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28. MAI ~938 KLINISCHE WOCHENSCHR venSs erholt sich unter Zunahme des systohschen and energischer des diastolischen Blutdruckes das Kind. Weitere Kollapserschei- nungen treten im Krankheitsverlauf nicht mehr auL Der Knabe wurde unter der tiblichen Behandlung gesund. Sch~digungen yon Herz nnd Kreislauf waren bei der Entlassung nicht nachznweisen. In der Kurve 5 ist die Hebung eines Kreislanfkollapses bei einer 63jXhr. Kranken dargestellt. Sie htt seit 6 Jahren nach infek- tiOser Myokarditis an einer schweren Herzinsufhzienz, die wieder- holten Krankenhausanfenthalt eriorderlich maehte. Vollkompen- sation war selbst in Ruhe seit einem hMben Jahr nicht mehr zll erreichen. In den letzten 3 Monaten hatte sich eine Stauungs- cirrhose der Leber enewickelt. An dem Krankheitstage, der zum Kotlaps ftihi~e, kam es zu einem schweren Volvulus einer Dfinn- darmschlinge, der sofortige Operatioll in Lokalanksthesm eriorder- lich machte. 2 Stunden nach Operation der mder Kurve zahlen- mal3ig dargestellte periphere Kollaps, der unter 5 ccm Cormed intra- /~0 "~ 10: ] I I dia, rl gluldr:./c/: ~,~ @ I , ~ _,_// ......... ~ ~ "" Kurve 4- D~phtherie, 2 corn Cormed intravenos. :/0' :00 L/u-- ,: /0 /S Min Kurve 5- Postoperatlver KollapG 5 c3m Cormed lrstravenos. venSs behoben wurde. Kollapserscheinungen treten bei Stro- phanthin- und Traubenzuckerbehandlung bis kurz vor dem Tode nicht wieder auL Die Kranke starb am 14, Tage naeh der Operation in einem sieh langsam entwickelllden Leberkoma. Auch die Kurve 6 zeigt eine analoge Entwicklung der einzelnen dargestellten Daten. In diesem Falle stellte sich der Kotlaps bei einer 42j~hr. asthenischen Pat. ein, die am Vormittag des gleichen Tages mit emer akuten schweren Gastroenteritis erkrankt war Unter 2 ccm Cormed lntravenSs versehwanden die Kollapsersehei- nungen schnell. Die Labflit~it des Kreislaufes machte noch mehrere Tage die Anwendung yon Cormed, Traubenzuckerinjektionen usw. erforderlieh, Zu schweren Kollapserscheinungen dagegen kam es nicht mehr. In der letzten Kurve endlich sind die Zahlen far den Blutdruek im Stehen bei einem t4j~hr. M~dchen mit einer orthostatischen a b e u.,78eemflud/ ~ ::o ,si~r/ 81uMrut/ 2ccr~Eormed /~/. 3x:o Tmig~n ira. s 5No n~ch:qi n~:ch /z/T~ en N_ 600 d /0 ~5 ~0 0 s :0 /so s /0 /S ~OMin Kurve 7. 0rthostatische Hypotonie. tlypotonie dargestellt. AuBer Masern und Keuchhusten in der frfihen Jugend and einer schweren Dlphtherie im Alter yon I I Jah- ten hat das Kind Erkrankungen nicht durchgemacht, Nach Oberstehen der Diphtherie wurde es bei IXngerem Stehen schwindlig oder ohnmachtig und war k6rperlichen Anstrengungen, die es fr~lher ohne Schwierigkeiten meisterte, nicht mehr gewachsen. Die kSrper- liche, r6ntgenologische nnd elektrokardlographische Untersuchnng zeigte keine krankhaften Ver~,nderungen aufler einer erheblichen Asthenie, Das Verhalten des Blutdruckes ist in Kurve 7 a dar- gestellt, wobei der erste V:ert an der liegenden, alle f~brigen an der stehenden Kranken gemessen wurde. Die Blutdruckkurve zeigt das t~bliche Verhalten einer ausgesprochenen orthostatischen Hypotonie; die Ivlessung wurde nlcht bis zum begmnenden Kollaps fortgesetzt. In der Kurve 7 b ist das Verhalten des Blutdrueks 5 Minutell nach Injektion yon 2ccm Cormc~t intramllsknl~r dargestellt. Auch bier ist der Anfangswert wieder im Liegen, shmtliche anderen im Stehen gemessen. Sehon die Ruhewerte liegen viel h6her als die Werte der unbeeinflut3ten Voruntelsuchung. Statt tines Ab- IFT. 17. JAHRGANG. Nr. 22 783 falles des Blutdruckes, wie vorher, kommt es zll einem leichten Anstieg, wie er beim Kreislanfgesunden beobachtet wird. Auch lm weiteren Lauf der Beobachtung tritt weder im systolischen noeh im diastolischen Blutdruck eine Neigung zur Senkung bis zum SchluB der Beobachtungszeit hervor. Dieser gilnstige Ans~all der probeweisen Anwendllng des Cormed fahrte zur fortgesetzten oralen Verwendllng des Cormed in Dosen yon 3 real taglich 20 Trop- fen. Nach einigen Tagen der Anwendung fflhlte sich das Kind subjektiv wohler lind teistungsfAhiger. Eine neuerliche Kontrolle des Blutdrucks naeh I4t~giger Medikation ist in Kurve 7 c dar- gestellt. Das Verhalten des Blutdrucks entspricht dem des normalen, die Erscheinungen der orthostatischen Hypotonie waren daher behoben. Aussetzen des ~Mittels hatte wie zu erwarten war, einige Tage spXter wieder neue Erscheinungen der Kreislaufschw~che zur Folge, die bei erneuter Aufnahme der oraten Nedikation schnell behoben werden konnten, In der ganzen Zeit der forttallfenden Verwendung des Cormed waren Zeichen yon ~3berempfindlichkeit oder gar einer Sch~digung bei dem Kinde nicht festzustellen, so ~Trdi~ <~ sol f <":::0[- ~ 301 ~ dm'sl gluld:uc/: CCIIL ~ /'~ I/'- / J J .~ i .~ r-'-- . _. I---4 zoL L_ u s /0 /,:- gm.2g Kurve 6. Schwere Gastroenterihs mit Kollaps; 2 ecru Cormed In~ravenbs, dab emer langdauernden, regehn~13igen Anwendung daher ]3e- denken nicht gegentiberstehen. Zusammenfassung: Es wird fiber Beobachtungen bei der Anwendung von Cormed beim Gesunden and beim Kranken berichtet. Cormed erweist sich dabei aIs ein sehr wirkungs- volles Kreislaufanalepticum mit zentralem Angriffspunkt, das Sch~digungen auch bei fortdauernder ~ oder wiederholter Anwendung peroral oder parenteral nicht verursacht. Cormed ist daher ein MitteI, das den bisher bekannten nnd verwen- deten, zentral wirkenden Kreislaufmitteln vollwertig an die Seite gestellt werden kann. Literatur: K. THIXL, Z. exper. Med. Ioo, I (1936). -- J. BOSSEMAKm~ Z. exper. Med. Ion, H. 6 (1937) -- Med. Ktin. 1938, Nr 13. -- R. SAJITZ u. A. WOLFGRAI~IM, Med. Klin. 1938, Nr 12. -- K. E FEeHT, U. R. RONDORF, Fortschr. Ther. I938 , Nr 4. DIE SALZSAURE-COLLARGOL-REAKTION, EINE NEUE LIQUORREAKTION. Erg~inzungen zu der Arbeit gleichen Titels in Jahrg. 1938 , S. 5o1 dieser Wochenschrift. Won CARL RIEBELING, W~hrend in der im Titel genannten Arbeit haupts~chlich theoretische Gesichtspunkte er6rtert wurden, sollen im fol- genden einige diagnostisch wichtige Punkte behandelt werden, sowie einige Bemerkungen zur Ausffihrung der Reaktion. Trotz der guten HMtbarkeit der Collargolstamml6sung m6chte ich doch empfehlen, diese nicht l~nger als etwa einen Monat lang zu benutzen. Es kann bei ~lteren LSsungen zu einer un- n6tigen und st6renden Steigerung der Empfindlichkeit kom- men, die zwar nicht pathotogische Reaktionen vorzut~uschen vermag, die abet doch besondere Typen pathologlscher Re- aktionen weniger scharf als sonst yon anderen abzugrenzen gestattet. Vv'Xhr6nd ich in Abb. i der ersten Arbeit unter den ver- schiedenen Typen pathologischer Reaktionen auch solehe aufffihrte, bei denen das Collargol his zur Liquorverdiinnung i :2o geschfitzt wird, mSchte ich jetzt feststellen, dab wir diese Reaktionen bereits als pathologisch ansehen m/issen, ohne indes bisher angeben zu kSnnen, auf welcher Grundlage sotche Liquoren entstehen. Auf Liquoren dieser Art and der im Iolgenden noch zu besprechenden Gruppen haben wit in letzter Zeit unser besonderes Augenmerk gerichtet und haben

Die Salzsäure-Collargol-Reaktion, eine Neue Liquorreaktion

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Page 1: Die Salzsäure-Collargol-Reaktion, eine Neue Liquorreaktion

28. MAI ~938 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R

venSs erholt sich unter Zunahme des systohschen and energischer des diastolischen Blutdruckes das Kind. Weitere Kollapserschei- nungen t re ten im Krankheitsverlauf nicht mehr auL Der Knabe wurde unter der tiblichen Behandlung gesund. Sch~digungen yon Herz nnd Kreislauf waren bei der Entlassung nicht nachznweisen.

In der Kurve 5 ist die Hebung eines Kreislanfkollapses bei einer 63jXhr. Kranken dargestellt. Sie h t t seit 6 Jahren nach infek- tiOser Myokarditis an einer schweren Herzinsufhzienz, die wieder- holten Krankenhausanfenthalt eriorderlich maehte. Vollkompen- sation war selbst in Ruhe seit einem hMben Jahr nicht mehr zll erreichen. In den letzten 3 Monaten hat te sich eine Stauungs- cirrhose der Leber enewickelt. An dem Krankheitstage, der zum Kotlaps ftihi~e, kam es zu einem schweren Volvulus einer Dfinn- darmschlinge, der sofortige Operatioll in Lokalanksthesm eriorder- lich machte. 2 Stunden nach Operation der m d e r Kurve zahlen- mal3ig dargestellte periphere Kollaps, der unter 5 ccm Cormed intra-

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Kurve 4- D~phtherie, 2 corn Cormed intravenos.

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Kurve 5- Postoperatlver KollapG 5 c3m Cormed lrstravenos.

venSs behoben wurde. Kollapserscheinungen treten bei Stro- phanthin- und Traubenzuckerbehandlung bis kurz vor dem Tode nicht wieder auL Die Kranke s tarb am 14, Tage naeh der Operation in einem sieh langsam entwickelllden Leberkoma.

Auch die Kurve 6 zeigt eine analoge Entwicklung der einzelnen dargestellten Daten. In diesem Falle stellte sich der Kotlaps bei einer 42j~hr. asthenischen Pat. ein, die am Vormittag des gleichen Tages mit emer akuten schweren Gastroenteritis erkrankt war Unter 2 ccm Cormed lntravenSs versehwanden die Kollapsersehei- nungen schnell. Die Labflit~it des Kreislaufes machte noch mehrere Tage die Anwendung yon Cormed, Traubenzuckerinjektionen usw. erforderlieh, Zu schweren Kollapserscheinungen dagegen kam es nicht mehr.

In der letzten Kurve endlich sind die Zahlen far den Blutdruek im Stehen bei einem t4j~hr. M~dchen mit einer orthostatischen

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600 d /0 ~5 ~0 0 s :0 / s o s /0 /S ~OMin

Kurve 7. 0rthostatische Hypotonie.

t lypotonie dargestellt. AuBer Masern und Keuchhusten in der frfihen Jugend and einer schweren Dlphtherie im Alter yon I I Jah- ten hat das Kind Erkrankungen nicht durchgemacht, Nach Oberstehen der Diphtherie wurde es bei IXngerem Stehen schwindlig oder ohnmachtig und war k6rperlichen Anstrengungen, die es fr~lher ohne Schwierigkeiten meisterte, nicht mehr gewachsen. Die kSrper- liche, r6ntgenologische nnd elektrokardlographische Untersuchnng zeigte keine krankhaften Ver~,nderungen aufler einer erheblichen Asthenie, Das Verhalten des Blutdruckes ist in Kurve 7 a dar- gestellt, wobei der erste V:ert an der liegenden, alle f~brigen an der stehenden Kranken gemessen wurde. Die Blutdruckkurve zeigt das t~bliche Verhalten einer ausgesprochenen orthostatischen Hypotonie; die Ivlessung wurde nlcht bis zum begmnenden Kollaps fortgesetzt.

In der Kurve 7 b ist das Verhalten des Blutdrueks 5 Minutell nach Injektion yon 2ccm Cormc~t intramllsknl~r dargestellt. Auch bier ist der Anfangswert wieder im Liegen, shmtliche anderen im Stehen gemessen. Sehon die Ruhewerte liegen viel h6her als die Werte der unbeeinflut3ten Voruntelsuchung. Stat t tines Ab-

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falles des Blutdruckes, wie vorher, kommt es zll einem leichten Anstieg, wie er beim Kreislanfgesunden beobachtet wird. Auch lm weiteren Lauf der Beobachtung t r i t t weder im systolischen noeh im diastolischen Blutdruck eine Neigung zur Senkung bis zum SchluB der Beobachtungszeit hervor. Dieser gilnstige Ans~all der probeweisen Anwendllng des Cormed fahrte zur fortgesetzten oralen Verwendllng des Cormed in Dosen yon 3 real taglich 20 Trop- fen. Nach einigen Tagen der Anwendung fflhlte sich das Kind subjektiv wohler lind teistungsfAhiger. Eine neuerliche Kontrolle des Blutdrucks naeh I4t~giger Medikation ist in Kurve 7 c dar- gestellt. Das Verhalten des Blutdrucks entspricht dem des normalen, die Erscheinungen der orthostatischen Hypotonie waren daher behoben. Aussetzen des ~Mittels ha t te wie zu erwarten war, einige Tage spXter wieder neue Erscheinungen der Kreislaufschw~che zur Folge, die bei erneuter Aufnahme der oraten Nedikation schnell behoben werden konnten, In der ganzen Zeit der forttallfenden Verwendung des Cormed waren Zeichen yon ~3berempfindlichkeit oder gar einer Sch~digung bei dem Kinde nicht festzustellen, so

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I---4 zoL L _ u s /0 /,:- gm.2g Kurve 6. Schwere Gastroenterihs mit Kollaps; 2 ecru

Cormed In~ravenbs,

dab emer langdauernden, regehn~13igen Anwendung daher ]3e- denken nicht gegentiberstehen.

Z u s a m m e n f a s s u n g : Es wird fiber B e o b a c h t u n g e n bei de r A n w e n d u n g von Cormed be im Gesunden a n d be im K r a n k e n ber ich te t . Cormed erweis t sich dabe i aIs ein sehr wi rkungs- volles Kre i s l au fana lep t i cum m i t z en t r a l em Angr i f f spunkt , das Sch~digungen auch bei fo r tdaue rnder ~ oder wiede rho l t e r A n w e n d u n g perora l oder pa r en t e r a l n i c h t ve ru r sach t . Cormed ist dahe r ein MitteI, das den bisher b e k a n n t e n nnd ve rwen- de ten , zen t ra l w i rkenden Kre i s l aufmi t t e ln vol lwer t ig an die Seite ges te l l t w e rd en kann .

L i t e r a t u r : K. THIXL, Z. exper. Med. Ioo, I (1936). - - J. BOSSEMAKm~ Z. exper. Med. Ion, H. 6 (1937) - - Med. Ktin. 1938, Nr 13. -- R. SAJITZ u. A. WOLFGRAI~IM, Med. Klin. 1938, Nr 12. - - K. E FEeHT, U. R. RONDORF, Fortschr. Ther. I938 , Nr 4.

D I E S A L Z S A U R E - C O L L A R G O L - R E A K T I O N , E I N E N E U E L I Q U O R R E A K T I O N .

Erg~inzungen zu der Arbeit gleichen Titels in Jahrg. 1938 , S. 5o1 dieser Wochenschrift.

Won

CARL RIEBELING,

W ~ h r e n d in der im Titel g e n a n n t e n A rb e i t haup t s~ch l i ch theore t i sche Ges i ch t spunk te e r6 r t e r t wurden , sollen i m fol- genden einige d iagnos t i sch wicht ige P u n k t e b e h a n d e l t werden , sowie einige B e m e r k u n g e n zur Ausff ihrung der Reak t ion . Tro tz der gu ten H M t b a r k e i t der Col la rgols tamml6sung m6ch te ich doch empfeh len , diese n i ch t l~nger als e twa e inen M o n a t lang zu benu tzen . Es kann bei ~l teren LSsungen zu einer un- n6t igen und s t6 renden Ste igerung der Empf ind l i chke i t kom- men, die zwar n i ch t pa thotogische Reak t ionen vorzu t~uschen ve rmag , die a b e t doch besondere T y p e n pa tho log lscher Re - ak t ionen weniger schar f als sons t yon ande ren abzugrenzen ges t a t t e t .

Vv'Xhr6nd ich in Abb. i de r e r s t en Arbe i t u n t e r den ve r - schiedenen T y p e n pa tho log i scher Reak t ionen auch solehe aufff ihrte , bei d e n e n das Collargol his zur L i q u o r v e r d i i n n u n g i :2o geschf i tz t wird, mSch te ich j e t z t fes ts te l len, dab wir diese Reak t ionen bere i t s als pa tho log isch ansehen m/issen, ohne indes b isher an g eb en zu kSnnen, auf welcher Grundlage sotche L iquoren e n t s t e h e n . Auf L iquoren dieser A r t a n d der im Iolgenden noch zu be sp rechenden G ru p p en h a b e n wit in l e t z t e r Zei t unser besonderes A u g e n m e r k ger ich te t und h a b e n

Page 2: Die Salzsäure-Collargol-Reaktion, eine Neue Liquorreaktion

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unter den je tz t rund 800 Liquoren so Mare Differenzen, dab wit zu ether strengeren Auffassung der verschiedenen Typen pathologischer Liquoren kommen durften.

In der Abb. 2 der Arbei t babe ich tarter 3 FNlen yon Paralyse nur einen aufgeffihrt, der den klassischen Typ der unbehamlelten Paralyse darstetlt . Es handel t sich um die Kurve, bet der das I. tR6hrchen geschfitzt is t (in der AbMldung ist auch dies I. R6hrchen nur re la t iv geschfitzt). 8o % aller unbehandelten Paralysen zeigen diesen Typ, der bet anderen Krankhei ten nicht beobachte t wird! Die restlichen 2o% zeigen eine IKodifikation dieses Typs derart , dab die Kurven vom I. nach dem 2. und 3-R6hrchen nicht v611ig abf~Ilt, sondern schr~g verl~iuft oder auf das Verhalten gegentiber Collargol bezogen, dab die Liquorverdfinmmg ~/~ noch in der Lage ist, bis , ,braun, trf ib" zu schfitzen, und diejenige 1/: 0 etwa bis ,,aufgeheltt trf lb". Dieser erstere Real: t ionstypus finder sich selten auch. bet anderen Krankheitsf~llen, immerhin land ich den ,Paralysetyp" in dem ganzen mir zur Verfiigung stehenden Material nnr 4inal unter nicht syphilitischen Li- quoren. , ,Para lyse typ" finder sich bei der bel~andetten Paralyse nur sehr seltem Es reagieren ngmtich nur diejenigen F~lle noch in der genannten Form, die entweder dutch die Malariatherapie nicht beeinfluBt wurden oder die ein schweres tRezidiv zeigen.

"vVir k6nnen also in: Gegensatz zu allen anderen Kolloid- reaktionen wirklich yon ether , ,Para lysenkurve" sprechen.

In fund 5 ~ F~llen von Lues iatens ohne Beteiligung des ZNS. ergab die SCR. eine v611ig negative Kurve, in den wenigen

nfir zur Verffigung stehenden F~illen yon Lues Iatens mit gerade eben nachweisbarer Affektion des ZNS. war die Re- akfion prompt s ta rk positiv. Die tZeaktion scheint mir nach den. Erfahrungen mi t dem 13ehandlm:gserfolg bei der Para- lyse, mit den: Ergebnis der Tabesbefunde (bet station~ren Fgllen immer negativ, selbst wenn Mastix- und GoIdsol s ta rk posit iv waren) und bet Lues latens ein guter Indicator fiir die Aktivit~it eines syphilit ischen Prozesses im ZNS. zu sein.

Ffir die Ergebnisse mit der iReaktion bet der Meningitis verschiedener Ntiologie m6chte ieh noel: erwghnen, dab wir bet versch,,iedener~ Phasen der Krankhe i t reine Serumkurven bekommen (vgl. Abb. 3 der erwahnien Arbei~), und dab die reine Serumkurve f iberhaupt iiberwiegt gegent:ber derjenigen, bet der eine i . F~llungszone im 4. (evtl. +5.) R6hrchen yon einer breiten Schutzzone bis zum :2., teilweise sogar 14. IR6hr- chen gefolgt wird.

Die I ieakfion eignet sich ganz besonders ffir die Erkennung einer progr. Paralyse und fiir die Unterscheidung verschiedener Typen, insbesondere yon nicht-akuten syphilitischen Erkran- kungen bzw. Abtrennung einer t(6rpersyphilis, bet der keine Beteiligung des ZNS. vorliegt.

\Vir glauben, dab fiir den Ausfall der l%akt ion die Hy- drolyse bes t immter ]EiweiBk6rper des Liquors durch Salz- sgure maBgebend oder mindestens mitbest i lnmend isL 1)ber Untersuchungen in dieser I i ichtung m:d weitere Erklga'ungs- versuehe der t ieakt ion wird zu gegebener Zeit berichtet werden.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

WIRKUNG DER SEXUALHORMONE AUF DEN HAHNENKAMM.

(Versuche mit FolHkulin, Progesteron und Androsteron.)

gon

Dr. J. MORAT6-IVIANARO, A. S. ALBRIEUX und \u t3LTNo.

Wir haben die Wirkung der Sexuathormone Follikulin, Progesteron und Androsteron ant den Kamm und die Hoden des 3 Monate al ten I t ahns der weiBen Leghornrasse unter- sucht. In allen F~llen wurden die Hormone in 6liger L6sung in den Kalnm eingerieben. Die Ver~nderung am Kamm durch die Behandlung wurde in der Weise festgestellt, dab

Wir haben 4 H~hnen 43 75 ~ IE. (Wo Hahn) in 7 Tagen ein- gerieben mit einer durchschnit t l ichen IZammabnahme yon 23,54 %. Daraus erg:bt sich ein gewisses Verhgltnis zwischen der Abnahme, der zugefiihrten Hormonmenge und der Zeit~.

Die Untersuchung der Organe zeigt einen schlaffen, bleichen, runzligen Kamm; mikroskopiseh beobachtet man eine Verdickung des GefiiBbindegewebes, s tarke Verminde- rung des schleimigen elastischen Gewebes, das in den Kamm- spitzen verschwindet, und Zunahme der Verhornung des Epitt:els.

In den Hoden haben wit eine Atrophie des Samenkan~l- chenepithels mit s tarker Verminderung der Spermatogenese

Abb. :. M:kroskopisches Bild des Hodens im Folhkulinversuch.

die I iamn:si lhouet te vorher und nachher photographier t wurde. Dann wurden die sorgfMfig ausgeschnittenen Sil- houet ten gewichtsm~Big ausgewertet: .

Es ergab sich: Die Einreibung yon 18750 IE. Follikulin (Progynon 13) t~glich (Versuchsdauer io Tage = x875oo IE.) verursacht Verkleinerung des Hahnenkamms um 38,63 %.

Abb. 2. M1kroskopmches B:Id des Hodens im Androsteronversuch.

und Sekrefion der Granula sowie deutliche Verminderung des Zwischengewebes gefunden. (Abb. :.)

Die Anwendung yon Corpus luteum-Hormon (Proluton Schering) ha t keinen ]EinfluB ant den Kamm. Mikroskopisch zeigen Kamm, Nebennieren, Thymus, Schilddriise und Hoden keine Ver~ndernng.