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Fachstelle Sport des Kantons Zürich und ZKS Zürcher Kantonalverband für Sport: «Sportkanton Zürich – wir bewegen» Dossier zum Europäischen Freiwilligenjahr 2011 Freiwilliges Engagement im Sport Phänomen Sport ist als Impuls- geber ein elementarer Bestandteil unserer Alltagskultur. Seite 10 Fundament Freiwilliges Engage- ment ist eine der tragenden Säulen der Gesellschaft. Seite 16 Wandel Die Motivation für freiwilliges Engagement wandelt sich im Laufe der Zeit. Seite 28 Image Freiwillige Helfer tragen zum Image und Gelingen eines Anlasses bei. Seite 13

Dossier Sportkanton Zürich 2011

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Freiwilliges Engagement im Sport

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Page 1: Dossier Sportkanton Zürich 2011

Fachstelle Sport des Kantons Zürich und ZKS Zürcher Kantonalverband für Sport: «Sportkanton Zürich – wir bewegen»

Dossier zum Europäischen Freiwilligenjahr 2011

Freiwilliges Engagement im Sport

PhänomenSport ist als Impuls­geber ein elementarer Bestandteil unserer Alltagskultur. Seite 10

FundamentFreiwilliges Engage­ment ist eine der tragenden Säulen der Gesellschaft. Seite 16

WandelDie Motivation für freiwilliges Engagement wandelt sich im Laufe der Zeit. Seite 28

ImageFreiwillige Helfer tragen zum Image und Gelingen eines Anlasses bei. Seite 13

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Freiwilliges Engagement im Sport – 3

4 Editorial

6 FreiwilligenarbeithatvieleGesichter Sieben Freiwillige – siebenGeschichten. Sie stehen stellvertretend für die rund 70 000 Personen,diesichimKantonZürichinSportvereinenfreiwilligengagieren.

10 SportalsgesellschaftlichesPhänomen Weltweit und quer durch alle Bevölkerungsschichten ist Sport zu einem elementaren BestandteilunsererAlltagskulturgeworden.

13 VeranstaltungenundVolunteers KompetenteFreiwilligetragenvielzumImageeinerVeranstaltungbei.EinGesprächmit demOK-PräsidentdesGreifenseelaufs,UrsRyffel.

16 DerKittunseresZusammenlebens Das freiwilligeEngagement spielt fürdieGesellschaft eine zentraleRolle.Diesgilt im SportnochmehralsinanderenBereichen.

21 WichtigeAufgabenfürdieWirtschaft Urs Oberholzer ist ein Paradebeispiel eines Wirtschaftsvertreters, der seine im Beruf erworbenenFührungsqualitätenimmerwiederauchdemSportzurVerfügungstellt.

24 DieVorzeigegemeinde Thalwilgelingtes,traditionelleFreiwilligenarbeitunddieSuchenachneuenFormenzuderen Unterstützungidealzuverknüpfen.DasbringtderZürichsee-GemeindePreiseein.

28 Die«modernen»Freiwilligen NachwievorwollensichMenschenallerAltersstufenfreiwilligengagieren.DasBildder selbstlosenundopferbereitenHelfendenentsprichtabernichtmehrdemIdeal.

30 FreiwilligesEngagementimÜberblick Institutionen, Organisationen und Dienstleistungen für das freiwillige Engagement in derSchweizundimKantonZürich.

31 Impressum

Inhalt

Sieben Freiwillige im Porträt 6 Vorzeigegemeinde Thalwil 24Ehrenamt und Wirtschaft 21

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Editorial

Geben wir dem freiwilligen Engagement den Stellenwert, den es verdient

UnsereGesellschaftlebtdavon,dassvieleFrauenundMännermotiviertundbereitsind,freiwilligundohneEntgelteineAufgabeodereinAmtzuübernehmen.ObSozialbereich,Kirche,Kultur,UmweltoderPolitik–freiwilligesEngagementistinjedemLebensbereichvongrosserBedeutung.InkeinerSpartesindabersovieleMenschenfreiwilligtätigwieim Sport. Das freiwillige Engagement ist quer durch alle Sportarten undAltersklassenhindurchdasFundamentdesSport-undVereinssystemsschlechthin.

DerLohnderFreiwilligenistdieBefriedigung,etwasGutesundSinnvolleszutun.Frei-willigenarbeit fördert darüber hinaus den gesellschaftlichenZusammenhalt und hat einhohesIntegrationspotential.AusserhalbihrersonstigenberuflichenundgesellschaftlichenUmgebungverbindeteingemeinsamesAnliegendieMenschen.

DieserBasismüssenwirSorgetragen.DerStellenwertvonsozialenLeistungenhatsichvordemHintergrundderglobalenWirtschaftskrisezwarwiedererhöht.Trotzdem:DieIndivi-dualisierungderMenschenschreitetweitervoran.DieFamilienstrukturenverändernsichzunehmend.DieberuflicheBelastungistenormhoch,diefreiverfügbareZeitlimitiert.GeradejungenFrauenundMännernfälltesnebenBerufundFamilieoftnichtleicht,ZeitfürFrei-willigenarbeitaufzubringen.

DiesbirgteineGefahrfürdasfreiwilligeEngagement.Darumisteswichtig,dieseTätigkeitenoffiziellzuanerkennen.FreiwilligenarbeitmussalsechterLeistungsausweisgeachtetwerden,genausowiezumBeispielAus-undWeiterbildungen.DasmachtSinn,wennmanbedenkt,waseinMilizamtüberFach-,Sozial-undFührungskompetenzaussagenkann.EinemSport-verein vorzustehen, einBasketballteam zu führen oderMenschen in einem schwierigenUmfeld zubegleiten, kann ebenso anspruchsvoll sein,wie imBerufsleben eine leitendeFunktioninnezuhaben.

AndersalsjedeWeiterbildungistdasfreiwilligeEngagementeinAusweisüberpraktischeTätigkeitenunddamitübergesammelteErfahrungen.DerZKSZürcherKantonalverbandfürSportgibtdarumeinZertifikatfürehrenamtlicheTätigkeitenimSportab.AlsVorsteherderfürdenSportzuständigenSicherheitsdirektionundalsPräsidentdesZKSunterschreibenwirjedeseinzelneDokumentpersönlichundmitgrosserFreudeundDankbarkeit.

DasEuropäischeFreiwilligenjahr2011sehenwiralseinegrosseChance,dasEngagementvonFreiwilligensichtbarzumachenundzuwürdigen.DamitwirdderPolitik,derWirt-schaftundderGesellschaftdessengrosseBedeutungvorAugengeführt. IndiesemSinnwünschenwirIhnenindiesemJahrvielEnergie,Freude,ErfüllungundErfolgbeijedemIhrerEngagements.

Dr.HansHollensteinRegierungspräsident

ReinhardWagnerPräsidentZKS

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6 – Freiwilliges Engagement im Sport

Freiwilligenarbeit hat viele Gesichter

7 aus 70 000 - Freiwilligenarbeit im Sport hat viele GesichterSiesindTrainerinnen,Jugendriegenleiterinnen,Material-warte,Präsidentinnen,Finanzchefs,Aktuare,Kommunika-tionsverantwortliche, Technische Delegierte.Woche fürWocheundJahrfürJahrsetzensiesichvieleStundendafürein,dassihreVereineundVerbändegutgeführt,finanziellsolidaufgestelltundfürdieMitgliedergutpositioniertsind.70 000PersonensindimKantonZürichinSportvereinenfreiwillig tätig.Mit ihrem Engagement legen sie die sowichtigeBasis,damithunderttausendeSportlerinnenundSportler jedenAlters ihremHobby nachgehen und ihresportlicheLeidenschaftlebenkönnen.

Doch,wersinddiese70 000?Wastreibtsiean?WorinliegtihreMotivation?WasgibtihnenihrfreiwilligerEin-satz?WiezufriedensindsiemitihremEngagement?Männ-lich,zwischen25und40Jahrealt,verheiratet,KinderundineinermittlerenberuflichenPositionvollerwerbstätig–sosieht Studien zufolge der typische ehrenamtlicheMitar-beiteraus.AberfreiwilligesEngagementistmehr,alsesStudienaufzeigenkönnen.DiefolgendenPorträtszeigendie Vielfalt der Freiwilligenarbeit im Sport auf. SiebenBeispiele,vondenenjedesfürsichtypischist.Unddochvielmehralsnur«durchschnittlich».

Seit 30 Jahren ist freiwilliges Enga ­ge ment ein Teil meines Lebens. Ange fangen habe ich während der Berufs lehre in der «Pfadi». Damit ich genügend Zeit dafür hatte, arbeitete ich extra nur Teilzeit. Heute bin ich Präsident zweier Vereine und sportli­cher Leiter im Klettern.

Im Schnitt beanspruchen mich meine freiwilligen Tätigkeiten wie ein 20­Prozent­Job. Obwohl ich freischaf fender Sozialpädagoge

bin, ist das nicht immer einfach. Aber mich motiviert es immer wieder von Neuem, Menschen das Klettern zu ermöglichen und die Wege dieser beiden Vereine mitzuprägen.

Natürlich ist auch meine Motivation Schwankungen unter­worfen. Mein Erfolgsgeheimnis, um die Freude nicht zu verlieren? Man muss bereit sein, auch einmal Aufgaben abzugeben. Und

man muss aufpassen, nicht dem immer gleichen Trott zu verfallen. Deshalb probiere ich oft Neues aus und suche mir innerhalb meiner Freiwilligenarbeit neue Herausforderungen und Aufgaben­bereiche. Das hält mich auf Trab.

Zudem sollte sich niemand zu schade sein, Hilfe zu suchen. In der heutigen Zeit ist freiwilliges Engagement unglaublich anforderungsreich. Da kann jeder einmal auf Probleme stossen. Persönlich habe ich bei Fragen oder in schwierigen Situationen Hilfe bei anderen Klubmitgliedern gefunden. Hilfreiche und praktische Lösungen liefern auch die Ausbildungsangebote des ZKS Zürcher Kantonalverbands für Sport.

Leider fehlt heute vielen der Mut für ein freiwilliges Engage­ment: Man traut sich zu wenig zu, dabei lernt man bei jeder neuen Aufgabe etwas anderes hinzu. Ich habe das zum Beispiel bei der Führung von Sitzungen oder der Buchhaltung erfahren. Gerade die Form eines Vereins liess und lässt mir Freiheiten zu lernen und zu wachsen, wie ich sie in einem gewinnorientierten Unternehmen nicht hätte.

«VIElEn FEhlt DEr Mut Für EIn FrEIWIllIGES EnGaGEMEnt»Stephan Meier (44), Präsi dent und touren leiter SaC Sektion rinsberg, alpenclub Zürich unterland, und SaC regionalzentrum Sportklettern Ostschweiz

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Freiwilligenarbeit hat viele Gesichter

«Zu SPItZEnZEItEn MuSS allES anDErE hIntEn anStEhEn»Judith thoma (35), Sponsoring-Verantwortliche für das Voltige-turnier rüti

Das Voltigeturnier findet einmal jährlich in Rüti statt. Damit es statt­finden kann und alles optimal abläuft, braucht es im Vorfeld viel Organisation und natürlich auch Sponsoren.

Als Ehefrau des Kassiers bin ich in den Job der Sponsoren­Ver ant ­wortlichen hi nein ge rutscht. Aber ich über nehme diese Verantwortung gerne und unterstütze junge Menschen, erleichtere ihnen die Organisation und weise ihnen den Weg. Ich kenne es

in meinem Beruf als Software entwicklerin sowie als Hausfrau und Mutter nicht anders. Die Sponsorensuche ist aufwändig. Zu Spitzenzeiten, kurz vor dem Turnier, steht alles andere – auch die Familie, die Kinder – hinten an.

Ich schätze, ich habe mit den Unterlagen bei rund 80 Leuten an die Tür geklopft. Da legt man sich ein dickes Fell zu. Ich erlebe aber viele schöne Begegnungen, lerne den Umgang mit den verschie­densten Menschen und kann besser einschätzen, wie man auf andere wirkt. Der Aufwand hat sich 2010 gelohnt. Wir haben unsere Budget­Er­wartungen leicht über troffen, das Turnier war ein voller Erfolg. Trotzdem überlegen wir uns, im nächsten Jahr die Spon­sorensuche anders zu gestal­ten: Mehr auf «Naturalien» ausgerichtet – es ist schwierig, die Leute für eine finanzielle Unterstützung zu begeistern.

«allES EInE FraGE DEr OrGanISatIOn unD PrIOrItätEn»roland ammann (49), trainer FC Ellikon/Marthalen

Schon mein Leben lang hat mich der Fussball begleitet. Mit sieben Jahren habe ich mit dem Spielen begonnen, mit 18 Jahren wurde ich Trainer. Ich habe grosse Freude am Arbeiten mit den Kindern und lerne immer wieder Neues über den Umgang mit ihnen dazu. Eine schöne Begleiterscheinung ist, dass ich durch den regelmässigen Kontakt mit den Kids das Gefühl habe, selber auch etwas jünger zu bleiben. Ich war schon von zwei meiner drei

Söhne Trainer. Das hat wunderbar funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich, stellt doch das Trainieren der eigenen Kinder immer eine spezielle Herausforderung dar, schliesslich will man sie nicht bevorteilen, aber auch nicht benachteiligen; eine stetige Gratwanderung ist da garantiert.

Trotz aller positiven Eigenschaften, die dieses Hobby mit sich bringt, habe ich in all den Jahren auch schon zweimal eine Pause eingelegt, weil mir das Pensum neben dem Beruf zu viel wurde. Auch jetzt gibt es immer wieder Momente, in denen ich als Eigentümer einer Baufirma wegen meiner freiwilligen Tätig­keit zeitlich etwas unter Druck gerate, aber es geht schon. Alles ist eine Frage der Organisation und der Prioritäten.

Auch für die Weiterbildung nehme ich mir die nötige Zeit und besuche zum Beispiel die J+S­Kurse. Ich finde diese Kurse sehr gut und meist werden sie von Top­Leuten geführt, wie in unserem Fall von ehemaligen Nationalliga­A­Fussballern. Im Weiteren kaufe ich mir auch mal ein Buch oder eine CD mit Weiterbildungsinhal ten. So etwa zum Thema Laufschule. Das kann sicher nicht schaden, sind die Fussballer ja nicht gerade für ihre filigrane Lauftechnik bekannt.

Etwas schade finde ich, dass ich hie und da das Gefühl habe, dass wir im Verein manchmal etwas wenig Unterstützung von aussen erhalten. Es gibt selten Feedbacks, auch wenn der Druck hoch ist und wir viel leisten müssen. Aber das Positive am frei willigen Engagement überwiegt eindeutig. Das Zusammen­arbeiten mit all den verschiedenartigen Kindern macht grossen Spass. Und wenn wir dann sogar noch Erfolge feiern können, ist die Freude doppelt gross.

«hIE unD Da EInE klEInE GEStE WürDE ZuSätZlICh MOtIVIErEn»Sabine Wyss (19), trainerin und leiterin der Mädchenriege beim tV ried

Vor drei Jahren habe ich als Hilfslei­terin in der Mädchenriege mit meinem freiwilligen Engagement begonnen. Vor einem Jahr habe ich dann den J+S­ Sportkurs besucht und leite jetzt zusätzlich selber eine Mädchengruppe. Alles in allem bewältige ich ein unge­fähres Wochenpensum von fünf Stunden. Zusätzlich kommen noch Wettkämpfe, Turnerreisen und Sit­

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Freiwilligenarbeit hat viele Gesichter

zungen dazu. Je nach Phase kann das Pensum enorm variieren. Zum Beispiel nimmt der Auf wand vor der jährlichen Abendunter­haltung um ein Vielfaches zu, da wir dann viel vorbereiten und unsere Num mern einstudieren müssen.

Ich selber turne seit der ersten Klasse aktiv. In das Amt und die Aufgabe als Trainerin bin ich reingerutscht. Zu Beginn meiner Karriere als Trainerin war ich rückblickend vielleicht fast noch etwas zu jung bzw. der Altersabstand zu meinen Turne­rinnen zu klein. Ich finde es wichtig, dass ein Trainer eine Vorbild­funktion übernimmt. Er trägt eine grosse Verantwortung und sollte diese ernst nehmen und alles daran setzen, den Sportle­rinnen und Sportlern möglichst viel mit auf den Weg zu geben und sie zu motivieren.

Ich empfinde meine freiwillige Tätigkeit als sehr bereichernd, gewinne an Geduld und Gelassenheit und habe auch viel über Rücksichtnahme zu meinen Mitmenschen gelernt. Mein Hobby ist ein optimaler Ausgleich zum Büroberuf und ich freue mich immer voller Motivation auf die Trainings. Es ist zentral, dass man sein freiwilliges Engagement mit Herz und Seele ausübt; sonst lässt man es besser gleich ganz bleiben.

Ganz toll finde ich, wie wir uns innerhalb unseres sehr guten Leiterteams unterstützen; das ist wichtig, um vom jeweils ande­ren zu lernen und sich so gegenseitig weiterzubringen. Etwas mehr Unterstützung würde ich mir manchmal auf Verbands­ebene wünschen. Ich habe dann und wann das Gefühl, dass wir als kleiner Turnverein nicht die gleiche Unterstützung erhalten

wie grössere Vereine; das ist sehr schade. Ebenfalls meine ich zu spüren, dass von uns freiwillig Engagierten immer mehr verlangt, uns aber wenig Dank und Wertschätzung entgegenge­bracht wird. Hie und da mal eine kleine Geste würde sicherlich zusätzlich motivieren.

«DIE VErEInE SInD EInE SEhr WIChtIGE StütZE Für unSErE GESEllSChaFt»romy anderegg (30), Präsidentin Volleyball Club VIVaX, Winterthur

Angefangen hat mein freiwilliges Engagement wie bei so vielen als «Pfadi»­Leiterin. Nebenbei habe ich schon damals Volleyball gespielt. Mit meinem Umzug nach Winterthur begann mein Wirken als Junioren­trainerin bei VIVAX, das ich fünf Jahre lang ausübte. Nach Studienende merkte ich aber, dass mir die zeit­liche Investition mit den Trainings und Spielen zu hoch wurde. So folgte mein Wechsel ins Präsidium. Dieses

ist besser planbar und bringt weniger Zeitaufwand mit sich. Aktuell leiste ich ein Wochenpensum von ein bis zwei Stunden, wobei der Aufwand während des Jahres stark schwankt. Mein Mann ist als Kassier in einem anderen Verein freiwillig tätig und das gegenseitige Verständnis für unser Hobby erleichtert die Sache enorm.

Die Vereinsarbeit finde ich sehr bereichernd. Verschiedenste Menschen kom men zusammen, um einer gemeinsamen Leiden­schaft nach zugehen. Vereine sind eine wichtige Stütze für unsere Gesellschaft und bieten einen Platz für Begegnungen und Integration. Oft wird unterschätzt, wie wichtig ein freiwilliges Engagement für die eigene soziale Kompetenz oder die beruf­liche Karriere sein kann. So wird durch die Arbeit im Verein mein Horizont erweitert und ich werde entscheidungsfreudiger. In meinem Beruf in der Personalberatung sehe ich täglich, wie posi­tiv sich ein frei williges Engagement in einem Lebenslauf macht. Der Kandidat erscheint sofort in einem interessanteren Licht, bringt er doch Stärken wie einen ausgeprägten Teamfokus und die Bereitschaft, auch mal mehr zu leisten als das Pflichtenheft verlangt, mit sich.

Als Präsidentin ist Networking und Präsenz bei den verschie­denen Mannschaften zentral, so lerne ich in diesen Bereichen stetig dazu. Um auch sonst am Ball zu bleiben, tausche ich mich regelmässig mit meinen Vereinskollegen aus, stöbere im Inter net nach neuen Trends und besuche alle zwei Jahre J+S­Kurse, die auf sehr hohem Niveau geführt werden und für mich unverzicht bar sind. Es ist toll, wie viel diesbezüglich in der Schweiz unternom­men wird. Etwas weniger rosig sieht es mit der Hallensituation aus. Würde man zusätzliche Infrastrukturen schaffen, könnten noch mehr Kinder und Jugendliche in Vereine aufgenommen werden. Im Grossen und Ganzen bin ich aber sehr zufrieden mit meinem freiwilligen Engagement.

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«DIE kInDEr SInD FIttEr unD auFnahMEFähIGEr»Giovanni Schärer (55), Präsi dent Schulsportclub niederhasli, Juniorentrainer FC Dielsdorf

Meine freiwillige Tätigkeit hat sich aus meinem Beruf als Primarschul­lehrer in Niederhasli ergeben. Das Ziel meiner zahlreichen Engagements ist die Förderung von Kindern. Und das im ganz heitlichen Sinne: Dazu gehören nicht nur der Sport und der Spass an der Bewegung und am Spiel, sondern auch ein Bewusstsein für gesunde Ernährung sowie die Förderung des Lernverhaltens und der Aufnahme­fähigkeit der Kinder.

Über Mittag bieten wir vom Schulsportclub Niederhasli aus serschulische Allround­Sportkurse für Fünf­ bis Zehnjährige an. Wir sind alles freiwillig engagierte Lehrer und gestalten ein abwechslungsreiches

Turnprogramm. So ist für jede und jeden etwas dabei. Da die Kurse jeweils über Mittag in der Schule stattfinden, essen wir auch gemeinsam mit den Kindern. Das Angebot ist sehr beliebt und erfolgreich. Die Kinder sind dank dieser Turnstunden fitter, ausgeglichener und im Unterricht auf nahmefähiger. Leider müssen wir auch gewisse Einschränkun gen machen: Jedes Kind kann sich nur einmal in der Woche für einen Kurs eintragen, da wir ansonsten pro Kurs zu viele Kinder betreuen müssten.

Ich bilde mich laufend weiter und bleibe motiviert, weil ich die Freude der Kinder, aber auch den Nutzen für sie und uns als Lehrer sehe. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, besuche ich diverse Weiterbildungskurse, zum Beispiel alle zwei Jahre die Lehrgänge für den J+S­Leiterausweis, aber auch Refe­rate über Sport, Bewegung und richtige Ernährung.

«ICh habE DaS GEFühl, EInIGES bEWEGEn Zu könnEn»Monica tanner (40), aktuarin Freie radler Stäfa (kunstrad, radball, Einrad)

Der Hallenradsport ist fester Bestand­teil meiner Familie, schon meine Eltern haben ihn ausgeübt. Ich selber habe diesen Sport auch 20 Jahre lang aktiv betrieben. Als wir nach Stäfa gezogen sind, war ich froh, dass es auch hier einen Radsport­Verein gab. Ich wollte gerne mein Know­how weitergeben. So wurde ich Aktuarin im Verein und habe früher auch vier Stunden wö­chent lich Training gegeben.

Der Aufwand, den ich für den Verein leiste, ist nicht riesig und dennoch habe ich das Gefühl, einiges bewegen zu können. Ich helfe gerne der Jugend und leiste meinen Beitrag, um die Kinder von der Strasse wegzuholen und zu beschäftigen. Jeder sollte für sich selber entscheiden, ob für ihn ein freiwilliges Engagement in Frage kommt und er sich dem gewachsen fühlt. Ich meine aber, dass man automatisch in eine solche Tätigkeit hineinwächst. Das Schwierigste ist, wie so oft, der erste Schritt und den Mut aufzubringen, sich für ein freiwilliges Engagement zu entscheiden. Ich gebe mein Bestes, dass der Verein weiterexistieren kann. Mein Mann ist im selben Verein freiwillig tätig; dies macht unsere Freizeitbeschäftigung für beide nachvoll­ziehbarer.

Es ist toll, dass ich dank meiner Tätig keit so viel über Kinder lernen kann. Alle sind verschie­den, allen muss man individuell begegnen, um sie zu erreichen. Insbesondere die J+S­ Kurse helfen mir, auch auf der theoretischen Ebene auf dem neuesten Wissensstand zu blei­ben. Zum Beispiel in Sachen Ernährung, da kann ich auch privat vom Wissen profitieren.

Ich finde es schön zu sehen, wie die Vereine in Stäfa unterstützt werden. Oftmals spüren wir eine Wertschätzung, die wieder neu motiviert und einen antreibt. Etwas weniger motivierend ist das geringe Interesse der Bevöl ke­rung an unserem Sport. Selten kommen viele Zuschauer an un sere Wettkämpfe; das ist bisweilen etwas trostlos. Da wünschte ich mir manchmal, dass etwas mehr unternommen wird, um der All gemeinheit unseren Sport etwas zugänglicher zu machen. Trotzdem bereitet mir mein Engagement grossen Spass und ich freue mich auf die künftigen Herausforderungen und Bereiche­rungen, die mein Hobby mit sich bringt.

Freiwilligenarbeit hat viele Gesichter

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Gesellschaftliches Phänomen

Ein elementarer bestandteil unserer alltagskultur

«Der Sport ist das Erbe aller Men schen. Nichts kann sein Fehlen ersetzen.»PierredeCoubertin,1863 –1937,GründerdesInternationalenOlympischenKomitees(IOK)

Im Laufe der Jahrzehnte hat SportindermodernenGesellschaftimmermehranBedeutunggewonnen.ZumeinenistderSpitzensportmedialom-nipräsent. Zum anderen bilden der

Breiten-undderFreizeitsporteinwich-tigesFundamentfürunserZusammen-leben.WeltweitundquerdurchalleBevölkerungsschichten ist Sport zueinem elementaren Bestandteil derAlltagskultur geworden. MenschentreibenüberallaufderWeltaktivSportoderkonsumierenihnpassivalsZu-schauer,weilsieFreudeamSpiel,ander Bewegung und amWettbewerbhabenoderweilsiedurchdenSport

Kontaktezuanderen,gleichgesinntenMenschen undAblenkungvonSor-gen finden.Dank der «WeltspracheSport»werdenMenschenüberalters-bedingte,geographische,kulturelle,ethnische, traditionelle und sozialeGrenzenhinausverbunden.DennSporttransportiertpositiveEmotionenundBegeisterung für eine gemeinsameSache und damit Identifikation undVerbundenheit.

Die gesellschaftliche Bedeutung des Sports hat in den letzten Jahren zugenommen und wird weiter steigen. Noch mehr als früher gibt er zentrale gesundheits­, sozial­ und wirtschaftspolitische Impulse.

Sport verbindet: Die Bedeutung des Jugend­ und des Breitensports kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt werden.

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Freiwilliges Engagement im Sport – 11

Gesellschaftliches Phänomen

EmotionenundVerbundenheitDiegesellschaftlicheBedeutungvorallem des Jugend- und des Breiten-sports kanndabei nicht hochgenugeingeschätztwerden.DennSportistein geistiger und körperlicher Ge-samteinsatz, gekennzeichnet durchFreiwilligkeit und EigenmotivationsowiedurchKönnen,KonsequenzundGeschicklichkeitbeiderAusführung.SportlebtvonAktivität,Mitmachen,derVerfolgungpersönlicherZieleunddemAusloteneigenerGrenzen;indi-viduell,aberauchimTeam.Sogese-hen, ist er eineLebensschule, denneswerdenauchgrundlegendeWertedesMiteinandersvermittelt.

Über die Jahre hinweg hat sichder Sport verändert. Langewar er anmaterialistischeMerkmalewieDiszi-plin,LeistungoderWillensstärkege-koppelt.Heutesindespostmaterialisti-scheWertewieSelbstverwirklichung,Erlebnis, Persönlichkeitsentwicklung,Freiheit, Abenteuer, Lebensgenuss,Spass, Unterhaltung usw., die denSportprägenunddessenInhalteundAusstrahlungbestimmen.

Das zeigt sich auch darin, wieSportwahrgenommenundwieüber

ihn berichtet wird. Wie hoch zumBeispiel die gesellschaftlicheAkzep-tanzundWirkungeineserfolgreichenSportlersist,beweisendieunzähligenmassenmedial inszeniertenAuszeich-nungenundAwards,mitdenenAth-letinnenundAthletenaufderganzenWeltausgezeichnetwerden.

SportkannfreilichnichtallePro-blemelösenoderdafürverantwortlichgemacht werden. Gewaltausschrei-tungen imUmfeld vonSportveran-staltungenoderdievielenSportver-letzungen zeigen, wie komplex undambivalentSportheute ist.Erbein-haltetauchschlagzeilenträchtigeThe-menwieDoping,Korruptionoderan-dereManipulationen,dieihmschaden.

SportlichAktivelebenlängerVor allem aber hat er positiveWir-kungen:SportträgtzentralzumBe-wegungsverhalten,zurFitnesssowiezurgesundenLebensführungundsinn-vollenFreizeitgestaltungderMenschenbei. Laut derWeltgesundheitsorgani-sationWHOstelltungenügendekör-perlicheAktivitätfürdieGesundheitvon industrialisiertenGesellschafteneinesdergrösstenProblemedar. In

derSchweizverursachtBewegungs-mangelgemässSchätzungenjährlicheGesundheitskostenvon2,4MilliardenFranken.

Dabei benötigt man nur wenigAufwand, umGesundheit,Wohlbe-finden,LebensqualitätundLeistungs-fähigkeitzuverbessern.30MinutenkörperlicheAktivitätproTagreichenbeiErwachsenenaus.Miteinemge-zieltenTrainingvonAusdauer,KraftundBeweglichkeitkanneinriesigerzusätzlicher Nutzen erzielt werden:So reduziert sich dank sportlicherAktivitätdasRisikofürÜbergewicht,Rückenschmerzen,Bluthochdruckso-wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen,DiabetesTyp2,Knochenschwund(Os-teoporose), Darm- und Brustkrebsnachweislich.SportundBewegungver-helfenimWeiterenzurErhöhungderStresstoleranz,wirkenantidepressivundhellendieStimmungauf.Sport-lichaktiveMenschenlebenlängerundsindimAltermobiler,autonomerundwenigerpflegebedürftig.

Nicht zu unterschätzen ist zu-demder sozialeNutzendesSports.Sichzubewegen,dabeiMenschenzubegegnenundmit ihnen regelmässig

Die hohe Standortqualität der Stadt und des Kantons Zürich ist unbestritten. In der internationalen Lebensqualitäts­Stu­die der Unternehmensberatung Mercer wird regelmässig ein Top­3­Platz erreicht. Neben Kriterien wie politische Stabilität, tiefe Kriminalität, gute Gesundheitsver­sorgung, Umweltschutz, Wohnsituation, Verkehrsanbindung oder Schulsystem sind dafür auch Parameter wie Naturnähe, Frei­zeitangebot, Unterhaltung, Kultur und Sport ausschlaggebend. Letzterer wird im ganzen Kanton Zürich durch ein über­durchschnittliches Angebot an Sport­möglichkeiten, eine dank 1700 Sport­stätten hervorragende Infrastruktur, die meisten regelmässig wiederkehrenden Sportveranstaltungen (35 000) wie auch periodisch stattfindende bedeutende in­ter nationale Grossanlässe geprägt.

Die wichtigsten Sportanbieter sind die im ZKS Zürcher Kantonalverband für

Sport vereinten 2400 Sportvereine, die 288 000 Mitgliedern oder einem Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton Zürich die Möglichkeit geben, ihren Lieb­lingssport auszuüben. Mehr Personen als im schweizerischen Durchschnitt besu­chen im Kanton Zürich zudem regelmässig ein Fitnesscenter.

Es gibt kaum eine Sportart, die man im Kanton Zürich nicht ausüben kann. Fast für jede Sparte gibt es Vereine. Die Gemeinden, die Städte und der Kanton bieten zudem ein dichtes Netz an Velo­ und Wanderwegen, Vita­Parcours und Lauf strecken, verschiedene See­, Fluss­ und Frei­ bzw. Hallenbäder sowie zahlrei­che Turn­ und Sporthallen, Fussball­ und Tennisplätze an. Auch sind die nächstge­legenen Wintersportgebiete nur ein bis zwei Autostunden entfernt. Dieses «Eldo­rado» an Sportmöglichkeiten ergibt in Verbindung mit der gesellschaftlichen und

wirtschaftlichen Bedeutung sowie der ho­hen Standortqualität des Kantons Zürich eine attraktive Sport­Plattform, die im gesamtschweizerischen Vergleich einma­lig ist und Akzente setzt.

Damit die Bevölkerung die vielschich­tigen Leistungen künftig noch besser nut­zen und die positiven Effekte von Bewe­gung und Sport besser nachvollziehen kann, schaffen die für die Organisation des Sports zuständige Fachstelle Sport des Kantons Zürich und der ZKS eine ge­meinsame Plattform. Unter dem Motto «Sportkanton Zürich – wir bewegen» wer­den fortan die Angebote der beiden eigen­ständigen Stellen besser vernetzt, breiter kommuniziert und für die Bevölkerung ein­facher zugänglich gemacht. Durch diese Zusammenarbeit können die Stärken des Sports im Kanton Zürich noch besser zur Geltung gebracht und von der Zürcher Be­völkerung besser genutzt werden.

Sport im kanton Zürich – ein Eldorado an Möglichkeiten, das akzente setzt

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12 – Freiwilliges Engagement im Sport

Gesellschaftliches Phänomen

oder punktuell etwas zu unterneh-men, istwichtig für denAufbau undErhaltsozialerBeziehungen.ImWei-terenistderSporteinwichtigerWirt-

schaftszweig.Allein inderSchweizgeneriert er einen Umsatz von 15MilliardenFrankenundeineBrutto-wertschöpfung von acht Milliarden

Franken. Ökonomisch ist er damitbedeutender als beispielsweise dieLand- und Forstwirtschaft. Mit80 300 Vollzeitbeschäftigten bietetder Sport ausserdemmehr Arbeits-plätzealsdiePharma-undChemie-industrie oder die Uhrenindustrie.VieleOrteundRegionenkönnendenSportausserdemalsfürsiewichtigeImage- undWerbeplattformen oderalsErlebnisweltnutzen.

WertedesSportsindieWelttragenInsgesamthabendiegesellschaftlicheRelevanzdesGesamtpakets«Sport»,aberauchdiedarangekoppeltenEf-fektewieIntegrationskraft,pädagogi-scheWirkung,Kommunikationspo-tenzial,VermittlungvonWertenoderFertigkeiten immermehr an Bedeu-tunggewonnen.

KofiAnnan,derfrühereGeneral-sekretärderVereintenNationen,brach-tediesinmehrerenRedenwährenddesUNO-JahrsdesSports2005eindrück-lichaufdenPunkt:«ImSportlerneichzugewinnen,ohneüberheblichzuwerden»,sagteer.«Ichlerneverlieren,ohnedassdieWeltuntergeht.IchlernedenGegnerzurespektieren.IchlerneRegelnundFairness,ToleranzundSo-lidarität.Und ich lerne,Disziplin zuakzeptieren. JedesKind lernt, Fehlerzumachen.NurimSportistdasmög-lich,ohnedassesKonsequenzenfürdasberuflicheLebenhat.DieseSchu-lemussverstärktnochindieWelthin-ausgetragenwerden.»OderwieesderUNO-SonderbotschafterfürSport,altBundesrat Adolf Ogi, einmal ausge-drückthat:«SporthateineungeheureWirkung.Unddasmussnochmehrbeachtetwerden–vonderPolitik,vonderWirtschaft,vonderWissenschaft,vonderReligion,vonderganzenGe-sellschaftundauchvomSportselber.»

Wo leisten Sie freiwilliges Engage-ment im Sport und wie viel Zeit inves-tieren Sie? Gleich nach meiner Aktivzeit engagier­te ich mich im Ski­club ZüriLeu aktiv

und leitete Trainings und Lager. Jetzt bin ich «nur» noch als Beisitzer im Vorstand. Auch im Zürcher Skiverband bin ich Vor­standsmitglied. Auf nationaler Ebene bin ich Präsident von Swiss­Ski; nicht ganz ehrenamtlich, sondern erhalte – wie im Milizsystem üblich – eine Spesenentschä­digung. Ausserhalb des Skisports enga­giere ich mich für die Laureus Foundation Schweiz als Präsident des Stiftungsrates. Wir versuchen, über Sport benachteiligten Kindern Freude zu vermitteln und schöne Erlebnisse zu ermöglichen.

Weshalb engagieren Sie sich freiwillig? Es klingt zwar abgedroschen, weil viele ehemalige Athleten dasselbe sagen: Aber ich möchte dem Sport etwas zurückge­ben. Sport war zwischen 18 und 28 Jahren mein Beruf, er erfüllte meine Träume und verhalf mir zu finanzieller Unabhängig­keit. Ich habe damals das Verbandswesen häufig kritisiert. Jetzt möchte ich zeigen, dass man diese Aufgaben zu Gunsten der Athleten besser machen kann.

Gibt es ein prägendes Erlebnis? Davon gibt es viele. Herausstreichen möchte ich aber einen von Laureus orga­nisierten Tag, an dem wir mit blinden Ju­gendlichen in einem Klettergarten klet­terten und von ihnen geführt wurden. Es war beeindruckend, mit welcher Feinfüh­ligkeit, mit welcher Wahrnehmung für die Umwelt sie dies machten. Ein öffnendes, ein unvergessliches Erlebnis für mich.

Urs Lehmann (42), Präsident Swiss­Ski, CEO Similasan, Abfahrtsweltmeister 1993

«Sport erfüllte mir träume, ich will etwas zurückgeben»

Frag-würdig

Es geht um mehr als nur um Sieg oder Niederlage: Sport als Lebensschule.

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Freiwilliges Engagement im Sport – 13

Veranstaltungen und Volunteers

«kompetente Freiwillige tragen viel zum Image einer Veranstaltung bei»

UrsRyffel,derGreifenseelauffindet2011bereitszum32.Malstatt.Wo­rinliegtdasErfolgsgeheimnisderVeranstaltung?Urs Ryffel: Verschiedene Faktorenspielen zusammen.Mit derDurch-führungderHalbmarathon-WM1998haben wir ein Zeichen gesetzt, vondessenAusstrahlungderAnlassheutenochprofitiert.WirhabenauchunserAngebotdenBedürfnissenangepasstundzumBeispieldieKategorienstän-dig erweitert. Zudem verfügen wirübereineattraktiveStrecke.FürvieleisteseingrosserAnreiz,rundumei-nenSee laufenzukönnen.ZuguterLetztwirddieOrganisationvonallenSeitengelobt.Damit die Organisation für dierund15 000Teilnehmendenausge­zeichnetfunktioniert,brauchtauchderGreifenseelaufFreiwillige.WievielestehenimEinsatz?

Rund 1000 Personen. Inklusive derMitgliederdesOrganisationskomitees,dieebenfallsehrenamtlicharbeiten.

1000PersonenisteineunglaublicheZahlfüreineeintägigeVeranstal­tung.Wowerdensieeingesetzt?AmmeistenHelferbenötigenwirvordemStart desAnlasses beimStre-ckenbauundanschliessendwährenddemLaufbeiderStreckensicherung.Allein200PersonensindaberauchimVerpflegungssektorimEinsatz.

UmdieEinsätzesovielerFreiwil­liger zu koordinieren, braucht esselbstschonwiedereineStabsstelle.Nein.WirhabenschlankeStrukturenundprofitierenvondergutenZusam-menarbeit innerhalb des OKs. BeiderRessortleiterinPersonal,BarbaraGüntensperger,laufendieFädenzu-sammen.DieübrigenOK-Mitgliedergeben ihr den jeweiligenBedarf der

Ressortsan.SiekoordiniertdieEin-sätzederFreiwilligenundteiltsieih-ren Fähigkeiten und unserenBedürf-nissenentsprechendamrichtigenOrtein.EsistzumBeispielwichtig,dassam Informationsstand eine PersonausderRegionsitzt,diedenFragen-denauchvernünftigAuskunftgebenkann.KompetenteFreiwilligesindsehrwichtig.Sie tragenviel zum ImagederVeranstaltungbei.

SuchenSiedementsprechendgezieltkompetenteFreiwillige?Nicht direkt.Wir haben weder diezeitlichennochpersonellenMöglich-keiten, um die nötigenAuswahlver-fahrendurchzuführen.AberdieFrei-willigenwerdennachihrenInteressenundWünscheneingesetzt.Soversu-chenwirzuverhindern,dassjemandamfalschenPlatzsitzt.

Der Greifenseelauf gehört zu den grössten Volksläufen in der Schweiz. Urs Ryffel, Präsident des Organisationskomitees, über den Einsatz Freiwilliger, ihre Rekrutierung und Zukunftsszenarien.

1000 Freiwillige ermöglichen den Greifenseelauf. Allein 200 Personen stehen jeweils an den Verpflegungsposten im Einsatz.

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14 – Freiwilliges Engagement im Sport

Veranstaltungen und Volunteers

Was passiert, wenn während derVeranstaltungkurzfristigProblemeentstehen?Dannkönnenwir schnell reagieren.AlleOK-Verantwortlichen sind perFunkmiteinanderverbunden.BeiPro-blemenmitFreiwilligengibteseineMeldunganBarbaraGüntensperger,dieeineLösungzufindenversucht.

VielerortswirdeinRückgangdesfreiwilligenEngagementsbeklagt.WieschwerfälltesIhrerVeranstal­tung,Freiwilligezufinden?Es war sicher schon einfacher. Vorallem jüngere Leute zu finden, istschwierig. Ichdenke allerdings, derGreifenseelauf steht nicht alleinemitdiesemProblemda.DasisteineZeit-erscheinung.JungeMenschentunsichvielleicht schwerer, neben all denanderenBelastungen ihre freie Zeitzuopfern.

Wennesnichtmehrsoeinfachist:Wie bringen Sie denn 1000 Frei­willigezusammen?Wir haben den Vorteil, dass derGreifenseelauf nach 31 Jahren aufeine Tradition zurückblicken kann.Daszeigtsichauchbeidenfreiwilli-genHelfern.WirhabeneinenStamman Personen und Vereinen, die unsunterstützen.Sogibtesimmerwie-derprivateHelfer,diezumBeispielwegeneinerVerletzungnichtstartenkönnen, aber als Freiwillige trotz-demamLaufdabeiseinwollen.

Inwiefern profitieren Sie von denVereinen?WirhabeneineVereinbarung,dasswir für jeden Freiwilligen, den einVerein stellt, einen kleinen BeitragindieVereinskassezahlen.Dasmachtes für dieKlubs zusätzlich interes-sant, uns zu unterstützen. Und fürdieFreiwilligenlohntessichdoppelt:Sie engagieren sich an einem tollenEvent und unterstützen gleichzeitigihrenVerein.

DasmachtdenAnlassfürVereineausderganzenSchweizattraktiv.Nein. Unsere Freiwilligen kommenfast ausschliesslich aus der RegionumdenGreifensee.Wirkönnendasauch ein wenig steuern. Es wäre jaeinökologischerUnsinn,wennzumBeispiel aus Bern ganze Cars vonHelfernherfahrenwürden.

HatdasOKauchimLaufdesJahresKontakt zu denFreiwilligen odererstimVorfeldderVeranstaltung?WeilwirdieFreiwilligenvorallemausdenortsansässigenVereinenrekrutie-ren,stehenwirmitderenVorstands-leuten auch während des Jahres inVerbindung.

Wohin wird sich die Situation beiden Freiwilligen bis 2019 entwi­ckeln,wennder40.Greifenseelaufausgetragenwird?Für unsere Veranstaltung blicke ichoptimistischindieZukunft.AberhiereineallgemeineVorhersageabgebenzuwollen,wäreKaffeesatzlesen.

Andersgefragt:WiesiehtdasSze­nariobeimGreifenseelaufaus,wenneinstarkerRückgangbeidenFrei­willigenzuverzeichnenist?Das ist immer wieder ein Thema.EineMöglichkeitwäre,diefinanzielleEntschädigungandieVereinezuer-höhen. Aber bei 1000 Freiwilligenkönnen Sie sich vorstellen,was dasheisst.Dasistfinanziellnichttrag-bar. Ausser wir erhöhen das Start-

geldstark.AberdaswürdewohlvondenTeilnehmendennichtgoutiertundhätteAuswirkungenaufdieAnzahlderStartenden.EinTeufelskreis.

MitwelchenKonsequenzen?DerVeranstaltunggehtesansEinge-machte.Dasheisst,derGreifensee-laufwärebedroht.

Wie wollen Sie dem Problem desfehlendenFreiwilligen­Nachwuch­sesbegegnen?Ganzallgemeinmussmanversuchen,JugendlichefürdenLaufsportzube-geistern.InderHoffnung,dasssiesichimAlterfreiwilligfürdieseSportartunddazugehörendeEventsengagie-ren.FürdenGreifenseelaufimSpe-ziellen istesausserdemwichtig,denaussergewöhnlichen Geist der Ver-anstaltungaufrechtzuerhalten.UndfreiwilligeArbeitsollmitSpassge-machtwerden.Daherberücksichtigenwir die individuellen Wünsche derHelfenden.DashabenwirinderVer-gangenheit gemacht und so könnenwirdieLeuteauchinZukunftmoti-vieren,unszuhelfen.

Oft wird die fehlendeWertschät­zungdesfreiwilligenEngagementsbemängelt.WiesagenSieIhrenFrei­willigenDanke?AufverschiedenenWegen.SieerhaltenzweiLeibchensowieeinLunchpaket.IndiesemPaket isteinDankesbriefandieFreiwilligen.Zudemsagenwirihnen imProgrammheftDanke. Ichdenke,dieVeranstaltersindsichderBedeutung der Freiwilligen sehr be-wusstunddankbar.Es sindeherdieTeilnehmenden,dievielesalsselbst-verständlichbetrachtenundsichnichtbewusstsind,wasdahintersteckt.AberauchdiesdürftedemZeitgeisteinerKonsumgesellschaftentsprechen.

OK­Präsident Urs Ryffel.

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Freiwilliges Engagement im Sport – 15

Veranstaltungen und Volunteers

Der Wunsch, teil des Ganzen zu sein

KeinGrossanlassfunktioniertohnefreiwilligeHelfer.ImSommer2008trugen5000Volunteersdazubei,dassdieFussball-EMzumunvergesslichenErfolgwurde.GenaudieHälfte anFreiwilligenbenötigendieTurnver-eineWädenswil,Richterswil,Horgen,Schönenberg und Samstagern, umEnde Juni/Anfang Juli in Wädens-wildas45.ZürcherKantonalturnfestdurchzuführen.LangehaperteesmitdenAnmeldungen.ImletztenHerbsthattensichgerademal500vondenbenötigten2500HelferinnenundHel-fernfür40 000zuleistendeArbeits-stundeneingeschrieben.«DenLeutenmachteesoffenbarMühe,sichsoweitimVorausaufeinDatumzufixierenundverpflichten»,vermutetderOK-VizepräsidentRolandFässler.

Fasteinkleines«Eidgenössisches»DochdiesistSchneevongestern.SeitEnde2010hatdasAnmeldungsproze-dereeineneueDynamikerhalten.Essei eine Freude, wie sich plötzlichganzeVereineeingeschriebenhätten,sagtFässler,derauchVereinspräsidentdesTVWädenswilist.«JenäherdasTurnfest kommt, desto mehr LeutemöchtenTeil davon sein», fügt er anundsprichtvonderidentifikationsstif-tendenSeitedesGrossevents,zudemrund 10 000 Turnerinnen und Turneraus 400Vereinen und 17 Kantonenerwartetwerden.GegenüberdemTurn-fest2005 inWiesendangen seidieseineSteigerungum15Prozent.«WirsindfasteinkleinesEidgenössischesunderwarteneintollesFest.Daswilljetztkeinerverpassen.»

Dieser Schwung vermag freilichnichtdarüberhinwegzutäuschen,dassesfürdieVereinewährenddesJahresnicht einfach ist, Freiwillige für an-fallendeAufgaben zufinden. Selbst

der TVWädenswil mit seinen 740Mitgliedern hat jeweilsMühe,Hel-fer fürdiePapiersammlungoderdenFasnachtsanlass zu rekrutieren. EsherrscheeinÜberangebotanverschie-denenFreizeitmöglichkeiten,erklärtFässlerundweistdaraufhin,dassesinder22 000-Einwohner-StadtWädens-wilallein60Sportvereinegibt.

DaderTVWädenswilimProjekt«Turnfest 2011» eine federführendeRollehat,wirdderEinsatzausdeneigenenReiheneinStückweitvorge-schrieben. «Wir erwarten von alleneinenMindesteinsatzvon15bis20Stunden»,stehtaufderWebsite–einEintrag,denFässlerrelativiert.Zwin-genkönnemanniemanden.

DieMehrzahlderHelferinnenundHelferamTurnfest istMitgliedeinesSportvereins.EsgibtjedochauchLeu-teausanderenVereinenwieetwaausMusikgesellschaften,dieamAnlassauftreten.GemässFässlerrechnetdasOKbeieinemVeranstaltungsbudgetvon2,8Mio.FrankenmiteinemGe-winn von 150 000 Franken. DieserwirdnacheinemVerteilschlüsselandieengagiertenVereineausbezahlt.

LogistischerParforceaktLogistischgesehen,istdieOrganisati-ondesHelferwesensaneinemGross-

anlasseinParforceakt. InWädenswilsteht denOrganisatoren das an derFussball-EM erprobte Datenerfas-sungs-Tool von Swiss Olympic zurVerfügung.DarinkönnendiefreiwilligEngagiertenunteranderemihreTalenteundPräferenzenangebenundwerdeninderFolgemöglichst ihrenNeigun-gen und Fähigkeiten entsprechendeingeteilt.ObWettkampfstättenbauen,Geräteaufstellen,Würstegrillenoderaufräumen:diePalettederArbeitenistbreit.JenachEinsatzgebietwirdeineAusbildungangeboten.VorallemLeute,dieinderFestwirtschaftarbei-ten,werdeninZusammenarbeitmitSuchtstellenbezüglichSuchtpräventionundBestimmungengeschult.

DieorganisatorischenArbeitenimVorfelddesAnlasseshatindenletztendreiJahrenein40-köpfigesehrenamt-lichesOrganisationskomiteegeleistet,wobeiachtLeutedasKernteambilden.RolandFässlergehörtdieserGruppean.InseineVerantwortungfallenBe-reichewieFestbetrieb,Unterhaltung,PersonaloderUmzug.Umdiesalleszu koordinieren, wendet der 42-Jäh-rigerund40StundenproWocheauf.FürdenSohndesfrüherenNational-mannschaftsturners Godi Fässler istdieser Einsatz schon fast familien-bedingtEhrensache.

Am 45. Zürcher Kantonalturnfest in Wädenswil braucht es 2500 freiwillige Helferinnen und Helfer.

Ein Grossevent wie das Kantonalturnfest stiftet Identifikation und Verbundenheit.

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16 – Freiwilliges Engagement im Sport

Der Kitt unseres Zusammenlebens

Eine Säule unserer Gesellschaft

«GeschätzteFreiwillige,unterschät-zen Sie Ihre zentrale Rolle für dieGesellschaftnicht–SiesindderKittdieserGesellschaft»,sagteJean-RenéGermanier am 4.Dezember 2010 inBern.DerNationalratspräsidentbrach-teesbeimnationalenStartschusszumEuropäischen Freiwilligenjahr 2011auf den Punkt: Der örtliche Kran-kenpflegeverein,diePfadfinder,dieTrachtengruppe,derFussballcluboderdieNaturschutzgruppeohneFreiwil-lige?Undenkbar.

InderSchweizgeniessenEigen-verantwortungundFreiwilligkeitnochstärkeralsinanderenLänderneinenhohengesellschaftlichenStellenwert.VielewichtigeAufgabenwerdenseitjeher nicht dem Staat überlassen,sondernvonderBevölkerungselberan die Hand genommen. Die über100 000Vereine,StiftungenundGe-nossenschaften von Genf bis ChurundBaselbisChiasso–dasheissteinVereinpro80Einwohner–,aberauchdas traditionelleMilizsystem inder

SchweizerPolitikzeugenvondieserGrundhaltung.

UnentgeltlichundbefristetDochwas ist überhaupt unter frei-willigemEngagementzuverstehen?Zumal oft auch von Freiwilligenar-beit,Volunteering,unbezahlterArbeitoderEhrenamtdieRedeist.GemässDefinitionstelltdasfreiwilligeEnga-gementeinengesellschaftlichenBei-traganMitmenschenundUmweltdar.Es wird aus freiem Willen, unent-

Ob auf globaler, nationaler oder regionaler Ebene – die Bedeutung des freiwilligen Engagements für die Gesellschaft ist immens. Dies gilt im Sport noch mehr als in anderen Bereichen.

Im Hintergrund und trotzdem unersetzlich: Freiwillige leisten im Kanton Zürich jedes Jahr 39 Millionen Arbeitsstunden.

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Freiwilliges Engagement im Sport – 17

geltlich und meist zeitlich befristetgeleistet. Dabei ergänzt es die be-zahlteArbeit,ohneinKonkurrenzzuihrzutreten.

Unterschiedenwird zwischen for-mellerundinformellerFreiwilligen-arbeit (sieheAbbildung1).Die for-melleTätigkeitfindet innerhalbeinerOrganisation,einerInstitution,einesHeimesodereinesVereinsstatt.DasEhrenamtbezeichnetdasunbezahlteEngagementeinerineinAmtgewähl-tenPerson,dienichtaufEntgeltunddirekte Gegenleistungen ausgerich-tetist(z.B.PräsidiumeinesVereins,Mitarbeit in der Schulkommission,VorstandsmitgliedeinesVerbandsodereinerStiftung).

Dagegen wird das informelleEngagement nicht institutionell or-ganisiert, sondern vor allem imFreundes- undNachbarschaftskreisgeleistet(z.B.Kinderbetreuung,Nach-barschaftshilfe oder UnterstützunghilfsbedürftigerBekannten).

Wertvon31MilliardenFrankenGemäss demBundesamt für Statis-tik (BfS) ist rund ein Viertel derSchweizerBevölkerungüber15Jah-ren (ca. 1,5Millionen) freiwillig ineinem Verein, einer Organisationoder Institution tätig – davon rund700 000 Menschen ehrenamtlich inVorständen.Männer(28%)engagie-ren sich stärker als Frauen (20%).Interessant auch:Das formelle frei-willigeEngagementfindetvorallemvordereigenenHaustürestatt.Über80ProzentengagierensichineinemVerein,einerOrganisationoderIns-titutioninihrerlokalenUmgebung.

DurchschnittlichwendendieFrei-willigen imMonat 28 Stunden auf,davon 13 Stunden für formelle und15 Stunden für informelle Freiwil-ligenarbeit.Dasergibteingeschätz-tes Gesamtvolumen von knapp 700MillionenStundenproJahrundent-spricht beinahe der Summe, die imGesundheits-undSozialwesengear-beitet wird (2006: 706 Mio. Stun-

den). DenWert der Freiwilligenar-beitfürdieSchweizschätztdasBfSauf31MilliardenFranken.

EindrücklicheZahlenliefertaucheineStudiederJohns-Hopkins-Uni-versitätausBaltimore(USA),dieinrund50LändernunderstmalsauchinderSchweizdurchgeführtwurde.IndieserStudiewirdunteranderemder Anteil des Freiwilligensektors andieVolkswirtschaftenerforscht.Frei-willigeleisteneinenBeitragvon400MilliardenUS-Dollar zurWeltwirt-schaft. Die Zahl der FreiwilligenentsprichtinVollzeitäquivalentenum-gerechnetweltweitrund140Millio-nenMenschen.Andersausgedrückt:WärendieFreiwilligeneineNation,stündensieinderListederbevölke-rungsreichsten Länder derWelt anneunter Stelle – noch vor RusslandoderDeutschland.

ZentraleRollederSportvereineDochzurückindieSchweiz.Betrach-tetmandenAnteilfreiwilligEnga-gierter in den verschiedenen Berei-chen, fällt auf, dass sichmit einemBevölkerungsanteilvongutzehnPro-zent ammeistenPersonen imSportengagieren (siehe Seite 18, Abbil-dung2).BeiFrauenfolgenanzweiterunddritterStellediesozial-karitati-venunddiekirchlichenOrganisatio-nen,beiMännernkulturelleVereineund Interessenvereinigungenwiebei-spielsweiseBerufsverbände.

Die hohe Beteiligung zeigt diezentrale Rolle der Sportvereine inderGesellschaftauf.Menschentrei-benSport,weilsieFreudeanderBe-wegungundamSpielhabenundweilsie durch ihn Kontakte zu anderenMenschen finden.DieSportvereinesind prädestiniert, diesen vielfältigenAnsprüchengerechtzuwerden.DieerziehendenundcharakterbildendenWerte,diedemMenschendurchdengutgeführtenSportvereinvermitteltwerden,sinddieGrundlagenunsererGesellschaftsordnung.DeshalbsinddieVereineeinederstärkstenStützenstaatsbürgerlicherErziehung.

Der Kitt unseres Zusammenlebens

Arbeit

bezahlt

Freiwilliges Engagement

formelles frei williges Engagement in Vereinen, Organisationen etc.

Ehrenamtliche Tätigkeit

unbezahlt

Haus­ und Familienarbeit

informelles freiwilliges Engagement in Nachbar­schaft etc.

Ausführende Tätigkeit

Quelle: Eigendarstellung in Anlehnung an Freiwilligen­Monitor 2010

abbildung 1: typen von freiwilligem Engagement

Page 18: Dossier Sportkanton Zürich 2011

18 – Freiwilliges Engagement im Sport

ImSportwerdennichtnurKörperundGeist, sondernauchdasMitei-nandergeübt.IneinemSportvereinkommunizieren Menschen nicht inRollenstrukturen,sonderninLoyalität,HilfsbereitschaftundKollegialität.EristeineideelleGemeinschaft,dieso-ziale Leistungen wie Jugendarbeit,IntegrationfremderKulturen,Volks-gesundheit oder Gemeinschaftsori-entierungerbringt.

InderSchweizgibtesrund22 600Sportvereinemit2,8MillionenMit-

gliedern,wovon2MillionenaktiveMitglieder sind. ImKanton Zürichsind imZKSZürcherKantonalver-band fürSport57Sportverbändemit2400Vereinenund288 000Mitglie-dernzusammengeschlossen.Dasheisst,fastjedervierteEinwohneristMit-glied in einem Sportverein. DieseVereinezeichnensichdurcheinviel-fältigesAngebotaus.ObwohlWett-kampfsport auf verschiedenstenNi-veausfüreineMehrzahlsehrwichtigist, sind die Angebote keineswegs

darauf beschränkt. Etwa die HälftederaktivenVereinssportlerinnenund-sportler im Kanton Zürich nimmtnichtanWettkämpfenteil.

Dass dasVereinsleben funktio-niert, liegt zum einen an den rund6400Mitarbeitenden,diebeieinemVereinübereineVoll-oderTeilzeit-anstellungverfügen.DiewichtigsteRessourceistaberdiefreiwilligeMit-arbeitderMitglieder.AusderJohns-Hopkins-Studie lässt sich ableiten,dassüber80ProzentderArbeitsleis-tungenimSchweizerSportvonFrei-willigengeleistetwerden.Kein zwei-terBereich–wederimMarktnochimöffentlichenSektoroderimDrittenSektor (Nonprofit-Sektor) – organi-siertsichsovorbildlichwiederSport.

Die rund 600 000 freiwilligTäti-genimSchweizerSportleistenjähr-lichüber75MillionenArbeitsstunden.Rund 350 000 Personen sind ehren-amtlichinSportvereinenengagiert.Sieentsprechenumgerechnet24 000VollzeitstellenundhabeneinenMarkt-wertvon2MilliardenFranken.Dasistdoppeltsoviel,wiedieöffentlicheHandjährlichindenSportinvestie-ren kann. ImKantonZürich leisten70 000VereinsmitgliederjährlichelfMillionenStundenfreiwilligeArbeitinSportvereinen.

Der Kitt unseres Zusammenlebens

abbildung 2: beteiligung formeller Freiwilligenarbeit in der Schweiz 2007 (In Prozent der Wohnbevölkerung)

Politische Parteien, Ämter

Öffentliche Dienste

Interessenvereinigungen

Kirchliche Institutionen

Sozial­karitative Organisationen

Kulturelle Vereine

Sportvereine

0.0 % 2.0 % 4.0 % 6.0 % 8.0 % 10.0 % 12.0 %

Frauen Männer

1.0 %2.3 %

1.3 %3.1 %

3.0 %

4.3 %2.7 %

4.4 %2.7 %

3.9 %5.8 %

5.0 %11.4 %

5.1 %

Quelle: Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE): Unbezahlte Arbeit 2007

Die Europäische Union proklamierte das Jahr 2011 als «Europäisches Jahr der Frei wil ligentätigkeit». Der Schweizer Bun­des rat ist sich der grossen volkswirt­schaftlichen Bedeutung des frei wil ligen Engagements bewusst und be grüsst deshalb die Initiative der EU, den Fokus der Öffentlichkeit auf diesen wichtigen Bereich zu lenken. Auf nationaler Ebene wurde unter dem Titel «Engagiert.Freiwil­lig. – Europäisches Freiwilligenjahr 2011» ein Projekt lanciert, dessen Drehscheibe das «forum freiwilligenarbeit.ch» ist. Der Startschuss erfolgte am 4. Dezem­ber 2010 im Rathaus Bern, geplant sind zwei weitere Veranstaltungen im 2011.

Im Kanton Zürich gründeten Vertre­terinnen und Vertreter verschiedener Orga nisationen den Verein «Europäisches

Frei willigenjahr 2011 im Kanton Zürich». Die Mitglieder stammen aus den Spar­ten Soziales, Kirche, Kultur, Umwelt und Sport. «Das themenübergreifende Gremi­um installiert eine einzigartige Plattform, die einen inspirierenden und nachhaltigen Austausch ermöglicht», erklärt Arnold Müller, Vorstandsmitglied des Vereins und Geschäftsführer des Zürcher Kantonal­verbands für Sport. Der ZKS ist eines der sechs Gründungsmitglieder des Vereins.

Mit diversen Aktivitäten und Dienst­leistungen sollen die Bedeutung und der Nutzen des freiwilligen Engagements für die Gesellschaft in der Öffentlichkeit be­kannter gemacht, die freiwillig und eh­renamtlich tätigen Frauen und Männer im Kanton Zürich gewürdigt, noch mehr Menschen für ein freiwilliges Engagement

gewonnen sowie Wirtschaft und Politik motiviert werden, sich für gute Rahmen­bedingungen für freiwilliges Engagement einzusetzen. Die 171 Gemeinden des Kan­tons und die dort ansässigen Vereine und Organisationen werden unterstützt, im Themenjahr selber aktiv zu werden.

Das freiwillige Engagement rückte schon früher in den Fokus der Weltöf­fentl ichkeit. 2001 riefen die Vereinten Na ­ti onen (UNO) zum «International Year of Volunteers» («Internationales Jahr der Frei willigen») aus. Zudem initiierte die UNO vor einem Vierteljahrhundert einen jähr­lichen Gedenk­ und Aktionstag zur Aner­kennung und Förderung der freiwilligen und ehrenamtlichen Tätigkeit. Seit 1985 findet der «Internationale Tag des Ehren­amts» immer am 5. Dezember statt.

Europäisches Freiwilligenjahr 2011: Einzigartige Plattform im kanton Zürich

Page 19: Dossier Sportkanton Zürich 2011

Freiwilliges Engagement im Sport – 19

Der Kitt unseres Zusammenlebens

SportvereinealsPädagogenDerSportlebtvondiesenMenschenmit besonderer Ausstrahlung, vonLeistungenimGemeinschaftsbereich,vonLeiternmithoherMotivations-fähigkeit,vonSportlern,Mannschaf-tenundVereinenmitbesondererPrä-gung. Der Verein als verbindende,IdentifikationundIdentitätstiftendeZelle leistet dabei einen beachtli-chenBeitrag und trägt gleichzeitigzur (Volks)Bildung bei. «Die Ver-eine – die heimlichen Pädagogen»,sotitelteAnfangJahrindiesemZu-sammenhangdie«NZZ»undverwiesdarauf,dasseinVereinguteInhaltebrauche, die immer auch Bildungimplizierten,wolleerüberlangeZeiterfolgreichsein.DiesgiltlautFach-leuten und Wissenschaftlern auchfürSportvereine.

ManchenortsprägenSportvereinedie Identität eines Ortes mehr als

diePolitikoderWirtschaft.Deshalbsei die Zusammenarbeit zwischenGemeindenundVereinenfürdasLeis-tungsangebotineinerGemeindevonsehrgrosserBedeutung,wirdimZwi-schenbericht einer in der SchweizdurchgeführtenVereinsforschung fest-gehalten.DiesewurdevonderSchwei-zerischen Gemeinnützigen Gesell-schaft (SGG) in Auftrag gegeben.VerantwortlichfürdieUntersuchungzeichnet Professor Markus FreitagvonderUniversitätKonstanz.MitderForschungsarbeitsollunteranderemderdirekteundindirekteNutzenauf-gezeigtwerden,denVereinefürdasGemeindewesen haben. Ausserdemwird die sowichtigeRolle derGe-meinden als «Heimat» der Vereineaufgezeigt.

VereinegeltenzudemalsSchulenderDemokratie.DieSportverbändeund -vereine werden von gemein-

schaftsfördernder Eigeninitiative undEigenverantwortunggetragen.ImUm-feld eines Vereins oder einer Mann-schaftkönnendieMitgliederlernen,sich in einer Gemeinschaft einzu-ordnen,Regelneinzuhalten,gemein-schaftsbezogen zu kommunizieren,KonfliktezulösenundVerantwortungzu übernehmen– alleswesentlicheElementedes freiheitlichenGemein-wesens.VereinsmitgliedersindlautStudienleiterMarkusFreitagpolitischinteressierterundverfügenübergrös-sereKenntnisse der gesellschaftspo-litischenZusammenhängealsMen-schenohneVereinszugehörigkeit.

BotschafterderVeranstaltungenNebst den Vereinen sind auch dieSporteventsfürdieSchweizvongros-ser Bedeutung. Jedes Jahr finden230 000 Sportveranstaltungen statt,das heisst 630 Anlässe pro Tag. Im

Volunteers prägen mit ihrer Begeisterung und Hilfsbereitschaft den Eindruck, den Sportler und Besucher nach Hause nehmen.

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20 – Freiwilliges Engagement im Sport

KantonZürichwerdenjährlich35 000Veranstaltungen in 99 Sportartendurchgeführt. Ob klein oder gross,siesinddieSchaufensterdesSports,der jeweiligenSportart undAustra-gungsorte.Gemäss einerStudiedesInstitutsfürTourismuswirtschaftlösendie230 000Sportveranstaltungenzu-sammen jährlich einenGesamtum-satzvon1,2MilliardenFrankenaus.

Damit diese Anlässe durchge-führtwerdenkönnen, benötigendieOrganisatorendieUnterstützungvonFreiwilligen – im Eventbereich oftVolunteers genannt. Sie sindwich-tigeBotschafter.Mit ihrerKompe-tenz, Begeisterung und Hilfsbereit-schaftprägensiedenEindruck,dendie Besucher des SportanlassesmitnachHausenehmen.OftsinddieFrei-willigendieerstenKontaktpersonenund sorgen mit ihrem engagiertenundfreundlichenAuftretendafür,dassdieVeranstaltung,derVeranstaltungs-ort,dieRegionunddieganzeSchweizimbestenLichtdargestelltwerden.

BedeutungwirdoftunterschätztFreiwilliges Engagement im SporthatalsozahlreicheFacetten.DessenBedeutung wird aber in der Wirt-schaft, der Politik und der Gesell-schaftoftnochunterschätzt.WürdemandieArbeitderFreiwilligenmit40FrankenproStundeentschädigen,kämemanaufeinenBetragvonüber3MilliardenFrankenpro Jahr.Müss-tendieVereinediejeweiligenEinsatz-stundenauszahlen,könntekaumeinerüberleben.Dasheisst:Ohnefreiwil-ligesEngagementgibteskeineVer-eineundkeinenVereinssport.EsistdasFundamentdesSportsschlecht-hin–querdurchalleSportartenundAltersklassenhindurch.

Der Kitt unseres Zusammenlebens

Wo leisten Sie freiwilliges Enga-gement im Sport und wie viel Zeit investieren Sie? Leider hatte ich in den letzten Jahren neben dem Spitzen­sport und dem Stu ­dium nicht viel Zeit

für freiwilliges und ehrenamtliches En­ga gement. Ich versuchte aber trotzdem immer wieder, mich zu engagieren. Zum Beispiel besuchte ich verschiedene Schul­klassen, um ihnen von meinem Leben als Triathletin zu erzählen und sie für den Sport zu motivieren. Seit kurzem arbeite ich mit dem Projekt «Schule bewegt» zusammen. Ich nahm auch am Anlass «Sports and Stars for Kids» teil, an dem 800 Kinder gratis einen Tag lang mit

Spitzensportlern Sport treiben können. Und schliesslich besuchte ich das «Rägi­camp» in Regensdorf, in dem Kinder in den Ferien verschiedenste Sportarten be­treiben können.

Weshalb engagieren Sie sich? Ich arbeite sehr gerne mit Kindern zusam­men. Ihre Begeisterung und Freude sind für mich der Antrieb, in meiner Freizeit einige Stunden zu investieren. Ich denke, wenn ich mit meinem Engagement ein paar Kinder für Sport begeistern kann, lohnt sich der Einsatz.

Gibt es ein prägendes Erlebnis? Ein spezielles Ereignis kann ich nicht nen­nen. Aber bei all den Tagen mit den Kindern kommt es zu vielen spannenden, interes­santen und auch lustigen Begegnungen, die als Ganzes sicher prägend sind.

Nicola Spirig (29), Dielsdorf, Triathlon­Europameisterin (09/10) und Vize­Weltmeisterin 10

«Wenn ich mit meinem Engagement ein paar kinder für Sport begeistern kann, lohnt sich der Einsatz»

Frag-würdig

Der Sport lebt von Leiterinnen und Leitern mit hoher Motivationsfähigkeit.

Page 21: Dossier Sportkanton Zürich 2011

Freiwilliges Engagement im Sport – 21

Wichtige Aufgaben für die Wirtschaft

ImmermehrWirtschaftsunternehmenbemühensich,ihresozialeVerantwor-tungunterBeweis zu stellen.UnterdemBegriff Corporate Social Res-ponsibility(CSR)werdenvielfältigeInitiativengebündelt,diezeigen,dassnicht nur wirtschaftlicher, sondernauchsozialerundökologischerBe-nefiteinzentralesAnliegensind.

Ein wichtiges Handlungsfeld fürUnternehmen,ihresozialeVerantwor-tungunterBeweiszustellen, istdasfreiwillige Engagement. Die Band-breitederAktivitätenreichtdabeivonSpenden für Freiwilligenorganisatio-nenüberdieFörderungdesfreiwilli-genEngagementsvonMitarbeitendenbis zupersonellenUnterstützungenvongezieltenFreiwilligenprojekten.

Geschichtestellvertretenderzählt«Freiwilliges Engagement ist in je-demFalleinGewinn.»DiessagtUrsOberholzer,derobersteChefderZKB.Erweiss,wovonerspricht.EristeinParadebeispiel einesWirtschaftsver-treters,derseineimBeruferworbenenFührungsqualitäten immer wiederehrenamtlichdemSportzurVerfü-gung stellt. In den Siebzigern undAchtzigern war Oberholzer siebenJahrelangPräsidentdesOKV(Ver-band Ostschweizerischer Kavallerie-und Reitvereine) und von 2001 bis2009 Vorsitzender des Schweize-rischen Verbands für Pferdesport(SVPS).Seine«Geschichte»sollstell-vertretend erzählt werden, weil derWahlzürcher auch umgekehrt – dasheisst imBerufsleben–immerwie-derMitarbeitendeunterstützt,diesichin der Freizeit freiwillig betätigen.«Ich hatte immer Arbeitgeber, diemeinem Engagement für den Sport

übernahme sozialer VerantwortungDie Wirtschaft kann einen wichtigen Beitrag leisten, um freiwilliges Engagement zu fördern. Urs Oberholzer, Bankratspräsident der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und viele Jahre ehren amtlicher Präsident des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS), erachtet Freiwilligenarbeit immer als Gewinn.

ZKB­Bankratspräsident Urs Oberholzer engagierte sich schon früh freiwillig im Sport. Als 20­Jähriger übernahm er als Präsident des FC Ramsen sein erstes Amt.

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22 – Freiwilliges Engagement im Sport

Wichtige Aufgaben für die Wirtschaft

positiv gegenüber standen.Deshalbhabespäterauchichimmerversucht,Menschen zu fördern, die sich inirgend einem Bereich ehrenamtlichengagieren»,sagter.

PassiveoderaktiveFörderungGrundsätzlich können Unternehmenfreiwilliges Engagement passiv oderaktivfördern.BeiderpassivenFörde-rungwirddenMitarbeitendenerlaubt,sich freiwillig zu engagieren, ohnedasseineBeziehungzudenAktivitä-ten desUnternehmens vorhanden ist.Durch flexibleArbeitszeiten, unbe-zahltenUrlaubundvor-odernachge-holteZeitfenster istesmöglich,wäh-rendderArbeit auchder freiwilligenTätigkeitnachzugehen.

Unter Corporate-Volunteering-Programmen versteht man derweildieaktiveFörderungvonfreiwilligenAktivitätenderMitarbeitenden.DieskannetwaimRahmenvonAktionsta-gengeschehen,andenensichdieBe-legschaft einer Firma für eine Sacheeinsetzt.ObschonsichCorporateVo-lunteeringpositiv aufdas ImagederUnternehmenauswirkt, istes inderSchweiznochnichtverbreitet.

GeradekleinereUnternehmenver-weisenaufdieSchwierigkeit,Arbeits-kräftevonHaupttätigkeitenzuentbin-den. Das Schweizer Milizsystem hataberauchhierpositivenEinflussaufdie Bereitschaft,Mitarbeitende fürgemeinnützigeAktivitätfreizustellen.

RespektalswichtigsterFaktorDerAuslöserfürOberholzersehren-amtlicheEngagementswarseineLie-bezuPferden.«Auchheutenochbinichfasziniert,wennicheinPferdsehe.Seine Ausstrahlung, seine Kooperati-onsbereitschaft–schonfrühhatmichdiesindenBanngezogen»,erläuterterdieGründe,weshalb er sich als eins-tiger Leichtathlet dem Pferdesportverschriebenhat.«Pferdehabenmichgelehrt,dassmanmehrerreicht,wennmansiegutbehandeltundihnennichtmitfordernderStrengebegegnet.Die-senRespektimmerauchimUmgangmitMenschenzuhaben,istmeinZiel.»

Urs Oberholzer ist einMacher.KeinWunder,dassLeutewieernichtnurimBeruf,sondernauchimPriva-ten immeretwasbewegenmöchten.«Als normalesMitglied eines Ver-einsodereinerOrganisation»,sagtder

66-Jährige,«eigneichmichnicht.Ichmöchtestetsetwasaufbauen,organi-sierenundverbessernkönnen.»

WersovielTatendranghat,istprä-destiniert,nebenberuflichenVerpflich-tungenauchfreiwilligeAufgabenundÄmterzuübernehmen–seiesinderPolitik,imSozialen,inderKulturoderimUmweltschutz. Im Fall vonUrsOberholzerwaresvonAnfanganimSport.Schonfrühwurdeerangefragt,sichpolitischzuengagieren.«Ichhabemichaberentschieden,meinestaats-bürgerlichePflichtnebendemMilitärim Sport wahrzunehmen und dortmeineZeitundmeinKnow-howzurVerfügungzustellen»,erzähltderge-bürtigeSchaffhauser,derals20-Jähri-gerseinerstesPräsidiumsamtannahmunddemFCRamsenvorstand.

DurchdieehrenamtlichenEnga-gementsimLaufederJahrzehntehabeer viel gelernt und auf seinemberuf-lichenWegdavonprofitierenkönnen.«InderfreiwilligenArbeitmussmanMenschen immer mit Argumentenüberzeugenundkannmithierarchi-scher Machdemonstration oder mitDrucknichtserreichen.DasisteineSchulefürdasganzeLeben.»

KontaktmitMenschenzentralDasfreiwilligeEngagement imSportbilde ein hervorragendes Terrain,um sich Fähigkeiten anzueignen, dieauchamArbeitsplatzzentral seien,ist Oberholzer überzeugt: Verant-wortungsbewusstsein,Teamfähigkeit,Kommunikationsvermögen, Respekt,Organisationsgeschick, Sozial- undFührungskompetenz.DarüberhinauskönneeineverbindendeLeidenschaftfüreinenSportauchdannkonstruktiveLösungen liefern,wenn die Situationblockiertscheine.«DarauskannmanfürdenAlltagsehrvieleslernen»,sagtderlangjährigeVerbandsfunktionär,deralseinstigesMitglieddesKavalle-rievereinsZürichseerechtesUferundOK-PräsidentdesPfannenstiel-Con-coursauch«handfeste»Freiwilligen-arbeitwieHindernisstangenputzengeleistethat.

Wer Gratisarbeit zugunsten der Gesell­schaft leistet, verdient Anerkennung und Wertschätzung. Freiwilligenorganisationen in der ganzen Schweiz fordern deshalb die offizielle Anerkennung des freiwilligen En gagements mittels AHV­Boni, Steuer­abzug, Kinderbetreuungs­ oder Bildungs­gutschriften.

Bereits verwirklicht worden sind der Schweizerische Sozialzeitausweis und das vom ZKS Zürcher Kantonalverband für Sport initiierte «Zertifikat für ehrenamt­liche Tätigkeiten im Sport». Der Sozial­zeitausweis, der bereits in vierter Auflage erschienen ist, soll helfen, freiwillige und ehrenamtliche Arbeit so nachzuweisen, dass der Wert des persönlichen Engage­ments verstanden und sichtbar wird. Er ist ein persönliches Dokument, das Frei­willigen nach ihrem Einsatz durch die Ein­satzorganisation (Verein, Kirche, Heim, Spitex, Gemeinde u.a.) ausgestellt wird und als Einsatzbestätigung dient. Bei den

Arbeitgebern besteht ein grundsätzliches Interesse am Sozialzeitausweis, aller­dings ist er immer noch wenig bekannt.

Das «Zertifikat für ehrenamtliche Tä­tigkeiten im Sport» ist ein auf qualitativen Kriterien basierender Nachweis, der bei einer Stellenbewerbung die im Ehrenamt erworbenen Kompetenzen dokumentiert. Der Nachweis des ZKS wird von der Swiss Olympic Association, dem Bundesamt für Sport, dem Forum Freiwilligenarbeit Schweiz sowie im Kanton Zürich von der Vereinigung Zürcherischer Arbeitgeber­Organisationen, der Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich und dem Kantonalen Gewerbeverband Zürich getragen. Per­sonalverantwortliche werden durch das Zertifikat bei Bewerbungen vermehrt auf die freiwillig geleistete Arbeit in einem Sportverein oder Sportverband sensibi­lisiert. Das Dokument ist aber auch Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit im Dienst des Sports und der Gesellschaft.

Zertifikat als leistungsausweis und anerkennung

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Freiwilliges Engagement im Sport – 23

Wichtige Aufgaben für die Wirtschaft

DasssichMenschenbei ihrereh-renamtlichenArbeitimSportsovieleFähigkeiten aneignen können, die siepositiv an ihrem Arbeitsplatz ein-bringenkönnen, liegtnachEinschät-zungOberholzersvor allemambrei-ten Kontakt mit Menschen. «In denJahren als OKV-Präsident hatte ichKontaktmitVereinspräsidentenundDelegierten aus über 100Vereinen.

DieshatmirdieAugenfürdieViel-schichtigkeitvonAnliegenundLö-sungsmöglichkeitengeöffnet–auchfürdasberuflicheUmfeld»,erklärtderpromovierteJurist.

LernenundweitergebenSo stark ein Unternehmen vom imfreiwilligen Engagement angeeigne-tenKnow-how seiner Mitarbeitendenprofitierenkann,sosehrbringendie-se im Gegenzug ihre beruflichenKompetenzengratisimVereinoderVerbandein, fürden sie tätig sind.Sogesehen, istdasfreiwilligeEnga-

gementimmereinegegenseitigeEr-gänzung. Oberholzer beispielweisekrempelte mit demselben Elan, mitdem er die ZKB führt, während sei-ner Präsidialjahre im SVPS denPferdesportverbandum.Erschufmo-derne Strukturen, baute den Ver-band nach betriebswirtschaftlichenGrundsätzenaufundführteihnwieeinUnternehmen.«Das,was ich in

der Management-Aus- und Weiter-bildunggelernthatte,kamauchdemSportzugute»,erinnertersich.

Unternehmen, die ihre freiwil-lig engagiertenMitarbeitendenmiteinheitlichen Programmen fördern,sindeherselten.HäufigwerdenaberAnfragen für Absenzen oder Zeit-fensterwährendderArbeitszeit fürTelefonateoderAdministrationun-bürokratisch geregelt. So auch aufder ZKB, wo diesbezügliche An-träge zum Bankrat gehen und aufOberholzersSchreibtischlanden,derdem Ganzen wohlwollend gegen-

übersteht.DieErfahrungzeige,dassdie Grosszügigkeit eines Unterneh-mensimNormalfallnichtausgenütztwerde.DennLeute,diesichinihrerFreizeitfreiwilligengagierten,seienim Normalfall auch im Job über-durchschnittlich einsatzfreudig undeffizient.«EsgibtwohlnichtsBesse-res,alswennsichjemandalsTraineroderinandererFormfürdieJugend

engagiert»,sagterundfügtan,dasser aber grundsätzlich jede Art vonfreiwilligemEngagementalspositiverachte.

WennUrsOberholzerimSommersein ZKB-Mandat niederlegt und inPensiongeht, kann er sichgut vor-stellen,sichinirgendeinerneuenFormehrenamtlichfürdenSportzuenga-gieren.«Sichbewegen,heisstlängerleben»,sagter.UndfürentsprechendeStrukturenmöchteersicheinsetzen.ErseioffenfürverschiedeneAufga-ben, nur dürften ihn diese zeitlichnichteinengen.

In offizieller Funktion: Urs Oberholzer an einer Siegerehrung in Dielsdorf.

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24 – Freiwilliges Engagement im Sport

Die Vorzeigegemeinde

Identität mit dem Wohnort stiften und die lebensqualität aller erhöhen

Ein schwungvoller Schlenker, darineinBildausschnittmitSee,Dorfan-sicht und bewaldeten Hügelzügen,darunterderSlogan«Thalwil–dieGemeinde,diebewusstAkzentesetzt»:MitdiesemgraphischenAuftrittprä-sentiert sichdieZürichsee-Gemein-de Thalwil auf ihrerWebsite dyna-misch, aktiv, vielversprechend, jageradezuverheissungsvoll.

Sobetrachtet,verwundertesnicht,dassdaseinstigeBauerndorf,indemheute17 400Einwohner leben,eineüber dieKantonsgrenzen hinausge-hende Ausstrahlung besitzt. DavonzeugtetwaderPreis,denThalwilvomSchweizerischen Gemeindeverband,derGemeinnützigenGesellschaftund

dem «forum freiwilligenarbeit.ch»Ende 2009 erhalten hat. Zusammenmit derWalliser KommuneVisper-terminen und dem Kanton Basel-Stadtwurde dieZürcher Gemeindeausgezeichnet fürdie«gelungeneVer-knüpfung traditioneller Freiwilligen-arbeit und der Suche nach neuenFormen zurUnterstützung des frei-willigen Engagements». Seither giltsie als Vorzeigekommune, als Mo-dellfallmitVorbildcharakterfürdieganze Schweiz, nicht zuletzt in Be-zugaufdenSport.

MitteleffizientereinsetzenDochderReihenach:Trotzdeskon-kurrenzierendenFreizeitangebots in

der nahenMetropoleZürichgibt esinThalwildankmehrals120Verei-neneinaktivesund lebendigesVer-einsleben und überdurchschnittlichgutes Freizeit- und Sportangebot.DiegesellschaftlichenVeränderun-gen–Mobilität, Individualisierung,BerufstätigkeitderFrau,Aufgaben-teilunginderFamilie,volleAgenden,StressamArbeitsplatz–zeigenaberauch dort Auswirkungen. WenigerMenschenalsfrühersindbereit,Funk-tionenundÄmterindenVereinenzuübernehmenundfreiwilligesEngage-mentfürdieGemeinschaftzuleisten.Die beiden traditionsreichen örtli-chen Frauenvereine beispielsweisewurdensogaraufgelöst.

Das freiwillige Engagement prägt unser Zusammenleben in den Städten und Gemeinden. Im Bestreben, die traditionelle Freiwilligenarbeit und die Suche nach neuen Formen zu verknüpfen, gilt die Gemeinde Thalwil als Modellfall. Vor allem in Bezug auf Sport und Kultur. Gemeindepräsidentin Christine Burgener erzählt weshalb und erläutert die Hintergründe.

Die Zürichsee­Gemeinde Thalwil setzt im freiwilligen Engagement bewusst Akzente. Dabei legt sie den Fokus auf die zwei Bereiche Kultur und Sport und hat zwei Fachstellen ins Leben gerufen.

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Freiwilliges Engagement im Sport – 25

Die Vorzeigegemeinde

Identität mit dem Wohnort stiften und die lebensqualität aller erhöhen

WaskanneineGemeindealsotun,umdieFreiwilligenarbeitzufördernundvorallemjungenMenschenauf-zuzeigen, dass es sich lohnt – nichtinFrankenundRappen,sondernmo-ralisch und sozial –, sich freiwilligzuengagieren?DiesezentraleFragestand analog zu vielen anderenGe-meinden auch inThalwil imRaum,wurde vor einigen Jahren im ZugeeinerBehörden-undVerwaltungsre-form jedoch aktiv angegangen.MitUnterstützung der FachhochschuleWinterthurerarbeitetedieGemeindeLösungsmodelle.«Dabeiginges inersterLiniedarum,dievorhandenenfinanziellen Mittel effizienter zu-gunsten derVereinsarbeit einzuset-

zen»,erinnertsichChristineBurge-ner, seit 1998GemeindepräsidentinvonThalwil.

Mit demFokus auf zweiBerei-che – nämlich auf Kultur und aufSport–wurdeninderAbteilungGe-sellschaftinderFolgezweiFachstel-leninsLebengerufen.DiesesolltenfortandaskulturelleundsportlicheLeben inThalwilkoordinierenundfürdieVereinewieauchdieBevöl-kerung Auskunfts- und Beratungs-stelle im Zusammenhangmit sämt-lichen sportlichen und kulturellenAnliegensein.Dafürwurdeeinüber-geordnetesZielformuliert:

DieZusammenarbeitvonBehör-den, Vereinen und kommerziellen

Anbietern soll Synergien bringen,damitsichmehrMenschenbewegen,gesünderleben,kulturelleInteressenverwirklichtwerdenkönnenundsiedadurch über eine höhere Lebens-qualität und stärkere Identität mitihremWohnortverfügen.

OptimaleRahmenbedingungenDassbeiderBesetzungdieserFach-stellen,diepolitischvonderGesund-heits-undFreizeitkommissiongetra-genwerden,mitPetraLoser-Bisang(Sport)undAldoCaviezel (Kultur)zwei ausgewiesene, hochmotivierteundbestensvernetzteFachpersonengefundenwerdenkonnten,bezeichnetBurgeneralsGlücksfall.Diebeiden

Das freiwillige Engagement prägt unser Zusammenleben in den Städten und Gemeinden. Im Bestreben, die traditionelle Freiwilligenarbeit und die Suche nach neuen Formen zu verknüpfen, gilt die Gemeinde Thalwil als Modellfall. Vor allem in Bezug auf Sport und Kultur. Gemeindepräsidentin Christine Burgener erzählt weshalb und erläutert die Hintergründe.

Die Zürichsee­Gemeinde Thalwil setzt im freiwilligen Engagement bewusst Akzente. Dabei legt sie den Fokus auf die zwei Bereiche Kultur und Sport und hat zwei Fachstellen ins Leben gerufen.

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26 – Freiwilliges Engagement im Sport

Die Vorzeigegemeinde

stünden nahe am Puls der VereineunddesGeschehens.«SienehmendieAnliegenderVereineundMenschenauf, leiten sie an Behörden weiter,koordinierenAnlässeundRaumbe-legungen,helfenbeiSponsoring-undFundraising-Konzepten und moti-vierenzuausserordentlichenVeran-staltungen»,streichtdieGemeinde-vorsteherineinigederAufgabenderBeauftragtenheraus.

Die Schaffung der Fachstellenkönne die ehrenamtlich geleistetenDienste freilich nicht ersetzen, sagtBurgenerweiter.«DiesemüssenauchinZukunftdieMenschenindenVer-einen selber erbringen. Durch dasaktive Bindeglied zwischen Politik,Behörden,Organisationen,VereinenundEinzelpersonen profitieren nunaber alle von idealenRahmenbedin-gungen.Ausserdemgelangenindivi-duelleAnliegenaufpolitischerEbenezurDiskussionundentstehen immerwiederneueProjekte,Unterstützungs-undFördervorlagen.»

WelchepositivenAuswirkungenhatdieerwähnteFachstelleSportaufdenSport inThalwil,aufdiesport-licheInfrastrukturundaufdasfrei-willigeEngagement?Oderandersge-fragt:WasgenaumachtThalwilzur(sportlichen)Modellgemeinde?

VerschiedeneMassnahmenChristineBurgenerverweistalsErstesaufdiehervorragendeInfrastrukturmitderSportanlageBrand(dreiFuss-ballplätze,Sandplatz,Leichtathletik-Bahn, Skateranlage, Kunsteisbahn),denzahlreichenTurnhallen,derFin-nenbahn, Vitaparcours, Hallenbad,Seebäder,AnlagenfürWassersport,GolfDrivingRangeusw.«Wirhabeninden letztenzehnJahrengezielt inunsere Sportinfrastruktur investiertundstellendieöffentlichenAnlagen,ausserderKunsteisbahn,denVereinenzuTrainingszweckengratiszurVerfü-gung.»DankderKoordinationdurchdieFachstelle seizudemeineperfek-te Zusammenarbeit mit den Schulen

möglich,wasnichtselbstverständlichsei.DenVereinensteheninThalwileinmaljährlichkostenlosVeranstal-tungsräumlichkeitenzurVerfügung.AusserdemerscheintregelmässigeineAgendaaufWeltformatplakaten(anzehnOrten inThalwil), aufderdieVereine ihre Anlässe, Aktualitäten

Das «Modell Thalwil» mit je einer Fach­stelle Sport und Kultur und damit profes­sionellen Ansprechpartnern für Behörden, Organisationen, Vereine und Einzelperso­nen ist zweifellos eine vorbildliche Lö­sung, die das freiwillige Engagement in der Gemeinde fördert. Aus verschiedenen Gründen lässt sich dieses Beispiel indes nicht uneingeschränkt auf alle anderen Gemeinden im Kanton Zürich oder gar lan­desweit übertragen. So unterschiedlich die 171 Kommunen im Kanton Zürich sind, so verschieden sind ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten bezüglich Koordination von sportlichen Belangen und Unterstützung der freiwillig Engagierten im Sport und in anderen Bereichen.

In kleineren Gemeinden ist die Schaf­fung von Fachstellen schwierig realisier­bar. Gleichwohl wäre es natürlich ideal und wünschenswert, wenn eine Ansprech­person im Gemeinderat, auf der Gemein­dekanzlei oder in einer Kommission die Rolle des Bindeglieds zwischen Behörden, Vereinen und Einzelpersonen übernimmt, die sportlichen Anliegen der verschiede­nen Interessengruppen entge gennimmt

und vertritt. Während dies in grösseren Gemeinden Behördensache ist, hängt es in kleineren Gemeinden sehr stark von einzelnen Personen ab.

Zum Beispiel in der 2300­Seelenge­meinde Fischenthal, die nach den Snow­board­Erfolgen der Schoch­Brüder als «sport lichstes Dorf der Schweiz» galt, wurde diese Aufgabe während mehreren Jahren von Gemeinderat Erwin Keller übernommen. Wie der Fischenthaler Ge­meindeschreiber Roger Winter ausführt, hat Keller eine grosse Affinität zum Sport und war deshalb prädestiniert für diese Aufgabe. Es ging unter anderem darum, die Anliegen der Vereine aufzunehmen und in der Gemeindebehörde zu disku­tieren. Im Weiteren mussten die verschie­denen Ehrungen der Schochs oder der Schaufelberger­Brüder im Bob und weite­ren erfolgreichen Fischenthaler Athletin­nen und Athleten aus diversen Sportarten koordiniert sowie inhaltliche Richtlinien für Auszeichnungen definiert werden.

Keller ist inzwischen zurückgetreten, und da es gleichzeitig um Fischenthals Sportlerinnen und Sportler ruhiger gewor­

den ist, übernimmt vorderhand der Ge­meindepräsident Josef Gübeli diese wich­tige Bindegliedfunktion, bis eine neue, sportaffine Person bestimmt ist.

Laut Winter prägen die gut 40 Vereine aus Kultur, Sport und Gesellschaft in der Gemeinde Fischenthal und den beiden da­zugehörenden Ortschaften Steg und Gibs­wil das Dorfleben und die Gemeinschaft. Deshalb funktioniere auch das freiwillige Engagement sehr gut, trotz Nachwuchs­problemen in einigen der Vereine. «Wenn es etwas zu tun und zu helfen gibt, klappt es immer», sagt der Gemeindeschreiber.

Die Koordination der Infrastruktur laufe ebenfalls reibungslos, und zwar je nach Anlage direkt zwischen der Schule und den Vereinen beziehungsweise pri­vaten Betreibern und den Vereinen. Um den Vereinen eine Plattform zu geben, bietet Fischenthal auf der Gemeinde­Web­site die Möglichkeit, via Login Veranstal­tungsdaten sowie andere Informationen gratis zu publizieren. «Die Vereine tragen selber die Verantwortung, dass diese Aktualitäten immer wieder nachgeführt werden», sagt Winter.

ansprechpersonen mit affinität zum Sport als wichtige bindeglieder in den Gemeinden

Der Grossteil der öffentlichen Sportanlagen steht der Bevölkerung gratis zur Verfügung.

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Freiwilliges Engagement im Sport – 27

Die Vorzeigegemeinde

undweitereInformationengratispu-blizierenkönnen.

ImWeiterenunterstütztdieGe-meindeSportvereine,die sichaktivim Nachwuchsbereich engagieren.Die Verteilung von Fördergeldern,die von ursprünglich 50 000 Fran-ken auf 80 000 aufgestocktwordensind,geschiehtnacheinemspeziellenSchlüssel,welcherdieAnzahlJugend-mitgliederproVerein,AnzahlTrai-nings-undWettkampfeinheitenunddie beitragsberechtigten Ausgabenberücksichtigt.

«Der Gemeinderat drückt damitaus,dasserdiewertvolle,meistensehrenamtlichgeleisteteJugendarbeitindenVereinenschätztundnichtalsselbstverständlich erachtet», unter-streicht Burgener. Schliesslich för-dertThalwildas freiwilligeEngage-mentunddiedurchVereinemöglicheGemeinschaft auchmittels unbüro-kratischenProzessen.SokonntezumBeispielimvergangenenSommerdemWunsch nach einemPétanque-Platzinnert kürzester Zeit stattgegebenwerden.

AlseinweiteresZeichenderWert-schätzungverstehtdieGemeindeThal-wilauchdiejährlicheEhrungerfolg-reicher Sportlerinnen und Sportler.EingeladensindjeweilsAthletinnenundAthleten,diesich–egalinwel-

cher Sportart und inwelcherKate-gorie–nationalodergarinternationalinSzenezusetzenvermochten,sowiederenBetreuerundVereinspräsiden-ten.DankdemGewinndes«anderenSportpreises»imJahr2009,dervomZürcher Kantonalverband für Sportausgesetztwurde,konntenauchdieVereinsvorstände und alle anderenPersonen,diesichimVereinfreiwil-ligengagieren,eingeladenwerden.

Wertschätzen,anerkennen,dankenImFokusallerBestrebungenrundumdieFörderungdesfreiwilligenEnga-gements stehen laut Burgener dasHand-in-Hand-GehenmöglichstallerInvolviertenunddieVernetzungaufverschiedenenEbenen.DiesäussertsichzumBeispieldarin,dassderFCThalwildieFestwirtschaftzur1.-Au-gust-FeierorganisiertunddafüreinEntgeltindieVereinskasseerhält,wo-rauswiederumdieNachwuchsarbeitfinanziertwird.AnalogdazuunterhältderTurnvereindieFinnenbahn.Spe-zielleEinnahmenwiezumBeispieldie 2500 Franken für den Gewinndes Freiwilligen-Gemeinde-Preises2009werdeninWeiterbildungenvonehrenamtlichEngagiertenindenVer-einen investiert.AusserdemwerdeneinmalproLegislaturalleFreiwilligeninThalwil–auchjene,dieinformelleFreiwilligenarbeitwiezumBeispielNachbarschaftshilfeleisten–zueinemApéroeingeladen.DamitsollihnenDankeschöngesagtwerden.

«Esistnichtvorstellbar,wieun-ser Zusammenleben aussähe, wennSportvereinekeineJugendlichenmehrbetreuenoderkeineIntegrationsarbeitmehrleistenwürden,wennsichnie-mandmehrindieBehördenoderineinenVereinsvorstandwählenliesse,wenn krankeNachbarn einfach ih-remSchicksalüberlassenwürdenoderwennniemandmehrbereitwäre,einenAnlasszuorganisieren»,hältChristineBurgener fest. Das freiwillige Enga-gementsei sounglaublichzentral fürdassozialeKlimainallenGemeinden

und Gemeinschaften und bilde dengesellschaftlichenKitt schlechthin.«DennfreiwilligesEngagementstiftetIdentifikationmitdemWohnortundträgtzurLebensqualitätallerbei.»

Regula Späni (46), ehemalige Schwimme­rin und Sportmoderatorin

«Freiwilliges Engagement fängt im kleinen an»

Wo leisten Sie freiwilliges Enga-gement im Sport und wie viel Zeit investieren Sie? Früher gab ich ein bis zweimal in der Woche Schwimm­training. Nun habe ich drei Kinder. Der Luxus, den man

heut zutage den Kindern geben kann, ist Zeit. Ich kann mir gut vorstellen, wenn der Jüngste älter ist und selber schwimmen kann, wieder Schwimmtraining zu geben. Abwechselnd mit den anderen Müttern wasche ich momentan die Trikots der Fuss ballmannschaften meiner Tochter und meines Sohnes. Das klingt jetzt nicht nach viel, jedoch fängt freiwilliges Enga­gement im Kleinen an – hier gehört auch der Fahrdienst dazu oder das Kuchenba­cken für Turniere.

Weshalb engagieren Sie sich? Bei mir sind es ganz klar die Kinder. Die Tendenz geht dahin, dass Kinder immer weniger Freiraum haben, um sich zu bewe­gen. Dabei ist Bewegung und Sport so es­sentiell für die Entwicklung der Kinder. Meine Kinder gehen vielleicht schlecht ge launt in den Fussballverein, kommen jedoch immer gut gelaunt, gelöst und la­chend nach Hause.

Gibt es ein prägendes Erlebnis? Zu meiner Zeit als Schwimmtrainerin gab ich in Baar zwei Schwestern Unterricht. Zwar besuchten sie meinen Kurs nur ein Jahr, aber später hörte ich, dass sie Schweizer Meisterinnen geworden waren. Das ist für mich eine besondere Geschich­te, weil ich hoffe, dass ich die Mädchen zum Schwimmsport auf irgendeine Art und Weise positiv motiviert habe.

Frag-würdig

Der Grossteil der öffentlichen Sportanlagen steht der Bevölkerung gratis zur Verfügung.

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28 – Freiwilliges Engagement im Sport

Die «modernen» Freiwilligen

Spass haben, helfen und mit anderen Menschen etwas bewegen

Individualisierung,Konsumorientie-rung,Globalisierung: Schlagwörterwiediesesindimmerwiederzuhö-ren.SiebeschreibendenWandel,indemsichdieGesellschaftbefindet.UnsereEpochewirdgeprägtvonmar-kanten Veränderungen unserer Le-benswelten, bedingt durch rasanteEntwicklungenderInformations-undKommunikationstechnologien,Neu-ordnungeninWirtschaftundPolitik,Demografie,Mobilität,ökologischeProbleme,Migration,zentraleFragenzur demokratischen und ethischenMitverantwortungusw.

Die«neuen»FreiwilligenAuchdasfreiwilligeEngagementalsFundamentunseresZusammenlebensist den anhaltenden Individualisie-rungsprozessen unterworfen. GemässBundesamt für Statistik (2008) und«FreiwilligenMonitor2010»,derreprä-sentativenUntersuchungüberfreiwil-ligesundehrenamtlichesEngagementder Schweizer Bevölkerung, ist dieFreiwilligenarbeithierzulandeindenletztenJahrenrückläufig;dieformellemitrunddreiProzentsignifikant,dieinformellemitrundachtProzentso-garmarkant.

Grundsätzlich ist festzustellen,dasssichaufgrunddersoziokulturellenVeränderungenvorallemdieMotiva-tions-undBereitschaftsstrukturenderFreiwilligenveränderthaben.InderWissenschaftwirdvoneinem«neuen»oder«modernen»freiwilligenEnga-gement gesprochen. Es erfolgt da-beinichtmehrüberJahrehinwegzuGunsteneineseinzelnenVereins,son-dernsporadischer,zeitlichbegrenztund auf einer wenig verpflichten-

denBasis.Einmalmithelfen, einenSportnachmittagzuorganisieren,dasnächsteMaldurchKochen imTrai-ningslager den Fussballclub unter-stützenundeinigeMonatespäterimQuartierverein servieren, dies ent-sprichtambestendenBedürfnisseneinesmodernenFreiwilligen.

Nachwievorwollen sichMen-schenjedenAltersausSolidaritätfürdieLösungvonanstehendenProble-menengagieren.DasBildderselbst-losen und opferbereiten HelfendenentsprichtnichtmehrdemIdeal.DasEngagement ist stärker von den in-dividuellen Interessen einer Personabhängig als früher. Freiwillige er-warten heute einen immateriellenGewinn:Kontakte,Austausch,Talenteentwickeln,Anerkennung.AusserdemwünschensiesichmehrProjektein-sätze, kürzere Einsatzzeiten, Mit-

spracherecht, klare Rahmenbedin-gungenundkompetenteBegleitung.

SpassalsMotivationsfaktorGemässProfessorMarkusFreitagspie-len beim freiwilligen Engagement inVereinenselbstbezogeneAspekteso-wiedieNutzungsozialerNetzwerkeeine zentraleRolle. «Das informellefreiwillige Engagement ausserhalbderVereine undOrganisationen isthingegen stärker vom persönlichenHilfecharaktergeprägt»,führtderWis-senschaftleraus.DerOrdinariusamFachbereich Politik- und Verwal-tungswissenschaften der UniversitätKonstanzführteimAuftragderSchwei-zerischen Gemeinnützigen Gesell-schaft(SGG)eineForschungsstudiezumSchweizerVereinslebenmiteinerrepräsentativenUmfrage in 60Ge-meindendurch.

«Die Motivation für freiwilliges Engagement ergibt sich aus der Aufgabe.» Zu diesem verblüffend einfachen Schluss kommen die Verfasser des aktuellen «Freiwilligen­Monitors 2010».

Motivation für Ehrenamt im Sportverein

Etwas für den Verein/die Vereinskollegen machen 28 %

Gemäss der Studie «Sport Schweiz 2008» von Lamprecht/Stamm gibt die Mehrheit der in einem Verein freiwillig und ehrenamtlich Engagierten als Motivationsgrund an, etwas für ihren Verein und ihre Vereinskollegen machen zu wollen. Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter in Vereinen zeichnen sich insgesamt durch eine grosse Zufriedenheit aus: 39 % sind mit ihrem Amt zufrieden, 53 % sehr zufrieden, 7 % teilweise zufrieden und nur 1 % unzufrieden.

Sinnvolle soziale Arbeit 23 %

Freude an der eigentlichen Arbeit 20 %

Freude, mit anderen/für andere tätig zu sein 15 %

Rest 14 %

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Freiwilliges Engagement im Sport – 29

Die «modernen» Freiwilligen

Auch der «Freiwilligen-Monitor2010»beschäftigt sichmitMotiva-tionsstrukturenundkommt zu einemverblüffendeinfachenSchluss:«Frei-willigewerdengrundsätzlichdurchdie Tätigkeit selbstmotiviert – dieMotivation ergibt sich aus derAuf-gabe.»Über80ProzentderFreiwil-ligengebenim«Freiwilligen-Moni-tor»an,dasssiesichinVereinenundOrganisationen freiwillig betätigen,weilihnendieTätigkeitSpassmacht.74ProzentbetrachtenihrEngagementalsguteMöglichkeit,zusammenmitanderen Menschen etwas bewegenzukönnen.69Prozentmöchtenhel-fen und 61 Prozent beurteilen dasZusammenkommenmitMenschenalszentral.

VorallembeiJugendlichenwirddasZusammentreffenmitinteressan-ten,«coolen»Personenherausgestri-chen.Rund60ProzentderBefragtenengagieren sich,weil siedabei ihreKenntnisseerweiternkönnen.Das istvor allem für Frauen wichtig, aberauch für junge Leute sind VereineeineidealeSpielwiese,umErfahrun-genzusammeln,vondenensiehoffen,dass sie ihnen später im Beruf zuGutekommen.

PotenzialnichtausgeschöpftObwohlesnachwievorzahlreicheMenschengibt,diebereitsind,sichfreiwilligzuengagieren,habenvieleVereinejelänger,jemehrMühe,ihreVorständezubesetzenundfesteÄm-terzuvergeben.DieseRekrutierungs-probleme müssen ernst genommenwerden: Die zeitlichen und fachli-chenAnforderungenandasfreiwil-ligeEngagementhabenindenletztenJahrennämlichklarzugenommen,sodasseshäufigschwierigist,diegeeig-netenPersonenfüroffenePositionenzufinden.

ZudemsindpotenzielleFreiwil-ligemitderEntscheidungzwischenverschiedenenZeitverwendungen(Be-ruf, Familie, Freizeit) konfrontiert.ZweiDritteljenerPersonen,diesichnichtfreiwilligengagieren,begründen

ihreEntscheidungmitder fehlendenZeit.GleichzeitigistdasPotenzialanehrenamtlich Mitarbeitenden nichtausgeschöpft: 28 Prozent der nichtfreiwillig tätigenVereinsmitgliederkönnensichgrundsätzlichvorstellen,ein Amt zu übernehmen, wenn sieangefragtwürden.

SpontaneNetzwerkeÜberdieFrage,wiesichdasfreiwil-lige Engagement in Zukunft entwi-ckelnwird,kannnurspekuliertwerden.ExpertenundZukunftsforschersagenvoraus,dassOrganisationenmitin-dividuellemCharakterundspontangebildete,aufSolidaritätbasierendeNetzwerkeverstärktgenutztwerden.

Parallel zur Individualisierungfindet mancherorts eine Rückbesin-nung auf traditionelle Werte statt.Zudem wächst die Sehnsucht nach«Entschleunigung»,GemeinschaftundVerbindlichkeit.DieVeränderungder

Lebensstile und die demografischeÜberalterungderGesellschaftmüssendaherzwangsläufigzuneuenModel-lenfürunserZusammenlebenführen.Diese sindgekoppelt andieVisioneiner Gesellschaft, in der sich dieMenschenaufdasMiteinanderbesin-nenundfreiwilligAufgabenfürdieGemeinschaftübernehmen.

Sogesehen,istdasThema«Frei-willigesEngagement»brandaktuell,zumal auch seitens der Politik derRufnachmehrEigenverantwortungdesEinzelnenergeht.DieRolle,dieder Sport dabei übernehmen kann,istzentral:alsQuellevonSinnundIdentität, als Erlebniswelt, als För-dererfundamentalerWerte,alsGe-sundheitsbasis,alsIntegrationshelferusw.VonnochgrössererWichtigkeitals bisherwirddeshalb sein,wie imSportdasfreiwilligeEngagementunddas Ehrenamt definiert, anerkanntundverankertwerdenkönnen.

Wo leisten Sie freiwilliges Engage-ment im Sport und wie viel Zeit inves-tieren Sie? Mein Engagement kann nicht mit den im Sport üblichen, so wertvollen ehren­ amtlichen Tätig kei­

ten verglichen werden. Trotzdem versu­che ich, einen Beitrag zu leisten. Ich bin durch den Dokumentarfilm «Hosenlupf» zum Schwingen gekommen. In diesem Film geht es um einen typischen Städter, der sich aufmacht, die Seele des Schwin­gens zu ergründen. Dafür habe ich beim Schwingklub Zürich schwingen gelernt und bin hängengeblieben. Dass ich neben dem Training mithelfe, wenn im Schwingkel­ler gewischt oder über dem Sägemehl ein Bo den verlegt werden muss, ist für mich selbstverständlich. Zudem unterstütze ich meine Schwingerkollegen, wenn sie an ei­nem Anlass wie etwa letzten Sommer am

Zürifest eine Bar oder einen Stand betrei­ben. Ich helfe aktiv mit und stelle zudem meine Popularität zur Verfügung. Ich ver­stehe mich als eine Art Botschafter fürs Schwingen in der Stadt.

Weshalb engagieren Sie sich? Ich möchte dem Schwingklub Zürich hel­fen, mehr Aktivmitglieder zu gewinnen und vor allem Kinder und Jugendliche für diesen tollen Sport zu begeistern. Das Faszinierende am Schwingen ist der Ama­teurstatus. Schwinger bewegen Tausende, am Eidgenössischen Hundertausende von Menschen und kämpfen um einen Muni oder – wenn‘s hoch kommt – um eine Hei­zung. Wir Städter kriegen diese Faszination nur selten mit. Ich möchte dazu beitragen, dass sich dies künftig ändert.

Gibt es ein prägendes Erlebnis? Leute, wie unser Trainer, die sich mit Haut und Haaren für den Sport engagieren und ehrenamtlich arbeiten, rühren mich und spornen mich an.

Beat Schlatter (49), Zürich, Kabarettist, Schauspieler und Hobby­Schwinger

«leute, die sich mit haut und haaren für den Sport engagieren und ehrenamtlich arbeiten, rühren mich und spornen mich an»

Frag-würdig

Page 30: Dossier Sportkanton Zürich 2011

30 – Freiwilliges Engagement im Sport

Freiwilliges Engagement im Überblick

überblick freiwilliges Engagement

InstitutionenundOrganisationen

NATIONALSchweizerischeGemeinnützigeGesellschaft(SGG).DieSGGwurde1810mitdemZielgegründet,gemein-nützigeAktivitätenundWohltätigkeitinderSchweizzufördern.DieSGGwareinedertreibendenKräftebeiderGründungvonsozialenOrganisationen,soz.B.vonProJuventute,ProSenectute,derBerghilfeusw.HeutezähltdieSGGmehrals3500Mitglieder.www.sgg-ssup.ch

forumfreiwilligenarbeit.ch.DerVereinforumfreiwil-ligenarbeit.chisteinkonfessionellneutraler,politischunabhängigerVereinmitrund80MitgliederorganisationenausdenBereichenSoziales,Kirche,Jugend,Alter,Umwelt,SportundWirtschaft.ErgibtunteranderemdenSchwei-zerischenSozialzeitausweisheraus.www.forum-freiwilli-genarbeit.chundwww.sozialzeitausweis.ch

BenevolSchweiz.DerVereinBenevolSchweizvereinigtdieregionalenDeutschschweizerFach-undVermittlungs-stellenfürFreiwilligenarbeit.DerVereinBenevolSt.GallenistInitiantderschweizerischenStellenbörsefürFreiwilli-genarbeit.www.benevol.ch,www.freiwilligenjob.ch

SwissOlympicVolunteer.InderDatenbankSwissOlym-picVolunteerkönnensichPersonenregistrieren,diesichehrenamtlichimSchweizerSportengagierenoderdiestunmöchten.SobaldsieeinProfilhaben,werdensieüberEventsinformiertundkönnensichfürAnlässeanmelden.www.swissvolunteer.ch

KANTONZÜRIcHKoordinationFreiwilligenarbeitKantonZürich.DerVereinKoordinationFreiwilligenarbeitKantonZürichistdieLobbyfürdieFreiwilligenarbeitimKantonZürichundvernetzt36Organisationen,welcheFreiwilligebeschäf-tigen,weiterbildenodervermitteln.www.freiwillig-zh.ch

Zürichfreiwillig.ZürichfreiwilligisteineKooperationzwischenderKontaktstelleFreiwilligenarbeitderSozialenDiensteZürichundderFreiwilligenagenturderStiftungKirchlicherSozialdienstZürich.DiesebeidenVermitt-lungsstellenveröffentlichenaufwww.zuerichfreiwillig.cheinenStellenanzeigerundeinenVeranstaltungskalender.

FreiwilligenagenturWinterthur.AusserhalbderStadtZürichgibtesdieFreiwilligenagentureninWinterthur,www.freiwilligenagentur.ch,undinKloten,www.kloten.ch/de/soziales/organisationen

ZKS.ImSportwirdsehrvielfreiwilligeundehrenamt-licheArbeitgeleistet.DieVernetzungübernimmtderZürcherKantonalverbandfürSport.www.zks-zuerich.ch

Verein«EuropäischesFreiwilligenjahr2011imKantonZürich».Der2010gegründeteVereinhatzumZiel,dieBedeutungderFreiwilligenarbeitsichtbarzumachen.MitgliedersindOrganisationenausdenBereichenSozia-les,Kirche,Kultur,Umwelt,Sport.www.freiwillig-zh.ch

Literatur

«Probleme,StrategienundPerspektivenderSchweizerSportvereine»;MarkusLamprecht,KurtMurerundHanspeterStamm,2005;GesellschaftzurFörderungderSportwissenschaftenanderETHZürich.

«SportSchweiz2008»;StudiezumSportverhaltenderSchweizerBevölkerung;MarkusLamprecht,AdrianFischer,HanspeterStamm,2008;BundesamtfürSport(BASPO),Magglingen.

«Freiwilligen-Monitor2010»;IsabelleStadelmann-Steffen,RichardTraunmüller,BirteGundelach,MarkusFreitag;SeismoVerlagZürich;www.freiwilligen-monitor.ch

«DerDritteSektorderSchweiz»;Länderstudiezum«JohnsHopkinsComparativeNonprofitSectorProject(CNP)»;BerndHelmig,HansLichtsteiner,MarkusGmür(Herausgeber),2010;Haupt-Verlag,Bern.

«FreiwilligesEngagementinderSchweiz»;PeterFarago(Herausgeber),2007;SeismoVerlag,Zürich.

«HandbuchFreiwilligenarbeitderStadtZürich»;SozialeDiensteZürich,KontaktstelleFreiwilligenarbeit,2008.

Freiwilliges Engagement ist sehr vielfältig. Deshalb braucht es Stellen, welche die verschiedenen Bereiche koordinieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit soll nachfolgende Liste einen Überblick über Freiwilligenorganisationen in der Schweiz und im Kanton Zürich sowie Fachstudien geben.

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Impressum Dieses Dossier ist im März 2011 erschienen. herausgeberSportkanton Zürich – wir bewegen Sicherheitsdirektion Kanton ZürichFachstelle SportNeumühlequai 8, Postfach, 8090 ZürichTelefon 043 259 52 52, Fax 043 259 52 [email protected], www.sport.zh.ch ZKS – Zürcher Kantonalverband für SportGartenstrasse 10, 8600 DübendorfTelefon 044 802 33 77, Fax 044 802 33 78info@zks­zuerich.ch, www.zks­zuerich.ch ProjektleitungStefan Schötzau, Fachstelle Sport, und Noldi Müller, ZKS

konzept und realisationFachstelle Sport des Kantons Zürich und ZKS Zürcher Kantonalverband für Sportin Zusammenarbeit mit Viva AG für Kommunikation, Zürich

FotonachweisBASPO, Bern; TitelseitePatrick Gutenberg, Zürich; Seite 4BASPO, Bern; Seite 12, 32Thomas Krauer, Wolfhausen; Seite 13, 19, 32Günther Schlaefle, Zürich; Seite 16, 32Helga Ganz, Thalwil; Seite 20Valeria Streun, Oberhasli; Seite 22Meinrad Fischer, Zürich; Seite 24Petra Loser­Bisang, Thalwil; Seite 26Zur Verfügung gestellte Fotos; Seite 6, 9, 10, 12, 14, 15, 20, 21, 27, 29, 32 DruckZürichsee Druckerei AG, Stäfa

2011 © Nachdruck der Texte und Grafiken mit Quellenangabe undBelegsexemplar an die Fachstelle Sport des Kantons Zürich

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