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DIGITAL ENGINEERING Magazin 01-2014 Die Schaltanlagen kommen unter anderem in den Branchen Chemie, Glas, Automobil- und Maschinenbau zum Einsatz. Das erst 2004 gegründete Unternehmen wickelt überwiegend kleinere Projekte ab, bei de- nen die Schaltanlage in ein bis drei Schalt- schränken Platz findet. Die Frage für den Mittelständler war, ob sich auch bei den überwiegend kleineren Projekten, eine Investition in Software und Maschinen lohnt, die für ein durchgängi- ges Engineering notwendig sind. Während der diesjährigen Hannover Messe hat sich GWG umfassend informiert und ohne zu zögern umfangreiche Investitionen getä- tigt. „Auf der Hannover Messe waren wir bei Rittal vom Perforex-Bearbeitungszentrum so überzeugt, dass wir uns bereits während der Messe zum Kauf einer solchen Maschi- ne entschieden haben“, sagt Wilfried Paß- mann, einer der beiden Geschäftsführer von GWG. Mit den Perforex-Maschinen des Unter- nehmens Kiesling Maschinentechnik, das wie Eplan und Rittal zur Friedhelm Loh Group gehört, lassen sich Montageplatten sowie Türen und andere Schaltschranktei- le automatisiert bearbeiten. Dabei sind alle im Schaltanlagenbau üblichen Materialien wie Stahl, Edelstahl, Aluminium, Kupfer und Kunststoff einsetzbar. Automatisch zur Montageplatte Das Perforex-Bearbeitungszentrum bringt in die Montageplatte eines Schaltschranks Bohrungen und Gewinde für Kabelkanäle, Hutschienen und elektrotechnische Kom- ponenten ein. Auch fräst es Ausbrüche in Türen, Seitenwände oder das Dach des Schaltschranks, um Filterlüfter oder Kli- mageräte einzubauen. „Bevor wir die Perforex gekauft haben“, kommentiert Paßmann, habe ein Mitarbei- ter die Montageplatten manuell bearbeitet. Dazu musste ausgemessen, angezeichnet, gekörnt und gebohrt werden, bevor der Mitarbeiter das Gewinde manuell schnei- den konnte. Der Zeitbedarf für diese Schritte war je nach Komplexität der Montageplatte min- destens dreimal höher als bei der automati- sierten Bearbeitung. Nach der Programmie- rung des Bearbeitungszentrums benötigt die Perforex etwa 15 bis 20 Minuten, um die Montageplatte komplett zu bearbeiten. „Besonders groß ist die Zeitersparnis, wenn mehrere identische Montageplat- ten benötigt werden“, erklärt Paßmann, „da wir dann das einmal erstellte Programm für O hne Energieverteilung und Auto- matisierungstechnik kann heute kaum eine industrielle Anwen- dung funktionieren. Den Schalt- schränken kommt als Gehäuse für die Komponenten eine zentrale Bedeutung zu – oftmals werden sie daher auch als Rück- grat der Anwendung bezeichnet. Der Entstehungsprozess einer Nieder- spannungsschaltanlage von der Elektro- planung über die Fertigung bis hin zur Inbetriebnahme ist ein komplexer und zeit- aufwendiger Engineering-Prozess. Die Basis bilden Anforderungen, anhand derer zu Beginn eine Elektroplanung erstellt wird. Diese dient als Grundlage für nachfol- gende Produktionsschritte bis hin zur Inbe- triebnahme. Um diesen Engineering-Pro- zess möglichst effizient zu gestalten, ist eine durchgängige Datenhaltung entlang der ge- samten Wertschöpfungskette notwendig. Durchgängiges Engineering Auf solch ein durchgängiges Engineering setzt auch GWG Industrietechnik in Glad- beck. Der mittelständische Schaltanlagen- bauer bietet Schaltanlagen, Steuerungen und Komplettlösungen. Er deckt dabei die Prozesskette von der Planung über die Fer- tigung bis zur Inbetriebnahme ab. DURCHGäNGIGES KONZEPT FüR DEN SCHALTSCHRANKBAU Automatisiert ab Losgröße eins Durchgängiges Engineering macht eine automatisierte Fertigung auch kleiner Losgrößen für Bereiche interessant, in denen bislang überwiegend manuelle Arbeitsschritte üblich waren. Beispielsweise beim Schaltanlagenbauer GWG Industrietechnik, der dabei auf Lösungen aus dem Unternehmensverbund Rittal, Eplan und Kiesling setzt. VON DR. JöRG LANTZSCH UND HANS-ROBERT KOCH 034 | AUTOMATISIERUNG | Integrierte Engineering- und Fertigungskonzepte Durch automatischen Werkzeugwechsel kann die Perforex bohren, fräsen und gewindeschneiden. Bilder: Rittal

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Digital EnginEEring Magazin 01-2014

Die Schaltanlagen kommen unter anderem in den Branchen Chemie, glas, automobil- und Maschinenbau zum Einsatz. Das erst 2004 gegründete Unternehmen wickelt überwiegend kleinere Projekte ab, bei de-nen die Schaltanlage in ein bis drei Schalt-schränken Platz findet.

Die Frage für den Mittelständler war, ob sich auch bei den überwiegend kleineren Projekten, eine investition in Software und Maschinen lohnt, die für ein durchgängi-ges Engineering notwendig sind. Während der diesjährigen Hannover Messe hat sich gWg umfassend informiert und ohne zu zögern umfangreiche investitionen getä-tigt. „auf der Hannover Messe waren wir bei rittal vom Perforex-Bearbeitungszentrum so überzeugt, dass wir uns bereits während der Messe zum Kauf einer solchen Maschi-ne entschieden haben“, sagt Wilfried Paß-mann, einer der beiden geschäftsführer von gWg.

Mit den Perforex-Maschinen des Unter-nehmens Kiesling Maschinentechnik, das wie Eplan und rittal zur Friedhelm loh group gehört, lassen sich Montageplatten sowie türen und andere Schaltschranktei-le automatisiert bearbeiten. Dabei sind alle im Schaltanlagenbau üblichen Materialien wie Stahl, Edelstahl, aluminium, Kupfer und Kunststoff einsetzbar.

Automatisch zur Montageplatte Das Perforex-Bearbeitungszentrum bringt in die Montageplatte eines Schaltschranks Bohrungen und gewinde für Kabelkanäle, Hutschienen und elektrotechnische Kom-ponenten ein. auch fräst es ausbrüche in türen, Seitenwände oder das Dach des Schaltschranks, um Filterlüfter oder Kli-mageräte einzubauen.

„Bevor wir die Perforex gekauft haben“, kommentiert Paßmann, habe ein Mitarbei-ter die Montageplatten manuell bearbeitet. Dazu musste ausgemessen, angezeichnet, gekörnt und gebohrt werden, bevor der Mitarbeiter das gewinde manuell schnei-den konnte.

Der Zeitbedarf für diese Schritte war je nach Komplexität der Montageplatte min-destens dreimal höher als bei der automati-sierten Bearbeitung. nach der Programmie-rung des Bearbeitungszentrums benötigt die Perforex etwa 15 bis 20 Minuten, um die Montageplatte komplett zu bearbeiten.

„Besonders groß ist die Zeitersparnis, wenn mehrere identische Montageplat-ten benötigt werden“, erklärt Paßmann, „da wir dann das einmal erstellte Programm für

Ohne Energieverteilung und auto-matisierungstechnik kann heute kaum eine industrielle anwen-dung funktionieren. Den Schalt-

schränken kommt als gehäuse für die Komponenten eine zentrale Bedeutung zu – oftmals werden sie daher auch als rück-grat der anwendung bezeichnet.

Der Entstehungsprozess einer nieder-spannungsschaltanlage von der Elektro-planung über die Fertigung bis hin zur inbetriebnahme ist ein komplexer und zeit-aufwendiger Engineering-Prozess.

Die Basis bilden anforderungen, anhand derer zu Beginn eine Elektroplanung erstellt

wird. Diese dient als grundlage für nachfol-gende Produktionsschritte bis hin zur inbe-triebnahme. Um diesen Engineering-Pro-zess möglichst effizient zu gestalten, ist eine durchgängige Datenhaltung entlang der ge-samten Wertschöpfungskette notwendig.

Durchgängiges Engineeringauf solch ein durchgängiges Engineering setzt auch gWg industrietechnik in glad-beck. Der mittelständische Schaltanlagen-bauer bietet Schaltanlagen, Steuerungen und Komplettlösungen. Er deckt dabei die Prozesskette von der Planung über die Fer-tigung bis zur inbetriebnahme ab.

D u r c h g ä n g i g E s K o n z E p t f ü r D E n s c h A l t s c h r A n K b A u

automatisiert ab losgröße einsDurchgängiges Engineering macht eine automatisierte Fertigung auch kleiner

Losgrößen für Bereiche interessant, in denen bislang überwiegend manuelle

Arbeitsschritte üblich waren. Beispielsweise beim Schaltanlagenbauer GWG

Industrietechnik, der dabei auf Lösungen aus dem Unternehmensverbund

Rittal, Eplan und Kiesling setzt. von Dr. Jörg lAntzsch unD hAns-robErt Koch

034 | AutoMAtisiErung | Integrierte Engineering- und Fertigungskonzepte

Durch automatischen Werkzeugwechsel kann die Perforex bohren, fräsen und gewindeschneiden. Bilder: rittal

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Integrierte Engineering- und Fertigungskonzepte | AutoMAtisiErung | 035

die Maschine mehrfach verwenden kön-nen. aber auch bei losgröße eins ist die Effizienzsteigerung schon groß.“ Die Pro-grammierung der Perforex kann von ver-schiedenen arbeitsplätzen innerhalb des PC-netzwerks des Unternehmens erfolgen.

Von Vorteil ist die automatisierte Ferti-gung dann, wenn sich die Daten aus der Planung zur Programmierung des Bearbei-tungszentrums weiterverwenden lassen. Für die Elektroplanung setzt gWg überwiegend Eplan Electric P8 ein. Diese Software bietet dem Planer umfangreiche Möglichkeiten, die nicht bei der Projektierung enden.

Sie stellt auf Basis der Planung Daten für die nachfolgenden Prozesse zur Verfügung. Diese erlauben nicht nur eine umfassende Dokumentation der Elektroplanung, son-dern stehen auch in weiteren Schritten des Engineerings zur Verfügung.

So kann der Elektroplaner beispielsweise im anschluss an die Projektierung in Eplan Pro Panel einen virtuellen 3D-Prototypen seines Schaltschranks bauen.

„Um diese Möglichkeiten zu nutzen, ha-ben wir in Hannover auch gleich die ent-sprechenden lizenzen von Eplan Pro Panel bestellt“, erklärt Paßmann.

in Eplan Pro Panel platziert der Planer alle Komponenten, Betriebsmittel und das not-wendige Zubehör direkt im virtuellen Pro-totypen. Die aktuellen Komponentendaten erhält er aus dem Eplan Data Portal – ein webbasiertes Portal, das dem anwender Komponentendaten zahlreicher Hersteller bereitstellt. aktuell sind mehr als 340.000 Komponenten verfügbar.

Diese Komponentenda-ten enthalten neben Be-stellinformationen und technischen Details der Komponenten auch gra-fische und logische as-pekte für die Projektie-rung. Der anwender spart dadurch Zeit und stellt zudem sicher, dass er standardisierte und stets aktuelle Daten verwen-det. Die Software generiert automatisch die informationen zu Befestigungsbohrungen, Bohrungsgewinden oder Durchbrüchen.

Aus einer handDiese Daten stehen anschließend zur Verfü-gung, um damit das Bearbeitungszentrum direkt zu programmieren. Dadurch ist eine zusätzliche Effizienzsteigerung realisierbar.

Bei der Schaltschrank- und gehäuse-technik verwendet gWg überwiegend Pro-dukte von rittal. „nur wenn ein Kunde ex-plizit Produkte eines anderen Herstellers wünscht, weichen wir davon ab“, erläutert Paßmann. Hauptgrund für dieses Vorgehen

sei das umfassende Produktspektrum, das in dieser art einmalig sei.

Von gehäusen und Schaltschränken über Stromverteilungskomponenten bis hin zu Klimatisierungslösungen kann alles aus ei-ner Hand bezogen werden. außerdem pas-sen sämtliche Systeme und lösungen von Eplan, rittal und Kiesling zusammen, so dass ein durchgängiges Engineering von der Pla-nung bis zur Fertigung realisierbar ist. j B I |

Hans-Robert Koch ist Leiter Fachpressearbeit bei Rittal in Herborn. Dr. jörg Lantzsch ist Fachjournalist aus Wiesbaden.

nEUEr PC-SCHranK ZUr SPS iPC DriVES

Rittal zeigt auf der SPS IPC Drives, wie wandelbar der Schaltschrank SE 8 ist und wandelt diesen sogleich zum PC-Schranksystem. Es entsteht so ein robuster IT-Arbeitsplatz für den In-dustriealltag, der Schutz für sensible Hardware wie PC, Monitor und Drucker bietet.Der neue PC-Schrank von Rittal schützt mit umlaufenden Stahlblechkorpus, bei dem Seitenwände und Dach aus einem Stück Stahlblech gefertigt sind, besser gegen Zugriff, Staubablagerung und Strahlwasser. Wahlweise auch in Edelstahl erhältlich, erfüllt der PC-Schrank die Schutzart IP 55 nach EN 60529, NEMA 12. Die Bearbeitungszentren der Perforex-Serie von Kiesling sorgen für hohe Effizienz und optimale Qualität bei

der Bearbeitung von Montageplatten und Flachteilen.

Das neue Perforex-Bearbeitungszen-trum beschleunigt die Bearbeitung der Montageplatten bei GWG.

Die Elektroplanung in Eplan Electric P8 und Eplan Pro Panel sind die Basis für durch-gängige Daten im Engineering-Prozess.

Auszug aus dem DIGITAL ENGINEERING Magazin 1/2014. Das komplette Magazin erhalten Sie als Printausgabe unter www.digital-engineering-magazin.de. Copyright 2013,

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