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Das Magazin der Kommende Dortmund Ausgabe 02/2011 Die Tür ist offen Die Kommende in neuem Glanz Rosinengespräch | Klimawandel und Energie- wende Gemeinsam die Zukunft gestalten | Deutsch-Polnisches Seminar Bilderzyklus | Arbeiten der Künstlerin Ingrid Moll-Horstmann © Fotolia

Die Tür ist offen - kommende-dortmund.de · Tagungszentrum am Brackeler Hellweg entstanden. In dem traditionsreichen Gebäude inmitten des Kommende-parks werden die zahlreichen Tagungs-gäste

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Das Magazin der Kommende Dortmund

Ausgabe 02/2011

Die Tür ist offenDie Kommende in neuem Glanz

Rosinengespräch |Klimawandel und Energie-wende

Gemeinsam die Zukunftgestalten |Deutsch-Polnisches Seminar

Bilderzyklus | Arbeiten der KünstlerinIngrid Moll-Horstmann

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Titelthemak•punkt

Porta patet – cor magis„Die Tür steht offen – das Herz noch mehr“, so lautete die Begrüßung der Zisterzienser Mönche, wenn Wanderer an ihre Pforten klopften. Und so halten wir es auch mit der umgestalteten Kommende: sie steht jedem offen, der an Austausch, Information, Begegnung interes-siert ist. Eine offene Tür verrät allerdings noch nicht, was sich dahinterverbirgt, und oft präsentiert sich das Alte nur in moderner Verpackung.Nichts schlimmer als vorgetäuschtes Interesse! Das wäre Etiketten-schwindel.

Es käme in der Tat darauf an, ob sich hinter der lichtdurchfluteten Glasfassade auch ein Raum der Offenheit und Aufgeschlossenheit verbirgt, ob man Ankommenden und Eintretenden mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit Offenheit und Aufgeschlossenheit begeg-net. Und genau darum geht es in der Kommende, für die es als Sozial-institut geradezu konstitutiv ist, sich für den anderen, seine Ideen,seine Erfahrung, seine Lebenssituation zu interessieren – und dafür,was unsere Gesellschaft menschlich, lebbar und liebenswürdig macht.

Insofern war es nicht nur dem Ersten Advent geschuldet, dass wir die Einweihung der neuen alten Kommende mit dem alten Adventslied begonnen haben: „Macht hoch die Tür, die Tor‘ macht weit …“. Es will und soll die Melodie unseres Hauses – und unseres Herzens – sein: Die Türen und Tore der Kommende zu weiten und durchlässig zu machen, in beide Richtungen. Denn ein kirchliches Haus kann kein abgeschotteter Raum sein, sondern muss je und je neue Zugänge eröffnen, Schneisen schlagen, Perspektiven eröffnen – im Denken,Reden und Handeln. Sehen Sie selbst – und fordern Sie uns heraus! Es könnte der Beginn einer neuen Weggemeinschaft werden, im Hori-zont der alten monastischen Weisheit: „Die Tür steht offen, das Herznoch mehr“.

Ihr

Prälat Dr. Peter KlasvogtDirektor des Sozialinstituts Kommende Dortmund,Herausgeber k•punkt

In den vergangenen vierzehn Monatenist ein modernes Konferenz- und Tagungszentrum am Brackeler Hellwegentstanden. In dem traditionsreichenGebäude inmitten des Kommende-parks werden die zahlreichen Tagungs-gäste und Konferenzteilnehmer nun -mehr überrascht von großzügigen und hellen Räumlichkeiten, ausge-stattet mit der neuesten Technik, flexibel nutzbar für die unter schied-lichsten Veranstaltungsformen.

Für die Bildungsangebote, Beratungs-aktivitäten und Konferenztermine desSozialinstituts Kommende eröffnensich viele neue Möglichkeiten. UnsereGäste, Einzelbesucher und institutio-nellen Kooperationspartner werdenteilhaben an der neuen Kommende-Qualität. Doch wofür steht die neueKommende inhaltlich? Wer sind ihreKooperationspartner? Was macht sie unverwechselbar? Und unverzicht-bar für Dortmund und weit darüber hinaus?

Impressum

Herausgeber: Sozialinstitut Kommende DortmundPrälat Dr. Peter KlasvogtRedaktion: Werner MeyerRedaktionsanschrift:Sozialinstitut Kommende DortmundRedaktion k•punktBrackeler Hellweg 14444309 Dortmund

Erscheinungsweise: 2 x pro Jahr als Beilage der Ruhr NachrichtenKonzept / Gestaltung / Bildredaktion:freistil*, WerlFotos: © freistil*, Titel, Seite 2-4© Sozialinstitut Kommende Dortmund,Titel, Seite 5-7, © Verena Ising-Volmer, Seite 7Druck: Lensing-Wolff GmbH + Co. KG

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Doch so pessimistisch wie der Autor des Buches Kohelet sind wir nicht. Unter dem Dach des Sozialinstituts Kommende ist fast alles neu!

„Nichts Neues unter der Sonne?“Im Gegenteil!

VisionGerechtigkeit

Die Kommende ist und bleibt einchristliches Haus, getragen von der katholischen Kirche, dem Erzbistum Paderborn. Doch in ihrem Fokus stehtnicht die binnenkirchliche Selbst-reflexion, sondern die Auseinander-setzung mit aktuellen gesellschaft-lichen Fragen, den wirtschaftlichenund sozialen Herausforderungen, der ethischen und der politischen Perspektive. Im Mittelpunkt sozial-ethischer Reflexion und gesellschafts-und sozialpolitischen Handelns stehtder Mensch, von ihm her bemisst sichdas Ziel für den Aufbau einer men-schenwürdigen Gesellschaft. Daher ist die Kooperation mit den Partnern in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft ein zentrales Merk-mal unserer Arbeit. Willkommen sinduns alle Interessierten, die sich mit uns an der Vision Gerechtigkeit orien-

Die Deutschen Bischöfe plädieren in die -sem Zusammenhang für eine „Chancen-gerechte Gesellschaft“, in der jederMensch für sein eigenes Leben und seineindividuelle Entwicklung, aber auch fürden anderen und für die Gestaltung desgesellschaftlichen Miteinanders Verant-wortung trägt, wie andererseits Staatund Gesellschaft nicht aus der Pflicht genommen werden dürfen, allen Bür-gern soziale Sicherung und gesellschaft-liche Teilhabe zu ermöglichen.

Gesellschaftgestalten

Grundlegende Bedingungen für gesell-schaftliche Teilhabe, sozialen Aufstiegund Wohlstand sind Bildung, Arbeit und Generationengerechtigkeit. Der gesellschaftliche Wandel in der Post-moderne, die geprägt ist von Plurali-sierung und Individualisierung, von Rationalisierung und Globalisierung,

tieren wollen und mit Mut und Ver-trauen sich einlassen auf neue Heraus-forderungen, auf die aktuellen Fragen,auf die „Zeichen der Zeit“.

Neue Wege gehenDie aktuelle wirtschaftliche und sozialeLage in Deutschland und in Europa erfordert neue und mutige Initiativen.Für die leitende politische Ethik brau-chen wir dringend ein „Upgrade“, dasherausführt aus den eingefahrenenBahnen. Die neue Kommende will Menschen zusammenführen und einOrt des Gesprächs über heilsame Wege in die Zukunft sein.

Bei all den unterschiedlichen Interes-sen und lieb gewonnenen Gewohn-heiten keine einfache Aufgabe. Das solidarische Miteinander wird immerein Merkmal einer gerechten Welt sein. Persönliche oder nationale Egoismen gilt es im Dialog zu über-winden. Die Vision einer gerechten Gesellschaft verlangt nach einer Kul-tur der Verantwortung, einem Para-digmenwechsel von einer Meinwohl-zu einer Gemeinwohlorientierung, insbesondere im Blick auf die Schwa-chen und Benachteiligten unserer Gesellschaft.

Die Kommende in neuem Glanz

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berührt vor allem den Bereich der Erwerbsarbeit, der Familie, der Bildung,der Zuwanderung und der Reform desSozialstaates, insbesondere unter demAspekt der generationengerechten Ausgestaltung der sozialen Sicherungs-systeme. Hier sind auch die Kirchen gefordert, ihre Ideen, Konzepte, Modellemit ins Spiel zu bringen. So verleiht dieKommende seit einigen Jahren einenUnternehmerpreis für „erfolgreichnachhaltiges“ Wirtschaften. Denn die

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verantwortungsbewusste Sorge für unsere Mitwelt, Nachwelt und Um-welt ist eine der zentralen Herausfor-derungen, die sich in der Gegenwartstellen. So vereint das Prinzip der Nach haltigkeit den ressourcenscho-nenden und respektvollen Umgang mit der Natur mit sozialer Gerechtig-keit und effizien tem Handeln, und dies angesichts der großen Heraus-forderungen unserer Zeit.

Verbündete suchenFür all die gesellschaftlichen Fragen und Herausforderungen gibt es keinePatentrezepte und keine fertigen Ant-worten, und die Kirche hat ebensowenig wie die Kommende ein Deu-tungsmonopol auf die komplexe soziale,wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation im nationalen, europäischenoder globalen Kontext. Aber wir habenviele Kooperationspartner im In- undAusland, ein Netzwerk von Freundenund Verbündeten, Verantwortungs-trägern in Wissenschaft und Wirt-schaft, Politik und Gesellschaft. Mit unseren Projektpartnern und Gast-gruppen können wir so immer wiederauch Neuland betreten und die christ-liche Perspektive in die aktuellen Dis-kussionen und Prozesse einbringen,nicht zuletzt durch unsere sozialethi-sche Fachzeitschrift „Amosinternational“und das jugendpädagogische Engage-ment unserer Stiftung „beneVolens“.

Unser Engagement für eine mensch- li chere Gesellschaft mag oft nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein sein, aber das muss uns nicht entmutigen. Im Gegenteil! Bei Kohelet,

dem Pessimisten unter den biblischenPropheten, heißt es zum Schluss: „AmMorgen beginne zu säen, auch gegenAbend lass deine Hand noch nichtruhen, denn du kannst nicht im vorauserkennen, was Erfolg haben wird, daseine oder das andere, oder ob sogarbeide zugleich zu guten Ergebnissenführen.“ (Koh 11, 6) Unser Gottver-trauen steht dem nicht nach.

Titelthema

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„Zeichen für das Ende dieser Zeit“

Reger Publikumsbesuch bei der Ausstellungseröffnung

Ein neuer Partner hat sich in der Kommende niedergelassen, das Institut für Religionspädagogik undMedienarbeit (IRUM). Es präsentiertsich dem Benutzer in neuen Räum-lichkeiten, die keine Wünsche offenlassen, und steht ab sofort dem Be-sucher mit allen Dienstleistungen zur Verfügung.

In dem Festakt skizzierte Instituts-referentin Brigitte Zein-Schumacherdie künftige Akzentsetzung des IRUMin Dortmund. Das IRUM werde, so dieLeiterin, die Veränderung in der Struk-tur der Gemeinden aufnehmen und

hier als Partner Unterstützung leisten.„Darüber hinaus müssen aber auchgleichzeitig inhaltliche Impulse ge-setzt werden, wie der Religionsunter-richt in einer veränderten Schulland-schaft nicht nur Bestand hat, sondernsogar zu einer Chance werden kann,um zu erfahren, dass der Mensch mehrist, als das was er kann. Welche Im-pulse können wir geben, um sowohlden katholischen Schulen als auch den öffentlichen Schulen im Rahmender Schul- und Unterrichtsentwick-lung konstruktiver Partner zu sein?Dies ist die Frage, um deren Beant-wortung wir uns bemühen müssen."

Ein Bilderzyklus von Ingrid Moll-Horstmann

In der Kommende Dortmund wird bis 31. Januar 2012 um 10.30 Uhr die Aus-stellung „Zeichen für das Ende dieserZeit“ mit Arbeiten von Ingrid Moll-Horstmann gezeigt.

Die Arbeiten Moll-Horstmanns ent-standen unter dem direkten Eindruckeines Konzertes von Olivier Messiaen„Quartett für das Ende der Zeiten“ (Quattuor pour la Fin du Temps) imHerbst 2010.

Während des Zweiten Weltkrieges warMessiaen zwei Jahre im deutschenKriegsgefangenenlager Görlitz inter-niert. Das „Quattuor“ ist eine Kompo-sition dieser Zeit von 1940 - 1941. Dieungewöhnliche Besetzung für Klari-nette, Violine, Violoncello und KIaviererklärt sich daher, dass nur diese Ins-trumente vorhanden und die entspre-chenden Musiker im Lager interniertwaren. Die Komposition mit apokalyp-tischer Thematik wurde am 15. Januar1941 uraufgeführt – mit Messiaen amKlavier. Ingrid Moll-Horstmann vor ihren Arbeiten

Institut für Religionspädagogik und Medienarbeit – jetzt in der Kommende

Uli LettermannV.l.: Domkapitular Joachim Göbel, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung,Brigitte Zein-Schumacher, Institutsreferentin in Dortmund, und Prälat Dr. Peter Klasvogt, Direktor der Kommende, freuen sich über die neuen Räume des IRUM.

Durch diese Musik inspiriert hat dieKünstlerin Moll-Horstmann ihren Bil-derzyklus mit den biblischen apokalyp-tischen Visionen geschaffen. Sie zeigtaber auch aktuelle Bedrohungen apo-kalyptischen Ausmaßes für Welt, Natur und Mensch in ihren Bilderndurch Themen wie „Dioxinschlamm“,„Tsunami“ oder „Sterbender Vogel“.

Wie eindrucksvoll Musik und Malerei einander beeinflussen, demonstrierte in der Ausstellungseröffnung der Saxophonist Uli Lettermann mit sei-nen Improvisationen zu MessiaensKompositionen.

Öffnungszeiten:Mo - Do von 8.00 - 18.00 Uhr, Fr von 8.00 - 14.00 Uhr.Ausstellung geschlossen:22. Dezember 2011 - 8. Januar 2012

Aufbruch inZeiten der KriseVollkommen unbeeindruckt von dieserEntwicklung machten sich nur drei Tagespäter 17 Schülerinnen und Schüler derKatholischen Hauptschule Dortmund-Husen auf den Weg nach Polen, insoberschlesische Annaberg bei Oppeln,um sich in einem Seminar mit einer polnischen Klasse für eine gemein-same Zukunft in Europa einzusetzen.Anstatt über den bildungspolitischenGegenwind zu jammern, der den Hauptschulen hierzulande ins Gesichtbläst, haben engagierte Lehrer undSchüler der Dortmunder Hauptschulenoch einmal die Segel gesetzt und brechen auf zu neuen Ufern.

Doch um sich ernsthaft mit der Zu-kunft auseinanderzusetzen, wie es sichdie Schüler auf die Fahne geschriebenhaben, müssen sie an ihre besten Er-fahrungen und ihre kühnsten Träumeanknüpfen, die da lauten: „Gerechtig-keit als Voraussetzung für ein friedli-

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ches Miteinander“ Dieser Untertitelgibt das eigentliche Ziel des gemeinsa-men Unternehmens an. Nur wenn esgerecht zugeht, wenn keiner den an-deren übervorteilt und sich mehr he rausnimmt, als ihm zusteht, ist einfriedliches Zusammenleben denkbar.Das ist nicht graue Theorie, sonderneingespielte Praxis, jedenfalls in Husen. Denn dort gibt es an der Schuledas sogenannte Soziale Seminar, das die Kommende schon seit über dreißigJahren mit den zehnten Klassen durch-führt. Hierbei lernen die Schülerinnenund Schüler die Grundzüge der Katho-lischen Soziallehre kennen und wer-den zu einer fundierten Meinung undaktiven Teilhabe an Gesellschaft undPolitik befähigt.

Was das konkret bedeutet? Die Schüle-rinnen und Schüler setzen sich über ein Jahr in ihrer Freizeit mit Themen aus Politik und Gesellschaft, wie De-mokratie, Solidarität, Gerechtigkeit,Armut, Arbeitslosigkeit, Globalisierungund Umwelt auseinander. Unverzicht-bar sind dabei der praktische Bezug

sowie das Lernen mittels erfahrungs-orientierter Methodik, um über denNachvollzug konkreter Beispiele die Bedeutung und Rolle der Politik wahr-zunehmen und einschätzen zu kön-nen. Die Schülerinnen und Schüler können sich so positiv und kompetenterleben, lernen in Rollenspielen anderePerspektiven kennen und finden aufdiese Weise ihre eigene Position. Dabeifühlen sie sich als Person ernst ge-nommen und erfahren zugleich Wert-schätzung.

5-tägiges Seminarzum Thema ÖkologieGerechtigkeit kann man konkret amBeispiel der ökologischen Fragen durch-buchstabieren, so auch in der diesjäh-rigen deutsch-polnischen Begegnung.Die Schülerinnen und Schüler behan-delten Themen, wie Verschmutzung,Nahrungsmittelproduktion, Energie und Klima. Höhepunkt der Werkwochezum Thema Umwelt war das Planspielzur Weltklimakonferenz, bei der die polnischen und deutschen Schülerin-

Gemeinsam dieZukunft gestalten

nen und Schüler unterschiedliche Rollen einnahmen und so selbst er-fuhren, wie schwierig es sein kann,einen Kompromiss auf einer interna-tionalen Konferenz zu erzielen. Dochgerade diese Momente der deutsch-polnischen Begegnung haben allen Beteiligten vor Augen geführt, dass eine Lösung für die gesellschaftlichenProbleme nur gemeinsam gefundenwerden kann.

Daher fiel das Fazit der Teilnehmer auch durchweg positiv aus: Dieses Se-minar hat Zukunft! Unbeeindruckt vonden politischen Überlegungen, soll auch im kommenden Jahr das Seminarmit polnischen und deutschen Schü-lern durchgeführt werden, damit auchdie kommenden Jahrgänge an denSchulen lernen, gemeinsam die Zu-kunft zu gestalten.

Am 20. Oktober 2011 fiel im Düsseldorfer Landtag das Urteil über die Zukunft der Hauptschulen in NRW. Im Schulkonsens hatten sich die rot-grüne Minder-heitsregierung und die CDU-Opposition auf die Einführung der neuen Sekun-darschule geeinigt. Zwar bleibt es beim gegliederten Schulsystem, für die Hauptschulen bedeutet diese Entscheidung jedoch über kurz oder lang das endgültige Aus, denn mit der Zustimmung der Christdemokraten wurde auch die Garantie der Hauptschule aus der NRW-Verfassung gestrichen.

Deutsch-Polnisches Schülerseminar

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Nächstenliebe als „Magna Charta“ kirchlichen Dienens

Internationale Tagung zum kirchlichen Gesundheitssystemvon Anja Kordik

Die Tagung, so Kommendedirektor Prä-lat Peter Klasvogt, war Ergebnis einesdreijährigen Vorbereitungsprozessesmit einem internationalen Workshop an der Katholischen Universität Eich-stätt und einer Konferenz im vergan-genen Herbst. Zur Tagung in Schwertekamen zahlreiche Verantwortungsträ-ger aus Caritas, Pfarreien und Ordens-gemeinschaften im Erzbistum Pader-born zusammen. Insgesamt waren mehrals 60 Teilnehmer im großen Saal derkatholischen Akademie versammelt.

In seiner Einführung betonte Weih-bischof Manfred Grothe, Bischofsvikarfür die Caritas und Mitglied der Kom-mission für caritative Fragen der Deut-schen Bischofskonferenz, bisher habeder Grundsatz der „Dienstgemein-schaft“ – als einer Dienstgeber und Mitarbeiter verbindenden – Werte-gemeinschaft dazu beigetragen, daschristliche Profil kirchlicher Häuser zu stärken. Eben dieses Prinzip derDienstgemeinschaft stehe durch die„Marktentwicklungen“ zunehmendunter Druck, so der Weihbischof.

Wie die Idee der christlichen Dienst-gemeinschaft auch unter verändertenBedingungen weiterentwickelt wer-den kann, schilderte Günther Nierhoff,Geschäftsführer der 1998 gegründetenKatholischen St. Johannes Gesell-

schaft, dem Träger von insgesamt achtEinrichtungen in Dortmund und Um-gebung. „Das Jahr 2002 und die Ein-führung der Fallkostenpauschale im Gesundheitswesen bedeuteten einegroße Zäsur für unsere Einrichtungen“;erläuterte Geschäftsführer Nierhoff.„Wir mussten uns auf die daraus resultierenden veränderten wirtschaft-lichen Bedingungen einstellen. Und sohaben wir schon im Vorfeld begonnen,auf der Grundlage der Dienstgemein-schaft in einem umfassenden Prozessein Leitbild für den Umgang mit Patienten und Pflegebedürftigen zuentwickeln.“

Von Mensch zuMensch

Ganz wesentlich: Alle rund 2.800 Mit-arbeiter der Gesellschaft waren einge -laden sich an diesem Prozess zu betei-ligen. Aus den Gesprächen unter undmit den Mitarbeitern wurden konkreteMaßstäbe entwickelt, die in das Leitbildeinflossen: etwa zur Frage, was Ach-tung vor der persönlichen Würde undIntimsphäre von Patienten im Alltag bedeutet. „Von Mensch zu Mensch“ –unter dieser Überschrift wird das Leit-bild der St. Johannes Gesellschaft ständig überprüft und angeglichen.

Über Entwicklungen im US-Gesund-heitswesen berichteten zwei Vertreterder katholischen University of St. Thomas, Minneapolis: der Theologe Michael Naughton, Direktor des John A. Ryan-Instituts für Katholische Sozi-allehre, und sein Kollege Dean Maines,Leiter des Veritas-Instituts für ethischeFührungsschulung. Ergänzt wurden ihre Ergebnisse durch die Erfahrungenvon Bill Brinkmann, Vizepräsident derOrganisation für katholische Gesund-heitseinrichtungen „Ascension Health“.

Zusammen hatten sie schon vor einigenJahren die „Catholic Identity Matrix“entwickelt. Dieses System zur Evaluie-rung von Organisationsstrukturen undPraxis der Pflege in katholischen Ein-richtungen fußt auf sechs ethischenPrinzipien aus der katholischen Sozial-lehre: Zu diesen gehören unter anderemdie „Solidarität mit den Bedürftigen und Notleidenden“ „ganzheitliche Ge-sundheitsfürsorge“ und das „Handeln im ständigen Austausch mit der Kirche“.

Vorschläge für dieZukunft

Auf dieser Grundlage wurde in den USA ein konkretes Bewertungssystementwickelt, zur Überprüfung des Ar-beitsalltags kirchlicher Einrichtungen.Inzwischen hat ein großer Teil der unterdem Dach von „Ascension Health“zusammengeschlossenen Häuser

einen entsprechenden Befragungs- und Evaluierungsprozess durchlaufen.Ärzte, Pfleger, Verwaltungsangestellte,analysieren gemeinsam die Ergeb-nisse, begleitet von einem Vertreter des Veritas-Instituts. Daraus entstehenVorschläge für die Zukunft. Die Rück-meldungen zu diesem Prozess seiendurchweg positiv, so Direktor Dean Maines.

Verstärkt müsse es aber auch um einegeistliche Schulung der Mitarbeitergehen, betonte der Vizepräsident von„Ascension Health“, Bill Brinkmann.„Meist ist es der Widerspruch zwi-schen christlichem Idealbild und per-sönlichen Alltagserfahrungen, die beiMitarbeitern auf Dauer zu Entmuti-gung und Erschöpfung führen. Hier erweisen sich theologische Kurse alssinnvoll, die wir seit einiger Zeit fürÄrzte und Pfleger an kirchlichen Kran-kenhäusern bieten, damit sie sich neu auf ihre persönliche Berufung, ihr individuelles Charisma besinnenkönnen.“

Dies stimmte auch mit deutschen Er-fahrungen aus verschiedenen Einrich-tungen im Erzbistum Paderborn über-ein, wo etwa die Angebote zur ge-meinsamen Bibelarbeit für Mitarbeiterverstärkt werden. Insgesamt müsse, so der Tenor der Tagung, Nächsten-liebe als „Magna Charta“ kirchlichenDienens auch unter erschwerten Be-dingungen leitend für kirchliche Ein-richtungen bleiben.

Vordere Reihe, v.l.: Dean Maines, Prälat Dr. Peter Klasvogt, Bill BrinkmannHintere Reihe, v.l.: Prof. Michael Naughton, Prof. Bernd Mühlbauer, Dr. Andreas Fisch

„Liebevoll dem Leben dienen – zum Profil katholischer Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und den USA“ – eine zweitägige deutsch-amerikanische Tagung in der Katholischen Akademie Schwerte in Zusammen arbeit mit der KommendeDortmund. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie katholische Krankenhäuserund Pflegeheime es schaffen können, sich auf einem zunehmend pluraler und dynamischer werdenden „Gesundheitsmarkt“ ökonomisch zu behaupten, dabeizugleich aber ihr spezifisch christliches Profil zu bewahren.

„Klimawandel und Energiewende: Herausforderungen für eine ökologi-sche Industriepolitik“, zu diesem Themaladen die Kommende Dortmund und der DGB Region Dortmund-Hellweg im Rahmen ihrer gemeinsamen Reihe„LebensWert – im Mittelpunkt steht der Mensch. Rosinengespräche im Rittersaal“ am Dienstag, 29. November2011, um 18.00 Uhr, ein.

Ökologische Industriepolitik – auf denersten Blick ein Widerspruch: Ist nichtgerade die Industrialisierung, auf derGrundlage fossiler Energien eine wesentliche Quelle des Klimawandels?

Kann Industriepolitik ökologisch undsozial ausgerichtet werden? Leidennicht Ökologie und die Qualität der Arbeit gerade unter dem vermeintli-chen Zwang zur billigen Produktion?

Rosinengespräch

Rosinengespräche thematisieren einenscheinbaren Widerspruch

Ist nicht der Ressourcenschutz, ökolo-gisch als auch menschlich, ein zentralesKennzeichen guter Arbeit?

Gesprächspartner sind Prof. Dr. AndreasLienkamp, Sozialethiker und Theologe,Universität Osnabrück, und Yasmin Fahimi, Ressortleiterin Planung, IG BCE,Hauptverwaltung.

Mit den Rosinengesprächen im Ritter-saal veranstalten die Kommende Dortmund und der DGB Region Dort-mund-Hellweg eine gemeinsame Themenreihe zum Wert des Lebens inall seinen gesellschaftlichen Facetten.Zu den Veranstaltungen der Reihe kommen profilierte Gesprächspartneraus Gewerkschaften und Kirche, die sichim Dialog mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Themen nähern.

Klimawandel und Energiewende: Herausforderungen für eine ökologische Industriepolitik

Ort: SozialinstitutKommende DortmundBrackeler Hellweg 14444309 Dortmund

Zeit: Dienstag, 29. November 201118.00 Uhr

Verein der Freunde der Kommende e. V.

Sozialinstitut Kommende DortmundBrackeler Hellweg 144 | 44309 DortmundTelefon (02 31) 20 605-0 | Telefax (02 31) 20 60 [email protected]

k•punkt dankt für die freundliche Unterstützung:

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