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ELTERNBRIEF AUSGABE 03 – 2010 ERZIEHUNGSBERATUNG FRÜHFÖRDERUNG AUFSUCHENDE JUGENDHILFE DIE WILDEN KERLE SÖHNE BRAUCHEN VÄTER

diE wildEn kErlE EltErnbriEf - familienberatungszentrum.de · EltErnbriEf AusgAbE 03 – 2010 ErziEhungsbErAtung frühfördErung AufsuchEndE jugEndhilfE diE wildEn kErlE söhnE brAuchEn

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EltErnbriEfAusgAbE 03 – 2010

ErziEhungsbErAtung

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liebe Eltern, liebe leser, ein ganzer Elternbrief über jungen und väter!

in der Praxis der Erziehungsberatung fällt auf, dass viele Eltern, Mütter und väter, vor allem um ihre söhne im Alter zwischen 10 und 12 jahren (vorpubertät) besorgt sind. in der beratung werden themen des gegenseitigen nichtverstehens, Aggressionen, unzufriedenheiten oder schulische Probleme angesprochen.

so wurden wir angeregt, unsere beobachtungen und Erfahrungen ihnen zur verfügung zu stellen. wir hoffen, dass dieser Elternbrief zum nachdenken und zur diskussion einlädt.

sicher wird der eine oder andere von ihnen weitere fragen haben. wir beantworten sie ihnen gern.

herzlichst – Ihr Team der Erziehungsberatungsstelle

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die wilden kerleSöhne brauchen Väter

Die Geschichte von Harry Potter hat – als Buch wie als Film – in den letzten Jahren immer wieder Kinder, Jugendliche und Erwachsene fasziniert. Sicherlich kann man einerseits davon ausgehen, dass es die aufregenden Abenteuer sind, andererseits steckt in diesen Büchern auch die Möglichkeit, einen Entwicklungsbericht eines vorpubertierenden Jungen mitzuerleben und an seiner Entwicklung sowohl teilzunehmen als auch sich mit ihr zu vergleichen und eigene Wege und Strategien zu entwickeln. Dieser Elternbrief beschäftigt sich mit der Rolle des Vaters und männ-lichen Vorbildern in der Entwicklung von Jungen. Ausgehend von der Anfangsgeschichte im ersten Buch – „Harry Potter und der Stein der Weisen“ – von Joanne K. Rowling, wird die Rolle der männlichen Bezugspersonen betrachtet. Dabei steht im Hintergrund die Frage, was den Jungen zum Mann macht oder: Wie kann er ein „wilder Kerl“ mit Sozialkompetenz werden?

Zum Einstieg zunächst eine kurze Zusammenfassung des Anfangs der Harry Potter-Geschichte:Harry Potter, eigentlich der Sohn eines berühmten Zaubererehepaares, lebt seit Jahren in der Familie Dursley. Sein Onkel Vernon und seine Tante Petunia mit ihrem Sohn Dudley sind die einzigen lebenden Verwandten. In einem Schrank lebend und immer wieder gegen sei-nen verfressenen, hinterhältigen Cousin und dessen Eltern kämpfend, fristet er bis zu seinem 11. Geburtstag ein liebloses Leben.

Dann bekommt er Post, die sein Leben verändern wird. Wie viele von Ihnen wissen, ist die Post für Harry eine Einladung in die Zauberschule Hogwarts, die schon lange einen Platz für ihn bereithält. Im weiteren Verlauf der Geschichte muss der Onkel, der ein unspektakuläres Leben für Harry vorgesehen hat, klein beigeben, da Harry Unterstützung von

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Seiten der Schule durch den Riesen Hagrid erhält. Dieser nimmt nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Onkel auf, sondern klärt Harry vor allem über seine wahre Herkunft auf. Er ist der Sohn eines guten Zaubererehepaares, das im Kampf mit dem „Bösen“ gestorben ist. Einzig und allein Harry hat diesen Kampf überleben können, da seine Mutter ihn schützte. Als Erinnerung ist ihm die Narbe auf der Stirn geblieben, die ihn in den Momenten immer wieder schmerzt, in denen sich das „Böse“ in seiner Nähe befindet.

Letztendlich kann Harry unter der Obhut von Hagrid die Familie Dursley verlassen, um im weiteren Verlauf der Geschichte nur noch in den Ferien dorthin zurückzukehren. In Hogwarts wird er nicht nur unter dem Schutz des Schulleiters Dumbledore warmherzig aufgenommen, sondern er findet endlich feste Freunde, die ihn über die nächsten Jahre begleiten werden. Es scheint als würde sich alles zum Guten für ihn wenden, hätte er nicht immer wieder Zweifel an seiner Identität und seinem Selbstbild. So weit der Anfang der Harry Potter-Reihe.

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In den nachfolgenden Büchern wird anhand von vielen Abenteuern, die Harry mit seinen Freunden bestehen muss, seine Auseinandersetzung und sein Wachsen beschrieben, bis er sich am Schluss des letzten Bandes letztlich zu einem reifen Erwachsenen entwickelt hat.

Die Geschichte von Harry Potter zeigt, inwiefern Jungen im vorpuber-tären Alter auf ihre Wurzeln zurückgreifen müssen, um eine gesunde männliche Identität entwickeln zu können. So scheint es für Harry erst möglich, sich aus der Beziehung zu den Dursleys zu lösen, als er von seinen wahren Wurzeln erfährt. Mit seinem 11. Geburtstag steht er am Scheideweg zwischen Kindheit und Erwachsen-Werden. Vielleicht erscheint die Art der Betrachtung vielen Eltern übertrieben, aber in diesem Alter bahnen sich außer körperlichen auch intellek-tuelle und seelische Veränderungen an. Vermutlich kennen Sie die „Gefühlsschwankungen“ von Kindern in dem Alter: Die Kinder wer-den eigensinniger, sie wollen selbst bestimmen, fühlen sich oft schon erwachsen und gleichzeitig verlangen sie die Nähe zu den Eltern, sind verunsichert und brauchen viel Zustimmung.

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Damit Jungen die anstehenden Entwicklungen in diesem Alter sicher bewältigen, ist es wichtig, auf vertraute Personen und Beziehungen zurückgreifen zu können. So ist gerade die Rolle des Vaters in der kind-lichen Entwicklung bei Jungen nicht zu unterschätzen. Der Vater ist derjenige, der die enge Verbindung zwischen Mutter und Sohn zu einer Dreiecksbeziehung erweitert. Für den Jungen bedeutet dies, sich nicht nur von der versorgenden Mutter abgrenzen zu können, sondern damit auch einen Weg zu finden, eine eigene Geschlechtsidentität zu ent-decken. Die Beziehungserfahrungen und die Entwicklung der eigenen Identität bieten im Zuge des Erwachsenwerdens einerseits den Rückgriff auf das liebevolle und stärkende Halten, andererseits bieten sie auch die Möglichkeit, sich an neuen Vorbildern oder Idealen zu orientieren. Bei Harry Potter spielt zu Beginn der starke Hagrid in Abgrenzung zu dem übergriffigen Onkel Vernon eine wichtige Rolle. Aber auch der Schulleiter, der Harrys Entwicklung seit Geburt im Hintergrund beglei-tet, in seiner Beständigkeit, Souveränität und Weisheit letztendlich eine leitende und haltende männliche Person, an der sich Harry orientieren kann.

Die Beziehung eines Mannes zu seinem Kind ist nicht naturgegeben, sie muss gewollt und entwickelt werden, immer beeinflusst von den gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen. Lange Zeit war das europäische Vaterideal der „pater familias“, der Herr im Haus, der Ernährer und Beschützer, der die Familie nach außen vertrat. Der Vater war aber auch der mit Macht über alle in der Familie ausgestattete Erzieher und oft der Schrecken der Kindheit.

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Im Lauf der Zeit veränderte sich dieses Vaterbild, Aufgaben wurden von „Vater Staat“ übernommen oder gingen aufgrund der außerhäusigen Berufstätigkeit der Väter an die Mütter. Der Blick richtete sich zuneh-mend auf die Bindung zwischen Mutter und Kind, die Väter standen im Hintergrund. Durchsetzungsfähigkeit und körperliche Stärke waren Teil eines Modells männlicher Eigenschaften. Gefühle von Männern zu ihren Kindern galten und gelten auch noch heute oft als typisch weiblich, unmännlich.

Heute sind Männer eher aufgefordert, ihre Vaterrolle selbst zu gestalten, müssen sie in einem gewissen Sinne für sich und ihre Familie neu erfin-den. Die alten Rollenbilder taugen kaum noch zur Orientierung, ihr Verlust führt aber auch in eine Unsicherheit. Das Vereinbarkeitsproblem von Familie und Arbeit wird zunehmend auch von Männern wahrge-nommen. Dabei werden die Väter, die sich um eine aktive Vaterschaft bemühen, die das pflegend und behütend wie die Mütter tun, häufig von der Gesellschaft als „Weicheier“ bezeichnet und die, die in kühler Distanz bleiben, nennt man „Schattenväter“ oder „Freizeitdaddies“.

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Dabei fällt auf, dass auch in den beruflichen Anforderungen Fachwissen allein nicht mehr genügt, Sozialkompetenzen und kommunikative Fähigkeiten, sogenannte „Soft Skills“, in Unternehmen zunehmend erwartet werden.

Was aber unverändert bleibt, sind die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Kinder, vor allem der Söhne.

Jungen in der Krise ?

Die Erziehung und die Beziehungs- und Bildungsfähigkeit von Jungen wird in den ersten zehn Lebensjahren weitgehend von Frauen gestaltet. Sowohl in den Familien, in denen die Väter sich nach wie vor weitge-hend aus der frühen Beziehungsarbeit heraushalten, als auch in Krippen, Kindergärten und Grundschulen arbeiten überwiegend Frauen mit den ihnen anvertrauten Jungen und Mädchen. So fehlt es den Jungen an außerfamiliären männlichen Vorbildern, an positiver Spiegelung

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und sozialer Anerkennung männlicher Verhaltensweisen. Wie wir wissen, entwickeln Jungen stärker als Mädchen schon von klein auf ihre Identität im motorisch-körperlich ausgelebten Spannungsfeld von Begrenzung und Grenzüberschreitung. „Jungen werden sich immer viel stärker am ,Außen‘ orientieren müssen”, so der Göttinger Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther, „weil der Junge diese innere Stabilität, Ruhe oder auch innere Gelassenheit in dem Maße nicht entwickeln kann, weil er einfach zu vulnerabel, zu empfindlich, zu schlecht physiologisch konstruiert ist“.

Raufen und Balgen ist bei Jungen sehr beliebt und im Kindergarten und der Schule sehr unbeliebt. Es ist eine Form des Kräfte-Messens mit guten Freunden. Normalerweise geht das Raufen und Ringen sehr regelhaft zu und es werden kleine Zeichen berücksichtigt, dass sich der andere nicht verletzt und nicht wirklich unterworfen wird, sodass man sich hinterher als gute Freunde trennt. Und doch wird dieses Kräfte-Messen häufig als Aggressivität missverstanden.

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Jungen versagen häufiger in der Schule. Wie die Pisa Studie gezeigt hat, liegt das auch daran, das Jungen bei gleicher Leistung schlechter bewertet werden.

Auch die Prognose für den Übergang zu einer weiterführenden Schule belegt dieses Problem. Das ist keine Absicht, vermutlich beurteilen die Grundschullehrerinnen das Sozialverhalten von Jungen negativer und lassen es in die Leistungsbewertung einfließen.

In einigen Kindergärten dürfen Jungen keine Schwerter und Pistolen haben, um sich im Kampf zu erproben. Sehr wohl dürfen Mädchen aber ihre Puppen und Sammelordner mitbringen.

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Kinder brauchen Väter

Studien belegen, dass soziale und emotionale Kompetenzen gefördert werden, wenn ein Vater anwesend ist und mit den Kindern spielt. Dies gilt insbesondere für Jungen: „Der Junge braucht den Vater als Spiegel seiner Männlichkeit, für ihn ist es zentral wichtig, sich von der Weiblichkeit der Mutter zu lösen und seine männlichen Anteile im Spiel mit dem Vater sich anzueignen“ (Frank Dammasch).

Väter gehen vom ersten Tag an anders mit Kindern um als Mütter. Sie halten und streicheln weniger, sie fassen an und lassen los. Sie zeigen den Babys schnell wechselnde Gesichtsausdrücke, was sehr an- oder sogar aufregend ist.

In diesem emotionalen Auf und Ab lernt das Kind unterschiedliche Gefühle besser auszuhalten. Das Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz hilft ihm, die eigene Individualität auszuprägen.

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Im Spiel mit einem Jungen zeigt sich, dass die Mutter eher ruhige, harmonische Spiele bevorzugt: Sie bastelt, malt oder spielt mit kleinen Figuren und lässt sich dabei auch oft von ihrem Sohn leiten. Der Vater bevorzugt aggressive, motorisch wilde Spiele. Väter werfen ihre Kinder in die Luft, lassen sie auf Bäume klettern und sprechen ihnen Mut zu, noch einen weiteren Ast zu erklimmen.

Eine solche Rollenverteilung ist allerdings nicht festgelegt, auch Mütter können diese Funktionen übernehmen. Bedeutsam ist, dass Kinder die Unterschiede erleben, dass zwei Bezugspersonen möglichst unter-schiedlichen Geschlechts da sind und dass die Familie ein stabiles Dreieck bildet, in dem jeder seinen festen Platz hat. Diese Stabilität ist für einen Jungen noch wichtiger als für ein Mädchen, weil er abhängiger ist von dem, was er „außen“ vorfindet.

Klarheit über die eigene Vaterrolle

Wie könnte nun die Vaterrolle aussehen? Väter könnten sich Zeit neh-men, liebevoll, orientierungsgebend und zuverlässig sein, ihren Kindern vieles erklären, so auch die Gründe für ihre häufige Abwesenheit

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bzw. warum sie manchmal so und manchmal anders handeln. Kinder meinen häufig, dass der Vater die Welt besser kennt als die Mutter, die ihrerseits wieder vor allem die Dinge zu Hause kennt.

„Vater sein heißt doch vor allem Erfahrungen weitergeben, Vergangenheit in die Gegenwart einbringen, damit die Zukunft möglich wird. Und indem wie es versucht wird, müssen eigene Fehler und Irrwege zur Sprache kommen. Nichts schafft mehr Vertrauen als Offenheit über seinen eigenen Weg. Nichts verbaut die Verständigung mehr als öde Rechthaberei“ (H. Albertz).

In Bezug auf die einleitende Geschichte von Harry Potter kann man sich hier noch einmal den trögen, abweisenden Onkel, der für die Belange

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seines Pflegekindes unempfänglich ist im Gegensatz zu dem haltenden und gesprächsbereiten Schulleiter, vor Augen führen. So führte das fehlende Einfühlungsvermögen des Onkels bei Harry eher zum emotionalen und sozialen Rückzug, letztendlich zu einer Selbstverunsicherung.

Abwesende Väter

Wenn man den Statistiken glauben darf, leben in Deutschland ca. 10 Millionen Familien, davon 1,6 Millionen alleinerziehende Frauen mit über 2 Millionen mehr oder weniger vaterlosen Kindern. Aber auch viele Familienväter wollen oder können nicht so eng wie nötig mit ihren

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Kindern zusammensein. Nun ist es sicherlich schwierig, Kinder ohne Vater großzuziehen, vielen Frauen gelingt es dennoch gut. Bedeutsam ist, dass die Kinder die Wahrheit über ihre Geschichte erfahren und so ihre Wurzeln finden können. Die Mutter sollte auch schon ihre kleinen Kinder anregen, sich auf Erwachsene beiderlei Geschlechts zu beziehen, damit diese sich für die Erwachsenen entscheiden können, mit denen sie eine Art natürliche Ähnlichkeit verspüren. Denn es ist wichtig, dass sie Vorbilder außerhalb des Familienkreises finden und haben, der sich ja so eng geschlossen hat, wenn kein Vater da ist. So findet sich häufig für Jungen auch außerhalb der Familie ein Mann, der behilflich ist, die aggressive motorische Seite des Jungen zu formen.

Die Frage, die man sich stellen könnte, lautet: Was wäre aus Harry gewor-den, wenn er seine wahre Geschichte nicht erfahren hätte? Wäre er für immer im Dunkeln geblieben, hätte sich vielleicht für immer im Schrank versteckt, um den aufregenden und überwältigenden Abenteuern des Erwachsenwerdens aus dem Weg zu gehen? Sein Dasein wäre dann sehr begrenzt. Vielleicht hätte er sich, um seinen Wunsch nach Autonomie zu unterdrücken, wie sein Cousin auch mit Essen vollgestopft oder er wäre vielleicht aggressiv gegen sich und andere geworden. Zum Glück hat er seine Chance genutzt und konnte mit Kopf und Herz ein „wilder Kerl“ sein, um seine Identität und Souveränität zu erarbeiten.

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Sollten Sie weitere Fragen haben oder sich ein Gespräch zu diesem Thema wünschen, sind wir vom Familienberatungszentrum gerne für Sie da.

Falls Sie an diesem Thema interessiert sind und mehr dazu lesen möchten, finden Sie Informationen unter

zwww.. eltern.de> www. elternimnetz.de> www.hr-online.de

> Frank Dammasch: „Jungen in der Krise“ Brandes+Aspel> Erich Fromm: „Die Kunst des Liebens“ > Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Stein der Weisen“ Carlson > Dieter Schnack: „Kleine Helden in Not“ rororo Sachbuch> Rainer Neutzling

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Kasseler Familienberatungszentrum Frühförderung Erziehungsberatung Babysprechstunde

Die Erziehungsberatung ist für Sie da, bei• familiären Konfliktsituationen• Schulschwierigkeiten • Trennung und Scheidung • sozialen Problemen, Nöten und Krisen Erziehungsberatung kann von Eltern, Jugendlichen und Kindern in Anspruch genommen werden.

Die Frühförderung ist für Sie da, wenn • Ihr Kind in der Entwicklung verzögert,

von Behinderung bedroht oder behindert ist; • Sie Auffälligkeiten in der Entwicklung Ihres

Kindes feststellen oder unsicher sind, ob Ihr Kind sich altersgemäß entwickelt.

Frühförderung kann die Kinder von Geburt an bis zum Schuleintritt fördern und die Eltern beraten.

Die Aufsuchende Jugendhilfe bietet Unterstützung für Familien an, die „Hilfe zur Erziehung“ für ihre Kinder über das Jugendamt genehmigt bekommen.

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Was Sie wissen sollten: • Alle Angebote des Vereins sind für Eltern,

Jugendliche und Kinder aus Kassel. • Die Angebote sind kostenlos.

• Wir unterliegen der Schweigepflicht.

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imPreSSum| Ausgabe10/2010 | | Auflage: 9 000 |

| Text: Bernd Liebscher, Claudia Heimanns | | Redaktion: Rolf Linden-Brüning, Andrea Taher |

| Illustration: Daniel Wollschon | | Druck: Druckerei Boxan |

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Sie erreichen uns Kasseler familienberatungszentrum hinter der Komödie 17 34119 Kassel

Telefon 0561. 7 84 49-0 fax 0561. 7 84 49 21 e-mail [email protected] internet www. familienberatungszentrum.de

Sprechzeiten mo | mi | Do 8.30 – 12.00 uhr, 14.00 – 17.00 uhr Di | fr 8.30 – 12.00 uhr

Straßenbahn Linie 4, 7 und 8, haltestelle Karthäuser Straße

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