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Das Projekt nenA-LIve II wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt. FALLBESCHREIBUNGEN ZUR KOMPETENZ- ENTWICKLUNG IM MODELLPROJEKT „NENA-LIVE II“

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Kompetent? Na klar! Drei Schüler_innen der Europaklasse in dem Projekt nenA-LIve II zeigen, wie sie sich während ihres letzten Schuljahres entwickelt haben.

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Das Projekt nenA-LIve II wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt.

FALLBESCHREIBUNGEN ZUR KOMPETENZ-ENTWICKLUNG IM MODELLPROJEKT

„NENA-LIVE II“

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Kompetent? - Na klar!nenA-LIve II bietet den Rahmen für Kompetenzentwicklung!

Das Team aus einem Sozialpädagogen, einer Sozialpädagogin, drei Psychologinnen, einer Bildungsmanagerin und einer Wirt-schaftswissenschaftlerin im Projekt nenA-LIve II mit einer Gesamt-kapazität von 2,45 VBE hatte sich die Aufgabe gestellt, zwölf Schüler_innen mit besonderem Förderbedarf in Bezug auf ihr Lern- und Sozialverhalten während ihres Berufsvorbereitungsjah-res von August 2014 bis Juni 2015 intensiv zu begleiten. Das Team gestaltete mit unterschiedlichen Maßnahmen einen Ent-wicklungsrahmen für die Schüler_innen, der sie befähigen sollte, ihren Hauptschulabschluss zu erlangen und ihre Chancen auf ei-nen Ausbildungsplatz zu erhöhen.

Dabei brachte das Team die Erfahrungen aus dem Vorläuferpro-jekt nenA-LIve ein, das von Juli 2011 bis August 2014 über das Bundesprogramm „IdA – Integration durch Austausch“ umgesetzt wurde. Dem hier eingesetzten Ansatz zur Kompetenzentwicklung liegt der Gedanke zugrunde, dass die Durchführung von Berufs-praktika im europäischen Ausland einen besonderen Anstoß für die Entwicklung persönlicher, sozialer und beruflicher Kompeten-zen darstellen kann.

Diesen individuellen Entwicklungsfortschritt dokumentierte das Team mittels eines erarbeiteten Diagnostiksets, das auf standar-disierten Verfahren basiert. In einer Prä- und einer Posttestung (vor Beginn und am Ende des Schuljahres) wurden die vorhande-nen Kompetenzen der Schüler_innen sowie deren Entwicklung im Verlauf des Schuljahres analysiert. Um die Aussagefähigkeit des über die Testzentrale des Hogrefe-Verlags lizensierten Sets qua-litativ zu untersetzen, wurde die Kompetenzdiagnostik (Prä- und Posttestung) im Schuljahr 2014/15 parallel mit der „Kompeten-zanalyse Profil-AC“ durchgeführt, das von der MTO Psychologi-sche Forschung und Beratung GmbH und dem CJD Jugenddorf Offenburg entwickelt wurde.

Die Kompetenzentwicklung der Schüler_innen wurde in drei ver-schiedenen Feldern verfolgt:

a) Entwicklung der Berufswahlkompetenzenb) Entwicklung der persönlichen Kompetenzenc) Entwicklung der sozialen Kompetenzen

Der den Schüler_innen angebotene Entwicklungsrahmen bestand aus fünf Schwerpunkten:

1. Schrittweise Vorbereitung der Schüler_innen auf ihr dreiwö-chiges Praktikum in Polen durch eine umfassende Sensibili-sierung für interkulturelle Unterschiede, das Kennenlernen der polnischen Sprache mittels Sprachanimation sowie das Kennenlernen des Praktikumsortes im Rahmen einer Orientie-rungswoche in Polen,

2. Sozialpädagogische Begleitung des dreiwöchige Praktikums, das in Zusammenarbeit mit einer Partnereinrichtung in Polen durchgeführt wurde,

3. Regelmäßige Einzel- und Gruppengespräche, um individuelle Zielvereinbarungen bzw. Gruppenabsprachen zu treffen, und um die Schüler_innen individuell bei Lernschwierigkeiten zu unterstützen,

4. Themenorientierte Teamentwicklungsmaßnahmen, die durch externe Anbieter gemeinsam mit dem Sozialpädagogenteam durchgeführt wurden,

5. Individuelle Beratung und Begleitung der Schüler_innen bei der zielgerichteten Berufswahl.

Die nachfolgend beschriebenen Beispiele von Jasmin, Vanes-sa-Mercedes und Felix stehen aus Sicht des Projektteams ne-nA-LIve II in besonderem Maße für einen Entwicklungssprung in einem spezifischen Feld ihrer Kompetenzentwicklung.

Sie zeigen, wie eine gezielte Verknüpfung von Kompetenzdiag-nostik, individueller Förderung und Berufsorientierung, pädago-gischer Führung und sozialpädagogischer Begleitung der Schü-ler_innen mit einer einfühlsamen Elternarbeit – Hand in Hand organisiert – die Chancen von Schüler_innen mit sonderpädago-gischem Förderbedarf im Schwerpunkt Lernen auf einen Haupt-schulabschluss deutlich erhöhen kann.

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Jasmin kam aus dem letzten Abschlussjahrgang der Gebrü-der-Grimm-Schule Magdeburg in die Europaklasse. Sie hatte sich als einzige Schülerin aus Ihrer Schule für eine Teilnahme am Projekt nenA-LIve II beworben.

Leistungsbereit und mit großer Einsatzfreude nahm sie an der Kompetenzdiagnostik (Prä-Testung) teil. In neuen Aufgaben sah sie eine Herausforderung für sich. In der Gruppe jedoch agierte sie eingangs sehr unsicher und schüchtern. Insbesondere in Situa-tionen, in denen sie sich überfordert fühlte, konnte sie ihre Emo-tionen teilweise nicht steuern und kanalisierte sie durch Wutau-sbrüche. Bei Aufgaben, die unter Zeitdruck und in der Gruppe zu erledigen waren, kamen immer wieder emotionale Ausbrüche vor. Das erschwerte ihre Akzeptanz in der Klasse.

Den beiden Sozialpädagogen von nenA-LIve II ist es gelungen, ein Vertrauensverhältnis zu Jasmin aufzubauen. In Einzelgesprä-chen wurden die Ursachen für ihre Ausbrüche analysiert. Die angeleitete Reflektion sowohl eigener Ansichten, Werte und Normen als auch der anderer Menschen hat ihr geholfen, die Sichtweise Anderer besser nachzuvollziehen. Das Feedback sei-tens des Sozialpädagogenteams, aber auch seitens ihrer Klas-senkamerad_innen konnte Jasmin im Verlaufe des Schuljahres immer besser annehmen und ihr Verhalten daraufhin steuern.

Das Jahr in nenA-LIve II hat eine bessere Selbstreflektion von Jas-min bewirkt. Ein besonders positiver Effekt war, dass Ihre eigenen Erfolge ihr viel bewusster wurden. Das stärkte ihr Selbstbewusst-sein. Jasmin hat es auf diese Weise geschafft, ihre vorhandenen Kompetenzen und Stärken in fordernden Situationen einzusetzen. Trotz großer Entwicklungsbedarfe in den Kulturtechniken hat Jas-min die Zulassung zur Hauptschulabschlussprüfung erreicht.

Kompetent? - Na klar!Jasmin kann heute ihre Erfolge feiern und mit Fehlern besser umgehen.

„Das ganze Schuljahr hat mir sehr gut gefallen. Besonders auch die Freizeitaktivitäten. Ich fühle mich in der Klasse sehr wohl und auch die Sozial-pädagogen sind sehr nett.“

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Vanessa-Mercedes hatte in ihrer Abschlussklasse an der Salz-mannschule Magdeburg vom Projekt nenA-LIve II erfahren. Ge-meinsam mit vier anderen Jugendlichen aus ihrer Schule bewarb sie sich um eine Teilnahme an diesem Projekt.

In der Kompetenzdiagnostik (Prä-Testung) nahm das Testteam Vanessa als eine freundliche, interessierte und zugewandte Schü-lerin wahr. Aufgrund der sehr individuellen Zuwendung während der Testungen fiel es ihr leicht, ihre Vorstellungen, Wünsche und Ziele angemessen zu äußern. Im Gegensatz dazu verhielt sich Vanessa beim Eintritt in das Berufsvorbereitungsjahr jedoch sehr auf sich bezogen. Einerseits hielt sie sich im Rahmen von Teamak-tivitäten eher am Rande des Klassenverbands auf. Andererseits stand sie immer wieder gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sowohl der Klasse als auch des nenA-LIve-II-Teams. Dies zeigte sich vor allem, wenn sie von der Klasse erarbeitete Regeln oder die Vorgaben der Pädagog_innen einhalten sollte.

In behutsamer Interaktion mit dem Elternhaus gelang es dem ne-nA-LIve-II-Team, ein Arbeits- und Vertrauensverhältnis zu

Vanessa-Mercedes aufzubauen. Im Verlauf des Schuljahres stei-gerte sie nicht nur ihre schulischen Leistungen deutlich, sondern sie agierte auch aufgeschlossener und zugänglicher gegenüber den Mitschüler_innen und dem Pädagogenteam. Sie ging aktiver auf ihre Klassenkamerad_innen zu und bot ihre Unterstützung und Hilfe an. Einen weiteren Erfolg konnte sie hinsichtlich ihrer Fehlzeiten vorweisen. Vanessa schaffte es mit Unterstützung von Elternhaus, nenA-LIve-II-Team und Schule, dass sie keine unent-schuldigten Versäumnisstunden im Schuljahr 2014/15 aufweist. Die Berufsorientierung half Vanessa-Mercedes bei der Fokussie-rung auf eine Tätigkeit im Bereich Gastronomie bzw. Küche.

Durch ihr Jahr im Projekt nenA-LIve II ist Vanessa-Mercedes selbstständiger geworden und hat es teilweise gelernt, die Emp-fehlungen ihrer Eltern kritisch zu hinterfragen. Eine Abnabelung vom Elternhaus hat begonnen.

Vanessa-Mercedes hat ihre Hauptschulabschlussprüfung mit Er-folg bestanden.

Kompetent? - Na klar!Vanessa-Mercedes ist ein Teil des Klassenteams geworden.

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Felix ist einer von zwei Teilnehmenden, die aus der Erich-Kästner- Schule Magdeburg kommend in das Projekt nenA-LIve II einge-mündet sind.

Er konnte während der Kompetenzdiagnostik (Prä-Testung) in ganz besonderem Maße mit seinen sozialen Kompetenzen über-zeugen, beteiligte sich aktiv an Gruppenübungen, übernahm zeitweilig mit dem Einverständnis der übrigen Gruppenmitglie-der die Führung.

Aufgrund der Erfahrungen in seinem familiären Umfeld bestand bereits im Vorfeld des Schuljahres im Projekt nenA-LIve II sein Berufswunsch in Richtung Altenpflege. Sein Wissen über die ge-nauen Berufsinhalte und die dafür notwendigen Kompetenzen war zu Beginn des Schuljahres jedoch noch sehr unvollständig.

Felix nutzte das BVJ zur intensiven Berufsorientierung. Dadurch konnte er seinen Berufswunsch zum Altenpfleger beziehungs-weise Altenpflegehelfer festigen. Zum Ausbau seiner fachlichen Kompetenzen absolvierte er in den Ferien erfolgreich einen

Erste-Hilfe-Kurs und sein Kurzpraktikum in einem Magdeburger ambulanten Pflegedienst.

Das Praktikum in Polen hat er auf einem Pferdehof im Bereich Tierpflege und Landwirtschaft gearbeitet. Insbesondere durch diesen Auslandsaufenthalt hat er es gelernt, sein Verhalten kri-tischer zu reflektieren. Heute verfügt er über ein realistischeres Selbstbild. Die Zusammenarbeit mit den Eltern von Felix im Pro-jekt nenA-LIve II funktionierte gut. Das Team von nenA-LIve II konnte weitere Unterstützungsmaßnahmen für die Familie vermit-teln. Dies trug zum Stressabbau im familiären Umfeld von Felix bei.

Im Verlauf des Schuljahres steigerte Felix sein Selbstbewusstsein. Er erreichte einen der besten Hauptschulabschlüsse der Klasse. Mit dem Erwerb dieses Abschlusses kann er die schulische Ausbil-dung zum Altenpflegehelfer an der Berufsbildenden Schule „Dr. Otto Schlein“ in Magdeburg unmittelbar an dieses Projektjahr anschließen.

Kompetent? - Na klar!Felix weiß jetzt, was er kann und als was er in Zukunft arbeiten möchte.

„Die Polenreise war sehr schön. Im Unterricht wurden einem die Lerninhalte langsam vermittelt. Zudem ist die Un-terstützung für das Kolloquium sehr gut.“

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