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EDITORIAL Bitcoin, Social Trading, Immobilien-Crowdfunding – Fintech hat eine Fülle neuer Anlagemöglichkeiten geschaffen. Von vielen hätte Gottlieb Duttweiler nicht einmal zu träumen gewagt, als er vor 60 Jahren die erste Niederlassung der Migros Bank eröffnete. Das Angebot beschränkte sich damals auf Kassenobligationen und Depositenkonten. «Die Vermögensaufteilung ist für 90 Prozent Ihres Anlageerfolgs verantwortlich» Ungeachtet all der verheissungsvollen neuen Finanzprodukte gelten zentrale Anlagegrundsätze unverändert wie in der Vergangenheit. Und einer von ihnen lautet, dass die Vermögens- aufteilung für 90 Prozent des Anlageerfolgs verantwortlich ist. Mit anderen Worten: Statt sich in Einzelanlagen zu verlieren, sollten Sie die Gesamtstruktur des Portfolios im Auge be- halten. Diese so genannte Asset Allocation ist daher auch ein zentrales Thema der vorliegenden Publikation. Sie umfasst eine Auswahl von Beiträgen, die auf dem Blog der Migros Bank erschienen sind. Für weitergehende Fragen steht Ihnen Ihr Kundenbetreuer zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre! Harald Nedwed, Präsident der Geschäftsleitung Migros Bank, Zürich, Mai 2018

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EDITORIAL

Bitcoin, Social Trading, Immobilien-Crowdfunding – Fintech hat eine Fülle neuer Anlagemöglichkeiten geschaffen. Von vielen hätte Gottlieb Duttweiler nicht einmal zu träumen gewagt, als er vor 60 Jahren die erste Niederlassung der Migros Bank eröffnete. Das Angebot beschränkte sich damals auf Kassenobligationen und Depositenkonten.

« Die Vermögensaufteilung ist für 90 Prozent Ihres Anlageerfolgs verantwortlich»

Ungeachtet all der verheissungsvollen neuen Finanzprodukte gelten zentrale Anlagegrundsätze unverändert wie in der Vergangenheit. Und einer von ihnen lautet, dass die Vermögens-aufteilung für 90 Prozent des Anlageerfolgs verantwortlich ist. Mit anderen Worten: Statt sich in Einzelanlagen zu verlieren, sollten Sie die Gesamtstruktur des Port folios im Auge be-halten. Diese so genannte Asset Allocation ist daher auch ein zentrales Thema der vorliegenden Publikation.

Sie umfasst eine Auswahl von Beiträgen, die auf dem Blog der Migros Bank erschienen sind. Für weitergehende Fragen steht Ihnen Ihr Kunden betreuer zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre!

Harald Nedwed, Präsident der Geschäftsleitung Migros Bank, Zürich, Mai 2018

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INHALT

1 Anlagestrategien

Der Weg zur persönlichen Anlagestrategie 8

Anlegen mit der Intelligenz des Schwarms 12

Der prozyklische Anleger 17

Weshalb Diversifikation funktioniert 21

So bringen Sie Ihr Portfolio wieder ins Lot 26

Allzeithochs ohne Höhenangst 30

2 Aktien

Auf diese Finanzkennzahlen sollten Anleger achten 36

Die beste Medizin für Anleger: Schlaftabletten 42

Klein, aber oho 47

Dividendenstrategien kombinieren das Beste aus zwei Welten 52

Keine Angst vor dem Angstbarometer 56

Keine Angst vor Hexen und Geistern 61

Sell in May: Vorsicht vor Verallgemeinerungen 64

Strukturierte Produkte sind besser als ihr Ruf 66

3 Obligationen und ähnliche Anlagen

Eine kleine Einführung in die Welt der Obligationen 74

Versteckte Risiken beim Kauf von Obligationen 78

Schweizer Immobilienfonds und -aktien – eine rentable Alternative zu Obligationen 82

Betongold im Schwarm 87

Strukturierte Produkte sind kein Obligationenersatz 90

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INHALT

4 Alternative Anlagen

Mit Spider-Man hoch hinaus 98

So setzen Sie auf weiter steigende Goldpreise 102

5 Devisen und Kryptowährungen

Was Sie über den Devisenmarkt wissen sollten 108

Warum der US-Dollar-Index für Anleger nützlich ist 113

Risiken im Umgang mit virtuellen Währungen 117

6 Fonds

Strategiefonds: Einfach und effizient anlegen 124

Der Fondssparplan ist eine echte Alternative zum Sparkonto 127

Was unterscheidet ausschüttende von thesaurierenden Fonds? 133

Vorsorgefonds: Weniger Gebühren heisst mehr Alterskapital 136

7 Nachhaltigkeit

Nachhaltige Anlagen – «Tue Gutes und verdiene Geld damit» 142

Vier Praxistipps zur Auswahl nachhaltiger Anlagen 146

Nachhaltige Fonds: Wie werden die Wertpapiere ausgewählt? 150

Wie «grün» ist Ihr Fonds? – Labels für nachhaltige Finanzprodukte 156

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ANL AGE S TR ATEGIEN

SACHA M ARIENB ERG 20. FEB RUAR 2017

Das Verhalten vieler Anleger an den Finanz-

märkten ähnelt mehr dem nächtlichen Gang ins

Casino als der Umsetzung einer sinnvollen Anlage-

strategie. Dabei ist das Verwalten des eigenen

Vermögens eine ernsthafte Angelegenheit, die

einen kühlen Kopf und Ausdauer verlangt.

Wer hätte ihn nicht gerne, den ultimativen Börsentipp. Anleger prahlen gerne damit, wie erfolgreich sie ihr Geld an der Börse anlegen. Verlustreiche Investitionen dage-gen finden kaum Erwähnung. Daraus zu schliessen, dass die Mehrheit der Anleger mit diesem Vorgehen reich wird, ist natür-lich falsch. Denn es ist nicht ein einzelner Börsentipp, der darüber entscheidet, ob das Vermögen langfristig wertvermehrend angelegt wird.

« Es sind die Definition einer Anlage strategie und das Fest-halten daran, die über den Anlageerfolg entscheiden»

Diverse Studien haben gezeigt, dass gegen 90 Prozent des langfristigen Anlage - ergebnisses durch die Wahl der richtigen Vermögensaufteilung bestimmt werden. Vergleichsweise unbedeutend sind da-gegen die Titelselektion und das Timing. Da also das Herauspicken von vermeintlich erfolgversprechenden Einzeltiteln und die Suche nach dem richtigen Investi-tionszeitpunkt nur wenig zum langfristigen Anlageerfolg beitragen, sollten diese auch nicht als Teil der Anlagestrategie be-trachtet werden.

Der Weg zur persönlichen Anlagestrategie

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Zentral für eine kluge Anlagestrategie ist die Bestimmung der langfristig optimalen Vermögensallokation und damit die Aufteilung des Ersparten auf verschiedene Anlageklassen wie Obligationen und Aktien, aber auch die Berücksichtigung verschiedener Regionen und Währungen. Dieses Vorgehen ist generell sinnvoll, weil es das Risiko reduziert und das Depot robuster gegen Schocks macht.

Neben der Streuung des Vermögens ist für die Definition der Anlagestrategie das Verhältnis von Aktien und Obligationen relevant. Aktien sind risikoreicher als Obli-gationen. Sie haben langfristig jedoch auch mehr Potenzial für Wertsteigerungen als Zinsanlagen. Die Grafik 1 auf Seite 11 zeigt dies sowohl schematisch als auch mittels der historischen Rendite- und Risikowerte für die Anlagestrategien der Migros Bank. Die im Rendite-Risiko-Diagramm ab-gebildeten Strategien unterscheiden sich primär hinsichtlich des Aktienanteils. Je höher der Aktienanteil einer Strategie ist, desto höher sind auch die Rendite- und Risikoerwartungen.

Wo liegt die optimale Aktienquote?Die eine optimale Aktienquote gibt es nicht. Sie ist von Anleger zu Anleger verschieden und wird mit Hilfe eines Fragebogens bestimmt. Das Anlegerprofil beurteilt die Fähigkeit und die Bereitschaft, Risiken an den Finanzmärkten einzugehen. Es geht einerseits darum, zu beurteilen, wie viel Risiko ein Anleger aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse eingehen kann bzw. sollte. Andererseits hat ein Anleger zu entscheiden, wie hoch seine Risiko-toleranz ist. Er muss also einschätzen, wie er mit einem schwankenden Anlage-vermögen und zwischenzeitlichen Kurs-verlusten umgehen kann. Basierend

darauf definiert das Anlegerprofil das zur Verfügung stehende Risikobudget eines Anlegers. Ist das Risikobudget bekannt, können die optimale Aktienquote und die Anlagestrategie bestimmt werden.

Anleger neigen dazu, die persönliche Risikotoleranz zu überschätzen. Denn im Falle steigender Aktienmärkte verfügt jeder Anleger über eine hohe Risiko-bereitschaft – wer kann schon nicht mit Kursgewinnen umgehen! Geht es jedoch einmal in die entgegengesetzte Richtung, dann erst zeigt sich die unangenehme Seite von Marktschwankungen, nämlich in der Form von Kursverlusten. Diese gilt es auszuhalten. Die Grafik 2 auf Seite 11 zeigt diesen Umstand eindrücklich.

« Je höher der Aktienanteil einer Strategie ist, desto wichtiger ist die Risikotoleranz des Anlegers»

Mit Verlusten, auch im zweistelligen Pro-zentbereich, muss an den Märkten jederzeit gerechnet werden. Kann ein Anleger damit nicht umgehen, sollte er auf risikoreiche Strategien mit einer hohen Aktienquote verzichten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Anleger panisch reagiert und Ak-tien zum schlechtesten Zeitpunkt verkauft. Erholen sich die Aktienmärkte in der Folge wieder, fehlen zudem die Aktienpositionen, um daran zu partizipieren.

Ein weiterer Faktor, den es beim Investieren an den Finanzmärkten zu beachten gilt, ist der Anlagehorizont. Die Grafik 2 zeigt, dass eine lange Anlagedauer zentral ist, um Kursverluste wettmachen zu können. Langfristige Anleger können wirtschaft-liche Schwächephasen und Krisen aus-sitzen, weshalb sie für eine höhere Quote

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an risikoreichen Anlagen wie Aktien prä-destiniert sind. Über die Zeit kann sich das Anlegerprofil ändern. Dies ist in der Regel weniger aufgrund einer veränderten Risikotoleranz der Fall, sondern weil die finanzielle Risikofähigkeit einer Anpassung bedarf. Die Risikofähigkeit verändert sich beispielsweise, weil in absehbarer Zeit ver-hältnismässig grosse Ausgaben geplant oder weil die Kinder ausgeflogen sind. Insbesondere die familiäre Situation spielt eine entscheidende Rolle bei der Be-urteilung der Risikofähigkeit.

« Ist die persönliche Anlage strategie bestimmt, geht es darum, diese mittels einer diversifizierten Anlagelösung umzusetzen»

In der Folge gilt es, diszipliniert zu sein und die Vermögensaufteilung nicht andauernd zu ändern. Denn das Vermögen ist nun gemäss dem Anlegerprofil investiert und bedarf kurzfristig grundsätzlich keiner Anpassung. Viele Anleger bauen ihre Positionen kurzfristig auf und ab, statt der langfristigen Anlagestrategie zu vertrauen und an ihr festzuhalten. Selbstverständlich muss die Vermögensaufteilung periodisch auf ihre Gültigkeit überprüft werden. Weiter können auch veränderte Rendite-erwartungen für einzelne Anlageklassen immer wieder Anpassungen notwendig machen. In welcher Form Sie Ihre persön-liche Anlagestrategie umsetzen wollen, bleibt selbstverständlich Ihnen überlassen.

Sie haben die Möglichkeit, Ihre Anlage-strategie in Eigenregie umzusetzen oder aber die Unterstützung Ihres Bank-beraters zu suchen. Eine sehr effiziente und zielgenaue Umsetzung Ihrer Anlage-strategie erhalten Sie mit einem Ver-

mögensverwaltungsmandat oder einem Anlagestrategiefonds.

Die Migros Bank hilft Ihnen dabei, Ihr persönliches Anlegerprofil zu erstellen und basierend auf der Anlagestrategie eine passende Anlagelösung zu finden. Sprechen Sie uns darauf an. Es lohnt sich!

Wozu ein Anlegerprofil?Das Anlegerprofil, auch Risikoprofil oder Kundenprofil genannt, steht üblicher-weise ganz am Anfang des Investitions-prozesses. Erst wenn das Anlegerprofil bekannt ist, kann ein auf objektiven und subjektiven Kriterien basierendes Anlageziel bestimmt sowie eine davon abgeleitete Anlagestrategie definiert werden. Objektive Kriterien beurteilen die Risikofähigkeit eines Anlegers.

Grundsätzlich gilt: Je weniger ein An-leger bei der Bedienung seiner Ver-pflichtungen auf das investierte Kapital angewiesen ist, desto grösser ist die Risikofähigkeit. Eine hohe Sparquote, geringe finanzielle Verpflichtungen und ein langer Anlagehorizont erhöhen die Risikofähigkeit, und umgekehrt.

Die Risikobereitschaft auf der anderen Seite drückt nicht aus, welches Risiko ein Anleger aufgrund seiner finanziel-len Situation tragen kann, sondern zu tragen bereit ist. Es geht in diesem Fall um die Einschätzung der eigenen Kenntnisse und Erfahrungen, der persönlichen Risikotoleranz bzw. des Verhaltens bei stark steigenden und sinkenden Märkten. Die subjektive Risikobereitschaft kann somit sehr wohl von der objektiven Risikofähig-keit abweichen. Das Anlegerprofil kombiniert die Risikofähigkeit und die Risikobereitschaft.

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Ren

dite

(Re)

Risiko (Ri)

Einkommen

Konservativ

hoch

Ausgewogen

Wachstum

Dynamisch

Grafik 1: Anlagestrategien für verschiedene Risikobudgets

Die Rendite (Re) zeigt die durchschnittliche jährliche Entwicklung. Als Risikomass (Ri) dient die Volatilität, welche die Schwankungsbreite auf annualisierter Basis misst. Die vergangene Performance ist keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Daten: Migros Bank (Datenbasis: monatliche Renditen im Zeitraum von 2003 bis 2016)

hochtief

Liquidität Obligationen Aktien Alternative Anlagen

220

200

180

160

140

120

100

Dez. 2002 Dez. 2005 Dez. 2008 Dez. 2011 Dez. 2014

Einkommen Konservativ Ausgewogen Wachstum Dynamisch

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Grafik 2: Historische Entwicklung der Anlagestrategien

Die Anlagestrategie Dynamisch verfügt über die höchste Aktienquote, wohingegen die Strategie Einkommen gar nicht in Aktien investiert. Die Aktienquoten der übrigen Anlagestrategien liegen zwischen denjenigen von Dynamisch und Einkommen. Die vergangene Performance ist keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Daten: Migros Bank (Datenbasis: monatliche Renditen im Zeitraum von 2003 bis 2016)

Re: 2,6%Ri: 2,9%

Re: 3,3%Ri: 4,2%

Re: 5,1%Ri: 11,9%

Re: 4,0%Ri: 6,6%

Re: 4,6%Ri: 9,2%

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Weshalb Diversifikation funktioniert

THOM A S PENT S Y 15. SEP TEMB ER 2017

Im Gespräch mit Ihrem Anlageberater fällt

früher oder später der Begriff Asset Allocation (Vermögensaufteilung).

Eng verbunden mit der Dis-kussion über die Zuteilung

der Anlageklassen ist das Konzept der Diversifikation. Ziemlich sicher wird darum

auch erwähnt, dass ein Portfolio breit diversifiziert

sein sollte. Was genau verstehen die Investment-

profis darunter?

Es ist wohl der Traum etlicher Anleger auf dem Weg zum vermeintlich schnellen Reichtum: an der Börse frühzeitig eine Kursrakete aufzuspüren, ehe das breite Investmentpublikum sie entdeckt und auf-springt. Viele Privatanleger beachten dabei aber nicht oder zu wenig, dass sie sich zu sehr im Detail verlieren und ein viel zu hohes Risiko eingehen – statt sich auf das grosse Ganze zu konzentrieren. Obwohl die Kursentwicklung jedes Einzelinvest-ments bedeutend ist, zählt auf lange Sicht letztlich vor allem die Gesamtperformance des Portefeuilles. Eine wesentliche Kom-ponente eines erfolgreichen und leistungs-starken Portfolios war immer und wird auch weiterhin sein: Diversifikation zwischen den verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Währungen und Immobilien.

« Diversifikation heisst: nicht alle Eier in denselben Korb legen»

Diversifikation an sich ist ein ziemlich einfaches Konzept. Im Grunde besagt es nichts weiter als: nicht alle Eier in den-selben Korb legen. Weshalb das so ist, liegt auf der Hand: Liegen alle Eier im selben Korb und Sie lassen diesen fallen, sind

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wahrscheinlich alle Eier kaputt. Ein einzel-nes Ereignis kann also ein extrem schlechtes Ergebnis bewirken. Die meisten Investoren wollen diese Art von Risiko vermeiden und diversifizieren daher ihre Anlagen. Statt das ganze Geld in ein einziges Wertpapier zu in-vestieren, streuen sie den Kapitaleinsatz über mehrere Wertschriften, Anlageklassen und Regionen. Diese Anlagestrategie offeriert quasi einen Versicherungsschutz: Sollte ein Investment floppen oder eine Anlageklasse schlecht laufen, verliert man nicht alles. Wenn ein Portfolio nicht diversifiziert ist, weist es ein unnötig hohes Risiko auf, ohne dass sich die Renditeaussichten auf lange Sicht ver-bessern würden.

So gesehen ist Diversifikation eine Art Mechanismus zur Risikobegrenzung, indem eine Vielzahl von Investitionen einem Porte-feuille beigemischt werden. Ein gut und breit diversifiziertes Portfolio weist immer ein effizienteres Risikoprofil auf als ein konzen-triertes Einzelengagement. Diversifikation trägt so dazu bei, die Performance des Port-folios zu glätten.

Die erfreuliche Kursentwicklung einiger Investments neutralisiert die enttäuschende Performance anderer Engagements. Aktien und Obligationen etwa tendieren oft in ent-gegengesetzte Richtungen. Wenn das Porte-feuille Aktien und Anleihen umfasst, werden allfällige Verluste der einen Anlageklasse durch mögliche Gewinne der anderen kom-pensiert. Der Hauptgrund, gleichzeitig in Aktien und Bonds zu investieren, besteht also nicht darin, die Rendite zu erhöhen, sondern das Risiko zu reduzieren. Denn durch Diversifikation wird insbesondere das titel-spezifische Risiko eliminiert. Ganz ausschalten lassen sich Risiken allerdings auch durch Di-versifikation nicht. Systemische Marktrisiken wie Inflation, Zinsen, Börsencrash, politische

Unruhen oder gar Kriege betreffen in der Regel alle Anlageklassen und ziehen die Kurse querbeet in Mitleidenschaft.

« Die reduzierte Schwankungs-intensität lässt die meisten Anleger ruhiger schlafen»

Die Performance eines diversifizierten Portfolios ist immer besser als die Ent-wicklung des schlechtesten Einzeltitels, aber gleichzeitig auch immer weniger gut als die des besten Portfolio-Bausteins. Diversifikation verengt letztlich die Band-breite möglicher Ergebnisse. Statt in Rekordtempo phänomenale Kursgewinne einzustreichen, fährt man mit Diversi-fikation eher langsam, aber dafür sicherer dem Renditeziel entgegen. Unter nor-malen Marktumständen bewegt sich ein diversifiziertes Portfolio niemals zu schnell nach oben oder unten. Eine angenehme Begleiterscheinung: Die reduzierte Schwankungsintensität lässt die meisten Anleger ruhiger schlafen.

Es gibt zwei Arten von Diversifikation: vertikale und horizontale. Bei einer vertikalen Diversifikation wird das An-lagekapital über verschiedene Anlage-klassen gestreut. Beispiele dafür sind unter schiedliche Anlageklassen wie Cash, Staatsobligationen, Unternehmens-anleihen, Aktien und Immobilien. Jede dieser Anlageklassen reagiert in den meisten Fällen unterschiedlich auf Markt-ereignisse und wirft je nach Marktumfeld verschiedene Renditen ab, zumal auch nicht immer alle Anlageklassen jederzeit gleich gut laufen. Bei einer horizontalen Diversifikation dagegen werden die Anlagen innerhalb der gleichen Anlage-klasse gestreut. Ein gutes Beispiel dafür

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wäre ein ETF (Exchange Traded Fund, börsengehandelter Indexfonds), der einen Aktienindex nachzeichnet, oder ein Obligationenfonds. Innerhalb einer Anlageklasse einfach planlos die Anzahl Wertschriften zu erhöhen, reduziert das Risiko indes nicht und wäre auch nicht kosteneffizient. Um beispielsweise ein Aktienportfolio gut und breit zu diversi-fizieren, sollten möglichst Titel von Unter-nehmen gewählt werden, die in unter-schiedlichen Industrien mit andersartigen Geschäftsmodellen tätig sind (siehe Grafik auf Seite 25).

« Diversifikation ist der vielver-sprechendste Weg, das Gesamt-risiko des Portfolios zu senken und gleichzeitig das Potenzial für die Gesamtrendite zu erhöhen»

Stellen Sie sich folgende Ausgangslage vor: Unternehmen A verkauft Glace, Unternehmen B setzt Regenschirme ab. Bei heissem Sommerwetter verdient Unternehmen A wohl prächtig, aber Unternehmen B bleibt auf seinen Regen-schirmen sitzen. Bei regnerischem Herbst-wetter dagegen werden mehr Regen-schirme verkauft, während die Nachfrage nach Glace abnimmt. Kommt allerdings der Winter und es schneit, dann sind weder Regenschirme noch Glace Absatzrenner, doch vermutlich profitiert in der kalten Jahreszeit ein Unternehmen, das Unter-haltungselektronik vertreibt. Durch die Diversifizierung der Investments auf meh-rere Unternehmen in unterschiedlichen Industrien sinkt das Risiko erheblich, das mit nur einer Einzelanlage einherginge.

Um das Beispiel fortzuführen: Statt nur Titel von Schweizer Unternehmen könnten auch internationale Aktien dem Portfolio beigemischt werden, um breiter zu diversi-fizieren. Denkbar wäre ebenso, neben Standardwerten (Blue Chips) Valoren von klein- und mittelgross kapitalisierten Unter-nehmen (Small und Mid Caps) im Portfolio zu berücksichtigen. Diversifikation ist letztlich der vielversprechendste Weg, das Gesamtrisiko des Portfolios zu senken und gleichzeitig das Potenzial für die Gesamt-rendite zu erhöhen. Unabhängig davon, welche Titel die Gewinner sind, neigt ein gut diversifiziertes Portfolio dazu, auf lange Sicht mindestens die durchschnitt-liche historische Marktrendite zu er-zielen. Ein breit abgestütztes Portfolio mit Einzeltiteln setzt allerdings ein gewisses Anlagekapital voraus. Wer bereits mit kleinerem Startkapital eine gute Diversi-fikation erreichen will, dem empfehlen wir Investitionen in die Strategie- und Nach-haltigkeitsfonds der Migros Bank.

Buchempfehlung– Peter L. Bernstein: Against the

Gods – The Remarkable Story of Risk. John Wiley & Sons, 1998. ISBN: 0-471-29563-9

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Die Kursentwicklung von Aktien ist nicht vorhersehbar (Gesamtertrag, indexiert). Quelle: Thomson Reuters

Diversifikationseffekte nutzen

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300

250

200

150

100

50

2007 2009 2011 2013 2015 2017

Geberit Nestlé

SPI ABB

Adecco UBS Group

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