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(Aus der Chirurg. Klinik des Stgdt. Krankenhauses Sudenburg-Magdeburg. [Direktor: Prof. Dr. Wendel.]) Die Verhiitung des Kuickfldtes und des Knickplattfultes, sowie die rationelle Behandlung der schon vorhandenen Deformitiiten. Vo n Dr. August Weinert, Oberarz~ der Klinik. Mit 26 Abbildungen im Text. (Eingegangen am 14. Auguat 1922.) Die Zahl der ,,Ful~kranken'" w~chst yon Jahr zu Jahr, eine Tatsache, die nicht nur den J~rzten aufgefalleu ist. Unter den verschiedenen Fulldeformi- t~tten nimmt bekanntlich den grSflten Prozerttsatz dcr Senk- und PlattfuB ein; gerade tiber ihn hat sich in deu lenten Jahrzehnten eine umfangreiche Literatur angesammelt. Ausgedehnte theoretische F,rSl'terungen sind aufge- stellt, zahlreiche Vorschlitge zur Therapie gemacht und mit mehr oder minder grol~em Erfolg in die Praxis umgesetzt worden. Auf alle diese Dinge sei hier nicht niher eingegangen; einmal soil oft Gesagtes nicht unnStig wiederholt werden, zweitens abcr gehen meine Darlegungen yon Gesichtspunkten aus, die bisher in der Betrachtungsweise der genanuten FulldeformitS.ten nicht geniigend beriicksichtigt worden sind. ~[eines F,rachtet~s geht es zuweit, fiir (lie Entstehung des Senk- und Plattfufles oder, wie er riehtiger zu nennen ist, des Knick- und Knickplattful~es, (lie ver~tnderte Lebensweise, dig standige I~berlastung des Fulles, die Erschlaffung yon 3][uskeln und B~indern, (tie hohen Absiitze u. dgl. fast ausschlie[llich verantwortlich machen zu wollerl. [oh glaube auch, dall man der erblichen Anlage oder dem kongenitalen Zustamiekommen der Deformit~t ein zu grolles Gewicht beigemessen hat. Um gleich am Alffang meiner Arbeit auf den Hauptpuukt zu sprechen zu kommen: Sie soil zeigen, welch bedeutende P~olle bei der naeh tier Geburt stattfindenden Entwieklung des menschlichen FuSes - - roll den ersten unsieheren Schritten des Kindes bis zum festen Gang des Erwaehsenen --, die Leisten spielen, fiber die das Sehuhwerk angefertigt wird. Unter Entwicklung verstehe ich dabei nicht nur das naturgemal3e Waehstum, die Fortentwieklung des kindlichen Ful~es, sondern vor allem auch die langsame, abet stetige Deformierung des Fulles, die Urn- gestaltung und L~berfiihrung des bei der Geburt normalen Fulles in eine der

Die Verhütung des Knickfußes und des Knickplattfußes, sowie die rationelle Behandlung der schon vorhandenen Deformitäten

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(Aus der Chirurg. Klinik des Stgdt. Krankenhauses Sudenburg-Magdeburg. [Direktor: Prof. Dr. Wendel.])

Die Verhiitung des Kuickfldtes und des Knickplattfultes, sowie die rationelle

Behandlung der schon vorhandenen Deformitiiten.

Vo n

Dr. August Weinert, Oberarz~ der Kl in ik .

Mit 26 Abbildungen im Text.

(Eingegangen am 14. Auguat 1922.)

Die Zahl der ,,Ful~kranken'" w~chst yon Jahr zu Jahr, eine Tatsache, die nicht nur den J~rzten aufgefalleu ist. Unter den verschiedenen Fulldeformi- t~tten n immt bekanntlich den grSflten Prozerttsatz dcr Senk- und PlattfuB ein; gerade tiber ihn hat sich in deu len ten Jahrzehnten eine umfangreiche Literatur angesammelt. Ausgedehnte theoretische F, rSl'terungen sind aufge- stellt, zahlreiche Vorschlitge zur Therapie gemacht und mit mehr oder minder grol~em Erfolg in die Praxis umgesetzt worden. Auf alle diese Dinge sei hier nicht n iher eingegangen; einmal soil oft Gesagtes nicht unnStig wiederholt werden, zweitens abcr gehen meine Darlegungen yon Gesichtspunkten aus, die bisher in der Betrachtungsweise der genanuten FulldeformitS.ten nicht geniigend beriicksichtigt worden sind. ~[eines F, rachtet~s geht es zuweit, fiir (lie Entstehung des Senk- und Plattfufles oder, wie er riehtiger zu nennen ist, des Knick- und Knickplattful~es, (lie ver~tnderte Lebensweise, dig standige I~berlastung des Fulles, die Erschlaffung yon 3][uskeln und B~indern, (tie hohen Absiitze u. dgl. fast ausschlie[llich verantwortlich machen zu wollerl. [oh glaube auch, dall man der erblichen Anlage oder dem kongenitalen Zustamiekommen der Deformit~t ein zu grolles Gewicht beigemessen hat.

Um gleich am Alffang meiner Arbeit auf den Haup tpuuk t zu sprechen zu kommen: Sie soi l z e i gen , we l ch b e d e u t e n d e P~olle bei d e r n a e h t ier G e b u r t s t a t t f i n d e n d e n E n t w i e k l u n g des m e n s c h l i c h e n F u S e s

- - roll den ersten unsieheren Schritten des Kindes bis zum festen Gang des Erwaehsenen -- , die L e i s t e n s p i e l e n , f ibe r die das S e h u h w e r k a n g e f e r t i g t wird . Unter Entwicklung verstehe ich dabei nicht nur das naturgemal3e Waehstum, die Fortentwieklung des kindlichen Ful~es, sondern vor allem auch die langsame, abet stetige Deformierung des Fulles, die Urn- gestaltung und L~berfiihrung des bei der Geburt normalen Fulles in eine der

418 August, Weinert:

MiBstaltungen und Form&bweiehungeno ~vie sic ehen besonders im Knickfu[i und im KnickplattfuB zu linden sind.

3iai~ unterseheidet beim Leisten im groBen und ganzen zwei Haupt.typen: den zweibitlli~en und den einbitlligen. Bis vor g~r nicht lan~er Zeit win'den in Deutschland fast alle Schuhe fiber sogen~nnte zweib:,illige Leisten verfertigt. die Schuhe ffir beide F~iBe st immten vollkommen (iberein. Um die Sohle gleieli- miBig abzMaufen, vielfaeh Mso ~us Sp~rs~mkeit, wechselten ,tie Leute ihre Sehuhe, so (lab der gestern links getragene heute rechts verwandt wurde ,,,~([ umgekehI~. Im Hinbhck auf den komplizicrten unsymmetrise.hen Aufbau des FuBes sollte man solch unphysiologisches Schuhwerk, das seine Entstehung einem v611ig unphysiologiseh gebauten Leisten verdankte, kaum fiir mSglieh getm]ten haben. Trotzdem bildete es geraume Zeit die. fibtiehe Handelswar,,, die sich sogar hcute noch in Gcgenden des flaehen Luldcs und des Gebirges erhalten hat. Die moderne Schuhindustrie hedient sieh ekenfalls noch des zweibiilligen Leistenn zur Fabrikation yon Pantoffeln, Filzschuhen und ghn- lichen FuBbekleidungen, in dcnen dcr FuB hequem ,.ausruhen" soil! Einen Vorteil dfirften die genannten Leisten gehabt batten: Die Ent~vicklung des KnickfuBes hat~en sie vielleicht wcniger t]egiinstigt als (tie grebe 3Icnge der sp'iter maBgebend gewordenen eintAi.lligen Leisten. deren Form dem einzelnen FaB angcpaBt ist.

Itn allgemeinen liegen (tiesen einl~lligen Leisten (lit" Forsehungen und Ansehauungen ~tlterer Autoren zugrunde, unter denen v. 3 [eye r und S t a r c k ( , wohl einen Hauptplatz einnehmen. Ihre Theorien sind fast jedem Sehuh- reacher geF, i.ufig, sie sind zu hekannt, als dab ieh sie im einzelnen genauer vor- zutragen brauehte. W i c h t i g i s t , daft d e r L e i s t e n . den die danla. l ig , , Z e i t s c h u f u n d der m i t v e r h ~ l t n i s m i B i g g e r i n g e n Ab: ,~nderungen n o e h h e u t e in H a n d w e r k ,and I n d u s t r i e f f i h r e n d i s t , d e m a u f g ( ' - s e t z t e n , b e l a n t e t e n , a u B e n r o t i e r t e n FuB n a e h g e b i l d e t w u r d e . I e h h e t o n e d i e s en V o r g a n g m i t N a e h d r u e k ; ieh w e r d e in m e i n e n w e i t e r e n A u s f f i h r u n g e n n o e h 6 f t e r s a u f ihn zu v e r w e i s e n ha l )en . Far den eigentlichen Ful3auftritt sind hierbei im wesentliehen dre.i Punkte maggetTend: der mittlere untere Fortsatz des Fersenbeinh6ekers (Proeess,s medial, tub. eale.), (ler Kleinzehenballen, der Gr,)Bzehenballen, die naeheinan(ter in dieser Reihenfolge auftreten, so dab bei volL~tiindiger Sotalenabwieldung ,'in Dreitakt zustande kommt. 3lan kann nieh mit Leiehtigkeit bei weitaus ,tern gr6Bten Teil der Kultumnensehen yon dieser Auftr i t tsart iit:erzeugen. Entsprieht nun diesel- gebrii.uchliehe Leisten nieht den Anforderungen, (tie man im Hinbliek auf (.tie naturgemitge Entwieklung des kindliehen FuBes nnd ~mf die spiitere Oesunderhaltung des FuBskeletts an ihn stellen muB. so kann er eben nut auf unriehtigen Voraussetzungen aufgebaut sein. ~Es int d a n n in e r s t e r L i n i e zu b e w e i s e n , d a b dan V o r b i l d des a u f g e s e t z t e n n n d b e l a s t e g e n , a u s w i r t s r o t i e r t e n u n d p r o n i e r t e n F u g e s fi ir d ie N a c h - b i l d u n g des L e i s t e n s f a l s c h o d e r , v o r s i e h t i g e r a u s g e d r f i e k t : in A n b e t r a c h t d e r h e u t i g e n B e a n s p r u e h u n g des FuBes d u r e h d('n K u l t u r m e n s c h e n u n z w e e k m i ~ B i g war .

Bei dieser Beweisffihrung kommt mir das neueste V~'erk des vergleiehenden Anatomen W e i d e n r e i c h fiber den ,,)[ensehenfug" zur Hilfe, aueh wenn dic

Die Verkiitung des Knickful3es und des KnickplattfuIles usw. 419

angewandte Betraehtungsweise und die Folgerungen bei einem Tell der eigent- lichen Faehgenossen des Autors auf Widerstand stoBen werden. Die Behand- hmg der ,,:FuBkrankheiten" nimmt heute einen so breiten Raum ein, dab sowohl dem Facharzte wie dem praktisehen Arzte ein Bueh ~fillkommen sein wird, das sigh unter Beriieksiehtigung einer ausgedehnten Literatur mit der wahr- seheinliehen :Entwieklungsgesehiehte, d. i. der Umformung des 3Iense.henfuges im Laufe der Zeiten und mit seinem heutigen arehitektonisehen Aufbau be- sehi~ftigt. Ein genaueres Studium dieses Buehes ~qrd jedem Arzte, der si('h mit dem Gebiete der :FuBdeformit~,ten befal3t, yon ~ol3em Nutzea sein!

F,s ist bekannt, dab beim FStus und beim Kinde der ersten Lebensmonate eine deutliehe Supinationsstellung der Fiil3e bei mehr oder minder starker l~eugestellung in den t taft- und Kniegelenken vorherrseht. K l a a t s e h (2), dora sieh W e i d e n r e i c h (l) ansehliel3t,, hat in dieser Stelhmg einen Beweis fiir die urspriingliehe Kletterfugnatur des .~Iensehenfufies erbliekt, F i e k (3) hat sic im Gegens~tz zu dieser Ansehauung nur mit den gaumver- h~Itnissen im Uterus in ursiteh- lichem Zusammenhang gebracht. Auf Grund seiner eigenen Studien kommt W e i d e n r e i e h zu dem Ergebnis, ,,da(~ die S t c l l u n g der u n t e r e n E x t r e m i t ' : t t u n d de sFu l3e s , die cler m e n s c h l i c h e F S t u s u n d n o e h das K i n d in den erst, en L e b e n s m o n a t e n ze igen , d u r e h -

Abb. 1 t).

aus dig g l e i e h e i s t wie die R o c k - u n d K l e t t e r s t e l l u n g de r P r i m a t . e n u n d d a b s i t wie d iese in c h a r a k t e r i s t i s c h e n m o r p h o l o g i s e h e n u n d p h y s i o l o g i s e h e n B e s o n d e r h e i t e n de r a k t i v e n u n d p a s s i v e n Be- wegungso rg :~ne de r u n t e r e n E x g r e m i t ~ t z u m A u s d r u e k k o m m t . "

Ihrer Ansehauliehkeit wegen geben wir hier aus dem Weidenreiehsehen IVerke die yon T o p i n a r d iibernommene Abb. 1 wieder. Abb. l b zei~ deut,lieh (tie Sehrggstellung der Tibia und .der :Fibula, bei horizontalem Verlauf der Talusgelenkfi:aehe. Das Tuber ealeanei weist eine auffallend sehrage Riehtung auf, der Winkel mit der ttorizontalen l:etrii~, ungefiihr 1350! In Abb. l a isg eine leiehte Supin~tionsstellung ebenfalls noeh erkennbar, der Winl/el, den die Aehse des Tuber ealeanei mit der I-IorizontMen hat, fibersehreitet noch bei weitem einen Reehten.

Entspreehend der Ful~supinationsstelhmg des F6tus und der Sguglinge, entspreehend dem in Supinationsstellung Iixierten Ful3skelett, miil]te der Xormalgang der 3Iensehen ganz allgemein mit leieht supinierten Fiigen, also in geringer Varusstellung, erfolgen. Tats~ehlieh ist dies dram aueh (tie Gangart maneher Naturv6lker (Indianer, Neger usw.). Der Kulturmenseh dagegen hat. ausgesproehene Neigung, in mehr oder minder starker Pron~tionsstelhmg der Ffit]e einherzugehen. W e i d e n r e i e h gibt hie~'zu Iolgende Erklti.rung, die gleieh- zeitig in zusammengedr'~ngter Form das Ergebnis seiner Ausfiihrnngen darstellg:

') ibb. 1 ~= .kbb. 13 '~usTopinard: ~ .~Ienschenfufl, bundc Afferdug. b richtig, c falsch orientiert.

420 August Weinert:

, , D e r M e n s e h e n f n ~ is~ t i n z u m S t a n d f u B u m g e b a u t e r K l e t t e r f u g m i t de r T e n d e n z zur L a u f f u l 3 e n t w i c k l u n g . Die urspriingliehe supinatorisehe Stellung ist im Skelett [ixiert, u n d d e r g a n z e FuB d u r e h d ie S t r e c k - u n d A d d u k t i o n s s t e l l u n g de r u n t e r e n E x t r e m i t . g t a n d d ie d a d u r e h b e d i n g t e s t g r k e r e Belastun~,~ des m e d i a l e n F u f ~ g e b i e t e s in die P r o n a . t i o n g e d r g n g t w o r d e n .

80 liegt im Hinbliek auf die Versuehe einer orthogenetisehen t~rklgrung pathologiseher Erseheinungen die Frage nahe, o b d i e se i m Fu B e r k e n n b a r e E n t w i e k l u n g s r i e h t u n g in e i n e r ge s t - e ige rgen N e i g u n g zu r P l a ~ t f u B - b i l d u n g z n m A u s d r u e k k o m m t . Ieh glaube, d a b d i e s e F r a g e b e j a h t w e r d e n mul~. A b e r d i e B e f f i r e h t u n g d e r H e r a u s b i l d u n g e i n e r p l a t t - f f i g i g e n 3 { e n s c h e n s p e z i e s a ls E n d r e s u l t a t i s t u n b e g r t i n d e t . Denn der ganze Prozeg des FuBumbaues zeigt, dab Hand in Hand damit and offenbar aus den gleichen Ursachen heraus eine Verkfirzung und Versehmiilerung des Ful3es geht and dab der ganze BSnder-, Muskel- und Faszienapparat in steigendem 3[age in den Dienst der plantaren Fugverklammerung gestellt wird. Deren Haupt~mfgabe ist, es aher gerade, dem Horizontalsehub und damit der Abplat tung and der Verflaehung des l_,~uBgew6lbes entgegenzuwirken."

Gerade diese letzten Darlegungen des Autors sind fiberaus heaehtens- wert. Wenn wir also aueh seiner Meinung naeh nieht nfit einer ,,plattfiif3igen 5Ienschenspezies" an sieh zu reehnen brauchen, so haben ~ir es doeh im tag- lichen Leken and in der Pra,'ds mit einer reeht groBen Zahl ,,plattfiil3iger Einzel- individuen" and ihren Besehwerden zu tun. Und wenn die meisten dieser 3[ensehen eigentlieh yon Haus aus normal, d. h. leieht supiniert stehende Fiil3e mitgebraeht haben, so mug eben eine-Menge yon Seh:,tdliehkeiten in irgend- einem Lebensabsehnitt oder gar wiihrend des ganzen Lebens auf die Fiige ein- wirken. Der yon We i den r e i eh n:~her gekennzeiehneten Entwiekhmgsriehtung, in der sieh der 3[ensehenfnf~ befindet, kann unm6glich ein gr6Berer Anteil an der I.rrsaehe der genannten FuBdeformierungen (Platt.fuB, KniekfuB, Kniek- piat.ffug) zugeschrieben werden.

Von Jugend auf ist uns allen der Gang mit ausw:a.rts gedrehten FuBspitzen - - der sogenannte ,,nmnierliehe Gang", wie ihn ein neuerer Autor bezeichnet -- a.nerzogen worden. MTit parallel geriehteten FiiBen c~ter gar mit einwgrts ge- wendeten Fugspitzen einherzugehen, gilt far unsehSn und mmormal . In der 8chule, t-eim Turnunterrieht und wi~hrend der militiirisehen Ausbildung ist uns diese Ansieht ungezhhlte 3Iale eingeprggt worden. Und doeh ist die erst- genannte Gangart flit den heutigen Kultnrmensehen durchaus nicht die zweek- m~i3igste.

,,Naeh unserer heutigen Auffassung" - - so sagt I - I f ibseher (5) -- ,,ent- steht der KnickfuB und der aus ibm hervorgehende PlattfuB zu einer Zeit, zu weleher der junge 5'[enseh versueht, aus einem krabl:elnden Vierfiil31er sieh zu erheben, um aufreeht mit erst gngstliehen, dann stolzen Mienen seine Steh- und Gehkfinste zu vollfiihren. Sehen wir uns seine Versuehe an, so s trampelt und s tampf t er mit auswgrts gekehrten Ful3spitzen davon, breitspurig, um hei seinem labilen Gleiehge~%ht eine grSflere Unterstiitzungsflitehe zu gewinnen. Bei diesem AuswS~rtsgehen kommt nun der FuB n o t g e d r u n gen in eine K n i ek- f u l ~ s t e l l u n g ; denn jedes Ausw~trtsdrehen der FuBspitze ist nomnalerweise

Die Verhtitung des KnickfuBes und des Knickplattfuges usw.. 421

sehon mit, einer F l e b n n g des ~u Boron und mit einer S e n k u n g des i n n e r e n F u B r a n d e s verbunden. Is t nun das 5Iensehenldnd fiir seine noeh knorpe- ligen FiiBehen zu sehwer, ist es dureh falsehe Nahrung tiberfiittert, odor sind seine FuBgelenke dutch (lie ungemein verbreitete englische Krankhei t sehwaeh und schlaff, so holt es sich in der Zeit nach dem langersehnten ersten Sehritt seine K n i e k f t i g e " .

Wenn nun einmal erst eine Neigung zum Kniekfug vorhanden ist, no wird in vielen ~'~llen die verSnderte Belast.ung im Verein mit unzweekmSBigem Sehuhwerk ein ununterbroehenes Waehsen dec Abkniekung herbeifiihren. aus dem KniekfuB entwiekelt sieh sehlieglieh dec Kniek-Plattful3, der Pes w~lgo-planus, wie man ihn folgeriehtig zu bezeiehnen hiitte. Bereits unter den Sehulkindern sind FuBdeformit~tten ungemein h~ufig. E w a l d (6) stellte 1910 bei 600 Kindern 60n/0 Kniekftige und 331./3~ PlattfiiBe fest. Die Erhebungen dec letzten Jahre diirften wahrseheinlieh noeh hShere Zahlen ergeben. Kriegs- ernShrung, zu sehwere, unelastisehe Ful3bekleidung (Kolzsohle bei Stoff- oder gar Papierstoff.obersehuh!), yon 51teren Personen iibernommenes, den kind- lichen FiiBen keineswegs entspreehendes Sehuhwerk haben in nieht zu unter- sehatzendem MaBe an dieser Vermehrung Sehuld. B l e n e k e hat in Sonder- turnkursen, die in Magdeburg far Kinder mit I-[altungsanomalien eingeriehtet sind, Tausende yon Kindern (3[ihlehen) aueh auf ihre FiiBe untersueht. Er land bei etwa900/0 e ine m e h r o d e r w e n i g e r s t a r k ~ u s g e p r a . g t e V a l g i t S t l ) .

Bei dec herangewachsenen ,lugend lind bei den Angeh6rigen sp~tterer Lebensalter sind die Fugverh,tltnisse keineswegs viel giinstiger; hei den Emt- star dec Deformierungen sind h:,iufig die Besehwerden nut geringer, (lie absolute Zahl der verkriippelten oder umgestalteten FiiBe ist deswegen dureh- aus nieht niedriger. Der aufmorksame Beobaehter wird mit ]:~rstaunen bemerken miissen, welch grebe Zahl seiner ~Iitmensehen bei dec Ausiibung ihres Berufes und aueh auBerhalb des Berufslebens mit umkniekenden Sehuhen und Fiigen anzutreffen ist. OftmMs wird er kaum beg'reifen k6nnen, x~ie beispielsweise ein junges ~l~,tdehen viele Stunden ununterbroehen auf den Beinen sein kann, wenn bei ~edem N'hritt (lie Abs~itze fast vollkommen naeh aul~en umknicken, wobei dann die inneren Fugr~nder medialw~rts abgehebelt lind sehlieBlieh f6rmlieh nach unten, 'bodenwSrts gestaueht werden.

:Die w)rstehenden :Darlegungen dtirften erkennen lassen, dab man in der Pronat, ions- oder Val~lsstellung des FuBes xvenigstens fiir den Kultur- mensehen (lie normale und zweekm:,iBigste Fugstellung nieht ersehen kann. Nine iiberm~gige Supinations- odor Varusstellung wiirde andererseits die Klump- und HohlfuBentwiekhmg begiinstigent I_st, nun die Ansieht H t i b s e h e r s riehtig, dab allein sehon die AuBenrotation zu einer Pronation des gesamten FuBes AnlaB ~bt., so ist zun~iehst einmal eine ]~nderung der FuBriehtung beim Auf- tr i t t zu forderu. Bekanntlieh reden bereits seit 15ngerer Zeit Orthop:,iden und andere ,'a,_rzte, die sieh n:,i~her mit dem Goblet der Fugkrankhei ten befagt haben, dem Gang mit parallel odor fast parallel geriehteten FiiBen das Weft . Ihrem EinfluB ist es zuzusehreiben, daB in einzelnen Armeen erfolgreiehe Versuehe mit dem Parallelgang gemaeht wurden. ])as Ergebnis diirfte mit an Sieherheit

~) Pers6nliche Mitteilung Blenckes.

422 August Weinerl~:

grenzender Wahrseheinliehkeit in einem Geringerwerden der t wpisehen Ful~- krankheiten, in einer ErhShung der 5'[arsehleistung der Gesamttruppe zu suehen sein.

Es w~i.re aber verfehlt, diese Gangart nun f/Jr alle ~[ensehen oder .~[ensehen- rassen a`ls die riehtige und nonnale bezeiehnen zu wollen. Die einsehlttgigen Forsehungen (H. V i r ehow) ha`ben dargeta`n, dab die Naturv6lker teils mlt parallel gerichteten Ffillen, tells mit a`usw'grts gewandten Fugspitzen einher- gehen. Die Stellung der FiiBe hitngt eben in erster Linie yon ihren besonderen Aufgaben ab. ])er Springer muB mit auswg~s geriehteten Ful3spitzen auf- springen, um da`nn dureh eine Kniebeug e die Wneht des Anpralls absehwg*:hen zu k6nnen, l)er Lgufer wfirde keine HSchstleistungen erzielen - - und der Naturmenseh muB oftmals solehe erreiehen, wenn er sein Wild erja`gen will --, wollte er mit sehr stark einwgrts rotierten Fugspitzen oder gar mit den Fersen auftreten! Vor allen Dingen spielt aber der Boden, auf dem sich der einzelne }Ienseh oder ganze Mensehenrassen fortbewegen, fiir das Aufsetzen des Fuge.~, seine Abwieklung und seine Tri t tspur eine bedeutende Nolle. Der 5Dnseh, der auf Naturboden, also auf einer meist nachgiebigen und federnden Unter- late (S~nd. Wiese, Steppe, Sehnee usw.) auftritt , kann im ,~llgemeinen seinem FuB wohl mehr zumuten als derjenige, der sein ga`nzes Leben in den Stiidten auf ha`rtem, in keiner Weise naehgiebigen Kunstboden sehreiten mul l Der Vergleich mit den ,,pfl~stermfiden Pferden". die sieh auf dent Pilaster (tie Hufe breit- oder durehgesehlagen haben, dfirfte hier nieht nnangebraeht sein. Solehe Tiere sind als Aekerpferde manchma.1 noeh fiber ,lahre hinaus leistungsfghig. Beim Grol~stadtmensehen wird ja` sozusagen der Ful3 wie ein I-Iammer auf- gesehlagen; da` das Steinpfla`ster nieht eine Spur ausweicht, wird das Fu l l gew61be bei jedem Sehritt ganz unverhgltnismiil~ig s tark belastet, es mul3 im Laufe der Zeit ,,durehgedrfiekt" werden. Is t der Auftri t t dann obendrein nieht v611ig gleiehm:af~ig, so gergt der Ftfl~, zumal wenn er mit unzulitnglichem Sehuh- werk (Valgussehuhwerk) bekleidet ist, in C, efa`hr , ,umzuschlagen" oder ,,um- zuknieken". Tatsgchlich ist denn aueh die Fort.bewegung vieler St~dt.bewohner mit einer ununterbrochenen Kette yon ,.Ful3abkniekungen" verbunden, die Leute scheincn stgn(lig balanzieren zu mfissen, am nieht a`us dem Oleichgewieht zu geraten !

A u g e n b l i e k l i e h g n d e r t s ieh das B i ld , w e n n de r K u l t . u r m e n s c h s i ch des G a n g e s mit. fa`st p a r a l l e l g e r i e h t e t e n Fiif~en b e d i e n t und - - w e n n er das dieser f iangart entsproehende S c h u h w e r k triigt - - . A u c h die gul3ere Ful3httlfte ~-ird jetzt gem:al~ ihrer Ba`uart belastet, das L~ngsgew61be der Ful~- innenseite erh6ht sieh ganz automatisch, eine deutlich erkennbare Supinations- oder Varusbewegung wird im ga`nzen Ful~skelett hervorgerufen. I)er seitliehe Fortsatz tics Fersenbeinh6ekers (Prec. l~t. tub. cale.) n immt jetzt ebenfa`lls am Auftl i t t tell, ein Vorga`ng. der bei der aUgemein iibliehen Auftrittsweise mi t a`ul~enrotierten und pronierten FuB, fa`st unm6glich ist. Und doeh hatte ihn ein soleh erfahrener Praktiker, wie ihn F r a n k e (17) darstellt, sehon in seinem Buche ,,Die Sehuhmaeherei:' 18&5 als r ich t~ erkannt! Die normalen Auftrittsstellen der Fut3sohle sind in den beiden unteren Fort~gtzen des Fersen- beinh6ekers und im Groin.n- und Kleinzehenballen zu suchen. 14ier miissen sieh die Ful~sohlermchwielen befinden, ihnen, nicht entspreehend etwa` den den

Die Verhiitung des Kniekful~es and des Kniekplattful3es usw. 403

Mctatarsenk6pfchen II und III, mfissen die Sclmhsohlen abgeniitzt werden! Der FuI3auftritt hat im Zweitakt und nicht, wie oben bereits erwShnt, .ira Drei- t ak t zu erfolgen ! B r i in in g (18) hat in ether ueuen Arbeit die Hoffasche Theorie vom Ful3gewSlbe wetter au.cgebaut, cr konntc an sporttreibenden Studenten nachweisen, dab diejenigen die leistungsf~higsten Fiil3e besai3en, die unter 3[etatarsenk6pfehcn I u n d V Schwielen zeigtcn. Diese ,,neue" Stellung ent- spricht aber am ehesten der Besehreibung, die eine gr613erc Reihe yon Autoren, auch W( i d e n r e i c h , sowohl yore normalen KinderfuI3 als auch vom wohl- geformten, also noch nicht deformierten Fu[3 des Erwachscnen gegeben hat. Sic ist besonders gut zu erkennen in einem wertvollen Pr~parat des Berliner anatonfischen Instituts. Es handelt sich um das klassiseh schSn zu ncnnende Ful3skelet.t einer Achtzehnjt~hrigen, das H. V i r c h o w naeh seiner besonderen ~[ethode ,,in Form" aufgestellt hat. Die Supinationsstellung ist deutlieh aus- g c p r ~ , die Achse des hinteren FersenbeinhSckers verlSuft schriLg yon aul3en oben na~'h innen unten. Derartige Pr'~,parate sind ~ul3erst seltcn und mfissen kS sein, da dem Anatomen nur verh~iltnisma{3ig wcnige nieht deformierte Ftil~e zu Gesieht kommen. Die It. Virehowsche Sammlung, die dic versehiedensten Skeletteile -- normale and pathologisch verSnderte -- entsprechend der An- ordnung im lebenden K6rper aufgestellt, enthMt, dtirfte wohl einzig in ihrer Art sein. Sie ist viel zu wenig bekannt, was um so mehr zu bedauern ist, als sic die geeignete Gnmdlage fiir weitere theoretische Forsehungen und ftir die Therapie yon KnochendeformitSten abgeben kSnnte. Gerade ein Vergleieh des eben erw~hnten, vSllig normalen Ful3skeletts mit ebenfalls vorhandenen pathologisehen ,,Plattful3skeletten" zeigt, wie sehr jene Autoren Recht haben, die in dieser Deformitgt nieht eine Senkung der Ful~w~lrzelknochen allein, sondern vornehmlich eine Abknickung, eine Drehung und Abhebelung der beteiligten Knochen erblicken.

Noch ein weiterer Punkt mu[3 zugunsten der Gangart mit fast parallel gerichteten Ffil3en angefiihrt werden. Wieder ist kS I-I. V i r c h o w , der in seinen langj~,hrigen Forschungen auf ihn ~ufmerksam gemacht hat. Man betraehte einm~l die gesamten Knochen einer unteren ExtremitSt und vcrgleiehe dabei die Richtung der Achsen bet den I-[auptgelenken. Beim normal gebSebenen oder aber nicht starker miBgestalteten Skelett stehen die t tauptachsen des Kniegelenkes und des Ful3gelenkes (Art. talo-tib.) parallel oder fast.parallel zueinander in nahezu frontaler Riehtung. Diese Para]lelit:,tt ist beim lange bestehenden hoch~adigen Knickplattful3 gar nieht so selten gesehwunden, es ist zu ether ,,Drehung der Gelenkfltiehen" gekommen, so dal~ sieh die Aehsen in ihrer Verlttngerung schneiden ~ i rden .

Die Kenntnis ist Allgemeingut der .h]a.zte geworden, dab man den Plattful~ nur durch solche Einlagen wirksam bek~mpfen kann, die den einzelnen Fiil~en angepaBt, d. h. die nach einem sachgemal~ vorgenommenen Gipsabdruck an- gcfertigt worden sind. Die im ~s senbe t r i eb hergestellten Einlagen kSnnen unmSglich den individuell verschiedenen Anforderungen geniigen; auch die geschickteste Reklame wird diese Tatsaehe nicht aus der Welt schaffen.

Kann nun eine gut gebaute Einlage die Beschwerden il~sbesondere benn echten PlattfuB vSUig zum Schwinden bringen, so ist die Korrektur des Knick- fuf~es oder des Knickplattful3es sehr viel schwieriger zu gestalten. Mit der

424 August Weinert:

Einlage allein kann man bei diesen Deformierungen oftmals nieht zum Ziele gelangen, da sic die Pronations- oder Valgusstellung nieht in geniigendem Marie beriicksiehtigt.. Bekanntlieh sm:hr man dann (lie Iu der Einlr~ge dutch Erh6hung des inneren Absatzrandes oder dureh keilf6rmige Gestaltung der Brandsohle oder durch eine sogenannte lange Kappe zu unterstiitzen. Allein, trotz Anwendung dieser versehiedenen 5Iittel wird bei gar nieht so wenigen Fullkranken die Korrektur der VMgusstellung nieht erreieht. Diese Leute suchen nach und naeh die versehiedensten _~rzte und Sehuhm~eher auf; ale besitzen oftmMs sogar einige Paar ,,orthop3discher Schuhe". die ihnen aber die Be, schwerden beim Gehen nicht neimlen. Fiir Theoretiker und Prakt iker hedeutet es ,t~nn wm~ig Anerkennung, wenn sieh solche M:enschen sehlieBlich noeh am wohlsten in ihrem gltesten, ausgetretenen Schuhwerk fiihlen, dessen Absatz auf einer geite fast bis zum v611igen Sehwund abgelaufen ist.

Es erseheint selbstverstg~utlieh, dall der Arzt. der sich mit tier Behand- lung yon ,,kranken Fiil~en" und ,,FuBdeformit~itew ~ befaBt, mit der praktischen Anfertigung des Schuhwerkes. das er im Einzelfalle fiir notwendig erachtet, vertraut sei. Theoretisehe l~rbevlegungen allein k6nneu ihn nieht erkennen lassen, wo .,den Patienten der Sehuh drtiekt". ,N-ur dauerndes H:and-in-~and- arbeiten mit einem erfahrenen und fortbildungsfghigen Schuhmaeher kann hier 5[gngel besettigen oder verhtiten, die sich seit lal~gem e[ngesehliehen haben und die bisher mit in Kauf genommen werden muBten, well man es eben nieht besser wuBte.

Der Arzt sieht in e r s t e r L in i e die k r a n k e n Ft'tlle seiner Patienten und sp~it.er die fertigen Schuhe. die ~ wie er glaubt -- naeh seinen Angaben angemessen und in der Einzelamsfiihnmg angefertig-t wurden. In dieser Reihen- folge klafft eine weite Liicke: De r L e i s t e n , m i t d e s s e n H i l f e d e r S c h u h - r e a c h e r d e n , , o r thop : , t d i schen" S e h u h h e r s t e l l t , w i r d v o m A r z t so g u t wie hie beguta , eht, et. W'are die.~ g e s c h e h e n u n d wSren die F o r s c h u n g e n der v e r g l e i e k e n d e n A n a t . o m e u . d ie d e n l e i c h t s u p i - n i e r t e n Fu f~ a ls den N o r m a l f u f~ b e z e i c h n e n , zu ~ l l g e m e i n e r e r K e n n t - his g e l a n g t , so hS, t~e au f die T a t s a c t ~ e s c h o u s e i t l a n g e r Z e i t h i n - g e w i e s e n w e r d e n m0.ssen, d a b die i m 3 [assenhe l~r i eb v e r f e r t i g t e n . yon S c h u h f a b r i k e n und S c h u } l m a c h e r n t a g a u s , t a g e i n b e n u ~ z t e u L e i s t e n u u s g e s p r o c h e n e V a l g u s l e i s t e u s i nd ! Unter Benutzung solchcr V a l g u s l e i s t e n z u s t a n d e g e k o m m e n c S c h u h e k6nnen abet notwendiger- weise nur V M g u s s c h u h e soin. D e r FuB muB al.~o s e l b s t in V a l g u s - s t e l l u n g g e b r a c h t w e r d e n , wenn iIam d a s S c h u h w e r k p a s s e n so i l !

Schon einm~l haben wir [n dieser Abh~ndhmg die Vfforte H i i b s c h e r s angefiihrt, deucn zufotge ein Auswgrtsdrehen der FuBspitzen ganz yon selbst cine Pmnationsbewegung der Fiille bedingt. Wir verweisen aueh noehmals auf die w6rtlieh zitierten D~rlegungen ~ V e i d e n r e i c h s im Anfang der Arbeit. Es ist offensiehtlich, dab sich mit zunehmender Belastung und beim Auft.ritt auf ebenem harten Kunstboden diese Pronations- oder Valgusstellnng noch vergr611ern mull. Der altgemein gebriiuchliche Leisten Mm~t nun t.atsgchlich diese pronierte Fufiform hath, er hglt eine einzige und dazu noch eine unnatiir- hehe Phase des Gehaktes, eine unphysiologische Stellung des FuBes lest. Der nach solchem Leisten verfertigte Sehuh zwin~ aber dem Full diese Stellung

Die Verhiitung des Knicldulles und des Kniekp]attfuBes usw. 425

yore Beginn bis zur Beendigung des Geimktes auf, auch der withrend der Schwebezeit. unbelastete Full ist an dem ~bergang in (lie Varusstellung (Supi- nation) behindert. Der eigentliche Auftritt., das Abwickeh~ der Sohle mull unter alien Umst:,inden in Valgusstelhmg geschehen.

Immer wieder ist nun hetont worden, dalt viele Nalurv61kcr in Supi- nationsstellung der Ffille einhersehreiten. Der sogenannte Pla ttfull der Neger ist keineswegs immer ein ,,eehter" Plattful3; lediglieh infolge stgrkeren Fett- reichtums der Sohlenhaut ist der ]~ul~abdruck im Bereiehe des Gew61bes breiter, dieses selbst kann durehaus einen wohlgeformten Bogen besitzen. Aber auch der Kulturmensch, dessen Fiil~e durch den geringeren Gebraueh. durch die ebenen barton KunststraI.~en. durch unzweckmSl~iges Schuhwerk deformiert sind, kann am naekten unbelasteten, d. h. in der Sehwebe befindlichen Ful3 m)eh cine deutliehe Supinationsstetlung (Varussteilung) erkennen lassen. ~[an braucht sieh nur der ,~,Iiihe zu unterziehen und barfuglaufende ~-lensehen zu beobachten. Bei Kindern im ersven Dezennium kann man iiberdies gar nicht so selten ein Einwbirtsdrehen der }'uBspitzen am belasteten nackten FuS fest- stellen. Erst beim Auftritt nfit ausw~rts gerichteten Fugspitzen und insonder- heit bei Vcrwendnng yon Valgussehuhwerk wird -- wie ja sehon mehrfaeh erwghnt - - der Varusful~ in den ValgusfuB hiniibergehehelt. Aus der natur- gem~il~en Varusform des hinteren und mitt.leren Ful~abschnittes, einer :Form, (lie auch im g6ntgenbilde bei geeigneter Aufnahmeteehnik siehtbar ist (vgl. z. B. Abb. 79 Kalkaneus bei L i l i e n f e l d (10), Abb. 9b dieser Arboit) entsteht gezwungenermal3en die unnatiirliehe und schSdlicho Valgusstellung.

Aus den bisherigen ErSrterungen diirfte mit Sicherheit hervorgehen, dal~ man den Fug vor einem Abknieken im Va~ussinne nur dann schiitzen kann, wenn man ibm die M6gliehkeit gibt, in seiner ursprfingIichsten StelIung, der Supinations- odor Varusstellung odor zum mindesten in gerader Stellung auf- zutreten. ])as kann aber nut erreieht werden, wenn die gebr~iuehliehen unnatfir- lichen Valgusleksten den naturgemSl~en geraden odor sogar Varusleisten Platz machen. O h n e n a t u r g e m ~ B e L e i s t e n k e i u e n a t u r g e m g l 3 e n S e h u h e , o h n e d i e s e keil l S e h w i n d e n de r v e r b r e i t e t s t e n F u B d e f o r m i t g t e n [

In diesen Worten liegt die giehtlinie fiir jede zukiinftige rationelle Be- handlung ful3kranker Mensehen. Mle anderen Mittel, und ihre Zahl ist nieht klein, k6nnen wohl unterstiitzend wirken, die grundlegende Bedeuttmg, wie vie den Leisten zuzuspreehen ist., kommt ihnen nieht zu und kann ihnen nieht zukommen. Die Erh6hung den inneren Absatzrandes, die keilf6rmige Gestaltung der Bramisohle, die sogenanute lange Kappe, wetehen Nutzen sollen sie stiffen, wenn zugmterletzt der hintere und mittlere Abschnitt des Ful3es, insbesondere aueh der Fersenteil, in eine Valgussehuhform gezwgngt wird!

I s e l i n ( l l ) (Basel) hat dies gleiehfalls eingesehen. Soviel wit dariiber zu urteilen verm6gen, ist e r d e r erste grztliehe Autor, der in einer Faehzeit- sehrift bewuBt vom Valgus- und Varusleisten, von Val~mas- und Varussehuhen sprieht. ~Vir brauehen diese Ausdrueksformen seit 15mgerer Zeit unabhgngig van I s e l in , wie denn ja aueh die Patentierung des Varusleistens (Patent. 288 914, Sehuhmaehermeister S i e b e r t , Magdeburg) bereits in das Jahr 1914 fi~llt. I s e l i n hat nun zuerst einmal - - fuBend auf den bekannten Hiibsehersehen Arbeiten -- einen KniekfnBmesser konstruiert, mit dessert Hilfe die jeweilige

426 August Weinert :

Abknickung eines FuBes genau best immt werden soil. Entsprechend dem ge- fundenen Abkniekungswinkel wird nun (lie keilf6rmige Brandsohle wrfert igt , die in den Schuh eingebaut ~4rd. Etwas wesentlieh Neues liegt in diesem Ver- fahren nieht. Is el in hat nun abet aueh vine Korrektur an dem bisher gebr~uch-

Abb. 2.} Pa~riger Knictdul3-MelMpp~rat (Modell Schaerer).!

lichen Leisten vorgenommen. Seiner 5feinung nach ist an diesen der ~ul]ere FuBrand zu s tark ausgeh6hlt. Der Leisten t~uscht hier gleichsam das Be- stehen eines Gew61bes vor, wi~h- rend doch der menschliche Full an der AuBenseite eine fast eben verlaufende Fl~che darstellt und das Hauptl~tngsgew61be (im Gegensatz zum Quergew6[be) die

Innenseite einnimmt. Em I-Ioehdrficken des '~uBeren Ful]rai~des, insonderheit (ter Tuberositas V, muB abet notwendigerweise cine Pronationsbewegung des Fuges zur Folge haben. Diese D~rlegungen [ s e l i n s sind zweifelsohne beachtens- weft (~ie sind bereits yon F r a n k e angedeutet), aus ihnen kann ebenfalls

wieder abgeleitet werden, dal] der gebr~uchhehe ~ t~ dem in Aul]enrotation stehenden, Valgusleisten

voUhelasteten Fug nachgebihtet ist, bei dem - - vgl. die bereits versehiedentlieh erwg, hntert Worte H i i b s e h e r s - - der s FaBrand

kon'igierten Leisten I s e l i n s ist der AuBenrand horizontal verlaufend, so dab die Tuberositas V

\ ~ I unbehh~derter an der AbwieMung der SoMe teil- nehmen kann. Dal~ I s e l i n fiber besonders angefertigten Varusleisten Varusschuhe her- gestellt und mit diescn den ValgusfuB bek~mpft hS, tte, ist aus seiner Ver6ifentliehung nieht er- siehtlieh.

Mf inch (12) hat dutch ehmn Fersenbein- a b halter, der in jeden Sehuh eingebaut werden

Abb. 3~. Apparat. zeschlossen, kann, der Valgusstetlung der Ferse entgegen- Full unkorrigiert: Die Fersenmitte arbeiten wollen. Eine sinnreiche, dureh l~eiehs- liogt naeh~ugen vomLotpunkt der patent gesehfitzte Erfindung, deren praktisehe

Sprunggelenkmitte. Abb. 3b. Apparat ~e6ffnet. Auf- Ausnutzung aber im t~tghehen Gebrauch zum richten des Kniekfllfles. Kontrolle mindesten zeitraubend sein diirfte. Sie bietet

durch Lot.ung. zwar den lficht zu unterseh-atzenden Vorteil der individuellen Anpassung, da der I tMter dem

KniekIuggraxle entspreehend eingestellt werdea kann, abet wie soil m~n sich den praktisehen Nutzen eines solchen Fersenbeinhalters vorstellen, wenn er seMieBlieh in einem Valgmssehuh Verwendung finder[ Diese Bedenken mfissen

Abb. 2---6 entstammen der Arbeit yon Ise l in : ,,Zur Me,~sung und Behandlung des Kuicklu/3es". N'hweiz. reed. Wc<.henschr. Nr. 5. 1920.

Die Verhtitung des Kniekfufies und des Kaickplattful]es usw. 427

wir auch den versehiedenen SpeziMeinlagen entgegenbringen. Zum Beispiel den ,,federnden" ]~inlagen yon P~omich (13) oder denen yon 3[i21ter (14)~ gleich- fMls den ,,aktiven'" Einlagen S p i t z y s (15). Dieser Autor befestigt im Schuh

Abb. 4. Auf3enseite des unkorrigierten Leistens mit hohem Bogen als Unterlage ftir die '~lberosit, as des Mittelful3klmehens V.

Abb. 5. Aul~cnseite des korrigierten Lei~tens ~ * mit flachem ]3ogen.

Abb. 6. Knickful3zchuh, Qt, ersclmitt in der Absatzgegend mit keilf6rmiger Brandsohle m d e r Fersenbeingegend. Die Abb. zeigt ferner, wie der Leistett in korrigierte Stelhmg

gedrSngt iat.

,,genau in der Stelle der WSlbung eine Glaskugel und l:,tl3t das Kind damit gehen". Das Kind mull nun, wenn es nicht unter dem Druelc der Kugel leiden will, eine Ausweiehbewegung machen, d. h. es mttl3 aktiv sein ~ uBgewolbe

/

o

Abb. 7a. Einlage mi~ unter- bauter Feder nach Miiller.

heben, ~womit ganz Yon selbst cine Supim~tions- hewegung verbunden ist, S p i t z y hat mittels dieser 3Iethode gute Erfolge erzielt, zumal er zuerst mit kleiImren Kugeln hegann, die er im Laufe der Zeit dutch gr6I~ere crsetzte, und auf diese ~Veise also ganz langsam (lie W61bung des Ful3es vergr61~erte. Neuer-

//

Abb. 7 h. Die Federkonstruk- t.ion yon der Riickseite.

~ - G l t ~ s k u g e l

Abb. 8. ,,:u Einla~e nach S pi tzy.

dings wird yon der Industrie eine Einlage in den Handel gebracht, auf deren medialer Seite ein mit Luft zu ffillendes Gummikissen den eingesunkenen ~u13 heben solll Auch die yon He erm,~nn (16) beschriebene Absatzform kann nut dann ihre voile Wirkung entfalten, wenn sie all einem Varusschuh angebracht ist. H e e r m ~ n n lhl~t bekanntlich den inneren erh6hten Absatzrand gerade,

428 A u g u s t W e i n e r t :

d. tl. senkrecht abfalIen, ein gutes 3Iittel, um der Ferse einen besseren Halt zu geben. Wir hahen in Anlehnung an die yon Bee ly vor li~ngeren Jahren an- gegebenen Sehuhe ebenfalls diese Form des Absatzes angewandt, aber - - und dies ist ja die Itauptsaehe -- am korrigierte,l Sehuh.

Aus der groBen Zahl der VorsehIiige zur Bekgmpfung des KnickfuBes oder des Kniek-Plattfuges haben wir nur einige wenige der neueren Literatur entnommen, um zu zeigen, dab immer noch naeh einem allen Ansprfichen ge- nfigenden Verfahren gesucht wird. Die verschiedenen bislang angegebenen Mittel und 31Jethoden hahen sieherlieh in vielen EinzelfS,11en Erfolg gehabt, sie kommen ja tmeh dem Kern der Saehe nahe, aber sic treffen ihn nieht[ Sie setzen z. B. beim Kni(:kflJB den korrigierenden Hebel an der S0hlenflgehe an

und berfieksichtigen das Fuggerfist selbst, vor allem das Fersenbein und die FuBwurzelknochen so gut wie gar nieht, sie vernaehli~ssigen aLso das Grundiibel, die Ursache der ganzen l)eformitM. Und well die ver- sehiedenen Formen yon sogenannten ,,Gesundheits- sehuhen" oder Schuhen in ,,Naturform" demselben Fehler verfal.le, n, well sie keineswegs imstande sind, einen FuB in seiner Naturform auftreten zu lassen, noeh ihn M~er aus einer VMgusform in eine Varusform iiherzufiihren, so verdienett ~ie die angegebenen Be- zeichmmgen nur mir mehr oder minder groBer ] ~ i n -

a b Abb. 9a. Knickfufl,~ckuh sehr~inkung. nach Dr. H. I)cr imlere ]~s mug immer wieder betont werden: D~s Heer erhOhte Absat.zrand f/~llt der ,,Ful3kranken'" vermehrt, sieh mit jedem Jahre um senkrecht ab. Die hintere ein Bedeutsames, trotzdem seit Kriegsende das ver- KaplYe de.-. (linken) Schuhes steht in de, ttlieher Valg, s- arbeitete Material sehr viel besser und widerstands-

~tellung. fithiger geworden ist. Unter unserer Schwesternsehaft Abb. 9b. Zm~t Vergleich! haben wir hgufiger 5o/0 und mehr bettl;tgerige ,,Full- Linker FuB im R6nt,zen- bild(scb.r/tgx~onobenItinten k r a n k e gez~thlt, die maneh,nal wochenlang v611ig aufgcnonnnen). Man e,'- arbeitsunfikhig waren[ Die Frage, wie die Gesamtzahl kennt deutli~'h die Varu,- der Ful]leidenden herabgesetzt werden kann, hat neben stelhmg der Fer~e. (Nach

Lilienfcld.) tier hygienisehen attch eine wiehtige volkswirtsehaft- liehe Bedeutung. Gelingt es, dureh zweekm~tBiges,

aueh im GroBbetrieb herstellbares Sehuhwerk diese iihergToBe Zahl zu ver- ringern, so kann viel Geld gespart, kann manehe Arbeitskraft giinstiger ausgenutzt werden, braucht eine grol3e Reihe erwachsener :~Ienschen ihren Beruf im spiiteren Leben nieht mehr aufgeben, mn unter meistens groBen ~.hwierigkeiten eine neue Erwerbsquelle zu suehen.

Im ersten Absehnitt dieser Abhandlung habea wir in gedrgngter Form gesehildert, welch grogen Einflug der Valgussehuh auf das Zustandekommen und (lie Fortent~deklung von FaBdeformithten, insonderheit des Kniekful3es und des Kniek-Plattful]es, hat und haben mug. Wit wollen nun im folgenden - - ebenfMls nur in kurzen Worten -- auf die besonderen ~Eigensehaften des gebrguehlichen Leistens eingehen, die trotz .~lwendung der versehiedene~t l-[ilfsnfittel ein einwandfreies Er~,ebms, die Unm6gHehkei~ des FuBabkniekens, verlfinderten. Die Fehler meinen wir, die dem tgglieh mit dem Leisten arbeitenden

Die Verhiitung des KnickfuBes und des Knickplattful3es usw. 429

Praktikcr, dem Sehuhmacher, mehr auffallen muBten als dem Arzte, die denu auch schlieglich dem Schuhmachermeister S i e b e r t , Magdeburg, Veranlassung gaben, den Valgusleisten in einen Varu.~leisten umzubauen. Diese Entwieklung vollzog sieh langsam und schrittweise; in langen Jahren konnte der werktii.tige Prakt iker erst aus der Art, wie die AbsS~tze schief gelaufen wurden, wie sich das Oberleder iiberdehnte und fiber (tie Sohle dringte, win die Entstehung yon Schwielen und Hiihneraugen zustande kam, lernen : d a 13 n i c h t die V a I g u s- a b l e n k u n g i m h i n t e r e n u n d m i t t l e r e n S e h n h a b s c h n i t , t , s o n d e r n im G e g e n t e i l dig V a r u s a b I e n k u n g a m e h e s t e n de r N a t . u r f u g f o r m e n t s p r e e h e n mi i s se l Also auf rein empirischem Wege kam er zu demselben Ergebnis wie die vergleiehenden Anatomen und Anthropologen auf Grund ihrer :Forschungen !

S i e b e r t siigte einige der gebriuchliehen alten Valgusleisten entsprechend der Lingsmit, telebene durch und konnte nun auf Querschnitten beweisen, (tab im F e r s e n - u n d F u l 3 w u r z e l a b s c h n i t t (Spann) die g rSBere L e i s t e n - m a s s e a n f d e r I n n e n s e i t e lag. Daraus ergab sich als notwendige Folge, dab in einem nach solchem Leisten angefer t i~en Sehuh aueh die g rSBere Masse d e r F u g w u r z e l k n o c h e n n a c h i n n e n getrieben werden muBte. Oder mit anderen Worten: D ie se K n o e h e n m a s s e mul~te n n t e r de r Oe- l e n k g a b e l d e r U n t e r s c h e n k e l k n o e h e n h i n w e g in e ine K n i c k s t e l l u n g gedr[Lngt o d e r , r i e h t i g e r g e s a g t , g e h e b e l t w e r d e n . Und dies war mn so leiehter m6glich, je st:,irker beim Auftritt der Full auBenrotiert, je weniger gut die Muskulatur geiibt (vor allen Dingen der Flexor halh, cis longus), je s t i rker der Bandapparat der Fuftwurzelknochen iiberdehnt und geloekert war. Sollte dies Abknicken veri~indert werden, so muBte im Schuhwerk eben (lie Masse der FuBwurzelknoehen m6glichst gleieim~Big yon der Lings-~Iittelfuf]ebene aus verteilt sein, was nut erreieht werden konnte, wenn der hintere und mittlere Abschnitt des Leistens und des Schuhes im Sinne einer Varusbewegung gedreht wurde. Die Drehung hatte sieh auf den Fersen- und den Fuflwurzelknochenteil zu erstrecken, wihrend der vordere Leistenabsehnitt an der Drebung unbeteiligt blieb. Ja, sehr bald stellte es sich sogar heraus, dab aneh der vordere Leisten- tail ganz leicht gedreht werden ,nuf~te, aber nun im umgekehrten Sinne (Valgus- Pronation). Ich hat, te Gelegenheit, an der Biersehen Klinik yon F r i n ke l her- gestellte, ausgezeichnete Platt.fuBeinlagen zu studieren. F r ~ n k e l hat auf den Momburgschen Erfahrungen weitergebaut., er brin~, also beim Gipsabdruek- nehmen den hinteren FuBabsehnitt in eine starke Van~sstellung, den vorderen dagegen in eine Valgusstellung. Er versucht also yon der Sohle her mit telbar z , erreiehen, was wir unmittelbar vermittels unseres Schuhes durch Angriff am Skelett selbst erzielen wollen. In der Kombinat ion heider Systeme -- wit wenden sin seit geraumer Zcit ebenso wie vor allen Dingen B l en cke an -- liegt in Zukunft die rationelle Behandlung des schweren, noah nicht fixierten Knick- pla t t fu~ 's! Bei den gebr~,uehlichen Leisten lag nimlich der GroBzehenballen sehon an und fiir sich zu hoch, ein Umstand, der in erster Linie fiir das Abgleiten des FuBes nach der Seite verantwortlich zu maehen war. Be- kanntlich schiebt der ~uBere FuBrand bei diesem Abgleit.en alas Oberleder vor sieh her, so dab es sehr bald die eigentliche Sohle um ein betr~ht l iches iiberragt. Die notwendige Folge des nun entstehenden Oberlederdruckes auf

A r c h l y ~iir o ~ o p K d i s c b e n n d UnfalI-C"hlrurg'ie. Bfl. ~KXI. -0.9

430 August Wein~rt:

die kleine Zehe ist das typische, so (it~eraus httufige Htihnerauge. Wird nun obendrein auch noch yon ,,kundiger" Hand die Sohle unter dem Kle.inzehen- ballen erh6ht, so muB unbedingt ein Darehdriieken der 5[ittelfullknochen- k6pfehen II , I I I , IV eintreten. Bei den landlSufigen Schuhen ist aber die innere Sohlenfl~iche in diesem Bereiche aueh noeh konkav gestaltet, well der gebriiuch- liche Leisten hier eine konvexe W61bung aufweist[ ]~r nimmt also auf die Quer- w61bung des FuBes iiberhaupt keine R/icksieht (A_rbeiten yon Lange ! ) , ein

besonders gtinstiger Umstand ftir das Durehsinken der Metatarsusk6pfehen, die Entstehung der Arthritis deformans und der langwierigen Metatarsalgien.

Der nach den angeffihrten Riehtlinien umgebaute Leisten mul3 nun befiihigt sein, dem nach ihm an- gefertigten Setmh eine Form zu verleihen, (tie ein Umknicken des hinteren und mittleren FuBabsehnittes, ein Abglei~n des vorderen unm6glieh maehte. Xaeh- dem er in der P r a ~ s gentigend erprobt war, wurde er zum Patent angemeldet und durch Deutsches Reichspatent Nr. 288 914 1914 patentiert. Der Patcnt- anspruch I gibt in aller Kfirze die Beschreibung des Leistens wieder:

,,Einb~lliger Leisten fiir Sehuhwerk, dadurch gekennzeichnet, dab dic Ful]wurzclmasse, besonders in ihrem unteren Teile, gleichmSBig zur L~ngsmittel- ehene des Leistens verteilt ist uml dab gleichzeitig der vordere TeiI des Leistens so gesta | tet ist, (tab die untere (GroBzehen)-Ballenkante und die gegenfiber- liegende kleine Zehenkante gleichweit yore Boden abstehen."

Dieser Leisten (gerader Leisten) wfirde einem geraden Fuji entspreehen, einem FuB, (lessen hinterer Abb. 10. Typischer ,,aus-

getretener" Schuh. Der und mittlerer Abschnitt v611ig gerade stfinde. Wir ~uBere FuBrand dr~ngt haben aber im vorhergehenden dargelegt, (lal] die (entsprechend dem Klein- nattirliche FuBstellung zum mindesten im hinteren zehenballen) das Oberleder fiber die Sob.le hinaus; der und mittleren Abschnitt eine ]eieht supinh~rte sei. innereKn6chelhatdasLeder Dementspreehend mtiBte auc.h der natfirliehe Leisten an der Innenseite ziemlich

stark ausgebuchtet! eine leiehte Ablenkung im Sinne (ler Supination auf- weisen. Leider gibt es solehe Normalfiil]e so gut wie

gar nieht, wir haben ja erw~thnt, einen welch grol3en Prozentsatz der Knickful] fiir sieh heansprucht. Es lag nun nahe, gerade die Valg-usfiiBe und die Platt- fiil]e naeh dem eben beschriebenen Leistenprinzip zu beki~mpfen, sie sozusagen dauernd dureh Varusschuhe zu redressieren, wie man es ~.rztheherseits voriiber- gehend mit Gipsverbanden zu erreichen gesucht hatte. Der hintere Leisten- abschnit t braucht ja nur eine stis Varusdrehung erfahren, wobei natur- gemiiB an der Innenseite des Leistens, abet nur entspreehend dem vorderen Absehnitt der Ferse und dem hinteren Teil des IAtngsgew61bes eine schiefe Ebene zu verwenden war. :Die Mittelebene des vorderen FuBabschnittes konnte senkreeht stehen bleiben, wtihrend die des hinteren -- entsprechend der

Die Verhiitung des KnickfuBes und des Knickplattful3es usw. 43i

Abknickung -- abweichen rouble, wobei die Gesamtebene demnaeh eine etwas gewundene Gestalt erhielt,, eine Form, der man eine geringe Ahnliehkeit mit dem KletterfuBe zuspreehen k6nnte! Patentansprueh I f lautete mithin:

,,Einbglliger Leisten fiir Sehuhwerk FuBkranker, insbesondere }[ensehen mit Platt-, Knick- und operierten KlumpffiBen, naeh Ansprueh I, dadureh gekelmzeiehnet, dal~ (lie ~[asse tier Fullwurzel und, falks erforderlieh, aueh des MittelfuBes so verteilt ist, (lab die Liingsmittelebene in diesem Teile naeh derjenigen t~iehtung verwunden ist. welehe den Kniekbestrebungen entgegen- gesetzt geriehtet ist. Dahei wird der Haeken so ausgebildet, dag seine Auftritts- flii, ehe senkreeht zur Mittelebene steht."

~Velche Bedeutung hat nun der neue Leisten fiir (tie Volksgesundheit und ffir die Volkswirtschaft~. Die Fragestellung klingt iiberheblieh, sie ist es aber ke.ineswegs. Zum mindesten fiir den Kulturmensehen muB man in (lem Gang mit leieht supiniertem Fug (Varus) den natfirliehen, fiir ihn zweek- mggigsten erblieken, den Gang mit proniertem FuB (VMgus) mu[3 man ver- werfen. Mannigfaehe Bestrebungen liefen darauf hinaus, den letztgenannten Gang zu verhindern. Abet (lie gebri%uehliehen Mittel setzten am falsehen Punkte an. Sie bemiihten sieh fast durehweg, die t~'uBdeformitiiten yon der Sohle aus, also yon der zustande gekommenen falsehen Atfftrit.tsflaehe her, zu beheben. sic vernaehl~issigten in mehr oder minder hohem Grade das am st~trksten an der s beteiligte FuBgeriist. Well e})en der Ful3 trotz ihrer An- wendung letzten Endes in eine naturwidrige Sehuhform eingezwgngt wurde, mul3ten sie so h~iufig versagen.

G e w g h r t d e m k i n d l i c h e n Fu[$e die 5 [6g l ichke i t . , in s e i n e r e i g e n t l i c h e n F o r m a u f z u t r e t . e n , g e b t i h m S e h u h w e r k , d~s n a e h I e i e h t s u p i n i e r t (varus ) s t e h e n d e n L e i s t e n a n g e f e r t i g t w u r d e und die 5 l a s se d e r k n i e k f u B - u n d p l a t t f u B k r a n k e n 5 I e n s e h e n wi rd in d e m s e l b e n V e r h h l t n i s a b n e h m e n , in d e m die Z a h l de r n a t i i r l i e h e n Seh u h f o r men z u n i m mt[ Die jahrelange Behandlung der Kinder mit. Kniek. fiil3en und Kniek-Plattftil]en wird in vielen Fallen iiberfliissig, viel Geld kann durch das rationelle Sehuhwerk ge~part w~.rden. Die bisher nut mangelhaft beldunpfbaren Schmerzen, unter denen oftmals die Umformung des an und ftir sieh normal stehenden l"ulles in den vollendeten Kniekfug einhergeht. werden fortfallen, die Serge wegen der ,,sehwaehen FfiI~e" des Kindes wi.rd viel- faeh unn6tig erseheinen. Erst dann werden dem wandernden jungen 5Iensehen- kinde die weehselnden Seh6nheiten der Natur zum reehten BewuBtsein kommen, wenn ibm seine F~ifte nieht bei jeder Anstrengung den Dienst versagen. Aber, und dies ist die Grundbedingung, sehon bei den ersten Sehritten des Kindes muB der tIebel angesetzt werden, ja gerade bei diesen, die naeh Ansieht eines soleh erfahrenen 5Ialmes, wie es H t ~ b s e h e r war, bereits die Neigung zur I~fiek- fugstellung aufweisen. Der Sehuh des Kindes mug zum mindesten der gerade oder besser der mgBig starke Varussehuh sein, und es kann teehniseh erm6g- lieht, werden, dab er es mit derselben Selbstverst3ndliehkeit wird, die bisher dem Valgussehuh vorbehaken war. Langsam, abet st~tig fortsehreitend mug dieser Umsehwung erfolgen, dann werden Statistiken, wie wit sie im Verlauf unserer Darlegungen gegeben haben (60~ Knick-, 33'/a~ PlattfiiBe!) unm6g- lieh werden. Bei den jiingsten Kindern ,hUB die Bewegung einsetzen, aher sie

29*

4,q2 A u g u s t W e i u e r t :

Abb. 11. Link,~: Nach Oipsabdruek her- gestelltes Modell eines mgBig starken Knick- fuBes. Recht, s: :~'[oderner LeJsten mit be- felts fertiggestelltem S~'huhvordertei]. Di~, I M c h t u n g und S t e t [ u n g des L e i s t e n s

en t ,~p r i ch t t l cm K n i c k f u l l m o d , . I L

Abb. 12. Links: Linker Leisten fin' Kinder- sehuhwerk ~einer fiihrendcn deutschen Leistenfabrik. Rec.b.ts: Linker neuer Varu.s- leisten {Patent). Der hintere und mittlere Ab- .sehnitt des bisher gebr/iiwhliehen Lei.sten.~ steht m deutlicher Valgusstcqlung. :Die Valguslinie ist oin~ezeicbuet. Bei dem neucn Leisten ist eine deutliehe Varusstellung des hinteren und mirth, ten Abselmitte~ e,'-

kennbar. Varuslinie ist eingezeichnet.

Abb. 13. Link~ : Bi,shm" gebrit uc hi icher [i n k c r Valgusleisten. Rc<~hts: Ein neuer r e c h t e r Varu~leisten,der in seinem hinterenund m[tt- ]eren Abschnitla fast dem bisherigen lfi:ken Valgus|eisten entspricht. Vg]. die ein~e- zeieh.neten Linien. Valgus- und Varusliniim.

Abb. 14. Ncuer ausgesprochener Varus- leisten yon der [~iicksvite betraehtet.

Abb. 15. Rechts: Typiscker reckter Knick- sehuh bei ausgepriigtem KniclduB eines D/ , jithrigen Kinde.s. Links: Nach demVarus. prinzip angefert i~er rechter ~qmh. den das Kind ~ragcn muB, soll dem Knickfut] er.

folgreJch entgegengewirkt werden.

Abb. 16. Varusschuhwerk s 2a/4js Kind, das an ziemlieh schwerem Knick.

rub litt.

lli(, Verhiitm~g des Knickfuge.~ mid des KnickplattfuBes usw. 433

muB bei den Jugendlir umt au,:h bei den hl teren Personen fortgefiihrt, werden. Veer allen Dingen mfissen die helm Sport ge t ragenen Nehuhe. die Turnsehuhe trod die Sa dalen dt'r eigentlivhen Aufgahe des ]:ul.les angepagt sein. .~Ian

Ahb. 17. Varus~{.huhwerk ftir 7j/ihrigen Knaben. der an hoehgradigem Kni,,kplattfug lit, t.

trot racht e vinmal ei t i t " ([h'u ppe wa ndt-rn- der l(nat:vn und Miidchen und stt'lh. e imnal den Prozentsa tz lest . din" mit (hm .,t~equem(m ̀~ m'td ,billigereti ̀+ Hatulalen kn ick t ! Man wird ers taum sein 01;er die gcfun~h'u' Zaht[ (h.wiI3

Abb. 18. VMgusschuhwerk eines -~5 jghri,aen Manne~. der an hoch~radigem, no(.h nicht fixiertem Knk.kplattfuB jMtrelang ]itt; trotz Anwendung alter gebrituelflichen Nittel

keine Besserung des Zustandes.

Abb. 19. 1)erselbe M a n a i n d e m f f i r i h n notwendigen Varl:sschuhwerk, das er jetzt [~,reits seit .Iahren mit dem besten Erfolg

t rggt.

xvird man einen veral te ten, verkn6cher ten Knick-Pla t t fuB nicht mehr redressieren k6nnen, ja ein Varussehuh w/.irdc hier nn t e r Umst~,inden die 13esehwerden noch erh6hen oder gar erst yon neuem heraufbe.~ehw6ren. Aber die I'~ fahrung hat. uns

4,M August Weine r t :

bewiesen, dal~ gerade im mit t leren Lebensalter noch zahllosen 5~enscheu geholfen werden kann , wenn man sie von den Sehgdliehkeiten des Valgusschuhbs 1)efreit und ihnen (lie Vm-teile des Varusschuhes zukommen litb)t. Prof. ])r. B l e n c k e ,

Abb. 20. Ein fiittrender ,,ortkopSaliseher" ..Dr." Stiefel! Typiselter rcchter Valgus- schuh eilms Kindes, der mm16glich den Knickful~ beseitigen kann! Man wu'gleiche

damit die Abh. 21!

Abb. 21. Varus~ehultwerk, das mit bestem ~h'folg dem ,~tarken Knit:kful~ eines 3jiihr. M{tdchens entgegenwirkte. Besonders zu b [, a e h t e n : Die gleiclmlgl~Jg abgela~ffenvn

hinteren Absatzteile.

Abb. 22. Hochgradiger Knickplattful~ eines 13 j~hrigen 3Iadcher~.

Abb. 23. Varusschuttwerk mit sehr sta.rker I)rehung, das im Verein mit Einlagen usw. imstande ist, auch derartig hochgradigc ])eformitiiten weitgelmndst zu bessern, ja

sie vollkommen zu beseitigen.

Magdeburg hat im Laufe der letzten Jahre v ide hunder t Paar der bezeichneten Schuho anfert igen lassen; war der - - noch korrigierbare - - Knickfui3 oder der Knickpla t t fuB zu grolL zu ausgesprochen, d a n n baute er eben - - wie schon

Die Verhtitnng des Kniekful3e.~ und des Kniekplattfulh~s usw. 4:~5

erwi ihnt - - in den Schuh die nach G ipsabd ruck verfer t ig te Einlage ein, er rer (hmn gleiehzeitig yore Fuggerf i s t und v o n d e r SoMe her , . e in Vor- gehen yon soleher nat i i r l iehen Zweekm:,tBigkeit., daf~ man kaum dell 3Iut haben diirfte, es hesonders zu betonen. Und t r o t z d e m noeh immer eine Fo rde rung , die sieh ers t nach und nach sowohl bei den ~a'zten wie bei den Schuhmaehe rn durehsetzen muB.

Das ~ehuhmacherhandwerk, dem letzten Endes das Sehicksal aller fugleidenden Mensehen anvertraut ist, darf an den Ergebni&*en dieser Abhandlung nieht unbelehrt w}riibergehen. Die theoretische Ausbildung der Sehuhmaeher muB im Hinbliek atff die Wichtigkeit dieses Handwerkes in den Ianungs- m~d ]~'acKschulen iiberh~upt viel intensiver betriebea werden. Aueh heute wird nieht selten noeh ein ,.)taBschuh" tiber einern vSllig unphysio[ogischen Leisten -- man mSchte fast sagcn -- zusammengenagelt, oIme dab auf die eigentliehe Funktion des Schuhwerkes. den komplizierten stati.schen Apparag des menschlichen Fuges zweckmagig zu un~sehlieBen und ihn in seiner Naturfornl gehf~hig zn erhalten, besondere Ilth:l~sieht genommen wtirde.

Wie gering m~m andererseits bei breiteren Maven der BevSIkerung auch in unseren Tagen uoeh die ~chuhmaeherkunst bewertet, beweisen immer wieder die ,,Schnellkurse fiir Laien in der Anfertigung yon Schuhwerk und Sehuhreparaturen". Was hier seheinl~r an Geld gespart wird, geht an Volksgesundheit doppelt verloren! Gerade bei den reparatur- bedftrftigen Sehuhen ist nur das dureh lange Erfahrung geschulte Auge imstande, aus der Art, wie die SoMe durehgelaufen, der Absatz abgetreten, das Otx'rleder iiberdehnt und verdriingt ist, sehon vorhandeue oder in :Entwieklung begriffene FulMeformierungen zu erkennen. Allzu hitufig abet wird eine solehe Reparatur in rein mechanischer V~'eise vor- genommen, etwa so. wie in einen zerris~nen "-{rmet ein Fleeken eingesetzt wird. ,la. infolge mtmgelnden Verstiindnisses werden die Fehler im Aufban oder in der :Form des bchuhes. die sieh w~ihrend der P, eparagur besonde~ augenfiillig zeigen, naeh deren Fertigstellung noeh verschlim,nert; beispielsweise, weml bei seitlieh abgeglittenem vorderen FuBabsehnitt (Alxlr'gngen des Ot~,rleders fxber die SoMe hinweg) die Sohle unter dem Kleinzehenballen aueh noeh erh6ht wird.

N u r f f i r b e s o n d e r e F u l ] d e f o r m i t g t e n - - i n s o n d e r b . e i t f i i r d i e v611ig a u s g e b i l d e t e n , n i e h t m e h r r e d r e s s i e r b a r e n K n i c k - u n d K n i e k p l a t t f i i f ~ e - - w i r d in Z u k u n f t d e r V a l g u s s e h u h n o e h b e n u t z t w e r d e n d t i r f e n . D i e g r o B e 5 f a s s e d e s S e h u h w e r k e s a b e t m u B t i b e r L e i s t e n f o r m e n g e b a u t , s e i n , d i e d e r N a t . u r f o r m d e s ~ F u B e s u n d s e i n e m n a t f i r ] i e h e n A u f t r i t t . e n t s p r e e h e n . D i e s e N a t u r f o r m k a n n a b e r n u r g e r a d e n o d e r a b e r n o e h m e h r d e n i m V a r u s s i n n e g e s t a l t e t e n Le i s t , en z u g e s p r o e l a e n w e r d e n , d i e a u B e r d e m a u f d a s q u e r e Je'uB- g e w S l b e a u e h i m v o r d e r e ~ l S e h u h a b s e h t f i t t , R t i e k s i e h t n e h m e n , d. h. d i e e n t s p r e e h e n d d e m q u e r e n F u B g e w 6 1 b e i m M e t a t a r s e n - g e b i e t e e i n e d e n t l i e h e ] ~ i n b u e h t u n g e n t h a l t e n !

Le~n ge (19), dem wir so viele Fo r t s eh r i t t e auf dem Gebiete der Orthopi idie ve rdanken , hat. e inmal folgende beherz igenswer te Wor t e ausgesprocheu: , ,Der Arzt , der die sehr untersehi i tz ten und nebensi iehl ieh behande l t en l~'uBbesehwerden r ieh t ig deu t e t und mi t wissensehaft l iehem Erns t un te r sueh t und behande l t , n t i t z t n ieht n u t seinen Pat ien ten , sonden l aueh sieh selbst uml seinem S tande , well er der gerade auf diesem Gebiete we i tve rb re i t e t en :Kurpfuseherei A b b r u e h t u t . " I eh hoffe, dag sieh diese Wor te auf meine Dar tegungen, die die E inf i ih rung des , ,Varussehuhes" ffir brei tere 5Iassen der Bev61kerung (nieht nu t fox wenige begfi ter te Kreise, wetehe sieh heute noeh den , , L u x u s " des 5IaBsehuhes ]eisten k6nnen), wissensehsdtlieh begri inden sollte, anwenden lassen.

�9 t35 A u g u s t W e i n e r t : Die Verhtitung des Kniekfui3<,s und des Knickplattfuf~.~ usw.

N a e h s a t z be i d e r K o r r e k t u r : Auf dem 17. Kongre l3 d e r D e u t s c h e n

orthoI):~idisehen Gesel l schaf t zu Bres lau 1922 babe ieh G e l e g e n h e i t g e h a b t , das V a m l s s e h u h w e r k u n d den Varus le i s t en zu d e m o n s t r i e r e n . Von a l len S e i t t n habe ieh z u s t i m m e n d e I.?'rteile e rha l t en . Die m e i s t e n Faeh i i r z t e w a r e n e r s t a u n t . dab b i sher das ge samte S e h u h w e r k f iber Va lgus le i s t en a n g e f e r t i g t w o r d e n ist. Die No twend igke i t . der a l l geme inen E i n f f i h r u n g des V a r u s s e h u h w e r k e s w u r d e i m m e r w i e d e r h e r v o r g e h o b e n . E r s t u n t e r se iner B e n u t z u n g k S n n t e n alle i ibr igen

5I i t te l ( schrgger Absatz , ech6hte Brandsoh le , l ange K a p p e u s w . ) d e n b e s t m 6 g - l i chen E r f o l g haben . Ieh folge e inem a l lgeme in g e i m g e r t e n Wunsehe , wenn ieh die F i r m e n a n g e b e, (tie f iber A n f e r t i g u n g yon Le i s t en und S e h u h w e r k Ans- kun f t e r t e i l e n :

Va rus l e i s t en : Faguswerk , Alfe ld a. d. Le ine . V a r u s s e h u h w e r k : G u s t a v I-[ o f f m a n n , Cleve: Niederr iae in .

L i t e r a t u r .

1. W e i d e n r e i c h , ]~'ranz, Der Menscherdul3. Stuttgart 1921, E. Schweizerbart- sehcr Verlag. (Separat-Abdruck aus der Zeitsehr. f. Morphol. u. Anthmpol. 22. Heft 1/2.) - - 2. K l a a t s e h , Zitiert nach Weidenreieh. -- 3. F i c k , Zitiert nach Weidenreieh. -- 4. H c l w i g , E., Ist der P[attfuB eine harmlose Erkrankung? Zeit~chr. f. Kriippelfiirs. 14. Heft 7/8. 1921. -- 5. H i i b s e h e r , Karl, Der FuB des 5fensehen. Basel 1912. Sehwabe & Co. l?es valgus militaris. Korrespondenzbl. f. Schweiz..~-(rzte 191t. -- 6. E w ~ l d , Zitiert nach Hiibscher. Zeitsehr. f. orthop. Chirurg. 2,~. Igl0. -- 7. C a m p e r , Peter, L'ber den besten Schuh. 1782. -- 8. v. ~[eyer , H., Ursachen und Mechanismus des erworbenen Plattfuges. Jena 1883. Statik und Mechanik des mensehliehen Ful3es. Jena 1886. ~ 9. v. S t a r k e , Der naturgem~ge Stiefel. 1882. -- 10. L i i i e n f e l d , Anweisung zur Ausfiihrung der gang- b~ren Aufnalunen fiir Verletzungen und Erkrankungen (in Holzkneeht. R6ntgenolt)gie. II . Tell. Urb,~n & Sehwarzenberg. Berlin-'~Vien). -- 11. I s e l i n , Zur Mcssung und Behand- ltmg des Kniekful3es. Sehweiz. reed. Woehcnschr. 1920. 5. -- 12. ) i i i n e h , Dtsch. med. Wochensclm 1918. 22. -- 13. R o m i c h , S., Eine neue PlattfuBeinlage. Dtsch. reed. W(~(:hen- schrift 1920. 15. -- 14. 5I i i i le r , (;eorg, Zur Therai)ie des statischen Senk- und Knickful~s. Therapic der Gegenwal-~ 1922. 1. -- 15. S p i t z y , Hans, Ausntitzung yon Ausweiehbewegun- gert zur Korrcktur "con Deformit~ten. Miinch. reed. Wochensehr. 1921. 7. -- IlL H e e r - m a n n , Zur Behandlung des Plattfuges. Dtsch. reed. Wochenschr. 1920. 6. -- I7. F r a n k e , H . , Die Schutunaeherei. Artern i. Thiir. 1885. -- 18. B r f i n i n g , A. (Giel3en), Beitrag zur Lehre veto ~uBgewSlbe und veto PlattfuB. Zeitsehr. f. orthop. Chirurg. 42. Heft i. 1921. - - 19. L ~ n g e , F., Dic Untersuchung und Behandhmg der h~ufigsten Fui3schmerzen. Miinch. reed. Wochenschr. 1921. Nr. 23. -- 20. W e i n e r t , .~_., D ~ Varussehuhsystem, da,~ wirk- s~mste Mittel zur Vorbeugung und Bek~impfung des Kniekful3es. ZentrMbl. f. Chirurg. Nr. 37. 1922. - - 21. D e t a i n e r , R o m i c h , R o t t e r . 0her ale Meehanik des Normal- und des Plattfu[3es und eine neue Mech~notherapie des letzteren. Ergebn. d. Ctfirm'g. u. Orthop. 19, H . 4. 191 9 .