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Die wikingerzeit als comic

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Dieses Ebuch bietet einen Einblick in die Gedanken und Arbeitsprozesse, die meinem derzeitigen Comicprojekt Berserker zugrundeliegen. Es ist als ein Blick hinter die Kulissen gedacht, damit ein Kritiker oder andere Leser einen Einblick bekommen kann, wie die Welt vom Schreibtisch des Zeichners aussieht.

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Page 1: Die wikingerzeit als comic

Die WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie WikingerzeitDie Wikingerzeitals ComicDie Wikingerzeitals Comic

Eric KnipperEric Knipper

Page 2: Die wikingerzeit als comic

Concept art für Mediafarm, Virtual History projekt, 2013. Eine Visualisierung Roskildes im Jahr 1040.

Die Hauptperson Saxnôt, Concept Art für Berse3rker

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Page 3: Die wikingerzeit als comic

Indhalt

1. Einleitung Seite 3

2. Die Vikingerzeit als Comic Seite 4

3. Die Gestaltung einer Comicseite Seite 12

EinleitungDieses Ebuch bietet einen Einblick in die Gedanken

und Arbeitsprozesse, die meinem derzeitigen Comicprojekt Berserker zugrundeliegen. Es ist als ein Blick hinter die Kulissen gedacht, damit ein Kritiker oder andere Leser einen Einblick bekommen kann, wie die Welt vom Schreibtisch des Zeichners aussieht, und welche Überlegungen es während der Konzept, Manuskript und Designfase des Projektes gibt. Natürlich aus meiner Sichtweise, aber auch um Wissen generell über die Arbeitsprozesse von Comicskünstlern zu vermitteln. Ich weiss nicht, wohin mich dieses Projekt führen wird, aber ich suche neue Wege, während ich gleichzeitig unsere Vorfahren ehre.

Bei den Abbildungen handelt es sich um einzelne fertige Seiten des Berserker Projektes, sowie design- und research Zeichnungen.

Viel Spass mit dieser Präsentation.

Eric Knipper Mail: [email protected] www.thesyndikate.dk Copyright © 2014 - Eric Knipper - All rights reserved.

Concept art für Mediafarm, Virtual History projekt, 2013. Eine Visualisierung Roskildes im Jahr 1040.

Viel Spass mit dieser Präsentation.Viel Spass mit dieser Präsentation.

Eric Knipper Mail: [email protected] www.thesyndikate.dk Copyright © 2014 - Eric Knipper - All rights reserved.Eric Knipper Mail: [email protected] www.thesyndikate.dk Copyright © 2014 - Eric Knipper - All rights reserved.

Detail des Osebergschiffes

Dreiarmiger fränkischer Riemenverteilereiner Schwert-aufhängung.

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Page 4: Die wikingerzeit als comic

Die Wikingerzeit als ComicEin Essay und ein Vertrag zwischen Künstler und Kunst.

Hier sind die poetologischen Gedanken während der Arbeit mit dem Comicprojekt Berserker. Als Essay geschrieben, so trete ich in diesen Seiten als Guide in Erscheinung, der meinen Pakt mit der Muse der Kunst beschreibt. Das neue Projekt baut natürlich auf Erfahrungen mit der Arbeit an dem Comic Germania und die Zusammenarbeit mit dem dänischen Nationalmuseum.

Die Eisenzeit als Comic2010-2011 habe ich Germania für das Nationalmuseum

erschaffen. Im laufe meiner Kariere habe ich vor allem humorvolle Comicserien gezeichnet, hier will ich vor allem Nørrebronx und Jørg hervorheben, die sich beide an ein junges Publikum wenden, und stilistisch gesehen Underground Comix for real. Ich habe aber immer davon geträumt, eine längere action/adventure/scifi sache zu machen, weil dort die Möglichkeit besteht, eine längere, epische Geschichte zu erzählen, und mit Hilfe des Nationalmuseums konnte ich das Germania Projekt vorantreiben, das unser Wissen über die Eisenzeit vermittelt.

Germania handelt von dem abenteurlichen Leben des Kimberkriegers Hariuha als Söldner bei den Römern und Heerführer im Dänemark der Eisenzeit, im 3. Jht. n. Chr., als Südeuropa Nordeuropa dominiert hat.

Ich habe mich immer für Geschichte und Archäologie interessiert, und als ausgebildeter Kulturvermittler bin ich davon begeistert, Wissen zu vermitteln, um einen Beitrag zu leisten für den ewigen Kampf gegen die Unwissenheit. Es war mir ein Vergnügen, Teil einer starken fachlichen Gemeinschaft zu sein und den Alltag im Museum zu folgen, und ich habe entschieden, mich mit der Wikingerzeit zu beschäftigen nachdem Germania fertiggezeichnet war, weil ich auch davon fasziniert bin, in Archieven zu stöbern um herauszufi nden, wie sich das Leben während der Wikingerzeit gestaltet hat anhand der sparsamen Informationen, die uns zur Verfügung stehen. Die Wikingerzeit war der Höhepunkt der kulturellen Entwicklung der Eisenzeit, um in dem Mittelalter zu münden, und die germanischen Stämme sind zu Königreichen geworden.

Ich werde ständig überrascht und muss immer verschiedene Interpretationen der Quellen beurteilen, um Lösungen für die Dinge zu fi nden, die für die Geschichte und Abbildungen notwendig sind. Aber das entscheidende Element hat mit dem modernen Medienmarkt zu tun: Es gibt nicht genügend Comics, Filme usw. über die Eisenzeit und die Wikingerzeit, gemessen an anderen Genren, z. B. die Tudorzeit oder das Westerngenre, das ja im Kern

Die Hauptperson Saxnôt, erster Entwurf.

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Historisch ist.Ich kann mir selbst Informationen besorgen, muss mir

aber auch ein Gesamtbild des gelesenen schaffen. Es war also das Ziel, einen Unterschied zu machen und etwas mehr zu gestalten als eine Actionserie im historischen Gewand, und etwas zu liefern, das anders ist, das aber auch an sich als Refugium für den Leser vor dem modernen Alltag dienen kann.

Practice what you preachWo Germania in gewisser Hinsicht ein Experiment

gewesen ist, indem ich viele von meinen Prinzipien getestet habe, so geht es bei Berserker darum, das Gold zu heben und die neuen Techniken im grossen Massstab einzusetzen. Ich habe Comics und Zeichnen unterrichtet, und ich habe meinen eigenen Unterricht Ernst genommen, indem ich viel in die einleitende Konzept- Manuskript- und Designfase investiert habe - Lehrer neigen ja zum pedantischen - aber jetzt habe ich ein starkes und durchdachtes Projekt, und von dem was ich gehört habe ist dies der richtige Weg: Den Berserkergang einzulegen mit einer kraftvollen Schilderung der Wikingerzeit in Europa, und der Weg ist das Ziel für den Künstler, das Gestalten an sich sowie die Recherchierung, die für mich ein intellektuelles Abernteuer in eine fremde Welt ist.

Die Erzählung von Berserker ist eine Schilderung der Welt der Wikinger um 800 mit der Verankerung in unserem Wissen über König Godfred, und das verlangt nach epischer Breite, eine Innensicht der Gesellschaft der Wikinger vom Sklaven zum König zu vermitteln. Diese frühe und besonders heidnische Fase der Vikingerzeit ist nicht besonders bekannt, aber mindestens genau so spannend wie die späte Wikingerzeit, zu der Gorm der Alte, Harald Blauzahn und Sven Gabelbart gehören. Und Godfred hatte Karl den Grossen und das fränkische Reich als Widersacher, das würde heute einem Konfl ikt zwischen Dänemark und Russland entsprechen!

Zwischen Scylla und Charybdis

Unter der Flagge “Graphic Novel” sind gute und schlechte Sachen gemacht worden, es ist eine Kampfmetapher für mindestens eine Generation von Zeichnern. Das Epische ist im Roman vorherrschend, der als Feinkultur akzeptiert ist. Deshalb hat Will Eisner die Entwicklung von grafi schen Romanen entfacht, indem er die Ideengrundlage für Graphic Novel geschaffen hat: der grafi sche Roman ist episch, wo Comicerzählungen bisher zum Grossteil dramatisch gewesen sind. Da wo ich den Begriff Graphic Novel begriff gebrauchen kann, ist der Wille zur künstlerischen Freiheit, aber auch Comics als würdige Kunstart, und da wollte auch Eisner hin. Seine eigenen Comicromane, besonders Journey to a far off thunder, sind leicht zugänglich und doch nicht Kinderlitteratur, sondern Odinkar, Saxnôts Bruder

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straight erzählte Geschichten mit verwogenem Gebrauch literarischer Techniken wie zum Beispiel den inneren Monolog, der von Eisners sublimen Layout getragen wird. Und das Layout ist das Nervenzentrum im Comicmedium, hier treffen Text und Bild aufeinander, um die Aussage des Comics, die Erzählung, Themen und Stimmungen zu einer Einheit zu schmieden.

Der grafi sche Roman verlangt nach einem mehr aktiven Erzäler, der den epischen Aspekt im Comic stärken soll, wo der Schwerpunkt bei sogenannten traditionellen Comics eher beim dramatischen und beim Dialog liegt als beim Erzähler. Die epische Breite in Tolstojs Krieg und Frieden beruht auf die umfassenden Beschreibungen, und dies gestalte ich in Berserker durch Splash seiten und Bilder, die einen ganzen Buchaufschlag ausfüllen, wo die dramatische Handlung fast stehenbleibt zum Vorteil für die grandiosen Szenarien, in die der Leser hineingesogen wird.

Comics dürfen heute gerne seriös und tiefsinnig sein, das Comicmedium kann entwickelt werden und der Künstler ist freigesetzt. Diese Freiheit kann einem jedoch wie eine Plage erscheinen, weil auch die Geborgenheit der Tradition verschwunden ist, während der Graphic Novel begriff neue Genrekonventionen etabliert. Du bist als abgebrühter Comicleser meistens keine Sekunde im Zweifel, ob es ein Grafi scher Roman (Dickes Buch, Schwarz/weis Zeichnungen, depressiver Vorstadtteeny an einem grauen Januarmontagmorgen) oder ein japanisches, französisches etc. Comic ist.

Die Kultur ist immer in Bewegung, die Veränderung ist das einzig sichere, und natürlich wird es ein Aufbegehren gegen Graphic Novel als Genre und Begriff geben, aber der Aufbruch und das geschehene können nicht rückgängig gemacht werden.

Ich versuche zu verhindern, grell modernistisch zu wirken, aber ich mache auch nicht nur ein Actionprodukt. Man kann dem alten, saueren Adorno darin recht geben, dass die moderne Kulturindustrie Kopien von Kopien liefert, laut Adorno “eine Aura der Verwesung“, indem Adorno Walter Benjamins Begriff der Aura der Kunst anwendet, die in der plumpen Massenkultur der modernen Welt verloren gegangen ist. Aber egal wie künstlerisch und andersartig ein Comic ist, würde man wohl niemals Adorno dazu bringen können, Comics als Kunstart anzuerkennen, die genauso respekt verlangt wie Zwölftonmusik und moderne Dichtung. Beispielsweise hat er das Filmmedium verteufelt.

Die Avantgarde liefert eine Form der Kunst, die in ihrem extremen Drang zu Schockieren von der Kulturindustrie einverleibt worden ist, die jetzt auch Scheisse auf Dose und andere gute Dinge dem Verbraucher anbieten kann, aber Adorno hat mit seinem Begriff Kulturindustrie immer

Novel begriff neue Genrekonventionen etabliert. Du bist als abgebrühter Comicleser meistens keine Sekunde im Zweifel, ob es ein Grafi scher Roman (Dickes Buch, Schwarz/weis Zeichnungen, depressiver Vorstadtteeny an einem grauen Januarmontagmorgen) oder ein japanisches,

Die Kultur ist immer in Bewegung, die Veränderung ist das einzig sichere, und natürlich wird es ein Aufbegehren gegen Graphic Novel als Genre und Begriff geben, aber der Aufbruch und das geschehene können nicht rückgängig

Ich versuche zu verhindern, grell modernistisch zu wirken, aber ich mache auch nicht nur ein Actionprodukt. Man kann dem alten, saueren Adorno darin recht geben, dass die moderne Kulturindustrie Kopien von Kopien liefert, laut Adorno “eine Aura der Verwesung“, indem Adorno Walter Benjamins Begriff der Aura der Kunst anwendet, die in der plumpen Massenkultur der modernen Welt verloren gegangen ist. Aber egal wie künstlerisch und andersartig ein Comic ist, würde man wohl niemals Adorno dazu bringen können, Comics als Kunstart anzuerkennen, die genauso respekt verlangt wie Zwölftonmusik und moderne Dichtung. Beispielsweise hat er das Filmmedium

Die Avantgarde liefert eine Form der Kunst, die in ihrem extremen Drang zu Schockieren von der Kulturindustrie einverleibt worden ist, die jetzt auch Scheisse auf Dose und andere gute Dinge dem Verbraucher anbieten kann,

immer

Mönch mit irischer Tonsur. Die Römisch Katholische Frisur für Mönche ist die Tonsur mitten auf dem Kopf, wogegen der irische Mönch am Vorderkopf rasiert ist.

Radulf, Saxnôts Vater

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noch eine Pointe: Der Medienverbraucher bekommt immer wieder die selben Erzählungen in unzähligen Tarzan- og Robin Hood remakes vorgesetzt. Ich bin auf einer anderen Art extrem: Ich suche den Pathos als Ausdruck des erhabenen, ein romantisches, aber modernes Nationalepos, das “nur“ dem Vergnügen und der Aufklärung dient, und nicht damit der Leser für eine nationale Idee in den Tod geht, sondern als Aufmunterung, um anzupacken und das Leben zu leben. Das Erhabene ist tragisch, weil Menschen für Ideen, Religion und Gold in den Tod gehen, aber das Tragische ist schön, weil da ein Opferwillen ist, der der grösste Ausdruck für das Gute ist, als Selbstaufopferung. Um nicht den Humor zu vergessen, den Todesverachtung auslösen kann, der semiotische Sieg des Menschen über den Tod.

Der Zeichner muss seinen eigenen Glauben herstellen, seine eigene Meinung vom Leben und der Welt, da nun Nietsche Gott für Tod erklärt hat. Ein Comic kann nicht mehr auf die Formel gebracht werden, z. B. dass er ein Genre für Kinder ist, und so gibt es keine Instanz mehr, die Patent darauf hat, was ein Comic kann und darf. Aber die Moral, die Werte, die unserem Erkenntnishorizont zu Grunde liegen, sind modern und daher vom Christentum durchzogen, ob wir es wollen oder nicht. Und wir werden niemals die Welt wie ein Wikinger sehen können. Das ist gut, denn die Vergangenheit ist ein Spiegel, in dem wir das Törichte von heute mit einer Zeit vergleichen können, als das Leben noch einfach gewesen ist. Glauben wir, weil wir nicht so viel über das Altertum wissen. Die Vergangenheit wird so zum Refugium für die geplagte, moderne Seele, die sich nach einer Zeit sehnt, als die Götter dem Menschen erzählt haben, wie er sein Leben zu leben hat.

Neuer nordischer StilIch strebe mit meinen Zeichnungen von Dänemarks

und Europas Altertum nach einem neuen nordischen Stil - der kraftvoll ist und das Erbe der Band- und Tier ornamentik der Wikinger weiterführt. Der Architekt und Architekturkritiker Adolf Loos hat gesagt, dass Ornamentierung ein Verbrechen ist. In dieser Hinsicht bin ich ein Verbrecher, der nicht ganz in der gradliniegen, von Architekten entworfenen modernen Hölle leben will,

Radulf, Saxnôts Vater

Detail eines Wagens, Oseberg

Die Völve (seherin) mit Gotländischen Schalenspangen aus Bronze.

aber als Kind meiner Zeit bin ich wild mit dem Designelement des Comicmediums.

Da ein Comic aus Text und Bildern besteht, ist es ein Glücksfall, dass die epische Erzählung in meinem neuestem Projekt Berserker einem der unzähligen Ornamente ähnelt, die ich schon gezeichnet habe - Fäden der Erzählung sind ineinander verwickelt, bewegen sich vorwärts, um zurück in Raum und Zeit geschleudert zu werden. Das Muster ist

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Die Tochter des Dänenkönigs Sigurd ring weist den weg Übers meer und wird die Völve von Viken genannt.*

*Bei Oslo

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Der König hat seinen jÜngeren Bruder Godfred als befehlshaber des angriffs geschickt.

Radulfs sachsen wollen die niederstürzung ihrer heiligen säule Irminsul rächen.

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nicht gradlinig. einige Schicksalsfäden sind länger als andere.

Repräsentation der VergangenheitDas Berserker projekt ist aus den selben Prinzipien

hervorgegangen, die meinem Comic Germania zugrunde liegen, das in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum enstanden ist. Es geht darum, sich an die Quellen zu halten, aber auch um neue kunstlerische Wege einzuschlagen. Experiment nicht des Experimentes Willen, sondern um Wissen und Erlebnisse zu vermitteln. Wissen als Erlebnis und nicht als Hausaufgabe, und eine Geschichte über unsere Vorväter, die nicht immer nett gewesen sind.

Wenn ich selbst strebe und suche in alten Büchern (Nach Oelenschläger), dann ist es weil ich einzigartige Museumserlebnisse hatte, indem das Museum ein moderner Rahmen für die Vermittlung der Vergangenheit, und die Vergangenheit wird in der Form eines ästhetischen Gesamterlebnisses; eine wiederentdeckung des Schmerzes und des erhabenen in einer hyperironischen und selbstreferierenden Medienwirklichkeit.

Historische Rekonstruktion

Wo trifft man die Toten? Im Museum, in Form von Moorleichen und Totenköpfen. Man kann die stolzen Völker der Vergangenheit treffen, die Dinge hergestelt haben, die noch immer ihre exotische Aura behalten haben, während wir versuchen, Bedeutung und Gebrauch von Symbolen, Schildern, Fibeln und Schiffe zu ergründen. Ich gebrauche Elemente der Museumsvermittlung: Übersichtskarten und Dioramen usw. als Elemente des modernen Kommunikationsdesigns, die gut im Rahmen des Comicmediums funktionieren.

Die Welt ist ein Theater, und können wir sagen, wir kennen unsere eigene Zeit? Berserker ist wie Germania eine Gestaltung der Vergangenheit, ein Modellversuch, der die Vergangenheit erforschen soll, indem alle Sachen zusammengestellt werden, die wir über die Vor- und Frühgeschichte wissen. Es ist wie aus einem bodenlosen Fass zu trinken. Oft muss ich zwischen zwei Experten wählen, und grosse Bereiche liegen im Dunkeln, oder es vergehen Jahrhunderte zwischen Quellen und Artefakten.

Bei der Rekonstruktion der Vergangenheit geht es darum, dass Gebäude, Schiffe und landschaften mehr sind als Kulissen, sondern Stimmen der Erzählung, eine Stärkung des epischen Aspektes. Die Personen sind nicht nur in exotische Gewänder gekleidet, sie müssen auch unter Berücksichtigung der Normen und Werte der Zeit handeln.

Nach dem, was wir heute erkenne können. Ich Ziele auf eine psychologische Glaubwürdigkeit; obwohl Germanias

Wo trifft man die Toten? Im Museum, in Form von Moorleichen und Totenköpfen. Man kann die stolzen Völker der Vergangenheit treffen, die Dinge hergestelt haben, die noch immer ihre exotische Aura behalten haben, während wir versuchen, Bedeutung und Gebrauch von Symbolen, Schildern, Fibeln und Schiffe zu ergründen. Ich gebrauche Elemente der Museumsvermittlung: Übersichtskarten und Dioramen usw. als Elemente des modernen Kommunikationsdesigns, die gut im Rahmen

Die Welt ist ein Theater, und können wir sagen, wir Germania

eine Gestaltung der Vergangenheit, ein Modellversuch, der die Vergangenheit erforschen soll, indem alle Sachen zusammengestellt werden, die wir über die Vor- und Frühgeschichte wissen. Es ist wie aus einem bodenlosen Fass zu trinken. Oft muss ich zwischen zwei Experten wählen, und grosse Bereiche liegen im Dunkeln, oder es vergehen Jahrhunderte zwischen Quellen und Artefakten.

Bei der Rekonstruktion der Vergangenheit geht es darum, dass Gebäude, Schiffe und landschaften mehr sind als Kulissen, sondern Stimmen der Erzählung, eine Stärkung des epischen Aspektes. Die Personen sind nicht nur in exotische Gewänder gekleidet, sie müssen auch unter Berücksichtigung der Normen und Werte der Zeit

Nach dem, was wir heute erkenne können. Ich Ziele auf Germanias

Bettpfosten vom Oseberg Fund,

Norwegen

Fränkische Frauentracht

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Helt Hariuha befürworter der Sklaverei ist, so ist er doch noch immer “unser“ Mann. In Berserker spielt der psychologische Aspekt in gewisser Weise eine wichtige Rolle: Ob Gewalt und Verwüstungen Spuren in der Seele des Kriegers hinterlassen? Und welche Handlungen ergeben sich dann damit aus dem Mindset der Wikinger? Das will ich als Künstler und Kulturvermittler ergründen.

Es geht nicht um gut und böse.Es geht ums überleben. Borg Stabkirche, Norwegen

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Die Gestaltung einer ComicseiteManuskript, Recherche und Layoutskizze

Egal welche geschichtliche Periode mein Comic schildert, so ist die Recherche sehr umfassend. Dies gilt auch für die heutige Zeit, aber besonders für historische Comics wie Germania. Es geht darum, so umfassende Informationen wie möglich anzuwenden; ein Fass ohne Boden. Archäologische Funde können sehr verschieden ausgelegt werden.

Das Manuskript ist der Ausgangspunkt für ein Comic, das aus Texten und Bildern besteht.

Buchdeckel des Comics Germania, das 2012 beim dänischen Verlag Faraos Cigarer erschienen ist. Der Artbeitsprozess für Berserker ist grundlegend derselbe. Comiczeichner und Authoren haben alle jeweils ihre eigenen Arbeitsvorgänge, aber die meisten Zeichner folgen den einzelnen Schritten vom Manuskript zur Reinzeichnung und eventuell der Kolorierung.

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Unten ist der Text für Seite 47, aber es gibt auch Ideen zum Layout und Regieanweisungen:

Seite 47, Bild 2-4 nested Bild 1, splashBild 1: (ca. 100 Krieger auf dem Hügel, Kommentar)Mit schwarzen Schildern warten die Angeln lautlos auf den Angriff.Bild 2: (Nithijo) Das ist nur ein Haufen Bauern, wir sind nicht hierher gekommen, nur um ein einziges mieses Dorf zu plündern. Greift mit Wurfspeeren an!Bild 3: (Norweger werfen Speere)Bild 4: (Schilder werden gespalten)

Gegenüber ist die Layotskizze, die wichtig für die Planung ist. Die visuelle Idee wird erprobt. Die Zeichnung ist sehr Schemenhaft, aber genug, um die wichtigsten visuellen Objekte zu zeigen sowie den Gesamteindruck der Seite und der Flow der Erzählung.

Ich zeichne jedes einzige Bild für sich, am besten doppelt so gross wie die fertige Seite. Das hilft, damit ich mich auf jede einzelne Zeichnung konzentrieren kann. Ich habe ja den Gesamtausdruck in der Layoutskizze. Die Recherche bedeutet, dass ich jeden Eisenzeitkrieger schildern kann, aber in meinem eigenen Stil. Ich kann gewöhnliche Gegenstände wie Speere und Schilder frei aus dem Kopf zeichnen, ohne in Büchern suchen zu müssen, aber bei speziellen Gegenstände wie der Kessel von Gundestrup habe ich eine photografi sche Vorlage.

Die Bilder schildern ausser der Handlung auch die Kampftaktik der Eisenzeit, hier auf Seite 47 wird der Schildwall der Angeln mit Wurfspeeren mürbe gemacht. Es geht darum, so viele Schilde wie möglich zu brechen, während nur sehr wenige Krieger getötet werden. Aber ohne Schild ist ein Krieger verwundbar.

Die Layoutskizze ist die erste Visualisierung der Seite.

Bleistiftskizze eines Comicbildes.

Waffenopfer aus dem Nydam Moor

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Reinzeichnung und MontageIch mache die Reinzeichnung auf dem Leuchttisch.

Alle Details werden festgelegt. Danach montiere ich die gescannten Einzelbilder auf dem Computer und füge die Rahmen hinzu. Ich kann auch kleine Fehler vom Reinzeichnen beheben.

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Die fertige ComicseiteZum Schluss kommt die digitale Kolorierung, und

der Text wird eingesetzt. Seite 47 kann jetzt gedruckt oder ins Netz gestellt werden.

Mit schwarzen Schilden warten die Angeln lautlos auf den Angriff.

Das ist nur ein Haufen Bauern, wir sind nicht hierher gekommen, nur um ein einziges mieses Dorf zu plündern!

Greift mit Wurfspeeren an!

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Page 16: Die wikingerzeit als comic

(Nächste Seite) Ich bin jetzt dazu übergegangen, Berserker auf den Ipad zu zeichnen, weil ich so digital Reinzeichnen kann, um leicht den schwarzen Strich zu berichtigen. Aber die Farben mache ich noch immer am PC.

Der Helm von König Godfred ist nach einem Helm der Vendelzeit in der jüngeren Eisenzeit gezeichnet. Die Vendelzeit liegt kurz vor vor der Wikingerzeit, aber wir haben ähnliche Helme aus der Wikingerzeit gefunden. Es sind nur sehr wenige Helme bewahrt, und nur die absolute Elite konnte sie sich leisten. Die Vendelzeithelme sind sehr unterschiedlich, aber vom Beowulf Epos wissen wir, das der Held Beowulf den selben Helmtyp hatte wie seine Gefährten, weshalb Godfreds Leibwachen den selben Helmtyp haben wie er, aber in Rot.(Nächste Seite)

Wikingerschiff des Oseberg typs. Originalzeichnung in A2.

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Page 17: Die wikingerzeit als comic

Der König ist immer unterwegs, um die grundherren zu kontrollieren, aber auch weil sein gefolge Essen, kleidung, eisen und schiffe braucht.

Godfreds gemahlin, königin Aase, reist manchmal mit dem Gefolge. Ihr Sklave aus dem Lindisfarne kloster ist mittlerweile gefügig geworden.

Manchmal ist der König auf einem Königssitz, manchmal besucht er einen grundherren, der ihn und seine gefolgschaft versorgen muss.

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Page 18: Die wikingerzeit als comic

Eric Knipper lebt in Kopenhagen und arbeitet an seinen Comics, von denen das letzte in Zusammenarbeit mit dem dänische Nationalmuseum entstanden ist: Der historische Comic Germania, der sich in der Eisenzeit abspielt, bevor der Nationalstaat Dänemark entstanden ist.

Die Wikingerzeit als Comic präsentiert sein neues Projekt Berserker, an dem er seit dem letzten Strich an Germania gearbeitet hat.

Eric Knipperarbeitet an seinen Comics, von denen das letzte in Zusammenarbeit mit dem dänische Nationalmuseum entstanden ist: Der historische Comic Eisenzeit abspielt, bevor der Nationalstaat Dänemark entstanden ist.

Die Wikingerzeit als Comicsein neues Projekt dem letzten Strich an hat.