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1 Die Wirbelsäule: sportartspezifische Probleme H. Schmitt Bereich Sportorthopädie Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg Wirbelsäule und Sport Orthopädie Heidelberg 28,9% 31,6% 31,9% 34,6% 42,3% 40,8% 39,2% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 18-19 19-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 Rückenschmerz-Prävalenz nach Altersgruppe Frage: Hatten Sie innerhalb der letzten 7 Tage Rückenschmerz? Quelle: Schneider, S; Schiltenwolf, M; Zoller, S. M.; Schmitt, H.: The association between social factors, employment status and self-reported back pain - A representative prevalence study on the German general population. In: J Public Health (2005) 13:30-39. % Alter

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Die Wirbelsäule: sportartspezifische Probleme

H. SchmittBereich Sportorthopädie

Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

28,9%31,6% 31,9%

34,6%

42,3% 40,8% 39,2%

0

5

10

15

20

25

30

35

40

18-19 19-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79

Rückenschmerz-Prävalenz nach Altersgruppe Frage: Hatten Sie innerhalb der letzten 7 Tage Rückenschmerz?

Quelle: Schneider, S; Schiltenwolf, M; Zoller, S. M.; Schmitt, H.: The association between social factors, employment status and self-reported back pain - A representative prevalence study on the German generalpopulation. In: J Public Health (2005) 13:30-39.

%

Alter

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Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

Verletzungen

Überlastungsschäden

Deformitäten

Wirbelsäulenbeschwerden

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Verletzungen im SportSchulsportverletzungen Niedersachsen (n= 2234)Knobloch et al. 2005 Sportverl Sportschad

• HWS/BWS 3,4%

• LWS/Steiß 1,1%

• Rückenbeschwerden 0,7%

Gesamt ca. 5%

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Boxen - Verletzungsmuster

Gesicht 16 % Haut 45 %

Extremitäten 28 %

Schädel-Hirn 11 %

Schlagarm rechts bei Normalausleger bevorzugt

Minkoff 1997 in Renström

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Ringen - Verletzungsmuster

Hand/Hand-gelenk 11 %

Fuß/Sprung-gelenk 11 %

Schulter 24 %

Kopf 8 %

Ellenbogen 7 %

Rumpf 8 %

Knie 17 %Rücken/Nacken 11 %

63 % Training, Wettkampf häufigerTendenz niedere und mittlere Gewichtsklassen

Boden et al 2002

Pasque et al Am J Sports Med 2000

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Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

Präpuberale Phase- frühes Schulkindalter 6 - 10 Jahre- spätes Schulkindalter 10 Jahre Eintritt Pubertät

erste puberale Phase M 11/12 - 13/14J 12/13 - 14/15

zweite puberale Phase M 13/14 - 17/18(Adoleszenz) J 14/15 - 18/19

Entwicklungsphasen (nach Weineck 1983)

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Frontalebene

•Physiologische Beinlängendifferenzen•Individuelle Haltungsvarianten•Seitendifferente Belastungen

Sagittalebene

•Hypotone Kinder (Hyperkyphosen)

Haltungs- und Formfehler

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Skoliose und SportSportempfehlungen (Arbeitskreis Skoliose Hopf 1991):

10 - 20°: alle Sportarten möglich,aktive Schulsportteilnahme

21 - 40°: alle Sportarten grundsätzlich möglich,(keine Stoßbelastungen der Wirbelsäule)aktive Schulsportteilnahme,während Sport keine Orthese

> 41° : Sport empfohlen (Berücksichtigung cardio-pulmonale Beeinträchtigung, andere Risiko-faktoren), wie oben

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Skoliose und Sport

Sportempfehlungen (Arbeitskreis Skoliose Hopf 1991):

• Operierte Patienten:– generelle Empfehlung nicht möglich, Festlegung vom

Operateur 1 Jahr postoperativ (Art des Instrumentariums, Länge der Spondylodese)

• Nicht empfehlenswerte Sportarten:– Kontaktsportarten, Bodenturnen, Springreiten, Trampolin

Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

Sport nach Operation versuskonservativ (n= 59)

Parsch et al 2003 Clin J Sports Med

Operierte

Skoliose (n=31)

Nicht-operierte

Skoliose (n=28)

Kontrollgruppe

(n=33)

Volleyball/Basketball 2 - 3 Ski 3 2 8

Tennis/Badminton 3 1 8 Jogging 2 3 8

Inline skating - 1 3 Fitness 3 3 1 Walking 2 6 3

Gymnastik 9 15 7

Radfahren 8 15 5

Schwimmen 6 16 4

Golf - - 2 Andere 1 - 4

Operierte Skoliose

(n=31)

Nicht-operierte

Skoliose (n=28)

Kontrollgruppe

(n=33)

Rückenschmerz - 5 1

Funktionsstörung 10 2 2

Kein Interesse 1 1 5

Keine Zeit 1 1 3

Andere - - 1

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Gibt es Sportarten, bei denen ein Risiko besteht, eine Skoliose zu entwickeln bzw. eine bestehende

Skoliose zu verstärken?

Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

Fixiert Funktionell

Tennis, Speerwerfen, Kunstturnen, Football, Tänzer (< 20 Grad)

RSG mit Kontrollgruppe Tanchev et al 2000

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Kyphose

Haltungsschwäche Morbus Scheuermann

Wirbelsäule und SportOrthopädie Heidelberg

Wirbelsäule

M. Scheuermann Wirbelkörperaufbaustörungen

Gewichtheben, Kunstturnen, Eiskunstlauf, Trampolin,Schwimmen, Fechten, Schießen, Kanu, Rudern, Rad

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Morbus Scheuermann

• Kriterien:

– keilförmige Deformierung von mind. 5°

– Kyphose > 60°

– Schmorlsche Knötchen

– Vergrößerung des sagittalen Wirbelkörperdurchmessers

– Verschmälerung des Zwischenwirbelraumes

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Morbus Scheuermann

• Prävalenz 1%– Ursache nicht eindeutig geklärt (Störung

des Knorpelstoffwechsels, familiäre Disposition), früher Lehrlingsbuckel

• Auswirkung sportlicher Aktivität auf Krümmungsgrad (Wojtys 2000)– sportlich sehr aktive (>400 Std./Jahr)

größte Krümmung (Turner, keine pathologischen Werte)

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Morbus Scheuermann

• Sportarten:

– Turnen, Eiskunstlauf, Trampolin, Schwimmen, Fechten, Schießen, Kanu, Rudern, Ringen, Radfahren

• Wenig rigid, unter 70 °

– Verkürzungen verschiedener Muskelgruppen (mm. pectorales, ischiocrurale)

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Morbus Scheuermann

• Sportempfehlungen:

– akut: Sporttauglichkeit erheblich eingeschränkt, auch Schulsport (Röntgen nach 6 Monaten)

– ohne klinische Symptomatik: uneingeschränkt

• Nach Abschluß des Wachstums: individuell (verbliebene Einschränkungen)

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14 Jahre

Spondylolysen

Hundehalsband

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Spondylolisthesen4 - 7% der Normalbevölkerungam häufigsten pars interarticularis des 5. LWKbei Neugeborenen keine Spondylolysebekannt

Formen:- isthmische- dysplastische- traumatische- degenerative- pathologische

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SpondylolisthesenMeßmethoden

Ausmaß Gleitprozess Boxall Sakrale Inklination

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SpondylolisthesenSportarten mit -olyse und -olisthese:vor allem Hyperextensionsbelastungen und Rotationsbelastungen- Leichtathletik (Speer, Stabhoch)- Gewichtheben- Turnen- Football- Ringen- Judo

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Spondylolisthesen

Progredienzwahrscheinlichkeit (Saraste 1989):

•Ausmaß der Kyphosierung des Bewegungssegmentes

•Gleitprozeß in %

•sakraler Inklinationswinkel

-früher Erwerb

20 Jahre 24 Jahre 43 Jahre

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• < 30 %• Streßminderung• Krankengymnastik

• Entlordosierendes Korsett(Bell et.al, Clin Orthop 1988)

• Ohne Operation(Seitsalo, JBJS B 1990)

• > 30 % / 50 %• konservativ?• operativ?

Spondylolisthesen

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Spondylolisthesen

Sportempfehlungen bei Nachweis:

• Einseitige Spondylolyse ohne klinische Symptomatik:– klinische und röntgenolog. Kontrolle nach 1 Jahr

• Mit klinischer Symptomatik, beidseitige -olyse und-olisthese: – klinische und röntgenologische Kontrolle nach 6 Monaten

(Sporttauglichkeit nicht uneingeschränkt vorhanden)

• Eventuell Disziplinwechsel

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Spondylolyse, Spondylolisthese

Leichtathletik (Speer, Stabhoch), Turnen, Ringen, Gewichtheben, Football, Rugby, Judo, Kanu

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Wirbelsäule

Konsequenzen

• Klinische und radiologische Kontrollen• Vermeidung auslösender Ursachen• Reduktion der Trainingsbelastung

� bei Persistenz Disziplinwechsel !!!

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Zusammenfassung

Wenig Verletzungen

Deformitäten und Überlastungsschäden

Bei akuter Beschwerdesymptomatik kein Sport

Bei Deformitäten Sport empfehlen

Leistungssport nur nach sportorthopädischer Beurteilung

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Vielen Dank