1
Dienstag, 18. August 2015 Ostschweizer Kultur 25 Solo für den verspielten Drummer Der Rheintaler Schlagzeuger Enrico Lenzin hat seine erste Solo-CD aufgenommen und breitet darauf sein ganzes Können aus – die Künstlerin Lika Nüssli hat sich davon zu einem Bilderheft inspirieren lassen. Freitag ist Premiere. DIETER LANGHART REBSTEIN/ST.GALLEN. Es gibt Men- schen, die meinen, Schlagzeuger spielten im Hintergrund, gäben einfach den Rhythmus an für die Band, und einmal im Konzert holten sie aus und glänzten mit ihrem Solo. Das zu glauben, hies- se, Enrico Lenzin zu unterschät- zen, mächtig zu unterschätzen. Der Rheintaler ist ein Hans- dampf an allen Klangkörpern und in manchen Projekten, auch wenn er fragil wirkt, fast intro- vertiert mit seinem feinen Lä- cheln. Jetzt holt er aus und stellt seine erste Solo-CD vor. Doppeltes Kunstwerk Darauf zeigt Lenzin sein brei- tes Können, und die Liste aller Instrumente und Klangkörper, denen er Töne entlockt hat, füllt eine Doppelseite im Booklet, und dieses Booklet ist doppelt so gross wie üblich und 24 Seiten stark, und Lika Nüssli hat es ge- malt und gestaltet, die Künstler- freundin aus St.Gallen, und sie wird den Musiker an der CD- Taufe am Freitag mit Livebildern begleiten. Kennengelernt hat er sie auf einer Tourn´ ee mit Tanz- plan Ost. «Lika ist witzig, tief- gründig, sie hat sofort zugesagt.» Als die CD eingespielt war, gab er ihr die zehn Stücke: «Mach da- mit, was du willst.» Enrico Lenzin bezeichnet sich als sehr flexiblen Schlagzeuger: «Ich spiele alles, von traditionell bis frei, habe rund hundert Auf- tritte jedes Jahr.» Oft spielt er mit seinem jüngeren Bruder Peter, dem Saxophonisten (beide ha- ben 2013 den Anerkennungs- preis der St.Gallischen Kultur- stiftung erhalten), etwa im Duˇ sa Orchestra um den Akkordeonis- ten Goran Kovaˇ cevi´ c, das sich 2013 auflöste. Oder mit Spoken- Word-Künstler Renato Kaiser. Drei Alphörner und ein Spunk Oft aber spielt Enrico Lenzin ganz allein: das Hang oder das Alphorn. «Ich habe Trompete ge- spielt, bis ich achtzehn war», sagt er, «vor fünf Jahren habe ich das Alphorn für mich entdeckt.» Er spiele oft im Wald, er mag die Naturtöne des Alphorns. Ist das Alphorn nur eine musikalische Phase? «Nein. Inzwischen habe ich deren drei, eines davon aus Carbon, das sich zusammen- schieben lässt.» Auf seiner nächsten CD werde mehr Alphorn zu hören sein als auf der Solo-CD «Kling & Klang». Der Titel klingt an Pippi Lang- strumpf an, denn so hiessen die beiden Polizisten. «Die CD ist verspielt, frei wie Pippi Lang- strumpf», erklärt Enrico Lenzin. Da ist noch eine Reverenz an Ast- rid Lindgrens Buch – Spunk hiess die Jazzband, in der er vor zehn Jahren gespielt hat. Und die jün- gere seiner zwei Töchter lernt Schlagzeug – bei ihrem Vater. Talerschwingen modern Warum erst jetzt eine Solo- CD? «Die Zeit mit Duˇ sa war sehr intensiv, jetzt bekommt anderes Platz.» Und ganz viel anderes ist auf «Kling & Klang» zu hören: dünne Becken und dumpfe Trommeln; Brummen und Klin- geln; Fernöstliches, das sich zu treibend Modernem wandelt; das Schnaufen einer Kuh, Vogel- gezwitscher, eine tickende Uhr. «Viel Persönliches steckt in der CD, auch die Fasnacht in Alt- stätten. Mein Vater spielte in einer Gugge, auch mein Schwie- gervater.» Enrico Lenzin mag das Spielerische und Verspielte: Das Stück «Finanzkrise» erinnert an eine Auftragskomposition für die Ausserrhoder Kulturlandsge- meinde 2009, «Der Rubel rollt» an eine für das Schweizerische Institut in Rom 2014 – der Taler schwingt, bis die Schüssel zer- springt. CD-Vernissage mit Live-Visuals: Fr, 21.8., 20 Uhr, Raum für Literatur, Hauptpost, St.Gallen; weitere Kon- zerte auf www.enricolenzin.ch Paul Lascaux: Nelkenmörder. Gmeiner 2015, 212 S., Fr. 14.90; E-Book Fr. 8.90 Vom alten Florenz ins heutige Bern Der Romanshorner Paul Ott schreibt, als Paul Lascaux, auch Krimis. «Nelkenmörder», sein achter Roman mit dem ungleichen Ermittlerduo Heinrich Müller und Nicole Himmel, spielt in der Kunstwelt. Ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen. KARIN PFISTER «Müller und Himmel» heisst das Detektivbüro, das Heinrich Mül- ler zusammen mit der Anthropo- login Nicole Himmel in Bern führt. Bereits zum achtenmal lässt der Autor Paul Lascaux die beiden zusammen ermitteln. In «Nelkenmörder» beginnt die Geschichte an einer Kunst- auktion. Heinrich Müller – nicht nur Ex-Polizist, sondern auch historisch sehr interessiert – er- steigert sich ein Künstlertage- buch mit Landschaftsskizzen. In ihm erzählt Paul Löwensprung seine Geschichte. Er ist als Ge- selle beim berühmten Sandro Botticelli in Florenz in die Lehre gegangen und hat die Entste- hung wichtiger Werke selber miterlebt. Die Spur führt nach Bern In Florenz wird währenddes- sen der Kunsthändler Christian Blöchlinger ermordet. Eine erste Spur führt nach Bern, wo der Verstorbene eine neue Galerie eröffnen wollte. Markus Forrer von der Polizei in Bern wendet sich an «Müller und Himmel» – aus zwei Gründen: Personal- mangel und «Ich habe nieman- den, der gut Italienisch spricht». Dass zwischen der Auktion und dem Mord ein Zusammen- hang besteht, wird klar, als Hein- rich Müller ein Bild des Toten sieht. Der Kunsthändler hatte sich im Vorfeld ebenfalls für das Reisetagebuch von Paul Löwen- sprung interessiert, war aber bei der eigentlichen Auktion nicht aufgetaucht. In einen Hinterhof gelockt Himmel und Müller fliegen sofort nach Florenz und werden dort von Danilo Monti, Kontakt- mann der Polizei, herzlich emp- fangen, informiert und herum- geführt – glauben die beiden, bis sie schliesslich allein in einem abgelegenen Hinterhof landen und sich bedroht fühlen. Die Nachfrage in Bern ergibt, dass bei den Florenzer Behörden schlicht kein Danilo Monti exis- tiert. Die beiden Privatdetektive kehren zurück nach Bern, wo sie von Kunsthistoriker Claudio Mo- ser bei ihren Recherchen unter- stützt werden. Erweitert wird die Szenerie dann durch die Kunst- kritikerin Annette Gubler, die mit dem Toten eine Verbindung hatte und zu eher dramatischen Aktionen neigt, und Restaurator Pascal Ramseyer, der unerwartet zum Mittelpunkt des Gesche- hens wird. Auch Geschichte ist spannend In «Nelkenmörder» nimmt Paul Lascaux den Leser mit auf eine Reise, die vom heutigen Bern immer wieder zurück ins frühere Florenz führt. Die histo- rischen Einschübe, die sich aus dem Reisetagebuch von Löwen- sprung ergeben, lesen sich min- destens so spannend wie die Jagd nach dem Mörder im Bern des 21. Jahrhunderts. Der Autor weiss, wovon er erzählt – die Be- schreibungen der Städte Florenz und Bern wie auch die histori- schen Informationen in «Nel- kenmörder» sind detailgenau und lebensecht. Fazit: Ein kurzweiliger Krimi, für alle, die es gerne spannend haben und keine allzu langen und zu detailreichen Beschrei- bungen zur Todesart lesen wol- len. Und gerne schaut man auch dem ungleichen Ermittlerduo Himmel und Müller bei der Arbeit zu. Zur Person Paul Ott alias Paul Lascaux Paul Ott, 1955 in Romanshorn geboren, ist in Goldach und St. Gallen aufgewachsen; seit 1974 lebt er in Bern. Er hat Germanisik und Kunst- geschichte studiert, arbeitet als Journalist und Autor, hat ein Sachbuch über den Schweizer Kriminalroman verfasst («Mord im Alpen- glühen») und ist Initiator der «Mordstage». Unter dem Pseudonym Paul Lascaux schreibt er Kriminalromane. Kleintheater macht schwere Themen leicht KREUZLINGEN. Das Theater an der Grenze bietet in seinem Herbst- programm Tragisches und Philo- sophisches mit viel Augenzwin- kern. «Wir thematisieren in ei- nem Schwerpunkt Alter und Tod», sagt Simon Hungerbühler, einer der beiden Programmleiter des kleinen Theaters. «Aber auch dieses Thema hat skurrile, ab- surde und komische Seiten.» Zusammenarbeit mit Kirche Zwei kombinierte Termine im November stechen aus dem Herbstprogramm hervor. Zum einen spielt Philipp Galizia pas- send zu Allerseelen die Totengrä- berballade «Am Seil abelo». Vor dem musikalischen Erzählthea- ter laden die evangelische Pfar- rerin Andrea Stüven und der katholische Pater Josef Gander zur Auseinandersetzung mit dem Tod ein. Diese Veranstal- tung ist ebenso kostenlos wie das «Leidmahl» im Anschluss an das Theaterstück. «Durch die Zu- sammenarbeit mit den Kirch- gemeinden wollen wir uns lokal stärker vernetzen», so Hunger- bühler. Dorfer und Kinderstück Mit den Kabarettisten Sabine Domogala und Nico Semsrott am 27. und 28. November experi- mentiert das Theater mit einer weiteren speziellen Form der Unterhaltung. «Domogala baut uns als vermeintliche Motiva- tionstrainerin auf», so die zweite Programmleiterin Birgit Auwär- ter. «Semsrott zerschlägt in sei- ner Stand-up-Tragedy wieder al- les.» Auch das Kindertheater wird philosophisch. Die Puppen- spielerinnen von Theater Gus- tavs Schwestern haben sich der Trickflmreihe «Piggeldy und Fre- derick» angenommen und sie in Mundart übertragen. Ein kleines Schwein fragt seinen grossen Bruder nach den Geheimnissen des Lebens. «Ich habe es selbst als Kind im ‹Sandmännchen› an- geschaut», sagt Hungerbühler. «Und deshalb freue ich mich auf das Stück am 21. Oktober.» Gustavs Schwestern kennt das Kreuzlinger Publikum ebenso wie den Kabarettisten Nils Alt- haus, der am 5. Dezember sein Adventsspecial präsentieren wird. Ein Wiedersehen gibt es zudem mit Alfred Dorfer (17. 10.), dessen Gastspiel am Ka- barett-Festival so schnell ausver- kauft war. Wieder in der Gegend ist Nagelritz alias Dirk Langer, der Seemannskabarett aus Bre- men an den Bodensee bringt. Den Saisonauftakt am 11. Sep- tember bestreitet die junge Ka- barettistin Mia Pittrof. (red.) www.theaterandergrenze.ch Bild: Lika Nüssli Fasnacht: Illustration zu Track 6 auf «Kling & Klang». Bild: Lika Nüssli CD-Abspann: Alle eingesetzten Instrumente und Klangmittel. Zur Person Enrico Lenzin Musiker 1971 geboren, in Altstätten aufgewachsen. Unterricht in Trompete, dann Schlagzeug. Studium in Wien und bei Pierre Favre in Luzern. Lehrer an der Musikschule Appen- zell; Kurse und Workshops an Schulen. Seit 1994 in ver- schiedenen Formationen, u. a. Duˇ sa Orchestra; tritt oft mit seinem Bruder Peter Lenzin und Renato Kaiser auf, da- neben experimentelle Solo- und Duoprojekte. Kurse für Klangwelt Toggenburg und kklick.ch. Ist auf über einem Dutzend CDs zu hören. «Kling & Klang»: Bestellung über www.enricolenzin.ch Der Schlagzeuger Enrico Lenzin holt aus allem Töne hervor. Bild: MacBaertsch Bands, raus aus dem Proberaum Das Nachwuchsband-Festival BandX-Ost sucht wieder nach Musikperlen der Ostschweiz und dem Fürstentum Liechtenstein. Die Plattform für talentierte Bands mit einem maximalen Al- tersdurchschnitt von 24 Jahren ermöglicht Musikerinnen und Musikern aus allen Stilrichtun- gen, Bühnenerfahrung in profes- sioneller Umgebung zu sammeln. Also raus aus dem Probekeller, rauf auf die Bühnen. Die Online- Anmeldefrist läuft bis 13. Septem- ber. Die drei Siegerbands werden mit Studiozeit, Konzertvermitt- lung, Coaching und Digitalver- trieb gefördert. Neu dabei als Austragungsort ist Zuoz. (red.) Anmeldung bis 13.9. auf: www.bandxost.ch

Dienstag,18.August2015 SolofürdenverspieltenDrummer · Diebeiden Privatdetektive kehren zurück nach Bern,wosie vonKunsthistorikerClaudioMo-ser bei ihren Recherchen unter-stützt

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Dienstag,18.August2015 SolofürdenverspieltenDrummer · Diebeiden Privatdetektive kehren zurück nach Bern,wosie vonKunsthistorikerClaudioMo-ser bei ihren Recherchen unter-stützt

Dienstag, 18. August 2015 OstschweizerKultur 25

Solo für den verspielten DrummerDer Rheintaler Schlagzeuger Enrico Lenzin hat seine erste Solo-CD aufgenommen und breitet darauf sein ganzesKönnen aus – die Künstlerin Lika Nüssli hat sich davon zu einem Bilderheft inspirieren lassen. Freitag ist Premiere.DIETER LANGHART

REBSTEIN/ST. GALLEN. Es gibt Men-schen, die meinen, Schlagzeugerspielten im Hintergrund, gäbeneinfach den Rhythmus an für dieBand, und einmal im Konzertholten sie aus und glänzten mitihrem Solo. Das zu glauben, hies-se, Enrico Lenzin zu unterschät-zen, mächtig zu unterschätzen.Der Rheintaler ist ein Hans-dampf an allen Klangkörpernund in manchen Projekten, auchwenn er fragil wirkt, fast intro-vertiert mit seinem feinen Lä-cheln. Jetzt holt er aus und stelltseine erste Solo-CD vor.

Doppeltes Kunstwerk

Darauf zeigt Lenzin sein brei-tes Können, und die Liste allerInstrumente und Klangkörper,denen er Töne entlockt hat, füllteine Doppelseite im Booklet,und dieses Booklet ist doppelt sogross wie üblich und 24 Seitenstark, und Lika Nüssli hat es ge-malt und gestaltet, die Künstler-freundin aus St. Gallen, und siewird den Musiker an der CD-Taufe am Freitag mit Livebildernbegleiten. Kennengelernt hat ersie auf einer Tournee mit Tanz-plan Ost. «Lika ist witzig, tief-gründig, sie hat sofort zugesagt.»Als die CD eingespielt war, gab erihr die zehn Stücke: «Mach da-mit, was du willst.»

Enrico Lenzin bezeichnet sichals sehr flexiblen Schlagzeuger:«Ich spiele alles, von traditionellbis frei, habe rund hundert Auf-tritte jedes Jahr.» Oft spielt er mitseinem jüngeren Bruder Peter,dem Saxophonisten (beide ha-ben 2013 den Anerkennungs-preis der St. Gallischen Kultur-stiftung erhalten), etwa im Dusa

Orchestra um den Akkordeonis-ten Goran Kovacevic, das sich2013 auflöste. Oder mit Spoken-Word-Künstler Renato Kaiser.

Drei Alphörner und ein Spunk

Oft aber spielt Enrico Lenzinganz allein: das Hang oder dasAlphorn. «Ich habe Trompete ge-spielt, bis ich achtzehn war», sagter, «vor fünf Jahren habe ich dasAlphorn für mich entdeckt.» Erspiele oft im Wald, er mag dieNaturtöne des Alphorns. Ist dasAlphorn nur eine musikalischePhase? «Nein. Inzwischen habeich deren drei, eines davon ausCarbon, das sich zusammen-schieben lässt.»

Auf seiner nächsten CD werdemehr Alphorn zu hören sein alsauf der Solo-CD «Kling & Klang».Der Titel klingt an Pippi Lang-strumpf an, denn so hiessen diebeiden Polizisten. «Die CD istverspielt, frei wie Pippi Lang-strumpf», erklärt Enrico Lenzin.

Da ist noch eine Reverenz an Ast-rid Lindgrens Buch – Spunk hiessdie Jazzband, in der er vor zehnJahren gespielt hat. Und die jün-gere seiner zwei Töchter lerntSchlagzeug – bei ihrem Vater.

Talerschwingen modern

Warum erst jetzt eine Solo-CD? «Die Zeit mit Dusa war sehrintensiv, jetzt bekommt anderesPlatz.» Und ganz viel anderes istauf «Kling & Klang» zu hören:dünne Becken und dumpfeTrommeln; Brummen und Klin-geln; Fernöstliches, das sich zutreibend Modernem wandelt;das Schnaufen einer Kuh, Vogel-gezwitscher, eine tickende Uhr.

«Viel Persönliches steckt inder CD, auch die Fasnacht in Alt-stätten. Mein Vater spielte ineiner Gugge, auch mein Schwie-gervater.» Enrico Lenzin mag dasSpielerische und Verspielte: DasStück «Finanzkrise» erinnert aneine Auftragskomposition fürdie Ausserrhoder Kulturlandsge-meinde 2009, «Der Rubel rollt»an eine für das SchweizerischeInstitut in Rom 2014 – der Talerschwingt, bis die Schüssel zer-springt.

CD-Vernissage mit Live-Visuals:Fr, 21.8., 20 Uhr, Raum für Literatur,Hauptpost, St. Gallen; weitere Kon-zerte auf www.enricolenzin.ch

Paul Lascaux:Nelkenmörder.Gmeiner 2015,212 S., Fr. 14.90;E-Book Fr. 8.90

Vom alten Florenz ins heutige BernDer Romanshorner Paul Ott schreibt, als Paul Lascaux, auch Krimis. «Nelkenmörder», sein achter Roman mit dem ungleichenErmittlerduo Heinrich Müller und Nicole Himmel, spielt in der Kunstwelt. Ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen.

KARIN PFISTER

«Müller und Himmel» heisst dasDetektivbüro, das Heinrich Mül-ler zusammen mit der Anthropo-login Nicole Himmel in Bernführt. Bereits zum achtenmallässt der Autor Paul Lascaux diebeiden zusammen ermitteln.

In «Nelkenmörder» beginntdie Geschichte an einer Kunst-auktion. Heinrich Müller – nichtnur Ex-Polizist, sondern auchhistorisch sehr interessiert – er-steigert sich ein Künstlertage-buch mit Landschaftsskizzen. Inihm erzählt Paul Löwensprungseine Geschichte. Er ist als Ge-selle beim berühmten SandroBotticelli in Florenz in die Lehregegangen und hat die Entste-hung wichtiger Werke selbermiterlebt.

Die Spur führt nach Bern

In Florenz wird währenddes-sen der Kunsthändler Christian

Blöchlinger ermordet. Eine ersteSpur führt nach Bern, wo derVerstorbene eine neue Galerieeröffnen wollte. Markus Forrervon der Polizei in Bern wendetsich an «Müller und Himmel» –aus zwei Gründen: Personal-mangel und «Ich habe nieman-den, der gut Italienisch spricht».

Dass zwischen der Auktionund dem Mord ein Zusammen-hang besteht, wird klar, als Hein-rich Müller ein Bild des Totensieht. Der Kunsthändler hattesich im Vorfeld ebenfalls für dasReisetagebuch von Paul Löwen-sprung interessiert, war aber beider eigentlichen Auktion nichtaufgetaucht.

In einen Hinterhof gelockt

Himmel und Müller fliegensofort nach Florenz und werdendort von Danilo Monti, Kontakt-mann der Polizei, herzlich emp-fangen, informiert und herum-geführt – glauben die beiden, bis

sie schliesslich allein in einemabgelegenen Hinterhof landenund sich bedroht fühlen. DieNachfrage in Bern ergibt, dassbei den Florenzer Behörden

schlicht kein Danilo Monti exis-tiert.

Die beiden Privatdetektivekehren zurück nach Bern, wo sievon Kunsthistoriker Claudio Mo-ser bei ihren Recherchen unter-stützt werden. Erweitert wird dieSzenerie dann durch die Kunst-kritikerin Annette Gubler, diemit dem Toten eine Verbindunghatte und zu eher dramatischenAktionen neigt, und RestauratorPascal Ramseyer, der unerwartetzum Mittelpunkt des Gesche-hens wird.

Auch Geschichte ist spannend

In «Nelkenmörder» nimmtPaul Lascaux den Leser mit aufeine Reise, die vom heutigenBern immer wieder zurück insfrühere Florenz führt. Die histo-rischen Einschübe, die sich ausdem Reisetagebuch von Löwen-sprung ergeben, lesen sich min-destens so spannend wie dieJagd nach dem Mörder im Bern

des 21. Jahrhunderts. Der Autorweiss, wovon er erzählt – die Be-schreibungen der Städte Florenzund Bern wie auch die histori-schen Informationen in «Nel-kenmörder» sind detailgenauund lebensecht.

Fazit: Ein kurzweiliger Krimi,für alle, die es gerne spannendhaben und keine allzu langenund zu detailreichen Beschrei-bungen zur Todesart lesen wol-len. Und gerne schaut man auchdem ungleichen ErmittlerduoHimmel und Müller bei derArbeit zu.

Zur PersonPaul Ott aliasPaul LascauxPaul Ott, 1955 in Romanshorngeboren, ist in Goldach undSt.Gallen aufgewachsen; seit1974 lebt er in Bern. Er hatGermanisik und Kunst-geschichte studiert, arbeitetals Journalist und Autor, hatein Sachbuch über denSchweizer Kriminalromanverfasst («Mord im Alpen-glühen») und ist Initiator der«Mordstage». Unter demPseudonym Paul Lascauxschreibt er Kriminalromane.

Kleintheatermacht schwereThemen leichtKREUZLINGEN. Das Theater an derGrenze bietet in seinem Herbst-programm Tragisches und Philo-sophisches mit viel Augenzwin-kern. «Wir thematisieren in ei-nem Schwerpunkt Alter undTod», sagt Simon Hungerbühler,einer der beiden Programmleiterdes kleinen Theaters. «Aber auchdieses Thema hat skurrile, ab-surde und komische Seiten.»

Zusammenarbeit mit Kirche

Zwei kombinierte Termine imNovember stechen aus demHerbstprogramm hervor. Zumeinen spielt Philipp Galizia pas-send zu Allerseelen die Totengrä-berballade «Am Seil abelo». Vordem musikalischen Erzählthea-ter laden die evangelische Pfar-rerin Andrea Stüven und derkatholische Pater Josef Ganderzur Auseinandersetzung mitdem Tod ein. Diese Veranstal-tung ist ebenso kostenlos wie das«Leidmahl» im Anschluss an dasTheaterstück. «Durch die Zu-sammenarbeit mit den Kirch-gemeinden wollen wir uns lokalstärker vernetzen», so Hunger-bühler.

Dorfer und Kinderstück

Mit den Kabarettisten SabineDomogala und Nico Semsrottam 27. und 28. November experi-mentiert das Theater mit einerweiteren speziellen Form derUnterhaltung. «Domogala bautuns als vermeintliche Motiva-tionstrainerin auf», so die zweiteProgrammleiterin Birgit Auwär-ter. «Semsrott zerschlägt in sei-ner Stand-up-Tragedy wieder al-les.» Auch das Kindertheaterwird philosophisch. Die Puppen-spielerinnen von Theater Gus-tavs Schwestern haben sich derTrickflmreihe «Piggeldy und Fre-derick» angenommen und sie inMundart übertragen. Ein kleinesSchwein fragt seinen grossenBruder nach den Geheimnissendes Lebens. «Ich habe es selbstals Kind im ‹Sandmännchen› an-geschaut», sagt Hungerbühler.«Und deshalb freue ich mich aufdas Stück am 21. Oktober.»

Gustavs Schwestern kennt dasKreuzlinger Publikum ebensowie den Kabarettisten Nils Alt-haus, der am 5. Dezember seinAdventsspecial präsentierenwird. Ein Wiedersehen gibt eszudem mit Alfred Dorfer(17. 10.), dessen Gastspiel am Ka-barett-Festival so schnell ausver-kauft war. Wieder in der Gegendist Nagelritz alias Dirk Langer,der Seemannskabarett aus Bre-men an den Bodensee bringt.Den Saisonauftakt am 11. Sep-tember bestreitet die junge Ka-barettistin Mia Pittrof. (red.)

www.theaterandergrenze.ch

Bild: Lika Nüssli

Fasnacht: Illustration zu Track 6 auf «Kling & Klang».Bild: Lika Nüssli

CD-Abspann: Alle eingesetzten Instrumente und Klangmittel.

Zur PersonEnrico LenzinMusiker1971 geboren, in Altstättenaufgewachsen. Unterricht inTrompete, dann Schlagzeug.Studium in Wien und beiPierre Favre in Luzern. Lehreran der Musikschule Appen-zell; Kurse und Workshops anSchulen. Seit 1994 in ver-schiedenen Formationen, u.a.Dusa Orchestra; tritt oft mitseinem Bruder Peter Lenzinund Renato Kaiser auf, da-neben experimentelle Solo-und Duoprojekte. Kurse fürKlangwelt Toggenburg undkklick.ch. Ist auf über einemDutzend CDs zu hören.

«Kling & Klang»: Bestellungüber www.enricolenzin.ch

Der SchlagzeugerEnrico Lenzin holt

aus allem Tönehervor.

Bild: MacBaertsch

Bands, raus ausdem ProberaumDas Nachwuchsband-FestivalBandX-Ost sucht wieder nachMusikperlen der Ostschweiz unddem Fürstentum Liechtenstein.Die Plattform für talentierteBands mit einem maximalen Al-tersdurchschnitt von 24 Jahrenermöglicht Musikerinnen undMusikern aus allen Stilrichtun-gen, Bühnenerfahrung in profes-sioneller Umgebung zu sammeln.Also raus aus dem Probekeller,rauf auf die Bühnen. Die Online-Anmeldefrist läuft bis 13. Septem-ber. Die drei Siegerbands werdenmit Studiozeit, Konzertvermitt-lung, Coaching und Digitalver-trieb gefördert. Neu dabei alsAustragungsort ist Zuoz. (red.)

Anmeldung bis 13.9. auf:www.bandxost.ch