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11 GrenzEcho Montag, 24. Juni 2019 EIFEL · ARDENNEN 11 VALENDER Die Dorfgemeinschaft Mon- tenau–Iveldingen setzte sich beim Dorfentwicklungsge- spräch mit der Jury nur knapp, aber letztendlich verdient ge- genüber den Wettbewerbern durch. Diese bestanden aus Maldingen und dem Bergvier- tel der Stadt Eupen. Neu war in diesem Jahr, dass sich auch städtische Viertel präsentieren konnten. Eine weitere Neue- rung bestand in der Präsenta- tion der Teilnehmer. Diese fand mit dem Dorfhaus Valen- der an einem neutralen Ort statt und es gab keine Bege- hungsbesuche im Vorfeld durch die Jury. Maldingen war zahlenmäßig am stärksten vertreten. Zahlenmäßig war das Dorf Maldingen mit seiner Delega- tion am stärksten vertreten, während das Bergviertel nur aus dem Vertreter des Anima- tionszentrums Ephata be- stand. Nach der Begrüßung durch Gemeinschaftsministe- rin Isabelle Weykmans hatten die Teilnehmer dann die Mög- lichkeit, ihr Projekt der Jury vorzustellen. Nach einer ersten Runde der Ortsvorstellungen im Allge- meinen (zehn Minuten pro Dorf) mit Fragen und Benen- nung von Herausforderungen, folgte die nächste Runde im abwechselnden Austausch zu vier aktuellen Kernfragen der Dorfentwicklung, auf die sich die Teilnehmerdörfer vorbe- reitet hatten. Diese vier Kern- fragen lauteten: Wie ist das Dorf darauf vorbereitet, dass wir weniger, älter und bunter werden (demografische Ent- wicklung)? Wie bereiten sich das Dorf und die Vereine im Dorf auf die Zukunft vor? (Zu- kunft der Vereinsarbeit, Infra- struktur, Zusammenarbeit...) Wie tragen Sie als Dorf dazu bei, dass die Bürger eine Sensi- bilität für den Erhalt alter Bau- substanz und Schaffung einer neuen Baukultur gewinnen? Wie konkret und bewusst ist der Klimawandel fürs Dorf und was können die Bürger hier unternehmen? Während des Mittagessens beriet die Jury über die Bewer- bungen und gab nach der Pau- se Tipps, gute Beispiele und positive Ermunterungen für die zukünftige Arbeit an die Teilnehmer weiter, ehe das Endergebnis verkündet wur- de. Sieger wurde die Dorfge- meinschaft Montenau-Ivel- dingen. Roger Kohnen, Leiter der Dorfgruppe, war mehr als überrascht: „Wir hatten nie und nimmer mit einem Sieg gerechnet. Wir sind zum er- sten Mal angetreten, und Mal- dingen hat schon mehrfach an diesem Wettbewerb teilge- nommen und viel mehr Erfah- rung. Auch die Bewerbung des Bergviertels in Eupen war in meinen Augen stark. Leider fehlte die Partizipation der Be- völkerung bei dieser Vorstel- lung, da der Leiter alleine an- wesend war.“ Auf die Frage, was den Aus- schlag gegeben haben könnte, meinte Kohnen: „Ich glaube, dass die Beteiligung der Ju- gend an unserem Projekt letztendlich den Ausschlag gab. Wir haben Teilnehmer quer durch das gesamte Al- tersspektrum der Anwohner und das war in den Augen der Jury wichtig. Diese Auszeich- nung ist kein Ziel, sondern der Ansporn für uns, nun unsere Vorhaben umzusetzen, damit wir den Vorschusslorbeeren gerecht werden.“ Gerd Brüls von den Ländli- chen Gilden, die den Dorfent- wicklungspreis organisieren, schlug in die gleiche Kerbe: „Die Bewerbung vom Berg- viertel war sicherlich gut, doch fehlte bei der Vorstellung heu- te die Unterstützung der Be- teiligten. Zwischen Maldingen und Montenau-Iveldingen ging es sehr eng zu. Der sozia- le Aspekt war der Jury sehr wichtig und da hat Montenau punkten können, weil sich hier alle demografischen Schichten einbringen. Auch die Präsentation in einem Film, der auch einen Drohnen- überflug beinhaltete, hat in meinen Augen Eindruck auf die Jury hinterlassen.“ Lieber in der Vereinswelt die Kräfte bündeln In ihren Ausführungen ging die Jury vor allem auch auf das Thema Vereinsleben ein: „Mir ist lieber in einer Dorfgemein- schaft, die 20 Vereine besitzt, die Kräfte in einigen größeren Vereinen zu bündeln und dann dafür drei, vier, fünf ster- ben zu lassen, anstatt alle vor sich hin vegetieren zu lassen.“ Ebenfalls referierte Otmar We- ber über den mangelnden öf- fentlichen Nahverkehr in den ländlichen Gegenden und for- derte mehr Einsatz. Dass er dabei aber an den Tatsachen vorbeiredete und dieses Problem nicht von Dorfgemeinschaften geregelt werden kann, wo selbst die Ge- meinden oftmals gegen eine Wand rennen, war dem Red- ner nicht bewusst. Am gestrigen Sonntag konnte man die drei teilneh- menden Gemeinschaften be- suchen und sich über die Pro- jekte informieren. (glo) Dorfwettbewerb: Doppelortschaft vertritt Ostbelgien auf europäischer Ebene Der Dorfwettbewerb be- schreitet in diesem Jahr neue Wege. Die Veranstal- ter wollten weg von einem reinen Wettbewerb, vielmehr sollen die Teil- nehmer miteinander und voneinander lernen. Trotz- dem verschwand der Trieb zu einem freundlichen Wettbewerb unterein- ander nicht so ganz, und am Ende gab es auch einen Sieger. Gruppenbild aller Teilnehmer am Dorfentwicklungspreis 2019: Letztlich machte die Dorfgemeinschaft Montenau-Iveldingen das Rennen. Fotos: NC-Media Platz eins für Montenau-Iveldingen Die Vertreter aus Montenau-Iveldingen hatten gar nicht mit dem Ergebnis gerechnet und freuten sich sehr. lich), die Erklärung, warum Lothringisch seine Mutter- sprache ist, warum er mit sechs Jahren ganz schnell Französisch gelernt hat oder warum er sich wohl genötigt gefühlt hat, ein Loblied auf den Osterhasen zu schreiben. Wie in der Werbung ange- kündigt, war der Konzert- abend direkt “per du”, “gemüt- lich, wie im Wohnzimmer”, unterhaltsam, voll gespickt mit humorvollen Einlagen, dabei auch sehr tiefgründig, immer engagiert, getragen von ehrlichem Aufbegehren gegen Unterdrückung, Hass, Dummheit und Falschheit, dies aber immer in einem menschenfreundlichen, ge- winnenden Ton. Ganz stark die zwei Solo-Lieder von Mar- cel Adam zu Beginn der zwei- ten Konzerthälfte, einmal die deutsche Version des Anti-To- desstrafe-Liedes “Vorsicht Go- rilla !” und anschließend die Geschichte vom Mädchen und dem Apotheker. Begeisternd, wie der Lieder- macher - in der französischen Kultur zu Hause - die schwieri- gen deutschen Texte auswen- dig vortrug und gleichzeitig seine Finger auf der Gitarre „herumspringen ließ”. Marcel Adam, der Charmeur mit iro- nischem Unterton, der pa- ckende Geschichtenerzähler, trifft den Nerv des Publikums BÜLLINGEN Marcel Adam, lothringi- scher Liedermacher und seine zwei “Christians” haben am Freitag ein Benefizkonzert ge- geben, den voll besetzten Ki- nosaal in Büllingen begeistert und dafür stehende Ovatio- nen erhalten. Marcel Adam, mit 68 Jahren immer noch top-fit und in der Lage, Frauen dahinschmelzen zu lassen, um sie gleich darauf wieder auf den Plan zu rufen, wenn er ihnen vom stillen Lei- den der einsamen, ach so sen- siblen Männer am Küchen- tisch erzählt und den Frauen verschmitzt dafür den Schwar- zen Peter zuschiebt. Auf den Aufschrei der Weiblichkeit rea- giert er mit seinem unwider- stehlichen Lächeln, und schon ist wieder alles in Butter. Marcel Adam war bis Freitag in Ostbelgien recht wenig be- kannt. Im Umfeld der Hilfsor- ganisation “Menschen für Menschen - Ostbelgien” ist er zwar seit langer Zeit ein Be- griff, war er doch schon mehr- mals für sie aktiv. Hinzu kam noch eine Handvoll begeister- ter Anhänger aus Mürringen und Rocherath, die ihn unbe- dingt wieder mal auf einer ost- belgischen Bühne sehen woll- ten. Sie konnten den Mürrin- ger Theaterverein überzeugen, als Veranstalter des Benefiz- konzerts für “Menschen für Menschen Ostbelgien” und die “Krebshilfe im Süden Ost- belgiens” einzusteigen. Soweit die Vorgeschichte. Das Ergebnis ? Die Anhänger Marcel Adams haben am Frei- tag viele neue Multiplikatoren gefunden - Er war gewiss nicht das letzte Mal in Ostbelgien zu Gast - jede Wette. Akkordeonist forderte „Gefahrenzulage“, nachdem sein Stuhl gekippt war. Das Konzert war in jeder Hinsicht vom Feinsten: “La fi- ne équipe” nennt Marcel sich und seine beiden “Lieblings- musiker”, Christian Di Fan- tauzzi und Christian Conrad. Letzterer ist ein Gitarrenvir- tuose aus Saarbrücken, der für seine gekonnten Soli immer wieder einen Zwischenap- plaus vom überaus wachen Publikum erhielt. Fantauzzi, der Dritte im Bunde, ein Knopf-Akkordeon-Zauberer, hat italienische Wurzeln und ein bewegtes Leben aufzuwei- sen: zwischen Fremdenlegion und Akkordeon-Weltmeister gibt es in seinem Leben so vie- le Zwischentöne wie sein Ak- kordeon Knöpfe hat. Er hat das Büllinger Publikum fasziniert, geradezu in seinen Bann gezo- gen. Entsprechend ging auch ein entsetztes Raunen durch den Saal, als er bei den ersten Akkorden des Liedes „Sie beißt und sie kratzt” samt Stuhl nach hinten kippte. Zum Glück nichts Ernstes: ein Stuhlbein war in einem Spalt zwischen improvisierter Vor- bühne und Hauptbühne des Kinos kurzerhand 50 Zentime- ter tief verschwunden, was Marcel Adam kurzerhand mit der Forderung nach einer Ge- fahrenzulage quittierte. Sowieso faszinierte Marcel Adam - seine Fans kennen und lieben das - den ganzen Abend nicht nur durch seine Lieder, sondern auch durch die Ge- schichten, die er mit ihnen verbindet: Etwa Episoden aus seiner Kindheit in Großblit- tersdorf an der Saar mit dem Hofbrunnen als Kühlkeller, oder liebevoll-zärtliche Erin- nerungen an seine Großmut- ter Anna, die ihn großgezogen hat, zwischendurch vergnügli- che Schilderungen der “Dreck und Heck”- Lieder aus seiner Jugendzeit (leider nur für die Konzertbesucher verständ- stets haargenau, passt sich ihm gekonnt an. Bei ihm und seiner “fine équipe” gibt es keinen festen Konzertablauf. Beim obligatorischen Schlusslied “Von guten Mäch- ten wunderbar geborgen” von Dietrich Bonhoeffer, verbun- den mit der Bitte, sich nicht von Propaganda und politi- schen Rattenfängern einneh- men zu lassen, hätte man im Büllinger Kino “Scala” eine Stecknadel fallen hören kön- nen. Und obschon er im Laufe des Abends von Jacques Brel geschwärmt hatte, der in sei- ner Karriere nie eine Zugabe gegeben habe, ließ sich Marcel Adam, der die vereinbarte Zeit schon um ein Viertel überzo- gen hatte, von den stehend ap- plaudierenden Konzertbesu- chern doch noch zwei weitere Lieder abringen. Warum geht ein Konzert mit Marcel Adam und seinen Begleitern so un- ter die Haut ? Ist es seine ange- nehme Stimme ? Ist es sein ge- winnendes Lächeln? Seine an- sprechenden Geschichten mit hohem Selbsterkennungspo- tential? Sein Engagement für den kleinen Mann? Wahr- scheinlich die gekonnte Mi- schung von allem, gekoppelt mit einem treffsicheren Ge- fühl für das Publikum. Ein tol- ler Abend, der - wie eine Besu- cherin meinte - nach Wieder- holung schreit. (red) Musik: Liedermacher Marcel Adam begeisterte bei Benefizkonzert für die Krebshilfe und „Menschen für Menschen“ Marcel Adam (rechts) begeisterte im Kino Scala mit seiner Musik, aber auch mit seinen Geschichten. Foto: privat Lothringer “Geheimtipp” schlug im Kino Scala voll ein

Dorfwettbewerb: Doppelortschaft vertritt Ostbelgien auf ...voneinander lernen. Trotz-dem verschwand der Trieb zu einem freundlichen Wettbewerb unterein- ... abend direkt “per du”,

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Page 1: Dorfwettbewerb: Doppelortschaft vertritt Ostbelgien auf ...voneinander lernen. Trotz-dem verschwand der Trieb zu einem freundlichen Wettbewerb unterein- ... abend direkt “per du”,

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GrenzEchoMontag, 24. Juni 2019 EIFEL · ARDENNEN 11

● VALENDER

Die Dorfgemeinschaft Mon-tenau–Iveldingen setzte sichbeim Dorfentwicklungsge-spräch mit der Jury nur knapp,aber letztendlich verdient ge-genüber den Wettbewerberndurch. Diese bestanden ausMaldingen und dem Bergvier-tel der Stadt Eupen. Neu war indiesem Jahr, dass sich auchstädtische Viertel präsentierenkonnten. Eine weitere Neue-rung bestand in der Präsenta-tion der Teilnehmer. Diesefand mit dem Dorfhaus Valen-der an einem neutralen Ortstatt und es gab keine Bege-hungsbesuche im Vorfelddurch die Jury.

Maldingen warzahlenmäßig amstärksten vertreten.

Zahlenmäßig war das DorfMaldingen mit seiner Delega-tion am stärksten vertreten,während das Bergviertel nuraus dem Vertreter des Anima-tionszentrums Ephata be-stand. Nach der Begrüßungdurch Gemeinschaftsministe-rin Isabelle Weykmans hattendie Teilnehmer dann die Mög-lichkeit, ihr Projekt der Juryvorzustellen.

Nach einer ersten Runde derOrtsvorstellungen im Allge-

meinen (zehn Minuten proDorf) mit Fragen und Benen-nung von Herausforderungen,folgte die nächste Runde imabwechselnden Austausch zuvier aktuellen Kernfragen derDorfentwicklung, auf die sichdie Teilnehmerdörfer vorbe-reitet hatten. Diese vier Kern-fragen lauteten: Wie ist dasDorf darauf vorbereitet, dasswir weniger, älter und bunterwerden (demografische Ent-wicklung)? Wie bereiten sichdas Dorf und die Vereine imDorf auf die Zukunft vor? (Zu-kunft der Vereinsarbeit, Infra-struktur, Zusammenarbeit...)Wie tragen Sie als Dorf dazubei, dass die Bürger eine Sensi-bilität für den Erhalt alter Bau-substanz und Schaffung einerneuen Baukultur gewinnen?Wie konkret und bewusst istder Klimawandel fürs Dorfund was können die Bürgerhier unternehmen?

Während des Mittagessensberiet die Jury über die Bewer-bungen und gab nach der Pau-se Tipps, gute Beispiele undpositive Ermunterungen fürdie zukünftige Arbeit an dieTeilnehmer weiter, ehe das

Endergebnis verkündet wur-de. Sieger wurde die Dorfge-meinschaft Montenau-Ivel-dingen. Roger Kohnen, Leiterder Dorfgruppe, war mehr alsüberrascht: „Wir hatten nieund nimmer mit einem Sieg

gerechnet. Wir sind zum er-sten Mal angetreten, und Mal-dingen hat schon mehrfachan diesem Wettbewerb teilge-nommen und viel mehr Erfah-rung. Auch die Bewerbung desBergviertels in Eupen war inmeinen Augen stark. Leiderfehlte die Partizipation der Be-völkerung bei dieser Vorstel-lung, da der Leiter alleine an-wesend war.“

Auf die Frage, was den Aus-schlag gegeben haben könnte,meinte Kohnen: „Ich glaube,dass die Beteiligung der Ju-gend an unserem Projektletztendlich den Ausschlaggab. Wir haben Teilnehmerquer durch das gesamte Al-tersspektrum der Anwohnerund das war in den Augen derJury wichtig. Diese Auszeich-nung ist kein Ziel, sondern derAnsporn für uns, nun unsereVorhaben umzusetzen, damitwir den Vorschusslorbeeren

gerecht werden.“Gerd Brüls von den Ländli-

chen Gilden, die den Dorfent-wicklungspreis organisieren,schlug in die gleiche Kerbe:„Die Bewerbung vom Berg-viertel war sicherlich gut, dochfehlte bei der Vorstellung heu-te die Unterstützung der Be-teiligten. Zwischen Maldingenund Montenau-Iveldingenging es sehr eng zu. Der sozia-le Aspekt war der Jury sehrwichtig und da hat Montenaupunkten können, weil sichhier alle demografischenSchichten einbringen. Auchdie Präsentation in einemFilm, der auch einen Drohnen-überflug beinhaltete, hat inmeinen Augen Eindruck aufdie Jury hinterlassen.“

Lieber in derVereinswelt die Kräftebündeln

In ihren Ausführungen gingdie Jury vor allem auch auf dasThema Vereinsleben ein: „Mirist lieber in einer Dorfgemein-schaft, die 20 Vereine besitzt,die Kräfte in einigen größerenVereinen zu bündeln unddann dafür drei, vier, fünf ster-ben zu lassen, anstatt alle vorsich hin vegetieren zu lassen.“Ebenfalls referierte Otmar We-ber über den mangelnden öf-fentlichen Nahverkehr in denländlichen Gegenden und for-derte mehr Einsatz.

Dass er dabei aber an denTatsachen vorbeiredete unddieses Problem nicht vonDorfgemeinschaften geregeltwerden kann, wo selbst die Ge-meinden oftmals gegen eineWand rennen, war dem Red-ner nicht bewusst.

Am gestrigen Sonntagkonnte man die drei teilneh-menden Gemeinschaften be-suchen und sich über die Pro-jekte informieren. (glo)

Dorfwettbewerb: Doppelortschaft vertritt Ostbelgien auf europäischer Ebene

Der Dorfwettbewerb be-schreitet in diesem Jahrneue Wege. Die Veranstal-ter wollten weg voneinem reinen Wettbewerb,vielmehr sollen die Teil-nehmer miteinander undvoneinander lernen. Trotz-dem verschwand der Triebzu einem freundlichenWettbewerb unterein-ander nicht so ganz, undam Ende gab es aucheinen Sieger.

Gruppenbild aller Teilnehmer am Dorfentwicklungspreis 2019: Letztlich machte die Dorfgemeinschaft Montenau-Iveldingen dasRennen. Fotos: NC-Media

Platz eins für Montenau-Iveldingen

Die Vertreter aus Montenau-Iveldingen hatten gar nicht mit demErgebnis gerechnet und freuten sich sehr.

lich), die Erklärung, warumLothringisch seine Mutter-sprache ist, warum er mitsechs Jahren ganz schnellFranzösisch gelernt hat oderwarum er sich wohl genötigtgefühlt hat, ein Loblied aufden Osterhasen zu schreiben.

Wie in der Werbung ange-kündigt, war der Konzert-abend direkt “per du”, “gemüt-lich, wie im Wohnzimmer”,unterhaltsam, voll gespicktmit humorvollen Einlagen,dabei auch sehr tiefgründig,immer engagiert, getragenvon ehrlichem Aufbegehrengegen Unterdrückung, Hass,Dummheit und Falschheit,dies aber immer in einemmenschenfreundlichen, ge-winnenden Ton. Ganz starkdie zwei Solo-Lieder von Mar-cel Adam zu Beginn der zwei-ten Konzerthälfte, einmal diedeutsche Version des Anti-To-desstrafe-Liedes “Vorsicht Go-rilla !” und anschließend dieGeschichte vom Mädchen unddem Apotheker.

Begeisternd, wie der Lieder-macher - in der französischenKultur zu Hause - die schwieri-gen deutschen Texte auswen-dig vortrug und gleichzeitigseine Finger auf der Gitarre„herumspringen ließ”. MarcelAdam, der Charmeur mit iro-nischem Unterton, der pa-ckende Geschichtenerzähler,trifft den Nerv des Publikums

● BÜLLINGEN

Marcel Adam, lothringi-scher Liedermacher und seinezwei “Christians” haben amFreitag ein Benefizkonzert ge-geben, den voll besetzten Ki-nosaal in Büllingen begeistertund dafür stehende Ovatio-nen erhalten.

Marcel Adam, mit 68 Jahrenimmer noch top-fit und in derLage, Frauen dahinschmelzenzu lassen, um sie gleich daraufwieder auf den Plan zu rufen,wenn er ihnen vom stillen Lei-den der einsamen, ach so sen-siblen Männer am Küchen-tisch erzählt und den Frauenverschmitzt dafür den Schwar-zen Peter zuschiebt. Auf denAufschrei der Weiblichkeit rea-giert er mit seinem unwider-stehlichen Lächeln, und schonist wieder alles in Butter.

Marcel Adam war bis Freitagin Ostbelgien recht wenig be-kannt. Im Umfeld der Hilfsor-ganisation “Menschen fürMenschen - Ostbelgien” ist erzwar seit langer Zeit ein Be-griff, war er doch schon mehr-mals für sie aktiv. Hinzu kamnoch eine Handvoll begeister-ter Anhänger aus Mürringenund Rocherath, die ihn unbe-dingt wieder mal auf einer ost-belgischen Bühne sehen woll-ten. Sie konnten den Mürrin-ger Theaterverein überzeugen,als Veranstalter des Benefiz-konzerts für “Menschen für

Menschen Ostbelgien” unddie “Krebshilfe im Süden Ost-belgiens” einzusteigen.

Soweit die Vorgeschichte.Das Ergebnis ? Die AnhängerMarcel Adams haben am Frei-tag viele neue Multiplikatorengefunden - Er war gewiss nichtdas letzte Mal in Ostbelgien zuGast - jede Wette.

Akkordeonist forderte„Gefahrenzulage“,nachdem sein Stuhlgekippt war.

Das Konzert war in jederHinsicht vom Feinsten: “La fi-ne équipe” nennt Marcel sichund seine beiden “Lieblings-musiker”, Christian Di Fan-tauzzi und Christian Conrad.Letzterer ist ein Gitarrenvir-tuose aus Saarbrücken, der fürseine gekonnten Soli immerwieder einen Zwischenap-plaus vom überaus wachenPublikum erhielt. Fantauzzi,der Dritte im Bunde, einKnopf-Akkordeon-Zauberer,hat italienische Wurzeln undein bewegtes Leben aufzuwei-sen: zwischen Fremdenlegionund Akkordeon-Weltmeistergibt es in seinem Leben so vie-le Zwischentöne wie sein Ak-kordeon Knöpfe hat. Er hat dasBüllinger Publikum fasziniert,

geradezu in seinen Bann gezo-gen. Entsprechend ging auchein entsetztes Raunen durchden Saal, als er bei den erstenAkkorden des Liedes „Sie beißtund sie kratzt” samt Stuhlnach hinten kippte. ZumGlück nichts Ernstes: einStuhlbein war in einem Spaltzwischen improvisierter Vor-bühne und Hauptbühne desKinos kurzerhand 50 Zentime-ter tief verschwunden, wasMarcel Adam kurzerhand mitder Forderung nach einer Ge-fahrenzulage quittierte.

Sowieso faszinierte Marcel

Adam - seine Fans kennen undlieben das - den ganzen Abendnicht nur durch seine Lieder,sondern auch durch die Ge-schichten, die er mit ihnenverbindet: Etwa Episoden ausseiner Kindheit in Großblit-tersdorf an der Saar mit demHofbrunnen als Kühlkeller,oder liebevoll-zärtliche Erin-nerungen an seine Großmut-ter Anna, die ihn großgezogenhat, zwischendurch vergnügli-che Schilderungen der “Dreckund Heck”- Lieder aus seinerJugendzeit (leider nur für dieKonzertbesucher verständ-

stets haargenau, passt sichihm gekonnt an. Bei ihm undseiner “fine équipe” gibt eskeinen festen Konzertablauf.

Beim obligatorischenSchlusslied “Von guten Mäch-ten wunderbar geborgen” vonDietrich Bonhoeffer, verbun-den mit der Bitte, sich nichtvon Propaganda und politi-schen Rattenfängern einneh-men zu lassen, hätte man imBüllinger Kino “Scala” eineStecknadel fallen hören kön-nen. Und obschon er im Laufedes Abends von Jacques Brelgeschwärmt hatte, der in sei-ner Karriere nie eine Zugabegegeben habe, ließ sich MarcelAdam, der die vereinbarte Zeitschon um ein Viertel überzo-gen hatte, von den stehend ap-plaudierenden Konzertbesu-chern doch noch zwei weitereLieder abringen. Warum gehtein Konzert mit Marcel Adamund seinen Begleitern so un-ter die Haut ? Ist es seine ange-nehme Stimme ? Ist es sein ge-winnendes Lächeln? Seine an-sprechenden Geschichten mithohem Selbsterkennungspo-tential? Sein Engagement fürden kleinen Mann? Wahr-scheinlich die gekonnte Mi-schung von allem, gekoppeltmit einem treffsicheren Ge-fühl für das Publikum. Ein tol-ler Abend, der - wie eine Besu-cherin meinte - nach Wieder-holung schreit. (red)

Musik: Liedermacher Marcel Adam begeisterte bei Benefizkonzert für die Krebshilfe und „Menschen für Menschen“

Marcel Adam (rechts) begeisterte im Kino Scala mit seiner Musik,aber auch mit seinen Geschichten. Foto: privat

Lothringer “Geheimtipp” schlug im Kino Scala voll ein