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Die vier existenziellen Grundfragen: Tod, Schmerz, Einsamkeit und Schwermut Albrecht Dürer: Die vier apokalyptischen Reiter Die Idee der freien, authentischen und ehrlichen Rede (Parrhesia) holt das Philosophieren aus dem Elfenbeinturm zurück in die individuelle Lebensführung. In der Parrhesia sind wir aufgefordert, unsere Antworten auf existenzielle Fragen des Lebens auszusprechen. In diesem Jahr sind das die Fragen: Was hält dich am Leben, wie überwindest du die Einsamkeit, was heilt deine Wunden und wie erträgst du die Schwermut? Allgemein gesagt sind das die Fragen nach unserem Umgang mit Leid, symbolisiert in den vier Reitern der Apokalypse. Jeder Abend beginnt mit einer philosophischen Einstimmung: Heidegger mahnt uns, den Tod als Phänomen des Lebens zu sehen, Nietzsche führt uns an den Abgrund der Einsamkeit, Kierkegaard offenbart uns die Wunde Mensch und Schopenhauer zeigt die Verbindung zwischen Denken und Schwermut. Im zweiten Teil des Abends sind wir dann selbst gefragt: unsere Antworten auf die vier existenziellen Fragen. Das Besondere: es wird nicht – wie sonst in philosophischen Kreisen üblich – diskutiert und gemeinsam besprochen. Vielmehr erhält jede Person genau einmal Zeit, um die eigene Sichtweise darzustellen. Das Ziel ist nicht Konsens, sondern offene Rede: Die Wahrheit sagen, sonst nichts. Parrhesia ist der Versuch, einen „dritten Weg“ neben therapeutischen und esoterischen Angeboten zur Selbstverwirklichung zu etablieren. Parrhesia kann eine Chance sein für alle, die existenzielle Fragen außerhalb beratender Kontexte ansprechen wollen. Parrhesia bietet sich als Ort der Begegnung an für Menschen, denen es an Glauben fehlt. Philosophische Treffen in diesem Sinn können lohnend sein für alle, die in keiner Religion Halt finden, in keiner Therapie zuhause sind und die der Esoterik misstrauen. Motivationstraining und Erfolgscoaching sind angesichts der großen Fragen ohnehin überfordert. Dafür gibt es nun einen Ort der gelebten Philosophie. Wichtiger Hinweis: Auch wenn es keinen therapeutischen Anspruch gibt, kann der einfache Akt der Parrhesia tiefe Betroffenheit auslösen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, in anschließenden philosophischen Einzelgesprächen den Umgang mit der eigenen Wahrheit weiter zu besprechen. Parrhesia

Die vier existenziellen Grundfragen · Martin Heidegger und das Sein zum Tode Das Auffälligste am Sterben müssen ist seine Unauffälligkeit im Alltag. Wir sprechen weit häufiger

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Page 1: Die vier existenziellen Grundfragen · Martin Heidegger und das Sein zum Tode Das Auffälligste am Sterben müssen ist seine Unauffälligkeit im Alltag. Wir sprechen weit häufiger

Die vier existenziellen Grundfragen: Tod, Schmerz, Einsamkeit und Schwermut

Albrecht Dürer: Die vier apokalyptischen Reiter Die Idee der freien, authentischen und ehrlichen Rede (Parrhesia) holt das Philosophieren aus dem Elfenbeinturm zurück in die individuelle Lebensführung. In der Parrhesia sind wir aufgefordert, unsere Antworten auf existenzielle Fragen des Lebens auszusprechen. In diesem Jahr sind das die Fragen: Was hält dich am Leben, wie überwindest du die Einsamkeit, was heilt deine Wunden und wie erträgst du die Schwermut? Allgemein gesagt sind das die Fragen nach unserem Umgang mit Leid, symbolisiert in den vier Reitern der Apokalypse. Jeder Abend beginnt mit einer philosophischen Einstimmung: Heidegger mahnt uns, den Tod als Phänomen des Lebens zu sehen, Nietzsche führt uns an den Abgrund der Einsamkeit, Kierkegaard offenbart uns die Wunde Mensch und Schopenhauer zeigt die Verbindung zwischen Denken und Schwermut. Im zweiten Teil des Abends sind wir dann selbst gefragt: unsere Antworten auf die vier existenziellen Fragen. Das Besondere: es wird nicht – wie sonst in philosophischen Kreisen üblich – diskutiert und gemeinsam besprochen. Vielmehr erhält jede Person genau einmal Zeit, um die eigene Sichtweise darzustellen. Das Ziel ist nicht Konsens, sondern offene Rede: Die Wahrheit sagen, sonst nichts. Parrhesia ist der Versuch, einen „dritten Weg“ neben therapeutischen und esoterischen Angeboten zur Selbstverwirklichung zu etablieren. Parrhesia kann eine Chance sein für alle, die existenzielle Fragen außerhalb beratender Kontexte ansprechen wollen. Parrhesia bietet sich als Ort der Begegnung an für Menschen, denen es an Glauben fehlt. Philosophische Treffen in diesem Sinn können lohnend sein für alle, die in keiner Religion Halt finden, in keiner Therapie zuhause sind und die der Esoterik misstrauen. Motivationstraining und Erfolgscoaching sind angesichts der großen Fragen ohnehin überfordert. Dafür gibt es nun einen Ort der gelebten Philosophie. Wichtiger Hinweis: Auch wenn es keinen therapeutischen Anspruch gibt, kann der einfache Akt der Parrhesia tiefe Betroffenheit auslösen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, in anschließenden philosophischen Einzelgesprächen den Umgang mit der eigenen Wahrheit weiter zu besprechen.

Parrhesia

Page 2: Die vier existenziellen Grundfragen · Martin Heidegger und das Sein zum Tode Das Auffälligste am Sterben müssen ist seine Unauffälligkeit im Alltag. Wir sprechen weit häufiger

Martin Heidegger und das Sein zum Tode Das Auffälligste am Sterben müssen ist seine Unauffälligkeit im Alltag. Wir sprechen weit häufiger über das Wetter als über die Finalität unseres Lebens. Ein Abend für alle, die der Gewissheit des Todes doch einmal ins Auge schauen wollen. Wie können wir sterben lernen? Wie können wir leben lernen? Friedrich Nietzsche und die Einsamkeit des Denkens Die lebensspende Kraft des geteilten Dialogs erkennen wir oft erst in seiner Abwesenheit. Die Einsamkeit zwingt uns vor uns selbst. Sie zwingt uns, in den Abgrund zu blicken, der zurückbleibt, wenn die Liebe uns verlässt. Wie erklären wir das Gefühl der Einsamkeit? Lässt sich Liebe „machen“? Sören Kierkegaard und die Verwundbarkeit der Seele Niemand kommt unversehrt durch das Leben. Die Erfahrung des Verlusts der Unversehrbarkeit ist für viele eine lebenswendende Erfahrung. Seelische Wunden, körperliche Behinderungen oder Krankheit. Was lässt uns verzweifeln? Was kann uns heilen? Arthur Schopenhauer und die Aufgabe der Schwermut Der letzte Reiter ist zugleich der erste: er fordert uns auf zu einer bejahenden Haltung dem Ganzen gegenüber. Angesichts des Todes, der Einsamkeit und der Verletzlichkeit: Wie begegnen wir der Melancholie, diesem „Unheimlichsten aller Gäste“? Wie können wir trotz existentieller Nöte fröhlich sein? Organisatorisches: Termine:

Frühjahr Herbst (voraussichtlich) 27.2. Heidegger und der

Tod 28.8. Heidegger und der

Tod 27.3. Verschoben auf

19.6.! 18.9. Nietzsche und die

Einsamkeit 24.4 Kierkegaard und

die Verwundbarkeit 23.10. Kierkegaard und

die Verwundbarkeit 29.5. Schopenhauer und

die Schwermut 20.11. Schopenhauer und

die Schwermut 19.6. Nietzsche und die

Einsamkeit

Ort: Seminarzentrum Im Fokus

Neubaugasse 44/2/12 1070 Wien

Zeit: 20 Uhr (pünktlich) bis ca. 23 Uhr Beitrag: € 50/Abend Keine Anmeldung erforderlich. Die Abende sind einzeln besuchbar.