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Vorgestellt 3-D Bogensport 20 E rika Bruderer beginnt vor ca. 23 Jahren das erste Mal mit dem Bogenschießen. Nach wenigen Jahren muss sie ihren so heiß geliebten Compoundbogen, damals ein PSE, aus gesundheitlichen Grün- den zur Seite legen. Nach vielen Jahren intensiv im Reitsport be- ginnen Erika und ihr Lebenspart- ner und heutiger Trainer, Peter Fendt, 1999 wieder mit diesem fantastischen Schießport. Die Sparte 3-D hat es den beiden ganz besonders angetan. Von nun an sah man die zwei mit Kind und Hund auf allen möglichen Turnieren. Mit den idealen Trai- ningsbedingungen der Schweizerin, sie besitzen einen eigenen großen 3-D- Parcours und können zuhause bis 70 m trainieren, außerdem sind Erika Bruderer und Peter Fendt Mitglieder bei den Ost- schweizer Bogenschützen, OBSG, da sind die Trainings- bedingungen auch nicht ohne, so können sie rund um die Uhr die Trainingshalle benüt- zen. Die gebürtige Appenzel- lerin hat Zeit und Möglich- keit, an ihren Schießtechniken zu feilen. Ihr großes Credo ist: 3-D- Schießen besteht nicht nur aus perfektem Schießen, sondern auch aus perfekter Atemtechnik, perfekten Schätzmethoden (min- destens jeweils zwei vergleichba- ren), absoluter Gedankenkontrol- le und optimaler Kenntnis über die jeweiligen Scheiben. Peni- belst führt sie Buch über all 3-D- Scheiben, die auf dem Markt sind, und lernt so die Längen und Breiten, und weiß sie in der Na- tur umzusetzen. Als separate Dis- ziplin trainiert Erika mit ihrem Partner Distanzenschätzen, und geht an so manchem Mittag schnell in den Stadtpark von St. Gallen, um zu üben. Die gelernte Modedesignerin besitzt in St. Gallen eine 300 m 2 große Bou- tique. Sobald die beiden zwei oder drei Stunden zur Verfügung haben, trifft man sie im Wald an. Peter, der große Tüftler, probiert stets wieder neues Material aus. Er verbringt so manchen Abend im Webkeller des Appenzeller Hau- ses, das die Familie bewohnt. Er- ika ist zuständig für alles Admi- nistrative. Trainiert wird fast nur gemeinsam und bei (fast) jeder Witterung. Nach nur dreimonatiger An- fangsphase gewinnt Erika Brude- rer bei ihren ersten 3-D Schwei- zer Meisterschaften 1999 bereits ihre erste Medaille. Im Sommer 2000 reisen Erika und Peter mit Kind zu ihrer ersten Europameis- terschaft (EBHC) der IFAA in Casteljaloux, Frankreich. Im ers- ten Anlauf gewinnt Erika die Bronzemedaille. Ein Meilenstein war gesetzt, von da an ging es nur noch aufwärts mit dieser Bogen- schießkarriere. 2001 erkämpft Erika in Mafra, Portugal, die er- ste Europa-Silber bei der EBHC der IFAA. Nur einen Monat spä- ter schießt sich Erika bei den EFAC in Leukerbad, Schweiz, auf den 2. Platz mit neuem Schweizer Rekord, wenige Wo- chen später gewinnt sie auch noch bei den Schweizer Meister- schaften der Fita auf 70 m. Diese Ergebnisse erzielt sie mit einem Mathews Ultramax. Die ersten zwei Jahre betreut Pe- ter Fendt während großen Turnie- Erika Bruderer Dynamisch und hübsch: Das Schweizer 3-D-Aushänge- schild mit dem Compound. In anderen Gefielden.

Dynamisch und hübsch:Das Schweizer 3-D-Aushänge- … · Jahren intensiv im Reitsport be- ... Fendt, 1999 wieder mit diesem fantastischen Schießport. Die Sparte 3-D hat es den beiden

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3-D Bogensport 20

Erika Bruderer beginntvor ca. 23 Jahren daserste Mal mit demBogenschießen.Nach wenigen Jahren

muss sie ihren so heiß geliebtenCompoundbogen, damals einPSE, aus gesundheitlichen Grün-den zur Seite legen. Nach vielenJahren intensiv im Reitsport be-ginnen Erika und ihr Lebenspart-ner und heutiger Trainer, PeterFendt, 1999 wieder mit diesemfantastischen Schießport. DieSparte 3-D hat es den beiden

ganz besondersangetan. Von nun an sahman die zwei mit Kind undHund auf allen möglichenTurnieren.

Mit den idealen Trai-ningsbedingungen der

Schweizerin, sie besitzeneinen eigenen großen 3-D-Parcours und können zuhause

bis 70 m trainieren, außerdemsind Erika Bruderer und PeterFendt Mitglieder bei den Ost-schweizer Bogenschützen,OBSG, da sind die Trainings-bedingungen auch nicht ohne,so können sie rund um dieUhr die Trainingshalle benüt-zen. Die gebürtige Appenzel-lerin hat Zeit und Möglich-

keit, an ihren Schießtechniken zufeilen. Ihr großes Credo ist: 3-D-Schießen besteht nicht nur ausperfektem Schießen, sondernauch aus perfekter Atemtechnik,perfekten Schätzmethoden (min-destens jeweils zwei vergleichba-ren), absoluter Gedankenkontrol-le und optimaler Kenntnis überdie jeweiligen Scheiben. Peni-belst führt sie Buch über all 3-D-Scheiben, die auf dem Marktsind, und lernt so die Längen undBreiten, und weiß sie in der Na-tur umzusetzen. Als separate Dis-ziplin trainiert Erika mit ihremPartner Distanzenschätzen, und

geht an so manchem Mittagschnell in den Stadtpark von St.Gallen, um zu üben. Die gelernteModedesignerin besitzt in St.Gallen eine 300 m2 große Bou-tique.

Sobald die beiden zwei oder dreiStunden zur Verfügung haben,trifft man sie im Wald an. Peter,der große Tüftler, probiert stetswieder neues Material aus. Erverbringt so manchen Abend imWebkeller des Appenzeller Hau-ses, das die Familie bewohnt. Er-ika ist zuständig für alles Admi-nistrative. Trainiert wird fast nurgemeinsam und bei (fast) jederWitterung.

Nach nur dreimonatiger An-fangsphase gewinnt Erika Brude-rer bei ihren ersten 3-D Schwei-zer Meisterschaften 1999 bereitsihre erste Medaille. Im Sommer2000 reisen Erika und Peter mitKind zu ihrer ersten Europameis-terschaft (EBHC) der IFAA inCasteljaloux, Frankreich. Im ers-ten Anlauf gewinnt Erika dieBronzemedaille. Ein Meilensteinwar gesetzt, von da an ging es nurnoch aufwärts mit dieser Bogen-schießkarriere. 2001 erkämpftErika in Mafra, Portugal, die er-ste Europa-Silber bei der EBHCder IFAA. Nur einen Monat spä-ter schießt sich Erika bei den

EFAC in Leukerbad, Schweiz,auf den 2. Platz mit neuemSchweizer Rekord, wenige Wo-chen später gewinnt sie auchnoch bei den Schweizer Meister-schaften der Fita auf 70 m. DieseErgebnisse erzielt sie mit einemMathews Ultramax.

Die ersten zwei Jahre betreut Pe-ter Fendt während großen Turnie-

Erika BrudererDynamisch und hübsch: Das Schweizer 3-D-Aushänge-schild mit dem Compound.

In anderen Gefielden.

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ren die noch kleine gemeinsameTochter Eileen, bis sie schließlicheinen Babysitter finden. Auch dievielen Tiere auf dem Bauernhofsind kein Problem mehr, da eineTierpflegerin gefunden wird, dieterminlich abrufbar ist. Seit 2002,in Shuttelworth, England, kämp-fen die beiden gemeinsam angroßen Turnieren. 2003 gewinntsie ihre erste goldene Weltmeis-terschaftsmedaille bei den WIACder IFFA in Greifensee. Geschos-sen werden an 4 Tagen jeweils 60Pfeile auf 20 Yards. Große Pro-bleme hatten Peter und Erika da-mals mit ihren Pfeilspitzen, dieimmer wieder in den hartenScheiben stecken blieben. Sie-konnten aber jeden Abend nach

Hause fahren und dieses Problembeheben. Ein ganz speziellesHighligth war für die Familie dergleichzeitige Gewinn von 2Goldmedaillen an ein und dem-selben Turnier.

Im Sommer gewinnt Erika inPresolana/Italien die Silberme-daille bei den EBHC/WBHC derIFAA hinter Sonja Bianchi, derLokalmatadorin.

2004 war Erika Bruderers größterpersönlicher Erfolg. Auf derPlanneralm gewann sie das ersteMal Gold bei einer EM oderWM, in der Kategorie Com-pound unlimited (FU). In derHunterrunde schoss sie 558 Rin-ge von 560 möglichen, FU-Grö-ßen wie Toni Westen aus Englandund Alberto Maffiolo waren ge-schlagen, entsprechend wurdeauch gefeiert. Damals schoss sieeinen Hoyt Supertec mit 56Pfund, bei einem Auszug von 26Zoll, dazu ihre geliebten Pfeilevon Carbon Express, 3D select100 mit einer 50-Grain-Spitze.

2005 entschloss sich Erika, demFITA-Kader beizutreten und qua-lifizierte sich auch sofort für die3-DI-WM in Genova. Mit TaniaForni (Compound Damen 2.Platz) und Kurt Nünlist (Long-bow 5. Platz) reiste sie nach Ita-lien, um gemeinsam die Eidge-nossenschaft zu verteidigen. Eri-ka gewann die Qualifikationen,hatte bei den Semifinals Pech mitder Pfleilauflage, ein kleines Pla-stikteil verschob sich um 1-2mm, somit gingen die Pfeile nachlinks. Damals wurden 6 Pfeile imHalbfinale und im Finale ge-

schossen. Zum Glück bemerkteihr Trainer das Malheur und fürdie Finals konnte sie die defektePfeilauflage reparieren. An-schließend gewann Sie die Welt-meisterschaft bei den CompoundDamen.

Nach all diesen Erfolgen kam dieFrage: Was nun?

Erika und Peter entschieden sichfür eine neue Herausforderung,und zwar entschlossen sie sichfür den Longbow. Sie bestelltenbei Willi Heuberger zwei Bögen,und zwar Palisander mit Carbon(ganz ohne Hightech geht's wohlnicht). Im Frühjahr schoss Erikabereits neuen Schweizer Rekordbei der FAAS/IFAA.

Nach jahrelangen Ischiasbe-schwerden entschloss sich Erika,die Lendenwirbelsäule operierenzu lassen. Alles verlief optimalund nach 3 Wochen konnte siebereits wieder sanft trainieren.Ihrem Rücken zuliebe wechseltesie nochmals die Bogenart, dies-mal zu den Bowhunter Recurve.Da Willi Heuberger Zeit brauch-te, kaufte sie sich bei Via Claudiaeinen Border Black Douglas mitHEX IV-Wurfarmen (40 Pfund).Bald schon konnte sie das Ge-wicht wieder auf 45 Pfund erhö-hen und meldete sich für dieW3DC der IFAA in Sopron/Un-garn an. Diesmal nahm die ge-samte kleine Familie an dieserWM teil. Die Tochter Eileen ge-wann Silber und die Mami holteGold. Was für eine Freude, in ei-ner neuen Disziplin auch mitzu-reden, nicht nur als Schräubchen-dreher zu gelten. Die kommendeWintersaison schoss sie mit ei-

nem Carbon-Recurve vom Ate-lier Willi Heuberger.

Im Frühjahr 2007 waren sich dieÄrzte einig, nach einem Band-scheibenvorfall musste sie dieBogenart erneut wechseln, da eswichtig war, eine sehr guteRückenhaltung zu erzielen. Alsoback to the roots. Ab Ende Aprilkonnte sie wieder leicht trainie-ren. Sie kaufte sich den neuenGuardian von Bow Tech, der ex-trem sanft im Abschuss ist.

Eine harte Saison stand bevor, 3-DI-WM der FITA in Ungarn, unddie bevorstehenden EBHC/WBHC im heimischen Wildhaus.In Ungarn gewann sie die Quali-fikation und verlor leider das Fi-nale. Einen Monat später in derSchweiz konnte sie die Goldme-daille einheimsen und somit ihrPalmares vergrößen.

So viel zu einer Bogenschießkar-riere, wenn man sie fragt, ob sichdas Ganze gelohnt hat, bejaht sieganz klar. Sie habe in all den Jah-ren so viel liebe Leute kennen ge-lernt. Sicher war nicht alles Gold,was glänzt. Schade ist, dass Er-folg und Neid so nah beieinanderliegen.

2000 Compound 3 EBHC/IFAA Casteljaloux/FR2001 Compound 2 EBHC/IFAA Mafra/P2001 Compound 2 EFAC/IFAA Leukerbad/CH2001 Compound 1 EFAC/IFAA Team Leukerbad/CH2002 Compound 2 EBHC/IFAA Shuttleworth/GB2003 Compound 1 WIAC/IFAA Greifensee/CH2003 Compound 2 WBHC/IFAA Presolana/ITA2003 Compound 2 EBHC/IFAA Presolana/ITA2004 Compound 1 EBHC/IFAA Planneralm/AUT2005 Compound 1 3-DI FITA Genova/ITA2006 BH-R 1 W3DC/IFAA Sopron/H2007 Compound 2 3-DI FITA Sopron/H2007 Compound 1 EBHC/IFAA Wildhaus/CH2007 Compound 1 WBHC/IFAA Wildhaus/CH

18 x Swiss Champion5 x Swiss Champion Team

In kurzer Zeit zur Weltspitze

Kurz-Steckbrief

Erika BrudererOberbach CH 9053 Teufen0041-71 223 44 66E-Mail: [email protected].: 1.6.1961Geschieden Seit 23 Jahren mit Peter Fendt liiertEine gemeinsame Tochter Eileen(1996)Beruf: Boutiquebesitzerin

Nationale und internationale Erfolge

Genua 2005: Gold mit demCompound.