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Dr. Helen Knauf
Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe
Chancen eröffnen - Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe
DGB-Bildungswerk NRWGelsenkirchen, 4. September 2007
1. Rahmenbedingungen:Die Perspektive gesellschaftlichen Wandels
2. Angebote:Die Perspektive der Institution Schule
3. Strategien:Die Perspektive der Individuen
4. Chancen:Entwicklungsperspektiven für schulische Berufsorientierung
Übersicht
Strategien nach dem Abitur
Grundlage: Ergebnisse des Projektes „Berufsorientierung und Lebensplanung“
Interviews mit 60Abiturientinnen und
Abiturienten kurz vordem Abitur sowie
nach 1,5 und nach 5Jahren
Befragung von Schulenmit gymnasialer
Oberstufe in einemnordrhein-westfälischen
Regierungsbezirk2001und 2007
Rahmenbedingungen:Die Perspektive gesellschaftlichen Wandels
1. Fraktale (Berufs-)biographie
2. Wachsende Zahl von Teilzeitbeschäftigungen
3. Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen
4. Projektcharakter insbesondere akademischer Berufsanforderungen
5. Parallelisierung beruflicher Laufbahnen
6. Individuum als „Arbeitskraftunternehmer“
Patchworkbiographien
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Ende der Norm-Biographie
Übergang in der Beruf verlängert sich: „Hindernislauf mit vielen Hürden“
Jugend als eigenständige Lebensphase, nicht als bloßer Übergang (Transition/Statuspassage)
Ausprobieren, Suchbewegungen, mehr Experimentierspielräume
Zugleich: Wachsende Unsicherheit, Zukunftsängste, Wunsch, das richtige, das beste zu tun
Veränderung des Übergangs
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Traditionelles Modell:
Abitur StudiumBeruf
Aktuelle Situation:
Studium
Abitur Ausbildung
Beruf
Moratorium
Vielfalt beruflicher Optionen
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Vielfalt beruflicher Optionen
0 10 20 30 40 50 60
Die nur schwer überschaubare Zahl der Möglichkeiten
Die nur schwer absehbare Entwicklung auf dem Arbietsmarkt
Unklarheit über meine Eignung/Fähigkeiten
Unklar, welche Qualifikationen und Kompetenzen wichtig sein werden
Unklarheit übner eigene Interessem
Unzureichende Ausbildungswahlvorbereitung in der Schule
Schwierigkeit hilfreiche Informationen zu erlangen
Andere Schweirigkeiten
Keine Schweirigkeiten
Schwierigkeiten bei der Wahl des Ausbildungsweges:
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Beschäftigte in den Wirtschaftssektoren 2004 in Millionen
Veränderung der Arbeitswelt
0,8
11
23,8
Dienstleistungen Industrie Land- und Fortswirtschaft
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Beschäftigte in den Wirtschaftssektoren 2004nach Geschlecht (in Prozent)
Veränderung der Arbeitswelt
3324
55
6776
45
0
20
40
60
80
100
120
Land- undForstwirtschaft
Industrie Dienstleistungen
MännerFrauen
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Studienanfänger/-innen an deutschen Hochschulen
Mehr gemischtgeschlechtliche Berufe
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
2001 2003 2001 2003 2001 2003
Rechts-, Wirtschafts-und
Sozialwissenschaften,Studienanfänger
Humanmedizin,Studienanfänger
Mathematik,Naturwissenschaften
Männer Frauen
Schulformbesuch nach Geschlecht:
0
10
20
30
40
50
60
Gymnasien Hauptschulen
MädchenJungen
Bildung ist weiblich
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Studienanfängerinnen und -anfänger nach Geschlecht:
Bildung ist weiblich
30
35
40
45
50
55
60
1993 2002
FrauenMänner
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Veränderte Rahmenbedingungen für die Berufsfindung junger Frauen
Bildungssystem
Übergang
Beschäftigungssystem
Lebensziele
Frauen sehrerfolgreich
Langwierigerund hürdenreicher
Patchwork-biographien
Vielfalt derMöglichkeiten
Dienstleistungs-und Wissensberufe
Angleichung zwischenJungen Frauenund Männern
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Angebote:Die Perspektive der Institution Schule
Schwerpunkte des Angebots
0 10 20 30 40 50 60 70
Karriereberatung
Berufsorientierungs-Curriculum
Entscheidungstraining
Berufebörse/Messe
Hinweise auf lokale Angebote
Besuch des BIZ
Bewerbungstraining
Praktikum
Berufsberater
Individuelle Beratung durchLehrpersonen
Informationsveranstaltungen
Besuch einer Hochschule
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Geschlechtsspezifische Angebote
2
15
9
33
0
5
10
15
20
25
30
35
Insgesamt für Jungen
2001 2007
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Geschlechtsspezifische Angebote
Schwerpunkt: Girl‘s Day - Mädchenzukunftstag - ein
Tag in technischen oder naturwissenschaftlichen
Berufen
Geschlechtsspezifische Angebote der Hochschulen,
z.B. Peanuts
Kaum geschlechtsspezifische Angebote in der Oberstufe!!!
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Bedeutung des Fachunterrichts
Interesse für ein Thema oder Fachgebiet wird meist
im Unterricht selber geweckt
„Das kam auch durch die Schule dann, durch den Bio-LK. Da merkte ich, dass ich mich auch freiwillig hingesetzt hab und das gelesen hab. Und dass es auch in der Schule ganz gut lief.“
Wichtig: Mehr Impulse zur beruflichen Verwertung
fachlicher Themen durch Fachlehrkräfte
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Fachliches Selbstkonzept unterstützen
Mädchen „interessieren“ sich oft nicht für
Mathematik, Technik, Naturwissenschaften
Ursache: Entwicklung eines negativen
Selbstkonzeptes während der Schullaufbahn
Zunehmendes Bewusstsein für eigene
geschlechtsstereotype Zuschreibungen bei
Lehrkräften wichtig
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Probleme aus Lehrersicht
Mangelndes Interesse der Schülerinnen und
Schüler
Informationsveranstaltungen überwiegen
gegenüber individuellen
Beratungsangeboten Großer Zeitaufwand -
Für LehrerInnen und SchülerInnen -
insbesondere durch Zentralabitur
Widerstände im Kollegium
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Bewertung der genutzten Angebote
0 50 100 150 200
Hochschule
Internet
Agentur fürArbeit
InformelleNetzwerke
Schule
sehr gut/gut befriedigend/ausreichend
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Funktion der Schule bei Berufswahl
„Wenn die Schule gar nicht darauf hingewiesen hätte, was kommen könnte (...) vielleicht hätte man ja nie drüber nachgedacht und dann irgendwann kurz vor Schluss hätte man überlegt, ja, was mache ich denn. Also insofern war das schon hilfreich.“
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Strategien:Die Perspektive der Individuen
Strategien nach dem Abitur
Unterschiedliche strategische Grundausrichtungen
Arbeitsmarkt Eigene Interessen
Balance
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Orientierung am Arbeitsmarkt
„Ich richte das echt nicht danach, wozu ich Lust habe“
„Ich strebe dahin, irgendeine Ausbildung zu machen, die mir so fast garantiert, dass ich einen gesicherten Arbeitsplatz habe. Wie gesagt, Beamtenstatus ist schon nicht schlecht (...) Man muss halt überleben können. Und wenn es geht einen gesicherten Arbeitsplatz haben.“
„Ich habe alles ein bisschen offen gelassen und dann abgewartet, in welche Richtung ich gehen möchte. Und als ich dann diese Zusage hatte, habe ich auch mehr in diese Richtung gedacht, um Enttäuschungen zu vermeiden.“
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Orientierung an eigenen Interessen
„Dass mir das wirklich Spaß macht - das ist das oberste Gebot (...) ich würde auf jeden Fall den Gefallensfaktor vor den Verdienstfaktor stellen.“
„habe ich mir später überlegt, dass ich auch lieber gern etwas designmäßiges machen würde und Lifestyleberuf mehr oder weniger, dann hatte ich mir überlegt Modedesign zu studieren, weil ich sehr gerne nähe und selbst entwerfe, aber das fand ich ein bisschen zu weltfremd und abgehoben (...) dann bin ich irgendwann, habe ich mir überlegt, Design verbunden mit bisschen, ja, bodenständigerem, das wäre, halt, so was wie Mediendesign“
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Orientierung an einer Balance
„ich möchte was machen, was mir Spaß macht, und ob ich da jetzt, … klar, wenn ich da jetzt gut und viel Geld verdiene, ist es natürlich noch toller! Aber ich möchte nicht irgendwie sagen, och, ich mache Medizin, weil da verdiene ich viel Geld, aber das macht mir überhaupt keinen Spaß. Und deshalb ist so eine Balance schon wichtig.“
„Einerseits muss es ein Beruf sein, der Spaß macht, oder einen glücklich macht, aber andererseits muss es ein Berufs sein (...). Um Geld zu verdienen, deswegen macht man einen Beruf, das muss unbedingt für mich zusammen sein.“
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Orientierungen und Geschlecht
Angleichung der Pläne und Strategien, keine signifikanten
Unterschiede - die verschiedenen Strategien finden sich bei
beiden Geschlechtern
Lediglich Untertyp „Nehmen was kommt“ ist ausschließlich
weiblich besetzt“
Familienphase wird kaum offen antizipiert - wobei sie offenbar
für die Berufsentscheidungen dennoch Bedeutung hat
Erst bei der dritten Befragung 5 Jahre nach dem Abitur wird
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konkretisiert - aber
auch von den jungen Männern
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
18
6
4
7
11
5
11
2
7
14
14
5
3
3
3
1
22
3
16
4
9
6
5
13
4
15
15
4
13
3
6
1
1
7
2
5
5
3
11
1
5
9
9
8
17
10
18
3
1
2
2
1
1
2
11
11
2
12
8
13
15
26
1
Internet
Anderes
Eltern
Studienberatung einer Fakultät
Hochschule: ZSB
Geschwister
Schule: Beratung LehrerIn
Bekannte
Kommerzielle Beratung
Partner/in
Schule: Informationsbörse
Schule: Praktikum
Schule: Seminar
Schule allgemein
AA: Persönliche Beratung
AA: BIZ
AA: Psychologischer Test
sehr gut gut befriediegend ausreichend
Welche Unterstützung wünschen sich Abiturientinnen und Abiturienten
Bewertung der genutzten Unterstützungsangebote: Positive Bilanz
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Welche Unterstützung wünschen sich Abiturientinnen und Abiturienten
Individuelle Beratung und Feedback besonders gewünscht
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Berufsmöglichkeiten/Studiengänge,die zu meinen Fähigkeiten passen
Einblicke in Berufsalltag
Hilfe bei Ausbildungs-/Studienplatzsuche
Zukunftschancen verschiedenerBerufe
Rückmeldung von Menschen, diemich gut kennen, welche Berufe zu
meinen Fähigkeiten undInteressen passen könnten
Ja Nein
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Welche Unterstützung wünschen sich Abiturientinnen und Abiturienten
Informationsvielfalt verunsichert
„Das ist die bescheuerteste Situation, man steht hier so und alle Türen sind so offen noch, und man kann sich nicht entscheiden, was soll man denn machen! Bei so einem Angebot, da wird man erschlagen, und alles könnte falsch sein.“
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Strategien und Geschlecht
Wie kommt es, das Frauen und Männer sich
dennoch für unterschiedliche Berufe
entscheiden?
Orientierungen (Arbeitsmarkt, Subjekt, Balance) zeigen
wenig geschlechtsspezifischen Unterschiede
Unterstützungsbedürfnisse sind bei jungen Männern
und Frauen gleich
Probleme im Übergang weisen keine Unterschiede auf
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Chancen:Entwicklungsperspektiven fürschulische Berufsorientierung
Zugang zu frauentuntypischen Berufen für Frauen weiterhin schwierig
Arbeitsmarkt-bedingungen
SozialisationsinstanzenEltern, Schule
Individuelle Interessen, Fähigkeiten,Wünsche und Pläne
Berufsfindung
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Flexibilität unterstützt geschlechtsstereotype Berufsfindung
„Ich habe alles ein bisschen offen gelassen und dann abgewartet, in welche Richtung ich gehen möchte. Und als ich dann diese Zusage hatte, habe ich auch mehr in diese Richtung gedacht, um Enttäuschungen zu vermeiden.“
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Berufswahlkompetenz für tragfähige Entscheidungen
Was ist Berufswahlkompetenz?
Methodenkompetenz
SelbstkompetenzInteressen erkennen und entwickeln
Stärken und Schwächen kennen
Prioritäten bei verschiedenen Lebensbereiche setzen können
Zugang zu relevanten Informationen bekommen
Netzwerke, aufbauen, pflegen und nutzen
Alternativen bewerten und auswählen
Ziele festlegen und Folgen von
Entscheidungen antizipieren
Die eigene Arbeitskraft
präsentieren und „verkaufen“ können
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Perspektiven genderbewusster Berufsorientierung in der Oberstufe
Individualität von Berufsorientierungsprozessen
berücksichtigen
Berufsorientierungskompetenz fördern
Fachunterricht und Interessenfindung fokussieren
Mathematisch-naturwissenschaftliches Selbstkonzept
von Mädchen stärken
Geschlechtsstereotype bei Lehrkräften bewusst
machen und bearbeiten
Berufsorientierung als „Roter faden“ - Non scholae
sed vitae discimus!
1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Aktuelle Informationen zum Projekt:
www.berufsorientierung-lebensplanung.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!