Eberhard Seifert - Die Räte-Kommunistische Tradition von ökonomie der Zeit (Prokla 51)

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    N ur zur Parallele mit defalso eine

    die

    are'nprOCIUHXIo,n setzen vomus, def Anteilseine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit

    Ihre ges1ells,ehatt1l1ch j . ! j l " H J , m H " ! > ~ verschiedenen Andererseits client die Arbei tszei tMail des inclividuellen Anteils des Produzenten der UC' lU t 'H ld 'her auch an dem individuell. verzehrbaren Teil des UC" IUm j J IU 'UU " "

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    Insofern ist die Situation heute -rd. 15 Jahre nach der Hundert-Jahr-Feier des Kapital) -anders. Die damaligen ersten deutlicheren Anzeichen eines Verblassens der Nachkriegsprosperitat, dem groBten Aufschwung des Wohlstands in der Geschichte (Paul Mattickgreift in seiner Analyse von 'Marx und Keynes' diesen 60er Jahre-Satz des US-Prasidenteneinleitend auf), konnten die Hoffnung nahren, zusammen mit den sich starker entfaltenden Wirtschaftskrisen werde sich auch wieder eine proletarische Bewegung entwickeln, derdie damals sich anbahnende Renaissance der Marx'schen Theorie4 auch wieder zur praktischen und zielorientierten Richtschnur werden wiirde.Heute wird auch die unterdessen 'aufgearbeitete' Marx'sche Theorie selbst in einigen undzwar zentralen Punkten fur obsolet betrachtet, die insofern fundamentaler Natur sind, alssie nicht nur erneut auf den einen oder anderen theoretischen Aspeki innerhalb des Gebaudes abzielen, wie etwa die immerwmrende Wert-Preis-Transformations- oder Reduktionsproblematik, sondern vor allem das seinem Denken vermeintlich inharente Credo desa-vouieren: die weitere Entfaltung der Produktivkrafte auch und gerade im - selbst gegeniiber dem 'realen', anders vorgestellten - Sozialismus mit ihren notwendig zerstorerischenFolgen fur Mensch und Natur.Darauf haben zwar nicht erst die Griinen hingewiesen, aber - soweit ihre Abwendungvon einem Produktivkraft-Credo noch als in traditioneller Weise 'Links' zu begreifen ist -haben sie dieser Problematik die Bedeutung einer politisch wirksamen Bewegung gegeben,und erstmals in neuerer Zeit wird innerhalb dieser Bewegung die Frage der Moglichkeitund Notwendigkeit des Ausstiegs aus der Industriegesellschaft erwogen (Berger 1982) undmit Ideen der Revolution hin zu kleineren, dezentralisierteren Lebens- und Produktionseinheiten, Gedankengut der vor-marx'schen Sozialisten (bspw. Fourier) aktualisiert.Wenn sich so im Theorie-Praxis-Verhaltnis politischen Handelns gegenwmig massive Verunsicherungen, Irritationen und Neuorientierungen .segeniiber der Marx'schen P e r s p e k t i ~ ve kapitalistischer Entwicklungsdynamik und ihrer Uberwindung zeigen, so ist von vornherein natiirlich fraglich, wieweit es dann noch Sinn macht, auf diese Tradition selbst zuriickzugreifen, urn erneut bei dieser oder jener Richtung oder gar Person ankniipfend, derAktualitat des Marx'schen Denkens nachzuspiiren.Wenn dies hier im folgenden ein weiteres Mal (neben dem Artikel von M. Grauer zu K.Korsch, PROKLA 50) - und diesmal mit direktem Bezug zu Paul Mattick, an den sich derin die USA emigrierte Karl Korschs gewandt hatte - erfolgt, So nicht, urn dessen herausragende Bedeutung fiir Theorie und Praxis der ratekommunistischen Alternative in der Geschichte der Arbeiterbewegung nun auch verspatet (zwei Jahre nach seinem Tod im Februar 1981) in der Prokla einer eingehenderen (als in Nr. 43 geschehenen) Wiirdigung zuunterziehen. Auch nicht nur im Sinne der Geschichtsschreibung dieser immer wieder neuauszugrabenden, 'anderen' Geschichte der Arbeiterbewegung, die in Paul Matticks Wirkeneinen wahrhaft genuinen und selten anzutreffenden proletarischen Internationalismus, wiees M. Bruckmiller" nannte (1981), hervorbrachte.Vielmehr sol1- in Ankniipfung an das anderenorts gegebene Paul Mattick-Memoriaf - derdort zunachst rekonstruierte Zusammenhang von Marx'scher 'Okonomie der Zeit' und ratekommunistischer Vorstellung iiber kommunistische Produktion und Verteilung in doppelter Absicht weiterentwickelt werden:- einmal, urn diesen Gedanken von Marx selbst gegen das Vergessen, bzw. Fehl- oderMiBdeutungen fur die aktuelle - jiingst auch in der Prokla (Nr.46) - gefuhrte Zeitokonomie-Diskussion zu bewahren,Die RateKommunistische Tradition von 6konomie der Zeit 119

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    zU.garlglJlCh sem'''-!JU,,-,-LJ,I.''"'''. die etwas liber in Zeitschrif-

    h l I l a u s g e ~ h e : n , was aber hoffentlich hilfreich ist.

    Krise der ka,ptt,ali;,tiscb!mKrisen?

    der

    neuerer Zeit fashionable sich in den Sozialwissenschaften und inzu befassen. Das war in auch sonst undals vermutlich unter dem EinfluB des "p'J""'''''.H460 Zeit nlcht einfach als linear-kontinuier-in dem 'Wdt' sondern ihr umge-

    " ' ~ . " H O L " U U ' ' ' ' ' - Charakter einer vierten Dimension zuerkannt wurde.hat es aber nochauch

    fand er zu dem sogenanntenschaftliches Wachstum eine V e . r k l l a ~ ! p U l n g laufend in defandereneines stets O ' ' ' ' p , ' - H U ' ~ H , neu sich " " " ' ' ' U H ' ~ ' ' ' ' ' ' ' ' ' O U . m ' ' L , die unsunsere wirtschaftlichenauf destruktive Weise zu verteilen - mit der daB wir dieSchanhe!t def Natur und unser

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    nere11en Intensivierung von Zeit filr alle Lebensbereiche denn auch mehr oder weniger direkt oder indirekt an (bspw. Rinderspacher 1982a, 1982b; Zo111982). Die neuere Debattefilgt dem das Argument hinzu, daB die Sphare, wo die Bewirtschaftung von Zeit ihren ef-fektivsten und fortwahrenden Ausgangspunkt nahme, iiber den diese Tendenz sich gleichsam imperialistisch propagiere, der dem Kapital unterworfene ArbeitsprozeB seiber sei, indem mit allen Methoden der Wissenschaft und Technik die Qualitat lebendiger Arbeitfortwahrend auf abstrakte Zeitquanta reduziert und darin mit demnekrophilen Apparattoter Arbeit techno-Iogisch synchronisiert und maximiert wiirde. In dem MaBe, wie dieselinear gleichgiiltige Maschinenstruktur gegeniiber der lebendigen Arbeit durchgesetzt wiirde, miisse im Stadium ihrer Verallgemeinerung als notwendige Reaktion der Widerspruchmit den natiirlichen Rhythmen des Lebendigen resultieren. Hierbei offenbarten sich Grenzen unendlicher Adaptionsmoglichkeiten der lebendigen Arbeit an den gegensatzlichenLogos toter Arbeit = Technik. Uhd dieser Widerspruch konstituiere erneut die Bedingungen der Moglichkeit des revolutionaren Subjekts, sowie - im reformerischen Sinne - dieMoglichkeit einer Wiederaneignung von Zeit durch verschiedene Strategien zur Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie auch fill; Arbeitszeitverkiirzungen. Weil diese Grenze im Subjekt liegt, ist hier von der Krise der Zeiter/ahrung zu reden ebenso moglich (Zoll, 109) wieumgekehrt auch von einer Krise (im Sinne der von Rinderspacher erlauterten Krise) desLeistungsprinzips (1982a, 121). Ohne die jeweiligen Akzentuierungen verwischen zu wollen, erscheinen sie doch nur als die beiden Perspektiven jenes Prozesses, der auch als Kriseder Zeitokonomie (Zol1 109, Rinderspacher 1982a, 121) gefaBt wird und insofern habenm.E. GensioriWolf (1982) zurecht den Streit um die Zeitokonomie als Streit um die vermutet!! Entwicklungsrichtung des kapitalistischen Produktionsprozesses charakterisiert(ebd., 85) und insofern der Zeitdimension nur einen mitteIbaren Ste11enwert beigemessen.Die in dieser Debatte implizierten widerspriichlichen revolutionstheoretischen Folgerungen kamen recht deutlich in dem von Carlo Jaeger eingeIeiteten V orabdruck einiger Passagen aus Toni Negris neuestem Buch mit dem TiteI Zeitmaschine (1982) zum Ausdruck;da hierzulande noch weitgehend unbekannt, zwei Ausziige:Negri:.. . wenn wir uns heute in einer Situation befinden, die immer mehr durch die umfassende Unterordnung (Subsumtion) der Gesellschaft unter das Kapitel charakterisiert ist, und wenn es, angesichts derRigiditat und 'Rationalitat' des kapitalistischen Kommandos, scheint, daB die gesamte Logik des Klassenkampfes verschwindet, die Ausbeutung jedoch und der Klassenkampf gegen die Ausbeutung nichtaufhiiren, sich zu offenbaren und real wahrgenommen zu werden, sei es in der U nmittelbarkeit, sei esin den unsichtbaren Prozessen, die die Geschichte der Gesellschaft durchziehen: dann heiBt das, daBunser Begriff von Rationalitat in Krise ist, und daB der Klassenkampf einen neuen schaffen muB ...Daraus ergeben sich dann Definitionsversuche des neuen Paradigmas: Die Ausweitung der Problematik (zwischen Klassenzusammensetzung und Staatstheorie) hilft die Bedeutung des Spieleinsatzes festzulegen. Ich glaube, nur wenn das Problem der Zeit und die Anomalien, welche die sich erganzendenTheorien der MaBzeit und def Jetztzeit durchzogen haben, begriffen werden, nur dann beginnt dasneue Paradigma mit Klarheit aufzutauchen. Dieses stellt sich in Gestalt einer Neuerung dar angesichtsder Krise der Marx'schen Werttheorie - deren Stoff die MaBzeit ist. Es nahrt sich jedoch von dermarx'schen Identitat des theoretischen Projekts mit der Entwicklung des Subjekts von der wahrenSubstanz der Marx'schen Theorie der Produktivkraft. Die hier versammelten Kapitel zielen auf dieDefinition des kommunistischen Subjekts, oder - zumindest auf die Bestimmung seiner Bedingungen.Das Paradigma ist ein Dispositiv fUr die Konstruktion kollektiver Praxis.(, (Negri 1982, 114 f.)Die RateKommunistische Tradition von 6konomie der Zeit 121

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    Jaeger:Negri geht davon aus, daB def Marxismus ein sozialwissenschaftliches Paradigma darstellt, das gegenwartig an einer Anomalie in die Krise gerat. Diese Anomalie beschreibt er in verschiedenen Formen,in ihrem Kern steckt das Problem der Zeit. Arbeit ist in der marxistischen Theorie mebar a1s Arbeitszeit. Die Krise des Wertgesetzes bedeutet, daB die Messung der Arbeit nicht mehr gelingt - gesell-schaftlich notwendige Arbeit ist nicht mehr wenn Arbeit nicht mehr gesellschaftlichnotwendig ist. Damit zerbricht das Zeitverstandnis. Das Problem def Zeit ist deshalbentscheidend, weil es im Marxismus an zentraler Stelle - bei der der Arbeit - auftaucht undweil die vorgeschlagene Lasung unseren nicht standhalt. man nun die Formulie-rung vom Paradigmawechsel aufgreifen will, so ist nicht einzusehen, weshalb der Zeit 1m neuen Para-eine zentrale Rolle zukommen soil. Genau das jedoch ist Negri's Postulat .... m.E. war dieIdf,nt,ifill:ati,on von Arbeit und Zeit ein Fehler, den Marx von del' klassischen Okonomie iibernahm.r>. rne l ' ; !

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    immer wieder sich in 1-"''''''''''kommen: Selbst in einem gelmesse,n

    Immer ","Y,U"",,'C"""Yl'."\.."'''H Einwand zuvor zuu t c ) p l ~ ; c h anmutenden Zustandder vollautomatisierten edmo>log;ledleb:ltte spre--aus der die ware, will mir keinschaftlicher Zustand in dem nicht auch immer nochbeit verrichtet werden milBte. Freilich: wohl kaum die wir mit den h e l i 1 t l l ~ e n

    und -inhalten mehr ausmachen konnten. Ich halte aberMarx' Idee von Arbeit im Reich der Freiheit eine von der Art des H"F I l o r h r ,rer kiinstlerischer und wissenschaftlicher im aristotelischenbloB diesmal auf Maschinen-Sklaven und nicht SklavenAlso die Arbeit, wo der Mensch nicht mehr tut, was er Sachen fur sich tun lassen kann, aufgehorthat ... und die arbeitende Gesellschaft sich wissenschaftlich zu dem ProzeB ihrer fortschreitenden Reproduktion verhait. (Grundrisse,Dies nennt Marx die 5""""U'-' ' ' ' '"'-' ' ' ' Seite des n

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    Je bewuBter es namlich die Mittel schafft, die notwendige Arbeit zu reduzieren, umso eheruntergrabt es seinen eigenen Fortbestand - sow-ohl im Sinne der allgeineinen Surplusproduktion als auch im Sinne der Schaffung sozialer Storungen und 'Dysfunktionalitaten'. Somit erscheint die Verwirklichung der wirklichen Okonomie (= Ersparung von Arbeitszeit als bewuBte Ersparung fUr die lebendige Arbeit selbst und nicht ihres Werteaquivalents) nach wir vor gebunden zu sein an die Entlassung aus dem Verwertungskontext. Undinsofern ware die Geltendmachung und Entfaltung einer Okonomie der Zeit auch nachwie vor eine erste Aufgabe einer nach-kapitalistischen-Okonomie. Nur wer vergiBt, daBMarx' Kritik der politischen Okonomie eine Kritik des Wahrnehmungsrahmens der gesell-. schaftlichen Entwicklung auf Basis der Werteverrechnung darstellt, kann ihm ein quasi positives Wissenschaftsverstandnis unterschieben und daraus dann eine Krise des Wertgesetzes und des Marx'schen Zeitverstandnisses konstruieren. Es ware Marx wohl recht, wenndie Krise des - nicht seines - Wertgesetzes eintrate. Damit erhebt sich erst die von Marxistenzu klarende Frage: Besteht heute Berechtigung, mit Marx, die wertgesetzliche EinbindunggesellschaftlicherEntwicklung selbst in der Krise zu sehen, deren Ausdruck in den angedeuteten Antinomien der Zeiterfahrung und des Arbeitsprozesses zu sehen ware? Diese Realanalyse ist aber hier nicht das Thema.

    3. Betriebswissenschaftliche Zeitwirtschaft und Marx'sche Okonomie der ZeitWenn im folgenden die Marx'sche P ~ r a s e von der Okonomie der Zeit sowohl.segeniiberihrer KritikS vt!rteidigt, als auch in ihrer Bedeutung fUr die nachkapitalistische Okonomieanders eingeschatzt wird, so ist es unvermeidlich, wenigstens kurz auf die Debatten derletzten Jahre und die Bedeutungs-Wandlungen hinsichtlich des Verstandnisses und derBeurteilung dieses Begriffes einzugehen.Zwar haben beispielsweise schon DDR-Wissenschaftler in den 50er Jahren in Ankniipfungan die Entdeckung der Grundrisse (Seifert 1982,36,57 ff) den Marx'schen term Okonomie der Zeit aufgegriffen und ihn in Gestalt der Steigerung des Nutzeffektes der gesellschaftlichen Arbeit bis heute geltend gemacht fUr die im Laufe der Zeit wechselnden Begriindungsversuche der These von der Moglichkeit und Notwendigkeit der bewuBten Anwendung des Wertgesetzes im Sozialismus.Mit Mattick habe ich versucht deutlich zu machen, warum diese Zeit-Okonomie-Debattezu Unrecht auf Marx rekurriert und daB sie v.a. von dem Versuch gepragt ist, nicht-sozialistische Verhaltnisse ideologisch als sozialistische zu legitimieren (ebd., 57ff.). Doch nicht,weil andernorts schon angesprochen, soIl hier nicht weiter auf diese Diskussion eingegangen werden, sondern aus einem anderen Grund: Nicht aus diesem Rechtfertigungszusammenhang, der iibrigens nach meiner Kenntnis der einschlagigen Literatur hierzulandekaum rezipiertund verarbeitet worden ist (Ausnahmen bestatigen die Regel, Deutschmann1977), sondern aus einem anderen Reflektions-Zusammenhang heraus ist der heute gemeinhin verstandene Bedeutungsgehalt von Zeitokonomie in die hiesige Diskussion eingegangen. Wenn ich richtig sehe, ist es vielmehr jener der Sohn-Rethelschen-Fassung (1970, 1972,1978). Zwar hat sich Sohn-Rethels eigene Auffassung von der theoretischen Strapazierbarkeit hinsichtlich der Folgerungen aus seiner Version der Zeitokonomie diametral gewandelt, und somit hat er friiheren und anhaltenden Kritiken gegeniiber seinen - erstmals 1970einem breiteren Publikum bekannt gewordenen - Dberlegungen "Zur Theorie der gesell-124 #erhard Seifert

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    schaftlichen"","'''Y.U,,'''" . t m ~ ; e s t a l l ( 1 m : s s e s def

    '''LhU,.UlJ'!'i der zu erblicken. Aber diese seiner die nichts gerin-als das Scheitern seiner Suche nach dem realhistorischen Gehalt seiner Spe-

    f t . ,.ML IV! I , lieB nicht nur sein darin enthaltenes Konstrukt einer 'Zeitokonomie' unangetastet, sondern durch die Zurlicknahme def daraus weitreichenden undrevolutionstheoretisch bedeutsamenbeobachteter Strukturen des "'''l-'lL''U:>L!,,1..HCH

    l ) < ~ m ! ~ e g : e n ' u b ( ~ r mochte ich dieSohn-Rethelsche

    "Pocp,,.ii h,>,. vermeintlich zusatzli-, - , v ; , u r n ' ' ' H ' ~ ! ' ' _ ! ' ' . H Konstruktion zurim Produktions- und Verwer-et al. 1981)10 noch im Hinblick auf den der

    Phrase von Zeit' flir den Sozialismuses kommt hier nicht in erster Linie darauf an, noch einmal zu ,,,,,In!'''''lCnMattick schon nach der ersten Lektiire der vorliegenden Schriftenauf die Nerven im FlieBband die

    der Arbeit zu sehen sondern auf zwischen dem Sohn-Re-und dem Marx'schen Verstandnis von Zeitokonomie selbst. Man mUBte im ein-zelnen schon auf die und der 'Zeitokono-134 ff), um sich die

    gearteten Betriebsokonomie einerseitsnomle dies sind Sohn-Rethels " ... nach denen eineMarxistische Kritik der modemen Betriebswissenschaft oder l ~ " f Y 1 L a H : ' L 1 " C ; H " H Betriebsokonomie zu unternehmen ware, die der Intention nach der Krit ik derihrer klassischenolitischen namlich der'oY"'HH.-n,;u!IO" 1970, 5.154; Unterstr. d.

    ~ " < ' r " n v " n des auBerenzu be-

    neue, sich im SchoBe des .'"'.schen - zu entdecken.In ich uc '''till'-''''"

    Rate-Kommunistische Tradition von Gkonomie der Zeit

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    sellschaft, wie sie die materiellenVerkehrsverhaltnisse flir

    ner Version der Lelto,ko,nclm:letheose desihm auch eine Reihe von JV ,C l< " . lU l

    o d l l k t l o r l s b e d l n g l l m ~ ; e n und Ihnen e n l : s p r e c h e l l d e ~ n verhlillt waren alleU I l U I ' l ~ s e , 77).

    ist dann Sohn-Rethel zunachst mit seidas Zie! hinausgeschossen und nach entdeckterwiederum zu weit - und mitauf Basis seines Ansatzes die ent"

    .oJll!5CHfUr die Arbeit vieler unmittelbar kooperierender Arbeiter als solche Okonomie erlauben, imsatz zur Zersplitterung dieser Bedingungen bei Produktion auf kleiner Stufe, indem diedieser gemein'samen Produktionsbedingungen nicht einen proportionellen groBen Zuwachs inihrer Masse und ihrem Wert bedingt. Ihr gemeinsamer, gleichzeitiger Gebraucht laBt ihren relativenWert (mit Bezug auf das Produkt) sinken, so sehr ihre absolute Wertmasse wkhst. ResultateS.64)Und immer schon macht das

    Ud l l lU . .U.CH hin

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    Zweitens reklamiert JUJlIHo'n, , ,H' ' '"denden Stellen seiner als meinteMarx mit der bei ihm '7itipMcpnOhne in Bibelstecherei munden zu lafSt es sich nicht zudaB es nur einmal im Werke Marx' die ausdriickliche der Phrase von

    '-""v"v''' ' '" der Zeit' Die auch bei Sohn-Rethel zitierte Phrase aus den Grundris-sen der darin lost sich schlieBlich aUe ist jmtel vom Geld' an einer Stelle wo Marx noch einmal auf seine Kritik der naivender "Stundenzettler die die Arbeit des Einzelnen unmittelbarzum Gelde machen was aber bloB werden konne unterworin diese nicht mehrschaftlicher Produktion. Man mochte

    Also keineswegs Entsagen vom GenuB, sondern Entwickeln von Power, von Fahigkeiten zur Produktion und daher sowohl del' Fahigkeiten, wie del' Mittel des Genusses. . 0 Die Arbeitszeit gleichVermehren der freien Zeit, d.h. Zeit flir die volle Entwicklung des Individuums, die selbst wieder alsdie groBte Produktivkraft zurlickwirkt auf die Produktivkraft der Arbeit

    ' - "o ' ' ' JH\OU' ' ' " l ' , 'OHe 'Uj ; , ' , ihre Zeit urn emeVUU f i UU ' H zu erzielen. U nd auch stellenbeiden Momente von auch nur die beiden Seiten ein und desselben Gedan-kens dar: Okonomie der Zeit sowohl wie der Arbeitszeit auf dieder Gesetz auf Grund-in vie! hoherem Grade Gesetz. Dieswesentlich verschieden vom Messen der oder Arbeltspro-durch die Arbeitszeit.der en;vei:tungs6JiOll01:me konnen diese beiden Momente einer ihr entge'ge:ng,;-die erstmals die Zeit selbst zum ausdrlicklichenerheben keine direkteder Produktion

    trotz der anders orientiertensten Abschnitt naher - Gedanke einer der Ve.fwert:unlgs,jk,)nl)ITne ! S " ! S ' , U " " " C H ' . U ~ H ' J r 'VJ. ,v,o, , , ," der Zeit' im Marx'schen Sinne ist damit VIC'IC'","''-",thels Zeit6konomie. Sohn-Rethel zie1te ab auf die

    Die RateKommunistische Tradition von 6konomie der Zeit 127

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    Zeit und is! in der Produktion immer noch ein sehrder Reduktion menschlicher Arbeit auf Strukturen undcler verbliebenen auf "",'3"'''''

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    Produktionsprozesses; Gensior/Wolf sowie Kern/Schumann argumentieren in diesem Zusammenhang auf Basis neuer Realentwicklungen zurecht gegen eine Uberzeichnung bzw.Vereinseitigung der veranderten Rolle des Proletariats, die es erlaube, wie Gorz das Proletariat als Arbeiter-Exklusivitatsthese zu verabschieden. Hier liegt die eigentliche Crux derDebatte: das Begehren nach der revolutionstheoretisch implizierten Absicherung! Undwieder einmal ist die intellektuelle Ungeduld dabei, das Kind mit dem Bade aus Enttauschung dariiber auszuschiitten, da6 die intellektuelle Anstrengung bei der Suche nach der(im ArbeitsprozeB selbst) materialisierten Garantie des revolutionaren Subjekts wieder einmal nicht mehr erbrachte, als die Erkenntnis der Unzulanglichkeiten der Arbeiterbewegung gegeniiber dem Marxismus (Mattick 1973).Daraus zu folgern, es ware das MiBverstandnis einer angeblichen'Marx-Orthodoxie, daranfestzuhalten, da6 der Kapitalismus aus seinem inneren Zusammenhang heraus ein systemsprengendes Potential produziere (Brandt 1981, 51), nimmt nun wiederum in entgegengesetzter Richtung die friihere Euphorie zu weit zuriick. Dariiber hinaus ist ohnehin nichteinsichtig, wie man glaubt, an dem in die Marx'sche Gesamtkonzeption integrierten Theorem der reellen Subsumtion festhalten zu konnen bei gleichzeitiger Negierung der von ihrbewirkten U ntergrabung der Surplusextraktion aus der lebendigen Arbeit, was wiederumnichts anderes heiBt als die Selbstauflosung der auf Surplus gegriindeten Produktion.Es ware eigentlich vorzuschlagen, das, was Sohn-Rethel meint, nicht langer Zeit-Okonomie zu nennen, sondern vielleicht wieder: Betriebswirtschaft, Betriebswissenschaft, be-triebswissenschaftliche Arbeitsorganisation oder dgl., bzw. in Marx'schen terms: Kapitalistische Zeitwirtschaft als besondere Methode 'der Produktion des relativen Mehrwerts.Eingebiirgerter Sprachgebrauch laBt sich aber meist nur schwer wieder riickgangig machen. So gebrauche ich im Folgenden 'Zeit-Okonomie' als den Sohn-Rethelschen Begriffim Unterschied zur Marx'schen 'Okonomie der Zeit'.

    4. Okonomie der Zeit auf der Basis der gesellschaftlich durchschnittlich notwendigenArbeitKonnte bisher der Unterschied, der sich auf Sohn-Rethels Zeitokonomie beziehenden Ar-, gumente gegeniiber der Marx'schen Okonomie der Zeit aufgezeigt werden, bleibt doch dieschon mitgefiihrte und beispielsweise von Rinderspacher (1982b, 188) erneut aufgeworfeneFrage. Diese zielt darauf, ob das Sohn-Rethel'sch gepragte eingeschrankte Verstandnis vonEffektivitat und Produktivitat einer Zeitokonomie nicht nur die obsolete Berechnungsweise des Industriesystems und der Akkumulation des Kapitals bzw. einer bestimmten Formdes okonomischenWachstums sei und ob nicht demgegeniiber eine mehrwertige Okono-mie zu entwickeln ware.Zur Erorterung dieser Probleme muB nun eineauthentische Marx-Interpretation undWeiterentwicklung einbezogen werden, die in einer Arbeitszeit-Okkonomie' die Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung erblickte: eine nicht auf derGeldwirtschaft, sondern auf einer Arbeitszeitrechnung basierende Organisation von Produktion und Verteilung - dies war jene von Marx ausgesprochene Moglichkeit einer Formokonomischer Rationalitat, die die ratekommunistische Arbeiterbewegung insbesondereim Hinblick auf die staatskapitalistische Entwicklung in der UdSSR schon urn 1930 ausarbeitete. Paul'Mattick war dieser bspw. durch Pannekoek oder Gorter beeinfluBten Bewe-Die Riite-Kommunistische Tradition von 6konomie der Zeit 129

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    gung - obwohl selbst schon 1926 in die USA emigriert - von Jugend auf politisch-praktisch'verbunden, und man kann sagen, daB er mehr und mehr der wohl bedeutendste theoretische Vertreter dieser Auffassung geworden war.Seit dem Erscheinen der Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung{'Grundprinzipien' abgekiirzt)12 im Jahre 1930 hat er sich mit diesem Problem der Arbeitszeitrechnung auseinandergesetzt. Seine erste mir bekannte Beschaftigung damit ist in der(in westeuropaischen Bibliotheken heute kaum mehr erhaltlichen) Ratekorrespondenz13von 1935 nachlesbarj in Marx und Keynes (1968 englisch / 1971 bzw. 1973 deutsch) zi-tierte er diese Kollektivarbeit der Gruppe hollandischerRatekommunisten (GIK) selbstnicht, obwohl er das Problem im 22. Kapitel Wert und Sozialismus debattierte.In der deutschen Wiederauflage der 'Grundprinzipien' aus dem Jahre 1970 j e d o c ~ auBerteer sich in.seinem dazu neu geschriebenen Vorwort vom Februar 1970 ein letztes (mir be-kanntes) Maloffentlich dazu. Mitte der 70er Jahre konnte ich mit ihm personlich dariiberreden und weiB auch aus seinen Gesprachen bzw. Korrespondenzen mit anderen Freunden, daB seine Haltung zur Frage der Moglichkeit einer Arbeitszeitrechnung prinzipiell positiv war und geblieben istj zur Frage der Sinnhaftigkeit allerdings hatte er wohl mehr undmehr eine differenziertere, noch anzudeutende, Haltung eingenommen. .In fast ahnlichen F o r m u l i e r u 1 l : ~ e n wie schon 1935 (Ratekorrespondenz, S. 8) - als iibrigensder Marx'sche term von der Okonomie der Zeit noch nicht bekannt war: die Grundrissesind erstmals 1939 in russisch und dann 1953 in deutsch erschienen - erinnert er 1970 dieProblemlage und den Diskussionsstand, denen sich die Verfasser der Grundprinzipien da-mals gegeniiber sahen und in den ersten beiden Kapiteln ihres Buches auch eingehenderstelltenj da der Berliner Verlag - wohl schon nach 3 Titeln - seine Existenz einstellte unddamit auch dieses Vorwort von 1970 vermutlich nur schwer erhaltlich sein diirfte, sei einmal ein langeres Zitat aus diesem Vorwort erlaubt, zumal Mattick hier gleichzeitig einetreffende Quintessenz der Grundgedanken gibt:Das t h e o r e t i s ~ h e Problem der kommunistischen Produktion und Verteilung wurde durch die russische Revolution zu einer praktische Frage. Aber die Praxis war bereits vorbestimmt durch den Be-griff der zentralistischen staatlichen Kontrolle, die beide Fliigel der Sozialdemokratie beherrschte.

    ! Die Diskussion urn die Realisierung des Sozialismus oder Kommunismus l i e f ~ e n das wirkliche Problem, das der Kontrolle der Arbeiter iiber ihre Produktion, auBer acht. Die Frage war, wie und mitwelchen Mitteln eine zentral geleitete Planwirtschaft zu verwirklichen ware. Da der Marx'schen Theorie nach Sozialismus kein Markt, keine Konkurrenz, keine Preise und kein Geld kennt, lieB sich derSozialismus nur als Naturalwirtschaft auffassen, in der mittels der Statistik die Produktion sowohlwie die Verteilung von einer Zentralstelle aus bestimmt wird. In diesem Punkt setzt die biirgerlicheKritik mit der Behauptung ein, daB ein rationales Wirtschaften unter solchen Umstanden unmiiglichware, da die gesellschaftliche Produktion und Verteilung eines WertmaBstabes bedarf, so wie er inden Marktpreisen gegeben ist. Urn nicht die diesbeziigliche Diskussion in den Grundprinzipien vorwegzunehmen, sei hier gesagt, daB ihre Verfasser die Liisung des Problems der notwendigen Recheneinheit in der gesellschaftlichen durchschnittlichen Arbeitszeit als Grundlage fiir die Produktion alsauch fiir die Verteilung sehen. Die praktische Anwendbarkeit dieser Rechenmethode und der damitverbundenen iiffentlichen Buchfiihrung wird im Detail nachgewiesen. Da es sich nur urn Mittel zurErzielung bestimmter Resultate handelt,-laBt sich logisch nichts dagegen einwenden. Die Anwendungdieser Mittel setzt natiirlich den Willen zur kommunistischen Produktion und Verteilung voraus. 1stdiese Voraussetzung gegeben, so stiinde der Anwendung dieser Mittel nichts im Wege, obwohl sienicht die einzigen dem Kommunismus angemessenen seinmiigen. Marx zufolge ist jedes Wirtschaften 0konomie der Zeit. Die Verteilung und Anordnung der gesellschaftlichen Arbeit zur Befriedi'130 Eberhard Seifert

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    gung der Produktion und Konsumtionsbedurfnisse macht auch im no,I- ' ' ' ' ' ' ' ' ' ' 'Maistab der Produktion, wenn auch nicht zu dem def DenPreisen liegen an Arbeitszeit gebundene WerteWaren beziehen, sondern auf die g e ~ ; a r r l t g l e s e l l s ( ; h a f t l i c h e nom men nichts anderes sein konnen, alsDie Produktions- oder Allsbeul:ul1lgs,rerhaJXlllissesind, und die Akkumulation vonBen einen a d ) e i l : s z , ; i t ~ : e b u n d e J l e n nu",,,,",,;,,herrscht das WI " '* , .ao"r7

    nen diesitzverhaltnissen ULJ" l l " "C ,Uwohl nach wie vor Arbeitszeit inden li';"'''''''-11,''

    ~ U : ' ~ U H i L U " _ l 1 C H Arbeitszeit.Verfasser weisen darauf hin, daB schon vor Ihnen die Arbeitszeit als wirtschaftliche Rechenein-heit wurde, sie finden diese da sie sich wohl auf die Produk-auf die beziehen und dem Kapitalismus verwandt bleiben. Ihrer

    l ; C ' C " " ~ H , U l J l 1 ~ l ' C durchschnittliche Arbeitszeit fUr die Produk-Hier liegt allerdings eine der Arbeitszeit-rechnung vor, auf die Marx hingewiesen hat und auf die er keine andere Antwort fand als dieder Abschaffung der Arbeitszeitrechnung in def Verteilung durch die Realisierung des kommunistischen Jeder nach seinen Fahigkeiten, jedem nach seinen Bediirfnissen. (Mattick 1970, V f.)Es fuhrte hier zu der nachzu-LAC'."""'"''", die erstmals sowohl auf die klassischen Unmoglichkeits-Beweise des Sozialismus Max Weber und von Mises sowie die vollig unzu-,

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    nen, sondern diese erfolgt durch die sachliche Produktion seIber. Das VerhaItnis der Produzentenzum gesellschaftlichen Produkt liegt in den Dingen selbst, und gerade dadurch hat keiner etwas zuzuweisen. Das ist dann auch die ErkHirung des Geheimnisses, daB ein Staatsapparat in der Wirtschaftnichts zu suchen hat. (68)Wie schon angeruhrt, war sich die GIK dariiber im klaren, daB in den AGA-Betrieben derMaBstab der Arbeitsstunden in der Distribution schon keine Rolle mehr spielt, da auch dieindividuelle Arbeit als MaB rur die individuelle Konsumtion in dem MaBe hinfallig wird, jemehr die Gesellschaft in diese Richtung wachst; ganz im Sinne des Marx'schen Satzes:Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit der besonderen Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshohe der Produzenten. Nurzur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus: Der Anteil jedes Produzenten an den Le-bensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit (Marx, Kapitel I, S. 93),die GIK fUgt hinzu:Was wir in unseren Betrachtungen zeigen, ist, daB der Weg nach einer hoheren Form der Verteilungklar und deutlich bestimmt ist, wiihrend die Verteilung fortlaufend vergesellschaftet wird, ist die Arbeitszeit immer nur das MaB flir den noch individuell zu distribuierenden Teil des gesellschaftlichenProduktes. (69)Die GIK konzediert, daB man gegen die 'linke' Kritik hinsichtlich der vermeintlichen Re-gulativkraft des Marktes fUr eine nicht verwertungsgesteuerte BedUrfnisproduktion einstarkes Argument gegen den Kommunismus habe, wenn das Lebendige im Leben dadurchzur Erstarrung gebracht wilrde, wenn alles statisch determiniert und zentral geregelt wilrde. DemgegenUber - dies der allgemeine Denkansatz rur die zu schaffenden Organe, durchdie die WUnsche und Forderungen der Konsumenten erst hervortraten -lieBe die Zusammenfassung der Konsumenten in Genossenschaften mit direktem AnschluB an den Produktionsorganismus die notwendige Beweglichkeit zu (78f.).Auch hinsichtlich der Frage der Erweiterung des Produktionsapparates mogeln sie sichnicht einfach urn eine Antwort herum, beanspruchen jedoch fUr ihre Uberlegungen denCharakter grundlegender theoretischer Uberlegungen hier nur in dem Sinne, daB die Akkumulation vollkommen bewuBt geregelt und in den sog. Faktor individueller Konsumtion aufgenommen werden mUsse (82): Die Frage der Erweiterung des Produktionsapparates wird in der Zukunft zu der wichtigsten der Gesellschaft gehoren, weil es ein Faktor inder Feststellung der Lange des Arbeitstages ist. Entscheiden nun die okonomischen Kongres-se der Betrieb5rtl,te, den sachlichen Produktionsapparat urn 10% zu erweitern, so muB demnach eine Produktionsmasse von 10% dem individuellen Konsum entzogen werden.Entscheidend ist, dies betonen die Grundprinzipien mit aller Deutlichkeit, daB die Festsetzung der Hohe der Akkumulation nicht von dem sachlichen Gang der Produktion selbstbewerkstelligt wird wie im Kapitalismus. Vielmehr muB diese Feststellung ebenso wie diedamit zusammenhangende Frage der Erhohung der Produktivitat zielbewuBte Tat der Produzenten sein, die bei der Griindung einer derart geregelten Wirtschaft sofort auf das AnschlieBen der Produktion auf die Bedurfnisse hin angewiesen ist und sich zumindest anfanglich mit dem Problem eines Produktionsapparates herumschlagen mUsse, der noch anderen Kriterien unterworfen war. Die Einstellung der Produktion auf die BedUrfnissebrachte von daher eine weitreichende Umstrukturierung des gesamten Produktionsappara.tes mit sich.132 Eberhard Seifert

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    Aber die Kontrolle des gesamten Wirtschaftsprozesses wiederum geschehe nicht durch Personen und Instanzen, die daraus Macht schopfen konnten, sondern sie werde gefUhrt durchdie offentliche Registration des sachlichen Verlaufes des Produktionsprozesses, also durchdie Produktion. Zwar sei es das bewufite Streben der kommunistischen Produktion, die ge-sellschaftlich durchschnittliche Produktions-Zeit immer weiter herabzusetzen, was zu ei-nem allgemeinen Sinken der Reproduktionszeiten fUhre. T atsachlich aber sei die Kategorieder gesellschaftlich notwendigen Arbeit in der zuvor im Text erlauterten Form nicht zu verwenden, obwohl alle Arbeit in Produktion und'Verteilung gesellschaftlich notwendig sei:Sie muB also reproduziert werden. Die Losung kann daher nur diese sein, daB jede Wirtschaftsgruppe sich selbst produziert, womit dann die ganze gesellschaftlich notwendige Arbeit reproduziert ist.Die Kategorie der geseUschaftlich notwendigen Arbeit ist nur verwendbar im Sinne von Georauchswerte schaffender Arbeit und nicht im rechnerischen. Die Reproduktion der gesellschaftlich notwendigen Arbeit fuBt also auf der Reproduktion jeder wirtschaftlichen Handlung, und damit erscheintnicht die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit fUr jede Tatigkeit als entscheidende Kategorie. Diese ist von allen Produzenten im weitesten Sinne durchfUhrbar, und damit hat zugleichdie gesellschaftlich notwendige Arbeit ihre Losung gefunden .. die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit ist daher die entscheidende Kategorie der kommunistischen Produktion. Wie der BegriffWert .der Mittelpunkt der kapitalistischen Okonomie ist, so ist der Begriff Reproduktionszeit derDrehpunkt des kommunistischen Wirtschaftslebens. Grundlage der gesellschaftlich durchnittlichenReproduktionszeit ist die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde. Diese Kategorie hat auchim Kapitalismus schon Giiltigkeit. Die individuellen Verschiedenheiten finden auch jetzt keinen Ausdruck in der Ware, denn auf dem Markt wird das Produkt umgetauscht in Geld, d.h. verwandelt indie allgemeine Ware, welche alle individuellen Verschiedenheiten aufhebt. 1m Kommunismus ist esdie gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit, welche alle individuellen Verschiedenheitenvon langsamen und routinierten Arbeitern, von Fahigen und weniger Fahigen, von Hand- und Kopfarbeit in sich schlieBt. Die gesellschaftlich d u r c h s c h n i t t l i ~ h e Reproduktionszeit ist also etwas, wasals solches, als etwas besonderes nicht existiert. Gleich den Naturgesetzen, welche nur das Allgemeineaus den besonderen Erscheinungen hervorbringt, ohne als solche zu existieren, verkorpert die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde, die in concreto kein Dasein fUhrt, das Allgemeine aus derungeheuren Verschiedenheit im gesellschaftlichen Stoffwechsel. (112)Obwohl prinzipiell mit der Moglichkeit eines solchen Modus operandi, mit clem - nachder Engels'schen Formulierung (MEW 37, 436) - angefangen werden konne, durchauseinverstanden, sah Mattick z u l e t ~ die Aktualitat dieser vor tiber einem halben Jahrhundert ausgearbeiteten Grundprinzipien als zum Teil nicht mehr gegeben an. Dies aber, zurVermeidung von Millverstandnissen, nicht nur wegen des heute uninteressanter gewordenen Streites der sogenannten Naturalwirtschaftler mit den Reprasentanten der Marktwirtschaft, in den die GIK eingegriffen hatte. Oder wegen der tatsachlichen, unterdessen eingetretenen Veranderungen in der Zusammensetzung der Arbeiterklasse, die mittlerweileauch den Ausgangspunkt der GIK: das in den Betrieben zusammengefaBte industrielle Proletariat als der gesellschaftlich ausschlaggebenden Klasse, einem Wandel unterzogen hat.Mattick verweist auf die Tatsache, daB sich im letzten halben Jahrhundert die Arbeiterklasse, d.h. die Schicht der Lohn- und Gehaltsempfanger zwar sehi' vermehrt, die Zahl der Fabrikarbeiter aber relativ zur Masse der Bevolkerung vermindert habe. Darin erblickt er je-doch keinen Nachteil, sondern im Gegenteil eher einen Vorteil fUr einen ProzeB, derdurch die Einbeziehung aller Produzenten in die gesellschaftlich orientierte Produktion zueinem Ratesystem fiihren kann, welches tatsachlich die ganze Gesellschaft umfaBt und damitder Klassenherrschaft ein Ende setzt (1970, Vorwort IX). Denn obwohl dieser standige Neuzu-Die Rate-Kommunistische Tradition von Okonomie der Zeit 133

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    "g.,,,,,,-,,,,,,, Schranken entronne-

    etwas verahet

    . .LC'"".UHHC' ' ' ' .UJ.UlJ der Konsumenten Ge-i 9 ~ ' H 0 ' "n".H zum Inhalt hat.

    f l rUC.!L ,"LUHULH: l lL l .1CH Konsum zu tun haben, sondern einen 'Sinn' nur HH1CIH" -HJ

    Iistischen Gesellschaft finden konnen, dann wil'd ersichtlich, daB unter den . u ~ U H l 1 5 ' U l ~ ; " H stischer Wirtschaft ein UberfluB an Konsumtionsmitteln werden kann, derindividueller Anteile macht. Die schon heme I-)V''''J'''''ll );;''');;'''''

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    Dberflusses setzt aHC:! WIl'" ! i ~ > ; ~ U : ' ; ' ; H a l t ! l l " l . ! " l l Produktion voraus.der "'-"fm;.,Vtue!Uh.L1UIl l l ! t :1l> 'ClHIUJ'CH Bedlirfnissen wird ohne

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    stenz

    5.

    Marx'sche cler Zeit HeBe sich, -" ' .aH.U'- ' . ' -U," '- , Sohn-Rethel'sche Version und

    Ulwrlorme der Zeit in erster Linie eine Dialektik" ' ~ ' ' ' L , \ . U . ' ! 9 der Produktivkraft reiche Indiviclualitat okonomisch-rational in

    setzen entfallen ohnehin die meistendie Zeit5konomie a a Sohn-Rethel und nicht. Gleichwohl bleibt eine die mit

    Die Rate-Kommunistische Tradition von Okonomie der Zeit 135

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    a. fiir einzelne 7 e [ ) r a U C j : l s ~ ; t W e r sowle der gesamtge-b.

    teoZumindest widersteht die Marx'sche >J ' .w.!V" 'W; ; ;

    skizzierte Weise tr l l l r h t h ~ 1 rchermaBen bedenkenswerte und zu v e . r t o l l g < ~ n c l e " " U ~ " ' ' ' n ' V ' ' J ' ' ' l ' > ' ' ' H . Ich bin zwar nicht der daB Marx seinem Satz diese - yon mil' hier heuristisch Yor-

    , "w , , - " , , .. ,,,. hatte. Abel' auch hier laBt sich die dieses" ' ' ' ' ' u ~ , u u , ' ' ' anfiih-

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    mit mehr Berechtigung, als erst nach Aufhebung der Wertokonomie die Bedingungen derMoglichkeit gegeben waren, andere Orientierungen in den gesellschaftlichen (Re-)Produktionszusammenhang mit einzubeziehen, als es in den marginalen Abbau-Restriktionen,die das Kapital unter Bedingungen des Verwertungswachstums erlaubt, der Fall sein kann.In Vorschlagen ala Rinderspacher wird demgegeniiber vollig im Unklaren gelassen, obdenn iiberhaupt die unangetastete Kapitallogik eine Ausdehnung auf Mehr-Wertigkeit zulieBe. Vermutlich aber beanspruchen derartige Forderungeh gar nicht den Status wissenschaftlicher Widerspruchsfreiheit, sondern entspringen dem Impetus des reformpolitischen'muddling through', der Absicht, das Gewiinschte schlichtweg auszuprobieren, urn zu se-hen, ob es geht.Demgegeniiber bliebe aber der abschlieBende Satz von Paul Mattick aus seinem Aufsatz 'Kapitalismus und Okologie' durchaus bleibende Mahnung. Er warnt vor illusionaren Hoffnungen auf machbare praktische Erfolge des Schutzes sowohl der menschlichen als auchder auBeren Natur gegen die anhaltende, zerstorerische Subsumtion alIer Lebensbereicheunter das Kapital, solange dieses VerhaItnis selbst unangetastet bliebe bzw. nur im Rahmenseiner Moglichkeiten Modifikationen vollzogen wiirden:Die 'okologische Krise' ist zum Teil selbst ein Produkt der gesellschaftlichen Krisensituation, unddie sich aus der letzteren ergebende herannahende Katastrophe geht der okologischen Katastrophevoraus. Wie die Dinge heute liegen, macht die hohe Wahrscheinlichkeit atomarer kriegerischer Auseinandersetzung die Beschaftigung mit der okologischen Krise iiberfliissig. Aile AufmerksamkeitmuB auf die gesellschaftlichen Vorgange gerichtet werden, urn den Atomverbrechern in Ost undWest zuvorzukommen. Gelingt dies den Arbeitern der Welt nicht, dann werden sie auch nicht in dieLage kommen, sich der okologischen Bedrohung entgegenzustellen und mit der kommunistischenGesellschaft die Voraussetzungen fiir die weitere Existenz der Menschheit zu schaffen. (1976, 240f.)

    6. Naturvergessenheit und neuzeitliche Okonomie - neue alte FragenWas hingegen dariiberhinaus das theoretische Ernstnehmen der grundsatzlichen Charakterisierung und Kritik von Wissenschaft und T echnik als nekrophile Macht- und Zerstorungspotentiale gegeniiber dem Lebendigen anbetrifft, so ist damit kein geringeres Programm16theoretischer Reflektion bezeichnet, als den nochmaligen vollen Durchgang durch die Geschichte des Denkens von der Metaphysik bis zur Wissenschaft. Dies in der Absicht, jeneDenkarten wiederzugewinnen, die noch nicht von der cartesianisch neuzeitlichen Zerfallung in 'res cogitans' und 'res extensa' ergriffen sind und in denen daher 'Natur' noch mehrist als nur der Stoff, der im WechselwirkungsprozeB mit dem Menschen - Marx: StoffwechselprozeB - beliebig angeeignet und vernutzt wird. 1m Rahmen einer solchen, wohlgemerkt das gesamte neuzeitliche Denken einbeziehenden, kritischen Reflexion und Riickbesinnung ware dann auch die naturvergessene Marx'sche Produktivkraft-Dialektik radikalzu problematisieren. Enno Rudolph hat dazu eine sehr anregende Skizze vorgelegtPAuch und gerade weil es in die stereotypen politischen Schubladen nicht hineinpaBt, hatteman sich dabei zu vergegenwmigen, daB auf diesem Terrain beispielsweise das Heidegger'sche Denken schon eine Fundamentalkritik gegeniiber Wissenschaft und Technik in nachMarx'scher, neuerer Zeit formulierte und zur Besinnung aufgefordert hat (Heidegger1954), die als Fragestellungen nicht mehr zu hintergehen, sondern hochstens anders anzugehen, zu aktualisieren oder zu iiberwinden ware. Hochst interessant ist es in diesem Zu-Die Rate-Kommunistische Tradition von Qkonomie der Zeit 137

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    wie etwa mit sichdie Wissenschaft einen Bruch zwischen und der Natur beinhaltet und eineneue Art des mit def Natur reflektieren mUsse 1981;""",nL',-" Uber die Marx'schewie sie dann jenseits pr:agrnaltIs(;h-po.lltlsciler

    , von Noten ware,Probleme

    Die gesamte neuzeitliche Meta-von Descartes Ausle-- etwa gegen das neuerliche' - ' ' -U'- ' , ' f i ' " ' der N atur zu erweisen

    "W'''''''''''.'''''', ist ich" '

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    (7p,vp, tpt werden

    die Marx in kritischer Absicht von der"J"V"VLUU;; ubernommen und radikalisiert hatte. Es ware daherdiese Arbeitszeitwert-Theorie in ihrer Marx'schen Gestalt zuurn trotzdem einer auf Arbeitszeitbasis nachgehen zu konnen. Esgeht Sozialismus nicht urn die immer bessere Messung des Wertes, wie in der DDR fort-wahrend sondern urn seine Abschaffung (Seifert 1982, S. Insofern konn-ten auch einer Arbeitszeitokonomie zustimmen, die der

    r i ~ 2 - aus Grunden auch immer - ihre versagen. Castoriadis ist flirdieses scheinbare Paradox ein in der BRD aktuell diskutiertes Beispiel.Wurde diese Sicht so konnten m.E. auch die theoretischen Uberlegungen" ' < J " ' J ' ' ' V H H ~ ' - ' ' ' ' Theorie einer freien Gesellschaft (Vogt 1980; Braun

    ! ' p "< r , , ' k tmp koalieren und in fruchtbare Annaherung ge-""lOA'_''''''-!! dieses Zieles: von Pro-

    konkreten und in sich durchausdieRekurs auf die liberale Tradition von Hobbes bis Adam Smith1980, S. 3) im Sinne der realiter zwar u m , u , : F . " " ' ~ O her wieder neu zu entfaltenden

    Die Riitel\:"mnm,unistische Tradition von Qkonomie der Zeit 139

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    ist

    " " ' F ,U " - ' HU .H und groBtmoglichen WahrscheinULH ...."'''U Prozesse5 einschlieBt.

    mll. , ,! .n; ;"HLJ!"! . ' ' ' ! ! Ausgangsprobleme der politinur griindlich genug zuriickkommen" " ' H V ' ~ " - davon wieder leiten zu lassen) selbst

    5,, , , ,mnm_w;;u Anlauf darstellenbehaupten, daB die Entscheld111ng

    nenreihe von Hobbes bis Smith " U . ' ~ " H ' U H " " ' , hat.UHlClUI'lif.!U!l

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    im Neuansatz sofort wieder auf die friihneuzeitliche beziehen: daBeben die Gedankenkonstruktion des vereinzelten bereits Epikur anhebtund dort als Protest gegen die aristotelische Teleologie - im Namen einer sich selbs! setzen-den Freiheit - formuliert ein Protest mit Folgen, dessen Berechti-

    MEW 23

    Ein blaues Buchmit RandnotizenSehr wichtig! "Gut!und FragezeichenVom ersten Lesenblaue Striche

    rot, zwei

    96eine Postkarteaus

    heute wieder starkem unterliegt (Lowsollten weshalb sich auch auf der

    der aristotelischen - modern "".nu)"hste11t '-'O;O'''1')'''!';''H ... -'

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    Anmerkungen'Revolutionar des Kapitalismus' lautet der deutsche Titel der Keynes-Biographie von R. Lekachman un,d signalisiert die Tatsache, daB bis in die jiingste Zeit hinein der Gegensatz innerhalb der'main-stream'-Okonomie zwischen der 'Keynesian revolution and the monetarist counter-revolution' mit dramatischen Vokabeln ausgetragen wird. Keynes se!bst jedoch lieB keinen Zweifeldaran, daB es ihm nicht urn irgendeine revolutionare Uberwindung des Kapitalismus, sondernurn dessen Rettung ging.

    2 In erstaunlich kurzer Zeit hat diese urspriinglich in philosophischer Absicht gepragte Vokabel:Arbeitsgesellschaft jiingst in die offentlichen Debat ten Eingang und in Ralf Dahrendorf einenfeuilleton-geiibten Multiplikator gefunden. Wenn uns die Arbeit ausgeht - dies ist die griffige Formel, die andeutet, warum dieser weitlaufige Begriff eine solche - sogar soziologentagsfahige (Bamberg 1982: Krise der Arbeitsgesellschaft?) - Karriere genommen hat: Es ist die nahegelegte Indifferenz des Problems der Massenarbeitslosigkeit gegeniiber der Bestimmtheit des okonomischen,Systems, das als solches selbst nicht in Frage gestellt wird.

    3 Unter dem Tite!: Kritik der politischen Okonomie heute - 100 Jahre 'Kapital' hatte 1967 dasInstitut flir Politikwissenschaft der Frankfurter U niversitat sowie die Europaische Verlagsanstaltein Kolloquium mit namhaften marxistischen Theoretikern und Marx-Kennern veranstaltet undunter gleichem Titel1968 - von W. Euchner u. A. Schmidt herausgegeben - bei der EVA-Frankfurt/M. publiziert.4 R. Rosdolsky's Referat hatte - obwohl selbst nicht zugegen - die damalige Frankfurter 100-JahrFeier (s. Anmerkung 3) ebenso eingeleitet wie nachfolgende Debatten, die im AnschluB an seineMaBstabe setzende 'Grundrisse'-Interpretation eine neue Etappe der Marx-Forschung begriindeten. Ja, seiner Meinung nach vielleicht erst eroffneten, denn: Einen r a d i k ~ e n Bruch mit der Vernachlassigung der okonomischen Methode von Marx verhieB die kurzlebige Bliitezeit der Sowjetokonomie in den zwanziger Jahren. Hier waren vor allem die glanzenden Arbeiten E. Preobraschenskijs sowie die methodologischen'Forschungen I.I. Rubins und seiner Schule zu nennen. Indes wurde diese vielversprechende Entwicklung schon nach einem J ahrzehnt in grausamster Weise unterbrochen, und was nachher kam, war aus sozialen und politischen Griinden, auf die wirnicht einzugehen brauchen, so roh und geistlos, daB man die dreiBiger, vierziger und flinfzigerJahre als eine flir die marxistische okonomische Theorie verlorene, eine tote Zeit bezeichnenmuB. (S. 11)5 Zur Verbindung Korschs mit Mattick vgl. Anmerkung 6.6 M. Buckmiller war es auch, dem es zufie!, in der Zeitschrift 'Links', den m.W. ersten offentlichenNachruf aufP. Mattick (Nr. 134, Mai 1981, S. 24/25) zu'halten. Diesen kurzen Nekrolog erganzte er dann in der Berliner Zeitschrift '!WK' (Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zurGeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Nr. 2/1981) insbesondere auch urn eine sehr verdienstvolle Bibliographie der Schriften von Paul Mattick 1924-1981, in der fast 600 Titel aufgefiihrt werden. Michael Buckmiller ist in dem Sinne flir diese Aufgabe 'pradestiniert' gewesen, alser mit G. Langkau (der Paul Mattick ebenfalls personlich kannte) und J. Seifert zusammen dieEdition der 10-bandigen Karl-Korsch-Ausgabe begonnen hatte, von denen die Bande I (Recht,Geist und Kultur) und IT (Ratebewegung und Klassenkampf) erschienen und die Bande III (Marxismus und Philosophie) und V (Krise des Marxismus) in Vorbereitung sind. Fiir die Bande 9 und10 (Briefe) ist auch die Korrespondenz zwischen Korsch und Mattick angekiindigt. Zumeist istwenig bekannt,daB Korsch sich sehr bemiihte, in Kontakt und Zusammenarbeit mit P. Mattickzu ge!angen, nachdem er in die USA emigrieren muBte. Ausziige ihres Briefwechsels waren schoneinmal enthalten im 2. Jahrbuch - Arbeiterbewegung. Theorie und Geschichte. Marxistische Revolutionstheorie Frankfurt/M. 1974, S. 117ff. Wie Mattick erzahlte, hat diese Verbindung bis zuKorsch's Tod bestanden, und man darf gespannt sein, was seine Frau, lise Mattick und der SohnPaul jr. noch an weiterer Korrespondenz zur Verfiigung stellen konnen. In einem Brief an P.Mattick yom 3.6.1938 (s. Jahrbuch 2,1974, S. 176/177) auBert sich Korsch iibrigens explizit zum

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    'holHindischen' Sozi"lisierungsprograrnm, wornit er die 'Grundprinzipien' w.u., Anmerkung meinte; seine darin geauBerte Meinung war sehr kritisch, und er bedauerte, in dieser Frage nlcht mit Mattick und den HolHindern zusammenstehen zu konnen. Abgesehen davon, daBKorsch damals Marx' Grundrisse und folglich wichtige Marx'sche Kontext-Dberlegungen (vgl.Seifert 1982a, S. 14ff.) ebenso wenig bekannt sein konnten wie den Hollandern, unterliegt seineKritikm.E. einem MiBverst1indnis. Er denkt offenbar, daB die einen Vorschlagbeinhalten, Wle im Sozialismus dem Wertgesetz zu seiner bewuBten verholfen wer-den kannte. Ware dies def Vorschlag def Hollander, so trafe die Kritik zu - die Hollanderhaben nicht nur dies nicht beabsichtigt, sondern ihr Ziel ist vielmehr die des Wert-gesetzes, die Begriindung einer anderen okonomischen Rationalitatsforrn.7 E. Seifert: Okonomie del' Zeit - Als alternative okonomische Theorie einer freien Gesellschaft.Essays zur der verschiitteten okonomischen Theorie der nach Marx.Arbeitspapiere des Wirtschaftswissenschaft der 60/1982. Die-se Essays waren anlaBlich der ersten von Paul Matticksben worden. Sie basieren auf zu unterschiedlichen ZeitenZwecken Teilen. Der Aufbau OC ' ' ' !HC lHschnitt ~ A " ! ) ~ ' ' ' ' , " H ~ ' S e J . b s 1 : v e r s i , : h < ' r u n g ( ~ n Marxschen einer Okonomie derAuftauchens: in der DDR-Debatte in den SOerVerlauf des Prager-Friihlings; in der wVHU-" 'OU"C , Yen Okonomik R. Bahros. (Sofern die limitierte dieser Broschiire ist, kann sieuber Fernleihe bei der Wuppertaler ,U-.UH""""'''' der Universitat-Gesamthochschule bestellt werden.)

    8 Die abstrakte Zeitlogik scheint gerade das und Berechnungssystem vonIndustrie- und Wachstumsgesellschaften und vorherrschende reine Zeit-Okonomie Ausdruckder harten Linie der industriellen Produktionsweise zu sein. (Rinderspacher 1982b, S. 188)9 Irnmerhin hat der Sohn-Rethelsche Ansatz auf mehreren Ebenen - Erkenntnistheorie, Philoso

    phie, Geschichtstheorie und Historiographie - marxistisches Brach- und Odland beackert und zuvielfaltigen Studien und Untersuchungen angeregt; bspw. S. Hundt: Zur Theoriegeschichte derBetriebswirtschaftslehre, Kaln 1977; R.W. Miiller: Geld und Geist, Zur Entstehungsgeschichtevon IdentitatsbewuEtsein und Rationalitat seit der Antike, Frankfurt/M. 1977.10 Von den verschiedenen Arbeitsgruppen des Frankfurter Instituts fiir Sozialforschung, die uber eine Reihe von Jahren versuchten, den Ansatz Sohn-Rethels fiir die empirische Industriesoziologiefruchtbar zu mach en (Brandt 1981) hat insbesondere das Technologieteam (Benz-Overhage,dimitriou v. Freyberg, Kiindig u.a.) die hierbei auftretenden Schwierigkeiten aufgezeigtOverhage u.a. 1981 u. 1982). Allerdings wurden auch ihrem - revolutionstheoretisch belrellligten- Versuch der Operationalisierung der 'Zeitakonomie' minels:tions- und Abstraktionsgrad der Arbeit sowie des Gewichts der menschlichen Ar-

    beir' S. bereits bei ersten Prasentationen Zweifel anlaE-lich Tagung 1978 habe ich Ridder,Seifert 1979, S. 236 ff).11 Dies betrifn auch sein okonomisches l ' a . r a ( ! e b ' e l s : p H ~ l : duktionsk2lpazit:at des Stahlvereins unter das Anllag;en-te(:hn.ol()gl,;ch

    spezifische,durchaus noch immer in Marx'schen terms der U'I,,,,.,,,,.HC,,, L , \ " ~ H ' . ' w ~ m " " , ~ U " ! ) des Fall derder

    Z1l massiven Entwertungenduktionen dieser Provenienz eben nicht nur nicht dieDie Rate-Kommunistische Tradition von Qkonomie der Zeit 143

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    tenster Technologien. Vielmehr hat gerade da, wo der offenbarer durchschHigt, alsin der immer schon mit der staatlichen Riistungsproduktion verfilzten Schwerindustrie, das Kapital Mittel und Wege der Diversifikation, Dezentralisation und Restrukturierung von Produktions-, und Arbeitssystemen (Freimann u.a. 1978) gesucht und gefunden, urn sich geanderten Nachfragesituationen anzugleichen; gerade die 'flexiblen Arbeitssysteme', die im Rahmen der StaatsForderungen zur Humanisierung der Arbeit wahrend def letzten installiert wurden, sindpragnante Beispiele hierfiir (Pohler 1982). So sich also im Problem der U nterauslastungund der fixen Kosten ein neuer Widerspruch von und Betriebsokonomie entdecken H i I ~ t , sondern eher der alte von Ubefproduktion/Akkumulation, so hat sich Sohn-Rethel mitder, dieser Situation gegenliber dann allerdings sehr effektvollen,faBt: der keynesianisch theoretisierten Politik staatlicherhat demgegeniiber schon versucht, dendes W ertgesetzes z n ; ~ e r ' i J a . t l J K.aplta.llStlSCner'orthodox', werttheoretisch zu zu' ~ ~ , C H W ; ; J " , darauf hinzuweisen, da6 die an Sohn-Rethel on,enr,prtf' lugum,:manondurchaus zu Recht - den thematisierte, g e ~ ; a n l t g ; e s , ~ ! l s : c h a l : t l i c . h e und dabei relativ weir aus def Rli,ekricht,mor/Wolf (1982) haben diesem von einer U!JltoJ.ogl.51eJrun,gzesses gesprochen. Allerdings, dies wurde schon betont, hatte J vm , - n ' ; ;U J lC10verholfen, einen lange vernachlassigten auch in Marx'schen terms zuvgl. das Eingestandnis dieses Mankos bspw. von P.M. im Vorwort zu i1""vermanLabor and Monopoly - The degradation of work in the 20th century.

    12 Diese rd. 150-seitige Untersuchung wurde von def 'Gruppe internationaler Kommunistenland)' als Kollektiv-Arbeit 1930 herausgebracht und 1931 urn das Erganzungsheft: 'Ausgangs-punkt der Grundprinzipien kommunistischer Produktion und erweitert. Beide Textesind zusammen 1970 wieder vom Institut flir Praxis und Theorie des als Bd.1 der Bibliothek der Ratekommunisten beim R. Blankertz Verlag, Berlin, herausgegeben worden.Der Entwurf soli von Jan Appel verfaBt worden und iaut Paul Mattick durch die AmsterdamerGruppe, vornehmlich H. Canne-Meyer ausgearbeitet worden sein; Pannekoek habe sie noch zurKenntnis genommen, ohne sich selbst dazu zu auBern. Cajo Brendel: Die Internationa-leI' Kommunisten in Holland. Personliche 1934-1939, hatte im 2 - Ar-beiterbewegung. Theorie und Geschichte, 1974, liber die weitere derberichtet. Und Gottfried hatte 1971 bei Rowohlt des Sozialismus undn . 1 J I ~ H ; H l : ' H l U ' } einen Band: 'Gruppe internationaler Kommunisten mdem u.a. die (allerdings urn die und das . c r ' ~ " l J l " U U , , ' ; m ' . " Grundprinzipien enthalten sind (ebd. sind cine kurze Geschichte der GIK sowie U"J"'''UlH-sche Angaben zu und H. Canne-Meyer ~ H l l U . " " ' H J ' Grund seiner Einblicke

    m:1971, S.13 Nach ergebnislosem, Hin und Her im

    deshalb an dieser Stelle Gotz Langkau vom Amsterdamer Institut flir JU'"'''!5''''-'.'''-'''''flir die dieses Aufsatzes14yom

    bspw. Gorres et a!.:1978).15 Erste Uberlegungen in diese

    Forschungsprojektes ""t,,,,,,,mhatte ich hierzu im Rahmen eines gnm(liagell01:ieJ!ltier

    u.a. 1978, besonders S.16 "Wer sich einbildet, er wli6te was oder 'Frieden' ist, hat vermutlichnur Aussicht, den Sachverhalten auf die Komrnell, die unter diesen Uberschriften144

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    analysiert werden. (Picht 1979b, S. 17) Dieser Satz steht in der E i ~ l e i t u n g zu der umfangreichenFrageexplikation des Beitrages von Picht: Ist Humanokologie moglich?17 Diese Arbeit ist ebenfalls in dem Bd. 34 der FEST-Forschung und Berichte/Heidelberg erschienen, der dem Generalthema: Humanokologie und Frieden (Hg. C. Eisenbart 1979) gewidmetwar. Urn MiEverstandnissen vorzubeugen: Rudolphs Kritik an der N aturvergessenheit von Marxgilt in der Weise, daB auch und sogar Marx sich diesem Vorwurf aussetzt. Binswanger (1979) skizziert an anderer Stelle, urn wievie!es mehr an die gesamte iibrige neuzeitliche okonomische Theorie seit A. Smith der Vorwurf gerichtet werden muE.18 Was die Arbeit.G. Pichts seIber anbetrifft, so sollten zumindest drei seiner Aufsatze kontextlich! ? ~ s e h e n werden, da sie zwar nicht unbedingt in gewohnter Terminologie, aber zur Sache derOkonomie sprechen. Neben den beiden Beitragen in FEST-Band Nr. 34 - 'Humanokologie undFrieden' (1979) betrifft dies seinen Aufsatz zur Ethik (1980).

    19 Der Marxismus, sofern er sich als theoretische und praktische Auslegung der Lehre von Marxbegreift, bietet keine Konzeption, in der die Natur die Wahrheit der Wahrnehmung ist. Die eingangs zitierte Prognose Heideggers iiber die Metaphysik der Neuzeit schlieEt die Lehre von Marxein. Seine pr:J.ktische Modifikation des Cartesianismus in phi!osophiekritischer Absicht laBt sichvernehmen als die Deklaration eines historischen Kompromisses - zwischen Metaphysik und Realgeschichte. (Rudolph 1979, S. 340)20 Rationalisierung - im Sinne des Prozesses gesellschaftlicher Rationalitat - bezeichnet in WebersSelbstverstandnis, darauf hatte C. Seyfarth (1973, S. 363) erneut hingewiesen, durchaus einen vielschichtigen historischen ProzeE, aber zugleich eine universal bedeutsame und giiltige Richtungder gesellschaftlichen Entwicklung. Interessant ist, das Seyfarth die Verengung dieser Rationalisierung auf die Dimension der autonomen Zwecksetzung bei Weber damit zusammenhangensieht, daB er die Eigenlogik zweier darin liegender Grenzprobleme unzureichend beachtet hatte:Erstens das Problem der 6konomie der Zeit, d.h. der Rationalisierung im Sinne der okonomischen Zeitausniitzung und zweitens das Problem der Herrschaft. (S. 364; Hervorh. d.Verf.) Weber hatte zwar in der protestantischen Ethik v.a. die psychologischen Voraussetzungen untersucht, die mit zeitintensiver, kontinuierlicher Arbeit im Sinne kapitalistischen Erwerbs verbunden sind, aber er hatte die strukturellen Probleme von Herrschaft und Okonomie der Zeit ununtersucht gelassen - im Gegensatz zu Marx, der in der Realisierung der Okonomie der Zeit die Ba-sis, eine Art Gradmesserder gesellschaftlichen Entwicklung gesehen hatte (S. 265).21 Castorjadis ist seit den 50er Jahren in franzosischen linken Zirkeln auch unter dem Namen: Chalieu oder Paul Cardan bekannt und mit der Zeitschrift Socialisme ou Barbarie verbunden. Dorterschien auch unter dem Titel: 'Sur Ie contenu du Socialisme' 1957 ein Artikel, den dann sehr vie!spater erst, 1972, die englische 'Group Solidarity' iibersetzte. Die deutsche Dbersetzung folgt wiederum der englischen und wurde im Verlag Neue Kritik, Frankfurt/M. 1974, publiziert unterdem Titel: Arbeiterrate und selbstverwaltete Gesellschaft. Exemplarischer Entwurf iiber die Natur der Selberverwaltung.Die 'Group Solidarity', die offenbar die Grundprinzipien nicht kannte, sah darin die immer nochin sich stimmigste, luzideste und umfassendste Vision der okonomischen Struktur einer modernen sich selbst verwaltenden Gesellschaft ... (S. 11). Castoriadis (1981) halt Marx in einem anderen Aufsatz direkt vor, daB dieser - durch bereits eigentiimlich reformulierte aristotelische Fragennach der Tauschgleichheit - zu notwendig falschen Antworten kommen muE. Hinsichtlich derFrage der gerechten Verteilung erblickt er in Marx' Vorschlag nur eine Paraphrase einiger Abschnitte der Nikomachischen Ethik von Aristoteles (S. 261 f). Gleichwohl behauptet Castoriadis'seit 25 Jahren' (er bezieht sich hier auf 'Sur Ie contenu du Socialisme') auch, daB der okonomische Kalkiil in einer autonomen Gesellschaft sich an der Arbeitszeit zu orientieren habe! (S. 276)Wenn dabei die Aquivalenz aller Arbeiten unterstellt sei, dann nicht lediglich deshalb, weil sichkeine andere unstrittige Rechtsgrundlage aufdrangt (eher schon, wei! alle bislang vorgeschlagenenKonzepte triigerisch und inkoharent sind). Es geht mir vielmehr darum, einerseits die Zerschlagung der Hierarchie in den Fakten zu verankern, andererseits und gleichzeitig flir jedermann die

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    Beziehung zwischen seiner Arbeit und seiner Konsumtion so durchsichtig und verstiindlich wiemoglich zu machen. (ebd., S. 276)Was anderes woHten die Grundprinzipien? SinngemaB sind dies ahnliche Formulierungen undmir ist auch - iiber franzosische Freunde - bekannt geworden, daB Castoriadis im Gegensatz zu einer Reihe hiesiger Autoren (Vogt, Nutzinger, Bahro bspw.), die Ideen der Grundprinzipien auchgelaufig waren!

    22 Heiner GanBmann (1983) hat den verdienstvoUen Versuch unternommen, mit der Unterscheidung der Standard- und der Marx'schen Wertlehre zugleich die berechtigten und unzutreffendenKritiken auf heutigem Diskussionsniveau zu systematisieren; dieser Beitrag wurde in der PRO-KLA 50 angekiindigt.

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    GIK - Internationaler Kommunisten Lirun,c/IJ1'zn;

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