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Italien: „Persönliche Bedrohung“3 60 Prozent der Befragten fühlen sich durch die Anwesenheit der Roma persönlich bedroht 68 Prozent waren dafür, die Roma-Lager niederzureißen und die Roma-Bewohner des Landes zu verweisen 64 Prozent der Befragten sahen die rassistischen Ausschreitungen am 24. Mai in einem Stadtteil Roms als Bestätigung für weit verbreiteten Rassismus. Sinti und Roma – in Europa zuhause Diskriminierung – Vorurteile abbauen Hier werden exemplarisch Zahlen zur Diskriminierung von Sinti und Roma in Europa aufgeführt, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen zu können. Die Datenlage ist immer noch mangelhalft. Sie erbringt jedoch den Nachweis, dass Sinti und Roma die am meisten diskriminierte Minderheit Europas sind. Wie der Völkermord an den Sinti und Roma während des Nationalsozialis- mus drastisch vor Augen führt, ist eine personalisierte Datenerfassung anhand von ethnischen Merkmalen unter keinen Umständen tragbar. Vom menschenrechtlichen Standpunkt aus gesehen, ist jedoch eine anonymisierte Erfassung von Diskriminierung ein Recht der Betroffenen. Denn sie ermöglicht die Aufdeckung und Anerkennung der Benach- teiligung. Der Staat hat darüber hinaus die Pflicht, die Art der Benachteili- gung statistisch zu ermitteln, um konkret dagegen vorzugehen.1 Frankreich: „Alte Vorurteile“ „Ende Juli 2010 hatte Staatschef Nicolas Sarkozy illegal errichtete Roma-Lager als potenzielle Brutstätten von Menschenhandel und Prostitution gegeißelt und die Schließung angeordnet.“4 Seitdem hat Frankreich viele Roma-Lager geschlossen und will bis zu 1.000 der überwiegend aus Rumänien und Bulgarien stammenden Roma ausweisen. Trotz zahlreicher Proteste, innerhalb und außerhalb Frankreichs, hält Sarkozy an den Roma-Abschiebungen fest und versperrt sich einer langfristigen und menschenwürdigen Lösung. Denn das Recht auf Freizügigkeit gilt für alle EU- Bürger. Mit den diskriminierenden Maßnahmen kocht die französische Regierung nicht nur alte Vorurteile auf, sondern nutzt sie für ihre eigenen Zwecke. Mit den Abschiebungen geht Sarkozy für die bevorstehende Wahl auf Stimmenfang, besonders im rechten Spektrum. Deutschland: „Ungeliebte Nachbarn“2 Eine Umfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma belegt die Diskriminierung von Sinti und Roma im gesellschaftlichen Leben: 76% der Teilnehmer bejahten die Frage, ob sie bei der Arbeit, von Nachbarn, in Gaststätten oder an anderen Plätzen schon häufiger diskriminiert wurden 10,7% meinten, dass sie selten in diesen Bereichen diskriminiert wurden, und 13,2% verneinten die Frage einer solchen Erfahrung der Diskriminierung. Fazit: Vorurteile abbauen! Offenbar besteht ein enger Zusammenhang zwischen den in der Mehrheitsgesellschaft verankerten Vorurteilen gegenüber Sinti und Roma und gewalttätigen Übergriffen. Je alltäglicher die Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft, desto selbstverständlicher werden die Handlungen von gewaltbereiten Extremisten hingenommen bzw. ihre Taten sogar motiviert. Die räumliche Segregation in Ghettos ist „am ausgeprägtesten in Bulgarien (72 Prozent), Rumänien (66 Prozent), in der Slowakei (65 Prozent) und in Griechenland (63 Prozent). Die Implikationen dieser Tatsache sollten bei der Betrachtung der Umfrageergebnisse beachtet werden, da eine größere räumliche Segregation einerseits ein hohes Maß an Diskriminierung bedeutet, andererseits aber auch Schutz vor diskriminierender Behandlung bieten kann, da die Kontakte zur Mehrheitsbevölkerung begrenzt sind.“ Ungarn 62% Polen 59% Griechenland 55% Slowakei 41% Bulgarien 26% Rumänien 25% EU: Deutlich negativer Trend Im Rahmen von EU-MIDIS (Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung)5 wurden pro Mitgliedstaat 500 Roma zu erlebten Diskriminierungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Bildung, Gesundheit und gesellschaftliches Leben befragt. Prozent der in den letzten 12 Monaten diskriminierten Personen: Tschechische Republik 64% taz: 16.05.2010 taz: 13.11.2007 Frankfurter Rundschau: 26.08.2010 taz: 20.11.2008 taz: 09.08.2009 Le Monde diplomatique: 03.2008 Quellen: 1) Dimitrina Petrova, 21.07.2004: Ethnic Statisktics. European Roma Rights Centre. http://www.errc.org/cikk.php?cikk=1935. 03.08.2010 2) Repräsentativumfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma über den Rassismus gegen Sinti und Roma in Deutschland (Heidelberg, 11. Oktober 2006) 3) FRA, European Union Agency for Fundamental Rights, 2008: Ereignisbericht. Gewalttätige Angriffe gegen Roma im Stadtbezirk Ponticelli in Neapel (Italien). 4) Frankfurter Rundschau 5) FRA, European Union Agency for Fundamental Rights, 2009: EU-MIDIS, Erhebung der EU zu Minderheiten und Diskriminierung. „Daten kurz gefasst“ / Die Roma.

Diskriminierung – Vorurteile abbauen...2) Repräsentativumfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma über den Rassismus gegen Sinti und Roma in Deutschland (Heidelberg, 11

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Page 1: Diskriminierung – Vorurteile abbauen...2) Repräsentativumfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma über den Rassismus gegen Sinti und Roma in Deutschland (Heidelberg, 11

Italien: „Persönliche Bedrohung“3

60 Prozent der Befragten fühlen sich durch die Anwesenheit der Roma persönlich bedroht

68 Prozent waren dafür, die Roma-Lager niederzureißen und die Roma-Bewohner des Landes zu verweisen

64 Prozent der Befragten sahen die rassistischen Ausschreitungen am 24. Mai in einem Stadtteil Roms als Bestätigung für weit verbreiteten Rassismus.

Sinti und Roma – in Europa zuhause

Diskriminierung – Vorurteile abbauen

Hier werden exemplarisch Zahlen zur Diskriminierung von Sinti und Roma in Europa aufgeführt, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen zu können. Die Datenlage ist immer noch mangelhalft. Sie erbringt jedoch den Nachweis, dass Sinti und Roma die am meisten diskriminierte Minderheit Europas sind.

Wie der Völkermord an den Sinti und Roma während des Nationalsozialis-mus drastisch vor Augen führt, ist eine personalisierte Datenerfassung anhand von ethnischen Merkmalen unter keinen Umständen tragbar.

Vom menschenrechtlichen Standpunkt aus gesehen, ist jedoch eine anonymisierte Erfassung von Diskriminierung ein Recht der Betroffenen. Denn sie ermöglicht die Aufdeckung und Anerkennung der Benach-teiligung. Der Staat hat darüber hinaus die Pflicht, die Art der Benachteili-gung statistisch zu ermitteln, um konkret dagegen vorzugehen.1

Frankreich: „Alte Vorurteile“„Ende Juli 2010 hatte Staatschef Nicolas Sarkozy illegal errichtete Roma-Lager als potenzielle Brutstätten von Menschenhandel und Prostitution gegeißelt und die Schließung angeordnet.“4 Seitdem hat Frankreich viele Roma-Lager geschlossen und will bis zu 1.000 der überwiegend aus Rumänien und Bulgarien stammenden Roma ausweisen. Trotz zahlreicher Proteste, innerhalb und außerhalb Frankreichs, hält Sarkozy an den Roma-Abschiebungen fest und versperrt sich einer langfristigen und menschenwürdigen Lösung. Denn das Recht auf Freizügigkeit gilt für alle EU-Bürger. Mit den diskriminierenden Maßnahmen kocht die französische Regierung nicht nur alte Vorurteile auf, sondern nutzt sie für ihre eigenen Zwecke. Mit den Abschiebungen geht Sarkozy für die bevorstehende Wahl auf Stimmenfang, besonders im rechten Spektrum.

Deutschland: „Ungeliebte Nachbarn“2 Eine Umfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma belegt die Diskriminierung von Sinti und Roma im gesellschaftlichen Leben:

76% der Teilnehmer bejahten die Frage, ob sie bei der Arbeit, von Nachbarn, in Gaststätten oder an anderen Plätzen schon häufiger diskriminiert wurden

10,7% meinten, dass sie selten in diesen Bereichen diskriminiert wurden, und

13,2% verneinten die Frage einer solchen Erfahrung der Diskriminierung.

Fazit: Vorurteile abbauen!Offenbar besteht ein enger Zusammenhang zwischen den in der Mehrheitsgesellschaft

verankerten Vorurteilen gegenüber Sinti und Roma und gewalttätigen Übergriffen.

Je alltäglicher die Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft, desto

selbstverständlicher werden die Handlungen von gewaltbereiten Extremisten hingenommen

bzw. ihre Taten sogar motiviert.

Die räumliche Segregation in Ghettos ist „am ausgeprägtesten in Bulgarien (72 Prozent), Rumänien (66 Prozent), in der Slowakei (65 Prozent) und in Griechenland (63 Prozent). Die Implikationen dieser Tatsache sollten bei der Betrachtung der Umfrageergebnisse beachtet werden, da eine größere räumliche Segregation einerseits ein hohes Maß an Diskriminierung bedeutet, andererseits aber auch Schutz vor diskriminierender Behandlung bieten kann, da die Kontakte zur Mehrheitsbevölkerung begrenzt sind.“

Ungarn 62%

Polen 59%

Griechenland 55%

Slowakei 41%

Bulgarien 26%

Rumänien 25%

EU: Deutlich negativer TrendIm Rahmen von EU-MIDIS (Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung)5 wurden pro Mitgliedstaat 500 Roma zu erlebten Diskriminierungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Bildung, Gesundheit und gesellschaftliches Leben befragt. Prozent der in den letzten 12 Monaten diskriminierten Personen:

Tschechische Republik 64%

taz: 16.05.2010

taz: 13.11.2007

Frankfurter Rundschau: 26.08.2010

taz: 20.11.2008

taz: 09.08.2009 Le Monde diplomatique: 03.2008

Quellen: 1) Dimitrina Petrova, 21.07.2004: Ethnic Statisktics. European Roma Rights Centre. http://www.errc.org/cikk.php?cikk=1935. 03.08.20102) Repräsentativumfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma über den Rassismus gegen Sinti und Roma in Deutschland (Heidelberg, 11. Oktober 2006)3) FRA, European Union Agency for Fundamental Rights, 2008: Ereignisbericht. Gewalttätige Angriffe gegen Roma im Stadtbezirk Ponticelli in Neapel (Italien). 4) Frankfurter Rundschau5) FRA, European Union Agency for Fundamental Rights, 2009: EU-MIDIS, Erhebung der EU zu Minderheiten und Diskriminierung. „Daten kurz gefasst“ / Die Roma.