2
682 Fette und Seifen 46. Jahrgang pleelS) auszuschiitteln und weder in der nicht ausge- schiittelten, noch in der ausgeschiittelten Butter, noch in der ausgeschiittelten Fliissigkeit (vgl. Tab. 7) konnten wir Trimethylamin nachweisen. Tab. 7 gef' Trimethyl- Geschmack letzte amin je kg vor Best. Reurteilung Butter butter 0 fischig? st. olig 410 Butter aus fischig geschiitlelt 0 1. fischig Fliissigkeit 0 muffiger obige Aus- Geruch; schiittelung fischig? Der den fischigen Geschmack bedingeride Stoff in Butter ist zum mindesten nicht inimer Trimethylamin, sondern kann auch durch einen anderen Stoff hervorgerufen werden (ein bisher unhekanntes Diacetyl-Abbau- oder Zwischen- produkt, das in Gegenwart von oder rnit anderen vorhan- denen Fettsaure- oder EiweiB-Abbauprodukten diesen unan- genehmen, widerlichen Fischgeschmack bewirkt) . Auch von anderer Seite stehen dem Gedanken, daR Trimethylamin die Ursache des Fischigwerdens sei, Bedenken gegeniiber. So z. B. kann man bei K. T a u f el*') in seiner Arbeit uber Jem. sa.--5O I 7 i< I die verschiedenen Arten des Fettverderbens beim Fischig- werden den Skeptizismus des Verfassers herauslesen, und nach einer miindlichen Mitteilung von H. S c h m a 1 f u I3 an E r 1a n d s en 6, ware in einer fischigen Butter niemals Trimethylamin nachgewiesen worden. Nach D a vie s und G i 11 hewirkt nicht Trimethylamin selbst das Fischig- werden einer Butter, sondern dieses geht infolge seiner leichten Orydierbarkeit in Trimethylaminoxyd iiber, welches wiederum weitere organische Verbindungen von noch unbe- kanntcr Zusammensetzung bilden soll. Diese Ansichten decken sich rnit unseren negativen Ergehnissen bei der Bestimmung des Trimethylamins in fischiger Dauerbutter. Zusammenfnssung Es wurde vergeblich versucht, den den fischigen Ge- schmack in Butter verursachendeu Stoff, der nach vielen Ansichten Trimethylamin sein soll, aus e natura fischig gewordener Lagerbutter zu isolieren. Zu einer einwandfreien Butter zugesetztes Trimethylamin konnte wiedergefunden werden. AuBer den bisher genannten Metallen Eisen und Kupfer, die ein Fischigwerden katalysieren sollen, wurde noch das Mangan diskutiert, das anscheinend beim Auftreten dieses Geschmackfehlers mafigeblich bcteiligt ist. "1 K. TI u f e 1, Fette u. Seifen 44, 179-187 [1937]. L. D a v i e s und E. G i 11, J. SOC. chem. Ind. 66, T. 141 [1936]. Die Verarbeitung eines Wales Von Dr. W. Picker 4us dem Hauptlahoratorium der Fa. Henkel & Cie., Diisseldorl *j ,,Ist deiiri das SchieBen der Wale wirklich so schwierig?" Diese Frage, die von Nicht-Walfangern oft gestellt wird, ist so zu heantworten: das SchieBen selbst wohl nicht, aber das Drum und Dran des Wal-Fanges erfordert ein Ma6 von Erfahrung, .4usdauer, Mut und kaltem Blut, wie es ein er- folgreicher GroSwildjager haben muI3. Nicht daS der Wal selbst gefahrlich ware - er ist im allgemeinen ein gut- miitiges Tier, dem nicht einmal im angeschossenen oder ge- reizten Zustande cine Angriff slust zugesprochen werderi kann. Der Fang geht etwa folgendermafien vor sich: Ein Fang- boot setzt sich nach dem Sonnenaufgang des siidlichen Sommers, gegen 2 ode1 3 Uhr morgens, langsam in Fahrt. Die Ausgucktonne oben am Mast wird von einem oder zwei sehr warm eingepackten Mannern besetzt und alles, was unter Deck cntbehrlich ist, halt Umschau nach blasenden Walen, wobei jeder einen Winkelausschnitt des zu iiber- sehenden Gebietes zugeteilt erhall. Bei ruhigem, kalten Wetter, bei guter Sicht und gutem Walvorkommen werden tlann, manchmal sehr bald, manchmal erst nach Stunden angestrengten Suchens, ein ,,Bias" oder auch mehrere aus- gemacht, d. h. jene mehrere Meter hohe, durch die Kiilte sichtbar gemachte Saule der von dem auftauchenden Wal ausgestoBenen Atemluft. Das Fangboot nimmt Kurs auf die Stelle, an der der ,,Bias" langsam zerflattert. Nach wenigen Minuten erscheint in der Nahe dieser Stelle ein neuer ,,Blas", zuweilen meh- rere gleichzeitig. Ein geiibtes Auge erkennt schon au Form, Starke und Neigung dieser Nebelsaulen, was fur Wale dort zu erwarten sind. Nachdem sich das Fangboot bis auf Sichtweite vorsichtig an die Tiere herangepirscht hat, nimmt sich der Schutze meist den grobten, ruhigsten Wal aufs Korn, d. h. er versucht ihm bis auf SchuBweite, also hiich- stens etwa 70 Meter, nahezukommen. Nach dem AbschuB der Harpune, die moglichst den Riicken des Wales treffen und in die Lunge eindringen soll, um durch die Explosion der Granate die Lunge zu zerreiBen und so einen moglichst schnellen Tod des Tieres herbei- zufuhren, heginnt der vielleicht schwierigste Teil des Wal- fanges: das Einholen des getroffenen Wales. Da heiBt es genau auf die Bewegungen des fliehenden Wales achten, damit nicht dhrrh einen zu starken Zug der ,,Vorllufer" hricht, d. i. die an der Harpune befestigte, bei ihrem Ab- schuD mitfliegende diinne Leine. Sind alle die anderen Zu- fhlle, durch die ein an der Leine hangender Wal verloren gehen kann, glucklich vermieden, und hat man ihn durch muhsamcs, meterweises Einholen der Leine (die insgcsamt 1000 in lang ist) nach dem Verenden his dicht an das Fang- hooJ gcholt, dann wird er zunachst durch PrrSluft auf- gepumpt, urn schwimmfahig zu bleiben und dann eutweder langsseits genommen (mit einer starken Kette um den Schwanz) oder aber ,,an Flagge gclegt", d. h. ihm wird ein eiscrner SpieB rnit einer larigen Bambusstange in den Leib gestoBeu, an der eine weithin sichtbare Flagge und - fur die Nacht - ein selbsttatiges Blinkgerlt angebracht sind. Nach Bedari - gegen Abend oder wenn genugend Wale geschossen sind - ,,pickt" das Fangboot die Flaggwale wieder auf, nimmt sie langsseits, laBt sich voni Mutterwhiff telegrafisch das Peilzeichen geben und bringt oft in stunden- langer, bei hoher See mdhsamer Fahrt seine Beute dorthin. Durch eine Wurfleine wird die Verbindung zwischen den beiden Schiffen hergestellt, ein starkeres Tau folgt, an das der am Schwanz des Wales befestigte Schwanzstropp cin- geschlkelt l) wird, und dann bleibt die Bcute am Mutter- schiff ,,angebunden" im Wasser liegen, bis ein Wal nach dem andern zur Verarbeitung an Deck gezogeu wird. Zunachst wird der ,,Fischdraht", d. h. das Drahtseil einer Arbeitswinde rnit dem Srhwanzstropp verbunderi und der Schwanz des Wales einige Meter weit die Aufschleppe her- aufgeholt. Dam wird von oben die mehrere Tonnen schwere gufieiserne Schwanzklaue uber den Schwanz herabgelassen, bis sie diesen gefaBt hat. In diesem Augenblick fangen die schweren Walwinden an zu drohnen, und der his zu 100 Tonnen schwere Wal wird langsam an Deck gezogen. Schon wahrend des Aufhievens werden rnit den Flens messern die ersten Schnitte in den dicken Speck gemacht; durch ein hineingeschnitteues Loch am Ende der etwa 2 m breilen und 10 bis 20 m langen Riickenspeckbahnen wird ein Knebel gesteckt, rnit dessen Hilfe die .4rbeitswinden die mehrere Tonnen schwere Speckbahn vom Korper des Wales *) Dr. P i c k e r ist von uns unserm Walfang-Unternehmen der Ersten Deutschen Walfang-Gesellschaft zugewiesen worden und hat als Chemiker den Walfang im Win- ter 1937/38 und 1938/39 auf dem Walfangmutterschiff Jan Wellem" mitgemacht. I) Ein Schakel ist ein U-formig gebogenes Eisen, dessen Schenkel-Enden durch einen Schraubbolzen mitein- ander verhunden werden konnen. ~-

Die Verarbeitung eines Wales

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Verarbeitung eines Wales

682 Fette und Seifen 46. Jahrgang

p l e e l S ) auszuschiitteln und weder in der nicht ausge- schiittelten, noch in der ausgeschiittelten Butter, noch in der ausgeschiittelten Fliissigkeit (vgl. Tab. 7) konnten wir Trimethylamin nachweisen.

Tab. 7

gef' Trimethyl- Geschmack letzte amin je kg vor Best. Reurteilung Butter

butter 0 fischig? st. olig 410 Butter aus fischig geschiitlelt 0 1. fischig

Fliissigkeit 0 muffiger obige Aus- Geruch; schiittelung fischig?

Der den fischigen Geschmack bedingeride Stoff in Butter ist zum mindesten nicht inimer Trimethylamin, sondern kann auch durch einen anderen Stoff hervorgerufen werden (ein bisher unhekanntes Diacetyl-Abbau- oder Zwischen- produkt, das in Gegenwart von oder rnit anderen vorhan- denen Fettsaure- oder EiweiB-Abbauprodukten diesen unan- genehmen, widerlichen Fischgeschmack bewirkt) . Auch von anderer Seite stehen dem Gedanken, daR Trimethylamin die Ursache des Fischigwerdens sei, Bedenken gegeniiber. So z. B. kann man bei K. T a u f el*') i n seiner Arbeit uber

Jem. sa.--5O I 7 i<

I

die verschiedenen Arten des Fettverderbens beim Fischig- werden den Skeptizismus des Verfassers herauslesen, und nach einer miindlichen Mitteilung von H. S c h m a 1 f u I3 an E r 1 a n d s e n 6, ware in einer fischigen Butter niemals Trimethylamin nachgewiesen worden. Nach D a v i e s und G i 11 hewirkt nicht Trimethylamin selbst das Fischig- werden einer Butter, sondern dieses geht infolge seiner leichten Orydierbarkeit in Trimethylaminoxyd iiber, welches wiederum weitere organische Verbindungen von noch unbe- kanntcr Zusammensetzung bilden soll. Diese Ansichten decken sich rnit unseren negativen Ergehnissen bei der Bestimmung des Trimethylamins in fischiger Dauerbutter. Zusammenfnssung

Es wurde vergeblich versucht, den den fischigen Ge- schmack in Butter verursachendeu Stoff, der nach vielen Ansichten Trimethylamin sein soll, aus e natura fischig gewordener Lagerbutter zu isolieren.

Zu einer einwandfreien Butter zugesetztes Trimethylamin konnte wiedergefunden werden.

AuBer den bisher genannten Metallen Eisen und Kupfer, die ein Fischigwerden katalysieren sollen, wurde noch das Mangan diskutiert, das anscheinend beim Auftreten dieses Geschmackfehlers mafigeblich bcteiligt ist.

"1 K. T I u f e 1, Fette u. Seifen 44, 179-187 [1937]. L. D a v i e s und E. G i 1 1 , J. SOC. chem. Ind. 66, T. 141 [1936].

Die Verarbeitung eines Wales Von Dr. W. P i c k e r

4us dem Hauptlahoratorium der Fa. Henkel & Cie., Diisseldorl * j

,,Ist deiiri das SchieBen der Wale wirklich so schwierig?" Diese Frage, die von Nicht-Walfangern oft gestellt wird, ist so zu heantworten: das SchieBen selbst wohl nicht, aber das Drum und Dran des Wal-Fanges erfordert ein Ma6 von Erfahrung, .4usdauer, Mut und kaltem Blut, wie es ein er- folgreicher GroSwildjager haben muI3. Nicht daS der Wal selbst gefahrlich ware - er ist im allgemeinen ein gut- miitiges Tier, dem nicht einmal im angeschossenen oder ge- reizten Zustande cine Angriff slust zugesprochen werderi kann.

Der Fang geht etwa folgendermafien vor sich: Ein Fang- boot setzt sich nach dem Sonnenaufgang des siidlichen Sommers, gegen 2 ode1 3 Uhr morgens, langsam in Fahrt. Die Ausgucktonne oben am Mast wird von einem oder zwei sehr warm eingepackten Mannern besetzt und alles, was unter Deck cntbehrlich ist, halt Umschau nach blasenden Walen, wobei jeder einen Winkelausschnitt des zu iiber- sehenden Gebietes zugeteilt erhall. Bei ruhigem, kalten Wetter, bei guter Sicht und gutem Walvorkommen werden tlann, manchmal sehr bald, manchmal erst nach Stunden angestrengten Suchens, ein ,,Bias" oder auch mehrere aus- gemacht, d. h. jene mehrere Meter hohe, durch die Kiilte sichtbar gemachte Saule der von dem auftauchenden Wal ausgestoBenen Atemluft.

Das Fangboot nimmt Kurs auf die Stelle, an der der ,,Bias" langsam zerflattert. Nach wenigen Minuten erscheint in der Nahe dieser Stelle ein neuer ,,Blas", zuweilen meh- rere gleichzeitig. Ein geiibtes Auge erkennt schon au Form, Starke und Neigung dieser Nebelsaulen, was fur Wale dort zu erwarten sind. Nachdem sich das Fangboot bis auf Sichtweite vorsichtig an die Tiere herangepirscht hat, nimmt sich der Schutze meist den grobten, ruhigsten Wal aufs Korn, d. h. er versucht ihm bis auf SchuBweite, also hiich- stens etwa 70 Meter, nahezukommen.

Nach dem AbschuB der Harpune, die moglichst den Riicken des Wales treffen und in die Lunge eindringen soll, um durch die Explosion der Granate die Lunge zu zerreiBen und so einen moglichst schnellen Tod des Tieres herbei- zufuhren, heginnt der vielleicht schwierigste Teil des Wal- fanges: das Einholen des getroffenen Wales. Da heiBt es genau auf die Bewegungen des fliehenden Wales achten, damit nicht dhrrh einen zu starken Zug der ,,Vorllufer" hricht, d. i. die an der Harpune befestigte, bei ihrem Ab- schuD mitfliegende diinne Leine. Sind alle die anderen Zu-

fhlle, durch die ein an der Leine hangender Wal verloren gehen kann, glucklich vermieden, und hat man ihn durch muhsamcs, meterweises Einholen der Leine (die insgcsamt 1000 in lang ist) nach dem Verenden his dicht an das Fang- hooJ gcholt, dann wird er zunachst durch PrrSluft auf- gepumpt, urn schwimmfahig zu bleiben und dann eutweder langsseits genommen (mit einer starken Kette um den Schwanz) oder aber ,,an Flagge gclegt", d. h. ihm wird ein eiscrner SpieB rnit einer larigen Bambusstange in den Leib gestoBeu, an der eine weithin sichtbare Flagge und - fur die Nacht - ein selbsttatiges Blinkgerlt angebracht sind.

Nach Bedari - gegen Abend oder wenn genugend Wale geschossen sind - ,,pickt" das Fangboot die Flaggwale wieder auf, nimmt sie langsseits, laBt sich voni Mutterwhiff telegrafisch das Peilzeichen geben und bringt oft in stunden- langer, bei hoher See mdhsamer Fahrt seine Beute dorthin. Durch eine Wurfleine wird die Verbindung zwischen den beiden Schiffen hergestellt, ein starkeres Tau folgt, an das der am Schwanz des Wales befestigte Schwanzstropp cin- geschlkelt l ) wird, und dann bleibt die Bcute am Mutter- schiff ,,angebunden" im Wasser liegen, bis ein Wal nach dem andern zur Verarbeitung an Deck gezogeu wird.

Zunachst wird der ,,Fischdraht", d. h. das Drahtseil einer Arbeitswinde rnit dem Srhwanzstropp verbunderi und der Schwanz des Wales einige Meter weit die Aufschleppe her- aufgeholt. D a m wird von oben die mehrere Tonnen schwere gufieiserne Schwanzklaue uber den Schwanz herabgelassen, bis sie diesen gefaBt hat. In diesem Augenblick fangen die schweren Walwinden an zu drohnen, und der his zu 100 Tonnen schwere Wal wird langsam an Deck gezogen.

Schon wahrend des Aufhievens werden rnit den Flens messern die ersten Schnitte in den dicken Speck gemacht; durch ein hineingeschnitteues Loch am Ende der etwa 2 m breilen und 10 bis 20 m langen Riickenspeckbahnen wird ein Knebel gesteckt, rnit dessen Hilfe die .4rbeitswinden die mehrere Tonnen schwere Speckbahn vom Korper des Wales

*) Dr. P i c k e r ist von uns unserm Walfang-Unternehmen der Ersten Deutschen Walfang-Gesellschaft zugewiesen worden und hat als Chemiker den Walfang im Win- ter 1937/38 und 1938/39 auf dem Walfangmutterschiff Jan Wellem" mitgemacht.

I ) Ein Schakel ist ein U-formig gebogenes Eisen, dessen Schenkel-Enden durch einen Schraubbolzen mitein- ander verhunden werden konnen.

~-

Page 2: Die Verarbeitung eines Wales

November 1939. Heft 11 Fette und Seifen 683

abreiOen. Nachdem eine Korperseite des Wales gefkilst ist, wird der Wal gewendet, d. h. init Hilfe von Drahtseilen und Winden auf die andere Seite gewalzt, so daB jetzt die an- dere Hiilfte des Speckes geflenst werden kann. Der abge- zogene Speck wird wahrenddessen, mit der schwarzen AuOen- haut nach unten, von fliriken Handen in etwa '/4 m* grole Stiicke geschriitten und in die auf dem Flensdeck befind- lichen Kocheroff nungen befordert, wo er unter Druck aus- gekocht wird.

Inzwischeii werden die Hiesenmassen des mit Fleisch vcrwaclisenen Bauchspecks ebenfalls in langen Bahnen ab- gcschnitten und an Ladebaumen hangend, in schmalere Slreifen geteilt und d a m den Kochern zugefiihrt. Der durch tias Abtrennen des Kehlsackes freigewordene Unterkiefer wird zu den Danipfsagen gezogen, dort in ,,handliche" Stiicke (von mehreren Zentnern Gewichl!) gesagt und geht b us am men mit der Zunge, einer viele Zentner schweren wnbbeligen Masse, in die Kocher. Vom Oberkiefer sind in- zwischen die beiden Satze Barten abgetrennt worden, die d a m einzeln abgeschnitten (ein Satz besteht aus 350-400 Barten) und vorlaufig verstaut werden, um splter bei der Fahrt durch die Tropen gereinigt, getrocknet, verpackt und gewogen zu werden. Der Oberkiefer wird dann gleichfalls zersagt und - gegebenenfalls nach Herausnahme der am Gehirn sitzenden hormonreiehen Hypophyse -in die Kocher befordert.

Der kopf- und specklose Rumpf wird nun niit einer slar- ken Winde auf das im allgemeinen vom Speckdeck getrennt liegende Fleischdeck gezogen. Dort nehmen ihn wieder mehrere Manner gleichzeitig in Arbeit: der Schwanz wird in einer Lange von mehreren Metern abgetrennt, das Schwanzfleisch, das Sehuen bis zu 10 cm Durchmesser ent- halt, wird heruntergesehnitten und wandert zusammen mit den Schwanzflossenresten und dem Knochen-Kernstiick in die Kocher. Gleichzeitig wird dem Wal der Bauch aufge- schlitzt, so daO die Eingeweide langsam, aber mit gro13er Gcwalt herausquellen. Dabei heilt es aufpassen, da13 der Derm nicht angeschnitten wird, denn schon geringe Mengen von Kot verderben das Walol sowohl hinsichtlich der Farbe, als auch des Gehaltes an freien Fettsauren - friiher war man der Ansicht, in die Kocher gelangendes Blut sei die Ursache fur ein schlechtes Waliil. Mit den Eingeweiden ver- wachsen ist die 30 bis 40 kg schwere Bauchspeicheldriise, ein heute auf dem Driisenmarkt sehr geschatztes Erzeugnis, die in gefroreuem Zustande mitgebracht wird.

Nun wird eine Halfte des Brustkorbes gelost, d. h. die z. T. iiber 3 111 langell Rippen miissen in miihseliger Messer- arbeit von der Wirbelsaule abgetrennt werden. Die Brust- korb-Halfte, die immerhin etwa 3 X 6 m grod ist, wird dann an einem Ladebaum aufgehievt und in anstrengender und (besonders bei Sturm und Seegang) gefahrlicher Arbeit in die einzelnen Rippen zerteilt, die dann ganz in einrn Knochenkocher wandern.

Wahreiid des Heraustrennens von Lunge, Leber usw. nird das etwa 5-10 t betragende schiere Riickenfleisch ab- geschnitten, nochmals von Sehnenteilen freigeschnitten und dann in die Fleischmehl-Anlagen gesehickt, die daraus eiu Futtermehl von 85 O/o und mehr EiweiOgehalt herstellen. Die schlieI3lich ganzlich freigelegte Wirbelsaule wird dann durch einen HeiShaken von den Dornfortsatzen befreit, unter der Dampfsage in etwa I/? in breite Stiicke zersagt und den Kochern zugefiihrt.

Auf alle Einzelheiten bei der Zerlegung und Verarbeitung eines Wales einzugehen, wiirde den Rahmen eines Aufsatzes bei weitem iiberschreiten. Nuc auf eins sei noch hinge- wiesen: Die vorstehend geschilderte Arbeitsweise verlauft keineswegs so storungsfrei, wie es uach der Beschreibung den Anschein haben mag; fur jeden einzelnen Handgriff, fur jeden einzelneri Arbeitsgang gibt es Hindernisse und Stockungen, ja, ganze Versager, die das Zusammenarbeiten aulerordentlich erschweren und die Verarbeitung zeitweise ganzlich lahmlegen konnen. Sei es ein Unfall eines oder mehrerer Manner, sei es der Verschleil des technischen Ma- terials, der zum Bruch von Drahtseilen, Haken oder ganzen Maschirien fiihren kann, sei es starker Sturm und Seegang, der die Massen auf Deck unberechenbar hin- und her- rutschen l a l t oder die noch im Wasser liegenden Wale ab- reilt, sei es Strom- oder Dampfmangel, sei es Verstopfung in den Arbeitswegen oder Festklemmen von Maschinen- teilen, - alle diese Zwischenfalle sorgen dafiir, da13 auSer dem norn\alen Ma6 an Arbeit noch eine zusatzliche Arbeit zur Behebung dieser Storungen geleistet werden muO.

Zum SchluS sei noch ein Wort iiber die Gewinnung von Sondererzeugnissen gesagt. AuSer den friiher allein gebrauch- lichen Haupterzeugnissen WaIo1 und allenfans Fleischmehl wird heute die Verwertung des Wales derart geleitet, daB moglichst aus allen Teilen des Wales wertmaOig das Hochst- erreichbare herausgeholt wird. So wird heute aus dem Speck die ,,Speckfaser" gewonnen, ein hochwertiger Faserrohstoff, der friiher in zerkochtem Zustande auDenbords gedriickt wurde; besonders gutes Riickenfleisch, vorwiegend von jun- gen Finnwalen, wird zu Gefrierfleisch oder Biichsenfleisch verarbeitet; aus dem anfallenden Fleischsaft wird Fleisch- extrakt hergestellt; die Leber wird zur Vitamin-A-Geain- nung verwandt; auf dem Driisengebiet sind auBer der be- reits erwahnten Gehirnanhangdruse und Bauehspeicheldriise noch zu nennen: Eierstocke, Gelbkorper, Hoden, Milz, Nebenniere, Schilddriise, Mutterkuchen, Vorsteherdriise u. a. m., iiber deren Wert, Gewinnung, Haltbarmachung und Verarbeitungsmoglichkeit noch vie1 gearbeitet wird; schliel3lich sind auDer den bereits erwahnten Barten noch die Zahne des Pottpvals zu nennen, die eine elfenbeinihn- liche, gut bearbeitbare Masse darstellen; ein gsnz sellenes Ikzeugnis ist die Ambra, die bei der Verarbeitung von Pott- walen in den Tropen zuweilen im Darm gefunden wird.

In einem spateren Aufsatz sol1 ayf die besonderen Arbei- ten eines Chemikers an Bord eines Walfang-Mutterschiffes eingegangen werden.