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Zeitschrift fL~rPr&ventivmedizin 15, 403-404 (I970) Revue de M6decine preventive Die Tankkontrolle, eine kommunalhygienische Aufgabe J. Schneider Aus dem Gesundheitsinspektorat der Stadt Z~Jrich (Leitung: W. Hess, Gesundheitsinspektor) Gesundes Wasser ist tebensnotwendig. Es steht uns heute noch in gent~gender Menge und Qualit&t zurVerfL~gung; aber wir miJssen Sorge zu ihm tragen, also jede vermeidbare Verunreinigung verhindern. Eine Gefahr fiJr alas Wasser soil kurz beteuchtet werden: die Verunreinigung durch Brenn- und Treibstoffe. Relativ sp&t, n&mlich erst anfangs der fiJnfzi- ger Jahre, haben die BehSrden erkannt, dab mit der sprunghaften Zunahme des motori- sierten Verkehrs, aber vor allem auch durch die rapide Entwicklung im Sektor ~lfeuerun- gen dem Wasser neue Feinde entstanden sind. Heute wird allerorts intensiv daran ge- arbeitet, das verlorene Terrain zuriJckzuge- winnen und den Problemen Herr zu werden. In tier Stadt ZLirich ist das Gesundheits- inspektorat mit der Abteilung Tankkontrolle fL~r diese Aufgaben verantwortlich. Die Zielsetzung lautet: Alle Brenn- und Treibstofflager erfassen, den derzeitigen Zustand prLifen, Anlagen mit ungenL~gender Sicherheit sanieren und neue Anlagen so gestalten, dab mit Sicherheit Brenn- und Treibstoffverluste vermieden werden. Ihre Geseilschaft befaBt sich mit vorbeugen- der Medizin; wir haben die Aufgabe, m6gli- chen Verunreinigungen des Wassers durch Brenn- und Treibstoffe oder andere wasser- gef~ihrdende FILissigkeiten vorzubeugen. Vordringlich ist das, wo diese Stoffe Liber Grundwasser gelagert sind sowie in den Uferzonen von Gew&ssern, die der Trink- wasserversorgung dienen. Die erste Arbeitsunterlage bildet die soge- nannte Zonenkarte, erstellt yon Geologen nach durch Bundesgesetz verankerten Kri- terien. Unter einem Drittel des Stadtgebietes flieBt Grundwasser. Es wird an sechzig Stelten, sogenannten Fassungen oder Brunnen, mit- tels Pumpen gef6rdert und dient der Trink- sowie Brauchwasserversorgung. Die Stadt selbst bezieht rund einen Viertel ihres Trink- wassers aus den Fassungen unterhalb des Hardturmes. DaB Verunreinigungen im Ein- zugsgebiet dieser Brunnen unabsehbare Fol- gen haben k6nnen, leuchtet ein. Prim&r sind also alle Lager wassergef~ihr- derider FtLissigkeiten zu erfassen und zu L~berprLifen, vordringlich diejenigen Liber Grundwasser und in den Uferzonen von Seen und FILissen. Das geschieht, indem jede Anlage einen Steckbrief in Form einer Karteikarte bekommt. Diese gibt Auskunft L~ber den Standort, das Alter, den Besitzer, Fassungsverm6gen und Fi~lJgut, AusfiJhrung, besondere Schutzeinrichtungen, den Zu- stand bei der letzten Kontrolle und das Da- tum dieser PrLffung. Das Ziel ist, eine voll- stb.ndige Dokumentation Liber alle Lager zu schaffen, nicht als Selbstzweck, sondern als Arbeitsinstrument fLir die verantwortlichen M&nner. Bei der Bewilligung neuer Lagertanks wird genau angegeben, wie sie gebaut und ge- schL~tzt werden m~issen. Dort, wo besondere SchutzmaBnahmen erforderlich sind, werden die richtige AusfiJhrung und der sorgf&ltige Einbau L~berwacht. Leider kann jedoch ein Beh&lter trotz erstklassigem Korrosions- schutz nicht einfach seinem Schicksal L~ber- lassen werden, mindestens alle fL~nf Jahre ist die Anlage durch Fachleute zu reiniger~ und zu revidieren, lnnerhalb dieser Zeit- spanne sind Korrosionen in tier Regel noch so bescheiden, dab sie ohne zusb,tzliche Ko- sten behoben werden k6nnen; sp&ter wird die Sache kritischer. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Besitzer der Anlagen rechtzeitig auf die f&llige Revision aufmerk- sam zu machen, denn wer denkt schon an seinen Tank, solange die OIfeuerung noch funktioniert und der ~lverbrauch nicht ab- normal hoch ist? Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Ar- belt der Tankrevisoren zu ~JberprLifen, denn nur der einwandfrei revidierte Tank kann wieder fL~r fenf Jahre als sicher gelten. 403

Die Tankkontrolle, eine kommunalhygienische Aufgabe

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Page 1: Die Tankkontrolle, eine kommunalhygienische Aufgabe

Zeitschrift fL~r Pr&ventivmedizin 15, 403-404 (I970) Revue de M6decine preventive

Die Tankkontrolle, eine kommunalhygienische Aufgabe J. Schneider

Aus dem Gesundheitsinspektorat der Stadt Z~Jrich (Leitung: W. Hess, Gesundheitsinspektor)

Gesundes Wasser ist tebensnotwendig. Es steht uns heute noch in gent~gender Menge und Qualit&t zurVerfL~gung; aber wir miJssen Sorge zu ihm tragen, also jede vermeidbare Verunreinigung verhindern. Eine Gefahr fiJr alas Wasser soil kurz beteuchtet werden: die Verunreinigung durch Brenn- und Treibstoffe. Relativ sp&t, n&mlich erst anfangs der fiJnfzi- ger Jahre, haben die BehSrden erkannt, dab mit der sprunghaften Zunahme des motori- sierten Verkehrs, aber vor allem auch durch die rapide Entwicklung im Sektor ~lfeuerun- gen dem Wasser neue Feinde entstanden sind. Heute wird allerorts intensiv daran ge- arbeitet, das verlorene Terrain zuriJckzuge- winnen und den Problemen Herr zu werden. In tier Stadt ZLirich ist das Gesundheits- inspektorat mit der Abteilung Tankkontrolle fL~r diese Aufgaben verantwortlich. Die Zielsetzung lautet: Alle Brenn- und Treibstofflager erfassen, den derzeitigen Zustand prLifen, Anlagen mit ungenL~gender Sicherheit sanieren und neue Anlagen so gestalten, dab mit Sicherheit Brenn- und Treibstoffverluste vermieden werden. Ihre Geseilschaft befaBt sich mit vorbeugen- der Medizin; wir haben die Aufgabe, m6gli- chen Verunreinigungen des Wassers durch Brenn- und Treibstoffe oder andere wasser- gef~ihrdende FILissigkeiten vorzubeugen. Vordringlich ist das, wo diese Stoffe Liber Grundwasser gelagert sind sowie in den Uferzonen von Gew&ssern, die der Trink- wasserversorgung dienen. Die erste Arbeitsunterlage bildet die soge- nannte Zonenkarte, erstellt yon Geologen nach durch Bundesgesetz verankerten Kri- terien. Unter einem Drittel des Stadtgebietes flieBt Grundwasser. Es wird an sechzig Stelten, sogenannten Fassungen oder Brunnen, mit- tels Pumpen gef6rdert und dient der Trink- sowie Brauchwasserversorgung. Die Stadt selbst bezieht rund einen Viertel ihres Trink-

wassers aus den Fassungen unterhalb des Hardturmes. DaB Verunreinigungen im Ein- zugsgebiet dieser Brunnen unabsehbare Fol- gen haben k6nnen, leuchtet ein. Prim&r sind also alle Lager wassergef~ihr- derider FtLissigkeiten zu erfassen und zu L~berprLifen, vordringlich diejenigen Liber Grundwasser und in den Uferzonen von Seen und FILissen. Das geschieht, indem jede Anlage einen Steckbrief in Form einer Karteikarte bekommt. Diese gibt Auskunft L~ber den Standort, das Alter, den Besitzer, Fassungsverm6gen und Fi~lJgut, AusfiJhrung, besondere Schutzeinrichtungen, den Zu- stand bei der letzten Kontrolle und das Da- tum dieser PrLffung. Das Ziel ist, eine voll- stb.ndige Dokumentation Liber alle Lager zu schaffen, nicht als Selbstzweck, sondern als Arbeitsinstrument fLir die verantwortlichen M&nner. Bei der Bewill igung neuer Lagertanks wird genau angegeben, wie sie gebaut und ge- schL~tzt werden m~issen. Dort, wo besondere SchutzmaBnahmen erforderlich sind, werden die richtige AusfiJhrung und der sorgf&ltige Einbau L~berwacht. Leider kann jedoch ein Beh&lter trotz erstklassigem Korrosions- schutz nicht einfach seinem Schicksal L~ber- lassen werden, mindestens alle fL~nf Jahre ist die Anlage durch Fachleute zu reiniger~ und zu revidieren, lnnerhalb dieser Zeit- spanne sind Korrosionen in tier Regel noch so bescheiden, dab sie ohne zusb, tzliche Ko- sten behoben werden k6nnen; sp&ter wird die Sache kritischer. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Besitzer der Anlagen rechtzeitig auf die f&llige Revision aufmerk- sam zu machen, denn wer denkt schon an seinen Tank, solange die OIfeuerung noch funktioniert und der ~lverbrauch nicht ab- normal hoch ist? Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Ar- belt der Tankrevisoren zu ~JberprLifen, denn nur der einwandfrei revidierte Tank kann wieder fL~r fenf Jahre als sicher gelten.

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Page 2: Die Tankkontrolle, eine kommunalhygienische Aufgabe

Einige Zahlen mTgen zeigen, wie sich die Lagerhaltung in ZfJrich entwickelt hat:

Jahr Zahl der Tankanlagen lnhalt in m 3 1951 4 240 50 237 1969 21 931 385 931

In 18 Jahren betrug der Zuwachs:

17 691 335 694

Diese gewaltige Steigerung zeigt plastisch, dab Vorbeugen bier notwendig ist. Wir stellen immer wieder fest, der Wille, die Tankanlagen einwandfrei zu betreiben, ist durchaus vorhanden, nur wei8 der einzelne in der Regel nicht, was konkret dazu gehTrt. Es mu6 also eine Stelle geben, die infor- miert und bei der man sich beraten lassen kann. Diese Leute mL~ssen neutral und frei yon perfektionistischem Denken sein. Man schadet dem Gew&sserschutz, wenn yon be- hTrdlicher Seite SchutzmaBnahmen sinnlos kumuliert werden. Die Leute der Tankkon- trolle im Gesundheitsinspektorat wissen das und lassen sich auch yon wirtschaftlichen 0berlegungen leiten bei der Beratung. Wo abet die Einsicht fehtt, dab die regetm#.Sige Kontrolle der Anlagen einfach notwendig ist, genau wie die vorbeugende Untersuchung des Arztes, sind irreparable Schb.den die Folge.

So muTten in ZiJrich in den letzten Jahren ersetzt werden:

1966 89 Tanks 1967 143 Tanks 1968 276 Tanks

und 1969 288 Tanks.

GliJcklicherweise sind bis jetzt auf Stadtge- biet durch lecke Tanks keine schwerwiegen- den Gew&sserverschmutzungen entstanden, immerhin gab es einige Male Sanierungsko- sten zwischen 20 000 und 50 000 Franken. Was aber eintreffen kann, hat mit aller Deut- lichkeit der letztj&hrige Betriebsunfall einer Fabrik am See gezeigt, bei dem die Verun- reinigung des Seewassers durch Phenol die Trinkwasserversorgung ganzer Quartiere lahmgelegt hatte. So bedenkenlos, wie viele mit ihrer Gesund- heit umspringen, wird Raubbau an den Ga- ben der Natur getrieben. Auf einem schma- len Sektor, dem Schutze des Wassers vor Sch&den durch Brenn- und Treibstoffe, ver- sucht unser Amt vorbeugend zu wirken.

Adresse des Autors:

J. Schneider, Adjunkt des Gesundheitsinspektorats der Stadt ZiJrich, WalchestraBe 33, 8001 ZiJrich

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