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Dieter Ingenschay
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft
aus:
Tilmann Altenberg, Klaus Meyer-Minnemann (Hg.), Europische Dimensionen des Don Quijote in Literatur, Kunst, Film und Musik
S. 91115
I m p re s s u m
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut-schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Inter-net ber http://dnb.d-nb.de abrufbar.Die Online-Version dieser Publikation ist auf den Verlagswebseiten frei ver-fgbar (open access). Die Deutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika-tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archivserver der DeutschenNationalbibliothek verfgbar.
Open access ber die folgenden Webseiten:Hamburg University Press http://hup.sub.uni-hamburg.de Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek http://deposit.d-nb.de
Buch inkl. CD-ROM ISBN 978-3-937816-28-9 (Printausgabe)
Die CD-ROM enthlt Filmzitate zum Beitrag von Tilmann Altenberg: DonQuijote im Film. Sie ist eine Beilage zum vorliegenden Sammelband unddarf nur im Zusammenhang mit diesem zugnglich gemacht werden. Eineandere Verwertung oder Nutzung ist nicht gestattet.
Die Umschlaggestaltung und die Gestaltung des CD-Labels erfolgten unterVerwendung eines Motivs von Anne Heinrich.
2007 Hamburg University Press, Verlag der Staats- und Universitts-bibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Deutschland
Produktion: Elbe-Werksttten GmbH, Hamburg, Deutschland http://www.ew-gmbh.de
I n h a l t s b e r s i c h t
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Zur Entstehung, Konzeption und Wirkung des Don Quijote in dereuropischen Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Klaus Meyer-Minnemann (Hamburg)
Bibliographie 43
Texte 43
Studien und Verzeichnisse 44
Boccaccio, Cervantes und der utopische Possibilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47Hans-Jrg Neuschfer (Saarbrcken)
Vorberlegung 47
Boccaccio 49
Cervantes im Vergleich zu Boccaccio 50
Cervantes und der utopische Possibilismus 53
Bibliographie 61
Texte 61
Studien 61
Der Furz des Sancho Panza oder Don Quijote als komischer Roman . . . . . . . 63Katharina Niemeyer (Kln)
Die poetologische Herausforderung 67
Komik im Spanischen Goldenen Zeitalter 71
Der Quijote als komischer Roman 74
Poetologische Dimensionen des Komischen 79
Bibliographie 87
Texte 87
Studien 87
4 Inhaltsbersicht
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft . . . . . . 91Dieter Ingenschay (Berlin)
Die traditionelle spanische Kritik 94
Der 3er Centenario und die 98er-Generation 94
Von der 98er-Generation zu Amrico Castro 95
Literaturwissenschaftliche und -kritische Neuanstze 102
Spanien und Deutschland am Vorabend des 4o Centenario 102
Die persnliche Identifikation 103
Nationale Identifikation 105
Politische Identifikation 107
Zur deutschen Cervantes-Kritik 108
Ausblick 110
Bibliographie 113
Texte 113
Studien 113
Don Quijote als Thema der bildenden Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117Johannes Hartau (Hamburg)
Das 17. Jahrhundert: der verlachte Ritter 117
Das 18. Jahrhundert: das hfische Erlebnis 129
Das 19. Jahrhundert: Realismus und Romantik (Dor und Daumier) 135
Ende des 19. Jahrhunderts und das 20. Jahrhundert:
eine widerstndige Figur der Moderne 147
Bibliographie 157
Texte 157
Studien 160
Abbildungen 167
Don Quijote im Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171Tilmann Altenberg (Cardiff)
Quijote-Ikonographie und Film 172Herausforderungen und Mglichkeiten der filmischen Adaptation des
Don Quijote 179
Statistischer berblick 192
Don Quijote im Stummfilm 194
Don Quijote im Tonfilm 197
Georg Wilhelm Pabst: Don Quixote / Don Quichotte (1933) 197
Inhaltsbersicht 5
Rafael Gil: Don Quijote de la Mancha (1947) 202
Grigori Kozintsev: Don Kikhot (1957) 206
Carlo Rim: Don Quijote / Don Quichotte / Don Quijote von der
Mancha (1965) 208
Arthur Hiller: Man of la Mancha (1972) 211
Roberto Gavaldn: Don Quijote cabalga de nuevo (1973) 213
Manuel Gutirrez Aragn: El Quijote de Miguel de Cervantes (1991) 218
Manuel Gutirrez Aragn: El caballero Don Quijote (2002) 219
Peter Yates: Don Quixote (2000) 222
Schlussbetrachtung 225
Bibliographie 227
Erwhnte Quijote-Verfilmungen (chronologisch) 227
Texte 229
Studien 229
Don Quijote in der deutschsprachigen Oper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235Brbara P. Esquival-Heinemann (Rock Hill, S. C.)
18. Jahrhundert 246
19. Jahrhundert 252
Bibliographie 259
Texte 259
Studien 260
Musikalische Rume des Don Quijote in der europischen Kultur: das Ballett und die Oper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263Begoa Lolo (Madrid)
Bibliographie 280
Texte 280
Studien 280
Beitragende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
Don Quijote in der spanischen und deutschen
Literaturwissenschaft
Dieter Ingenschay (Berl in)
Das Thema dieses Beitrags ist deshalb uneindeutig, weil das und zwi-schen den Adjektiven einen additiven, summierenden Charakter habenkann oder aber einen separativen, oppositorischen, der die spanische einerdeutschen Kritik gegenberstellt. Letzteres ist meine Absicht. Damit bedarfdie Fragestellung einer Legitimation, weil sie impliziert, dass die deutscheQuijote-Kritik sich signifikant von der spanischen unterscheide. Diese Hy-pothese ihrerseits hat wiederum zwei Aspekte: einen generellen, der demRaum der allgemeinen hispanistischen Wissenschaftsgeschichte und -theo-rie angehrt, und den speziellen, der die Quijote-Philologie betrifft.
Im Rahmen der allgemeinen Diskussion um Hispanistiken und Hispa-nismen hat sich die jngere Diskussion insbesondere auf den Gegensatzzwischen der autochthonen, innerspanischen Hispanistik einerseits undder nordamerikanischen Hispanistik andererseits konzentriert. Die erstegilt als traditionalistisch und philologisch, die zweite als offen und per-spektivenreich, weil sie sich dem Feld der cultural studies / estudios cultura-les ffnet. So zumindest lsst sich eine Position umreien, die unter ande-rem der an der University of California lehrende Spanier Gonzalo Navajasvertritt. Aus seiner Feder erfhrt auch die deutsche Hispanistik eine knappeund stereotypisierte Charakteristik, wenn er von dem deutschen Regelbe-wusstsein spricht, bei dem genaue Angaben und das Benutzen bibliogra-phischer Quellen vorherrschen (Navajas 2002: o. S.).1 Ein anderer, diesmalim auerspanischen Europa (nmlich in Amsterdam) arbeitender Spanier,Germn Gulln, fordert zwar auch die Spanier zu grerer ffnung unddie Nicht-Spanier zum intensiveren Kontakt mit der spanischsprachigen
1 [] [la] normativa alemana que prima el predominio del dato erudito y la utilizacin defuentes bibliogrficas. Die bersetzungen der spanischen Sekundrliteratur stammen, sofernkeine publizierte Version vorliegt, durchgngig vom Verfasser dieses Beitrags.
92 Dieter Ingenschay
Welt auf, doch schtzt er die Differenz nunmehr, nach Jahrzehnten desWandels in Spanien, anders ein:
In [] Deutschland, Frankreich, England und Holland hat sich dieHispanistik von der strengen und gebildeten Kritikerin der spani-schen Sprache zu einer einfachen Partnerin entwickelt. Das hngt mitder Demokratisierung Spaniens zusammen und mit der damit ein-hergehenden Mglichkeit der Universitten, groe finanzielle Budgetsfr kulturelle Veranstaltungen von Tagungen bis zu Buchpublika-tionen bereitstellen zu knnen, was in den reichen Lndern Euro-pas aus finanziellen Grnden abgenommen hat. Die aktuelle Rolle [derdeutschen Hispanistik] liegt nicht darin, neue Erkenntnisse beizutra-gen, sondern eine breite Vermittlung des akkumulierten Wissens inden spanischen Kulturwissenschaften zu erreichen. Wir brauchen kei-ne Hispanisten mehr, die uns sagen, wie die Kultur zu interpretierensei, weil die Uhr der Geschichte nachging; aber es hilft, eine verglei-chende Perspektive von auen zu erhalten (Gulln 2002: o. S.). 2
Gullns Einschtzung ist in zweifacher Perspektive wesentlich fr unsereFragestellung: einmal, weil es um den mglichen Beitrag der nichtspani-schen, also auch der deutschen Hispanistik zu einem der spannendsten phi-lologisch-kulturellen Kardinalthemen geht, und zweitens, weil der CuartoCentenario des Jahres 2005, also der 400. Jahrestag der Verffentlichung desersten Teils des Don Quijote, das augenscheinlichste Beispiel dafr ist, dassin der Tat in Spanien enorme Geldsummen in dieses Kulturereignis inves-tiert werden. Dass in Spanien die Anzahl der staatlich gefrderten Feier-lichkeiten die der Tage des Jahres berschreitet, ist nur ein Indiz dafr.Wenn man auch nur wenige Wochen im Land selbst die Aktivitten ver-folgt, drngt sich die Frage auf, wo hier die Grenze zwischen einem erns-
2 En [] Alemania, Francia, Inglaterra y Holanda, el hispanismo ha pasado de ser un contri-buidor nato al acerbo crtico y erudito en lengua espaola a ser un simple colaborador. Esto serelaciona con la llegada de la Espaa democrtica y la capacidad de la universidad espaolade gastar cantidades importantes en actos culturales, desde la organizacin de congresos a lapublicacin de libros, que en los pases de la Europa rica ha disminuido por imperativos tam-bin econmicos. Su papel actual no reside en contribuir novedades, sino en lograr una buenatrasmisin de los saberes acumulados en los estudios de las culturas hispnicas. Ya no necesi-tamos que los hispanistas vengan a decir cmo interpretar la cultura porque el reloj de lahistoria iba retrasado; s ayuda el obtener una perspectiva desde fuera, comparativa.
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 93
ten kulturellen Interesse, Vermarktungsstrategien und zirzensischer Volks-belustigung verluft (etwa dann, wenn die Real Casa de la Moneda samt zu-stndigem Ministerium eine Zwlf-Euro-Mnze zum Gedenken an denRitter von der traurigen Gestalt prgt).
Nach Gulln ist es die Aufgabe der auslndischen Hispanistiken, mitder spanischen zu kooperieren. Unser deutscher Beitrag lge dabei einer-seits im Kulturtransfer (buena trasmisin de los saberes acumulados)und andererseits in unserer komparatistischen Auenperspektive (obteneruna perspectiva desde fuera, comparativa). Knnen wir uns mit diesen be-schrnkten Funktionen tatschlich zufriedengeben? Eine Besonderheit maguns die Aufgaben erleichtern, dass wir nur fr Vermittlung und Vergleichvon Kultur/Literatur zustndig sein sollen, nmlich die, dass selbst heuteim globalen Dorf Europa kein anderer literarischer Text existiert der unsderart spanisch vorkommt. Deshalb sind wir so willig bereit, in diesemFall den Spaniern selbst einen anderen Zugang zu diesem Buch zuzugeste-hen als Nichtspaniern. In der quantitativen Auswertung der als wichtig re-zipierten Sekundrliteratur allerdings gibt es dafr keine zwingendenGrnde: Die Leistungen der Cervantes-Kritik in Mitteleuropa und den USA(Daniel Eisenberg, John Jay Allen, Stephen Gilman) knnen sich durchausmessen mit den Publikationen der Iberischen Halbinsel selbst. (Freilichsind unter den nicht in Spanien arbeitenden Hispanisten wiederum zahlrei-che Spanier Agustn Redondo in Paris, Javier Herrero oder Eduardo Urbi-na in den USA.) Die spanische Perspektive auf die fremdlndischen Hi-spanisten kennzeichnet eine kuriose Mischung von Offenheit und Skepsis.In einem der Beitrge zu der dem 4o Centenario gewidmeten Sondernum-mer der Zeitschrift Leer (Dezember 2004) drckt der Literaturwissenschaft-ler Juan ngel Juristio seine Skepsis klar aus: [] in anderen Bereichen,zum Beispiel im franzsischen und deutschen Kontext, herrscht eine elo-quentere und rhetorisch ausgefeiltere, aber weniger fruchtbare Auslegungvor [] (Juristio 2004: 100).3 Aber nicht aus diesem Grund gehe ich auf diespanische Kritik ausfhrlicher ein, sondern deshalb, weil ich vermute, dassdie deutschsprachigen Leser dieses Bandes mit den hiesigen Anstzen ver-trauter sind. Schauen wir also zuerst auf jenen Boden, der die angeblichfruchtbareren Interpretationen hervorgebracht hat.
3 [] en otros mbitos, el francs o el alemn, por ejemplo, cunde otro tipo de interpretacinms elocuente y retrica pero menos fecunda [].
94 Dieter Ingenschay
Die tradit ionel le spanische Kr it ik
Der 3er Centenario und die 98er-Generation
Die 300-Jahrfeier (3er Centenario) des Quijote 1905 war die Stunde jener Lite-raten und Kulturtheoretiker, die man in der spanischen Kulturgeschichteunter dem Schild der so genannten 98er versammelt. Unter diesen trat Mi-guel de Unamuno mit Vida de Don Quijote y Sancho segn Miguel de Cervan-tes (Das Leben Don Quijotes und Sancho Panzas nach Miguel de Cervan-tes) sowie anderen Aufstzen vor allem Sobre la lectura e interpretacin delQuijote (ber die Lektre und Interpretation des Quijote) im Jubil-umsjahr an eine breite ffentlichkeit. Zum Teil bezog er in diesen SchriftenPosition gegen seine eigenen frheren Thesen, die er 1896 in El caballero dela triste figura (Der Ritter von der traurigen Gestalt) niedergelegt hatte.Dass nicht zufllig seine groe Quijote-Studie im Jahr des Centenario er-schien und bereits damals ein ffentlicher, wenn auch im Vergleich zuheute weit bescheidenerer Kult um das Jubilum stattfand, zeigt ein an-derer Autor der 98er, Azorn, in Ruta del Quijote (Der Weg des Quijote,1905). Im Stil einer Apodemik bemht sich Azorn, die geographische undmentale Realitt der Mancha einzufangen, welche dieselbe sei wie zu Cer-vantes Zeiten. Er wird nicht geahnt haben, dass er damit Vorlufer jenergrenzenlosen touristischen Vermarktungsstrategien wurde, die das Jubil-um von 2005 kennzeichnen. Diese Vermarktung hat auch ber die Litera-turwissenschaft hinaus eine lebhafte Diskussion ausgelst: Einerseits wirdman sich darber freuen, dass ein literarisches Ereignis in der ffentlich-keit ein derartiges Interesse hervorzurufen vermag, andererseits aber wer-den sich nicht wenige Forscher und Leser des Quijote rgern, wenn ihrBuch, der Klassiker der spanischen Literatur schlechthin, zum Werbetr-ger degradiert wird. Jedenfalls: Unter den touristischen Angeboten tauchtauch die Tour unter literaturwissenschaftlicher Leitung auf!
Unamuno nennt den Quijote das Buch Spaniens (el Libro de Es-paa). Seine eigenwillige und polemische Interpretation, seine Parteier-greifung fr die Figur Don Quijotes und gegen den Autor Cervantes hatnicht nur Anlass zu der Begrifflichkeit von einem gegen einen Cervantis-mus gerichteten Quijotismus gefhrt (mit vielfltigen und durchaus subti-len Modifikationen zwischen ngel del Ro und Friedrich Schrr), sondernzu jenem Rewriting des Werks in neuer Form, im Leben Don Quijotes und
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 95
Sancho Panzas nach Miguel de Cervantes, das anders als in der Borges-schen Kurzgeschichte Pierre Menard, autor del Quijote keinesfallsidentisch mit der ursprnglichen Kreation Cervantes ist. Hatte Unamunoschon 1898 die spanische ffentlichkeit mit dem programmatischen Dik-tum Mge Don Quijote sterben! (Muera don Quijote!) schockiert, sogab er einer spteren Auflage seiner eigenen verkrzten Quijote-Geschichte,die immerhin noch die Kapitelberschriften aus dem berlieferten WerkCervantes bernahm, den 1906 geschriebenen Essay Don Quijotes Grab (Elsepulcro de don Quijote) hinzu. Karl Hlz (dis-)qualifiziert Unamunoskondensierte Don Quijote-Version als literarische Don Quijoterie (Hlz1979: 85), whrend dieses respektlose Rewriting einer der bahnbrechendenneueren Literaturtheorien als Illustrationsgegenstand dient: Im KapitelLXIV seiner Palimpseste liefert bekanntlich Grard Genette eine eingehendeAnalyse von Unamunos Vida de Don Quijote y Sancho Panza in Relation zuseinem cervantinischen Hypotext. Mit dem Verstand und Empfinden einesvon hispanisierender Tmelei unbeleckten modernen franzsischen Narra-tologen, dem der Hidalgo als Urbild des Idealisten unzugnglich und demfolglich das Ansinnen Unamunos kraus zu sein scheint, beurteilt GenetteUnamunos Fassung als eine weniger berhmte, deren einziges, fragwr-diges Verdienst darin bestehe, dass es sie gibt (Genette 1993: 432). Im-merhin findet Genette etwas Positives an Unamunos Kurzversion, nmlichdie Originalitt [], die gerade in der (schwierigen) Beziehung zwischendem freien Kommentar und dem zweckgebundenen Erzhlen besteht (Ge-nette 1993: 433). Vllig fremd aber ist dem franzsischen Literaturtheoretikerdas zentrale Anliegen des Unamunoschen Rewritings, nmlich das be-schwrende Erinnern an die nationalen Anliegen einer im Umbruch be-findlichen Nation, das die Hispanistik und allen voran die spanische mit Ausschlielichkeit fokussiert hat.
Von der 98er-Generation zu Amrico Castro
Mit einer solchen auf die Probleme der nationalen Selbstdefinition gerichte-ten Quijote-Lektre behauptete Unamuno seinen Einfluss auch auf jeneDenker, die in den 1920er Jahren die entscheidende Wendung hin zu einerneuzeitlichen Cervantes-Philologie in Spanien einluteten. Innerhalb eineskurzen Zeitraumes wurden vier grundlegende Studien publiziert: Jos Or-tega y Gassets Meditaciones del Quijote (Meditationen ber den Quijote,
96 Dieter Ingenschay
1914, deutsche bersetzung 1959; s. Ortega y Gasset 1984 und 1959), Rami-ro de Maeztus Don Quijote, Don Juan y la Celestina. Ensayos en simpata(Don Quijote, Don Juan und die Celestina. Sympathetische Essays, 1925),Salvador de Madariagas Gua del lector del Quijote (Leitfaden fr den Leserdes Quijote, 1925 als Artikelserie in der argentinischen Zeitung La Nacinpubliziert) und Amrico Castros Pensamiento de Cervantes (Die Gedanken-welt Cervantes, 1925). Die Wirkungskraft dieser vier Bcher ist einer derGrnde dafr, dass die spanische Cervantes-Philologie bis heute in derenSchatten steht. Dies wird zum Beispiel daran deutlich, dass drei dieser vierStudien jngst im Zuge der Cervantes-Welle des 4o Centenario Neuauflagenerfuhren. Es scheint, dass diese Klassiker der Kritik auch fr die gegen-wrtige Beschftigung mit Cervantes immer noch bestimmend bleiben unddass erst allmhlich neue Impulse zugelassen werden. Schauen wir in ge-botener Krze auf jene Grndungsbcher.
Ortega y Gasset, Meditaciones del Quijote
Ortegas Meditaciones del Quijote ist ein kurios fragmentarisches Buch, dassich einerseits mit seinen auf Spanien bezogenen Reflexionen noch ganz imGeist der 98er-Generation bewegt, andererseits aber eine pointierte Gegen-position zu Unamunos quijotismo einnimmt, weil hier der bis in seine Epis-temologie hinein als weise empfundene Dichter Cervantes ins Zentrum ge-rckt wird. Aufgrund ihrer vielfltigen expliziten und impliziten Bezgezur deutschen Philosophie und Kultur erweist sich diese Studie als beson-ders ergiebig fr die Frage nach jenen kulturellen Interrelationen (bezie-hungsweise dem Kulturtransfer). Das Buch umfasst drei Teile, zwei gene-rell-philosophische Einleitungskapitel und dann die eigentliche Meditationber den Quijote (Primera Meditacin), den literarischsten Teil, wie derPhilosoph Julin Maras sie spter nannte. Der Plural des Titels (Medita-ciones/Meditationen) verweist auf den Plan Ortegas, dieser Ersten Medi-tation zwei weitere Teile hinzuzufgen, die bereits mit Titel angekndigtwaren, aber niemals erschienen.
Motto und Ansto zu Ortegas Erster Meditation ber das zeitgenssi-sche Spanien ist die rhetorische Frage des Marburger Neukantianers Her-mann Cohen: Ist etwa der Don Quixote nur eine Posse? Natrlich verneintOrtega dies. Vielmehr erscheint er um Ortegas Gedankengang unbotm-ig stark zu synthetisieren als Ausdruck einer Tiefe, die insbesondere den
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 97
spanischen Interpreten des spten 19. Jahrhunderts verschlossen gebliebensei, weil sie und hier nennt Ortega explizit Menndez Pelayo und JuanValera das Durchschnittliche [gepriesen htten], weil sie die Tiefgrn-digkeit niemals erfahren hatten (Ortega y Gasset 1959: 81). Das Auslotender Tiefgrndigkeit fhrt Ortega zu einer Korrektur, ja geradezu zu einerReversion jenes von Menndez Pelayo beschriebenen Gegensatzes zwi-schen lateinischer Klarheit und germanischem Nebel. Zwar propagierter nicht (wie die von nationalen Vorurteilen nicht ganz freien Kollegen Na-vajas und Gulln, auf die eingangs verwiesen wurde) die deutsche Grnd-lichkeit in der Bibliographie oder die komparatistische Kompetenz einerdeutschen Romanistik, aber Ortega ersetzt die lateinische Kultur durcheine mediterrane, innerhalb derer auch hier erweist sich Ortega als kon-sequenter Nachfolger einer deutschen, genauer Winckelmannschen Tra-dition die hellenische Kultur Griechenlands die entscheidende gewesensei. Diese habe ihrerseits auf die so genannte germanische Gedankenweltund damit auf jene Kultur gewirkt, der Ortega eine gegenber der mediter-ranen Kultur berlegene Position zuweist. Die mediterrane Geistesge-schichte indes sei durch die fundamentale Ungenauigkeit und [den] Man-gel an denkerischer Eleganz (Ortega y Gasset 1959: 92) gekennzeichnet;ihre starke Seite dagegen liege in dem, was er Sensualismus nennt, alsodie leidenschaftliche Rechtfertigung des Sinnlichen, des Offenbaren, derOberflche, der flchtigen Eindrcke, welche die Dinge in unserem Ner-vensystem hinterlassen (Ortega y Gasset 1959: 94). Auch wenn dies durch-aus ein positives Spektrum umfasst, pldiert Ortega fr die Integration ei-nes solchen spanischen Sensualismus in eine durch die Meditation er-schlossene Begriffswelt. In diesem Prozess komme dem Quijote als demkardinalen Buch spanischer berlieferungen eine Schlsselrolle deshalbzu, weil es durch die ihm eigene Tiefe (und hier erinnert seine Argumenta-tion an Unamuno) Spanien zu ergrnden und neu zu definieren vermge.Kurios ist es, dass und wie gerade der fr ein spanisches Wesen so cha-rakteristische Quijote sich aus einer Position der damals selbstverstndlichnoch nicht erkennbaren deutschen Geisteshegemonie legitimiert. Umso ku-rioser, dass die deutsche bersetzung der Ortegaschen Meditaciones (ausdem Jahre 1959) ungewollt und unbewusst diese Schieflage noch unter-streicht, wenn sich hier der Begriff des parentesco tnico mit rassischer Ver-wandtschaft bersetzt findet (Ortega y Gasset 1959: 90).
98 Dieter Ingenschay
Auch fr Ortega steht fest, dass der Quijote sich durch die Gabe dersymbolischen Anspielung auf den universellen Sinn des Lebens (Ortega yGasset 1959: 116) auszeichne. Die Sinnsuche der spanischen Quijote-Inter-preten des 19. Jahrhunderts behlt Ortega bei, nicht mehr jedoch die Verfol-gung jener neuen Ideale, die Ramn Menndez Pidal (Menndez Pidal1940: 16 s.) postuliert hatte. Dass jene Ideale mit den historischen Erfahrun-gen zwischen 1588 und 1898 bei der Generation, die den 98ern folgte, voll-kommen verloren gegangen sind, zeigt sich am klarsten bei Maeztu.
Ramiro de Maeztu, Don Quijote, Don Juan y la Celestina. Ensayos en simpata
Auch Ramiro de Maeztu liest den Quijote als Ausdruck der spanischen See-le, der alma de Espaa, aber er fokussiert zugleich seinen Charakter als dasernste Zeugnis des nationalen Scheiterns Spaniens. Cervantes Roman istfr ihn ein zutiefst dekadentes und ernchterndes Buch.
Im Zuge der (Re-)Konstruktion der philologischen und/oder rezeptivenDimensionen des Quijote im Licht des gegenwrtigen Jubilums wurdenauch Maeztus Essays (im bekannten Verlag Visor) neu ediert, wobei JosCarlos Mainer, der prominente Herausgeber, in einem Prolog klarstellenmuss, weshalb er diese berlegungen des kulturellen Chefideologen derspanischen Falange fr publikationswrdig und relevant hlt. Maeztu, soMainer, nhere sich auf eine nicht-ideologische, sondern schlicht genieen-de Weise dem Quijote, jedoch stehe er mit seiner Betonung der nationalenProblematik im Schatten des 3er Centenario und der 98er-Bewegung. Maeztuvergleicht wie vor ihm Iwan Turgeniew Cervantes mit Shakespeare, denQuijote mit Hamlet, und kommt zu dem Schluss: Mit Bezug auf die beidenWerke hat sich die Seele beider Vlker herauskristallisiert. England hat einWeltreich erobert, Spanien das seine verloren (Maeztu 2004: 21).4 Im Sinneeiner recht modernen Annherungsform fragt sich der faschistoide Denkerwas dran sei am Quijote:
Etwas Besonderes muss dran sein an diesem Roman, wenn es Men-schen gibt, die auf seinen Seiten ein philosophisches System zu fin-den geglaubt haben, ein Regierungsprogramm, eine religise Synthe-
4 En torno a las dos obras se ha venido cristalizando el alma de dos pueblos. Inglaterra haconquistado un imperio, Espaa ha perdido el suyo.
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 99
se oder sogar ein medizinisches oder strategisches Traktat. Was istdran am Quijote? (Maeztu 2004: 38)5
Die Antwort ist vielschichtig. Der gemeinsame Nenner der diversen Ann-herungen Maeztus an das Werk ist ein organisches Modell des Quijote alsAusdruck der Dekadenz. Dies ist an sich keine Erfindung Maeztus. Neuaber ist, dass von dem Roman ausgehend ein neuer Begriff von Dekadenzzugrunde gelegt wird, der nicht mehr auf das Krankhafte, Schdliche, Kor-rupte (dies sind Maeztus Begriffe) zurckgreift, sondern der vielmehr dienatrliche Alterschwche eines Organismus bezeichnet. Und so wird dieLektre des Quijote durch die unleugbare Parallele zwischen dem Protago-nisten und der spanischen Nation fr ihn zu einer notwendig melancholi-schen Erfahrung:
Ich kann nicht verstehen, wie man den Quijote lesen kann, ohne vonder Melancholie ergriffen zu werden, die ein Mann und ein Volk von ihren Idealen enttuscht empfinden. Bedenkt man ferner, dassCervantes whrend des Schreibens unter dieser Melancholie litt undSpanien, ebenso wie sein Poet, ber sich lachen musste, um stattdes-sen nicht in Trnen auszubrechen, dann fragt man sich, aufgrundwelcher Blindheit wir es abgelehnt haben, in Cervantes Werk dieStimme eines erschpften Volkes [raza fatigada] zu sehen, das sichzur Ruhe anschickt, nachdem es seine Aufgabe in der Welt vollbrachthat (Maeztu 2004: 38).6
Warum Jos Carlos Mainer diese Lesart als unideologisch klassifiziert, wirdaus der deutschen Perspektive nicht ganz klar; mglicherweise deshalb,weil hierzulande der Quijote lieber als voraufgeklrtes Werk gelesen wurde
5 Algo ms ha de haber en esta novela cuando no falta quien ha credo encontrar en sus pgi-nas un sistema filosfico, un programa de gobierno, una sntesis de teologa y hasta un tratadode medicina o estrategia. Qu hay en el Quijote?6 No comprendo que se pueda leer el Quijote sin saturarse de la melancola que un hombre yun pueblo sienten al desengaarse de su ideal; y si se aade que Cervantes la padeca al tiem-po de escribirlo, y que tambin Espaa, lo mismo que su poeta, necesitaba rerse de s mismapara no echarse a llorar, qu ceguera ha sido sta, por la que nos hemos negado a ver en laobra cervantina la voz de una raza fatigada, que se recoge a descansar despus de haber reali-zado su obra en el mundo?
100 Dieter Ingenschay
(im Sinne Amrico Castros) und zugleich als ein vergngliches (im SinneSalvador de Madariagas).
Salvador de Madariaga, Gua del lector del Quijote
Madariaga nimmt gewissermaen den Ansatz, der diesem Band zugrundeliegt, vorweg, indem er Don Quijote als Europer sieht und die europischeDimension seines erasmistischen Gedankenguts unterstreicht (und im b-rigen vor dem Irrtum warnt, modernes Gedankengut erscheine in Europaerst mit der Franzsischen Revolution). Mit eigenwilligen, im spanischenUmfeld auergewhnlichen Vorschlgen fr das Verstndnis des Werkes(wie dem, den Quijote als Vorlufer Jean-Jacques Rousseaus zu lesen) flltMadariaga aus dem Rahmen der nationalistischen Interpretationen seinerZeit. Wenn Don Quijote die Herden von Schafen und Lmmern als sich an-greifende Heere sieht, dann glaubt Madariaga, dass sich die Protagonistendieser Szene bemhen, jene negative Form des Nationalismus zu ber-winden, die zu Streit und Krieg fhrt (superar esa forma negativa delnacionalismo que lleva a la contienda y a la guerra; Madariaga 2005: 176),eine Szene brigens, die er entsprechend in ihrer satirischen Tiefe fr nochunverstanden von der Kritik hlt (La escena [] no es an conocida entoda su hondura satrica; Madariaga 2005: 176). Madariagas durchwegvergngliche, von jedwedem Romantisieren freie und erfrischend optimis-tische Lektre unterstreicht zum Beispiel den Freiheitswillen Marcelas, San-chos und auch Don Quijotes. Madariaga bemht sich um eine europischeLektre, mndet doch seine Leseanleitung in den programmatischenSchlusssatz: Don Quijote, berhmter Spanier, groer Europer (DonQuijote famoso espaol, gran europeo; Madariaga 2005: 180). Dass diesfreilich ein Europakonzept lange vor einem mglichen Beitritt der Trkeizur EU impliziert, zeigt sich, wenn er die Seeschlacht von Lepanto, die Cer-vantes mehrfach in Anspielungen glorifizierend hervorhebt, als nicht nurspanischen, sondern europischen Sieg (victoria no slo espaola sinoeuropea; Madariaga 2005: 177) bezeichnet. Dennoch scheint mir, dass Ma-dariaga, auch wenn seinem Buch nicht eine mit Unamuno, Ortega oder Cas-tro vergleichbare Rezeption beschieden war, fr die zeitgenssische Aus-einandersetzung mit dem Werk interessante Perspektiven bereithlt. Innoch strkerem Mae gilt dies natrlich fr den aufgeschlossensten Kriti-
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 101
ker, der von den 1920er Jahren an ein halbes Jahrzehnt die Cervantes-For-schung bestimmt zu haben scheint: Amrico Castro.
Amrico Castro, El pensamiento de Cervantes
So unbestritten die wegbereitende Funktion Castros ist, so sehr ist der vor-sichtige Ausdruck gerechtfertigt, er scheine die Forschung bestimmt zu ha-ben, hat doch der in Vigo lehrende Jos Montero Reguera auf einer Tagungder britischen Hispanisten in Valencia 2005 darauf hingewiesen, dass durchdas praktische Verbot der Schriften Castros whrend der ersten Jahrzehntedes Franquismus die spanische Cervantes-Forschung auf einem allenfallsbescheidenen Niveau stattfand und zum Beispiel an der UniversidadAutnoma de Madrid in dieser Zeit nicht eine Doktorarbeit zum Quijoteentstand. Hierin mag auch einer der Grnde dafr liegen, dass neben dengroen Neueditionen des Quijote selbst die Neuauflagen der Kritiker der1920er Jahre das Spektrum der spanischen Diskussion gegenwrtig so starkbeherrschen. Dieser an den Rand gedrngte Amrico Castro wandte sichdem ingenio lego, dem laizistischen Geist, des Cervantes zu, der Huma-nist gewesen sei und das Beste aus christlicher und erasmistischer Traditi-on zusammengedacht habe. Von El pensamiento de Cervantes (1925 als An-hang der Revista de Filologa Espaola erschienen) bis hin zu Cervantes y loscasticismos (1966) untersuchte Castro in immer neuen Anlufen Cervantesals nonkonformistischen Erasmisten, Renaissance-Moralisten und Feindder Gegenreformation.
Auf der Basis solcher Postulate erffnete Castro eine neue Epoche derQuijote-Kritik: Der Held wird nicht mehr von gttlicher Vorsehung gefhrt,seine Handlung nicht von transzendentalen Mchten vorherbestimmt, undKontingenzbewltigung scheint das lineare Abenteuer ersetzt zu haben.Damit werden Autor und Romanfiguren Opfer ihrer unmittelbaren Um-stnde, whrend Cervantes sie verwandelt in Bestandteile einer neuenKunst fr die Figuren, die er sich erfindet. Die Umstnde sind nicht ein von,sondern ein fr jemanden (Castro 1966: 45 f.). 7
7 [] vctimas de sus inmediatas circunstancias, mientras Cervantes las convierte en ingre-dientes de un nuevo arte y para las figuras que se inventa. Las circunstancias no son un de, sinoun para un alguien.
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L iteraturwissenschaftl iche und -krit ische Neuanstze
Spanien und Deutschland am Vorabend des 4o Centenario
Auf die Notwendigkeit neuer Forschungsanstze inmitten all der Cervan-tes-Euphorie weist auch einer der groen Organisatoren der Centenario-Fei-erlichkeiten des Jahres 2005, Francisco Rico, hin:
Es sind vor allem zwei Interpretationen des Quijote im Umlauf: dieder Romantiker, die des Kampfes der Realitt mit dem Ideal, und dievulgre, die patriotisch-nationalistische [], nach der Don Quijoteein Symbol des Spanischen, der Rasse sei. Beide sind offensichtlichfalsch (Rico 2004: 169).8
Die verhltnismig geringe Ausbeute der spanischen Cervantes-For-schung whrend der Franco-ra kann nicht, wenn es um den Vergleichzwischen Spanien und Deutschland geht, die Tatsache verdecken, dassauch in Deutschland Cervantes nicht im Zentrum der hispanistischen Wis-senschaft stand. Trotz der Hochschtzung Goethes fr den Romancier Cer-vantes und den Dramatiker Pedro Caldern de la Barca avancierte nichtder Vater des Ritters von der traurigen Gestalt zum Lieblingskind der His-panistik, sondern der in Spanien weit verborgenere Caldern. Auf der Ibe-rischen Halbinsel indes gewannen Cervantes und seine Figur besondersnachdem die Vertreter der 98er-Generation sein Werk durchgearbeitethatten mythische Dimensionen. Den Mythos des Quijote zu ergrnden istein Hauptthema der spanischen Kritik von Maeztu bis zu Francisco Ayalaseinschlgigem Aufsatz El mito de don Quijote (aus dem Jahr 1995, nun abge-druckt mit seinen gesammelten Cervantes-Essays: Ayala 2005: 264-278).
Damit bereits sind wir an einem Punkt angelangt, der die Frage nahe-legt, auf welche Faktoren die registrierten Differenzen zwischen deutscherund spanischer Literaturkritik zurckzufhren sind. Der kardinale Unter-schied so eine These liege primr darin, dass sich jedwede spanischeQuijote-Kritik in einem System von Identifikationsangeboten zu verortenhat, fr das deutsche Literaturwissenschaftler so viel Verstndnis aufbrin-
8 Circulan sobre todo dos interpretaciones del Quijote: la de los romnticos, la de la lucha dela realidad con el ideal; y la de la berza, la patritica-nacionalista [], segn la cual don Quijo-te es el smbolo de lo espaol o de la raza. Las dos son, obviamente, falsas.
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gen wie Genette fr Unamunos nationales Rewriting des Quijote. Diese spe-zifisch spanischen Konfigurationen der Identifikation scheinen drei ver-schiedenen Bereichen anzugehren:
der Ebene der persnlichen Identifikation, der Ebene der nationalen Identifikation, der Ebene der politischen Identifikation.
Die persnliche Identifikation
In einem Artikel fr die Tageszeitung El Pas vom 28.3.2005 schrieb der Kul-turkritiker und frhere Direktor der Fundacin Juan March, Basilio Bal-tasar:
Wir, die wir das Glck hatten, den Quijote sehr jung zu lesen, sprenoft die Notwendigkeit, in seinen Seiten nun den leidenschaftlichen,naiven und unbefangenen Leser zu suchen, der wir selber waren.Nicht umsonst versuchten wir, in der Odyssee dieses noblen und ent-rckten Ritters der uns lehrte, die versteckte Wrde der Verrcktheitzu respektieren die Spuren unserer eigenen Biographie aufzufinden.Immer wieder fragen wir uns im Verlauf der langen Erzhlung, ob esnicht vielleicht in dem einen oder anderen Kapitel einen Hinweisgibt, der uns auf den Weg brachte, den wir gegangen, oder die Weis-heit, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind (Baltasar 2005: 14).9
Baltasar schreibt hier im Jahre 2005 jenes biographisierende Verstndnisdes Quijote als eines sakralen Buches fort und damit eine Lektreform, dieCervantes Roman nie anders denn als das Kompendium gesammelter Le-bensweisheiten lesen kann, genau so, wie es den Anweisungen und Theo-remen der 98er-Generation und der Kritiker der 1920er Jahre entspricht.
9 Los que tuvimos la suerte de leer El Quijote siendo muy jvenes sentimos a menudo lanecesidad de buscar en sus pginas al ms tierno, ingenuo y desocupado lector que fuimos.No en vano, en la odisea del noble y destartalado caballero el que nos ense a respetar laoculta dignidad de la locura , el entendimiento intenta reconocer los rasgos de nuestra propiabiografa, preguntndose numerosas veces a lo largo del extenso relato si acaso no habra eneste o aquel captulo la revelacin que nos meti en el camino que llevamos recorrido o la sen-tencia que nos hizo ser como somos.
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Diese Lektre zu berwinden, schicken sich nun auch in Spanien Litera-turkritiker und Literaturwissenschaftler an. Der Jahrestag von 2005 hat hierein wenn auch vorsichtiges Umdenken eingeleitet. So etwa sind sich derDiplomat, Schriftsteller und Kulturkritiker Jos Mara Ridao und der Philo-soph Fernando Savater einig, dass ein jeder Leser und Interpret des Quijoteseine Lesart des Buches finden solle und msse. In seinem Artikel Cervan-tes y sus criaturas hebt Ridao hervor, die geheiligte Interpretation der 98er-Generation sei heute nicht nur obsolet, sondern fhre notwendigerweisezur Ermdung und zum Gefhl unerbittlicher Langeweile (implacableaborrecimiento) des Lesers:
Mit dem unerbittlichen Wunsch, fr die Abenteuer eines Landadli-gen, der durch die Liebe zu Ritterromanen seinen Verstand verlorenhat, irgendeine transzendente Erklrung zu finden, haben die vomdreihundertsten Jahrestag des Quijote geprgten Leser des 20. Jahr-hunderts es oft nicht vermocht, schlicht einen gut durchgearbeitetenHandlungsverlauf zu genieen oder jene tatschlichen oder imagin-ren Wege zu erkennen, die ihnen bei der Entschlsselung des Ro-mans hilfreich htten sein knnen. Metapher Spaniens? Kampf zwi-schen Realismus und Idealismus? Reprsentation der beiden Teileder menschlichen Seele? Diese und hnliche Fragestellungen sindzum grten Teil dafr verantwortlich, dass das Eintauchen in denQuijote sogar fr Wissenschaftler und Intellektuelle mit einer tiefenFrustration endet (Ridao 2004: o. S.).10
Ridao macht sich zum Anwalt eines erneuerten Cervantismus. Er fordertdie Rckbesinnung auf das knstlerische Projekt des Cervantes, um so denStaub der frustrierenden identifikatorischen Lesarten zu berwinden. Una-munos pointierte Aussage, es wre dem Quijote zugute gekommen, wre er wie der Cid als Nationalepos anonym erschienen, konterkariert Ridao mit
10 Inexorablemente requeridos para encontrar algn significado trascendente a las aventurasde un hidalgo que pierde el juicio por su aficin a los libros de caballera, los lectores del sigloXX, marcados por los efectos del tercer centenario, no han podido muchas veces limitarse adisfrutar de un argumento bien trabado ni tampoco identificar las pistas reales o imaginariasque le ayudaran a descrifrar la novela. Metfora de Espaa? Lucha entre realismo e idealis-mo? Representacin de las dos mitades del alma humana? stas y similares preguntas sonresponsables de que buena parte de los intentos por adentrarse en sus pginas, incluso entreuniversitarios y personas cultivadas, se salden con una rotunda, insalvable frustacin.
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 105
einem bezeichnenden Blick auf Unamunos Nacherzhlung der Vida de Qui-jote. Er verweist auf jene uns Deutschen gerade nach Auschwitz so schmei-chelnde Passage aus der Ricote-Episode im zweiten Teil des Don Quijote(II, 54), als Ricote seinem alten Nachbarn berichtet, in Deutschland habe je-der die Freiheit, nach seinem Gewissen seine religise berzeugung zu le-ben. Ridao stellt fest, dass Unamuno gerade diese Episode in seiner Neu-fassung fr entbehrlich hielt: Die Tatsache, dass eine der nicht erwhnten[Passagen] ausgerechnet diese ist, bedarf keines Kommentars (El hechode que uno de los que no menciona sea ste, precisamente ste, [] ahorra[] cualquier comentario; Ridao 2004: o. S.).
Doch nicht von allen Kritikern wird die persnliche Identifikation mitder romanesken Welt des Quijote so verworfen wie von Ridao. Vielmehr be-mhen sich Teile der spanischen Literaturwissenschaft, Nutzen aus demCentenario zu ziehen. So erleben die zu ihrem Grand Tour aufgebrochenenhispanischen Literaturfreunde von 2005 auf der touristischen Ruta delQuijote nicht mehr die Azornsche Besinnung auf La Mancha als ein Land,das mit dem des Quijote identisch ist (Landschaften, Weiler, Drfer, Stra-en, Typen von Landarbeitern und Herrschaften, fast dasselbe um nichtzu sagen dasselbe wie zu Cervantes Zeiten; Azorn 2005: 23),11 sonderngenieen den Event-Charakter unter literaturwissenschaftlicher Anleitungder Asociacin Madrilea de Profesores. Andere, angesehene Literatur-professoren mischen sich ein, und dies keineswegs gratis, in den Streit, obAlonso Quijano die fiktionale Figur, die Don Quijote wird, nicht jenerhomonyme Verwandte des Miguel de Cervantes in Villanueva de los In-fantes oder in Argamasilla de Alba geboren worden sei, und das im vollen,wenn auch theoretischen Wissen um dessen Fiktionalitt.
Nationale Identifikation
Es bedurfte im Prinzip nicht mehr der Untersuchung von Mara ngelesVarela Olea, Don Quijote, mitologema nacional (Varela Olea 2003), um zu ver-anschaulichen, wie die spezifisch spanische Rezeption dem Roman mythi-sche Dimensionen verliehen hat. Dies nmlich zeigt schon Francisco Ayalain einzelnen Beitrgen des Sammelbandes La invencin del Quijote. In welch
11 [] paisajes, pueblos, aldeas, calles, tipos de labriegos y de hidalgos casi lo mismo por nodecir lo mismo que en tiempos de Cervantes.
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metonymischer Relation der Quijote zum nationalen Selbstempfinden steht,hat Ayala am klarsten in Cervantes y Quevedo formuliert:
Immer, wenn man innehlt, um ber das Schicksal Spaniens nachzu-denken [], immer, wenn der Spanier sein geschichtliches Sein re-flektiert und nach der Ursache dieser merkwrdigen Kombinationvon Scheitern und Ruhm fragt, [] kommt ihm die fatale Frucht allseiner Schritte ins Gedchtnis, immer wieder neu, das Symbol desVolkes [raza], Chiffre und Formel seiner Leute, die literarischeKreation des Quijote, jene gegenber dem brgerlichen Pragmatis-mus lcherliche Figur. [] Immer wieder bitten wir sie um denSchlssel zu diesem Schicksal, zu diesem geschichtlichen Sein (zi-tiert nach Alonso de los Ros 2004: 106). 12
Klingen diese aus der Feder eines bewundernswerten alten Mannes stam-menden Worte altmodisch? In einem Interview vor wenigen Monaten ant-wortet Andrs Trapiello, Autor eines erfolgreichen Romans mit dem TitelAl morir Don Quijote, auf die Frage, ob Spanien noch immer ein quijoteskesLand sei:
Es gibt viele Menschen wie Don Quijote, mehr als man denkt. Und eswerden mehr; im Baskenland wird weiter gegen Windmhlen ge-kmpft und mit dem Leben gespielt, viele arbeiten in Nichtregie-rungsorganisationen mit []. Tatsache ist, dass der Quijote zuneh-mend stereotypisiert wurde und heute ziemlich wirr erscheint, wenner nicht genau das Gegenteil ist []. Der Mensch ist dazu verurteilt,sich zu bessern (Trapiello 2004: 197). 13
12 Siempre que se detiene uno a meditar sobre el destino de Espaa [], siempre que elespaol se hace cuestion de su ser histrico y se pregunta por la causa ltima de esa extraacombinacion de fracaso y de gloria, [] el fruto fatal de todos sus pasos vuelve a acudirle a lasmientes de nuevo, una y otra vez, smbolo de la raza, frmula y cifra del carcter de su pueblo,la creacin literaria del Quijote, figura ridcula ante el pragmatismo burgus. [] Siempre denuevo le pedimos la clave de aquel destino, de aquel ser histrico.13 Hay mucha gente quijotesca, ms de la que se piensa. Se siguen teniendo hijos; en el PasVasco se sigue luchando contra molinos de viento y jugndose la vida; se participa en muchasONGs []. Lo que pasa es que El Quijote ha ido estereotipndose y hoy parece algo descabel-lado, cuando no es todo lo contrario []. El hombre est condenado a mejorarse.
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Auch die allerneueste Kritik sieht zum Teil die Verbindung mit der na-tionalen beziehungsweise heilsgeschichtlichen Dimension: Csar Alonso delos Ros antwortet auf die Frage, ob es hnlich wie um 1910 nach dem 3er
Centenario auch nun wieder eine neue Blte der Quijote-Meditation gebenknne: Selbstverstndlich wird der Tag kommen, an dem es neue Medita-tionen ber den Quijote gibt. Das wird nach der nchsten Katastrophesein (Por supuesto llegar el da de unas nuevas meditaciones del Quijote.Ser despus del prximo Desastre; Alonso de los Ros 2004: 107). Manfragt sich angesichts solcher berzeugung, wann man die Lsung fr dieProblematik des 11. September 2001 beziehungsweise des 11. Mrz 2004aus dem Quijote bezieht. Dies aber wrde schon den politischen Bereich be-treffen.
Politische Identifikation
Die Projektion der wie auch immer interpretierten Handlungssegmente desQuijote auf die politische Wirklichkeit scheint, dies ist hinreichend ausfhr-lich erwhnt worden, ein Charakteristikum der 98er-Generation im Mo-ment des 3er Centenario gewesen zu sein; welche Folgen etwa diese kastili-sche Nationalisierung in Katalonien gezeitigt hat, legt die mallorquinischeWissenschaftlerin und Autorin Carme Riera in einer Ausstellung in Barce-lona wie auch in einem kleinen Buch dar (Riera 2005). Ihr geht es nicht ein-fach darum (wie etwa Martn de Riquer in seinen einschlgigen Ausfh-rungen), die Bedeutung Barcelonas fr den Ausgang des Romans zu unter-streichen, sondern seine Funktionalisierung durch jene politischen Mchtedes kastilischen Zentralismus darzustellen, die sich in einer ganzen Reihevon Abschreckungsmanahmen niederschlug. (Die politische Ausnutzbar-keit hat eine andere Blte getrieben: Fidel Castro lie als Nr. 1 der Bibliotecadel Pueblo 1960 nicht etwa zuerst Jos Mart drucken, sondern den Quijote.)
Dass aber auch an der Schwelle des Jahres 2005 der bevorstehende Jah-restag unter eine politisierte Perspektive gestellt wird, macht das Titelbildder Zeitschrift Leer sinnfllig, auf dem Zeta Pe, Rodrguez Zapatero, dernoch recht frisch in Amt und Wrde stehende Presidente del Gobierno, abge-lichtet ist, der schon in seiner Regierungserklrung nicht auf den Quijote zuverweisen versumte. Neben ihm seine programmatische Feststellung frei und eingedeutscht: Der Quijote ist das Grundgesetz des Lebens (ElQuijote es la Constitucin de la vida). An der Schwelle der Abstimmung
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ber die europische Verfassung, die Constitucin europea, unterstelltdieses Zitat der andauernden, transhistorischen Kompetenz des National-helden eine tagespolitische Aktualitt. Ergnzt wird dies im Laufe des lan-gen Interviews mit dem Regierungschef durch eine Interpretation des Qui-jote, wie sie die konservativen Nationalisten (berza nacionalista) seit 100 Jah-ren pflegen. Da uert Zapatero zum Beispiel: Der Quijote reprsentiertdas spanische Denken (El Quijote representa el pensamiento espaol;Rodrguez Zapatero 2004: 72), und in deutlicher kulturhegemonialer Per-spektive: Fr die Regierung wird das Jahr 2005 das Spanien der totalenKultur bedeuten, als Projekt eines gewissen kulturellen Fhrungsanspruchsin der Welt (Para el Gobierno, 2005 va a representar la Espaa de la cul-tura total, como un proyecto de un cierto liderazgo cultural en el mundo;Rodrguez Zapatero 2004: 72). Auch in der Gedankenwelt und der Diktioneines sozialistischen Regierungschefs verkrpert der Quijote neben den all-gemein-menschlichen eben auch die ewig spanischen Werte: Es ist ein Ge-sang auf die menschliche Freiheit. Fr die Freiheit, ebenso wie fr die Ehre,lohnt es sich, das Abenteuer des Lebens auf sich zu nehmen (Es un cantoa la libertad humana. Por la libertad, as como por la honra, merece la penaaventurar la vida; Rodrguez Zapatero 2004: 72). Angesichts der von KarlVossler ber Hans-Jrg Neuschfer bis heute andauernden hispanistischenDiskussion um die Traurigkeit des barocken Ehrendramas wird sich derdeutsche Leser wnschen, der spanische Regierungschef htte sich und unsdiesen Verweis erspart!
Zur deutschen Cervantes-Krit ik
Auch in Spanien ist bekannt, dass sich die Fama des Quijote durchaus derHochschtzung der deutschen Dichter und Denker des spten 18. und fr-hen 19. Jahrhunderts, eben Herders, Wielands, der Brder Schlegel, Schel-lings, Tiecks, Hegels und Heines um nur sie zu nennen , verdankt. Undgenerell ist unumstritten, dass seit der spten Klassik und der Romantikder Quijote in Deutschland sowohl eine vielfltige knstlerische Kreationals auch die literaturwissenschaftliche Diskussion inspiriert hat (wobei aberwahrscheinlich der Aspekt der knstlerischen Kreation der grere ist esgeht bis hin zu Erich Kstners Quijote fr Kinder oder zum Comic, fallswir diesen als Kunstform verstehen).
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 109
Insgesamt aber gilt Deutschland als Hort der Caldern-, nicht der Cer-vantes-Forschung. Auch wenn seit Auerbachs Ausfhrung zu der Episodeder verzauberten Dulcinea (Auerbach 1959) die klassische deutsche Roma-nistik immer wieder den Quijote sporadisch bearbeitet beziehungsweise ihnzur Erluterung historischer oder systematischer Fragen herangezogen hat Friedrich Schrr, Harri Meier und viele mehr , ist die Zahl der deutschenCervantistas, die international wahrgenommen werden, recht gering. His-torisch wird diese Liste erffnet mit den Bchern von Harald Weinrich(Weinrich 1956) und Hans-Jrg Neuschfer (Neuschfer 1963). Beide Stu-dien erschienen zu einem Zeitpunkt, an dem das Gros der neueren Theo-riebewegungen noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte. Damals gab esweder die institutionalisierte Rezeptionssthetik noch gar Gender Studiesoder Dekonstruktivismus, sondern eine Philologie, deren hermeneutischesAnliegen sich etwa im Fall des Romans an jenen Georg Lukcs anlehn-te, der in seiner Romantheorie am Verlust der Transzendenz belegt, dadas reinste Heldentum zur Groteske, der festeste Glaube zum Wahnsinnwerden mu (Lukcs 1963: 87). Whrend Weinrich etwa Ingenium vonWahnsinn unterscheidet, zeigt Neuschfers Untersuchung den Wechselvon der Wie-Spannung zur Ob-berhaupt-Spannung und beschreibt damitden bergang von epischem Geschehen zur romanhaften Handlung aufplausible Weise (Neuschfer 1963: 39). Implizit und explizit steht AmricoCastro oft Pate in Neuschfers Reflexionen, die, auch in der Entwicklungvom Sinn der Parodie (Neuschfer 1963) hin zur tica del Quijote (Neuschfer1999) doch klar zwei Schwerpunkte im Ausloten jener gro angelegten Fik-tion erkennen lassen, die zu Recht als der erste selbstgewisse Roman derNeuzeit gilt, weil in ihr nicht nur die Geschichte eines problematischenProtagonisten, der kein Held mehr ist, erzhlt, sondern zugleich auchber das Geschft des Erzhlens selbst und ber das Wesen der Fiktionali-tt aufs Vergnglichste rsoniert oder besser: erzhlerisch-beilufig reflek-tiert wird (Neuschfer 1997: 148). Neuschfers Arbeiten zum Quijote zeich-net nicht nur ihr Anschluss an die spanische und internationale Diskussionaus, sondern eine bereichernde Freistellung von ideologisierten Denkmus-tern, denen sich allzu oft die spanische Kritik nicht entziehen kann. So kanner Cervantes sowohl als Humanisten, ja als Vorlufer der Aufklrung charak-terisieren und zugleich die technischen Aspekte der narrativen Kohrenzzwischen den Novellenteilen und der fortlaufenden Geschichte beschreiben und wiederum durchaus nicht nur als blo schreibtechnisches Problem.
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Kurt Reichenberger und Hans-Jrg Neuschfer scheinen mir die deut-schen Cervantistas zu sein, die in Spanien am strksten prsent sind.Heinz-Peter Endress Buch ber den Werteumbruch im Quijote, in dem erdie Ritterideale durch die der italienischen Renaissance abgelst sieht,scheint von Castros Idearium geprgt; es liegt seit einigen Jahren auch inspanischer bersetzung vor (Endress 2000). Literarhistorische Schwer-punkte fallen in der deutschen Hispanistik auf: Als Erster verffentlichteWerner Brggemann seine Studie zu den romantischen Verarbeitungen desQuijote (Brggemann 1958). Jrgen Jacobs Monographie ber das Verhlt-nis der Aufklrung zum Quijote bearbeitet das Thema stark aus einer deut-schen Perspektive, die in Spanien wenig gewrdigt wurde (Jacobs 1992);Manfred Tietz hat sich den Bezgen des Quijote zum Komplex des Aufkl-rungsdiskurses erneut zugewandt (vgl. Tietz 2005). Martin Franzbach (mitseinen Ausfhrungen zur stets wechselvollen Rezeptionsgeschichte undzum Humanismus; Franzbach 1991) oder Christoph Strosetzki mit seinenEinlassungen zu der heftig umstrittenen converso-Frage oder zu den speku-lativen Dimensionen des Biographischen (angesichts des spten Beginnsvertrauenswrdiger Zeugnisse; Strosetzki 1991) stecken weitere Felder ab,in denen die deutsche Hispanistik das leistet, was ihr von Gonzalo Navajasund Germn Gulln im Zeichen einer globalisierten Hispanistik angeson-nen wurde. Dass die so gesamtromanistisch gebildeten Deutschen auchden rmischen Einfluss (Vergils und Ovids) oder die Opposition zum ita-lienischen Romanzo zum Thema machen, berrascht ebenfalls nicht.
Diese ohnehin zu kurze Auflistung sei hier abgebrochen mit dem Res-mee, dass in der Tat die Differenzen bestehen zwischen einer spanischenRezeption, welche im kreativen Gestus ebenso wie im persnlichen, natio-nalen und politischen Ausloten seiner ewigen Sagkraft den Klassiker fei-ert, und der Beschftigung der deutschen Literaturwissenschaft mit jenemersten paradigmatisch modernen Roman. Doch sollte man selbstverstnd-lich beide Arten der Annherung nicht in Konkurrenz sehen, sondern in ei-ner Komplementarittsrelation mit fruchtbarer europischer Dimension.
Ausbl ick
Fr all jene Kultur- und Literaturkritiker, die sich dagegen aussprachen,den 4o Centenario des Quijote zum bloen Medienrummel verkommen zu
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 111
lassen, habe ich mehr Verstndnis als fr die forsche Ausnutzung eines sol-chen literarischen Jahrestags zur Durchsetzung kulturpolitischer Hegemo-nialbestrebungen. Allerdings muss ich eine gewisse Sympathie mit man-chen der kreativen cervantophilen Aktivitten des Jubilumsjahrs eingeste-hen: Es ist mehr als ein Scherz, wenn Vctor Mrquez Reviriego einst par-lamentarischer Chronist der transicin den Autor des Ritters von dertraurigen Gestalt interviewt (unter dem Motto Jedem sein Quijote, Acada uno, su Quijote; Mrquez Reviriego 2004) oder wenn Robert Lauerund Kurt Reichenberger Internetportale einrichteten, die zum Chat berein regelmig wechselndes Thema einluden, wobei dem Spektrum derhchst oder gar nicht relevanten Meinungsuerungen jenes der zentrals-ten oder vllig abwegigen Fragestellungen entsprach. Hier entsteht eine inneuer Weise erlebte Literaturkritik, die einmal mehr die ewige Sagkraftdes Klassikers unter Beweis stellt und zugleich (zumindest theoretisch)vollkommene Internationalitt erreicht.
Skeptisch bezglich des Sinns und der Erfolge der Aktivitten im Umfelddes Centenario ist Eduardo Urbina, der Koordinator des Proyecto Cervantesan der University of Texas, der die Synopse aller Textvarianten erstellt (vgl. Ur-bina 2004). Nicht skeptisch dagegen sind die Herausgeber der schmucken neu-en, zum Teil mit den klassischen oder neuen Illustrationen versehenen Ausga-ben, darunter Martn de Riquers Edition bei Planeta und Francisco Ricos Dop-peledition, einmal im Crculo de Lectores und dann bei der Real Academia,mit einer Einleitung von Mario Vargas Llosa (Cervantes Saavedra 2004ac).Dies hat dazu gefhrt, dass in Spanien vom Krieg der Ausgaben (guerra deediciones) die Rede war. Doch Francisco Rico stellt zunchst nur programma-tisch fest: Jubilen sind sinnvoll, weil sie eine Person oder ein Werk in denMittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen (Los centenarios son tiles porquese pone un nombre o una obra en un lugar que atrae la atencin; Rico 2004:168). Spter rumt er ein, dass die Planung und Durchfhrung von niveaulo-sen Akten auch eine Gefahr darstelle, und dennoch fordert er sehr bewusst dietotale und theatrale Inszenierung des Jahrestags. Sein Vorschlag gipfelt darin,den Angriff der trkischen Korsaren im Hafen von Barcelona mit den Replikenhistorischer Schiffe nachzuspielen: Man muss dieses Theater machen. Wich-tig sind dann aber die langfristigen Initiativen (Hay que hacer ese teatro.Pero luego, lo importante son las iniciativas a largo plazo; Rico 2004: 168).
Die Perspektiven der Forschung lsst Eduardo Urbina aus seiner eherUS-amerikanischen als spanischen Perspektive Revue passieren:
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[] sie gehren meist zur so genannten Postmoderne: Es gibt einerecht bedeutende feministische Kritik in den USA, des Weiteren denneuen Historizismus, das ist vielleicht das Allerneueste; etwas gibt es immer noch nicht viel ber psychologische Betrachtungsweisenund auerdem Fragestellungen der formellen Dokumentation. Jedochist keine globale Tendenz zu erkennen. In Frankreich zum Beispielwurde der Quijote unter der Perspektive des neuen Historizismus be-trachtet, whrend in Italien die Herangehensweise eher traditionellist: Texte, Quellen, psychologische Fragestellungen. Und in Englandwird auf der Basis von Geschichte, historischen und der quellenbezo-genen Literaturtheorie gearbeitet. Immer noch gibt es in der Cervan-tes-Forschung diese traditionellen Felder der Weichen und der Har-ten. Besonders in Spanien gibt es jedoch eine neue Generation, einekleine Gruppe von viel versprechenden Cervantes-Spezialisten, je-doch gab es nie eine wirkliche Cervantes-Schule, das ist das groeProblem. Die groen Spezialisten wanderten nach Amerika aus:Avalle-Arce, Mrquez Villanueva haben ihren Cervantismus in denUSA betrieben, etwas, das auf die Zeit Amrico Castros zurckgeht,also nach dem Krieg kam. Heute geschieht das weniger, ich bin davielleicht eine Ausnahme in diesem Sinn, weil es heute in Spanienmehr Mglichkeiten gibt (Urbina 2004: 173).14
Die deutsche Hispanistik kommt in Urbinas Heerschau nicht vor. Ange-sichts dieser Tatsache und angesichts der eingangs zitierten, nicht ganz vor-urteilsfreien Einschtzungen der internationalen Hispanisten sei hier dasDesiderat formuliert, dass die deutsche Hispanistik unter der Wirkung des
14 [] ms bien son remanentes de llamado postmodernismo: hay una crtica feministabastante importante en EE.UU., luego est el nuevo historicismo, que es quiz lo ms reciente,hay algo, no mucho todava, sobre psicologismo, y luego cuestiones de documentacin formal,pero no hay una tendencia global. En Francia por ejemplo se ha estudiado el nuevo historicis-mo, teora literaria, mientras que Italia es ms bien tradicional de textos, fuentes, cuestionespsicolgicas, y en Inglaterra trabajan al nivel de Historia, de fuentes, de teora literaria de lapoca. Sigue habiendo todava en la crtica cervantina esos campos tradicionales de los blan-dos y los duros. En Espaa en particular hay una nueva generacin, un grupo pequeo de cer-vantistas nuevos que prometen, pero en realidad no ha habido una escuela de cervantismo,que es el gran problema. Los grandes crticos se vinieron a Amrica: Avalle-Arce, MrquezVillanueva han enseado y han praticado su cervantismo en EE.UU., algo que se remonta a lapoca de Amrico Castro, que vino despus de la guerra. Ahora ocurre menos, yo quiz sea laexcepcin en ese sentido, porque ahora en Espaa hay ms oportunidades.
Don Quijote in der spanischen und deutschen Literaturwissenschaft 113
Jahrestags von 2005 bis 2015, dem Jubilumsjahr des Zweiten Teils, weitereSchritte zur wissenschaftlichen Globalisierung der Hispanistik generell undder Cervantes-Forschung speziell unternehmen mge. Das Beispiel derCervantes-Forschung zeigt augenscheinlich, dass es einer strkeren Vernet-zung und Verzahnung der Hispanismen und Hispanistiken samt dem da-mit einhergehenden Synergie-Effekt bedarf, um der Hispanistik jene not-wendigen neuen Impulse geben zu knnen.
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