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Differenzialdiagnose der infektisen posteriorenUveitisDifferential Diagnosis in Infectious Posterior Uveitis
Autoren J. G. Garweg1, C. Tappeiner2
Institute 1 Berner Augenklinik am Lindenhofspital, Universitt Bern, Schweiz2 Universittsklinik fr Augenheilkunde, Inselspital, Universitt Bern, Schweiz
Schlsselwrter infektise posteriore Uveitis Diagnose Pathophysiologie Toxoplasmose Bartonellose akute Netzhautnekrose PORN
Key words infectious posterior uveitis diagnosis pathophysiology toxoplasmosis bartonellosis acute retinal necrosis PORN
eingereicht 30.9.2010akzeptiert 30.11.2010
BibliografieDOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0031-1273219Klin Monatsbl Augenheilkd2011; 228: 268272 GeorgThieme Verlag KG Stuttgart New York ISSN 0023-2165
KorrespondenzadresseProf. Dr. Justus G. GarwegBerner Augenklinik amLindenhofspitalBremgartenstrae 1193012 [email protected]
Zusammenfassung!
Infektise Ursachen bilden die grte tiologi-sche Gruppe posteriorer Uveitiden. Als Einzeldi-agnosen stehen die Toxoplasmose als infektiseErkrankung und der Morbus Behet als nichtinfektise Erkrankung an erster Stelle. Bei aku-ten Entzndungsprozessen immunkompetenterPatienten ist eine exakte Diagnose hufig in-folge einer recht dichten Glaskrperinfiltrationschwierig zu stellen. In diesen Fllen trgt dieBeurteilung des Krankheitsverlaufs zur Differen-zialdiagnose wesentlich bei. Virale Netzhaut-nekrosen verschlechtern sich typischerweisehochakut, Sehstrungen und klinische Sympto-me bei Morbus Behet und Toxoplasmose neh-men innerhalb weniger Tage bis 2 Wochen zu,whrend andere Erkrankungen einen eherschleichenden Verlauf zeigen. Die Dauer der Er-krankung und systemische Grunderkrankungensind bei der ersten okulren Manifestation hu-fig nicht bekannt. Grundstzlich ist die Sehfunk-tion bedroht, wenn die Makula in den entznd-lichen Prozess einbezogen ist, wenn hufigeRezidive zu einer Beteiligung der Makula fh-ren, aber auch wenn sich Sekundrkomplikatio-nen wie ein Makuladem entwickeln. Bei Kin-dern muss auerdem an die Gefahr einerAmblyopie infolge entzndlicher Medientr-bungen gedacht werden, insbesondere bei Glas-krpertrbungen. Deshalb ist eine rasche inter-disziplinre diagnostische Abklrung unddarauf basierende Therapiestrategie erforder-lich. Diese muss einerseits tiologisch abge-sttzt sein, andererseits sollte sie rechtzeitigsteroidsparende Immunsuppresiva und eventu-ell chirurgische Manahmen beinhalten.
Abstract!
Infectious aetiologies represent the largest entityin patients affected by posterior uveitis. As a sin-gle diagnosis, ocular toxoplasmosis ist the mostfrequently diagnosed infectious entity, wheresBehets uveitis represents the most frequentlyencountered immunologic aetiology. In acuteposterior uveitis, an exact clinical diagnosis issometimes prohibited by a dense vitreal infiltra-tion. In this situation, the clinical course andprogression of the disease may help in the differ-ential diagnosis. Rapidly progressive instancessuch as viral retinal necrosis may be differenti-ated from cases of ocular toxoplasmosis and Beh-ets disease, which tend to present in the officewithin one to two weeks of symptoms, and fromother more slowly progressive diseases such asmycotic or nematode infections. The clinical pic-ture at presentation is influenced by the dura-tion of disease, underlying systemic conditions,and by the natural course of disease includingthe healing process and scare formation. Gener-ally, visual function has to be assumed at risk, ifa lesion is located close to the macula, if fre-quent recurrences increase the likelihood of ma-cular involvement and, furthermore, if secondarycomplications affect the macula, e.g., macularoedema. In paediatric cases, the risk of amblyo-pia is frequently under-estimated, namely in thecontext of persistent dense vitreal infiltration.Therefore, a rapid interdisciplinary clinically tai-lored diagnostic access has to be reinforced inorder to establish an early, targeted and etiologi-cally based therapeutic strategy including ster-oid-sparing immunomodulating agents and pos-sibly surgical alternatives.
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Einleitung!
Die posteriore Uveitis ist eine in der augenrztlichen Praxis eherseltene Erkrankung mit einer sehr breiten klinischen Differenzi-aldiagnose. Sowohl klinischer Befund als auch Verlauf sind beiinfektiser Ursache variabel. Posteriore Uveitiden knnen sichperakut bis ber Monate schleppend manifestieren, wie die Bei-spiele von hochakuten und symptomatischen viralen Netzhaut-nekrosen einerseits und die sich typischerweise ber Monatelangsam hinziehenden Nematoden- und Pilzinfektionen anderer-seits zeigen. Genauso verluft die Erkrankung nach Abheilungder akuten Phase variabel, von nie wieder bis hufig rezidivie-rend (z.B. Toxoplasmose-Retinochoroiditis). Einer raschen undrichtigen diagnostischen Einordnung kommt besondere Bedeu-tung zu. Die frhzeitige Diagnose einer eventuell vorhandenensystemischen Grunderkrankung oder Disposition, die Differen-zierung von autoimmunologischen und infektisen Prozessenund eine darauf abgestimmte systemische Therapie sind in denmeisten Fllen essenziell fr die funktionelle Prognose [13].
Pathophysiologischer Hintergrund!
Das klinische Bild der infektisen Uveitis ist das Resultat der Ak-tivitt der zugrunde liegenden Infektion und der immunologi-schen Wirtsreaktion darauf. Die klinisch sichtbare Aktivitt derEntzndung spiegelt also nicht zwingend die Aktivitt des Erre-gers wider, sondern entspricht bei immunkompetenten Indivi-duen vor allem der durch die Infektion ausgelsten (teils ber-schieenden) Aktivitt des Immunsystems zur Kontrolle derInfektion [4].Grundstzlich kann jede systemische mikrobielle Infektion miteiner Augenbeteiligung einhergehen. Infektise Systemerkran-kungen knnen aber auch indirekt an der Pathogenese einernicht infektisen, sondern immunvermittelten Augenerkrankungim Rahmen einer unspezifischen Immunstimulation beitragen.Dies wird hufig ber unspezifische Abwehrmechanismen er-reicht (z.B. Komplementsystem, Toll-like-Rezeptoren) [9]. Typi-sche Beispiele dafr sind die durch Yersinien ausgelste HLA-B27-assoziierte Uveitis, Bartonella-henselae-assoziierte Augen-vernderungen [7, 8] und mglicherweise auch die altersbe-dingte Makuladegeneration [59]. Dies erschwert nicht nur dieEinschtzung der Erkrankung und ihres Verlaufs, sondern erfor-dert im Einzelfall auch eine gute Balance zwischen antiinfekti-ser Therapie (Antibiotika) und entzndungshemmenden Medi-kamenten (Steroide, Immunsuppressiva). Aus diesem Dilemmahilft auch die Diagnostik nicht weiter, da der Nachweis der Er-reger-DNA mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion) zwar dieAnwesenheit des Erregers, nicht jedoch seine pathophysiologi-sche Rolle an der akuten Erkrankung beweist. Auf der anderenSeite zeigt der Nachweis einer lokalen Antikrperproduktionber den sogenannten Goldmann-Witmer-Index (Vergleich derAntikrperspiegel zwischen Kammerwasser und Serum) eine lo-kale Immunaktivitt. Bisher ist jedoch wenig bekannt, ob diesauch unspezifisch ausgelst werden kann, und wie schnell dieImmunaktivitt nach Abklingen der Erkrankung wieder auf Nor-malwerte zurckkehrt [10].
Klinische Einordnung und Verlauf!
Die Differenzialdiagnose nicht HIV-assoziierter, nekrotisierender,retinitischer und chorioretinitischer Vernderungen ist breit. Sosollte vor einer diagnostischen Abklrung versucht werden, dieDifferenzialdiagnose anhand des klinischen Bildes mglichst ein-zugrenzen. Das Erscheinungsbild als fokaler, diffuser oder vas-kulitischer Prozess weist in der klinischen Beurteilung auf ganzunterschiedliche Differentialdiagnosen hin ( Tab. 1) [11]. Typi-scherweise prsentiert sich die infektise posteriore Uveitis alsfokale Chorioretinitis, z.B. bei der Toxoplasmose, Lues, Tuberku-lose, Borreliose, Toxokariose oder Histoplasmose. Im Gegensatzdazu verursachen virale Erkrankungen, welche vor allem dieNeuroretina betreffen, keine klar abgrenzbare chorioretinaleLsion, sondern eine diffuse Netzhautnekrose ohne wesentlichechoroidale Beteiligung. Differenzialdiagnostisch ist dies aller-dings nicht immer von einer autoimmunen, vaso-okklusivbedingten Netzhautnekrose im Rahmen eines Morbus Behet,dem Vogt-Koyanagi-Harada(VKH)-Syndrom, einer atypischen Lu-es-assoziierten Uveitis oder einer aggressiven Verlaufsform einererworbenen Toxoplasmose abgrenzbar. Eine primre oder vor-wiegend vaskulitische Manifestation weist meist auf eine Auto-immunerkrankung der Netzhaut hin, wobei der Morbus Behet,die Sarkoidose (Morbus Boeck), Kollagenosen und der MorbusEales abzugrenzen sind [12, 13].Neben der Prsentation der Lsion spielen die Dauer der Symp-tome und die Progression der Erkrankung fr die differenzialdi-agnostische Einordnung eine zentrale Rolle. Fr die Progressionspielen einerseits die Virulenz und die Fhigkeit des infektisenErregers, das Immunsystem zu stimulieren, andererseits dieDauer des Replikationszyklus des Erregers eine Rolle. Ein schnellreplizierender Erreger wie das Herpesvirus wird sich rascherausbreiten knnen als ein langsam replizierender Erreger wiez.B. ein Pilz. Ein Erreger, der Antigene besitzt, die das Immun-system stark stimulieren, kann eine heftigere Immunreaktionauslsen als ein gut bekannter Erreger, der nicht zum erstenMal auf das Immunsystem trifft. Und bei einem Erreger schlie-lich, dessen antigene Strukturen hnlich den humanen Antige-nen sind, kann auch eine chronische Immunreaktion induziertwerden, die im weiteren Verlauf vllig unabhngig von der Ak-tivitt des Erregers verluft, wie dies im Fall der metaherpeti-schen Keratitis und vermutlich auch bei der HLA-B27-assoziier-ten Uveitis zu beobachten ist. Die antiinfektise Therapie ttetidealerweise den Erreger. Der Erfolg einer antiinfektisen Thera-pie zeigt sich aber nur in jenen Fllen, in denen die Erreger-Replikation und nicht die Immunreaktion das Hauptproblemdarstellt (z.B. bakteriellen Keratitis, virale Retinitis bei Immun-
Tab. 1 Differenzialdiagnose entzndlicher Netzhaut- und Aderhautlsionenbeim immunkompetenten Patienten anhand des Verteilungsmusters der Ent-zndung.
fokal diffus vaskulitisch
Toxoplasmose Zytomegalievirus Morbus Behet
Lues Varizella-Zoster-Virus Morbus Eales
Tuberkulose Herpes-simplex-Virus Sarkoidose
Borreliose VKH-Syndrom Kollagenosen
Toxokariose Morbus Behet
Candida Lues
Histoplasmose (POHS)
POHS = presumed ocular histoplasmosis syndrome; VKH = Vogt-Koyanagi-Harada.
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defizienz). Wenn die durch den Erreger ausgelste Immunreak-tion das grere Problem darstellt, wird auch eine erfolgreicheantiinfektise Therapie den Verlauf der Erkrankung nicht sicht-bar beeinflussen. Dies bedeutet aber nicht, dass die Therapienicht wirkt oder nicht sinnvoll ist, wie sich am Beispiel der bak-teriellen Endophthalmitis zeigen lsst: Auch die antibiotischausreichend behandelte bakterielle Endophthalmitis kommt oftnicht zur Ruhe, bevor der Glaskrpers entfernt ist, weil auchtote Bakterien als Antigene einen Stimulus fr eine massive Im-munreaktion bilden [14]. Die Fhigkeit zur Immunstimulationhngt nicht von der Vitalitt des Erregers, sondern vor allemvon der Prsenz seiner Antigene ab. Diese knnen auch langenach ausreichender Behandlung noch eine Entzndungsreaktionunterhalten. Ein Beispiel hierfr ist die chronische Toxocara-in-duzierte Uveitis, wo die Erregerzysten in der Netzhaut in derRegel keine lebendigen Erreger mehr enthalten, aber chronischAntigene freisetzen und so eine progressive Narbenbildung in-duzieren [15].Ein weiterer wichtiger Parameter fr die Differenzialdiagnosebei posterioren Uveitiden ist (insbesondere bei rezidivierendenVerlufen) die Art der Narbenbildung. Man unterscheidet Er-krankungen ohne Narbenbildung von solchen mit einer klar ab-gegrenzten chorioatrophen, hellen Narbe mit hufig unregelm-ig pigmentiertem Randsaum und von Narben ohne jeglichePigmentierungstendenz. Zur Gruppe der Erkrankungen ohneNarbenbildung gehrt unter anderen die Bartonella-henselae-as-soziierte Neuroretinitis im Rahmen der Katzenkratzkrankheitund die HIV-assoziierte Mikroangiopathie. Eine diffuse Narben-bildung findet sich typischerweise bei Immunprozessen sowiebei frh erkannten und behandelten herpetischen Netzhauter-krankungen wie der PORN (progressive outer retinal necrosis).Eine chorioretinale Narbe ist der typische Befund fr eine infek-tise Ursache (z.B. Toxoplasmose, Borreliose, Lues und Tuberku-lose). Differenzialdiagnostisch muss gelegentlich auch die Ader-haut-Beteiligung bei Sarkoidose als nicht infektise Ursache freine chorioretinale Narbe erwogen werden. Langfristige Aufhel-lungen ohne Pigmentierung beobachtet man vor allem im Rah-men der Birdshot-Uveitis als Folge der fokalen Pigmentatrophieohne neuroretinalen Schaden [1618] ( Tab. 2).Der Anteil an Kindern mit Uveitis betrgt etwa 510% der Pa-tienten in den Uveitis-Sprechstunden von Tertirzentren. Knappdie Hlfte dieser Kinder leidt an posterioren Uveitiden. Da Kin-der kaum ber Sehstrungen klagen, wird bei ihnen imVergleich zu Erwachsenen die Diagnose oft mit erheblicher Ver-
sptung gestellt oder ist ein Zufallsbefund. Immer muss darangedacht werden, dass eine infektise Uveitis bereits kongenitalvorhanden oder erst im Laufe des Lebens erworben wordensein kann. Die hufigsten infektisen Ursache von kongenitalenposterioren Uveitiden sind die Toxoplasmose, Rteln, das Cyto-megalie-Virus, andere Erregern der Herpes-Gruppe und heutesehr selten die Syphilis. Diese Erkrankungen werden unter demmnemotechnischen Begriff TORCHS zusammengefasst [1923].
Spezifische Krankheitsbilder!
Die okulre Toxoplasmose ist mit 50% die hufigste Ursache vonposterioren Uveitiden. Man geht heute davon aus, dass dieMehrzahl der Flle die Folge einer im Laufe des Lebens erwor-benen Infektion und nicht kongenitalen Ursprungs ist. Wenneine kongenitale Infektion nicht bereits bei der Geburt gesichertwurde, lsst sich die kongenitale von der postpartal erworbenenForm klinisch nicht differenzieren. Eine Makula-Beteiligung liegtin ca. 50% der erworbenen und 20% der kongenitalen Toxoplas-mose Uveitiden vor [24]. Eine beidseitige Affektion findet sichbei ca. 30% der kongenitalen okulren Toxoplasmose-Flle, vondenen aber ein groer Teil keine beidseitige Visusbeeintrchti-gung erleidet [25, 26]. Eine Gesichtsfeldeinschrnkung liegt hin-gegen sehr viel hufiger vor, ist jedoch in der Mehrzahl der Fl-le nicht alltagsrelevant [27].Eine kongenitale Zytomegalie-Virus(CMV)-Infektion ist bei einervon 3005000 Geburten zu erwarten. Deutlich seltener ist eineAugenbeteiligung, kann dann aber zu einer schweren Sehbehin-derung fhren. Eine Rteln-Retinopathie ist seit der routinem-igen Rteln-Impfung junger Mdchen sicherlich eine Raritt.Im Gegensatz zu der oft subakut fortschreitenden viralen Retini-tis bei immunkompromittierten Individuen verluft die akuteNetzhautnekrose (ARN, acute retinal necrosis) bei immunkom-petenten Patienten in der Regel perakut und desastrs: Raschentwickeln sich infolge der ausgedehnten Netzhautnekrose eineOptikusatrophie und Netzhautablsung. Darum sollte bei Ver-dacht auf eine ARN oder eine andere visusbedrohende infekti-se Uveitis eine Kammerwasserdiagnostik durchgefhrt und nochvor der Diagnosebesttigung eine auf die klinischen Verdachtsdi-agnose gesttzte, empirische antivirale oder antibiotische Thera-pie, gegebenenfalls in Kombination mit Steroiden, begonnenwerden [28, 29]. Lsst sich die Diagnose ber die Kammerwas-ser-Analyse nicht besttigen, kann im Einzelfall auch eine Vi-
Tab. 2 Differenzialdiagnose chorioretinitischer Lsionen anhand der Narbenbildung.
keine Narbenbildung nicht abgrenzbare
Narbe
atrophe Narbe mit unregelmig pigmentiertem
Rand
diskrete spt aufhellende
Narbe
MEWDS AMPPE Multifokale Choroiditis mit oder ohne aktive Vern-derungen
Bartonella-assoziierteNeuroretinitis
serpiginse Choroiditis Choroidopathia interna punctata (PIC) Birdshot-Uveitis
HIV-assoziierte Mikro-angiopathie
PORN (herpetischeRetinitis)
diffuse subretinale Fibrose
akute vitelliformeMakulopathie
Uveitis bei Toxoplasmose, Borreliose, Lues, Tbc,Sarkoidose
Choroiditis/Chorioretinitis bei Pneumozystis Infektionund Mykosen
sympathische Ophthalmie, VKH, bakterielle Uveitis(Roth Spots)
AMPPE = akute multifokale plakoide Pigmentepitheliopathie; MEWDS =multiple evanescent white dot syndrom; PIC = punctate inner choroidopathy;PORN = progressive outer retinal necrosis; VKH = Vogt-Koyanagi-Harada Syndrom.
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trektomie oder Biopsie von intraokularem Gewebe zur definiti-ven Diagnosesicherung gerechtfertigt sein [30].Whrend die Borreliose eine eher berschtzte Ursache fr in-fektise Uveitiden darstellt, wird die Bartonellose (Katzenkratz-krankheit) als Ursache hufig nicht ausreichend in Erwgunggezogen. Schtzungen des Centers for Disease Controll (CDC) ge-hen davon aus, dass 66 von 1 Mio. Menschen an einer Bartonel-lose leiden. Typischerweise handelt es sich um Kinder mit Kat-zenkontakt, was der Erkrankung den Namen gegeben hat [31,32]. Es handelt sich um eine grippehnliche Erkrankung mitLymphknoten- und Speicheldrsenschwellung im Gesicht undHalsbereich; gelegentlich wird eine typischerweise einseitige Vi-susminderung aufgrund einer Neuroretinitis und Papillitis beob-achtet ( Abb. 2). Die Bartonellen-Serologie ist zu diesem Zeit-punkt meist noch negativ und wird erst 312 Wochen nachder Infektion positiv. Eine hohe Sensitivitt ist hingegen durchdie Bartonella-PCR oder Kultur aus Bioptaten erzielbar [33, 34].Im klinischen Verlauf ist typischerweise eine Spontanremissionohne Therapie und meist auch ohne Diagnosestellung Aus-druck des gutartigen Verlaufs. Schwerere Verlufe werden je-doch bei Patienten mit Immundefekten beobachtet [31, 32]. DieBartonellen-assoziierte Neuroretinitis ist vermutlich nicht direktinfektis, sondern Ausdruck der infektinduzierten Immunreakti-on, die zu einer milden Vaskulitis im Bereich der Papille undder peripapaillren Kapillaren fhrt. Dabei handelt es sich umeine leukozytoklastische Vaskulitis der prlaminren Arteriolender Papille mit sekundrer Lipidablagerung in der plexiformenSchicht (Henle-Nervenfaserschicht der Makula), die zu der de-skriptiven Einordnung als Neuroretinitis meist mit Circinata-Atoll im Bereich der Makula gefhrt hat. In der Tat findet sichin der Netzhaut aber nur makrophagozytrer Abrumprozess inder ueren plexiformen Schicht und keine Retinitis, sodass der
Ausdruck Neuroretinitis eigentlich falsch ist [3537]. DieNeuroretina selbst ist nicht entzndlich verndert, klinisch siehtman die Folgen der Schrankenstrung mit dem und Exsudaten,welche sich nach Abheilung komplett zurckbilden. Wenn kli-nisch kein Anhaltspunkt fr eine Erregeraktivitt vorliegt, hatdie antibiotische Therapie bei dieser selbstlimitierenden Erkran-kung vermutlich keinen Effekt und ist nur bei Patienten mit Im-mundefekt sinnvoll. Die Notwendigkeit einer Steroidtherapie istumstritten, kontrollierte Therapiestudien gibt es wegen der Sel-tenheit der Erkrankung nicht [38].Nicht nur selten diagnostiziert, sondern in unseren Breitengra-den kaum zu sehen, sind okulre Nematodeninfektionen. Dazuzhlen die Toxokariose, die Onchozerkose, die diffuse unilateralesubakute Neuroretinitis (DUSN) und die Zystizerkose [39]. DieseErkrankungen zeigen einen schleichenden, jedoch meist chro-nisch-progressiven Verlauf. Deshalb ist nicht nur eine korrekteDiagnose und antiinfektise Therapie, sondern hufig zustzlicheine Steroidtherapie zur Kontrolle der Entzndungsreaktion er-forderlich. So soll eine langsam fortschreitende Gewebszerst-rung verhindert werden. Die klinische Erscheinung ist anfangsrecht unspektakulr, jedoch von zunehmender Narbenbildunggekennzeichnet. Diese kann von der Hornhaut bis zur Aderhautund Sehnerv smtliche Gewebe im Auge betreffen ( Tab. 3).Die am weitesten verbreitete Nematoden-Infektion am Auge istdie Toxokariose. Mit einem Anteil von deutlich unter 1% allerUveitisflle ist sie jedoch eine Ausschlussdiagnose und klinischvon anderen posterioren Uveitiden gut abzugrenzen. Oft findetsich langfristig eine Traktionsamotio oder Netzhautfalten, wel-che vom Toxokariose-Herd zum hinteren Pol ziehen [15]. Diebeiden anderen, weltweit relevanten Nematoden-Infektionen,die Onchozerkose und Zystizerkose, spielen in unseren Breiten-graden kaum eine Rolle. Ein erst in jngerer Zeit vor allem inSdost- und Mittelwest-Amerika beobachtetes uveitisches
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viralautoim
mun
nicht-virale In
fektion
unbekannt/id
iopathisch
1-14 Tage
2-8 Wochen
>2 Monate
%
Abb.1 Zeitlicher Verlauf der Uveitis als differenzialdiagnostischer Para-meter aus einer eigenen konsekutiven Serie.
a b
Abb.2 Bartonellen-assoziierte Neuroretinitis undOptikusneuritis bei einer 23-jhrigen Patientin.Befund vor Therapie (oben) und 16 Wochen nachSteroidtherapie (unten). Typischerweise findet sichkeine retinale Vaskulitis oder Glaskrper-Infiltration.
Tab. 3 Okulre Nematoden-Infektionen (nach [39]).
Nematoden-
Stamm
Parasit klinische Manifestation
Toxokariose Toxocara canis Choroiditis, Amotioretionae
Onchozerkose Onchocercavolvulus
Keratitis, anterioreUveitis
DUSN unbekannteNematode
Neuroretintis
Zystizerkose Taenia solium ant. Uveitis/Optikus-affektion
DUSN = Diffuse unilaterale subakute Neuroretinitis.
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Krankheitsbild ist die diffuse unilaterale subakute Neuroretinitis(DUSN), die immer hufiger auch auerhalb der Endemie-Gebie-te beobachtet wird ( Tab. 3).Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Differenzialdi-agnose infektiser posteriorer Uveitiden sicherlich nicht im-mer einfach ist. Wenn man die klinische Prsentation undden Verlauf einbezieht, bleiben als hufigster Herdbefunddie Toxoplasmose, als wichtigste flchige Erkrankung die vi-rale Netzhautnekrose und als hufigste nicht infektise vas-kulitische Erkrankung die Morbus-Behet-Uveitis brig. DieseKrankheitsbilder lassen sich meist recht gut gegeneinanderabgrenzen und machen zusammen mehr als zwei Drittel derposterioren und Panuveitiden aus.
Interessenkonflikt: Nein
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