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D I E NS TA G , 8 . NOVE MB ER 2 01 6 WWW.LKZ.DE Marbach & Bottwartal 5 VON PATRICIA RAPP Gute Ergebnisse in den Teilorten Höpfigheim und Kleinbottwar für Thomas Winterhalter überraschen Ortsvorsteher nicht KOMMUNALPOLITIK Freude über den großen Rückhalt STEINHEIM Viele Steinheimer Bürger verfolgten am Sonntagabend gespannt die Übertragung der Ergebnisse auf dem Marktplatz. Lisa und Thomas Winterhalter freuten sich riesig über das Ergebnis. Fotos: Oliver Bürkle „Mittlerweile habe ich zwar alles reali- siert, aber es ist trotzdem verrückt, dieses Ergebnis“, sagt Thomas Winterhalter. Er ist am Sonntagabend mit 75,1 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister von Steinheim gewählt worden, Amtsin- haber Thomas Rosner bekam lediglich 23,6 Prozent der Stimmen. Seit gestern morgen ist der 31-Jährige aber erst ein- mal wieder Pleidelsheimer Hauptamts- leiter und richtet sich in seinem neuen Büro im Container ein, wo die Pleidels- heimer Verwaltung wegen des Rathaus- umbaus nun heimisch ist. „Es ist kusche- lig warm hier und schön hell“, berichtet Winterhalter, an dessen Bürotür aber die Kollegen schon einmal das Ortsschild Steinheim geklebt haben. Die Höhe des Ergebnisses habe er so nicht erwartet. „Diese breite Veran- kerung nehme ich mit. Mit über 70 Prozent der Stimmen habe ich einen großen Rück- halt in der Bevölkerung“, sagt er. Auch der Gemeinderat ha- be sich sehr deutlich positio- niert. In einem ersten Schritt wolle er auch mit Gemeinde- rat und Verwaltung daran ar- beiten, dass sich die Außen- darstellung Steinheims wie- der zum Positiven verändere. Er habe in den vergangenen Wochen nur gute Erfahrun- gen gemacht. „Der Wahlkampf hat wirk- lich Spaß gemacht“, sagt er. Die Zeit bis zu seinem Amtsantritt gehe nun schnell vorbei. „Es ist einiges liegengeblieben in der Zeit, wo ich nicht da war. Der Alltag hat mich wieder“, sagt er. Der Alltag hat auch Thomas Rosner wieder. Er war gestern im Rathaus, er hält seine Stel- lungnahme sehr kurz: „Die Wahl ist gelaufen und das Er- gebnis ist von mir akzeptiert, wie es sich für einen Demo- kraten gehört.“ Er werde bis zum Ende seiner Amtszeit ganz normal arbeiten, wie es seine Pflicht sei. Der Rest, al- so wie es mit ihm in Zukunft weitergehe, sei seine private Angelegenheit. Warum gerade in Kleinbottwar das Er- gebnis mit 81 Prozent so hoch ausfiel, weiß selbst Ortsvorsteher Manfred Wa- ters nicht genau. „Ich habe am Sonntag etwas flapsig gesagt, wer den Ortsvorsteher von Kleinbott- war diffamiert, hat schon verloren“, sagt er. Er denkt aber, dass die Kleinbottwarer honorierten, dass die Ge- meinderäte glaubhaft waren und ebenfalls diffamiert wor- den waren. Er erwartet von Thomas Winterhalter einen offenen Umgang, Informati- onen darüber, was er mache und was nicht, und „nicht nur immer halbe Geschich- ten“ wie zum Beispiel beim Thema behindertengerech- ter Zugang. „Ich erhoffe mir klare Aussagen und keine Vorlagen, gegen die dann der Verwal- tungschef stimmt.“ „Ich sehe es so, dass das System Rosner zusammengebrochen ist“, sagt der Höpfigheimer Orts- vorsteher Roland Heck. Ros- ner habe sich selbst entlarvt. Ihm habe keiner abgekauft, dass er nie schuldig war und keine Fehler machte. Vorge- worfen worden sei Rosner auch, dass er sich erst nach acht Jahren um den Ortsteil kümmerte und seinen Rund- gang machte. Winterhalter sei mit ihm schon drei Mal durch den Ort gelaufen. Er wünscht sich seine Präsenz im Ort- schaftsrat bei wichtigen The- men. Von 29 Ortschaftsrats- sitzungen habe Rosner nur neun in seiner Amtszeit besucht. Zudem hofft Heck, dass Winterhalter auch an Ortsvorsteherbesprechungen teilnimmt. „Ich erwarte kla- re Aussagen zu Themen.“ Manfred Waters Ortsvorsteher Kleinbott- war „Ich wünsche mir Präsenz bei wich- tigen Ortschafts- ratsitzungen.“ Roland Heck Ortsvorsteher Höpfig- heim Bürgermeisterwahl in Steinheim Erleichterung bei den vier Fraktionen atürlich freut man sich“, sagt Timo Renz, Frakti- onsvorsitzender der Frei- en Wähler. Er habe nicht damit gerechnet, dass das Ergebnis so deutlich ausfällt. Renz sieht aber nun auch den Gemeinderat in der Pflicht, da durchaus auch Kritik am Gremium aufgekommen sei. „Da sind wir schon gefordert, wei- ter vernünftig zusammenzuarbei- ten“, betont Renz. Er hofft, dass alle Gemeinderäte Winterhalter eine Chance geben, was wichtig für die Außendarstellung sei. Er persönlich sei gespannt, wie nor- male Gemeinderatsarbeit funkti- oniere, er kenne diese bisher nur in der Ära Rosner. „Ich beneide den Gemeinderat um die Zukunft“, sagt der CDU- Fraktionsvorsitzende Manfred Waters, der im Dezember aus dem Gremium ausscheidet. Er er- warte von Thomas Winterhalter eine saubere Zusammenarbeit, Fairness und Ehrlichkeit. Klar sei, dass nicht alle Wünsche in Erfül- lung gehen könnten und es auch weiter Diskussionen geben werde, N „aber es geht um eine sachliche Zusammenarbeit“. Auch möchte Waters deutlich Vorwürfe zurück- weisen, in denen Winterhalter als Marionettenfigur bezeichnet wor- den war. „Das lehne ich ab.“ „Das eindeutige Ergebnis zeigt, dass die Steinheimer verantwor- tungsbewusste Wähler und Bür- ger sind“, sagt die SPD-Fraktions- vorsitzende Regina Traub. Die Wähler hätten sich nicht von Wahlgeschenken und Verspre- chungen täuschen lassen. Die Zu- sammenarbeit von Gemeinderat und Verwaltung mit Winterhalter an der Spitze werde zukünftig lau- fen wie in allen anderen Kommu- nen auch, man werde kommuni- zieren, diskutieren und mit de- mokratischen Entscheidungen Steinheim voranbringen. Sie hofft, dass Winterhalter das um- setzt, was er im Wahlkampf gesagt hat. „Was wir uns erhofft hatten, ist eingetreten“, sagt der Grünen- Fraktionsvorsitzende Rainer Brei- maier. Es sei ein tolles Ergebnis für Thomas Winterhalter. Er sei stolz auf die Steinheimer Bürger, die eine superklare Wahlaussage getroffen und eine eindeutige Botschaft an beide Kandidaten gesendet hätten. Die Bürger hät- ten Rosner das Vertrauen entzo- gen als Chef der Verwaltung und als Vorsitzenden des Gemeinde- rats, sie hätten sein Wirken durchschaut. Das Ergebnis sei ein Riesenpfund für Thomas Winter- halter, womit er arbeiten könne. Er erwarte von ihm, dass er Team- fähigkeit beweise und das Rat- haus wieder zu einem Team for- me und dass wieder eine Kultur der Zusammenarbeit herrsche. „Es wird weiter politische Konflik- te geben, aber mit einer anderen Kommunikationskultur“, ist sich Breimaier sicher. (pat) Timo Renz (Freie Wähler). Rainer Breimaier (Grüne). Manfred Waters (CDU). Regina Traub (SPD). Enttäuschte Gesichter bei Thomas Rosner und Ulrich Raisch.

DIENSTAG, 8. NOVEMBER 2016 Marbach & Bottwartal · DIENSTAG, 8. NOVEMBER 2016 Marbach & Bottwartal 5 ... Ergebnis“, sagt Thomas Winterhalter. Er ist am Sonntagabend mit 75,1 Prozent

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DIENSTAG, 8. NOVEMBER 2016

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Marbach & Bottwartal 5

VON PATRICIA RAPP

Gute Ergebnisse in den Teilorten Höpfigheim und Kleinbottwar für Thomas Winterhalter überraschen Ortsvorsteher nicht

KOMMUNALPOLITIK

Freude über den großen RückhaltSTEINHEIM

Viele Steinheimer Bürger verfolgten am Sonntagabend gespannt die Übertragung der Ergebnisse auf dem Marktplatz. Lisa und Thomas Winterhalter freuten sich riesig über das Ergebnis. Fotos: Oliver Bürkle

„Mittlerweile habe ich zwar alles reali-siert, aber es ist trotzdem verrückt, diesesErgebnis“, sagt Thomas Winterhalter. Erist am Sonntagabend mit 75,1 Prozentder Stimmen zum neuen Bürgermeistervon Steinheim gewählt worden, Amtsin-haber Thomas Rosner bekam lediglich23,6 Prozent der Stimmen. Seit gesternmorgen ist der 31-Jährige aber erst ein-mal wieder Pleidelsheimer Hauptamts-leiter und richtet sich in seinem neuenBüro im Container ein, wo die Pleidels-heimer Verwaltung wegen des Rathaus-umbaus nun heimisch ist. „Es ist kusche-lig warm hier und schön hell“, berichtetWinterhalter, an dessen Bürotür aber dieKollegen schon einmal das OrtsschildSteinheim geklebt haben. Die Höhe des

Ergebnisses habe er so nichterwartet. „Diese breite Veran-kerung nehme ich mit. Mitüber 70 Prozent der Stimmenhabe ich einen großen Rück-halt in der Bevölkerung“, sagter. Auch der Gemeinderat ha-be sich sehr deutlich positio-niert.

In einem ersten Schrittwolle er auch mit Gemeinde-rat und Verwaltung daran ar-beiten, dass sich die Außen-darstellung Steinheims wie-der zum Positiven verändere.Er habe in den vergangenenWochen nur gute Erfahrun-gen gemacht. „Der Wahlkampf hat wirk-lich Spaß gemacht“, sagt er. Die Zeit biszu seinem Amtsantritt gehe nun schnellvorbei. „Es ist einiges liegengeblieben in

der Zeit, wo ich nicht da war.Der Alltag hat mich wieder“,sagt er.Der Alltag hat auch ThomasRosner wieder. Er war gesternim Rathaus, er hält seine Stel-lungnahme sehr kurz: „DieWahl ist gelaufen und das Er-gebnis ist von mir akzeptiert,wie es sich für einen Demo-kraten gehört.“ Er werde biszum Ende seiner Amtszeitganz normal arbeiten, wie esseine Pflicht sei. Der Rest, al-so wie es mit ihm in Zukunftweitergehe, sei seine privateAngelegenheit.

Warum gerade in Kleinbottwar das Er-gebnis mit 81 Prozent so hoch ausfiel,weiß selbst Ortsvorsteher Manfred Wa-ters nicht genau. „Ich habe am Sonntag

etwas flapsig gesagt, wer denOrtsvorsteher von Kleinbott-war diffamiert, hat schonverloren“, sagt er. Er denktaber, dass die Kleinbottwarerhonorierten, dass die Ge-meinderäte glaubhaft warenund ebenfalls diffamiert wor-den waren. Er erwartet vonThomas Winterhalter einenoffenen Umgang, Informati-onen darüber, was er macheund was nicht, und „nichtnur immer halbe Geschich-ten“ wie zum Beispiel beimThema behindertengerech-ter Zugang. „Ich erhoffe mirklare Aussagen und keineVorlagen, gegen die dann der Verwal-tungschef stimmt.“

„Ich sehe es so, dass das System Rosner

zusammengebrochen ist“,sagt der Höpfigheimer Orts-vorsteher Roland Heck. Ros-ner habe sich selbst entlarvt.Ihm habe keiner abgekauft,dass er nie schuldig war undkeine Fehler machte. Vorge-worfen worden sei Rosnerauch, dass er sich erst nachacht Jahren um den Ortsteilkümmerte und seinen Rund-gang machte. Winterhalter seimit ihm schon drei Mal durchden Ort gelaufen. Er wünschtsich seine Präsenz im Ort-schaftsrat bei wichtigen The-men. Von 29 Ortschaftsrats-sitzungen habe Rosner nur

neun in seiner Amtszeit besucht. Zudemhofft Heck, dass Winterhalter auch anOrtsvorsteherbesprechungen teilnimmt.

„Ich erwarte kla-re Aussagen zuThemen.“

Manfred Waters

Ortsvorsteher Kleinbott-war

„Ich wünsche mirPräsenz bei wich-tigen Ortschafts-ratsitzungen.“

Roland Heck

Ortsvorsteher Höpfig-heim

!Bürgermeisterwahl in Steinheim

! Erleichterung bei den vier Fraktionenatürlich freut man sich“,sagt Timo Renz, Frakti-onsvorsitzender der Frei-

en Wähler. Er habe nicht damitgerechnet, dass das Ergebnis sodeutlich ausfällt. Renz sieht abernun auch den Gemeinderat in derPflicht, da durchaus auch Kritikam Gremium aufgekommen sei.„Da sind wir schon gefordert, wei-ter vernünftig zusammenzuarbei-ten“, betont Renz. Er hofft, dassalle Gemeinderäte Winterhaltereine Chance geben, was wichtigfür die Außendarstellung sei. Erpersönlich sei gespannt, wie nor-male Gemeinderatsarbeit funkti-oniere, er kenne diese bisher nurin der Ära Rosner.

„Ich beneide den Gemeinderatum die Zukunft“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende ManfredWaters, der im Dezember ausdem Gremium ausscheidet. Er er-warte von Thomas Winterhaltereine saubere Zusammenarbeit,Fairness und Ehrlichkeit. Klar sei,dass nicht alle Wünsche in Erfül-lung gehen könnten und es auchweiter Diskussionen geben werde,

N

„aber es geht um eine sachlicheZusammenarbeit“. Auch möchteWaters deutlich Vorwürfe zurück-weisen, in denen Winterhalter alsMarionettenfigur bezeichnet wor-den war. „Das lehne ich ab.“

„Das eindeutige Ergebnis zeigt,dass die Steinheimer verantwor-tungsbewusste Wähler und Bür-ger sind“, sagt die SPD-Fraktions-vorsitzende Regina Traub. DieWähler hätten sich nicht vonWahlgeschenken und Verspre-chungen täuschen lassen. Die Zu-sammenarbeit von Gemeinderatund Verwaltung mit Winterhalteran der Spitze werde zukünftig lau-

fen wie in allen anderen Kommu-nen auch, man werde kommuni-zieren, diskutieren und mit de-mokratischen EntscheidungenSteinheim voranbringen. Siehofft, dass Winterhalter das um-setzt, was er im Wahlkampf gesagthat.

„Was wir uns erhofft hatten, isteingetreten“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Rainer Brei-maier. Es sei ein tolles Ergebnisfür Thomas Winterhalter. Er seistolz auf die Steinheimer Bürger,die eine superklare Wahlaussagegetroffen und eine eindeutigeBotschaft an beide Kandidaten

gesendet hätten. Die Bürger hät-ten Rosner das Vertrauen entzo-gen als Chef der Verwaltung undals Vorsitzenden des Gemeinde-rats, sie hätten sein Wirkendurchschaut. Das Ergebnis sei einRiesenpfund für Thomas Winter-halter, womit er arbeiten könne.Er erwarte von ihm, dass er Team-fähigkeit beweise und das Rat-haus wieder zu einem Team for-me und dass wieder eine Kulturder Zusammenarbeit herrsche.„Es wird weiter politische Konflik-te geben, aber mit einer anderenKommunikationskultur“, ist sichBreimaier sicher. (pat)

Timo Renz (Freie Wähler). Rainer Breimaier (Grüne).Manfred Waters (CDU). Regina Traub (SPD).

Enttäuschte Gesichter bei Thomas Rosner und Ulrich Raisch.