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Fachhochschule Münster Dienstleistungen rund um das Wohnen
Projektarbeit
im Rahmen des Pflichtfaches Organisations- und Umweltmanagement
Dienstleistungen rund um das Wohnen
Prof. Dr. Petra Teitscheid
Sommersemester 2004 Eingereicht von: Marie Nölle Silvia Topheide Semester: Sommersemester 2004 Datum: 03.08.2004 ___________________________________________________________________________ Marie Nölle, Silvia Topheide - 1 -
Fachhochschule Münster Dienstleistungen rund um das Wohnen
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis………………………………………………...............................3 1.Einführung………………………………………………………………......….............4 1.1 Einleitung…………………………………………………...…....................................4 1.2 Vorgehensweise der Arbeit …………………………………………………..........… 6 1.3 Ausgangslage………………………………………………………….........………… 7
1.3.1 Derzeitige Marktsituation in der Wohnungswirtschaft…….................................... 7 2 .Grundlagen………………………………………………………………………….... 9 2.1 Definitionen…………………………………………………………………….......… 9 2.1.1 Was sind Dienstleistungen?........................................................................................ 9 2.1.2 Was bedeutet Service Engineering?................................................................……... 10 2.2 Dienstleistungssektoren in der Wohnungswirtschaft…………………………........… 11 2.2.1 Originäre Dienstleistungen………………………………………………………..... 11 2.2.2 Primäre Dienstleistungen……………………………………………………….…... 11 2.2.3 Sekundäre Dienstleitungen/ Wohnbegleitende Dienstleistungen............................... 12 2.2.4 Nachhaltige Dienstleitungen …………………......................................................... 14 3. Wohnbegleitende Dienstleitungen……........................................................................ 15 3.1 Handlungsfelder wohnbegleitender Dienstleistungen……………………………...… 15 3.2 Was wünscht sich der Verbraucher an wohnbegleitenden Dienstleistungen?.............. 16 3.3 Angebote von Wohnungsunternehmen ………………................................................ 20 3.3.1 Beispiele von Wohnungsunternehmen in Deutschland und in den Niederlanden.. 21 3.3.2 Wohnen im Alter- Service Wohnen……………………………………………… 28 3.3.3 Nachhaltige wohnbegleitende Dienstleistungen………………………………….. 32 3.3.4 Konzept zur systematischen Entwicklung von Dienstleistungen in der Wohnungswirtschaft................................................................................................ 35 4. Beurteilung wohnbegleitender Dienstleistungen/Unternehmen…………….…....... 37 4.1 Vergleich Deutschland/Niederlande…………………………………………..........… 37 4.2 Vor- und Nachteile für die Mieter................................................................................. 38 4.3 Vor und Nachteile für die Wohnungsunternehmen…………………………………... 39 4.4 Werden wohnbegleitende Dienstleitungen im Jahr 2010 nachgefragt?...................... 43 5. Reflexion ………………………………………………………………......………...... 45 6. Anhang………………………………………………………………….…………....... 46 6.1 Literaturverzeichnis…………………………………………………….…………...... 46
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Marie Nölle, Silvia Topheide - 2 -
Fachhochschule Münster Dienstleistungen rund um das Wohnen
Abbildungsverzeichnis Abb.1: Dienstleistungssektoren in der Wohnungswirtschaft
Abb.2: Beispiele für Nachhaltige Dienstleistungen
Abb.3: Handlungsfelder wohnbegleitender Dienstleistungen
Abb.4: Dienstleistungsnachfrage von Haushalten
Abb.5: Wohnbegleitende Dienstleistungsangebote unterschiedlicher Wohnungsunternehmen
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Fachhochschule Münster Dienstleistungen rund um das Wohnen
1.Einführung
1.1 Einleitung Die demographische Entwicklung der Bevölkerung, veränderte Haushaltsstrukturen,
verschiedene Lebensstile, steigende Ansprüche an Dienstleistungen sind verantwortlich für
Einzelprozesse des sozialen Wandels, die direkt und indirekt wichtige Rahmenbedingungen
für den Wohnungsmarkt setzen. In dieser Projektarbeit wird das Thema „Dienstleistungen
rund um das Wohnen“ bearbeitet und kritisch hinterfragt. Im Verlauf dieser Arbeit wird,
ausgehend von der derzeitigen Marktsituation ein Konzept „Innovative Dienstleistungen rund
um das Wohnen - Service Engineering in der Wohnungswirtschaft“ vorgestellt, dass
Wohnungsunternehmen dabei helfen soll, Dienstleistungen rund um das Wohnen zu
entwickeln. Immer mehr Wohnungsunternehmen haben die veränderte Wohnungsnachfrage
erkannt und bieten zusätzlich zu ihrem Kerngeschäft wohnbegleitende Dienstleistungen an.
Es werden die Rahmenbedingungen und Hemmnisse im Bezug auf Angebot und Nachfrage
an diesen Dienstleistungen aufgezeigt.
Aufgrund der starken Zunahme des Anteils Haushalte Älterer gibt diese Arbeit einen kurzen
Einblick zum Dienstleistungsangebot „Wohnen im Alter“.
Ein weiterer wichtiger Aspekt auf den in der Projektarbeit eingegangen wird, ist die
Bereitstellung von sogenannten „ Nachhaltigen Dienstleistungen“ die mit einigen konkreten
Beispielen wie z.B. das Angebot an der Car- Sharing Nutzung oder das Umweltbewusste
Bauen gefüllt werden. Das Angebot an „Nachhaltigen Dienstleistungen“ ist aber noch nicht
häufig anzutreffen, da die Verknüpfung der sozialen, ökologischen und ökonomischen
Dienstleistungen schwer realisierbar und noch nicht verstärkt in die Praxis umgesetzt wurde.
Abschließend erfolgt eine Beurteilung einiger ausgewählter Wohnungsunternehmen in
Deutschland und in den Niederlanden, im Hinblick auf Vor- und Nachteile und Nutzen für
die Mieter und für die Unternehmen selbst.
Im Gesamtüberblick stellt sich nun die Frage: „Wie zukunftsfähig sind wohnbegleitende
Dienstleistungen“?
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Grundlage der Projektarbeit
Um diese Fragestellung zu bearbeiten und praxisnahes Informationsmaterial für die
Projektarbeit zu erhalten, bot das Fach Forum 2004 „Oecotrophologie im Dialog mit der
Praxis – Leben in 2010“ der Fachhochschule Münster am 26.03.2004 eine sehr gute
Grundlage.
Zu Beginn der Veranstaltung gaben verschiedene Referenten einen kurzen Einblick über die
neusten Entwicklungen im Bezug auf das Verbraucherverhalten, nachhaltige Ernährung,
zukunftsfähige innovative Techniken im Haushalt und Dienstleistungen rund um das
Wohnen.
Für eine anschließende Diskussion zu den Themen gab es die Möglichkeit in Form von
„ Speaker´s Corners“ die noch offenen bzw. ungeklärten Fragen zu stellen, aber auch Kritik
und Denkanstöße für zukunftsfähige Visionen zu äußern.
Ein wichtiger Aspekt neben der Diskussion „Wie leben wir im Jahr 2010?“ war die
Kooperationsidee zwischen Hochschule und Praxis. Neue Kontakte zu praxisbezogenen
Unternehmen zu knüpfen, in denen konkrete Projekte im oecotrophologischen Arbeitsfeld
durchgeführt werden können, ist für den Fachbereich Oecotrophologie von besonderem
Interesse.
Unsere Aufgabe auf diesem Fach Forum war es das Thema „Dienstleistungen rund um das
Wohnen“ von Thorsten Schneider (ServiceHaus Service-GmbH für modernes Wohnen und
Leben) zu protokollieren und bei der abschließenden Diskussion die Kernaussagen und
häufig gestellten Fragen festzuhalten. Diese Aussagen lieferten uns einen praxisbezogenen
Einstieg in diese Arbeit die wir des weitern mit der Literatur und Erfahrungen anderer
Wohnungsunternehmen vertieft haben.
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1.2 Vorgehensweise der Arbeit
Um diese Projektarbeit zu erstellen und auszuarbeiten wurden folgende Methoden verwendet:
• Literaturrecherche in der Bibliothek
• Fach Forum 2004
• Internetrecherche
• Telefonische Gespräche mit einzelnen Wohnungsunternehmen
• Sichtung von Informationsbroschüren über die einzelnen Unternehmen
• Informationsgespräch mit der Verbraucherzentrale Münster
• Literaturnachfrage bei der LBS, Volksbank, Mieterbund
• Informationsmaterial aus verschiedenen themenbezogenen Projektarbeiten
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1.3 Ausgangslage
1.3.1 Derzeitige Marktsituation in der Wohnungswirtschaft
Dienstleistungen werden in der heutigen Gesellschaft stärker nachgefragt als noch vor 20
Jahren. Durch die Entwicklung der unterschiedlichen Lebensstile haben sich auch die
Nachfragegruppen differenziert.
Die demographische Entwicklung in Deutschland macht sich immer deutlicher in einer
veränderten Wohnungsnachfrage bemerkbar.
Der Wohnungsmarkt entwickelt sich immer stärker von einem Anbieter- zu einem
Nachfragemarkt, was sich in zunehmenden Leerständen (Probleme bei Neuvermietung)
ausdrückt. Die Gründe hierfür liegen unter anderem in rückläufigen Wachstumsraten, die in
einigen strukturschwachen Regionen schon heute zu Bevölkerungsrückgängen führen.
Weitere Gründe sind die sinkenden Geburtenraten, sowie die Zunahme der Ein-und
Zweipersonenhaushalte durch Trennung, Scheidung und Überalterung der Bevölkerung. Der
früher familienorientierte Wohnungsbau entspricht nicht mehr den heutigen
Nachfragegruppen. Während es die Wohnungsvermieter in der Vergangenheit gewohnt
waren, ihre Wohnungen unter einer großen Schar von Wohnungssuchenden zu verteilen,
müssen sie heute große Anstrengungen unternehmen, um ihre Wohnungen vermieten zu
können. Die Kundenorientierung wird dabei zu einem immer wichtigeren Erfolgsfaktor.
Veränderungen der Haushalts- und Einkommensstruktur, der Wohnungsnachfrage und
veränderte Bedürfnisse im Zusammenhang mit dem Wohnen, schlagen sich für die
Wohnungswirtschaft in neuen Geschäftsfeldern insbesondere im Bereich der wohnungsnahen
Dienstleistungen nieder.
Zur wachsenden Nachfragegruppen auf dem Wohnungsmarkt zählen die oben genannten
Haushalte und kinderlosen doppelverdienenden Paare. Letztere verfügen in der Regel über
so viel Einkommen, dass sie ihre Luxusansprüche gegenüber allen anderen Gruppen auf dem
Wohnungsmarkt durchsetzen können. Diese Gruppen fragen nach großen Wohnbereichen,
offenen und extravaganten Zuschnitten, Doppeletagen und ähnlichen Ausstattungsmerkmalen.
Die Tatsache, dass die Bevölkerung in Deutschland immer älter und pflegebedürftiger wird
zeigt, dass der Bedarf an Dienstleistungen, die über das Wohnen hinausgehen, steigt. Einige
Angebote, die hierbei eine wichtige Rolle spielen, sind z.B. Pflege-, Beratungs-, und
gesundheitsbezogene Dienste sowie die Ausstattung altengerechter Wohnungen.
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Aufgrund der derzeitigen Marktsituation müssen die Wohnungsunternehmen künftig stärker
als bisher die demographischen, sozialen und kulturellen Veränderungen berücksichtigen um
wettbewerbsfähiger zu sein und somit ihre Marktstellung stabilisieren oder verbessern zu
können.
Wer Wohnungen plant, herstellt oder bewirtschaftet sollte auf jeden Fall wissen was heute,
anders ist als gestern und morgen anders sein wird als heute.
• Welcher Wohnnutzen wird von welcher Gruppe nachgefragt?
• Wie müssen die Wohnungen morgen aussehen?
• Auf welche Trends ist wie zu reagieren?
Wohnungsunternehmen können heute nicht mehr nur das Produkt „Wohnung“ anbieten.
Gefragt sind wohnbegleitende Dienstleistungen die als effektives Mittel zur Kundenbindung
und Kundengewinnung zählen. Beispiele für wohnbegleitende Dienstleistungen gibt es
mittlerweile viele: Reinigungsservice, Concierge- Dienste, Car-Sharing, Umzugsservice,
Maler- und Lackierservice, Einkaufsservice, Handwerkerservice und vieles mehr.
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2. Grundlagen
2.1 Definitionen Um eine klare Ausgangslage zu schaffen, werden in den folgenden Punkten die zentralen
Begriffe dieser Projektarbeit definiert.
2.1.1 Was sind Dienstleitungen?
„Unter Dienstleistungen versteht man eine besondere Art wirtschaftlicher Güter. Hierbei wird
eine nicht lagerfähige Leistung erbracht, bei der Herstellung und Verbrauch gleichzeitig
ablaufen.
Typische Merkmale einer Dienstleistung :
• Es wird vorwiegend ein immaterielles Produkt erstellt, also kein Sachgut.
(Der Arzt nimmt eine Untersuchung vor, stellt eine Diagnose und führt dann auch die
Therapie durch)
• Produzenten und Nachfrager müssen persönlich zusammenwirken
(Der Arzt kann einen Patienten schließlich nur dann untersuchen, wenn dieser auch
persönlich anwesend ist. Der Autohersteller fertigt hingegen den Wagen und liefert
ihn dann an den Käufer aus.)
• Es wird keine genormte, sondern vorwiegend eine spezielle bzw. individuelle und
unwiederholbare Leistung vom Dienstleistungsproduzenten erbracht.
(Der Arzt muss auf den Patienten persönlich eingehen- kein Fall ist für ihn wie der
andere.)“
( Mühlbradt,F., 1998,S.95)
„Dienstleistungen sind selbständige, marktfähige Leistungen, die mit der Bereitstellung
und/oder dem Einsatz von Leistungsfähigkeiten verbunden sind (Potenzialorientierung).
Interne und externe Faktoren werden im Rahmen des Erstellungsprozesses kombiniert
(Prozessorientierung). Die Faktorenkombination des Dienstleistungsanbieters wird mit dem
Ziel eingesetzt, an den externen Faktoren, an Menschen oder deren Objekte nutzenstiftende
Wirkungen zu erzielen (Ergebnisorientierung).“
(Meffert, Bruhn, 1995, S.27)
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Marie Nölle, Silvia Topheide - 9 -
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2.1.2 Was bedeutet Service Engineering?
Das deutsche Institut für Normung (DIN) definiert Service Engineering als systematische
Entwicklung und Gestaltung von Dienstleistungen unter Verwendung geeigneter Methoden
und Verfahren.
Der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft wird aufgrund der stetig steigenden Beschäftigten
im Dienstleistungssektor bestätigt. Für Unternehmen werden Dienstleistungen immer
wichtiger, damit sie sich durch diese von anderen Mitbewerbern differenzieren und eine
bessere Marktstellung erlangen können.
Jedoch erfolgt das Angebot in den Wohnungsunternehmen meist intuitiv und weniger
systematisch, so dass Optimierungspotentiale im Hinblick auf Kundenorientierung und
Kostensenkung oft nicht erschlossen werden können.
Service Engineering steht dagegen für die Planung und Entwicklung von Dienstleistungen
mittels ingenieurmäßigen und systematischen Vorgehens. Die grundlegenden Methoden
dieses Ansatzes sind:
• ein schrittweißes Vorgehen
• die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse
• der Einsatz von Methoden und Werkzeugen zur Steigerung
• Festlegen von Effektivität und Effizienz des Entwicklungsprozesses
• Dienstleistungen von hoher Qualität erbringen
Diese Definition bezieht sich auf ein im späteren Verlauf vorgestelltes Projekt „ Innovative
Dienstleitungen rund um das Wohnen- Service Engineering in der Wohnungswirtschaft“.
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2.2 Dienstleistungssektoren in der Wohnungswirtschaft In der Wohnungswirtschaft unterscheidet man drei Sektoren von Dienstleistungen, die im
folgenden näher erläutert werden. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf dem dritten Sektor
(sekundäre/wohnbegleitende Dienstleistungen). Jedoch sind die Übergänge der einzelnen
Sektoren nicht klar abgegrenzt, sondern gehen zum Teil fließend ineinander über.
2.2.1 Originäre Dienstleistungen
Im Mittelpunkt wohnungswirtschaftlicher Angebote stehen zweifelsohne die Wohnungen und
damit ein materielles Produkt. Das Vermietungsgeschäft ist selbst schon eine Dienstleistung,
deren Hauptaufgabe es ist, Wohnungen bereitzustellen und die vertragsmäßige Nutzung zu
gewährleisten. Aufgrund dieser Reglung ergeben sich eine Reihe von Diensten, die der
Vermieter verpflichtet ist zu erbringen. Einige Beispiel wären Instandhaltung und -setzung,
flexibel nutzbare und veränderbare Grundrisse und Ausstattungsvarianten (Alten- und
behindertengerechtes Wohnen bzw. Anhebung des heutigen Standards im Mietwohnungsbau)
All diese Dienstleistungen im Rahmen des Leistungsbündels Wohnen werden nur zur
Erfüllung der vertraglichen Grundpflichten erbracht und somit vom Mieter erwartet.
Man kann diese Dienstleistungen deswegen als „Muss-Leistungen“ bezeichnen.
2.2.2 Primäre Dienstleistungen
Diese Dienstleistungen zählen nicht zum erforderlichen Minimalangebot wie die originären
Dienstleistungen und werden von den Wohnungsunternehmen freiwillig erbracht.
Da sie jedoch fast regelmäßig im Leistungsangebot der Wettbewerber zu finden sind, wird ihr
Angebot vom Markt bzw. den Mietern erwartet und schon als selbstverständlich
vorausgesetzt.
Ein Beispiel hierfür ist der Hausmeisterdienst, der als Angebot der Wohnungsunternehmen
nicht verpflichtend ist, jedoch zum üblichen Leistungsstandard gehört.
Weitere Beispiele für originäre Dienstleistungen oder auch „Soll-Leistungen“ wären
Gebäudereinigung oder Grünpflege.
Diese freiwilligen Zusatzleistungen stehen in einem engen Zusammenhang mit dem
eigentlichen Kerngeschäft (Vermietung der Wohnung).
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2.2.3 Sekundäre Dienstleitungen- wohnbegleitende Dienstleistungen
„Wohnbegleitende Dienstleistungen sind unselbstständige Komponenten innerhalb des
Leistungsbündels Wohnen, welche mit der „passiven“ Bereitstellung von und /oder einer
„aktiven“ Verrichtung durch Leistungsfähigkeiten des Wohnungsunternehmens einhergehen.
Dabei werden der Bewohner und/oder ein anderer externer Faktor in den Erstellungsprozess
integriert. Das Angebot erfolgt fakultativ und mit dem Ziel, bei nachfragenden
Kunden(gruppen) einen Zusatznutzen zu bewirken.“
(Fehr,P.; 2000, S.42)
Zur Verdeutlichung des Begriffs „ wohnbegleitende Dienstleitungen“ dient das folgende
Beispiel.
„Wenn man am Morgen die Wohnung verlässt, bringt man die Wäsche ins hauseigene
Reinigungszentrum und holt sie am Abend getrocknet und gebügelt wieder ab. Einstweilen
haben die Mitarbeiter in der Wohnung sauber gemacht und die Fenster geputzt. Der
Conciergedienst in der Eingangshalle des Wohnhauses hat die bestellten Lebensmittel
übernommen, kühl aufbewahrt und außerdem für den Abend einen Babysitter organisiert.
Abends steigt man dann in das in der Garage bereitstehende Car-Sharing Auto und fährt ins
Theater, wofür ebenfalls die Karten von der Hausbetreuung organisiert wurden. Schließlich
erhält man am Monatsende von der Hausverwaltung neben der Mietvorschreibung eine
Rechnung über die in Anspruch genommenen Dienstleistungen und bezahlt je nach
Leistungsumfang.“
(www.substainable-homeservice.com, 17.05.04)
Diese Vorstellung ist kein Wunschtraum, sondern wird von manchen
Wohnungsgesellschaften zumindest ansatzweise bereits umgesetzt.
Solche Dienstleistungen haben keinen direkten Zusammenhang mit dem eigentlichen
Kerngeschäft und werden auch als „Kann-Leistungen“ bezeichnet.
Sie werden freiwillig von den Wohnungsunternehmen als Zusatzleistung für die Mieter
angeboten, um eine Verbesserung der Wohnungsnutzung zu schaffen.
Beispiele hierfür wären Einzugshilfen, Handwerkerservice, Versicherungsservice,
Montagearbeiten etc.
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Solche zusätzlichen Serviceangebote versprechen eine höhere Zufriedenheit und
Bindungsbereitschaft der Bewohner sowie neue Geschäfts- und Ertragsfelder. Sie gelten
deshalb als wichtiges wettbewerbsstrategisches Instrument.
n
Nachhaltige DL Originäre DL Muss-Leistungen
Primäre DL
Abb.1 Dienstleitungssektoren in der WohnungswQuelle: eigene
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Wohne
Soll-LeistungenSekundäre DL Kann-Leistungen
irtschaft
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2.2.4 Nachhaltige Dienstleistungen
„Nachhaltigkeit bedeutet, ökologische, ökonomische und soziale Ansprüche im globalen
Maßstab so auszubalancieren, dass die heute lebenden Generationen ihre Bedürfnisse
befriedigen können, ohne zukünftigen Generationen genau diese Möglichkeit zu nehmen.“
(Teitscheid,P.; 2002, S.14)
„Nachhaltige Dienstleistungen sind solche Verhaltensweisen und Ausgaben, die bestimmte
Mindestkriterien hinsichtlich Umwelt- und Sozialverträglichkeit entsprechen. Zu diesen
Kriterien zählen im weitesten Sinn, Schonung von Ressourcen, der sparsame Umgang mit
Energieträgern, die Einhaltung arbeitsrechtlicher sowie Sozial und Umweltstandards. Im
Alltag heißt Nachhaltigkeit in einer vereinfachten Form bewusster konsumieren, d.h. sich um
ökologische, soziale und ökonomische Folgeaspekte des Konsums Gedanken zu machen. Zu
nachhaltiger Verhaltensänderung gehören auch Leih- und Gebrauchtwaren bzw. Reparaturen
statt Neukauf, Strom aus erneuerbaren Quellen, Sozial- und Umweltengagement“
(Hrauda, Jasch, Kranzel, Horovath, 2003,S. 95)
Man kann davon ausgehen, dass durch das Ersetzen von Produkten durch Dienstleitungen die
Umwelt entlastet sowie neue Arbeitsplätze geschaffen werden können.
Die drei Dimensionen Umwelt, Soziales und Wirtschaft müssen miteinander verankert sein.
• Umwelt: Kann die Dienstleistung zur Verringerung von Rohstoff- und
Energieverbrauch sowie Abfallaufkommen beitragen?
• Soziales: Kann durch die Dienstleistung das Wohlbefinden der Bewohner gesteigert
werden?
• Wirtschaft: Wie kann die Dienstleistung gestaltet werden, so dass sie für die Anbieter,
die Bewohner und die Gesellschaft wirtschaftlich sind (z.B. durch
Schaffung und Sicherung neuer Arbeitsplätze im Dienstleitungssektor) ?
Schon bisher gibt es eindeutig soziale bzw. eindeutig ökologische Dienstleistungen, denen
aber die Einbeziehung weiterer ökonomischer Komponenten fehlt, um auch nachhaltig zu
wirken.
Am folgenden Beispiel einer ausgewählten Dienstleistung lässt sich verdeutlichen, wie
schwierig es ist, alle drei Dimensionen in einer Dienstleistung zu verankern.
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„Essen auf Rädern ist zur Zeit eine „normale“ soziale Dienstleistung. Um es zu einer
nachhaltigen Dienstleistung zu machen, dürften zukünftig nur Nahrungsmittel aus
biologischer und/oder nachhaltiger Landwirtschaft verarbeitet werden, die
Menüzusammenstellung müsste von einem Ernährungswissenschaftler geprüft werden, und
die Zustellung in einem abgasarmen oder Elektroauto erfolgen.“
(Hrauda, Jasch, Kranzl, Horvath, 2003, S.18)
Für die Wohnungsunternehmen hat die Einführung nachhaltiger Dienstleistungen eine
Veränderung der Organisationsstruktur zur Folge. Der Nachhaltigkeitsgedanke muss im
ganzen Unternehmen verankert und umgesetzt werden.
Nachhaltige Dienstleistungen sind jedoch für die Wohnungsunternehmen prädestiniert
anzubieten, da sie sich hierdurch von ihren anderen Mitbewerbern absetzen können.
Die folgende Abbildung zeigt einige soziale, ökologische und ökonomische Dienstleistungen
in der Wohnungswirtschaft
Ökologische Dienstleistungen Soziale Dienstleistungen - Abfallberatung - Information zu Kontaktstellen - Umweltbewusstes Bauen - Beratungshilfen bei Amtsgängen - Car-Sharing - Bereitstellung von Gemeinschaftsräumen - Anwendung von Solarenergie - Sicherung bedarfsgerechten Wohnraums Verwendung ökologischer Putzmittel nach Alter und Haushaltsgröße - etc - etc
Nachhaltige Dienstleistungen
___________________________________________________________________________
Ökonomische Dienstleistungen - Beratung über Finanzierung und Förderung
- Vermittlung von Versicherungen - Schuldnerberatung
- etc
Abb.2 Beispiele für Nachhaltige Dienstleistungen (Hrauda, Jasch, Kranzel, Horovath, 2003,S. 95-104)
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3. Wohnbegleitende Dienstleistungen In diesem Teil der Arbeit werden die Angebote an wohnbegleitenden Dienstleistungen von
unterschiedlichen Wohnungsunternehmen in sieben Handlungsfelder strukturiert und im
folgendem tabellarisch miteinander verglichen.
3.1 Handlungsfelder wohnbegleitender Dienstleistungen Das Angebot an wohnbegleitenden Dienstleistungen ist sehr breit gefächert. Um diese
systematisch zu gliedern und einen besseren Überblick zu erhalten, wurden diese
Dienstleistungen in sieben Felder, die sogenannten Handlungsfelder aufgeteilt. Die Einteilung
der Dienstleistungen in die Felder Freizeit, Hauswirtschaft, Handwerk, Soziales, Mobilität,
Sicherheit sowie Information und Kommunikation sind in der Literatur der
Wohnungswirtschaft häufig so anzutreffen. Jedoch hat sich bisher keine einheitliche
Gliederung der wohnbegleitenden Dienstleistungen durchgesetzt.
Die Strukturierung der Handlungsfelder erleichtert den späteren Vergleich der einzelnen
Unternehmen und ihre Schwerpunkte lassen sich somit besser herauskristallisieren.
Abb.3 Handlungsfelder wohnbegleitender Dienstleistungen (http:// www.ioew.at/ioew/de-projekte/02.oeko_DL.html, 13.05.04)
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1. Freizeitdienstleistungen dienen der Erholung bzw. Vergnügung der Kunden z.B.
Frisör, Vermittlung von Reiseinformationen, Mieterkonzerte, Fitnessraum, Sauna.
2. Hauswirtschaftliche Dienstleistungen beinhalten die Übernahme von Aufgaben,
welche die Beschaffung und Säuberung, Zubereitung oder Entsorgung von
Gegenständen im bzw. für den privaten Haushalt betreffen z.B. Wäscheservice,
Schneiderarbeiten, Reinigung (der Fenster, Treppe) Einkaufsservice, Kochen.
3. Handwerkliche Dienstleistungen beziehen sich auf Installations- und
Reparaturaufgaben innerhalb der Wohnung, die nicht im Verantwortungsbereich des
Vermieters liegen z.B. Entrümpelung, Gartenarbeit, Maler und Tapezierarbeiten,
Schönheitsreparaturen, Umzugsmanagement (LKW-Vermietung, Komplett-Umzug,
Kartonverkauf), Verleih von Geräten, Hausmeisterdienste (zwar im vorherigen als
primäre Dienstleistung aufgeführt, wird aber von den Wohnungsunternehmen häufig
als Sekundärleistung betrachtet, da seine Tätigkeiten vielfältig und übergreifend zum
Sekundärsektor gehören).
4. Soziale Dienstleistungen verkörpern eine Betreuung, Pflege oder praktische
Unterstützung von Kindern, Jugendlichen, Senioren oder bestimmten
Bewohnergruppen mit besonderen Problemen z.B. Krankenpflegeservice,
medizinische Fußpflege, Haustierbetreuung, Hilfestellung durch Sozialarbeiter,
Beratung und Vermittlung bei Behördenangelegenheiten (kann ggf. auch unter dem
Punkt Kommunikations- -und Informationsdienste eingegliedert werden),
Verbesserung der Nachbarschaft und des Umfeldes.
5. Mobilität bedeutet das Anbieten von z.B. Stellplätzen für Auto und Fahrrädern, Car-
Sharing , Mietwagen oder Botendiensten.
6. Sicherheitsdienstleistungen vermitteln einen besonderen Schutz in Wohnung, Haus
oder Quartier z.B. Betreuung der Wohnung in Abwesenheit, 24 Std.-Notruf,
Videoüberwachung, Wachdienste.
7. Informations- und Kommunikationsdienstleistungen unterstützen die
Wissensbeschaffung bzw. den Kontakt mit Dritten z.B. Versicherungsservice,
Multimediaangebote (Kabel, Internetzugang), Mieterzeitung, Internet-Pool,
Gemeinschaftsräume, Mieterfeste.
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3.2 Was wünscht sich der Verbraucher an wohnbegleitenden Dienstleitungen? 0 50 100
Part
ySe
rvic
e3.
Qrt
l. Balken 3
Balken 2
Balken 1
Für Wohnungsunternehmen ist es von besonderem Interesse zu erfahren, welche
Dienstleitungsangebote tragfähig sind, um in Zeiten gesättigter Wohnungsmärkte dem
Konkurrenzdruck standhalten zu können. Hinweise hierfür liefern Resultate aus
verschiedenen durchgeführten Haushaltsbefragungen wie z.B. eine Befragung im Rahmen des
Projektes „ Beschäftigungspotentiale im Dienstleitungssektor“ in dem 500 Haushalte in NRW
befragt wurden.
Abb.4
Dienstleistungsnachfrage von Haushalten (InWis, Neitzel,M.: Fachveranstaltung „Mieterservice- aber richtig!“, 2004)
„Um zu ermitteln, welche dieser Dienstleistungen als tragfähig erachtet werden können,
wurden basierend auf der Haushaltsbefragung Indizes zu momentanen und künftigen
Nachfragepotentialen berechnet. Für den Komplex „allgemeine Dienstleistungen“ zeigt sich
hierbei folgendes Bild: (Je höher der Indexwert, desto höher ist das Nutzungs- bzw.
Nachfragepotential)
(InWis, Neitzel,M.: Fachveranstaltung „Mieterservice- aber richtig!“, 2004)
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Anhand dieser Tabelle zeigt sich, dass kleine und einfache Arbeiten (Wäsche waschen,
Gartenpflege) von den Verbrauchern selbst durchgeführt werden. Es fällt auf, dass in Zukunft
mit einem erhöhten Bedarf an Dienstleistungen wie Party-Service, Handwerksdiensten aber
auch hauswirtschaftlichen Dienstleistungen (Fenster putzen, Bügeln, Wohnungsreinigung) zu
rechnen ist.
Um einen weiteren Einblick in die Kundenwünsche und Erwartungen zu geben, wird auf eine
Projektarbeit zurückgegriffen, die sich ebenfalls mit diesem Thema ausführlich beschäftigt
hat. Diese bezog sich im speziellen auf die Kundenwünsche in Münster.
Die verschiedenen Haushalte wurden über die Inanspruchnahme von Dienstleitungen wie
Bau, Reparatur, Haushalt, Mobilität, Betreuung, Sicherheit und Garten befragt.
Das Ergebnis dieser Projektarbeit zeigt, dass handwerkliche Dienstleitungen (z.B. im Bereich
Renovierung, Umbau, größere Reparaturen) und auch Pflege – und Bertreuungsdienste gerade
bei älteren Menschen, aber auch bei Familien mit Kindern vermehrt nachgefragt werden.
Dabei spielen jedoch die Faktoren Haushaltsgröße und Einkommen eine wesentliche Rolle.
Gewünscht ist hierbei vor allem ein Allrounddienst, der preiswerte und qualitativ hochwertige
Dienstleitungsbausteine anbietet, die beliebig kombiniert werden können. Kleinere und
einfache Arbeiten, wie z.B. Auswechseln der Glühbirne werden laut Haushaltsbefragung
häufig selbst durchgeführt.
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3.3 Angebote von Wohnungsunternehmen Einige Unternehmen haben bereits die Zukunftsfähigkeit der wohnbegleitenden
Dienstleistungen erkannt und teilweise umgesetzt, um ihr Marktpotential zu verbessern.
Jedoch werden häufig nur vereinzelte Dienstleistungen der Wohnungsunternehmen
angeboten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Qualität der Angebote abhängig von den
jeweiligen Leistungserbringern (Handwerker, Elektriker) ist und es dem Kunden häufig an
Vertrauen mangelt.
Ein komplettes Servicepaket „Dienstleistung rund ums Wohnen“ steht noch in der
Anfangsphase und ist ausbaufähig.
Wohnungsunternehmen die sich bereits mit diesem Themengebiet intensiv auseinandergesetzt
haben und den Sektor der sekundären Dienstleistungen in ihr Konzept aufgenommen haben
oder sich speziell auf das „Wohnen im Alter“ konzentrieren, werden im weiteren vorgestellt.
Dabei ist zu nennen, dass die Unternehmen ihre Dienstleitungen auf unterschiedliche Weise
an ihre Mieter vermitteln. Große Wohnungsunternehmen haben zum Teil für ihre Mietobjekte
eigene Dienstleistungserbringer (Handwerker, Reinigungshilfen etc.) die nur für das
Unternehmen arbeiten, andere wiederum greifen auf Dienstleister des offenen Markts zurück.
Soziale Dienstleistungen werden häufig in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden wie z.B.
Caritas oder Rote Kreuz erbracht.
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ServiceHaus Service GmbH
Profil
Am 26. Mai 1998 wurde die Tochtergesellschaft der GBG- Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH "ServiceHaus Service-GmbH für modernes Wohnen und Leben" gegründet. Die ServiceHaus Service-GmbH richtet ihr Dienstleistungsangebot zum einen an Mieter, zum anderen an Vermieter wie Wohnungsbaugesellschaften, Hausverwalter und Besitzer von Familienhäusern. Aufgrund der vermehrten leerstehenden Wohnungen, teils bedingt durch schlechten Wohnzustand oder unattraktives Wohngebiet, bieten ServiceHaus wohnbegleitende Dienstleistungen an. Die Geschäftsführer haben sich vorgenommen, maßgeschneiderte Dienstleistungen anzubieten, die sich konsequent an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten. Mit zur Zeit 7 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die ServiceHaus Service-GmbH bestrebt, ihr Dienstleistungsangebot immer weiter auszubauen.
Angebotspalette Freizeit : Vermittlung von Reiseangeboten Haushalt: Reinigung der Fenster, Treppenhaus, Wohnung Handwerk: Umzugsservice, Maler- und Tapezierarbeiten, Reparaturservice Sicherheit: 24 Stunden Notruf Info und Kommunikation: Multimediaangebot , Kabel und ISDN-Anschluss
Zielgruppen
ServiceHaus Service GmbH richtet sich an Mieter der GBG - Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH. Die Dienstleistungen sind eine Kundenbindungs- und Kundenneugewinnungsmaßnahme. Quelle: http://www.Service-Haus.de ___________________________________________________________________________ Marie Nölle, Silvia Topheide - 21 -
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Gundlach
Profil Wohnungsunternehmen GmbH & Co (Hannover) Gundlach verfolgt vor allem ein Ziel: „Lebensräume schaffen“. Für jeden Kunden will Gundlach eine fachkundige und umfassende Problemlösung erreichen. Vom Grundstück über den Bau bis zu Instandhaltung, Modernisierung und Verwaltung von Gebäuden erstreckt sich das Serviceangebot.
Angebotspalette:
Freizeit: Fitnessraum mit Geräteausstattung, Teeküche, Sauna, Grill, Mieterfeste Handwerk: Schönheitsreparaturen, Werkzeugverleih, Mieterwerkstatt Sozial: Betreuung von Seniorenwohnungen mit Vermittlung von Hilfs- und Pflegediensten, Betreute Wohnangebote für Behinderte, Obdachlose, ehemalige Strafgefangene und Studenten, Beratung durch Sozialarbeiter Mobilität: Kooperation mit Car-sharing Initiative Kommunikation: Mieterfeste, Straßenfeste, Gemeinschaftsräume
Zielgruppe:
Richtet sich an sozial Schwächere, junge Familien und alte Menschen Quelle: http://www.gundlach-bau.de
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Comtact
Profil Die Comtact - Gesellschaft für Dienstleistungen, Infrastruktur und Bauten mbH, Schwerin, ist 1993 unter der Firmierung WGS - Gesellschaft für Wohnheime und Beherbergung mbH Schwerin gegründet worden .Das originäre Geschäftsfeld der Gesellschaft bestand zunächst in der Bewirtschaftung von Wohnheimen für unterschiedliche Personengruppen. Im Laufe der Zeit hat die Comtact ihre Präsenz in entscheidenden Segmenten der Dienstleistungsbranche deutlich akzentuiert. Neben dem bisherigen Quartiersangebot gehört heute ein umfangreicher Immobilienservice zu den Unternehmensaktivitäten, der auch Raumpflege beinhaltet, haustechnischen Service und Wohnungs- und Gewerbeverwaltung. Die Comtact hält die vollständige Leistungspalette einer hochqualifizierten Sozialstation vor. Zum Mehrzweck- und Servicegebäude der Comtact, einer Einrichtung für Betreutes Wohnen, gehört seit 1999 das Cafe Kisch. Ein wesentliches Geschäftsfeld sind heute die wohnungsnahen Dienstleistungen.
Angebotspalette Freizeit : Frisör Haushalt: Reinigungsarbeiten in Haus und Wohnung, Wäscheservice, Schneiderarbeiten Handwerk: Reparaturprobleme, Umzugsmanagement, Gartenarbeit, Entrümpelung Soziale: Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen, persönliche Besuche in der Wohnung, Haustierbetreuung Sicherheit: Betreuung der Wohnung bei Abwesenheit, 24 Stunden Notruf, medizinische Fußpflege Info und Kommunikation: Interneträume
Zielgruppe:
Comtact richtet sich sowohl an Singles, junge Familien aber auch durch ihr sehr gutes Angebot an Pflegeeinrichtungen an ältere und pflegebedürftige Menschen Quelle: http://www.comtact.de
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Gartenstatt Hüttenau
Profil Die Gartenstadt Hüttenau e.G ist ein modernes Wohnungsunternehmen, dessen rechtliche und wirtschaftliche Grundlagen in der über 100-jährigen Tradition des Genossenschaftswesens liegen. Bei ihnen steht der Gedanke des Miteinander und Füreinander im Vordergrund. So können alle Mitglieder der Genossenschaft durch ihr gleichwertiges Mitspracherecht nicht nur bei sämtlichen Entscheidungen ein Wörtchen mitreden, sondern sind auch gleichzeitig durch ihre erworbenen Genossenschaftsanteile direkt am Unternehmen beteiligt.
Angebotspalette Hauswirtschaft: Einkaufshilfen, Reinigungsdienste, Wasch- und Bügelservice Handwerk: Reparaturdienste, Soziales: Besucherdienste, Kranken-, Kurzzeit- und Tagespflegen, Pflegedienste. Nachbarschaftshilfen, Seniorentreffs Sicherheit: 24 Stunden- Notruf Mobilität: Fahrdienste Information: Hilfe bei Ämtern und Behörden
Zielgruppe:
Spricht alle Zielgruppen in gleicher Weise an
Quelle:http://www.gartenstadt-hüttenau.de
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BBWG1892
Profil Berliner Wohnungsbaugenossenschaft 1892 Sie sind eine mitgliederstarke Genossenschaft und verwalten rund 6.200 Wohnungen in 17 Siedlungen in verschieden Bezirken. Die Gründung geht auf den 9. März 1892 zurück, und es hat sich eine breitgefächerte Mitgliederbeteiligung in Form von Beiräten und Siedlungsausschüssen herausgebildet; zahlreiche Aktivitäten prägen diese Gemeinschaft. Rund 11.000 Mitglieder gehören zur Genossenschaft.
Angebotspalette Freizeit: Reservierung und Beschaffung von Theater- Kino-Konzertkarten, Hauswirtschaft: Einkaufsservice, Blumengießen, Babysitting Handwerk: Reparaturdienste Information: kostenlose Internetnutzung
Zielgruppe
Mitglieder der Genossenschaft und andere
Quelle:http://www.bbwo1892.de
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Parea
Profil
Die Parea ist ein erst- und einmaliges Projekt der Wohnungswirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland, das von dem mittelständischen und überregional tätigen Wohnungsunternehmen Sahle Wohnen ins Leben gerufen wurde. Als gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienstleistungen ist es ihr Ziel, soziales Engagement in den Mieterschaften von Groß- und Hochhaussiedlungen zu fördern und die Wohn- und Lebenssituation in den Siedlungen und angrenzenden Stadtteilen zu verbessern. Mit ihren Tätigkeiten gehen sie neue Wege in der Ansprache und Betreuung von Mietern. Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei zugleich Motto und Arbeitsprinzip.
Die Parea ist auch der Versuch, soziale Verantwortung mit den Interessen der Wohnungswirtschaft zu verbinden. Ihre Dienstleistungen und das Know-how bieten sie allen Wohnungsbauunternehmen an, die sich um zukunftsorientierte wohnbegleitende Dienstleistungen und um eine Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität von Mietern und Bewohnern bemühen.
Angebotspalette Freizeit: Fitnessgruppe, Theatergruppen, Mieterfeste Soziales: Kinder und Jugendarbeit, Seniorenarbeit, Integration von Ausländern, Beratungsleistungen Sicherheit: Sicherheitsgruppe insbesondere für Frauen Information: Mieterzeitung
Zielgruppe
Familien mit Kindern, Alleinerziehende, junge Erwachsene, Senioren, sozial Schwächere,
Ausländer
Quelle:http://www.parea.de
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Lekker Leven (Niederlanden)
Profil Lekker Leven ist ein Dienstleistungsvermittler zwischen Konsumenten und Lieferanten. Die Lieferanten sind für die geleistete Arbeit alleine verantwortlich. Wenn diese gut Qualität liefern, behält Lekker Leven diese und verschafft ihnen so die Kunden.
Angebotspalette Freizeit: Frisör, Schneiderarbeiten Haushalt: Einkaufsservice, Reinigungsservice, Nahrungszubereitung, Wäschedienste Handwerk: Reparaturservice, Umzugsservice Soziales: Kinderbetreuung, Haustierbetreuung, Fußpflege Mobilität: Fahrdienst Sicherheit: Alarmdienste
Zielgruppe
Mitglied sind Doppelverdiener mit wenig Zeit und Senioren
Quelle:http://www.lekker-leven.de
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3.3.2 Wohnen im Alter-Service Wohnen
Ab dem Jahr 2010 rechnen Experten mit einem massiven Bevölkerungsrückgang. Um das
Jahr 2015 soll auch die Zahl der Haushalte zurückgehen. Der Anteil der Haushalte mit älteren
Menschen steigt kontinuierlich. Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil der über 65-
jährigen an der Bevölkerung von knapp 23 Prozent im Jahr 1995 auf 30 Prozent im Jahr 2010
steigen wird.
Das Thema „Wohnen im Alter“ ist ein zentrales Thema zukunftsorientierter Seniorenpolitik.
Es gilt die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes, zufriedenes und selbständiges
Leben im Alter zu verbessern.
Typische Wohnformen im Alter sind z.B. die bekannten Alten- bzw. Pflegeheime, die sich
speziell auf die Betreuung alter- und pflegebedürftiger Menschen eingestellt haben.
Diesen Dienstleistungssektor hat die Wohnungswirtschaft ebenfalls aufgegriffen, um ihre
Wohnungen für ältere Menschen interessanter zu gestalten. Hierbei geht es nicht nur um die
Umgestaltung zur altengerechten Wohnung, sondern um ein komplettes
Dienstleistungsangebot, um dieser Zielgruppe ein weiteres Leben in ihrer vertrauten
Umgebung zu sichern.
Senioren setzen zunehmend auf attraktives Wohneigentum mit begleitenden Service-
Leistungen. Dieses belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Zukunftsstudien und
Technologiebewertung (IZT) im Auftrag der LBS-Zukunftswerkstatt. Viele Pensionäre
verfügen über genügend finanzielle Mittel und sind bereit, ihr Geld in Immobilien mit
"Service-Wohnen" zu investieren.
Beispiele für die bekannten wohnbegleitenden Dienstleistungen wären Einkaufshilfen,
Reinigungsservice etc.
Darüber hinaus gibt es eine spezielle auf die älteren Bewohner angepasste Angebotspalette.
Diese besteht unter anderem aus 24 Stunden Notrufservice, Pflegeservice, Seniorenfeste,
Fahrdienste usw.
Wohnen mit Service oder auch Service- Häuser werden von einigen Unternehmen in
Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden oder privaten Pflegediensten angeboten.
Um einen kurzen Überblick über Wohnungsunternehmen, die nur „Wohnen im Alter –
Service Wohnen“ in ihr Sortiment aufgenommen haben zu geben, werden diese auszugsweise
im folgenden vorgestellt.
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VHW
Vereinigte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft e.G. ist ein modernes
Dienstleistungsunternehmen.
Angebotspalette: Betreuung, ambulante Pflege, stationäre Altenpflege,
hauswirtschaftliche und gastronomische Versorgung und
Therapien.
VHW stellt rund 1.850 Plätze in betreuten Wohnanlagen sowie Seniorenwohnanlagen mit
Pflegebereichen unterschiedlichster Größe zur Verfügung und betreibt einen eigenen
Ambulanten Dienst.
.
BDS
Baugenossenschaft- Dennostraße- Selbsthilfe e.G (Hamburg)
Angebotspalette: wie VHW; darüber hinaus Hausnotrufsysteme, Senioren- Selbsthilfe-
Verein, Gemeinschaftsräume, gemeinsame Theaterbesuche, Reisen und
Ausflüge.
NEUWOGES
Die Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft mbH, Wohlfahrtsverbände und freie Träger
Angebotspalette: wie VHW; darüber hinaus integrative, kommunikative, kulturelle und
bildende Veranstaltungen, Organisation von Ausflügen, Festen und
Feiern, Vermittlung von Erholungsaufenthalten und Reisen,
Kosmetikangebot, Beratung bei Behördenangelegenheiten,
Unterstützung des Wochenplans, Umzugsmanagement
Die im vorherigen Abschnitt vorgestellten Wohnungsunternehmen sind nur ein kleiner
Ausschnitt von Unternehmen, die wohnbegleitende Dienstleistungen und Wohnen im Alter
anbieten. Sie schienen aber besonders interessant, da sie ein vielfältiges Sortiment für alle
Zielgruppen von Jung bis Alt anbieten.
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Handlungsfelder
Unternehmen Freizeit Haushalt Handwerk Sozial Mobilität Sicherheit Info &
KommunikationServiceHaus X X X X X
GSW X X X X X X X Gundlach X X X X Comtact X X X X X X Gartenstadt X X X X X X WGG X X X X X BBWG1882 X X X X Viterra X X X Gagfah X X GWG Halle X X BDS X X X BauBeCon X X WGS X X X Sprockhövel X X Vhw X X Parea X X X X Zauberfrau X X Neuwoges X X X X X X Lekker Leven X X X X X X Super Server X X X X X X Seculife X X X X Abb.5 Wohnbegleitende Dienstleistungsangebote unterschiedlicher Wohnungsunternehmen Quelle: eigene In der Abbildung werden die einzelnen Wohnungsunternehmen aufgrund der sieben
verschiedenen Handlungsfelder miteinander verglichen.
Die gelb markierten Unternehmen sind diejenigen, die in den Steckbriefen vorgestellt wurden
und die orange markierten Felder beziehen sich auf Wohnen im Alter.
Aus der Abbildung ist zu ersehen, dass verstärkt unterschiedliche Dienstleistungsangebote im
Bereich Freizeit, Haushalt, Handwerk, Sozial und Information und Kommunikation von den
Wohnungsunternehmen angeboten werden.
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Es werden einige weitere Unternehmen aufgeführt, auf die aber nicht im besonderem
eingegangen wird. Diese Wohnungsunternehmen sind von den Serviceleistungen her ähnlich,
jedoch die Zielgruppenspezialisierung ist zum Teil differenziert.
Kurze Erläuterung zu den Unternehmen, die nicht im Detail vorgestellt wurden:
• BauBeCon Holding AG (viele Niederlassungen z.B. Berlin, Hamburg)
• Bauverein Sprockhövel: Wohnungsbaugenossenschaft
• GAGFAH: Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten
• GSW: Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (Berlin)
• GWG- Halle: Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle- Neustadt mbH
• Seculife: Dienstleistungsmakler(Niederlande)
• Super Server: Dienstleistungsmakler für Angestellte(Niederlande)
• Viterra: Immobilienunternehmen mit den Geschäftsfeldern Wohnimmobilien und
Projektentwicklung (Berlin, München, Ruhrgebiet)
• WGG: Wohnungsbau- Genossenschaft Greiswald
• WGS: Wohnungsgenossenschaft Dresden
• Zauberfrau: Dienstleistungsunternehmen für umfassendes Haushaltsmanagement
( Münster)
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3.3.3 Nachhaltige wohnbegleitende Dienstleistungen
Unternehmen, die speziell nachhaltige wohnbegleitende Dienstleistungen anbieten, sind nur
sehr vereinzelt zu finden, da es schwierig ist, eine Dienstleistung anzubieten die ökologische,
ökonomische und soziale Aspekte in einer Leistung vereint. Dieser Sektor ist noch in der
Anfangsphase. Nur wenige Wohnungsunternehmen haben den Nachhaltigkeitsgedanken in
der Organisationsstruktur integriert. Er muss nicht nur als Leitbild auf dem Papier stehen,
sondern in den Köpfen der einzelnen Mitarbeiter verankert sein und umgesetzt werden.
Auch der Mieter muss soweit motiviert werden, dass er die Nutzung solcher Dienstleistungen
in Anspruch nimmt.
Unter dem Aspekt „ Nutzen statt Besitzen“ gibt es Beispiele von nachhaltigen Dienst-
leistungen, die von Wohnungsunternehmen angeboten werden, wie z.B. das Verleihen von
Produkten (Werkzeug, Skier, Spielzeug, Car-Sharing, Gemeinschaftsnutzung von
Waschmaschinen usw.)
„Die Gewinne auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Seite liegen offen auf der Hand,
denn alles in allem lassen sich Produkte umso wirtschaftlicher vermieten, je langlebiger und
ressourcensparender sie sind. Je langlebiger ein Produkt ist, desto weniger Produkte müssen
hergestellt werden, je ressourcensparender ein Produkt desto vorteilhafter für Vermieter und
Mieter.“
(http:oeko-live.bwl.uni-hohenheim.de/de/umweltmarkt/artikel/02704...,13.05.04)
Ein Beispiel für nachhaltige wohnbegleitende Dienstleistung ist das Car-Sharing. Es
bezeichnet die Nutzung eines einzelnen Sachgutes durch mehrere Personen.
In der Literatur wird dieses System als eine ökologisch orientierte Dienstleistung (führt zu
verkehrs- und umweltentlastenden Effekten) angesehen. Unserer Meinung nach fließen
jedoch auch soziale (gemeinsame Nutzung) und ökonomische Aspekte (Einsparung der
Kosten) mit ein und ließen sich somit als nachhaltige Dienstleistung definieren.
„Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist bei Car- Sharing Nutzern ein überdurchschnittlich
hohes Umweltbewusstsein anzutreffen“.
(Behrendt, 2000, S.31)
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Bei den bisher genannten Wohnungsunternehmen gibt es einige Ansatzpunkte für nachhaltige
wohnbegleitende Dienstleistungen.
Einige Beispiele hierfür wären
• Ökologisches Bauen - Verwendung von schadstofffreien Rohstoffen, optimale
Wärmedämmung
Angeboten von: Gundlach
• Abfallvermeidung, Mülltrennung und Recycling
Angeboten von: Gundlach
• Car- Sharing, Fahrdienste
Angeboten von: Gundlach, Hüttenau
• Verleih von Werkzeugen, Haushaltsgeräten und Spielzeug
Angeboten von: WGS, WGG, Hüttenau
• Nutzung des Regenwassers oder naturnaher Grünflächen
Angeboten von: Gundlach
• Beratung zur Energie- und Wassereinsparung , Tipps zum richtigen Heizen und
Lüften
Angeboten von: Viterra, BauBeCon,GAGFAH
Eine interessante Entwicklung in Richtung Energiesparen, vor allem den
Heizenergieverbrauch zu drosseln, zeigt das Projekt „ Plus für Arbeit und Umwelt“
durchgeführt von der IG Bauen- Agrar- Umwelt und Greenpeace. Es geht bei diesem Projekt
um die Errichtung ökologischer Mindeststandards im Mietwohnungsbestand. IG Bauen-
Agrar-Umwelt und Greenpeace suchen Wohnungsunternehmen, die sich am Projekt
beteiligen. Werden bei den anstehenden Sanierungen im Gebäudebestand dieser Unternehmen
ökologische Mindeststandards umgesetzt, erhalten diese Wohnungsunternehmen das
Gütesiegel „ Das Plus für Arbeit und Umwelt“.
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Maßnahmengestaltung für die Unternehmen:
• Optimale Dämmung der Gebäudehülle, also die Isolierung von Außenwänden, Keller
und Dach, hochwertige Wärmeschutzverglasung
• Installation moderner Heizungsanlagen
• Verzicht auf problematische Baustoffe wie z.B. Polysterol in Dämmstoffen oder den
Massenkunststoff PVC
• Keinen Einsatz von Urwaldholz, es sollte bevorzugt Holz mit FSC (Forest
Stewardship Council)- Zertifikat verwendet werden
Das Projekt gibt Wohnungsunternehmen und Mietern die Chance, Energie zu sparen, die
damit verbundenen Kosten zu reduzieren, einen großen Anteil zum Schutz der Umwelt
beizutragen und über die Sanierung, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das Gütesiegel
ermöglicht dem Unternehmen aber auch eine bessere Marktstellung und eine öffentliche
Sensibilisierung für das Thema. Auch für die Mieter entwickeln sich bessere und gesündere
Wohnverhältnisse.
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3.3.4 Konzept zur systematischen Entwicklung von Dienstleistungen in der
Wohnungswirtschaft
Eine Idee zur Systematisierung von Dienstleistungen im Mietwohnungsbestand bietet das
Projekt „Innovative Dienstleitungen rund um das Wohnen-Service Engineering in der
Wohnungswirtschaft“
Für die Entwicklung von Dienstleistungen bedarf es Methoden, die auf die
Wohnungswirtschaft zugeschnitten sind.
Die Einführung und Umsetzung innovativer Servicekonzepte erfolgt jedoch häufig nach dem
„ ad hoc“ Prinzip (aus dem Augenblick heraus) und eher einzelfallorientiert. Zwar gibt es
Ansätze für ein systematisches, teilweise auch methodengestütztes Vorgehen, so etwa
Mieterbefragung, unternehmensinterne Workshops, Kooperation mit Beratungsinstituten oder
Forschungseinrichtungen. Eine kontinuierliche und genaue Marktbeobachtung oder
Kundenorientierung bezogen auf die jeweiligen Zielgruppen mit einem maßgeschneiderten
Angebot von Zusatzdienstleistungen wurde bisher vernachlässigt.
Angesichts dieser Tatsache entstand ein Projekt, dass Unternehmen dabei unterstützen soll,
innovative Dienstleistungen rund um das Wohnen strategisch und professionell zu entwickeln.
In diesem Projekt spielt die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus einer Dienstleitung, von
der Ideenfindung über das Design des Service, die Markteinführung bis hin zur Erbringung
der Dienstleistung und ihrer Ablösung eine entscheidende Rolle.
Der hier entwickelte Leitfaden richtet sich in erster Linie an Mitarbeiter in
Wohnungsunternehmen, die sich mit wohnbegleitenden Dienstleistungen beschäftigen.
„Unter dem Titel „Innovative Dienstleistungen rund um das Wohnen - Service Engineering in
der Wohnungswirtschaft“ hat ein Verbund von drei Forschungsinstituten ein Konzept
entwickelt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert
wurde. Beteiligt waren das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in
Berlin, das Institut für ökologisch Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin, Heidelberg,
Hannover sowie der Lehrstuhl Marketing I: Markt und Konsum der Universität Hannover.
Methoden und Vorgehensmodelle wurden in Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen in
der Praxis erprobt und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst: mit der GSW Gemeinnützige
Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH in Berlin, mit dem Gundlach
Wohnungsunternehmen GmbH & Co in Hannover sowie mit der ServiceHaus Service-GmbH
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für modernes Wohnen und Leben in Mannheim, Tochtergesellschaft der GBG- Mannheimer
Wohnungsbaugesellschaft mbH.“
(GdW-Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V., Leitfaden 2004 : Innovative
Dienstleistung „rund ums Wohnen“ professionell entwickelt, S.3)
Als methodisches Rahmenkonzept bildet ein vierstufiges Phasenmodell die Grundlage zur
Einführung des Konzeptes:
• Situationsanalyse: Hierbei wird das Umfeld des Unternehmens systematisch erfasst
(Bewertung der Situation, zum Beispiel Wohnungsbestand und Nachfragepotentiale)
• Service Creation: Anhand von Bewohnerbefragungen, Workshops etc. werden
Dienstleistungsangebote identifiziert und zusammengestellt (Ideenbewertung)
• Service Design: Ist die zentrale Phase des Service Engineering Prozesses. Sie besteht
aus Designkonzept und Marketingkonzept ( Konzeptentwicklung, Konzeptbewertung)
• Service Management: Leistungen für Mieter einzuführen und zu erbringen
(Umsetzung der Dienstleistungen in die Praxis)
„Die Studie wird auf großes Interesse in der Wohnungswirtschaft stoßen, weil die
Unternehmen Prozessabläufe und Entscheidungskriterien benötigen, um die Kernfrage jedes
Marketing zu beantworten: Welche Dienstleistungen benötigen meine Kunden und welchen
Preis sind sie bereit, dafür zu bezahlen“
(http://www.izt.de/sewowi/immobilia_2004/index.html, 31.03.04)
Konkrete Umsetzungsergebnisse anderer Wohnungsunternehmen sind noch nicht vorhanden,
da der Leitfaden des Projektes erst im Februar 2004 abgeschlossen wurde. Es ist noch unklar,
ob die vorgestellten Wohnungsunternehmen sich an diesen Leitfadens orientiert und ihre
Organisationsstrukturen verändert haben.
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4. Beurteilung wohnbegleitender Dienstleistungsunternehmen
4.1 Vergleich Deutschland- Niederlande Angebot und Nachfrage an wohnbegleitenden Dienstleistungen sind in den Niederlanden
stärker verbreitet als in Deutschland. Dies liegt zum größten Teil daran, dass dort
verschiedene systematische kundenorientierte Konzepte entwickelt wurden, die dem bereits
vorgestellten Service Engineering Leitfaden ähneln. Das Angebot an wohnbegleitenden
Dienstleitungen ist vielfältiger und kann je nach Wunsch der Kunden individuell
zusammengestellt werden. Die ständige Kontrolle und Gewährleitung durch den
Dienstleistungsmakler, wie es z.B. bei Lekker Leven der Fall ist, führt zu hohen
Qualitätsstandards der Dienstleitungen. Wenn die Lieferanten gute Qualität liefern, behält
Lekker Leven diese und verschafft ihnen so Kunden. Hierdurch werden neue Arbeitsplätze im
Dienstleitungssektor geschaffen und abgesichert.
In Deutschland kann man nur vereinzelt Wohnungsunternehmen finden, die nach diesem
Prinzip arbeiten und ihren Mietern wohnungsnahe Dienstleistungen anbieten. Dies liegt
daran, dass das Preis-Leistungsverhältnis noch nicht in Einklang gebracht wurde, d.h. das sich
Angebot und Nachfrage noch im unteren Level bewegen.
Zu Beobachten ist jedoch, dass das Angebot gerade für ältere Menschen, die
Pflegedienstleistungen in Anspruch nehmen, auch in Deutschland wächst. Die Bereitschaft
der Deutschen, Dienstleitungen in Anspruch zu nehmen, ist jedoch nicht ohne weiteres mit
den Niederlanden zu vergleichen. Jedoch kann man davon ausgehen, dass die Entwicklung
bei einer differenzierten Betrachtung der deutschen Zielgruppen ein ähnlich positives
Ergebnis hervorbringen würde.
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4.2 Vor/ Nachteile für den Mieter
Vorteile
Samstag morgens 9.30 Uhr
Sabine T. kommt mit vollbepackten Tüten und zwei kleinen Kindern vom Einkaufen nach
Hause und bemerkt, dass sie im Bad einen Rohrbruch hat. In dem Moment klingelt das
Telefon und ihre Schwester muss ihr mitteilen, dass sie heute nicht auf die Kinder aufpassen
kann. Völlig aufgelöst ruft sie die Kontaktperson ihres Wohnungsunternehmen an und
schildert ihre Situation. 20 Minuten später stehen Babysitter und Handwerker vor der Tür.
Wohnbegleitende Dienstleitungen sind für den Kunden von Vorteil, da die
Wohnungsunternehmen ein Angebot an geschulten Dienstleistern (Handwerker,
Haushaltshilfe, Berater etc.) in ihrem Sortiment haben und für die Vermittlung dieser
Leistungen nur eine Kontaktperson erforderlich ist. Der Mieter kennt seine
Wohnungsbaugesellschaft meist über einen längeren Zeitraum, und es hat sich ein
Vertrauensverhältnis aufgebaut.
Zeitersparnis, Entlastung und Bequemlichkeit spielen hierbei eine wichtige Rolle für die
Inanspruchnahme von Dienstleistungen. Gerade ganztägig Arbeitende oder auch Familien mit
vielen Kindern werden durch z.B. Haushalts - und Betreuungsdienste stark entlastet. Für die
einkommensstarken Singles und kinderlosen Paare, sind die Ansprüche höher, diese können
das (extravagante) Angebot von Wohnungsunternehmen sehr gut nutzen. Sie haben
besondere neuartige Wohnwünsche so z.B. Kosmetikdienste, Massagedienste, Cateringservice
oder Wohnraumgestaltungsdienste.
Viele Mieter nehmen auch professionelle Hilfe gerade im Handwerksbereich an, da sie zu
wenige Kenntnisse auf diesem Gebiet haben, diese Arbeiten meist sehr anstrengend sind und
der Qualitätsaspekt an oberster Stelle steht. Eine erhöhte Nachfrage nach diesen
Dienstleitungen würde eine persönliche Anschaffung hauswirtschaftlicher und
handwerklicher Geräte pro Haushalt unnötig machen. (Nachhaltigkeit)
Eine weitere wichtige Zielgruppe, die wohnbegleitende Dienstleitungen nachfragt, sind wie
im vorherigen schon beschrieben, ältere und pflegebedürftige Menschen. Gerade bei dieser
Kundengruppe kommt es vor allem auf Sicherheitsbedürfnisse (24-Stunden Notruf),
medizinische und gesundheitsbezogene Dienstleistungen und auf den sozialen Kontakt an
(Reisen, verschiedene Kursangebote wie Sprach- und Internetkurse) .
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Nachteile:
Die in Deutschland noch selten nachgefragten Dienstleitungen der Wohnungswirtschaft liegen
noch in einem ungünstigen Preis-Leitungsverhältnis.
Viele Angebote sind einfach zu teuer und häufig nur in kompletten Paketen zu erwerben. Der
Kunde wünscht sich aber ein auf ihn abgestimmtes Leistungsangebot, dass er nach seinen
Wünschen individuell zusammenstellt und bei Bedarf auch den einzelnen Anbieter wechseln
kann.
Viele Kunden verrichten kleine Tätigkeiten selbstständig oder nehmen die Hilfe von
Verwandten/Nachbarn in Anspruch. Diesen vertrauen sie häufig mehr als einem beauftragten
Unternehmen, das zu dem sehr teuer sein kann. Des weiteren besteht die Unsicherheit, dass
die Qualität der Leistung nicht den Erwartungen entspricht.
4.3 Vor/ Nachteile für die Wohnungsunternehmen
Vorteile:
Ein zusätzliches und breitgefächertes Angebot an zusätzlichen Dienstleitungen hat eine
stärkere Neukundengewinnung und Kundenbindung zur Folge. Es verbessert die Stellung und
das Image des Wohnungsunternehmens auf dem derzeitigen Markt. Die vermehrt leer
stehenden Wohnungen sollen hierdurch attraktiver gestaltet werden, um Einnahmeverluste
seitens des Unternehmens zu vermeiden.
Besondere Chancen für wohnbegleitende Dienstleistungen sind im Bereich der Betreuung und
Pflege älterer Mieter zu finden.
Nachhaltig orientierte Dienstleitungsunternehmen haben ebenfalls ein positives Image und
dadurch eine vorteilhafte Marktsituation (siehe Gütesiegel - Greenpeace).
Durch die zusätzlichen Angebote erschließen sich neue Geschäfts- und Ertragsfelder, die zum
positiven Gewinn eines Unternehmens beitragen können.
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Nachteile:
Laut Autoren hat sich herausgestellt, dass bei den Wohnungsunternehmen ein systematisches
Konzept und eine Marketingstrategie zur Realisierung sekundärer aber auch nachhaltiger
Dienstleistungen nur vereinzelt vorliegt. Vor allem der Rückgriff auf soziologische Analysen
der sozialen Entwicklung unserer Gesellschaft (differenzierte Lebensstile) fehlt.
Einige Wohnungsunternehmen sind in manchen Fällen aus wirtschaftlichen Gründen
gezwungen, der Bestandssanierung (primärer Sektor in der Wohnungswirtschaft) eine höhere
Priorität einzuräumen als der Entwicklung innovativer Serviceangebote.
Bei vielen Unternehmen fehlt der Umsetzungswille, diese Dienstleitungen zu realisieren und
letztendlich ihren Kunden anzubieten. Das liegt vor allem an dem schwankenden und
vielfältigen Konsumverhalten der Mieter.
Generell ist es für jedes Unternehmen schwierig, Dienstleitungen aufgrund der
Qualitätsunsicherheit und der individuellen Ansprüche des Kunden anzubieten.
Des weitern treten Nachteile durch steigende Schwarzarbeit, vorwiegend bei
hauswirtschaftlichen Dienstleistungen (Reinigungskräfte) auf. Einige potentielle
Dienstleistungsnutzer greifen auf diese zurück.
Bei Freizeit- und Kommunikationsdienstleistungen (Internetkurse, Sportangebote) müssen
bereits bei der Planung spezielle bauliche Räumlichkeiten berücksichtigt werden. Doch häufig
wird diese Planung nicht im gesamten Dienstleitungskonzept beachtet und es entstehen somit
bei der Anbietung solcher hohe Nacharbeitungskosten.
Um Fehlinvestitionen und das Risiko von Verlusten zu verringern, sollte eine Kooperation mit
anderen Partnerunternehmen angestrebt werden. Bei den Leerständen und der Stagnation im
Wohnungsneubau ist ein Umdenken jedoch dringend von Nöten, um ein Auseinanderfallen
von Wohnquartieren in bestimmte Segmente zu vermeiden (z.B. geringe soziale
Durchmischung).
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Deshalb stellt sich die Frage: „Wie können Wohnungsunternehmen ihr Angebot für den
Kunden attraktiver gestalten?“
Um ein gutes Angebot für die Zielgruppen zu erstellen, ist es wichtig diese zu befragen und
ein Beschwerdemanagement durchzuführen, damit Verbesserungspotentiale entstehen
können.
Ein Lösungsansatz wäre bestimmte Zielgruppen (Singlehaushalte, Doppelverdiener, Familien
mit Kindern oder Ältere) herauszuheben und für diese ein spezielles Angebot zu gestalten.
Dabei verfolgt das Wohnungsunternehmen eine Differenzierungsstrategie, die darin besteht,
sich durch ein außergewöhnliches Dienstleistungsangebot von den Konkurrenten am Markt
abzuheben. Um aber auch den einkommensschwachen Bewohnergruppen ein attraktives und
bedarfgerechtes Angebot zu ermöglichen, wäre eine angepasste Mischung von
Standarisierung und Differenzierung vorteilhaft. Bei z.B. Familien mit Kindern besteht ein
großes Interesse vor allem an verschieden Betreuungs- oder Freizeitdienstleistungen
(Bastelgruppen, Turnstunden). Hierbei sollte man allerdings auf ein gutes Preis-
Leistungsverhältnis achten, so dass auch einkommensschwache Familien diese Angebote in
Anspruch nehmen können. Das vorgestellte Unternehmen Parea ist auf diesem Gebiet bereits
weit vorgeschritten und bietet vielfältige Freizeit- und Betreuungsangebote sowie kulturelle
Veranstaltungen an.
Bei der Gestaltung altersgerechter Wohnungen sollten von den Wohnungsunternehmen
bestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um für das Wohlergehen der Nutzer zu sorgen.
Maßnahmen wären z.B. Aufzüge statt Treppen, breitere Türendurchgänge, Notruftelefon in
jedem Zimmer, Sicherheitsgriffe im Sanitärbereich.
Für Wohnungsunternehmen ist es vorteilhaft, nachhaltige Dienstleistungen ihren Kunden
anzubieten. Denn diese haben gesundheitlichen und finanziellen Nutzen für den Mieter durch
Verwendung von schadstofffreien Rohstoffen und durch die Aufklärung sowie Beratung zu
Themen wie Energiesparen oder Recycling.
Gundlach hat den Nachhaltigkeitsgedanken in das Firmenkonzept integriert und achtet bei
Neu- und Umbauten auf ökologische Aspekte. Unter dem Motto „Nutzen statt Besitzen“
bietet zum einen Gartenstadt Hüttenau den Verleih von Werkzeug oder Spielzeug an.
Wohnungsunternehmen, die Multimediaangebot wie Internetanschluss anbieten, können ihre
Wohnungen zum Teil leichter vermieten, in dem sie eventuell für Studenten einen
vergünstigten Tarif zur Verfügung stellen.
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Ein weiterer Ansatz, das Angebot attraktiver zu gestalten, ist das sogenannte Rabattsystem
(das von Unternehmen wie WGS- Wohnungsgenossenschaft Dresden angeboten wird). Dies
beinhaltet z.B. Rabattcheckheft bzw. Rabattkarte zu Baumärkten, Umzugsunternehmen,
Reisen und kulturelle Veranstaltungen. Die Vermittlung von Rabatten und Vergünstigungen
könnte auf großes Interesse stoßen, da das Sparmotiv bei Kundengruppen eine besondere
Bedeutung hat.
Das Anbieten einer Mieterzeitung oder anderer Werbemittel wie Plakate, Intranet ermöglicht
dem Kunden einen aktuellen Informationsstand über das vielfältige Angebot des
Wohnungsunternehmens. (MiMi- Mieterzeitung angeboten von GSW-Gemeinnützige
Wohnungsbau - und Siedlungsgesellschaft Berlin)
Die Mitarbeiter selbst stellen den entscheidenden Erfolgsfaktor bei der Erbringung von
Dienstleistungen dar, deswegen ist es für die Unternehmen besonders wichtig, Personal gut
auszuwählen und zu schulen. Mitarbeiter müssen in die Lage versetzt werden, die
Wahrnehmung des Kunden erfassen und qualitativ umzusetzen zu können. Beim Anbieten
der Dienstleistung sollten die Mitarbeiter vor allem über ein mietrechtliches und soziales
Fachwissen verfügen, flexibel und kundenfreundlich sein.
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4.4 Werden wohnbegleitende Dienstleitungen im Jahr 2010 nachgefragt? Aus Literatur und Forschung und ebenso aus Gesprächen mit Wohnungsunternehmen lässt
sich ein großes Potential für wohnbegleitende Dienstleistungen erschließen. Der Markt der
Zukunft liegt in diesem Sektor und es lassen sich schon deutliche Ansatzpunkte erkennen.
Wichtig ist es für die Unternehmen, auf gesättigten Märkten nach lukrativen Nischen zu
suchen, diese zu erkennen und ein strategisches Marketingkonzept zu erstellen. Vor allem
sind zukunftsfähige Konzepte, qualifiziertes Personal, innovative und kundenorientierte
Dienstleitungen gefragt, um die Wettbewerbsfähigkeit auf nationaler wie aber auch auf
internationaler Ebene zu sichern.
In den Niederlanden wurde dieses Thema bereits etabliert und erfolgreich umgesetzt.
In Deutschland sind noch einige Defizite vorhanden, die aber zum Teil durch systematische
Konzepte wie z.B. der Leitfaden „Innovative Dienstleitungen rund um das Wohnen - Service
Engineering in der Wohnungswirtschaft“ behoben werden können. Dieser Leitfaden liefert
eine Hilfestellung für die Einführung und Weiterentwicklung wohnbegleitender
Dienstleistungen.
Durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung, veränderte Haushaltsstrukturen und
Lebensstile gehen wir davon aus, dass gerade in Bereichen „Wohnen im Alter“ und
„Einkommensstarke Haushalte“ große Zukunftschancen liegen. Verschiedene Befragungen
kommen jedoch zu der Schlussfolgerung, dass einfache häusliche und handwerkliche Dienste
(Wäsche waschen, Fenster putzen etc.) selbstständig ausgeführt werden und hierfür kein
Unternehmen in Anspruch genommen wird. Dies liegt vor allem an den auftretenden Kosten.
Deshalb sollten Wohnungsunternehmen darauf achten, preisgünstige und qualitativ
hochwertige Dienste anzubieten, die von den Kunden auch wirklich auf Grund eigener
mangelnder Fachkenntnisse und Zeitersparnis angefordert werden.
Im Laufe der Projektbearbeitung hat sich herauskristallisiert, dass Angebot und Nachfrage an
nachhaltig orientierten Dienstleistungen in der Wohnungswirtschaft an Bedeutung gewonnen
haben. Der Verantwortung für Umwelt können sich Wohnungsanbieter und Wohnungsnutzer
des Wohnens in der Zukunft nicht entziehen. Die Anstrengungen, Ressourcen zu schonen,
unnötige Stoffverbräuche zu verhindern, Wasser einzusparen, Müll zu vermeiden, werden
deutlich an Relevanz gewinnen.
Abschließend ist festzuhalten, dass die von uns ausgewählten Wohnungsunternehmen die
vorhandenen Zukunftschancen der Dienstleistungen rund ums Wohnen erkannt und sich
bereits jetzt mit ihren noch vereinzelten Angeboten auf dem Markt etabliert haben.
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Aufgrund des Wachstums solcher Unternehmen, die über ihr Kerngeschäft hinaus
wohnbegleitende Dienstleistungen anbieten, gehen wir davon aus, dass das
Nachfragepotential bis zum Jahre 2010 steigt. Unserer Meinung nach besteht jedoch die
Chance, dass wohnbegleitende Dienstleistungen nicht nur von Wohnungsunternehmen,
sondern auch von Dienstleistungsvermittlern angeboten werden. Sie können sich auf das
Anbieten von Dienstleitungen konzentrieren, während die Wohnungsunternehmen sich
zusätzlich mit ihrem Kerngeschäft, der Vermietung von Wohnungen, beschäftigen müssen.
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5. Reflexion
Bei der Bearbeitung dieser Projektarbeit überraschte uns, dass zusätzliche Serviceleistungen
überhaupt auf dem Wohnungsmarkt angeboten werden. Dabei haben wir die Vielfältigkeit an
wohnbegleitenden Dienstleistungen kennengelernt. Nach unseren bisherigen Erfahrungen
(Mieten einer Wohnung) wurde ein solches Angebot von den Vermietern nie aufgezeigt.
Deswegen fanden wir diesen Themenkomplex sehr interessant und sind auf die weitere
Entwicklung dieses Dienstleitungsfeldes gespannt.
Bei der Recherche allerdings gab es einige Schwierigkeiten, mit denen wir umzugehen hatten.
Zu Anfang war es nicht einfach, entsprechende Literatur zu erhalten, da es aufgrund der
Neuartigkeit des gestellten Themas nur wenig Autoren und Projekte gibt, die sich damit
beschäftigt haben. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch beim Besuch der Verbraucherzentrale
in Münster, die uns keine nützlichen Materialien zur Verfügung stellen konnte.
Bei der Suche im Internet war die Informationsbeschaffung wesentlich aufschlussreicher,
jedoch gab es auch hier von einigen angeschriebenen Wohnungsunternehmen kaum
Rückmeldungen. Offenbar liegt ein Manko in der mangelnden Bewerbung der
Dienstleitungen der Wohnungsunternehmen.
Aufgrund der Komplexität dieses Themas wurden einige Aspekte in dieser Projektarbeit nur
angeschnitten und nicht vertiefend erläutert. Es wird z.B. nicht genauer auf die
entsprechenden Preise der Dienstleistungen und auf die Art der Vermittlung von Leistungen
zwischen Wohnungsunternehmen und Leistungserbringer eingegangen.
Trotz all dieser kleinen Schwierigkeiten war diese Arbeit eine interessante und spannende
Herausforderung für uns.
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6. Anhang 6.1 Literaturverzeichnis Bücher: GdW-Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V., Leitfaden, Innovative Dienstleistung „rund ums Wohnen“ professionell entwickelt, 2004, S.3 Fehr,P.: Dienstleistungsmanagement in der Wohnungswirtschaft – Wohnbegleitende Dienstleistungen für Mieter und Eigentümer, Wiesbaden 2000, S.95 Girsberger,C.; Müller,K.;Schneide,C.;Schürholz,I.: Kundenwünsche und Erwartungen an potenzielle Dienstleister, Projektarbeit Internationales Semester 2003 Hrauda,G.; Jasch,Ch.; Kranzel,S.; Horovath,F.: Homeservices der Fabrik der Zukunft-Berichte aus Energie und Umweltforschung; Wien: Bundestministerium für Verkehr Innovation und Technologie, 2003,S.95-104
Meffert, H., Bruhn, M.: Dienstleistungsmarketing, Wiesbaden 1995, S.27
Meiren,T.: Liestmann, V.(Hrsg.): Service Engineering in der Praxis – Kurzstudie zur Dienstleistungsentwicklung in deutschen Unternehmen, Stuttgart 2002
Mühlbradt, F.W.: Wirtschaftslexikon, 5. aktualisierte Auflage, Berlin 1998, S.95
Teitscheid,P.: Nachhaltige Produkt- und Dienstleistungsstrategien in der Informationsgesellschaft, 2002, S.14
Zeitschriften/ Berichte: Behrendt,S: Car- Sharing, (IZT)Werkstatt Bericht Nr.43, 2000 InWIS (Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH) Eicher,V.; Heinze,R.; Bucksteege,M.: Neue Anforderungen an die Wohnungswirtschaft vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung, Bericht Nr. 3/94 InWIS (Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH) Neitzel,M.: Marketing für Immobilien- Wertschöpfung durch neue Dienstleistungen rund um die Immobilie, Fachveranstaltung „Mieterservice- aber richtig!“, 2004 Mensch Mieter, Zeitschrift des Mietervereins Bochum Hattingen und Umgebung e.V, Nr. 102/2004
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Ökologisches Wirtschaften, Öko- effiziente Dienstleistungen, Herausgegeben von Institut und Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung, Ausgabe 5, 2000 Internetseiten: http://www.archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/BAU/SEITEN/PRO02B.HTM, 13.05.04 http://www.fir.rwth-aachen.de/projektseiten/service-engineering/texte/normal/k_servi, 04.05.04 GdW (Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen) http://www.gdw.de, 27.03.04 IÖW (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) http://www.ioew.at/ioew/de-projekte/02.oeko_DL.html, 13.05.04 http://www.ioew.de/dienstleistung/projekte/Dienstleistungen_rund_ums_Wohnen/Proj, 31.03.04 IZT (Institut für Zukunftsforschung und Technologiebewertung) http://www.izt.de/sewowi/immobilia_2004/index.html, 31.03.04 http://www.izt.de/sewowi/service_rund_ums_wohnen/index.html, 04.05.04 http://www.izt.de/sewowi/service_engineering_links/index.html, 04.05.04 http://www.lbs-muenster.de http://www.oeko-live.bwl.uni-hohenheim.de/de/umweltmarkt/artikel/02704...,13.05.04 http://www.oekoradar.de, 13.05.04 http://www.substainable-homeservice.com, 17.05.04 VDW(Verband der Wohnungswirtschaft) http://www.vdw.de, 6.6.04 http://www.verlagsmarketing.de/mmagazine/mm0304/1.html, 21.04.04 http://www.warentest.de/pls/sw/sw.Main?p_KNR=5004147369331220040423164624, 23.04.04 http://www.wohnbund.de/cgi-bin/wb_foren.cgi?msg-4, 29.04.04 Wohnungsunternehmen: Baugenossenschaft- Dennostraße- Selbsthilfe e.G (Hamburg), http://www.bds-hamburg.de Berliner Wohnungsbaugenossenschaft, http://www.bbwo1892.de
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Die Comtact - Gesellschaft für Dienstleistungen, Infrastruktur und Bauten mbH, http://www.comtact.de Gartenstadt Hüttenau eG ist ein modernes Wohnungsunternehmen, http://www.gartenstadt-hüttenau.de Gundlach Wohnungsunternehmen GmbH & Co, http://www.gundlach-bau.de Lekker Leven ist ein Dienstleistungsvermittler, http://www.lekker-leven.de Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft mbH, http://www.neuwoges.de Parea, Projekt von dem Wohnungsunternehmen Sahle, http://www.parea.de ServiceHaus Service GmbH, http://www.Service-Haus.de Vereinigte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft e.G., http://www.vhw.de Wohnungsunternehmen: (nicht erläutert wurden) BauBeCon Holding AG (viele Niederlassungen z.B. Berlin, Hamburg) http://www.baubecon.de Bauverein Sprockhövel: Wohnungsbaugenossenschaft http://www.bauverein-sprockhoevel.de GAGFAH: Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten http://www.gagfah.de GSW- Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH www.gsw.de GWG- Halle: Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle- Neustadt mbH http://www.gwg-halle.de Viterra: Immobilienunternehmen mit den Geschäftsfeldern Wohnimmobilien und Projektentwicklung (Berlin, München, Ruhrgebiet) http://www.viterra.de WGG: Wohnungsbau- Genossenschaft Greiswald eG http://www.WGG-hgw.de WGS: Wohnungsgenossenschaft Dresden http://www.wgs-dresden.de Zauberfrau: Dienstleistungsunternehmen für umfassendes Haushaltsmanagement (Münster) http://www.zauberfrau.de
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