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Aus dem Institut für Neuroendokrinologie
der Universität zu Lübeck
Kommissarischer Direktor: Prof. Dr. Hendrik Lehnert
Die Wirkung des lipophilen Insulin-Analogons Detemir auf die Nahrungsaufnahme und den Hormonhaushalt
Inauguraldissertation
zur Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck - Aus der Sektion Medizin -
vorgelegt von Katrin Dieckmann aus Ludwigslust
Lübeck 2013
1. Berichterstatter/ Berichterstatterin:
Priv.-Doz. Dr. rer. hum. biol. Manfred Hallschmid
2. Berichterstatter/Berichterstatterin
Priv. Doz. Dr. med. Sebastian Schmidt
Tag der mündlichen Prüfung:
11.06.2014
Zum Druck genehmigt. Lübeck, 11.06.2014
- Promotionskommission der Sektion Medizin-
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Insulin 2 1.1.1 Insulintransport in das Zentrale Nervensystem 4 1.1.2 Insulinrezeptoren 4 1.1.3 Rolle von zentralnervösem Insulin in der Körpergewichtsregulation 5 1.1.4 Regulation der Sättigung 6 1.2 Diabetes mellitus und seine Behandlung 7 1.3 Insulin Detemir 9 1.3.1 Pharmakologie 9 1.3.2 Gewichtsentwicklung unter der Therapie mit Insulin Detemir 10
2 Zielsetzung und Hypothesen 12
3 Material und Methoden 3.1 Probandenkollektiv 13 3.2 Versuchsablauf 13 3.3 Versuchsbeginn 15 3.4 Versuchsende 15 3.5 Bestimmung der Blut-Hormonwerte 17 3.6 Erfassung der Befindlichkeit 18 3.7 Statistische Analyse 19
4 Ergebnisse 4.1 Nahrungsaufnahme 20 4.2 Rating-Test: Hunger, Durst und Müdigkeit 21 4.3 Subjektives Befinden 23 4.4 Glukoseinfusionsraten 27 4.5 Blutzuckerspiegel 28 4.6 Hormonelle Parameter 29
5 Diskussion 34
6 Zusammenfassung 41
7 Literaturverzeichnis 42
8 Anhang 8.1 Abkürzungsverzeichnis 53 8.2 Abbildungsverzeichnis 54 8.3 Tabellenverzeichnis 54 8.4 Studienprotokoll 55 8.5 Bipolarskala 57 8.4 Danksagung 58 8.5 Lebenslauf 59
Einleitung
1
1 Einleitung
„There is no sincerer love than the love of food“, schrieb Anfang des letzten Jahrhunderts
der Literaturnobelpreisträger George Bernard Shaw (1903). Auch im 21. Jahrhundert
genießen wir all die Vorzüge, die Wissenschaft und Zeit bis dato mit sich gebracht haben -
jedoch auch gewisse Laster. Eines dieser Laster unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft
ist mit der Liebe zum Essen stark korreliert - Diabetes mellitus. Es handelt sich dabei um
eine Stoffwechselstörung, an der insgesamt 7,5 Millionen Menschen in Deutschland
leiden. Deutschland ist das Land in Europa mit der höchsten Prävalenz an Diabetes
mellitus (International Diabetes Federation, IDF 2011). Aber nicht nur national, sondern
auch international ist Diabetes mit einer hohen Prävalenz behaftet und stellt somit ein
globales Problem dar. Kofi Annan äußerte anlässlich der UN-Resolution zu Diabetes: „To
do nothing is no longer an option“ (Annan, 2006). Ziel ist es, Behandlungsstrategien und
Behandlungsoptimierungen in der Therapie des Diabetes mellitus zu finden.
In der vorliegenden Studie wurde die Wirkung des lipophilen Insulin-Analogons
Detemir im Vergleich zu Humaninsulin (Normalinsulin) auf Hungergefühl, Nahrungs-
aufnahme und endokrine Parameter analysiert. Im Folgenden wird ein Überblick über die
physiologische Sekretion und Funktion von Insulin mit besonderer Berücksichtigung
seiner Wirkung auf die Regulation von Körpergewicht und Nahrungsaufnahme gegeben.
Darauf aufbauend werden die Unterschiede zwischen Humaninsulin und Insulin Detemir
und bislang vorliegende klinische Befunde zum Zusammenhang zwischen Insulin Detemir-
Therapie und Körpergewichtsentwicklung beschrieben, welche die theoretische Grundlage
der vorliegenden Arbeit bilden.
Einleitung
2
1.1 Insulin
Insulin wird in den Betazellen der Langerhans’schen Inseln des Pankreas produziert. Aus
Präproinsulin entsteht Proinsulin (Abb.1), welches durch proteolytische Abspaltung des C-
Peptids zu Insulin wird. Das C-Peptid, auch „connecting-peptide“ genannt, und Insulin
werden äquimolar und zeitgleich ins Blut sezerniert. Somit erlaubt die C-Peptid-Messung
eine Aussage über die Funktion der Betazellen des Pankreas.
Abbildung 1: Proinsulinmolekül bestehend aus der A- und B-Kette und dem C-Peptid. Die Pfeile kennzeichnen das C-Peptid (nach Pschyrembel Wörterbuch Diabetologie).
Insulin besteht aus zwei Aminosäureketten: einer A-Kette mit 21 Aminosäuren und
einer B-Kette mit 30 Aminosäuren. Untereinander sind die beiden Aminosäureketten durch
zwei Disulfidbrücken miteinander verbunden. Das Insulinmolekül liegt als Hexamer in
kristalliner Form vor und wird in Vesikeln gespeichert. Die Ausschüttung von Insulin wird
durch nervale und hormonale Reize stimuliert, woraufhin das Insulin mittels Exozytose in
den Blutkreislauf gelangt. Glukose und gastrointestinale Hormone fördern die Insulin-
ausschüttung, wohingegen Kortikosteroide und Noradrenalin die Freisetzung hemmen.
Zunächst wird das Insulin über den Kreislauf der Portalvene in die Leber geleitet. Beim so
genannten “first pass”-Effekt extrahiert die Leber bis zu 60 % des Insulins, der restliche
Anteil geht in die systemische Zirkulation über. Daraus folgt, dass die Hepatozyten einer
Einleitung
3
drei- bis vierfach höheren Konzentration an Insulin ausgesetzt sind als andere insulin-
abhängige Gewebe, wie das Fettgewebe und die Muskelzellen.
Der periphere Wirkmechanismus des Insulins ist seit mehreren Jahren hinreichend
bekannt und erforscht. Insulin fördert den Transport von Glukose, Aminosäuren und
Kalium in die Muskel- und Fettzellen. Metabolische Effekte sind die Förderung anaboler
Stoffwechselprozesse (Glykogensynthese, Lipidsynthese, Proteinsynthese) und die
Drosselung kataboler Prozesse (Glykogenolyse, Lipolyse, Proteolyse). Tabelle 1 gibt einen
Überblick über die Wirkungen des Insulins im Körper.
Tabelle 1: Insulinwirkung auf die wichtigsten Erfolgsorgane, nach Löffler, G 2007, AS = Aminosäure, FS = Fettsäure, K+ = Kalium, cAMP = zyklisches Adenosinmono-phosphat
Leber Muskelgewebe Fettgewebe
Glykolyse ↑ Glykolyse ↑ Glykolyse ↑
Glykogensynthese↑ Glykogensynthese ↑ Fettsäurebiosynthese ↑
Glykogenolyse ↓ Glykogenolyse ↓ Lipolyse ↓
Glukoneogenese ↓ Glukoseaufnahme ↑ Glukoseaufnahme ↑
Glukosemetabolisierungsrate ↑ K+-Aufnahme ↑ K+-Aufnahme ↑
cAMP-Konzentration ↓ AS-Transport ↑
Ketonkörperproduktion ↓ Proteinbiosynthese ↑
Die klassischen Insulinzielzellen sind Muskelzellen, Leber und Fettgewebe. Jedoch
haben insulinunabhängige Gewebe wie Gehirn, Betazellen des Pankreas, Makrophagen
und Blutgefäße ebenfalls eine Rolle in der Insulinwirkung (Koch et al., 2008). Der Insulin-
Rezeptor stellt einen Tyrosinkinaserezeptor dar. Es handelt sich um ein Glykoprotein, das
jeweils aus zwei alpha- und zwei beta-Untereinheiten besteht. Die extrazellulär liegenden
alpha-Untereinheiten enthalten die Insulinbindungsstelle. Durch Bindung des Insulins an
die alpha-Untereinheit wird die Tyrosinkinase aktiviert und es kommt zur Aktivierung der
Signalkaskade mit Phosphorylierung intrazellulärer Proteine. Insulin hat nicht nur eine
Wirkung auf den Stoffwechsel, sondern auch auf das Zentrale Nervensystem (ZNS) und
spielt im Besonderen eine Rolle in der Regulation des Körpergewichts. Der nächste
Abschnitt befasst sich mit diesen Regulationsmechanismen im Zentralen Nervensystem.
Einleitung
4
1.1.1 Insulintransport in das Zentrale Nervensystem
Viele Studien zeigen, dass Insulin auch in das ZNS transportiert wird und dort als
Neuropeptid fungiert (Baura et al., 1993; Banks et al., 2012). Um in das Zentrale
Nervensystem zu gelangen, muss Insulin die Blut-Hirn-Schranke (BHS) überwinden,
welche eine selektiv durchlässige Barriere darstellt, durch die der Stoffaustausch mit dem
ZNS einer aktiven Kontrolle unterliegt. Als morphologisches Korrelat der BHS werden
Kapillarendothel und perivaskuläre Gliastrukturen angesehen. Die BHS ist somit eine
Schutzeinrichtung, die schädliche Stoffe vom Nervensystem abhält. Aufgrund eines
Molekulargewichts von 5700 Dalton kann Humaninsulin die BHS auf parazellulärem Weg
nicht überwinden. Nur Stoffe bis zu einer Größe von 600 Dalton können zwischen den
Endothelzellen der Hirnkapillaren hindurchgelangen, da diese durch Tight-junctions
verbunden sind (Illum, 2000). Lediglich im Bereich der zirkumventrikulären Organe, in
denen die BHS durch das Vorliegen von fenestriertem Endothel eine besonders hohe
Durchlässigkeit besitzt, ist der Übertritt von Insulin aus dem peripheren Blut in das Gehirn
möglich (Van Houten und Posner, 1983). Jedoch ist der hauptsächliche Weg in das Gehirn
ein aktiver, rezeptorvermittelter und sättigbarer Transport auf transzellulärem Weg
(Pardrige et al., 1985; Baura et al., 1993). Der Transport von Insulin ins ZNS erfolgt dabei
proportional zum Insulinspiegel im peripheren Kreislauf. So steigt bei intravenöser Insulin-
gabe auch die Insulinkonzentration im Liquor an (Wallum et al., 1987; Schwartz et al.,
1990).
1.1.2 Insulinrezeptoren
Insulinrezeptoren befinden sich nicht nur in den typischen insulinabhängigen Geweben wie
zum Beispiel im Muskel- und Fettgewebe, sondern auch im ZNS. Bereits 1978 konnten
Havrankova und Kollegen in tierexperimentellen Versuchen sowohl Insulin als auch
Insulinrezeptoren im ZNS von Ratten nachweisen (Havrankova et al., 1978). Besonders im
zerebralen Cortex, im Plexus Choroideus, im Bulbus olfactorius, im Hippocampus und im
Hypothalamus (hauptsächlich im Nucleus arcuatus) befindet sich eine hohe Anzahl an
Insulinrezeptoren (Unger et al., 1991; Schulingkamp et al., 2000).
Es konnte gezeigt werden, dass Insulin die Neurotransmitterfreisetzung und die
synaptische Plastizität verändert und dass ein Fehlen von Insulinrezeptoren mit neuronalen
Erkrankungen wie Morbus Alzheimer und Parkinson einhergeht (Hopkins et al., 1997). Ein
Einleitung
5
bedeutendes Ergebnis war zudem die Verbesserung des Gedächtnisses von Versuchstieren
nach intrazerebroventrikulärer Insulin-Applikation (Park et al., 2001). Inzwischen konnte
auch beim Menschen gezeigt werden, dass sich bei erhöhtem Plasmainsulinspiegel im
Rahmen eines euglykämischen, hyperinsulinämischen Clamps das deklarative Gedächtnis
verbessert. Dieses wird hauptsächlich durch den Hippocampus vermittelt, der besonders
reich an Insulinrezeptoren ist (Kern et al., 2001).
Die Insulinrezeptoren des ZNS entsprechen funktional den bekannten Insulin-
rezeptoren der Körperperipherie. Es sind membrangebundene Glykoproteine, die aus zwei
extrazellulären alpha- und zwei intrazellulären beta-Untereinheiten bestehen. Sie haben
Tyrosinkinaseaktivität. Sobald Insulin an die alpha-Untereinheit bindet, kommt es zur
Autophosphorylierung der beta-Untereinheit und Induktion einer intrazellulären Signal-
kaskade, die letztlich die Hormonwirkung des Insulins vermittelt (Kahn und Goldfine,
1993; Schulingkamp et al., 2000).
1.1.3 Die Rolle von zentralnervösem Insulin in der Körpergewichtsregulation
Der Energiegehalt des Körpers wird heute, ebenso wie beispielsweise die Körper-
temperatur, als eine durch das Gehirn regulierte Größe angesehen (Schwartz et al., 1992).
Dazu benötigt das ZNS Informationen aus der Körperperipherie über den Energiegehalt,
der in Form von Körperfett gespeichert ist. Die Fettgewebssignale Insulin und Leptin
spielen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle. Sie regulieren über das ZNS die
Nahrungsaufnahme und das Körpergewicht (Air et al., 2002; Benoit et al., 2004).
Der Hypothalamus stellt dabei eine wichtige Schaltzentrale dar. Im Detail sind es
der Nucleus (Ncl.) arcuatus aus der mittleren Kerngruppe und der Ncl. paraventricularis
aus der vorderen Kerngruppe des Hypothalamus, die beide eine wichtige Aufgabe für die
Regulation der Nahrungsaufnahme übernehmen. Beide Kerngebiete stehen unter dem
Einfluss von Insulin und Leptin. Der Ncl. paraventricularis verfügt über anorexigene
Neurone und erzeugt bei Stimulation eine Appetitminderung, wobei der Ncl. lateralis
orexigene Neurone besitzt, die bei Stimulation den Appetit fördern (Morten et al., 2006).
Die beiden Hormone Insulin und Leptin spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie als
Boten fungieren und den Stand der als Körperfett gespeicherten Energie an das Gehirn
melden (Schwartz et al., 2000).
Einleitung
6
Vorläuferstudien konnten bereits eine exponierte Stellung des Hormons Insulin im
Zusammenhang mit der Körpergewichtsregulation aufzeigen (Woods et al., 1989;
Figlewicz, 2003; Plum et al., 2006). Systemisches Insulin ist ein negatives Feedback-
Signal bei der zentralnervösen Regulation der Nahrungsaufnahme (Schwartz et al., 1992
und 2003; Obici et al., 2002a+b). Die experimentelle Gabe von Insulin in das ZNS zeigte
entsprechend im Tierversuch, dass es die Nahrungsaufnahme hemmt und den Körper-
fettgehalt reduziert (Woods et al., 1979). Insulin moduliert darüber hinaus eine Vielzahl
von Funktionen, die zum einen die Regulation der Nahrungsaufnahme und der
sympathischen Aktivität als auch die periphere Glukosehomöostase beinhalten (Koch et
al., 2008).
1.1.4 Regulation der Sättigung
Im Ncl. tractus solitarius, einem Bereich im Hirnstamm, werden die unterschiedlichen
sensorischen Informationen des Gastrointestinaltraktes und der Abdominalorgane sowie
die gustatorische Information aus der Mundhöhle integriert (Travers et al., 1987). Die Aus-
schüttung sättigungsinduzierender Signale erfolgt sowohl durch mechanische als auch
durch chemische Stimulation des Magens und des Dünndarms während der Verdauung.
Mahlzeiten steigern die Konzentration von Insulin im Liquor und im Hypothalamus
(Schwartz et al., 1992). Entsprechend der Intensität des Insulinsignals werden die
Nahrungsaufnahme und der Grundumsatz durch das ZNS reguliert (Kyriaki, 2003). Unter
anderem potenziert zentral wirkendes Insulin den sättigenden Effekt des peripher
wirkenden Cholezystokinins (CCK) (Stockhorst et al., 2004). Die Wirkung von Insulin auf
sättigungsregulierende Hirnstrukturen ist in Abbildung 2 schematisch veranschaulicht.
Einleitung
7
Abbildung 2: Insulinwirkung im Hypothalamus nach Benoit et al., 2004
Insulin wirkt positiv auf das POMC- (Proopiomelanokortin) System, welches
Vorstufen der Hormone ACTH (adrenokortikotropes Hormon), beta-Endorphin und alpha-
MSH (Melanozyten-stimulierendes Hormon) umfasst. Leptin und Insulin erhöhen die
POMC-Genexpression im Ncl. arcuatus. Wie Air und Kollegen zeigten, wirken beide
Hormone additiv und fördern die Genproduktion von alpha-MSH (Air et al., 2002). Die
intraventrikuläre Gabe führt zur Stimulation von POMC-Neuronen und dies führt
wiederum zur Ausschüttung von alpha-MSH. Einen entgegengesetzten Effekt üben die
Fettgewebssignale auf das den Hunger stimulierende NPY-System aus. Beide Signalwege
werden in der Diskussion im Zuge der Besprechung der hier vorgestellten Daten noch
genauer erläutert.
1.2 Diabetes mellitus und seine Behandlung
Diabetes ist eine chronisch progrediente Erkrankung, die durch eine Insulinresistenz
und/oder durch eine Insulinsekretionsstörung charakterisiert ist. Diese Fehlfunktionen
können erworben oder vererbt sein. Die Relevanz dieser Erkrankung zeigt sich in der
hohen Erkrankungshäufigkeit, den mikro- und makrovaskulären Komplikationen und den
damit verbundenen Ausgaben für das Gesundheitssystem (Köster et al., 2012).
7,2 % bzw. 4,6 Millionen der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren haben
einen bekannten, ärztlich diagnostizierten Diabetes Typ-2 (Männer 7,0 %, Frauen 7,4 %).
POMC-Neurone
NPY-Neurone
α-MSH (anorexigen)
Nucleus arcuatus
Nucleus paraventricularis
Nuclei laterali
Insulin
NPY (orexigen)
Einleitung
8
Die Prävalenz steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich und kontinuierlich bis auf über 20 %
in der Altersgruppe der 70 bis 79 Jährigen an. Im Vergleich zum letzten bundesweiten
Untersuchungssurvey (1998) zeigte sich eine relative Zunahme des bekannten Diabetes um
38 %. Diese Zunahme liegt zum einen an der erhöhten allgemeinen Lebenserwartung und
zum anderen an einer Verbesserung der Diagnosen und Behandlung und der damit
verbundenen erhöhten Überlebensrate. Die vermehrten Risikofaktoren tragen ebenfalls zu
einer Zunahme der Erkrankten in dieser Altersgruppe bei (DEGS1, Robert-Koch-Institut).
Es gibt unterschiedliche Ansätze in der Therapie des Diabetes mellitus. Bei Typ-1
Diabetes ist die Substitution des defizienten Insulins Grundlage jeder Therapie. Bei Typ-2
Diabetes ist die Ernährung Basis jeder Behandlungsform mit einer konsekutiven Gewichts-
abnahme. Auf die diätetische Therapiemaßnahme soll hier nicht näher eingegangen
werden.
Insulin wurde erstmals 1923 von Frederick Banting und Charles Best angereichert
und wird seitdem für die Therapie des Diabetes mellitus eingesetzt (Rosenfeld, 2002). Die
klassische Applikationsform des Insulins ist die Insulinsubstitution als konventionelle
Insulintherapie oder als intensivierte konventionelle Insulintherapie. Bei der konven-
tionellen Insulintherapie ist eine Insulinapplikation von mindestens zwei Injektionen pro
Tag notwendig und dem Patienten obliegt ein starres Mahlzeitenprotokoll mit einem
notwendigen Spritz-Ess-Abstand. Die intensivierte Insulintherapie wiederum erfolgt nach
dem Basis-Bolus-Prinzip. Dabei wird der basale Insulinbedarf mit einem Intermediär- oder
Langzeitinsulin und die prandialen Bolusgaben mit Normalinsulin oder einem kurz-
wirksamen Insulin abgedeckt. Ein Spritz-Ess-Abstand ist dabei nicht zwingend
erforderlich. In der Therapie des Diabetes mellitus wird Insulin als ein subkutanes Depot
verabreicht und durch systemische Zirkulation absorbiert und ungefähr in gleichen
Konzentrationen im Körper verteilt. Der normale Gradient zwischen portalem und
peripherem Insulin geht dabei verloren, was in einer relativen Hyperinsulinämie der
Peripherie und Hypoinsulinämie der Leber resultiert (Hordern et al., 2005). Dadurch
steigen die periphere Glukoseaufnahme und die Lipogenese; die Lipolyse wird gesenkt.
Diese Faktoren führen letztlich zu einer Körpergewichtszunahme bei Patienten mit
Insulintherapie.
Bei den Insulinen unterscheidet man kurzwirksame, intermediäre Insuline,
Langzeitinsuline und Insulinmischungen aus Normalinsulin und NPH-Insulin. Ihre
Wirkungsdauer entscheidet über den therapeutischen Einsatzbereich. Neben Insulin finden
orale Antidiabetika in der Therapie des Diabetes mellitus Typ-2 ihre Anwendung. Diese
Einleitung
9
sollen hier nur kurz erwähnt werden. Das Biguanid Metformin vermindert die Insulin-
resistenz vorwiegend an der Leber und zusätzlich an der Muskulatur und reduziert die
hepatische Glukoseproduktion. Alpha-Glukosidasehemmer blockieren die alpha-
Glukosidasen im Dünndarm und verzögern somit die Aufspaltung von Oligosacchariden in
Monosaccharide und verlangsamen die Glukoseresorption im Darm. Glitazone werden
auch Insulinsensitizer genannt, da sie die Insulinsensitivität erhöhen und die Insulin-
resistenz vermindern.
1.3 Insulin Detemir
1.3.1 Pharmakologie
Insulin Detemir ist ein langwirksames Insulin-Analogon, das im August 2004 in der
Europäischen Union (EU) für die Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ-1
und Typ-2 in Deutschland zugelassen worden ist (Chapman und Perry, 2004). Konven-
tionelle Insulin-Analoga werden gewöhnlich über einen Austausch einer Aminosäure
hergestellt. Der neuartige Wirkmechanismus von Insulin Detemir beruht auf einer
verzögerten Freisetzung durch eine Bindung an das Eiweiß Albumin. Die Bindung des
Insulin Detemir-Moleküls an Albumin ist reversibel und erfolgt durch die an Position 29
gekoppelte Fettsäure C-14 Myristinsäure. Die Albuminbindung ermöglicht eine gleich-
mäßige und reproduzierbare Freisetzung von Insulin Detemir. Aufgrund der Albumin-
bindung ist die verzögerte Wirkung auf alle Kompartimente des Körpers wie subkutanes
Fettgewebe, Blutplasma und interstitielle Flüssigkeit im Zielgewebe aufgeteilt (Kurtshals
et al., 2004). Insulin Detemir hat durch die Albuminbindung einen größeren Effekt auf die
Leber als auf periphere Gewebe, da sein Wirkprofil eher dem des endogenen Insulins
gleicht. In der Leber gibt es keine Endothelbarriere der Hepatozyten. Die Sinusoide
bestehen aus fenestrierten Epithelzellen und haben keine Basalmembran. Somit besteht
keine kontinuierliche Barriere zwischen dem Blutplasma der Sinusoide der Leber und der
Hepatozytenplasmamembran. Abbildung 3 gibt einen Überblick über gängige kurz- und
langwirksame Insulin-Analoga.
Einleitung
10
Abbildung 3: Unterschiede der Insuline in ihrem molekularem Aufbau nach Owens, 2002.
Pharmakologisch gesehen hat Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin eine
relativ niedrige molare Potenz und ist somit in einer höheren Konzentration konzipiert
(2400 vs. 600 mmol/ml für Humaninsulin). Daraus resultiert, dass eine Einheit von Insulin
Detemir das Vierfache einer Injektionseinheit (IE) von Humaninsulin beinhaltet
(Hermansen et al., 2006).
1.3.2 Gewichtsentwicklung unter der Therapie mit Insulin Detemir
Insulin Detemir induziert im Vergleich zu anderen Insulinen gewichtssparende Effekte. Es
reduziert die Gewichtszunahme bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ-2 (Hermansen et
al., 2006; Raslovka et al., 2004) und führt zu einem stabilen Körpergewicht bei Patienten
mit Diabetes mellitus Typ-1 (De Leeuw et al., 2005; Home et al., 2004; Hermansen et al.,
2004). Diesen Aspekt unterstreichend belegten Zachariah und Kollegen, dass Insulin
Detemir bei Patienten mit Diabetes Typ-1 zu keiner Gewichtszunahme verglichen mit
NPH-Insulin führt und bei Patienten mit Diabetes Typ-2 die Gewichtszunahme reduziert
(Zachariah et al., 2011).
Aktuelle klinische Studien zeigen, dass Insulin Detemir, als Zusatz zu oralen Anti-
diabetika, eine erfolgreiche Therapieoption bei suboptimal eingestellten Patienten mit
Diabetes mellitus Typ-2 darstellt. Die mit Insulin Detemir assoziierte Gewichtsstabilität
bzw. Gewichtsreduktion ist im Besonderen bei Patienten mit initial erhöhten BMI-Werten
Einleitung
11
(Hermansen et al., 2006; Raslova et al., 2004) beschrieben, aber die dahinter stehenden
Mechanismen dieses begünstigenden Effektes von Insulin Detemir sind noch weitest-
gehend unklar. Als mögliche pharmakologische Erklärungen für den gewichtssparenden
Effekt von Insulin Detemir werden eine relative Reduktion der peripheren Lipogenese
(Hordern et al., 2005) und eine verbesserte hypothalamische Wirkung (Fritsche et al.,
2004) vermutet. Hennige und Kollegen konnten im Tierversuch mit Mäusen zeigen, dass
Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin Gewebespezifität für das ZNS aufweist
(Hennige et al., 2006). Eine verstärkte zentralnervöse Wirkung von Insulin Detemir wäre
zum einen durch die Albuminbindung, die eine zusätzliche Aufnahme über den Liquor
ermöglicht, und zum anderen durch die Fettsäurekettenkopplung erklärbar. Beide
Phänomene würden zu einem erhöhten Insulin Detemir-Spiegel im Gehirn führen
(Tschritter et al., 2007; Hennige et al., 2006).
Albumin penetriert durch die Epithelzellen des Plexus choroideus direkt in den
Liquor und kann somit als Verstärker des aktiven Transports von Insulin Detemir in das
Gehirn gesehen werden (Knott et al., 1997). Durch seine erhöhte Lipophilie kann Insulin
Detemir darüber hinaus die BHS vermutlich schneller und in höheren Mengen als andere
Insuline überwinden und somit stärkere Effekte auf die Hirnfunktion ausüben (Tschritter et
al., 2007; Rossetti et al., 2008). Diese Annahme bestätigend haben die Gruppen um
Rossetti und Tschritter herausgefunden, dass Insulin Detemir im Vergleich zu
Humaninsulin den zentralnervösen Effekt der Hypoglykämie (Rossetti et al., 2008;
Tschritter et al., 2009) verstärkt.
Dass Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin beim Menschen einen
verstärkten Effekt auf die zentralnervöse Regulation der Nahrungsaufnahme ausübt, wurde
bislang jedoch nicht untersucht und ist Gegenstand dieser Arbeit.
Zielsetzung und Hypothesen
12
2 Zielsetzung und Hypothesen
In dieser Untersuchung werden die Effekte von euglykämischen intravenösen Infusionen
von Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin auf endokrine Parameter sowie die
Nahrungsaufnahme untersucht, um einem möglichen Unterschied zwischen beiden
Insulinen in der Wirkung auf zentralnervöse Netzwerke, die das Essverhalten steuern,
nachzugehen. Der Einfluss von Insulin Detemir und Humaninsulin auf langsame kortikale
Gleichspannungspotentiale und auf die deklarative Gedächtnisleistung, der in dieser Studie
ebenfalls erhoben wurde, wird in der Dissertation von Frau Nina Eggers beschrieben. Um
die zentralnervösen Wirkungen beider Insuline ceteris paribus untersuchen zu können, war
es wichtig, die Insulindosierungen so zu wählen, dass die peripheren Effekte auf den
Glukosestoffwechsel vergleichbar waren. Folgende Hypothesen wurden untersucht:
1. Bei äquipotenter Wirkung auf die Blutzuckerregulation übt Insulin Detemir im
Vergleich zu Humaninsulin keine unterschiedliche Wirkung auf endokrine Para-
meter (Leptin, ACTH und Kortisol) aus.
2. Insulin Detemir senkt im Vergleich zu Humaninsulin bei äquipotenter
systemischer Wirkung das Hungergefühl.
3. Insulin Detemir führt bei intravenöser Zufuhr und vergleichbarer systemischer
Wirkung zu einer stärkeren Hemmung der Nahrungsaufnahme als Humaninsulin.
Um diese Hypothesen zu überprüfen, wurden die Nahrungsaufnahme, das Hungergefühl
und der Hormonhaushalt sowohl nach Gabe von Insulin Detemir als auch nach Gabe von
Humaninsulin untersucht.
Material und Methoden
13
3 Material und Methoden
3.1 Probandenkollektiv
An der Studie nahmen 15 männliche, normalgewichtige (Body-Mass-Index [BMI] 23,1 ±
0.5 kg/m2) Probanden im Alter zwischen 18 und 35 Jahren (Durchschnittsalter 28.5 ± 1.0
Jahre) teil. Das Normalgewicht wurde mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 19 bis 25
definiert.
Vor Beginn der Versuche erfolgten eine Eingangsuntersuchung und ein Gespräch,
in dem der aktuelle Gesundheitszustand der Versuchsteilnehmer erfasst wurde und diese
über eventuelle Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt wurden. Chronische und akute
Erkrankungen, Medikamenteneinnahme jeglicher Art, Übergewicht sowie Nikotin- (mehr
als drei Zigaretten pro Tag) oder Alkoholmissbrauch waren Ausschlusskriterien für diese
Studie. Erfüllte der Proband alle Kriterien, konnte er nach Unterzeichnung der
Einverständniserklärung an der Studie teilnehmen. Entsprechend der Deklaration von
Helsinki wurde die Studie vor der Durchführung der Experimente von der Ethik-
Kommission der Universität zu Lübeck geprüft und genehmigt (AZ: 04-097).
Die Testpersonen wurden instruiert, in den Nächten vor den Testtagen ausreichend
zu schlafen, Schichtarbeit oder Nachtwachen zu vermeiden, vor den Untersuchungen ab
22:00 Uhr abends nichts mehr zu essen und nur noch ungesüßten Tee oder Mineralwasser
zu trinken. Für jeden Teilnehmer waren zwei Sitzungen geplant, wobei einmal Insulin
Detemir und einmal Humaninsulin verabreicht wurde. Zwischen den jeweiligen Versuchs-
tagen sollten mindestens sieben Tage liegen. Die Studie wurde einfach-blind durchgeführt.
Somit war dem Probanden zu keiner Zeit bewusst, welches Insulin er am jeweiligen
Versuchstag erhielt.
3.2 Versuchsablauf
Die Testpersonen trafen an den Versuchstagen um 8:00 Uhr im Schlaflabor ein, nachdem
sie mindestens zehn Stunden nichts mehr gegessen hatten. Sie verbrachten die jeweilige
Versuchszeit in einem separaten, schallgedämpften Raum, der über eine kleine Öffnung in
der Wand mit dem Labor verbunden war. Zu Beginn wurde ihnen der Blutdruck mit einer
Blutdruckmanschette am Oberarm gemessen und sowohl die Größe als auch das Gewicht
Material und Methoden
14
bestimmt. Danach wurden ihnen intravenöse Zugänge im Bereich beider Unterarme gelegt.
Am Zugang des linken Arms wurde später der Verbindungsschlauch für die Blutent-
nahmen bzw. Kochsalzzufuhr gekoppelt und am rechten Arm die Infusion mit dem Insulin
bzw. der Glukoselösung (Glukose-Lösung 20 %, Delta Pharma, Pfullingen, Deutschland).
Der Arm, an dem die Blutproben entnommen wurden, war mit einem Wärmekissen
umwickelt, um die Gewinnung von arterialisiert venösem Blut zu ermöglichen. Die
Infusionen und Blutabnahmen wurden über 2 m lange, 1×2 mm dünne Kunststoff-
Infusionsschläuche durchgeführt (Combidyn Druckschlauch, Pressure Monitoring Tubing
PE 1×2 mm, 200 cm, transparent, B. Braun Melsungen A.G., Deutschland), die durch die
Wandöffnung geführt wurden.
Anschließend erfolgte die Vorbereitung der elektroenzephalographischen
Ableitungen sowie die erste Durchführung der Gedächtnistests. Diese Abschnitte wurden
in der Dissertation von Frau Nina Eggers bearbeitet und beschrieben und sollen hier nicht
weiter besprochen werden.
Im Anschluss daran gab der Proband auf einer Skala von 1 bis 10 sein Hunger-,
Durst- und Müdigkeitsgefühl an. Ebenso füllte der Proband kurz vor Beginn der EEG-
Aufzeichnung eine Eigenschaftswörterliste (EWL-K) sowie eine Bipolarskala aus, um eine
Momentaufnahme seiner Stimmung zu erhalten.
Die Teilnehmer lagen während des Versuchs mit dem Oberkörper um 45° erhöht in
einem Bett. Um die Kopfhaltung angenehmer zu gestalten und um die Halswirbelsäule
etwas zu entlasten, trugen die Probanden eine Halskrause. Sie sollten möglichst entspannt
liegen und versuchen, sich während der Aufnahme nicht zu bewegen. Um die
Augenbewegungen so gering wie möglich zu halten, wurden sie aufgefordert, sich einen
Punkt an der Wand zu suchen und diesen zu fixieren. Reden oder Schlafen war während
der Aufnahmephase nicht erlaubt. Den Teilnehmern wurde eine Computermaus in die
Hand gegeben, die sie alle 30 Sekunden nach eigener Einschätzung drücken sollten, um
einen konstanten Pegel ihrer mentalen Aktivität zu gewährleisten. Das regelmäßige
Drücken der Taste mit ein bis zwei Mal pro Minute wurde am Bildschirm im Versuchs-
labor kontrolliert, um zu gewährleisten, dass jeder Proband während des Versuches in der
Aufnahmephase nicht einschlief. Die Ruhe und Konzentration der Probanden wurde zu
keinem Zeitpunkt der Studie durch Laborarbeiten und die dadurch verursachten Geräusche
gestört.
Material und Methoden
15
3.3 Versuchsbeginn
Die EEG-Aufnahme begann schließlich mit einer Grundlinienphase von 30 Minuten.
Danach wurde eine Markierung im Notebook mit „Aufzeichnungsbeginn und Insulin an“
vermerkt. Für den hyperinsulinämischen, euglykämischen Clamp bekam der Proband
jeweils nach Versuchsbedingung einen Insulin Detemir-Bolus (Insulin Levemir®, Novo
Nordisk; 90 mU/kg Körpergewicht [= 2,16 nmol/kg]) mit einer anschließenden
neunzigminütigen stabilen Infusionsrate von 2,0 mU/kg/min (= 0,048 nmol/kg/min) oder
einen Humaninsulin-Bolus (HI, Insulin Actrapid®, Novo Nordisk, Bagsværd, Dänemark;
17,75 mU/kg Körpergewicht [= 0,1065 nmol/kg]) mit einer Infusionsrate von
1,0 mU/kg/min (= 0,006 nmol/kg/min) für einen Zeitraum von 90 Minuten. Die Berech-
nung der Insulineinheiten erfolgte mit folgender Formel: 13,5 x 50 x kg KG x 40/100000
(KG = Körpergewicht). Um die verzögerte Wirkung von Insulin Detemir zu kompensieren
und somit gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen, lag die Insulin Detemir-Dosis höher.
Die Blutentnahmen erfolgten mittels eines Dreiwegehahnsystems, das an das
Infusionssystem des linken Armes geschaltet war. Durch eine Öffnung in der Wand war
der Proband mit dem Labor verbunden. Alle Messgeräte und Infusionsständer befanden
sich auf der Seite des Untersuchers und behinderten damit nicht die Aufzeichnung. Es
wurden Blutproben für die Bestimmung von Serum-Kortisol, Serum-Leptin, Plasma-
Glukagon, Serum-C-Peptid, EDTA-ACTH entnommen. Zur Messung der hormonellen
Genregulation wurde nach Aufzeichnungsbeginn bis zum Aufzeichnungsende (Zeitpunkt
+90 min) die Bestimmung des Blutzuckers (BZ) (HemoCue B-Glucose-Analyzer,
Ängelholm, Schweden) und die der Blutwerte alle fünf Minuten bestimmt (siehe
Versuchsprotokoll im Anhang). Um euglykäme Bedingungen zu gewährleisten, wurde
parallel zur Insulininfusion eine variable 20 %-ige Glukoselösung infundiert, um einen
Abfall des Plasmaglukosespiegels zu verhindern.
3.4 Versuchsende
Nach 90 Minuten war die Aufzeichnung beendet und der Proband wurde wieder zu seinem
Hunger-, Durst- und Müdigkeitsempfinden befragt. Ebenso wurden die Gedächtsnistests
erneut durchgeführt. Auch die EWL-K und die Bipolarskala musste der Proband nach dem
Material und Methoden
16
Versuch erneut ausfüllen, um auch hier zu erfassen, wie sich die Bedingungen des
Versuches auf seine Gemütslage ausgewirkt haben.
Alle Probanden bekamen 20 Minuten nach Infusionsstopp des Insulins ein
standardisiertes Frühstück (siehe Tabelle 2). Alle Lebensmittel wurden zuvor abgewogen
und die Daten notiert. Wenn der Proband satt war, wurden alle Lebensmittel erneut
abgewogen, ohne dass der Proband davon wusste. Nach dem Testfrühstück füllten die
Versuchspersonen ein letztes Mal die EWL-K und die Bipolarskala aus und wurden zu
Hunger-, Durst- und Müdigkeitsempfinden befragt. Die Probanden wurden entlassen,
wenn ihr Blutzucker (BZ) ohne Glukoseinfusion über 30 Minuten im euglykämischen
Bereich geblieben war.
Material und Methoden
17
Tabelle 2: Zusammenstellung des standardisierten Frühstücksbüffets, das 20 Minuten nach der Infusion von Insulin Detemir und Humaninsulin angeboten wurde. Die Probanden durften nach Belieben für 50 Minuten essen. Dazu wurde Kaffee oder Tee gereicht. Alle Werte > 1 wurden gerundet.
Nahrung Gewicht (g)
Energie (kcal)
Kohlenhydrate (g)
Fett (g)
Protein (g)
Brötchen 300 719 153 4 8 Vollkornbrot 165 372 71 2 12 Weißbrot 30 75 15 0,40 2 Butter 100 773 0,60 83 0,67 Marmelade 50 152 36 0,08 0,03 Honig 40 127 30 0 0,14 Haselnussaufstrich 40 142 30 0,32 3 Geflügelwurst 40 75 0,13 4 8 Salami 34 120 0,07 10 6 Halb-harter Käse 100 377 0,00 29 26 Streichkäse 33 87 0,63 8 3 Frischkäse 40 124 1 12 3 Fruchtquark 150 173 23 4 9 Vanillepudding 125 137 21 4 4 Apfel 130 72 15 0,78 0,39 Banane 150 146 32 0,30 2 Vollmilch 750 499 36 26 25 Erdbeermilch 200 171 18 7 7 Orangensaft 400 178 36 1 4 Kondensmilch 30 34 3 1 2 Zucker 24 101 24 0 0
Total 4654 545 197 125
3.5 Bestimmung der Blut-Hormon-Werte
Nach Entnahme der Blutproben wurden die EDTA-Röhrchen für die ACTH-Bestimmung
kühl gelagert. Einer Hälfte der EDTA-Röhrchen wurden 8 Internationale Einheiten (IE)
Trasylol (Aprotinin) zugesetzt, welches die Fibrinolyse des Blutes hemmt. Diese wurden
im Anschluss bei 1000 Umdrehungen (U) und 4 °C für zehn Minuten zentrifugiert (Sigma
ZK 15, SIGMA Laborzentrifugen GmbH, Deutschland). Die braunen Serum-Röhrchen für
die Bestimmung von Kortisol, Insulin und C-Peptid wurden bei Raumtemperatur
aufbewahrt und im Anschluss für zehn Minuten bei 2800 Umdrehungen und 4 °C
Material und Methoden
18
zentrifugiert. Etwa 550 µl vom Überstand wurden mit Hilfe von Eppendorf-Pipetten in
beschriftete Eppendorfgefäße (1,5 ml) überführt. Bis zur Bestimmung wurden die Proben
in Kühltruhen bei -80 °C tiefgefroren.
Die eigentliche Analyse der Werte erfolgte im Labor. Dort wurden Routineanalysen
benutzt, um die Konzentration von Serum-Insulin (Pharmacia Insulin RIA 100, Pharmacia
Diagnostics, Uppsala, Schweden; Inter-Assay-Variationskoeffizient < 5.8 %; Intra-Assay-
Variationskoeffizeint < 5.4 %) und Plasma-ACTH (immunometrischer LUMI-Test ACTH,
Brahms Diagnostica, Berlin, Deutschland ILMA; Inter-Assay-Variationskoeffizient
< 5,1 %, Intra-Assay-Variationskoeffizient < 3,2 %) zu bestimmen. Kortisol wurde mittels
ELISA (enzyme-linked immuno sorbent assays) mit einem Inter-Assay-Variations-
koeffizienten von < 3.9 % und einem Intra-Assay-Variationskoeffizienten von < 2.0 %
bestimmt (Enzymun-Test Kortisol, Roche Diagnostics, Mannheim, Deutschland). In der
klinischen Chemie wurden die Elektrolyte Natrium, Kalium, Chlorid und Kalzium
ausgewertet. Mittels der Glukoseoxidase-Methode (Glukose Analyzer II Beckman
Instruments, Inc., Palo Alto, CA) wurde in einer Doppelbestimmung die Plasmaglukose-
Konzentration ermittelt (Inter-Assay-Variations-koeffizienten ≤ 2,6 %, Intra-Assay-
Variationskoeffizienten ≤ 1,8 %).
3.6 Erfassung der Befindlichkeit
Im folgenden Abschnitt sollen die Tests zur Erfassung der Befindlichkeit näher erläutert
werden, die von den Probanden absolviert wurden. In dieser Arbeit wird auf zwei Tests
eingegangen: die EWL-K und die Bipolarskala. Die weiteren Tests, die mit den Probanden
durchgeführt wurden, wie Fingertapping, Paar-assoziiertes Lernen sowie die Wortliste
werden in der Doktorarbeit von Frau Nina Eggers untersucht und beschrieben.
Bipolarskala
Die Bipolarskala dient der Beschreibung des augenblicklichen Empfindens (Pietrowsky et
al., 1989). Sie beinhaltet eine Reihe von Adjektivpaaren, die jeweils zwei Pole einer
Zustandsbeschreibung bilden (siehe Anhang). Der Studienteilnehmer sollte dasjenige
Kästchen ankreuzen, das seinem augenblicklichen Zustand am nächsten kommt. Dabei
entsprachen 2 und 1 einer starken oder mittelstarken Ausprägung des danebenstehenden
Material und Methoden
19
Pols und 0 einer gleich starken Ausprägung beider Pole. Die zu den jeweiligen
Adjektivpaaren gebildeten Pole wurden in der Auswertung einem Zahlenrang von 1 bis 5
zugeordnet.
Eigenschaftswörterliste (EWL-K)
Die Eigenschaftswörterliste (EWL) nach Janke und Debus (Janke et al., 1978) beschreibt
ein mehrdimensionales Selbstbeurteilungsverfahren zur quantitativen Bestimmung des
aktuellen Befindens. Das Verfahren erfasst insgesamt 15 Befindlichkeitsaspekte, die sich
sechs größeren Bereichen (leistungsbezogene Aktivität, allgemeine Desaktivität, Extra-
/Introversion, allgemeines Wohlbehagen sowie emotionale Gereiztheit und Angst) und 14
Untergruppen (Aktivität, Desaktivität, Benommenheit, Müdigkeit, Extra- und Introversion,
Selbstsicherheit, Stimmung, Erregung, Empfindsamkeit, Ärger, Ängste, Depressivität und
Vertrauen) zuordnen lassen. Die Teilnehmer mussten anhand von 123 Adjektiven ihr
augenblickliches Empfinden beschreiben und jeweils als „zutreffend“ oder „nicht
zutreffend“ ankreuzen. Diesen Fragebogen füllten die Probanden insgesamt dreimal an
einem Versuchstag aus, direkt vor Beginn des Versuches, wenige Minuten nach
Versuchsende und nach dem Essen. In der anschließenden Auswertung wurden diese dann
bestimmten Skalenwerten zugeordnet.
3.7 Statistische Analyse
Alle Ergebnisse werden als Mittelwerte ± Standardfehler (MW ± SEM) präsentiert. Die
statistische Analyse basierte auf Varianzanalysen (ANOVA) mit den Faktoren Bedingung
(Insulin Detemir und Humaninsulin) und Zeit. Wo erforderlich, wurden die Ergebnisse
nach dem Greenhouse-Geisser-Verfahren korrigiert. Student-t-Tests für verbundene
Stichproben wurden für paarweise Vergleiche, gegebenfalls der Wilcoxon-Test für
nichtparametrische Vergleiche verwendet. Ein p-Wert < 0,05 wurde als signifikant ange-
sehen.
Ergebnisse
20
4 Ergebnisse
4.1 Nahrungsaufnahme
In beiden Versuchsbedingungen wurde den Probanden jeweils 20 Minuten nach Insulin-
applikationsende ein standardisiertes Büffet von rund 4650 kcal angeboten, von dem sie
nach Belieben für 50 Minuten essen konnten. Die Probanden wussten nichts von der
Hypothese hinsichtlich der Behandlungseffekte auf die Nahrungsaufnahme.
In der Auswertung der Daten zeigte sich deutlich, dass Insulin Detemir im
Vergleich zu Humaninsulin die Nahrungsaufnahme signifikant um 303 ± 135,7 kcal
reduzierte (Tab. 3, Abb. 4A). Der Vergleich zwischen den Grundnährstoffen, wie Protein
(Abb. 4B), Fett (Abb. 4C) und Kohlenhydraten (Abb. 4D) zeigte, dass dieser Effekt im
Speziellen für Protein (p < 0,001) und im geringeren Ausmaß für Kohlenhydrate zutraf,
wobei sich die Nährstoffzufuhr statistisch nicht zwischen den Bedingungen unterschied
(F[2,24] = 1,63; p > 0,22). Das spiegelt sich auch in der unveränderten Grundnährstoff-
zusammensetzung der Gesamtnahrungsaufnahme wider.
Tabelle 3: Auswertung der Nahrungsaufnahme nach der euglykämischen Infusion von Humaninsulin und Insulin Detemir und die Aufspaltung der Gesamtnahrungs-aufnahme nach den Grundnährstoffen Kohlenhydrate, Fett und Protein. Den Probanden wurde ein Testbüffet mit 4650 kcal angeboten, von dem sie 20 min nach Infusionsstopp von Humaninsulin und Insulin Detemir für 50 min nach Belieben essen durften. Des Weiteren wird die Nahrungsaufnahme inkl. der den Probanden zugeführten Energie in Form von Glukose, um Euglykämie zu erreichen, bis zum Ende des Büffets aufgezeigt. Ein p-Wert < 0,05 wurde als signifikant angesehen (t-Test; n = 15).
Humaninsulin MW ± SEM
Detemir MW ± SEM p-Wert
Total Nahrungsaufnahme (kcal)
1559,79 ± 138,72 1256,78 ± 82,41 0,04 Kohlenhydrate (kcal) 803,18 ± 50,59 630,14 ± 49,76 0,06 Fett (kcal) 554,53 ± 83,70 472,32 ± 61,31 0,20 Protein (kcal) 202,09 ± 20,40 154,32 ± 13,41 0,004 Kohlenhydrate (% der Gesamtaufnahme)
GGesamGGGGesamtnahrungsaufsamtnahru
ngsaufnahme
53,99 ± 3,20 51,39 ± 3,37 0,40 Fett (% der Gesamtaufnahme)
33,19 ± 2,91 36,25 ± 3,24 0,32 Protein (% der Gesamtaufnahme) 12,82 ± 0,49 12,36 ± 0,70 0,53 Totalaufnahme (inkl. Glukoseinfusion; kcal) 1782,81 ± 133,73 1475,34 ± 79,49 0,04 Kohlenhydrate (incl. Glukoseinfusion; kcal) 1026,20 ± 54,28 848,69 ± 52,50 0,05
Ergebnisse
21
Abbildung 4: Graphische Darstellung der Nahrungsaufnahme unterteilt in Gesamt-gehalt (A), Proteine (B), Fett (C), Kohlenhydrate (D) zwischen den Bedingungen Insulin Detemir (rot) und Humaninsulin (schwarz) entsprechend der Tabelle 3. (*)p < 0,05, (**)p < 0,001. [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
4.2 Ratings
Das subjektive Empfinden der Probanden für die drei Parameter Hunger, Durst und
Müdigkeit ergab folgende Ergebnisse:
Hunger
Der subjektiv eingeschätzte Hunger erschien leicht verstärkt unter Insulin Detemir,
unterschied sich jedoch nicht signifikant im Vergleich zu Humaninsulin (+95.Minute;
A B
C D
Detemir Humaninsulin
Ergebnisse
22
p = 0,114) zwischen beiden Bedingungen. Der Vergleich beider Bedingungen nach dem
Frühstücksverzehr wies ebenfalls keinen signifikanten Effekt auf (+195.Minute;
p = 0,075). Tabelle 4 illustriert die Angaben der Probanden in Bezug auf Hunger zu den
drei unterschiedlichen Zeitpunkten.
Durst
Die subjektive Einschätzung für den Durst zeigte keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Bedingungen oder zwischen den unterschiedlichen Zeitpunkten auf, welches
in Tabelle 4 dargestellt wird.
Müdigkeit
Die subjektiv eingeschätzte Müdigkeit unterschied sich nicht signifikant zwischen den
beiden Bedingungen ebenso wenig zwischen den unterschiedlichen Zeitpunkten. Die unten
stehende tabellarische Darstellung veranschaulicht die Zusammenhänge zwischen den
Ratings Hunger, Durst und Müdigkeit.
Tabelle 4: Darstellung der Ratings-Ergebnisse. Mittelwerte ± SEM der Einschätzung von Hunger, Durst und Müdigkeit vor der Insulingabe (Grundlinie), nach Insulingabe (+95.Minute) und nach dem Frühstücksverzehr (+195.Minute). Grundlinie + 95.Minute + 195.Minute
Hunger Detemir 4,87 ± 0,68 5,87 ± 0,62 1,47 ± 0,43 Humaninsulin 5,93 ± 0,54 5,93 ± 0,56 1,00 ± 0,24 p-Wert 0,116 0,913 0,334 p-Wert (grundlinienadjustiert) 0,114 0,075
Durst Detemir 4,73 ± 0,56 5,73 ± 0,54 1,60 ± 0,39 Humaninsulin 3,80 ± 0,47 4,67 ± 0,55 1,73 ± 0,34 p-Wert 0,160 0,120 0,744 p-Wert (grundlinienadjustiert) 0,803 0,142
Müdigkeit Detemir 4,87 ± 0,53 5,07 ± 0,56 3,13 ± 0,46 Humaninsulin 4,60 ± 0,56 5,13 ± 0,66 2,33 ± 0,54 p-Wert 0,703 0,872 0,334 p-Wert (grundlinienadjustiert)
Grundliniegrundlinienadjustiert)
0,554 0,473
Ergebnisse
23
4.3 Subjektives Befinden
Bipolarskala
Während der Grundlinienphase, also vor Beginn der unterschiedlichen Insulinapplika-
tionen, unterschieden sich die Werte in der Bipolarskala zwischen den Bedingungen in
keiner der Dimensionen signifikant (p > 0,11 für alle Vergleiche). Im Folgenden werden
aufgrund der Vielzahl der Dimensionen ausschließlich solche erläutert, in denen sich eine
Signifikanz der Unterschiede nach Beginn der Insulininfusion feststellen ließ (Abb. 5 - 8).
Die Dimension satt-hungrig wies eine Signifikanz zu vermehrtem Hunger nach der
Insulin Detemirgabe in der +95.Minute auf (4,20 ± 0,20 vs. 3,53 ± 0,22; p < 0,01;
F[2,24] 04,85; p = 0,02; Abb. 5); dieser Effekt verschwand mit der Frühstückseinnahme
(+195.Minute). Für die Dimension kritisch-angepasst wurde deutlich, dass die Probanden
sich nach Insulin Detemirgabe (Zeitpunkt: +95.Minute) kritischer fühlten als nach
Humaninsulin (2,87 ± 0,1 vs. 3,27 ± 0,18; p < 0,009; p = 0,03 für Bedingung x Zeit; Abb.
6). Nach dem Frühstücksverzehr (+195.Minute) war dieser Effekt in der Dimension
kritisch-angepasst nicht mehr nachweisbar. Die Dimension schläfrig-wach zeigte, dass die
Probanden in der Insulin Detemir-Bedingung von einer gesteigerten Wachheit berichteten
(3,33 ± 0,23 vs. 2,73 ± 0,23; p < 0,03). Ein ähnliches Muster erhöhter Werte in der Insulin
Detemir-Bedingung fand sich für die Kategorie ausgeglichen-nervös, in der sich die
Probanden in der Insulin Detemir-Bedingung nervöser zeigten (2,60 ± 0,16 vs. 2,27 ± 0,18;
p < 0,02). Andere Dimensionen unterschieden sich nach Insulingabe nicht signifikant
zwischen den beiden Bedingungen (p > 0,14). Diese sowie alle weiteren Dimensionen
wiesen auch nach der Frühstücksaufnahme keine signifikanten Unterschiede zwischen den
Bedingungen auf (p > 0,18).
Ergebnisse
24
Abbildung 5: Graphische Darstellung der Mittelwerte ± SEM der Bipolarskala für die Dimension satt-hungrig. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitpunkt vor Insulin-beginn (Grundlinie), nach Insulinapplikation (+95.Minute) und nach Nahrungsverzehr (+195.Minute). (*)p < 0,05 [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Abbildung 6: Graphische Darstellung der Mittelwerte ± SEM der Bipolarskala für die Dimension kritisch-angepasst. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitpunkt vor Insulinbeginn (Grundlinie), nach Insulinapplikation (+95.Minute) und nach Nahrungs-verzehr (+195.Minute). (*)p < 0,05 [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
*
*
*
*
Ergebnisse
25
Abbildung 7: Graphische Darstellung der Mittelwerte ± SEM der Bipolarskala für die Dimension schläfrig-wach. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitpunkt vor Insulin-beginn (Grundlinie), nach Insulinapplikation (+95.Minute) und nach Nahrungsverzehr (+195.Minute). (*)p < 0,05 [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Abbildung 8: Graphische Darstellung der Mittelwerte ± SEM der Bipolarskala für die Dimension ausgeglichen-nervös. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitpunkt vor Insulinbeginn (Grundlinie), nach Insulinapplikation (+95.Minute) und nach Nahrungs-verzehr (+195.Minute). (*)p < 0,05 [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
*
*
Ergebnisse
26
Eigenschaftswörterliste (EWL-K)
In der vorliegenden Studie wurde die momentane Befindlichkeit der Teilnehmer durch die
Bearbeitung von Eigenschaftswörtern („trifft zu“ – „trifft nicht zu“) in der Eigenschafts-
wörterliste (EWL-K) erfasst. Die Adjektive sind in der Auswertung 14 Subtypen unter-
geordnet, die positive als auch negative Befindlichkeiten widerspiegeln. In Tabelle 5
werden die Ergebnisse der ANOVA unter Berücksichtigung der unterschiedlichen
Bedingungen (Insulin Detemir vs. Humaninsulin) und unterschiedlicher Zeitpunkte
(+95.Minute / +195.Minute), bei denen die Probanden Angaben zu den Eigenschafts-
wörtern machen mussten, dargestellt. Während der Grundlinienmessung, d.h. vor
Insulingabe, unterschieden sich die Bedingungen in keiner der Subskalen signifikant (alle
p > 0,09). Die Auswertung der EWL-K-Listen zeigte darüber hinaus keine signifikanten
Unterschiede zwischen den beiden Bedingungen nach Behandlungsbeginn.
Tabelle 5: Mittelwerte der EWL-K Subskalenwerte nach Insulingabe (+95.Minute) und nach dem Frühstücksverzehr (+195.Minute) unter Insulin Detemir und Humaninsulin.
+95.Minute (MW ± SEM) +195.Minute (MW ± SEM)
Detemir Human- insulin p-Wert Detemir Human-
insulin p-Wert
Aktivität 0,34 ± 0,08 0,44 ± 0,09 0,10 0,47 ± 0,09 0,48 ± 0,08 0,91
Desaktivität 0,21 ± 0,07 0,17 ± 0,05 0,51 0,07 ± 0,04 0,11 ± 0,06 0,52
Müdigkeit 0,20 ± 0,07 0,14 ± 0,04 0,24 0,05 ± 0,03 0,07 ± 0,05 0,72
Benommenheit 0,20 ± 0,08 0,14 ± 0,05 0,21 0,03 ± 0,02 0,05 ± 0,05 0,65
Extrovertiert 0,58 ± 0,07 0,57 ± 0,07 0,92 0,64 ± 0,07 0,62 ± 0,07 0,83
Introvertiert 0,09 ± 0,04 0,05 ± 0,02 0,32 0,03 ± 0,02 0,06 ± 0,04 0,59
Selbstbewusst 0,05 ± 0,09 0,61 ± 0,08 0,38 0,65 ± 0,09 0,60 ± 0,08 0,56
Stimmung 0,56 ± 0,08 0,55 ± 0,08 0,81 0,05 ± 0,02 0,64 ± 0,09 0,57
Erregung 0,09 ± 0,05 0,05 ± 0,03 0,16 0,05 ± 0,02 0,10 ± 0,05 0,16
Empfindlichkeit 0,16 ± 0,08 0,05 ± 0,03 0,08 0,02 ± 0,02 0,09 ± 0,07 0,34
Ärgerlich 0,04 ± 0,04 0,06 ± 0,04 0,67 0,00 ± 0,00 0,01 ± 0,01 0,33
Ängstlich 0,03 ± 0,03 0,04 ± 0,03 0,71 0,00 ± 0,00 0,04 ± 0,03 0,22
Deprimiert 0,04 ± 0,03 0,02 ± 0,01 0,46 0,01 ± 0,01 0,02 ± 0,02 0,52
Verträumt 0,16 ± 0,05 0,17 ± 0,05 0,87 0,16 ± 0,07 0,08 ± 0,03 0,40
Ergebnisse
27
4.4 Glukoseinfusionsraten
Um konstante Blutzuckerspiegel in beiden Versuchsreihen zu erreichen, erfolgten die
Glukoseinfusionen 30 Minuten vor bis 90 Minuten nach Insulinapplikation, d.h. bis zur
Beendigung in der 195.Minute. Der Kurvenverlauf zeigt keine Unterschiede zwischen den
Bedingungen in der Glukoseinfusionsrate (p > 0,14 für alle statistischen Vergleiche; Abb.
9). Dies verdeutlicht, dass die periphere Insulinwirkung in beiden Bedingungen gleich
ausgeprägt war. Dies wird an der insgesamt verabreichten Glukosemenge in beiden
Versuchsreihen verdeutlicht, die sowohl in der Insulin Detemir-Bedingung als auch in der
Humaninsulin-Bedingung gleich hoch war (239,5 ± 25,0 kcal vs. 240,0 ± 23,3 kcal;
p > 0,93).
Abbildung 9: Darstellung der Glukoseinfusionsraten vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration der Glukoseinfusionsraten wurden nach Blutzucker (BZ)-Bestimmung adjustiert, um Euglykämie zu erreichen. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zu keinem Zeitpunkt des Versuchs-ablaufes einen signifikanten Unterschied der Glukoseinfusionsraten gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise). [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Zeit (min)
-30 -15 0 15 30 45 60 75 90 105 120 135 150 165 180 195
Glu
kose
infu
sio
ns-
Ra
te(g
/min
)
0.0
0.2
0.4
0.6
Insulininfusion
EEG-Aufnahme Testessen
Detemir
Humaninsulin
Glu
kose
infu
sion
srat
e (g
/min
)
Ergebnisse
28
4.5 Blutzuckerspiegel
Die Blutzuckerspiegel zeigten sich während der Dauer der Aufzeichnung unter der Insulin-
dauerinfusion konstant und stiegen während des Frühstücksverzehrs ab der 125.Minute an.
Es ließen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Bedingungen
nachweisen. Dies ergab die Auswertung der ANOVA für den Faktor der Behandlung
F[1,14] = 0,95 (p = 0,34) ebenso wie für die Behandlung x-Zeitinteraktion F[4,63] = 0,97
(p = 0,43) (Abb. 10).
Abbildung 10: Darstellung der Blutglukoseraten vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration des Blutglukosespiegels wurde mit Hilfe des HemoCue B-Glucose-Analyzer, Ängelholm, Schweden ermittelt. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zu keinem Zeitpunkt des Versuchs-ablaufes einen signifikanten Unterschied des Blutglukosespiegels gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise). [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Detemir
Humaninsulin
Ergebnisse
29
4.6 Hormonelle Parameter
C- Peptid
Das C-Peptid wird bei der Umwandlung von Proinsulin zu Insulin enzymatisch
abgespalten und zusammen mit dem Insulin ins Blut ausgeschüttet. In medikamentös
verabreichtem Insulin lässt sich das C-Peptid jedoch nicht mehr nachweisen. In den
Versuchsbedingungen waren die Plasma-C-Peptid-Konzentrationen zu jeder Zeit des
euglykämischen hyperinsulinämischen Clamps identisch zwischen der Humaninsulin- und
der Insulin-Detemir-Bedingung (p > 0,25 für den Faktor Behandlung, Abb. 11). Dies
illustriert eine identische peripherphysiologische Potenz beider Insuline in der für den
Clamp gewählten Dosierung. Einzig zeigt sich ein geringer Anstieg in der Humaninsulin-
Bedingung nach dem Testbüffet (F[3,46] = 3,77; p < 0,02 für den Faktor Behandlung x
Zeit), der durch die größere Nahrungsaufnahme verglichen zu Insulin Detemir bedingt
gewesen sein könnte.
Abbildung 11: Darstellung der C-Peptid-Konzentration vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration des C-Peptids wurde gegenüber der Zeit dargestellt. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zum Zeitpunkt des Versuchsablaufes einen signifikanten Unterschied der C-Peptid-Spiegel gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise) was durch eine höhere Kalorienzufuhr in der Humaninsulinbedingung bedingt sein kann. [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Detemir
Humaninsulin
Ergebnisse
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Glukagon
Glukagon wird in den Alphazellen des Pankreas produziert und ist ein Antagonist des
Insulins, dessen Hauptaufgabe die Erhöhung des Blutzuckerspiegel ist. Die Plasma-
Glukagon-Konzentration, die am sensitivsten die inhibitorische Wirkung der peripheren
Insulininfusion widerspiegelt, zeigte keine Unterschiede zwischen der Insulin Detemir-
und der Humaninsulin-Bedingung (p > 0,40 für den Faktor Behandlung und p > 0,53 für
den Faktor Behandlung x Zeit, Abb. 12).
Abbildung 12: Darstellung der Glukagon-Konzentration vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration des Glukagons wurde gegenüber der Zeit dargestellt. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zu keinem Zeitpunkt des Versuchsablaufes einen signifikanten Unterschied der Glukagon-Spiegel gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise). [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Glu
kago
n (n
g/l)
Detemir
Humaninsulin
Ergebnisse
31
Leptin
Leptin wird in den Adipozyten gebildet und korreliert positiv mit der Menge an weißem
Fettgewebe. Die während des Versuchs gemessenen Serum-Leptinspiegel unterschieden
sich zu keinem Zeitpunkt zwischen der Insulin Detemir- und der Humaninsulin-Bedingung.
Dies wird durch Abbildung Nr. 13 verdeutlicht (p > 0,41 für den Faktor Behandlung;
p > 0,39 für den Faktor Behandlung x Zeit).
Abbildung 13: Darstellung der Leptinkonzentration vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration des Leptins wurde gegenüber der Zeit dargestellt. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zu keinem Zeitpunkt des Versuchsablaufes einen signifikanten Unterschied des Leptin-spiegels gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise). [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Detemir
Humaninsulin
Ergebnisse
32
ACTH
Das adrenokortikotrope Hormon (ACTH) wird im Hypophysenvorderlappen aus der Vor-
stufe des Proopiomelanokortion (POMC) gebildet. In der Versuchsreihe zeigte sich kein
signifikanter Unterschied zwischen beiden Versuchsbedingungen (p > 0,57 für den Faktor
Behandlung und p > 0,71 für den Faktor Behandlung x Zeit, Abb. 14). Sowohl vor und
während Insulingabe zeigten sich stabile ACTH-Konzentrationen. Nach dem Essen zeigte
sich in beiden Versuchsreihen ein Anstieg der ACTH-Konzentrationen im Plasma (Abb.
14).
Abbildung 14: Darstellung der ACTH-Konzentration vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration von ACTH wurde gegenüber der Zeit dargestellt. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zu keinem Zeitpunkt des Versuchsablaufes einen signifikanten Unterschied der ACTH-Spiegel gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise). [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Detemir
Humaninsulin
Ergebnisse
33
Kortisol
Das in der Nebennierenrinde gebildete Glukokortikoid Kortisol wird durch die Ausschüt-
tung von ACTH stimuliert. Die Konzentration des Kortisols war vor und während beider
Versuchsbedingungen konstant. Erwartungsgemäß zeigte sich unter beiden Insulin-
bedingungen zum Ende des Versuchs ein mahlzeitenbezogener Anstieg der Kortisol-
konzentration (F[3,47] = 4,19; p < 0,008 für den Faktor Zeit, Abb. 15). Es zeigte sich
jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen den Insulin Detemir- und Humaninsulin-
Bedingungen (p > 0,71 für den Faktor Behandlung x Zeit).
Abbildung 15: Darstellung der Kortisol-Konzentration vor, während und nach dem 90-minütigen Clamp-Versuch. Die Konzentration des Kortisols wurde gegenüber der Zeit dargestellt. Die Infusion des Insulins Detemir (schwarz-gefüllte Kreise) erzeugte zu keinem Zeitpunkt des Versuchsablaufes einen signifikanten Unterschied der Kortisol-Spiegel gegenüber einer Infusion des Humaninsulins (weiß-gefüllte Kreise). [Copyright 2010 American Diabetes Association; aus Diabetes®, Vol. 59, 2010: 1101-1107, Abdruck mit Genehmigung der American Diabetes Association]
Detemir
Humaninsulin Kor
tisol
(nm
ol/l)
Diskussion
34
5 Diskussion
Die direkte Gabe von Insulin in das Gehirn führt zur Reduktion der Nahrungsaufnahme
(Woods et al., 1979; Benedict et al., 2008) und zu Gewichtsverlust (Hallschmid et al.,
2004a; Clegg et al., 2003). Die vorliegende Untersuchung ging von der Annahme aus, dass
Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin einen verstärkten Zugang zum ZNS hat und
daher stärkere anorexigene Effekte als Humaninsulin auf zentralnervöse Netzwerke der
Nahrungsaufnahmeregulation hat. Deshalb wurde untersucht, ob die euglykäme Infusion
des Insulin-Analogons Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin zu einer veränderten
Nahrungsaufnahme führt. Beide Insuline übten vergleichbare periphere Effekte aus, wofür
höhere Dosierungen von Insulin Detemir benötigt wurden, um den verzögerten Wirk-
mechanismus zu kompensieren. Allerdings ergaben sich stark unterschiedliche Effekte auf
die Nahrungsaufnahme, da Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin die Energie-
zufuhr von einem Testbüffet um rund 300 kcal senkte. Interessanterweise ging dieser
Hemmung des Essverhaltens jedoch keine Abnahme, sondern in einer der verwendeten
Ratingskalen sogar eine Zunahme des selbstempfundenen Hungers voraus. Insgesamt
unterstützen diese Ergebnisse die Auffassung, dass die Verstärkung des katabol-
anorexigenen Insulinsignals zum Gehirn ein wichtiger Mechanismus hinter der im
Vergleich zu anderen Insulinen gewichtsstabilisierenden oder -reduzierenden Wirkung von
Insulin Detemir bei Patienten mit Diabetes mellitus ist.
Blutparameter
Es wurden Insulindosen verabreicht, die in der Insulin Detemir-Bedingung höher waren als
in der Humaninsulin-Bedingung, um den verzögerten Wirkungseintritt von Insulin Detemir
zu kompensieren. Dementsprechend waren die Blutglukose-Konzentrationen und Glukose-
infusionsraten gut vergleichbar zwischen den Bedingungen. Die Plasma-Glukagon-
Konzentration, die am sensitivsten die inhibitorische Wirkung der peripheren Insulin-
infusion widerspiegelt, zeigte keine Unterschiede zwischen Insulin Detemir und Human-
insulin, so dass wie beabsichtigt die Effekte auf die systemische Glukosehomöostase
vergleichbar gehalten wurden (Oskarsson et al., 2000). Der leichte Anstieg der C-Peptid-
Konzentrationen in der Humaninsulin-Bedingung am Ende des Experiments, also nach
dem Testbüffet, dürfte der relativen Erhöhung der Nahrungsaufnahme in dieser Bedingung
gegenüber der Insulin Detemir-Bedingung geschuldet gewesen sein. Bei insgesamt
vergleichbaren Werten des Glukosestoffwechsels fanden sich auch nicht voneinander
Diskussion
35
abweichende Konzentrationen von Serum-Leptin, die bekanntermaßen auf Insulin-
infusionen reagieren (Wellhoener et al., 2000; Fruehwald-Schultes et al., 2002). Daraus
lässt sich schlussfolgern, dass die blutzuckersenkende Potenz der gewählten Infusionsraten
und Dosierungen beider Insuline gut vergleichbar war.
Die Hormone der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, ACTH
und Kortisol, zeigen keine Unterschiede zwischen den Bedingungen, was als weiterer
Beleg für die ähnliche Wirkung beider Behandlungen auf die Körperperipherie gelten
kann. Da die Hormone der Stressachse, insbesondere Kortisol, auch Einfluss auf die
Nahrungsaufnahme ausüben können (Dallman, 2010; Jastreboff et al., 2013), liegt es nahe,
dass der beobachtete Effekt auf die Nahrungsaufnahme nicht über systemische endokrine
Mediatoren vermittelt worden ist.
Nahrungsaufnahme
Das bemerkenswerteste Resultat der Untersuchung ist die Reduktion der Nahrungs-
aufnahme im Testbüffet, von dem sich die Probanden 20 Minuten nach Infusionsende nach
Belieben eine Mahlzeit bestehend aus Kohlenhydraten, Fett und Protein, die bis zu 4650
kcal umfasste, zusammenstellen konnten. Nach Verabreichung von Insulin Detemir konnte
im Vergleich zum Humaninsulin eine Reduktion von ungefähr 300 kcal festgestellt
werden. Aufgrund der vergleichbaren peripheren Effekte beider Insuline ist die
verminderte Zufuhr der Nahrung höchstwahrscheinlich zentralnervös, also durch eine
Verstärkung des Insulinsignals im Gehirn in der Insulin Detemir-Bedingung ausgelöst
worden.
Dass Insulin ein kataboles Feedbacksignal ist, das den Stand der Körperenergie-
ressourcen an das Gehirn rückmeldet, wurde bereits in mehreren Studien durch intrazere-
broventrikuläre Insulinapplikation in Tierversuchen bestätigt (Woods et al., 1979; Morton
et al., 2006). In Studien mit Menschen bediente man sich der intranasalen Insulin-
applikation, um das Insulin direkt in das ZNS zu transportieren, ohne periphere Neben-
wirkungen zu verursachen (Born et al., 2002). Dabei zeigte sich, dass die langfristige
Insulingabe über acht Wochen zu einer Abnahme des Körperfettanteils führt (Hallschmid
et al., 2004b) und dass die akute Gabe von intranasalem Insulin das Essverhalten hemmt
(Benedict et al., 2008; Brünner et al., 2013). Somit könnte die Abnahme der Nahrungs-
aufnahme nach der Insulin Detemir-Infusion verglichen zu der Humaninsulin-Infusion
möglicherweise durch einen verstärkten Effekt auf die Hirnfunktion bedingt gewesen sein.
Dieser Schluss wird durch die negative EEG-Gleichstrompotential-Verschiebung nahe-
Diskussion
36
gelegt, der sich in dieser Studie in der Insulin Detemir-, nicht aber in der Humaninsulin-
Bedingung ergab (Hallschmid et al., 2010). (Dieser Befund wird in der Dissertation von
Frau Nina Eggers vorgestellt.) Die Insulin Detemir-Infusion induzierte einen negativen
Direct-Current-(DC)-Potential-Shift von im Durchschnitt -372,2 µV von der 21. bis zur
90.Minute, der nicht in der Humaninsulin-Bedingung nachweisbar war. Übereinstimmend
mit den Ergebnissen vorangegangener Studien (Tschritter et al., 2007), zeigt dies, dass
Insulin Detemir eine gehirnspezifische Wirkung hat, die durch seine erhöhte Lipophilie
und damit verbundene reversible Bindung an Albumin hervorgerufen werden könnte. So
konnten Hennige und Kollegen im Tierexperiment zeigen, dass Insulin Detemir verglichen
mit Humaninsulin-Injektionen mit einer schnelleren und verlängerten Insulinrezeptor-
Phosphorylation im Hypothalamus und Cortex des ZNS verbunden ist und mit gesteigerter
kortikaler Aktivität im EEG einhergeht, wobei die Aktivierung der Insulinrezeptorkaskade
ähnlich der im Muskelgewebe und Leber war (Hennige et al., 2006).
Mediatoren des anorexigenen Effekts von Insulin: POMC-System
Auch wenn die vorliegende Arbeit keine Rückschlüsse darauf zulässt, wie die Reduktion
der Nahrungsaufnahme durch Insulin vermittelt wurde, lassen sich anhand tierexperimen-
teller Vorbefunde doch einige mögliche Mediatoren ausmachen. Darunter ist Proopio-
melanokortin (POMC), das in Zellen der Adenohypophyse gebildet wird und eine Vorstufe
vieler Neuropeptide ist. Durch proteolytische Spaltung von POMC entstehen das ACTH,
beta-Endorphin sowie alpha-, beta- und gamma-Melanozyten-stimulierendes Hormon
(MSH). Im Ncl. arcuatus befinden sich POMC-Neurone, deren Axone unter anderem zu
den ventromedialen und lateralen Hypothalamuskernen ziehen, wo die Freisetzung der
Genprodukte erfolgt.
Dabei wird besonders dem alpha-Melanozyten-stimulierenden Hormon (alpha-
MSH) als anorektisch wirkendem Neuropeptid eine bedeutende Rolle in der Steuerung der
Energiehomöostase zugesprochen. Nach aktuellem Stand sind bis zu fünf Subtypen an
Melanokortinrezeptoren (MCR) bekannt, wobei nur die Rezeptoren 3 und 4 im ZNS
lokalisiert sind. In diesem Zusammenhang scheint besonders der MCR-4-Rezeptor eine
gewichtsregulierende Funktion zu haben. Adan und Kollegen belegten in einer Studie, dass
eine Mutation im menschlichen MCR-4-Rezeptor mit Adipositas assoziiert wird. Sie
konnten zeigen, dass die Infusion von MCR-4-Agonisten die Nahrungsaufnahme senkt,
wohingegen die Inhibition des MCR-4-Rezeptors durch Antagonisten zu einer gesteigerten
Aufnahme von Nahrung führt (Adan et al., 2006). Zudem geht ein defekter MCR-4-
Diskussion
37
Rezeptor bei Mäusen mit einer gesteigerten Nahrungsaufnahme und gesteigertem
Übergewicht einher (Huszar et al., 1997; Yaswen et al., 1999). Reduzierte Insulin-
konzentrationen wiederum inhibieren POMC und Cocain-Amphetamin regulierendes
Transkript (CART). Überfütterung bei Ratten zeigte im Tiermodell einen Anstieg der
POMC-mRNA im Ncl. arcuatus (Schwartz et al., 2000). Obici und Mitarbeiter
demonstrierten, dass die zentrale Gabe eines MCR-4-Antagonisten zu einer Aufhebung der
gewichtsreduzierenden Effekte von Insulin führt (Obici et al., 2001). Daraus lässt sich
schlussfolgern, dass Insulin die gewichtsreduzierende Wirkung über eine Aktivierung der
Genexpression von POMC und eine vermehrte Freisetzung von alpha-MSH vermitteln
kann. Alpha-MSH aktiviert dann wiederum den MCR-4-Rezeptor (Obici et al., 2001).
Benoit und Kollegen bestätigten die Hypothese, dass hypothalamische Neurone, die
Insulinrezeptoren exprimieren, ebenso das Melanokortin-Vorläufermolekül Proopio-
melanokortin (POMC) exprimieren. Sie konnten zeigen, dass die Applikation von Insulin
in den dritten Hirnventrikel von Ratten zu einer gesteigerten Expression von POMC-
mRNA führt. Ebenso verhindert die Gabe eines MCR-4-Antagonisten (SHU-9119) den
gewichtsreduzierenden Effekt bei Hunden (Benoit et al., 2002).
Mediatoren des anorexigenen Effekts von Insulin: NPY-System
Das aus 36 Aminosäuren zusammengesetzte Neuropeptid Y (NPY) gilt als das potenteste
orexigene Signal in der Regulation der Nahrungsaufnahme und hat einen anabolen Effekt.
Es ist mit dem pankreatischem Polypeptid und dem Peptid YY verwandt. NPY weist eine
hohe Konzentration im ZNS auf, wird aber vor allem im Ncl. arcuatus, im Hypothalamus
und im Hirnstamm produziert. Die Neurone des NPY, die sich im Ncl. arcuatus befinden,
stehen mit den lateralen und paraventrikulären Kernen des Hypothalmus in Verbindung,
wo auch dessen Freisetzung erfolgt (Zimanyi et al., 1998). Stanley und Kollegen zeigten,
dass eine bilaterale Injektion von NPY in den paraventrikulären Kern zu einer Zunahme
der Nahrungsaufnahme, des Körpergewichts und des Körperfettes bei Mäusen führte
(Stanley et al., 1986). Schwartz und Mitarbeiter verdeutlichten, dass es neben der
Förderung der Nahrungsaufnahme zusätzlich den Energieverbrauch senkt (Schwartz et al.,
2003). Ebenso führt es zu Hyperphagie und erhöht sowohl die basale Insulinämie als auch
die lipogene Aktivität von Leber- und Fettgewebe. Eine wiederholte Gabe von NPY führte
zu Übergewicht (Zarjevski et al., 1993; Herzog, 2003). Beim Menschen wurde gezeigt,
dass die intranasale Gabe von NPY EEG-Korrelate von Sättigungsprozessen reduziert
(Hallschmid et al., 2003).
Diskussion
38
Kalra und Kollegen untersuchten in einer Studie die Freisetzung von NPY in den
paraventrikulären Kerngebieten des Hypothalamus vor und nach Nahrungsaufnahme bei
Ratten. Sie konnten verdeutlichen, dass ein starkes Hungergefühl mit hohen
Konzentrationen an NPY einhergeht, wohingegen die Nahrungsaufnahme die Produktion
von NPY vermindert (Kalra et al., 1991). Zusätzlich konnten Schwartz und Mitarbeiter
belegen, dass der im Hungerzustand erniedrigte Plasma-Insulinspiegel für eine gesteigerte
Synthese von NPY verantwortlich ist. Durch eine Insulin-Injektion in den dritten Hirn-
ventrikel von hungernden Ratten, wurde der Anstieg an NPY im Ncl. arcuatus und im Ncl.
paraventricularis unterdrückt (Schwartz et al., 1992).
Hungergefühl
Die Annahme, dass Insulin Detemir das Hungergefühl mindert, konnte in der vorliegenden
Studie nicht bestätigt werden. Interessanterweise zeigt sich in einer der verwendeten
Ratingskalen eher ein Anstieg des Hungergefühls vor der Nahrungsaufnahme vom
Testbüffet. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass die gleichzeitig vermehrte
Aktivität und Wachheit der Probanden nach der Insulin Detemir-Infusion auch zu einer
Verstärkung des subjektiv empfundenen Hungergefühls führte. Unser Befund stimmt mit
vorherigen Studien überein, die ebenso keine Veränderungen im Hungergefühl durch
Insulingabe verzeichnen konnten, jedoch einen klaren supprimierenden Effekt auf die
Nahrungsaufnahme zeigten (Benedict et al., 2008). Es wurde deshalb vermutet, dass
zentralnervöses Insulin an der Terminierung einer Mahlzeit mitwirkt und weniger das
Hungergefühl an sich beeinflusst (Benedict et al., 2008).
Die Annahme, dass Insulin zwar den Hunger nicht signifikant moduliert, aber das
Sättigungsgefühl verstärkt, wird durch neuere Studien unterstützt, die eine Hemmung der
nachmittäglichen Snackaufnahme bei Frauen zeigen, wenn diese nach einer Mittags-
mahlzeit intranasales Insulin erhalten hatten. Dieser Effekt zeigte sich nicht, wenn die
Probandinnen das Insulin vor der Hauptmahlzeit, also im nüchternen Zustand, erhalten
hatten (Hallschmid et al., 2012). In diesem Zusammenhang könnte dem Einfluss von
Insulin auf die Lust- oder Belohnungskomponente des Essverhaltens große Bedeutung
zukommen. Die oben beschriebene homöostatische Regulation des Essverhaltens durch
Faktoren wie POMC und NPY wird in erster Linie von Strukturen wie dem Hypothalamus
und dem Hirnstamm etabliert (Morton et al., 2006). Besonders in den letzten Jahren hat
sich jedoch gezeigt, dass nicht-homöostatische, belohnungsbezogene Prozesse, die von
Strukturen des limbischen Systems und dem orbitofrontalen Cortex getragen werden
Diskussion
39
(Kenny, 2011), einen starken regulatorischen Einfluss auf das Essverhalten ausüben
(Zheng et al., 2009). Die Fettgewebssignale Insulin und Leptin beeinflussen nicht nur, wie
oben ausgeführt, die homöostatische Regulation des Essverhaltens, sondern wirken auch
dämpfend auf diese „hedonischen“ Prozesse (Figlewicz et al., 2008; Davis et al., 2010).
Deshalb ist zu vermuten, dass sich der stärkere Einfluss von Insulin Detemir im Vergleich
zu Humaninsulin auf das ZNS im vorliegenden Experiment auch auf die Belohnungs-
komponente des Essverhaltens ausgewirkt hat, auch wenn nicht die Kohlenhydrat-
aufnahme, wie in diesem Zusammenhang zu vermuten wäre, sondern besonders die
Einnahme von Protein von Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin reduziert
wurde.
Eine Hemmung der Aufnahme kleinerer Zwischenmahlzeiten durch Insulin
Detemir bei Patienten mit Diabetes mellitus würde zu der Annahme passen, dass Insulin
Detemir im klinischen Alltag die Gewichtszunahme begrenzt, weil das verbesserte
Hypoglykämie-Risikoprofil den Verzehr von Snacks, um Hypoglykämien zu vermeiden
(„defensive snacking“), mindert. Letztere Vermutung konnte allerdings nicht in klinischen
Vergleichsstudien bestätigt werden. Insulin Glargin beispielsweise reduziert ebenso wie
Insulin Detemir das Risiko von Hypoglykämien, ist aber mit einer größeren
Gewichtszunahme assoziiert als Insulin Detemir (Rosenstock et al., 2008; Riddle et al.,
2003). Insgesamt jedoch sind die hier vorgelegten Befunde ein weiterer Beleg für die
Annahme eines zentralnervösen Mechanismus hinter dem gewichtseinsparenden Effekt
von Insulin Detemir im klinischen Kontext. Es muss nun überprüft werden, ob die in dieser
Studie gefundenen anorektischen Einflüsse auf das Gehirn durch Insulin Detemir auch auf
Diabetespatienten unter Insulin Detemir-Therapie übertragbar sind.
Einschränkungen der zentralnervösen Insulinwirkung als pathophysiologischen Faktor
Fehlfunktionen der zentralen Insulinwirkung werden immer häufiger mit der Entstehung
von Übergewicht und damit bedingtem Diabetes mellitus Typ-2 in Verbindung gebracht
(Diamant et al., 2007; Morton et al., 2007; Luquet et al., 2009). Beispielsweise wurde ein
reduzierter Insulinspiegel im Liquor bei Patienten mit Übergewicht gefunden (Kern et al.,
2006). Übergewicht geht sowohl im Tierversuch als auch beim Menschen mit einer
reduzierten Transportrate von Insulin über die Blut-Hirn-Schranke einher (Stein et al.,
1987; Kern et al., 2003). Brüning und Kollegen zeigten im Tierversuch mit Mäusen, dass
durch Genmutation defekte zentrale Insulinrezeptoren zu Übergewicht und einer gestörten
Glukosetoleranz führen (Brüning et al., 2000). Insulinautoantikörper im ZNS führen zu
Diskussion
40
einer gesteigerten Nahrungsaufnahme und Gewichtszunahme (McGowan et al., 1990;
Strubbe und Mein, 1997). Durch die Zufuhr hochkalorischer Kost kommt es zur Abnahme
der Insulinsensitivität in der Körperperipherie und zur Gewichtszunahme (Storlien et al.,
1991). Kaiyala und Mitarbeiter zeigten bei Versuchen an Hunden, dass eine Zufuhr von
hochkalorischer Diät auch zu einer Abnahme des Insulintransports ins ZNS führt (Kaiyala
et al., 2000). Ursache für die Entwicklung von Übergewicht in den genannten Versuchen
scheint also eine verminderte Menge an Insulin im ZNS zu sein, bedingt durch eine
Störung des Rezeptor-vermittelten Transports über die Blut-Hirn-Schranke.
Gewichtszunahme ist eine häufige Nebenwirkung bei Patienten mit Diabetes
mellitus, wenn die Blutglukosekonzentrationen durch Insulin gesenkt werden (Russell-
Jones et al., 2007; Wing et al., 1990). Bei Patienten, die als Therapie Insulin Detemir
erhalten, ist dieser Effekt geringer oder gar nicht ausgeprägt (De Leeuw et al., 2005;
Hermansen et al., 2006; Hermansen et al., 2004). Vor diesem Hintergrund ist es also
denkbar, dass bei diabetischen Patienten eine Insulintherapie, die das Gehirn und seine
übergeordnete Rolle in der Aufrechterhaltung der Energiehomöostase berücksichtigt, von
beträchtlicher Relevanz sein könnte. Der Einsatz von Insulin-Analoga wie Insulin Detemir,
deren verstärktes zentralnervös-anorexigenes Potenzial sich in der vorgelegten Studie
andeutet, könnte ein Schritt in diese Richtung sein.
Limitationen und Ausblick
Die Ergebnisse dieser Studie wurden bei gesunden und normalgewichtigen Probanden
erhoben. Des Weiteren entspricht die intravenöse Infusion von Insulin Detemir nicht den
klinischen und therapeutischen Anwendungsformen der Patienten mit Diabetes mellitus.
Langfristig ist zu klären, ob eine zentralnervöse Vermittlung des körpergewichtssparenden
Effekts von Insulin Detemir auch an Patienten mit Diabetes mellitus nachweisbar ist. Erste
Untersuchungen unterstützen diese Annahme (Hendriksen et al., 2012; Zachariah et al.,
2011), bedürfen jedoch noch breiter angelegter Folgestudien. Darüber hinaus konnte die
verminderte Aufnahme der Nahrung und der körpergewichtssparende Effekt in der
vorliegenden Studie nur bei männlichen Probanden nachgewiesen werden. Aus diesen
Gründen müssen weitere Studien folgen, um diesen Aspekt bei Diabetikern und bei
weiblichen Probandinnen zu untersuchen und zu zeigen, inwieweit die Ergebnisse auf
Patienten mit Diabetes mellitus übertragen werden können.
Zusammenfassung
41
6 Zusammenfassung
In der Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus geht der Einsatz des
langwirksamen Insulin-Analogons Insulin Detemir mit einer geringeren Gewichtszunahme
einher als der von NPH-Insulin. Unter der Annahme, dass Insulin Detemir durch seine
höhere Lipophilität eine stärkere zentralnervöse anorektische Wirksamkeit als
Humaninsulin aufweist, wurden die akuten Effekte von Humaninsulin und Insulin Detemir
auf die Nahrungsaufnahme und den Hormonhaushalt untersucht. Fünfzehn männliche
Probanden im Alter zwischen 18 und 30 Jahren erhielten an zwei Versuchstagen je einen
hyperinsulinämischen euglykämischen Clamp, d.h. eine Insulinbolus-Injektion von
Humaninsulin (17,75 mU/kg KG) bzw. Insulin Detemir (90 mU/kg KG), gefolgt von einer
neunzigminütigen stetigen Insulininfusion von 1,0 bzw. 2,0 mU/kg x KG/min. Eine
intravenöse Glukosegabe gewährleistete dabei euglykämische Versuchsbedingungen. Für
Insulin Detemir wurde eine höhere Dosierung gewählt, um den späteren Wirkungseintritt
im Vergleich zu Humaninsulin zu kompensieren und ähnliche periphere Effekte
auszulösen. Die Effekte der beiden Insuline auf das Hungergefühl, das Befinden und die
Nahrungsaufnahme wurden über Ratingskalen und einen Büffet-Test 110 Minuten nach
Ende der Infusion ermittelt. Die Hormone ACTH, C-Peptid, Leptin und Glukagon wurden
mittels Blutanalysen ermittelt. Insulin Detemir reduzierte die Nahrungsaufnahme im
Vergleich zu Humaninsulin um 303 kcal (1257 ± 82 vs. 1560 ± 139 kcal, p < 0,04),
während alle endokrinen Parameter zwischen beiden Bedingungen vergleichbar waren.
Unter Insulin Detemir kam es zu einer leichten Verstärkung des Hungergefühls vor dem
Essen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass bei vergleichbaren peripheren Effekten
Insulin Detemir im Vergleich zu Humaninsulin stärkere akute Effekte auf die
zentralnervöse Regulation des Essverhaltens und dabei insbesondere des Sättigungsgefühls
hat und dass sich diese Effekte in einer relativen Abnahme der Nahrungsaufnahme
niederschlagen. Dies könnte ein Mechanismus hinter den klinisch oftmals beobachteten
vorteilhaften Effekten von Insulin Detemir auf die Körpergewichtsentwicklung unter
Insulintherapie sein.
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Anhang
53
8 Anhang
8.1 Abkürzungsverzeichnis
ACTH Adrenokortikotropes Hormon ANOVA Varianzanalyse AS Aminosäure cAMP zyklisches Adenosinmonophosphat BHS Blut-Hirn-Schranke BMI Body-Mass-Index Körpergewicht kg/(Körpergröße m)2 BZ Blutzucker bzw. Beziehungsweise ca. Circa CART Cocain-Amphetamin regulierendes Transkript DC Direct Current (Potentials) EDTA Ethylendiamintetraessigsäure EEG Elektroenzephalogramm ELISA enzyme-linked immuno sorbent assay EMG Elektromyogramm EOG Elektrookulogramm EWL Eigenschaftswörterliste FS Fettsäure IE Internationale Einheiten K+ Kalium KG Körpergewicht min Minute MW Mittelwert Ncl Nucleus NYP Neuropeptid Y PAL Paar-assoziiertes Lernen POMC Proopiomelanokortin SEM Standardfehler des Mittelwertes U Umdrehungen MSH Melanozyten-stimulierendes Hormon VK Variationskoeffizient ZNS Zentrales Nervensystem °C Grad Celsius
Anhang
54
8.2 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Proinsulinmolekül (S. 2)
Abbildung 2: Insulinwirkung im Hypothalamus, nach Benoit et al. (2004) (S. 7)
Abbildung 3: Unterschiede der Insuline in ihrem molekularem Aufbau ( S. 10)
Abbildung 4: Graphische Darstellung der Nahrungsaufnahme (S. 21)
Abbildung 5: Graphische Darstellung der Durchschnittswerte ± SEM der
Bipolarskala für die Dimension satt-hungrig. (S. 24)
Abbildung 6: Graphische Darstellung der Durchschnittswerte ± SEM der
Bipolarskala für die Dimension kritisch-angepasst (S. 24)
Abbildung 7: Graphische Darstellung der Durchschnittswerte ± SEM der
Bipolarskala für die Dimension schläfrig-wach (S. 25)
Abbildung 8: Graphische Darstellung der Durchschnittswerte ± SEM der
Bipolarskala für die Dimension ausgeglichen-nervös (S. 25)
Abbildung 9: Darstellung der Glukoseinfusionsraten vor, während und nach dem
90-minütigen Clamp-Versuch. (S. 27)
Abbildung 10: Darstellung der Blutzuckerkonzentration vor, während und nach dem
90-minütigen Clamp-Versuch. (S. 28)
Abbildung 11-15: Darstellung der hormonellen Parameter vor, während und nach dem
90-minütigen Clamp-Versuch. (S. 29 bis 33)
8.3 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Wirkung des Insulins im Körper (S.3)
Tabelle 2: Zusammenstellung des standardisierten Frühstückbüffets (S.17)
Tabelle 3: Auswertung der Nahrungsaufnahme nach der euglykämischen Infusion von
Humaninsulin und Insulin Detemir (S.20)
Tabelle 4: Darstellung der Rating Ergebnisse ( S. 22)
Tabelle 5: Mittelwerte der EWL-K Subskalenwerte nach Insulingabe (+95.Minute) und
nach Frühstücksverzehr (+195.Minute) (S. 26)
Anhang
55
8.4. Studienprotokolle
Anhang
56
Anhang
57
8.5 Bipolarskala
2 1 0 1 2
aktiviert träge
neugierig gelangweilt
kritisch angepasst
schläfrig wach
ausgeglichen nervös
heißhungrig vollgegessen
faul unternehmungslustig
verkrampft entspannt
erhöhter Speichelfluss Mund trocken
aktiv passiv
satt hungrig
schwitzend fröstelnd
zufrieden unzufrieden
ruhig lebhaft
vertrauend misstrauend
matt frisch
kalt warm
konzentriert eher abgelenkt
zurückhaltend forsch
interessiert desinteressiert Bipolarskala nach Pietrowsky et al.,1989
Anhang
58
8.6 Danksagung
Als erstes möchte ich mich bei meinem Doktorvater PD Dr. Manfred Hallschmid ganz
herzlich für die Bereitstellung des Themas meiner Dissertation sowie bei Herrn Prof. Dr.
Werner Kern für seine tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung bedanken.
Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. med Kamila Jauch-Chara und Herrn PD Dr. Manfred
Hallschmid für die praktische Betreuung. Durch ihren Einsatz, ihre Motivation, ihre
Hilfestellungen und ihre ständige Präsenz war es mir möglich, diese Arbeit in diesem
Umfang fertigzustellen. Der Klinischen Forschergruppe „Selfish Brain“ verdanke ich die
Bereitstellung ihrer Räumlichkeiten, Materialen und Unterstützung bei der Durchführung
der Versuche.
Für die freundschaftliche und allseits lustige Zusammenarbeit möchte ich meiner
Mitdoktorandin Frau Dr. Nina Eggers danken.
Unseren Probanden sei im besonderen Maße gedankt, ohne deren Einsatz und Ausdauer
diese Studie nicht hätte stattfinden können.
Der Firma Novo Nordisc möchte ich für die Bereitstellung der Insuline Actrapid® und
Levemir® danken. Außerdem gilt mein Dank den medizinisch-technischen Assistenten des
Institutes für klinische Chemie.
Ein besonders großer Dank gilt meiner Familie und meinen Freunden, ohne deren
tatkräftige Unterstützung und ständige Motivation ich diese Arbeit nicht hätte
bewerkstelligen können. Im Speziellen möchte ich A. Dieckmann, B. Bogats, N. Reich und
K. Schmitz erwähnen, die jederzeit an mich geglaubt und mich unterstützt haben.
Anhang
59
8.7 Lebenslauf
Persönliche Daten
Geburtsdatum 01.02.1982
Geburtsort Ludwigslust
Wohnort Gartengang 7, 23562 Lübeck
Staatsangehörigkeit Deutsch
Schulische Ausbildung
08/1988 - 07/1992 Städtische Grundschule, Neustadt-Glewe 08/1992 - 05/2000 Goethe-Gymnasium, Neustadt-Glewe 15/07/2000 Abitur
Auslandsaufenthalte
09/2000 - 09/2001 Au pair, Manchester/Großbritannien
Akademische Ausbildung
10/2001 - 06/2008 Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck 04/2008 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung nach neuer ÄAppO 16 -17/06/2008 Mündliche Prüfung des Staatsexamens
Praktisches Jahr
08/2006- 12/2006 Klinik für Rheumatologie Bad Bramstedt, Abteilung für Innere Medizin
12/2006 - 04/2007 Klinik für Augenheilkunde der Universität Lübeck 04/2007 - 05/2007 Princess Elizabeth Hospital, Guernsey/ Channel Islands, Department of Surgery 05/2007 - 07/2007 Eerste River Hospital, Cape Town/ South Africa, Department of Surgery
Beruf
09/2008 - 04/2010 Augenklinik Berlin Marzahn, Assistenzärztin
seit 05/2010 Universitätsaugenklinik Lübeck, Assistenzärztin
seit 03/2013 Universitätsaugenklinik Lübeck, Tätigkeit als
Funktionsoberärztin
seit 11/2013 Fachärztin für Augenheilkunde