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Kinderbuchfonds Baobab Baobab Children’s Book Fund Eine Arbeitsstelle der Erklärung von Bern und terre des hommes schweiz für Kinder und Jugendliche von 11 bis 14 Jahren Unterrichtseinheit

Djemas Traum vom großen Auftritt

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Page 1: Djemas Traum vom großen Auftritt

Kinderbuchfonds Baobab Baobab Children’s Book FundEine Arbeitsstelle der Erklärung von Bern und terre des hommes schweiz

für Kinder und Jugendliche von 11 bis 14 JahrenUnterrichtseinheit

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Inhaltsverzeichnis und Impressum

Idrissa Keïta

Djemas Traum vom großen Auftritt

Didaktische Umsetzung

Mali

Arbeitsblätter

Literaturliste und Links

Statistische Angaben

Wissenswertes über Mali

Die Rede- und Erzählkunst will geübt sein

Vergleiche mit Mali

Auch Mali ist nicht gleich Mali

Reichtum und Armut

Alte und Junge

Frauen

Musik

Oumou Sangaré und Rokia Traoré

Literatur/Links zu Mali und zu Dokumentationsstellen

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ImpressumAutorin: Maya Rechsteiner

Redaktion: Marianne Gujer, Helene Schär

Layout: Homberger und Minet

© Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke, Bern und

Kinderbuchfonds Baobab, Basel 2003

www.swisscoalition.ch

Kinderbuchfonds Baobab

Eine Arbeitsstelle der Erklärung von Bern

und terre des hommes schweiz

www.baobabbooks.ch

Mit Unterstützung der Deutschen Welthungerhilfe

www.welthungerhilfe.de

Page 3: Djemas Traum vom großen Auftritt

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Idrissa Keïta wurde 1960 in Bamako, Mali, geboren.Nach dem Abitur erhielt er ein Stipendium, um in derSowjetunion Medizin zu studieren. Zwei Jahre späterstudierte er in Deutschland weiter. Zur Zeit lebt Keïta,nachdem er einige Jahre wieder in Mali verbrachthatte, in Schweden. Er will dort die Spezialisierungzum Augenarzt abschließen.

Idrissa Keïta gehört zu der jüngeren Generationwestafrikanischer Schriftsteller, die sich für einen leben-digen Austausch zwischen den Kulturen einsetzen.Seine Werke erschienen in deutscher und französischerSprache. Er hält Lesungen in Deutschland, Österreich,Frankreich und Belgien, in den Niederlanden und in derSchweiz.

«Djemas Traum vom großen Auftritt» ist sein erstesJugendbuch. Er erzählt darin von seiner Kindheit undJugend in Mali. Die folgenden Themen werden schwer-punktmäßig ausgeleuchtet:• Kindheit in der Stadt und auf dem Land in Mali • Arbeitslosigkeit• Leben in der Großfamilie• das Verhältnis zwischen den Generationen • Freundschaften • Beziehung zwischen Jungen und Mädchen.

Neben seiner schriftstellerischen Arbeit singt IdrissaKeïta. Mit seiner Band Afro Vibration nahm er meh-rere CDs auf. Darin besingt er poetisch die afrika-nische Welt aus seiner Sicht. Der Erlös aus der erstenCD floss in Umweltprojekte der Deutschen Welthun-gerhilfe in Mali.

W e i t e r e P u b l i k a t i o n e nLyrik: «Aus Afrika», Horlemann-Verlag, Bad Honnef, 1992«Wenn der Wind bläst», Horlemann-Verlag, Bad Honnef, 1994«Quand le vent souffle», Jamana-Verlag, Bamako, 1999Kinderbücher:«Pourquoi le monde s’est-il divisé?», Jamana-Verlag,Bamako, 1998«Takana», Jamana-Verlag, Bamako, 2000Musik-CD:«Kounafoni» – Die Stimme der anderen, 1993

Der Autor Idrissa Keïta

Foto: © Detlef Szillat, Bonn

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InhaltDjemas Traum vom großen Auftritt

1 . K A P I T E L1968, der neunjährige Djema berichtet, wie er undseine acht Geschwister eines Tages erfahren, dass ihrVater wegen eines Militärputschs aus dem Staatsdienstentlassen wird. Für die Familie in der kleinen StadtBougouni bedeutet der Machtwechsel nicht nur dieArbeitslosigkeit des Vaters, sondern auch eine Ein-buße des Lebensstandards, den Verlust der Staatswoh-nung und einen Umzug in die Hauptstadt Bamako. Esfolgen die Beschreibung eines Schultages und derAbschied von der Schule. Djema fühlt sich plötzlichwichtig, weil ihm ein Mädchen seine Liebe gesteht, erschwankt hin und her, zwischen Vorfreude auf diegroße Stadt und Trauer über den Abschied von allem,z. B. auch von seinen Tieren (Hühner, Tauben usw.),die ohne seine Einwilligung geschlachtet werden, umden Nachbarn für ihre Hilfe beim Packen ein Essenaufzustellen.

2 . K A P I T E L Beschreibung des Umzugs von Bougouni nach Bama-ko. Hab und Gut wird auf einen Laster gepackt, auchdie Familie nimmt Platz und das ganze Viertel verab-schiedet sich. Bamako wird als Stadt mit Autolärm,Flugzeugen, Eisenbahnen und viel Licht von Straßen-laternen geschildert. Die neuen Nachbarinnen helfensofort das Haus zu putzen und den Laster auszuladen.Schilderung des ersten Schultages in einer Schule inder Großstadt. Mittags gibt es wegen der Arbeitslosig-keit des Vaters kein Essen mehr. Am Ende des Kapitelssteht ein Dialog zwischen Djema und seinem Vaterüber den Verkauf des Mofas, um die tägliche Nah-rung finanzieren zu können und über Djemas Angst,den Vater zu verlieren.

3 . K A P I T E LSchilderung von neuen Möglichkeiten und Verlockun-gen des Stadtlebens: vom Besuch auf der Pferderenn-bahn mit einer Gruppe von Kindern, vom Beobachtender betrügerischen Taschenspieler, welche mit ihrenTricks einem Dorfbewohner alles Geld abnehmen undwie die Kinder ohne Eintrittskarten zum Pferderennenund anschließenden Ringkampf kommen. Djema isttief beeindruckt von Sassilon Malé, dem berühmtenRinger aus Mali.

Die Eltern sind gezwungen, Alltagsgegenständewie das Bett an einen unsympathischen Trödler zu ver-kaufen. Dem Vater wird angeboten, seine ältesteTochter zu verheiraten.

4 . K A P I T E L Djema gewinnt Didi zum Freund, die Mutter findetArbeit in der Küche einer Kaserne. Der Vater bleibtweiterhin arbeitslos. Die Geschwister halten aufgrunddes schwierigen Schicksals mehr zusammen als früher.Ein Freund des Trödlers verhandelt erneut um die HandFotas, der ältesten Schwester. Der Vater distanziert sichvom finanziellen Angebot und dem alten Brauch inseinem Klan, Töchter ohne deren Einwilligung zu ver-heiraten. Auch er konnte seine Frau selbst wählen.Die Eltern sind sich einig, dass Würde und Selbstbe-stimmung der Kinder trotz Armut nicht aufgegebenwerden dürfen. Die Mutter wird als stolze und mutigeFrau geschildert, als die Lieblingstochter eines reichenBauern, Goldverkäufers und Viehbesitzers. Gegen denWillen ihrer Familie hat sie einen Mann aus einerKriegerfamilie geheiratet. Sie war eine der wenigen

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Frauen, die es wagte, sich gegen die Familientradi-tion aufzulehnen.

5 . K A P I T E LDurch die Arbeitslosigkeit hat der Vater mehr Zeit fürdie Kinder. Er erzählt ihnen von der Naturmedizin, ausder Geschichte Malis, von Soundiata Keïta, von derZeit vor der Kolonialisierung Afrikas. Djema begleitetDidi bei der «Operation Mango», dem Versuch, Mangoszu stehlen. Dabei wird Djema erwischt, kann jedochdank einer List entkommen. Die Jungen erzählen sich,in welche Mädchen sie verliebt sind. Ein Fußballtrainerwill die beiden anheuern. Didi gibt ein falsches Ver-sprechen ab und kassiert vom Trainer 200 CFA, und soerhält Djema sein erstes Eis. Die vielen Möglichkeitenin der Großstadt wecken bei Djema Gelüste: Er über-legt sich, ob er Musiker, Ringer, Fußballstar oder Schrift-steller werden könnte. Er würde gerne Gitarre spielen.Das Musizieren ist jedoch der Berufskaste der Griotsvorbehalten.

6 . K A P I T E L Beschreibung eines erneuten Versuchs der beidenTrödler und Händler, über die Verheiratung Fotas zuverhandeln. Nach der Tradition in Mali versuchen sienun den älteren Bruder des Vaters für ihr Anliegen zugewinnen, damit er kraft seiner Stellung seinen jün-geren Bruder überzeugt. Doch auch er teilt die Ansicht,dass die Frauen ihre Partnerwahl selber treffen sollen.Es wird vorgeschlagen, Fota direkt zu fragen. Diesemöchte die Schule abschließen und später nach Euro-pa gehen. Sie will den Mann nicht heiraten. Fota weihtDjema in ihre heimliche Liebe zu einem Jugendlichenein. Djema begleitet sie und wird mit dem prahleri-schen Verhalten der Joint rauchenden Jugendlichenkonfrontiert. Er findet dabei heraus, dass Fota dieMutter belügt, um ihre Treffen geheim halten zukönnen.

7 . K A P I T E LBeschreibung der wachsenden Freundschaft vonDjema und Didi, von gemeinsamen ersten Raucherfah-rungen, von Unterschieden zwischen Stadt und Land,was das Lügen, Rauchen und Grüßen betrifft. Auf derSuche nach einer Musikergruppe, die ihm früher schonimponiert hatte, trifft Djema einen Straßenhändler,der ihn vor der Dreistigkeit dieser Musiker warnt undihm ans Herz legt, in der Schule erfolgreich zu sein,um auch im Leben Erfolg zu haben.

8 . K A P I T E L Zu Hause schimpfen die Eltern mit Djema, weil er inder Stadt herumgestreunt sei. Da in Mali wie auch invielen anderen westafrikanischen Ländern die Musikden Griots vorbehalten ist, zu denen Djemas Familienicht gehört, wagt er nicht, seinen Eltern zu erzählen,dass er gerne Musiker werden möchte. Er weiht aberseine ältere Schwester ein, welche mit Freude, Über-raschung, aber auch mit Geringschätzung reagiert.Sie rät dem Bruder, Politiker zu werden und sich fürdie Rechte der Schwarzen einzusetzen. Djema will seinLeben jedoch der Kunst widmen.

9 . K A P I T E L Das Schuljahr geht zu Ende, die Kinder erhalten ihreZeugnisse. Die Besten, unter ihnen auch Djema, erhal-ten Lobreden und Geschenke. Die Kinder mit schlech-teren Leistungen werden beschimpft und von derSchule gewiesen. Zur Belohnung für seine guten Leis-tungen verspricht der Vater Djema, für einige Wo-chen aufs Land zu seinen Verwandten fahren zu dür-fen. In den ersten Ferientagen unternehmen Didi undDjema einen weiteren Ausflug in die Stadt und besu-chen die Musikergruppe. Djema wird von Didi alsgroßer Musiker eingeführt und darf mitspielen, bla-miert sich aber dabei. Die beiden Freunde gehen wei-ter und begegnen Mouna und Mambo, mit denen sieden farbigen Markt erkunden. Mambo erzählt, dasser Waise sei und bei Mounas Mutter arbeite. Er istfroh, dass sie ihm auch Freizeit lässt, doch für den Schul-besuch reicht die Zeit leider nicht. Eine eigentlicheSchulpflicht besteht nicht.

1 0 . K A P I T E L Djema besucht Mouna und Mambo und begleitetMambo bei seiner Arbeit. Für Djema ist es neu, dassder gleichaltrige Junge keine Eltern hat, nicht zurSchule geht und seinen Lebensunterhalt mit Putzenverdienen muss. Djema erfährt, dass Mambos Vaterfrüh gestorben ist und seine Mutter wegen anschlie-ßenden Depressionen das Sorgerecht für ihren Jun-gen verloren hatte. Darum verbrachte Mambo einigeZeit im Waisenhaus, wo er bereits als kleiner Jungemit Drogen in Berührung kam. Heute ist Mambo dank-bar, bei Mounas Mutter, einer Bekannten seiner Mutter,leben zu dürfen. Mouna, Mambo und Djema erkundendas Viertel der Reichen und spielen mit französischenKindern Fußball.

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Page 6: Djemas Traum vom großen Auftritt

1 1 . K A P I T E L Der Vater schickt Djema und dessen älteren Brudermit einem Dourouni (einer Art Pick-up-Bus) zum Bus-bahnhof, wo Fassey, einer seiner Jugendfreunde alsSpediteur arbeitet. Dieser soll Djema zu einer Fahr-gelegenheit ins Dorf zu den Verwandten verhelfen.Fassey erzählt den Jungen auch von seinen Reisen alsSpediteur und von den Abenteuern mit seinemJugendfreund, Djemas Vater.

1 2 . K A P I T E L Reise zum Busbahnhof in Begleitung des Vaters.Beschreibung der Fahrt in einem offenen Laster aufMaissäcken nach Tabé. Dort wird Djema von seinenzwei Cousins Rodé und Diango erwartet. Im 400-Seelen-Dorf gibt es keinen Strom. Die Intensität dernächtlichen Dunkelheit beeindruckt Djema. Onkel Adéheißt ihn im Boubou aus weißer Baumwolle und mitdem traditionellen Begrüßungsritual willkommen.Nach der ersten Nacht im Schlafhaus trifft er erstmalsseine Großmutter Mah. Sie bietet ihm zum FrühstückReis mit Honig an. Während der Onkel seiner Mutterder dortigen Tradition gemäß mit gebührendem Re-spekt als Sohn begegnet, wird Djema gesagt, er könnedie Großmutter wie eine Ehefrau behandeln.

1 3 . K A P I T E LDjema steht bei den Dorfbewohnern im Zentrum derAufmerksamkeit. Mit den Cousins besucht er seineGroßeltern mütterlicherseits, die viele Rinder, Esel undSchafe besitzen. Mah, die Großmutter väterlicherseits,führt ihn in vielen für Djema wichtigen Gesprächen indie Bräuche, Traditionen und alten Religionen ein. Esist ihr ein Anliegen, dass das Stadtkind Achtung davorentwickelt und nicht Abneigung. Diango stellt Djemaseine Freundin vor. Gemeinsam werden die Unter-schiede zwischen dem Dorf und der Stadt erörtert.Die Menschen auf dem Land richten sich zum Beispielnach dem Sonnenstand, in Bamako nach der Uhrzeit.

1 4 . K A P I T E L Die beiden Cousins nehmen Djema zu einem waghal-sigen nächtlichen Ausflug zum Honig klauen mit. AusÄsten und Stofffetzen stellen sie Fackeln her, so ge-nannte Bolos. Der Rauch dieser Bolos soll die Bienenverjagen. Doch die Bolos reichen nicht aus, sodass dieJungen gestochen werden und das Weite suchen.

1 5 . K A P I T E LBeschreibung wie Djema auf dem N’Kri, einer ArtXylophon, zu spielen lernt und sich darüber freut.Mah berichtet von den sieben Flüssen, der Bedeutungder Flusshüter und von vielen anderen Dingen, wel-che sie mündlichen Erzählungen der Reisenden ent-nommen hat. Rodé und Diango sind wütend aufDjema, weil die von ihnen angebetete Gnagalé Djemamehr Aufmerksamkeit schenkt.

1 6 . K A P I T E L Sanal und Gnagalé besuchen Djema. Gnagalé nimmtDjema bei der Hand. Dieser ist unsicher, fühlt sichaber auch geschmeichelt. Konzert der beiden Jungen.Gnagalé knüpft für Djema den Kontakt zu einemN’Kri-Bauer, der ihm verspricht, ein Instrument zubauen. Die vierzehnjährige Gnagalé zieht Djema insVertrauen und berichtet ihm von den Absichten ihrerMutter, sie mit einem viel älteren Cousin zu verheira-ten, den sie nicht ausstehen kann. Sie plant die Fluchtnach Bamako. Schilderungen des Dorflebens und derBeziehungen zwischen Mädchen und Jungen. Vorbe-reitungen auf das Fest der Masken.

1 7 . K A P I T E L Fest der Masken mit Begrüßungen, Reden, Gebeten.Die Sitzordnung der Zuschauer widerspiegelt die Dorf-hierarchie. Tänze, Ausschank von Honigwein, Fest-mahl mit viel Rindfleisch. Djema findet Gnagalé, diejetzt nach Bamako fliehen will, in seinem Zimmer vor.Er gibt ihr 200 CFA und warnt sie vor der Prostitutionin der Stadt. Er ist stolz auf seine Tat. Abschied vonMah und den Verwandten, die ihm viele Geschenkemitgeben, unter anderem ein N’Kri.

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Teilziele

Einstieg: Sammeln der Erfah-rungen, Vorstellungen und inneren Bilder von Afrika.

Auswertung der Gruppenarbeit

Vorbereitung der Lektüre:Einführung zu Mali

Lektüre

Vertiefung der Lektüre

Nachdenken über Sätze

Zitatenschätze

Material

DIN-A3-Papier

Karten, Biografie Keïta, HLP-Folie

Ein Buch pro Schülerin und Schüler

Wandtafel oder Pinboard großes Blatt Papier

Methode

Gruppenweise sammeln: Was fällt uns zu Afrika ein? Orte, Geschichten, Urlaubsreisen, Berichte aus den Medien.DIN-A3-Papier gruppenweise beschreiben.

Aufhängen, Spaziergang durch den Raum, sich gegenseitig erläutern.

Sichten der Landkarte, Angaben zu «Mali» präsentieren,«Biografie von Idrissa Keïta vorstellen». Es empfiehlt sich alsHausaufgabe, aktuelle Medienberichte zu Westafrika zu sammelnund zu erläutern (aktuelle Bezüge herstellen)

Die ersten beiden Kapitel werden von allen gelesen, je nach Fähigkeiten der Kinder als Hausaufgabe, als Gruppen- oder Einzellektüre. Wörter, welche nicht verstanden werden, kennzeichnen.

Alle unbekannten Wörter sammeln, Wandtafel oder Pinboard.SchülerInnen erklären, ansonsten Lehrperson.1. Jede Schülerin, jeder Schüler sucht im gelesenen Text nach

einem Satz, der ihm/ihr entweder besonders gefällt, merkwürdig erscheint oder ihn/sie nachdenklich stimmt.

2. Diesen Satz schreiben die Kinder auf ein großes Blatt Papier.3. Nun lernen sie den Satz auswendig.4. Jetzt verteilt sich die eine Hälfte der Klasse im Raum.

Die andere spaziert durch die Gruppe und berührt ein stehen-des Kind an den Schultern. Dieses flüstert nun seinen Satz ins Ohr des Spazierenden. Gruppenwechsel.

5. Alle stellen sich auf. Auf ein Zeichen hin zitiert jede Schülerin/jeder Schüler den auswendig gelernten Satz. Die anderen hören zu und lassen die Sätze auf sich wirken.

6. Die geschriebenen Sätze an die Tafel hängen. 7. Auswahl von Gruppen, welche über einzelne Sätze nach-

denken und ihre Gedanken als Gruppe schriftlich festhalten. Die meistgewählten Texte werden in Kleingruppen oder in der ganzen Klasse diskutiert.

Didaktische Umsetzung

Im Mittelpunkt der didaktischen Konzeption steht die Vertiefung der Lektüre und des Verständ-

nisses für das alltägliche Leben in Mali und dessen Hintergründe vor rund 30 Jahren. Vergleiche

zwischen unserer Lebensweise und derjenigen in Mali, Nachdenken über die Stadt-Land-Unter-

schiede, über die Facetten von Armut und Reichtum sowie über die unterschiedlichen Lebens-

bedingungen von Männern und Frauen werden fokussiert. Die Unterrichtseinheit ist für Kinder

und Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren gedacht.

Anregungen

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Teilziele

Kinder stellen einander Fragen

Weitere Themen der ersten beiden Kapitel

Weitere Lektüre organisieren

Aufteilen der Kapitel

Arbeiten in Gruppen über mehrere Lektionen

Variante

Bearbeiten der Arbeitsblätter

Nachbearbeitung der Geschichte

Material

Papier

Als Fragen für Gruppen

Zur Arbeitsorganisation dienendie Inhaltsangaben

Arbeitsblatt: Die Rede- undErzählkunst will geübt sein.

Kassettenrekorder,Hörkassetten, Arbeitsblatt

Kassettenrekorder

Arbeitsblatt: Vergleiche mit Mali

Arbeitsblätter:Reichtum und Armut, Alte und Junge, Auch Mali ist nicht gleich Mali,Frauen, Musik,Oumou Sangaré und Rokia Traoré

Methode

Jedes Kind notiert eine Frage zu den ersten beiden Kapiteln, beiwelcher genaues Lesen unabdingbar ist. Zusammenstellen derFragen und in Partner- oder Klassenarbeit lösen.

Was ist in Mali 1968 geschehen? (siehe Arbeitsblätter «Wissens-wertes über Mali») Was passierte mit Djemas Vater? Was bedeu-tet es, in Mali arbeitslos zu werden? Was bedeutet es bei uns? Was weißt du vom Leben Djemas? Fühlst du dich manchmal auchwie ein König, eine Königin? Musstest du auch schon Abschiednehmen von einem Ort oder von einem geliebten Tier?Beschreibung eigener Erfahrungen.

Kinder entscheiden sich, ob sie das ganze Buch oder nur drei bis fünf aneinander anschließende Kapitel lesen.

Immer eine Gruppe zwischen 3 und 5 Kindern übernimmt einige Kapitel.

Lesen und Erarbeiten der mündlichen Berichte. Hilfsmittel: Anhören von Hörkassetten und Analysieren derErzählkunst anhand der Kriterien auf dem Arbeitsblatt «Die Rede- und Erzählkunst will geübt sein».

Falls die Kinder Hemmungen haben, vor der Klasse zu erzählen,können die Teile auch auf Kassette erzählt werden.

Das Arbeitsblatt «Vergleiche mit Mali» kann gut zeitunabhängigeingesetzt werden.

Die Arbeitsblätter «Reichtum und Armut», «Alte und Junge»,«Auch Mali ist nicht gleich Mali», «Frauen», «Musik», lassen sichzur Vertiefung der Lektüre am Ende der Unterrichtseinheit ein-setzen. Hier kann dann gut vom Wissen der ganzen Gruppe profi-tiert werden, da ja nicht alle das ganze Buch gelesen haben.

Die zeitliche Umsetzung wird den Lehrpersonen überlassen

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Fläche:Einwohner: Hauptstadt:

Amtssprache: Bruttosozialprodukt (2000):

Währung: Bevölkerungsanteil unter der Armutsgrenze:

Lebenserwartung (2000):Kindersterblichkeit:

Analphabetenrate (2000): Sprachen:

Religion: Städtische Bevölkerung (2000):

Staatsform: Landesstruktur:

Staatsoberhaupt: Regierungschef:

Aussenminister: Wahlen:

(Weltrang 23) 1 240 192 km2

(Weltrang 71) 10 840 000 = 8,7 je km2

Bamako, 1 178 977 Einwohner (2002)französischje Einw. 240$1000 CFA = CHF 2.50 = 1.60 €72,8%42 Jahre23,3%m 52%, w 67%Bambara 40%, Französisch 10%, Songhaj-Jerma, Manding,Soninké, Arabisch und Ful90% Muslime, 9% Animisten, 1% Christen39%Präsidialrepublik seit 19608 Regionen und HauptstadtdistriktAmadou Toumani Touré, seit Juni 2002Ahmed Mohamed Ag Hamani (2002), zuvor während 10 Jahren Alpha Oumar KonaréLassine Traoré (2002)alle 5 Jahre

Mali

(nach Fischer Weltalmanach)

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A U S D E R G E S C H I C H T E

4. Jh. Das erste Reich in der Schlaufe des Flusses Nigerkönnte das Königreich Ghana gewesen sein. Es entste-hen große Handelsstraßen durch die Sahara. Gold undSklaven werden gegen Salz eingetauscht.

13. Jh. Gründung des Königreichs Mali. Noch heutelassen die Manding-Sänger ausführlich die Legendedes Gründers Soundjata Keïta ertönen. Das Reich er-streckt sich über ein riesiges Territorium von Gao biszum Meer. Den Zenith erlebt es unter der Herrschaftvon Kankan Moussa (1312–1337), wegen dessen kost-spieliger Pilgerreise nach Mekka der Kurs des Goldesbis nach Kairo eingebrochen sein soll. Bis ins 19. Jahr-hundert folgen sich unterschiedlich wichtige, von ara-bischen Händlern islamisierte Königreiche.

1892 Samory Touré, Kriegsfürst und Widerstands-kämpfer gegen den Kolonialismus, wird von französi-schen Truppen verjagt und emigriert an die Elfenbein-küste. Es ist das Ende des Königreichs Sikasso.

1895 Mali wird französische Kolonie. Es wird unterdem Namen Hoch-Senegal-Niger, später FranzösischerSudan, in Französisch Westafrika (Afrique OccidentaleFrançaise/AOF) integriert.

1959 Ausrufung der Föderation von Mali, mit denTerritorien von Sudan und Senegal.

1960 Die Föderation überlebt nicht. Am 22. Septem-ber wird Mali ein unabhängiger Staat, mit ModiboKeïta als erstem Präsidenten. Er führt ein demokrati-sches und sozialistisches Regime ein.

1968 Der junge Militär Moussa Traoré stürzt Präsi-dent Keïta, setzt die Verfassung außer Kraft und ver-bietet politische Parteien. Sein selbstherrliches Regimestürzt das Land in eine langdauernde wirtschaftliche,von der Dürre noch verschärfte Krise.

1991 Moussa Traoré befiehlt der Armee, auf Demon-strierende zu schießen (106 Tote, vor allem Studieren-de). Daraufhin lässt Oberstleutnant Amadou ToumaniTouré den Diktator verhaften und bildet ein Über-gangskomitee, welches das Land in die Demokratiezurückführen soll.

1992 Wider Erwarten gibt Amadou Toumani Touré dieMacht ab und kandidiert auch nicht an den Wahlen.Alpha Oumar Konaré wird Staatschef. Er wird 1997wiedergewählt.

2002 Im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswah-len wird Amadou Toumani Touré Präsident, nachdemer aus der Armee ausgetreten ist und sich wieder zurWahl zur Verfügung gestellt hat. Seine zehnjährigeErfahrung in NGOs und internationalen Institutionengilt als besondere Stärke.

E T H N I S C H E G L I E D E R U N G In Mali leben vier Hauptbevölkerungsgruppen: dieMande-Gruppe (Bambara 33%, Malinke 6%), dieSudanische Gruppe (Sarakolé 9%, Songhai 6%,Dogon 5%) und die Voltaische Gruppe (Senufo/Mini-anka 9%) und die Nomaden (Fulbe 10%, Tuareg 5%,Mauren 3%)

L A N D S C H A F TDrei Hauptklima- und Landschaftszonen können un-terschieden werden: Die fast menschenleeren Wüsten-gebiete der Saharazone, die Sahelzone, in welcher v. a.nomadische Völker leben, charakterisiert durch hoheNiederschlagsunterschiede, und die Sudanzone, welcheeine etwas intensivere landwirtschaftliche Nutzung zu-lässt. Sie enthält offene Graslandschaften, Dornbusch,Dumpalmen und Akazienbestände. Inzwischen sind rund60% des Staatsgebietes wüstenhaft und von der Ver-wüstung (Desertifikation) betroffen. Neben der Boden-und Winderosion kommen u. a. das Absinken des Fluss-wasserspiegels und die Niederschlagsunsicherheitenals Erschwernisse für das Land hinzu. Der Niger durch-quert Mali als Hauptstrom mit ca.1700 km Länge.

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Wissenswertes über Mali

Foto: © Deutsche Welthungerhilfe, Bonn

Page 11: Djemas Traum vom großen Auftritt

Die Geschichte von Djema spielt an drei ver-schiedenen Orten, welche in der Sudanzone liegen: inBougouni, Bamako und Tabé. Bamako ist die Haupt-stadt von Mali, Bougouni liegt 200 Kilometer, Tabé120 Kilometer von Bamako entfernt (siehe Karte).

W I R T S C H A F TMali gehört heute zu den ärmsten Ländern der Weltund hat Mühe, aus seiner Abhängigkeit von interna-tionalen Institutionen zu finden. Doch seine uralteKultur, seine relativ demokratische Stabilität und her-ausragende Persönlichkeiten sind wichtige Pluspunkte.

Das Rückgrat der Wirtschaft bildet die Landwirtschaft.Die meisten Menschen (rund 80%) arbeiten in diesemBereich. In Jahren mit ausgiebigen Regenfällen kannMali genügend Getreide für die eigene Bevölkerunganbauen. Immer wieder jedoch leidet die Bevölkerungunter lang anhaltenden Dürrezeiten.

Kein Land in Afrika kann so viel rohe Baumwolleexportieren wie Mali. Auch Gold und Rinder werdenins Ausland verkauft. Importiert werden vor allemMaschinen und Fahrzeuge. Denn Mali verfügt überwenig eigene Industriebetriebe. Die Auslandschuldensind jedoch höher als das Bruttoinlandprodukt, dasbedeutet, sie liegen höher als der Wert sämtlicherProdukte, welche das ganze Land in einem Jahr her-stellen kann.

F U ß B A L LReich ist Mali an Land. Es ist etwa 30-mal so groß wiedie Schweiz und mehr als dreimal so groß wieDeutschland. Doch zählt es nur 11 Millionen Einwoh-nerInnen. Deshalb hat es auch genug Platz für Fuß-ballfelder. Nicht nur Djema ist begeisterter Fußballer.2002 fand in Mali der größte Fußballanlass Afrikas,der «Afrika Cup» statt. Zeitungsberichten zufolgewurden fünf neue Stadien errichtet. Telefonleitungenwurden installiert, Autos, Busse und sogar Flugzeugemussten zur Verfügung stehen. Dieser teure Anlassmusste mit Geldern aus dem Ausland (Fifa) und demInland finanziert werden. In kurzer Zeit wurden teureUnterkünfte errichtet und Straßen ausgebaut. DieUnterkünfte stehen heute zumeist leer, da die Mietenfür die Einheimischen unerschwinglich sind. Die Be-völkerung freute sich am internationalen Interesse.Allerdings waren die Eintrittskarten in die Stadien soteuer, dass sie sich die Malier nicht leisten konnten.Vor kleinen Bildschirmen verfolgten sie in großenTrauben, wie die Kameruner den Final gegen Senegalgewannen. Ob dieser Anlass für eine nachhaltige,d. h. für eine längerfristige, allen Menschen zugutekommende Entwicklung Bedeutung haben wird,bleibt umstritten.

Quellen: Eine Welt, DEZA-Magazin , Dezember 2002; Politisches LexikonAfrika, hg. von Rolf Hofmeier und Mathias Schönborn, C.H.Beck Verlag1985; Afrika Lexikon, hg. von Jakob E. Mabe, Hammer Verlag 2001; Facts

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Foto: © Ulrike Bosseler, Berlin

Page 12: Djemas Traum vom großen Auftritt

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K R I T E R I E N

• Lebhaftes Erzählen

• Kontakt zu den Zuhörenden (anschauen, sie ansprechen)

• Einfache Sätze, abwechslungsreicher Wortschatz (verzichten auf «und dann»)

• Wo passend, Pausen, Geräusche, Mimik und Gestik einbauen

• Den Inhalt korrekt, der Reihe nach berichten

A N L E I T U N G

1 . S C H R I T TLest eure Kapitel in der Gruppe und klärt schwierigeTextstellen (gegenseitiges Fragen, im Lexikon nachse-hen, Erwachsene fragen).

2 . S C H R I T TEntscheidet anschließend, was in diesen Kapitelnbesonders wichtig ist, was ihr den anderen unbedingterzählen müsst, damit sie die Handlung verstehen.

3 . S C H R I T T Schreibt euch den Ablauf ganz oder in Stichwortenauf.

4 . S C H R I T T Entscheidet nun, welche Textstellen wie erzählt wer-den müssen (spannend, fröhlich, traurig, dramatischund wie man das genau machen könnte). Überlegteuch auch, wie ihr Mimik und Gestik einsetzen könn-tet, allenfalls auch Geräusche.

5 . S C H R I T T Verteilt nun den Text auf die Mitglieder und übt dasErzählen. Hört einander gut zu und unterstützt euchdarin, dass ihr möglichst lebhaft erzählt.

6 . S C H R I T TVielleicht unterstützt ihr eure Erzählung mit Bildern,Gegenständen oder Musik.

In «Djemas Traum vom großen Auftritt» wird immer wieder berichtet, wie wichtig die Kunst

des Geschichtenerzählens ist und wie wichtig es vor allem auch ist, gut zuhören, um aus den

Erzählungen lernen zu können. In einer Kultur der Schriftlichkeit wie der unseren können diese

Fähigkeiten leicht verloren gehen. Hier findet ihr eine Anleitung und Kriterien zum Erzählen

der Geschichte:

ArbeitsblattDie Rede- und Erzählkunst will geübt sein

Foto: © Angela Tamke, Deutsche Welthungerhilfe, Bonn

Page 13: Djemas Traum vom großen Auftritt

Fläche km2

Einwohner/km2

Einwohner

Bruttosozialprodukt

je Einwohner

Lebenserwartung

Analphabetenrate

Kindersterblichkeit

Sprachen

Mali

1 240 192

8,7

10 840 000

240 $

42 Jahre

52% m, 67% w

23,3 %

Bambara 40%

Französisch 10%

Songhaj-Jerma

Manding

Soninké

Arabisch

Ful

Deutschland

357 022

230

82 150 000

25 120 $

77 Jahre

Unter 5%

0,5%

Deutsch

Sorbisch

Dänisch

Friesisch

Niederdeutsch

Romani

Schweiz

41 284,5

174

7 180 000

38 140 $

80 Jahre

Unter 5%

0,4%

Deutsch

Französich

Italienisch

Rätoromanisch 0,5%

andere Sprachen 10%

Österreich

83 858

97

8 098 000

25 220 $

78 Jahre

Unter 5%

0,5%

Deutsch

Serbisch

Türkisch

Kroatisch

Slowenisch

Ungarisch

Tschechisch

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ArbeitsblattVergleiche mit Mali

1. Studiere die Tabelle. Schreibe drei Fragen zu dieser Gegenüberstellungauf. Diskutiere sie mit deinen MitschülerInnen.

2. Jedes Land verfügt über speziellen Reichtum. Welchen?

3. Vergleiche dein Land mit Mali. Was stellst du fest?

4. Vergleiche die Angaben zur Sprache der mitteleuropäischen Länder (so wie sie im Fischer Weltalmanach aufgeführt sind). Was fällt dir auf?

Angaben nach Fischer Weltalmanach 2003

Page 14: Djemas Traum vom großen Auftritt

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Welche Unterschiede in Bezug auf folgende Stichworte stellst du fest?Wo würde es dir am besten gefallen?

Idrissa Keïta vergleicht öfters die drei Orte Bamako, Bougouni und Tabé miteinander.

ArbeitsblattAuch Mali ist nicht gleich Mali

BougouniBamako Tabé

Licht

Lärm

Umgang mit der Zeit

Feiern und Feste

Beziehungen der Menschen untereinander

Musik

Stichworte

Page 15: Djemas Traum vom großen Auftritt

«Mah war ein sehr bescheidener Mensch. In dreigroßen Aluminiumkisten befand sich ihre ganze Habe,auf dem Boden ihres Hauses lag eine Strohmatte miteinem Betttuch, und über dem Eingang hing ihr Be-schützer. Das war alles, was sie im Laufe ihres knapphundertjährigen Lebens angesammelt hatte. Ihr gan-zer Reichtum befand sich in ihrem Herzen.» (S.140)

Was bedeutet dieses Zitat?Kennst du Menschen, die ihren Reichtum in ihremHerzen tragen?Wenn du an deine Großmutter oder an einen anderen dir nahe stehenden Menschen denkst: Welchen inneren Schatz oder inneren Reichtum tragen sie in sich? Welche sind dir besonders wichtig?Überlege dir, wie viele Aluminiumkisten von 1 m Breite, 50 cm Höhe und 70 cm Tiefe du benötigen würdest, um all deine Besitztümer zu verstauen?Wie viele Kisten würde deine Grossmutter benötigen?Stelle dir vor, du müsstest morgen gemeinsam mit deiner Familie auf eine warme einsame Insel verreisen. Du darfst eine Aluminiumkiste mit den oben angegebenen Maßen packen. Was würdest du mitnehmen?Wenn du mit deiner Familie in Mali leben müsstest, was würde dir am meisten fehlen?Gibt es Besitz, den du manchmal als unangenehm empfindest? Wann und welchen?Djema beschreibt, wie er und seine Geschwister sich langsam an einen Mittag ohne Essengewöhnten. Vielleicht versucht ihr das als Gruppeauch einmal. Was stellt ihr fest?

Einmal fragt Djema seine Mutter (S. 37), was er tunkönne, um seine Familie aus der Armut zu befreien?Die Mutter antwortete:«Die Schule, mein Junge, die Schule.»

Was will die Mutter damit sagen? Was denkst du darüber?Ist dies für alle Kinder Bamakos eine Lösung?Wie ist es bei uns? Können die Kinder ihre Eltern aus Armut befreien? Wie ist das möglich? Kennst du solche Geschichten?

«Afrika ist wie ein unerschöpflicher Brunnen, voll bisan den Rand mit großem Reichtum an Kultur. Wirmüssen endlich lernen, diesen Reichtum zu erkennenund der Welt zu verkaufen.» (S. 80)

Suche Wörter, welche in irgendeiner Form diedrei Buchstaben «arm» in dieser Reihenfolge enthalten.Suche Wörter, welche in irgendeiner Form die Buchstaben «reich» beinhalten.Vergleiche die gefundenen Wörter. Was fällt auf?

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In «Djemas Traum vom großen Auftritt» sind immer wieder Gedanken zu Reichtum und Armut zu

finden. So berichtet Djema von seiner Großmutter Mah:

ArbeitsblattReichtum und Armut

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10.11.12.13.

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1 . «Nach afrikanischem Brauch richtet sich der Respektnach dem Alter. Die höchste Achtung gebührt denEltern, danach kommen die ältesten Geschwister.» (Djema, S. 41)

2 . «In Bougouni war es undenkbar,dass ein Kind aneiner Gruppe von alten Leuten vorbeiging, ohne siezu grüßen.» (Djema, S. 75)

3 . «Alles was wir sind, und alles was wir haben, schuldenwir nur einmal unserem Vater, aber zweimal unsererMutter.» (Sprichwort aus Mali)

4 . «Die Schrift ist eine Sache und das Wissen eine andere.Die Schrift ist die Fotografie des Wissens, aber nichtdas Wissen selbst. Das Wissen ist ein Licht, das sich imMenschen befindet. Es ist das Erbe von allem, was dieVorfahren erkennen konnten und uns im Keim über-mittelt haben, ganz so wie der Affenbrotbaum, derim Samenkorn in all seiner Mächtigkeit enthalten ist.»(Amadou Hampâté Bâ, Mali)

5 . «Wenn in Afrika ein Geist stirbt, verbrennt eine Biblio-thek.» (Amadou Hampâté Bâ, Mali)

6 . «Besonders wichtig ist, dass Väter ihren Söhnen dieKunst der Redegewandtheit beibringen. Worte sinddas Transportmittel der Weisheit.»(Chenjerai Hove, Simbabwe)

7 . «Kinder bedeuten für die Alten die Zukunft, denenman die Wurzeln der eigenen Geschichte mitgebenmuss.» (Chenjerai Hove, Simbabwe)

8 . «Ein Mann in Armut und ohne Weisheit gilt als Ver-körperung wahrer Armut. Der Dichter war in den meis-ten Gemeinschaften Afrikas arm, aber er verfügte überWeisheit. Also war er eigentlich nicht arm. MaterielleArmut ist besser als Armut an Weisheit.»(Chenjerai Hove, Simbabwe)

W e i t e r e A u f g a b e nSuche weitere Aussagen im Buch (Djema...) über Kin-der (S. 68, und 76) und das Alter (z. B. S.163, 166).Stellt zu zweit Fragen auf über das Alter und befragteinen alten Menschen.

Sucht Menschen verschiedener kultureller Hinter-gründe und legt ihnen die aufgeführten Zitate vor.Erkundet ihre Meinungen. Vergleicht die Aussagen mit-einander. Lassen sich Schlüsse ziehen?

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Hier findest du Aussagen aus Mali und Simbabwe über das Verhältnis zwischen alten und jungen

Menschen. Was hältst du von diesen Ansichten? Lassen sie sich auch bei uns finden? Welchen

Aussagen stimmst du eher zu, welchen eher nicht? Begründe deine Antworten:

ArbeitsblattAlte und Junge

Foto: © Deutsche Welthungerhilfe, Bonn

Page 17: Djemas Traum vom großen Auftritt

«__________ genierte sich ziemlich, denn sie hatte be-stimmt noch nie vor so vielen Leuten geredet. Ich warmindestens genauso aufgeregt wie sie. Nach einerkurzen Weile fing sie mit bebender Stimme an: «Eswäre schön gewesen, wenn diese beiden Herren michvorher nach meiner Meinung gefragt hätten, dannhätten sie sich nämlich diese ganze Mühe sparen kön-nen. Ich gehe nicht zum reinen Vergnügen zur Schule,sondern um einen Abschluss zu machen und späterauf eigenen Beinen zu stehen. Ich will weder vonmeinen Geschwistern noch von einem Ehemann oderVerwandten abhängig sein. Nächstes Jahr habe ichmeine Abschlussprüfung, und wenn Gott mir hilft, siezu bestehen, möchte ich meinen Weg in Europa fort-setzen. Und außerdem möchte ich gern der ganzenFamilie sagen, dass äh ... dass – so, das ist alles, wasich euch sagen möchte.»

«Mah, ich bin jung und schön, für mich ist es kinder-leicht, einer alten Frau ihren Mann abzunehmen»,gab __________ zurück, und alle lachten. Nach unsererTradition dürfen solche Späße mit alten Leutengemacht werden, ohne dass sie beleidigt sind. DieMädchen dürfen auch mit den alten Männern scher-zen.»

«Während mein Vater über den Zustand des Hausesklagte, fing __________ an, die Zimmer zu putzen.__________, die Schwestern und ein paar Frauen ausdem Viertel, die zur Begrüßung gekommen waren,begannen, den Laster auszuladen, und wir halfen mit.Meiner Ansicht nach hätten alle Frauen einen Ordenverdient. Sie arbeiten pausenlos und leisten großartigeDinge, ohne viel Aufhebens zu machen. Niemals habeich _________ untätig ihre Hände in den Schoß legensehen, immer tat sie irgendetwas für uns Kinder oderden Vater.»

«Du brauchst keinen Respekt vor _________ zu haben,denn nach der Tradition ist sie unsere Mutter, aberfür dich ist sie wie eine Ehefrau. Hast du schon mal

einen Mann gesehen, der zur Begrüßung vor seinerFrau niederkniet? Steh wieder auf. Eigentlich müss-test du mit ihr ins Kino gehen.» __________ sagt:«Diese Kinder müssen noch viel lernen, sie wissennichts über unsere traditionellen Verwandtschaftsbe-ziehungen. Sie sind entwurzelt, weil sie in den großenStädten geboren wurden, wo alles unpersönlich ist.»

W e i t e r e A u f g a b e nTragt zusammen, was ihr ansonsten über das Lebender Frauen erfahren habt. Welche Unterschiede stelltihr zwischen den Frauen im Buch und den Frauen ineurem Umfeld fest?

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Idrissa Keïta schildert einige Mädchen und Frauen, insbesondere berichtet er von seiner Mutter,

von seiner Schwester Fota, von seiner Großmutter Mah und von Gnagalé, einem Mädchen aus

dem Dorf. Hier findest du vier kurze Ausschnitte: Ordne sie den oben angeführten Personen zu.

In welchem Zusammenhang stehen diese Ausschnitte und was denkst du über deren Inhalt?

ArbeitsblattFrauen

Foto: © Deutsche Welthungerhilfe, Bonn

Page 18: Djemas Traum vom großen Auftritt

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Djema beschreibt immer wieder seine Liebe zur Musik. Da diese in Mali den Griots, einer eige-

nen Berufskaste vorbehalten ist, ist es ihm nicht erlaubt zu singen und zu musizieren. Früher

vermittelten die Griots mit Liedern und Instrumenten zwischen den Königen und dem Volk. In

Deutschland hat Idrissa Keïta diese Leidenschaft wieder aufgenommen. Hört euch das Lied

«Naturkind» an und lest den Text dazu.

ArbeitsblattMusik

G R I O TDie Griots sind Erzähler der Geschichte. Sie verstandensich als Bewahrer der Überlieferung und Vermittler inden Gesellschaften. Deshalb wurden sie auch «Men-schen des Wortes» genannt. Die Bezeichnung «Griot»wird ihnen in den frankophonen Regionen Westafrikasgegeben. Oft gehörten sie zu einer niedrigen gesell-schaftlichen Schicht, die wegen der Heirat innerhalbder Gruppe als Kaste bezeichnet wird. Dadurch wurdeihnen Respekt und Furcht, aber auch Verachtung ent-gegengebracht. Diese Position verschaffte ihnen einegewisse Freiheit des Wortes. Bei bestimmten Festenerzählten sie in Gesang- und Gedichtform und häufigvon einer Kora begleitet die Geschichte der Vorfah-ren, der ganzen Gemeinschaft und von den großenTaten der Herrschenden. Gleichzeitig übten sie auchKritik aus, indem sie die Herrschenden an ihre Pflich-ten erinnerten. Oft traten sie als Vermittler zwischengesellschaftlich getrennten oder verfeindeten Grup-pen und Familien auf.

Die Griots waren zwar Erzähler der Geschichte,aber nicht Historiker im westlichen Sinne: ihre Auf-gabe bestand nicht in der kritischen Aufarbeitung derVergangenheit, sondern in der Gestaltung der Gegen-wart.

Heute sind viele von ihnen Musiker, die gegen Geldbei Hochzeiten oder anderen Feiern auftreten und Lob-lieder singen. Die Aufgabe, das kollektive Geschichts-bewusstsein zu bewahren, haben sie unter den Be-dingungen der Schriftlichkeit etwas verloren. IhrenUnterhalt verdienen sie nicht mehr durch ihre gesell-schaftliche Position, sondern durch ihr individuellesEngagement.Quelle: Afrika-Lexikon

W e i t e r e A u f g a b eRecherchiert, ob ihr zu Hause, in entsprechenden Ge-schäften, oder im Internet, Musik aus Mali findet. Wel-che Namen findet ihr, welche Inhalte, welche Musik-instrumente?

N A T U R K I N DIdrissa Keïta & Afro Vibrations: Kounafoni

Du bist vertraut mit der Sonne.Du bist vertraut mit den Flüssen.Du spielst im Schlamm.Und du wäschst dich im Regen.

Fröhlich lachst und singst du.Der Takt der Schritte schlägt den Rhythmus des Tanzes.Du spielst die Spiele deiner Phantasie.Du freust dich des Lebens und fühlst dich frei.Und Großmutter erzählt dir Geschichten in den Abendstunden.

Kind! Weit weg von dir haben Menschendie Welt verteilt und die Rassen definiert.Weit weg von deiner Welt haben sie aus deinem Bilddas eines Clowns der Armut und Dummheit gemacht.Dieses Bild erscheint in den Kinderbüchernzur Belustigung.Wie jedes Kindstehst du unschuldig vor der Welt und denProblemen des Lebens.Dennoch ist dein Weg lang und voller Schmerz.Außerhalb deines Dorfeshat die Geschichte dich mit einem Etikett gezeichnet.

Wiedererobern musst du die Erde deiner Ahnen,die in viele Länder geteilt ist.Du musst die Etiketten zurückgeben.Du musst dich befreien,Kind Afrikas.

Dieses Lied kann unter www.baobabbooks.chheruntergeladen werden.

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In der jüngsten Geschichte Malis gibt es neben einerReihe von Musikern auch zwei sehr unterschiedliche,berühmte Sängerinnen, deren CDs bei uns erhältlichsind: Oumu Sangaré und Rokia Traoré.

Oumou Sangaré hat im Jahre 2001 mit nur 33 Jahrenals dritte afrikanische Frau (neben Miriam Makebaund Cesaria Evora), den IMC Unesco Music Prize erhal-ten. Die aus Bamako stammende Griotte trägt dieTradition des Singens von ihrer Mutter und Groß-mutter weiter. Mit ihren Texten greift sie die Zwangs-ehe und die Polygamie an.

Hier einige Ausschnitte aus einem Interview inFacts 1998 und aus einem Interview von Folker, anläss-lich der Preisverleihung des IMC Unesco Music Prize.

Frage: Was suchen Westler in Mali?Oumou Sangaré: Die Wurzeln. Afrika ist die Quelleder ganzen schwarzen Musik: Jazz, Blues und alles,was daraus entstand.

Frage: Ihre Plattenfirma und Ihre Fans sind in Europa.Haben Sie nie erwogen, auch dort zu leben?Oumou Sangaré: Unmöglich. Mali ist das schönsteLand der Welt, es würde mir wahnsinnig fehlen. Ichkomme nur nach Europa, wenn man mich braucht.

Frage: Dennoch kritisieren Sie die malische Mentalitätin Ihren Liedern.Oumou Sangaré: Ich hasste Polygamie und Zwangs-heirat, bevor ich Europa kannte. Als ich anfing, Poly-gamie und Zwangsheirat zu kritisieren, war ich sehrschlecht angesehen. Die Leute sahen das nicht gerne,schon gar nicht bei einer Frau, einem jungen Mäd-chen. Die Alten hatten Angst, dass ich eine Art Revo-lution verursachen würde, dass alle Frauen rebellie-ren würden. Es ist wirklich sehr schwer für mich.

Frage: Woher rührt Ihre Kritik?Oumou Sangaré: Am Anfang meines politischenEngagements stand meine eigene Geschichte, weilich aus einer polygamen Familie komme. Meine Mutterwar die erste Frau meines Vaters, bevor er nochandere Frauen heiratete. Darunter hat meine Muttersehr gelitten. So hat alles in meiner Familie angefan-gen. Es ist also auch mein ganz persönliches Problem.Ich weiß, wie Frauen leiden, und versuche auf meineArt, allen diesen Frauen zu helfen.

Frage: Eine andere afrikanische Sängerin sagte ein-mal, dass sie die Polygamie gut fände, denn imGegensatz zu anderen Frauen wisse sie, wo ihr Mannsei, wenn er nicht zu Hause ist.Oumou Sangaré: Es gibt Frauen, welche die Polyga-mie wollen. Ich hatte große Schwierigkeiten damit.Manche sagten mir: «Oumou, wir finden die Polygamiegut!» Ich sagte, umso besser. Wenn Ihr die Polygamiewollt, gibt es kein Problem. Ich möchte aber nicht,dass es Frauen gibt, die gezwungen werden, poly-gam zu leben und schlecht behandelt werden.

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Im heutigen Mali können nur jeder dritte Mann und jede fünfte Frau lesen. Seit dem 13. Jahr-

hundert wird die Geschichte Malis u. a. durch Liedtexte weitergegeben. Die Musik erfüllt die

Rolle der Geschichtsschreibung. Sängerinnen und Sänger erzählen aus der Geschichte Malis,

besingen, was wesentlich ist im Leben.

ArbeitsblattOumou Sangaré und Rokia Traoré

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Rokia Traoré Auch Rokia Traoré ist eine berühmteSängerin aus Bamako, die bereits mit 23 Jahren durchEuropa getourt ist. Sie stammt aus einer Diplomaten-familie und kam früh auf den unzähligen Reisen mitihrer Familie in Kontakt mit Jazz, Rock, Blues undklassischer Musik. Die junge Frau spielt akustischeGitarre, textet, komponiert und interpretiert. Auch siegreift in ihren Liedern die Polygamie und die Zwangs-heirat auf.

In ihrem Lied «Mousou Niyalen» stellt sie anhandder Geschichte eines Vogels Kokorofé die Polygamiein Frage:

«Der Platz eines Vogels ist sein Zweig, in demBaum, der ihn schützt. Der Platz des Hengstes ist seinStall, in dem er bewundert werden kann. Wo zahlloseFrauen unter Polygamie leiden, ist der Platz des Man-nes neben seiner ersten Frau, um mit ihr zusammenalt zu werden, so lehrt es uns die Geschichte desVogels. Man erhöht sich selbst, um an seinem Platzzu bleiben.»

A u f g a b eKennt ihr Musikerinnen in eurem Land?Welche Rolle haben sie in der Gesellschaft?

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L I T E R A T U R Z UM A L I / W E S T A F R I K A

Bâ, Amadou Hampâté: Jäger des Wortes.Eine Kindheit in Westafrika. Wuppertal, Peter Hammer, 1993.

Der Fischer Weltalmanach 2003.Frankfurt am Main, S. Fischer, 2003.

Handbuch der Dritten Welt Bd. 4: Westafrika und Zentralafrika. Berlin, Dietz Verlag, 1995.

Mabe, E. Jacob (Hrsg.): Das Afrika Lexikon.Wuppertal, Peter Hammer / Weimar, J. B. Metzler,2001.

Unicef: zur Situation der Kinder in der Welt 2003.Frankfurt am Main, S. Fischer, 2003

Kinder- und Jugendliteratur siehe Verzeichnis Fremde Welten

L I N K S Z U M A L I

www.afrikaonline.com

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www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de

www.globales-lernen.de

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www.welthungerhilfe.de

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Ausgewählte Literatur und Links