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Vorwort
“Believe nothing, no matter where you read it, or who said it,
no matter if I have said it, unless it agrees with your own
reason and your own common sense.” - Buddha
Wenn wir merken, dass wir mit unserem Leben nicht
zufrieden sind, tun wir zweierlei Dinge:
Entweder wir machen große unrealisierbare Pläne
( meistens nachts, wenn wir nicht einschlafen können) oder
wir suchen nach dem kleinsten möglichen Fortschritt, den
wir ohne großen Aufwand erreichen können, um unser
Leben zu verbessern und unser schlechtes Gewissen
möglichst günstig zu beruhigen.
Der kleinste Schritt ist für mich oft gewesen, motivierende
Bilder auszusuchen und meinen Desktophintergrundbild auf
meinem Computer zu ändern.
In einer dieser Situationen war das Bild ein Zitat von
Buddha, welches jetzt den oberen Bereich dieser Seite ziert.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass der Text eine
Fehlübersetzung von Buddha ist, aber ironischerweise
resoniert der Text so sehr mit mir, dass ich lieber auf meine
Vernunft und Lebenserfahrung setze und dem
Glaubenssatz folge, auch wenn er nicht von Buddha
geäussert worden zu sein scheint.
Auf Deutsch übersetzt, sagt er soviel wie: "Glaube nichts,
egal wo du es liest oder wer es gesagt hat, egal ob ich es
gesagt habe, es sei denn es stimmt mit deinem gesunden
Menschenverstand und deiner Lebenserfahrung überein."
Den selben Anspruch stelle ich an meine Leser. Niemand
soll mir blind folgen, nur weil ich schlau klinge oder euch
irgendetwas anderes an mir beindruckt. Andererseits
wünsche ich mir aber auch, dass man das komplette Buch
nicht anhand eines einzelnen Kapitels beurteilt. Das Buch
hat eine sinnvolle Reihenfolge, aber viele Kapitel machen
trotzdem als seperates (viel zu kleines) Buch Sinn und
sollten dementsprechend auch seperat betrachtet werden,
bevor man am Ende mit mir zusammen versucht daraus ein
nachvollziehbares und anwendbares Programm
zusammenzustellen, das alle vorherigen Konzepte vereint.
Um jedes Konzept aus möglichst verschiedenen
Perspektiven zu durchleuchten, werde ich jedes Kapitel mit
einem Zitat und einer Anekdote aus meinem Leben einleiten,
bevor ich das eigentliche Konzept vorstelle und dem Ganzen
mit einem kurzen knackigen Fazit eine Schleife verpasse..
Lest jedes Kapitel, wie einen seperaten Artikel und
begegnet jedem Konzept unvoreingenommen.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel mit Namen, die zum Überspringen einladen:
Vorwort1
Warum Disziplinlos?2
Die Disziplinlos KonzepteCookie Study
3Decision Fatigue
4Ungewissheit vs Jiro
5Eugene Paul vs Gewohnheitsbildung
6Myelin und der Talentcode
7Die 4 Studen der Kompetenz
8Das Inchwurm Prinzip
9Neuroplastizität
10Inner Game of Stress
11Multitasking
12Erholung ist Pflicht
13Paretos Law
14
Das Disziplinlos ProgrammDas Mindset
15Das Disziplin-Inventar
16Der monatliche Prozess
17Hindernisse bei der Umstellung
18Die besten Optionen für die ersten Schritte
19
BonuskapitelWarum unser Verstand rast
20Meditationstechniken
21Schlafen
22
Literaturverzeichnis
Wer mir nicht glaubt, kann hier nachschlagen
23
Warum Disziplinlos?
Zitat:
“Don't bite off more than you can chew because nobody
looks attractive spitting it back out.” Carroll Bryant
" Beiss nicht mehr ab, als du kauen kannst, weil niemand gut
dabei aussieht, es wieder auszuspucken." Carroll Bryant
Bio:
Wenn mich jemand trifft, der mich lange nicht gesehen hat
und fragt, was ich denn alles gemacht habe, um mein Leben
so umzukrempeln, dann ist meine Antwort meistens ein kurz
angebundenes "Viel". Das reicht meistens nicht und auch
die Erläuterung "Viele kleine Schritte, die ich einen nach
dem anderen umgesetzt habe" interessiert keinen und wird
mit "Ja aber was denn jetzt?" erwidert, also fange ich an
aufzuzählen....
Ich habe mir angewöhnt nur noch Wasser zu trinken.
Ich gehe zweimal die Woche Joggen.
Ich meditiere jeden Tag mindestens 30 Minuten.
Ich mache 3 mal die Woche Krafttraining.
Ich hab 1 Jahr lang die Slow Carb Diät durchgezogen.
Ich lese täglich für mehrere Stunden.
Ich hab mir jegliche Form von Computerspielen abgewöhnt.
Ich hab meinen Schlafrhythmus in den Griff bekommen.
Ich hab mich genug über Nahrungsergänzungsmittel
informiert, um meine Ernährung abzurunden.
Ich habe meinen Kochhorizont dermaßen weiterentwickelt,
dass ich mittlerweile die Mikrowelle fast gar nicht benutze,
während ich vor 2 Jahren noch überlegt habe, ob ich
überhaupt eine Pfanne brauche.
Ich hab nährstoffarme Kalorien aus Reis,Nudeln und
Kartoffeln durch buntes Gemüse und Obst ersetzt.
Ich esse während der Woche nur noch Fisch statt Fleisch.
Ich esse Zucker während der Woche nur noch in Form von
möglichst dunkler Schokolade.
Ich bemühe mich jeden Tag, an dem die Sonne scheint,
auch mindestens 30 Minuten in der Sonne zu verbringen.
Ich habe mein Multitasking extrem eingeschränkt.
Und das sind nur die Dinge, die tatsächlich funktionieren.
Konzept:
"Ganz schön viele Ichs" könnte man denken,aber ich
bewege mich hier immer auf einem sehr schmalen Pfad. Auf
der einen Seite zu egozentrisch zu wirken und auf der
anderen Seite ein Prediger zu sein, der zu viel von seinen
Schäfchen verlangt. Deshalb hoffe ich, dass die vielen "Ichs"
zeigen, dass es hier darum geht, was ich gemacht habe
und niemand sich unter Druck gesetzt fühlen soll, meinem
Beispiel zu folgen. Man sollte sich immer nur fragen "Was
mache ich als Nächstes?".
Stellt euch vor, ihr würdet auf einer Kreuzfahrt am Schiff
herunterschauen. Die Wellen und Gewässer verschwinden
so schnell unter dem Schiff, dass man das Gefühl bekommt,
man würde über das Wasser fliegen. Jetzt schaut ihr
stattdessen für eine Weile zum gleichbleibenden Horizont
hinaus und auf einmal fühlt sich die Reise schleichend
langsam an, als würde man überhaupt nicht vorankommen.
Konzentriert euch auf die vielen kleinen Fortschritte, wenn
ihr euch nicht fühlen wollt, als würdet ihr euch schleichend
langsam entwickeln.
Die Zielgruppe dieses Buches sind Leute, die sich selbst als
Disziplinlose bezeichnen würden. Die Vorstellung meinem
Beispiel zu folgen, wäre mir vor zwei Jahren noch selbst zu
abschreckend gewesen. Deshalb möchte ich euch hier vor
jeglichen übermütigen großartigen Zielen und
Wahnvorstellungen kurieren. Wir werden zusammen
entdecken, was Disziplin ist, wie wir sie verschwenden, wo
wir sie einsparen können und wie wir sie am effektivsten
nutzen können, um dem idealen Leben einen Schritt näher
zu kommen.
Es gibt eine Übung, die ich ungern mache. Sie wird
allerdings von vielen
Gurus und Lifecoaches vorgeschlagen, deshalb möchte ich
sie euch nicht vorenthalten. Man nimmt sich ein Blatt Papier
und listet alles auf, was man täglich tun würde, wenn man
unendlich Disziplin und Willenskraft hätte. Sich also
überhaupt nicht überwinden müsste.
Problem mit dieser Übung ist, neben der Tatsache, dass die
meisten Leute mehr Dinge auflisten, als sie rein zeitlich
erfüllen könnten, dass man sich dabei auf einen
unerreichbaren Horizont konzentriert.
Selbst wenn ich meine Liste an erreichten Dingen durchlese,
fallen mir all die Dinge ein, die ich noch machen müsste und
die Entfernung zum aktuellen Zustand ist einfach lähmend.
Deshalb werde ich meine Zeit nicht damit verschwenden,
mich regelmäßig daran zu erinnern. Das Interessante am
Horizont ist ja auch, dass er sich nie nähert. Ich dachte
nicht, dass ich je soweit komme, aber ich habe jetzt genau
so viele neue Ziele vor mir, die für mich unerreichbar wirken,
wenn ich sie aus der Entfernung betrachte.
Fazit: Ich mache meinen Lesern keine verrückten „Nimm
20 Kilo in 6 Wochen ab!!!“-Versprechen und wünsche
mir, dass ihr euch nicht mit unerreichbaren Zielen selbst
lähmt.
Leseanleitung
Eine kleine Erläuterung dazu, wie verschiedene Lesertypen
dieses Buch lesen sollten, wenn sie...
... "eigentlich nie lesen":
Jedes Kapitel endet mit einem Fazit. Wer ungern liest, sollte
also am besten anhand des Fazits entscheiden, ob er
interessiert genug ist, herauszufinden, wie ich zu diesem
Fazit gekommen bin.
... "eigentlich nur fiktives lesen.":
Der kursive Text zu Beginn jeden Kapitels ist ein Ausschnitt
aus meinem Leben. Zugeschnitten ist dieser vor allem auf
Menschen, die in ihren Texten eine emotionale Komponente
suchen und nicht mit puren Fakten zufrieden gestellt werden
können. Daher empfehle ich den kursiven Text als Maßstab
zu nehmen, welchen Einfluß ein Kapitel auf den Leser
haben kann.
..."Fakten wollen und wenig Geduld haben":
Dieses Buch stellt Konzepte aus mehr als 15 Büchern vor
und der effizienteste Weg, diese Konzepte kennenzulernen
ist es, die biographischen Teile zu überspringen und direkt
mit dem Konzept zu beginnen und anschließend das Fazit
zu überfliegen.
... "nur Ratschläge wollen":
Wer (warum auch immer) Lust dazu hat, meinen
Ratschlägen blind zu folgen, ist gerne dazu eingeladen, alle
Konzepte zu überspringen und direkt zu den daraus
resultierenden Ratschlägen in den als
"Disziplinlosprogramm" bezeichneten Kapiteln zu springen.
Ich hatte immer Schwierigkeiten Dinge zu tun, wenn man mir
nicht gründlich erklärt hat, warum es das Richtige ist, aber
das muss nicht für jeden so gelten.
... "das Buch umsonst bekommen haben und überhaupt
kein Interesse daran haben, es zu lesen"
In diesem Fall empfehle ich, eine möglichst positive
Amazonbewertung zu verfassen und das Buch anschließend
an einem für Gäste möglichst auffälligen Ort zu platzieren,
so dass jeder sieht wie belesen man ist und wie viele
Gedanken man sich darüber macht, sein Leben zu
verbessern und seine Disziplin zu verbessern. Wer braucht
schon Informationen, wenn man einen guten Eindruck
machen kann?
Cookie StudyZitat:
"Willpower is trying very hard not to do something you want
to do very much." - John Ortberg
"Willenskraft ist sehr angestrengt zu versuchen, etwas nicht
zu tun, was man sehr gerne tun will." - John Ortberg
Bio:
Nach wahrscheinlich hundert Büchern, hunderten von
Artikeln und Videovorträgen oder anders gesagt tausenden
von investierten Stunden zu Themen wie Disziplin,
Willenskraft und persönlicher Weiterentwicklung, habe ich
vieles gelernt, ausprobiert und an mir verändert. Aber eines
ist für mich immer noch unmöglich. Eine angebrochene
Chipstüte oder Tafel Schokolade wegzulegen, bevor sie
komplett vernichtet ist. Es gibt Verlockungen, denen kann
einfach niemand widerstehen...
Konzept:
Ähnlich scheint es den Studenten in einer Studie von Roy
Baumeister ergangen zu sein. Der Psychologe hat seine
Testteilnehmer separat für 30 Minuten in einen Raum
geladen, der einen Stuhl und einen Tisch mit diversen
Lebensmitteln beinhaltete. Gruppe A hatte die Anweisung zu
essen, was sie wollen, mit Schokolade, Keksen und
Radieschen zur Auswahl. Gruppe B hatte die Anweisung
nur die Radieschen zu essen und Gruppe C hatte gar kein
Essen auf dem Tisch. Nach 30 minütiger Beobachtung der
Testsubjekte durch einen einseitigen Spiegel – alle haben
sich an die Regeln gehalten, wenn es auch einigen sichtbar
schwer fiel und so mancher nicht widerstehen konnte
zumindest an den Keksen zu riechen - kam er wieder und
gab den Testsubjekten eine unlösbare Geometrie-Aufgabe.
Unlösbar aus dem einfach Grunde, dass er nicht die
Intelligenz der Teilnehmer testen wollte, sondern ihre
Willenskraft oder auch Disziplin. Gruppe A und C brauchten
beide ca. 20 Minuten bis sie aufgeben mussten, während
Gruppe B (die Radieschen Gruppe) bereits nach 8 Minuten
das Handtuch hinwarf. Offensichtlich hat es die Teilnehmer
Energie gekostet, der süßen Versuchung zu widerstehen
und diese Energie fehlte ihnen nun im Test. Um zu sehen ob
es verschiedene Energiespeicher für verschiedene
Aufgaben gab, untersuchte man Testsubjekte auf
verschiedenste Weisen und kam immer zu dem Schluss,
dass jegliche Disziplin aus dem selben Brunnen geschöpft
wird. Man setzte beispielsweise 3 Gruppen in eine traurige
Dokumentation über die Auswirkungen von Kernkraft auf die
Umwelt, die ihren Höhepunkt fand, als ein eine
Babyschildkröte mit letzter Kraft Richtung Wasser kroch und
vor Erschöpfung zusammenbrach, ohne jemals Wasser
berührt zu haben.
Die Aufgaben waren diesmal für Gruppe A ihre Gefühle zu
unterdrücken, für Gruppe B ihre Gefühle zu verstärken und
Gruppe C hatte die Anweisung ihren Gefühlen einfach freien
Lauf zu lassen. Interessanterweise ergab sich sowohl bei
Gruppe A als auch bei Gruppe B ein Disziplinverbrauch, der
in einer anschließenden Konzentrationsaufgabe deutlich
wurde.
Angeschlossen an ein EEG(ein Gerät zur Messung von
Hirnaktivität), zeigten die Geräte eine verlangsamte Aktivität
im anterioren Cingulum, welches für kognitive Kontrolle und
Risikovorhersage zuständig ist.
.Die Erklärung für dieses Phänomen liefert der Psychologe
gleich mit:
Ego Depletion.
Ein Modell,das besagt, dass das Aufwenden von Disziplin
mentale Energie(Willenskraft) kostet, welche wiederum eine
endliche Ressource ist, die sich nur durch Schlaf und Essen
wieder auffüllen lässt.
Ein Symptom von Ego Depletion sind, neben einer
schwächeren Konzentrationsfähigkeit, stärkere emotionale
Reaktionen. Traurige Filme wirken noch trauriger, Komödien
wirken komischer. Aber vor allen Dingen tendiert man dazu
sich über kleine Dinge groß aufzuregen. Einem
Drogensüchtigen auf Entzug möchte ich genauso wenig
begegnen, wie ich einer Schwangeren in den Wehen
widersprechen würde. Beide verbrauchen Unmengen an
Willenskraft, um Schmerzen und Bedürfnisse zu ignorieren.
Die Wirkungen von Ego Depletion lassen sich auch unter
Studenten sehr gut beobachten, wie australische
Psychologen in einer Studie feststellen durften. Angefangen
hat alles mit einem Professor, der dachte, er könnte den
Fleiss seiner Studenten daran erkennen, wie sauber ihre
Socken waren. Aber überraschenderweise war die
Sauberkeit antiproportional zum Prüfungsergebnis. Je
dreckiger die Socken, desto besser schnitt der Schüler ab!
Statt der Charaktereigenschaft „Fleiss“ entdeckte er ohne es
zu wissen, die Verbrauchbarkeit von Disziplin. Schüler, die in
der Endphase des Semesters lernen müssen wie
Besessene haben weniger Disziplin. Zurück zu den
australischen Psychologen, denn das ist wo sie angesetzt
haben. Sie haben das alltägliche Verhalten der Studenten
am Ende des Semesters beobachtet - eine Zeit in der es
nichts wichtigeres gibt als sich auf die anstehenden
Prüfungen vorzubereiten - und die Ergebnisse waren zwar
vielfältig aber einstimmig. Alle Aspekte des Studentenlebens
litten unter dem Lernstress, inklusive des Lernens! Man
rasiert sich seltener, putzt sich seltener die Zähne, gibt Sport
auf, raucht mehr, die Koffeinaufnahme verdoppelt sich. Man
isst 50% mehr junk food und trinkt mehr Alkohol, obwohl es
weniger Parties gibt.
Man sollte meinen, wenn die Studenten auf so viele
Anstrengungen verzichten, müssten sie ja deutlich besser
lernen, aber zur Überraschung der Psychologen berichteten
die Studenten, dass sie statt zu lernen viel mehr Zeit mit
ihren Freunden verbrachten und öfter die Vorlesungen
verschliefen. Der Mangel an Willenskraft zog sich durch
jeden Aspekt ihres Leben.
Fazit:
Disziplin ist eine verbrauchbare Ressource, die uns bei
Mangel anfälliger für Emotionen macht und für jegliche
Form von mentaler Anstrengung benötigt wird.
Decision Fatigue
und schlechtes Timing
Zitat:
" No matter how rational and high-minded you try to be, you
can’t make decision after decision without paying a
biological price. " John Tierney New York Times 17.8.2011
" Egal wie rational und anspruchsvoll du zu sein versuchst,
du kannst nicht eine Entscheidung nach der anderen
machen ohne einen biologischen Preis zu zahlen." John
Tierney
Bio:
Die Schulzeit ist für Teenager immer eine Qual. Die
Schlafrhythmen geraten aus den Fugen. Die Erwachsenen
sind auf einmal der Feind. Und man wird gezwungen
tatsächlich um 7 Uhr aufzustehen und den Tag
ausgerechnet mit Schule zu beginnen! Muss das wirklich
sein? Warum fängt die Schule nie mit Sport oder Kunst an?
Immer müssen es die unbeliebtesten Fächer sein. Man holt
uns aus dem Bett, pumpt uns mit Essen voll und erwartet
von uns, dass wir uns still hinsetzen und zuhören.Wohin mit
den Hormonen und der ganzen Energie? Diese Fragen
kann ich mittlerweile nicht nur beantworten, ich würde sie
gar nicht mehr stellen, weil ich jetzt verstanden habe, dass
es die beste Lösung ist.
Konzept:
Disziplin ist eine verbrauchbare Ressource. Soweit sind wir
schon seit der Cookie Study, aber Baumeisters Experimente
sind nicht die einzigen Beispiele. Wenn man wirklich wissen
möchte, wie extrem die Wirkung von verbrauchter Disziplin
sein kann, sollte man sich israelische Bewährungsrichter
anschauen. Es geht hier nicht mehr darum, auf einen
leckeren Keks zu verzichten, dieses Konzept kann Leben
verändern und Menschen für immer prägen. Ich möchte
nicht von einem Chirurgen operiert werden, der am Ende
seiner Schicht ist.
In einer Studie von über 1100 Urteilen israelischer
Bewährungsrichter ergab sich, dass Häftlinge in
vergleichbaren Situationen am Morgen eine 65% Chance
auf Freiheit(auf Bewährung) hatten, während die Richter
sich gegen Ende der Sitzung nur noch in 10% der Fälle zu
einer Freilassung (auf Bewährung) durchringen konnten.
Nach Pausen - besonders um die Mittagszeit - gab es
immer wieder gelegentliche Spitzen von bis zu 60%.
Ist es nicht verrückt solche Entscheidungen dermaßen von
Ernährung und Erholung beeinflussen zu lassen?
Passend zum Konzept von Ego Depletion, war die Milde der
Richter abhängig von deren Disziplin und erholte sich mit
Erholung und Energiezufuhr. Die Verbindung zwischen
Disziplin und Milde kann etwas unklar erscheinen. Aber wer
würde in der Position der Richter, wenn er müde und unklar
im Kopf ist, im Zweifel für jemanden sprechen, der bereits
ein verurteilter Verbrecher ist? Das Risiko jemanden seine
zustehende Strafe absitzen zu lassen, ist nicht annähernd
vergleichbar damit, einen Verbrecher freizulassen, der sich
als nicht rehabilitiert erweist und anschließend rückfällig
wird.
Logischerweise macht es mit diesem Wissen, wenig Sinn
Schülern die Energie durch leichte aber aufwendige Fächer
wie Sport oder Kunst zu entziehen, bevor sie
naturwissenschaftlichen Denksport betreiben müssen.
Genau so ist es verständlich, den Tag mit Schule beginnen
zu müssen, da jeder andere Zeitpunkt den Schülern erlaubt
seinen beschränkten Vorrat an Disziplin bereits vor der
Schule aufzubrauchen.
Fazit:
Da jede Entscheidung uns Energie kostet, sollten wir
wichtige Entscheidungen so planen, dass sie nach
Energiezufuhr oder Erholung stattfinden. Ich würde
sogar soweit gehen, meine Entscheidungen zu
hinterfragen, wenn ich im Nachhinein merke, dass ich
erschöpft oder hungrig war.
UngewissheitZitat:
“You must immerse yourself in your work. You have to fall in
love with your work … You must dedicate your life to
mastering your skill. That’s the secret of success.”
― Chef Jiro
"Du musst dich mit deiner Arbeit umgeben. Du musst dich in
deine Arbeit verlieben... Du musst dein Leben dem Meistern
deiner Fähigkeit verschreiben. Das ist das Geheimnis des
Erfolges." - Chef Jiro
Bio:
Ich habe nicht immer gewusst, wie nützlich Routine im
Leben sein kann. Ich habe aus jeder Sache eine große
anstrengende Entscheidung gemacht. Wann putze ich mir
die Zähne? Wann esse ich?
Wann stehe ich auf? Wann gehe ich schlafen?
Ungeliebte Aufgaben habe ich aufgeschoben, bis ich keine
andere Wahl hatte als sie zu machen. "Ich mache die
Hausaufgaben direkt nach der Schule"...
..."Ach, ich habe mich noch gar nicht von der Schule
ausgeruht, die Hausaufgaben kann ich nach dem
Mittagessen machen"...
..."Ich bin so voll, jetzt muss ich mich erstmal hinlegen und
verdauen. Die Hausaufgaben laufen mir nicht weg und der
Tag ist noch jung. Vielleicht um 7 beim Fernsehen."...
... "Schade, es läuft nichts im Fernsehen. Dann setze ich
mich eben an den PC."..."Oh Gott ich bin total schläfrig, aber
ich hab die Hausaufgaben noch nicht gemacht. Wenn ich
mir den Wecker 30 Minuten früher stelle, kann ich früher zur
Schule fahren und die Hausaufgaben da machen!"
In diesem Beispiel habe ich also 4 mal mit mir gerungen,
bevor ich es erledigt habe und hatte zusätzlich die
unerledigten Aufgaben über mindestens 12 Stunden im
Hinterkopf.
Ich bin sicher, auch Leute ohne Hausaufgaben können eine
Parallele in ihrem Leben finden.
Konzept:
Eine Routine erlaubt uns diese Dinge mit minimalem
Aufwand zu meistern. Ein wunderschönes Beispiel dafür ist
die Dokumentation "Jiro dreams of sushi". Eine Doku über
einen Sushi-Chef, dessen Restaurant mit der maximalen
Anzahl an Michelinsternen ausgezeichnet worden ist,
obwohl es in einer U-Bahnstation liegt, gleichzeitig weniger
als 20 Gäste bewirten kann und der Koch entscheidet, was
die Gäste essen. Das Besondere an Jiro ist aber nicht nur
sein sonderbares Geschäftsgebaren, sondern auch, dass er
über Jahre hinweg täglich dasselbe tut und nicht nur
dankbar dafür sondern sogar glücklich ist. Er steht zur
selben (für mich undenkbar frühen) Zeit auf, wartet jeden
Morgen am selben Bahnsteig auf der selben Bank auf die
selbe Bahn und währenddessen dreht sich jeder seiner
Gedanken um sein Restaurant. Worüber soll er sich denn
auch sonst den Kopf zerbrechen, solange sein restliches
Leben vollkommen vorhersehbar bleibt? Mein erster
Gedanke war natürlich "Was für ein trauriges einseitiges
Leben", aber es fällt einem schwer diesen Gedanken
beizubehalten, wenn man sieht wie erfüllt dieser Mann durch
sein Leben ist. Wie entspannt er in der Bahn sitzt und
wieviel Freude es ihm macht im Restaurant seine
Angestellten (inklusive seines Sohnes, der längst sein
eigenes Restaurant hätte öffnen können, wenn er wollte) zu
unterrichten und seinen Kunden in die Augen zu gucken,
während sie seine Köstlichkeiten verspeisen. Die
Einseitigkeit seines Alltages ist für ihn kein Hindernis
sondern die Ursache seiner Exzellenz in diesem Beruf.
Jeder Drang sich kreativ auszutoben und jeder Wunsch
nach Wachstum wird in seinen Beruf gelenkt und dort
ausgelebt. Er hat sein ganzes Leben einer Kunst gewidmet,
die er nun auch Tag für Tag ein wenig verbessern kann. Jiro
hat gelernt zu lieben was er macht, statt zu machen was er
liebt. Das soll nicht heißen, dass er sich dazu überwinden
musste, es heißt nur, dass er nicht jeder neuen "Liebe"
hinterherjagt, sondern sich komplett auf diese eine Liebe
konzentriert. Kontraintuitiv ist es auf jeden Fall. Niemand
kann sich vorstellen oder wünschen eine derartige Liebe für
einen Aspekt seines Lebens zu entwickeln, dass alle
anderen darunter zu leiden haben. Ich halte es aber definitiv
für eine gute Idee gewisse Dinge im Alltag bewusst
verblassen zu lassen. Damit meine ich nicht, eine Tätigkeit
zu hassen. Mir geht es eher darum blasse Tätigkeiten fast
schon zu genießen, weil sie einem Gelegenheit geben sich
über andere Dinge Gedanken zu machen. Sich gegen diese
Tätigkeiten zu stemmen und sie zu hassen ist
Verschwendung von mentaler Energie, die dann bei den
wichtigen Dingen des Lebens fehlt.
In großem Kontrast zu Jiros Leben steht das Leben eines
(Ausnahmen dürfen sich auf ihre Schultern klopfen, wenn
sie noch beweglich genug dafür sind) Büroangestellten, der
seinen grauen Alltag mit einem grauen Job abrundet, um
sich eine graue Rentenzeit zu finanzieren. Wenn der Beruf
nicht zulässt, dass man sich in ihm kreativ entfalten kann, ist
es zwar an der Zeit über einen Richtungswechsel
nachzudenken, aber es ist vor allem unmöglich und
geradezu ungesund, seine Freizeit genauso grau zu
gestalten, wie seine Arbeit.
Fazit:
Mit Routine ersparen wir uns viele kleine
Entscheidungen und Sorgen. Das erlaubt uns, die
mentale Energie und Kreativität den wichtigen Dingen in
unserem Leben zu widmen.
Wenn man keine wichtigen Dinge im Leben hat, wird es
Zeit sich welche anzuschaffen!
Der Autopilot
Zitat:
"The thought manifests as the word;
The word manifests as the deed;
The deed develops into habit; and
habit hardens into character."
Fake Buddha
„Der Gedanke manifestiert sich als das Wort;
Das Wort manifestiert sich als die Tat;
Die Tat entwickelt sich zur Gewohnheit;
und die Gewohnheit verhärtet zu Charakter.“
Fake Buddha
Bio:
Das beeindruckendste Beispiel für ein Gehirn auf Autopilot,
waren für mich die ersten 2 Tage meines Vaters als er aus
einem 7-tägigen Koma erwachte Niemand wusste, wie sich
die lange Narkose auf sein Gehirn ausgewirkt hat und es ist
normal, in den ersten Stunden nach dem Aufwachen
Halluzinationen und ähnliche Nachwirkungen zu haben,
daher erwarteten wir von ihm zu Beginn nicht viel . Aber
interessanterweise war kaum ein Unterschied zu erkennen.
Wir haben uns über Fußball unterhalten, über die Familie,
seine Enkelkinder...
Aber bei genauerem Hinblick fehlte etwas. Er war wie eine
Parodie seiner selbst, weil er im Prinzip völlig wach und
bewusst war, zu allem eine Meinung und einen Beitrag
hatte, aber gleichzeitig nichts Originelles beitragen konnte.
Alles was er gesagt hat, waren Floskeln, die wir von ihm
bereits kannten und es platzten ihm Dinge heraus, die er
sonst für sich behielt, bis wir unter uns sind. Er hatte
scheinbar keine Kontrolle darüber, was er sagte und welche
Emotionen er präsentierte. Ein Paradebeispiel für ein Gehirn
auf Autopilot.
Konzept:
Die größten Fortschritte in der Forschung bezüglich von
Gewohnheit und des Gehirns hat ein Mann eingeleitet, der
wenig medizinisches Wissen hatte. Und wenn er versucht
hätte es zu lernen, würde er es innerhalb von zwei bis drei
Minuten wieder vergessen. Eugene Pauls
Krankheitsgeschichte ist mir in „Power Of Habits“ von
Charles Duhigg zum ersten Mal begegnet. Angefangen hat
alles mit ein wenig Übelkeit und als seine Frau sich mit ihm
über seinen Sohn Michael unterhalten wollte, antwortete
Eugene nur „Wer ist Michael?“. Als sich am nächsten Tag
Erbrechen und Magenkrämpfe zur Liste der Symptome
gesellten, brachte seine Frau ihn auf die Intensivstation, wo
er bei 40,5°C Fieber
im Delirium gewalttätig wurde. Erst nachdem er medizinisch
ruhig gestellt wurde, konnten die Ärzte eine Probe seiner
Hirnflüssigkeit entnehmen.
Eine Flüssigkeit, die bei gesunden Menschen klar und
dünnflüssig ist, wirkte bei ihm dick und trübe. Anhand dieser
Probe stellte man fest, dass er eine virale Enzephalitis hatte.
Ein relativ üblicher Virus, der aber in den seltenen Fällen, in
denen er das Gehirn erreicht, furchtbare Schäden anrichtet.
Den Ärzten blieb nichts anderes übrig, als der Frau
mitzuteilen, dass man die bereits vorhandenen Schäden
nicht mehr rückgängig machen könne. Es gelang allerdings,
den Virus zu stoppen, bevor er weiter wüten konnte. Erst
nach zehn Tagen im komatösen Todeskampf,
verzeichneten die Ärzte diesen als gewonnen.
Eugene erwachte schwach, verwirrt und mit Schwierigkeiten
beim Schlucken. Bei absoluter Stille, nur durch das Piepen
medizinischer Geräte unterbrochen, konnte man hören wie
sein Atem immer wieder stockte, als hätte er plötzlich
vergessen, wie man atmet. Glücklicherweise erholte er sich
mit der Zeit und die Tests der Ärzte ergaben, dass sein
Körper fast völlig unbeschadet davon gekommen ist. Das
Gehirn hingegen verzeichnete einen walnussgroßen
Schaden zwischen Schädel und Wirbelsäule. Die Ärzte
warnten seine Frau, dass dieser Mann wahrscheinlich nicht
mehr der Eugene war, den sie vor der Krankheit kennen und
lieben gelernt hatte. Innerhalb von 5 Wochen verblüffte
Eugene die Ärzte allerdings, indem er durch die Korridore
schlenderte und den Schwestern ungefragt Ratschläge fürs
Leben erteilte. Ein flüchtiger Blick könnte den Eindruck
erwecken, er sei völlig gesund. Doch jeder, der sich näher
mit ihm beschäftigte, erkannte Schwächen im Bild des
rüstigen Rentners. Er scheiterte regelmäßig daran, sich die
Namen der behandelnden Ärzte zu merken. Wenn man ihn
fragte, welchen Tag man gerade habe, wechselte er höflich
das Thema und zu Hause konnte er nicht einmal seine
eigenen Freunde erkennen. Als seine Frau ihn zu Larry
Squire, einem Spezialisten für das Gedächtnis, brachte,
bestätigte er den Eindruck eines Menschen, der mit seiner
Höflichkeit über seine Erinnerungslosigkeit hinwegtäuschte.
Es war nicht zu übersehen, dass Eugene Probleme hatte
Erinnerungen zu bilden, die sich länger als wenige Minuten
in seinem Gedächtnis hielten. Als Squire ihn fragte, wie alt er
sei, antwortete er: „Puh mal sehen... 59 oder 60?“ Er war 71!
Scheinbar hat er nicht nur die Fähigkeit verloren
Erinnerungen zu bilden, seine neueren Erinnerungen aus
den letzten zehn bis fünfzehn Jahren schienen auch gelitten
zu haben. Squires genauere Untersuchung ergab, dass der
Temporallappen(einer von vier Lappen des Großhirns) fast
völlig zerstört wurde.
Der Scan des Gehirns erinnerte ihn an einen anderen
Patienten mit dem selben Problem. Henry Molaison wurde
1953 der Hippocampus entfernt, um ihn von seinen
Krampfanfällen (ähnlich wie bei Epilepsie) zu befreien. Ein
riskanter Eingriff, dessen Folgen damals niemand
abschätzen konnte. Nach der Operation stellte sich heraus,
dass Henry nicht mehr dazu fähig war Erinnerungen für
länger als 20 Sekunden zu behalten. Während Eugene
allerdings ein fast normales Leben führen konnte (unter
Beaufsichtigung seiner Frau), musste Henry in eine
geschlossene Anstalt gebracht werden, weil er durch seine
Verwirrung sich und seine Mitmenschen gefährdete.
Eugene hingegen begrüßte jeden Menschen, der den Raum
betrat freundlich und stellte sich vor. Wenn man ihm ein Glas
Wasser gab, bedankte er sich höflich. Ein Rätsel für die
Ärzte. Warum können 2 Menschen, denen das Gedächtnis
fehlt, so unterschiedlich darauf reagieren?
Squire entschied sich Eugene zu Hause zu beobachten.
Wer die Kinder auf den Fotos an der Wand seien (seine
Enkel), konnte Eugene nicht sagen. Auf die Frage, ob er
eine Karte des Hauses zeichnen konnte, runzelte er die Stirn
und verneinte. Noch in der selben Unterhaltung
entschuldigte er sich, stand auf und ging schnurstracks ins
Badezimmer, wo man hören konnte, wie er die Spülung
betätigte und den Wasserhahn auf und wieder zu drehte.
Wie kann jemand selbständig auf die Toilette gehen, der
Squire nicht einmal sagen konnte, wo die Toilette überhaupt
war? Eugenes Verstand stellte seinem Umfeld so einige
Rätsel auf. Das
größte Kunststück schaffte er allerdings, als Squire nicht zu
Besuch war. Gewohnt immer zur selben Zeit spazieren zu
gehen, bat ihn seine Frau eines Tages auf sie zu warten,
weil sie noch etwas erledigen musste. Als sie zurück ins
Wohnzimmer kam, war Eugene weg. Als sie das ganze
Haus durchsucht hatte, realisierte sie, dass er alleine heraus
gegangen sein musste. Ein Mann ohne Gedächtnis in einer
unbekannten Gegend! Während sie Himmel und Hölle in
Bewegung setzte, um ihn wieder zu finden, hörte sie die
Wohnungstür und als sie in das Wohnzimmer trat,
begegnete ihr Eugene, der mit klebrigen Fingern auf dem
Fernsehsessel saß und durch die Kanäle zappte. Auf die
Frage „Wo warst du?“ konnte er selbstverständlich nicht
antworten, aber seine klebrigen Finger und die
Tannenzapfen, die er vor sich auf dem Boden angehäuft
hatte, waren Anhaltspunkte genug um zu erahnen, dass er
alleine auf den Spaziergang gegangen war und wie er es ab
und zu tat ein paar Andenken mitgebracht hatte. Die Liste
seiner späteren Andenken beinhaltet solche Dinge wie
Steine, Stöcke, Geldbeutel und einmal sogar einen Hund.
Als Squire von diesen Spaziergängen erfuhr, war es nur
logisch, dass er Eugene begleiten wollte, um mehr darüber
zu erfahren. Auf dem Rückweg von einem dieser
Spaziergänge hielt Squire Eugene an, als sein Haus bereits
in Sicht war und fragte ihn wo er wohne. Eugene zuckte nur
mit den Schultern. Als Squire sagte „Lassen sie uns nach
Hause gehen“, ging Eugene geradewegs in das Haus, dass
er noch vor einigen Sekunden nicht identifizieren konnte. Es
war offensichtlich, dass Eugenes Gehirn Informationen
speichern konnte, ohne dass er diese bewusst abrufen
konnte.
Gewohnheitsbildung
Diesen Prozess haben Neurowissenschaftler des MIT in
Experimenten mit Ratten durchleuchtet. Man pflanzte den
Tieren Computerchips in das Gehirn um ihre Hirnaktivität zu
messen und schickte sie immer wieder in dasselbe Labyrinth
(wie zu erwarten war, gab es am Ende des Labyrinths ein
Stück Käse als Belohnung). Im ersten Durchgang spazierten
sie langsam und scheinbar ziellos durch die kleinen Gänge,
doch die Chips in ihren Hirnen verzeichneten extrem hohe
Aktivität in geradezu jedem Bereich. Mit jedem weiteren
Durchlauf wurden die Ratten zielstrebiger und schneller.
Man sollte meinen, dass sie dabei viel denken müssten, um
sich an die Wege zu erinnern, aber die Wissenschaftler
stellten verblüfft das Gegenteil fest. Bis auf einen kleinen
Bereich - der Basalganglien- nahm die Hirnaktivität deutlich
ab. Als man die allgemeine Hirnaktivität in einem Graphen,
mit der Zeit auf der x Achse und Aktivität auf der y Achse
veranschaulichte, fiel auf, dass es zwei Spitzen gab. Eine
Spitze zu Beginn des Labyrinths und eine zum Ende. Die
Wissenschaftler nannten die erste Spitze „Trigger“, was
soviel wie Auslöser bedeutet und „Reward“, was soviel wie
Belohnung bedeutet. Weitere Experimente bestätigten
dieses Schema und es kristallisierte sich ein Drei-Schritte
Prozess beim Abrufen von Gewohnheiten aus den
Basalganglien heraus. Ein äußerlicher Reiz(der Trigger) löst
die Gewohnheit aus, was zur Ausführung der „Routine“ führt
und anschließend durch die Belohnung(„Reward“)
abgeschlossen wird.
In Eugenes Fall bedeutet dies, dass er fähig war neue
Gewohnheiten zu bilden, solange er etwas oft genug
wiederholte und Trigger und Belohnung gleich blieben. Das
Bedürfnis etwas zu essen war der Trigger, der dazu führte in
die Küche zu gehen und die Routine mit dem Geschmack
des Essens zu belohnen. Weniger vereinfacht muss man
natürlich beachten, dass es mehr als eine einzelne
Gewohnheit braucht, um sich dermaßen präzise zu
orientieren. Auf dem Weg in die Küche begegnen ihm viele
seperate Trigger, die bei ihm das Bedürfnis auslösen ihnen
zu folgen und jedes mal das kleine Erfolgserlebnis, der
Küche näher zu sein, als Belohnung haben. Eine
Gewohnheit kann also aus vielen kleineren Gewohnheiten
bestehen. Ich hab in diesem Text allerdings einen Sprung
gemacht, der für Squire zu unwissenschaftlich gewesen
wäre, dementsprechend musste er es nachprüfen. Also
nahm er sich vor, einem Mann ohne Gedächtnis
beizubringen sich vier von acht Gegenständen zu merken.
Er markierte die Unterseite von vier dieser acht völlig zufällig
gewählten Gegenstände mit „korrekt“, stellte sie vor Eugene
auf den Tisch und bat ihn die „korrekten“ Gegenstände
aufzuheben. Mit viel Geduld schaffte es Squire Eugene nach
36 Tagen von einer zu erwarteten Quote von 50% auf 95%
zu trainieren. Um das normale Gedächnis auszuschließen,
brauchte Squire nur noch die Frage zu stellen, ob Eugene
die 4 Gegenstände herausnehmen könnte, ohne wie er es
sonst tat, bei jedem einzelnen Gegenstand auf dem Boden
nachzugucken und abrupt viel die Trefferquote wieder auf
50%. Eugene hatte die Angewohnheit in seinen
Basalganglien einprogrammiert, von Squires Bitte
ausgelöst(Trigger)
einen Gegenstand zu wählen, ihn hochzuheben und auf die
Unterseite zu gucken(Routine), wo er dann bei richtiger
Wahl mit dem Wort „korrekt“ belohnt wurde. Eine
abgerundete funktionierende Gewohnheit, die einbricht
sobald die Belohnung wegfällt.
Was für uns Neuland ist, wird in den Wirtschaft als völlig
selbstverständlich angesehen. Es hat einen Grund, warum
Supermärkte und Fastfoodketten soviel Wert darauf legen,
dass jede Filiale gleich aussieht und strukturiert ist. Man will
sichergehen, dass beim Kunden in jeder Filiale die selben
Gewohnheiten ausgelöst werden. Es hat einen Grund
warum das Popcorn im Kino und die Fritten im
Fastfoodrestaurant so konzipiert sind, dass sie beim ersten
Kontakt mit der Zunge die erste Welle an Wohlgefühl
auslösen, indem sie sich möglichst schnell in ihre
schmackhaften Bestandteile auflösen. Eine Belohnung für
unsere kurzsichtigen Entscheidungen und ein Schritt zur
Fastfood Gewohnheit.
Meinem Vater geht es übrigens mittlerweile gut und bis auf
ein paar Schulter- und Knieschmerzen hat das ganze keine
bleibenden Schäden hinterlassen.
Fazit:
Für die Bildung einer robusten Gewohnheit müssen wir
sicherstellen, dass Auslöser und Belohnung die
gewünschte Routine konstant einrahmen. Andererseits
können wir unerwünschte Gewohnheiten überwinden,
indem wir sie auf Auslöser, Routine und Belohnung
zerlegen und die bewusste Entscheidung treffen, jedes
mal wenn wir dem Auslöser begegnen eine andere
Routine anzuwenden, die zur selben Belohnung führt.
Der Mythos vom TalentZitat:
“Practice doesn’t make perfect. Practice makes myelin, and
myelin makes perfect.”
Daniel Coyle
"Übung macht nicht perfekt. Übung macht Myelin und Myelin
macht perfekt."
Daniel Coyle
Bio:
Die Sonne scheint, das Gras ist grün und man hört leise die
Vögel zwitschern. Alles ist gut in der Welt, nur ich (und jeder
andere Schüler in meiner Zeitzone) sitze hier und muß mich
für ein Thema begeistern, das mir am A...Hintern vorbei
geht. Eine Wand aus Fenstern ist alles, was mich von der
Natur und der energiespendenden Sonne trennt. Aber wir
reden lieber über Nervenzellen. Anscheinend entwickeln
Verbindungen zwischen 2 Nervenzellen eine gelbe
Isolierschicht. Isolierte Nervenzellen transportieren Reize
einen Bruchteil von Sekunden schneller als vorher. Wow.
Wozu seinen natürlichen Spieltrieb auf einer Wiese
ausleben, wenn man sich Bilder von 2 in vitro (außerhalb
der natürlichen Umgebung) Nervenzellen angucken kann.
Meine erste Begegnung mit Myelin im Biologie
Leistungskurs war nicht besonders weltverändernd, aber sie
war nachhaltig genug um auch heute 8 Jahre später zu
wissen, dass es Sommer war und ich viel lieber draußen
gewesen wäre. Ich fand Neurologie und den Gedanken
eines Organs, das alle unsere Gedanken und Gefühle
generiert, schon immer faszinierend. Aber das Timing für
diese Lehrstunde hätte nicht schlechter sein können,
weshalb mir die Schlussfolgerung über die Bedeutung des
Myelins erst Jahre später gelungen ist.
Konzept:
Im Talentcode von Daniel Coyle wird genauer erläutert, wie
Myelin funktioniert, aber ich konzentriere mich auf das
Wesentliche. Mit jedem Impuls im Gehirn wird, neben dem
Reiz der Neuronen, der Prozess der Myelinisierung
ausgelöst, welcher die Verbindung der beiden Nervenzellen,
die am Impuls beteiligt waren, mit einem gelben Stoff isoliert,
der sich Myelin nennt. Interessanter als der Name ist die
Funktion des Myelins. In Experimenten wurde festgestellt,
dass ein Impuls zwischen myelinisierten Neuronen nur 30%
der ursprünglichen Transportzeit benötigt. Diese Impulse
sind nichts als Einsen und Nullen, die zusammen unsere
Gedanken ergeben, wie die Einsen und Nullen im Computer
zu süßen Katzenbildern umgewandelt werden können, um
uns die Zeit zu vertreiben. Man braucht keinen
Leistungskurs in Biologie belegt zu haben, um zu wissen,
dass Blitze und Strom (also auch Impulse) den Weg des
geringsten Widerstandes gehen. Mit jeder Wiederholung
eines Gedanken oder einer Bewegung lösen wir also eine
Myelinisierung aus, die wie auf einem Trampelpfad im Wald,
eine offensichtliche Spur hinterlässt und eine Wiederholung
vereinfacht. Oder anders gesagt: Wir lernen! Vielleicht ist es
für den einen oder anderen Leser keine große Offenbarung,
dass Wiederholung tatsächlich hilft, sich etwas zu merken
oder zu lernen, aber für mich hat es alles geändert. Vorher
war der Lernprozess irgendetwas magisches. Ich hab
einfach immer wieder das selbe gemacht und zu den
Göttern des Lernens gebetet, dass es hängen bleibt, aber
jetzt hatte ich eine wissenschaftliche Erklärung, die mir
erleichtert, mich zu motivieren. Die Frage, ob das Lernen
und Üben etwas bringt, war keine Glückssache mehr,
sondern nur eine Frage der Zeit, bis das Myelin seine
Aufgabe erledigt hat. Im Talentcode war diese Erkenntnis die
Basis für die These, dass Talent gar nicht wirklich existiert.
Wenn jemand in einem Bereich ein "Naturtalent" ist, liegt das
wahrscheinlich einfach daran, dass er die nötigen
Fähigkeiten bereits in einem anderen Bereich erworben hat
und jetzt vom Myelin profitiert. Es ist kein Zufall warum man
sportliche und unsportliche Menschen kennt. Selten kennt
man jemanden, der in einer Sportart extrem gut ist, während
alle anderen für ihn ein Rätsel sind. Mit Ausnahme von
Sportarten die wirklich keinerlei Verbindung zueinander
haben. Ein Boxer hat die Arme fürs Schwimmen und
vielleicht ein gewisses Rythmusgefühl für rythmische
Sportgymnastik, aber viel Boxstrategie kann er nicht zum
Schach hinüberretten.
Mit diesem Wissen im Kopf, müssen wir uns leider vom
bequemen Gedanken trennen, dass wir nicht verantwortlich
für unsere Talente sind und "es einfach nicht hatte sein
sollen". Unser Talent ist das Ergebnis unseres eigenen
Verhaltens.
"Wenn ich zehn tausend Stunden übe, werde ich so gut wie
die Meister meiner Zunft" haben auch viele gedacht, als sie
Malcolm Galdwells "Outliers" gelesen haben. Und es ist
tatsächlich ein beruhigendes und inspirirendes Konzept zu
glauben, dass investierte Zeit mit Können in Verbindung
steht. Untermauert hat Gladwell dieses Konzept mit diversen
Befragungen von Experten in Bereichen wie Schach und
Musik. Alle haben ungefähr 10.000 Stunden investiert, bevor
sie als Meister galten. Interessant daran ist allerdings, dass
jemand der 6.000 Stunden investiert um Musiklehrer statt
Meistermusiker zu werden, sein Leben lang mit seinen
Schülern "üben" kann, ohne jemals auf das Niveau zu
kommen, welches ein Meister nach 10.000 Stunden erreicht
hat. Der Unterschied besteht darin, dass die Lehrer ihre Zeit
damit verbringen, immer wieder dasselbe zu tun, während
die Meister sich immer wieder ausserhalb ihrer Komfortzone
bewegen. Sie wissen was sie können und arbeiten
hartnäckig daran Dinge zu trainieren, die ihnen noch nicht
liegen. Daniel Coyle empfielt den Prozess der Myelinisierung
zu nutzen, um sich spezifisch neue Fähigkeiten anzueignen.
Er nennt das konzentrierte und aufmerksame Üben von
"Chunks" (also kleinen spezifischen Bestandteilen einer
angepeilten Fähigkeit) "Deliberate Practice", was wörtlich
übersetzt wohlüberlegtes Üben bedeutet. Es bringt nunmal
nichts immer wieder eine Fähigkeit zu üben, die bereits
vollständig myelinisiert ist.
Das beste Beispiel ist für mich der Fußball. Denn obwohl ich
bis zu 10 Jahre im Fußballverein gespielt habe, bestanden
die letzten 3-4 Jahre nur noch aus Routine. Ich habe mich
nicht auf das Aneignen von Fähigkeiten konzentriert und um
ehrlich zu sein, war mir zu diesem Zeitpunkt auch meine
Fitness völlig egal. Das Ergebnis war viel Zeit auf der Bank
und die Frage "Wozu mache ich das eigentlich?". Leider
habe ich erst begonnen ein Interesse daran zu entwickeln
mir Fähigkeiten anzueginen, als mir Schule und Studium
nicht mehr die Gelegenheit zum Fußballspielen gegeben
haben. Gott sei dank, bietet einem das Leben aber genug
andere Fähigkeiten und Gelegenheiten um sich nicht zu
langweilen und nicht allzuoft nostalgisch zurückblicken zu
müssen. Mittlerweile sehe ich diese Erfahrung sogar als
Gewinn an, denn nur dadurch konnte ich eine Allergie auf
Stillstand entwickeln und Spaß daran haben zu wachsen
und an mir zu arbeiten.
Fazit:
Talent ist die Kombination von Fähigkeiten, die man sich
durch unzählig wiederholte wohlüberlegte Übung
aneignet und kein Sechser in der genetischen Lotterie.
Um Fortschritte zu machen gilt es durch "deliberate
practice" spezielle Fähigkeiten zu üben, bis sie
myelenisiert sind und zum Automatismus werden.
Die 4 Stufen der Kompetenz“I am, as I've said, merely competent. But in an age of
incompetence, that makes me extraordinary.” ― Billy Joel
"Ich bin, wie gesagt, nichts weiter als kompetent. Aber in
einem Zeitalter der Inkompetenz, macht mich das
außergewöhnlich." Billy Joel
Bio:
Aus inhaltlichen Gründen, habe ich in diesem Kapitel, den
biographischen Anteil mit dem Konzept selbst verschmolzen
.
Konzept:
Wie man seine Fähigkeiten verbessert, wussten nicht nur
Malcolm Gladwell und Daniel Coyle. Bereits in den 70er
Jahren formulierte Noel Burch die 4 Stufen der Kompetenz,
um das Aneignen von Fähigkeiten in 4 Phasen zu
unterscheiden.
Unbewusste Inkompetenz
Für die meisten erlernbaren Fähigkeiten gilt bei uns die
unbewusste Inkompetenz. Wie viele Fähigkeiten sind so
spezifisch, dass wir gar nicht von ihrer Existenz wissen? Ich
bin mir bewusst, dass Ballett nicht die einfachste
Bewegunsform ist, aber welche Bewegungen muss man
beherrschen um ein guter Tänzer zu sein? Welche
Fähigkeiten trainieren Ballerinas bis ihnen die Zehen bluten
und sie vor Erschöpfung umkippen? Das fällt bei mir leider in
den Bereich, der unbewussten Inkompetenz, weil ich nicht
einmal weiß, was ich nicht kann.
Bewusste Inkompetenz
Seit meine Nichte jährliche Ballettvorstellungen hat, ist mein
Verständnis von Ballett deutlich gestiegen. Ich bin weiterhin
weit davon entfernt zu wissen, wie man Ballett tanzt oder
woran man gutes Ballett von schlechtem unterscheidet, aber
mit jedem "das könnte ich nicht machen"-Gedanken
verschieben sich die Fähigkeiten der Ballerinas in meinem
Kopf von der unbewussten Inkompetenz in die bewusste
Inkompetenz. Weil mir unter die Nase gerieben wird, wie
unbeweglich und hüftsteif ich bin, erkenne ich damit nicht
nur meine Grenzen. Ich erkenne auch Fähigkeiten, von
deren Existenz ich vorher nichts wusste und habe somit die
Gelegenheit mich zu verbessern, sollte ich es für eine gute
Idee halten.
Die bewusste Inkompetenz ist das Anfangsstadium für jede
Form des Lernens, weil wir bei jeder "das will ich lernen"-
Entscheidung, bei Null anfangen und somit wissen, dass
wir etwas nicht können.
Bewusste Kompetenz
Hier muss ich die Leser, die mich persönlich kennen, leider
enttäuschen. Ich habe nicht heimlich Ballett gelernt und
muss dementsprechend meine Ballettvergleiche beenden.
Das Ballett ist dazu verdammt, in meinem Gehirn je nach
Feinheit der Fähigkeiten zwischen unbewusster und
bewusster Inkompetenz zu leben. Das beste Beispiel für
bewusste Kompetenz sind die schweißtreibenden
Fahrstunden, in denen ich von Kompetenz zu Kompetenz
gesprungen bin, wie ein nervöses Erdmännchen.
"Schulterblick", "Muss ich schalten?", "Wohin fahr ich
eigentlich?", "Wer hat Vorfahrt?","Oh Gott, die Kupplung,
blos nicht abwürgen!". Jeden Schritt seperat habe ich
beherrscht, aber die Kunst war es, sie alle gleichzeitig
umzusetzen, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Die
ersten Male hat jeder dieser Schritte meine volle
Aufmerksamkeit gebraucht und hätte ich sie nicht mit der
Hektik eines abstürzenden Piloten ausgeführt, hätte meine
fehlende Aufmerksamkeit, in anderen Bereichen zu Unfällen
oder zumindest einem ernsten Wörtchen mit dem Fahrlehrer
geführt. Das ist also die bewusste Kompetenz. Die Fähigkeit
etwas auszuführen, solange man ihm seine komplette
Aufmerksamkeit widmet. Man weiß also, was man kann.
Unbewusste Kompetenz
Unbewusste Kompetenz lässt sich auch am besten am
Steuer beobachten. Innerhalb weniger Wochen beherrschen
wir Abläufe, die uns vorher noch unmöglich kompliziert
erschienen und wir führen diese aus, während unsere
Aufmerksamkeit anderen Dingen gilt. Wir unterhalten uns
mit Fahrgästen, spielen am Radio herum, grübeln über das
letzte Fußballspiel und gleichzeitig macht unser
Unterbewusstsein hundert kleine Dinge, von denen wir gar
nichts mitbekommen. Ich kenne Leute, die verbringen
manchmal ihre ganze Heimfahrt in Gedanken und fragen
sich, wenn sie aus dem Auto steigen "Bin ich wirklich gerade
gefahren?", weil sie sich komplett auf ihr Unterbewusstsein
verlassen haben. Aber nicht jeder kann sich mit dem
Autofahren identifizieren. Nehmen wir also noch ein anderes
Beispiel zur Hand. Wie trinkt man? Säuglinge runzeln die
Stirn in Konzentration, wenn sie versuchen ihre Trinkbecher
zum Mund zu führen, während der Prozess für uns so
selbstverständlich ist, dass es schwerfällt ihn zu
beschreiben. Woher wissen wir, wo unser Mund ist, ohne ihn
zu sehen? Wie oft denken wir "Okay. Nicht nervös werden.
Öffne deine Hand, führe sie vorsichtig zum Glas, greif zu,
hebe deine Hand langsam hoch, BLOS NICHT
LOSLASSEN!.Okay jetzt führe die Hand ganz ruhig,damit
nichts tropft...." Es gibt Fähigkeiten, die sind für uns so
selbstverständlich, dass wir sie nicht erklären können,
geschweige denn beachten.
Fazit:
Im Erlernen jeder Fähigkeit, findet ein Prozess statt, der
bei bewusster Inkompetenz(ich wünschte ich könnte
das) anfängt und über bewusste Kompetenz (Wenn ich
mich konzentriere, schaff ich das) zu unbewusster
Kompetenz(Was? Achja, klar kann ich das!) führt.
Das Inchwurm PrinzipZitat:
A lot of people in our industry haven't had very diverse
experiences. So they don't have enough dots to connect,
and they end up with very linear solutions without a broad
perspective on the problem. The broader one's
understanding of the human experience, the better design
we will have.
Steve Jobs
"Viele Leute in unserer Industrie haben keine vielfältigen
Erfahrungen gehabt. Also haben sie nicht genug Punkte zu
verbinden und sie enden mit sehr linearen Lösungen ohne
breite Perspektive bezüglich des Problems. Je breiter das
Verständnis von der menschlichen Erfahrung, desto besser
wird das Design, das wir bekommen."
Steve Jobs
Bio:
Ich hatte immer Schwierigkeiten mit (gefühlt) unnötigen
Wiederholungen. Ich hab es verstanden, warum sollte ich es
noch üben? Gerade in der Schule fiel es mir schwer, mich
für Hausaufgaben zu motivieren, die ich schon im Unterricht
verstanden hatte. Die Stufen der Kompetenz haben mir ein
neues Verständnis dafür geliefert, warum man etwas
wiederholen muss, um die Stufe der unbewussten
Kompetenz zu erreichen, aber muss das sein? Ich kann
mich ja schließlich auch einfach ein wenig konzentrieren
und es aus der bewussten Kompetenz abrufen.
Interessanterweise ist das aber gar nicht so einfach, wie es
klingt. An einem schlechten Tag, fühlt es sich so an als
wären viele Dinger außerhalb meiner Reichweite, die ich an
einem guten Tag aus dem Handgelenk machen kann. Die
Vorstellung von einem linear ansteigenden Kompetenzlevel
und konstantem Können zerbricht jedesmal, wenn man
versucht sie mit der Realität zu vereinbaren.
Die Erklärung dafür hat mich ausgerechnet in einem Buch
über Poker überrascht.
Konzept:
Mir ist die Verbindung von Decision Fatigue und dem Prinzip
der 4 Kompetenzlevel entgangen. Unsere Energie schwankt
mit jedem Tag. Jeder Tag hat andere Anforderungen an uns
und jeder Tag verlangt einen anderen Energieaufwand.
Tage, die mit einem verschlafenen Wecker anfangen, mit
einer kalten Dusche weitergehen und einem verbrannten
Frühstück ihren Höhepunkt erreichen, sind Tage, an denen
wir so viel Energie aufwenden müssen, dass unser Limit früh
erreicht ist. Was geht als erstes drauf, wenn wir wenig
Energie haben? Die Fähigkeiten, die unsere Aufmerksamkeit
fordern! Zu unseren schlechtesten Tagesformen gesellt sich
also das Problem, dass wir nicht in der Lage sind
Fähigkeiten abzurufen, die wir nicht gemeistert haben.
Andererseits gibt es echte Sahnetage. Wir wachen
ausgeschlafen auf, fühlen uns vom Frühstück aufgeladen
und freuen uns auf einen sonnigen Tag. In solchen
Situationen fällt es schwer etwas Negatives zu finden und
das spiegelt sich auch darin wieder, wie fähig wir sind. Alles
gelingt uns beim ersten Mal und jede Fähigkeit aus dem
Bereich der bewussten Kompetenz steht uns zur Verfügung.
Im Poker spricht man von A-Game bei Höchstform und C-
Game, wenn uns nichts zu gelingen scheint. Am häufigsten
ist natürlich das durchschnittliche B-Game, das irgendwo
dazwischen existiert. Unser Können wird also in einem
Graphen dargestellt, der dem "Inchworm" ähnlich sieht. Ein
Wurm, der sich streckt um voranzukommen und
anschließend seinen Hintern hinterher zieht.
Der Hintern ist unser C-Game und die absolute Basis unsere
Könnens. Alles was wir absolut beherrschen und in der
unbewussten Kompetenz ansiedeln. Mit jeder
Fähigkeit/Gewohnheit, die wir bis zur unbewussten
Kompetenz trainieren, verschieben wir also unsere Basis
nach oben. Jedesmal wenn wir eine neue Fähigkeit zu
erlernen beginnen und das Interesse verlieren, bevor sie
wirklich gemeistert ist, verschieben wir die Spitze unseres
Könnens und die Bandbreite unserer Tagesform.
Jeder sollte für sich entscheiden, wie er seinen Wurm
gestalten möchte. Die Risiken sehe ich persönlich darin, sich
zu breit aufzustellen, in dem man von allem ein bißchen
lernt, so dass unsere Tagesform die verrücktesten
Unterschiede ausmachen können. Ein Beispiel sind
Fußballer, die zwischen Weltklasse und Kreisklasse
schwanken, weil sie ihre Fähigkeiten nur an guten Tagen
abrufen können. „Schönwetterspieler“ oder „Sensibelchen“
werden solche Leute genannt. Der Inchwurm eines
Schönwetterspieler wäre ein flach gestreckter Wurm
Alternativ gibt es den Experten, der jede Fähigkeit meistern
muss, bevor er sich einer anderen widmen kann. Das klingt
spannender als es ist, wenn man bedenkt, dass jede kleine
Gewohnheit 3-4 Monate brauchen kann und so ein Experte
also ein relativ kleines Arsenal an Fähigkeiten zu bieten hat,
dass er dafür jeden Tag abrufen kann. Solche Leute werden
gerne mit Attributen wie "zuverlässig" und "konstant"
beschrieben. Wenn wir ehrlich sind, ist das aber nur eine
nette Umschreibung für "langweilig". Der Inchwurm des
Langweilers wäre ein fast senkrechter Strich, weil er nie
mehr als eine Fähigkeit außerhalb der unbewussten
Kompetenz zu bieten hat.
Meine Lösung, um beide Probleme zu vermeiden ist es,
zwar konstant an mir zu arbeiten und Fähigkeiten zu
meistern, aber immer drei bis vier verschiedene Dinge zu
jonglieren. Das ergibt sich automatisch, wenn man monatlich
einen neuen Vorsatz auswählt und daran 30 Tage arbeitet,
bevor man entscheidet, ob man ihn weiter verfolgen möchte
oder nicht. Man spart sich sowohl die Langeweile eines
Allrounders als auch die Tagesschwankungen einer Diva.
Die Entscheidung, ob das die optimale Lösung ist, überlasse
ich jedem selbst.
Fazit:
Um Stress und Formschwankungen zu vermeiden, sollte
man sich Mühe geben, möglichst viele seiner alltäglich
benötigten Gewohnheiten und Fähigkeiten auf die
Ebene der unbewussten Kompetenz zu bringen, aber
regelmäßig neue Dinge einführen, um für Abwechslung
zu sorgen und das Leben interessant zu halten.
Neuroplastizität und
glückliche MöncheZitat:
" Das Gehirn ist das wichtigste Organ des Menschen" - Das
Gehirn
Bio:
Meditation war für mich immer esoterischer Blödsinn, der
keine bewiesene Wirkung hatte. Das war eine sehr
vernünftige und wissenschaftliche Einstellung von mir, wenn
man außer Acht lässt, dass sie falsch war und ich keinerlei
Recherche zu dem Thema betrieben hatte. Es ist mir eher
zufällig unter vielen andere TED und GoogleTalk Videos auf
Youtube aufgefallen, dass eines sich mit dem Thema
Meditation befasste und als Bild einen wissenschaftlichen
Graphen hatte. Also schaute ich es mir an und was ich sah,
hat mein Leben verändert. Mag dramatisch klingen, aber
nach mehreren Jahren regelmäßiger Meditation bin ich
deutlich disziplinierter geworden und die Kontrolle über
meine eigenen Gedanken ist etwas, was ich nur sehr
ungern in meinem Leben missen würde.
Konzept:
Der Spieltrieb ist es, was einen guten Wissenschaftler
ausmacht. Immer wieder Dinge zu machen, weil man wissen
möchte, was passiert. Diskussionen über schwarze Löcher
haben die Wissenschaftler in CERN nicht davon abgehalten
den Large-Hadron-Collider anzuwerfen und eine unnötige
Frage wie „Warum?“ hielt andere Wissenschaftler nicht
davon ab, ein teures Gerät wie das EEG an tibetanische
Mönche anzuschließen, um zu sehen, was passiert. EEG
steht für Elektroenzephalografie und es misst mit Hilfe einer
futuristisch anmutenden Kappe, die viele kleine Kabel vom
Kopf mit dem Gerät verbindet, die Hirnaktivität des
Probanden. Man sollte meinen, dass Mönche solch einer
Technologie gegenüber abgeneigt wären, aber der Dalai
Lama selbst ist ein großer Fan von Technologie und soll
sogar gesagt haben, dass er Ingenieur geworden wäre,
wenn er nicht zufällig die Widergeburt eines Bodhisattvas
geworden wäre. Bodhisattvas sind laut buddhistischem
Glauben „Erleuchtete“ die freiwillig auf das Nirvana
verzichten und die Qual der Wiedergeburt auf sich nehmen,
um der Menschheit Erleuchtung zu bringen. Nicht
überraschend war es, dass die Mönche diese Prozedur nicht
völlig unnötig über sich ergehen lassen haben. Es wurde
festgestellt, dass sie tatsächlich deutlich mehr Kontrolle über
ihr Gehirn haben, als Otto-Normal-Nichtmeditierer.
Sie konnten nicht nur präzise Emotionen generieren, um
Wissenschaftlern eine Zuordnung von Gefühlen und
Gehirnbereichen zu ermöglichen, sie haben sogar
physiologische Veränderungen in ihrem Gehirn erwirkt. Ihr
Gehirn hat sich durch die Meditation verändert!
Das reicht mir nicht als Betonung. Sie haben ein
ORGAN(das Gehirn) mit der Kraft ihrer Gedanken
umstrukturiert!!!
Ähnlich dem Konzept der Myelenisierung waren die
meistgenutzten Gehirnbereiche ausgeprägter und besser
durchblutet. Neuroplastizität taufte man diesen Prozess.
Durch Meditation haben die Mönche es geschafft ihre
Gefühle und Gedanken gezielt zu kontrollieren. Ein Mönch
wird niemals sagen „Ich wünschte ich könnte weniger
Schokolade essen, aber ich hab einfach nicht die Disziplin
dazu.“ So mancher Leser mag sich wundern, warum die
Überschrift von glücklichen Mönchen redet, wenn ihr ganzer
Alltag aus Disziplin und Konzentration zu bestehen scheint,
aber interessanterweise sind diese beiden Dinge
unzertrennlich miteinander verbunden. Die Erkenntnis
verschiedener unabhängiger Wissenschaftler ist es nämlich,
dass Glück (Und Depression am anderen Ende des
Spektrums) proportional zur Ausprägung des mittleren
präfrontalen Cortexes ist. Einem Bereich im Gehirn, der bei
jedem Mönch aufglüht wie ein Silvesterfeuerwerk, wenn er
die sogenannte „Compassion Meditation“ betreibt, welche
daraus besteht sich Menschen in Erinnerung zu rufen und
mit ihnen Mitleid zu empfinden. Das klingt vielleicht einfach,
aber der Schwierigkeitsgrad hängt stark von der Person ab,
die man dafür aussucht. Es mag einfach klingen, der netten
Oma von nebenan Mitgefühl entgegen zu bringen, aber bei
tibetanischen Mönchen reden wir eher davon abends
chinesischen Soldaten Mitgefühl entgegenzubringen, wenn
sie dich morgens noch mit Füßen getreten haben. (Und das
meine ich nicht bildlich) Den Highscore in Mitgefühl hat
übrigens Matthieu Ricard geknackt. Ein französischer
buddhistischer Mönch, der in Frankreich Molekularbiologie
studiert hat, bevor er sich für das Klosterleben entschieden
hat. Das Geheimnis des Glückes ist es also offensichtlich
Mitleid mit deinen Erzfeinden zu haben. Die Lektion dieses
Kapitels soll das aber aber nicht sein. Die Mönche haben
bewiesen, dass das Gehirn sich unseren Gedanken
anpasst. Und zwar deutlich stärker als wir nur anhand von
Myelin vermuten durften. Denn nicht nur Fähigkeiten
sondern jedes Gefühl und jeder Gedanke formt unser
Gehirn. Wenn wir also unser Leben verändern wollen, kann
es am Ende schon genügen unser Denken zu verändern,
statt nach äußerlichen Erfolgen und Statussymbolen zu
streben!
Fazit:
Die Entscheidung unsere Gewohnheiten zu überwinden
wird im präfrontalen Cortex getroffen und dieser lässt
sich dank Neuroplastizität erwiesenermaßen trainieren.
Das Es und der Kampf
gegen den Stress Zitat:
„Stress entsteht aus der Annahme, dass wir die ganze Welt
kontrollieren können.
Wenn wir loslassen, was wir nicht kontrollieren,
verschwindet er“
Anton Jonas (Weltberühmter Autor von „Disziplinlos“)
Bio:
Stress ist immer ein großes Problem für mich gewesen.Als
introvertierter Mensch löst bei mir jede Situation Stress aus,
in der ich gefordert bin jemanden zu unterhalten und als
mitfühlender Mensch leide ich mit jedem in meiner
Umgebung mit, der unter Stress zu stehen scheint. Dazu
kam die Tatsache, dass ich Stress nie besonders definiert
habe, so dass mir selten bewusst war, warum ich eigentlich
gerade Kopfschmerzen habe oder gereizt auf völlig
harmlose Fragen reagiere.Begegnet bin ich Stress, wie ein
Stier einem Matador. Ich hab einfach meine ganze Kraft
dagegen gestemmt ohne groß über Alternativen
nachzudenken.Und wer ein Schema in diesem Buch
erkennen kann, sollte ahnen, dass ich das mittlerweile
geändert habe...
Konzept:
Das Es ist ein psychologischer Begriff, dem ich hier mit
Sicherheit nicht gerecht werde, aber es ist eine schöne
Überschrift für das aktuelle Thema. In "The inner game of
stress" ,vom Sportpsychologen Timothy Gallwey und den
beiden Allgemeinmedizinern Hanzelik und Horton, wird
Stress als das Empfinden definiert, dass wir haben, wenn
wir in eine Situation geraten, die von unserem
Unterbewusstsein(vergleichbar mit meinem beschränkten
Verständnis von Freuds Über-Ich) als überfordernd
wahrgenommen wird, so dass wir durch einen
Adrenalinausstoss in den "Freeze, Flight or Fight" Modus
geraten. Ein Sicherheitsmechanismus aus der Urzeit, als
unsere Vorfahren mit Gefahrensituationen konfrontiert
wurden und oft nicht die Zeit hatten lange über die richtige
Entscheidung nachzudenken. Wenn ich einem
Säbelzahntiger begegnen würde, wäre es mir auch lieber
nicht 3 mal tief durchzuatmen und die Pros und Contras von
einem Fluchtversuch gegenüber denen eines Angriffs
abzuwägen.
Um den Modus zu verstehen kann man sich einen Hirsch
anschauen. Ein majestätisches Wesen, das auch mal 300
Kg wiegen kann! Wenn dieses Wesen unser Auto auf sich zu
fahren sieht, können dreierlei Dinge passieren. Es kann wie
von der Tarantel gestochen wegspringen und wir atmen
erleichtert auf.(Flight) Es kann das Geweih auf uns richten
und übermotiviert auf uns zu rennen, was besser
funktionieren würde, wenn wir ein großes Tier wären und
kein kleines Tier, dass in einem Stahlkäfig sitzt, der sich mit
(optmistisch geschätzten) 50 km/h vorwärts bewegt.(Fight)
Oder es kann uns mit großen Augen anstarren, während wir
uns fragen "wie blöd kann so ein Tier eigentlich sein?", was
nützlicher wäre, wenn wir ein Raubtier wären, dass die Welt
nur durch Bewegung wahrnimmt und nicht ein Autofahrer mit
viel zu langem Bremsweg.(Freeze)
Am selben Beispiel können wir unsere eigene Stressreaktion
betrachten. Nehmen wir an das Tier ist stehen geblieben
und wir konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen. Für die
meisten Menschen könnte man behaupten, dass das eine
Situation ist, mit der man überfordert ist. Richtig? Weiterhin
wird jeder Mensch, dem das schonmal passiert ist, sagen
können, dass sein Herz pocht wie selten zu vor, was
natürlich auf den Adrenalinstoß zurückzuführen ist. Was wir
aber nicht vorhersagen können, ist unsere Reaktion. Einige
würden den Hirsch verfluchen, ein paar Mal auf das Lenkrad
hämmern, ihrem Ärger auf verschiedenste Arten Luft lassen
und anschließend überprüfen, ob das Auto fahrtüchtig ist,
um immer noch Flüche in den Bart murmelnd in die nächste
Werkstatt zu fahren, wo der Schaden genauer untersucht
werden kann.(Fight)
Andere sind völlig verängstigt und fahren direkt weiter zur
ersten Person, die ihnen einfällt und suchen Trost und Hilfe.
In der Hoffnung, dass jemand anders sich um die Situation
kümmert.(Flight) Und dann gibt es natürlich die Menschen,
die traumatisiert sind und solange ins Leere starren ohne
einen klaren Gedanken fassen zu können, bis sie vom
hupenden Fahrer hinter ihnen aus der Angststarre gerissen
werden und sich dann mit dem Problem befassen können.
(Freeze) Kurzfristig verhindert Stress also, dass wir
bestimmten Situationen rational begegnen und logische
Entscheidungen treffen. Die Frage ist aber , wie wirkt sich
Stress auf uns langfristig aus? Da kommen die beiden
Allgemeinmediziner und Co-Authoren von "Inner Game of
Stress" ins Spiel. Laut ihrer Erfahrung sind nämlich bis zu
70% aller Erkrankungen, die sie in ihrem Alltag behandeln,
auf Stress zurückzuführen. Und die Liste geht von
Schnupfen über chronischen Rückenschmerzen bis zu
Herzrythmus-Störungen. Wenn der Arzt uns aber sagt
"erholen sie sich mal" oder "essen sie gesund", warten wir
geduldig darauf, welche Pillen er uns verschreibt und leben
fleißig weiter, als wäre nichts passiert. Medizinstudenten
sind bereits vor dem Studienabschluss frustriert von der
eingeschränkten Mitarbeit der Patienten.
Fazit:
Mittel um Stress bedingte Probleme zu vermeiden sind
mannigfaltig, aber ich werde mich bemühen, die
nützlichsten Lösungsansätze kurzzufassen. Für eine
tiefere Einsicht gibt es ja schließlich das Buch von
Timothy Gallwey....
Methoden gegen den Stress
Bio:
Die Streitkultur in meiner deutschstämmigen aber in
Russland geborenen Familie ist schwer zu beschreiben,
aber ohne eine Erläuterung würde das folgende Beispiel
einen falschen Eindruck über meine Familienverhältnisse
machen. Mein Eindruck für deutsche Streitkultur ist es in
vielen Fällen jemanden zu meiden, wenn man ihn nicht
mag, statt seine Meinung offen auszusprechen. Das führt
zwar dazu, dass man weniger Stress hat, aber gleichzeitig
entgeht diesem Menschen eine Gelegenheit sein Verhalten
zu hinterfragen und aus dieser Situation zu lernen. In
unserer Familie streitet man so leidenschaftlich wie
heißblütige Italiener. Ob das typisch russisch ist oder noch
deutsche Streitkultur vom Anfang des 20. Jahrhunderts war,
kann ich nicht beurteilen. Alle "Russen", die ich kenne, sind
deutschstämmig und daher ist es schwierig den Unterschied
zu erkennen. Wenn jemandem in unserer Familie etwas
nicht passt, gibt es zwei Möglichkeiten, die sich auch
kombinieren lassen. Entweder man erträgt es einfach oder
man macht seinem Unwohlsein dermaßen Luft, dass ein
neutraler Beobachter meinen könnte, das wäre das letzte
Mal, dass man miteinander spricht. In den meisten Fällen
hat man aber einfach seine Stellung klar gemacht, die
Beteiligten nehmen sich eine Auszeit, um sich abzukühlen
und ein paar Stunden später könnte man schon meinen, es
wäre niemals passiert.
Warum die langatmige Erläuterung über die Streitkultur
meiner Familie?
Weil wir für die höchste Lautstärke in einem Intensivstations-
Wartezimmer seit langer Zeit zuständig gewesen sind, als
mein Vater mehrere Tage im Koma lag. Unsere Nerven
lagen blank, wir verbrachten den Großteil unserer Tage im
Krankenhaus und verbrachten unsere "Freizeit" damit.
Verwandte über den aktuellen Stand zu informieren. ("Und?
Schon über den Berg?" hat sich zu einem Klassiker unter
den Witzen entwickelt, nachdem klar war, dass er
tatsächlich über den Berg war.) Die Spannung drohte dann
sich im Wartezimmer zu entladen und das STOP Konzept
hat mir geholfen Schlimmeres(oder auch Lauteres) zu
verhindern. Zwei Familienmitglieder waren im verbalen
Schlagabtausch und ich hatte schon tief Luft geholt um Öl
ins Feuer zu gießen, aber dann hab ich mir STOP gedacht,
noch einmal tief eingeatmet und mich sichtlich aus der
Diskussion ausgeklinkt. Wie die meisten meiner
Gedanken(ich bin unglaublich schlecht darin zu verbergen,
was in meinem Kopf vorgeht), konnte man sie mir klar
ansehen und nach meiner Darstellung von "Ach scheiss
drauf, ich werd meine Energie nicht auch noch fürs Streiten
verschwenden", war die Luft aus der Diskussion und wir
gingen alle ein wenig entspannter unserer Wege.
Konzept:
Stop
Stress entwickelt sich in einer Kettenreaktion, wie eine
Schneelawine. Mit jeder Sekunde wird er massiger und
schwieriger aufzuhalten. Deshalb ist das wichtigste
Werkzeug im Arsenal die Auszeit. Wenn wir merken, dass
wir uns in einer Kettenreaktion befinden und unser
Stresspegel rapide ansteigt, gibt es nichts besseres als
STOP(am besten nur mit der inneren Stimme) zu sagen und
tief durchzuatmen. Die Situationen, in denen dieses Prinzip
greift sind sehr unterschiedlich. Ich gucke wahrscheinlich zu
viel Fernsehen, aber ich hab mehrere Bilder vor Augen, wo
jemandem zur Wutbewältigung erklärt wird, dass er langsam
bis zehn zählen solle, wenn Wut in ihm aufzukommen
drohte. Man merkt also "Oh oh, ich werde wütend.", atmet
tief durch und zählt langsam bis zehn. Ist man erst einmal
bei zehn angelangt , hat man sich soweit beruhigt, dass man
die Situation nüchtern betrachten kann und eine logische
Entscheidung trifft. Oft trifft man aber auch Entscheidungen
aus anderen Emotionen heraus als Wut . Wenn der
Nachbar sich einen größeren Fernseher gekauft hat, sollte
man sich überlegen, ob es die richtige Entscheidung ist, sich
auch einen Größeren zu kaufen, bevor man grün vor Neid in
den nächsten Elektrofachmarkt stürmt und den Verkäufer mit
Geldscheinen bewirft.
Manchmal hat es gar nichts mit Emotionen zu tun und man
braucht einfach eine neue Perspektive, weil man merkt,
dass man nur noch aus Gewohnheit handelt und nicht aus
Vernunft. Im Profifußball merkt man oft, wie gut jemandem
eine lange Pause tut, obwohl Sportler selbst im Urlaub ein
rigoroses Trainingsprogramm bekommen. Mannschaften im
Abstiegskampf machen oft Kurztrainingslager, um dem
Alltag zu entfliehen und die Situation aus einem anderen
Winkel zu betrachten.
Die Lösung ist es herauszufinden, welche Stressauslöser
man hat und sich anzugewöhnen STOP zu sagen, wenn
man ihnen im Alltag begegnet.
Die 3 Kontrollfragen
Hat man erst einmal STOP gesagt, wird es Zeit seine
Emotionen einem 3-Fragen-Test zu unterziehen. Gallwey
beruft sich auf den römischen Philosophen Epikur als
Inspiration für die 3 Kontrollfragen.
Seine Philosophie lässt sich SEHR GROB (und
wahrscheinlich falsch, wenn man Experten fragt)
zusammenfassen:
Jedes Problem, das uns begegnet, kann man so lange in
Teilaspekte spalten, bis nur noch zweierlei Aspekte übrig
bleiben. Probleme an denen wir etwas lösen können und
Probleme an denen wir nichts ändern können. Die lösbaren
Probleme sollten wir lösen, statt über sie zu lamentieren und
unausweichliche Probleme müssen wir akzeptieren, weil wir
uns sowieso nicht dagegen wehren können.
Dementsprechend schlägt Gallwey vor, dass wir uns immer
3 Fragen stellen, wenn wir Stress empfinden.
1. Was an dieser Situation kann ich nicht ändern?
Wenn wir an der roten Ampel stehen,können wir sie nicht
grün machen.
2. Was an dieser Situation versuche ich gerade zu
ändern?
Hier sollte man ehrlich sein, auch wenn es weh tut. Wenn
wir eine Ampel anschreien, agieren wir unter der
unlogischen Annahme, dass die Ampel dadurch schneller
grün wird.
3. Was kann ich an dieser Situation ändern?
Ich kann nächstes Mal früher losfahren, so dass ich mich
nicht verspäte, wenn die Ampel rot wird. Ich kann die Zeit
nutzen um meinen Tag zu planen oder über Gott und die
Welt zu reflektieren.Oder Musik hören, die ich mag.
In den meisten Fällen kommt man zu dem Ergebnis, dass es
blöd war sich so aufzuregen und ändert so langfristig seine
Ansicht über diese Situationen, bis man an den Punkt
gelangt, wo sie überhaupt keinen Stress in uns auslösen.
Fazit:
Um mit Stress intelligent umzugehen, muss man
Erholung zu einer Priorität machen, lernen in stressigen
Situationen STOP sagen zu können und sich
anschließend die 3 Kontrollfragen stellen, um irrationale
Gedankengänge ans Licht zu bringen.
Multitasking ist das
Problem
nicht die Lösung!Zitat:
“Fucking two things up at the same time isn`t multitasking”
Dick Masterson
"Zwei Dinge gleichzeitig zu versauen ist nicht Multitasking."
Dick Masterson
Bio:
Ich bin der Meister des Multitaskings! Ich kann
Computerspielen und dabei eine komplette Sitcom auf dem
Fernseher hinter mir "sehen". Man kann sich ja schließlich
jederzeit umdrehen, wenn etwas nicht durch den Ton klar
wird, richtig? Hausaufgaben sind nur erträglich, wenn ich 2-
3 Chats (ICQ war der Messenger meiner Wahl) aufrecht
erhalte und möglichst laut Musik höre. Mündliche Fächer in
der Schule waren optimal um Hausaufgaben vorzuarbeiten,
zuhören kann ich ja auch beim schreiben, richtig? Beim
Fußballtraining war uns kein Ausdauertraining zu hart,
solange wir uns dabei unterhalten konnten.
Das hat mein Teenie-Ich für ein unangreifbares Dogma
gehalten. Erwachsene verstehen einfach nicht, wie gut die
Jugend im Multitasking ist.
Ich sah überhaupt keinen Widerspruch darin, dass ich
regelmäßig gereizt reagierte, wenn jemand versuchte mit
mir zu reden, während ich lese/schreibe/gucke."Woher soll
ich denn wissen wie weit ich mit den Hausaufgaben bin, frag
mich nochmal wenn ich fertig bin." "Hmmm...Hmmm... Oh
das war eine Frage? Ähm... Ja ich bin da auf deiner Seite!"
Ich war nur ein Meister darin zu verdrängen, wie schlecht
und überfordert ich mit Multitasking war. In Wirklichkeit war
mein "Multitasking" das Ergebnis der
Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs mit der
überschüssigen Energie eines Teenagers, der 6-8 Stunden
täglich an einem Tisch sitzt und Erwachsenen dabei zuhört,
wie sie über Dinge reden, die er nie wieder brauchen wird.
Konzept:
Realisiert habe ich das aber erst Jahre später, beim Lesen
eines Buches, genannt:"The Myth of Multitasking" von Dave
Crenshaw. Was wir für Multitasking im Sinne von "Ich kann 2
Dinge gleichzeitig tun" halten, ist in Wirklichkeit nichts
anderes als Switchtasking im Sinne von "Ich kann ganz oft
zwischen zwei Dingen hin und herspringen". Das Problem
mit dem Switchtasking ist, dass man einen großen Teil
seiner Zeit damit verbringt sich nach jedem Sprung
neuzuorientieren und zu entscheiden, womit man
weitermachen möchte Am besten erläutert hat Crenshaw die
Kosten von Switchtasking in einem Experiment.
(Anleitung bitte zu Ende lesen, bevor man loslegt)
Experiment:
Man nehme zwei Personen, eine Stoppuhr,
Schreibutensilien und 2 Blätter Papier. Jetzt schreiben
beide Personen mit laufender Stoppuhr "Switchtasking"
auf ein Blatt Papier und unter jeden Buchstaben die zu
ihm gehörende Zahl aus der Reihenfolge des Alphabets.
Unter ein A käme also eine 1, unter B eine 2 und unter Z
eine 26. Der einzige Unterschied zwischen den beiden
Personen ist es, dass eine Person sich erst alle
Buchstaben und dann alle Zahlen aufschreibt, während
die andere Person immer zwischen Buchstabe und Zahl
hin und her springt.
Person A schreibt also: "Buchstabe-Buchstabe-.....-
Buchstabe-Zahl-Zahl-...-Zahl"
Person B schreibt: "Buchstabe-Zahl-Buchstabe-
Zahl-.....-Buchstabe-Zahl."
Beide Menschen betreiben scheinbar sowohl physisch als
auch mental den selben Aufwand, doch im Normalfall(Zwei
Menschen haben natürlich unterschiedliche
Schreibgeschwindigkeiten) sollte Person A mit einem
bequemen Vorsprung gewinnen. Laut Crenshaw brauchen
Menschen in Gruppe B im Durchschnitt über 30% länger als
Gruppe A. Wem das Experiment zu aufwendig war (Ich bin
selbst jemand, der solche Dinge liest und sich denkt "Ja.Ja.
Ich glaub dir schon!") kann sich auch einfach an die
Geschichte mit den israelischen Bewährungsrichtern
erinnern. Wenn jede Entscheidung uns Energie kostet,
macht es auch nur Sinn, dass es schwerer ist, immer wieder
die Entscheidung zu treffen, seine Aufmerksamkeit zu
verschieben. Besonders wenn die alternativen Tätigkeiten
so nutzlos sind, wie 10 Mal Facebook oder E-Mails zu
checken.
Lösen lässt sich dieses Problem auf viele Arten.
Man kann sich angewöhnen bestimmte verlockende
Tätigkeiten, wie Facebook, auf gewisse Zeiten zu
beschränken. Wie oft bekommen wir eine Nachricht auf
Facebook oder Email, auf die wir in weniger als 24 Stunden
antworten müssen? Wenn man dazu tendiert , mit seinen
Mitarbeitern/Freunden zu schwatzen und es sich
abgewöhnen möchte, sollte man Schwatzzeiten festlegen.
"Lass uns um 10 Uhr zum quatschen treffen, ja?". Meistens
ist es einfacher sich so auf die Arbeit zu konzentrieren und
wenn man sich dann unterhält, hat man auch 24 Stunden
Gesprächsstoff. Eine Unterhaltung ist deutlich interessanter,
wenn man nicht alle 30 Sekunden auf den Bildschirm blickt
und anfängt hastig zu tippen, während man "Hmmm"
Geräusche macht, um das Gespräch am Laufen zu halten.
Oft genügt es auch Switchtasking identifizieren zu können,
um Wege zu finden Energie zu sparen.
Man darf nur nicht das Switchtasking mit dem
"Backgroundtasking" verwechseln, welches im Prinzip zwei
Aktivitäten vereint, die sich nicht widersprechen. Man kann
nicht Reden und Schreiben. Man kann nicht Lesen und
Zuhören. Man kann aber durchaus Essen und Fernsehen.
Man kann Musikhören und Joggen. Mechanische Aktivitäten,
wie Essen und Joggen brauchen nicht unsere volle
Aufmerksamkeit. Wir treffen nicht jedesmal die
Entscheidung "Okay jetzt ist der linke Fuß dran", während
wir laufen. Somit ist da eine gewisse Kapazität frei, die man
mit anderen Dingen füllen kann. Aber als jemand, der
regelmäßig meditiert, kann ich empfehlen ab und zu auch
auf Backgroundtasking zu verzichten, um seinem Verstand
etwas Ruhe zu gönnen. Es ist anstrengend sich ständig mit
Informationen berieseln zu lassen.
Fazit:
Switchtasking ist völlig unnötig und sowohl für
Produktivität als auch im Kampf gegen Stress
schädlich. Mit Ausnahme von Backgroundtasking bei
mechanischen Tätigkeiten, sollte man also auf
"Multitasking" verzichten.
Erholung ist Pflicht
Zitat:
“Every person needs to take one day away. A day in which
one consciously separates the past from the future. Jobs,
family, employers, and friends can exist one day without any
one of us, and if our egos permit us to confess, they could
exist eternally in our absence. Each person deserves a day
away in which no problems are confronted, no solutions
searched for. Each of us needs to withdraw from the cares
which will not withdraw from us.” - Maya Angelou
Bio:
Ich war ein relativ ruhiges Kind, aber in meinem Kopf
herrschte so gut wie nie Ruhe. Ich war immer verspannt und
auf der Suche nach Stimulation. Beim Baden habe ich die
Shampooflasche gelesen, nur um nicht mit meinen
Gedanken alleine gelassen zu werden.
„Mir ist langweilig“ war einer meiner Lieblingssprüche. So
etwas wie einen Zustand von innerer Ruhe existierte in
meinem Universum nicht.
Konzept:
Unter Geschäftsleuten ist es ein Zeichen von Fleiß und
Charakterstärke, wenn man überarbeitet ist. Erfolgreiche
Manager unterhalten sich über Magengeschwüre als wären
sie Teil der Stellenausschreibung gewesen. In japanischen
Büros gibt es einen Trend, so zu tun als ob man schlafen
würde, weil es als große Leistung gilt, zu arbeiten, bis man
vor Erschöpfung einschläft. Die Auswirkungen von
Überarbeitung interessiert dabei niemanden. Möchte man
wirklich als Chef das letzte Quäntchen Produktivität aus
seinen Angestellten herauspressen, wenn man stattdessen
nur an wenigen Stellschrauben drehen müsste, um 70% der
Krankenscheine zu vermeiden? Der ehemalige
Schachweltmeister Gary Kasparov hat in seinem Buch „How
life imitates chess“ etwas geschrieben, was in meinem Kopf
immer noch herumgeistert, wenn der Gedanke „Ich hab
keine Zeit mich auszuruhen“ zu laut wird. Ich versuche es
aus der englischen Version sinngemäß zu übersetzen: „Für
meinen Lehrer war es inakzeptabel nicht erholt zu sein.
Erholung war genauso Teil des Jobs wie hartes Arbeiten.
Wer unausgeruht zu ihm kam, konnte sich auf etwas gefasst
machen!“ Das Wissen, dass selbst Leute am absoluten
Leistungslimit wie Gary Kasparov sich die Zeit für Erholung
genommen haben und nehmen mussten, um überhaupt an
die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu gelangen, hat meine
Ansicht zum Thema Erholung verändert. Lange bevor ich
wusste, was Stress eigentlich anrichten kann.
Ironischerweise nehmen sich gerade die gestressten
Menschen die wenigste Zeit zur Erholung. Wenn man sich
die erfolgreichsten Menschen unserer Zeit ansieht, wird man
aber schnell feststellen, dass ihnen ihre Zeit nie zu schade
ist, um sich ein Nickerchen oder einen Spaziergang zu
gönnen. Gerade wenn der Stress überhand nimmt und nicht,
wenn sie „Zeit dafür haben“.
Um das Verständnis von Erholung ein wenig zu erläutern:
In einem dunklen Raum vor einem grellen Monitor zu sitzen
und seine Aufmerksamkeit zwischen 3-4 verschiedenen
Fenstern aufzuteilen, während man aufgeregt Fenster
schließt und neue öffnet, bis man etwas findet, was es wert
ist betrachtet zu werden, ist keine Erholung! Es ist keine
Erholung ein Computerspiel zu spielen, dass hohe
Konzentration erfordert und gleichzeitig Adrenalin ins Blut
pumpt, weil man nicht weiß, was als Nächstes geschieht! Es
ist nur Erholung, wenn man Zeit hat, seiner inneren Stimme
zu lauschen und die Gedanken schweifen zu lassen. Es ist
auch Erholung, wenn man seine innere Stimme ausblenden
kann, während man etwas liest oder Musik hört. Die Top 5
von erholenden Aktivitäten in absteigender Reihenfolge sind
für mich: Schlafen,Massagen,Meditation,Musik
hören,Spazieren gehen
Wenn ich „Musik hören“ schreibe, dann meine ich übrigens
ausschließlich das. Das „Backgroundtasking“ aus dem
Multitaskingkapitel greift hier nicht, weil wir uns erholen
wollen. Backgroundtasking ist dazu da eine mechanische
Aufgabe unterhaltsamer zu machen, hat aber nichts mit
Erholung zu tun.
Es gibt viele andere Aktivitäten, die ich ohne eigene
Erfahrung ungern weiterempfehlen möchte, aber
Schwimmen und Yoga sollten gut funktionieren. Joggen
kann auch gut sein, wenn man mehr Rhythmus hat als ich.
In meiner Erfahrung wird aus Joggen schnell Sprinten, weil
ich kein Gefühl fürs Tempo habe und mit jedem Schritt
schneller werde. Und Sprinten ist nicht besonders erholsam.
Hier unterscheidet sich auch Stressabbau von Erholung.
Viele aktive Menschen wollen ihren Stress durch Sport
abbauen, aber vernachlässigen dabei die Erholung. Das Bild
eines 40-Jährigen Managers, der in seiner Freizeit
Marathons läuft und trotzdem plötzlich einen Herzinfarkt
bekommt, ist ein gutes Beispiel für jemanden, der den
Unterschied zwischen Erholung und Stressabbau nicht
verstanden hat. Wenn man seinen Körper dauerhaft unter
Spannung hält, wird er sich irgendwann die Ruhe gewaltsam
holen und das Ergebnis könnte deutlich unangenehmer sein,
als ein paar Minuten am Tag die Seele baumeln zu lassen.
Fazit:
Harte Arbeit folgt aus guter Erholung. Wer sich
ausschläft und Zeit für sich nimmt, ist klug und nicht
faul.
Effizienz
Zitat:
“20 percent of focused effort results in 80 percent outcome
of results!”
Vilfredo Pareto
„ 20 Prozent von konzentrierter Mühe ergibt 80 Prozent der
Ergebnisse!“
Vilfredo Pareto
Bio:
Viele meiner Bekannten und Verwandten rätseln bis heute
darüber, warum ich kein Auto fahre. Ich habe das Geld für
ein Auto (bekommen als ich 18 wurde), ich habe den
Führerschein im Geldbeutel und doch fahre ich Fahrrad,
Bus, Bahn und in besonderen Fällen Taxi, statt die Freiheit
eines Autos zu nutzen, um jederzeit überall hinfahren zu
können. Ich rätsle aber darüber, warum alle es für
wünschenswert halten Auto zu fahren. Wann immer ich mit
jemandem mitgefahren bin, sind sie gestresst (vielleicht bin
ich ja ein schlechter Beifahrer...), konzentriert und allgemein
nicht gerade in bester Laune. Der einzige Fall in dem ich mir
denke „Ich wünschte ich wäre am Steuer“ ist, wenn jemand
noch schlechter fährt als ich, was mit jedem Jahr seltener
wird, da meine Fahrtauglichkeit ohne Praxis sicher nicht
steigt.
Konzept:
Hätte ich das Buch nicht deutlich später gelesen, könnte
man meinen ich hätte eine 80-20 Analyse vorgenommen,
wie Tim Ferriss sie in seinem ersten Buch „The 4-Hour
Workweek“ vorstellt. Vilfredo Pareto(1848 -1923) scheint
diese Theorie aufgestellt zu haben, als er bemerkte, dass
20% der italienischen Bevölkerung 80% des italienischen
Grundbesitzes kontrollierten. Das Paretoprinzip (auch 80-20
Regel genannt) besagt, dass bei jedem Ereignis 80% des
Ergebnisses auf 20% der Ursachen zurückzuführen sind.
Natürlich ist das eine gewagte Aussage, die nicht
wissenschaftlich haltbar ist, aber eine 80-20 Analyse lohnt
sich meistenfalls trotzdem. Ferriss hat das ganze strikt
angewandt indem er sich auf 20% seiner Kunden
konzentriert hat, weil diese für 80% seines Einkommens
verantwortlich waren und im Umkehrschluss hat er aufgehört
die 20% seiner Kunden zu bedienen, die mit ihren
Beschwerden und Problemen 80% des Kundenservices in
Anspruch nahmen. Mit diesem und einigen anderen
Produktivitätswerkzeugen, hat er es geschafft den Sprung
vom 60 Stunde pro Woche Workaholic zur 4 Stunden
Arbeitswoche zu machen, ohne nennenswerte finanzielle
Einbußen in Kauf nehmen zu müssen. Er wird jedoch nicht
müde zu betonen, dass Effizienz Thema seines Buches ist
und nicht seine Arbeitszeit tatsächlich auf 4 Stunden zu
schrumpfen. Die Einbußen der unteren 20% waren nicht
schwer aufzufangen, wenn man sich auf einmal vollkommen
auf die großen Kunden konzentrieren kann. Nicht jeder von
uns kann ein eigenes Unternehmen haben, aber das Prinzip
lässt sich auch in alltäglichen Situationen anwenden. Das
Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln mag zwar 20%
länger dauern als das Autofahren, aber gleichzeitig spart
man 80% seiner Energie. Anders formuliert: Man kommt
vielleicht 20 Minuten später, als eine 80 minütige Fahrt mit
dem Auto dauern würde, aber dafür erspart man sich 80%
der Unannehmlichkeiten. Wir müssen nicht an jeder Ampel
die Sekunden zählen bis sie grün wird, wir müssen nicht
alle Verkehrsteilnehmer im Blick behalten und wir müssen
nicht alle 3 Sekunden auf die Uhr gucken, weil die
Pünktlichkeit nicht mehr in unserer Hand liegt.
Wir können etwas lesen, wir können Musik hören oder uns
mit jemandem unterhalten. Wir tauschen also 80 Minuten
Stress gegen 100 Minuten Erholung.
Ein weiteres gutes Beispiel ist Ernährung. In einer normalen
Mahlzeit beziehen wir 80% der wichtigen Nährstoffe aus
20% der Nahrungsmittel, während der Rest aus leeren
Kalorien in Form von beispielsweise Nudeln oder Reis
besteht.
Sportler und Bauchmuskelenthusiasten können sich 80%
der Bewegung sparen und nur 20% der Wirkung aufgeben,
indem sie von Sit-Ups auf Crunches umsteigen. Während
man bei Sit-Ups den kompletten Körper verbiegt und den
unteren Rücken heftig belastet, erreicht man annähernd
dasselbe Ziel mit Crunches, die das Körpergewicht deutlich
gleichmäßiger auf der Wirbelsäule verteilen.
Fazit:
Wenn man seinen Alltag mit dem Paretoprinzip im
Hinterkopf analysiert, wird man viele Möglichkeiten
finden, die es einem erlauben mit 20% des Einsatzes
immer noch 80% des Ergebnisses zu erzielen.
Das Disziplinlos-ProgrammDas richtige Mindset
Wenn man sich bis hierhin durch das Buch gewühlt hat,
sollte man eigentlich vor Tatendrang sprühen (vorausgesetzt
ich habe meinen Job als Autor zufriedenstellend erledigt).
Das ist allerdings eine vollkommen externe Motivation. Man
hat gelesen, wie so eine Lebensveränderung funktioniert
und jedesmal im Hinterkopf gedacht "Das könnte ich auch
machen" und jetzt scharrt man an der Startlinie mit den
Hufen und will sofort loslegen.
Für andere ist dieses Buch vielleicht nur eines von vielen
Büchern zum Thema persönliche Entwicklung. Sie lesen das
Buch, nicken bei jedem Konzept und am Ende legen sie es
stolz ins Regal, als hätten sie Großes vollbracht. Das Lesen
ist nur der Anfang und bevor ich beginne über praktische
Schritte zu sprechen, ist es mir wichtig die Einstellung der
Leser zu recht zu rücken, egal ob ihnen das innere Feuer
fehlt ihr Leben zu ändern oder sie so übermotiviert sind,
dass ihre Motivation wie eine Wunderkerze innerhalb von
kürzester Zeit aufgebraucht ist und sie zum Status Quo
zurückkehren.
Fehlschläge sind keine Rückschläge
"Hab ich versucht. Hat nicht geklappt." Wer nach diesem
Buch scheitert und dieses Fazit zieht, hat beim Lesen
wahrscheinlich nicht aufgepasst. Ich kenne das aus der
Schulzeit. Man liest Wort für Wort, Satz für Satz, aber die
ganze Zeit hat man Tagträume im Kopf und erinnert sich
hinterher an kein einziges gelesenes Wort.
Anders kann ich mir nicht erklären, wie jemand ein Kapitel
über Myelin lesen kann und anschließend urteilt, dass er
keinen Fortschritt gemacht hat, nur weil er seinen Vorsatz in
einem Moment der Schwäche brechen musste. Wir trauen
uns oft nicht ein zweites Mal an etwas heran, wenn wir es
beim ersten Mal nicht geschafft haben, weil wir die
Erinnerung haben, wie unglaublich anstrengend das Ganze
war. Aber wir sind doch jetzt schlauer! Wir wissen, dass wir
Neuronenpfade myelenisiert haben und die Basis für eine
neue Gewohnheit gelegt haben. Ich verspreche: Der zweite
Anlauf wird viel einfacher und selbst wenn man wieder
versagt, wird man diesmal länger durchhalten. Unabhängig
von Zeitpunkt und Heftigkeit des Fehlschlages, sollte man in
der Lage sein objektiv zurückzublicken und zu sagen „Ich
habe soviel geschafft. Mal sehen wie weit ich beim nächsten
Mal komme.“
Jede Änderung kostet uns Disziplin
Man kann sich nicht verändern, ohne kurzfristig Disziplin
aufwenden zu müssen und das Gehirn ist so unerforscht wie
die Weltmeere. Niemand kann uns sagen "Sie haben noch
10% Disziplin, das genügt um sich vor dem Schlafengehen
die Zähne zu putzen und 5 Seiten in einem Buch zu lesen".
Wir müssen experimentieren. Und wo man experimentiert,
bekommt man positive und negative Ergebnisse. Wenn wir
uns etwas vornehmen und scheitern, bedeutet es nicht, dass
wir "unverbesserlich" oder "faul" oder "dumm" sind (oder gar
DISZIPLINLOS *zwinker*). Generell ist es unnötig sich zu
verurteilen, aber gerade in so einem Augenblick kann es
vernichtend sein. Folgendes ist passiert:
Wir haben uns etwas vorgenommen, von dem wir wissen,
dass wir es bisher nicht können! Wir haben es ausprobiert,
vielleicht ein paar Tage ausgehalten und haben mit großer
Überraschung festgestellt, dass wir es tatsächlich nicht
können. Das Scheitern hat verschiedene Gründe und sollte
dementsprechend auf verschiedene Weisen angegangen
werden:
Wir haben schnell gemerkt,dass wir es nicht schaffen.
Wenn wir innerhalb kurzer Zeit merken, dass es einfach
nicht funktioniert und zu anstrengend ist, haben wir uns
übernommen und sollten die Dosis verringern. Wenn wir
beispielsweise mit dem Rauchen aufhören wollten und nach
einem Tag merken: „Es geht nicht.“ Dann sollten wir
stattdessen versuchen nur jeden zweiten Tag zu rauchen.
Wenn wir jeden Morgen 100 Liegestütze machen wollten,
aber merken, dass wir nicht mehr als 10 schaffen, sollten wir
eben einen Monat lang nur 10 machen oder uns wöchentlich
um eine Liegestütze steigern.
Wir haben lange durchgehalten aber sind kurz vor der
Ziellinie schwach geworden.
Wenn wir uns etwas für 30 Tage vornehmen, aber nach 29
einen kleinen Ausrutscher haben, sollte man genau
untersuchen, was uns zu diesem Ausrutscher verleitet hat
und den Auslöser beseitigen oder einfach wie gehabt
weitermachen. Wenn wir solange durchgehalten haben, sind
wir so nah daran eine Gewohnheit zu bilden, dass es nur
eine Frage der Zeit ist, bis es für uns undenkbar ist, solche
Ausrutscher zuzulassen.
Nach so langer Zeit kann eigentlich nur ein äußerer Grund
dafür verantwortlich sein, der außerhalb unserer Kontrolle
liegt. Es sei denn, wir sind etwas übermütig geworden und
haben zu früh versucht, eine weitere Gewohnheit
anzufangen. Auf jeden Fall gibt es keinen Grund hier
entmutigt aufzugeben, da man bereits einen sehr weiten
Weg gegangen ist.
Es ist etwas unerwartetes und dramatisches
Vorgefallen, dass uns aus dem alltäglichen Rhythmus
gerissen hat.
So etwas kann immer wieder passieren und uns weit
zurückwerfen. Je nach Intensität des Ereignisses kann es
passieren, dass wir plötzlich nicht mehr in der Lage sind
irgendwas abzurufen, was im Bereich der bewussten
Kompetenz liegt. Hier gilt es dieses Problem wie einen
Sturm zu überstehen und dann wie gehabt fortzufahren.
Gerade wenn es uns schlecht geht, tut uns Gewissheit gut
und wir sollten dankbar und stolz darauf sein, wie viele
Gewohnheiten wir schon in Stein gemeißelt haben, statt
Kompetenzen hinterherzutrauern, die wir auf dem selben
Level abrufen können werden, wenn wir verarbeitet haben,
was auch immer uns aus der Bahn geworfen hat.
Das Gesetz der kleinen Erfolge
Der Weg zur Disziplinlosigkeit ist selbst auch eine Fähigkeit,
an der man arbeiten muss.
Ich habe mit kleinen Vorsätzen wie „5 Minuten meditieren“
angefangen und mittlerweile sind meine Vorsätze deutlich
aufwendiger, wie Mikrotage(Den Begriff muss man nicht
kennen, da ich gerade im Begriff bin ihn zu prägen.) und
komplette Rohkosternährung. Ich habe mich
weiterentwickelt und kann jetzt größere Veränderungen
vornehmen als früher. Wenn ich mir zu Anfang solch große
Ziele gesteckt hätte (und wenn ich ehrlich bin habe ich das
auch bevor ich klein angefangen habe und bin mehrfach
daran gescheitert) dann wäre ich heute wahrscheinlich nicht
soweit, wie ich es jetzt bin. Erst als ich kleine
Erfolgserlebnisse mit meiner Methode verbuchen konnte,
habe ich es geschafft mich zu Größerem hochzuarbeiten. Es
ist wichtig langsam anzufangen und Bewegungsmoment
aufzubauen. Einen rollenden Zug hält niemand so leicht auf,
aber es gibt keinen Zug der mit 200 km/h losfahren kann.
Man muss...
...sich auf dem Weg zum verbesserten Ich nicht von
Rückschlägen unterkriegen lassen
...nicht vergessen, dass jede Veränderung erst einmal
Disziplin kostet
…klein anfangen, um Erfolgserlebnisse zu sammeln
Das Disziplinlos-Programm
Inventur und Zielsetzung
Jetzt ist es an der Zeit alles, was wir gelernt haben in ein
funktionierendes System zu verbinden, was man anwenden
kann, um sein Leben erfolgreich umzukrempeln.
Die 4 Stufen der Kompetenz erlauben uns, unsere
Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und wir wissen genau,
wie man Gewohnheiten strukturieren kann, um sie auf das
Level der unbewussten Kompetenz zu hieven, wie wir beim
Autopiloten gelernt haben. Myelin und Neuroplastizität
haben uns gezeigt, dass jeder Gedanke und jede Tat zählt,
wenn es heißt, nicht nur seine Einstellung sondern das
gesamte Gehirn zu verändern. Bevor wir mit unserer
Zielsetzung loslegen steht jetzt auf dem Programm, objektiv
eine Liste unserer aktuellen und gewünschten Fähigkeiten
aufzustellen und sie anhand der 4 Stufen der Kompetenz zu
gliedern. Die gewünschten Fähigkeiten rangieren je
nachdem, wie gut wir uns auskennen zwischen der ersten
und zweiten Stufe. Viel interessanter für unsere Zielsetzung
sind allerdings die Stufen drei und vier. Stufe vier zeigt uns,
worauf wir uns absolut verpassen können, selbst wenn
morgen der dritte Weltkrieg ausbricht und die Welt kopfsteht.
Stufe drei ist der Bereich, wo Deliberate Practice am
effektivsten ist und dementsprechend sollte man dort
beginnen. Inchwurm, Decision Fatigue und die Cookie
Study haben ganz klar gezeigt, wie negativ sich ein
breitgefächertes Sortiment von Fähigkeiten unterhalb der
vierten Stufe auf unser Leben auswirken kann. Die
israelischen Haftrichter haben sich bei der Arbeit
überstrapaziert und damit Menschenschicksale verändert.
Wir sollten nicht den selben Fehler machen und uns gerade
zu Beginn auf Fähigkeiten konzentrieren, die uns auf lange
Sicht Disziplin sparen können. Ob wir Mutlitasking
verbannen wollen, uns erholen wollen wie Kasparov,
Gewissheit suchen wie der Sushi-Koch Jiro oder Stress
bekämpfen wollen wie Gallwey, Ziel sollte es sein, am Ende
des Prozess MEHR Energie zu haben und nicht weniger.
Dabei hilft uns die 80-20-Regel. Wir können unser
Augenmerk genau auf die 20% der negativen Gewohnheiten
richten, die 80% unseres Stresses verursachen und die
Fähigkeiten optimieren, die uns am wenigsten Disziplin
kosten. Nach ein paar Monaten sollten wir so viel Disziplin
freigelegt haben, dass es sich positiv auf unseren Alltag und
unsere Stimmung auswirkt.
Dann wird es Zeit größere Projekte anzugehen.
Ich weiß, dass viele diesen Text gerade überflogen haben
und denken "Ach Quatsch, ich will groß anfangen. Ich werde
ALLES umkrempeln!", aber ich hoffe, dass die Mehrheit
gelernt hat, wie sich eine Überstrapazierung auswirken kann
und dementsprechend weise und mit kleinen Schritten
anfängt.
Bevor man sein Leben umkrempelt, sollte man
gründlich Inventur betreiben, indem man seine
Fähigkeiten entsprechend der 4 Stufen der Kompetenz
sortiert und analysiert, wie man am effektivsten
Disziplin einsparen kann, in dem man durch Übung
Fähigkeiten von der bewussten Kompetenz in die
unbewusste Kompetenz verlagert.
Das Disziplinlos-ProgrammDer monatliche Rückblick
Mein Entwicklungsprozess besteht normalerweise aus bis
zu 4 Dingen, die ich gleichzeitig jongliere. Besonders
hartnäckige Umstellungen können sogar dazu führen, dass
es nur 2 oder 3 Dinge sind. Ich habe für eine gewisse Zeit
ein Onlinetagebuch geführt, in dem ich wöchentlich Updates
zu meiner Entwicklung geliefert habe, aber die Leserzahl hat
damals meine Arbeit nicht gerechtfertigt und mittlerweile bin
ich auch ganz zufrieden damit, mein Leben nicht in der
Öffentlichkeit breitzutreten. Wenn ich besondere Ergebnisse
oder Erfahrungen sammle, werde ich sie meinen Lesern
aber nicht vorenthalten. Zurück zum Prozess. Ich kann es
mir leisten, kein Tagebuch zu führen, weil ich auf meinem
Weg bereits weit genug bin, um mein Leben durch
Meditation und andere Ruhephasen regelmäßig objektiv zu
betrachten und zu entscheiden, was der nächste Schritt ist.
Anfängern auf dieser Reise empfehle ich es nicht darauf zu
verzichten.
Ohne Journal werden Fortschritte unwichtig und
Umstellung fühlen sich an, wie mentale Marathons.
Jemand, der nicht regelmäßig meditiert und sich Zeit zum
Reflektieren nimmt, sollte definitiv über die Anschaffung
eines Tagebuchs, Journals oder Notizblocks nachdenken.
Das ist die simpleste Form seinem Leben Struktur zu
verleihen und all die Dinge aus dem Kopf zu kriegen, die
man mit sich herumschleppt und ständig zu jonglieren
versucht. Wenn man wöchentlich seinen Fortschritt
aufschreibt, hilft es motiviert zu bleiben, Fortschritte
tatsächlich wahrzunehmen und am Ende des Monats einen
objektiven Eindruck zu haben. Wenn ich zu meiner Diätzeit
immer nur den Gedanken "Ich bin auf Diät, Ich muss auf Diät
bleiben, Ich bin auf Diät, Ich muss auf Diät bleiben..:" im
Kopf hätte, würde ich heute nicht die selbe Statur haben und
dieses Buch schreiben können. Ich habe mehr im Journal
gelernt, als durch die Diät selbst. Wenn ich rückfällig
geworden bin, konnte ich auf das Journal zurückschauen
und denken "Es war nicht umsonst und der Prozess
funktioniert, also lasse ich mich durch diesen Aussetzer nicht
den Prozess kaputt machen." Wenn das Ganze nur in
meinem Kopf stattgefunden hätte, wäre die Versuchung
groß eines Tages einfach zu sagen, "Ach vergiss es!" und
nichts und niemand würde mich an den objektiven Erfolg
erinnern. Es würde sich anfühlen als hätte ich nichts
erreicht.
Monatlich Inventur,wöchentlich ein Fortschrittsbericht
Was ich also empfehle ist:
• Inventur aus dem vorherigen Kapitel monatlich
umsetzen
• wöchentlich aufschreiben, wie man mit seiner
Umstellung zurechtkommt
• Am Ende des Monats folgende Fragen ehrlich
beantworten: "Hat es sich gelohnt? Profitiere ich
davon weiter zu machen und auf welcher
Kompetenzstufe bin ich?"
Ich hatte verrückte Experimente, die es nicht über den
ersten Monat hinaus geschafft haben( Jede Mahlzeit ohne
Unterhaltung [Musik,TV oder jegliche andere Ablenkung} zu
sich zu nehmen, war wohl das härteste, ansonsten ist so
ziemlich jede Anstregung meinem kreativen Prozess
Struktur zu verleihen gescheitert) und andere hätte ich zig
mal aufgegeben, wenn ich erschöpft und emotional war,
aber dank des Journals habe ich die Entscheidung
weiterzumachen zu einem Zeitpunkt getroffen, als ich
objektiv und klaren Kopfes war. (Beispiele dafür ist eigentlich
jede Form der Ernährungsumstellung, die ich bisher
vorgenommen habe)
Oft merkt man auch, dass man sich zu viel vorgenommen
hat und kann Dank des Journals seine Ziele realistischer
gestalten, statt das ganze Projekt als gescheitert zu
betrachten.
Realistisch bleiben!
Es kann und wird passieren, dass man einen Monat an einer
sinnvollen Gewohnheit arbeitet, ohne sich auf der
Kompetenzstufe zu verbessern. Das ist keine Schande! Eine
Schande wäre es, wenn man bei der Inventur schummelt,
sich einredet, dass man etwas bereits beherrscht und sich
deshalb für den nächsten Monat zu viel aufbürdet. Wenn
man zu viel versucht, setzt man sich und seine Umgebung
einem enormen Stress aus. Wir haben bereits darüber
gesprochen, dass Leute an der Grenze ihrer mentalen
Leistungsfähigkeit Emotionen stärker empfinden. Da macht
es keinen Unterschied, ob jemand mit dem Rauchen aufhört,
in den Wehen liegt oder sich zu viele Umstellungen
vorgenommen hat. Wir sind gestresst, wir reagieren gereizt,
wir fangen Streit an und letztendlich wächst uns die ganze
Situation über den Kopf und wir schmeissen unser Projekt
vollkommen hin, nur weil wir etwas zu optimistisch waren.
Wir haben unser ganzes Leben Zeit Gewohnheiten
einzustudieren und unser Leben zu verbessern. Es macht
keinen Sinn es in der ersten Phase zu übertreiben. Ernest
Hemingway hat über seinen kreativen Prozess gesagt, dass
er aufhört zu schreiben, solange er noch weiß mit welchem
Satz er am nächsten Tag beginnen wird. Er bremst sich
bewusst, um seine Motivation beizubehalten und sich nicht
in einer Schreibblockade wiederzufinden, die ihn ideenlos
vor seiner Schreibmaschine sitzen lässt. Das gilt genauso
für jede Lebensumstellung, die wir vornehmen. Der
Gedanke "Ich habe so viele Ideen, ich kann es kaum
erwarten, den nächsten Schritt zu machen" macht uns heiss
auf den Prozess und ermöglicht es über Jahre hinweg
motiviert zu bleiben.
Ein wöchentliches Journal mit monatlicher Inventur hilft
uns realistisch zu bleiben, Rückschläge wegzustecken
und stolz auf Fortschritte zu sein, die man sonst
übersehen oder vergessen würde.
Das Disziplinlos-ProgrammDie häufigsten Hindernisse
auf dem Pfad der Veränderung
Neben der Zielsetzung ist es auch wichtig zu bedenken, was
einem während dieser Reise ins Unbekannte begegnen
kann. Ich habe zu Beginn durchaus damit gerechnet, mich
mit meiner eigenen Faulheit anlegen zu müssen, aber viele
Widrigkeiten haben mich völlig unvorbereitet erwischt und
ich hoffe es meinen Lesern ersparen zu können.
Disziplin bedroht
Negative Menschen
Die menschliche Existenz ist nicht leicht. Wir sind das
einzige Lebewesen, dass sich seiner Sterblichkeit bewusst
ist und unser Gehirn ist stark genug in unserem Gehirn
Simulationen durchzuspielen. Ständig kämpfen wir mit
Gedanken, was wir falsch gemacht haben, was wir hätten
besser machen können und wo wir heute sein könnten,
wenn wir etwas anders gemacht hätten. Wir betreiben oft
großen Aufwand diesen Gedanken aus dem Weg zu gehen
oder uns selbst zu belügen, wenn es sein muss. Sei es mit
Alkohol, Sex oder Spielen. Alle beliebten Dinge haben
gemeinsam, dass sie uns für einen mehr oder weniger
kurzen Moment aus unserer Gedankenwelt reißen und uns
erlauben im Augenblick zu leben. Wir reden uns ein, wir
wollten ja gar nicht erfolgreich sein oder es sei oberflächlich
Menschen zu bevorzugen, denen man ansehen kann, dass
sie ein gesundes Leben führen.
Wenn man beginnt sein Leben zu verändern, werden andere
Leute, die vorher auf einen geguckt haben und sich dachten
"Ah, er macht auch nichts, dann brauche ich kein schlechtes
Gewissen zu haben" plötzlich damit konfrontiert, dass ihr
entschieden habt euch zu verändern. Plötzlich reibt ihnen
eure pure Existenz ständig unter die Nase, dass sie nicht
diszipliniert genug sind und sich im Stillstand (wenn nicht
sogar im freien Fall) befinden. Manche mögen davon
beeindruckt sein und sich Ratschläge holen, aber oft ist die
Reaktion auch sehr negativ. "Das ist ungesund! Das ist
Blödsinn! Warum machst du das? Haha, machst du das
immer noch?" Alles Dinge, die ihr Weltbild beschützen und
versuchen einen zurück in seine alte Schublade zu drängen,
in der sie einen vor Jahren verstaut haben, um ihr Leben
einfacher zu gestalten. Das mag alles nach schlechten
Menschen klingen, aber jeder Mensch hat die Tendenz
andere Menschen in Schubladen zu packen und die erste
Reaktion, wenn sich jemand verändert ist Unwohlsein. Ich
bin selbst jemand, der sich gerne und oft über Dinge lustig
macht und früher galt das auch für Veränderungen in
meinem Bekanntenkreis. Man denkt nun mal lieber an sich
als daran, welche Auswirkungen es auf andere hat, was man
sagt. Wir müssen es also nicht persönlich nehmen und es
genügt zu wissen, dass man diese Menschen in solchen
Situationen nicht ernst nehmen sollte, statt sich in
Streitigkeiten verstricken zu lassen oder seine Disziplin
anderweitig mit ihnen zu verschwenden.
Zu große Ziele
Ein weiteres Problem, vor dem ich schon mehrfach gewarnt
habe, ist Übermotivation. Man liest so viel über Veränderung
und man möchte sofort damit anfangen und möglichst viel
erreichen. Man wird ungeduldig und größenwahnsinnig, bis
man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Und
das geschieht oft sehr unsanft, was zu Frustration und
Kurzschlussreaktionen führen kann. "Ach! Scheiss drauf,
das funktioniert doch alles nicht!" könnte man entscheiden,
während man sich in Wirklichkeit nur selbst im Weg steht.
Motivation bedroht
Zu wenig Fortschritt
Sprung zurück zum Anfang des Buches. Jede Veränderung
ist ein Kreuzfahrtschiff, deren Fortschritt abhängig davon ist,
ob man zum Horizont oder am Boot herunter blickt. Jemand
der ein Jahr im voraus plant, wird schnell mit seinen kleinen
Fortschritten frustriert sein, während jemand, der in der
Gegenwart lebt, jeden Fortschritt begeistert feiert und mit
seinem Umfeld teilen will. Es ist schwer motiviert zu bleiben,
wenn man das Gefühl hat, man würde seinen Zielen
entgegenschleichen. Ziel sollte es also immer sein,
möglichst tief im Augenblick zu leben und die kleinen
Fortschritte festzuhalten, damit man sie nicht vergisst.
Selbstzufriedenheit
Ein weiteres Problem könnte es sein, sich zu schnell mit
seinem Fortschritt abzufinden. Es ist mir zwar noch nie
vorgekommen, dass jemand gelernt hat, wie man sein
Leben umkrempelt und dann plötzlich entscheidet "So, jetzt
reicht es aber auch. Genau das war mein Ziel. Mehr nicht.",
aber eine große Gefahr ist es, so viel Lob einzustecken,
dass man irgendwann das Gefühl bekommt, man hätte
schon alles erreicht und die Mühe sich weiterzuentwickeln
würde sich nicht lohnen. Vielleicht hilft es in dem Fall,
Gleichgesinnte in der Disziplinloscommunity zu suchen,
denn ein Umfeld im Stillstand hat man schnell überholt und
an der Spitze ist es einsam.
Das Disziplinlos-ProgrammMeine persönlichen Empfehlungen
für Anfänger und Unentschlossene
Es gibt tatsächlich noch Bücher, die ich nicht gelesen habe
und eines davon nennt sich "The Paradox of Choice". Das
Paradox der Wahl. Die Idee hinter dem Buch scheint zu
sein, dass Menschen oft überfordert damit sind
Entscheidungen zu treffen, wenn sie dabei so viele
Wahlmöglichkeiten haben, dass sie unmöglich alle
gegeneinander abwägen können. Es könnte sein, dass es
meinen Lesern am Ende des Buches nicht anders ergeht
und um diesem Phänomen vorzubeugen, habe ich eine
"kleine"Sammlung an Vorschlägen vorbereitet, um das
Wählen leichter zu machen. Anfängern empfehle ich auf
jeden Fall sich in der "Disziplin sparen" Kategorie
auszutoben, bevor man sich an die anderen wagt.
Disziplin sparen
Schlaf regulieren
Wie wir bereits wissen, ist Disziplin eine Ressource, die nur
durch Essen und Schlaf aufgeladen werden kann. Wer also
sichergehen möchte, dass er genug Disziplin hat, sollte
darauf achten seine 8-10 Stunden Schlaf am Tag zu
bekommen. Es gibt viele Möglichkeiten seinen Schlaf zu
regulieren und jede davon hat mindestens einen Monat
vollste Konzentration verdient.
Ich persönlich schwöre übrigens auf Nickerchen. Selbst
wenn man nicht einschläft fühlt man sich nach 15 Minuten
auf der Couch erholt und diszipliniert.
Obstsnacks alá Cookie Study
Viele Leser in diesem Buchgenre wollen abnehmen, deshalb
trauen sie sich nicht zwischendurch ein paar Snacks zu
verdrücken, aber ebenso wie Schlaf sind kleine Mahlzeiten
am besten dafür geeignet unsere leeren Akkus wieder
aufzuladen. Mars oder Snickers sollte auf diesen Snacks
allerdings nicht drauf stehen. Obst ist für mich optimal.
Dieses Buch wurde auf Bananen verfasst. Jedes Kapitel hat
mehrere Bananen auf dem Gewissen. Wenn man nicht
gerade eine Slow-Carb Diät macht, wird man sich mit Obst
niemals schaden können. Jede "überschüssige" Kalorie wird
direkt in die Kraftwerke des Körpers weitergeleitet, wo sie
durch Bewegung oder Denken verbrannt wird.
Weniger Multitasking
Multitasking ist Energieverschwendung, wie jeder Leser mittlerweile wissen sollte und dementsprechend ist es eine gute Idee es abzustellen. Multitasking macht erholsame Aktivitäten zu Stressherden und verbraucht deutlich mehr Energie. Speziell am Computer würde ich stark darauf
drängen, nicht mehr als ein Fenster gleichzeitig zu betrachten. Youtube auf der rechten Seite des Bildschirms und etwas zum Lesen auf der linken Seite, war lange Zeit mein modus operandi, bis ich realisiert habe, wie unglaublich dämlich und anstrengend das ist.
Timing für Spiele und ähnliche Disziplinkiller
verschieben
Es gibt Aktivitäten, von denen jeder weiß, dass sie nicht
besonders gut sind, aber um davon loszukommen, müsste
man eine Menge Lebensqualität einbüßen. Dazu zähle ich
vor allem Computerspiele. Computerspiele sind eine
nützliche Form sich mental auszutoben und ein paar
Minuten/Stunden/Tage (ich denke da speziell an einen
ehemaligen World of Warcraft Fan aus meinem
Freundeskreis) außerhalb des alltäglichen Tohuwabohus (Ja
das schreibt man so, ich hab es auf Wikipedia gesehen!) zu
verbringen.
Was man allerdings beachten sollte, ist die Tatsache, dass
man dabei Disziplin verbrennt wie Holzkohle und danach
nicht viel Energie für nützliche Aktivitäten übrig hat. Daher
würde ich Computerspiele so einplanen, dass man danach
keine Verantwortungen mehr zu erfüllen hat. Wer
Gewohnheiten nach dem System Auslöser ->Routine →
Belohnung bilden will, sollte sich überlegen Spiele als
Belohnung zu nutzen. Ich werde ganz selten ein Spiel
anwerfen, wenn ich nicht das Gefühl habe, einen
produktiven Tag gehabt zu haben.
Struktur für mehr Gewissheit entwickeln
Es gibt Dinge, die sind ein beständiger Teil unseres Alltages,
aber trotzdem schieben wir sie ständig vor uns her und
entscheiden immer spontan, wann wir sie erledigen. Dieses
Aufschieben und ständige Debattieren (soll ich das jetzt
machen oder kann ich es nochmal aufschieben?) kostet uns
eine Menge Disziplin, die wir leicht einsparen können, wenn
wir die Lektion vom Sushi Chef Jiro in die Praxis umsetzen.
Diesen Dingen einen festen Zeitpunk zuzuordnen löst viele
kleine Stressherde.
Disziplin trainieren
Meditation
Meditation ist kein Hippiekram und hat nichts mit Religion zu
tun, auch wenn es als religiöses Werkzeug genutzt werden
kann. Im Kapitel über Neuroplastizität sieht man eindeutig,
dass Meditation physiologische Auswirkungen auf das
Gehirn hat und den Hirnbereich(den präfrontalen Cortex)
dauerhaft stärkt, der für Willenskraft und Entscheidungen
zuständig ist.
Ich hab diverse Artikel über Meditation verfasst, aber
kurzgefasst geht es darum sich in einer würdevollen Haltung
hinzusetzen und seine Gedanken unvoreingenommen und
urteilsfrei zu beobachten.
Haushalt
Eine weitere Methode Disziplin zu trainieren ist es einfach
sich zu Dingen zu zwingen, die man nicht machen möchte.
Und beim Haushalt kommt hinzu, dass man in einem
ordentlichen Haushalt auch einen klareren Kopf hat.
Theoretisch könnte ich Haushalt sogar in die "Disziplin
sparen" Sparte stecken, weil wir täglich viel zu viel Energie
damit verschwenden Hauthalstätigkeiten vor uns
herzuschieben, bewusst zu verdrängen, was man eigentlich
tun sollte und generell um die Unordnung herum zu leben.
Ich habe im Haushalt sogar eine gewisse meditative
Wirkung entdeckt. Wenn man seine Hände beschäftigt ohne
dabei nachdenken zu müssen, kann man seinen Gedanken
endlich einmal die Gelegenheit geben frei
umherzuschweifen.
Yoga
Yoga ist eines der wenigen Dinge, die ich empfehle ohne sie
ausprobiert zu haben. Das soll mich aber nicht daran
hindern seine Vorzüge zu betonen. Yoga sorgt für einen
klaren Kopf und einen gesunden Körper. Für Leute die bei
Meditation nicht stillsitzen können, ist Yoga die perfekte
Alternative.
Spaziergänge
Viele berühmte und erfolgreiche Menschen können auf
zweierlei Dinge nicht verzichten. Nickerchen und
Spaziergänge. Steve Jobs und Beethoven fallen mir spontan
als berühmte Spaziergänger ein. Genau wie Haushalt,
Meditation und Yoga erlauben Spaziergänge den Kopf zu
klären und sich von den alltäglichen Stressauslösern
abzukapseln.
Ungesunde Gewohnheiten ablegen
(Schlechtes) Fernsehen, Rauchen, Alkohol, Drogen... Man
kann seiner Fantasie freien Lauf lassen, wenn es darum
geht ungesunde Gewohnheiten aufzuzählen. Jeder Mensch
hat andere Laster und Probleme und in den meisten Fällen
wäre es eine riesige Erleichterung, wenn man es schafft
diese vollkommen zu verbannen oder auf besondere
Anlässe (ich denke da besonders an Alkohol)
einzuschränken. Alle Dinge, die in uns den Gedanken "Oh
Gott, ich weiß ja, dass ich es eigentlich nicht tun sollte,
aber..." wecken, sind eine große Last für unsere Disziplin. Es
ist auch nah an der „Disziplin sparen“-Kategorie aber ich
möchte nicht, dass jemand, der seit Jahren nichts an seinem
Leben verändert hat, es gleich mit einer großen negativen
Gewohnheit versucht, den ganzen Prozess frustriert aufgibt
und als unmöglich verteufelt, nur weil er noch nicht bereit
dafür war.
Gesundheit
Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel
Den größten Sprung in meiner Disziplin habe ich geschafft,
als ich mich über Vitamin D informiert habe. Mit einer
Vitamin D Ergänzung fühle ich mich deutlich energetischer
und mein Stoffwechsel fühlt sich an, als hätte man ihm einen
gesunden Tritt in den Hintern verpasst. Wenn ich jetzt
Süßes(meistens Obst) esse, spüre ich direkt, wie es zu
Energie in jeder Zelle meines Körpers umgewandelt wird,
während ich vorher nur ein schlechtes Gewissen und
Trägheit verspürt habe.
Wer sich über Nährstoffmängel informiert und im besten Fall
einen Bluttest macht, kann hier mit extrem niedrigem
Aufwand große Sprünge in Disziplin und Gesundheit
machen.
Ich persönlich nehme im Moment der Bucherscheinung
Magnesium und Vitamin D, falls es jemandem hilft, der nicht
weiß, wo er mit der Recherche anfangen soll.
Langanhaltendes Essen
Es gibt Nahrungsmittel, jeder Geschmacksrichtung, die den
Körper entweder lange Zeit mit Energie versorgen oder wie
eine Wunderkerze kurz aufsprühen, bevor sie wieder
erlöschen. Mit ein wenig Informationen bezüglich des
Glykogen- oder Insulinindexes sollte man seine üblichen
Lebensmittel gegen Alternativen eintauschen, die bei
ähnlichem Geschmack den Körper deutlich länger mit
Energie versorgen. Hätten die israelischen Haftrichter das
gewusst, würden sie heute wahrscheinlich nicht so häufig in
meinem Buch erwähnt werden.
Sport
Sport hilft nicht nur hübsche Muskeln aufzubauen und nicht
so früh zu sterben, es treibt auch die Durchblutung des
Gehirns an, was bedeutet, dass unser Hirn deutlich besser
mit Energie versorgt wird und wir unsere mentalen Akkus
schneller wieder aufladen können.
Frische Luft
Geschlossene Räume haben meistens einen deutlich
geringeren Sauerstoffgehalt als frische Luft, was dazu führt,
dass auch unser Gehirn deutlich weniger Sauerstoff
bekommt und wir deutlich kurzatmiger werden. Viel Zeit an
der frischen Luft ist also durchaus wissenschaftlich gesund
und nicht nur etwas, was unsere Eltern uns früher gesagt
haben, um uns für ein paar Stunden loszuwerden.
Sonne
Ich habe zwar oben bereits Vitamin D als
Nahrungsergänzungsmittel erwähnt, aber fleißige
Sonnenanbeter können zumindest in der Sommerzeit (In
unseren Breitengraden erreicht uns zu anderen Jahreszeiten
die nötige UV Strahlung leider nicht) Vitamin D dank ihrer
Haut produzieren. Leider müsste man dafür mehrere
Stunden täglich in der Sonne verbringen und Sonnencreme
senkt die Vitamin D Produktion, während sie uns gleichzeitig
vor Hautkrebs schützt. Ein paar Minuten an der Sonne sind
also zu empfehlen, obwohl ich mit meinen Vitamin D
Tabletten deutlich glücklicher bin und nur für frische Luft und
braune Haut in die Sonne gehe.
Viel Trinken
Die meisten Stoffwechselprozesse in unserem Körper
brauchen Wasser und der Durchschnittseuropäer ist deutlich
unterwässert (Falls es das Wort noch nicht gibt, plädiere ich
dafür, es ab jetzt in den Duden einzufügen) . Ein einfacher
Test ist es sich seinen Urin anzuschauen. Wenn er gelb ist
und nicht nahezu klar, trinkt man deutlich zu wenig! Ich
trinke selten weniger als 3 Liter am Tag. Wenn ich übermütig
werde und denke ich käme mit weniger aus, strafen mich
sofort Kopfschmerzen Lügen.
Bonuskapitel 1-3
Im Zuge des Schreibprozesses sind einige Kapitel und viele
Sätze aussortiert worden, weil sie nicht in die Struktur des
Buches passen. Einige dieser Kapitel sind mir aber zu
schade, um sie wegzuschmeissen oder aus ihnen einen
Internetartikel zu machen, der im Internet versinkt, weil er
nicht genug beliebte Buzzwords enthält um auf Seite 1 von
Google zu gelangen. Von drei Kapiteln war die Trennung so
schwer, dass ich entschieden habe sie als Bonuskapitel zu
nutzen und wenn du diese Zeilen liest, bist du offensichtlich
einer der Auserwählten, die in den Genuss meines Bonus
gekommen sind. Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß
beim Lesen!
Warum unser Verstand am
meisten rast, wenn wir
schlafen wollen.
Bonus 1
Versuchungen lauern überall. Zu Hause sind wir nur wenige
Schritte davon entfernt etwas Ungesundes zu essen. In
einer Welt voller Smartphones, Laptops und Ebook-Reader
sind wir oft nur einen Knopfdruck davon entfernt uns mit
interessanten Informationen bombardieren zu lassen, wenn
wir eigentlich etwas anderes machen sollten, wie zum
Beispiel schlafen. Wer hat nicht schon einmal
Schwierigkeiten mit dem Einschlafen gehabt und sich nach
30 Minuten im Bett gesagt "Dann hätte ich die 30 Minuten
auch am Computer/Fernseher/Smartphone verbringen
können, statt hier nutzlos herumzuliegen. Schlaf leidet unter
unseren Versuchungen am meisten. Wir liegen im Dunkeln
und sind machtlos gegen unsere eigenen Gedanken, die
uns zuflüstern, was wir morgen alles erledigen müssen, wie
wenig wir heute erledigt haben und was wir hätten machen
können, wenn wir hier herumliegen würden. Wie soll man
da müde werden, bei diesem Karussell der Gedanken?
Dazu kommt vielleicht auch noch, dass man den Wecker im
Blick hat und sieht wie die Schlafenszeit einem langsam
entrinnt.Wer kennt es nicht? "Wenn ich jetzt einschlafe, hab
ich immer noch 6 Stunden geschlafen, das könnte noch
reichen" Eine Stunde später:
"Wenn ich jetzt einschlafe, hab ich immer noch 5
Stunden...." Wenn man anfängt die übrigen Stunden der
Nacht zu zählen, ist die Nacht definitiv ruiniert.
Es gibt viele Wege das Problem zu lösen.
Man kann Meditationspraktiken lernen um seinen Verstand
zu beruhigen. Man kann Zettel und Stift neben das Bett
legen und alle Gedanken, die einen nicht loslassen
aufschreiben(Ein interessantes Phänomen für ein anderen
Buch wäre, dass Gedanken bei denen wir befürchten, dass
wir sie vergessen könnten oft wie Ohrwürmer im Kopf
kreisen und sofort verschwinden, wenn man sie aufschreibt)
Aber der erste Schritt für einen ruhigen Schlaf ist es
Versuchungen aus dem Schlafzimmer zu beseitigen und
möglichst unerreichbar zu machen. Wenn Smartphone und
Laptop direkt neben dem Bett liegen, wird man einen großen
Teil der Einschlafzeit damit verbringen darüber zu
debattieren, ob man nicht doch nochmal reinschauen sollte,
da man ja „sowieso nicht einschlafen kann". Es gibt Leute,
die gehen soweit, dass sie sich dazu programmieren nach
dem Schlafen gehen, nur noch langweilige Dinge zu tun,
wenn sie nicht einschlafen können. In der Hinsicht ist unser
Verstand wie ein Kind, das wenn es schlafen sollte auf
einmal Hunger hat, nochmal aufs Klo muss oder eine
Geschichte hören will, wenn wir ihm aber sagen "Wenn du
nicht schlafen kannst, dann musst du dein Zimmer
aufräumen" hören wir im Nu ein sanftes Schnarchen aus
dem Kinderzimmer. Ich möchte das Problem aber nicht auf
Schlaf beschränken.Wir werden täglich mit hunderten von
Versuchungen konfrontiert und sollten uns Gedanken
machen, wie wir diesen begegnen, ohne uns jedes mal mit
purer Willenskraft dagegen stemmen zu müssen.
Keine Unterhaltungsmedien im Schlafzimmer, nichts Süßes
in der Küche, keine Zigaretten in der Wohnung.
Was auch immer wir uns vornehmen, der erste Schritt
sollte sein die Versuchung möglichst gering zu
gestalten.
Die Verbannung von Laptop und Ebookreader aus meinem
Schlafzimmer, hat mir beispielsweise das Einschlafen
deutlich einfacher gemacht.
Meditation
Bonus 2
Es gibt viele Vorurteile gegenüber Mediation und Menschen,
die Meditation praktizieren. Esoterische Hippies oder
spirituelle Fanatiker sind aber nicht die einzigen Menschen,
die regelmäßig meditieren. Meditation hat sich mittlerweile
auch unter Geschäftsleuten durchgesetzt. Bei Google, Ford
und Cisco Systems haben Meditierende das Heft in der
Hand und einige Krankenversicherungen helfen dabei
Meditationskurse zu finanzieren. Der Grund dafür ist nicht,
dass diese auf einmal alle spirituell geworden sind. Der
Grund ist wissenschaftlich. Meditation funktioniert!
Meditation stärkt physiologisch den präfrontalen Cortex,
welcher der zuständige Hirnbereich für Stimmung und
Selbstbeherrschung ist. Weiterhin hat Meditation
nachweislich eine positive Wirkung auf das Immunsystem
und senkt bei Patienten mit Angstanfällen und Neurosen, die
Häufigkeit der Anfälle.
Aber ich bin nicht hier, um Leser zur Meditation zu bekehren.
Jemand ohne Interesse hat sicher bereits aufgehört zu
lesen. Mir geht es viel mehr darum, verschieden
Meditationstechniken vorzustellen.
Meditationshaltung:
Die verbreitete Meinung von Meditation ist es, dass man im
Schneidersitz Zeigefinder und Daumen aneinander pressen
und „Oooom“ sagen muss. In Wirklichkeit findet Meditation
im Kopf statt und die äußere Form dient nur dazu, es
möglichst einfach zu machen. Wer im Stuhl am bequemsten
sitzt, kann es auch so versuchen. Andere meditieren im
Liegen. Bis auf die gehende Meditation, sind aber alle
Techniken unabhängig von der Haltung machbar. Es gibt
ein paar Anhaltspunkte, die man beachten kann, wenn man
mit den unendlichen Wahlmöglichkeiten überfordert ist oder
ein authentisches Meditationserlebnis haben möchte. Jon
Kabat-Zinn gibt sinngemäß übersetzt folgenden Ratschlag:
Setzen sie sich in einer würdevollen Haltung hin. Die
Wirbelsäule gerade als würde sie zusammen mit dem Kopf
eine Linie in Richtung der Decke bilden und die Beine im
Schneidersitz, während der Hintern auf einem leicht
erhöhten Kissen sitzt.
Die würdevolle gerade Haltung erleichtert es, seine Stellung
zu halten und sich nicht von Unbequemlichkeiten aus der
Meditation reißen zu lassen, während das Kissen verhindert,
dass die Beine einschlafen, wenn man längere Zeit sitzt.
Meditationszeit:
Das Zeitgefühl ist während jeder Meditationsform flüchtig.
Manchmal denkt man „Es kann doch nicht sein, dass die
Zeit noch nicht abgelaufen ist, ich sitze hier schon ewig“, nur
um zu merken, dass man gerade erst 2 Minuten meditiert
hat, wenn man die Meditation unterbricht um auf die Uhr zu
gucken. Andererseits denkt man manchmal „Huch! Schon
vorbei?“, wenn der Wecker klingelt. Womit wir beim Thema
wären. Man sollte sich in den meisten Fällen einen Wecker
oder eine Eieruhr stellen. Immer wenn ich mich auf mein
Zeitgefühl verlassen habe, war es fast unmöglich einen
klaren Kopf zu behalten, weil immer wieder die selben
Gedanken bezüglich der Zeit aufgetaucht sind. „Wie lange
war das wohl.Soll ich noch lange weiter machen? Ich wette
ich sitze hier genau 3 Minuten. Aber ich darf ja gar nicht
nachgucken..:“ Es ist einfach deutlich schwieriger zu
meditieren, wenn der Zeitfaktor im Kopf herumschwirrt.
Was die Zeit selbst angeht, kann ich keine Empfehlungen
machen. Aber am Anfang ist zu wenig Zeit besser als zu viel.
Man sollte Meditation auf keinen Fall zu einer Qual machen ,
die man jedes mal ohne Vorfreude angeht, weil man weiß,
dass es wieder viel länger dauert, als man möchte.
Die Augen:
Es ist üblich mit geschlossenen Augen zu meditieren und
das mache ich auch in den meisten Fällen, aber wenn ich
mal im Zug etwas Zeit totschlagen will ohne ein Buch
herauszukramen, dann reicht es auch die Augen
unfokussiert auf einen bestimmten Punkt oder in die Ferne
zu richten. Unser Verstand ist wie ein kleines Kind und mit
jedem äußeren Reiz wird es schwerer ihn zu beruhigen,
deshalb empfehle ich gerade für Anfänger mit
geschlossenen Augen zu meditieren.
Geräusche:
„Om“ und andere Mantren sind spirituelle buddhistische
Sprüche oder Worte, die ich für unnötig halte. Es hilft
manchmal gewisse Dinge im Kopf zu wiederholen, um
andere Gedanken auszuschließen. Als Anfänger habe ich oft
im Kopf meinen Atem kommentiert. „Ein“ und „Aus“. Aber es
macht keinen Sinn etwas (laut) zu murmeln, dessen
Bedeutung man nicht kennt. Das wäre mir zumindest zu
unwissenschaftlich und esoterisch.
Atmen:
Das Atmen sollte aus dem Bauch heraus geschehen, wenn
man Verspannungen lösen möchte. Wenn sich beim
Einatmen die Brust statt des Zwerchfells und Bauches hebt,
atmet man falsch.
Jetzt wird es aber auch Zeit zu den Techniken selbst zu
kommen.
Atem Meditation:
Die Atemmeditation ist die simpelste Form der Meditation.
Man richtet seine Aufmerksamkeit einfach auf das Atmen.
Man blendet alles andere aus und lässt den Atem jeden
anderen Gedanken verdrängen. Anfänger können das
Atmen auch mit „Ein“ und „Aus“ im Kopf (laut habe ich es
zumindest noch nie probiert) kommentieren, um es anderen
Gedanken schwieriger zu machen aufzukommen. Dabei gilt
zu beachten, dass es unmöglich ist, nichts Anderes zu
denken und die wahre Übung darin besteht seine
Aufmerksamkeit immer wieder sanft zum Atem
zurückzulenken ohne Frustration oder Wut aufkommen zu
lassen.
Die Atemmeditation ist die stärkste Übung für den
präfrontalen Kortex, weil dieser auf einem EEG immer
wieder aufglüht, wenn man seine Aufmerksamkeit auf das
Atmen zurückführt. Und ein durchtrainierter präfrontaler
Kortex steht für mehr Disziplin und Lebensfreude!
Bodyscape Meditation:
Das Konzept der Bodyscape Meditation habe ich mir von
Jon Kabatt-Zin abgeguckt und nur ein wenig umgeändert,
weil er sie im Liegen praktiziert und weniger Regeln hat.
Bodyscape ist das körperliche Gegenstück zu Landscape
( Landschaft). Man betrachtet seinen Körper also als
Landschaft und lässt seine Aufmerksamkeit langsam durch
seinen Körper wandern. Es ist nachgewiesen, dass man
durch die Meditation die körperliche Koordination steigern
kann, weil im EEG gerade bei selten benutzten Körperteilen
ein größerer Teil des Gehirns aufglüht, nachdem man
mehrere Wochen in dieser Form meditiert hat.
Ich empfinde die Bodyscape Meditation als deutlich
einfacher gegenüber der Atemmeditation, weil man mit
jedem Atemzug etwas neues wahrnehmen kann und
automatisch mit jedem Atemzug seine Aufmerksamkeit neu
orientiert.
Das Tempo lasse ich durch Atemzüge bestimmen (pro Punkt
ein oder zwei Atemzüge, je nachdem wie lange ich
meditieren möchte) und die Strecke habe ich im Vorhinein
definiert. Folgende Strecke würde ich Anfängern
vorschlagen:
• Hals
• Linke Schulter
• Linker Ellenbogen
• Linkes Handgelenk
• Linke Finger 1-5
• Linkes Handgelenk
• Linker Ellenbogen
• Linke Schulter
• Hals
• Rechte Schulter
• […] man wiederhole auf der rechten Seite, was man
gerade links gemacht hat, bis man wieder am Hals
anlangt
• Bauch
• Linke Hüfte
• Linkes Knie
• Linkes Fußgelenk
• Linker Fuß
• Linkes Fußgelenk
• Linkes Knie
• Linke Hüfte
• Rechte Hüfte
• […] man wiederhole alles was man auf der linken
Seite des Beines gemacht hat
Wenn ich richtig gezählt habe, sollte das am Ende 37
Punkte ergeben und ca. 3 Minuten dauern.
Falls man Schwierigkeiten hat seine Aufmerksamkeit einem
Körperteil zu schenken, sollte man sich folgende Fragen
stellen:
Wie fühlt sich meine Kleidung an dem Punkt an? Wie ist die
Temperatur? Spüre ich dort Wind? Sind die Muskeln
entspannt oder angespannt? Tut etwas weh?
Güte Meditation:
Als ich erwähnte, dass Meditation glücklich macht, indem es
den präfrontalen Kortex trainiert, habe ich mir das Detail
erspart, dass speziell die linke Hälfte des präfrontalen Kortex
für die gute Laune zuständig ist. Um die linke Seite zu
stimulieren und im EEG aufglühen zu lassen, haben die
Mönche in Experimenten eine spezielle Form der Meditation
durchgeführt, die sich „Compassion Meditation“ nennt.
Deutsch: Mitleidsmeditation. Weil Mitleid für mich zu
unangenehm ist, habe ich das ganze zu Güte Meditation
abgeschwächt. Bei der „Compassion Meditation“
konzentriert man sich auf einen Menschen und bemüht sich
möglichst viel Mitleid mit ihm oder ihr zu haben. Was ich
stattdessen mache, ist mich auf positive Momente mit der
jeweiligen Person zu konzentrieren und diese erneut zu
erleben. Dadurch stärkt man auch die linke Hälfte des
präfrontalen Kortex und man bekommt gute Laune, weil man
optimistisch denkt und Menschen in positivem Licht sieht,
statt sich immer nur an das Negative zu erinnern.
In „Search Inside“ einem Buch über Meditation von einem
Google-Mitarbeiter, wird folgendes Mantra vorgeschlagen:
„May x be healthy. May x be happy. May x be free of
suffering.“ vorgeschlagen, was so viel bedeutet wie: „Möge x
gesund sein. Möge x glücklich sein. Möge x frei von Leiden
sein.“, wobei man natürlich X durch den Namen der
jeweiligen Person austauscht. Und als erstes sollte man X
immer gegen „Ich“ austauschen, weil schließlich nichts
gegen etwas gesunde Selbstliebe einzuwenden ist, oder?.
Mantra Meditation:
Wir wissen bereits, dass jeder Gedanke in unserem Gehirn
durch Myelin zementiert wird, um ihn beim nächsten Mal
leichter zu machen. Deshalb macht es auch Sinn, sich ein
Mantra zuzulegen, dass man als Meditation innerlich (oder
laut) wiederholt. Das kommt wahrscheinlich relativ nah an
Selbsthypnose und ich kann nicht wissenschaftlich
nachweisen, inwiefern es funktioniert, aber ich bin ganz
zufrieden damit, solange ich einfache kurze Sätze benutze
und Dinge sage, an die ich sowieso glauben möchte. Bisher
habe ich es nur mit „Ich hasse Unordnung“ und „Ich hasse
Multitasking“ probiert, was auch gut funktioniert hat.
Mittlerweile taucht der Gedanke „Ach. Ich hasse
Unordnung!“ immer öfter auf, wenn ich mit Unordnung
konfrontiert werde, während ich früher meine Energie darauf
verschwendet habe, um das Chaos herum zu leben. „Es ist
nicht unordentlich, ich weiß genau, wo alles ist!“ war vorher
mein Motto. Das hat sich deutlich gebessert.
Walking Meditation:
Ähnlich wie Yoga erlaubt Walking Meditation Bewegung mit
Meditation zu kombinieren. Dabei konzentriert man sich
vollkommen auf das Gehen, auf den Bewegungsablauf, auf
die Strecke und darauf, wie man den Boden unter den
Füßen spürt. Da ich es nie selbst praktiziert habe, kann ich
allerdings nicht mehr als das dazu sagen.
Wie man den
Schlafrhythmus
in den Griff bekommt
Bonus 3
Dieses Kapitel beschreibt meinen Prozess, um den
Schlafrhythmus wieder in den Griff zu bekommen, wenn er
aus den Fugen geraten ist. Es ist ein relativ strenges
Regime und man wird es dauerhaft nicht beibehalten
können, wenn man ein halbwegs aktives Leben führt.
Deshalb nutze ich es nur, wenn ich anfange Schwierigkeiten
zu haben, meine 8 bis 10 Stunden Schlaf pro Nacht zu
bekommen.
Regelmäßige Aufstehzeit
Um den Körper an regelmäßige Schlafenszeiten zu
gewöhnen, ist es nötig die Aufstehzeit zu regulieren, weil es
fast unmöglich ist das Einschlafen zu erzwingen. Aufstehen
hingegen geht verhältnismäßig leicht, wenn man den
Wecker weit genug vom Bett wegstellt und möglichst früh
nach dem Aufstehen frühstückt. Das Frühstück versorgt uns
für den Tag mit Energie und signalisiert unserem Körper
„Jetzt fängt der Tag an“. Nach einer gewissen Zeit stellt sich
der Biorhythmus darauf ein, um diese Uhrzeit mit Energie
versorgt zu werden und das Aufstehen wird zum Kinderspiel.
Wenn erstmal das Aufstehen leicht fällt, wird der Körper
auch früher oder später zur rechten Abendzeit seinen Schlaf
durch Müdigkeit einfordern.
Keine Bildschirmarbeit 1 Stunde vor dem
Schlafengehen
Ein weiterer Faktor in unserem Tagesrhythmus ist Licht. Zum
Großteil der menschlichen Existenz gab es kein künstliches
Licht außerhalb vom gelegentlichen Feuer, so dass wir es
gewohnt sind, bei Dunkelheit zu schlafen und bei Helligkeit
aufzustehen. Man sollte also nicht nur das Zimmer zum
Schlafen abdunkeln, sondern auch sichergehen, dass man
dem Körper nicht durch künstliche Helligkeit signalisiert,
dass es noch nicht Schlafenszeit ist. Dabei ist Bildschirmlicht
besonders problematisch, weil moderne Monitore und
Fernseher grelles Licht nutzen und direkt in unsere Augen
strahlen. Mit Ausnahme der Nachttischlampe, sollte man
mindestens 1 Stunde vor dem Schlafen auf grelles Licht
inklusiver jeder Form von Displays verzichten. Es gibt auch
Software wie „f.lux“, die den Computermonitor künstlich (und
von der Tageszeit abhängig) abdunkelt, um Tag und Nacht
zu simulieren.
Wenn uns nächtliche Gedanken und Sorgen plagen
Wie bereits erwähnt, passiert es oft, dass man
Schwierigkeiten hat abends mit dem Denken aufzuhören
und sich dem Schlaf hinzugeben. Aber ein kleiner Lifehack
ist es, seinen Notizblock bereit zu halten und Gedanken
aufzuschreiben, bei denen man sonst immer im Hinterkopf
die Sorge hat, sie bis zum morgigen Tag vergessen zu
können. Die Gewissheit, dass die Gedanken morgen auf
einen warten und nicht vergessen werden können, erlaubt
es oft entspannt einzuschlafen.
Hunger in der Nacht
Der Körper hat einen Grundumsatz an Kalorien, den er
selbst ohne Bewegung verbraucht. Daher sollte es
niemanden überraschen, dass er manchmal morgens
extrem schwach und müde aufwacht, obwohl er eine volle
Mütze Schlaf gehabt hat. Leere Glycogenspeicher sind der
Grund für dieses Phänomen, dass sich ähnlich anfühlt wie
ein Kater. Um diesem Problem entgegenzuwirken,
empfehlen sich komplexe Kohlenhydrate. Man kann
eigentlich jedes Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischen
Index essen, aber in meiner Erfahrung schläft es sich nicht
gut, mit schweren Proteinen oder Fetten im Magen, deshalb
bevorzuge ich komplexe Kohlenhydrate, die in vielen
Früchten und Gemüsen enthalten sind. Mein Favorit ist ein
Apfel direkt vor dem Schlafengehen.
Schlafrhythmus? Kenn ich nicht...
Da der Schlafrhythmus durch Licht reguliert wird, empfiehlt
es sich, einen großen Kontrast zwischen Tag und Nacht zu
schaffen, indem man sich tagsüber viel frischer Luft,
Bewegung und dem Sonnenlicht aussetzt. Wenn der Körper
Tag mit hohem Sauerstoffverbrauch, angeregtem
Stoffwechsel und Sonnenlicht assoziiert, erleichtert er das
Einschlafen, wenn wir abends im Dunkeln liegen. Auch ohne
wissenschaftliche Erklärung sollte jeder wissen, dass man
nach einem geschäftigen Tag selten große Sorgen um das
Einschlafen haben muss.
Kleine Schlaftipps:
Ein paar kleine Tricks, die keine lange Erläuterung
benötigen:
• Knoblauch senkt den Blutdruck und hilft zu
entspannen
• Musik hilft Gedanken auszublenden und zu
entspannen
• Beruhigender Tee beruhigt! (Wer hätte das
gedacht?)
• Schlafqualität steigt mit der Dunkelheit
(Schlafmaske, dunklere Rollläden, keine Standby-
Beleuchtung!)
• Koffein nach 16 Uhr wirkt noch zur Schlafenszeit!
• Entspannte Meditation sorgt für einen klaren Kopf
Wer mir nicht glaubt, kann hier
nachschlagen...
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vorgestellt hat und mir den Prozess der Gewohnheitsbildung erklärt hat.
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