94
Masterarbeit Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index als Teil des Entlassungsmanagements eingereicht von Hanna Gallaun, BSc. Mat.Nr.: 9812292 zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science (MSc.) an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt am Institut für Pflegewissenschaft unter der Anleitung von Univ. Prof. Dr. Reinhard Ammer, MA, MBA, DBA, 1. Betreuer Mag. Dr. Monika Hoffberger, 2. Betreuerin Graz, im Feber 2010

Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

  • Upload
    others

  • View
    8

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

Masterarbeit

Die Notwendigkeit einer Implementierung des

BRASS-Index als Teil des Entlassungsmanagements

eingereicht von

Hanna Gallaun, BSc.

Mat.Nr.: 9812292

zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Science

(MSc.)

an der

Medizinischen Universität Graz

ausgeführt am

Institut für Pflegewissenschaft

unter der Anleitung von

Univ. Prof. Dr. Reinhard Ammer, MA, MBA, DBA, 1. Betreuer

Mag. Dr. Monika Hoffberger, 2. Betreuerin

Graz, im Feber 2010

Page 2: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

ii

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde

Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die

den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich

gemacht habe.

Graz, im Feber 2010 Hanna Gallaun, BSc.

Page 3: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

iii

Vorwort

Die Entscheidung, diese Masterarbeit über die Notwendigkeit der Implementierung des

BRASS-Index als Teil des Entlassungsmanagements zu verfassen, wurde deshalb ge-

troffen, weil der Übergang vom stationären Aufenthalt zur poststationären Betreuung in

Österreich, wie auch in vielen anderen Ländern, eine Vielzahl von Problemen beinhaltet

und dieser Übergang nicht immer ausreichend geplant ist. Die pflegerische Entlassungs-

planung gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn nur wenn die Entlassung durch die

Pflegenden gründlich vorbereitet wurde und sowohl die Patientin bzw. der Patient als

auch die Angehörigen für die poststationäre Versorgung geschult und informiert wurden,

ist es möglich, die Qualität der Versorgung auch weiterhin zu gewährleisten und Wieder-

einweisungen in das Krankenhaus zu vermeiden.

Um die an den Krankenhausaufenthalt anschließende poststationäre Phase zu bewältigen

wird folglich ein gezieltes und professionelles Entlassungsmanagement, das die Versor-

gungskette nach der Entlassung aus dem Krankenhaus auf adäquate und professionelle

Weise sicherstellt, benötigt. Für ein gelungenes Entlassungsmanagement bedarf es

außerdem eines allen wissenschaftlichen Gütekriterien entsprechenden

Assessmentinstruments. In der vorliegenden Arbeit wird der von Ann Blaylock und

Carolyn L. Cason entwickelte BRASS-Index, der in vielen österreichischen Kranken-

häusern im Einsatz ist, um den poststationären Versorgungsbedarf einzuschätzen und

somit ein gezieltes Entlassungsmanagement zu gewährleisten, auf seine Notwendigkeit

hin untersucht.

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich zum überwiegenden Teil mit den Themen

Entlassungsmanagement und Assessmentinstrumenten, insbesondere mit dem

Assessmentinstrument BRASS-Index, und geht der Frage nach, ob das Einschätzungs-

instrument BRASS-Index geeignet ist, um bei Patientinnen und Patienten jene heraus-

zufiltern, welche ein umfassendes Entlassungsmanagement benötigen. Um die Frage zu

beantworten, ob der BRASS-Index ein sinnvolles Instrument für die Entlassungsplanung

ist und wie Pflegende den BRASS-Index wahrnehmen, wurde ein Fragebogen entwickelt.

Dieser Fragebogen wurde im Anschluss von Pflegenden ausgefüllt, die den BRASS-Index

bereits im Pflegealltag anwenden, um den poststätionären Versorgungsbedarf einer

Patientin bzw. eines Patienten zu ermitteln.

Page 4: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

iv

Danksagungen

Zum Gelingen dieser Arbeit haben viele Personen beigetragen, einige von ihnen möchte

ich an dieser Stelle besonders erwähnen.

Diese Masterarbeit wurde an der Medizinischen Universität Graz unter der Anleitung von

Herrn Univ.Prof. Dr. Reinhard Ammer und Frau Mag. Dr. Monika Hoffberger erstellt. Aus

diesem Grund möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich für ihre engagierte Unter-

stützung während des Verfassens meiner Masterarbeit bedanken. Danke für ihre aufop-

fernde Betreuung und die Zeit, die sie sich für mich genommen haben.

Des Weiteren gebührt mein Dank Herrn Mag. Pichler und Herrn Oberpfleger Glawogger,

MSc., die mir bei der Fragebogenerstellung eine große Hilfe waren und mir ihr Wissen

über den BRASS-Index zur Verfügung stellten.

Ein besonderer Dank gebührt natürlich auch der großen Anzahl an Pflegenden, die mei-

nen Fragebogen zum BRASS-Index ausgefüllt haben. Sie haben mir nicht nur ihre Zeit

geschenkt, sondern mir durch ihre Mithilfe auch ihre Sichtweise zum BRASS-Index dar-

gelegt.

Page 5: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

v

Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung ................................................................................................... ii

Vorwort ............................................................................................................................. iii

Danksagungen.................................................................................................................. iv

Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................. v

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... vii

Grafikverzeichnis ............................................................................................................ viii

Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... ix

Zusammenfassung ........................................................................................................... xi

Abstract .......................................................................................................................... xiii

1 EINLEITUNG ............................................................................................................14

1.1 PROBLEMSTELLUNG UND RELEVANZ DES THEMAS .................................................14 1.2 FRAGESTELLUNG UND METHODIK .........................................................................15 1.3 AUFBAU DER MASTERARBEIT ................................................................................15

2 ALLGEMEINE ENTWICKLUNGEN UND RAHMENBEDINGUNGEN IM ÖSTERREICHISCHEN GESUNDHEITSWESEN .....................................................18

2.1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG ....................................................................18 2.1.1 Altersstruktur der Bevölkerung ....................................................................18 2.1.2 Gesellschaftliche Veränderungen bei Haushaltsformen und

Familienstrukturen .....................................................................................20 2.1.3 Rolle der Frau als pflegende Angehörige ....................................................21 2.1.4 Stationäre Aufnahmen, durchschnittliche Aufenthaltsdauer und

Entlassungen .............................................................................................22 2.2 GESUNDHEITSPOLITISCHE ASPEKTE......................................................................23

2.2.1 Finanzierung und Ausgaben des österreichischen Gesundheitssystems ....23 2.2.2 Modell der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) .........24

3 ENTLASSUNGSMANAGEMENT .............................................................................26

3.1 BEGRIFFSVERSTÄNDNIS PFLEGERISCHE ENTLASSUNGSPLANUNG UND

ENTLASSUNGSPROZESS .......................................................................................26 3.2 ZIEL DES ENTLASSUNGSMANAGEMENTS ................................................................27 3.3 ZIELGRUPPEN DES ENTLASSUNGSMANAGEMENTS ..................................................29 3.4 KERNAUFGABEN DES ENTLASSUNGSMANAGEMENTS UND BETEILIGTE IM

MULTIDISZIPLINÄREN ENTLASSUNGSPROZESS ........................................................32

4 EXPERTENSTANDARDS IN DER PFLEGE ............................................................34

4.1 BEGRIFFSVERSTÄNDNIS EXPERTENSTANDARD UND GRÜNDE FÜR DEN EINSATZ VON

EXPERTENSTANDARDS .........................................................................................34 4.1.1 Methodisches Vorgehen zur Entwicklung und Implementierung von

Expertenstandards .....................................................................................35 4.1.2 Nutzen und Schwierigkeiten bei der Anwendung von Expertenstandards ...36

4.2 DER EXPERTENSTANDARD „ENTLASSUNGSMANAGEMENT IN DER PFLEGE“ ..............37

Page 6: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

vi

4.2.1 Methodisches Vorgehen zur Entwicklung und Implementierung des Expertenstandards „Entlassungsmanagement in der Pflege“ .....................37

4.2.2 Inhalt und Aufbau des Expertenstandards „Entlassungsmanagement in der Pflege“ .......................................................................................................38

4.2.3 Vier Phasen des Entlassungsprozesses gemäß des Expertenstandards „Entlassungsmanagement in Pflege“ ..........................................................39

5 ASSESSMENT ALS TEIL DES EXPERTENSTANDARDS ......................................43

5.1 BEGRIFFSVERSTÄNDNIS UND GRÜNDE FÜR DEN GEGENWÄRTIGEN TREND BEI

ASSESSMENTINSTRUMENTEN................................................................................43 5.2 STANDARDISIERTE ASSESSMENTINSTRUMENTE .....................................................44

5.2.1 Nutzen von standardisierten Assessmentinstrumenten ...............................45 5.2.2 Grenzen von standardisierten Assessmentinstrumenten ............................46 5.2.3 Anforderungen an standardisierte Assessmentinstrumente aus

wissenschaftlicher Sicht .............................................................................47

6 BLAYLOCK-RISK-ASSESSMENT-SCREENING-SCORE (BRASS-INDEX) ...........50

6.1 ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES BRASS-INDEX ....................................................50 6.2 BESCHREIBUNG DES BRASS-INDEX .....................................................................50 6.3 GÜTEKRITERIEN DES BRASS-INDEX .....................................................................51 6.4 GRÜNDE FÜR DEN EINSATZ DES BRASS-INDEX .....................................................53

7 BEFRAGUNG VON PFLEGENDEN .........................................................................55

7.1 FRAGEBOGENENTWICKLUNG ................................................................................55 7.2 PRETEST .............................................................................................................55 7.3 DATENERHEBUNG ................................................................................................56

8 ERGEBNISSE DES FRAGEBOGENS .....................................................................57

8.1 TEIL 1: ANGABEN ZUR PERSON UND ZUM TÄTIGKEITSBEREICH ................................57 8.2 TEIL 2: FRAGEN ZUR EINFÜHRUNG DES BRASS-INDEX ..........................................59 8.3 TEIL 3: AUSSAGEN ZUM BRASS-INDEX .................................................................62 8.4 TEIL 4: FRAGEN ZUR ERHEBUNG DES BRASS-INDEX .............................................66 8.5 TEIL 5: FRAGEN ZU DEN VOR- UND NACHTEILEN DES BRASS-INDEX .......................72 8.6 BEZIEHUNGEN ZWISCHEN EINZELNEN FRAGESTELLUNGEN ......................................76

9 ZUSAMMENFASSUNG, DISKUSSION UND SCHLUSSBEMERKUNGEN .............80

10 LITERATURVERZEICHNIS......................................................................................85

11 ANHANG ..................................................................................................................89

Page 7: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

vii

Abkürzungsverzeichnis

a. a. O. am angeführten Ort

BRASS Blaylock-Risk-Assessment-Screening-Score

bzw. beziehungsweise

DNQP Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege

et al. und andere

€ Euro

f. folgende

ff. fortfolgende

GuKG Gesundheits- und Krankenpflegegesetz

LDF Leistungsorientierte Diagnose-Fallgruppe

LKF Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung

LKH Landeskrankenhaus

Mio. Million

Mrd. Milliarde

S. Seite

vgl. vergleiche

z. B. zum Beispiel

Page 8: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

viii

Grafikverzeichnis

Grafik 1: Geschlecht ......................................................................................................57

Grafik 2: Alter .................................................................................................................57

Grafik 3: Funktion ..........................................................................................................58

Grafik 4: Einsatzbereich .................................................................................................58

Grafik 5: Berufsdauer .....................................................................................................59

Grafik 6: Einführungsphase ............................................................................................59

Grafik 7: Probleme in der Einführungsphase ..................................................................60

Grafik 8: Einschulung .....................................................................................................60

Grafik 9: Weitere Schulungen bzw. Fortbildungen .........................................................61

Grafik 10: Ausfüllen ohne Schulung .................................................................................61

Grafik 11: Leiterin bzw. Leiter der Einführungsphase .......................................................62

Grafik 12: Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar .....................................................................62

Grafik 13: Einfacher und verständlicher Aufbau ...............................................................63

Grafik 14: Schnellerer Überblick über die Entlassungssituation .......................................64

Grafik 15: Geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein

Entlassungsmanagement benötigen................................................................65

Grafik 16: Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index ..................................................66

Grafik 17: Zusätzlicher Zeitaufwand .................................................................................66

Grafik 18: Weiteres Feld für zusätzliche Bemerkungen ....................................................67

Grafik 19: Alle 10 Bereiche beurteilbar .............................................................................68

Grafik 20: Schwierigkeiten bei der Beurteilung .................................................................68

Grafik 21: Bereiche, wo Schwierigkeiten auftreten ...........................................................69

Grafik 22: Gründe für Schwierigkeiten .............................................................................70

Grafik 23: Dieselbe Pflegeperson erhebt Anamnese und BRASS-Index ..........................70

Grafik 24: Personen, die zur Entlassungsplanung hinzugezogen werden ........................71

Grafik 25: Weiterer Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennbar .....................72

Grafik 26: Vorteile bzw. Nutzen des BRASS-Index ..........................................................72

Grafik 27: Nachteile des BRASS-Index ............................................................................73

Grafik 28: Verbesserungen am BRASS-Index notwendig ...............................................74

Grafik 29: Sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement ........................................75

Page 9: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

ix

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Geschlecht ....................................................................................................57

Tabelle 2: Alter ...............................................................................................................57

Tabelle 3: Funktion ........................................................................................................58

Tabelle 4: Einsatzbereich ...............................................................................................58

Tabelle 5: Berufdauer ....................................................................................................59

Tabelle 6: Einführungsphase .........................................................................................59

Tabelle 7: Probleme in der Einführungsphase................................................................60

Tabelle 8: Einschulung ...................................................................................................60

Tabelle 9: Weitere Schulungen bzw. Fortbildungen .......................................................61

Tabelle 10: Ausfüllen ohne Schulung ...............................................................................61

Tabelle 11: Leiterin bzw. Leiter der Einführungsphase .....................................................62

Tabelle 12: Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar ...................................................................62

Tabelle 13: Einfacher und verständlicher Aufbau .............................................................63

Tabelle 14: Schnellerer Überblick über die Entlassungssituation .....................................64

Tabelle 15: Geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein

Entlassungsmanagement benötigen .............................................................65

Tabelle 16: Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index ................................................66

Tabelle 17: Zusätzlicher Zeitaufwand ...............................................................................66

Tabelle 18: Weiteres Feld für zusätzliche Bemerkungen ..................................................67

Tabelle 19: Alle 10 Bereiche beurteilbar...........................................................................68

Tabelle 20: Schwierigkeiten bei der Beurteilung ...............................................................68

Tabelle 21: Bereiche, wo Schwierigkeiten auftreten .........................................................69

Tabelle 22: Gründe für Schwierigkeiten ...........................................................................70

Tabelle 23: Dieselbe Pflegeperson erhebt Anamnese und BRASS-Index ........................70

Tabelle 24: Personen, die zur Entlassungsplanung hingezogen werden ..........................71

Tabelle 25: Weiterer Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennbar ..................72

Tabelle 26: Vorteile bzw. Nutzen des BRASS-Index ........................................................72

Tabelle 27: Nachteile des BRASS-Index ..........................................................................73

Tabelle 28: Verbesserungen am BRASS-Index notwendig ..............................................74

Tabelle 29: Sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement .....................................73

Tabelle 30: Funktion – Zusätzlicher Zeitaufwand ............................................................73

Tabelle 31: Einsatzbereich – Alle 10 Bereiche beurteilbar ..............................................73

Tabelle 32: Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar – Alle 10 Bereiche beurteilbar ....................73

Page 10: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

x

Tabelle 33: Schnellerer Überblick für die Entlassungssituation – Sensibler für

den Bereich Entlassungsmanagement ………………………………….…….77

Tabelle 34: Schnellerer Überblick für die Entlassungssituation – Weiteren

Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennen ……………………..78

Tabelle 35: Berufsdauer – Weiteren Betreuungsbedarf auch ohne

BRASS-Index erkennen ……………..………....………………………….……78

Page 11: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

xi

Zusammenfassung

Die vorliegende Masterarbeit behandelt die Notwendigkeit der Implementierung des

BRASS-Index als Teil des Entlassungsmanagements und geht der Frage nach, ob der

BRASS-Index geeignet ist, um bei Patientinnen und Patienten jene herauszufiltern, wel-

che ein Entlassungsmanagement benötigen. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt

dieser Masterarbeit auf den Themen Entlassungsmanagement und Assessment-

instrumenten. Insbesondere wird der von Ann Blaylock und Carolyn L. Cason entwickelte,

aus zehn Items bestehende BRASS-Index, der in österreichischen Krankenhäusern im

Einsatz ist, um den poststationären Versorgungsbedarf einzuschätzen, näher erläutert.

Ein gut funktionierendes und ressourcenorientiertes Entlassungsmanagement verhindert

bei Patientinnen und Patienten den bekannten "Drehtüreffekt". Daher gilt es jene Instru-

mente zu definieren, welche unbedingt notwendig sind, um den Entlassungsprozess zu

optimieren. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Masterarbeit der BRASS-

Index auf die Notwendigkeit seines Einsatzes und auf seine Praxistauglichkeit hin über-

prüft.

Ziel des Entlassungsmanagements ist es, die Versorgungskette nach der Entlassung aus

dem Krankenhaus auf adäquate und professionelle Weise sicherzustellen. Zielgruppe des

hier behandelten Entlassungsmanagements sind alle Patientinnen und Patienten, die

einen umfassenden poststationären Betreuungs- und Versorgungsbedarf in thera-

peutischen, pflegerischen oder sozialen Belangen aufweisen. Um diesen Betreuungs- und

Versorgungsbedarf zu identifizieren, bedarf es geeigneter Assessmentinstrumente.

Assessmentinstrumente, die auch Teil des Expertenstandards „Entlassungsmanagement

in der Pflege“ sind, und mit deren Hilfe die Situation der Patientinnen und Patienten ein-

geschätzt wird, sind Grundlage einer evidenzbasierten und verantwortungsvollen Pflege-

praxis.

Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen im Gesundheitswesen

gewinnt das Thema Entlassungsmanagement immer mehr an Bedeutung. Die Sicher-

stellung der Versorgungskontinuität nach der Entlassung wird in der heutigen Pflegepraxis

immer bedeutsamer, da Patientinnen und Patienten aufgrund der verkürzten Verweildauer

manchmal mit noch bestehendem Pflege- und Versorgungsbedarf aus dem Krankenhaus

und somit in die kritische poststationäre Phase entlassen werden müssen.

Page 12: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

xii

Die Fragestellung, die in dieser Masterarbeit beantwortet werden soll, lautet: Ist der

BRASS-Index geeignet, um bei Patientinnen und Patienten jene herauszufiltern, welche

ein Entlassungsmanagement benötigen? Um diese Frage zu beantworten, und um

herauszufinden, ob der BRASS-Index ein sinnvolles Instrument für die Entlassungs-

planung ist und wie Pflegende dieses Assessmentinstrument beurteilen, wurden neben

einer umfassenden Literaturrecherche auch Pflegende, die den BRASS-Index bereits im

Pflegealltag verwenden mittels Fragebogen befragt.

Page 13: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

xiii

Abstract

The present master’s thesis examines the need for the implementation of the BRASS-

index as part of the discharge management and wants to answer the question whether the

BRASS-index is able to identify those female and male patients who are in need of

discharge management. For this reason the focus of this master’s thesis is on the topics

of discharge management and assessment instruments. Above all, the ten-item BRASS-

index developed by Ann Blaylock and Carolyn L. Cason, which is used in Austrian

hospitals to assess the need of post-discharge care, is described in more detail.

A well- functioning and resource-oriented discharge management system prevents the

well-known “revolving door effect” for female and male patients. For this reason it is vital

to define the instruments which are essential to optimize the discharge process. Thus, in

the present master’s thesis the necessity for and suitability of the BRASS-Index is

examined.

The aim of discharge management is it to guarantee the care chain after the female and

male patient’s discharge from hospital in an adequate and professional way. The

discharge management system discussed here is targeted at all female and male patients

in need of comprehensive post-stationary and post-treatment care in therapeutic, nursing

or social respects. To identify this need for suitable care assessment instruments are

required. Assessment instruments, which are also part of the expert standard “Discharge

management in the care” and are used in assessing the situation of female and male

patients, are fundamental to an evidence-based and responsible care practice.

Due to the social developments and changes in the health service the topic of discharge

management is gaining more and more significance. Ensuring the care continuity after the

patient’s discharge is becoming more and more important in today’s care practice,

because – due to the shortened period spent in hospital – sometimes female and male

patients still in need of nursing and care have to be discharged from hospital into a critical

post-stationary phase.

The question to be answered in this master’s thesis is: Is the BRASS-index suitable to

identify those female and male patients who are in need of discharge management? In

order to answer this question and to find out whether the BRASS-index is a meaningful

instrument for discharge planning and how caregivers judge this assessment instrument a

comprehensive literature search has been made and a survey has been conducted

among caregivers who already use the BRASS-index in the care practice.

Page 14: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

14

1 Einleitung

In der vorliegenden Einleitung werden die Problemstellung und die Relevanz des hier

behandelten Themas beschrieben. Des Weiteren werden die Fragestellung dieser

Masterarbeit und die zur Beantwortung gewählten Methoden dargestellt und im Anschluss

der Aufbau der Masterarbeit kurz geschildert.

1.1 Problemstellung und Relevanz des Themas

Die Entlassung aus dem Krankenhaus stellt ein relevantes Thema in der Gesundheits-

versorgung dar, denn mit der Entlassung beginnt die kritische Phase der poststationären

Betreuung. Der Übergang in diese Phase bringt viele Probleme mit sich, daher sollte

diese poststationäre Phase für die Patientin bzw. den Patienten und die Angehörigen

optimal gestaltet werden. Aufgrund der Tatsache, dass in vielen Ländern eine Lücke zwi-

schen der stationären und poststationären Versorgung existiert, ist es von besonderer

Relevanz, über ein gut funktionierendes und ressourcenorientiertes Entlassungsmanage-

ment zu verfügen, um bei Patientinnen und Patienten den bekannten „Drehtüreffekt“ zu

verhindern. Daher gilt es jene Instrumente zu definieren, welche unbedingt notwendig

sind, um den Prozess der Entlassung zu optimieren.

In der heutigen Zeit ist der Pflegebedarf aufgrund des Strukturwandels in der Gesellschaft

und aufgrund von Veränderungen im Gesundheitswesen gestiegen. Einerseits bedingt

durch den demographischen Wandel, der sich durch Veränderungen im Aufbau der

Bevölkerungsstruktur und durch den überproportional steigenden Anteil älterer, oft pflege-

bedürftiger Menschen zeigt, andererseits bedingt durch Fortschritte in der Medizin.

Parallel dazu existiert das Problem, dass in der heutigen Zeit Frauen für die Laienpflege in

der Familie nach der Entlassung der Patientin bzw. des Patienten aus dem Krankenhaus

aufgrund ihrer Berufstätigkeit in geringerer Anzahl zu Verfügung stehen als dies noch vor

Jahrzehnten der Fall war. Somit nehmen die Herausforderungen in der Pflege und der

Betreuung aufgrund der demographischen und gesellschaftlichen Entwicklungen immer

mehr zu.

Aber auch die Finanzierungsproblematik, der Kostendruck und immer höhere Qualitäts-

anforderungen stellen in der heutigen Gesundheitsversorgung große Probleme dar, da die

finanziellen, zeitlichen und personellen Ressourcen knapp sind. So zwingt beispielsweise

das LKF-System, das am 1. 1. 1997 in Kraft trat, die Krankenhäuser, den Krankenhaus-

aufenthalt wirtschaftlich und somit kostendeckend zu gestalten. Aber trotz der

Page 15: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

15

Einsparungen soll die beste medizinische und pflegerische Versorgung der Patientinnen

und Patienten dennoch gewährleistet werden. Jedoch werden Patientinnen und Patienten

oft vor ihrer vollständigen Genesung entlassen.

Mit Hilfe des Assessmentinstruments BRASS-Index, das Teil des Entlassungsmanage-

ments ist, wird der poststationäre Betreuungsbedarf der Patientin bzw. des Patienten

schon bei der Aufnahme eingeschätzt. Somit kann sicher zwischen Patientinnen bzw.

Patienten unterschieden werden, die einen poststationären Versorgungsbedarf haben und

somit einen Bedarf für ein Entlassungsmanagement zeigen oder keinen entsprechenden

Bedarf aufweisen. Aufgrund der Ressourcenknappheit und aufgrund der Tatsache, dass

die Entlassung aus dem Krankenhaus ein zentrales Thema darstellt, ist es in der heutigen

Pflegepraxis wichtig, über ein gut funktionierendes Entlassungsmanagement zu verfügen.

1.2 Fragestellung und Methodik

Das Ziel dieser Masterarbeit besteht darin, die Notwendigkeit des Einsatzes des BRASS-

Index als Instrument des Entlassungsmanagements zu konkretisieren und heraus-

zufinden, ob der BRASS-Index geeignet ist, jene Patientinnen und Patienten heraus-

zufiltern, welche ein Entlassungsmanagement benötigen.

Die Fragestellung, die in dieser Masterarbeit beantwortet werden soll, lautet: Ist der

BRASS-Index geeignet, um bei Patientinnen und Patienten jene herauszufiltern, welche

ein Entlassungsmanagement benötigen?

Als Methode zur Beantwortung der Fragestellung wurden eine Literaturrecherche und

eine Befragung von Pflegepersonen gewählt. Für die Literaturrecherche wurde in diversen

Datenbanken, Pflegezeitschriften, in Bibliotheken und Buchhandlungen in Graz und im

Internet nach aussagekräftigen und aktuellen Daten für das vorliegende Thema recher-

chiert. Zusätzlich zu den Literaturquellen wurden Pflegende mittels Fragebogen zum

BRASS-Index befragt, um zu erfahren wie Pflegende dieses Assessmentinstrument in der

Pflegepraxis wahrnehmen. Der entwickelte Fragebogen befindet sich im Anhang dieser

Arbeit. Die vorliegende Arbeit gliedert sich somit in einen theoretischen und einen prak-

tischen Teil.

1.3 Aufbau der Masterarbeit

Nachdem in der Einleitung eine Hinführung zum hier behandelten Thema stattfand und

sowohl die Fragestellung dieser Masterarbeit als auch die Methodik zur Beantwortung der

Page 16: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

16

Frage dargelegt wurden, folgt im Anschluss eine Disposition der weiteren Kapitel mit

jeweils kurzen Angaben zu deren Inhalten.

Das zweite Kapitel beschreibt die sich in den letzten Jahren stark veränderten gesell-

schaftlichen Entwicklungen und gesundheitspolitischen Aspekte in Österreich. Es wird

neben den Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung und den Veränderungen

bei den Haushalts- und Familienformen auch die Rolle der Frau als pflegende Angehörige

beschrieben. Des Weiteren wird auf die Zahl der stationären Aufenthalte, die durch-

schnittliche Aufenthaltsdauer und die Zahl der Entlassungen sowie auf die Finanzierung

und die Ausgaben des österreichischen Gesundheitssystems und auf das Modell der

leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) näher eingegangen.

Um die Relevanz des Themas Entlassungsmanagement zu beleuchten und um den

Bedarf eines strukturierten Entlassungsmanagements aufzuzeigen, werden im dritten

Kapitel die pflegerische Entlassungsplanung, aber auch das angestrebte Ergebnis, die

Zielgruppen und die Kernaufgaben des Entlassungsmanagements, aber auch die Betei-

ligten im multidisziplinären Entlassungsprozess näher erläutert.

Das vierte Kapitel der vorliegenden Masterarbeit widmet sich Expertenstandards und

besonders dem Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“, da dieses

evidenzbasierte Instrument dazu dient, die Qualität von Leistungen in der Pflege zu defi-

nieren, einzuführen und zu bewerten, um schließlich die Pflegequalität zu fördern.

Danach beschäftigt sich das fünfte Kapitel mit standardisierten Assessmentinstrumenten,

die dazu dienen die Situation von Patientinnen und Patienten einzuschätzen, um die

gewonnenen Informationen bei der Pflegeplanung zu berücksichtigen. Es werden neben

dem Begriffsverständnis und Gründen für den derzeitigen Trend bei

Assessmentinstrumenten sowohl der Nutzen als auch die Grenzen von standardisierten

Assessmentinstrumenten näher erläutert. Anschließend werden die aus wissenschaft-

licher Sicht verlangten Gütekriterien beleuchtet.

Darauf folgend wird im sechsten Kapitel das Assessmentinstrument BRASS-Index, seine

Entstehungsgeschichte und seine verlangten Gütekriterien ausführlich beschrieben.

Dieses aus zehn Items bestehende Assessmentinstrument für die Entlassungsplanung ist

sowohl reliabel als auch valide und zur Einschätzung des poststationären Versorgungs-

bedarfs geeignet. Zusätzlich werden Gründe für den Einsatz des BRASS-Index auf-

gezählt.

Page 17: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

17

In Kapitel sieben folgt der praktische Teil der vorliegenden Arbeit. Es werden die Frage-

bogenentwicklung, der Pretest und die Befragung von Pflegenden, die den BRASS-Index

anwenden, beschrieben um schließlich mit Hilfe des Fragebogens herauszufinden, ob der

BRASS-Index geeignet ist, um bei Patientinnen und Patienten jene herauszufiltern,

welche ein Entlassungsmanagement benötigen und um des Weiteren herauszufinden, wie

Pflegende den Einsatz dieses Einschätzungsinstruments sehen.

Danach beschäftigt sich das achte Kapitel mit den Ergebnissen des Fragebogens

„BRASS-Index“. Es werden sowohl die Ergebnisse der einzelnen Teile des Fragebogens

beschrieben als auch bereichsübergreifende Ergebnisse dargestellt.

In dem darauf folgenden Kapitel neun erfolgen abschließend eine kapitelübergreifende

Zusammenfassung, Diskussion sowie Schlussbemerkungen.

Am Ende der hier vorliegenden Masterarbeit befindet sich der Fragebogen „BRASS-

Index“ mit dem Pflegende zum Assessmentinstrument BRASS-Index befragt wurden.

Page 18: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

18

2 Allgemeine Entwicklungen und Rahmenbedingun-

gen im österreichischen Gesundheitswesen

Im folgenden Kapitel werden aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen in Österreich und

gesundheitspolitische Rahmenbedingungen im österreichischen Gesundheitswesen dar-

gestellt. Sowohl die veränderte Bevölkerungsstruktur, charakterisiert durch die steigende

Anzahl älterer, oft pflegebedürftiger Menschen, als auch die veränderte Familienstruktur

und die Tatsache, dass Frauen in der heutigen Gesellschaft aufgrund ihrer Berufstätigkeit

nicht mehr in vollem Umfang für die poststationäre Betreuung zur Verfügung stehen,

stellen Herausforderungen für die pflegerische Entlassungsplanung dar und werden in

diesem Kapitel näher beschrieben. Des Weiteren wird auf die Zahl der stationären

Aufenthalte, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die Zahl der Entlassungen, aber auch

auf die Finanzierung und die Ausgaben des österreichischen Gesundheitssystems einge-

gangen. Abschließend wird das Modell der leistungsorientierten Krankenanstalten-

finanzierung (LKF), das der Abrechnung des tatsächlich erbrachten Leistungsgeschehens

dient, näher beleuchtet.

2.1 Gesellschaftliche Entwicklung

2.1.1 Altersstruktur der Bevölkerung

Um 1900 lebten in Österreich ziemlich genau 6 Mio. Menschen. Anfang 2008 stieg die

Bevölkerung Österreichs auf 8,3 Mio. an. Laut Prognose dürfte im Jahre 2050 die 9 Millio-

nen-Marke überschritten sein und 9,5 Mio. Erdenbürgerinnen und Erdenbürger in Öster-

reich leben. Österreich befindet sich im EU-Vergleich der Altersstruktur im Mittelfeld. Von

den 8,3 Mio. Personen, die 2008 in Österreich lebten, waren 1,3 Mio. (15,3 %) unter

15 Jahren. Die erwerbstätige Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren machte 2008 5,6 Mio.

(67,5 %) aus. 1,4 Mio. (17,1 %) Bürgerinnen und Bürger waren 65 Jahre oder älter und

befanden sich somit im Pensionsalter. Diese Altersgruppe wird zukünftig zahlenmäßig

weiter drastisch ansteigen.1

Die Bevölkerung in unserem Land wird immer älter, da die Lebenserwartung in den ver-

gangenen Jahrzehnten stark angestiegen ist. 2007 lag die Lebenserwartung für Frauen

bei der Geburt bei 82,87 Jahren und für Männer bei 77,34 Jahren. Im EU-Vergleich befin-

det sich die Lebenserwartung sowohl für Männer als auch für Frauen im ersten Drittel.2

1 vgl. Statistik Austria (Hrsg.) (2008), S. 12 ff.

2 vgl. a. a. O., S. 100.

Page 19: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

19

Ein Vergleich der Bevölkerung Österreichs zwischen 1900 und 2008 zeigt, dass die

Gruppe der Menschen unter 15 Jahren seit 1900 kleiner wurde, während die der Perso-

nen im Erwerbsalter von 15 bis 64 Jahren gewachsen ist. Bei den 65-jährigen und älteren

Menschen gab es seit 1900 einen drastischen Anstieg. Besonders ausgeprägt ist der

zahlenmäßige Anstieg bei Personen, die 75 Jahre oder älter sind.3

Die Änderungen im Altersaufbau der Bevölkerung bewirken, auf lange Sicht gesehen,

eine Verlagerung der Relationen zwischen den Generationen der österreichischen Bevöl-

kerung und führen folglich zu einer Änderung des Anteils von Erwerbstätigen und des

Anteils von Personen, die von der arbeitsfähigen Bevölkerung zu erhalten sind. Bevöl-

kerungsstatistiken belegen, dass immer mehr alte Menschen mit einer immer höheren

Lebenserwartung einer geringeren Zahl junger und somit erwerbstätiger Menschen

gegenüberstehen.

Aber nicht nur die Tatsache, dass in Österreich immer mehr ältere, oft pflegebedürftige

Menschen leben, sondern auch der Wandel im Krankheitsspektrum beinhaltet Probleme

für die Pflege insgesamt, aber auch für die Entlassungsplanung und die poststationäre

Betreuung. Veränderungen im Krankheitsspektrum, bedingt durch die demographischen

Entwicklungen sind vor allem durch die Zunahme von chronischen Erkrankungen, Multi-

morbidität und Altersdemenz charakterisiert und stellen große Herausforderungen für die

Pflege dar.4

Zur Bevölkerungszahl Österreichs kann gesagt werden, dass diese fast zur Gänze durch

Zuwanderung wächst, da die Bilanz aus Geburten und Sterbefällen beinahe ausgeglichen

ist. Von den 8,3 Mio. in Österreich Anfang 2008 lebenden Menschen waren 10,3 % aus-

ländische Staatsangehörige. 1981 lag die Ausländerzahl noch bei 3,8 % der Gesamt-

bevölkerung.5 Da die Zahl der Migrationen gestiegen ist und auch noch weiter steigen

wird, beeinflusst dies auch die Entlassungsplanung, da bei den in Österreich lebenden

ausländischen Staatsangehörigen bei der Entlassungsplanung ihre kulturellen und

sprachlichen Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen. Vor allem in der ersten Gene-

ration der Migranten fehlen deutsche Sprachkenntnisse und es besteht meist ein anderes

Verständnis von Gesundheit und Krankheit als in der hiesigen Bevölkerung. Weiters findet

3 vgl. Statistik Austria (2007), www.statistik.at, [Zugriff am 20.06.2009].

4 vgl. Gittler-Hebestreit, N. (2006), S. 12.

5 vgl. Statistik Austria (Hrsg.) (2008), S. 20.

Page 20: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

20

man bei ausländischen Staatsangehörigen meist eine andere Einstellung zur Pflege von

Familienangehörigen. All dies muss bei der Entlassungsplanung berücksichtigt werden.6

2.1.2 Gesellschaftliche Veränderungen bei Haushaltsformen und Familien-

strukturen

Die in Österreich 2007 lebenden Erdenbürgerinnen und Erdenbürger wohnten in 3,53 Mio.

Privathaushalten mit unterschiedlichen Haushaltstypen. Nur ungefähr 100.000 Personen

lebten in Anstalten und Gemeinschaftsunterkünften, zum vorwiegenden Teil in

Pensionistenheimen. Unter den 3,5 Mio. Privathaushalten befanden sich 2007 1,2 Mio.

Einpersonenhaushalte. Diese allein lebenden Menschen, die 15 % der Gesamtbevöl-

kerung ausmachten, waren zum Großteil ältere Menschen, vor allem verwitwete Frauen

und nicht, wie oft vermutet, junge Singles.

Unter den Haushalten mit mehr als einer Person befanden sich 2007 2,31 Mio. Familien.

Zu den Familien zählen neben den verheiratet oder unverheiratet zusammenlebenden

Paaren sowohl jene mit Kindern als auch jene ohne Kinder sowie allein erziehende

Elternteile mit ihren Kindern. Von den 890.000 kinderlosen Paaren, die 2007 in unserem

Land lebten, waren der größere Teil ältere Paare, deren Kinder den gemeinsamen Haus-

halt bereits verlassen hatten und nur ein geringer Teil junge und noch kinderlose Paare.7

Nicht nur bei der Altersstruktur, sondern auch bei der Familienstruktur gab es seit 1961

Veränderungen. So ist die Zahl der Familien insgesamt von 1961 (1,85 Mio.) bis 2007

(2,31 Mio.) gestiegen, sowohl bei Familien mit Kindern als auch bei kinderlosen Familien.

Jedoch ist die Zahl der Familien mit vier oder mehr Kindern seit 1961 rückläufig. Während

die Anzahl der Ehepaare gesunken ist, ist die Zahl der Paare, die unverheiratet

zusammen leben, seit 1961 gestiegen. Einen sehr drastischen Anstieg verzeichnen auch

die Lebensgemeinschaften, deren Anzahl von 1971 bis 2001 um das Vierfache

gewachsen ist.8

Bezüglich der Einpersonenhaushalte innerhalb der Privathaushalte und der Haushalts-

größe kann gesagt werden, dass die Einpersonenhaushalte im Laufe der Jahre zahlen-

mäßig gestiegen sind, während die Haushaltsgröße ziffernmäßig gesunken ist.9

6 vgl. Dangel, B. (2004), S. 62 f.

7 vgl. Statistik Austria (Hrsg.) (2008), S. 22.

8 vgl. Statistik Austria (2009), www.statistik.at, [Zugriff am 20.06.2009].

9 vgl. a. a. O.

Page 21: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

21

Für die poststationäre Phase nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und aufgrund

der Tatsache, dass viele Menschen mit zunehmendem Alter ihr tägliches Leben nicht

mehr selbständig bewältigen können, ist es wesentlich, dass trotz der Veränderungen bei

den Haushaltsformen bzw. Familienformen soziale Unterstützungsnetzwerke über die

Haushaltsgrenzen hinweg bestehen. Aufgrund der Modernisierung unserer Gesellschaft

haben sich die traditionellen sozialen Unterstützungsnetzwerke dahingehend verändert,

dass nicht nur Familienangehörige oder nahe Verwandte sondern auch nicht zur Familie

gehörende Personen Patientinnen und Patienten nach der Entlassung unterstützen und

pflegen, da der Anteil von z. B. Alleinstehenden, Verwitweten oder kinderlosen Ehepaaren

im höheren Alter kontinuierlich wächst.10

2.1.3 Rolle der Frau als pflegende Angehörige

Die steigende Quote von berufstätigen Frauen stellt ein weiteres Problem bei der post-

stationären Betreuung dar, da diesen Frauen aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit weniger Zeit

für Unterstützungsfunktionen der Patientin bzw. des Patienten nach der Entlassung zur

Verfügung steht. Die Tatsache, dass Frauen in der heutigen Zeit zahlenmäßig immer

häufiger im Berufsleben stehen, ist dadurch erkennbar, dass die Frauenarbeitsquote im

Haupterwerbsalter von 25 bis 49 Jahren im Jahre 2007 bei 78 % lag. In Österreich waren

2007 81,2 % der Frauen und nur 55,3 % der Männer im Dienstleistungssektor, zu dem

auch das von Frauen dominierte Gesundheitswesen zählt, beschäftigt.11

Die Funktion der Hauptpflegeperson wird in den meisten Fällen von einem nahen

Familienmitglied übernommen, wobei die wichtigsten Personen in der Pflegekonstellation

die (Ehe-) Partnerin bzw. der (Ehe-) Partner oder die Tochter ist. Drei Viertel aller pfle-

genden Angehörigen sind Frauen. Durch den zahlenmäßigen Anstieg der Frauen die im

Berufsleben stehen und aufgrund des Umstands, dass Frauen neben ihrer Erwerbs-

tätigkeit sich meist zusätzlich um die üblichen Familienangelegenheiten und um die

Kindererziehung kümmern, sind Frauen mit der Pflege von Patientinnen und Patienten

nach der Entlassung aus dem Krankenhaus in der heutigen Gesellschaft in größerem

Umfang belastet als Männer dies sind. Im Vergleich zur Betreuung von Kindern ist die

Pflege eines unterstützungsbedürftigen Erwachsenen unkalkulierbarer und nimmt im

Laufe der Zeit eher noch zu. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass Frauen, welche in

der poststationären Phase die Aufgaben einer pflegenden Angehörigen wahrnehmen,

selbst aufgrund der zusätzlichen Belastungen erkranken.12

10

vgl. Gittler-Hebestreit, N. (2006), S. 12 f. 11

vgl. Statistik Austria (Hrsg.) (2008), S. 42. 12

vgl. Dörpinghaus, S. et al. (2008), S. 139 ff.

Page 22: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

22

2.1.4 Stationäre Aufnahmen, durchschnittliche Aufenthaltsdauer und

Entlassungen

Auch bei den stationären Aufnahmen, der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer und bei

den Entlassungen gab es in den letzen Jahren Veränderungen. Im Jahr 2006 wurden 96,2 %

der stationären Aufenthalte in 191 Akutkrankenhäusern und somit nur 3,8 % in den

weiteren Versorgungssektoren Langzeitversorgung, Rehabilitation und Kur versorgt.

Zahlenmäßig bedeutet dies, dass im Jahre 2006 2.583.544 stationäre Aufenthalte in

Akutkrankenhäusern und 102.976 stationäre Aufenthalte in den restlichen Versorgungs-

sektoren stattfanden.

Die Zahl der stationären Aufnahmen in Akutkrankenhäusern ist im Zeitraum von 1989

(1.666.864) bis 2006 (2.583.544) somit um 55 % gestiegen. Die Null-Tagesfälle, das sind

jene Fälle, die am Tag der stationären Aufnahme vor Mitternacht wieder aus dem Akut-

krankenhaus entlassen werden, haben sich seit 1989 sogar um das Fünffache gesteigert.

Dagegen hat die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 1989 (11 Tage) bis 2006

(6,9 Tage) kontinuierlich abgenommen. Dieser Trend ist auch bei der Eingrenzung der

stationären Aufenthalte mit einer Aufenthaltsdauer von einem Tag bis zu 28 Tagen

deutlich erkennbar. Diese hier dargestellten Zu- und Abnahmen gelten nicht nur für das

Akutkrankenhaus, sondern auch für alle anderen Versorgungssektoren.

Bei den Spitalsentlassungen von Patientinnen und Patienten mit österreichischem Wohn-

sitz aus Akutkrankenhäusern zeigt sich, dass Unterschiede je nach Geschlecht und

Altersgruppe existieren. Insgesamt kann gesagt werden, dass seit 1997 aufgrund des

Aufbaus der Bevölkerung um 20 % mehr Krankenhausentlassungen Frauen betrafen als

Männer. Ab einem Alter von 80 Jahren steigt dieser Unterschied zwischen Frauen und

Männern sogar um das Doppelte an. Aber auch im Alter von 25 bis 34 Jahren gibt es auf-

grund von Geburten fast doppelt so viele Krankenhausentlassungen bei Frauen als bei

Männern.13

13

vgl. Statistik Austria (2008), www.statistik.at, [Zugriff am 30.06.2009].

Page 23: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

23

2.2 Gesundheitspolitische Aspekte

2.2.1 Finanzierung und Ausgaben des österreichischen Gesundheitssystems

Die Finanzierung der Gesundheitsausgaben ist in Österreich pluralistisch, da unterschied-

liche Finanzierungsquellen existieren. Im Jahr 2004 finanzierte die soziale Kranken-

versicherung als Hauptfinancier 45,3 % der Gesundheitsausgaben. Seit 1995 ist dieser

Anteil annähernd konstant geblieben. Aus Steuern wurden im Jahr 2004 25,1 % der

Kosten abgedeckt, wobei der Steueranteil seit 1995 von allen Finanzierungsquellen

anteilsmäßig am stärksten gesunken ist. Somit wurden 70,4 % der Gesundheitsausgaben

2004 öffentlich finanziert. Private Haushalte, deren Finanzierungsanteil seit 1995 gesun-

ken ist, trugen im Jahre 2004 25 % zu den Gesundheitsausgaben unseres Landes bei,

und auf Investitionen, deren Finanzierungsanteil seit 1995 annähernd gleich blieb, fielen

die restlichen 4,6 %.

Die soziale Krankenversicherung deckt das Krankheitsrisiko von fast 98 % der öster-

reichischen Bevölkerung ab, da der überwiegende Teil der Bürgerinnen und Bürger unse-

res Landes entweder selbst krankenversichert ist, oder kostenlos bei einem Familien-

mitglied mitversichert ist. Von den 24 in Österreich bestehenden Sozialversicherungs-

trägern sind 21 Krankenversicherungsträger, zwischen denen aufgrund der Versiche-

rungspflicht kein Wettbewerb besteht. Die in Österreich bestehenden Sozial-

versicherungsträger sind nach Berufsgruppen, Personengruppen und/oder regional

strukturiert.

Durch die Zahlung des monatlichen Versicherungsbeitrages, der einen gewissen Prozent-

satz des Bruttoeinkommens ausmacht, erhält die Versicherte bzw. der Versicherte einen

Rechtsanspruch auf Behandlung. Die Versicherungsbeiträge für die Krankenversicherung,

die in den verschiedenen Versicherungsgruppen unterschiedlich hoch sind, betrugen

2005 zwischen 7,1 und 9,1 % der Beitragsgrundlage, wobei aber eine Höchstbeitrags-

grundlage existiert. Unabhängig von der Höhe des einkommensabhängigen Beitrages tritt

bei direkt Versicherten, deren Angehörigen und Kindern der Versicherungsschutz, der aus

Sach- und Geldleistungen besteht, bei Krankheit, krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit,

Mutterschaft oder bei Gesundheitsvorsorgeleistungen in Kraft.14

14

vgl. Hofmarcher, M. M. / Rack, H. M. (2006), S. 75 ff.

Page 24: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

24

In der sozialen Krankenversicherung gilt das Solidaritätsprinzip. Darunter ist zu verstehen,

dass einerseits entsprechend der vertikalen Gerechtigkeit Personen gemäß ihrer finanzi-

ellen Möglichkeiten Beiträge zahlen und andererseits entsprechend der horizontalen

Gerechtigkeit alle Personen die einen Versorgungsbedarf aufweisen, gemäß ihrer

ökonomischen und familiären Situation gleich behandelt werden sollen. Die soziale

Krankenversicherung, als wichtigste Finanzierungsquelle des Gesundheitswesens, bietet

eine Vielzahl von Leistungen an. Das Leistungsspektrum umfasst die haus- und fachärzt-

liche Behandlung im ambulanten Sektor, Krankenhausversorgung, medizinische Haus-

krankenpflege, medizinische Rehabilitation, Mutterschafts- und Krankengeldleistungen,

Kuren, Früherkennung von Krankheiten und Gesundheitsförderung, aber auch Heilmittel,

Heilbehelfe, Hilfsmittel, Zahnbehandlung und Zahnersatz.

Die Gesamtausgaben der sozialen Krankenversicherung sind seit 1970 von 0,86 Mrd. €

um das Dreizehnfache auf 11,02 Mrd. € im Jahre 2003 gestiegen. In den drei Hauptaus-

gabenbereichen der sozialen Krankenversicherung waren die absoluten Zuwächse

zwischen 1970 und 2003 am stärksten ausgeprägt und betrugen in der Krankenhaus-

versorgung 2,9 Mrd. €, bei der ärztlichen Hilfe und gleichgestellten Leistungen 2,5 Mrd. €

und bei den Arzneimitteln 2,2 Mrd. €.15

2.2.2 Modell der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF)

Im März 1996 kam es zu einer Gesundheitsreform, die zu einer Richtungsänderung im

Gesundheitssystem führte. Die Reform sollte dazu dienen, einerseits das Qualitäts-

management und die Qualitätssicherung zu verstärken und andererseits die steigenden

Kosten im österreichischen Gesundheitswesen einzudämmen. Am 1. 1. 1997 traten die

bundes- und landesgesetzlichen Regelungen des neuen Modells der leistungsorientierten

Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) in Kraft. Im LKF-System ist nunmehr nicht die Dauer

des Krankenhausaufenthaltes der Patientin bzw. des Patienten für die Abrechnung der

stationären Krankenhauskosten von Bedeutung, sondern die tatsächlich erbrachten

Leistungen.16

Das LKF-System ermöglicht als Fallpauschalierung die Abrechnung des tatsächlich

erbrachten Leistungsgeschehens. In den vorherigen Modellen, wie auch im Modell 2009

existieren für die Vergütung von Krankenhäusern zwei Finanzierungsbereiche. Erstens

15

vgl. a. a. O., S. 86 f. 16

vgl. Tazi-Preve, I. M. et al. (1999), S. 66

Page 25: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

25

der bundesweit einheitlich gestaltete LKF-Kernbereich und zweitens der länderweise

gestaltbare LKF-Steuerungsbereich.17

Im LKF-Kernbereich erfolgt die Bepunktung des stationären Krankenhausaufenthalts

gemäß leistungsorientierter Diagnose-Fallgruppen (LDF) inklusive spezieller

Bepunktungsregelungen. Dabei wird österreichweit den LDF eine einheitliche Punktezahl

zugeordnet. Aufgrund von Erfahrungen aus der Praxis wird der LKF-Kernbereich seit

1997 kontinuierlich weiterentwickelt, aktualisiert und jährlich einer Revision unterzogen.

Ergebnisse, die in den Jahren von 2005 bis 2007 aufgrund von Kalkulationen der LDF-

Pauschalen gemeinsam mit Referenzkrankenhäusern ermittelt wurden, sind im Modell

2009 berücksichtigt worden. Änderungen im LKF-Kernbereich, die jeweils mit 1. 1. des

jeweiligen Jahres in Kraft treten, sollen auf Wartungsmaßnahmen beschränkt sein, die

aus medizinischer und ökonomischer Sicht erforderlich sind.

Im Gegensatz zum LKF-Kernbereich kann im länderweise gestaltbaren LKF-Steuerungs-

bereich bei der leistungsorientierten Mittelzuteilung aus den Landesgesundheitsfonds die

spezielle Versorgungsfunktion der einzelnen Krankenhäuser in den neun Bundesländern

berücksichtigt werden. Im LKF-System werden bei den besonderen Versorgungs-

funktionen Zentralversorgung, Schwerpunktversorgung, Krankenhäuser mit speziellen

fachlichen Versorgungsfunktionen und Krankenhäuser mit speziellen regionalen Versor-

gungsfunktionen unterschieden. Die damit verbundenen unterschiedlichen Versorgungs-

aufträge, aber auch die personelle und apparative Ausstattung der Krankenhäuser,

können somit auch bei der leistungsorientierten Mittelzuteilung aus den Landesgesund-

heitsfonds berücksichtigt werden.18

17

vgl. Hofmarcher, M. M. / Rack, H. M. (2006), S. 192. 18

vgl. BMGFJ (Hrsg.), (2008), S. 5 f.

Page 26: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

26

3 Entlassungsmanagement

Im folgenden Kapitel wird ein Überblick über das Entlassungsmanagement gegeben. Es

wird auf die Begriffsvielfalt im Zusammenhang mit Entlassungsmanagement eingegangen

und Ziele, Zielgruppen und Kernaufgaben des multiprofessionellen Entlassungs-

managements werden vorgestellt. Da der Übergang vom Krankenhaus in ein anderes

Versorgungssetting mit verschiedenen Risiken behaftet ist, ist es ohne ein funktionie-

rendes Entlassungsmanagement nicht möglich, die Versorgungskette nach der Entlas-

sung aus dem Krankenhaus aufrecht zu erhalten.

3.1 Begriffsverständnis pflegerische Entlassungsplanung

und Entlassungsprozess

Anfangs muss erwähnt werden, dass verschiedene Begriffe im Zusammenhang mit

Entlassungsmanagement bestehen. In der Literatur existieren mehrere Begrifflichkeiten

für die Verlegung der Patientin bzw. des Patienten von einer Institution des Gesundheits-

wesens in eine andere Institution oder für die Entlassung in die häusliche Pflege. Die

bekanntesten Begriffe, die meist aus den Wörtern „Pflege“ und „Überleitung“ bestehen,

lauten z. B. Pflege-Überleitung, Übergangspflege oder Überleitungspflege, aber auch der

Ausdruck Brückenpflege wird oft verwendet. Heute werden für die pflegerischen Aktivitä-

ten der Versorgungsintegration oft Begriffe wie Entlassungsmanagement oder pflege-

rische Entlassungsplanung verwendet. Diese zwei zuletzt genannten Bezeichnungen

werden auch im Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“ verwendet.

Alle hier genannten Begrifflichkeiten bezeichnen, obwohl ihre Definitionen recht unter-

schiedlich sind, denselben Sachverhalt und beziehen sich auf die Verlegung der Patientin

bzw. des Patienten aus dem Krankenhaus in eine weiterversorgende Einrichtung bzw. in

die häusliche Pflege.19

Unter dem Prozess der pflegerischen Entlassungsplanung werden alle pflegerischen

Tätigkeiten subsumiert, die bei der Verlegung der Patientin bzw. des Patienten von einer

Gesundheitseinrichtung in eine andere oder bei der Entlassung des Patienten in die häus-

liche Pflege verrichtet werden. Mithilfe der pflegerischen Entlassungsplanung, die syste-

matisch und fachlich begründet und sowohl professionsübergreifend als auch ein-

richtungsübergreifend über alle Versorgungsgrenzen hinweg stattfindet, wird der Versor-

gungsbedarf einer Patientin bzw. eines Patienten für die Zeit nach der Entlassung ermit-

telt. Entlassungsmanagement ist keineswegs als „neue“ Aufgabe in der Pflege zu sehen,

19

vgl. Döringhaus, S. et al. (2008), S. 27 ff.

Page 27: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

27

denn die geplante Überleitung der Patientin bzw. des Patienten von einem Versorgungs-

setting in ein anderes existiert im deutschsprachigen Raum schon seit vielen Jahren und

im Rahmen des Pflegeprozesses wurde die Entlassungsplanung schon immer praktiziert.

Durch die geplante Überleitung soll vermieden werden, dass es zu Versorgungsbrüchen

kommt, da eine Lücke zwischen stationärer und poststationärer Betreuung besteht. Falls

ein poststationärer Unterstützungsbedarf besteht, soll eine kontinuierliche, individuelle

und bedarfsgerechte Pflege auch nach der Entlassung gegeben sein und Brüche in der

Versorgung vermieden werden.20

Pflegende nehmen aufgrund ihres ausgeprägten Kontakts zur Patientin bzw. zum Patien-

ten und den Angehörigen eine Schlüsselrolle im multiprofessionellen Entlassungsprozess

ein. Die mit der Entlassungsplanung verbundenen pflegerischen Handlungen haben in der

Pflegepraxis und in der Ausbildung oft einen geringen Stellenwert, da vielfach die Auffas-

sung vertreten wird, dass sich pflegerische Tätigkeiten auf ursprüngliche pflegerische

Aufgaben wie z. B. auf die Körperpflege oder auf die Mobilisation der Patientin bzw. des

Patienten beschränken sollen. Auch werden die für die Entlassungsplanung erforderlichen

Kompetenzen in der Ausbildung nur in geringem Umfang vermittelt. In der heutigen

Pflegepraxis besteht zwar die Verpflichtung zur Dokumentation, jedoch sind daraus nicht

immer die Fähigkeiten, Ressourcen und Probleme der Patientin bzw. des Patienten

erkennbar. Dies ist jedoch die Voraussetzung für einen gelungenen Entlassungs-

prozess.21

3.2 Ziel des Entlassungsmanagements

Ziel des Entlassungsmanagements ist es, die Versorgungskette nach der Entlassung aus

dem Krankenhaus lückenlos und sowohl auf adäquate als auch auf professionelle Weise

sicherzustellen. Um dies zu erreichen zielt die Entlassungsplanung darauf ab, Patientin-

nen und Patienten und deren Angehörigen Lösungsmöglichkeiten für ihre Gesundheits-

probleme zur Verfügung zu stellen. Dabei ist es besonders wichtig, dass für die Entlas-

sung der Patientin bzw. des Patienten verschiedene Berufsgruppen zusammenarbeiten

und nicht nur Patientinnen und Patienten die einen poststationären Versorgungsbedarf

aufweisen, sondern auch deren Betreuungspersonen und Bezugspersonen in die Entlas-

sungsplanung einbezogen werden und ihnen alle relevanten Informationen bezüglich der

poststationären Betreuung zur Verfügung gestellt werden. Nur so können Versorgungs-

20

vgl. Goetze, H. J. (2004), S. 730 ff. 21

vgl. Dangel, B. (2004), S. 49.

Page 28: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

28

brüche im Anschluss an den stationären Aufenthalt und Wiedereinweisungen, die aus

Versorgungsbrüchen resultieren, vermieden werden.22

Pflegerische Entlassungsplanung zielt darauf ab, eine angemessene, individuelle, konti-

nuierliche und sowohl bedarfs- als auch bedürfnisgerechte Versorgung der Patientin bzw.

des Patienten auf Basis pflegefachlicher Erkenntnisse zu gewährleisten, falls die Patientin

bzw. der Patient nach dem stationären Krankenhausaufenthalt noch nicht vollkommen

geheilt oder pflegebedürftig ist. Pflegerische Entlassungsplanung ist einerseits Ausdruck

der Qualität der pflegerischen Versorgung, da mithilfe einer funktionierenden Entlas-

sungsplanung die patientinnen- bzw. patientenorientierte Pflege auch in der poststatio-

nären Phase sichergestellt wird, und so des weiteren Wiedereinweisungen der Patientin

bzw. des Patienten unterbunden werden, andererseits ist eine gut funktionierende pflege-

rische Entlassungsplanung förderlich, um Versorgungsbrüche an so genannten Schnitt-

stellen, wo sich Probleme manifestieren könnten, zu umgehen. Jede Schnittstelle bein-

haltet die Gefahr von Informationsverlusten, da z. B. bestimmte Informationen nicht über-

mittelt werden, da diese als nicht relevant betrachtet oder als bekannt vorausgesetzt wer-

den. Um Informationsverluste zu vermeiden, bedarf es einer ordnungsgemäßen Doku-

mentation.

Es existieren einerseits Schnittstellen, die Patientinnen und Patienten und deren Angehö-

rige direkt betreffen, aber auch andere, für die Kontinuität der Versorgung relevante

Schnittstellen. Zur Schnittstellenproblematik gehört beispielsweise die Kommunikation mit

Kostenträgern wie z. B. mit den Krankenkassen oder den Unfallversicherungen, aber

auch die Information und Kommunikation mit Dienstleistern wie z. B. den Pflegehilfsmittel-

lieferanten. Eine weitere Schnittstelle, wo Probleme entstehen können, ergibt sich bei der

Kooperation mit Einrichtungen der gesundheitlich-sozialen Versorgung wie z. B. mit den

ehrenamtlichen Diensten. Daneben gibt es die zuvor schon erwähnten Schnittstellen, die

Patientinnen und Patienten und deren Angehörige direkt betreffen. Darunter fallen der

Wechsel der Einrichtung, z. B. vom Krankenhaus in eine Rehabilitationsklinik oder der

Wechsel des Versorgungssektors etwa zwischen ambulanter und stationärer Einrichtung.

Ursachen für Schnittstellen können auch durch mangelnden Informationsaustausch mit

anderen Berufsgruppen aufgrund von Beschränkung auf den eigenen Arbeitsbereich ent-

stehen oder wenn pflegende Angehörige unzureichend für die poststationäre Betreuung z.

B. in Bezug auf die Anwendung von Pflegetechniken geschult oder beraten wurden.

22

vgl. Döringhaus, S. et al. (2008), S. 29 f.

Page 29: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

29

Diesen Schnittstellenproblemen und Versorgungsbrüchen soll durch ein gezieltes Entlas-

sungsmanagement vorgebeugt werden.23

3.3 Zielgruppen des Entlassungsmanagements

Zielgruppe des Entlassungsmanagements sind alle Patientinnen und Patienten, die einen

umfassenden poststationären Betreuungs- und Versorgungsbedarf in therapeutischen,

pflegerischen oder sozialen Belangen aufweisen und bei denen bzw. deren Angehörigen

somit ein Bedarf an Beratung, Schulung oder Koordinationsleistungen für die Phase nach

dem stationären Aufenthalt besteht.24 Mithilfe der pflegerischen Entlassungsplanung

sollen Patientinnen und Patienten identifiziert werden, bei denen ein Risiko für „schlechte“

Entlassungsergebnisse besteht. Dafür wird bereits bei der Aufnahme der Patientin bzw.

des Patienten durch den Einsatz von Assessmentinstrumenten der voraussichtliche post-

stationäre Versorgungsbedarf eingeschätzt und beurteilt, ob die Patientin bzw. der Patient

ein Risiko für „schlechte“ Entlassungsergebnisse aufweist. Unter einem „schlechten“

Entlassungsergebnis ist gemeint, dass die Patientin bzw. der Patient nach dem stationä-

ren Aufenthalt weitere Versorgung oder Unterstützung benötigt.25

Pflegerische Versorgung und Unterstützung nach dem Krankenhausaufenthalt und somit

eine pflegerische Entlassungsplanung benötigen in der Regel alte, chronisch kranke oder

pflegebedürftige Menschen, da diese Patientinnen- und Patientengruppen vermehrt von

Lücken in der Versorgung betroffen sind. Im Vergleich dazu werden etwa jüngere Patien-

tinnen und Patienten seltener als „Risikopatienten“ bezeichnet. Aber aufgrund der Tat-

sache, dass die Verweildauer aufgrund von ökonomischen Gesichtspunkten immer kürzer

gestaltet werden muss, benötigen in der heutigen Zeit auch „neue“, bisher wenig beach-

tete Patientinnen- und Patientengruppen, eine gezielte Entlassungsplanung.

Es werden verschiedene Indikatoren, die auf ein „schlechtes“ Entlassungsergebnis hin-

weisen, unterschieden und in drei Merkmalgruppen zusammengefasst. Die erste Merk-

malgruppe beinhaltet Merkmale, welche die Person oder deren Lebenssituation tangiert,

wie das Alter, der soziale Status, die ethnische Zugehörigkeit bzw. kulturelle Besonder-

heiten, des Weiteren die Selbstständigkeit bzw. Funktionseinschränkung im täglichen

Leben. Diese Merkmalgruppe wird im Anschluss kurz skizziert. Säuglinge, Frühgeborene,

Kinder oder über 60-jährige Menschen werden als Risikopatientinnen und Risikopatienten

23

vgl. Dangel, B. (2004), S. 12 ff. 24

vgl. pik – PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung (2006), S. 4, www.pik.or.at, [Zugriff am 19.09.2009]. 25

vgl. Dangel, B. (2004), S. 107.

Page 30: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

30

angesehen und bedürfen einer Entlassungsplanung. Die Überleitung von Säuglingen und

Kindern wird in der Entlassungsplanung wenig berücksichtigt, obwohl es gerade bei

chronisch kranken Kindern wichtig ist, dass sie so früh wie möglich aus dem Krankenhaus

entlassen werden, wenn es ihr Gesundheitszustand erlaubt. Dazu muss aber das

familiäre und häusliche Umfeld ausführlich in die Entlassungsplanung einbezogen werden

und es bedarf einer intensiven Schulung der Eltern, damit die Pflege selbständig über-

nommen werden kann. Bei über 60-jährigen Patientinnen und Patienten manifestieren

sich häufig Versorgungsbrüche, da zwar der Versorgungsbedarf erhoben wird, aber ältere

Patientinnen und Patienten ihre Defizite und Ressourcen wirklichkeitsfremd und daher

falsch einschätzen. Dafür ist es bei dieser Patientinnen- und Patientengruppe von großem

Stellenwert, dass die Angehörigen in die Entlassungsplanung umfassend einbezogen

werden. Die pflegerische Entlassungsplanung muss aber auch den sozialen Status der

Patientin bzw. des Patienten berücksichtigen. Wenn beispielsweise keine Hoffnung auf

Heilung besteht, haben sozial schlechter gestellte Personen, verwitwete oder allein

stehende Menschen, größere Probleme bei der Bewältigung der Situation. Bei Migranten,

vor allem bei Migranten der ersten Generation, muss die Entlassungsplanung die kultu-

rellen und sprachlichen Bedürfnisse beachten. Zum letzten Merkmal dieser ersten Gruppe

kann gesagt werden, dass vor allem ältere und chronisch kranke Menschen vom Verlust

der Selbständigkeit bzw. von Funktionseinschränkungen betroffen sind, da diese nach der

Entlassung aus dem Krankenhaus bei den Verrichtungen des täglichen Lebens meist

unselbständiger sind als vor der Aufnahme ins Krankenhaus und die dennoch vorhan-

denen Ressourcen zur Alltagsbewältigung unzureichend gefördert werden.

Zur zweiten Merkmalgruppe gehören Merkmale, die sich auf bestimmte Diagnosen,

Krankheiten und Therapieverfahren beziehen, z. B. auf chronische Krankheiten oder

Krankheiten, die mit Abbauprozessen zusammenhängen. Bei dieser Merkmalgruppe wer-

den drei Bereiche unterschieden: somatische, lebensbedrohliche und psychiatrische

Krankheiten. Bei Patientinnen und Patienten mit somatischen Krankheiten, wie etwa der

Herzinsuffizienz, ist bei der Entlassungsplanung die Information, Aufklärung und Schulung

besonders wichtig, da die Patientin bzw. der Patient und die Angehörigen in der Lage sein

sollen, die veränderte Lebenssituation zu bewältigen, da z. B. nach einer Herzoperation

die Ernährung umzustellen ist. Bei der Entlassungsplanung von Patientinnen und Patien-

ten mit lebensbedrohlichen Krankheiten wie etwa Krebs oder Aids stehen die psycho-

soziale Unterstützung, die Wissensvermittlung über den Krankheitsverlauf und die Mög-

lichkeiten der Einflussnahme bzw. der Bewältigung im Vordergrund. Bei Patientinnen und

Patienten, die in ihrer letzten Lebensphase entlassen werden, ist es essentiell, ihre

Selbstbestimmung zu sichern, aber auch neben der Gewährleistung der pflegerischen

Page 31: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

31

und medizinischen Versorgung die Angehörigen in dieser schweren Phase zu unterstüt-

zen. Bei Patientinnen und Patienten die an (geronto-)psychiatrischen Krankheiten leiden

ist es von großer Wichtigkeit, dass frühzeitig mit der Entlassungsplanung begonnen wird.

Dabei müssen die vorhandenen Ressourcen der Patientin bzw. des Patienten berücksich-

tigt werden und eine vorurteilsfreie fachliche Kommunikation geführt werden. Nur so ist es

möglich, dass ein vorzeitiger Umzug der Patientin bzw. des Patienten in ein Pflegeheim

vermieden wird und der Versuch einer „Rückführung“ in die gewohnte häusliche Umge-

bung gewagt werden kann. Für die Bewältigung des täglichen Lebens nach der Entlas-

sung aus dem Krankenhaus ist es einerseits wichtig, dass die Patientin bzw. der Patient

etwa durch Besuche seiner eigenen Wohnung wieder an das Leben zu Hause gewöhnt

wird und andererseits ist es wesentlich, dass das familiäre und nachbarschaftliche Umfeld

bei der Entlassungsplanung berücksichtigt wird.

Die dritte Merkmalsgruppe beinhaltet Merkmale, die den Krankheitsverlauf oder die

Behandlung betreffen. Indikatoren, welche auf ein „schlechtes“ Entlassungsergebnis hin-

deuten sind etwa schubweise verlaufende Krankheiten, da zwischen Entlassung und

Wiederaufnahme meist nur ein kurzer Zeitabstand besteht oder dass die zu entlassende

Patientin bzw. der zu entlassene Patient, älter ist und an einer chronischen Erkrankung

leidet. Bei diesen Patientinnen und Patienten ist es wichtig, dass der emotionale Zustand

stabilisiert wird, denn nur so kann die veränderte Lebenssituation bewältigt werden. Bei

der Entlassungsplanung sind sowohl die Unterstützungsangebote der Angehörigen, als

auch die Nutzungsmöglichkeiten von professionellen Pflegediensten zu berücksichtigen.

Bei chronisch verlaufenden Krankheiten, wie z. B. Diabetes mellitus nimmt die Unterstüt-

zung durch das Krankenhaus allmählich ab, während demgegenüber die Unterstützung

durch Einrichtungen, die auf die Wohn- und Lebenssituation der Patientin bzw. des

Patienten fokussiert sind, zunimmt. Die Entlassungsplanung strebt bei dieser Patientin-

nen- bzw. Patientengruppe die Selbstversorgungsfähigkeit, auch in krisenhaften Situati-

onen, an.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass viele Gruppen von Patientinnen und

Patienten eine pflegerische Entlassungsplanung benötigen, und diese Zahl auch weiter

ansteigen wird, da in der heutigen Zeit aufgrund der ökonomischen Situation viele Patien-

tinnen und Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden müssen, bevor sie voll-

ständig genesen sind und daher auf die poststationäre Pflege angewiesen sind.26

26

vgl. a. a. O., S. 57 ff.

Page 32: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

32

3.4 Kernaufgaben des Entlassungsmanagements und Betei-

ligte im multidisziplinären Entlassungsprozess

Zu den Kernaufgaben im Bereich des Entlassungsmanagements gehören beispielsweise

die Beratung und Information von Patientinnen und Patienten, Angehörigen oder Vertrau-

enspersonen über die ambulanten, teilstationären oder stationären Angebote, aber auch

die Ermittlung des individuellen Betreuungs-, Schulungs- und Dienstleistungsbedarfs, der

bei Patientinnen und Patienten, Angehörigen oder Vertrauenspersonen besteht. Aber

auch die Planung und die Durchführung der Entlassung, sowie die Dokumentation und die

Evaluierung der Entlassungsvorbereitungen bzw. der Entlassung selbst zählen zu den

Kernaufgaben des Entlassungsmanagements.27

Um ein professionelles Entlassungsmanagement zu gewährleisten, ist es wichtig, dass im

multiprofessionellen Team, das aus Entlassungsmanagerinnen bzw. Entlassungs-

managern, diplomiertem Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, diplomierten Sozial-

arbeiterinnen bzw. Sozialarbeitern, Ärztinnen bzw. Ärzten und anderen wichtigen Berufs-

gruppen besteht, gearbeitet wird. Die gesetzliche Verpflichtung für das Entlassungs-

management ist in § 16 (3) GuKG (Gesundheits- und Krankenpflegegesetz) geregelt.

Demnach umfasst der interdisziplinäre Tätigkeitsbereich der Angehörigen des gehobenen

Dienstes unter anderem die Vorbereitung der Patientin bzw. des Patienten und den

Angehörigen auf die Entlassung und die Hilfestellung bei der Weiterbetreuung.28

Pflegende haben aufgrund ihres permanenten und intensiven Kontakts zur Patientin bzw.

zum Patienten und den Angehörigen während des stationären Aufenthalts eine steuernde

Rolle im multidisziplinären Entlassungsprozess. Damit alle Aufgaben des Entlassungs-

prozesses von den Pflegenden auch trotz der knappen zeitlichen und personellen

Ressourcen bestmöglich ausgeführt werden können, bedarf es bestimmter Qualifika-

tionen, wie etwa einwandfreie Kenntnisse über den Pflegeprozess, methodische und

fachliche Fähigkeiten für die Anwendung von Assessmentinstrumenten, aber auch Wis-

sen über das Tätigkeitsgebiet anderer Berufsgruppen, um eine berufs- und einrichtungs-

übergreifende Zusammenarbeit zu gewährleisten. Damit sämtliche für die Entlassungs-

planung relevanten Tätigkeiten vollzogen werden können, benötigen Pflegende zusätzlich

Beratungskompetenz und Wissen über Kommunikation und Gesprächsführung für die

Interaktion mit der Patientin bzw. dem Patienten und den Angehörigen. Des Weiteren

27

vgl. pik – PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung (2006), S. 7, www.pik.or.at, [Zugriff am 19.09.2009]. 28

vgl. a. a. O., S. 8.

Page 33: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

33

erfordert es aber auch Kenntnisse über weiterversorgende Einrichtungen, Kostenträger

und Wissen über pflegebezogene Hilfsmittel für die poststationäre Phase um ein

gelungenes Entlassungsmanagement zu gewährleisten.29

29

vgl. Dangel, B. (2004), S. 49 ff.

Page 34: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

34

4 Expertenstandards in der Pflege

Nachdem im vorhergehenden Kapitel die Bedeutung des Entlassungsmanagements dar-

gestellt wurde, wird mit dem Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“

ein Bezugsrahmen für den Entlassungsprozess gelegt. Im folgenden Kapitel werden

Expertenstandards allgemein und der Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der

Pflege“, welcher der Qualitätssicherung und der Qualitätsweiterentwicklung in der Pflege

bei der Entlassung dient, näher beschrieben.

4.1 Begriffsverständnis Expertenstandard und Gründe für

den Einsatz von Expertenstandards

Unter dem Begriff Expertenstandard werden effektive Instrumente verstanden, die dazu

dienen, die Qualität von Leistung zu definieren, einzuführen und zu bewerten. Nationale

Expertenstandards, die ein hohes Maß an wissenschaftlicher Fundierung aufweisen müs-

sen, werden wegen des langwierigen Aufwands für ihre Entwicklung nur für epidemio-

logisch und gesundheitspolitisch brisante Themen in der Pflege erstellt.30

Nationale Expertenstandards werden vom Deutschen Netzwerk für Qualität in der Pflege

(DNQP), das sich mit dem Thema Qualitätsentwicklung beschäftigt, schon seit vielen Jah-

ren entwickelt. Die zentralen Aufgabenbereiche des DNQP sind zum einen die Entwick-

lung, Konsentierung und Implementierung evidenzbasierter Expertenstandards in allen

Einsatzbereichen der Pflege, und zum anderen die Erforschung von Methoden und

Instrumenten zur Qualitätsentwicklung und zur Qualitätsmessung, um mit all dem schließ-

lich die Pflegequalität zu fördern.

Der Grund für die Entwicklung der Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflege,

Entlassungsmanagement in der Pflege, Schmerzmanagement in der Pflege, Sturz-

prophylaxe in der Pflege, Förderung der Harnkontinenz in der Pflege, Pflege von Men-

schen mit chronischen Wunden, sowie Ermährungsmanagement zur Sicherstellung und

Förderung der oralen Ernährung in der Pflege lag darin, dass diese Themen große

Pflegeprobleme unserer heutigen Gesellschaft repräsentieren und sowohl pflegeepidemi-

ologisch als auch aufgrund der Wirtschaftlichkeit eine große Bedeutung für das Gesund-

heitswesen darstellen.31

30

vgl. Moers, M. / Schiemann, D. (2004), S. 75. 31

vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2008), www.dnqp.de, [Zugriff am 09.05.2009].

Page 35: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

35

Um das Endziel „best practice“ zu erreichen, werden nationale Expertenstandards heran-

gezogen. „Best practice“, also das Bestreben eine höhere Qualität in der Pflege zu errei-

chen, ist keineswegs etwas Neues, da in Amerika schon um 1970 der Versuch gestartet

wurde, Forschungsergebnisse aus der Pflegewissenschaft in der Pflegepraxis anzuwen-

den. Dass diese evidenzbasierte Pflege auch heute noch von besonderer Relevanz ist,

wird durch die steigende Zahl von Expertenstandards und durch die immer größer wer-

dende Anzahl an Veröffentlichungen von Artikeln, die sich dem Thema der

evidenzbasierten Pflege widmen, deutlich.

Expertenstandards, die den aktuellen Wissensstand zu einem Standardthema der Pflege

widerspiegeln, enthalten verschiedene Arten und Hierarchien von Wissen, nämlich

wissenschaftliches Wissen und konsensbasiertes Erfahrungswissen der Pflegenden. Aber

auch Wissen der Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner, der

Familienangehörigen oder der Gruppen von pflegebedürftigen Menschen, das sich auf der

untersten Stufe der Evidenzhierarchie des Wissens befindet, ist in Expertenstandards

enthalten.32

4.1.1 Methodisches Vorgehen zur Entwicklung und Implementierung von Ex-

pertenstandards

Expertenstandards werden immer schrittweise nach einem bestimmten Schema ent-

wickelt. Der erste Schritt bei der Entstehung eines Expertenstandards ist der, dass eine

unabhängige Expertenarbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Pflegepraxis und

Pflegewissenschaft für das jeweilige Thema gebildet wird. Anschließend erfolgt eine

Analyse der nationalen und internationalen Fachliteratur, um schließlich evidenzbasierte

Aussagen treffen zu können.

Im Anschluss wird der von der Expertenarbeitsgruppe erstellte Entwurf im Rahmen einer

Konsensus-Konferenz der Fachöffentlichkeit präsentiert und hinterher diskutiert. Die in der

Fachdiskussion erörterten Ergebnisse werden bei der endgültigen Version des jeweiligen

Expertenstandards, der anschließend verschiedenen Praxiseinrichtungen zur Verfügung

gestellt wird, berücksichtigt. Für eine Zeitspanne von sechs Monaten wird der Experten-

standard in Einrichtungen des Gesundheitswesens bundesweit modellhaft implementiert,

um dessen Praxistauglichkeit und Akzeptanz zu testen.

32

vgl. Thome, M. (2006), S. 143.

Page 36: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

36

Danach erfolgt die Messung der Ergebnisqualität (Audit), die Auswertung der Ergebnisse

der Expertenstandardimplementierung durch das DNQP und anschließend werden die

Ergebnisse dem Fachpublikum präsentiert. Als letzter Schritt wird der Expertenstandard

einschließlich Kommentaren, Literaturstudie und Bericht über die Praxistauglichkeit durch

das DNQP veröffentlicht. Spätestens fünf Jahre nach der Veröffentlichung wird jeder

Expertenstandard vom DNQP aktualisiert.33

4.1.2 Nutzen und Schwierigkeiten bei der Anwendung von Expertenstandards

Expertenstandards sind für die Pflegepraxis von großem Nutzen, da sie evidenzbasiertes

und handlungsrelevantes Wissen zu verschiedenen Bereichen der Pflege liefern und

somit die Forderung erfüllt wird, dass Pflegehandeln auf Evidenz beruht. Darüber hinaus

werden Auswirkungen von Expertenstandards auf des Berufsfeld Pflege dadurch sichtbar,

da die Implementierung von Expertenstandards einerseits der Professionalisierung der

Pflege dient und andererseits den Theorie-Praxis-Transfer begünstigt, da eine Verbindung

zwischen Pflegewissenschaft und Pflegepraxis geschaffen wird. Ein weiterer Nutzen von

Expertenstandards besteht darin, dass durch deren Einführung eine Steigerung der inter-

nen Qualitätsentwicklung und des Qualitätsmanagements insgesamt erzielt werden kann.

Besonders durch die Messung der Ergebnisqualität (Audit) wird sowohl die Qualitätsent-

wicklung als auch die pflegerische Praxis sichtbar und dies steigert schlussendlich die

Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten und die Zufriedenheit der Pflegenden.34

Neben dem zuvor erwähnten Nutzen können aber auch Schwierigkeiten und Probleme

bei der Anwendung von Expertenstandards auftreten. Obwohl Expertenstandards die

Kompetenz der Pflegenden fördern, können sie niemals die Kompetenz einer ausgebil-

deten Pflegekraft ersetzen. Trotz der Tatsache, dass Expertenstandards ein professionell

abgestimmtes Leistungsniveau darstellen, dienen sie nur der Orientierung, da sie in der

Pflegepraxis schlussendlich der jeweiligen Patientinnen- und Patientensituation angepasst

werden müssen. Auch bedarf es einer regelmäßigen Aktualisierung und Überprüfung des

jeweiligen Expertenstandards, da er nur einen zeitbezogenen Stand des Wissens zu

einem bestimmten Thema verkörpert.35

Weitere Schwierigkeiten bei Expertenstandards ergeben sich dadurch, dass, obwohl

bekannt ist, dass der Transfer von Forschungsergebnissen in den Pflegealltag zur

33

vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2008), www.dnqp.de, [Zugriff am 09.05.2009]. 34

vgl. Moers, M. / Schiemann, D. (2004), S. 78. 35

vgl. Bartholomeyczik, S. (2002), S. 12 ff.

Page 37: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

37

Steigerung der Pflegequalität notwendig ist, Forschungsanwendung durch Experten-

standards eine sehr komplexe Aufgabe darstellt. Nicht nur die Pflegenden selbst, sondern

auch das gesamte Management des Krankenhauses muss begreifen, dass

evidenzbasierte Pflege zur Qualitätssicherung im Gesundheitswesen bedeutsam ist.

Somit ist das Management angehalten, unterstützendes Führungsverhalten bei der

Implementierung von Expertenstandards darzulegen. Aber auch fehlende zeitliche und

finanzielle Ressourcen oder fehlende Kooperationsbereitschaft der Berufsgruppen können

der Implementierung eines Expertenstandards hinderlich sein.36

4.2 Der Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der

Pflege“

4.2.1 Methodisches Vorgehen zur Entwicklung und Implementierung des Ex-

pertenstandards „Entlassungsmanagement in der Pflege“

Der Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“ wurde als zweiter

Expertenstandard des DNQP von einer 12-köpfigen Expertinnen- und Expertenarbeits-

gruppe erarbeitet. Da ein Expertenstandard aber nicht nur auf dem Wissen von

Expertinnen und Experten beruht, sondern auch auf in der Literatur formulierten Erkennt-

nissen, wurden für diesen Expertenstandard 253 wissenschaftliche Veröffentlichungen als

wichtig angesehen und ausgewertet.37

Der Entwurf des hier beschriebenen Expertenstandards wurde am 6. September 2002

einer breiten Fachöffentlichkeit präsentiert und im Rahmen einer Konsensus-Konferenz

intensiv diskutiert. Im Januar 2003 wurde schließlich der vorliegende Expertenstandard

als Sonderdruck veröffentlicht, nachdem dieser von der Expertinnen- und Experten-

arbeitsgruppe und dem DNQP-Lenkungsausschuss verabschiedet wurde.38

Schlussendlich wurde der Expertenstandard im Zeitraum Januar bis Juni 2003 in 19 Ein-

richtungen des Gesundheitswesens modellhaft implementiert, um die Praxistauglichkeit

des Expertenstandards und der Audit-Instrumente zu überprüfen. Im Jahre 2004 erfolgte

die abschließende Veröffentlichung.39

36

vgl. Thome, M. (2006), S. 144 ff. 37

vgl. DNQP, Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege, (2004), S. 28. 38

vgl. a. a. O., S. 38 ff. 39

vgl. a. a. O., S. 118.

Page 38: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

38

Damit Expertenstandards stets nur momentanes Wissen zur Verfügung stellen, werden

sie spätestens fünf Jahre nach ihrer Veröffentlichung vom DNQP aktualisiert. So wurde

auch beim Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“ und seiner

Kommentierung eine Anpassung vorgenommen. Dafür wurde der gegenwärtige

Wissensstand mithilfe einer aktuellen Literaturstudie diskutiert. Am 27. Februar 2009

wurden schließlich die Ergebnisse der Aktualisierung beim 11. Netzwerk-Workshop des

DNQP einer breiten Fachöffentlichkeit präsentiert.40

4.2.2 Inhalt und Aufbau des Expertenstandards „Entlassungsmanagement in

der Pflege“

Der Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“, bei dem die Gesamt-

situation des Patienten im Blickfeld steht und der auf die Sicherung der Versorgungs-

kontinuität durch abgestimmtes Handeln der an der Entlassung beteiligten Berufsgruppen

abzielt, ist auf die Entlassung aus stationären Einrichtungen beschränkt, da sich dort die

häufigsten Versorgungsbrüche manifestieren. Aufgrund der Ressourcenknappheit der

Krankenhäuser ist es von besonderer Relevanz, mit einem professionell gesteuerten

Entlassungsmanagement so früh wie möglich zu beginnen und die Patientin bzw. den

Patienten, aber auch die Angehörigen auf die Zeit nach dem stationären Aufenthalt best-

möglich vorzubereiten.41

In der Präambel zum Expertenstandard ist festegelegt, dass er sich in erster Linie an

Pflegende in stationären Gesundheitseinrichtungen (Krankenhäuser, Fach- und Rehabili-

tationskliniken) richtet. Die Anwendung in allen Versorgungssektoren ist nicht gegeben,

da wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen der einzelnen Bereiche die Standard-

aussage zu allgemein gehalten wäre. Der Expertenstandard schreibt keinesfalls das

organisatorische Vorgehen des Entlassungsmanagements innerhalb der jeweiligen Ein-

richtung vor, sondern stellt vielmehr in Rechnung, dass mit Hilfe des vorliegenden

Expertenstandards die Entlassung von Patientinnen und Patienten weiter verbessert wer-

den kann, da viele Einrichtungen im Gesundheitswesen bereits über Ansätze einer

systematischen Patientinnen- und Patientenentlassung verfügen. Im Expertenstandard

wird davon ausgegangen, dass durch eine gezielte Vorbereitung der Patientin bzw. des

Patienten und der primären Bezugspersonen, sowie durch einen besseren Informations-

40

vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2009), www.pflegen-online.de, [Zugriff am 15.06.2009]. 41

vgl. DNQP, Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege, (2004), S. 29.

Page 39: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

39

austausch aller an der Entlassung Beteiligten dem Entstehen von Versorgungsbrüchen

entgegengewirkt werden kann.42

Um den Entlassungsprozess so optimal wie möglich zu gestalten und um Versorgungs-

brüche zu vermeiden, ist es von Bedeutung, dass im multiprofessionellen Team, beste-

hend aus den Mitgliedern aus den Berufsgruppen Medizin, Sozialarbeit, Physiotherapie,

Ergotherapie und Psychologie agiert wird. Die Berufsgruppe Pflege nimmt aufgrund ihrer

Nähe zur Patientin bzw. zum Patienten und den Angehörigen eine entscheidende Koordi-

nationsfunktion ein.43

Neben der Standardaussage und der Begründung sind im Expertenstandard „Entlas-

sungsmanagement in der Pflege“ die Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien formuliert.

Der Expertenstandard definiert sechs Schritte für den Entlassungsprozess. Bei den sechs

Standardkriterien sind die Phasen des Pflegeprozesses erkennbar.44

Für das Audit-Instrument zum Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“

wurden drei Datenquellen, nämlich Dokumentation, Patienten- und Pflegekräftebefragung

herangezogen. Die Erfüllung der Ergebniskriterien des Expertenstandards wurde durch

die patientinnen- und patientenbezogenen Daten überprüft. Aufgrund von methodischen

Erwägungen wurde auf die Erhebung der Prozesskriterien beim vorliegenden Experten-

standard verzichtet. Mithilfe der Datenquelle Personalbefragung wurden die Struktur-

kriterien erfragt.45

4.2.3 Vier Phasen des Entlassungsprozesses gemäß des Expertenstandards

„Entlassungsmanagement in Pflege“

Der Entlassungsprozess umfasst grob formuliert vier Phasen. Die vier Bereiche des Ent-

lassungsprozesses entsprechen den vier Stufen des Pflegeprozesses und umfassen das

Assessment, die Planung von Maßnahmen, die Durchführung dieser Maßnahmen und die

Evaluation der Entlassungsplanung.46

1. Phase Assessment: Das Assessment gilt als Ausgangspunkt für ein gelungenes Ent-

lassungsmanagement. Die erste Einschätzung der Patientin bzw. des Patienten sollte 24

oder maximal 48 Stunden nach der Aufnahme der Patientin bzw. des Patienten erfolgen.

42

vgl. a. a. O., S. 46 f. 43

vgl. a. a. O., S. 33. 44

vgl. a. a. O., S. 49. 45

vgl. a. a. O., S. 106. 46

vgl. Dangel, B. (2004), S. 106.

Page 40: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

40

Es ist festgelegt, dass während des stationären Aufenthalts weitere Einschätzungen erfol-

gen müssen, wenn sich der Zustand der Patientin bzw. des Patienten z. B. durch Kompli-

kationen verändert. Bei den Assessments wird zwischen initialem und differenziertem

Assessment unterschieden. Das Ziel des initialen Assessments, auch Screening genannt,

ist es, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die Unterstützung in Form eines

Entlassungsmanagements benötigen, weil ein erhöhtes Risiko für „schlechte“ Ent-

lassungsergebnisse besteht. Risiken „schlechter“ Entlassungsergebnisse sind beispiels-

weise die Unselbstständigkeit der Patientin bzw. des Patienten bei Alltagsverrichtungen,

kognitive Einschränkungen, bestimmte medizinische Diagnosen, fehlende Unterstützung

in der häuslichen Umgebung, aber auch, dass die Patientin bzw. der Patient oder die

Angehörigen Wissensdefizite bezüglich der poststationären Versorgung aufweisen. Wenn

das initiale Assessment einen Unterstützungsbedarf identifiziert, wird ein weitergehendes

differenziertes Assessment vorgenommen, das den individuellen Unterstützungsbedarf

der Patientin bzw. des Patienten beurteilt.47

Der Expertenstandard gibt kein bestimmtes Assessmentinstrument vor, jedoch sollte es

sich um ein zuverlässiges, leicht handhabbares und mit geringem Zeitaufwand verbun-

denes Instrument handeln. Das Assessment hat für die Entlassungsplanung einen essen-

tiellen Zweck, da durch die bei der Einschätzung der Patientin bzw. des Patienten erhal-

tenen Informationen weitere erforderliche Schritte eingeleitet werden können und nur so

der geplante Entlassungstermin eingehalten werden kann. Falls das Assessment Lücken

aufweist und dadurch etwa ein erforderlicher Hilfsmittelbedarf erst knapp vor der Entlas-

sung entdeckt wird, muss eine erneute Planung durchgeführt werden und der geplante

Entlassungstermin ist gefährdet. Obwohl das Assessment einen zusätzlichen Zeitaufwand

für Pflegende bedeutet, darf nicht vergessen werden, dass Assessments die Basis für

eine gelungene Entlassungsplanung darstellen.48

2. Phase Planung: Aufgrund des differenzierten Assessments werden im nächsten Schritt

Ziele und messbare Maßnahmen für die Entlassung geplant. Die Pflegeperson verfasst

gemeinsam mit der Patientin bzw. dem Patienten, den Angehörigen und den beteiligten

Berufsgruppen einen Entlassungsplan („discharge plan“), der einen Zeitrahmen für die

Realisierung beinhaltet und bei dem die Bedürfnisse der Patientin bzw. des Patienten und

den Angehörigen berücksichtigt werden. Der Entlassungsplan sollte multiprofessionell von

allen an der Entlassung beteiligten Berufsgruppen erstellt werden. Wichtig ist außerdem,

dass auch die Mitglieder der weiterversorgenden Einrichtungen an der Zielformulierung

47

vgl. DNQP, Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege, (2004), S. 75 ff. 48

vgl. Dangel, B. (2004), S. 107 ff.

Page 41: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

41

und der Maßnahmenplanung beteiligt sind, da der Entlassungsplan auch der Klärung von

Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten bei der poststationären Versorgung dient.49

Literaturergebnisse und Erfahrungen aus der Pflegepraxis belegen, dass Patientinnen

und Patienten, aber auch Angehörige nicht immer in die Entlassungsplanung integriert

werden. Jedoch ist belegt, dass in die Versorgung einbezogene Patientinnen und Patien-

ten, aber auch Angehörige eher Anweisungen von Pflegenden befolgen, wenn sie in die

Versorgung miteinbezogen werden. Der Maßnahmenplan für einen gelungenen Entlas-

sungsprozess, der möglichst frühzeitig erstellt werden soll, wird dokumentiert, kontinuier-

lich auf den neuesten Stand gebracht und bei Veränderungen des Zustands der Patientin

bzw. des Patienten ergänzt. Damit z. B. Pflegehilfsmittel für die poststationäre Phase

schon frühzeitig beantragt werden können, ist es notwendig, dass die Pflegeperson

umfassendes Wissen über Hilfsmittelangebote und zur Finanzierung von Leistungen

besitzt, aber auch Kontakte zu Kostenträgern vermittelt kann. Nur wenn die Maßnahmen

detailliert geplant wurden, kann die dritte Phase, nämlich die Durchführung der Maßnah-

men beginnen.50

3. Phase Durchführung: Die dritte Phase im Entlassungsprozess umfasst in erster Linie

zwei Aufgabenbereiche. Zum einen direkt patientinnen- und patientenbezogene Aufgaben

wie beispielsweise Maßnahmen der Beratung, Edukation, Anleitung bzw. Schulung von

Patientinnen und Patienten, aber auch von Angehörigen und zum anderen indirekt patien-

tinnen- und patientenbezogene Aufgaben wie etwa Maßnahmen der Koordination des

Entlassungsprozesses und Kommunikation bzw. Kooperation mit allen Beteiligten, wie z.

B. administrative Verrichtungen, disziplinübergreifende Fallbesprechungen, aber auch

Informationsweitergabe an weiterversorgende Einrichtungen in Form eines Pflegeverle-

gungsberichts („discharge summary“).51

Ziel der Edukation ist es, der Patientin bzw. dem Patienten und den Angehörigen Selbst-

pflege- und Selbstmanagementkompetenzen zu vermitteln, um nach der Entlassung Ver-

richtungen des täglichen Lebens so selbstständig wie möglich bewerkstelligen zu können

und auf die kritische Phase nach der Entlassung vorbereitet zu sein. Diese Form von

Gesundheitserziehung, die neben der Patientin bzw. dem Patienten und den Angehörigen

auch das soziale Umfeld berücksichtigt, dient dazu, je nach Beratungs-, Schulungs- oder

Anleitungsbedarf über Unterstützungsmöglichkeiten, Pflege oder Krankheit während des

49

vgl. DNQP, Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege, (2004), S. 81 f. 50

vgl. Dangel, B. (2004), S. 124 ff. 51

vgl. DNQP, Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege, (2004), S. 82.

Page 42: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

42

stationären Aufenthalts zu informieren, damit das Gelernte nach der Entlassung um-

gesetzt werden kann. Vorteilhaft ist es, die mündliche Edukation zu Pflegetechniken,

Medikamenteneinnahme oder zum Umgang mit Pflegehilfsmitteln durch schriftliche Infor-

mationsblätter zu ergänzen. Der zweite Aufgabenbereich dieser dritten Phase des Entlas-

sungsprozesses umfasst die Koordination des Entlassungsprozesses und die Kooperation

mit allen Beteiligten. Dementsprechend wird der voraussichtliche Entlassungstermin in

Kooperation mit der Patientin bzw. dem Patienten, den Angehörigen, mit internen und

externen Berufsgruppen abgestimmt und weiterversorgende Einrichtungen werden über

den weiteren Versorgungsbedarf informiert.52

4. Phase Evaluation: Die Evaluation schließt als vierter Schritt den Entlassungsprozess ab

und nimmt die Angemessenheit und Umsetzung des Entlassungsplans („discharge plan“)

in den Blickwinkel, sowohl bei als auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Das

Ziel der Evaluation ist die Überprüfung der Entlassungsplanung und des gesamten Ent-

lassungsmanagements und dient sowohl der Qualitätssicherung als auch dazu, dass eine

kontinuierliche Pflege gewährleistet wird.53

Die Entlassungsplanung wird an zwei Zeitpunkten evaluiert, nämlich 24 Stunden vor und

24 bis 48 Stunden nach der Entlassung. 24 Stunden vor der Entlassung wird kontrolliert,

ob die Entlassungsplanung umgesetzt wurde oder ob Änderungen notwendig sind, da

etwa Hilfsmittel für die Zeit nach der Entlassung bislang noch nicht geliefert wurden.

Neben der Prüfung, ob die geplanten Maßnahmen durchgeführt wurden, werden des

Weiteren die Fähigkeiten und die Kenntnisse der Patientin bzw. des Patienten evaluiert,

denn für Patientinnen und Patienten ist eine bedarfsgerechte Vorbereitung auf die Entlas-

sung nur dann gegeben, wenn diese ihre eigenen Probleme bewältigen können und fähig

sind, mit ihnen umzugehen. Um die Qualität der Entlassungsplanung zu evaluieren und

um zu überprüfen, ob diese aus Sicht der Patientin bzw. des Patienten angemessen war

und somit Versorgungsbrüche verhindert werden konnten, wird innerhalb von 48 Stunden

nach der Entlassung Kontakt mit der Patientin bzw. dem Patienten, den Angehörigen oder

der weiterversorgenden Einrichtung aufgenommen. Die Kontaktaufnahme dient unter

anderem dazu, Fragen der Patientinnen und Patienten oder der Angehörigen zu beant-

worten, die sich erst im Rahmen der poststationären Pflege zu Hause ergeben. 54

52

vgl. Dangel, B. (2004), S. 131 ff. 53

vgl. DNQP, Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege, (2004), S. 84. 54

vgl. Dangel, B. (2004), S. 140 ff.

Page 43: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

43

5 Assessment als Teil des Expertenstandards

Aufgrund der Tatsache, dass die heutige Pflegepraxis durch immer knapper werdende

Ressourcen gekennzeichnet ist, nimmt die Bedeutung von Assessmentinstrumenten zu,

da mit Hilfe dieser Einschätzungsinstrumente eine gezielte und geplante und somit öko-

nomische Pflege der Patientinnen und Patienten gewährleistet werden kann. Wie schon in

den vorhergehenden Kapiteln erwähnt, sind Assessmentinstrumente ein wichtiger

Bestandteil für ein gelungenes Entlassungsmanagement und werden auch im Experten-

standard „Entlassungsmanagement in der Pflege“ anführt. Im vorliegenden Kapitel wird

ein Überblick über Assessments und mögliche Gründe für den derzeitigen Trend bei

Assessmentinstrumenten geliefert. Des Weiteren werden Vor- und Nachteile beim Einsatz

von standardisierten Assessmentinstrumenten in der Pflegepraxis, aber auch die aus

wissenschaftlicher Sicht verlangten Gütekriterien näher erläutert.

5.1 Begriffsverständnis und Gründe für den gegenwärtigen

Trend bei Assessmentinstrumenten

Assessments, mit deren Hilfe die Patientinnen- und Patientensituation eingeschätzt wird,

sind Grundlage einer evidenzbasierten und verantwortungsvollen Pflegepraxis. Unter dem

Begriff Assessment wird ein multidisziplinärer diagnostischer Prozess verstanden, um den

gesundheitlichen Zustand von Patientinnen und Patienten zu erfassen und im Anschluss

zu bewerten. Darauf aufbauend ist es möglich, sowohl zweckmäßige Interventionen zu

planen und durchzuführen als auch ihren Verlauf zu evaluieren. Somit ist es für die Ein-

haltung der vier Schritte des Pflegeprozesses notwendig, dass Pflegende nach einem

ausführlichen Assessment wirkungsvolle Interventionen planen, durchführen und als

letzten Schritt diese Interventionen evaluieren. Unter dem Begriff Assessment ist aber

nicht nur der erste Schritt des Pflegeprozesses gemeint, sondern auch Assessment als

Instrument, wie etwa Skalen, Fragebögen oder Tests, um Pflegephänomene oder Risiko-

faktoren zu erfassen. Bei all dem darf nicht vergessen werden, dass Pflegende die

Patientin bzw. den Patienten bei ihrer Einschätzung nur bruchstückhaft erfassen und

somit ein verantwortungsbewusster Umgang mit Assessmentinstrumenten unerlässlich

ist.55

Gründe für die verstärkte Entwicklung und Anwendung von Assessmentinstrumenten und

den daraus resultierenden gegenwärtigen Assessmentboom sind einerseits der Qualitäts-

sicherungsdruck und andererseits die gesetzliche Verpflichtung, dass Handlungen in der

55

vgl. Spirig, R. et al. (2007), S. 182 ff.

Page 44: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

44

Pflege begründet und nachvollziehbar gemacht werden müssen. Neben der Praxisan-

forderung Qualitätssicherung liegt ein weiterer Grund für den aktuellen Trend bei

Assessmentinstrumenten in der Pflegewissenschaft selbst. Nach erfolgreicher Definition

der eigenen Profession existieren immer mehr Forschungsarbeiten, die sich mit Themen

wie Pflegegrundlagen, Pflegehandeln und Pflegewirkungen beschäftigen und diese quan-

tifizieren. Dieser Quantifizierungsbedarf und unzählige Publikationen und Studien zum

Thema Assessmentinstrumente stellen begünstigende Faktoren dar, warum in der heuti-

gen Zeit eine zunehmende Auseinandersetzung mit Assessmentinstrumenten erfolgt.56

5.2 Standardisierte Assessmentinstrumente

Standardisierte Assessmentinstrumente, die wissenschaftliche Gütekriterien aufweisen

müssen, sollen Hilfestellungen für die professionelle Pflegediagnostik sein, die ein wich-

tiger Schritt im Pflegeprozess ist. In der heutigen Zeit führt somit kein Weg an standardi-

sierten Assessmentinstrumenten, also immer gleichen Instrumenten vorbei. Bei standar-

disierten Assessmentinstrumenten werden den einzelnen Kategorien, den Items des

Instruments bestimmte Zahlen zugeordnet und das durch Addition der Zahlen errechnete

Ergebnis dient den Pflegenden als Entscheidungsgrundlage für die weitere Pflege-

planung. Es besteht Grund zur Annahme, dass Pflegende diese standardisierte Form von

Assessments bevorzugt verwenden, da in unserer von Zahlen dominierten Welt so der

Anschein entsteht, dass Pflegende sich auf einem wissenschaftlich abgesicherten Terri-

torium bewegen, wenn Zahlen verwendet werden und somit das Gefühl von Wissen-

schaftlichkeit entsteht.57

Aufgrund der wissenschaftlichen Fundierung der Pflege und aufgrund der Tatsache, dass

wissenschaftliche Erkenntnisse unerlässlich für eine professionelle und vor allem

evidenzbasierte Pflegepraxis sind, werden in der heutigen Zeit vermehrt standardisierte

Assessments als Erhebungsmethode eingesetzt. In der Pflege werden seit geraumer Zeit

Pflegephänomene wie beispielsweise Sturz, Dekubitus, aber auch Schmerz oder Pflege-

abhängigkeit unter Zuhilfenahme von standardisierten Assessmentinstrumenten beurteilt.

Nicht nur in der Pflege, sondern auch in der Pädagogik, im Personalmanagement, aber

auch in der Medizin, in der Psychologie und des Weiteren in der Rehabilitation finden

standardisierte Assessmentinstrumente Anwendung.58

56

vgl. Reuschenbach, B. (2008), S. 295. 57

vgl. Bartholomeyczik, S. / Halek, M. (2004), S. 16. 58

vgl. Schrems, B. (2007), S. 218.

Page 45: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

45

In der Pflege existieren für verschiedene Sachverhalte standardisierte

Assessmentinstrumente, sei es als inhaltlich ausgedehnte Skalen oder als kurze Check-

listen für bestimmte Fragestellungen. Um beispielsweise die Pflegebedürftigkeit einer

Patientin bzw. eines Patienten einzuschätzen stehen sowohl umfangreiche Einschät-

zungsinstrumente, als auch Screeninginstrumente, die nur einen ersten Überblick über die

Aspekte der Pflegeabhängigkeit liefern, zur Verfügung. Standardisierte

Assessmentinstrumente in Form von Skalen wurden in der Pflege schon vor vielen Jahren

zur Bewertung des Dekubitusrisikos entwickelt. Außerdem sind in anderen Bereichen eine

große Anzahl an verschiedenen Skalen oder standardisierten Instrumenten, die vom

Umfang her sehr unterschiedlich sind, vorhanden, um das Bewusstsein einer Patientin

bzw. eines Patienten zu beurteilen, das Sturzrisiko vorherzusagen, eine Mangelernährung

oder die Mobilität der Patientin bzw. des Patienten einzuschätzen, aber ebenso um die

Intensität von Schmerz zu ermitteln.59

5.2.1 Nutzen von standardisierten Assessmentinstrumenten

Standardisierte Assessmentinstrumente aber auch Screeningverfahren führen zu einer

besseren Diagnostik, da sie einerseits die pflegerische Diagnostik lenken, andererseits

aber auch eine gedächtnisunterstützende Funktion besitzen. Wenn Pflegende nämlich

verpflichtet sind, standardisierte Einschätzungsinstrumente in der Pflegepraxis anzuwen-

den, wird durch den Checklistencharakter des Instruments kein abzufragender Inhalt

übersehen. Die durch das Assessment als Erhebungsinstrument zusätzlich gewonnenen

schriftlichen Informationen sind nur dann von Nutzen, wenn die gesammelten Daten in

Folge sinnvoll verwertet werden.60

Es existieren aber auch noch zusätzliche Gründe, warum Assessmentinstrumente

standardisiert in der Pflegepraxis verwendet werden sollen. Ein Grund ist der, dass Daten

für die Dokumentation in der heutigen Zeit mittels EDV erfasst werden und somit die

Dokumentation erleichtert wird. Durch die Tatsache, dass die EDV Software einen inhalt-

lichen Rahmen vorgibt, erhalten Assessmentinstrumente eine gültige Struktur. Jedoch

muss die Pflegeperson fachliches Wissen für die Anwendung der EDV Software besitzen

und sich auch an die EDV Software anpassen, obwohl sie beispielsweise andere Kern-

elemente dokumentieren würde. Aber auch in Papierform bringen standardisierte

Assessmentinstrumente einen Nutzen aufgrund der Tatsache, dass Pflegende grundsätz-

59

vgl. Bartholomeyczik, S. / Hunstein, D. (2005), S. 315. 60

vgl. a. a. O., S. 316.

Page 46: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

46

lich beim zutreffenden Item ankreuzen müssen und somit ein umfassender Schreib-

aufwand entfällt, was wiederum die Dokumentation erleichtert.

Ein weiteres Argument für die Standardisierung von Assessmentinstrumenten ist es, dass

dadurch Vergleiche leichter durchzuführen sind. Es ist daher möglich, Verläufe einzelner

Patientinnen und Patienten aufzuzeigen und Informationen oder Gruppen von Patientin-

nen und Patienten zu vergleichen. Folglich sind standardisierte Assessmentinstrumente

nicht nur in der direkten Pflegeplanung sondern auch bei der Entlassungsplanung und

auch als Übergabe- oder Überleitungsinstrument von weit reichender Bedeutung. Nicht zu

vergessen ist der Einsatz von standardisierten Assessmentinstrumenten bei der Evalua-

tion und bei der Bewertung der Pflegequalität, denn ein Vergleich von organisatorischen

Einrichtungen kann z. B. als Benchmarking bei Qualitätskontrollsystemen stattfinden.61

5.2.2 Grenzen von standardisierten Assessmentinstrumenten

Standardisierte Assessmentinstrumente haben natürlich auch ihre Grenzen. Die Tat-

sache, dass die Kategorien, die Items der Instrumente fixiert sind und im Bedarfsfall bei

der einzelnen Patientin bzw. beim einzelnen Patienten nicht geändert oder erweitert wer-

den können, stellt in der Pflege, wo die Individualität der Patientin bzw. des Patienten

groß geschrieben wird, oft ein Problem dar. Um für alle möglichen Gruppen von Patientin-

nen und Patienten und für alle individuellen Eventualitäten Geltung zu erlangen, müsste

ein standardisiertes Assessmentinstrument bezüglich der abgefragten Items sehr umfas-

send gestaltet sein. Dies würde aber die Handhabbarkeit des Instruments sprengen.62

Damit Assessmentinstrumente sinnvoll genutzt werden können, muss die Anwendung des

Instruments ausreichend und verständlich beschrieben sein und die Kategorien der

Assessmentinstrumente müssen präzise definiert sein. Zusätzlich sollen die Pflegenden

diese Definitionen verinnerlicht haben und über eine allgemeine Kompetenz für pflege-

rische Diagnostik, die einen wichtigen Teil des Pflegeprozesses darstellt, verfügen.

Jedoch zeigt sich in der Pflegepraxis oft, dass Instrumente ohne Reflexion verwendet

werden. Analysen von Pflegedokumentationen offenbaren, dass die durch das standardi-

sierte Assessment gewonnenen Informationen nicht in der Pflegedokumentation auf-

scheinen und somit nicht für die weitere Maßnahmenplanung genutzt werden. Wenn

daher die aus dem Assessment erhobenen Probleme und Risiken der Patientin bzw. des

Patienten nicht in der Pflegedokumentation festgehalten werden und die Planung der

61

vgl. a. a. O., S. 18. 62

vgl. a. a. O., S. 19.

Page 47: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

47

weiteren Pflegemaßnahmen nicht auf dem zuvor durchgeführten Assessment aufbaut,

wird das standardisierte Assessment nicht als solches genutzt.63

Bei standardisierten Assessmentinstrumenten besteht auch oft die Gefahr, dass sie in die

Einzelstränge pflegerisches und ärztliches Assessment zerfallen und es so zu Über-

schneidungen und Lücken in der Pflegedokumentation kommt. Sowohl Lücken als auch

Überschneidungen sollen aber auf Grund von knappen Ressourcen im Gesundheits-

wesen so weit wie möglich vermieden werden. Dies kann gewährleistet werden, wenn

multidisziplinäre Assessments bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten für die

Informationssammlung verwendet werden und der Einschätzungsprozess multidisziplinär

durchgeführt wird. Denn nur bei multidisziplinärer Zusammenarbeit aller an der Patientin-

nen- und Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen ist es möglich, dass die durch

das umfassende Assessment gewonnenen Informationen auch zu aufeinander ab-

gestimmten Interventionen führen.64

5.2.3 Anforderungen an standardisierte Assessmentinstrumente aus wissen-

schaftlicher Sicht

Für einen sinnvollen Einsatz von standardisierten Assessmentinstrumenten als Hilfsmittel

in der Pflegepraxis sind nicht nur an die Pflegenden als Anwenderinnen und Anwender

bestimmte Anforderungen wie etwa entsprechende Kompetenz zu stellen, sondern auch

an die Einschätzungsinstrumente selbst. Da die drei wichtigsten traditionellen Gütekrite-

rien Objektivität, Reliabilität und Validität ihren Ursprung in der Psychologie haben, wer-

den sie auch meist in der Pflegewissenschaft als psychometrische Kennwerte oder test-

theoretische Gütekriterien bezeichnet. Bevor standardisierte Assessmentinstrumente in

der Pflegepraxis verwendet werden dürfen, sind möglichst viele Gütekriterien des Instru-

ments zu untersuchen, denn nicht jedes valide und reliable Instrument ist auch praxis-

tauglich und im Gegensatz dazu erfüllt nicht jedes in der Praxis bewährte Einschätzungs-

instrument die geforderten wissenschaftlichen Kriterien.65

Das Gütekriterium Objektivität eines Assessmentinstruments liegt vor, wenn Personen die

das Assessment durchführen, auswerten oder interpretieren zu gleichen Ergebnissen

kommen und das Ergebnis somit unabhängig von der jeweils ausführenden Person ist.

Die Objektivität kann in Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität

63

vgl. a. a. O., S. 456 f. 64

vgl. Spirig, R. et al. (2007), S. 183. 65

vgl. Reuschenbach, B. (2008), S. 296.

Page 48: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

48

eingeteilt werden. Schulungen der Anwenderinnen und Anwender oder der Erlass von

möglichst genauen Durchführungsrichtlinien führen zu einer Steigerung der Objektivität.66

Die Reliabilität (Zuverlässigkeit) einer quantitativen Messgröße ist ein wichtiges Merkmal

zur Bewertung der Qualität. Reliabilität bezieht sich auf die Konsistenz, mit der ein Instru-

ment das Attribut misst. Je weniger unterschiedliche Werte das gleiche Messinstrument

bei wiederholten Messungen des Attributs hervorbringt, desto höher ist seine Reliabilität.

Bei der Reliabilitätsüberprüfung wird untersucht, ob das Messergebnis unabhängig von

der messenden Person stabil bleibt. Es werden drei Aspekte der Reliabilität unter-

schieden, nämlich Stabilität, interne Konsistenz und Äquivalenz. Die Reliabilität wird mit

dem Reliabilitätskoeffizienten ermittelt, wobei dieser einen Wert zwischen 0,00 und 1,00

aufweisen kann. Je höher der Reliabilitätskoeffizient ist, umso mehr wird das Gütekri-

terium Reliabilität erfüllt.67

Während die Reliabilität als technische Qualität bezeichnet wird, befasst sich die Validität

mit der Qualität der Inhalte. Die Validität (Gültigkeit) ist der Grad mit dem ein Instrument

misst, was es messen soll. Bei der Beurteilung der Validität sind drei Aspekte von großer

Relevanz, nämlich Inhalts-, Kriteriums- und Konstruktvalidität. Der Validitätskoeffizient, mit

dem die Validität eines Instruments festgestellt wird, kann einen Wert zwischen 0,00 und

1,00 erreichen und sollte für ein valides Instrument einen Wert von mindestens 0,70 auf-

weisen.68

Spezifität und Sensitivität sind Indikatoren für die Validität und sind bei

Assessmentinstrumenten bei Werten von 0,80 gegeben. Die Sensitivität (Richtig-positiv-

Rate) zeigt die Wahrscheinlichkeit an, mit der eine erkrankte Person ein positives Test-

ergebnis hat. Umgekehrt zeigt die Spezifität (Richtig-negativ-Rate) die Wahrscheinlichkeit

an, mit der eine nicht erkrankte Person ein negatives Testergebnis hat. Bevor ein Instru-

ment tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird, müssen neben den Hauptgütekriterien

auch Nebengütekriterien wie z. B. die Praktikabilität, die Einfachheit und die Verständlich-

keit bei der Handhabung, Durchführung und Auswertung überprüft werden.69

Bei der Überprüfung des Nebengütekriteriums Praxistauglichkeit eines standardisierten

Assessmentinstruments wird ermittelt, ob die Anwenderinnen und Anwender von der

Eignung des Instruments überzeugt sind. Damit Assessmentinstrumente bei den

66

vgl. Fritz, E. (2007), S. 9. 67

vgl. Polit, D. F. et al. (2004), S. 295 ff. 68

vgl. a. a. O., S. 298 ff. 69

vgl. Fritz, E. (2007), S. 9.

Page 49: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

49

Pflegenden auf Akzeptanz und nicht auf Widerstand stoßen ist es wichtig, dass Pflegende

so früh wie möglich in die Entwicklung des Assessmentinstruments einbezogen werden

und Verbesserungsvorschläge liefern. Bei der Untersuchung der Praktikabilität wird des

Weiteren getestet, ob und in welchem Umfang das Einschätzungsinstrument einen posi-

tiven Einfluss auf die Pflegequalität hat und ob das Instrument einfach in der Anwendung

ist. Der gewonnene Nutzen muss in einem angemessenen Verhältnis zum Mehraufwand

stehen. Dieser Mehraufwand kann durch umfangreiche Schulung der Pflegenden oder

durch die zusätzliche Zeit, die für das Ausfüllen des Assessmentinstruments benötigt wird,

entstehen. Erst wenn die Gütekriterien des Instruments durch eine methodische Über-

prüfung wissenschaftlich getestet wurden und Tests zur Praktikabilität durchgeführt wur-

den, ist es möglich, dass Instrumente sinnvoll in der Pflegepraxis eingesetzt werden.70

70

vgl. Reuschenbach, B. (2008), S. 296.

Page 50: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

50

6 Blaylock-Risk-Assessment-Screening-Score

(BRASS-Index)

Ein wichtiges Assessmentinstrument für das Entlassungsmanagement ist der Blaylock-

Risk-Assessment-Screening-Score, kurz BRASS-Index genannt. Da dieses Einschät-

zungsinstrument in der vorliegenden Masterarbeit eine große Rolle spielt, werden im

Folgenden seine Entstehungsgeschichte, sein Aufbau, seine Gütekriterien und Gründe für

den Einsatz des BRASS-Index näher beschrieben.

6.1 Entstehungsgeschichte des BRASS-Index

Der BRASS-Index, in der ursprünglichen Fassung auf die speziellen Anliegen von

65-jährigen oder älteren Patientinnen und Patienten zugeschnitten, wurde 1992 von Ann

Blaylock und Carolyn L. Cason als Teil eines Entlassungsplanungssystems in den USA

entwickelt. Es ging in erster Linie darum, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die

ein erhöhtes Risiko für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt aufweisen und die folg-

lich ein umfassendes Entlassungsmanagement benötigen. Ann Blaylock entschied sich

bewusst für 65-jährige oder ältere Patientinnen und Patienten, da diese Gruppe ihrer

Meinung nach am meisten von der Entlassungsplanung profitieren würde und bis zu

diesem Zeitpunkt noch kein geeignetes Assessmentinstrument für ältere Patientinnen und

Patienten existierte.

Auch wurde schon zur Zeit der Entwicklung des BRASS-Index mithilfe von Literatur-

quellen belegt, dass ältere Patientinnen und Patienten ein höheres Risiko für längere und

wiederholte Krankenhausaufenthalte aufweisen. Ann Blaylock fand heraus, dass dieses

Risiko durch die Zuhilfenahme einer umfangreichen Entlassungsplanung und durch eine

frühzeitige Identifikation jener Patientinnen und Patienten, die ein Entlassungsmanage-

ment benötigen, gesenkt werden kann. Dazu bedarf es jedoch eines geeigneten

Einschätzungsinstruments.71

6.2 Beschreibung des BRASS-Index

Das Assessmentinstrument BRASS-Index für die Entlassungsplanung besteht aus zehn

Items, die auf Defizite der Patientin bzw. des Patienten bei der Versorgung hindeuten

sollen. Diese Items umfassen das Alter der Patientin bzw. des Patienten, die Lebens-

situation und den Umfang der möglichen sozialen Unterstützung, aber auch die kognitiven

71

vgl. Blaylock, A. / Cason, C. L. (1992), S. 6.

Page 51: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

51

Fähigkeiten der Patientin bzw. des Patienten werden eingeschätzt. Des Weiteren wird

beim BRASS-Index als Initialassessment zum Entlassungsmanagement der funktionelle

Status durch die Anteile aus den ATL´s (Aktivitäten des täglichen Lebens) gemessen und

durch die instrumentellen Aktivitäten bestimmt. Mithilfe der weiteren Items werden das

Verhaltensmuster der Patientin bzw. des Patienten, die Mobilität, existierende sensorische

Defizite, aber auch die Anzahl vorhergehender Krankenhausaufenthalte oder Aufsuchen

der Notaufnahme erfasst. Zusätzlich werden die Anzahl der medizinischen Diagnosen und

die Anzahl aller verordneten Medikamente erhoben.

Mit Hilfe des BRASS-Index werden zehn Bereiche der Patientin bzw. des Patienten beur-

teilt, indem die Pflegeperson die jeweilige Wahlmöglichkeit bei jedem Item auf dem

BRASS-Index markiert, welche am ehesten auf die Patientin bzw. den Patienten zutrifft.

Jedes dieser Items hat eine bzw. mehrere Einschätzungsmöglichkeiten mit zugeteilten

Punktewerten. Durch die Addition dieser Punktewerte können sich Werte zwischen Null

und 40 ergeben und der errechnete Wert gibt einen Hinweis auf den Bedarf der Patientin

bzw. des Patienten für ein ausgeprägtes Entlassungsmanagement. Bei der Original-

version der BRASS-Index beträgt der Cutt-Off-Wert 10 Punkte. Das bedeutet, dass bei

zehn oder mehr Punkten die Notwendigkeit eines gezielten Entlassungsmanagements

besteht.72

Ein errechneter Wert unter 10 Punkten deutet in der Originalversion darauf hin, dass die

Patientin bzw. der Patient keinen Bedarf für ein Entlassungsmanagement und einen nied-

rigen Risikofaktor aufweist. Werte zwischen zehn und 19 Punkten bedeuten einen mittel-

mäßigen Risikofaktor und legen dar, dass eine ausgeprägte Entlassungsplanung benötigt

wird. Bei einem Wert von über 19 Punkten existiert eine erhöhte Risikostufe und diese

deutet darauf hin, dass die Probleme der Patientin bzw. des Patienten enorm sind. Aus

dem Grund ist ein ausführliches Entlassungsmanagement erforderlich und vermutlich wird

die Patientin bzw. der Patient in ein Pflegeheim, in ein anderes Krankenhaus oder in eine

Rehabilitationseinrichtung entlassen.73

6.3 Gütekriterien des BRASS-Index

Bezüglich der Gütekriterien des ursprünglichen BRASS-Index kann gesagt werden, dass

Ann Blaylock dem Assessmentinstrument eine hohe Validität und eine hohe Interrater-

72

vgl. Engeln, M. et al. (2006), S. 546. 73

vgl. Blaylock, A. / Cason, C. L. (1992), S. 6.

Page 52: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

52

Reliabilität bescheinigte.74 Weitere Untersuchungen zur Vorhersagekraft des BRASS-

Index zeigten, dass das Assessmentinstrument bei einfacher Anwendbarkeit eine gute

Vorhersagekraft und Inhaltsvalidität besitzt, da alle Items des Instruments mögliche

Risiken nach der Entlassung vorhersagen können.

Ob diese Ergebnisse der englischsprachigen Originalversion auch auf den in die deutsche

Sprache übersetzten BRASS-Index zutreffen, wurde in einer Studie der Katholischen

St.-Johannes-Gesellschaft Dortmund gGmbH untersucht. Zur Berechnung der Sensitivität

und Spezifität wurden 566 Patientinnen und Patienten eingeschätzt. Bei einem Cutt-Off-

Wert von 10 Punkten betrug die Spezifität 99,2 % und die Sensitivität 87,5 %. Da in die-

sem Fall die Sensitivität zu gering erschien und somit die Gefahr einer Unterversorgung

der Patientinnen und Patienten aufgrund der verminderten Versorgungsqualität möglich

wäre, wurde eine erneute Berechnung mit einem Cutt-Off-Wert von neun Punkten durch-

geführt. Die Sensitivität betrug in diesem Fall bei der deutschen Übersetzung des BRASS-

Index 96,2 % und die Spezifität 97,1 %.75

Zur Ermittlung der Interrater-Reliabilität wurden Patientinnen und Patienten von Pflege-

kräften, die in der Anwendung des modifizierten BRASS-Index geschult waren, unab-

hängig voneinander danach eingeschätzt, ob sie einen Bedarf für ein Entlassungs-

management oder keinen Bedarf dafür aufweisen. 110 doppelte Einschätzungen wurden

untersucht und der Grad der Übereinstimmung zwischen jeweils zwei Einschätzern wurde

mittels Kappa-Koeffizienten nach Cohen ermittelt und ergab einen Kappa-Koeffizient von

k = 0,75. Von den 110 doppelten Einschätzungen wurden 97 Einschätzungen über-

einstimmend eingeschätzt und bei 13 lag keine Übereinstimmung vor.

Die in der vorliegenden Untersuchung in Deutschland 2006 ermittelten Ergebnisse zeig-

ten, dass die deutsche Version des BRASS-Index sehr gute Messeigenschaften hinsicht-

lich Reliabiliät und Sensitivität aufweist und das Assessmentinstrument auch praktikabel

ist, da die zeitlichen und personellen Ressourcen für den Einsatz gering sind. Mithilfe

dieses Einschätzungsinstruments kann folglich eine sichere Unterscheidung zwischen

Patientinnen bzw. Patienten mit und ohne Bedarf für ein Entlassungsmanagement vor-

genommen und der poststationäre Versorgungsbedarf sicher erkannt werden.76

74

vgl. Engeln, M. et al. (2006), S. 546. 75

vgl. a. a. O., S. 547 f. 76

vgl. a. a. O., S. 548 f.

Page 53: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

53

In einer anderen Untersuchung wurde schon 1999 die niederländische Version des

BRASS-Index hinsichtlich seiner prädiktiven bzw. prognostischen Validität untersucht.

Dazu wurden mit einer prospektiven Longitudinalstudie bei 503 über 65-jährigen Patien-

tinnen und Patienten jeweils bei der Aufnahme, Entlassung und sieben bzw. 30 Tage

nach der Entlassung mittels verschiedenen Fragebögen Daten erhoben. Es wurde unter

anderem untersucht, wie lange die Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen

waren, ob sie nach Hause oder in eine andere Gesundheitseinrichtung entlassen wurden,

ob Probleme nach der Entlassung auftraten und welche Probleme dies waren. Für die

Analyse der prädiktiven Validität wurden verschiedene Hypothesen aufgestellt, die alle

bestätigt werden konnten. Bezüglich der prädiktiven Validität kann gesagt werden, dass

der BRASS-Index ein sinnvolles Instrument ist, um den Bedarf für ein Entlassungs-

management vorauszusagen. Des Weiteren korrelieren die ermittelten BRASS-Index-

Werte mit den Problemen die Patientinnen und Patienten nach der Entlassung haben, sei

es bezüglich ihres funktionellen Status oder des generellen Gesundheitsstatus. Denn je

höher der ermittelte BRASS-Index-Wert, umso mehr Probleme ergeben sich nach der

Entlassung für die Patientin bzw. den Patienten. Jedoch zeigte sich auch in dieser Unter-

suchung, dass die Sensitivität bei einem Cutt-Off-Wert von zehn zu gering ist.77

6.4 Gründe für den Einsatz des BRASS-Index

Die Literatur zeigt, dass schon 1885 über die Notwendigkeit einer Entlassungsplanung

gesprochen wurde. Schon damals wurde erkannt, dass die Interessen der Patientin bzw.

des Patienten im Krankenhaus vertreten werden müssen. Auch sollte eine geschulte

Pflegeperson der Patientin bzw. dem Patienten erklären, wie weiteren Krankheiten nach

der Entlassung vorbeugt werden kann und welche Hilfsmittel der Patientin bzw. dem

Patientin zur Verfügung stehen, um bereits bestehende Krankheiten zu behandeln. Auch

war schon vor über 100 Jahren bekannt, dass die Pflegeperson entweder die Patientin

bzw. den Patienten dabei unterstützen sollte, die Selbständigkeit wieder zu erlangen,

oder, wenn dies nicht möglich war, Hilfe für die Patientin bzw. den Patienten nach der

Entlassung zu organisieren. Somit stellte schon 1885 die Entlassungsplanung eine

Schlüsselrolle für die Kontinuität der Pflege dar. Wenn die Kontinuität nicht gegeben war,

wurde das Ziel der Pflege verfehlt. Um das Ziel der Kontinuität in der Pflege zu gewähr-

leisten ist der Einsatz eines passenden Assessmentinstruments unbedingt erforderlich.78

77

vgl. Mistiaen. P. et al. (1999), S. 1050ff. 78

vgl. Blaylock, A. / Cason, C. L. (1992), S. 5.

Page 54: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

54

Die Sicherstellung der Versorgungskontinuität nach der Entlassung gewinnt auch in der

heutigen Pflegepraxis immer mehr an Bedeutung, da Patientinnen und Patienten aufgrund

der verkürzten Verweildauer manchmal noch mit bestehendem Pflege- und Versorgungs-

bedarf aus dem Krankenhaus entlassen werden müssen. Damit die Versorgungskonti-

nuität der Patientinnen und Patienten auch in der poststationären Phase nach dem Kran-

kenhausaufenthalt qualitativ hochwertig gewährleistet wird, ist es notwendig, frühzeitig mit

einem strukturierten und multiprofessionellen Entlassungsmanagement zu beginnen, um

gezielt Maßnahmen treffen zu können.

Um Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die einen Bedarf für ein Entlassungs-

management haben, wird vom DNQP die Empfehlung ausgesprochen, diese durch den

Einsatz eines Initialassessments herauszufiltern. Das Instrument sollte innerhalb eines

bestimmten Zeitraums nach der Aufnahme der Patientin bzw. des Patienten den Unter-

stützungs- und Betreuungsbedarf während des stationären Aufenthalts und auch nach der

Entlassung aus dem Krankenhaus objektiv einschätzen. Des Weiteren sollte das Instru-

ment einfach in der Handhabung und praktikabel sein. Das Instrument, das diesen Anfor-

derungen entspricht, ist der englischsprachige BRASS-Index. Dieses

Assessmentinstrument liefert, wie schon zuvor bei den Gütekriterien erwähnt, gute Mess-

eigenschaften hinsichtlich Sensitivität, Spezifität und Interrater-Reliabilität und unterschei-

det sicher zwischen Patientinnen bzw. Patienten mit und ohne Bedarf für ein Entlas-

sungsmanagement. Somit erfüllt der BRASS-Index alle vom DNQP verlangten Anfor-

derungen.79

79

vgl. Engeln, M. et al. (2006), S. 545.

Page 55: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

55

7 Befragung von Pflegenden

Im folgenden Kapitel wird die Vorgehensweise der Fragebogenentwicklung, der Pretest

und die Befragung von Pflegenden näher erläutert. Da das Ziel dieser Masterarbeit darin

besteht, die Notwendigkeit des Einsatzes des BRASS-Index als Instrument des Entlas-

sungsmanagements zu konkretisieren und herauszufinden, ob der BRASS-Index geeignet

ist, Patientinnen und Patienten herauszufiltern, welche ein Entlassungsmanagement

benötigen, wurden wie schon erwähnt, Pflegende, die dieses Einschätzungsinstrument

bereits im Pflegealltag anwenden, mittels Fragebogen zu diesem Thema befragt.

7.1 Fragebogenentwicklung

Die Fragestellung, die in dieser Masterarbeit beantwortet werden soll, lautet: Ist der

BRASS-Index geeignet, um bei Patientinnen und Patienten jene herauszufiltern, welche

ein Entlassungsmanagement benötigen?

Um diese Frage zu beantworten, wurde von mir ein Fragebogen entwickelt. Dieser Frage-

bogen „BRASS-Index“ befindet sich im Anhang der vorliegenden Masterarbeit.

Nach umfassender Literaturrecherche zum Thema BRASS-Index fand zu Beginn der

Fragebogenentwicklung eine Unterredung mit Herrn Mag. Pichler und Herrn Oberpfleger

Glawogger, MSc. statt, da beide bereits Befragungen zum Thema BRASS-Index durch-

geführt haben. Dadurch erhielt ich weitere Denkanstöße für meinen Fragebogen.

Nachdem die Grobfassung des Fragebogens erstellt war, erfolgten Gespräche mit Pfle-

genden zum Thema BRASS-Index. Auch dieser Gedankenaustausch lieferte weitere

Anregungen für meinen Fragebogen „BRASS-Index“.

Der endgültige Fragebogen „BRASS-Index“ gliederte sich in fünf Teile. Der erste Teil

beinhaltete Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich. Im zweiten Abschnitt des

Fragebogens wurden Fragen zur Einführung des BRASS-Index gestellt, und der dritte

Teilbereich beinhaltete Aussagen zum BRASS-Index. Teil vier des Fragebogens enthielt

Fragen zur Erhebung des BRASS-Index und abschließend umfasste der fünfte Bereich

Fragen zu den Vor- und Nachteilen des BRASS-Index.

7.2 Pretest

Im Zeitraum vom 17. Juni bis 29. Juni 2009 wurde ein Pretest des erarbeiteten Frage-

bogens im LKH-Universitätsklinikum Graz durchgeführt. Der Pretest wurde von zehn

Page 56: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

56

Pflegenden ausgefüllt. Es stellte sich heraus, dass alle im Fragebogen gestellten Fragen

verständlich waren. Dennoch wurden von mir geringe Änderungen bei einigen Fragen

vorgenommen.

7.3 Datenerhebung

Zwischen 6. Juli 2009 und 16. August 2009 erfolgte die endgültige Datenerhebung bei

Pflegenden. Im LKH-Universitätsklinikum Graz und im Krankenhaus der Stadt Dornbirn

wurden auf den Stationen, die den BRASS-Index bereits im Pflegealltag verwenden,

Pflegende mittels Fragebogen zum Thema BRASS-Index befragt. Insgesamt wurden in

den zwei Krankenhäusern 112 Fragebögen an Pflegende ausgegeben. 60 Fragebögen

wurden ausgefüllt zurückgesendet. Die Rücklaufquote betrug somit 53,5 %. Nach dem

Einlangen der Fragebögen wurden die erhobenen Daten in das Statistikprogramm SPSS

16 eingegeben und mithilfe dieses Programms ausgewertet.

Page 57: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

57

8 Ergebnisse des Fragebogens

In diesem Kapitel werden sowohl die erhobenen Daten für jeden der fünf Bereiche des

Fragebogens als auch bereichsübergreifende Ergebnisse dargestellt und im Abschluss

werden die Ergebnisse des Fragebogens „BRASS-Index“ zusammengefasst.

8.1 Teil 1: Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich

Geschlecht

Geschlecht

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

männlich 3 5,0 5,0 5,0

weiblich 57 95,0 95,0 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 1: Geschlecht Grafik 1: Geschlecht

Von den 60 Pflegenden die den Fragebogen „BRASS-Index“ ausfüllten, waren 95 %

weiblich. Dies zeigt, dass das Gesundheitswesen noch immer ein Bereich ist, der von

Frauen dominiert wird.

Alter

Alter

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

unter 20 Jahre 1 1,7 1,7 1,7

21 – 35 Jahre 32 53,3 53,3 55,0

36 – 50 Jahre 17 28,3 28,3 83,3

über 50 Jahre 10 16,7 16,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 2: Alter Grafik 2: Alter

Der größte Teil der Befragten, nämlich 53,3 %, war zwischen 21 und 35 Jahre alt. 28,3 %

der Pflegenden waren zwischen 36 und 50 Jahre alt. Zur drittgrößten Gruppe zählten mit

16,7 % die über 50-Jährigen und 1,7 % der befragten Pflegenden waren unter 20 Jahren.

Page 58: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

58

Funktion

Funktion

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

Leitende(r) Stationsschwester/ Stationspfleger

7 11,7 11,7 11,7

Diplomierte(r) Gesundheits- und Krankenschwester/ Krankenpfleger

53 88,3 88,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 3: Funktion Grafik 3: Funktion

88,3 % der Pflegenden, die den Fragebogen „BRASS-Index“ ausfüllten, waren diplomier-

tes Pflegepersonal und 11,7 % hatten eine leitende Funktion inne.

Einsatzbereich

Einsatzbereich

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

Station Innere Medizin 36 60,0 60,0 60,0

Station Chirurgie 17 28,3 28,3 88,3

Station Neurochirurgie 7 11,7 11,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 4: Einsatzbereich Grafik 4: Einsatzbereich

Die Einsatzbereiche der Befragten waren die Stationen Innere Medizin, Chirurgie und

Neurochirurgie. Von den 60 Befragten waren 36 (60 %) auf der Station Innere Medizin, 17

(28,3 %) auf der Station Chirurgie und 7 (11,7 %) auf der Station Neurochirurgie beschäf-

tigt.

Page 59: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

59

Berufsdauer

Berufsdauer

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

unter 3 Jahre 9 15,0 15,0 15,0

3 - 5 Jahre 10 16,7 16,7 31,7

6 - 10 Jahre 12 20,0 20,0 51,7

11 - 20 Jahre 14 23,3 23,3 75,0

21 -30 Jahre 7 11,7 11,7 86,7

über 30 Jahre 8 13,3 13,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 5: Berufsdauer Grafik 5: Berufsdauer

Von den Pflegenden übten 15 % ihren Beruf seit weniger als 3 Jahren aus. 16,7 % waren

seit 3 bis 5 Jahren als Pflegende tätig und 20 % arbeiten seit 6 bis 10 Jahren im Pflege-

bereich. 23,3 % der Befragten waren seit 11 bis 20 Jahren und 11,7 % seit 21 bis 30 Jah-

ren als Pflegende tätig. 13,3 % der hier mittels Fragebogen befragten Pflegenden übten

ihren Beruf seit über 30 Jahren aus.

8.2 Teil 2: Fragen zur Einführung des BRASS-Index

Einführungsphase

Hat es bei der Einführung des BRASS-Index auf Ihrer Station eine Einführungsphase gegeben?

Häufigkeit Prozent Gültige

Prozente Kumulierte Prozente

ja 19 31,7 31,7 31,7

nein 39 65,0 65,0 96,7

keine Angabe 2 3,3 3,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 6: Einführungsphase Grafik 6: Einführungsphase

65 % der Befragten gaben an, dass es bei der Einführung des BRASS-Index auf ihrer

Station keine Einführungsphase gegeben hat. Bei 31,7 % fand eine Einführungsphase

statt und 3,3 % der Pflegenden gaben keine Angabe hinsichtlich einer Einführungsphase.

Page 60: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

60

Probleme in der Einführungsphase

Falls es eine Einführungsphase gegeben hat, sind dabei Probleme aufgetreten?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

ja 2 3,3 3,3 3,3

nein 20 33,3 33,3 36,7

keine Angabe 38 63,3 63,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 7: Probleme in der Einführungsphase Grafik 7: Probleme in der Einführungsphase

Auf die Frage, ob es Probleme in der Einführungsphase gegeben hat, antworteten 3,3 %

mit ja, 33,3 % mit nein und 63,3 % der befragten Pflegenden gaben keine Antwort auf

diese Frage. Einige Pflegende gaben an, dass sie diese Frage nicht beantworten können,

da sie bei der Einführung des BRASS-Index noch nicht auf der Station tätig waren.

Probleme in der Einführungsphase entstanden dadurch, dass Pflegende in der Einfüh-

rungsphase vergaßen, den BRASS-Index auszufüllen. Auch wurde berichtet, dass es

Pflegenden zu Beginn schwer fiel, bestimmte Fragen des BRASS-Index zu beantworten,

z. B. bezüglich des Umgangs der Patientinnen und Patienten mit eigenen Finanzen oder

deren Verhalten bei der Benützung von Verkehrsmitteln. Auch wurde erwähnt, dass es zu

Informationsdefiziten kam, da nicht alle Pflegepersonen direkt eingeschult wurden. Des

Weiteren kam es zu Problemen in der Einführungsphase des BRASS-Index, da Pflegende

in der Anfangsphase nicht wussten, ob die Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter oder

die Versorgungskoordinatorin bzw. der Versorgungskoordinator verständigt werden muss,

wenn sich nach der Auswertung des BRASS-Index ein Wert von über 9 Punkten ergab.

Einschulung

Hat es vor dem Einsatz des BRASS-Index eine Einschulung gegeben?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

ja 7 11,7 11,7 11,7

nein 49 81,7 81,7 93,3

keine Angabe 4 6,7 6,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 8: Einschulung Grafik 8: Einschulung

Page 61: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

61

Von den 60 Befragten wurden 7 Pflegende (11,7 %) vor dem Einsatz des BRASS-Index

geschult. 49 Pflegende (81,7 %) gaben an, dass es keine Einschulung gegeben hat und

4 Befragte (6,7 %) gaben keine Auskunft zum Thema Einschulung. Einschulungen er-

hielten Pflegende z. B. von der Stationsleitung oder von der Versorgungskoordinatorin

bzw. dem Versorgungskoordinator. Pflegende berichteten, dass sie bei der Einschulung

eine Erklärung der einzelnen Bereiche des BRASS-Index erhielten, und dass ihnen an

einem Beispiel aus der Pflegepraxis erläutert wurde, wie das Assessmentinstrument

BRASS-Index funktioniert. Des Weiteren wurden Erfahrungsberichte von Stationen, die

den BRASS-Index bereits in Pflegealltag verwendeten, eingeholt.

Weitere Schulungen bzw. Fortbildungen

Besuchen Sie weiterhin Schulungen bzw. Fortbildun-gen zum Thema BRASS-Index?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

nein 57 95,0 95,0 95,0

keine Angabe 3 5,0 5,0 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 9: Weitere Schulungen bzw. Fortbildungen Grafik 9: Weitere Schulungen bzw. Fort- bildungen

Die Frage, ob die Befragten weiterhin Schulungen bzw. Fortbildungen zum Thema

BRASS-Index besuchen, beantworten 95 % mit nein und 5 % gaben keine Antwort. Der

Besuch von weiteren Schulungen bzw. Fortbildungen wird von einigen Befragten als

absolut nicht notwendig angesehen.

Ausfüllen ohne Schulung

Ist das Ausfüllen des BRASS-Index auch ohne Schulung der Pflegeperson möglich?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

ja 53 88,3 88,3 88,3

nein 4 6,7 6,7 95,0

keine Angabe 3 5,0 5,0 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 10: Ausfüllen ohne Schulung Grafik 10: Ausfüllen ohne Schulung

Page 62: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

62

53 Befragte (88,3 %) gaben an, dass das Ausfüllen des BRASS-Index auch ohne Schu-

lung der Pflegeperson möglich ist. 4 Pflegende (6,7 %) waren nicht dieser Meinung und

3 Befragte (5 %) machten dazu keine Angabe.

Leiterin bzw. Leiter der Einführungsphase

Wer hat die Einführungsphase geleitet bzw. begleitet?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

Pflegedienstleitung 4 6,7 6,7 6,7

Stationsleitung 32 53,3 53,3 60,0

Sonstige 14 23,3 23,3 83,3

keine Angabe 10 16,7 16,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 11: Leiterin bzw. Leiter der Einführungsphase

Grafik 11: Leiterin bzw. Leiter der Einführungsphase

Auf die Frage, wer die Einführungsphase geleitet bzw. begleitet hat, gaben 6,7 % an, dass

dies die Pflegedienstleitung war. Bei 53,3 % der Befragten war die Leiterin bzw. der Leiter

der Einführungsphase die Stationsleitung. 23,3 % der Pflegenden antworteten, dass

sonstige Personen wie z. B. die Versorgungskoordinatorin bzw. der Versorgungskoor-

dinator, die Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter oder Pflegende untereinander die

Einführungsphase leiteten bzw. begleiteten. In einigen Fällen wurde erwähnt, dass nie-

mand die Einführungsphase geleitet bzw. begleitet hat.

8.3 Teil 3: Aussagen zum BRASS-Index

Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar

Der BRASS-Index ist für Pflegepersonen ohne Schwierigkeiten auszufüllen.

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

stimme sehr zu 24 40,0 40,0 40,0

stimme eher zu 27 45,0 45,0 85,0

teils/teils 8 13,3 13,3 98,3

lehne sehr ab 1 1,7 1,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 12: Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar Grafik 12: Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar

Page 63: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

63

24 Pflegende (40 %) stimmten der Aussage, dass der BRASS-Index für Pflegepersonen

ohne Schwierigkeiten ausfüllbar ist, sehr zu. 27 Befragte (45 %) stimmten ihr eher und

8 Befragte (13,3 %) stimmten teils/teils zu. Eine Pflegeperson (1,7 %) lehnte die Aussage

sehr ab. Ein Grund für die Ablehnung dieses Statements ist, dass gefragte Informationen

nicht immer schnell und ohne Probleme zu erheben sind, etwa ist bei desorientierten

Patientinnen und Patienten die Erhebung des BRASS-Index zeitlich sehr aufwändig. Ein

weiterer Grund für die Schwierigkeiten beim Auszufüllen ist der, dass Voraufenthalte oft

mühsam herauszusuchen sind oder die Anzahl der medizinischen Diagnosen nicht

erhebbar ist, da sie von ärztlicher Seite noch nicht aufgenommen wurde und erst später

nachgereicht wird. Des Weiteren wurde im Fragebogen „BRASS-Index“ genannt, dass

Pflegende Schwierigkeiten bei der Erhebung bzw. Einschätzung von bestimmten Fragen

haben, z. B. bei Fragen über die Benutzung von Verkehrsmitteln oder zum Umgang mit

eigenen Finanzen. Befragte Pflegende berichteten, dass der BRASS-Index nur dann für

Pflegepersonen ohne Schwierigkeiten auszufüllen ist, wenn die Patientin bzw. der Patient

in der Lage ist, auf alle gestellten Fragen eine Antwort zu geben.

Einfacher und verständlicher Aufbau

Der BRASS-Index ist einfach und verständlich aufgebaut.

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

stimme sehr zu 27 45,0 45,0 45,0

stimme eher zu 24 40,0 40,0 85,0

teils/teils 8 13,3 13,3 98,3

lehne eher ab 1 1,7 1,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 13: Einfacher und verständlicher Aufbau Grafik 13: Einfacher und verständlicher Aufbau

45 % der Pflegenden, die den Fragebogen „BRASS-Index“ ausfüllten, stimmten dem

Statement, dass der BRASS-Index einfach und verständlich aufgebaut ist, sehr zu, 40 %

stimmten eher zu und 13,3 % stimmen teils/teils zu. Eine Pflegeperson (1,7 %) lehnte die

Aussage eher ab. Als Begründung für ihre Zustimmung gaben Pflegende an, dass der

BRASS-Index einfach, wie eine Checkliste aufgebaut ist und es gezielte, gut verständliche

Fragestellungen und Antwortmöglichkeiten gibt, die das Ausfüllen dieses

Assessmentinstruments erleichtern. Es stellte sich bei der Auswertung des Fragebogens

heraus, dass Pflegende den übersichtlichen Aufbau des BRASS-Index bzw. dessen Glie-

derung für die Erhebung förderlich empfinden, ebenso dass sie nur die passende Antwort

ankreuzen müssen. Zusätzlich wurde als Vorteil angesehen, dass das

Page 64: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

64

Assessmentinstrument BRASS-Index recht kurz gehalten ist, aber dennoch alle wichtigen

Bereiche auf einer Seite zusammengefasst sind.

Schnellerer Überblick über die Entlassungssituation

Durch den Einsatz des BRASS-Index erhalten Pflegende einen schnelleren Überblick über die

Entlassungssituation.

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

stimme sehr zu 17 28,3 28,3 28,3

stimme eher zu 9 15,0 15,0 43,3

teils/teils 23 38,3 38,3 81,7

lehne eher ab 5 8,3 8,3 90,0

lehne sehr ab 6 10,0 10,0 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 14: Schnellerer Überblick über die Entlassungssituation

Grafik 14: Schnellerer Überblick über die Entlassungssituation

Der Stellungnahme, dass Pflegende durch den BRASS-Index einen schnelleren Überblick

über die Entlassungssituation erhalten, stimmten 17 der 60 Befragten (28,3 %) sehr zu,

9 Befragte (15 %) stimmten eher und 23 (38,3 %) stimmten teils/teils zu. 5 befragte

Pflegepersonen (8,3 %) lehnten diese Aussage eher und 6 Pflegende (10 %) lehnten sie

sehr ab. Einige befragte Pflegende waren der Meinung, dass sie durch den Einsatz des

BRASS-Index keinen schnelleren Überblick über die Entlassungssituation erhalten, da bei

der Aufnahme der Patientin bzw. des Patienten oft nicht ersichtlich ist, wie deren bzw.

dessen Entlassungszustand aussehen wird oder ob sich der Zustand der Patientin bzw.

des Patienten im Laufe des Krankenhausaufenthalts eventuell verändert. Es tritt sehr

häufig der Fall ein, dass die Notwendigkeit einer poststationären Versorgung teilweise erst

während des stationären Aufenthalts entsteht bzw. erst während des stationären Aufent-

halts beurteilt werden kann und nicht bereits bei der Aufnahme. Die meisten befragten

Pflegenden sahen das Assessmentinstrument BRASS-Index aber als sehr sinnvoll für die

Entlassungsplanung an. Jedoch vertraten einige auch die Meinung, dass die Erhebung

des BRASS-Index nicht notwendig ist, falls die Patientin bzw. der Patient vor dem Kran-

kenhausaufenthalt in einem Pflegeheim lebte und nach der Entlassung wieder dorthin

zurückkehren wird. Befragte Pflegepersonen beschrieben auch, dass sich bei solchen

Pflegeheimpatientinnen und -patienten oft ein hoher Punktewert nach der Auswertung des

BRASS-Index ergibt, und dass somit ein poststationärer Unterstützungsbedarf angezeigt

wird, obwohl die Patientin bzw. der Patient nach der Entlassung in dem Pflegeheim rund

um die Uhr betreut bzw. versorgt wird.

Page 65: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

65

Geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein Entlassungsmanagement benötigen

Der BRASS-Index ist geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein gezieltes

Entlassungsmanagement benötigen.

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

stimme sehr zu 23 38,3 38,3 38,3

stimme eher zu 13 21,7 21,7 60,0

teils/teils 15 25,0 25,0 85,0

lehne eher ab 7 11,7 11,7 96,7

lehne sehr ab 2 3,3 3,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 15: Geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein Entlassungsmanagement benötigen

Grafik 15: Geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein Entlassungsmanagement benötigen

38,3 % der befragten Pflegenden stimmten der Behauptung, dass der BRASS-Index ge-

eignet ist, Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein gezieltes Entlassungs-

management benötigen, sehr zu, 21,7 % stimmten eher und 25 % stimmten teils/teils zu.

11,7 % der Befragten lehnten diese Aussage eher und 3,3 % lehnten die Behauptung

sehr ab. Die Gründe für die Ablehnung waren auch hier, dass bei der Aufnahme eine rich-

tige Einschätzung oft deshalb nicht möglich ist, da sich die Fähigkeiten und Probleme der

Patientin bzw. des Patienten erst im Laufe der Zeit zeigen. Da etwa der Fall eintreten

kann, dass ein poststationärer Versorgungsbedarf erst nach z. B. einer Operation ent-

steht, obwohl der BRASS-Index bei der Aufnahme keinen poststationäreren Versor-

gungsbedarf identifizierte. Der BRASS-Index wird von vielen Pflegenden als geeignet an-

gesehen, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein Entlassungsmanage-

ment benötigen, jedoch wurde kritisiert, dass ein hoher BRASS-Index-Wert nicht immer

Aufschluss darüber gibt, ob ein poststationärer Versorgungsbedarf besteht, z. B. wenn

eine Patientin bzw. ein Patient mit hohem Punktewert nach der Entlassung aus dem

Krankenhaus im Pflegeheim weiterhin versorgt wird.

Page 66: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

66

8.4 Teil 4: Fragen zur Erhebung des BRASS-Index

Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index

Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index

Dauer Anzahl

unter 5 Minuten

31

zwischen 5 und 8 Minuten

14

über 8 Minuten

15

0

5

10

15

20

25

30

35

Tabelle 16: Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index

Grafik 16: Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index

Pflegepersonen, die den Fragebogen „BRASS-Index“ ausfüllten, gaben an, dass der Auf-

wand für die Erhebung zwischen zwei und zehn Minuten beträgt. Der Großteil der Pfle-

genden teilte mit, weniger als fünf Minuten für das Ausfüllen des BRASS-Index zu benö-

tigen. Sowohl im LKH-Universitätsklinikum Graz als auch im Krankenhaus der Stadt

Dornbirn wird der BRASS-Index bei der Aufnahme der Patientin bzw. des Patienten oder

beim Anamnesegespräch erhoben.

Zusätzlicher Zeitaufwand

Wird das Ausfüllen des BRASS-Index von Ihnen als zusätzlicher Zeitaufwand

wahrgenommen?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

ja 43 71,7 71,7 71,7

nein 17 28,3 28,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 17: Zusätzlicher Zeitaufwand Grafik 17: Zusätzlicher Zeitaufwand

43 der Befragten (71,7 %) empfanden das Ausfüllen des BRASS-Index als zusätzlichen

Zeitaufwand, vor allem, wenn die zeitlichen und personellen Ressourcen knapp sind. 17

Pflegepersonen (28,3 %) gaben an, dass sie das Erheben des BRASS-Index nicht als

zusätzlichen Zeitaufwand wahrnehmen.

Der BRASS-Index wird sowohl im LKH-Universitätsklinikum Graz als auch im Kranken-

haus der Stadt Dornbirn von den Pflegenden in Papierform erhoben. Auf die Frage,

Page 67: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

67

welche Vorteile die Befragten in einer elektronischen Erhebung des BRASS-Index sehen

würden, wurde etwa geantwortet, dass dies umweltschonender sei und die mittels

BRASS-Index erhobenen Daten auch außerhalb der Station abgerufen werden könnten.

Pflegepersonen sehen es auch als Vorteil, wenn das Anamneseblatt und der BRASS-

Index elektronisch verknüpft wären, da dieser einmalige Arbeitsvorgang für sie eine Zeit-

ersparnis darstellen und somit eine Doppelerhebung wegfallen würde. Einige der Befrag-

ten sahen keinen Vorteil in einer elektronischen Erhebung und lehnten diese ab, da sie

dem Papier gegenüber dem Computer den Vorzug geben.

Weiteres Feld für zusätzliche Bemerkungen

Würden Sie sich beim BRASS-Index ein weiteres Feld für eigene zusätzliche

Bemerkungen wünschen?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

ja 13 21,7 21,7 21,7

nein 47 78,3 78,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 18: Weiteres Feld für zusätzliche Bemerkungen Grafik 18: Weiteres Feld für zusätzliche Bemerkungen

Auf die Frage, ob sich Pflegepersonen ein weiteres Feld für eigene zusätzliche Bemer-

kungen für den BRASS-Index wünschen, gaben 21,7 % der Befragten an, dass dies von

Vorteil wäre. 78,3 % lehnten ein zusätzliches Feld ab. Pflegepersonen waren der Mei-

nung, dass es bei einem zusätzlichen Feld möglich wäre, aufzulisten, wer die Patientin

bzw. den Patienten bis zur Aufnahme ins Krankenhaus zu Hause betreute und wie die

Kontaktdaten der Angehörigen, z. B. deren Telefonnummern, lauten. In dieses zusätzliche

Feld könnte auch eingetragen werden, in welchen Krankenhäusern die vorhergehenden

Krankenhausaufenthalte stattfanden. Außerdem teilten befragte Pflegepersonen im Fra-

gebogen mit, dass sie sich ein zusätzliches Feld am Ende des BRASS-Index wünschen

würden, in dem eingetragen werden könnte, welche Form der poststationären Weiter-

versorgung bzw. welche Hilfsmittel die Patientin bzw. der Patient ihrer Meinung nach be-

nötigt. Pflegepersonen begründeten ihren Wunsch nach einem eigenen Feld für zusätz-

liche Bemerkungen damit, dass viele wichtige Informationen händisch am Ende des

BRASS-Index hinzugeschrieben werden müssen, die unerlässlich für eine optimale Pflege

der Patientin bzw. des Patienten sind.

Page 68: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

68

Alle 10 Bereiche beurteilbar

Ist es Ihnen möglich, bei allen Patientinnen und Patienten

alle 10 Bereiche des BRASS-Index zu beurteilen?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

immer 4 6,7 6,7 6,7

häufig 45 75,0 75,0 81,7

selten 11 18,3 18,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 19: Alle 10 Bereiche beurteilbar Grafik 19: Alle 10 Bereiche beurteilbar

Nur 6,7 % der befragten Pflegepersonen, gaben an, dass es ihnen immer möglich ist, bei

allen Patientinnen und Patienten alle 10 Bereiche des BRASS-Index zu beurteilen. 75 %

meinten, dass es ihnen häufig möglich ist. Für 18,3 % ist es selten möglich, bei allen Pati-

entinnen und Patienten alle 10 Bereiche des BRASS-Index zu beurteilen.

Schwierigkeiten bei der Beurteilung

Treten Schwierigkeiten bei der Beurteilung des BRASS-Index auf?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

Schwierigkeiten 46 76,7 76,7 76,7

keine Schwierigkeiten

14 23,3 23,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 20: Schwierigkeiten bei der Beurteilung Grafik 20: Schwierigkeiten bei der Beurteilung

Von den 60 Befragten gaben 46 Pflegepersonen (76,7 %) an, dass sie Schwierigkeiten

bei der Beurteilung des BRASS-Index haben. 14 Befragte (23,3 %) waren der Meinung,

keine Schwierigkeiten bei der Beurteilung des BRASS-Index zu haben.

Page 69: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

69

Bereiche, wo Schwierigkeiten auftreten

Bei welchen Bereichen des BRASS-Index treten

Schwierigkeiten beim Beurteilen auf?

Bereich Anzahl

Bereich 1 1

Bereich 2 16

Bereich 3 6

Bereich 4 5

Bereich 5 3

Bereich 6 4

Bereich 7 2

Bereich 8 30

Bereich 9 29

Bereich 10 11

0

5

10

15

20

25

30

35

Tabelle 21: Bereiche, wo Schwierigkeiten auftreten

Grafik 21: Bereiche, wo Schwierigkeiten auftreten

Bereich 1: Alter

Bereich 2: Lebenssituation/Sozialte Unterstützung

Bereich 3: Kognitive Fähigkeiten

Bereich 4: Funktioneller Status

Bereich 5: Verhaltensmuster

Bereich 6: Mobilität

Bereich 7: Sensorische Defizite

Bereich 8: Anzahl vorhergehender Krankenhausaufenthalte oder Aufsuchen der Notaufnahme

Bereich 9: Anzahl der medizinischen Diagnosen

Bereich 10: Anzahl aller verordneten Medikamente

Die Bereiche 8 (Anzahl vorhergehender Krankenhausaufenthalte) und 9 (Anzahl der

medizinischen Diagnosen) bereiten den befragten Pflegepersonen bei der Beurteilung die

größten Schwierigkeiten. An zweiter Stelle befindet sich der Bereich 2 (Lebens-

situation/Soziale Unterstützung). Des Weiteren ist die Beurteilung von Bereich 10 (Anzahl

aller verordneten Medikamente) für viele Pflegende problematisch. Wenige Befragte ha-

ben bei der Beurteilung von Bereich 3 (Kognitive Fähigkeiten) Schwierigkeiten. Am

wenigsten problembehaftet sind die Bereiche 1 (Alter), 4 (Funktioneller Status), 5 (Ver-

haltensmuster), 6 (Mobilität) und 7 (Sensorische Defizite).

Page 70: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

70

Gründe für Schwierigkeiten

Warum treten in den von Ihnen oben genannten Bereichen Schwierigkeiten

auf?

Schwierigkeit Anzahl

Patientin bzw. Patient ist dement

31

Patientin bzw. Patient ist somnolent

23

Patientin bzw. Patient hat Hörprobleme

6

Patientin bzw. Patient hat Sprechprobleme

5

Patientin bzw. Patient ist anderssprachig

12

Patientin bzw. Patient ist zeitlich/örtlich desorientiert

29

Sonstige 17

0

5

10

15

20

25

30

35

Tabelle 22: Gründe für Schwierigkeiten Grafik 22: Gründe für Schwierigkeiten

Auf die Frage, warum Pflegepersonen Schwierigkeiten bei der Beurteilung von einzelnen

Bereichen des BRASS-Index haben, antworteten viele Befragte, dass sie Probleme bei

der Erhebung des BRASS-Index haben, wenn die Patientin bzw. der Patient dement,

somnolent oder zeitlich/örtlich desorientiert ist. Die Erhebung wird auch dann erschwert,

wenn die Patientin bzw. der Patient anderssprachig ist oder Hör- bzw. Sprechprobleme

hat. Als sonstige Schwierigkeiten wurden genannt, dass Patientinnen und Patienten oft

nicht genau wissen wie viele Medikamente sie einnehmen oder aufgrund der Aufregung

bei der stationären Aufnahme zu bestimmten Fragen keine Antwort geben können. Zu-

sätzlich wurde genannt, dass Angehörige bei auftretenden Fragen oft nicht erreichbar sind

oder dass die Patientin bzw. der Patient gar keine Angehörigen mehr hat, die bei Prob-

lemen bei der Erhebung des BRASS-Index hinzugezogen werden könnten.

Dieselbe Pflegeperson erhebt Anamnese und BRASS-Index

Wird die Anamnese und der BRASS-Index von derselben Pflegeperson erhoben?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

immer 29 48,3 48,3 48,3

häufig 24 40,0 40,0 88,3

selten 2 3,3 3,3 91,7

nie 3 5,0 5,0 96,7

keine Angabe 2 3,3 3,3 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 23: Dieselbe Pflegeperson erhebt Anamnese und BRASS-Index

Grafik 23: Dieselbe Pflegeperson erhebt Anamnese und BRASS-Index

Page 71: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

71

Auf die Frage, ob die Anamnese und der BRASS-Index von derselben Pflegeperson er-

hoben wird, antworteten 29 Befragte (48,3 %), dass dies immer der Fall ist. 24 Pflege-

personen (40 %) gaben an, dass häufig dieselbe Pflegeperson die Anamnese und den

BRASS-Index erhebt. 2 Befragte (3,3 %) antworteten, dass dies selten der Fall ist und

3 Pflegepersonen teilten mit, dass nie dieselbe Pflegeperson die Anamnese und den

BRASS-Index erhebt. 2 befragte Pflegepersonen (3,3 %) gaben auf diese Frage keine

Antwort.

Personen, die zur Entlassungsplanung hinzugezogen werden

Welche Personen werden zur Entlassungsplanung hinzugezogen,

wenn sich nach der Auswertung des BRASS-Index ein Wert von

über 9 Punkten ergibt?

Person Anzahl

Ärztin bzw. Arzt 17

Sozialarbeiterin bzw. Sozialarbeiter

51

Angehörige 31

Versorgungs- koordinatorin bzw. Versorgungskoordinator

30

Hauskrankenpflege 6

Sonstige 3

0

10

20

30

40

50

60

Tabelle 24: Personen, die zur Entlassungsplanung hingezogen werden

Grafik 24: Personen, die zur Entlassungsplanung hinzugezogen werden

Befragte Pflegepersonen gaben an, dass in den meisten Fällen die Sozialarbeiterin bzw.

der Sozialarbeiter zur Entlassungsplanung hinzugezogen wird, wenn sich nach der Aus-

wertung des BRASS-Index ein Wert von über 9 Punkten ergibt. In vielen Fällen werden

auch Angehörige, die Versorgungskoordinatorin bzw. der Versorgungskoordinator oder

die Ärztin bzw. der Arzt kontaktiert. Weniger oft wird die Hauskrankenpflege zur Entlas-

sungsplanung hinzugezogen. Zu den sonstigen Personen, die zur Entlassungsplanung

hinzugezogen werden, zählt die wichtigste Person, um die es bei der ganzen Entlas-

sungsplanung gehen soll, nämlich die Patientin bzw. der Patient.

Page 72: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

72

Weiterer Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennbar

Würden Sie den weiteren Betreuungsbedarf auch ohne

den Einsatz des BRASS-Index erkennen?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

immer 26 43,3 43,3 43,3

häufig 31 51,7 51,7 95,0

selten 3 5,0 5,0 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 25: Weiterer Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennbar

Grafik 25: Weiterer Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennbar

Auf die Frage, ob sie den weiteren Betreuungsbedarf der Patientin bzw. des Patienten

auch ohne den Einsatz des BRASS-Index erkennen würden, antworten 43,3 %, dass dies

immer der Fall ist. 51,7 % waren der Meinung, dass sie ihn häufig erkennen würden. 5 %

der Befragten waren der Ansicht, dass sie nur selten den weiteren Betreuungsbedarf der

Patientin bzw. des Patienten auch ohne den Einsatz des BRASS-Index erkennen würden.

Diese Ergebnisse decken sich mit den Aussagen im offenen Teil des Fragebogens, wo

viele Pflegepersonen angaben, dass sie auch vor der Einführung des

Assessmentinstruments BRASS-Index in der Lage waren, sicher einzuschätzen, ob ein

poststationärer Betreuungsbedarf besteht und somit die Patientin bzw. der Patient nach

der Entlassung Hilfe benötigt oder nicht.

8.5 Teil 5: Fragen zu den Vor- und Nachteilen des BRASS-

Index

Vorteile bzw. Nutzen des BRASS-Index

Welche Vorteile bzw. Nutzen sehen Sie im BRASS-Index?

Vorteile bzw. Nutzen Anzahl

Übersichtlichkeit 19

In kurzer Zeit ausfüllbar 23

Erkennung des weiteren Betreuungsbedarfs

26

Sonstige 7

0

5

10

15

20

25

30

Tabelle 26: Vorteile bzw. Nutzen des BRASS-Index

Grafik 26: Vorteile bzw. Nutzen des BRASS-Index

Page 73: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

73

Den größten Nutzen, den die Befragten im BRASS-Index sehen, ist der, dass mithilfe des

BRASS-Index der weitere Betreuungsbedarf besser identifiziert wird. Die Tatsache, dass

der BRASS-Index in kurzer Zeit ausfüllbar ist, wird als weiterer Vorteil gesehen. An dritter

Stelle steht für die Pflegepersonen die Übersichtlichkeit dieses Assessmentinstruments.

Als sonstige Vorteile wurden genannt, dass durch den Einsatz des BRASS-Index früher

an die Entlassungsplanung gedacht wird und dass, wenn ein poststationärer Betreuungs-

bedarf identifiziert wurde, Patientinnen und Patienten, Angehörige und weiterversorgende

Einrichtungen gezielter auf die Zeit nach der Entlassung vorbereitet werden können, da

bekannt ist, welche Ressourcen, Fähigkeiten und Probleme die Patientin bzw. der Patient

hat. Als weiterer Nutzen des BRASS-Index wurde genannt, dass Heilbehelfe für die Zeit

nach der Entlassung früher besorgt werden können, wenn bereits bei der Aufnahme der

Patientin bzw. des Patienten erkannt wird, dass diese für die poststationäre Phase benö-

tigt werden. Pflegepersonen sehen aber auch den Vorteil, dass durch den Einsatz des

BRASS-Index nicht nur die poststationäre, sondern auch die stationäre Pflege patien-

tinnen- und patientenorientierter geplant werden kann. Viele Pflegende erkennen aber

auch keinen Nutzen im BRASS-Index, da ihrer Meinung nach auch ohne dieses

Assessmentinstrument der poststationäre Versorgungsbedarf bestens erkannt werden

kann.

Nachteile des BRASS-Index

Welche Nachteile sehen Sie im Einschätzungsinstrument BRASS-

Index?

Nachteil Anzahl

Hoher Zeitaufwand 12

Keine Erkennung des weiteren Betreuungsbedarfs

28

Erhebung vor Kontaktaufnahme mit Sozialarbeiterin bzw. Sozialarbeiter

20

Sonstige 8

0

5

10

15

20

25

30

Tabelle 27: Nachteile des BRASS- Index

Grafik 27: Nachteile des BRASS-Index

Ein großer Teil der Pflegepersonen, die den Fragebogen „BRASS-Index“ ausfüllten, wa-

ren der Meinung, dass durch den Einsatz des BRASS-Index der weitere Betreuungs-

bedarf nicht besser erkannt wird als ohne die Verwendung dieses

Assessmentinstruments. Auch wird als großer Nachteil angesehen, dass der BRASS-

Index vor der Kontaktaufnahme mit der Sozialarbeiterin bzw. dem Sozialarbeiter bereits

Page 74: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

74

erhoben sein muss. Der hohe Zeitaufwand, den Pflegende für das Ausfüllen des BRASS-

Index benötigen, wird ebenso als Nachteil wahrgenommen. Auch wurde auf einer Station

kritisiert, dass nicht mehr direkt die Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter kontaktiert

werden kann, sondern die Versorgungskoordinatorin bzw. der Versorgungskoordinator als

zweite Person eingeschaltet ist. Weiters stellt das Erheben des BRASS-Index für die Pfle-

genden einen unnötigen Mehraufwand dar, wenn sich bei der Aufnahme schon zeigt,

dass sicherlich kein poststationärer Versorgungsbedarf besteht, da die Patientin bzw. der

Patient jung ist und nach dem Krankenhausaufenthalt sicherlich keine Versorgung mehr

benötigt. Als weiteren Nachteil gaben befragte Pflegepersonen an, dass, obwohl der hohe

Punktwert der BRASS-Index einen poststationären Versorgungsbedarf identifizierte,

einige Patientinnen und Patienten order manchmal auch Angehörige trotzdem der Mei-

nung sind, dass kein Unterstützungsbedarf nach der Entlassung besteht. Im Gegensatz

dazu kann der Fall eintreten, dass zwar die Auswertung des BRASS-Index bei der Auf-

nahme einen niedrigen Punktewert ergab, die Patientin bzw. der Patient dennoch eine

poststationäre Weiterversorgung nach der Entlassung benötigt.

Verbesserungen am BRASS-Index notwendig

Sind Sie der Meinung, dass der BRASS-Index verbessert werden sollte?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

keine Verbesserung notwendig

32 53,3 53,3 53,3

Verbesserung notwendig

13 21,7 21,7 75,0

keine Angabe 15 25,0 25,0 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 28: Verbesserungen am BRASS-Index notwendig Grafik 28: Verbesserungen am BRASS-Index notwendig

53,3 % der Befragten waren der Meinung, dass keine Verbesserungen am BRASS-Index

notwenig sind. 21,7 % sahen einen Verbesserungsbedarf und 25 % äußerten sich nicht zu

diesem Thema. Ein Verbesserungsvorschlag der Pflegenden wäre, den BRASS-Index

elektronisch zu erheben, sodass dieser von allen Pflegepersonen eingesehen werden

kann. Es wäre auch sinnvoll, dem BRASS-Index ein weiters Feld hinzuzufügen, wo Pfle-

gepersonen z. B. notieren können, wer die Patientin bzw. den Patienten bisher betreute

und dessen Kontaktdaten. Als weiterer Verbesserungsvorschlag wurde auch hier ge-

nannt, dass der BRASS-Index nicht bei jeder Patientin bzw. jedem Patienten erhoben

Page 75: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

75

werden sollte, wenn bei der Aufnahme bereits ersichtlich ist, dass die Patientin bzw. der

Patient keinen poststationären Versorgungsbedarf aufweisen wird. Als weiterer Verbesse-

rungsvorschlag wurde eine Überarbeitung der Punkteverteilung des BRASS-Index ge-

nannt, da die Punkteverteilung nach Meinung mancher Pflegender teilweise unklar bzw.

schwer nachvollziehbar ist. Etwa erhält eine Patientin bzw. ein Patient bei Bereich 2 (Le-

benssituation/Soziale Unterstützung) 5 Punkte obwohl die Patientin bzw. der Patient im

Pflegeheim eine permanente und optimale Betreuung erhält. Im Gegensatz dazu erhalten

über 80-jährige Patientinnen bzw. Patienten, die zwar mit dem Ehemann bzw. der Ehefrau

zusammenleben, 0 Punkte, obwohl der Ehemann bzw. die Ehefrau vielleicht pflegebe-

dürftiger als die Patientin bzw. der Patient ist.

Sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement

Wurden Sie durch den Einsatz des BRASS-Index sensibler für den Bereich

Entlassungsmanagement?

Häufigkeit Prozent

Gültige Prozente

Kumulierte Prozente

ja 27 45,0 45,0 45,0

nein 32 53,3 53,3 98,3

keine Angabe 1 1,7 1,7 100,0

Gesamt 60 100,0 100,0

Tabelle 29: Sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement

Grafik 29: Sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement

Von den 60 Befragten waren 27 (45 %) der Ansicht, dass sie durch den Einsatz des

BRASS-Index sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement wurden. 32 Pflege-

personen (53,3 %) waren nicht dieser Ansicht und eine Pflegeperson (1,7 %) äußerte sich

nicht dazu. Pflegende gaben auch hier an, dass sie schon vor der Einführung des

BRASS-Index bemüht waren, ein funktionierendes Entlassungsmanagement zu gewähr-

leisten, und dass die poststationäre Weiterversorgung auch vor der Einführung des

BRASS-Index auf adäquate und professionelle Weise sichergestellt wurde.

Page 76: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

76

8.6 Beziehungen zwischen einzelnen Fragestellungen

Im folgenden Unterkapitel werden Beziehungen zwischen einzelnen Fragestellungen des

Fragebogens „BRASS-Index“ mittels Kreuztabellen untersucht.

Bei der Verknüpfung der Fragen Alter, Einsatzbereich bzw. Berufsdauer mit der Frage, ob

es Probleme in der Einführungsphase des BRASS-Index gegeben hat, zeigte sich der

Trend, dass Probleme eher bei älteren Pflegepersonen aufgetreten sind, wobei dies auch

durch eine längere Berufsdauer nicht ausgeglichen werden konnte. Vor allem

Pflegepersonen zwischen 36 und 50 Jahren und Befragte, die ihren Beruf zwischen 11

und 20 Jahren ausübten, gaben an, dass es Probleme in der Einführungsphase des

BRASS-Index gegeben hat. Jedoch traten die Probleme während der Einführungsphase

unabhängig von der Station auf, in der die befragte Pflegeperson arbeitete. Allerdings ist

dies nur eine Tendenz, da viele Pflegepersonen keine Angaben zu diesen Fragen

machten.

Zusätzlicher Zeitaufwand

ja nein gesamt

Funktion Leitende(r) Stationsschwester/Stationspfleger

5 2 7

Diplomierte(r) Gesundheits- und Krankenschwester/Krankenpfleger

38 15 53

gesamt 43 17 60

Tabelle 30: Funktion – Zusätzlicher Zeitaufwand

Sowohl Pflegepersonen, die eine leitende Funktion innehaben, als auch diplomiertes

Pflegepersonal nehmen das Ausfüllen des BRASS-Index als zusätzlichen Zeitaufwand

wahr. In Zahlen ausgedrückt, bedeutet dies, dass 71,4 % der Pflegepersonen, die eine

leitende Funktion inne haben, aber auch 71,7 % des befragten diplomierten

Pflegepersonals das Ausfüllen des BRASS-Index als zusätzlichen Zeitaufwand

empfanden.

Page 77: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

77

Alle 10 Bereiche beurteilbar

immer häufig selten gesamt

Einsatzbereich Station Innere Medizin 3 25 8 36

Station Chirurgie 1 14 2 17

Station Neurochirurgie 0 6 1 7

gesamt 4 45 11 60

Tabelle 31: Einsatzbereich – Alle 10 Bereiche beurteilbar

Sowohl auf der Station Innere Medizin (77,7 %) als auch auf den Stationen Chirurgie

(88,2 %) und Neurochirurgie (85,7 %) waren Pflegende immer bzw. häufig in der Lage,

alle 10 Bereiche des BRASS-Index zu beurteilen.

Alle 10 Bereiche beurteilbar

immer häufig selten gesamt

Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar

stimme sehr zu

2 22 0 24

stimme eher zu

2 19 6 27

teils/teils

0 3 5 8

lehne sehr ab

0 1 0 1

gesamt 4 45 11 60

Tabelle 32: Ohne Schwierigkeiten ausfüllbar – Alle 10 Bereiche beurteilbar

Pflegepersonen, die der Aussage, dass der BRASS-Index für Pflegende ohne Schwierig-

keiten auszufüllen ist, sehr bzw. eher zustimmten, waren immer bzw. häufig in der Lage

(88,2 %), bei allen Patientinnen und Patienten alle 10 Bereiche des BRASS-Index zu be-

urteilen. Bei Befragten, die dem Statement teils/teils zustimmten bzw. es sehr ablehnten,

waren nur 44,4 % der Ansicht, häufig alle 10 Bereiche beurteilen zu können.

Page 78: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

78

Sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement

ja nein keine Angabe gesamt

Schnellerer Überblick für die Entlassungssituation

stimme sehr zu 14 3 0 17

stimme eher zu 6 2 1 9

teils/teils 7 16 0 23

lehne eher ab 0 5 0 5

lehne sehr ab 0 6 0 6

gesamt 27 32 1 60

Tabelle 33: Schnellerer Überblick für die Entlassungssituation – Sensibler für den Bereich Entlassungs-

management

Befragte Pflegepersonen, die der Aussage, dass sie durch den Einsatz des BRASS-Index

einen schnelleren Überblick über die Entlassungssituation der Patientin bzw. des Patien-

ten erhalten, sehr bzw. eher zustimmten, wurden durch den Einsatz des BRASS-Index

sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement (76,9 %). Jedoch sinkt in der Gruppe

der Pflegenden, die der Aussage nur teils/teils zustimmten, der Anteil derer, die auch der

Meinung sind, sensibler für den Bereich des Entlassungsmanagements geworden zu sein,

auf 30,4 %. Im Vergleich dazu wurden Pflegende, welche die zuvor genannte Aussage

eher bzw. sehr ablehnten, durch die Verwendung dieses Assessmentinstruments nicht für

den Bereich Entlassungsmanagement sensibilisiert (100 %).

Weiteren Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennen

immer häufig selten gesamt

Schnellerer Überblick für die Entlassungssituation

stimme sehr zu 5 11 1 17

stimme eher zu 2 7 0 9

teils/teils 9 12 2 23

lehne eher ab 4 1 0 5

lehne sehr ab 6 0 0 6

gesamt 26 31 3 60

Tabelle 34: Schnellerer Überblick für die Entlassungssituation – Weiteren Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennen

Page 79: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

79

Pflegepersonen, die der Aussage, durch den Einsatz des BRASS-Index einen schnelleren

Überblick über die Entlassungssituation zu erhalten, sehr bzw. eher zustimmten, würden

den weiteren Betreuungsbedarf auch ohne den Einsatz des Assessmentinstruments

immer (26,9 %) bzw. häufig (69,2 %) erkennen. Auch die Gruppe der Pflegenden, die dem

Statement nur teils/teils zustimmten, war der Ansicht, den weiteren Betreuungsbedarf

auch ohne den BRASS-Index immer (39,1 %) bzw. häufig (52,2 %) erkennen zu können.

Jene Pflegepersonen, welche die Aussage eher bzw. sehr ablehnten, waren zu 100 % der

Meinung, den weiteren Betreuungsbedarf auch ohne den Einsatz des Assessment-

instruments BRASS-Index immer oder häufig erkennen zu können.

Weiteren Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennen

immer häufig selten gesamt

Berufsdauer unter 3 Jahre 4 5 0 9

3 - 5 Jahre 4 4 2 10

6 - 10 Jahre 6 6 0 12

11 - 20 Jahre 7 7 0 14

21 -30 Jahre 2 4 1 7

über 30 Jahre 3 5 0 8

gesamt 26 31 3 60

Tabelle 35: Berufsdauer – Weiteren Betreuungsbedarf auch ohne BRASS-Index erkennen

Die mithilfe der Kreuztabelle verglichenen Antworten der Befragten zeigten, dass alle

Pflegenden, egal ob sie ihren Pflegeberuf weniger als 3 Jahre ausübten oder schon über

30 Jahre als Pflegepersonen tätig sind, fast zu 100 % immer bzw. häufig in der Lage sind,

den weiteren Betreuungsbedarf auch ohne den Einsatz des Assessmentinstruments

BRASS-Index zu erkennen.

Page 80: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

80

9 Zusammenfassung, Diskussion und Schluss-

bemerkungen

Die Entlassung aus dem Krankenhaus stellt ein relevantes Thema in der Gesundheits-

versorgung dar, denn mit der Entlassung beginnt die kritische poststationäre Phase. Aus

diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, über ein gut funktionierendes und

ressourcenorientiertes Entlassungsmanagement zu verfügen, um bei Patientinnen und

Patienten den bekannten „Drehtüreffekt“ zu verhindern.

In der heutigen Zeit stellen sowohl die veränderte Bevölkerungsstruktur, charakterisiert

durch die steigende Anzahl älterer, oft pflegebedürftiger Menschen, als auch die verän-

derte Familienstruktur und die sich verändernden Haushaltsformen große Heraus-

forderungen für die pflegerische Entlassungsplanung dar. Verstärkt wird die Problematik

dadurch, dass Frauen in der heutigen Gesellschaft aufgrund ihrer Berufstätigkeit nicht

mehr in vollem Umfang für die poststationäre Betreuung zur Verfügung stehen. Aber auch

die Finanzierung und die Ausgaben des österreichischen Gesundheitssystems beein-

flussen indirekt die Entlassung der Patientin bzw. des Patienten aus dem Krankenhaus.

Das für die Entlassung zentrale Entlassungsmanagement ist keineswegs als „neue“ Auf-

gabe in der Pflege zu sehen, denn die geplante Überleitung der Patientin bzw. des Pati-

enten von einem Versorgungssetting in ein anderes existiert im deutschsprachigen Raum

schon seit vielen Jahren und im Rahmen des Pflegeprozesses wurde die Entlassungs-

planung schon immer praktiziert.

Um den Entlassungsprozess der Patientinnen und Patienten jedoch so optimal wie mög-

lich zu gestalten und um Versorgungsbrüche zu vermeiden, ist es von Bedeutung, dass

im multiprofessionellen Team agiert wird. In diesem multiprofessionellen Entlassungs-

prozess nehmen Pflegende aufgrund ihres ausgeprägten Kontakts zur Patientin bzw. zum

Patienten und den Angehörigen eine zentrale Schlüsselrolle ein. Das Ziel des Entlas-

sungsmanagements besteht darin, die Versorgungskette nach der Entlassung aus dem

Krankenhaus lückenlos und sowohl auf adäquate als auch auf professionelle Weise

sicherzustellen. Zu der Zielgruppe des Entlassungsmanagements zählen alle Patientinnen

und Patienten, die einen umfassenden poststationären Betreuungs- und Versorgungs-

bedarf in therapeutischen, pflegerischen oder sozialen Belangen aufweisen und bei denen

bzw. deren Angehörigen somit ein Bedarf an Beratung, Schulung oder Koordinations-

leistungen für die Phase nach dem stationären Aufenthalt besteht. Die große Zahl jener,

Page 81: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

81

die in der heutigen Zeit eine Entlassungsplanung benötigt, wird aufgrund der ökono-

mischen Situation sicher weiter ansteigen, denn bedingt durch das LKF-System werden

viele Patientinnen und Patienten aus dem Krankenhaus entlassen, bevor sie vollständig

genesen sind. Damit der Übergang von einem Versorgungssetting in ein anderes lücken-

los verläuft und damit die Versorgungskontinuität auch in der poststationären Phase nach

dem Krankenhausaufenthalt qualitativ hochwertig gewährleistet wird, ist es notwendig, so

frühzeitig wie möglich mit dem strukturierten und multiprofessionellen Entlassungs-

management zu beginnen, um gezielt Maßnahmen für die Zeit nach dem stationären Auf-

enthalt treffen zu können.

Der Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege, welcher vom Deutschen

Netzwerk für Qualität in der Pflege entwickelt wurde, zielt auf die Sicherung der Versor-

gungskontinuität durch abgestimmtes Handeln aller an der Entlassung beteiligten Berufs-

gruppen ab. Gemäß dem Expertenstandard „Entlassungsmanagement in der Pflege“

umfasst der Entlassungsprozess grob formuliert vier Phasen. Diese vier Bereiche des

Entlassungsprozesses entsprechen den vier Stufen des Pflegeprozesses und umfassen

das Assessment, die Planung von Maßnahmen, die Durchführung dieser Maßnahmen

und die Evaluation der Entlassungsplanung. Im Expertenstandard „Entlassungs-

management in der Pflege“ wird explizit auch der Einsatz von Assessmentinstrumenten

angeführt, da diese einen wichtigen Bestandteil für ein gelungenes Entlassungs-

management darstellen.

Assessments, mit deren Hilfe die Patientinnen- und Patientensituation eingeschätzt wird,

sind Grundlage einer evidenzbasierten und verantwortungsvollen Pflegepraxis. Darauf

aufbauend ist es möglich, sowohl zweckmäßige Interventionen zu planen und durchzu-

führen als auch ihren Verlauf zu evaluieren. Einige Gründe für die verstärkte Entwicklung

und Anwendung von Assessmentinstrumenten und den daraus resultierenden gegen-

wärtigen Assessmentboom stellen einerseits der Qualitätssicherungsdruck und anderer-

seits die gesetzliche Verpflichtung dar, dass Handlungen in der Pflege begründet und

nachvollziehbar gemacht werden müssen. In der heutigen Zeit führt somit kein Weg an

standardisierten Assessmentinstrumenten vorbei, da diese wichtige Hilfestellungen für die

professionelle Pflegediagnostik darstellen, die ein wichtiger Schritt im Pflegeprozess ist.

Bevor standardisierte Assessmentinstrumente jedoch in der Pflegepraxis verwendet wer-

den dürfen, sind möglichst viele geforderte wissenschaftliche Gütekriterien des Instru-

ments zu untersuchen.

Page 82: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

82

Der in der vorliegenden Masterarbeit behandelte BRASS-Index, der in seiner ursprüngli-

chen Fassung auf die speziellen Anliegen von 65-jährigen oder älteren Patientinnen und

Patienten zugeschnitten war, wurde 1992 von Ann Blaylock und Carolyn L. Cason als Teil

eines Entlassungsplanungssystems in den USA entwickelt. Das Assessmentinstrument

für die Entlassungsplanung besteht aus zehn Items, die auf Defizite der Patientin bzw.

des Patienten bei deren bzw. dessen Versorgung hindeuten sollen. Die durch die Aus-

wertung des BRASS-Index ermittelten Punktewerte geben anschließend einen Hinweis

auf den Bedarf der Patientin bzw. des Patienten für ein ausgeprägtes Entlassungs-

management. Da der BRASS-Index sowohl ein valides als auch reliabler Einschätzungs-

instrument ist, sind die wichtigsten wissenschaftlichen Gütekriterien erfüllt.

Da das Ziel dieser Masterarbeit darin bestand, die Notwendigkeit des Einsatzes des

BRASS-Index als Instrument des Entlassungsmanagements zu konkretisieren und her-

auszufinden, ob der BRASS-Index geeignet ist, Patientinnen und Patienten heraus-

zufiltern, welche ein Entlassungsmanagement benötigen, wurden Pflegende des LKH-

Universitätsklinikums Graz und des Krankenhauses der Stadt Dornbirn, die dieses Ein-

schätzungsinstrument bereits im Pflegealltag verwenden, mittels Fragebogen zu diesem

Thema befragt.

Pflegende berichteten im Fragebogen „BRASS-Index“, dass es bei der Implementierung

des Assessmentinstruments auf den einzelnen Stationen oft keine Einführungsphase bzw.

Einschulung gegeben hat, und somit zu Beginn Probleme bei der Beurteilung der Patien-

tinnen und Patienten auftraten. Jedoch war der Großteil der Pflegenden der Meinung,

dass der BRASS-Index auch ohne Schulung der Pflegeperson ausfüllbar sei. Vor allem

Pflegepersonen zwischen 36 und 50 Jahren und Befragte, die ihren Beruf zwischen 11

und 20 Jahren ausübten, gaben an, dass es Probleme in der Einführungsphase des

BRASS-Index gegeben hat. Jedoch traten die Probleme während der Einführungsphase

unabhängig von der Station auf, in der die befragte Pflegeperson arbeitete.

Die befragten Pflegepersonen sahen im Assessmentinstrument BRASS-Index sowohl

Vor- als auch Nachteile. Obwohl die Erhebung des Index nur zwischen zwei und zehn

Minuten in Anspruch nimmt, wird sie doch als zusätzlicher Zeitaufwand wahrgenommen,

besonders wenn die zeitlichen und personellen Ressourcen knapp sind. Ist schon bei der

stationären Aufnahme der Patientin bzw. des Patienten ersichtlich, dass sicherlich kein

poststationärer Versorgungsbedarf besteht, wird der Zeitaufwand sogar als unnötig emp-

funden. Für einige wenige Pflegepersonen ist auch die Punkteverteilung des BRASS-

Index teilweise unklar.

Page 83: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

83

Als Vorteile des BRASS-Index wurden genannt, dass das Assessmentinstrument einfach,

wie eine Checkliste aufgebaut ist und es gezielte, gut verständliche Fragestellungen und

Antwortmöglichkeiten gibt, die das Ausfüllen erleichtern. Und obwohl das Einschätzungs-

instrument recht kurz gehalten ist, sind dennoch alle wichtigen Bereiche, die eingeschätzt

werden müssen, auf einer Seite zusammengefasst. Somit ist es nach Ansicht vieler Pfle-

genden möglich, die poststationäre Versorgung strukturiert zu planen. Eine elektronische

Erhebung des BRASS-Index würde den Vorteil bringen, dass die Einschätzung der

Patientin bzw. des Patienten auch außerhalb der Station zur Verfügung steht. Manche

Pflegende wünschen sich ein zusätzliches Feld, etwa für Informationen über die

Betreuungsperson der Patientin bzw. des Patienten bis zur Aufnahme ins Krankenhaus

oder für Kontaktdaten der Angehörigen, wie deren Telefonnummern.

Für fast alle Pflegenden, die den Fragebogen ausfüllten, ist es möglich, alle zehn

Bereiche des BRASS-Index zu beurteilen. Jedoch bereiten die Bereiche 8 (Anzahl vor-

hergehender Krankenhausaufenthalte), der Bereich 9 (Anzahl der medizinischen Diagno-

sen) und der Bereich 2 (Lebenssituation/Soziale Unterstützung) den befragten Pflege-

personen bei der Beurteilung die größten Schwierigkeiten. Als Gründe für diese Schwie-

rigkeiten wurden etwa genannt, dass die Patientin bzw. der Patient dement, somnolent

oder zeitlich/örtlich desorientiert ist und somit auf die gestellten Fragen keine Antwort

geben kann.

Der Großteil der befragten Pflegenden gab an, dass sie den weiteren Betreuungsbedarf

der Patientin bzw. des Patienten auch ohne den Einsatz des Assessmentinstruments

BRASS-Index immer bzw. häufig erkennen würden. Nur wenige befragte Pflegepersonen

waren der Meinung, dass sie durch den Einsatz dieses Einschätzungsinstruments keinen

schnelleren Überblick über die Entlassungssituation der Patientin bzw. des Patienten

erhalten. Die Aussage, keinen schnelleren Überblick zu erhalten, wurde damit begründet,

dass bei der Aufnahme der Patientin bzw. des Patienten oft noch nicht ersichtlich ist, wie

deren bzw. dessen Entlassungszustand aussehen wird. Es tritt nämlich häufig der Fall

ein, dass die Notwendigkeit einer poststationären Versorgung teilweise erst während des

stationären Aufenthalts entsteht oder erst dann beurteilt werden kann. Beispielsweise

wurde genannt, dass ein poststationärer Versorgungsbedarf erst nach einer Operation

entstehen kann, obwohl der BRASS-Index bei der Aufnahme keinen Bedarf identifizierte.

Der BRASS-Index wird von vielen Pflegenden als nützliches Assessmentinstrument

angesehen, da durch dessen Einsatz eine optimale poststationäre Versorgung der

Page 84: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

84

Patientinnen und Patienten gewährleistet wird. Mit diesem einfach und verständlich auf-

gebauten Einschätzungsinstrument ist es fast allen Pflegenden möglich, einen schnel-

leren Überblick über die Entlassungssituation der Patientin bzw. des Patienten zu erhal-

ten. Jedoch wurde im Fragebogen „BRASS-Index“ berichtet, dass auch vor der Ein-

führung des BRASS-Index die Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter kontaktiert wurde,

wenn sich herausstellte, dass ein poststationärer Versorgungsbedarf gegeben war. Somit

war nach Ansicht vieler Pflegender auch vor dem Einsatz des BRASS-Index die Einschät-

zung des weiteren Versorgungsbedarfs kein Problem und die poststationäre Versorgung

nach Meinung vieler Pflegender auch früher gesichert.

Der BRASS-Index identifiziert den poststationären Versorgungs- und Betreuungsbedarf

gut und ist sicherlich geeignet, um bei den meisten Patientinnen und Patienten jene

herauszufiltern, welche ein Entlassungsmanagement benötigen. Jedoch bedarf es noch

weiterer Befragungen, um endgültig die Notwendigkeit einer Einführung des BRASS-

Index als Teil des Entlassungsmanagements sicher zu bestätigen, da die in der jetzigen

Befragung sowohl die Fallzahl als auch die Anzahl der zurückgesendeten Fragebögen zu

gering war.

Das Thema Entlassungsmanagement wird jedoch unabhängig von einer Implementierung

des BRASS-Index weiterhin aktuell sein. Einerseits aufgrund der demographischen Ent-

wicklung, bedingt durch die wachsende Zahl älterer, multimorbider und oft pflegebedürf-

tiger Menschen, aber auch aufgrund der veränderten Familienstruktur und der Ressour-

cenknappheit im Gesundheitswesen wird dieses Thema brisant bleiben. Außerdem wird in

Zukunft ein effektives Entlassungsmanagement sicherlich maßgeblich die Qualität, aber

auch die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser mitbestimmen, denn die veränderte

Krankenhausfinanzierung hat das Thema Entlassungsmanagement in den Vordergrund

gerückt. Nur eine umfassende patientinnen- und patientengerechte Steuerung des

Entlassungsprozesses wird die Versorgungskontinuität sichern und den bekannten

„Drehtüreffekt“ verhindern. Denn nur wenn keine Versorgungsbrüche eintreten, ist der

Entlassungsprozess der Patientin bzw. des Patienten geglückt und die adäquate, bedarfs-

gerechte und professionelle poststationäre Versorgung gegeben.

Page 85: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

85

10 Literaturverzeichnis

Bartholomeyczik, S. (2002): Sinn und Unsinn von Pflegestandards. In: Heilberufe, 05:12-

16.

Bartholomeyczik, S. (2006): Pflegediagnostik, Assessment und Klassifikationen:

Funktionen und Grenzen. In: PrInterNet, 09:453-458.

Bartholomeyczik, S. / Halek, M. (Hrsg.) (2004): Assessmentinstrumente in der Pflege.

Möglichkeiten und Grenzen. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover.

Bartholomeyczik, S. / Hunstein, D. (2005): Standardisierte Assessmentinstrumente –

Möglichkeiten und Grenzen. In: PrInterNet, 06:315-317.

Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend (Hrsg.) (2008) :

Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) – Modell 2009. BMGFJ, Wien.

Blaylock, A. / Cason, C. L. (1992): Discharge planning –predicting patients´ needs: In:

Journal of Gerontological Nursing, 07:5-10.

Dangel, B. (2004): Pflegerische Entlassungsplanung- Ansatz und Umsetzung mit dem

Expertenstandard. Urban & Fischer Verlag, München.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg.) (2004):

Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege – Entwicklung, Konsentierung,

Implementierung. Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2008): Verfügbar

unter: www.dnqp.de [Zugriff am 09.05.2009].

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2009): Verfügbar

unter: http://pflegen-

online.de/suche/index.htm?d_id=26562076&text=expertenstandard%20entlassungsmana

gement [Zugriff am 15.06.2009].

Page 86: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

86

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2009):

Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege. Die Aktualisierung schreitet

voran. Verfügbar unter:

http://pflegen-online.de/nachrichten/pflegeforschung/expertenstandards-

entlassungsmanagement-in-der-pflege.htm?nlp=20090212, [Zugriff am 15.06.2009].

Dörpinghaus, S. / Grützmacher, S. / Werbke, R. S. / Weidner, F. (2008): Überleitung und

Case Management in der Pflege. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover.

Engeln, M. / Hennes, H. J. / Stehling, H. / Ziegenbein, R. (2006): Der Blaylock-Risk-

Assessment-Score (Modifizierter BRASS-Index) als Initialassessment im

multiprofessionellen Entlassungsmanagement. In: PrInterNet, 10:545-549.

Fritz, E. (2007): Assessment für die Pflege? In: Österreichische Pflegezeitschrift, 05:8-12.

Gittler-Hebestreit, N. (2006): Pflegeberatung im Entlassungsmanagement – Grundlagen,

Inhalte, Entwicklung. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover.

Goetze, H. J. (2004): Entlassungsmanagement als „neue“ Aufgabe der Pflege. In: Die

Schwester Der Pfleger, 43. Jahrgang, 10:730-734.

Hofmarcher, M. M. / Rack, H. M. (2006): Gesundheitssysteme im Wandel – Österreich.

Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

Mistiaen, P. / Duijnhouwer, E. / Prins-Hoekstra, A. / Ros, W. / Blaylock, A. (1999):

Predictive validity of the BRASS index in screening patients with post-discharge problems.

In: Journal of Advanced Nursing, 30(5):1050-1056.

Moers, M. / Schiemann, D. (2004): Expertenstandards in der Pflege – Vorgehensweise

des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) und Nutzen für

die Praxis. In: Pflege & Gesellschaft, 9. Jahrgang 03:75-79.

pik – PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung: ein Kooperationsprojekt Stadt

Wien – Sozialversicherungen (2006): Verfügbar unter:

http://www.pik.or.at/index.php?id=entlassung [Zugriff am 19.09.2009].

Page 87: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

87

Polit, D. F. / Beck, C. T. / Hungler, B. P. (2004): Lehrbuch Pflegeforschung – Methodik,

Beurteilung und Anwendung. Verlag Hans Huber, Bern.

Schrems, B. (2007): Standardisierte Assessmentinstrumente im Lichte der Hermeneutik.

In: Pflege, 20:218-224.

Spirig, R. / Fierz, K. / Hasemann, W. / Vincenzi, C. (2007): Assessments als Grundlage für

eine evidenzbasierte Praxis. In: Pflege, 20:182-184.

Statistik Austria (Hrsg.) (2008): Österreich – Zahlen, Daten, Fakten. Statistik Austria,

Wien.

Statistik Austria (2008): Familien 1961 bis 2001 nach Typ und Kinderzahl. Verfügbar

unter:

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/haushalte_familien_lebensformen/

familien/023078.html [Zugriff am 20.05.2009].

Statistik Austria (2008): Spitalsentlassungen gesamt. Verfügbar unter:

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/stationaere_aufenthalte/spitalsentlas

sungen_gesamt/index.html [Zugriff am 30.05.2009].

Statistik Austria (2009): Bevölkerung seit 1869 nach Geschlecht bzw. breiten

Altersgruppen. Verfügbar unter:

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkeru

ng_nach_alter_geschlecht/031384.html [Zugriff am 20.05.2009].

Statistik Austria (2009): Privathaushalte und Familien 1984 bis 2008. Verfügbar unter:

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/haushalte_familien_lebensformen/

040791.html [Zugriff am 20.05.2009].

Tazi-Preve, I. M. / Kytir, J. / Lebhart, G. / Münz, R. (1999): Bevölkerung in Österreich -

Demographische Trends, politische Rahmenbedingungen, entwicklungspolitische

Aspekte. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Demographie, Wien.

Thome, M. (2006): „Best practice“ – evidenzbasierte Pflege. In: Pflege, 19:143-145.

Page 88: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

88

Wingenfeld, K. (2005): Die Entlassung aus dem Krankenhaus – Institutionelle Übergänge

und gesundheitlich bedingte Transitionen. Verlag Hans Huber, Bern.

Page 89: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

89

11 Anhang

Fragebogen

„BRASS-Index“

Sehr geehrte Damen und Herren!

Im Rahmen meines Masterstudiums „Gesundheits- und Pflegewissenschaft“ an der Medizinischen

Universität Graz verfasse ich meine Masterarbeit zum Thema

„Die Notwendigkeit der Implementierung des BRASS-Index

als Teil des Entlassungsmanagements“.

Mein Ziel ist es, mit diesem Fragebogen herauszufinden, ob der BRASS-Index ein sinnvolles

Instrument für die Entlassungsplanung ist und wie Pflegepersonen den BRASS-Index beurteilen.

Dafür benötige ich Ihre Mithilfe und bitte Sie mich dabei zu unterstützen, indem Sie mir Ihre

Erfahrungen und Ihre Meinung anhand dieses Fragebogens mitteilen.

Dieser Fragebogen besteht aus vier Seiten und ist in fünf Teile gegliedert:

TEIL I: Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich

TEIL II: Fragen zur Einführung des BRASS-Index

TEIL III: Aussagen zum BRASS-Index

TEIL IV: Fragen zur Erhebung des BRASS-Index

TEIL V: Vor- und Nachteile des BRASS-Index

Der Zeitaufwand für das Ausfüllen wird ungefähr zehn Minuten betragen. Bitte nehmen Sie sich

für die Beantwortung des Fragebogens Zeit, denn jede Ihrer Antworten ist wichtig.

Es gibt weder richtige noch falsche Antworten – nur Ihre Meinung zählt! Selbstverständlich werden

alle Ihre Antworten auf diesem Fragebogen vollkommen anonym und vertraulich behandelt.

Geben Sie bitte den ausgefüllten Fragebogen in ein Kuvert und übermitteln Sie dieses an Ihre

Pflegedienstleitung. Ich ersuche die Pflegedienstleitung die gesammelten Fragebögen bis

spätestens 16. August 2009 an die Abteilung Pflege in Graz zu übermitteln.

Bei eventuellen Unklarheiten bitte ich um Kontaktaufnahme: [email protected]

Herzlichen Dank!

Hanna Gallaun, BSc.

© Stmk. Krankenanstaltenges.m.b.H Hanna Gallaun, BSc. V3 6. Juli 2009

Page 90: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

90

TEIL I Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich Bitte beantworten Sie kurz einige Fragen zu Ihrer Person und Ihrem Tätigkeitsfeld.

1. Geben Sie bitte Ihr Geschlecht an.

männlich weiblich

2. Wie alt sind Sie? unter 20 Jahre 36 – 50 Jahre

21 – 35 Jahre über 50 Jahre

3. In welcher Funktion sind Sie tätig?

Leitende(r) Stationsschwester/Stationspfleger

Diplomierte(r) Gesundheits- u. Krankenschwester/Krankenpfleger

4. Was ist Ihr derzeitiger Einsatzbereich?

Station Innere Medizin

Station Chirurgie

Sonstige: _______________

5. Wie lange üben Sie Ihren Beruf bereits aus?

unter 3 Jahre 11 - 20 Jahre

3 - 5 Jahre 21 - 30 Jahre

6 - 10 Jahre über 30 Jahre

TEIL II Fragen zur Einführung des BRASS-Index

6. Hat es bei der Einführung des BRASS- Index auf Ihrer Station eine Einführungsphase gegeben?

ja

nein

a. Falls es eine Einführungsphase gegeben hat, sind dabei Probleme aufgetreten?

ja, weil (bitte angeben) nein

7. Hat es vor dem Einsatz des BRASS-Index eine Einschulung gegeben?

ja

nein

a. Wenn ja, in welchem Umfang?

8. Besuchen Sie weiterhin Schulungen bzw. Fortbildungen zum Thema BRASS-Index?

ja

nein

a. Wenn ja, welche Schulungen bzw. Fortbildungen?

Page 91: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

91

9. Ist das Ausfüllen des BRASS- Index auch ohne Schulung der Pflegeperson möglich?

ja

nein

10. Wer hat die Einführungsphase geleitet bzw. begleitet? Bitte geben Sie deren/dessen Funktion an.

Pflegedienstleitung

Stationsleitung

Sonstige: _______________

TEIL III Aussagen zum BRASS-Index

Im Anschluss finden Sie einige Aussagen zum BRASS-Index. Beantworten Sie, ob Sie diesen Aussagen zustimmen oder diese ablehnen und begründen Sie Ihre Entscheidung.

11. Der BRASS-Index ist für Pflegepersonen ohne Schwierigkeiten auszufüllen.

stimme sehr zu

stimme eher zu

teils/teils

lehne eher ab

lehne sehr ab

Begründung:

12. Der BRASS-Index ist einfach und verständlich aufgebaut.

stimme sehr zu

stimme eher zu

teils/teils

lehne eher ab

lehne sehr ab

Begründung:

13. Durch den Einsatz des BRASS- Index erhalten Pflegende einen schnelleren Überblick über die Entlassungssituation.

stimme sehr zu

stimme eher zu

teils/teils

lehne eher ab

lehne sehr ab

Begründung:

14. Der BRASS-Index ist geeignet, um Patientinnen und Patienten herauszufiltern, die ein gezieltes Entlassungsmanagement benötigen.

stimme sehr zu

stimme eher zu

teils/teils

lehne eher ab

lehne sehr ab

Begründung:

Page 92: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

92

TEIL IV Fragen zur Erhebung des BRASS-Index

15. Der Aufwand für die Erhebung des BRASS-Index beträgt ungefähr

_______ Minuten.

16. Wird das Ausfüllen des BRASS- Index von Ihnen als zusätzlicher Zeitaufwand wahrgenommen?

ja

nein

17. In welcher Form wird der BRASS-Index auf Ihrer Station erhoben?

Papierform

elektronisch

18. Welche Vorteile sehen Sie bei der elektronischen Erhebung des BRASS-Index?

19. Würden Sie sich beim BRASS- Index ein weiteres Feld für eigene zusätzliche Bemerkungen wünschen?

ja

nein

a. Wenn ja, für welchen Bereich des BRASS-Index?

20. Ist es Ihnen möglich, bei allen Patientinnen und Patienten alle zehn Bereiche des BRASS- Index zu beurteilen?

immer

häufig

selten

nie

21. Bei welchen Bereichen des BRASS-Index treten Schwierigkeiten beim Beurteilen auf?

Ich habe keine Schwierigkeiten beim Beurteilen

Bereich 1: Alter

Bereich 2: Lebenssituation/Soziale Unterstützung

Bereich 3: Kognitive Fähigkeiten

Bereich 4: Funktioneller Status

Bereich 5: Verhaltensmuster

Bereich 6: Mobilität

Bereich 7: Sensorische Defizite

Bereich 8: Anzahl vorhergehender Krankenhausaufenthalte oder Aufsuchen der Notaufnahme

Bereich 9: Anzahl der medizinischen Diagnosen

Bereich 10: Anzahl aller verordneten Medikamente

Page 93: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

93

22. Warum treten in den von Ihnen oben genannten Bereichen Schwierigkeiten beim Beurteilen auf?

Patientin bzw. Patient ist dement

Patientin bzw. Patient ist somnolent

Patientin bzw. Patient hat Hörprobleme

Patientin bzw. Patient hat Sprechprobleme

Patientin bzw. Patient ist anderssprachig

Patientin bzw. Patient ist zeitlich/örtlich desorientiert

Sonstige: _________________________

23. Zu welchem Zeitpunkt erfolgt die Erhebung des BRASS-Index auf Ihrer Station?

_______________

24. Wird die Anamnese und der BRASS-Index von derselben Pflegeperson erhoben?

immer

häufig

selten

nie

25. Welche Personen werden zur Entlassungsplanung hinzugezogen, wenn sich nach der Auswertung des BRASS- Index ein Wert von über neun Punkten ergibt?

Ärztin bzw. Arzt

Versorgungskoordinatorin bzw. Versorgungskoordinator

Sozialarbeiterin bzw. Sozialarbeiter

Hauskrankenpflege

Angehörige

Sonstige: ______________

26. Würden Sie den weiteren Betreuungsbedarf der Patientinnen und Patienten auch ohne den Einsatz des BRASS- Index erkennen?

immer

häufig

selten

nie

TEIL V Vor- und Nachteile des BRASS-Index

27. Welche Vorteile bzw. welchen Nutzen sehen Sie im BRASS- Index?

Übersichtlichkeit

BRASS-Index ist in kurzer Zeit ausfüllbar

BRASS-Index identifiziert den weiteren Betreuungsbedarf

Sonstige: _______________________________________ _______________________________________

Page 94: Die Notwendigkeit einer Implementierung des BRASS-Index

94

28. Welche Nachteile sehen Sie im Einschätzungsinstrument BRASS-Index?

Zeitaufwand für das Ausfüllen ist hoch

Nachfolgender Betreuungsbedarf wäre auch ohne den Einsatz des BRASS-Index erkennbar

Vor der Kontaktaufnahme mit der Sozialarbeiterin bzw. dem Sozialarbeiter muss der BRASS-Index bereits erhoben sein

Sonstige: _______________________________________ _______________________________________

29. Sind Sie der Meinung, dass der BRASS-Index verbessert werden sollte?

Keine Verbesserung notwendig

Verbesserung notwendig, weil (bitte angeben) ________________________________________ ________________________________________

30. Wurden Sie durch den Einsatz des BRASS-Index sensibler für den Bereich Entlassungsmanagement?

ja

nein

31. Möchten Sie noch etwas zum Thema BRASS-Index sagen?

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!