftige

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AUVA CoVErStorY

sundayassembly.comals religiöse Gemeinschaft ohne zwingen-des Religionsbekenntnis kann hier Mit-glied werden, wer seine Zeit am Wochen-ende gerne mit Gleichgesinnten verbringt. Energie tanken, Gutes tun und frisch in die neue Woche starten – so das Motto der Gemeinschaften, die sich vorwiegend in großen städten wie etwa Berlin oder Lon-don treffen.

bivouacny.squarespace.comurlaub wie „damals“ – campen auf den Dä-chern der stadt, gemeinsam kochen, ge-meinsam essen. Was bisher nur in Brooklyn möglich war, verbreitet sich langsam auch in Europas urbanen Regionen.

comecookandeat.orgsie wollen sich spontan bei jemandem zum Essen einladen? Mit dieser plattform kein problem, auch in den meisten heimischen Landeshauptstädten! kochen wird als Ver-ständigung zwischen kulturen erkannt und eingesetzt. Einfach auf der plattform anmel-den und schon können sie Gäste aus aller Welt bekochen oder bei anderen registrier-ten nutzern zum Essen vorstellig werden.

Nextdoor.comDie plattform bietet nachbarschaftshilfe zwischen Virtualität und Realität – ein Wein-abend, gemeinsames Grillen oder Rasen-mähen für den alleinstehenden Opa „next door“. Das sind erste schritte, um sich näher

zu kommen und möglicherweise bleibende Bindungen zu schaffen. in den usa wurden einige dieser Modelle bereits auf ökonomi-sche schiene gebracht – mit Verwaltungs-mitarbeitern und Venture Capital –, jedoch dürfte die „kritische Masse“ für ausreichen-de Beschäftigung nicht erreicht werden. Zu-dem fehlt in manchen Fällen dann doch der Rückzugsraum für individuen.

coworkingsalzburg.comGemeinschaft, Möglichkeiten und einen schreibtisch offerieren viele Co-Working-spaces wie etwa in salzburg. Wer keine Fix-kosten für ein Büro aufbringen möchte und doch hin und wieder gerne unter Gleichge-sinnten einen arbeitsplatz sucht, ist hier ge-

Ausgesuchte „WIR-Events“ auf einen Blick

K. Brühl, S. Pollozek. Die neue Wir-Kultur: Wie Gemeinschaft zum treibenden Faktor einer künftigen Wirtschaft wirdZukunftsinstitut (Hrsg.) 2015, ISBN 978-3-938284-94-0

BUCHTIPP

Unter-nehmen

profitieren von einem

Zuwachs an innovativen

Ideen aus der Masse.

Flashmobs stehen für

„aufgewiegelte Volks-

menge“. Sie kommen

aus dem Nic hts und

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auszugeben. Mittlerweile – wie könnte es anders sein – hat sich die idee aufgrund von Facebook über die ganze Welt verbreitet, jedoch ist in Österreich in der praktischen Umsetzung noch kein Kaffeehaus auf den trend aufgesprungen.

Chance oder Gefahr?die neubewertung von Gemeinschaft kann auch an Unternehmen nicht ohne auswirkung vorüber-geben. Einerseits bietet die Crowd ungeahnte inno-vationschancen, andererseits rüttelt sie an alteingeses-

senen Führungs- und organisationsstrukturen und damit an Macht und Verantwortung. Ein Plus an Mit-spracherecht von Kunden, lieferanten oder Mitar-beitern macht Betriebe vielleicht erfolgreicher, aber auch transparenter und instabiler, wenn viele Kräfte in unterschiedliche richtungen drängen. Wenn ein Shitstorm – ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt – in sozialen Medien etablierte Marken in wenigen Stunden in den ruin treiben kann, stellt sich doch die berechtigte Frage: „Wie viel Crowd tut einem Unternehmen gut?“. n

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nau richtig. Ob Tages-, Monats- oder Jah-reskarte – einsteigen und dabei sein ist einfach, individuell und flexibel gestaltbar.

www.shareable.net/sharing-citiesstädter auf Leihplattformen, Mitwohn- und -fahrprojekten oder zum Babysitting zu ver-netzen, ist bereits in vielen urbanen Regio-nen nicht mehr neu. Ziel ist dabei, Ressour-cen zu sparen und gleichzeitig ein wenig mehr zwischenmenschliche Wärme in ano-nyme Großstädte zu bringen.

siebenlinden.deDie Teilnahme am Gemeinschaftskurs ist eine Voraussetzung, um die probezeit im deutschen Ökodorf sieben Linden zu be-ginnen. Die idee eines „selbstversorgten, ökologischen Dorfes“ entstand 1989. Mit rund 140 Bewohnern wird hier seit 1997 nachhaltiger Lebensstil in den Bereichen Ökologie, soziales, kultur und Ökonomie zelebriert.

booksprints.netEin autor, der ein Buch schreibt, war ges-tern. heute strukturieren Menschen ihr Wis-sen gemeinsam online, ein Facilitator über-nimmt die Führung und Organisation und in nur wenigen Tagen ist ein Buch aus Beiträ-gen verschiedener Co-autoren entstanden. Die traditionelle Optik eines Buches wird beibehalten, doch steht es online zum Download als pDF zur Verfügung.

Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter sollen mitreden und mitge-stalten können

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AUVA GoldEnE SECUritaS

Als Walter Gruber vor nun schon mehr als 37 Jahren die idee hatte, ein privates

„Genesungshotel“ für pflegebe-dürftige Menschen zu gründen, wo sie nach einem Spitalsauf-enthalt Betreuung und Erho-lung finden können, hatte er wohl noch keine Vorstellung davon, was sich aus dieser idee alles entwi-ckeln sollte. Gruber startete sein Projekt im ehemaligen „Gasthaus zum Schlossberg“ in Salzburg mit 25 Gästen und sieben Mitarbeitern.

heute teilt er sich die Geschäfts-führung der „Seniorenpension am Schlossberg“, dem bislang einzigen Familienunternehmen seiner art im Bundesland Salz-burg, mit seinem Sohn Mag. (Fh) andreas Gruber. „nur weil wir familiengeführt und somit privat organisiert sind, heißt das aber nicht, dass nicht jeder, der pfle-gebedürftig ist und anspruch auf Pflegegeld nach dem österrei-chischen Bundespflegegeldge-setz hat, unsere dienstleistung in anspruch nehmen kann“, stellt andreas Gruber klar. Mittlerweile haben über 60 Bewohner ihren hauptwohnsitz im haus und fast 50 Mitarbeiter sind rund um die Uhr 365 tage beschäftigt. die Mehrheit der Beschäftigten bildet das Pflegepersonal, dazu

kommen eine Ärztin, haustech-niker, Küchen-, reinigungs- und Verwaltungsmitarbeiter. der anteil der diplomierten Pflege ist laut Gruber „höher als in allen anderen Pflegeeinrichtungen im Bundes-land“. das habe einerseits mit den gestiegenen aufgaben in der Pflege zu tun, andererseits aber auch mit der Pflegephilosophie des hauses.

„Unser Pflegekonzept ist auf der idee der Bezugs- und Bezie-hungspflege aufgebaut“, erläu-tert Gruber. „das bedeutet, dass wir versuchen, eine möglichst gute Beziehung zu unseren Bewohnern aufzubauen und sie individuell und liebevoll zu betreuen. Wie eben in einer Familie.“ dazu gehöre auch der Versuch, die ansprechpartner möglichst konstant zu halten und die Pflegekräfte möglichst wenig zu wechseln. „dies schafft Sicher-heit und Vertrauen. Und das wie-derum ermöglicht es uns, auch bei schwer pflegebedürftigen Mitmen-schen ihre Bedürfnisse so weit her-auszuarbeiten, dass wir unsere Pfle-geplanung und Betreuung darauf abstimmen können.“

das Konzept der Bezugs- und Beziehungspflege funktioniert nur mit gut ausgebildeten und vor allem ausreichenden Mitar-beitern. auf beide Faktoren wird in der Seniorenpension viel Wert

gelegt – mit Erfolg, wie Bestnoten der Kontrollorgane immer wieder bestätigen. in einem Bericht der heimaufsicht von 2014 ist etwa zu lesen: „außergewöhnlich hohe Bewohner-Zufriedenheit“, oder: „Pflegeplanung und Pflegedoku-mentation sind nahezu makellos und man merkt, dass die Mitar-beiter diese nicht nur stur befolgen, sondern mehr als nur gewissenhaft mitdenken und danach arbeiten.“

Mitarbeiter als Qualitätskriteriumdie Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg, das haben Walter und andreas Gruber schon früh erkannt. „Um als relativ kleiner anbieter im Kampf um die besten Mitarbeiter auch gegen große Konkurrenten wie etwa landeskliniken bestehen zu können, müssen wir den Men-schen ermöglichen so zu arbeiten, wie sie arbeiten möchten. damit sie das tun können, warum sie diesen Beruf eigentlich gewählt haben: mit Menschen zu arbeiten. dafür versuchen wir tagtäglich, ihnen die bestmöglichen rahmenbedin-gungen zur Verfügung zu stellen.“

dazu zählen unter anderem besonders dienstzeiten. So gibt es weder geteilte Schichtdienste noch nachtdienste für Mitarbeiter des tagdienstes. Für die meisten Mit-

Der Teamgeist zählt. Die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Mitarbeiter fördern diesen zusätzlich. Die „Seniorenpension am Schlossberg“ ist die einzige familien-geführte Pflegeein-richtung in Salzburg.

Ein wunderbares Beispiel für Integration

Die private Seniorenpension am Schlossberg in Salzburg hat die Juroren mit ihren vielfältigen Bemühungen um die Arbeitszufriedenheit ihrer „Multi-Kulti-Truppe“ überzeugt. Der Lohn: die Goldene Securitas in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg“.

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„Wir sind auf unsere Multikulti-Truppe extrem stolz.“ Mag. (FH) Andreas Gruber

arbeiter gilt folgendes dienstrad: drei tage dienst, danach drei tage frei. außerdem bleiben die Mit-arbeiter drei Monate in derselben Wohngruppe, sodass im normal-fall nur zwei Mitarbeiter abwech-selnd einen Bewohner betreuen, was eine besondere Beziehung ent-stehen lässt.

Viel Wert wird auch auf team-arbeit und gemeinsame Unter-nehmenskultur gelegt. Gemein-same aktivitäten verbinden und fördern die tägliche arbeit. Jedes team bekommt etwa pro Monat einen Betrag zur Verfügung gestellt, der zur freien Verfügung steht. ob nun ausflüge gemacht werden, ob essen gegangen wird oder ein gemeinsamer Kurzurlaub geplant wird, obliegt dabei den teammitgliedern.

Zahlreiche unentgeltliche Maß-nahmen zur Gesundheitsförderung

– vom täglichen gesunden Mit-tagessen über die Gesundenunter-suchung und impfaktionen bis hin zum Gratis-Besuch im Fitness-studio – und zur arbeitssicher-heit runden das vielfältige angebot für die Mitarbeiter ab. hier gibt es seit vielen Jahren eine intensive Kooperation mit der aUVa, um arbeitsunfälle zu vermeiden.

Diversität als Stärkedie Seniorenpension ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass teamgeist keine Frage der herkunft oder der Gleichmacherei ist, ganz im Gegenteil: „Wir sind auf unsere Multikulti-truppe extrem stolz“, versichert Gruber sehr glaubhaft. Erst durch die diversität würden viele spannende ansätze in die tägliche arbeit einfließen, diese erweitert und bereichert. „in vielen Kulturen ist es vollkommen normal und selbstverständlich, sich um ältere Menschen liebe-voll zu kümmern. am Ende pro-fitieren alle in unserem haus von dieser diversität. Unser haus ist somit ein wunderbares Beispiel

für integration: Bei uns arbeiten Menschen aus zwölf nationen miteinander – und es funktioniert hervorragend.“

die Qualität der Mitarbeiter müsse dem arbeitgeber eben auch etwas wert sein, erläutert Gruber. dieser müsse sich tag für tag um seine Mitarbeiter bemühen. „Wenn man das tut, dann hat man auch kein Personalpro-blem, weder die richtigen Mitar-beiter zu bekommen, noch sie zu halten.“ der Geschäftsführer ver-weist auf die minimale Fluktua-tion in seinem haus sowie auf die unterdurchschnittliche anzahl der Krankenstandstage. das sei letzt-endlich nicht nur ein Produkti-vitätsvorteil, sondern auch „für die Betreuungsqualität unserer Bewohner maßgeblich, weil sie Bezugspersonen haben, was im Sinne der orientierung ganz wichtig ist“. Und damit schließt sich der Kreis wieder. Qualität und Ökonomie sind also kein Wider-spruch – die Seniorenpension am Schlossberg liefert einen weiteren Beleg für diese these. n

Mag. (FH) Andreas Gruber leitet heute gemeinsam mit seinem Vater Walter, der das Unternehmen 1977 gründete, die Geschäfte

Bezugspersonen sind für die Bewohner der Seniorenpension wichtig, geben ihnen Orientierung und Geborgenheit

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Info & Kontakt:www.seniorenpension-

schlossberg.at

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AUVA PortrÄ t

Ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass unter den Männern, die per Müllabfuhr unterwegs sind, besonders viele fröhliche Gesichter zu sehen sind?

dass es da für jeden ein heiteres „Guten Morgen“, ein Scherzchen und vor allem ein freundliches lächeln gibt? interessanterweise scheint das fast überall der Fall zu sein, obwohl die einzelnen Unternehmen nicht miteinander verbunden sind, sondern ihre Mit-arbeiter eigenständig schulen. Sollte das tatsächlich an diesem doch harten Beruf selbst liegen?

Sauberkeit zählt neben dem ausbau der infra-struktur, den Grünzonen oder der Kriminalitätsrate zu den Kriterien, die die lebensqualität einer Stadt oder einer region ausmachen. in entsprechenden rankings werden heimische Städte und regionen regelmäßig ganz oben gereiht. So wählte etwa der interaktive Stadtguide mycitytrip Graz vor Wien, new York, Stockholm und Salzburg zur saubersten Stadt. das reiseportal tripadvisor kürte Wien nach tokio, Singapur und Berlin zur viertsaubersten Stadt der Welt. Für uns Österreicher ist die Sauber-keit unserer Straßen so selbstverständlich, dass wir sie meist nur im Vergleich mit weniger sauberen Metro-polen registrieren.

Schwere Lastenob Papier, Biomüll, Metall, Glas, Sperrmüll oder restmüll – alles wird gesammelt und seinen jewei-ligen Bestimmungsorten zugeführt. in Graz stehen auf mehr als 34.000 liegenschaften und öffentlichen Sammelstellen – die Papierkörbe im ganzen Stadtge-biet sind da gar nicht eingerechnet – die Behälter für die unterschiedlichen abfallfraktionen bereit. Für die Müllarbeiter kommen täglich durchschnittlich sechs

tonnen abfall pro Mitarbeiter zusammen. „das sind beeindruckende Gewichtssummen, aber fast immer findet sich ein Weg, um mit den lasten ergonomisch umzugehen“, erzählt Mag. Klaus Zausinger, Sparten-bereichsleiter Kundenmanagement und Vertrieb bei der holding Graz.

Zudem sind die Männer tagtäglich der Witterung ausgesetzt und drehen auch bei hitze, regen, hagel, Schnee und Sturm ihre runden. die persönliche Schutzausrüstung der Müllarbeiter ist darauf aus-

MüllengelWer einmal im Sommer in Süditalien unterwegs war, wenn die Müllabfuhr streikte, weiß plötzlich heimische Ver-hältnisse besser zu schätzen. Die Leistung der orangen oder gelben „Engel“, die frühmorgens unseren Dreck entsorgen, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Noch dazu sehen sie sich einer Reihe von Risiken ausgesetzt – jeden Tag aufs Neue.

BERUFSBILDERMENSCHENBILDER

„Der Job bringt die Eigenschaft mit sich, dass Müllarbeiter kein Fitness-studio brau-chen.“ Mag. Klaus Zausinger, Holding Graz, Kundenmanage-ment und Vertrieb

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gelegt, für jede Witterung das entsprechende Klei-dungsstück zur Verfügung zu haben. „aufgrund lang-jähriger Beobachtung darf behauptet werden, dass unsere Mitarbeiter weniger erkältet sind als andere Berufsgruppen, sie dürften durch oftmalige abhär-tung wohl über ein besseres immunsystem verfügen“, freut sich Zausinger.

Sich ununterbrochen im Straßenverkehr zu bewegen, mit schweren lasten und sperrigem, scharf-kantigem oder anderweitig gefährlichem Gut zu han-tieren und dann eventuell noch unter psychischem druck zu stehen, weil verärgerte Verkehrsteilnehmer ihren Frust an den „hindernisverursachern“ aus-lassen, bedeutet, dass laufend zahlreiche risiken auf die Männer warten. Sich ihrer bewusst zu sein, ist frei-lich nur die halbe Miete. Eine gute Vorbereitung gehört dazu, sagt Zausinger: „alle risiken müssen minimiert werden. dass allerdings für Mitarbeiter, die sich oftmals im öffentlichen Verkehr bewegen, ein gewisses rest-risiko besteht, soll und darf nicht geleugnet werden. dem ersten Einsatz geht eine umfassende Einschulung voraus, wie sich körperliche Belastungen minimieren lassen. im rahmen unserer betrieblichen Gesundheits-förderung werden sowohl informationen als auch trai-nings angeboten. insofern liegt das Verletzungsrisiko nicht wirklich höher als bei anderen Berufsgruppen.“

risikoprävention setzt sich aus einer optimierten Schutzausrüstung, umfassenden Sicherheitsunter-weisungen und Einschulungen an Gerät und Fahr-zeug zusammen. Mitunter muss in verwinkelten Gassen mit den riesigen Müllwägen Millimeterarbeit geleistet werden. die psychischen Belastungen sind oft in aggressionen begründet, denen die Müllarbeiter begegnen, weil sie durch ihre arbeit den Verkehrsfluss behindern. das komme besonders im morgendlichen

Berufsverkehr, wenn es Menschen eilig haben und hinter einem Müllfahrzeug anhalten müssen, vor, bestätigt Zausinger, aber „auch darauf sind unsere Mitarbeiter geschult. im alltag überwiegt die aner-kennung der leistungen unserer Mitar-beiter bei Weitem.“

Positives Bilddie arbeit des Müllarbeiters ist in jeder hinsicht zukunftssicher – „und das nicht zuletzt aufgrund der hohen trennmoral der Grazerinnen und Grazer“, wie Zausinger betont. Korrekte und konsequente Müll-trennung ist den Österreichern aber glück-licherweise ohnehin nicht fremd. in der Wahrnehmung hat das Berufsbild in der Öffentlichkeit ein durch und durch gutes

image. Zausinger wünscht sich daher auch, „dass es so bleiben möge, denn die jährliche Kundenzufrie-denheitsanalyse bescheinigt unseren Mitarbeitern tra-ditionell beste Werte hinsichtlich Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit“. Womit eindeutig geklärt wäre, warum Müllarbeiter so fröhlich und freundlich sind, und im Gegenzug, warum wir sie so hoch schätzen. n

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Grazer Abfall in Zahlen

• in Graz werden 39.000 Restmüllbehälter für den abtransport händisch entleert. • Die Mitarbeiter heben pro Tag 5.570 kg.• Der Giftmüllexpress sammelt jährlich mehr als 70 Tonnen problemstoffe ein. • Jährlich werden 30.000 Tonnen biogener abfall zu kompost, aus 8.000 Tonnen Glas

werden neue Flaschen gemacht und aus 25.000 Tonnen altpapier werden wieder kar-tonagen hergestellt.

• Die holding Graz services befreit die stadt jährlich von fast 550.000 kg problemstoffen wie zum Beispiel Farben und Lacke, altöle, Medikamente, Batterien.

• Etwa 125.000 Behälter sind zur getrennten sammlung von abfällen aufgestellt und werden in summe ca. 4,6 Millionen Mal pro Jahr entleert.

• Das Recyclingcenter in der sturzgasse verzeichnet rund 300.000 Einfahrten im Jahr, dort werden ca. 30.000 Tonnen sperrmüll und altstoffe abgegeben, die in 30 verschiedene Fraktionen getrennt und zu 65 prozent wiederverwertet werden.

• Jährlich fallen in Graz etwa 46.000 Tonnen Restmüll an, das entspricht 170 kg pro Einwohner.

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Saubere Straßen schaffen zufriedene Bürger: Müll männer

genießen hohes Ansehen

Info & Kontakt:http://www.holding-graz.at/abfall.html

Das arbeiten auf leitern oder Gerüsten ist gefährlich und führt immer wieder zu schwersten Verletzungen und bleibenden

gesundheitlichen Schäden. als flexible und vor allem sichere alternative zu leitern und Gerüsten kommen auch in Österreich zunehmend sogenannte hub-arbeitsbühnen in unterschiedlichen ausführungen zum Einsatz. rund 9.000 derartige Bühnen – so die Schätzung der Experten – werden täglich dazu verwendet, um in teilweise großer höhe und in schwer zugänglichen Bereichen die verschiedensten Bau-, Wartungs- oder reinigungsarbeiten vorzu-nehmen. „Grundsätzlich können diese arbeiten mit-hilfe einer hubarbeitsbühne wesentlich sicherer aus-geführt werden“, so aUVa-Experte di dietmar Geyer. „allerdings müssen auch bei den hubarbeits-bühnen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die beteiligten Mitarbeiter entsprechend unterwiesen werden.“

Hohes GefahrenpotenzialBediener einer arbeitsbühne arbeiten in großer höhe – bis zu 100 Meter über dem Boden – und befinden sich dadurch ständig im Gefahrenbereich. allerdings glauben viele von ihnen, dass sie sicher sind, weil sie das Geländer rund um den arbeitskorb schützt. dies

stimmt jedoch nur bedingt: „durch die elastische Bau-weise und die großen hebelwirkungen schwankt der arbeitskorb sehr. die dabei entstehenden Kräfte werden teilweise so stark, dass die Bediener aus dem arbeitskorb geschleudert werden können“, berichtet Geyer. Vor allem auslegerbühnen wirken wie ein Kata-pult. die Vielzahl der auftretenden Gefährdungen wird von den Verwendern massiv unterschätzt.

doch auch andere Gefahren lauern für den Bediener einer hubarbeitsbühne: dies beginnt beim Umkippen der Bühnen durch falsche oder unzureichende Siche-rung des Untergrundes unter den Stützen oder durch Kollision mit beispielsweise einem hallenkran.

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IMPRESSUM: Herausgeber: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), 1200 Wien, Adalbert-Stifter-Straße 65, Internet: www.auva.at | Beauftragter Redakteur: Wolfgang Hawlik, Tel.: +43 5 93 93-22907 | [email protected] | Assistenz: Michaela Krasznyanszky, Tel.: +43 5 93 93-22901 | [email protected] | Medieninhaber: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), 1200 Wien, Adalbert-Stifter-Straße 65, Chefredakteur: Wolfgang Hawlik, Tel.: +43 5 93 93-22907 | Redaktion: Mag. Renate Haiden, [email protected] | Anzeigen repräsentanz: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währinger Straße 65, Tel.: +43/1/961 1000-0 | Zeit schriftenverlag: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währinger Straße 65, Tel.: +43/1/961 1000-0, office@ aerzteverlag.at | Anzeigenver waltung: Marion Mabrier, Tel.: +43/1/961 1000-180, [email protected] | Anzeigen: Karin Kaan, Tel.: +43/1/961 1000-230, [email protected], Fiona Bucher, Tel.: +43/1/961 1000-300, [email protected] | Grafik und Layout: andrej.cc | Hersteller: Druckerei Berger, Horn | Verlagsleitung: Kommerzialrat Axel C. Moser. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz siehe www.alle-achtung.at.

Als sichere Alternative zu Leitern und Gerüsten kommen auch in Österreich zunehmend Hubarbeits-bühnen zum Einsatz. Sicher sind sie jedoch nur dann, wenn auch die not-wendigen Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden.

Sicher arbeiten mit Hubarbeits-bühnen

Hubarbeitsbühnen sind sicherer als Leitern und Gerüste, haben aber den-noch ein hohes Gefahren-potenzial ©

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Gefährlich kann es aufgrund der Bauweise auch sein, in großen höhen lasten zu übernehmen. auch dies kann ein Umstürzen der hubarbeitsbühne zur Folge haben.

Weitere Gefahren betreffen das Verhaken mit hin-dernissen oder auch das Quetschen und Einklemmen des Bedieners zwischen dem Korb und einem Bauteil der Umgebung. Und letztlich kann auch der arbeits-korb dann keinen Schutz bieten, wenn man sich zu weit aus ihm hinauslehnt oder gar mit einer Stand-orterhöhung im Korb arbeiten will. das aussteigen aus dem Korb in großer höhe ist nur in wenigen ausnahme fällen gestattet.

neben den Gefahren, die von der Bühne selbst ausgehen können, muss das Bedienpersonal auch auf risiken achten, die ihre Ursache in der unmittelbaren Umgebung der Bühne haben. Beispielhaft dafür sind Gefahren, die von Freileitungen ausgehen.

Schulung macht sicherWährend beispielsweise in deutschland eine eintä-gige Schulung für das lenken von fahrbaren hub-arbeitsbühnen gesetzlich verpflichtend ist, fehlt eine

entsprechende gesetzliche regelung in Österreich. diese könnte jährlich zwei tote und eine Vielzahl von Verletzten verhindern. als alternative empfiehlt die aUVa eine international gültige ausbildung gemäß En iSo 18 878, Mobile elevating work platforms – operator [driver] training, für hubarbeitsbüh-nenbediener. diese Schulungen werden von einigen großen hubarbeitsbühnenverleihern und anderen organisationen angeboten. diese Schulung ersetzt jedoch nicht die Verpflichtung des arbeitgebers zur Unterweisung.

Sollten Mitarbeiter, die hubarbeitsbühnen bedienen, keine Ein- oder Mehrtagesschulung haben, empfiehlt der Unfallverhütungsdienst der aUVa eine inten-sive Einschulung oder Einweisung bei der Übergabe der Bühne, unabhängig davon, ob eine Bühne gekauft oder gemietet wird.

Passende Publikationen zum sicheren Umgang mit hubarbeitsbühnen können direkt auf der aUVa-Website unter www.auva.at/publikationen bestellt oder heruntergeladen werden. Weiters bietet die aUVa auch entsprechende Seminare und Fachveran-staltungen an. n

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Tipps für das Mieten oder Kaufen von Hubarbeitsbühnen

• Die hubarbeitsbühne muss anschlagpunkte auf-weisen, damit die persön liche schutzausrüstung gegen absturz verwendet werden kann.

• Die arbeitsbühne braucht eine abschaltung bei schrägstellung des Fahr gestells. Diese Einrichtung stellt sicher, dass sämtliche Bewegungen – sowohl die Fahrbewegung des unterwagens, als auch alle korb bewegungen – gestoppt werden, sobald die vom hersteller angegebene Maximalneigung des Chassis erreicht wird.

• Eine Einschulung auf die Gefahren wie die Bodenbe-dienung, den notablass, die besonderen Eigenheiten des Gerätes durch den hersteller, Verkäufer oder Vermieter sollte Bestandteil des Vertrags sein. ©

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„Viele Arbeiten können mithilfe

einer Hubar-beitsbühne wesentlich

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werden.“ AUVA-Experte

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Mobilitätseinschränkungen bei diabetikern haben oft komplexe Ursachen: Wer sich auf-grund seiner Erkrankung wenig bewegt, ver-

liert Muskelmasse und Muskelkraft, zudem machen oft augenveränderungen oder das auftreten von Venener-krankungen sowie schlecht heilende Wunden gerade an den Beinen das Gehen mühsam. Ein teufelskreis beginnt – wenig Bewegung schränkt auf lange Sicht die Mobilität ein, noch weniger Bewegung ist die Folge.

Bewegungsberatung erforderlichdie ausreichende Bewegung ist daher immer wieder eine wichtige Empfehlung im rahmen von diabeti-kerschulungen – doch wie kann das gelingen? diabe-tikerhunde können beispielswiese eine sinnvolle Maß-nahme darstellen, sind allerdings nur für Menschen geeignet, die auch mit hunden vertraut sind und so einen ansporn für regelmäßige Bewegung erhalten können. auch die tägliche Kontrolle der Füße und eine fachgerechte Fußpflege gehören zu den Maß-nahmen, die Patienten „einfach“ umsetzen können.

derzeit wird diabetikern praktisch flächende-ckend eine umfassende Ernährungsberatung ange-boten. Bewegungsberatung findet nur sporadisch statt. in analogie zur Ernährungsberatung wird daher von der Österreichischen diabetes Gesellschaft die Ein-führung einer Bewegungsberatung gefordert. der Bewegungsausschuss der Österreichischen diabetes Gesellschaft (ÖdG) hat dazu ein Positionspapier erstellt, das einleitend feststellt: „Besonders Stoffwech-selerkrankungen wie typ-2-diabetes, deren auftreten und Verlauf durch Übergewicht bzw. adipositas sowie Fettverteilung und, damit in engem Zusammen-hang, insulinresistenz sind durch Gewichtsreduk-tion, aber vor allem durch eine die leistungsfähig-keit verbessernde Erhöhung der körperlichen aktivität positiv beeinflussbar.“ doch: Bewegung wirkt nur, solange sie regelmäßig durchgeführt wird. Sie hat keine depotwirkung. die österreichischen Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung beschreiben, dass Erwachsene von wöchentlich 150 Minuten körper-licher aktivität mittlerer intensität einen weitrei-chend gesundheitlichen nutzen haben.

So ist etwa der positive Einfluss von ausrei-chend Bewegung auf die vor allem bei dia-

betes doppelt so häufig wie in der normalbevölkerung auftretende depression nachgewiesen. Bewegung als instrument zur Behandlung von Erkrankungen kann aber nach ansicht der ÖdG-Experten nur dann sinn-voll eingesetzt werden, wenn sie wie ein Medikament individuell dosiert und lebenslang verabreicht wird.

Die Bewegungsbox hilftdie Bewegungsbox, die in Kooperation von ÖdG und Sportunion entwickelt wurde, soll Patienten dabei unterstützen, verschiedene Möglichkeiten zu einem aktiveren lebensstil aufzuzeigen. in einer praktischen Box geben ein Bewegungshandbuch, 100 Kartei-karten und eine Übungs-dVd ausführliche anleitung zu individuellen ideen. Musterprogramme sowie ein Bewegungspass helfen dabei, Ziele zu setzen und sie auch zu erreichen. Ein theraband und Schrittzähler sind zwei praktische tools, um möglichst einfach mehr Bewegung in den alltag einzubauen. n

20 5/2015 www.alle-achtung.at

Wenn jeder Schritt zähltIn Österreich sind rund 500.000 Menschen von Diabetes betroffen. Regelmäßige Bewegung ist für sie besonders wichtig, um Folgeerkrankungen vorzubeugen.

Die Bewegungsbox der Österreichischen Diabetesgesellschaft soll vor allem motivieren

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Ernährungs-beratung allein hilft noch nicht beim Ab-nehmen.

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Info & Bestellung:www.bewegungsbox.at

ALLE!ACHTUNG! 5/2015 21

Das ABC des Fahrradservice

Sicherheit geht vor – darum sollten Sie Ihr Fahrrad einem Frühlingscheck unterziehen, bevor Sie heuer erstmals losradeln. Viele kleine Fahrradrepara-turen können von jedem Fahrradbesit-zer selbst durchgeführt werden. Das ist meist einfacher, als vermutet.

A Wie Air (Luft)nach langer Winterzeit freuen

sich alle auf Bewegung im Freien – für die Fahrräder gilt das auch. nach Wochen in dunklen kellern verliert der

beste schlauch einiges an Luft, häufig steht das Rad „platt“ da. Wir empfehlen, einfach

die pumpe zu nehmen und ein wenig nachzufüllen. Bitte nicht gleich völlig aufblasen, damit der Reifen nochmals

Gelegenheit bekommt, sich optimal an die Felgen anzu-schmiegen. Ein paar Meter

bewegen und anschließend ordentlich aufpumpen, der optimale Reifendruck steht

meist auf dem Reifen.

C Wie ChAin (oder Antrieb) Damit sie die vorher kontrollierten Reifen und Bremsen optimal nutzen können, braucht es noch einen Teil des Fahrrads: Der antrieb besteht im Wesentlichen aus kette, kurbel und Ritzel am antriebsrad. Je nach Fahrrad- und vor allem schaltungstyp sind andere Teile beteiligt, insbesondere schaltanlagen wie Werfer und schalt-werk. innenliegende schaltungen oder single-speed-antriebe sind in der Regel wartungsarm. Viele Me-chaniker empfehlen ein „einfaches abwischen“ mit einem trockenen Tuch, bei gröberen Verschmut-zungen empfiehlt sich die nut-zung einer Bürste. Dazu bietet der Fachhandel Bürstensets, häufig mit entsprechenden Reinigungsmitteln. Gute Resultate erzielen sie auch mit einer einfachen Drahtbürste. achten sie auch auf die spannung der kette.

Info & Kontakt:ChhuBER bicycles Gmbhwww.chhuber.info

b Wie breAk (oder bremSen)Jetzt wo sich die Laufrä-

der wieder besten Drucks erfreuen, gehört ans stehen-

bleiben gedacht. unglaubli-cherweise verschleißen diese

Teile des Fahrrads am häufigs-ten. Ein Griff an die Bremshebel

– oder bei anderen Bremssystemen zum Beispiel der Rücktritt – und

ein beherzter Bremsversuch gleich zu Beginn der Fahrradsaison erspa-

ren spätere schwierigkeiten. Falls der Versuch, mit dem Fahrrad ordentlich

„stehenzubleiben“, misslingt, probieren sie es nochmals. Manchmal sammeln sich

staub und schmutz in den Bremssystemen und es bedarf mehr als eines Bremsversu-

ches. sollten die Bremsen trotz mehrfachen Benutzens nicht die gewünschte Wirkung zeigen,

schlagen wir den Besuch bei einer Fachfrau oder einem Fachmann vor. Wenn sie ihre Belege

selbst wechseln wollen, finden sie gute – meist vom hersteller zur Verfügung gestellte – instruktionen im

internet. Eine ordentlich eingestellte Bremse vermittelt sicherheit und ist somit wesentlicher Bestandteil

für ein entspanntes und erfreuliches Fahrvergnügen.

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22 5/2015 www.alle-achtung.at

Motivation bewegt!Motivation und Bewegung sind die Schlüsselwörter, wenn es darum geht, eine „Sitzschule“ in eine „bewegte Schule“ zu verwandeln.

„Unsere große Kompetenz ist die Prä-vention, daher wollen wir in der Sport- und Bewegungserziehung

in den Schulen den Grundstein für ein sicherheitsbe-wusstes Verhalten im späteren (Berufs-)leben legen“, erklärte dr. Erhard Prugger, Vorsitzender der aUVa-landesstelle linz, im rahmen einer Fachtagung unter dem titel „Motivation bewegt!“, an der rund 170 lehrer, Schulleiter, haltungs- und Bewegungsberater sowie Schulärzte teilnahmen.

im idealfall wechseln sich im Unterricht die Phasen der anspannung und Entspannung ab, was durch kon-krete Übungen gleich während des Vortrags von dr. thomas Wörz, der nicht nur Spitzensportler wie Mar-lies Schild und Fritz Strobl gecoacht hat, sondern auch selbst olympiateilnehmer im Viererbob war, auspro-biert werden konnte. „Um die Motivation fürs Wei-

termachen und dranbleiben hoch-zuhalten, ist der Prozess mindestens genauso wichtig wie das Ziel“, weiß Wörz. Zudem sind humor und posi-tives denken wichtige Erfolgsfaktoren, auch wenn die rahmenbedingungen manchmal schwierig und kontrapro-duktiv erscheinen. Eine gedankliche negativspirale kann durchbrochen werden; auch dazu gibt Wörz anlei-tung mit einer konkreten Übung. dem

Scheitern und Fehler machen muss ebenso raum gegeben werden wie dem gemeinsamen Feiern und sich Belohnen nach einem Erfolgserlebnis.

Eine reihe von Konzepten und ansätzen, wie etwa der bewegte Unterricht, die bewegte Pause oder der bewegte nachmittag, hat beispielsweise schon in vielen oberösterreichischen Schulen Einzug gehalten. Sie alle haben ein Ziel: mehr Bewegung in den Schul-alltag zu bringen. der Weg dorthin erfordert Zusam-

menarbeit: „Wichtig ist es in jedem Fall, Verbündete zu suchen, netzwerke zu bilden, den Veränderungsprozess sehr bewusst zu begehen“, betont die Soziologin Mag. Margit auinger, die in ihrem Workshop verschiedene Formen von netzwerkarbeit erlebbar gemacht hat. denn nur wer weiß, welche Phasen und Stadien einen Veränderungsprozess ausmachen, wird sich nicht ent-mutigen lassen, wenn es einmal schwierig wird.

„als Begleiter oder Berater in derartigen Situationen braucht es eine empathische Grundhaltung und Kom-munikation auf augenhöhe“, gibt der diplomierte Sozialarbeiter Klaus rauscher Einblick und setzt auf motivierende Gesprächsführung, die ursprünglich aus der Suchtprävention stammt. Sie ermöglicht es, Men-schen bei Verhaltensveränderungen zu unterstützen, Kommunikationsblockaden zu lösen und Widerstände zu senken. auf diese Weise bleibt der begonnene Pro-zess in Bewegung und kann behutsam fortgeführt werden.

insgesamt war die tagung „Motivation bewegt!“ eine spannende Suche nach Selbsterkenntnis und Wissensvermittlung über Veränderungsprozesse, die einmal mehr zu Bewegung motiviert haben. in diesem Sinne wird die Zusammenarbeit der tagungsinitia-toren aUVa, land oberösterreich, oberösterreichi-sche Gebietskrankenkasse, landesschulrat und Pädago-gische hochschule in oberösterreich sowie institut für Gesundheitsplanung fortgeführt.

„Für die Gebietskrankenkasse ist Bewegung zent-rales Element der Gesundheitsförderung und Gesun-derhaltung, für den landesschulrat und die pädago-gische hochschule steht Bewegung für eine bessere kognitive leistungsfähigkeit, die aUVa stellt vor allem die unfallprophylaktische Wirkung der Bewegungs-förderung in den Vordergrund,“ so die direktorin der aUVa-landesstelle linz Mag. Marina Pree-Candido abschließend. n

Interessierte Schulen

können Medien und Materi-

alien, die für den schulischen

Einsatz konzipiert sind, unter

www.auva.at/schulmedien

online bestellen.

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Info & Kontakt:MMag. iris Radler-Gollner [email protected]

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Netzwerke helfen, Veränderungsprozesse zu gestalten

M anchmal darf es auch ruhig eine nummer kleiner sein: das Mini-trampolin, auch

„rebounder“ genannt, benötigt im Gegensatz zu seinem großen Bruder im Garten nur wenig Platz, eignet sich daher als Ganzjahres-Fitnesstrainer für drinnen und draußen, für Jung und alt.

laut einer Studie der naSa wirken zehn Minuten trampolintraining wie eine halbe Stunde Joggen. durch die instabile Sprungmatte werden Zellen und Muskelfasern im gesamten Körper in Schwingung versetzt. das kräftigt nicht nur Knochen und Muskeln selbst, son-dern strafft auch gleich das Bindegewebe und regt zudem den Stoffwechsel an. das herz-Kreislaufsystem wird durch regel-mäßiges Schwingen stimuliert und das immun- und lymphsystem sowie die organfunktionen gestärkt. durch den ständigen Wechsel zwischen Be- und Entlastung unterstützt trampolin-springen wirkungsvoll den Entschla-ckungs- und Entgiftungsprozess, ver-

brennt überflüssige Fette. damit eignet sich der rebounder gerade jetzt im Frühling besonders auch als Wohnzimmer-trainingsgerät für Workout-Einheiten auf dem Weg zur som-merlichen Bikini- bzw. Bade hosen-idealfigur.

Verstärken lässt sich die trainings-effektivität, wenn man das trampolin-Schwingen mit Übungen aus dem klassi-schen Workout, Yoga oder Pilates kombiniert. n

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Untrainiert einfach loslegen

Vor allem die Rückenmusku­latur muss erst entsprechend

aufgebaut werden. Am Anfang sind kürzere Einheiten und

längere Regenerations­pausen sinnvoll.

KorreKte Haltung

Ein Ziel des Trampolinspringens ist die Stabilisierung der Wirbelsäule

durch die Stärkung der Rückenmusku-latur. Dafür muss die Wirbelsäule aber zuvor gerade ausgerichtet werden. Der

korrekten Haltung bei den Übungen sollte daher besonderes Augen-

merk geschenkt werden.

Fettverbrennung

Die Muskelaktivität führt zu einer vermehrten Sauerstoff-aufnahme, regt Stoffwechsel

und Fettverbrennung an.

Ältere Menschen

Die Gefahr eines Absturzes ist bei älteren Menschen höher, weil

Gleichgewichtsvermögen und Mus-kelkraft in der Regel eingeschränkt

sind. Es kann auch rascher zu Überanstrengungen, Austrock-

nung, Herz- oder Atem-störungen kommen.

Sport in Österreich. In dieser Serie stellen wir beliebte und weniger bekannte Sportarten vor. Den Fokus richten wir dabei jeweils auf deren Gesundheitspotenziale, betrachten aber auch mögliche Risikofaktoren.

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Das Trampolin ist mehr als nur ein trendiges Kindervergnügen. Gezielt trainiert, bringt der „Rebounder“ auch den erwachsenen Stoffwechsel ordentlich auf Trab.

In Form springen

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Koordinationstraining

Mit den passenden Übungen trainiert Trampolinspringen Kraft, Gleichgewicht,

Körperstabilität, Flexibilität und koordinativ-motorische Fähigkeiten. Bei Beachtung

entsprechender Vorsichtsmaßnahmen ist das Training damit gerade auch für ältere Menschen sinnvoll. Gelenke und Knochen

werden durch die schwingende Unter-lage geschont. So gibt es etwa ei-

gene Übungsprogramme für Arthritis-Patienten.

Muskeltraining

Durch die instabile Sprung-matte werden auch die kleinen

und willkürlichen Muskeln permanent gefordert, um das Gewicht auszubalancieren.

Risikofaktoren

Gesundheitliche Aspekte

www.händegut-allesgut.atEine Initiative der AUVA für mehr Sicherheit und Gesundheit.

Hände gut, alles gut!Handverletzungen sind die häufigste Folge von Unfällen – fast jeder

zweite Arbeitsunfall betrifft die Hand. Dabei könnten viele von ihnen vermieden werden! Es gibt viele Möglichkeiten, das Unfallrisiko

zu senken: Die Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sowie höchste Konzentration bei jedem Handgriff stehen dabei an erster Stelle!

Nicht mit so einem Messer rumgurken!