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2866. EIN VERFAHREN VOR VETURIUS MACRINUS P. 16144 12,3 × 9,6 cm nach dem 7. September Aus den Grabungen Tafel XXIX 181–183 n. Chr. in Dimê 1909/10 Soknopaiu Nesos Das mittelbraune Papyrusblatt ist annähernd rechteckig. Lediglich der obere Rand, an dem ein gut 1,5 cm breiter Freirand gelassen ist, weist etwas stärkere Ausbrüche auf. Entgegen dem ersten Eindruck ist dies jedoch der einzige originale Rand, während alle anderen Seitenränder, obwohl verhältnismäßig gerade abgebrochen, offenbar auf Falzungen zurückgehen. In der oberen rechten Hälfte sind im Abstand von etwa 2,5 bis 3 cm weitere senkrechte Falze zu erkennen, in Querrichtung dagegen nur ein einziger Falz auf Mitte, der den Papyrus auf der Höhe von Z. 6 in zwei mehr oder weniger gleich hohe Streifen teilt. Vorderhand erscheint das Blatt sehr gut erhalten, da nur unterhalb des querlaufenden Falzes auf der rechten Seite ein größeres Loch zu beklagen ist. Allerdings ist die Tinte im rechten unteren Drittel teilweise bis zur Unkenntlichkeit abgerieben. Die für einen dokumentari‐ schen Papyrus recht saubere Schrift verläuft parallel zu den Fasern, das Verso ist frei. Trotz aller Schwierigkeiten wird bereits aus der Erwähnung des Präfekten in der ersten Zeile, dem allein auf Mitte gestellten und dadurch herausgehobenen μεθ᾿ ἕτερα in Z. 4 sowie dem wiederholten εἶπεν (Z. 7 und 8) ersichtlich, daß wir es mit dem Protokoll eines Verfahrens vor dem Statthalter zu tun haben; zu solchen Aktenstücken allgemein vgl. Coles, Proceedings. Ein größeres Projekt dazu ist der‐ zeit von Rudolf Haensch in Planung, dem ich auch für eine erste Durchsicht des Manuskripts und zahlreiche hilfreiche Anmerkungen sehr zu Dank verpflichtet bin. Der Gegenstand der Verhandlung ist aufgrund des starken Abriebs im unteren Bereich nicht mehr genauer zu bestimmen. Außer Zweifel steht letztlich nur die Lesung der ersten fünf Zeilen, die den Namen des Präfekten D. Veturius Macrinus, den regierenden Kaiser – Commodus –, das Tagesdatum, das bereits erwähnte μεθ᾿ ἕτερα und, mit dem (Alias‐)Namen eines der Prozeßbeteiligten, den Beginn des Hauptteils enthalten. Mit dem Anfang von Z. 3 ging auch das genaue Jahr verloren, doch ist die Entstehung des Protokolls bereits durch die bisher bekannten Amtsda‐ ten des Macrinus auf die Jahre 181 bis 183 einzugrenzen, vgl. unten den Komm. zu Z. 1. Grundsätzlich könnte zwar auch noch das Jahr 184 infrage kommen, da der früheste Beleg für Macrinus’ Amtsnachfolger T. Longaeus Rufus mit P.Petaus 46 erst vom 10. Januar 185 stammt, doch scheint die Ablösung üblicherweise im Frühsommer und damit vor dem hier genannten Septembertermin erfolgt zu sein. Wann genau die vorliegende Abschrift entstand, bleibt freilich unklar, da der hier genannte 7. September lediglich als terminus post quem anzusehen ist. Brought to you by | National Dong Hwa University Authenticated | 134.208.103.160 Download Date | 3/30/14 6:09 PM

Dokumentarische Texte der Berliner Papyrussammlung aus ptolemäischer und römischer Zeit (Zur Wiedereröffnung des Neuen Museums) || 2866. EIN VERFAHREN VOR VETURIUS MACRINUS

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  • 2866.EINVERFAHRENVORVETURIUSMACRINUSP.16144 12,39,6cm nachdem7.SeptemberAusdenGrabungen TafelXXIX 181183n.Chr.inDim1909/10 SoknopaiuNesos

    DasmittelbraunePapyrusblattistannherndrechteckig.LediglichderobereRand,andemeingut1,5cmbreiterFreirandgelassenist,weistetwasstrkereAusbrcheauf. Entgegen dem ersten Eindruck ist dies jedoch der einzige originale Rand,whrendalleanderenSeitenrnder,obwohlverhltnismiggeradeabgebrochen,offenbaraufFalzungenzurckgehen.InderoberenrechtenHlftesindimAbstandvon etwa 2,5 bis 3 cm weitere senkrechte Falze zu erkennen, in QuerrichtungdagegennureineinzigerFalzaufMitte,derdenPapyrusaufderHhevonZ.6inzweimehroderwenigergleichhoheStreifenteilt.VorderhanderscheintdasBlattsehrguterhalten,danurunterhalbdesquerlaufendenFalzesaufderrechtenSeiteein greres Loch zu beklagen ist. Allerdings ist die Tinte im rechten unterenDrittel teilweise bis zur Unkenntlichkeit abgerieben. Die fr einen dokumentarischenPapyrusrechtsaubereSchriftverluftparallelzudenFasern,dasVerso istfrei.

    Trotz aller Schwierigkeitenwird bereits aus der Erwhnung des Prfekten indererstenZeile,demalleinaufMittegestelltenunddadurchherausgehobeneninZ.4sowiedemwiederholten(Z.7und8)ersichtlich,dawiresmitdem Protokoll eines Verfahrens vor dem Statthalter zu tun haben; zu solchenAktenstckenallgemeinvgl.Coles,Proceedings.EingreresProjektdazuistderzeit von Rudolf Haensch in Planung, dem ich auch fr eine erste Durchsicht desManuskriptsundzahlreichehilfreicheAnmerkungensehrzuDankverpflichtetbin.

    DerGegenstandderVerhandlung istaufgrunddesstarkenAbriebs imunterenBereich nichtmehr genauer zu bestimmen. Auer Zweifel steht letztlich nur dieLesungdererstenfnfZeilen,diedenNamendesPrfektenD.VeturiusMacrinus,denregierendenKaiserCommodus,dasTagesdatum,dasbereitserwhnte und, mit dem (Alias)Namen eines der Prozebeteiligten, den Beginn desHauptteilsenthalten.MitdemAnfangvonZ.3gingauchdasgenaueJahrverloren,dochistdieEntstehungdesProtokollsbereitsdurchdiebisherbekanntenAmtsdatendesMacrinusaufdieJahre181bis183einzugrenzen,vgl.untendenKomm.zuZ. 1. Grundstzlich knnte zwar auchnochdas Jahr 184 infrage kommen, daderfrheste Beleg fr Macrinus Amtsnachfolger T. Longaeus Rufus mit P.Petaus 46erst vom 10. Januar 185 stammt, doch scheint die Ablsung blicherweise imFrhsommerunddamitvordemhiergenanntenSeptemberterminerfolgtzusein.WanngenaudievorliegendeAbschriftentstand,bleibt freilichunklar,daderhiergenannte7.Septemberlediglichalsterminuspostquemanzusehenist.

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  • 164 II.TexteausrmischerZeit

    Dadie erheblichenTintenverluste inderunterenHlfte keineRekonstruktiondesZusammenhangsmehr erlauben,mutehierfr auf einedurchgehendebersetzungverzichtetwerden.Offenbleibtauch,aufwelchenWegenoderbesserauswelchenGrndendiesesProtokollausgerechnetnachSoknopaiuNesosgelangte,dazumindest indenerhaltenenPartienkeinerdertypischenPersonennamenbegegnet, die geradezu als ein Charakteristikum dieses stark von einer traditionellenPriesterschaftgeprgtenOrtesanzusehensind;vgl.hierzunurA.Jrdens,GriechischePapyriinSoknopaiuNesos,in:TebtynisundSoknopaiouNesos,4156,bes.45.Ohne einen entsprechenden Hinweis in den Grabungstagebchern htte dieHerkunft des Fragmentes damit im dunkeln bleiben mssen, wie es bei derMehrzahlderberdenHandelerworbenenPapyriauchtatschlichderFallist.

    1 ] [ 2 ][ 3 ] [ 4 ] vacat 5 ] [ 6 ] [][ 7 ] [][ 8 ] [ 9 ] [ 10 ] [] [ 11 ] [ 12 ] [][ 13 ]o[][

    1NebendemtypischeninZ.4ltauchderGenetivdesPrfekten

    namensdaraufschlieen,dawireshierlediglichmiteinemAuszugausumfangreicherenAktenzutunhaben.AmAnfangwirdmandaheramehestendiehierfrtypischeEinleitungausdenAmtstagebchernergnzenwollen;zudieserextractphrasevgl.Coles,Proceedings,2931.Ungewhnlichistallerdingsder in diesemZusammenhangunerwartet formelleTitel desPrfektenanstelledessehrvielhufigerenbloen.NachG.Bastianini,nelformulariodeidocumentidaAugustoaDiocleziano,ANRWII10.1,1988,581597seidieserTitel indenPapyri,alsoauerhalbvoneponymenNennungendesPrfekteninInschriften,frhestensseitflavischerZeitnachweisbarundselbstdannsogutwieausschlielichaufEdikteundandenPrfektengerichteteSchreiben inFormdesHypomnemabeschrnkt,whrender inEpikrisisaktenundVerhandlungsprotokollen nicht vor dem 3. Jh., genauer solo a partire dallepoca diSeveroAlessandro (595)begegne.Wennalle sonstigenBelegeBastianini zufolgealsinderRegeldurchdenRckgriffaufeinenentsprechendenWortlautdesOrigi

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  • 2866.EinVerfahrenvorVeturiusMacrinus 165

    naldokumentserklrlicheAusnahmenzudeutenseien,mteauchimvorliegendenFallmit einemsolchenwrtlichenZitat gerechnetwerden,wobei freilichdiefehlendenParallelenimvorhandenenMaterialzudenkengeben.SohatauchRudolfHaenschmitBezugaufBGUI19=M.Chr.85,2(11.Februar135)sowieP.Mil.Vogl.IV 230, 1 (132/33; erg.) vielmehr fr eine Ergnzung aufVerweisungpldiert,dochdrftedemwiederumdieausfhrlicheDatierungsformelentgegenstehen,diebeiVerhandlungenvornachgeordneten Instanzenundzumal imHinterlandkaumzuerwartenwre.

    Zeugnisse und Literatur fr den von 181 bis wenigstens 183 als praefectusAegyptiamtierendenD.VeturiusMacrinussindgegebenbeiG.Bastianini,ListadeiprefettidEgittodel30aa299p,ZPE17,1975,263328,bes.300(P.Wash.Univ.inv.134istinzwischenalsP.Wash.I3,PSIinv.439alsP.Thomas13publiziert);nachgetrageninG.Bastianini,ListadeiprefettidEgittodel30aa299p:AggiunteeCorrezioni,ZPE38,1980,7589,bes.84istmitPSIXIII1326bemerkenswerterweiseeinweiteresVerhandlungsprotokoll,dessenDatumallerdingsverlorenist.AuerdemvorliegendenBelegsindinzwischennochzuergnzenP.Oxy.LXV4482,14.4647(Februar182) sowieO.Narm. 92, 2223 (2./3. Jh.). Aufgegeben scheint hingegen,woraufmicherneutRudolfHaenschaufmerksamgemachthat,dieAnnahme,daermitdemgleichnamigenProkuratorzuidentifizierensei,dernachAE1957,203imJahr180StatthaltervonMauretaniaTingitanawar;vgl.dazubes.Thomasson,FastiAfricani, bes. 205 und 233 sowie zuletztW. Eck, Veturius II 1, DNP 12/2 (2002)157,wonachhierineherseinSohnzusehensei.DagegenwillvonSaldern,Commodus,234238dochwiedermiteinerIdentitt,allerdingsaucheinemdeutlichspterenAmtsantrittingyptenrechnen,wasindesschonangesichtsderneuenBelegeausdemFrhjahr182wenigPlausibilittbesitzt.

    2NachdenbisherbelegtenAmtszeitendesVeturiusMacrinuswrezuAnfangder Zeile, da Commodus bekanntlich die Zhlung seines Vatersweiterfhrte, das22.,23.oder24.Regierungsjahrundalso,oderzuerwarten.Solltenwiruns,wieuntenimKomm.zuZ.3erwogen,ineinemSchaltjahrbefinden,wredie Ergnzung mglicherweise auch in ausgeschriebener Form allerdingszwingend.ZudenmglichenVariantenderKaisertitulatur,dievermutlichnochumdieSiegerbeinamenerweitertwarunddaherwohlinderfolgendenZeileweiterlief,vgl.Bureth,Titulatures,9091.

    3FrdieklarerkennbareBuchstabenfolgeamZeilenanfangliesichbisherkeinebefriedigendeErklrungfinden.DievordemrmischenTagesdatumeigentlich zu erwartendeKonsuldatierung scheinthier jedenfallsnicht vorzuliegen,dadieswedermitdenNamenvonCommodusKollegen181L.AntistiusBurrus,183C.AufidiusVictorinusnocheinemderKasusvonzuvereinbarenist.llenfallswre noch an dieWortfolge ] . zudenken; zur gelegentlichenVerwendungdes bestimmtenArtikels beilufig auch schon Sijpesteijn,SomeRemarks,229240,bes.230Anm.8thepapyruswouldhavehad().Dies scheint sich allerdings zum einen auf solche Flle beschrnkt zu haben, in

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  • 166 II.TexteausrmischerZeit

    denenderTerminangabebesondereBedeutungzukam,wovonhiernichtdieRedeseinkann;zumanderentrittinderDatumsformelanalogzublicherweiseindenGenetiv.LetzteresgehrtfreilichohnehinersteinerspterenEntwicklungan,whrenddiewenigengriechischenKonsuldatierungenausvordiokletianischerZeitnochsehrvielstrkeramLateinischenorientiertwarenundalsoinderRegeldieNamen imDativmitabschlieendemboten.Nichtzufllig trifftdiesdaherauchaufdiebishereinzigenBelegefreinenKonsulatdesCommodusinden Papyri zu, in denen zudem das vorangestellte Tagesdatum Erwhnung verdient,vgl.nurBGUXIII2244,23(11.Mai186,Testamentserffnung)sowieSBIV7362,1416(11.Juni188,AuszugauseinemEpikrisisregister).

    InsofernsolltediefeminineEndungamehestenaufeineOrdinalzahlunddamitein gyptisches Tagesdatumweisen, zumal ein grundstzlich ebenfallsmglichesEhrenepitheton imSuperlativ,wieesspterhingernebeiOrtsnamenbegegnet, indieserZeitnochunblichist;berdieswrenAngabenberdenOrtderVerhandlungnachColes,Proceedings,3335allenfallsamEndedesPrskripteszuerwarten.EinesolcheDoppeldatierungnachdemgyptischenunddemrmischenKalenderwrefreilichbemerkenswertgenug.DennwiekrzlicherstHaensch,Gerichtsprotokolle, 118120notierte,war ein lateinischerRahmen frdieProtokollederstatthalterlichen Gerichtsverhandlungen anders als in anderen Provinzen in derfrhkaiserzeitlichen Aegyptus unblich, weswegen die einzige Ausnahme P.Ross.Georg.V18=ChLAXLVI1395(212/13)amehestenalsbloervielleichtdurchdiekurzzuvorerlasseneConstitutioAntoninianabewirkter,aberbaldwiederaufgegebenerVersucheinerAnpassungandiesonstigePraxiszudeutensei;VerfahrenvordemKaiserwieinP.Oxy.XLII3019(9.Mrz200),LI3614(nachdem6.Mrz200),SBIV7366C(4.Mrz200)oderauchP.Oxy.LXIV4435,7(Anfang3.Jh.)sindinsoweit sicherlich als Sonderflle zu betrachten. Zu rmischen Datierungen ingyptenallgemein,dieausdenbekanntenGrndenerstseitderTetrarchiedannallerdingsgleichsprunghaftzunehmen,vgl.auchSijpesteijn,SomeRemarks,232233.IrritierendbleibtgleichwohldiehiergegebeneReihenfolge,dabeiDoppeldatierungendasrmischeDatumblicherweisealserstesgenanntwird,whrenddasgyptischestetsdarauffolgtundalsowohlnurzurVermeidungvonMiverstndnissenhinzugesetztwurde;zudenVariantenebd.233.Nachdenebd.230231aufgefhrten Belegen zhlten Verhandlungsprotokolle zudem keineswegs zu denhierfreinschlgigenDokumenten,andersalsTestamenteundUrteilesowieTexteausdemBereichdesMilitrsundnatrlichbersetzungenausdemLateinischen.SolltehierdennocheinesolcheDoppeldatierungvorliegen,wrdediessogareineprzisereDatierungdesGerichtsverfahrenserlauben.DennobwohlvondemerstenBuchstabenderZeilekaumnochetwaserhalten ist, lassendiewenigenRestemitihremauf der Zeilenlinie aufruhenden spitzenWinkel und vor allemdie an ebendieserStellevermiteVerbindungzumsehrvieleheraufeinalseinunddamitaufdieLesung]stattdesgrundstzlichebenfallsdenkbaren]schlieen.Dader7. SeptembernachgyptischerZhlungabernur ineinemSchaltjahr

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  • 2866.EinVerfahrenvorVeturiusMacrinus 167

    aufden9.Thoth,sonstjedochstetsaufden10.Thothfiel,schiededadurcheineDatierungaufden7.September181oder182aus,womitdieVerhandlungam7.September183n.Chr.stattgefundenhtte.

    4MitHilfe des formelhaften , the commonest formof this type ofphrase (Coles,Proceedings,48Anm.3),dasdieAuslassungdernicht relevantenPartien des Amtstagebuches kennzeichnet und daher regelmig als berleitungvomPrskript zumHauptteil dient, springtderTextunmittelbar zudem inRedestehenden Verfahren ber. Ob nicht nur der Rest, sondern auch der Anfang derZeile frei gebliebenwar und das insofern von vornherein in betonterMittelpositionstand, istnichtmehrzuklren;vorstellbarwreauch,danurdasZeilenendefreigelassenwurde,umaufdieseWeisedieLckegegenberdemoriginalenAktenbestanddeutlicherzumachen.

    5DerfrdieEinfhrungdererstenProzepartei,thisaliasPatubastis,verwendete Genetiv lt erkennen, da das Protokoll, wie indes auch kaum anders zuerwarten, inderfrdas2. Jh. typischenKombinationderGenetiveAbsoluteconstructionmitdemsog.styleabgefatwar;dazuColes,Proceedings,4146.AmEndederZeileistzweifelloseineFormvonzuergnzen,daszudemAktenreferatgernauchauseinemvorausgehendenVerfahren,vondemausesdannandenpraefectusAegyptiverwiesenwordenwreberleitete;zumglichenVariantendieserreadingphraseauchbereitsebda.47.

    6VomCognomenderhiererwhntenPersonistnachdemdeutlichsichtbarennurnocheinesenkrechteHastezuerkennen,diemanangesichtsihrerLngeamehestenalsdeutenwrde.MitvielWohlwollenknntemanzwarstattdesaucheinunddanachnochdieschrgerechteHasteeineslesenundalsoan denken; Mnner dieses Namens sind immerhin in den Papyri belegt, vgl. nurP.Lugd.Bat.III3,1(8.August142)oderSBXXIV15943,13(Ende2./Anf.3.Jh.).Soweit die restlichen Tintenspuren, die vor demAusbruch noch vorhanden sind,berhaupt noch eine Lesung erlauben, wrde man freilich eher auf schlieenwollen,auchwenneinAeliusPhilipposbishernichtausdenPapyribekanntzuseinscheint.

    7sagte:Weswegen.ObwohlzuZeilenbeginnnochrelativvielTinteerhalten ist,bietetsichkeineberzeugendeDeutungan.AmehestenwrdemanbeimzweitenBuchstabenfrein,allenfallsnocheinpldieren,davorfrein,oder.DesweiterenvermagichjedochnurnocheinenbreitenQuerstrichzuerkennen,der insgesamtvierMalsenkrechtdurchstrichenerscheintundhchstwahrscheinlichmiteinemendet,wasaneineDativendungderkonsonantischenDeklinationundalsodenNamendesAngeredetendenkenlt.Nichtimmeristfreilichklar,wosich tatschlich Tintenreste befinden, so da eine Lesung zwar nicht vlligauszuschlieen, aber keineswegs zwingend ist. hnliches gilt fr das Zeilenende,wo ein querliegendes Fleckchen an der verkrzten ersten von zwei senkrechtenHastenwohldochkeineTinteist,wasaneineLesung[denkenlassenknnte.

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  • 168 II.TexteausrmischerZeit

    8 Der Anwalt sagte: Ichwerde sagen,weswegen. Vor demBruch ist nocheine senkrechte Hastemit einem direkt anschlieenden Querstrich zu erkennen,dieaufeindeutet,allesweitereistabgerieben.

    9BeiwurdeaufSpiritusundAkzenteverzichtet,daaufgrunddesfragmentarischenZusammenhangesunklarbleibt,obessichbeiumdiePartikel oder denArtikel und bei um ein Substantiv oder einAdjektiv handelt;entsprechendwre entweder oder oder die sowie Feindschaftdurcheine Sicherheit(surkunde?) oder feindliche Sicherheitzuverstehen.ZwarlgeletzteresvonderSatzstellungheraufdenerstenBlicknher,dochscheintderSinneherfrerstereszusprechen.

    10 klagteihnan,vermochteabernichtdarzulegen.Dasmittlere [] istnurmehrrudimentrerhalten,ebenso istvom lediglicheinewinzigeTintenspuramrechtenRandvorhanden.DiegrteSchwierigkeitbotjedochdervierteBuchstabediesesWortes,der jetztvonFabianReiterberzeugendals identifiziertwordenist.AuchwenneinanderesVerstndnisvon,dasgeradeauchimrechtlichenBereichzahlreicheBedeutungenhabenkann,nichtgnzlichauszuschlieenist, lt der Zusammenhang am ehesten an Mngel in der Beweisfhrung derKlgerseitedenken.

    11 ] oder vielleicht eher ], danach offenbar eineFormvon(fallsnichtirrtmlichmitgeschriebenseinsollte).DabeiknntezwardasOvalnachdemvorallemanderQuerhasteidentifizierbarenebensogutalswiealsgelesenwerden,dochstehtdiegeradeHastedesfolgendenBuchstabenseinemunddamiteinemPartizipentgegen.DiesistallerdingszugleichdieletzteeinigermaenidentifizierbareTintenspur,sodaeineEntscheidungdarber, obeineEndungder2. oder3.PersonSingularvorliegt, kaummehrzutreffenist.

    12DieErgnzungzu]wirdauchdurchdieFortfhrungnahegelegt,beider wir offenbar eine Perfektform von vor uns haben. Zwar ist auf denersten Blick nur die Reduplikation am Wortanfang ber jeden Zweifel erhaben,dochlassensichdiefolgenden,sehrblassenTintenspurendurchauseinem,derlangeQuerstrichinderzweitenWorthlfteeinerKombinationundderhierauffolgendeSchrgstricherneuteinemzuordnen.Lediglichvondemabschlieendenistnichtsmehrzuerkennen,sodaesentwedervollstndigabgeriebenoderaberin der Rifalte verschwunden sein mu. Im Anschlu mag noch der Name desAdressaten gestanden haben, whrend die bloe Angabe eines Amtes oder aucheinesVerwandtschaftsverhltnissesschondeswegenausscheidet,weilderfolgenderundeBuchstabe amehesten oder nicht zudemdannvorauszusetzendenArtikel pat. Wahrscheinlicher ist allerdings ohnehin, da nach [] einneuerGedankebegann,soinsbesonderedann,wennunterAnnahmeeinesIotazismus,wie er gerade an dieser Stelle hufiger begegnet, (l. ) zu lesen seinsollte. EinProblembietet jedochauchderweitereVerlauf, da auf zwei oderdreinurmehr schemenhaft erkennbare Buchstaben ein recht deutliches folgt und

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    dieTintenreste insgesamt eher an als an denken lassen. IndenhierauffolgendenrundenBuchstabenwrdemanzunchst,damitQuerstrichversehen,einoder,dannwohleinvermuten,whrenddiebeidennachrechtsoffenenRundbgenkaummehrzudeutensind.

    13 Von dieser Zeile sind grtenteils nur die oberen Spitzen der Buchstabenerhalten,sodaeinebefriedigendeLesungoderErgnzungnichtmglichist.

    bersetzungvonZ.14 des Decimus Veturius Macrinus, praefectus Aegypti . (Im 20.+x. Jahr) desImperatorCaesarMarcusAureliusCommodusAntoninusam9.Thoth,dem7.TagvordenIdendesSeptembernachanderem:.AndreaJrdens RuprechtKarlsUniversittHeidelberg

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