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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 01/09 Januar/Februar 2009 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Digitaler Nachschlag Famulus Baslerische Stiftung Bianca Rauch berichtet über Ihren Aufenthalt in Gie- ßen und Ihre Erfahrungen und Erlebnisse während der 03 06 Hausbesuch „Holo-Deck“ Fortsetzung des Artikels aus der MEDI-LEARN Zeitung, welcher von der Eröffnung in Form einer offiziellen 02 Einweihung des ambulanten Bereiches im Studienhospital Münster berichtet. Famulatur im Krankenhaus der Baslerischen Stiftung. Reisetagebuch Indien Die Studentin Sabine Nickisch gewährt einen ausführ- lichen Einblick in den Ablauf und eigene Erfahrungen während Ihrer Famulatur im Entwicklungs- land Indien. Das Leben an der Uni Erlebnisbericht einer Vorlesung von Miriam Wollny 6 :45 Uhr Montag morgens, der Wecker klingelt!!! Nein, ei- gentlich will ich doch gar nicht auf- stehen! Welcher Student kennt das nicht? Man selbst ist noch müde vom Wochenende und da reißt einen das schrille Weckerklingeln aus den schönsten Träumen. Gut, dass man da einfach mal sagen kann: „Nein, heute nicht! Ich bleibe noch etwas liegen!“. Schließlich sind viele Vor- lesungen, die im Gegensatz zu den Kursen, Seminaren oder Praktika, die immer nachmittags stattfinden, keinen Pflichtveranstaltungen. Doch trotzdem sollte man sich nicht alle entgehen lassen, denn Vorle- sungen sind schließlich auch ein wichtiger Teil des Studentenlebens. Doch was genau ist eigentlich eine Vorlesung? Hier ein paar Antwort- möglichkeiten: a) Der Professor steht vor den Studieren und liest aus einem Buch vor wie ein Märchener zähler. b) Alle schlafen, einer spricht, das nennt man Hochschulun terricht. c) Die ökonomische Form, um Struktur und Inhalte mög lichst vielen durch persön lichen Vortrag darzulegen. Sicherlich kann jeder seinen eigene Meinung dazu haben, doch ich denke jetzt nach einem Jahr Stu- dium, dass es sicherlich ei- nige Vor- lesungen gibt, die wirklich nichts anderes als Zeit verschwenden, die man sinn- voller zum selbstständigen Lernen nutzen könnte (denn darum kommt man leider wohl oder übel nicht he- rum). Viele der Vorlesungen sollte man nicht verpassen, denn sie ver- mitteln wirklich wichtige Inhalte, helfen für das Verständnis und ma- chen richtig Spaß. Dadurch, dass sie viele Lehrveran- staltungen vorbereiten oder beglei- ten, erscheinen einem die Zusam- menhänge klarer. Natürlich kann die Vorlesung nicht das Eigenstu- dium ersetzen oder als einzige Vor- bereitung auf eine Klausur dienen, denn das stumpfe Auswendiglernen aus einem Stapel von Büchern muss häufig doch sein. Beim Durchblät- tern der in der Vorlesung gemach- ten Mitschriften fällt doch häufig auf, worauf die einzelnen Profes- soren ihren Schwerpunkt legen, so dass man nicht ein komplettes 800-Seiten-Buch für jede Prüfung auswendig können muss. Besonders in den Vorlesungen vor den Klausuren sollte man die Ohren besonders spitzen, da doch oftmals viele Tipps und Andeutungen gege- ben wer- den und der Dozent durchsickern lässt, worauf er besonders Wert legt. Ein engagierter Professor ist für eine gelungene Vorlesung natürlich auch von großer Bedeutung. Zu oft passiert es, dass die Studenten alle 5 Minuten ermahnt werden, den Lautstärkenpegel zu senken – doch von einem Hörsaal, gefüllt mit knapp 300 Studenten, kann man keine Totenstille erwarten. Da- her mein Tipp: Einfach alles, was wichtig ist, mitschreiben, denn das verführt auf jeden Fall schon mal nicht dazu, mit dem Nachbarn zu quatschen. Denn was bringt es, eine Vorlesung zu besuchen, wenn man am Ende gar nichts mitbekommen hat und zu beschäftig damit war, den Vordermann mit Papierkügel- chen zu bewerfen? Somit solle man die wichtigste Ausrüstung für eine Vorlesung immer parat haben: Stift und Pa- pier! Ob man seinen Laptop zum Mitschreiben benutzen darf, sollte man vorher mit dem entspre- chenden Dozenten klären, denn manche Vortragenden reagieren darauf doch sehr empfindlich. Also gut, es ist wieder einmal Mon- tag Morgen und man hat sich zur Vorlesung aus dem Bett gequält und sitzt - gerade noch pünktlich - um 8:15 Uhr im Hörsaal zwischen vie- len anderen Kommilitonen. Ganz schnell noch Stift und Zettel aus- gepackt und schon geht es los. Vor dem ersten Unitag sollte man unbedingt wissen, dass viele Vorlesungen auch immer „cum tempore“ an- fangen. Im Vorlesungsverzeichnis steht dann z. B. um 8:00 Uhr ct. – das heißt, man kann eine Viertelstunde länger schlafen, da die Vorlesung erst um 8:15 Uhr startet. Und kaum spricht der Dozent die ersten Worte, wird auch schon wie wild mitgeschrie- ben. Puh, geht das heute mal wieder schnell! So schnell kann ich doch gar nicht mitschreiben, geschweige denn etwas verstehen! Zum Glück stellen daher viele Pro- fessoren ausgewählte Folien ihrer Power-Point-Präsentation später ins Internet, so dass man dort noch einmal nachschauen kann. Ganz ehrlich, als Studentin in der heu- tigen Zeit der Technik kann ich häufig gar nicht nachvollziehen, wie früher wohl die Vorlesungen abgelaufen sind. Heute wird eine Folie nach der anderen über den Beamer an die Wand projiziert und der Referent fuchtelt mit der Maus auf seinem Laptop herum, um manche Passagen besonders hervorzuheben. Und natürlich benutzt der Dozent auch immer ein schönes kleines Mi- krofon, dass man sich lediglich um den Hals hängen muss, so dass auch die Studenten in der letzen Reihe etwas mitbekommen. Blöd ist dann nur, wenn plötzlich die Batterien des tragbaren Mikrofons leer sind. Doch zum Glück ist der technische Hörsaaldienst gleich nebenan. Doch bei all den neuen Möglich- keiten kommt auch das altbewährte Modell besonders in Anatomie nicht zu kurz. Denn was ist schon ein echter Schädel oder ein Skelett, an dem das Dargelegte erklärt und demonstriert werden kann, gegen ein noch so toll illustriertes Bild in einem Buch? Fortsetzung auf Seite 2 Jeder Student sammelt verschiedene Erfahrungen über Vorlesungen

Digitaler Nachschlag

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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.

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Page 1: Digitaler Nachschlag

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 01/09 Januar/Februar 2009 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Famulus Baslerische StiftungBianca Rauch berichtet über Ihren Aufenthalt in Gie-ßen und Ihre Erfahrungen und Erlebnisse während der

03 06

Hausbesuch „Holo-Deck“Fortsetzung des Artikels aus der MEDI-LEARN Zeitung, welcher von der Eröffnung – in Form einer offiziellen

02 Einweihung – des ambulanten Bereiches im Studienhospital Münster berichtet.

Famulatur im Krankenhaus der Baslerischen Stiftung.

Reisetagebuch Indien Die Studentin Sabine Nickisch gewährt einen ausführ-lichen Einblick in den Ablauf und eigene Erfahrungen

während Ihrer Famulatur im Entwicklungs-land Indien.

Das Leben an der UniErlebnisbericht einer Vorlesungvon Miriam Wollny

6:45 Uhr Montag morgens, der Wecker klingelt!!! Nein, ei-

gentlich will ich doch gar nicht auf-stehen! Welcher Student kennt das nicht? Man selbst ist noch müde vom Wochenende und da reißt einen das schrille Weckerklingeln aus den schönsten Träumen. Gut, dass man da einfach mal sagen kann: „Nein, heute nicht! Ich bleibe noch etwas liegen!“. Schließlich sind viele Vor-lesungen, die im Gegensatz zu den Kursen, Seminaren oder Praktika, die immer nachmittags stattfinden, keinen Pflichtveranstaltungen.

Doch trotzdem sollte man sich nicht alle entgehen lassen, denn Vorle-sungen sind schließlich auch ein wichtiger Teil des Studentenlebens. Doch was genau ist eigentlich eine Vorlesung? Hier ein paar Antwort-möglichkeiten:

a) Der Professor steht vor den Studieren und liest aus einem Buch vor wie ein Märchener zähler.b) Alle schlafen, einer spricht, das nennt man Hochschulun terricht.c) Die ökonomische Form, um Struktur und Inhalte mög lichst vielen durch persön lichen Vortrag darzulegen.

Sicherlich kann jeder seinen eigene Meinung dazu haben, doch ich denke jetzt nach einem Jahr Stu-dium, dass es sicherlich ei-nige Vor-lesungen

gibt, die wirklich nichts anderes als Zeit verschwenden, die man sinn-voller zum selbstständigen Lernen nutzen könnte (denn darum kommt man leider wohl oder übel nicht he-rum). Viele der Vorlesungen sollte man nicht verpassen, denn sie ver-mitteln wirklich wichtige Inhalte, helfen für das Verständnis und ma-chen richtig Spaß.

Dadurch, dass sie viele Lehrveran-staltungen vorbereiten oder beglei-ten, erscheinen einem die Zusam-menhänge klarer. Natürlich kann die Vorlesung nicht das Eigenstu-dium ersetzen oder als einzige Vor-bereitung auf eine Klausur dienen, denn das stumpfe Auswendiglernen aus einem Stapel von Büchern muss häufig doch sein. Beim Durchblät-tern der in der Vorlesung gemach-ten Mitschriften fällt doch häufig auf, worauf die einzelnen Profes-soren ihren Schwerpunkt legen, so dass man nicht ein komplettes 800-Seiten-Buch für jede Prüfung auswendig können muss.

Besonders in den Vorlesungen vor den Klausuren sollte man die Ohren besonders spitzen, da doch oftmals viele Tipps und Andeutungen gege-

ben wer-

den und der Dozent durchsickern lässt, worauf er besonders Wert legt.

Ein engagierter Professor ist für eine gelungene Vorlesung natürlich auch von großer Bedeutung. Zu oft passiert es, dass die Studenten alle 5 Minuten ermahnt werden, den Lautstärkenpegel zu senken – doch von einem Hörsaal, gefüllt mit knapp 300 Studenten, kann man keine Totenstille erwarten. Da-her mein Tipp: Einfach alles, was wichtig ist, mitschreiben, denn das verführt auf jeden Fall schon mal nicht dazu, mit dem Nachbarn zu quatschen. Denn was bringt es, eine Vorlesung zu besuchen, wenn man am Ende gar nichts mitbekommen hat und zu beschäftig damit war, den Vordermann mit Papierkügel-chen zu bewerfen?

Somit solle man die wichtigste Ausrüstung für eine Vorlesung immer parat haben: Stift und Pa-pier! Ob man seinen Laptop zum Mitschreiben benutzen darf, sollte man vorher mit dem entspre-chenden Dozenten klären, denn manche Vortragenden reagieren darauf doch sehr empfindlich.

Also gut, es ist wieder einmal Mon-tag Morgen und man hat sich zur Vorlesung aus dem Bett gequält und sitzt - gerade noch pünktlich - um 8:15 Uhr im Hörsaal zwischen vie-len anderen Kommilitonen. Ganz

schnell noch Stift und Zettel aus-gepackt und schon geht es los.

Vor dem ersten Unitag sollte man unbedingt

wissen, dass viele Vorlesungen auch

immer „cum tempore“ an-fangen. Im

Vorlesungsverzeichnis steht dann z. B. um 8:00 Uhr ct. – das heißt, man kann eine Viertelstunde länger schlafen, da die Vorlesung erst um 8:15 Uhr startet. Und kaum spricht der Dozent die ersten Worte, wird auch schon wie wild mitgeschrie-ben. Puh, geht das heute mal wieder schnell! So schnell kann ich doch gar nicht mitschreiben, geschweige denn etwas verstehen!

Zum Glück stellen daher viele Pro-fessoren ausgewählte Folien ihrer Power-Point-Präsentation später ins Internet, so dass man dort noch einmal nachschauen kann. Ganz ehrlich, als Studentin in der heu-tigen Zeit der Technik kann ich häufig gar nicht nachvollziehen, wie früher wohl die Vorlesungen abgelaufen sind. Heute wird eine Folie nach der anderen über den Beamer an die Wand projiziert und der Referent fuchtelt mit der Maus auf seinem Laptop herum, um manche Passagen besonders hervorzuheben.

Und natürlich benutzt der Dozent auch immer ein schönes kleines Mi-krofon, dass man sich lediglich um den Hals hängen muss, so dass auch die Studenten in der letzen Reihe etwas mitbekommen. Blöd ist dann nur, wenn plötzlich die Batterien des tragbaren Mikrofons leer sind. Doch zum Glück ist der technische Hörsaaldienst gleich nebenan.

Doch bei all den neuen Möglich-keiten kommt auch das altbewährte Modell besonders in Anatomie nicht zu kurz. Denn was ist schon ein echter Schädel oder ein Skelett, an dem das Dargelegte erklärt und demonstriert werden kann, gegen ein noch so toll illustriertes Bild in einem Buch?

Fortsetzung auf Seite 2Jeder Student sammelt verschiedene Erfahrungen über Vorlesungen

Page 2: Digitaler Nachschlag

Januar/Februar 20092Seite MLZDigitaler Nachschlag

Erlebnisbericht einer VorlesungFortsetzung von Seite 1

Puh, nach 45 Minuten anstren-genden Mitschreibens gibt es zum Glück erst mal eine Pause, in der man auch nach vorne gehen kann, um nicht ganz Nachvollziehbares direkt beim Dozenten zu erfragen. Am Anfang – als ich das erste mal den Vorlesungsplan gesehen hatte – dachte ich mir nur: „Was soll das denn, alle 45 Minuten eine Pause von 15 Minuten zu machen?? Das ist doch die totale Zeitverschwen-dung!“. Doch inzwischen fällt der Stift nach 45 Minuten auf das Papier und ich lehne mich ent-

Zum Hausbesuch ins „Holo-Deck“Eröffnung des ambulanten Bereichs im Studienhospital Münster Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 01/09

Der technische Clou im Er-weiterungsteil ist das Projekt

„SimuScape“, ein Umgebungs-simulator, den das Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) aus Berlin eigens für die Einrichtung entwickelt hat und der in dieser Form weltweit einmalig ist.

ein 3-D-Kino zur Bespassung von MeDizin-

stuDenten?

Der zylinderförmige, rund 25 qm Grundfläche umfassende Anbau erinnert an ein Planetarium. Im Innern projizieren sieben Beam-er bewegte Bilder an die Wand, die zu einem 360-Grad-Panorama mit Tiefenwirkung verschmelzen und den Eindruck einer realen Umgebung erzeugen. Wegen der kurzen Entwicklungsphase muss-te sich Bundesministerin Schmidt bei ihrer SimuScape-Visite mit statischen Bildern begnügen,an mehrminütigen Filmen arbeiten das FIRST-Team aber bereits mit Hochdruck.Also ein 3-D-Kino zur Bespaßung von Medizinstudenten? „Keines-wegs“, stellt Marschall klar. So-wohl im stationären als auch im ambulanten Teil des Studienhos-pitals bleibe die Ausbildung im-

mer an Räume gebunden. „Ärzte arbeiten aber nicht nur dort“. Als erste Simulation hat er daher einen Fahrradunfall auf dem münster-schen Promenadenring program-mieren lassen. Die Dachwohnung einer alten Dame, in der ein Haus-besuch stattfindet, steht ebenso auf der Arbeitsliste der FIRSTWissen-schaftler wie eine Bahnhofstoilet-te, in der ein Drogenabhängiger zu versorgen ist.

Mit den Filmen wird die Reali-tätsnähe nochmals wachsen - und damit auch der Stressfaktor für die Studierenden.

Denn zum simulierten Verkehrs-unfall kommt dann noch das Hu-pen der genervt im Stau stehenden Autofahrer. Die benötigten Szenarien wird das Team des Instituts für Ausbil-dung und Studienangelegenheiten (IfAS), das das Studienhospital betreut, künftig auch selbst dre-hen können.

ein projiziertes WohnziMMer ist günstiger

als jeDes echte oDer nachgeBaute

Zum Arbeitsprinzip der Fraunho-fer-Institute gehört es, ihre Neu-

entwicklungen bei den Nutzern zu verstetigen.

Das von FIRST entwickelte Aufnahmeverfahren ist dabei vergleichbar mit dem, das der Internetdienst Google für seine 3-D-Stadtpanoramen einsetzt. Auch das aufwändige SimuScape sieht Studiendekan Dr. Marschall als eine Investition, die sich unter dem Strich auszahlt: „Ein pro-jiziertes Wohnzimmer ist gün-stiger als jedes echte oder nach-gebaute“.Gekostet hat die „Studienpra-xis“ rund 400.000 Euro, die die Medizinische Fakultät aus ihrer Landeszuweisung finanziert. Um-gesetzt wurde das Projekt vom Geschäftsbereich Bau und Lie-genschaften des Universitätskli-nikums Münster sowie externen Fachplanern. Wie schon bei der ersten Realisie-rungsstufe sind zahlreiche Spon-soren beteiligt, darunter bekannte Namen wie Heine Optotechnik (Diagnosetechnik), die Tunstall GmbH aus Telgte (Kommunika-tionstechnik) oder Trilux (Licht). Als dritter und abschließender Abschnitt des „Studienhospitals Münster“ - das diese Bezeichnung auch weiterhin führen wird - steht der Bau eines Operationstraktes an, der für 2010 geplant ist.

spannt zurück, denn 45 Minuten, in denen man eifrig mitschreibt und sich stark konzentriert, sind anstrengender, als ich anfangs ge-dacht hatte.

Nicht zuletzt bin ich über die Vier-telstunde Pause sehr froh, da die Schlange auf den Toiletten immer ewig lang zu sein scheint. Gut, dann geht es um 9:00 Uhr weiter mit der nächsten Vorlesung. Mal sehen, wie die so wird...

Endlich 13:00 Uhr! Geschafft, 5 Stunden Vorlesung sind vorüber,

das wurde aber auch Zeit. Zum Ende hin konnte ich mich einfach nicht mehr konzentrieren. Also jetzt erst einmal eine Stunde Mit-tagspause. Das heißt : „Auf in die Mensa!“ und danach um 14:00 Uhr geht es dann mit den Nachmittags-veranstaltungen (Seminare oder Praktika) weiter.

Heute war echt ein anstrengender Tag. Ich freue mich einfach nur, wenn ich dann endlich zu Hau-se auf dem Sofa sitzen kann. Und dann überlege ich mir, ob ich nach diesem Vorlesungsmarathon heute

morgen nicht mal ein bisschen län-ger schlafe!!

Also mein Tipp: Am Anfang sollte man auf jeden Fall zu allen Vorle-sungen hingehen und nach ein paar Tagen merkt man meistens schon selber, welche Vorlesungen sich wirklich lohnen und wann man den Wecker etwas später stellen kann! Denn Zeit zum Selbststudium – und natürlich für Hobbies und Freunde – sollte auch immer noch vorhan-den sein, denn schließlich braucht ein gestresster Student auch mal ei-nen Ausgleich zum Unialltag!

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ließ sich vom Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Dr. Bernhard Marschall, die Ausbildung der Studenten im Studienhospital der Universität Münster erläutern

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Januar/Februar 2009 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Eine Auslandsfamulatur in einem Entwicklungsland war

schon lange ein Ziel in meinem Hinterkopf. Der beste Zeitpunkt erschien mir gegen Ende des Studi-ums, so dass man medizinisch dem Abenteuer einigermaßen gewach-sen ist. Zusammen mit einem Kom-militonen war dann Indien schnell als Ziel auserkoren, schließlich wollten wir auch Reisen und das kann man in diesem kulturell be-eindruckenden Land ohne Frage.

Online stellten wir ein Arsenal an Adressen zusammen, wobei wir uns auf den Süden des Landes beschränkten. Durch Erfahrungs-berichte haben wir schnell einen Favoriten gefunden: das Christian Medical Col-lege (CMC) in Vellore. Es gilt als das zweit-größte und beste Kranken-haus Indiens. Hierher reisen Leute von weit her, um sich be-handeln zu las-sen. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einer amerika-nischen Missio-narin gegründet. Das CMC liegt im Bundesstaat Tamil Nadu (130 000 m²; 64Mio EW, Haupt-stadt: Chennai). Der Standort Vel-lore (390 00 EW) wurde mit Bedacht gewählt, da die Dörfer um Vellore ziemlich verarmt und medizinisch unterversorgt gewe-sen sind. Somit ist das CMC ein Motor für die Umgebung. Täglich werden hier um die 5000 Patienten (!) abgefertigt und mittels verschie-denster Hilfsprojekte insbesondere die Landbevölkerung unterstützt.

Der große Vorteil vom CMC ist, dass das medizinischen Personal nur Englisch kommuniziert, auch die Lehre und der Schriftverkehr

erfolgen nur in Englisch. Der Ak-zent ist zwar stark, aber man kann dennoch gut dem Krankenhausall-tag folgen. Weiterhin war es sehr praktisch, dass man auf dem Cam-pus der Uni für die Dauer des Prak-tikums wohnen konnte.Den Kontakt zum Haus haben wir per Email hergestellt und auch zeitnah eine Zusage bekommen. Insgesamt haben wir etwa 6 Mo-nate für die Vorbereitungen (Imp-fungen, Visum, Arbeitserlaubnis, etc.) benötigt.

Wunschstation General MedicineGegen Mittag komme ich auf mei-ner Wunschstation an: General Me-

dicine I, Schwerpunkt „infectious diseases“. Die Tageshöhepunkte sind vorüber, erklärt man mir. Die Ärzte seien unterwegs zur Visite.

Da das CMC riesig und vor allem unübersichtlich ist, bin ich dank-bar, dass mich jemand zur Station bringt. Geschlagene 10 Minuten trabe ich ihm die Gänge und Trep-pen hinterher, bin mir sicher, ich wäre allein verloren gegangen und traue mich noch nicht, mir Gedan-ken über den Rückweg zu machen. Die Warteräume sind übervoll, auf

den Gängen liegen Menschen, an-dere vertilgen ihre mitgebrachten Speisen, wobei Warnschilder da-rauf hinweisen, dass mitten im Krankenhaus nicht gespuckt oder uriniert werden solle.

Baustelle und Krankenstation gehen fließend ineinander über, ebenso wie staubiger Innenhof und OP. In den Krankenzimmern liegen dann tat-sächlich alle Infektionskrankheiten bunt gemischt in einem Raum, z.T. getrennt durch einen Vorhang: HIV, TB, Syphillis, Malaria. Die Fami-lie übernimmt die Versorgung. Das heißt pro Patient sind 1-2 Angehöri-ge anwesend, dazu dann bei der Vi-site 10 Ärzte, einige Studenten und ab und zu auch noch eine Schwe-ster. Damit sind die Patientenzim-mer voll. Es gibt keine Fenster und Türen, wohl aber Ventilatoren.

Nach der Visite läuft noch ein Vortrag über „Therapie und Diagnostik von Syphillis“, danach kann ich gehen.

Es ist 14:00 Uhr bei 35°C und 75% Luftfeuchtigkeit. Ich gehe „shoppen“, da ich adäqua-te Krankenhauskleidung benötige. Nur die Schwestern sind uniformiert im weißen oder babyblauen Sari, die Ärzte tragen ihre Alltagsklei-dung. Das heißt, Männer erscheinen in Hose und Hemd, Frauen im bun-ten Salwar Kamiz, selten im Sari. Wichtig ist aber, dass die Beine bis

Reisetagebuch IndienFamulatur in einem Entwicklungslandvon Sabine Nickisch

zum Knöchel und die Arme bis zu den Ellenbogen bedeckt sind. Die Auswahl in Vellore ist mittelmä-ßig, die Preise dafür klein. Für den Rückweg ergattere ich eine Rikscha und erleide mal wieder Todesangst. Morgen nehme ich den Bus, der ist billiger und stärker, aber auch voll und langsam.

SprechstundeHeute ist „outpatient“ Sprechstun-de. Das bedeutet auf 6m² sitzen 2 Ärzte an einem Schreibtisch. Computer, Blutdruckgerät und Liege teilt man sich. Ventilatoren brummen. Da es keine Türen gibt, hat man keinen Sicht- und Lärm-schutz. Jeder Patient bringt min-destens einen Angehörigen mit, so sind wir mindestens zu siebt im Zimmer. Das größte Problem ist

aber die Verständigung. Arzt und Patient sprechen selten die sel-be Sprache. Die Ärzte springen zwischen den Sprachen: Eng-lisch als Dokumentations- und offizielle Sprache im CMC, Hindi als Amtssprache parallel zu Englisch und dann um die 600 Sprachen und Schriften je nach Region, in Vellore oft Tamil. Die Patienten rei-sen mit all ihren früheren Untersuchungsergebnissen und Röntgenaufnahmen in Tüten an.

Der Umgangston von der Ärztin zum Patienten ist rau. Sie fällt den Patienten oft ins Wort, verdreht die Augen, schüttelt den Kopf. Blickkontakt ist rar. Die Ärzte schlagen die Unter-suchungen vor, nennen den

Preis. Der Patient wägt ab zwischen Gesundheit und Finanzlage. Eine staatliche Krankenversicherung gibt es in Indien nicht und auch die Rente obliegt der Selbstvorsor-ge, die sich kaum ein Inder leisten kann. Auffällig war, dass viele Pati-enten psychosomatische Probleme hatten... eine sonderbare Erkenntnis in einem Entwicklungsland.

„Journal Club“Hier stellen die Assistenten beim Frühstück sonderbare, vermeid-bare und unklare Todesfälle vor,

Fortsetzung auf Seite 4

Indien - ein Land mit faszinierender Kultur und Landschaft

Page 4: Digitaler Nachschlag

Januar/Februar 20094Seite MLZDigitaler Nachschlag

Famulatur in einem EntwicklungslandFortsetzung von Seite 3

vor allem nosokomiale Infektionen bzw. Sepsis im Zusammenhang mit HIV und TBC bei jungen Pa-tienten. Der restliche Vormittag verläuft schleppend auf Station - mit „bed-side teaching“ und „ward rounds“. Ich sehe einen Schlangebiss, viele an TBC erkrankte Kinder und Zö-liakie im Endstadium bei einer 18-jährigen.

Rauer Umgang bei VisiteHeute stand Chefvisite auf dem Programm. In fast fünf Stunden wurden alle 30 bis 40 Patienten vorgestellt. Gemeinsam haben alle das weitere Vorgehen abgestimmt. Die Kommunikation lief nur auf Englisch, mit dem Patienten wurde so gut wie gar nicht gesprochen. Ich weiß nicht, ob sie eine Vorstellung ihrer Krankheit, geschweige denn ihrer Therapie haben. Man müht sich zwar dem Patienten zu helfen, aber der Umgang ist rau. Neben Malaria, Hepatitis, Amöbenlebe-rabszess, HIV, Syphilis, Tbc liegen einige Diabetiker, Patienten mit Apoplex und Myocardinfarkt auf Station. Patienten, welche bei uns auf der ITS liegen würden, sind hier zusammengepfercht in einem Raum. Ohne Überwachung, intu-biert ohne Sedierung, selten wird mit Sauerstoff gearbeitet, da der so teuer ist, Infektiöse neben Schlag-anfällen und dazwischen immer die Angehörigen. Manchmal weiß man nicht, wer eigentlich der Patient ist, wenn die Angehörigen auf dem Fußboden herumliegen. Aber sie haben eine wesentliche Funktion. Sie übernehmen die Pflege: besor-gen Essen, waschen, kämmen und schaffen die Medikamente heran.

Zum Teil hängen Beschränkungs-schilder aus, wie viele Angehöri-ge wo erlaubt sind, wer weiß, wie überbevölkert das Krankenhaus sonst wäre.

Beginn im CHADWir beginnen unsere erste Woche im CHAD (Community Health and Development Center) und zwar anfänglich mit Warten, dann

mit Bürokratie und schließlich mit Hospitation in der Ambulanz. Das Patientengut könnte sich in einer allgemeinmedizinischen Praxis vorstellen: Rheumatoide Arthri-tis, Diabetes mellitus, Zustand nach Apoplex, viele Epileptiker, psychosomatische Erkrankungen, aber auch rheumatisches Fieber. Die Diagnosen werden aufgrund der klinischen Untersuchung ge-stellt. An zusätzlicher Diagnostik wird maximal ein Laborparameter angefordert. Der Grad der Anämie wird zum Beispiel lediglich anhand der Kon-junktiven beurteilt. Das größte Pro-blem in der Therapie ist, neben den finanziellen Nöten der Patienten, der geringe Bildungsstand und Lebens-standard der Patienten. So kommt ein 16-jähriger mit Gesichtsverlet-zung nach epileptischem Anfall. Er erscheint, weil weder er noch seine Familie versteht, dass die Medi-kamente regelmäßig und prophy-laktisch einzunehmen sind. Noch komplizierter wird die Situation bei Diabetikern: Wie soll ein Analpha-bet ohne Kühlschrank je mit einer Insulintherapie klarkommen?

Hospitation im KreisssaalHeute sind wir im labour room (Kreißsaal) zur Hospitation gewe-sen. Anfangs schien der Tag ziem-lich ruhig zu werden. Am Ende haben wir aber doch zwei Kaiser-schnitte gesehen. Der OP ist ziem-lich karg mit einem fleckigen Stein-fußboden. Als Ablage dienen alte wacklige Holztische. Die erste Pa-tientin ist bereits 39 Jahre alt - wird somit als „elderly“ kategorisiert. Im Schwangerschafts- bzw. Ge-burtsprotokoll wird neben der Reli-gion (sie steht immer auf der ersten Seite jeder Krankenakte) auch nach der Dauer der Ehe und dem Fami-liengrad des Ehemannes gefragt. Denn oft wird unter Cousins gehei-ratet und viele Frauen entbinden 9 Monate nach der Eheschließung.

Die PDA führte mal eben der Ge-burtshelfer durch, ziemlich unsanft und in mehreren Versuchen mit ein und derselben Nadel. Insgesamt

waren ein Arzt und ein bis zwei As-sistenten anwesend, kein Pädiater, dazu zwei Schwestern.

Vor dem ersten Schnitt haben alle Beteiligten erstmal das Vaterunser gesprochen. Der Ablauf ansonsten ähnelt unserem Standard. Wobei es keinen Bipo gibt und auch kei-ne Ausrüstung für einen möglichen Notfall für Mutter oder Kind weit und breit zu sehen war. „Gott sei Dank“ geht aber alles gut und ein süßer Junge wird geboren. Da keine freien Kapazitäten existieren, legt man ihn erstmal beiseite auf eine staubige Liege mit einem Tuch,

dort quäkt er vor

sich hin. Als dann fertig genäht ist, geht die Schwester zum Wiegen und Waschen, dann erst zeigt man das Kind der Mutter. Die Reaktion ist weniger emotional als erwartet.

Beim nächsten Kaiserschnitt ist dann Eile geboten. Die Herztöne fallen auf 50/min. ab. Es wird Me-konium im Fruchtwasser vermu-tet. Jetzt kommt auch ein Pädiater dazu. Wieder verläuft alles gut. Das 2800 g schwere Baby ist ein Mäd-chen. Die Reaktion der ebenfalls „elderly mother“ ist frappierend! Die Kleine wird eingewickelt und den vorm OP-Trakt wartenden An-gehörigen präsentiert. Es fällt nur eine Frage: Welches Geschlecht? Daraufhin wickelte die Schwester das Mädchen aus. Köpfe werden geschüttelt, die Blicke auf den Fuß-boden gerichtet. Dann bittet eine der Angehörigen das Kind gleich

nehmen zu dürfen. Nicht einmal die Mutter hatte das Baby bislang berührt. Jetzt kommt es zum Eklat. Die Schwester wird böse, schreit die Wartenden an und verschwin-det mit dem Neugeborenen.

Dann erklärt uns die Schwester, dass diese Reaktion nicht unüblich wäre. In diesem Fall liegt es daran, dass die Mutter nicht die Jüngste ist und diese Schwangerschaft vermutlich ihre erste und letzte gewesen ist. Damit ist die Enttäuschung groß, wenn „nur“ ein Mädchen geboren wird. Vermutlich wollten die Ange-hörigen das Kind aber nicht töten. Schließlich musste die Rechnung für den Kaiserschnitt bereits im

Voraus bezahlt wer-

den. Außerdem wurde die Kleine - unfreiwillig und Indien untypisch - im Krankenhaus geboren. Somit erfolgt automatisch eine staatliche Registrierung und man müsste sich rechtfertigen, wenn dem Neugebo-renen etwas zustieße.

In Indien kommen auf 1000 Män-ner 933 Frauen, wobei dieses Ge-fälle im Norden stärker klafft. Der Subkontinent ist somit eines der wenigen Länder, in denen es einen unnatürlichen Männerüberschuss gibt. Die Familien leisten sich eher eine Pränataldiagnostik oder eine Abtreibung, als später die enorme Mitgift für die Tochter zu zahlen....Frauen als Unglück durch die fi-nanzielle Belastung auf der einen Seite und auf der anderen Seite ein

Fortsetzung auf Seite 5

Page 5: Digitaler Nachschlag

Januar/Februar 2009 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Famulatur in einem EntwicklungslandFortsetzung von Seite 4

Mangel an Frauen für Männer im heiratsfähigen Alter.Dennoch sind die Fortschritte in diesem Bereich riesig und den rei-chen Indern ist es egal, welches Ge-schlecht ihr Kind trägt, da sie eine andere „Rente“ im Rückhalt wissen.

DorfbesucheWir fahren auf die Dörfer. Wir sind 2 Assistenzärztinnen, 2 Schwestern und 2 Schwesternschülerinnen. Der Bus ist als einfache mobile Arztpraxis umfunktioniert worden, aber nicht für Notfälle ausgestat-tet. Während der Fahrt sitzen wir auf einem festgeschraubten Tisch, man muss sich gut ausbalancieren, um bei den Schlaglöchern nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Der erste Stopp ist eigentlich nicht weit von Vellore entfernt. Wir bauen Tisch und Stühle in einem kargen, dunklen Haus auf. Die Sprechstunde beginnt. Wir wun-dern uns über die vielen Kinder, die hier auf dem dreckigen Fuß-boden jammernd sitzen. Bis klar wird, dass wir uns in einer Art Dorfkita befinden. Ein Vergleich zu den mir bekannten deutschen Kitas ist ausgeschlossen. Es gibt kaum Spielzeug. Die Kinder sind alle unzufrieden, schmutzig und ängstlich, die Erzieherin derb. Da kein Kind eine Windel trägt, pullern die Kleinen ein. Der Fuß-boden ist daher fleckig, der Raum voller Fliegen. Jeder dritte Ziegel in einer der Wände wurde ausge-lassen, als Fensterersatz.

Als einziges Vergnügen wird daher auf einem wackligen Stuhl durch die Ritzen ins Helle geschaut. Als Bet-ten dienen Tücher, die an der Decke fixiert sind und in denen die Kinder zwar nur in einer Position, aber doch recht kuschelig liegen. Während die Kinder quengeln, hört die Ärztin die Patienten ab (!) und erklärt von Zeit zu Zeit deren Krankheitsbilder. Über eine holprige Straße gelangen wir zum nächsten Stopp. Hier wird die Praxis gleich einmal unter frei-em Himmel aufgebaut. Während ein Patient behandelt wird, reihen sich die übrigen Wartenden einfach

um den Tisch. Man kennt sich eben.Im Bus erfolgen die Laborarbeit mit Blutentnahme, die „antenatal“ Sprechstunde und die Medika-mentenausgabe. Gegen 13:00 Uhr suchen wir uns ein Plätzchen zum „lunch“. Mitten im Nirgendwo hält der Bus und wir suchen auf einem Feld nach einer geeigneten Stelle. Schließlich lassen wir uns unter Palmen auf mitgebrachten Bambusmatten nieder. Jeder packt seinen Reis und ca. 1-2 verschie-denen Soßen aus. Bis auf die Ärz-tinnen haben alle Selbstzuberei-tetes dabei und wir natürlich Toast aus der Kantine. Wer nicht mehr kann, teilt. So entsteht automatisch eine Art Buffet. Der räudige Hund, der sich ange-lockt durch die Düfte anschleicht, stört scheinbar niemanden, außer mich. Als dann alle fertig sind, bekommt er die Reste. Wir sitzen übrigens direkt an einem Baum an dem 3 Kreuze angeschlagen sind - ein Familienfriedhof. Nach dem Essen beginnen plötzlich alle eifrig zu basteln. Dann folgt die Erklärung. Sie bauen Instrumente. Es soll getanzt und/oder gesungen werden. Einer stimmt ein Lied an, die übrigen unterstützen durch Ras-seln und Summen. Insgesamt wird die Mittagspause auf 1,5 Stunden ausgedehnt. Alle sind total entspan-nt und keiner scheint interessiert an frühem Feierabend.

Danach haben wir 2 weitere Stopps eingelegt, einer davon in einem ex-trem ärmlichen Dorf. Viele leben als Familie in aus Planen und Tü-ten gebauten Zelten. Ringsherum wimmelte es von frechen Affen, jämmerlichen Hunden und Katzen.Viele der Patienten sind Epileptiker oder haben die auch bei uns üblichen Alterskrankheiten. Einige Kinder mit beeindruckend scheppernden Herzfehlern werden vorstellig. In der „Sprechstunde“ wird ein biss-chen untersucht, wenig gesprochen und dann die Medizin aufgeschrie-ben. Mit dem Rezept gehen die Pa-tienten zum Bus, wo die Schwestern die Medikamente ausgeben. Jeden Monat kommt ein Ärzteteam ins Dorf. Die meisten Patienten spa-ren sich also ihre Fragen und Krank-

heiten bis zu diesem Termin auf.Gegen 17:30 Uhr kommen wir zu-rück ins Hostel. Mittlerweile habe ich den Spagat zwischen so wenig trinken, dass man von morgens bis abends ohne WC auskommt und trotzdem in der Hitze keine Kreis-laufprobleme bekommt, heraus.

Kinderstation : Ambulante SprechstundeDer erste Tag auf der Kindersta-tion (genau genommen im OPD), also ambulante Sprechstunde! Die Ärzte sind nett und offen, die klei-nen Patienten hauptsächlich erkäl-

tet. Ein kleines weinendes Mäd-chen von 3 Jahren mit Petechien, Fieber, Knieschmerz, Schreiat-tacken, Bauchweh und das alles seit 20 Tagen. Diese Symptome erscheinen mal mehr, mal weniger. Der Arzt, bei dem ich hospitiere, vermutet eine Purpura Schönlein Hennoch ohne weitere Diagnos-tik! Die zweite Meinung, die der Chefin, geht dann allerdings eher in Richtung ALL, also werden die Corticoide wieder abgesetzt! Dann kam noch ein Kind mit rot-

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IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Lilian Goharian, Dominika Sobecki,Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf und Simone Arnold

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Berichte: Miriam Wollny, Sabine Nickisch, Bianca Rauch, Bernhard Knappe (idw), Dr. Josef König (idw)

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com

Erscheinungsort: MarburgDer digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin.

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Page 6: Digitaler Nachschlag

September/Oktober 20086Seite MLZDigitaler Nachschlag

Famulatur in einem EntwicklungslandFortsetzung von Seite 5

braunem Haar. Ich habe mich über diese Rarität in einem Land voller Schwarzhaariger gewundert bis ich aufgeklärt wurde: Sie stehen für Mangelernährung.

Um 14:00 Uhr will unser Behand-lungszimmer dann geschlossen Mittagessen gehen. Wir schlagen uns durch die wartenden Men-schenmengen und verlassen das Hospital. Einer der Ärzte meint, einen guten Imbiss zu kennen, wo das Essen einwandfrei wäre. Kathy, eine britische Praktikantin, kennt dieses „Restaurant“ bereits. Sie ist sich sicher, dass die dort einge-nommene Mahlzeit für den letzten Brechdurchfall verantwortlich war, also entschuldigen wir unseren empfindlichen europäischen Ma-gen, verabschieden uns höflich von den beiden Ärzten und kaufen wie-der nur Bananen.

Wir wollen noch einmal einen Aus-flug mit dem CHAD in die Dörfer

machen, dieses Mal aber mit den „Schwestern“. Das Christian Me-dical College fungiert als DIE soziale Institution in Tamil Nadu, besonders für Vellore und Umge-bung. Es sponsert Häuser für arme Familien und schickt Schwestern in die Dörfer, um kontrollieren zu lassen, ob die Hilfe ankommt. Die Dorfbewohner sind unge-bildet, kennen keine Hygiene-Grundregeln. Wasser kommt aus Brunnen, Nahrungsmittel vom Feld. In einem Jeep machen sich eine Krankenschwester, Dennis, Sebastian und ich auf den Weg. In jedem Dorf, das wir anfahren, kommt eine „Führerin“ dazu. Zu-meist eine betagte Dame, die sich im Ort auskennt. Sie weiß, wer schwanger ist, entbunden hat, krank ist, frisch vermählt ist, einen Verlust erlitten hat... und führt uns ins jeweilige Haus.

Es wird keine direkte medizi-nische Hilfe geleistet, sondern vielmehr Lebenstipps verteilt und

Aufklärungsarbeit geleistet. Die Leute wissen, dass wir kommen und nutzen auch gezielt das Hilfs-angebot. Aber es ist unmöglich, in ein paar Minuten die jahrelang aufgebauten Lebenstheorien um-zustürzen und zu erklären, dass Brechdurchfall vom verunreini-gten Wasser herrührt und keine Bürde Gottes ist. Immer und im-mer die gleichen Erklärungen, immer und immer die gleiche Ver-ständnislosigkeit von beiden Par-teien. Aber Paracetamol, Calcium, Folsäure und Überweisungen in die Ambulanz vom CHAD wer-den dankend angenommen.

Die Lebensbedingungen auf dem Dorf sind hart. Morgens wird auf dem Feld gearbeitet, nachmittags hängt das gesamte Dorf vor den Hütten herum. Dann ist es einfach zu heiß zum Arbeiten. Man lebt eng zusammen, meist in nur einem Raum. Gekocht wird vor der Hüt-te. Es gibt so gut wie keine Mö-bel, der Besitz wird „am Mann“

getragen. Verrückterweise sind aber viele Häuser ausgestattet mit Fernseher und Satellitenschüssel. Außerdem lebt die Dorfbevölke-rung sehr eng mit ihren Nutztieren zusammen - v.a. die Rinder haben manchmal bequemere Häuschen als die Halter!

Manchmal wird uns Wasser oder etwas zu Essen angeboten. Aus Selbstschutz müssen wir ableh-nen. Dadurch wirken wir unhöf-lich und selbst die Schwester versteht nicht, warum wir so emp-findlich sind. Aber heute ist der dritte Tag in Folge, an dem mir nicht übel war, das Risiko ist zu hoch und Toiletten zu selten.

Wieder machen wir in einer Kita Stopp, wieder erbärmliche Ver-hältnisse. Die Kinder sind schmut-zig, sitzen verstört beim Mittages-sen. Wir wissen nicht, was es zu essen gibt, auf jeden Fall mögen es die Kleinen nicht, dafür aber die Fliegen.

Famulus im Krankenhaus Baslerische StiftungErfahrungsbericht aus Gießen von Bianca Rauch

Die Baslerische Stiftung liegt im Zentrum der Stadt Gießen.

Das Haus umfasst 3 Stationen: 2 der Inneren Medizin mit 42 Betten und eine orthopädischen Abteilung mit 28 Betten.Zusätzlich befinden sich im Haus mehrere eigenständige Praxen. Dazu zählen die Innere Medizin mit ihren Fachbereichen Gastro-enterologie, Kardiologie und Stoff-wechselerkrankungen, sowie die Rheuma, Dermatologie, Urologie und die Anästhesie bzw. Schmerz-ambulanz. Für die weitere Diagnos-tik stehen allen Ärzten die Funkti-onsräume für die Sonographie, das Röntgen, die Endoskopie und das EKG zur Verfügung.

Meine FamulaturMein Tag auf Station begann ge-wöhnlich um 7.20 Uhr. Als erstes konnte ich bei den Patienten Blut abnehmen zur Kontrolle der La-

borwerte. Anschließend konnte ich an der täglichen Visite teilnehmen. Hierbei entstanden viele neue Fra-gen, die mir sofort beantwortet wurden. Die Nachbesprechung um 9.00 Uhr mit den Ärzten aus der Tages- und Nachtschicht, im Be-sprechungsraum der Inneren Stati-on 2, gab einen kurzen Überblick über die Abläufe und Geschehnisse der voran gegangenen Nacht.

KoMplette patientenBe-gleitung War Möglich

Der weitere Tagesablauf sah wie folgt aus: Nach Zurückkehren auf die Stati-on 3 wurden mir folgende Aufga-ben zugeteilt:

- Untersuchung und Anamne-seerhebung am Patienten

- EKG- Auswertung- Braunülen legen- Blutentnahme

Nach der Anamneseerhebung be-sprach ich meine erhobenen Da-ten mit dem Arzt, um vorhandene Fragen zu klären. Um 12.30 Uhr mussten wir in der Röntgenabtei-lung sein, wo die Besprechung der Aufnahmen statt fand.

Die MöglichKeitunter aufsicht eine sonographie

Durchzuführen

Die noch verbleibenden Wochen zeichneten sich durch viele neue Erkenntnisse, Erfahrungen sowie Eindrücke aus.

Ich hatte unter anderem die Mög-lichkeit, bei einem Patienten unter Aufsicht des Arztes eine Sonogra-phie durchzuführen. Diese zeigte sich doch schwieriger als gedacht.Auch wurde mir die Möglichkeit gegeben, einer Herzschrittma-cher-Operation beizuwohnen. Gesteigertes Interesse zeigte ich bei der Kolo- und Gastroskopie

sowie auch beim Herzultraschall (UKG ).

FazitIch bin sehr froh, dass ich meine Famulatur im Krankenhaus Bas-lerische Stiftung machen durfte. Dadurch habe ich einen guten Ein-blick in die Arbeit eines Stations-arztes erhalten. Bis dahin hatte ich nur die Seite des Pflegepersonals kennengelernt. Mir wurden alle Möglichkeiten gegeben, einen Patienten von der Aufnahme, der weiteren Diagnos-tik, bis hin zur Entlassung zu be-gleiten. Die von mir erhobenen Daten und Auswertungen (z. B. EKG) wurden immer ausgiebig mit den Stationsärzten besprochen.

Die Gespräche mit den Ärzten ha-ben mich in meinem Lernprozess sehr weit voran gebracht! Die Er-fahrungen haben mir gezeigt, dass ich den richtigen Weg eingeschla-gen habe, vielen Dank dafür!

Page 7: Digitaler Nachschlag

Januar/Februar 2009 7SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Viele Tumorzellen erweisen sich als resistent gegenüber

klassischen Tumortherapien, so dass der Suche nach alternativen Behandlungswegen besondere Be-deutung zukommt. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) versuchen derzeit, Tumorzellen durch oxida-tiven Stress für den Zelltod zu sensitivieren. In ersten Versuchen eines von der Wil-helm Sander Stiftung geförderten Projektes konnten die Heidelber-ger Forscher bereits zeigen, dass Tumorzellen durch reaktive Sau-erstoffverbindungen in den Zelltod getrieben werden können.Dr. Karsten Gülow und sein Team

Sauerstoff gegen TumorzellenSauerstoffverbindungen sensitivieren Tumore für ZelltodBernhard Knappe (idw)

Glutamat verbessert GedächtnisNeurowissenschaftler rütteln an einem alten DogmaDr. Josef König (idw)

in der Abteilung von Prof. Dr. Peter H. Krammer am Deutschen Krebs-

forschungszentrum (DKFZ) ver-suchen, die oxidative Abwehr von Tumorzellen zu schwächen, um sie so anfällig für oxidativen Stress zu

machen. Krebszellen weisen im Ver-gleich zu gesunden Zellen eine deut-lich erhöhte Teilungsrate auf. Durch diese extreme Vermehrung entsteht ein höherer Energiebedarf, der im Allgemeinen mit einer er-

höhten Produktion reaktiver Sau-erstoffverbindungen einhergeht. Tumorzellen brauchen daher eine effektive oxidative Ab-wehr, die die Zellen vor diesen

reaktiven Verbindungen schützt. Wird nun die Expression eines

oder mehrerer Proteine der oxida-tiven Abwehr gestört, sammeln sich reaktive Sauerstoffverbindungen an. In Krebszellen beobachtet man dies besonders, da diese wesentlich abhängiger von der oxidativen Ab-wehr sind als normale Zellen. Die

Tumorzellen können diesen oxida-tiven Stress jedoch nicht bewältigen und sterben ab.

Diese ersten Ergebnisse der DKFZ-Forscher zeigen somit neue, viel-versprechende Möglichkeiten in der Krebstherapie auf. Professor Dr. Peter H. Krammer erklärte: „Nun müssen die optimalen Ziel-Proteine und Behandlungsstrategien ermittelt werden, um Tumore über oxidativen Stress in den Tod zu treiben.“ Es ist geplant, das Heidelberger For-schungsprojekt in Kooperation mit der Universität Mannheim fortzu-setzen. Hierbei sollen Krebszellen des Immunsystems aus Patienten als Modell für den durch oxidativen Stress induzierten Zelltod dienen.

Der Nervenzellen-Botenstoff Glutamat spielt eine entschei-

dende Rolle bei der Vermittlung von Gedächtnisfunktionen, führt in zu hohen Konzentrationen aber auch zum Untergang von Nerven-zellen. Beim Morbus Huntington, einer neurologischen Erbkrankheit, die mit motorischen und kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht, kommt es wahrscheinlich dadurch zum Zelltod. Neurowissenschaftler der Ruhr-Uni-versität und des Leibniz Research Centers in Dortmund konnten nun zeigen, dass sich bei Patienten aufgrund der erhöhten Ausschüt-tung von Glutamat die kognitiven Leistungen teilweise deutlich ver-bessern - ein scharfer Gegensatz zur allgemeinen Meinung über die Ver-änderung kognitiver Funktionen bei neurodegenerativen Erkrankungen. Die Forscher berichten im Journal of Neuroscience.

glutaMat unD Das senso-rische geDächtnis

Glutamat ist ein Botenstoff, durch den Nervenzellen untereinander

kommunizieren. Das Glutamat ist insbesondere für das sensorische Gedächtnis relevant und scheint es spezifisch zu beeinflussen. Das sen-sorische Gedächtnis kann man als eine Art Zwischenspeicher verste-hen, der zwischen die allgemeine sensorische Analyse einkommender Informationen und das Kurzzeitge-dächtnis geschaltet ist. Aufgrund des spezifischen Ein-flusses von Glutamat auf sen-sorische Gedächtnisleistungen, könnten speziell diese Funktionen bei einer erhöhten Aktivität des Glutamatsystems verbessert sein.

glutaMat als KranKheitsauslöser MorBus huntington

Die erhöhte Freisetzung von Gluta-mat wird als ein möglicher krank-heitsauslösender Mechanismus bei Morbus Huntington diskutiert. Die Krankheit ist eine vererbte, neurologische Erkrankung, die durch unkontrollierte Überbewe-gungen und einen Verfall kogni-tiver Funktionen bis hin zur De-menz gekennzeichnet ist.

Erste Symptome treten meist zwi-schen dem 30. und 60. Lebensjahr auf. Insbesondere Lang- und Kurz-zeitgedächtnis, sowie auch die Aufmerksamkeit sind betroffen.

huntingtonpatienten Waren schneller unD

Machten Weniger fehler

Um die Funktion des sensorischen Gedächtnisses zu prüfen, stellten die Forscher Patienten mit Morbus Huntington, die schon Krankheits-symptome zeigten, Menschen, die das entsprechende Gen tragen, aber noch keine Symptome hatten, und eine gesunde Kontrollgruppe vor dieselbe Aufgabe. Sie spielten den Probanden jeweils Töne in drei verschiedenen Höhen und von zwei verschiedenen Län-gen vor. Die Testpersonen sollten mittels Daumendruck links bestätigen, wenn der Ton lang war, mittels Daumendruck rechts, wenn er kurz war, unabhängig von der Tonhöhe. Die Tonhöhe wurde ebenfalls va-riiert, was dazu führt, dass selten

auftretende, abweichende Töne Prozesse des sensorischen Ge-dächtnisses auslösen. Es zeigte sich, dass die Huntington-Pati-enten, die schon Symptome der Krankheit aufwiesen, schneller re-agierten und weniger Fehler mach-ten als die beiden anderen Gruppen. Neurophysiologische Aktivitäten, die Prozesse des sensorischen Ge-dächtnisses widerspiegeln, waren ebenfalls verstärkt. Im Gegensatz zu allen anderen ko-gnitiven Funktionen waren also die Funktionen des sensorischen Ge-dächtnisses bei symptomatischem Morbus Huntington verbessert.

DogMa Muss üBerDacht WerDen

"Das Dogma: Neurodegenerati-on gleich schlechtere kognitive Leistung muss also überdacht werden", meint Christian Beste. In Abhängigkeit des neuronalen Systems, welches eine kognitive Funktion vermittelt, kann es zu Verschlechterungen, aber auch zu Verbesserungen kognitiver Funkti-onen kommen.