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29 Die Vegetation und Flora des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge (Kreise Coesfeld und Recklinghausen) Kerstin Wittjen, Coesfeld Zusammenfassung Der Truppenübungsplatz Borkenberge wird seit Ende des 19. Jahrhunderts militärisch genutzt und umfasst eine Flächengröße von rund 1.800 Hektar. Das Gebiet hat einen ho- hen naturschutzfachlichen Stellenwert, da in der nährstoffarmen, sandgeprägten Hügel- landschaft der Borkenberge wertvolle Reste der historischen Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben sind. Der vorliegende Beitrag beschreibt primär die rezent vorhandene Pflanzenwelt des Of- fenlandes auf dem Truppenübungsplatz. Die vorkommenden Pflanzengesellschaften und floristischen Besonderheiten sowie der aktuelle Zustand von 14 verschiedenen Offen- landbereichen werden vorgestellt. Für die Auswertung wurden neben den eigenen Erhe- bungen aus dem Jahr 2008 auch alle verfügbaren historischen Daten (ab 1824) herange- zogen. Auf dieser Grundlage können floristische Entwicklungen abgeschätzt und zu- künftige Naturschutzmaßnahmen abgeleitet werden. Auf dem Truppenübungsplatz sind noch Moore, großflächige Zwergstrauch-Heiden, Sandtrockenrasen, Zwergbinsenfluren und Feuchtwiesen zu finden. Der Erhalt dieser mittlerweile landesweit gefährdeten Biotope ist der langjährigen militärischen Nutzung des Gebietes zu verdanken. Bemerkenswert ist die hohe Anzahl bedrohter Pflanzenarten auf den Sandwegen. Hier haben störungsabhängige Gesellschaften der Sandtrockenrasen und Zwergbinsenfluren ihren Verbreitungsschwerpunkt. Von großer Bedeutung sind darüber hinaus die Zwischenmoore, insbesondere das Gebiet Süskenbrocksmoor mit seinen ausgedehnten Narthecium ossifragum-Beständen und das NSG Gagelbruch mit seinem artenreichen, temporär austrocknenden Heidegewässer. Die trockenen Heiden und das Feuchtgrünland befinden sich in einem mäßigen Erhaltungszustand, weisen je- doch ein hohes Entwicklungspotenzial auf. Im Untersuchungsgebiet konnten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1824 bislang 428 Farn- und Blütenpflanzenarten nachgewiesen werden, von denen 35 mittlerweile verschollen sind, davon die Arten Drosera longifolia (Langblättriger Sonnentau) und Scheuchzeria palustris (Blumenbinse) sogar landesweit. Von den aktuell (seit 2002) kar- tierten 393 Arten werden 21 Sippen in Deutschland, 51 Sippen in Nordrhein-Westfalen und 53 Sippen in der Westfälischen Bucht in den Roten Listen geführt. In den Mooren kommen insgesamt 15, in den Sand-Lebensräumen (Heide, Sandtrockenrasen, Zwerg- binsenfluren) 16 und im Grünland sechs Pflanzengesellschaften der aktuellen Roten Lis- te Nordrhein-Westfalens vor (VERBÜCHELN et al. 1995). Der Truppenübungsplatz Borkenberge gehört hinsichtlich seiner nährstoffarmen, durch hoch spezialisierte Pflanzenarten charakterisierten Offenland-Lebensräume und seiner Großflächigkeit zu den wertvollsten Naturschutzflächen Nordrhein-Westfalens und ist mit seinen FFH-Gebieten auch von großer europäischer Bedeutung. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 71 (3): 29 – 96. Münster, 2009

Die Vegetation und Flora des Truppenübungsplatzes Haltern ...3...29 Die Vegetation und Flora des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge (Kreise Coesfeld und Recklinghausen) Kerstin

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    Die Vegetation und Flora des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge

    (Kreise Coesfeld und Recklinghausen)

    Kerstin Wittjen, Coesfeld

    Zusammenfassung

    Der Truppenübungsplatz Borkenberge wird seit Ende des 19. Jahrhunderts militärisch genutzt und umfasst eine Flächengröße von rund 1.800 Hektar. Das Gebiet hat einen ho-hen naturschutzfachlichen Stellenwert, da in der nährstoffarmen, sandgeprägten Hügel-landschaft der Borkenberge wertvolle Reste der historischen Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben sind.

    Der vorliegende Beitrag beschreibt primär die rezent vorhandene Pflanzenwelt des Of-fenlandes auf dem Truppenübungsplatz. Die vorkommenden Pflanzengesellschaften und floristischen Besonderheiten sowie der aktuelle Zustand von 14 verschiedenen Offen-landbereichen werden vorgestellt. Für die Auswertung wurden neben den eigenen Erhe-bungen aus dem Jahr 2008 auch alle verfügbaren historischen Daten (ab 1824) herange-zogen. Auf dieser Grundlage können floristische Entwicklungen abgeschätzt und zu-künftige Naturschutzmaßnahmen abgeleitet werden.

    Auf dem Truppenübungsplatz sind noch Moore, großflächige Zwergstrauch-Heiden, Sandtrockenrasen, Zwergbinsenfluren und Feuchtwiesen zu finden. Der Erhalt dieser mittlerweile landesweit gefährdeten Biotope ist der langjährigen militärischen Nutzung des Gebietes zu verdanken. Bemerkenswert ist die hohe Anzahl bedrohter Pflanzenarten auf den Sandwegen. Hier haben störungsabhängige Gesellschaften der Sandtrockenrasen und Zwergbinsenfluren ihren Verbreitungsschwerpunkt. Von großer Bedeutung sind darüber hinaus die Zwischenmoore, insbesondere das Gebiet Süskenbrocksmoor mit seinen ausgedehnten Narthecium ossifragum-Beständen und das NSG Gagelbruch mit seinem artenreichen, temporär austrocknenden Heidegewässer. Die trockenen Heiden und das Feuchtgrünland befinden sich in einem mäßigen Erhaltungszustand, weisen je-doch ein hohes Entwicklungspotenzial auf.

    Im Untersuchungsgebiet konnten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1824 bislang 428 Farn- und Blütenpflanzenarten nachgewiesen werden, von denen 35 mittlerweile verschollen sind, davon die Arten Drosera longifolia (Langblättriger Sonnentau) und Scheuchzeria palustris (Blumenbinse) sogar landesweit. Von den aktuell (seit 2002) kar-tierten 393 Arten werden 21 Sippen in Deutschland, 51 Sippen in Nordrhein-Westfalen und 53 Sippen in der Westfälischen Bucht in den Roten Listen geführt. In den Mooren kommen insgesamt 15, in den Sand-Lebensräumen (Heide, Sandtrockenrasen, Zwerg-binsenfluren) 16 und im Grünland sechs Pflanzengesellschaften der aktuellen Roten Lis-te Nordrhein-Westfalens vor (VERBÜCHELN et al. 1995).

    Der Truppenübungsplatz Borkenberge gehört hinsichtlich seiner nährstoffarmen, durch hoch spezialisierte Pflanzenarten charakterisierten Offenland-Lebensräume und seiner Großflächigkeit zu den wertvollsten Naturschutzflächen Nordrhein-Westfalens und ist mit seinen FFH-Gebieten auch von großer europäischer Bedeutung.

    Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 71 (3): 29 – 96. Münster, 2009

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    Abstract: The Haltern-Borkenberge Training Area has been in military use since 1873 and includes an area of about 1.800 hectares. Beside its military importance the area is an important element of local nature conservation. In the extensive hilly area of Borken-berge, which is formed by poor, sandy soils, the old landscape of the 19th century has been preserved so far. This paper focuses on the vegetation of the open landscape habitats of the Haltern-Borkenberge Training Area. The plant communities, remarkable plant species and the present-day state of the vegetation are recorded for 14 different areas. In total, own data from 2008 and records starting in the year 1824 have been analysed in order to obtain a comprehensive overview of the vegetation. This botanical analysis aims to provide a basis to appreciate the future development of vegetation and planify effective nature conservation measures. In the Haltern-Borkenberge Training Area bogs and mires, expanding heaths, dry grass-lands, dwarf-rush communities and poor, wet grasslands represent typical vegetation elements. All these biotopes, meanwhile are threatened throughout Germany, secured from intensive land use by military activities in this area during the last decades. It is remarkable that a high number of threatened plant species can be found on sandy vehicle tracks. Plant communities, which depend on disturbance, like dry grasslands and dwarf-rush communities have their main habitat in these regions. Furthermore, bogs and mires are of particular importance, especially Süskenbrocksmoor with its great populations of Narthecium ossifragum and NSG Gagelbruch with its species-rich, temporarily water-less, dystrophic pond. Heath and wet grassland-communities are in a moderate state of preservation, but possess a high potential of development. In the studied area 428 fern and flowering plant species were documented from the first records in 1824 up to the present. 35 species cannot be found anymore, inclusive extinct species of North Rhine-Westphalia as Drosera longifolia and Scheuchzeria palustris. As part of the actual survey starting in 2002, 393 different species were found, including 21 taxa that are threatened in Germany, 51 taxa in North Rhine-Westphalia and 53 taxa in the Westphalian Bight. In total, 15 threatened plant communities of North Rhine-Westphalia have been recorded in the bogs and mires, 16 in the sand habitats (heath, dry grassland, dwarf-rush communities) and six in the wet grasslands. With reference to its open landscape habitats, its highly specialized plant-life and its largeness the Haltern-Borkenberge Training Area belongs to the most important nature conservation areas of North Rhine-Westphalia and is furthermore of European importance because of its FFH-Areas.

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    1 Einleitung Der Truppenübungsplatz Borkenberge zeigt ein Abbild der historischen Sandlandschaf-ten der Westfälischen Bucht. Das gesamte Übungsgelände im Kreis Coesfeld steht heute unter Naturschutz und setzt sich aus vier Naturschutzgebieten zusammen, die sich auf zwei FFH-Gebiete (Truppenübungsplatz Borkenberge, Gagelbruch Borkenberge) vertei-len (vgl. ZIMMERMANN & FEURING 2009, in diesem Band). Die Offenlandbereiche zeichnen sich durch das Vorkommen von Sandginster-Heiden, Sandtrockenrasen, Zwergbinsenfluren, Mooren und Feuchtgrünland aus. Der Offenlandanteil mit den oben genannten Lebensräumen nimmt ungefähr ein Viertel der Gesamtfläche des Trup-penübungsplatzes Borkenberge ein. Zu dem Untersuchungsgebiet liegen zahlreiche historische vegetationskundliche bzw. floristische Daten vor. Hervorzuheben sind die ersten floristischen Nachweise für die Borkenberge, die im „Prodromus Florae Monasteriensis Westphalorum“ (VON BÖNNING-HAUSEN 1824) aufgeführt sind. In dem vorliegenden Beitrag erfolgt neben der erst-maligen Zusammenführung der vorhandenen Daten zur Vegetation und Flora eine Gegenüberstellung mit aktuellen Erhebungen aus dem Jahr 2008. Die traditionelle Bezeichnung der Gebiete NSG Gagelbruch, NSG Wacholderhain, Süskenbrocksmoor (akt. Bezeichnung NSG Hochmoor Borkenberge) und Heimingshofmoor wird beibehal-ten. Hinzu kommen weitere Offenlandgebiete, die bislang kaum untersucht wurden (Lage u. Benennung s. Übersichtskarte bei ZIMMERMANN & FEURING 2009, in diesem Band). Es wird eine detaillierte Übersicht zur Vegetation, Flora und zum aktuellen Zustand der einzelnen Teilgebiete erstellt, so dass zukünftige Naturschutzmaßnahmen zum Erhalt gefährdeter Pflanzenarten und -gesellschaften abgeleitet werden können. Die Studien zur Pflanzenwelt der Offenlandbereiche erfolgten im Rahmen der vorliegen-den umfassenden Monographie zum Truppenübungsplatz Borkenberge (s. weitere Beiträge, in diesem Band). Detaillierte Informationen zur Moosflora sind dem Beitrag von SCHMIDT (2009, in diesem Band) und allgemeine Grundlagen zum Untersuchungs-gebiet (Boden, Klima etc.) sowie weiterführende Angaben zu den hier nicht näher be-handelten Wald-Lebensräumen dem Beitrag von ZIMMERMANN & FEURING (2009, in diesem Band) zu entnehmen.

    2 Material und Methoden

    Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die Offenlandbereiche des Untersuchungs-gebietes und befasst sich schwerpunktmäßig mit den Moor-, Sand- und Grünland-Le-bensräumen. Die Kartierungen erfolgten im Jahr 2008 von Mai bis Oktober. Die einzelnen Teilgebiete wurden mehrfach begangen, wobei die vegetationskundlichen/floristischen Erhebungen im zentralen Offenlandbereich stichprobenartig durchgeführt wurden. Als Grundlage der Geländearbeiten dienten die vorliegende Ersterfassung der gesetzlich geschützten Bio-tope (nach § 62 Landschaftsgesetz NRW) und der FFH-Lebensraumtypen (LÖKPLAN 2002) sowie die Luftbilder im Maßstab 1:5000 (KATASTERAMT KREIS COESFELD 2007). Zu den vorgefundenen Pflanzengesellschaften wurden Artenlisten erstellt. Auf de-

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    taillierte Vegetationsaufnahmen musste in Anbetracht der Größe des Truppenübungs-platzes und des mit der Begehung verbundenen Zeitaufwandes bei zeitweiligen Betre-tungseinschränkungen aufgrund der aktiven militärischen Nutzung verzichtet werden.

    Ergänzend zu den eigenen Untersuchungsergebnissen wurden alle bekannten publi-zierten sowie weitere unveröffentlichte Daten in die Auswertung miteinbezogen. Ge-nannt seien hier Berichte über das Süskenbrocksmoor (u. a. RUNGE 1975, DINTER 1978, POTT 1984, THIELEMANN 1985, NIGGE 1988, SCZEPANSKI 2006), das NSG Gagelbruch (VON BÖNNINGHAUSEN 1824, VON SPIESSEN 1873, 1902, BECKHAUS 1880, 1886, NIGGE 1988), Heimingshofmoor (NIGGE 1988), das NSG Wacholderhain (RUNGE 1973) und das Gebiet Grünland Süskenbrocksmoor (BORNKESSEL 1970, HAMANN & SCHULTE 1993) sowie das NSG Borkenberge (VON BÖNNINGHAUSEN 1824, HAMANN & SCHULTE 1993). Außerdem wurden die Daten der FFH- und § 62-Kartierung aus dem Jahr 2002 von U. Cordes (LÖKPLAN 2002) berücksichtigt.

    Zur Auswertung von Vegetation und Flora wurden insgesamt zehn Tabellen erstellt. Für die Moor- und Sand-Lebensräume wurden jeweils Übersichtstabellen mit Rote Liste-Arten angefertigt (bei seltenen und verschollenen Arten mit Nennung der jeweiligen Gewährsleute), die bislang in den verschiedenen Gebieten nachgewiesen wurden (s. Tab. 1, Tab. 4). Bemerkenswert sind die Herbar-Belege (Herbarium MSTR) und floristischen Angaben aus dem 19. Jahrhundert zu den Gebieten NSG Gagelbruch, Süskenbrocksmoor und NSG Borkenberge (VON BÖNNINGHAUSEN 1824, BECKHAUS 1886, VON SPIESSEN 1873, 1902, WILMS 1881). Außerdem wurden für die oben genannten Lebensräume Übersichtstabellen zu den vorkommenden Pflanzengesellschaften (mit Angabe der Ver-breitungsschwerpunkte und Erhaltungszustände) erstellt (s. Tab. 2, Tab. 5). Darüber hinaus sind Tabellen zu den FFH-Lebensraumtypen in den Moor- und Sand-Lebensräu-men ausgearbeitet worden (s. Tab. 3, Tab. 6). Die floristische Übersichtstabelle der Grünland-Lebensräume (s. Tab. 7) zeigt ab-weichend von den entsprechenden Tabellen der Moor- und Sand-Lebensräume neben gefährdeten Pflanzenarten auch solche Arten, die im Kreis Coesfeld mittlerweile selten geworden und für das Grünland hierzulande von besonderem Stellenwert sind (bei seltenen oder verschollenen Arten mit Namen der jeweiligen Gewährsleute). In der Übersichtstabelle zu den Pflanzengesellschaften der Grünland-Lebensräume (Tab. 8) sind ebenfalls abweichend von den anderen Lebensräumen auch die aktuell nicht ge-fährdeten Gesellschaften aufgeführt, um den Ist-Zustand und das Entwicklungspotenzial zu dokumentieren. Eine Übersicht der bislang auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge nachgewiesenen Farn- und Blütenpflanzen, sowie der Armleuchteralgen-Gewächse (s. Tab. 9) und der im Jahr 2002 kartierten FFH-Lebensraumtypen (s. Tab. 10) ist im Anhang zu finden.

    Die Nomenklatur der Farn- und Blütenpflanzen folgt der Florenliste von Nordrhein-Westfalen (RAABE et al. 1996) mit Ausnahme von Dactylorhiza maculata ssp. elodes, Pseudognaphalium luteoalbum und Drosera longifolia (Nomenklatur WISSKIRCHEN & HAEUPLER 1998). Die wissenschaftliche Namengebung der Pflanzengesellschaften rich-tet sich in der Regel nach POTT (1995).

    Die Angaben zum Rote Liste-Status der Farn- und Blütenpflanzen sind für Nordrhein-Westfalen (NRW) und die Westfälische Bucht (WB) WOLFF-STRAUB et al. (1999) und für Deutschland (D) KORNECK et al. (1996) entnommen. Die Angaben zum Rote Liste-

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    Status der im Untersuchungsgebiet gefundenen Armleuchteralgen Nitella gracilis und Nitella flexilis folgen auf Landesebene VAN DE WEYER & RAABE (1999) und bundesweit SCHMIDT et al. (1996). Es bedeuten: 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, * = nicht gefährdet, + = regional stärker gefährdet, - = regional schwächer gefährdet, VL = Vorwarnliste NRW (Kategorie wurde nicht für die Großland-schaften in Nordrhein-Westfalen vergeben).

    Die Angaben zum Rote Liste-Status der Pflanzengesellschaften richten sich landesweit und regional nach VERBÜCHELN et al. (1995) mit folgenden Gefährdungskategorien: 0 = erloschen bzw. vernichtet, 1 = vor dem Erlöschen bzw. von der Vernichtung bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, * = aktuell ungefährdet, N = von Naturschutzmaßnah-men abhängig, sowie bundesweit nach RENNWALD (2000) mit den Gefährdungskate-gorien: 0 = verschwunden oder verschollen, 1 = vom Verschwinden bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4 = Gefährdung anzunehmen, V = zurückgehend, Vorwarnliste, * = ungefährdet, D = Daten ungenügend.

    3 Altdaten zur Flora des Untersuchungsgebietes

    In der Preußischen Uraufnahme von 1842 wird der heutige Truppenübungsplatz Bor-kenberge noch als ein vollkommen waldfreies Gelände dargestellt. Namen wie „Geis-plack“ deuten darauf hin, dass dort eine kulturhistorische landwirtschaftliche Nutzung mit Schaf- und Ziegenbeweidung sowie Plaggenhieb betrieben wurde. In den heute als Süskenbrocksmoor und Gagelbruch bezeichneten Moorgebieten wurde damals Torf ab-gebaut. In dieser Zeitepoche waren im Untersuchungsgebiet Botaniker aus Dülmen, Lü-dinghausen, Coesfeld sowie Münster unterwegs und haben insbesondere die damaligen floristischen Besonderheiten der Feuchtgebiete (Moore, Sümpfe, Feuchtheiden, Feucht- und Nassgrünland) herbarisiert und dokumentiert. Zu der damaligen, noch nahezu wald-freien Sandlandschaft des Truppenübungsplatzes sind dagegen kaum Daten und Beob-achtungen überliefert (s. Tab. 4).

    Hervorzuheben sind die ersten floristischen Nachweise für das Untersuchungsgebiet zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie stammen von J. Nagelschmidt, einem Pharmakologen aus Dülmen, und werden im „Prodromus Florae Monasteriensis Westphalorum“ (VON BÖNNINGHAUSEN 1824) aufgeführt. Die betreffenden Fundortangaben beziehen sich überwiegend auf das heutige NSG Gagelbruch, welches damals bei den Botanikern unter dem Namen „Entenkoi“ bekannt war. Für dieses Gebiet folgen weitere interessante floristische Beobachtungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die den Berichten von

    WILMS (1881) sowie VON SPIESSEN (1873, 19021) zu entnehmen sind. Eine Reihe be-

    1 In dieser Arbeit wird hauptsächlich die Flora und Vegetation des „Süskenbruch“ geschildert. Der genaue

    Abgleich der darin überlieferten Wegbeschreibung zum Süskenbruch anhand historischer und aktueller Karten ergibt jedoch, dass es sich hierbei nicht um das heutige Süskenbrocksmoor, sondern um den nördlich gelegenen Bereich „Süskenbrocks Heide“ (im weitesten Sinne) handelt. Dieses mittlerweile durch Siedlung und intensive Landwirtschaft stark überformte Gebiet zeichnete sich damals noch durch Feuchtheiden und Sümpfe sowie Grünland mit Niedermoorcharakter aus. Da die Gefahr besteht, dass die floristischen Daten zum Süskenbruch dem falschen Gebiet zugeordnet werden, dient dieser Exkurs einer Richtigstellung der historischen Lokalitäten.

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    merkenswerter Angaben betreffen ferner noch das Süskenbrocksmoor2. Ihnen liegen

    Funde von J. P. Reiß, einem Apotheker aus Lüdinghausen (zitiert in BECKHAUS 1886), und von J. Nagelschmidt (zitiert in VON BÖNNINGHAUSEN 1824) zugrunde. Die in den historischen Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert erwähnten Pflanzen-arten - darunter einige, bereits in NRW ausgestorbene bzw. vom Aussterben bedrohte Arten wie Drosera longifolia (Langblättriger Sonnentau), Carex limosa (Schlamm-segge), Hammarbya paludosa (Weichstendel), Luronium natans (Schwimmendes Froschkraut), Pedicularis palustris, (Sumpf-Läusekraut) und Scheuchzeria palustris (Blumenbinse) - lassen den einstigen floristischen Reichtum der Region Borkenberge erahnen.

    4 Ergebnisse und Diskussion

    4.1 Moor-Lebensräume

    4.1.1 NSG Gagelbruch

    Das NSG Gagelbruch (s. Abb. 1) liegt in einer vermoorten Senke westlich vom Süs-kenbrockmoor am Nordfuß der Borkenberge und gehörte einst zum Moorkomplex der Merfelder Niederung. Zwischen den beiden Moorgebieten befindet sich der Flugplatz Borkenberge. In der Preußischen Uraufnahme von 1842 wird für den Bereich des heutigen NSG Gagelbruch Torfabbau dokumentiert. Das Gebiet wird von einem begehbaren Damm (Zentraldamm), der größtenteils schon seit der Preußischen Urauf-nahme Bestand hat, in einen West- und einen Ostteil gegliedert. Im Ostteil wurde nach Angabe des Grafen Westerholt im Jahre 1917 ein Fischteich mit Vorbecken angelegt (NIGGE 1988). Doch die Fischteichanlage erwies sich schon bald als unrentabel und wurde Ende der 1930er Jahre wieder aufgegeben (NIGGE 1988). Die ehemalige Fischteichanlage (siehe Fotoanhang) wird im Westen von einem begeh-baren Staudamm begrenzt und präsentiert sich heute als ein dystropher, zeitweise trocken fallender Heideweiher, der von Pfeifengras-Bultbeständen mit einzelnen Ver-moorungen und Schilfröhrichten gesäumt wird. Ein mittig von Osten nach Westen, quer durch den Heideweiher verlaufender Graben entwässert in den Westteil des NSG Gagel-bruch. Der offene Bereich im Westteil wird von Pfeifengras-Bultstadien und ausgedehn-ten Gagel-Beständen eingenommen. Der Sandbach verläuft am Nordrand des Unter-suchungsgebietes und grenzt als Vorfluter mit grabenähnlicher Struktur an intensiv ge-nutzte landwirtschaftliche Flächen. Die Offenlandbereiche des NSG Gagelbruch sind von verschiedenen, überwiegend naturnahen Waldgesellschaften umgeben. Zwischen den Wäldern und dem Sandbach ist im Norden ein schmaler Saum mit Feuchtgrünland ausgebildet. Das NSG Gagelbruch wird militärisch extensiv von Fußtruppen (u.a. für Schießübungen) genutzt.

    2 In den früheren Arbeiten als „Seppenrader Venne“, „Seppenrader Veen“ (J. P. REIß) oder „Seppenrader

    Torfmoor“ (J. NAGELSCHMIDT) bezeichnet. Die Beschriftung einzelner alter Herbarbelege sowie weitere Indizien, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, machen es sehr wahrscheinlich, dass es sich hier-bei um das heutige Süskenbrocksmoor handelt.

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    Für das NSG Gagelbruch liegen zahlreiche floristische Beiträge aus dem 19. Jahrhundert vor. Bemerkenswert sind darunter die Aufzeichnungen des Apothekers Nagelschmidt aus Dülmen (zitiert in VON BÖNNINGHAUSEN 1824), des in Dülmen geborenen Freiherrn VON SPIESSEN (1873, 1902) und einige Herbarbelege verschiedener Gewährsleute aus dieser Epoche, die im LWL-Museum für Naturkunde in Münster hinterlegt sind (s. Kap. 4.1.6, Tab. 1). Vegetation

    Nachfolgend werden die vegetationskundlichen Besonderheiten, die sich vornehmlich auf den Heideweiher und den Moorkomplex konzentrieren, beschrieben. Mit Ausnahme der Erlenbruchwälder wird nicht auf die umgebenden Biotope (Waldbereiche und Grün-landflächen am Nordrand) eingegangen.

    Abb. 1.: Übersicht zum FFH-Gebiet Gagelbruch Borkenberge (= NSG Gagelbruch)

    (Luftbild 1: 5000, KREIS COESFELD 2007) a) Heideweiher (ehemalige Fischteichanlage) Der Heideweiher ist von flachen Uferzonen mit einem Mosaik aus verschiedenen Ver-landungsgesellschaften geprägt. Die Randzonen werden vom Scirpo-Phragmitetum mit Niedermoorcharakter eingenommen, dessen Erscheinungsbild von schütteren Schilfbe-ständen bestimmt wird. Zum weiteren Arteninventar gehören mit wechselnden Anteilen Calamagrostis canescens, Juncus effusus, Lysimachia vulgaris, Peucedanum palustre, Carex rostrata, Hydrocotyle vulgaris und Sphagnum denticulatum. Vegetationskundlich lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden, die nachfolgend beschrieben werden:

    Für das NSG Gagelbruch liegen zahlreiche floristische Beiträge aus dem 19. Jahrhundert vor. Bemerkenswert sind darunter die Aufzeichnungen des Apothekers Nagelschmidt aus Dülmen (zitiert in VON BÖNNINGHAUSEN 1824), des in Dülmen geborenen Freiherrn VON SPIESSEN (1873, 1902) und einige Herbarbelege verschiedener Gewährsleute aus dieser Epoche, die im LWL-Museum für Naturkunde in Münster hinterlegt sind (s. Kap. 4.1.6, Tab. 1). Vegetation

    Nachfolgend werden die vegetationskundlichen Besonderheiten, die sich vornehmlich auf den Heideweiher und den Moorkomplex konzentrieren, beschrieben. Mit Ausnahme der Erlenbruchwälder wird nicht auf die umgebenden Biotope (Waldbereiche und Grün-landflächen am Nordrand) eingegangen.

    Abb. 1.: Übersicht zum FFH-Gebiet Gagelbruch Borkenberge (= NSG Gagelbruch)

    (Luftbild 1: 5000, KREIS COESFELD 2007) a) Heideweiher (ehemalige Fischteichanlage) Der Heideweiher ist von flachen Uferzonen mit einem Mosaik aus verschiedenen Ver-landungsgesellschaften geprägt. Die Randzonen werden vom Scirpo-Phragmitetum mit Niedermoorcharakter eingenommen, dessen Erscheinungsbild von schütteren Schilfbe-ständen bestimmt wird. Zum weiteren Arteninventar gehören mit wechselnden Anteilen Calamagrostis canescens, Juncus effusus, Lysimachia vulgaris, Peucedanum palustre, Carex rostrata, Hydrocotyle vulgaris und Sphagnum denticulatum. Vegetationskundlich lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden, die nachfolgend beschrieben werden:

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    • Südlich des Mittelgrabens, der den Heideweiher in Ost-Westrichtung durchzieht, lie-gen am Ostrand drei großflächige Moorschlenken (500 – 800 m²). Hier dominieren das Sphagnetum cuspidato-denticulati mit Juncus bulbosus und die Sphagnum denticula-tum-Eriophorum angustifolium-Gesellschaft. Als Begleiter treten Molinia caerulea, Hydrocotyle vulgaris und in den torfmoosfreien Zwischenräumen Drosera intermedia sowie Drosera rotundifolia auf. Dort, wo der Teichboden in den regenarmen Perioden trocken fällt und offener Mineralboden zu Tage tritt, wachsen dichte Juncus bulbosus-Rasen und stellenweise Massenbestände von Drosera intermedia und Drosera rotundifolia. Der Teichboden besteht in diesen Bereichen aus reinem Sandboden oder Sandboden mit einer dünnen Schlammschicht. An einer Stelle wächst ein Bestand des Eleocharitetum multicaulis mit Juncus bul-bosus als Begleitart. Es handelt sich um eine in Deutschland sehr selten gewordene Gesellschaft, die ihren Hauptverbreitungsschwerpunkt in nährstoffarmen Mooren und Heideweihern hat (POTT 1995). Das Eleocharitetum multicaulis wurde an diesem Standort erstmalig von NIGGE (1988) nachgewiesen und konnte sich erfreulicherweise bis heute halten. Laut POTT (1995) benötigt die Gesellschaft zwei- bis dreimonatige Trockenphasen, um im Konkurrenzkampf mit den Röhrichtgesellschaften bestehen zu können. Außerdem konnte 2008 punktuell Riccia fluitans nachgewiesen werden. Diese Leber-moosart erträgt kurzzeitige Trockenphasen und ist Charakterart des Riccietum fluitantis. Im Untersuchungsgebiet ist diese Lebermoosgesellschaft vornehmlich im Randbereich der Schilfbestände zu finden. Eine weitere vegetationskundliche Rarität ist ein kleiner Bestand von Nymphaea alba forma minor, die im Jahr 2008 mit wenigen Individuen auf dem Teichboden vorge-funden wurde. Es handelt sich dabei um eine kleinwüchsige und kleinblütige Form von Nymphaea alba, die in dys- bis mesotrophen, gelegentlich trocken fallenden Still-gewässern vorkommt und das Nymphaeetum albae kennzeichnet (WITTIG 1980, POTT 1995). Diese Wasserpflanzengesellschaft ist in Nordrhein-Westfalen mittlerweile vom Aussterben bedroht (VERBÜCHELN et al. 1995). Als Begleiter sind für das NSG Gagel-bruch Juncus bulbosus und Sphagnum denticulatum zu nennen. Die im Jahr 1983 von NIGGE (1988) kartierten Bestände von Juncus filiformis und Carex lasiocarpa konnten im Rahmen der Kartierungen von 2002 (LÖKPLAN) und 2008 nicht mehr nachgewiesen werden. Insgesamt zeigt der Bereich südlich des Mit-telgrabens ein kleinräumiges Mosaik aus verschiedenen Gesellschaften dystropher und oligotropher Gewässer.

    • Im Vergleich zum südlich gelegenen Teil ist der nördlich des Mittelgrabens gelegene

    Teil deutlich vegetationsärmer. Der westliche Bereich ist bis auf eine bis zu zehn Me-ter breite, mit Schilf bestandene Randzone mehr oder weniger vegetationsfrei. Der in den Sommermonaten trocken fallende Teichboden weist eine dicke Schlammschicht auf und ist nur stellenweise begehbar. An diesem Standort konnten im Jahr 2008 sechs aufgelandete, bis zu 4 m² große Polster mit Isolepis fluitans nachgewiesen werden.

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    Nach WITTIG (1980) gehört das Scirpetum fluitantis zu den seltensten Pflanzenge-sellschaften der Westfälischen Bucht. Die konkurrenzschwache, flutende Gesellschaft hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in meso- bis dystrophen Heideweihern und Gräben (POTT 1995). Als Begleitarten sind Juncus bulbosus und Hydrocotyle vulgaris zu nennen. Am Ostrand, jenseits der Schilfbestände, ist ein großflächiger, trocken fallen-der Uferbereich (ca. 1,5 ha) ausgebildet, dessen individuenstarke Bestände von Bidens radiata sich den Schlammfluren (Bidention tripartitae) zuordnen lassen. Als Begleiter treten u. a. Juncus bulbosus, Gnaphalium uliginosum, Hydrocotyle vulgaris und Polygonum amphibium auf.

    • Der Mittelgraben und insbesondere der südlich des Heideweihers verlaufende Graben,

    der Wasser aus der östlich gelegenen Sandabgrabung Borkenberge abführt, zeichnen sich durch Bestände des Hyperico-Potamogetonetum polygonifolii aus (siehe Fotoan-hang). Zum Arteninventar gehören Potamogeton polygonifolius, Juncus bulbosus, Hydrocotyle vulgaris und Sphagnum denticulatum. Das Vorkommen dieser Gesell-schaft zeigt, dass die Gräben dem Heideweiher nährstoffarmes Wasser zuführen und derzeit keine Gefahr der Eutrophierung aus dem Umland gegeben ist.

    b) Moorvegetation, Feuchtheide und Pfeifengrasbestände Ausgedehnte, nur mühsam begehbare Pfeifengras-Bultbestände umgeben den Osten und Süden des Heideweihers. Zerstreut sind insbesondere im Süden nur wenige Quadrat-meter große, in der vorliegenden Arbeit als „Mooraugen“ bezeichnete Formationen an-zutreffen. Die „Mooraugen“ sind durch Sphagnum denticulatum-/Sphagnum fallax-Eriophorum angustifolium-Gesellschaften und Fragmente des Erico-Sphagnetum magel-lanici gekennzeichnet. Zu dem Arteninventar der Hochmoor-Bultgesellschaft gehören Erica tetralix, Andromeda polifolia, Vaccinium oxycoccos, Eriophorum vaginatum, Sphagnum fallax und punktuell Sphagnum papillosum. Südwestlich des Heideweihers, östlich des Zentraldammes befindet sich eine kleine Feuchtheidefläche (1000 m²), die im Herbst 1983 bis auf den Mineralboden abgeschoben wurde (NIGGE 1988). Die Vegetation setzt sich heute aus einem von Sphagnum denticulatum dominierten Torfmoosrasen und dem Sphagno-Rhynchosporetum im Über-gang zum Ericetum tetralicis zusammen. Neben individuenreichen Beständen von Drosera intermedia, Drosera rotundifolia und Lycopodiella inundata ist das Vorkom-men von Rhynchospora fusca hervorzuheben. Im Jahr 1983 wuchs diese Art noch an mehreren Stellen im südlichen Bereich des Heideweihers (NIGGE 1988). Diese Bestände konnten im Rahmen der Kartierungen in den Jahren 2002 (LÖKPLAN) und 2008 nicht mehr nachgewiesen werden. Ehemals wuchs in der Feuchtheide Trichophorum ger-manicum. Seit der Bodenabschiebung ist diese Art jedoch verschollen (NIGGE 1988). Westlich des Zentraldammes ist ein rund ein Hektar großer Fragmentbestand des Ericetum tetralicis ausgebildet. Sein Erscheinungsbild wird vom Pfeifengras-Bult-stadium mit Erica tetralix und aufkommenden Gehölzen (Birke, Erle, Kiefer) geprägt. Zum weiteren Arteninventar gehören punktuell Calluna vulgaris, Eriophorum angust-ifolium und Calamagrostis canescens. Das von NIGGE (1988) beschriebene Trichophorum germanicum-Vorkommen konnte im Rahmen der Kartierungen von 2002 (LÖKPLAN) und 2008 nicht mehr bestätigt werden.

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    c) Gagelbestände und Moor-Birkenwälder Der zentrale Bereich westlich des Zentraldammes wird von ausgedehnten, rund zwölf Hektar großen Dominanzbeständen von Myrica gale eingenommen. In der Krautschicht sind mit wechselnden Deckungsanteilen Molinia caerulea, Lysimachia vulgaris, Peucedanum vulgaris, Calamagrostis canescens, Juncus effusus, Hydrocotyle vulgaris und Phragmites australis zu finden. Nach POTT (1995) gehören die Gagelgebüsche zum dys- bis mesotrophen Verlandungskomplex von Gewässern und bauen hier eine eigene Gesellschaft - das Myricetum gale - auf. Im Naturschutzgebiet sind die Gagelgebüsche durch den Zentraldamm vom Heideweiher getrennt, stehen jedoch mit diesem hydrolo-gisch in Verbindung, da der zentrale Mittelgraben in die Westhälfte entwässert und sich bis zum Westrand des Gebietes durchzieht. Dort entwässert er in den Sandbach, der die Nordwest-Grenze des NSG Gagelbruch darstellt. Südöstlich des Heideweihers im Bereich der Pfeifengrasbestände kommen ebenfalls Gagelgebüsche vor, deren Krautschicht sich aus Pfeifengras und Torfmoosen (u.a. Sphagnum fallax, Sphagnum denticulatum) zusammensetzt. Nordöstlich des Heideweihers sind Gagelbestände anzutreffen, die jedoch wegen der Ausbildung einer geschlossenen Baumschicht zum Betuletum pubescentis gehören. Die Baumschicht wird von Betula pubescens und Betula pendula, die Strauchschicht von Myrica gale dominiert. Lokal sind Pinus sylvestris, Alnus glutinosa und Frangula alnus beigemischt. Zu den charakteristischen Arten gehören Molinia caerulea, Calamagrostis canescens, Phragmites australis und verschiedene Torfmoosarten (u. a. Sphagnum fimbriatum, Sphagnum fallax, Sphagnum denticulatum). Am Rande der Pfeifengras-bestände im Osten stocken Gagelbestände ohne Baumschicht. Sie werden aufgrund ihrer Krautschicht mit Pfeifengras und dem Vorkommen von Torfmoosen als Vorwaldstadien der Birkenbruchwälder eingestuft. d) Erlenbruchwälder Im Nordosten des NSG Gagelbruch ist ein 1,4 ha großer, seggenreicher Erlenbruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae) ausgebildet. Dabei handelt es sich um einen Erlenbestand, der in dem Vorbecken der ehemaligen Fischteichanlage von 1917 stockt und nach Aufgabe der Fischzucht in den 30er Jahren aufgeforstet wurde (NIGGE 1988). Das Erscheinungsbild der artenreichen Krautschicht wird von den Großseggen Carex acutiformis, Carex elata und Carex riparia in wechselnden Anteilen geprägt. Zum weiteren Arteninventar gehören u.a. Carex elongata, Carex remota, Iris pseudacorus, Solanum dulcamara, Lemna minor und das Laubmoos Calliergon cordifolium. Entlang der nördlichen Längsseite des NSG Gagelbruch stocken weitere kleinflächige Erlenbruchwälder (< 1,5 ha). Diese haben sich infolge einer natürlichen Waldsukzession entwickelt. Dies wird deutlich durch die Struktur der Bestände und die begleitenden Gehölzarten. Neben der Hauptbaumart Alnus glutinosa tritt Betula pubescens als Be-gleitart auf. In der Strauchschicht wachsen Moorgebüscharten wie Myrica gale, Frangula alnus und Salix cinerea. Die Krautschicht ist meist artenreich und zu den steten Begleitarten gehören u. a. Iris pseudacorus, Carex elongata, Lysimachia vulgaris, Scirpus sylvaticus und Phragmites australis.

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    Aktueller Zustand

    Die Steuerung der hydrologischen Verhältnisse im NSG Gagelbruch ist der Schlüssel zum Erhalt und zur Förderung des wertvollen Moorkomplexes mit seinem mannigfal-tigen Vegetationsgefüge. Das betrifft insbesondere den südlichen Teil der ehemaligen Fischteichanlage. Hier konzentrieren sich Moorschlenken, Feuchtheiden und wertvolle Verlandungsreihen dystropher Flachgewässer. 1984/85 wurde der Heideweiher über-staut. Die Teichfläche fiel nur wenige Wochen im September trocken und die übliche, länger anhaltende Trockenperiode im Sommer blieb aus. Diese Maßnahme hatte nach den Beobachtungen von NIGGE (1988) zur Folge, dass die Vorkommen von Juncus filiformis, Rhynchospora fusca und Lycopodiella inundata drastisch zurückgingen. Diese Arten sind hier seitdem verschollen. Zum Erhalt der im Jahr 2008 vorgefundenen, schutzwürdigen Pflanzengesellschaften wäre die Entwicklung einer Flachwasserland-schaft mit amphibischen Uferbereichen, die über die Sommermonate trocken fallen, förderlich. Durch flachgründige Abschiebungen kann versucht werden, die Diasporen-bank ehemals im Gebiet vorkommender Arten (s. Tab. 1) zu aktivieren. Die noch vorhandenen Bestände des Ericetum tetralicis und des Erico-Sphagnetum magellanici befinden sich in einem eher schlechten Erhaltungszustand. Sie sind durch Verbuschung und Pfeifengrasbultstadien beeinträchtigt und können durch entsprechende Maßnahmen gefördert werden.

    4.1.2 Süskenbrocksmoor

    Das rund 15 ha große Moor wurde von RUNGE (1975) im Rahmen eines Gutachtens als „...eins der ganz wenigen noch lebenden, ja im üppigen Wachstum begriffenen Hoch-moore Nordwestdeutschlands“ und als „...das wertvollste Hochmoor Nordrhein-West-falens“ beschrieben. Für das bedeutende Gebiet liegen zahlreiche Arbeiten bzw. Beiträge vor (BOENNINGHAUSEN 1824, BECKHAUS 1886, RUNGE 1975, DINTER 1978, HELMING 1982, POTT 1984, NIGGE 1988, SCZEPANSKI 1996, LÖKPLAN 2002,). Besonders bemer-kenswert sind darunter die Angaben zu Pflanzenarten des in Lüdinghausen ansässigen Apothekers Reiß gegen Ende des 19. Jahrhunderts (zitiert in BECKHAUS 1886, s.a. Kap. 3).

    Das zum Truppenübungsplatzgelände gehörende Süskenbrocksmoor (siehe Fotoanhang) ist Bestandteil des 47 ha großen NSG Hochmoor Borkenberge. Das Gebiet liegt am Nordrand des Borkenberge-Höhenzuges und gehört zu der einst rund 4.500 ha umfas-senden Merfelder Moorniederung, in der neben Niedermooren mehrere Hochmoore mit Torfmächtigkeiten bis zu sechs Metern ausgebildet waren (BÖHMER 1893). Unmittelbar nördlich des Moores, getrennt durch einen mit Bäumen bestandenen Wall, schließt sich ein schmaler, 34 ha großer Feucht-/Nassgrünlandgürtel an (s. Kap. 4.3.1 Grünland Süs-kenbrocksmoor). Die übrige Moorfläche ist von Kiefernwäldern umgeben und wird durch die befestigte Ringstraße im Süden begrenzt. Paläobotanische Untersuchungen be-legen, dass es sich beim Süskenbrocksmoor um ein Verlandungsmoor handelt, dessen Entwicklung in der Frühen Wärmezeit (Boreal, 7.000 – 6.000 v. Chr.) begann (KOCH 1930, POTT 1984). Nach der Pollenanalyse von POTT (1984) verlandeten hier Nuphar,- Stratiotes- und Potamogeton-reiche Gewässer mit einer farnreichen, von Sauergräsern dominierten Vegetation. Im Atlantikum (6.000 – 3.100 v. Chr.) entwickelte sich mit dem

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    Vordringen der Erle ein Bruchwald, der im Laufe des Subboreals (3.100 – 1.100 v. Chr.) von Hochmoor-Torfmoosen überwachsen wurde. Eine Bodenprobe von POTT (1984) zeigte folgende Schichtung:

    0 bis 60 cm Sphagnum-Torf bis 50 cm Einlagerung einer 2-3 cm dicken Flugsanddecke

    60 bis 85 cm Bruchwaldtorf, stark zersetzt 85 bis 95 cm Dunkelgraue, stark zersetzte Mudde, zur Basis hin zunehmend Sand-

    vermischung

    Die Kultivierungsmaßnahmen der Moorlandschaften sind auch am Süskenbrocksmoor nicht spurlos vorübergegangen. Laut Preußischer Uraufnahme aus dem Jahr 1842 (LAN-DESVERMESSUNGSAMT NRW 1994) wurde im Moorgebiet bäuerlicher Handtorfstich betrieben. Aufgrund der geringen Torfmächtigkeit von bis zu einem Meter lohnte sich der kommerzielle Abbau nicht, und „wohl nur in Notzeiten holten sich die Bauern Torf aus dem Moor“ (THIELEMANN 1984). Zwischen den beiden Weltkriegen wurde damit begonnen, das Moor trockenzulegen. Davon zeugen heute die vom Pfeifengras do-minierten „Grüppenstrukturen“ (Wechsel von Torfrippen und Gräben) im zentralen Be-reich des Moores. In den 1960er Jahren wurde der Firnbach zur stärkeren Entwässerung des von zahlreichen, ca. 50 cm tiefen Entwässerungsgräben durchzogenen Grünland-gürtels auf 1,5 m vertieft (DINTER 1982). Diese nach Norden gerichtete Entwässerung gefährdete unmittelbar den sensiblen Wasserhaushalt des Moores: Das von den Bor-kenbergen kommende, oberflächennah unter dem Moor durchziehende Wasser floss nun verstärkt ab und der Moorkörper begann auszutrocknen (NIGGE 1988). Die Moorvege-tation wurde zunehmend von Pfeifengras, Kiefern und Birken verdrängt. In den Jahren 1976/77 unternahmen ehrenamtliche Naturschützer, Behörden und das Militär eine ein-malige Rettungsaktion: Mit Hilfe eines umgebauten Dränbaggers wurde eine Kunststoff-Folie bis zu einer Tiefe von 1,5 m auf einer Länge von 1000 m auf der Nordseite des Moores eingebracht (THIELEMANN 1985). Zudem wurden die Gehölzvorkommen be-seitigt. Zum Schutz und langfristigen Erhalt der Moorfläche erklärte sich das Militär bereit, das Süskenbrocksmoor vom Übungsbetrieb freizuhalten (THIELEMANN 1985). Der Folieneinbau leitete eine erfolgreiche Wiedervernässung ein: Eine großflächige Überstauung der Moorfläche erfolgte nicht und bereits wenige Jahre später begann sich die Moorvegetation infolge eines ausreichend hohen Wasserstandes zu regenerieren (NIGGE 1988). Vegetation

    Die weitgehend baumfreie, nur punktuell mit Kiefern und Birken bestandene Moorfläche ist von mit Kiefern geprägten Waldbeständen umgeben. Die Moorvegetation ist durch ein Mosaik aus minerotrophen (Molinia caerulea, Narthecium ossifragum, Dactylorhiza maculata subsp. elodes) und ombrotrophen Arten (Sphagnum papillosum, Sphagnum magellanicum) gekennzeichnet. Zu den gebietsprägenden Arten der Krautschicht ge-hören Molinia caerulea, Erica tetralix, Narthecium ossifragum und Eriophorum angustifolium. Der Untergrund wird mit Ausnahme des zentral liegenden Grüppen-bereiches (s. u.) von mehr oder weniger geschlossenen Torfmoosdecken mit Sphagnum fallax gebildet. Der Charakter des Moores erschließt sich dem Betrachter erst bei Analy-se der Zusammensetzung und Verteilung der vorhandenen Torfmoosarten. Die Moor-fläche ist, abgesehen von Juncus effusus-Beständen am Westrand und einem Pteridium aquilinum-Bestand am Nordrand des „Grüppenbereiches“, frei von sogenannten Stör-

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    zeigern, die auf Eutrophierung, Überstauung oder Austrocknung hinweisen. Am Nord-ostrand der Moorfläche befindet sich eine im Jahr 1978 abgeschobene Pflegefläche, die ehemals als Grünland genutzt wurde. In West-Ost-Richtung lassen sich vegetationskund-lich vier unterschiedliche Bereiche abgrenzen, die nachfolgend beschrieben werden. a) Westteil Der Westteil ist durch ein Mosaik aus Beständen der Juncus bulbosus-Gesellschaft, ver-schiedenen Rhynchosporion-Gesellschaften und Initialbeständen des Erico-Sphagnetum magellanici sowie periodisch trocken fallenden Flachwasserbereichen geprägt. Am Westrand sind ehemalige Waldbestände infolge der oben beschriebenen Wiedervernäs-sung abgestorben. Dieser Bereich ist durch eine „Gruppenstruktur“ geprägt und wird von Juncus bulbosus, Sphagnum cuspidatum sowie Sphagnum fallax dominiert. Der Standort zeichnet sich durch stark schwankende Wasserstände aus und wird im Winterhalbjahr überstaut. Weiter ostwärts, durch eine Torfrippe getrennt, schließt sich ein vegetations-kundlich interessanter, dystropher Flachwasserbereich an, der in niederschlagsarmen Pe-rioden großflächig trocken fällt. Auf den temporär austrocknenden Bodenflächen im Sü-den sind mehrere Bestände des Sphagno-Rhynchosporetum mit den Kennarten Rhynchospora fusca, Rhynchospora alba und Drosera intermedia zu finden. Im Jahr 2008 wurde Rhynchospora fusca erstmalig für das Süskenbrocksmoor nachgewiesen. Im nördlichen Bereich dominiert die Juncus bulbosus-Gesellschaft. Zum Arteninventar gehören u. a. Sphagnum fallax, Hydrocotyle vulgaris und Agrostis canina. Die tiefer gelegenen, länger überstauten Standorte werden von der Sphagnum fallax-Eriophorum angustifolium-Gesellschaft eingenommen. Im südlichen Randbereich sind Initialstadien des Erico-Sphagnetum ausgebildet. Die Bestände sind durch zum Teil hoch aufgewölbte Sphagnum papillosum-Polster, Erica tetralix, Andromeda polifolia und Vaccinium oxycoccos gekennzeichnet. 2008 konnte erstmalig ein Vorkommen von Sphagnum magellanicum nachgewiesen werden. Bemerkenswert ist auch der Fund einiger Exem-plare von Dactylorhiza maculata subsp. elodes, die erstmals von SCZEPANSKI (2006) im Jahre 2004 als eine Unterart des Gefleckten Knabenkrauts eindeutig bestimmt wurde. Diese bislang wenig beachtete und in Nordrhein-Westfalen bislang nur im Süsken-brocksmoor nachgewiesene Subspezies ist mit individuenreicheren Beständen im Ostteil zu finden. b) Zentraler Teil Der zentrale Teil wird von zahlreichen, in Süd-Nordrichtung verlaufenden „Grüppen“ durchzogen und ist durch dichte Pfeifengras-Bultbestände gekennzeichnet. Diese Fläche stellt, wie auch schon vor der allgemeinen Austrocknung des gesamten Gebietes in den 60er Jahren (s. oben), den trockensten Standort des Moores dar (NIGGE 1988). Die Wiedervernässung scheint jedoch in diesem Bereich eine gewisse Dynamik zu bewirken, da in den Gräben häufiger Bestände mit Sphagnum fallax zu finden sind. Als Begleiter treten Erica tetralix und Vaccinium oxycoccos hinzu. Diese Beobachtungen sind auch schon durch die Kartierung im Jahr 1983 dokumentiert (NIGGE 1988). In einem Bestand konnte 2008 Sphagnum papillosum nachgewiesen werden. c) Ostteil Der Ostteil des Gebietes schließt sich nahtlos an den Grüppenbereich an und nimmt etwa die Hälfte des Moorgebietes ein. Vegetationskundlich und floristisch handelt es sich um den wertvollsten Bereich im Süskenbrocksmoor. Das Erico-Sphagnetum bildet hier mit

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    ombrotrophen und minerotrophen Ausbildungen die dominierende Pflanzengesellschaft.

    Das Erscheinungsbild der Moorvegetation wird durch Molinia caerulea, Erica tetralix,

    Eriophorum angustifolium und mehrere große Vorkommen von Narthecium ossifragum

    geprägt. In den Sommermonaten beherrschen die Moorlilien mit ihren leuchtend gelben

    Blüten zusammen mit der rosa blühenden Glockenheide den Gesamteindruck. Die untere

    Vegetationsschicht wird von einem mehr oder weniger geschlossenen Sphagnum fallax-

    Teppich gebildet. Die Stetigkeit der Hochmoorbult-Torfmoose Sphagnum papillosum

    und Sphagnum magellanicum nimmt von West nach Ost zu. Bemerkenswert ist das

    Vorkommen von Sphagnum magellanicum (siehe Fotoanhang), einer Torfmoosart, die

    bei den Kartierungen in den 80er Jahren (NIGGE 1988) nicht nachgewiesen wurde.

    In dem vorliegenden Beitrag werden drei Ausbildungen des Erico-Sphagnetum

    magellanici unterschieden:

    • Die Ausbildung mit Sphagnum fallax ist geprägt von Sphagnum fallax-Decken mit

    Erica tetralix. Als Begleiter treten häufig Vaccinium oxycoccos und Eriophorum

    angustifolium, eine Art, die auf ehemalige Schlenkenstandorte hinweist, sowie zer-

    streut Andromeda polifolia auf. Lokal dominiert mit mehreren Quadratmeter großen

    Beständen Narthecium ossifragum. Die Ausbildung mit Sphagnum fallax wurde von

    NIGGE (1988) als Sphagnum recurvum-Gesellschaft ohne Kontakt zur Hochmoorbult-

    Gesellschaft beschrieben, da Sphagnum papillosum nur sehr selten vorkam. In einem

    Zeitraum von 25 Jahren haben sich die Bestände jedoch an mehreren Stellen mit

    Einwanderung bzw. Ausbreitung von Sphagnum papillosum und Sphagnum

    magellanicum in Richtung Erico-Sphagnetum entwickelt. Daher wird die Ausbildung

    mit Sphagnum fallax in dem vorliegenden Beitrag als Initialgesellschaft des Erico-

    Sphagnetum gewertet.

    • Die typische Ausbildung ist durch das Vorkommen der ombrotrophen Torfmoose

    Sphagnum magellanicum und Sphagnum papillosum (siehe Fotoanhang) charakteri-

    siert. Zum weiteren Arteninventar gehören außer Erica tetralix, Vaccinium oxycoccos,

    Andromeda polifolia, Drosera rotundifolia und Sphagnum fallax typische Hochmoor-

    Moosarten wie z.B. Aulacomnium palustre und Odontoschisma sphagni (vgl. auch

    SCHMIDT 2009, in diesem Band).

    • Die Subassoziation von Narthecium ossifragum hat im Ostteil des Gebietes ihren

    Verbreitungsschwerpunkt und wird vegetationskundlich als ein minerotrophes Erico-

    Sphagnetum eingestuft (POTT 1995, DIERSSEN & DIERSSEN 2008). Narthecium ossi-

    fragum tritt häufig bestandsbildend auf und prägt im Frühsommer das Erscheinungs-

    bild des Moores. Zu den Begleitarten gehören Erica tetralix, Vaccinium oxycoccos,

    Andromeda polifolia, Eriophorum angustifolium und Sphagnum fallax sowie die

    Mineralbodenwasser-Zeigerarten Molinia caerulea und Dactylorhiza maculata subsp.

    elodes. Diese Orchideenart ist im Süskenbrocksmoor selten und nur an wenigen

    Standorten anzutreffen. Mit Vorkommen von Sphagnum papillosum und/oder

    Sphagnum magellanicum, die punktuell am Bestandsaufbau beteiligt sind, leitet die

    Subassoziation vegetationskundlich zu der typischen Ausbildung des Erico-Sphagne-

    tum über. Eine Ausnahme bezüglich der Artenzusammensetzung bildet im zentralen

    Bereich des Ostteils ein seit Jahren unveränderter, 2.500 Quadratmeter großer, ar-

    tenarmer Moorlilienbestand. Narthecium ossifragum wächst hier auf Pfeifengras-

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    Bulten; in den Zwischenräumen wächst Eriophorum angustifolium, während Torf-moose und Erico-Sphagnetum-Arten fehlen. Die Hochmoorbult-Komplexe sind von Pfeifengras-Beständen umgeben und zum Teil bandartig durchzogen. An einer Stelle ist großflächig das Sphagno-Rhynchosporetum mit Rhynchospora alba und Drosera intermedia ausgebildet. Diese Moorschlenken-Gesellschaft, die auf offene Böden mit längerer Überflutung angewiesen ist (POTT 1995), wird durch die Wühltätigkeit von Wildschweinen begünstigt und kann sich hier ohne diese Art der Störung nicht etablieren. Zerstreut sind am Ostrand in Geländever-tiefungen kleine Bestände der Sphagnum fallax-Eriophorum angustifolium-Gesell-schaft anzutreffen.

    d) Pflegefläche Eine Besonderheit stellt eine 0,4 ha große, 1978 abgeplaggte Pflegefläche am Nord-ostrand der Moorfläche dar. Nach Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung wurde damals in ehrenamtlicher Naturschutzarbeit eine etwa 25 cm dicke Oberbodenschicht abgeschoben (J. Schäpers in litt.). Innerhalb kürzester Zeit hat sich auf dem freigelegten Sandboden, der stellenweise mit dünner Torfschlammauflage bedeckt war, ein viel-fältiges Mosaik aus dystrophem Kleingewässer, Glockenheide und Schlenken-Gesell-schaften gebildet (NIGGE 1990). Die Glockenheide und Schlenkengesellschaften wach-sen im nordwestlichen und südlichen Randbereich der abgeschobenen Fläche. Der übrige Bereich wird von vielgestaltigen Molinia-Beständen, die zum Teil mit Juncus acutiflorus und Lysimachia vulgaris durchsetzt sind, eingenommen. Am Nord- und Westrand säumen ehemals angepflanzte Gagelgebüsche die Fläche. Am Südostrand, ei-nige Meter außerhalb der Pflegefläche, stockt ein markantes Wacholdergebüsch. Zu den vegetationskundlichen Besonderheiten der Pflegefläche gehören artenreiche Bestände des Sphagno-Rhynchosporetum mit Rhynchospora alba, Lycopodiella inundata, Drosera intermedia, Drosera rotundifolia, Sphagnum denticulatum, Sphagnum fallax sowie das Ericetum tetralicis mit Übergängen zum Erico-Sphagnetum mit Sphagnum compactum, Sphagnum molle (siehe Fotoanhang) und Sphagnum papillosum. Bemerkenswert sind die Vorkommen von Lycopodiella inundata und Dactylorhiza maculata subsp. elodes sowie Sphagnum molle (s.a. SCHMIDT 2009, in diesem Band). Aktueller Zustand

    Das Süskenbrocksmoor präsentiert sich in vegetationskundlicher Hinsicht als ein Moor sowohl mit Zwischenmoor- als auch Hochmoorcharakter. Da die Kryptogamenschicht aus weitgehend geschlossenen Sphagnum fallax-Decken besteht und Bestände des Erico-Sphagnetum mit den ombrotraphenten Torfmoosarten Sphagnum papillosum und Sphagnum magellanicum vorhanden sind, können Teilbereiche als wachsendes Moor be-wertet werden. Diese Bewertung gilt insbesondere für den Ostteil. Aufgrund der aus-gedehnten Bestände der minerotraphenten Arten Narthecium ossifragum und Molinia caerulea kann das Süskenbrocksmoor jedoch nicht als Hochmoor eingestuft werden. Inwieweit die Moorfläche durch Grundwasser gespeist wird oder mittlerweile über einen eigenen Wasserspiegel verfügt, kann hier nicht beurteilt werden. Unstrittig gehört das Süskenbrocksmoor mit seinem Arteninventar und seiner Ausprägung heute zu den wert-vollsten Mooren der Westfälischen Bucht.

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    Der Einbau der Folie in den Jahren 1976/77 hat sich bis heute bewährt, da die wertvolle Moorfläche ausreichend wiedervernässt, aber nicht überstaut wurde. Die positive Ent-wicklung lässt sich auch an dem Fehlen von Störzeigern ablesen. Auch die Pfeifengras-bestände scheinen sich im Vergleich zu der detaillierten Kartierung aus dem Jahr 1983 (NIGGE 1988) nicht weiter ausgebreitet zu haben. Aus vegetationskundlicher Sicht ist die Fortführung der regelmäßigen, vom Bundesforst Münsterland veranlassten Entbuschun-gen zu befürworten. Da ungewiss ist, ob Moor- oder Grundwasser unter der Folie, deren Haltbarkeit vermutlich begrenzt ist, durchzieht und um einen konstanten Wasserhaushalt des Moores langfristig sicher zu stellen, sollte unbedingt eine Pufferzone eingerichtet werden, in der das nach Norden abfließende Wasser nachhaltig zurückgehalten werden kann.

    4.1.3 Heimingshofmoor Das rund ein Hektar große Heimingshofmoor (siehe Fotoanhang) befindet sich in einer Ausblasungswanne südlich des Borkenberger Höhenzuges im Südwesten des Truppen-übungsplatzes. Es wird in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an COENEN (1981) als Heidemoor eingestuft. COENEN integriert mit diesem Begriff die Aspekte Entstehung, Hydrologie, Trophie und Vegetation. Die Hochmoorbult-Gesellschaft bildet im Unter-suchungsgebiet ein Mosaik aus verschiedenen oligo- und mesotrophen Pflanzengesell-schaften. Die Moorvegetation hat sich in einer abflusslosen Senke auf Sandboden über einer Schwingrasenverlandung entwickelt. Im Jahr 1974 ist der Überlauf des Moores im Süden verfestigt und durch einen Wall erhöht worden (NIGGE 1988). Durch diese Maß-nahme wurde der mittlere Wasserspiegel angehoben. Der die Talmulde fast ganz aus-füllende Schwingrasen ist seitdem durch einen ein bis fünf Meter breiten Wasserstreifen (Randlagg) von der Uferzone getrennt (NIGGE 1988). Das Erscheinungsbild des zen-tralen Bereiches wird in den Sommermonaten von Glockenheide, Weißem Schnabelried und einzelnen Gehölzen (Kiefer, Birke) mit Krüppelwuchs geprägt. Im Süden geht der hufeisenförmige Schwingrasen in eine 30 m breite und 50 m lange Gewässerzone über, die durch Seggenriede und offene Wasserflächen mit submerser Vegetation gekenn-zeichnet ist. Das Heidemoor ist mit Ausnahme des südlichen Bereiches von mit Kiefern bestandenen Dünen umgeben. Am Südrand befindet sich ein kleiner Pfeifengras-Birken-wald, der durch einen Waldweg begrenzt wird. Vegetation Innerhalb der den Schwingrasen ringförmig umgebenden Randlagg-Zone wachsen sub-mers flutende Sphagnum cuspidatum-Rasen. An höheren Pflanzen kommen Eriophorum angustifolium und vereinzelt Molinia caerulea vor. Am Westrand ist das Pseudolagg mit dem Störzeiger Juncus effusus durchsetzt. Der vornehmlich von Sphagnum fallax aufge-baute Schwingrasen ist durch ein Vegetationsmosaik aus Schlenken- und Hochmoor-gesellschaften gekennzeichnet. Randlich sind die Sphagnum fallax-Eriophorum angustifolium-Gesellschaft und das Sphagno-Rhynchosporetum mit individuenreichen Rhynchospora alba-Beständen ausgebildet. Im zentralen Bereich des Schwingrasens ist das Erico-Sphagnetum magellanici zu finden. Zu den aufbauenden Arten gehören Erica tetralix, Sphagnum papillosum, Vaccinium oxycoccos, Drosera rotundifolia und Eriophorum angustifolium. Die Hochmoorbultgesellschaft wird durchzogen von Bestän-den des Sphagno-Rhynchosporetum albae.

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    Im Süden geht der Schwingrasen in einen mesotrophen Flachwasserbereich mit Seggen-riedern über. Zu den prägenden Gesellschaften gehört das Caricetum rostratae mit Eriophorum angustifolium, Sphagnum cuspidatum und Sphagnum fallax. Stellenweise ist Carex canescens mit den Beständen vergesellschaftet. In der sich anschließenden, offenen Wasserfläche am Südrand des Gebietes sind schwebende Wasserschlauch-Kolo-nien (Utricularia cf. vulgaris agg.) und flutende Sphagnum cuspidatum-Rasen sowie schwimmende Teppiche von Juncus bulbosus zu finden. Pflanzensoziologisch wird die Gesellschaft als Utricularietum vulgaris aufgefasst. Diese Einstufung erfolgt in der vorliegenden Arbeit unter Vorbehalt, da die Determinierung des Wasserschlauches noch nicht gesichert ist. Die Art wurde erstmalig im Rahmen der FFH-Ersterfassung (LÖK-PLAN 2002) gefunden. Derzeit handelt es sich um das einzige Vorkommen einer Wasserschlauchart auf dem Truppenübungsplatz. Hinsichtlich der Begleitarten handelt es sich eher um eine Assoziation der Zwergwasserschlauch-Gesellschaften (Utricu-larietea intermedio-minoris). Im Bereich eines Trampelpfades, der am Nord- und Ost-rand des Heidemoores verläuft, sind innerhalb des Molinia-Bultstadiums zerstreut kleine Glockenheide- und Hochmoorbult-Bestände mit Erica tetralix, Vaccinium oxycoccos, Sphagnum papillosum und Sphagnum compactum zu finden. Aktueller Zustand Das Heimingshofmoor ist von militärischen Übungen ausgenommen und durch seine Lage auf dem Truppenübungsplatzgelände ausreichend geschützt. Abgesehen von dem Flatterbinsengürtel auf der Westseite des Randlaggs ist das Heimingshofmoor frei von Störungszeigern. Das Vegetationsgefüge ist seit der Kartierung von NIGGE (1988) bis auf wenige Ausnahmen konstant geblieben. Von Seiten des Bundesforstes Münsterland werden regelmäßig auf der Schwingrasen-fläche aufkommende Gehölze entfernt, um einer zunehmenden Verbuschung, Trans-piration und Eutrophierung entgegen zu wirken. Problematisch sind die Wildschwein-schäden am südlich gelegenen, im Jahr 1974 erhöhten Damm im Bereich des Überlaufes. Der Damm ist mittlerweile durch die Wühlaktivitäten der Wildschweine undicht geworden und es besteht die Gefahr, dass das Heidemoor trocken läuft.

    4.1.4 Heidefläche Heimingshofmoor

    Westlich vom Heimingshofmoor, getrennt von diesem durch einen Sandweg und Kiefernforst, befindet sich ein rund 0,5 ha großer Feuchtheidekomplex. Die Fläche liegt wie das Heimingshofmoor als isolierte Freifläche inmitten des ausgedehnten Waldgür-tels am Südrand des Truppenübungsplatzes. Nach Aussage des Bundesforstes Münster-land wurde die Oberbodenschicht der ehemals flächendeckend mit Pfeifengras bewach-senen Fläche im Jahr 1995 mit einem Bagger abgezogen. Auf dem freigelegten, feuchten bis nassen Sandboden hat sich eine sehr gut ausgebildete Feuchtheide mit einer wert-vollen Moosflora (s.a. SCHMIDT 2009, in diesem Band) entwickelt. Vegetation Das Erscheinungsbild der Freifläche wird vom Ericetum tetralicis, dem Sphagno-Rhynchosporetum und einem flach überstauten Heideweiher, der ungefähr ein Viertel der Fläche einnimmt, geprägt. Zum Arteninventar der Feuchtheide gehören Erica

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    tetralix, Molinia caerulea, Carex nigra bzw. Carex x elytroides, Juncus squarrosus

    sowie stellenweise Calluna vulgaris und Drosera rotundifolia. Vornehmlich der Bestand

    zwischen Heideweiher und Nordrand der Freifläche ist von zahlreichen Moosarten

    durchsetzt. Von hoher vegetationskundlicher Bedeutung sind die Vorkommen der beiden

    Torfmoosarten Sphagnum tenellum und Sphagnum compactum, da diese zu den

    Kennarten des Ericetum tetralicis gehören und in anderen Feuchtheiden auf dem Trup-

    penübungsplatz Borkenberge weitgehend fehlen.

    Im Süden wird das Ericetum tetralicis von Beständen des Sphagno-Rhynchosporetum

    durchzogen. Die Schlenkengesellschaft wächst hier auf den Wildwechsel-Pfaden. Mit

    hoher Stetigkeit und wechselnder Dominanz sind die Charakterarten Rhynchospora alba,

    Rhynchospora fusca, Lycopodiella inundata und Drosera intermedia vertreten. Im Ufer-

    bereich des Heideweihers konnten 2008 große Vorkommen von Rhynchospora fusca mit

    mehreren hundert Exemplaren kartiert werden. Am Nordwestrand hat sich das Sphagno-

    Rhynchosporetum auf den durch die Wildschweine freigelegten Mineralbodenflächen

    angesiedelt.

    Die Vegetation im Zentrum des Heideweihers wird von submersen Sphagnum cuspida-

    tum-Beständen, Sphagnum fallax und schwimmenden Juncus bulbosus-Rasen bestimmt.

    Vereinzelt tritt Eriophorum angustifolium hinzu. Die Uferzone wird mit Ausnahme der

    Ostflanke, die im Schatten des angrenzenden Kiefernwaldes liegt, vom lichtliebenden

    Sphagno-Rhynchosporetum dominiert.

    Aktueller Zustand

    Die Heidefläche Heimingshofmoor ist vegetationskundlich von besonderer Bedeutung,

    da die Feuchtheidevegetation hinsichtlich ihrer vollständigen Artenzusammensetzung für

    den Truppenübungsplatz Borkenberge einmalig ist. Die Feuchtheide-Bestände im

    zentralen Offenlandbereich und im NSG Gagelbruch sind deutlich artenärmer und meist

    nur durch ein individuenreiches Vorkommen von Erica tetralix gekennzeichnet.

    Ohne regelmäßige Freistellungsmaßnahmen wird der Feuchtheidekomplex vom Wald

    zurückerobert. Die Ostflanke der Freifläche ist bereits durch zunehmende Verbuschung

    mit Kiefern beeinträchtigt.

    Das Abziehen des Oberbodens hat sich bewährt, weil das Diasporenmaterial vergan-

    gener Zeiten, als der Truppenübungsplatz noch nahezu waldfrei war (vgl. Preußische

    Uraufnahme 1842, Blatt 4209 Haltern), aktiviert wurde.

    4.1.5 Habichtsmoor

    Das Habichtsmoor (siehe Fotoanhang) befindet sich im Südosten des Truppenübungs-

    platzes innerhalb der Waldzone der Emkumer Mark und wird als Heidemoor eingestuft

    (zur Definition s. Kap. 4.1.3 Heimingshofmoor). Die nur 0,4 ha große Fläche liegt in

    einer lang gestreckten Ausblasungswanne am Rande eines Höhenzuges, der das Moor an

    seiner südlichen Längsachse begrenzt. In den übrigen Bereichen grenzt das Habichts-

    moor an Sandwege. Das Erscheinungsbild des Heidemoores wird in Ost-Westrichtung

    von einem dystrophen Gewässer mit einem Schwingrasen, einem großen Wollgras-

  • 47

    Bestand und der Hochmoorbult-Gesellschaft geprägt. Die Moorvegetation zeigt eine gut

    abgrenzbare Zonierung der oben genannten Gesellschaften, die unterschiedliche

    Ansprüche an Hydrologie und Trophie stellen.

    Weiter im Osten sind entlang des Dünenzuges noch weitere Heidemoore zu finden, die

    jedoch deutlich kleiner und in ihrem Sukzessionsverlauf mit Pfeifengras und Gehölzen

    weiter vorangeschritten sind.

    Vegetation

    Der Nordosten des Moorgebietes ist von einer dystrophen Flachwasserzone geprägt, die

    etwa ein Drittel der Gesamtfläche einnimmt. Im Bereich der offenen Wasserfläche

    kommen submerse Torfmoosrasen mit Sphagnum cuspidatum und Sphagnum fallax

    sowie Bestände von Juncus bulbosus vor. Die Uferzone wird von einem Gürtel mit

    Juncus effusus und Molinia caerulea im Bultenstadium gesäumt. Das dominante

    Auftreten der Flatterbinse deutet auf starke Wasserstandsschwankungen hin. Im Südwes-

    ten des Gewässers befindet sich ein verfestigter, krautarmer Sphagnum fallax-Schwing-

    rasen mit einzelnen Molinia caerulea-Bulten. Vereinzelt kommen Erica tetralix,

    Vaccinium oxycoccos und Eriophorum angustifolium vor. An trocken fallenden,

    schlammbedeckten Rändern des Schwingrasens siedeln individuenreiche Bestände von

    Drosera intermedia.

    Im Westen geht die Flachwasser-Schwingrasenzone in einen Bestand der Sphagnum

    fallax-Eriophorum angustifolium-Gesellschaft über. Zu den vorherrschenden Arten

    gehören Eriophorum angustifolium und Sphagnum fallax mit Deckungswerten von

    jeweils 70 Prozent. Als Begleiter treten stellenweise Sphagnum fimbriatum, vereinzelt

    Eriophorum vaginatum und Carex canescens hinzu. Der Randbereich wird gesäumt von

    Juncus effusus und Molinia caerulea im Bultenstadium. Die Wollgras-Gesellschaft geht

    westlich in das Erico-Sphagnetum magellanici über.

    Die Hochmoorbult-Gesellschaft wächst innerhalb des Pfeifengras-Bultenstadiums nur

    auf wenigen Quadratmetern. Zum Arteninventar gehören Erica tetralix, Vaccinium

    oxycoccos, Andromeda polifolia, Aulacomnium palustre, Sphagnum fallax sowie die

    ombrotraphenten Torfmoose Sphagnum papillosum, Sphagnum magellanicum und

    Sphagnum rubellum (siehe Fotoanhang), die gemeinsam in hoch aufgewölbten Bulten

    wachsen. Unter den Torfmoosen nimmt Sphagnum fallax mit 60 Prozent den höchsten

    Deckungsanteil ein. An einigen Stellen sind offene Bodenbereiche durch wühlende

    Wildschweine entstanden. Hier haben sich spontan Drosera intermedia und Juncus bul-

    bosus angesiedelt.

    Auf der südlichen Längsseite und im Westen des Moorgebietes ist ein Birken-Kiefern-

    wald mit Pfeifengras ausgebildet. Zwischen den Pfeifengrasbulten sind zerstreut außer

    Sphagnum fallax und Sphagnum papillosum Bruchwald-Torfmoose wie Sphagnum

    fimbriatum und Sphagnum squarrosum zu finden.

    Aktueller Zustand

    Das Habichtsmoor stellt einen Komplex aus verschiedenen Moorgesellschaften mit un-

    terschiedlichsten Trophieansprüchen dar. Die Hochmoorbult-Gesellschaft ist nur wenige

    Quadratmeter groß und kann ohne gezielte Maßnahmen vermutlich nur innerhalb eines

  • 48

    begrenzten Zeitraumes bestehen. Ansonsten wird das Heidemoor der stetig voran-schreitenden Sukzession zum Pfeifengras-Birken-Kiefernwald unterliegen. Diese Ent-wicklung zeigt sich deutlich in den benachbarten, östlich gelegenen Moorbereichen. Innerhalb der Waldbereiche sind dystrophe Kleinstgewässer mit Fragmenten der Gesell-schaften des Gebietes Habichtsmoor zu finden. In den Pfeifengras-Bultbeständen sind hier und da noch Sphagnum papillosum, Sphagnum fallax, Vaccinium oxycoccos und Erica tetralix anzutreffen.

    4.1.6 Floristische Besonderheiten der Moor-Lebensräume In der Übersichtstabelle 1 sind alle in den Moor-Lebensräumen des Untersuchungsge-bietes nachgewiesenen Rote Liste-Arten inkl. historischer Angaben (seit 1824) aufge-führt, um das ehemalige Artenspektrum zu verdeutlichen und auf das mögliche Potenzial der Diasporenbank hinzuweisen (s.a. Kap 3). Die ausgestorbenen bzw. verschollenen Arten kamen überwiegend nur in den Moor-Habitaten und nicht auf dem gesamten Truppenübungsplatz vor (s. Tab. 9); sie sind durch Fettdruck hervorgehoben. Nachfolgend einige Angaben zum Status ausgewählter Pflanzenarten der untersuchten Moor-Lebensräume: Carex lasiocarpa (Faden-Segge): Die Kartierung von NIGGE (1988) dokumentiert vier Bestände (50 – 200 m² groß) im Bereich des Mittelgrabens und im Südteil des Heideweihers des NSG Gagelbruch. Eines der Vorkommen wurde zum Zeitpunkt der Kartierung 1983 durch Überschüttung mit Bodenaushub zerstört. 2008 konnte Carex lasiocarpa nicht mehr gefunden werden und gilt momentan als verschollen für den Truppenübungsplatz Borkenberge. Die Art wurde erstmalig zu Beginn des 19. Jahr-hunderts von J. Nagelschmidt für das heutige NSG Gagelbruch angegeben (zitiert in VON BÖNNINGHAUSEN 1824). Dactylorhiza maculata subsp. elodes (Geflecktes Knabenkraut, siehe Fotoanhang): Dactylorhiza maculata zeigt eine große Variationsbreite hinsichtlich ihres Erscheinungs-bildes. Die im Süskenbrocksmoor vorkommende Sippe zeigt Merkmale von Dactylorhiza maculata, weicht aber in bestimmten Merkmalen deutlich ab. Die Form, Stellung und Fleckung der Laubblätter, der kurze dünne Sporn und die enge Stand-ortbindung an torfmoosreiche Hoch- und Heidemoore sind charakteristisch für subsp. elodes (SCZEPANSKI 2006). S. Sczepanski konnte die Art 2004 eindeutig bestimmen. Somit gehören die Bestände im Süskenbrocksmoor zum ersten sicher nachgewiesenen Vorkommen in Nordrhein-Westfalen überhaupt. Im Jahr 2008 konnten die von NIGGE (1988) angegebenen drei Standorte mit jeweils fünf bis 20 Exemplaren bestätigt werden. Drosera longifolia (Langblättriger Sonnentau): Die Art gehörte schon im 19. Jahr-hundert zu den floristischen Raritäten Nordrhein-Westfalens; einer der historisch be-kannten Wuchsorte befand sich im heutigen NSG Gagelbruch (VON SPIESSEN 1873). Be-reits im 20. Jahrhundert wurde Drosera longifolia nicht mehr für das Untersuchungsge-biet dokumentiert. Vor 1900 gab es landesweit 18 Vorkommen und die letzten Nach-weise stammen aus dem Zeitraum 1945 – 1979 (vgl. HAEUPLER et al. 2003). Seitdem gilt Drosera longifolia in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben (WOLFF-STRAUB et al. 1999).

  • 49

    Tab. 1: Übersicht der gefährdeten Pflanzenarten, die in den Moor-Lebensräumen des Truppenübungsplatzes Borkenberge bislang erfasst wurden (Stand 2008).

    Rote Liste-Status (RL-Status): Deutschland (D) nach Korneck et al. (1996), Nordrhein-

    Westfalen (NRW) und Westfälische Bucht (WB) nach Wolff-Straub et al. (1999), k. A. = keine Angabe. Definition der Gefährdungskategorien s. Kap. 2

    Teilgebiete: Ga = NSG Gagelbruch, Sü = Süskenbrocksmoor, Ha = Habichtsmoor, Hei = Heimingshofmoor, HH = Heidefläche Heimingshofmoor.

    K = Kartierung / Quelle: B = VON BÖNNINGHAUSEN (1824), C = U. Cordes 2002 (LÖKPLAN 2002), K (H) = A. Karsch 1836 (Herbar-Beleg MSTR), Na = J. Nagelschmidt (VON BÖNNINGHAUSEN 1824), Ni = K. Nigge 1983 (NIGGE 1988), R = J. P. Reiß (BECKHAUS 1886), S = C. A. E. von Spiessen (VON SPIESSEN 1873, 1902), S (H) = C. A. E. von Spiessen 1867 (Herbar-Beleg MSTR), Sc = W = K. Wittjen 2008, Wi = F. Wilms (jun.) 1880 (WILMS 1881).

    = aktuelle Vorkommen (seit 2002), = verschollen, ? = verschollen/Standort unklar, = Vorkommen seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert, a = angesalbt.

    Wissenschaftlicher Name RL-Status Status Teilgebiete NRW WB D Ga Sü Hei HH Ha

    Pteridophyta und Spermatophyta

    Alopecurus aequalis 3 3 * Ni

    Andromeda polifolia 3N 3 2 S

    Baldellia ranunculoides 2N 2N 2 S

    Blechnum spicant * 3 * S

    Calla palustris 3 3N 3- S

    Carex canescens * 3 *

    Carex echinata 3 2 * Ni

    Carex elata 3 3 * C

    Carex elongata 3 3 * Ni

    Carex lasiocarpa 2 2 3+ Na, Ni

    Carex limosa 2N 0 2- B

    Carex oederi 3 3N * Ni

    Carex panicea 3 3N * Ni

    Carex riparia 3 3 * C

    Carex rostrata 3 3 *

    Dactylorhiza maculata 3N 3 3

    subsp. elodes k. A. k. A. k. A. Sc

    Drosera intermedia 3N 3N 3

    Drosera longifolia 0 0 2 S

    Drosera rotundifolia 3N 2N 3

    Dryopteris cristata 2 1 3+ S (H)

    Eleocharis multicaulis 2N 2N 2 Ni

    Eriophorum angustifolium 3 *N *

    Eriophorum vaginatum 3N 3N *

    Genista anglica 3N 3N 3 Ni

    Gentiana pneumonanthe 2N 2N 3+ a Ni

    Gymnadenia conopsea 3N 2 * S

    Hammarbya paludosa 1 0 2 K (H)

    Hydrocotyle vulgaris * 3 *

    Illecebrum verticillatum 3 2 3+ Ni

    Isolepis fluitans 2N 2N 2 Na, W

    Juncus filiformis 2 2N * Ni

    Juncus squarrosus 3N *N *

    Juniperus communis 3 2 *

    Ludwigia palustris 1 1 1 R

    Luronium natans 1 1 2 S (H)

    Lycopodiella inundata 2 3N 3+

    Menyanthes trifoliata 3 3N 3 a S

    Myrica gale 3 3 3 a S, Wi

    Nardus stricta 3 3 * Ni

    Narthecium ossifragum 3N 3N 3 Na

    Tab. 1: Übersicht der gefährdeten Pflanzenarten, die in den Moor-Lebensräumen des Truppenübungsplatzes Borkenberge bislang erfasst wurden (Stand 2008).

    Rote Liste-Status (RL-Status): Deutschland (D) nach Korneck et al. (1996), Nordrhein-

    Westfalen (NRW) und Westfälische Bucht (WB) nach Wolff-Straub et al. (1999), k. A. = keine Angabe. Definition der Gefährdungskategorien s. Kap. 2

    Teilgebiete: Ga = NSG Gagelbruch, Sü = Süskenbrocksmoor, Ha = Habichtsmoor, Hei = Heimingshofmoor, HH = Heidefläche Heimingshofmoor.

    K = Kartierung / Quelle: B = VON BÖNNINGHAUSEN (1824), C = U. Cordes 2002 (LÖKPLAN 2002), K (H) = A. Karsch 1836 (Herbar-Beleg MSTR), Na = J. Nagelschmidt (VON BÖNNINGHAUSEN 1824), Ni = K. Nigge 1983 (NIGGE 1988), R = J. P. Reiß (BECKHAUS 1886), S = C. A. E. von Spiessen (VON SPIESSEN 1873, 1902), S (H) = C. A. E. von Spiessen 1867 (Herbar-Beleg MSTR), Sc = W = K. Wittjen 2008, Wi = F. Wilms (jun.) 1880 (WILMS 1881).

    = aktuelle Vorkommen (seit 2002), = verschollen, ? = verschollen/Standort unklar, = Vorkommen seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert, a = angesalbt.

    Wissenschaftlicher Name RL-Status Status Teilgebiete NRW WB D Ga Sü Hei HH Ha

    Pteridophyta und Spermatophyta

    Alopecurus aequalis 3 3 * Ni

    Andromeda polifolia 3N 3 2 S

    Baldellia ranunculoides 2N 2N 2 S

    Blechnum spicant * 3 * S

    Calla palustris 3 3N 3- S

    Carex canescens * 3 *

    Carex echinata 3 2 * Ni

    Carex elata 3 3 * C

    Carex elongata 3 3 * Ni

    Carex lasiocarpa 2 2 3+ Na, Ni

    Carex limosa 2N 0 2- B

    Carex oederi 3 3N * Ni

    Carex panicea 3 3N * Ni

    Carex riparia 3 3 * C

    Carex rostrata 3 3 *

    Dactylorhiza maculata 3N 3 3

    subsp. elodes k. A. k. A. k. A. Sc

    Drosera intermedia 3N 3N 3

    Drosera longifolia 0 0 2 S

    Drosera rotundifolia 3N 2N 3

    Dryopteris cristata 2 1 3+ S (H)

    Eleocharis multicaulis 2N 2N 2 Ni

    Eriophorum angustifolium 3 *N *

    Eriophorum vaginatum 3N 3N *

    Genista anglica 3N 3N 3 Ni

    Gentiana pneumonanthe 2N 2N 3+ a Ni

    Gymnadenia conopsea 3N 2 * S

    Hammarbya paludosa 1 0 2 K (H)

    Hydrocotyle vulgaris * 3 *

    Illecebrum verticillatum 3 2 3+ Ni

    Isolepis fluitans 2N 2N 2 Na, W

    Juncus filiformis 2 2N * Ni

    Juncus squarrosus 3N *N *

    Juniperus communis 3 2 *

    Ludwigia palustris 1 1 1 R

    Luronium natans 1 1 2 S (H)

    Lycopodiella inundata 2 3N 3+

    Menyanthes trifoliata 3 3N 3 a S

    Myrica gale 3 3 3 a S, Wi

    Nardus stricta 3 3 * Ni

    Narthecium ossifragum 3N 3N 3 Na

  • 50

    Illecebrum verticillatum 3 2 3+ Ni Isolepis fluitans 2N 2N 2 Na, W Juncus filiformis 2 2N * Ni Juncus squarrosus 3N *N * Juniperus communis 3 2 * Ludwigia palustris 1 1 1 R Luronium natans 1 1 2 S (H) Lycopodiella inundata 2 3N 3+ Menyanthes trifoliata 3 3N 3 a S Myrica gale 3 3 3 a S, Wi Nardus stricta 3 3 * Ni Narthecium ossifragum 3N 3N 3 Na Nymphaea alba (forma minor) 3 3 * W, Ni Orobanche rapum-genistae 3 1 3 R Osmunda regalis 3 3 3+ Ni Pedicularis palustris 1 0 2- S (H) Peucedanum palustre 3 3 * Ni Potamogeton alpinus 2 2 3 Wi Potamogeton polygonifolius 3 3 3 S, Ni Potentilla palustris 3 3 * Ni Ranunculus lingua 2 2 3 Na Rhynchospora alba 3N 3N 3 Rhynchospora fusca 2 2 2- Salix repens 3 3 * Ni Scheuchzeria palustris 0 0 2 ? ? S Schoenoplectus lacustris * 3 * Ni Senecio paludosus 2 1 2 Na Sparganium natans 2 1 2 Na Trichophorum germanicum 3N 3N 3 Ni Utricularia minor 2 2 2- Na, S, R Utricularia cf. vulgaris agg. k.A. k.A. k.A. C Vaccinium oxycoccos 3N 3N 3 S Viola palustris 3 3 * Eleocharis multicaulis (Vielstängelige Simse): Ein Bestand dieser Art kommt im NSG Gagelbruch an einem Standort vor, der erstmalig 1983 mit fünf Exemplaren kartiert wurde (NIGGE 1988). Im Jahr 2008 war der Bestand mit 50 Exemplaren jedoch deutlich individuenreicher. Es handelt sich dabei um das einzige Vorkommen von Eleocharis multicaulis auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge. Gentiana pneumonanthe (Lungenenzian): Ein natürliches Vorkommen des Lungenen-zians wurde auf dem Truppenübungsplatz letztmalig im NSG Gagelbruch westlich der Dammanlage im Bereich der Pfeifengrasbestände gefunden, konnte aber schon 1983 nicht mehr nachgewiesen werden (NIGGE 1988). Auf die ehemals in den Moor-Lebens-räumen vorgekommenen reichen Lungenenzianbestände weisen historische Nachweise des monophag an Gentiana pneumonanthe lebenden Lungenenzian-Bläulings (Macu-

    Nymphaea alba (forma minor) 3 3 * W, Ni

    Orobanche rapum-genistae 3 1 3 R

    Osmunda regalis 3 3 3+ Ni

    Pedicularis palustris 1 0 2- S (H)

    Peucedanum palustre 3 3 * Ni

    Potamogeton alpinus 2 2 3 Wi

    Potamogeton polygonifolius 3 3 3 S, Ni

    Potentilla palustris 3 3 * Ni

    Ranunculus lingua 2 2 3 Na

    Rhynchospora alba 3N 3N 3

    Rhynchospora fusca 2 2 2-

    Salix repens 3 3 * Ni

    Scheuchzeria palustris 0 0 2 ? ? S

    Schoenoplectus lacustris * 3 * Ni

    Senecio paludosus 2 1 2 Na

    Sparganium natans 2 1 2 Na

    Trichophorum germanicum 3N 3N 3 Ni

    Utricularia minor 2 2 2- Na, S, R

    Utricularia cf. vulgaris agg. k.A. k.A. k.A. C

    Vaccinium oxycoccos 3N 3N 3 S

    Viola palustris 3 3 *

    Tab. 1: Übersicht der gefährdeten Pflanzenarten, die in den Moor-Lebensräumen des Truppenübungsplatzes Borkenberge bislang erfasst wurden (Stand 2008).

    Rote Liste-Status (RL-Status): Deutschland (D) nach Korneck et al. (1996), Nordrhein-

    Westfalen (NRW) und Westfälische Bucht (WB) nach Wolff-Straub et al. (1999), k. A. = keine Angabe. Definition der Gefährdungskategorien s. Kap. 2

    Teilgebiete: Ga = NSG Gagelbruch, Sü = Süskenbrocksmoor, Ha = Habichtsmoor, Hei = Heimingshofmoor, HH = Heidefläche Heimingshofmoor.

    K = Kartierung / Quelle: B = VON BÖNNINGHAUSEN (1824), C = U. Cordes 2002 (LÖKPLAN 2002), K (H) = A. Karsch 1836 (Herbar-Beleg MSTR), Na = J. Nagelschmidt (VON BÖNNINGHAUSEN 1824), Ni = K. Nigge 1983 (NIGGE 1988), R = J. P. Reiß (BECKHAUS 1886), S = C. A. E. von Spiessen (VON SPIESSEN 1873, 1902), S (H) = C. A. E. von Spiessen 1867 (Herbar-Beleg MSTR), Sc = W = K. Wittjen 2008, Wi = F. Wilms (jun.) 1880 (WILMS 1881).

    = aktuelle Vorkommen (seit 2002), = verschollen, ? = verschollen/Standort unklar, = Vorkommen seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert, a = angesalbt.

    Wissenschaftlicher Name RL-Status Status Teilgebiete NRW WB D Ga Sü Hei HH Ha

    Pteridophyta und Spermatophyta

    Alopecurus aequalis 3 3 * Ni

    Andromeda polifolia 3N 3 2 S

    Baldellia ranunculoides 2N 2N 2 S

    Blechnum spicant * 3 * S

    Calla palustris 3 3N 3- S

    Carex canescens * 3 *

    Carex echinata 3 2 * Ni

    Carex elata 3 3 * C

    Carex elongata 3 3 * Ni

    Carex lasiocarpa 2 2 3+ Na, Ni

    Carex limosa 2N 0 2- B

    Carex oederi 3 3N * Ni

    Carex panicea 3 3N * Ni

    Carex riparia 3 3 * C

    Carex rostrata 3 3 *

    Dactylorhiza maculata 3N 3 3

    subsp. elodes k. A. k. A. k. A. Sc

    Drosera intermedia 3N 3N 3

    Drosera longifolia 0 0 2 S

    Drosera rotundifolia 3N 2N 3

    Dryopteris cristata 2 1 3+ S (H)

    Eleocharis multicaulis 2N 2N 2 Ni

    Eriophorum angustifolium 3 *N *

    Eriophorum vaginatum 3N 3N *

    Genista anglica 3N 3N 3 Ni

    Gentiana pneumonanthe 2N 2N 3+ a Ni

    Gymnadenia conopsea 3N 2 * S

    Hammarbya paludosa 1 0 2 K (H)

    Hydrocotyle vulgaris * 3 *

    Illecebrum verticillatum 3 2 3+ Ni

    Isolepis fluitans 2N 2N 2 Na, W

    Juncus filiformis 2 2N * Ni

    Juncus squarrosus 3N *N *

    Juniperus communis 3 2 *

    Ludwigia palustris 1 1 1 R

    Luronium natans 1 1 2 S (H)

    Lycopodiella inundata 2 3N 3+

    Menyanthes trifoliata 3 3N 3 a S

    Myrica gale 3 3 3 a S, Wi

    Nardus stricta 3 3 * Ni

    Narthecium ossifragum 3N 3N 3 Na

  • 51

    linea alcon) hin, der mit dem Verschwinden seiner Larvalnahrungspflanze allerdings auch schon seit mehreren Jahrzehnten auf dem Truppenübungsplatz ausgestorben ist (s. HANNIG 2009, in diesem Band). Auf der Pflegefläche im Süskenbrocksmoor wurden einige Exemplare von Gentiana pneumonanthe nach der Bodenabschiebung angesalbt (NIGGE 1988). Dieses Vorkommen konnte 2008 nicht mehr bestätigt werden. Hammarbya paludosa (Weichstendel): Hammarbya paludosa ist eine kleine, unschein-bare Orchideenart der Moor-Lebensräume und oft auf Torfmoospolstern zu finden (AR-BEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001). Für den Truppenübungsplatz Bor-kenberge liegen Belegexemplare aus dem Jahr 1836 von A. Karsch für das heutige NSG Gagelbruch (ehemals "Entenkoi") vor (s. Abb. 2). Seit dem 20. Jahrhundert gilt die Art für das Untersuchungsgebiet als verschollen. Hammarbya paludosa ist mittlerweile landesweit vom Aussterben bedroht (WOLFF-STRAUB et al. 1999). Derzeit gibt es noch ein bekanntes Vorkommen in einem Naturschutzgebiet im Kreis Viersen und ein weiteres in der Kölner Bucht, wobei dieses zweifelhaft ist und vermutlich auf Ansalbung zurückgeht (ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001).

    Abb. 2: Herbar-Beleg (MSTR) von Hammarbya paludosa (= Malaxis paludosa) aus dem heuti-gen NSG Gagelbruch (ehemals „Entenkoi“) von A. Karsch 1836. (Foto: Dr. Bernd Tenbergen)

    Isolepis fluitans (Flutende Moorbinse, siehe Fotoanhang): Laut historischer Aufzeich-nungen wurde Isolepis fluitans bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Nagelschmidt im „Entenkoi“, dem heutigen NSG Gagelbruch gefunden (zitiert in VON BÖNNINGHAU-SEN 1824). Bei dem im Jahr 2008 nachgewiesenen Vorkommen im NSG Gagelbruch handelt es sich um einen Wiederfund und den einzigen Standort dieser Art auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge.

    linea alcon) hin, der mit dem Verschwinden seiner Larvalnahrungspflanze allerdings auch schon seit mehreren Jahrzehnten auf dem Truppenübungsplatz ausgestorben ist (s. HANNIG 2009, in diesem Band). Auf der Pflegefläche im Süskenbrocksmoor wurden einige Exemplare von Gentiana pneumonanthe nach der Bodenabschiebung angesalbt (NIGGE 1988). Dieses Vorkommen konnte 2008 nicht mehr bestätigt werden. Hammarbya paludosa (Weichstendel): Hammarbya paludosa ist eine kleine, unschein-bare Orchideenart der Moor-Lebensräume und oft auf Torfmoospolstern zu finden (AR-BEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001). Für den Truppenübungsplatz Bor-kenberge liegen Belegexemplare aus dem Jahr 1836 von A. Karsch für das heutige NSG Gagelbruch (ehemals "Entenkoi") vor (s. Abb. 2). Seit dem 20. Jahrhundert gilt die Art für das Untersuchungsgebiet als verschollen. Hammarbya paludosa ist mittlerweile landesweit vom Aussterben bedroht (WOLFF-STRAUB et al. 1999). Derzeit gibt es noch ein bekanntes Vorkommen in einem Naturschutzgebiet im Kreis Viersen und ein weiteres in der Kölner Bucht, wobei dieses zweifelhaft ist und vermutlich auf Ansalbung zurückgeht (ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001).

    Abb. 2: Herbar-Beleg (MSTR) von Hammarbya paludosa (= Malaxis paludosa) aus dem heuti-gen NSG Gagelbruch (ehemals „Entenkoi“) von A. Karsch 1836. (Foto: Dr. Bernd Tenbergen)

    Isolepis fluitans (Flutende Moorbinse, siehe Fotoanhang): Laut historischer Aufzeich-nungen wurde Isolepis fluitans bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Nagelschmidt im „Entenkoi“, dem heutigen NSG Gagelbruch gefunden (zitiert in VON BÖNNINGHAU-SEN 1824). Bei dem im Jahr 2008 nachgewiesenen Vorkommen im NSG Gagelbruch handelt es sich um einen Wiederfund und den einzigen Standort dieser Art auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge.

    linea alcon) hin, der mit dem Verschwinden seiner Larvalnahrungspflanze allerdings auch schon seit mehreren Jahrzehnten auf dem Truppenübungsplatz ausgestorben ist (s. HANNIG 2009, in diesem Band). Auf der Pflegefläche im Süskenbrocksmoor wurden einige Exemplare von Gentiana pneumonanthe nach der Bodenabschiebung angesalbt (NIGGE 1988). Dieses Vorkommen konnte 2008 nicht mehr bestätigt werden. Hammarbya paludosa (Weichstendel): Hammarbya paludosa ist eine kleine, unschein-bare Orchideenart der Moor-Lebensräume und oft auf Torfmoospolstern zu finden (AR-BEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001). Für den Truppenübungsplatz Bor-kenberge liegen Belegexemplare aus dem Jahr 1836 von A. Karsch für das heutige NSG Gagelbruch (ehemals "Entenkoi") vor (s. Abb. 2). Seit dem 20. Jahrhundert gilt die Art für das Untersuchungsgebiet als verschollen. Hammarbya paludosa ist mittlerweile landesweit vom Aussterben bedroht (WOLFF-STRAUB et al. 1999). Derzeit gibt es noch ein bekanntes Vorkommen in einem Naturschutzgebiet im Kreis Viersen und ein weiteres in der Kölner Bucht, wobei dieses zweifelhaft ist und vermutlich auf Ansalbung zurückgeht (ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001).

    Abb. 2: Herbar-Beleg (MSTR) von Hammarbya paludosa (= Malaxis paludosa) aus dem heuti-gen NSG Gagelbruch (ehemals „Entenkoi“) von A. Karsch 1836. (Foto: Dr. Bernd Tenbergen)

    Isolepis fluitans (Flutende Moorbinse, siehe Fotoanhang): Laut historischer Aufzeich-nungen wurde Isolepis fluitans bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Nagelschmidt im „Entenkoi“, dem heutigen NSG Gagelbruch gefunden (zitiert in VON BÖNNINGHAU-SEN 1824). Bei dem im Jahr 2008 nachgewiesenen Vorkommen im NSG Gagelbruch handelt es sich um einen Wiederfund und den einzigen Standort dieser Art auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge.

    linea alcon) hin, der mit dem Verschwinden seiner Larvalnahrungspflanze allerdings auch schon seit mehreren Jahrzehnten auf dem Truppenübungsplatz ausgestorben ist (s. HANNIG 2009, in diesem Band). Auf der Pflegefläche im Süskenbrocksmoor wurden einige Exemplare von Gentiana pneumonanthe nach der Bodenabschiebung angesalbt (NIGGE 1988). Dieses Vorkommen konnte 2008 nicht mehr bestätigt werden. Hammarbya paludosa (Weichstendel): Hammarbya paludosa ist eine kleine, unschein-bare Orchideenart der Moor-Lebensräume und oft auf Torfmoospolstern zu finden (AR-BEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001). Für den Truppenübungsplatz Bor-kenberge liegen Belegexemplare aus dem Jahr 1836 von A. Karsch für das heutige NSG Gagelbruch (ehemals "Entenkoi") vor (s. Abb. 2). Seit dem 20. Jahrhundert gilt die Art für das Untersuchungsgebiet als verschollen. Hammarbya paludosa ist mittlerweile landesweit vom Aussterben bedroht (WOLFF-STRAUB et al. 1999). Derzeit gibt es noch ein bekanntes Vorkommen in einem Naturschutzgebiet im Kreis Viersen und ein weiteres in der Kölner Bucht, wobei dieses zweifelhaft ist und vermutlich auf Ansalbung zurückgeht (ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN NRW 2001).

    Abb. 2: Herbar-Beleg (MSTR) von Hammarbya paludosa (= Malaxis paludosa) aus dem heuti-gen NSG Gagelbruch (ehemals „Entenkoi“) von A. Karsch 1836. (Foto: Dr. Bernd Tenbergen)

    Isolepis fluitans (Flutende Moorbinse, siehe Fotoanhang): Laut historischer Aufzeich-nungen wurde Isolepis fluitans bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Nagelschmidt im „Entenkoi“, dem heutigen NSG Gagelbruch gefunden (zitiert in VON BÖNNINGHAU-SEN 1824). Bei dem im Jahr 2008 nachgewiesenen Vorkommen im NSG Gagelbruch handelt es sich um einen Wiederfund und den einzigen Standort dieser Art auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge.

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    Juncus filiformis (Faden-Binse): Juncus filiformis ist für das NSG Gagelbruch und das Süskenbrocksmoor dokumentiert (NIGGE 1988). 1983 konnten mehr als 1000 Exemplare an mehreren Standorten im NSG Gagelbruch im südlichen Bereich des Heideweihers kartiert werden (NIGGE 1988). In den Jahren 1984/85 wurden die Standorte überstaut und die Bestände gingen drastisch zurück (NIGGE 1988). Im Süskenbrocksmoor wurden nur wenige Exemplare von Juncus filiformis im Ostteil des Gebietes kartiert. Im Jahr 2008 konnten die Vorkommen in beiden Gebieten nicht mehr nachgewiesen werden und die Art gilt seither als verschollen für den Truppenübungsplatz Borkenberge. Luronium natans (Schwimmendes Froschkraut): Luronium natans gehört zu den Anhang II-Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland, für deren Erhaltung besondere Schutzge-biete ausgewiesen werden müssen (PETERSEN et al. 2003). Das Verbreitungsgebiet ist auf Europa beschränkt und die bundesweiten Vorkommen konzentrieren sich auf die Tieflandregionen. Die Kennart der Littorelletea (Strandlingsfluren) besiedelt flache meso- bis oligotrophe Stillgewässer und bevorzugt wenig bewachsene Uferbereiche. Zu den Hauptgefährdungsursachen gehören Eutrophierung und Versauerung der Gewässer sowie die Veränderung und Unterbindung der für die Erhaltung von vegetationsarmen Uferbereichen verantwortlichen Faktoren (PETERSEN et al. 2003). Aus dem Herbar-Beleg von 1867 (C. A. E. von Spiessen MSTR) geht hervor, das die Art im heutigen NSG Gagelbruch (ehemals "Entenkoi") vorkam (s. Abb. 3). Seit dem 20. Jahrhundert gilt Luronium natans für das Untersuchungsgebiet als verschollen. Lycopodiella inundata (Moorbärlapp): Die Art kommt schwerpunktmäßig auf den abgeschobenen Flächen in den Gebieten NSG Gagelbruch, Süskenbrocksmoor und Heidefläche Heimingshofmoor vor. Zerstreute Vorkommen sind von den Feuchtheiden des zentralen Offenlandbereiches bekannt. Großflächige Bestände mit mehreren 100 Exemplaren kamen 1983 an zehn Standorten im südlichen Bereich des Heideweihers im NSG Gagelbruch vor (NIGGE 1988). 1984/85 wurden die Standorte überstaut und die Bestände gingen nach den Beobachtungen von NIGGE (1988) drastisch zurück. 2008 konnte die Art am Heideweiher nicht mehr nach-gewiesen werden und gilt hier als verschollen. Menyanthes trifoliata (Fieberklee): Die Art wurde ehemals in das dystrophe Gewässer der Pflegefläche im Süskenbrocksmoor eingebracht (NIGGE 1988). Im Jahr 1993 wurde ein Exemplar in einem Entwässerungsgraben im Gebiet Grünland Süskenbrocksmoor gefunden (HAMANN & SCHULTE 1993). An beiden Standorten konnte die Art bei aktuel-len Kartierungen (LÖKPLAN 2002, K. Wittjen 2008) nicht mehr nachgewiesen werden und gilt seither auf dem Truppenübungsplatz Borkenberge als verschollen. Natürliche Vorkommen von Menyanthes trifoliata sind durch historische Aufzeichnungen für das heutige NSG Gagelbruch belegt (VON SPIESSEN 1902). Narthecium ossifragum (Moorlilie, siehe Fotoanhang)): Die individuenreichen Moorli-lien-Bestände im Süskenbrocksmoor sind die größten der Westfälischen Bucht (NIGGE 1988). Narthecium ossifragum gehört hier zu den botanischen Raritäten und erreicht als atlantisches Florenelement die Südostgrenze des Areals (RUNGE 1975). Das Vorkommen ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt und seitdem regelmäßig dokumentiert (VON BÖNNINGHAUSEN 1824, RUNGE 1975, DINTER 1978, BLOCK 1982, THIELEMANN 1983, NIGGE 1988). Der erste floristische Hinweis zu Narthecium ossifragum im Süsken-

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    brocksmoor (als „Seppenrader Torfmoor“ bezeichnet) stammt von J. Nagelschmidt (zi-tiert in VON BÖNNINGHAUSEN 1824). Nach den Beobachtungen von THIELEMANN (1983) hat der Bestand der Moorlilie nach den Wiedervernässungs- (Einbau der Folie 1976/77) und Entkusselungsmaßnahmen zugenommen. Im Vergleich zu der Kartierung von 1983 scheint der Bestand im Jahr 2008 konstant geblieben zu sein.

    Abb. 3: Herbar-Beleg (MSTR) von Luronium natans (= Alisma natans) aus dem Jahr 1867 (leg.

    C. A. E. von Spiessen 1867). (Foto: Dr. B. Tenbergen)

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    Nymphaea alba forma minor (Kleine Seerose): Die von NIGGE (1988) aufgeführten zwei Bestände mit jeweils fünf Exemplaren im Heimingshofmoor konnten 2008 nicht mehr bestätigt werden. Vermutlich sind sie mittlerweile von Torfmoosen überwachsen wor-den. Wenige Exemplare