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364 H. Puder: plas$inreiehen Organ Placenta auch helm fetalen perinatalen Sehoek /~tiologiseh eine Rolle spielt. 4. Herr H. Puder (Wtirselen): Die Streptasebehandlung beim Neuge- borenen. 0bwohl wit beim ,,Respiratory distress syndrome" pr/~disponierende Faktoren wie Erkrankungen der Mutter, Abruptio placentae, Placenta praevia, Toxikosen, der Kaiserschnitt und die Unreife des Neugeborenen Ms solche, vor allem aber acidotische Zustande im Zusammenhang mit einer intrauterinen Hypoxie kennen, ist die eigentliche Ursache noeh unklar. Vieles sprieht dafiir, dal~ in ungfinstigen Fallen eine Einsehwemmung thromboplastischer Substanzen aus der Placenta eine Rolle spielt und zur Fibrinierung an den Lungenalveolen ffihrt. Ffir diese MSglichkeit spricht z.B., dab bei hyalinen Membranen gehauft zugleich Milcrothrom- ben in anderen Organen zu linden sind. Das haufigere Vorkommen beim Kaisersehnitt macht diese Theorie insofern ebenfalls wahrschein- lich, Ms hier ja in der Placenta wegen des fehlenden Thromboplastin- verbrauehs dureh den normalen AblSsungsvorgang der Thromboplastin- gehalt und damit die Gefahr eines •bertritts yon Thromboplastin auf das Kind grSger ist als sonst. Mir sind 4 Frauen bekannt, bei denen hyaline Membranen bei mehre- ren Kindern naeheinander naehgewiesen wurden (zwei- bis viermal). Dies laBt daran denken, dab evtl. ein habituell vorkommender miitter- licher Blutfaktor den Plasminogenaktivator des Lungengewebes hemmt, denn Plasminogen wird ja bei Atemnotsyndromkindern vermindert ge- funden. Kiinzer u. Mitarb. sowie Keuth u.a. haben auf die Bedeutung der MikrozirkulationsstSrungen hingewiesen und damit letztlieh auf einen Sludge-Effekt, der das Versagen tier Puffer- und Beatmungsbehandlung in bestimmten Fallen erklaren wiirde. Wir halten deshalb die auch yon Kfinzer empfohlene Streptasebehandlung zur Aktivierung des fibrino- lytischen Systems in bedrohliehen Fallen fiir gereehtfertigt. Wir fiberblieken in 5 gahren am Kreiskrankenhaus des Landkreises Aachen unter 5443 Geburten 220 Reanimationsfalle, bei denen neben einer Beatmung eine Aeidosebehandlung erforderlieh war. Die perinatale Gesamtletalitat betrug 2,68 %, die Frfihgeburtenletalitat insgesamt 26 % (Tabelle 1). Unter den 52 postnatal sieher nachgewiesenen (rSntgeno- logiseh und autop~iseh) Dystelektasen, Atelektasen und hyalinen Mere- branch betrug die Letalitat insgesamt 50 %. Ihr Antefl an der Gesamt- letalitat lag bei einem Viertel. In tier Literatur linden sieh Angaben bis zu 50 %.

Die Streptasebehandlung beim Neugeborenen

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364 H. Puder:

plas$inreiehen Organ Placenta auch helm fetalen perinatalen Sehoek /~tiologiseh eine Rolle spielt.

4. Herr H. Puder (Wtirselen): Die Streptasebehandlung beim Neuge- borenen.

0bwohl wit beim ,,Respiratory distress syndrome" pr/~disponierende Faktoren wie Erkrankungen der Mutter, Abruptio placentae, Placenta praevia, Toxikosen, der Kaiserschnitt und die Unreife des Neugeborenen Ms solche, vor allem aber acidotische Zustande im Zusammenhang mit einer intrauterinen Hypoxie kennen, ist die eigentliche Ursache noeh unklar.

Vieles sprieht dafiir, dal~ in ungfinstigen Fallen eine Einsehwemmung thromboplastischer Substanzen aus der Placenta eine Rolle spielt und zur Fibrinierung an den Lungenalveolen ffihrt. Ffir diese MSglichkeit spricht z.B., dab bei hyalinen Membranen gehauft zugleich Milcrothrom- ben in anderen Organen zu linden sind. Das haufigere Vorkommen beim Kaisersehnitt macht diese Theorie insofern ebenfalls wahrschein- lich, Ms hier ja in der Placenta wegen des fehlenden Thromboplastin- verbrauehs dureh den normalen AblSsungsvorgang der Thromboplastin- gehalt und damit die Gefahr eines •bertritts yon Thromboplastin auf das Kind grSger ist als sonst.

Mir sind 4 Frauen bekannt, bei denen hyaline Membranen bei mehre- ren Kindern naeheinander naehgewiesen wurden (zwei- bis viermal). Dies laBt daran denken, dab evtl. ein habituell vorkommender miitter- licher Blutfaktor den Plasminogenaktivator des Lungengewebes hemmt, denn Plasminogen wird ja bei Atemnotsyndromkindern vermindert ge- funden. Kiinzer u. Mitarb. sowie Keuth u.a. haben auf die Bedeutung der MikrozirkulationsstSrungen hingewiesen und damit letztlieh auf einen Sludge-Effekt, der das Versagen tier Puffer- und Beatmungsbehandlung in bestimmten Fallen erklaren wiirde. Wir halten deshalb die auch yon Kfinzer empfohlene Streptasebehandlung zur Aktivierung des fibrino- lytischen Systems in bedrohliehen Fallen fiir gereehtfertigt.

Wir fiberblieken in 5 gahren am Kreiskrankenhaus des Landkreises Aachen unter 5443 Geburten 220 Reanimationsfalle, bei denen neben einer Beatmung eine Aeidosebehandlung erforderlieh war. Die perinatale Gesamtletalitat betrug 2,68 %, die Frfihgeburtenletalitat insgesamt 26 % (Tabelle 1). Unter den 52 postnatal sieher nachgewiesenen (rSntgeno- logiseh und autop~iseh) Dystelektasen, Atelektasen und hyalinen Mere- branch betrug die Letalitat insgesamt 50 %. Ihr Antefl an der Gesamt- letalitat lag bei einem Viertel. In tier Literatur linden sieh Angaben bis zu 50 %.

Die Streptasebehandlung beim Neugeborenen

Tabelle 1

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Zahl %

Geburtenzahl 1967--1972 5443 100 (5 Jahre)

MfitterIiche Letalit~ir 2 0,0365

Perinatale Gesamtle~alit~it 146 2,68

Totgeburt.liehkeit 50 0,92

Postna~ale Letalit~t 96 1,76

Frfihgeburtenfrequenz 376 6,09 (fiber 1000 g)

Friihgeburtenletalir 98 26

Zahl % der Geburten LeSalit~t

Reanima$ionsf~lle gesamt 220 4,04 45 ~ 20,5

Reanima$ionsf~lle Frfihgeburten 63 18,35 36 ~ 57,14

Reanimationsf~lle reife Kinder 157 3,09 9 ~-- 5,73

Tabelle 2

Letalit~it

Streptase-Therapie gesamt

S~reptase-Therapie Frfihgeburten

Streptase-Therapie reife Kinder

H~ufigkeit der Streptase-Therapie Bezogen auf die Reanimationsf~lle

8 5

5 5

3 0

bei Frfihgeburten 8 % bei reifen Kindern 1,9i % gesamt 3,64 %

Wir wandten eine Streptaseinfusion (10000 E/kg/15 rain und 4stfind- lich gleiche Menge) an, wenn die Pufferbehandlung versagte, bzw. nicht zu einem entsprechenden pH-Anst ieg ffihrte, wenn trotz anf~nglich aus- reichender Herzakt ion ein Schockzustand auf t ra t und wenn ve t allem die Bea tmung nicht zu einer entsprcchenden klinisch wahrnehmbaren Oxygenisat ion des kindlichen Blutes ffihrte. Neben den klassischen Symptomen des R D S fiel uns vor allem bei den aku~ neonatal aufge- t re tenen Fi~llen eine ausgepr~gte Thoraxstarre w~hrend der Bea tmung auf, die geradezu ein sichtbares Bfld der Lungeners tarr tmg durch den FibrinausguB ist. Je stgrker dieses Zeichen ausgepr~gt war, um so un- gfinstiger war die Prognose.

366 H. Puder: Die Streptasebehandlung beim hTeugeborenen

Tabelle 2 zeigt, dab insgesamt 8 F~lle im Rahmen der Sofortreanima- tion mit Streptase behandelt wurden. Es handelte sieh ausnahmslos um kliniseh infaust erseheinende F~lle. Das sind 3,64% aller Reanima- tionsfKlle. S~mtliche 5 Friihgeburten verstarben, w~hrend alle reifen Kinder fiberlebten. Die Unreife des Blutgerinnungssystems ist wohl die Ursaehe dafiir, dab yon Friihgeborenen weder eine verst~rkte Fibrinie- rung, also die hyaline N[embranbildung, noeh eine verst~rkte Defibri- nierung dutch Fibrinolyse toleriert werden kSnnen.

5. Herr F. Rehbein (Kliniken Bremen, Kinderehirurgie): Dringliehe Eingriffe beim Neugeborenen.

Das Referat ~Srd an anderer Stelle publiziert (Zeitsehrift fiir Ge- burtshflfe und Perinatologie).

6. Herr K. A. Bushe (G6ttingen).

Manuskript nieht eingegangen.