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DIE TAUBE ZEIT Yvonne Birghan

Die taube Zeit

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Gedichte

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Page 1: Die taube Zeit

Die taube ZeitYvonne Birghan

Page 2: Die taube Zeit
Page 3: Die taube Zeit

„Da gibt es Menschen,die stehen früh auf...

andere bleiben liegen!“

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Die taube Zeit

Die Vögel im Geästwerden langsam stummDer schlafende Waldnoch eben grünwird langsam bunt

Bald kommt der Windder kalt durch die Bäume fegtBald kommt der Todder sich sonnig durch die Menschen quält

Bitte lieber Vogelvertreib die Kälte mir!Bitte liebes Blumenmeer ertrinke nicht im toten Laub!

Doch der Lauf der Zeit ist taub...

Page 6: Die taube Zeit

„Glücklich ist man doch nur, wenn man nicht darüber nachdenkt! Denke immer daran, nicht darüber nachzudenken!“

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Kaleidoskop der Gefühle

Ein kalter frostiger „Wahre Liebe ist Sehnsucht, pure Winterabend Fantasie, wirkliche Unerreichbarkeit.“Ich haste durch die grauen Strassendeiner kalten StadtNeben dir laufendbin ich doch einsam

Die Kälte treibt uns peitschend in ein Cafe und stummsitze ich neben unsund beobachtewie unsere Gedankenan unsichtbaren Wänden kollidieren

Da du redestund nichts sagstschweige ichund unsere Einsamkeitvertieft sich mit jeder Nichtigkeitdie unser Beisammenseinbestimmt

Und so bleibt deinerUmarmung nur der Wunschihr nicht wiederzu begegnen

Page 8: Die taube Zeit

Schauspieler

Sehe deine AugenDie durch fremde Worte leuchtenBetrachte deinen MundDer fremde Worte sprichtStille begegnet mirIm weißen Antlitz deinerIch sehe durch dich durchDa du nichts bistNur fremde Worte

Page 9: Die taube Zeit

Flammenmeer

Der Himmel steht in FLammenSpuren der Nachtverbrennen im Rotdas den neuen Tag verkündet

Deine Tür öffnet sich nichtDer Morgen noch blutjungErfriert in deinen AugenDie traumtrunken tot

Des Tages flammende Berührungfaßt nur deinen Körperdeine Seelebleibt nackt und kalt

Des Abend schwitzende Augenfliehen den kalten Atemder gähnenden Leeredeines Gesichtes

Einsam ziehst du durchdie Glut deiner Sehnsuchtin das Grau der Nachtdas rot des Morgens noch im Nacken

Page 10: Die taube Zeit

Menschnoch immer folgstDu einem Führermit der Botschaft:Ausländer raus!...aber es wird besser

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Krieg

Die Sonne strebtunaufhaltsam demHorizont entgegenlangsam kehrt dieRuhe zurück in die Stadt

Einsam laufe ichdie grauen Straßenentlang mit einemLächeln vomschneidenden Wind

Mein Schritt wirdschnell und schnellerHastend dem Todentgehend der rechtsund links lauert

Es ist alles kaltund ohne Erbarmenselbst meine Sternezeigen sich nicht, nurAugen gierig lechzender Ratten

Für sie ein Festim sterbenden Lichtdas sich dunkelüber Leichenteile legtdie von einem Tier getötet-Mensch-

Page 12: Die taube Zeit

„Ich sah dich schon im Sonnenschein, mein Schoß voll blauer Dunkelheit, als im Vorübergehen dein Blick mich zuärtlich küsste.“

Page 13: Die taube Zeit

Da war noch...

Da war noch Zeitum einfach meinenMantel zu nehmenund zu gehenalles wäre vergessennoch ehe der neue Tagbegonnen, so wie an jenem Tagder vor diesem war

Ich bliebfühlte mich wohlin deinem ArmDie Fragen kommen späterGehe ich, wenn die Lustdes Festes am Höchsten?Nehme ich die schweren Tagein Kauf, an denen ichweine und weine ohne Halt?

Wird dann das Feuer,das mich wärmtenicht die Sonne sein?Nur ein brennender Stossaus trock‘nem Holz?

Vielleicht hätte ich einfach meinen Mantel nehmenund gehen sollenalles wäre vergessenund einfach...nur nicht mein Leben

Page 14: Die taube Zeit

Meine Sehnsucht

Meine Sehnsuchtist noch unerfüllt...nicht mehr endlosin der Wärme deiner Berührung

Im Spiegel des Meeresseh ich Dein Gesicht.Die Tiefe bleibt verborgenund gebiert das Dunkel

Mein Bild schwebt davonin das Nichts meiner Gedankenund gehen auf die Suche nachdem, was ich noch eben sah

Page 15: Die taube Zeit

Im Fahrtwind deines Wimpernschlages

Ich höre jedenDeiner Schritte

In meinem KopfIst große Leere

Im Fahrtwind deines Wimpernschlagesreißt du meinen Blick an dich

Deine Augen bedeuten mirDass ich etwas sagen mußDoch die MelancholieMeines Daseins ist kein Thema

Ich höreWieder Schritte

Verlassen gehe ich zu BettMit meiner DunkelheitSie ist mein Freund und meine Freundin,nur sie

Page 16: Die taube Zeit

Wohin das Leben wohl zieht

Seit ich Kind warHetzen Menschen an mir vorbeiohne mich zu sehen

Ein jedes Malspielt mein Haar sanftim Lee ihrer Zeitdie abzulaufen bereit

Ihr seht einander den anderen doch nie!und sucht das Leben zurückdem ihr davongerannt

Euer faltiges Gesichthält ein Lächeln gefangendamit es nicht vorübergeht!

Das Ende wird bewusstein Leben, das nicht gelebtNur gelaufen und vorbei

Page 17: Die taube Zeit

Schlaf und Tod

Stille im nächtlichen ZimmerLautlos gleiten alte Träumedurch die NachtFragen die längst gestelltsind dawieder daumgarnen michin einem Wellenmeer aus GrauLasse mich treiben

Am Ufer Gesichterverzweifeltblaßandere ausgelöschtnach einer Reise auf dem Fluss es Ver-gessensSie bewegen sich langsamsteifrückwaertsblickeslosan mir vorbeizum unbekanntenwohlbekannten Ziel

Ich auch?

Page 18: Die taube Zeit

Ein neuer Tag

Ich bin erwachtan diesem Morgendurch dieklopfenden Tropfenan der Scheibemeines Fensters

Ich höre denGesang von VögelnHaben sie denn nicht bemerktdas Wasser denHimmel verlässt?

Ich wühle michdurch Kissenbergeund frage mich, obsie nur auf mein Erwachen gewartetum mir das Anbrechendes neu noch ungeliebten Tageszu verkünden?

Ich schaue durchdie Scheibennasenplattdrückend, keinVogel nur dieklopfenden Tropfenan der Scheibemeines Fenstersund dem fernenGesang von Vögeln

Page 19: Die taube Zeit

Keine Liebe

Keine Liebeauf den ersten BlickKein Schauerndas meinenKörpererbebenliess

Gefühle - GedankenGefühle, diezu wachsendrohenein Interessedas begierigwarteterwiedert zuwerden

Was ist dasZiel deinerSuche nurein Gedankeeine Berührungim kurzen Abend andem sich unsereHände zögernd gefunden?

Page 20: Die taube Zeit

Der Geruch deines Körpers

Der Geruch deines Körpersspielt nochin meiner Nase

Ich bin gegangenund sanfterfasst michdie Erinnerung

Der letzten Berührungsie ist fern und ich fühleeine Sehnsuchtdie mich sanft durchdringt

Deine Händedie mich fassen undatemraubend halt ichmeine Aug` fest verschlossen

Der Geruchder verloschenenKerze spielt jetztin meiner Nase

und ich löse michaus der Umarmungmeiner Gedankenin den Abend

...und dann ein Glas Rieslingallein trinken

Page 21: Die taube Zeit

Aufschrei

Durch graue Gassen jagt der WindDas blutige Rot des NachthimmelsVerbirgt sich aengstlichHinter marodem Geaest

Wieder schlug der Tod zuUnd zwanzig Menschen folgtenDem dunklen leidvollen WegIn eine einsame Welt

Unter ihnen KinderUnd Frauen - StummEine Bombe - SymbolFür einen aussichtslosen Kampf

Die setzen Akzente!Die haben die Macht!Nur die NachtIst der FeindMit den Schreien der Unschuldigen

Können die noch schlafen?

Page 22: Die taube Zeit

Irrlichter

Des nachtsträum ich vonden allerschönsten Dingen, die am Tagunerreichbarund dann auch egal

Eine Melodiezieht sichdurch die Nachtmein waches Augejagt die Bildermeiner Sehnsucht

EIn Bütenmeerumfängt michduftend derwarme Hauchder Sonne Atemumspielt meine Haut samtweichund erwache allein...

Page 23: Die taube Zeit

Sei mein

Du sanft gebräuntezarte Haut

Du lächelndeSonne die micherwärmt

Du glänzenderMondder du dein Lichtmir spendest

Du herzhaftlachende BlumeDie mein Herzimmerzu erfreut

Du verführerischManchmal auchKraterlandschaftdie tottraurig zerklüftet

Du zersrörrerischzerbrechliches GrünaugeMit ErgebenheitSEI MEIN

Page 24: Die taube Zeit

Zukunft

Ich sehe dich sehe mich sehe unser Leben noch dochverinnt es in meinen Händen enden dochwird es nicht durch die Zerstörrung einer Zukunft Nein, durch uns! die wir uns gefangen halten wir sind nie frei, doch das mit einem Lächeln.

Page 25: Die taube Zeit

Heute Nacht

Ich schaue in den Himmelin tiefblauer Nachtentdecke die Sternein ihrer unendlichen Schönheit

Kleine, nur kleine LichterIhre LebendigkeitHat mich erschrecktund ich folge ihnen mit meinem Blick

So wie der Himmeldie Sterne bettetund sich sorgtum jedes kleine Licht

Umfängst du michGanz mit deinem KörperMit deinem Kußgibst du mir deinen Atem

Heute Nacht

Page 26: Die taube Zeit

Mutter

Man kommt auf dei Weltsoll schreienwo Mutter bist du

Man ist auf derWeltsol gehenwo Mutter bist du

Man wächst mit jedem Tagund soll lernenwo Mutter bist du

Man kämpft sich durch das Lebenmal gut und mal schlechtwo Mutter bist du

um zu liebenauch daswas du nicht gewolltdein Kind

Page 27: Die taube Zeit

Frühlingsrausch

Kannst du dich verzaubern lassen?Nichts ist einfacherIm FrühlingBlumen blühen im kaltendoch warmen Windhauchzart buntunerwartet schönim Kampf gegen den Schnee SiegerWo mein Blick sonst nie verweiltwill ich tanzendurch die erwachende Prachtgleich einer Sinfonie in Buntdurchsetzt von Duftvon Lichtvon GlanzWas mich dunkel beherrschtverschwindet schemenhaftund gehttief eingetaucht im Frühlingsrausch

Page 28: Die taube Zeit

Lasst das Vergessen nicht geschehen

Schwarze NachtSchwarzer TagSchreieBlitzeStille

Der Sommer schwarzDer Winter schwarzKinder weinen allein

Sie kaum geborenund schon totkein Lächelnerwachsen nochals Kind

Licht nur flackernddas Wasser ist rotvom Blutder Opferohne Schuld

Krieg im GesternKrieg im HeuteKrieg im Morgen

Und immer wieder wir!

Page 29: Die taube Zeit

Namenlos

Mein Weg führt michdurch namenlose StrassenIch durchschritt namenlose ToreSehe durchgraue Scheibengraue Weltengraue Täumezogen an mir vorbei

Menschen statuengleichverharren in meinem Schatten

Und das Laute dieser Zeit wird stumm

Im Spiegel nur schemenhaftetwas - ich ?

Page 30: Die taube Zeit

Im Jetzt

Die Tage sind kälter jetztKraftlos nur mein HerzLangsam sehr langsam erlischt es

Ein letzter AtemzugEin letzer Blick

Endend in einem zaghaften Lächeln und fortDer Morgen ist stürmisch jetztDes Himmels Kleid zerrissenFrost malt blutig auf Fensterscheiben

Letzte BilderLetzte Worte

Funkelnd in zaghaften Zügen und totSilbern kalt der Mond Im eisigen Wind wiegend Bäume atmend Blütenträume

Page 31: Die taube Zeit

Nachtwanderung

Träume wandern durch die NachtIch greife nach rosa Wolkengreife vorbei und lande sanftin einem Meer aus bunten Blumen

Feuerrot und sonnengelb die Blütenumfangen mich duftendbetten mich sanftund der Tag verliert sich in die Nacht von Schmerzen

Des Blutes betörendes Rot nimmt sich alle FarbenROT ROT - TODAus Wohlbefinden nun Hast und AngstIch kann mich nicht befreien

Träume wandern durch die NachtIch greife nach blutroten Wolkengreife vorbei und lande sanftIn einem Meer aus toten Blumen

Page 32: Die taube Zeit

Höret unsere Kinder

Laßt unsere Häuser nicht brennenLaßt unsere Mütter nicht weinenLaßt unser Land ertragreich bleibenLaßt unsere Nacht nicht unendlich seinLaßt unser Leben nicht zur Qual werdenLaßt niemanden töten müssen für einensinnlosen Kriegohne Einsicht

Page 33: Die taube Zeit

Stille

Die Stille in uns wächst Stück um StückAus der Schönheit Mensch wird graues Fleischdas Eitelkeit im Leben tötetSekunde um Sekunde

Schwer tragen wir an Kummer und Schuldselbst der Anblick der Naturläßt uns kaltUnsere Schatten sind nicht wirklich, doch alt

Der Frost erfriert den Atemdie Lunge weitet sichdas Auge erblindet im Suchenund die zarte Berührung unserer Kinder bleibt unerwiedert

Die Zeit zieht zieht ihre Runde von Stunde zu Stundean uns vorbeiDie Dunkelheit umfaengt unsWir sind reif uer sie mit jeder Fragederen Antwort uns nicht interessiert!

Page 34: Die taube Zeit

Gesichtslos

Der Wind spielt in toten BlätternDie nur ungewollt sich regenDer kaltblaue Mond lauscht deinem Traum

Du trittst auf die Straße, die in Blau getauchtMenschen ohne Gesicht neben dirSie schreien stumm:“Wir sind das nicht gewesen!“

Vogel, der du die tote Nacht besingst,schenk‘ uns denTag, doch hast aus seinem Auge dich gelöstsingt nun wohl in anderen Träumen

Ach, wärest du doch blindkönntest sie nicht sehenAch, wärest du doch taubkönntest die nicht hörenund dann kannst du wie sie gesichtslosstumm schreien

Page 35: Die taube Zeit

Was ich möcht‘

Schreiben möcht ichtausend WortedochWorten können lügen

Sehen möcht ichtausend DingedochDinge können trügen

Spüren möcht ichtausend Träumedoch das Herz ist betrübt

Sterben möcht ichtausend Todedochich sterbe schnell

im stumme Abend - Totenmeer

Page 36: Die taube Zeit

Einsamkeit

Die Einsamkeit ist wie ein RegenSie zieht vo der Erde kalt dem Herzen zuMein warmes Blut flieht in entlegeneGegenden meines KörpersWächst über meinen Kopf hinausund fällt auf mich

Dem Regen gleich hernieder in Stundendie nicht vergehenDas Laufen durch die StraßenEine Flucht vor der Zeitdie mich enttäuscht und tottraurigzurückläßt mit blutleerem Leib

Sie und sie und siedas Licht deiner Erinnerung blendet dein Aug, daßsich schmerzend schließt

und es bleibtEin jedes Maldie gleiche Qualein Kußein Trittund das Verlangen nach dem, was du nie besessen

Page 37: Die taube Zeit

Bilder der Erinnerung

Bilder der Erinnerungquälen sich auf schmalen Pfadenin meinem Traum

Du, allein im Sanddein Blick verträumtSehnsuchtsvoll auf dem MeerTränen in deinen Augen

Nur ein Bildblieb mirIn manchen Nächtenbeginnt es zu leben

Von Sehnsucht erfülltdrohe ich zuertrinken in deinen Augenund zu träumen von demwas wir nie hatten

Du und ich im Sandunsere Blicke verträumtauf dem Meer, du gingstallein, ich im Traum mit dir

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Bilder

Zwei dunkle Augengefüllt mit derTraurigkeit dereinsamen Nachtund der Angstvor der Kälte,die ständiger Begleiteraus der Erinnerungeiner Zeit ist, diewohl nie einEnde nimmtMit der Zeitkommt auch dieAngst, denn dieWiederkehr derdunklen Bilder drohtmit jeder Enttäuschung,die das LebenbereithältDie Augen leuchtenbei Tagbei Nachtdie Traurigkeitund sie bleibtein Leben oder Länger

Page 39: Die taube Zeit

Mondwanderung

Der Mond scheint nahder Abend grüßt diefahlen Straßen, derenLeben nur Schatten sind

Die flüchten in Träumedie Gedanken werdenwie Nasen an Schaufensternplattgedrückt

Mit wachem Augefolgst du Mondihrem Traum und erleuchtestihn für unbekannte Freuden

Der Mond ist nahblind folgt er denStraßen und ertrinktim dunklen Meer

Es tagt...

Page 40: Die taube Zeit

Niemand wartet

Niemand wartetin kahlen Zimmernbegegnet dir der Herbstin seiner traurig tristen Schönheit

Niemand wartetim weißen Antlitz des Menschenkein Erwachennoch bevor der ungeborene Tag lebt

Niemand wartetdu suchst in deinen Träumenden Weg zu den Sternen dieser Nachtgefunden - aufgewacht

gehst du traumtrunken taumelnd in den fadgrauen Tag...

Page 41: Die taube Zeit

Herbstgeflüster

Der Sommer war reich und bunt an Far-benDie Strahlen der Sonne, Leibsal der Seel‘Die Winde schlafen ruhigin ihrem Schatten

Nun Winde die Zeit ist reif, blast, spielt, erntetdie letzten Fruechte sind nun reifUnd der Tag flieht früh in die Nacht

Kälte zieht langsam durch den TagWer jetzt noch einsam friert des Nachts und lang und unruhig wird er ziehn durch bunte Blaetterstürmein den Tag

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Unausgesprochen

Kaum wehrendliegt in letztenAtemzügender Tag

Kraftlos klammertdeine Handam Nichtsdas er zurückgelassen

Du stößt Löcherin das Nichtsder Dunkelheitdeiner Angst

Du bist angewiedertvon dem leeren Gesicht,das Dich herausforderndanblickt - wartend

Wärest du doch Kindund gäbst dich naiv demAlptraum hin doch deineAngst ist stärker

In deinem Blickkeine RegungIn deinem Mundleise Worte

unausgesprochen in der Erinnerung

Page 43: Die taube Zeit

Im Dickicht meiner Gedanken

Willenlose Streifzügedurch das Dickichtmeiner Gedankenein Gesichtgeboren aus der Tiefemeiner Sehnsuchtist eine schmerzverzerrte Fratzefahl im Schattendes nachtblauen Mondes

Ist das Dein Gesichtblutrote Ströme tränengleichtrüben meine Sichtder Schmerz meiner Augender Schmerz meines Mundesder Schmerz meiner Seelemachen mich blindstummeinsamIm tödlichen Dickicht meiner Gedanken

Page 44: Die taube Zeit

Wen soll ich lieben, wenn der Tag kommt

Immerfort bin ich auf dem WegMein Schatten schon am HimmelErtrinkt in der klaffenden Wunde der NachtDie blutrot auf mich herniedergeht

Im schwarzen Laub der NachtErlischt das Licht des TagesWie mein Licht, meine Trauer, meine LiebeUnd das ist alles

Bittertrocken sind meine AugenDie letzte Traene ist geweintNach dir ist nichts mehr...Wen soll ich lieben wenn der Tag kommt

Page 45: Die taube Zeit

Tränen im Kopf Und nicht im Auge

Wer wird Dir jetztDa es Herbst istDie Hände wärmenUnd Deinen Mund?

Tränen im Kopf Und nicht im Auge

Wer wird Dir jetztUngerufen in der NachtSeinen Körper gebenDamit Du nicht allein bist

Tränen im Kopf Und nicht im Auge

Wer wird Dir jetztSagen, daß er Dich liebtWenn Du es nicht tust?Warte, ja warte

Tränen im Kopf Und nicht im Auge

...und die Angstso groß ist,wenn da alles wegbricht

Page 46: Die taube Zeit

Was geschieht?

Ich und außenEine tote Stadtmit Menschen?Menschen - KlingelAuto - GeschreiRücken MäntelHochgeschlagene KragenSchiebermützenBaskenmützenkurzes und langes Haarunter Kapuzen

Was Geschieht!?

Vom Laden gegenüberneugierig Gesichtermit platter Nase im GesichtEin Radfahrer hältden linken Fuß noch auf dem Pedal

Was Geschieht!?

Die MasseBekannt und unbekannten verbirgt das Irgendwas geschicktein Mann sich durch die Rücken schiebt,die aneinandergepreßt Wärme gebenund ist verschwunden

Was Geschieht!?

Page 47: Die taube Zeit

Graue Schleier senkensich blindlinks herniederBlicke suchen hilflosLungen atmen atemlosjapsend

Nichts geschieht!

Meine ausgestreckte Handbleibt kaltMeine Traurigkeit verbirgt sichhinter Millionen Augenund nichts geschieht.

Page 48: Die taube Zeit