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Ne ws le tt er d er Europäischen Sozialdemokrate n im Ausschuss der Regione n No ve mb er 2 01 2 Liebe Freunde, W orum ging und geht es bei der europäischen Einigung? Nach dem Friedensnobelpreis für die Europäische Union, der in wenigen Tagen übergeben wird, und mitten in einer der tiefsten Krisen der EU seit ihrer Gründung stellen wir uns alle diese Frage mit neuer Dringlichkeit, weil die Bürgerinnen und Bürger von uns, ihren gewählten Vertreterinnen und Vertretern, Antworten erwarten. Da klar ist, dass der Prozess der europäischen Einigung kein Selbstläufer ist, sondern Kraft und Energie, und manchmal vielleicht sogar Opfer fordert, müssen wir uns gegenseitig erklären können, wieso wir bereit sind, diesen Aufwand zu leisten. Denn es entsteht gelegentlich der Eindruck, die EU könne uns im besten Falle helfen, Probleme zu lösen, die wir ohne sie gar nicht hätten. Wir brauchen jetzt ganz konkret gestärkte EU Institutionen, um endlich die Wirtschafts- und Haushaltspolitiken, aber auch die Arbeitsmarkt-, Sozial- und Steuerpolitik so weit zu koordinieren, dass wir die Eurokrise in den Griff bekommen und dabei die soziale Gerechtigkeit gewährleisten. Die jüngsten Beschlüsse des Gipfels zur Bankenunion und zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sind zwar kleine, aber wichtige Schritte. Diese Entscheidungen sind jedoch kein Selbstzweck. Auch der Euro als politisches Projekt ist nicht das eigentliche 'Ziel' der Europäischen Union – er war und ist Mittel zu einem anderen Zweck. Es geht um Vertrauen als Grundlage für Zusammenarbeit. Vertrauen zwischen Ländern, Vertrauen zwischen den jeweiligen politisch Handelnden, Vertrauen zwischen Menschen. Dieses Vertrauen kann man nicht verordnen. Es muss wachsen und es muss gepflegt werden. Es braucht immer und immer wieder die Erfahrung, dass man mit 'den anderen' reden und auch streiten kann, dass man aber am Ende Kompromisse und Lösungen findet, mit denen alle leben können und von denen alle wissen: in ihrer Summe sind sie besser und verlässlicher als die Konkurrenz und das daraus entstehende Misstrauen, welche die Alternativen wären. Diese 'erlebte' Zusammenarbeit muss auf allen Ebenen entstehen – auf der lokalen und regionalen Ebene im direkten Kontakt, nicht zuletzt in Grenzregionen – aber auch über die Medien, die hier eine große Verantwortung tragen. Das für 2013 ausgerufene Jahr der europäischen Bürgerschaft sollte ein weiterer Anlass sein, sich in dieser Hinsicht zu engagieren. Die politischen Eliten müssen ebenfalls diese Erfahrung des Kompromisses immer wieder einüben. Deshalb ist vieles von dem, was als so langwierige Arbeit an komplizierten Kompromissen im angeblich so weit entfernten Brüssel jeden Tag passiert, unerlässlich für ein wirklich geeintes Europa. Deshalb sollte man auch nicht immer im nationalen Kontext abfällig oder alarmistisch darüber reden, weil es der sogenannten 'öffentlichen Meinung' gerade so gefällt. Nur mit beharrlicher Arbeit an unzähligen und nie fertigen Kompromissen war ein Neuanfang in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg möglich, und nur so konnte Europa das 'Friedenswerk' werden, als das es jetzt weltweit zum Vorbild geworden ist. Wenn wir wollen, dass es so bleibt, müssen wir überall weiter an diesem Werk arbeiten: auf der lokalen, auf der regionalen und der nationalen Ebene – denn so und nur so können wir das gegenseitige Vertrauen bewahren, ohne das Europa keine Zukunft hat. Mit sozialdemokratischen Grüßen, Karl-Heinz Lambertz Vorsitzender der SPE-Fraktion im AdR www. pes .cor.europa.eu Herausgeber | Sekretariat der SPE-Fraktion Rue Belliard 101 | 1040 Brüssel +32.2.282.22.23 | [email protected] NEUES AUS DER SPE-FRAKTION IM ADR 02 IM BRENNPUNKT 03 ANDERE STIMMEN 04 PLENARTAGUNG DES AUSSCHUSSES DER REGIONEN (29. – 30. NOVEMBER 2012) 04 NEUES AUS DEN ADR- FACHKOMMISSIONEN 08 SPE-MITGLIEDER HABEN DAS WORT 9 AKTUELLES AUS DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI EUROPAS 11 ÜBERBLICK ÜBER DIE JÜNGSTEN KOMMUNAL- UND REGIONALWAHLEN 12

echoes, Nr 37 (DE)

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newsletter der Europaïschen Sozialdemokraten im Ausschuss der Regionen

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Newsletter der Europäischen S ozialdemok raten im Ausschuss der Regionen November 2012

Liebe Freunde,

Worum ging und geht es bei der europäischen

Einigung? Nach dem Friedensnobelpreis

für die Europäische Union, der in wenigen

Tagen übergeben wird, und mitten in einer der

tiefsten Krisen der EU seit ihrer Gründung stellen wir

uns alle diese Frage mit neuer Dringlichkeit, weil die

Bürgerinnen und Bürger von uns, ihren gewählten

Vertreterinnen und Vertretern, Antworten erwarten.

Da klar ist, dass der Prozess der europäischen Einigung

kein Selbstläufer ist, sondern Kraft und Energie, und

manchmal vielleicht sogar Opfer fordert, müssen wir

uns gegenseitig erklären können, wieso wir bereit

sind, diesen Aufwand zu leisten. Denn es entsteht

gelegentlich der Eindruck, die EU könne uns im besten

Falle helfen, Probleme zu lösen, die wir ohne sie gar

nicht hätten. Wir brauchen jetzt ganz konkret gestärkte

EU Institutionen, um endlich die Wirtschafts- und

Haushaltspolitiken, aber auch die Arbeitsmarkt-, Sozial-

und Steuerpolitik so weit zu koordinieren, dass wir die

Eurokrise in den Griff bekommen und dabei die soziale

Gerechtigkeit gewährleisten. Die jüngsten Beschlüsse

des Gipfels zur Bankenunion und zur Bekämpfung der

Jugendarbeitslosigkeit sind zwar kleine, aber wichtige

Schritte. Diese Entscheidungen sind jedoch kein

Selbstzweck. Auch der Euro als politisches Projekt ist

nicht das eigentliche 'Ziel' der Europäischen Union – er

war und ist Mittel zu einem anderen Zweck. Es geht

um Vertrauen als Grundlage für Zusammenarbeit.

Vertrauen zwischen Ländern, Vertrauen zwischen den

jeweiligen politisch Handelnden, Vertrauen zwischen

Menschen.

Dieses Vertrauen kann man nicht verordnen. Es muss

wachsen und es muss gepflegt werden. Es braucht

immer und immer wieder die Erfahrung, dass man mit

'den anderen' reden und auch streiten kann, dass man

aber am Ende Kompromisse und Lösungen findet, mit

denen alle leben können und von denen alle wissen:

in ihrer Summe sind sie besser und verlässlicher als die

Konkurrenz und das daraus entstehende Misstrauen,

welche die Alternativen wären. Diese 'erlebte'

Zusammenarbeit muss auf allen Ebenen entstehen

– auf der lokalen und regionalen Ebene im direkten

Kontakt, nicht zuletzt in Grenzregionen – aber auch

über die Medien, die hier eine große Verantwortung

tragen. Das für 2013 ausgerufene Jahr der europäischen

Bürgerschaft sollte ein weiterer Anlass sein, sich in dieser

Hinsicht zu engagieren. Die politischen Eliten müssen

ebenfalls diese Erfahrung des Kompromisses immer

wieder einüben. Deshalb ist vieles von dem, was als so

langwierige Arbeit an komplizierten Kompromissen im

angeblich so weit entfernten Brüssel jeden Tag passiert,

unerlässlich für ein wirklich geeintes Europa. Deshalb

sollte man auch nicht immer im nationalen Kontext

abfällig oder alarmistisch darüber reden, weil es der

sogenannten 'öffentlichen Meinung' gerade so gefällt.

Nur mit beharrlicher Arbeit an unzähligen und nie

fertigen Kompromissen war ein Neuanfang in Europa

nach dem Zweiten Weltkrieg möglich, und nur so

konnte Europa das 'Friedenswerk' werden, als das

es jetzt weltweit zum Vorbild geworden ist. Wenn

wir wollen, dass es so bleibt, müssen wir überall

weiter an diesem Werk arbeiten: auf der lokalen, auf

der regionalen und der nationalen Ebene – denn so

und nur so können wir das gegenseitige Vertrauen

bewahren, ohne das Europa keine Zukunft hat.

Mit sozialdemokratischen Grüßen,

Karl-Heinz LambertzVorsitzender der SPE-Fraktion im AdR

w w w. p es . co r. euro p a . eu

Herausgeber | Sekretariat der SPE-Fraktion

Rue Belliard 101 | 1040 Brüssel+32.2.282.22.23 | [email protected]

NEUES AUS DER SPE-FRAKTION IM ADR 02

IM BRENNPUNKT 03

ANDERE STIMMEN 04

PLENARTAGUNG DES AUSSCHUSSES DER REGIONEN (29. – 30. NOVEMBER 2012) 04

NEUES AUS DEN ADR-FACHKOMMISSIONEN 08

SPE-MITGLIEDER HABEN DAS WORT 9

AKTUELLES AUS DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI EUROPAS 11

ÜBERBLICK ÜBER DIE JÜNGSTEN KOMMUNAL- UND REGIONALWAHLEN 12

02

NEUES AUS DER SPE-FRAKTION IM AdR

Im Rahmen der diesjährigen OPEN DAYS des AdR führte die SPE-

Fraktion am 10. Oktober einen Workshop zum Thema „Jugend

ohne Arbeit: Welche Rezepte wirken?“ durch. Ziel war es, einige

der Möglichkeiten vorzustellen, die auf regionaler und lokaler Ebene mit

Erfolg angewendet wurden, um jungen Menschen einen Arbeitsplatz

und eine Perspektive zu geben. Die Ansatzpunkte der bewährten

Verfahren waren dabei der Übergang von der Schule ins Arbeitsleben,

die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze unter Nutzung von Mitteln

der EU und die Förderung von Innovation und jungen Unternehmern.

Zu den Hauptrednern gehörten der Vorsitzende der SPE-Fraktion,

Karl-Heinz Lambertz, die Fraktionsmitglieder Christian Illedits,

Mitglied des burgenländischen Landtags (Österreich), und Stavros

Arnaoutakis, Präsident der Region Kreta (Griechenland), sowie der

Landwirtschaftsminister der Region Toskana, Gianni Salvadori.

Die Diskussion wurde von der Vorsitzenden der Europäischen

JungsozialistInnen (ECOSY), Kaisa Penny, moderiert.

Das Thema des Workshops passt zu der diesjährigen politischen

Kampagne der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE), mit der eine

Europäische Jugendgarantie zur Förderung der Beschäftigung von

Jugendlichen gefordert wird.s.

Gemeinsam mit der Stiftung für progressive europäische Studien

(FEPS) hat die SPE-Fraktion am 21. November ihre letzte Mittagsdebatte

im Jahr 2012 zum Thema „Progressive urban development: Mitigate,

educate, participate“ [Progressive Stadtplanung: entschärfen,

erziehen, teilnehmen] veranstaltet. Uli Paetzel, der sozialdemokratische

Bürgermeister von Herten (Deutschland), stellte das städtische

Entwicklungskonzept Herten 2020 vor, das industrielle Erneuerung mit

Nachhaltigkeit und Anpassung an den Klimawandel verbinden soll. Ein

weiterer Hauptredner war das SPE-Fraktionsmitglied Henning Jensen,

Mitglied des Gemeinderats von Næstved (Dänemark) und früherer AdR-

Berichterstatter zu Nachhaltigkeitsfragen.

Der fünfte Fotowettbewerb der SPE-Fraktion für europäische Bürger von

18 bis 108 Jahren steht unter dem Motto „Leben 2.0 - Bereit für einen

Neubeginn?“ und findet am 29. November in der Fraktionssitzung vor

der AdR-Plenartagung mit der Preisverleihung für die Siegerfotos seinen

Abschluss. Im Rahmen dieses Wettbewerbs, der sich thematisch an

das Europäische Jahr 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen

den Generationen anlehnte, sandten Amateurfotografen an die 350

Fotos ein, die ihre Sicht auf die aktive gesellschaftliche Teilhabe und die

Entwicklung des Potenzials älterer Bürger zeigen. Die Jury unter Leitung

des SPE-Fraktionsmitglieds Alain Hutchinson prämierte drei Fotos. Die

Sieger erhalten die folgenden Preise:

1. Preis1. P

Daniele Francavillese,

26 Jahre, Pescara (Italien)

gewinnt eine Reise in

zwei europäische Städte

und einen Tablet-PC

2. Preis2. P

Nadia Carminati,

25 Jahre, Albino (Italien)

gewinnt eine Reise in

eine europäische Stadt

und einen Tablet-PC

3. Preis

Carole Viaene,

24 Jahre, Ghent (Belgien)

gewinnt einen Tablet-PC

Weitere Informationen über unsere Aktivitäten sind auf der Website

unserer Fraktion verfügbar: www.pes.cor.europa.eu. Zu erreichen

sind wir auch über soziale Medien, wie zum Beispiel über unsere

Facebook-Seite www.fb.me/pesgroupcor. Oder folgen Sie uns auf

Twitter: @pesgroupcor.

03

Zu Beginn der zweiten Hälfte der 5. AdR-

Mandatsperiode wurden mit SPE-Mitgliedern

besetzte Schlüsselpositionen sowohl innerhalb

der Fraktion als auch in verschiedenen

Arbeitsorganen des AdR neu besetzt.

Vor allem ist Mercedes Bresso, Mitglied des

Regionalrats der Region Piemont (Italien) und

ehemalige AdR-Präsidentin, nun die Erste

Vizepräsidentin des Ausschusses der Regionen.

Die SPE-Fraktion bestätigte ihre Exekutive in den folgenden Positionen:

Karl-Heinz Lambertz Sir Albert Bore

(Ministerpräsident der

deutschsprachigen Gemeinschaft

Belgiens): Vorsitzender der

SPE-Fraktion, außerdem

verantwortlich für Soziales Europa

(Vorsitzender des Stadtrats

von Birmingham, Vereinigtes

Königreich): stellvertretender

Vorsitzender, verantwortlich

für politische Prioritäten

und Strategieplanung

Catiuscia Marini Apostolos Katsifaras

(Präsidentin der Region Umbrien,

Italien): Erste stellvertretende

Vorsitzende, verantwortlich

für Kohäsionspolitik

(Präsident der Region

Westgriechenland):

stellvertretender Vorsitzender,

verantwortlich für

nachhaltige Entwicklung

Claudette Abela Baldacchino Yoomi Renström

(stellvertretende Bürgermeisterin

von Qrendi, Malta): stellvertretende

Vorsitzende, verantwortlich für

Medien und Kommunikation

(Mitglied des Gemeinderats

von Ovanåker, Schweden):

stellvertretende Vorsitzende,

verantwortlich für Bildung und Kultur

Per Bødker Andersen Leszek SWIETALSKI

(stellvertretender Bürgermeister

von Kolding, Dänemark):

stellvertretender Vorsitzender,

verantwortlich für Erweiterung

und Nachbarschaftspolitik

(Bürgermeister der Gemeinde Stare

Bogaczowice, Polen): Schatzmeister.

Die SPE-Fraktion stellt in den AdR-Fachkommissionen 2 Vorsitzende, 4 Erste stellvertretende Vorsitzende und 2 Zweite stellvertretende Vorsitzende.

Außerdem sind jeweils der Vorsitzende einer Arbeitsgruppe und eines Gemischten Beratenden Ausschusses Mitglieder der SPE-Fraktion.

Fachkommission für Unionsbürgerschaft, Regieren, institutionelle Fragen und Außenbeziehungen (CIVEX)

Vorsitzender:

António Costa, Bürgermeister

von Lissabon, Portugal

Zweite stellvertretende

Vorsitzende:

Martina Michels, Mitglied

des Abgeordnetenhauses

von Berlin, Deutschland

SPE-Koordinatorin:

Lotta Hakansson Harju,

Mitglied des Gemeinderats

von Järfälla, Schweden

Fachkommission für Kohäsionspolitik (COTER)

Erster stellvertretender Vorsitzender:

Petr Osvald, Mitglied des Stadtrats von

Pilsen, Tschechische Republik

SPE-Koordinator:

Sir Albert Bore, Vorsitzender des Stadtrats

von Birmingham, Vereinigtes Königreich

Fachkommission für Wirtschafts- und Sozialpolitik (ECOS)

Erste stellvertretende Vorsitzende:

Christine Chapman,

Mitglied der walisischen Nationalversammlung,

Vereinigtes Königreich

SPE-Koordinator:

Henk Kool,

Stellvertretender Bürgermeister von

Den Haag, Niederlande

Fachkommission für Bildung, Jugend, Kultur und Forschung (EDUC)

Erster stellvertretender

Vorsitzender:

Jean-François Istasse,

Mitglied des Parlaments

der französischsprachigen

Gemeinschaft Belgiens

Zweiter stellvertretender

Vorsitzender:

Henning Jensen,

Mitglied des Stadtrats von

Næstved, Dänemark

SPE-Koordinatorin:

Yoomi Renström, Mitglied

des Gemeinderats von

Ovanåker, Schweden

03

IM BRENNPUNKTDie Schlüsselpositionen der SPE-Fraktion 2012-2014

Vor allem ist Mercedes Bresso, Mitglied des

04

Interview mit Conny Reuter, Generalsekretär von

SOLIDAR

Am 23. Oktober stellte die Europäische

Kommission ihr Arbeitsprogramm für 2013 vor.

In früheren Reden hatte Kommissionspräsident

Barroso den Eindruck vermittelt, dass er sich

im Gegensatz zu Ratspräsident van Rompuy

der Notwendigkeit bewusst ist, die sozialen

Auswirkungen der Krise stärker ins Rampenlicht

zu rücken. In seiner Rede zur Lage der Union vor

dem Europäischen Parlament im September in

Straßburg forderte er gar ein "neues Denken",

was Neugier und Erwartungen hervorrief.

Doch wurde die soziale Dimension der EU im

Arbeitsprogramm der Kommission wirklich

aufgegriffen?

Die Prioritäten des Arbeitsprogramms der Kommission

sprechen eindeutig eine andere Sprache: "echte

Wirtschafts- und Währungsunion", "Binnenmarkt

und Industriepolitik", "Netze von morgen für

Telekommunikation, Energie und Verkehr", "bessere

Nutzung von Europas Ressourcen", "sicheres und

geschütztes Europa". Im Westen also nichts wirklich

Neues!

In den letzten zehn Jahren hatte stets die Wirtschafts-

und Währungsunion Priorität. Die Vollendung des

Binnenmarkts stand durchweg ganz oben auf der

Agenda. Im Arbeitsprogramm der Kommission

wird immer noch der Eindruck vermittelt, als sei die

Sozialunion der letzte Schritt. Dabei sprechen die

steigende Arbeitslosigkeit und die zunehmende

Zahl der erwerbstätigen Armen und der in Armut

und extremer Armut lebenden Menschen eine ganz

andere Sprache.

In Sachen Beschäftigung und sozialer Zusammenhalt

konzentriert sich die Kommission in ihrem

Arbeitsprogramm auf den "Ausbau sozialer

Investitionen für integratives Wachstum durch

theoretische Hilfestellung bei den im Rahmen des

Europäischen Semesters aufgezeigten Reformen

und finanzielle Unterstützung beispielsweise durch

den Europäischen Sozialfonds". Das wäre der richtige

Ansatz – würden diese Reformen das Netz der sozialen

Sicherheit nicht teilweise unterminieren und läge der

Anteil des Europäischen Sozialfonds (ESF) am Budget

für die Kohäsionspolitik auch weiterhin bei 25%,

von denen ca. 20% für die soziale Eingliederung auf

Grundlage eines echten Partnerschaftsprinzips, das

auch die NGO einschließt, verwendet würden.

Die Stunde der Wahrheit kommt mit dem nächsten

Jahreswachstumsbericht: Dann werden wir sehen,

inwieweit die sozialen Auswirkungen der Krise

berücksichtigt wurden und in welchem Umfang

die vielzitierten länderspezifischen Empfehlungen

und Vereinbarungen, die von der Union und den

Mitgliedstaaten ausgehandelt werden müssen, dem

integrativen Wachstum und den sozialen Zielen von

Europa 2020 Vorrang einräumen.

"Sozialschutz und Sozialinvestitionen sollten besser

greifen" – ja! Und das bedeutet eine Abkehr von der

Sparpolitik und eine Schwerpunktverlagerung weg

von der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU),

Fiskal- oder Wirtschaftsunion. Sozialer Fortschritt kann

nur zusammen mit anderen Politikbereichen erwirkt

werden, die mit den Sozialklauseln des Vertrags, den

Schlussfolgerungen des Rates und der Europa-2020-

Strategie im Einklang stehen müssen: Er darf nicht nach

anderen Formen von "Union" kommen.

Wir fordern

1. eine Verpflichtung zu Sozialinvestitionen,

2. Haushaltsentscheidungen, die Investitionen in die

Schaffung qualitativ hochwertiger Arbeitsplätze

ermöglichen,

3. die Einhaltung der Sozialziele der Europa-2020-

Strategie und die Bezugnahme auf die Sozialklauseln

des Vertrags,

4. die Anerkennung der besonderen Rolle der

Sozialwirtschaft als Motor des nachhaltigen

Wachstums und der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die Politik muss im Dienste der Menschen stehen, vor

allem der schutzbedürftigsten. In diesem Sinne ist das

Engagement für eine Jugendgarantie ein konkreter

Schritt. Er darf nicht verwässert werden – weder von

der Kommission noch vom Rat!

Fachkommission für Umwelt, Klimawandel und Energie (ENVE)

Erster stellvertretender Vorsitzender:

Mircea Cosma,

Vorsitzender des Kreisrates Prahova, Rumänien

SPE-Koordinator:

Neil Swannick,

Mitglied des Stadtrates von Manchester,

Vereinigtes Königreich

Fachkommission für natürliche Ressourcen (NAT)

Vorsitzender:

René Souchon, Präsident des Regionalrats

der Auvergne, Frankreich

SPE-Koordinator:

Michael Cohen, Bürgermeister von Kalkara, Malta

Kommission für Finanz- und

Verwaltungsfragen (CAFA)Arbeitsgruppe "Westbalkanländer" Gemischter Beratender Ausschuss Island

Erster stellvertretender

Vorsitzender:

Gabor Bihary, Mitglied

des Stadtparlaments von

Budapest, Ungarn

Vorsitzende:

Mia De Vits, Mitglied des

Flämischen Parlaments, Belgien

Présidente:

Eva Quante-Brandt,

Staatsrätin, Mitglied des

Senats der Freien Hansestadt

Bremen, Deutschland

Ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern

Mit 25,5% Frauen (56 von 221 Mitgliedern) hat die SPE-Fraktion von allen vier Fraktionen des AdR den höchsten Frauenanteil. Die ausgewogene

Vertretung der Geschlechter hat oberste Priorität, und nationale Delegationen werden darin bestärkt, sich bei den Verhandlungen über die Vorschläge

der Mitgliedstaaten für die vom Rat zu berufenden AdR-Mitglieder dafür einzusetzen, diese Ausgewogenheit zu verbessern.

ANDERE STIMMEN

yyyyyyyyyyConCoCCoCoCoononononCCoCoC ny ny ny ny ny ReuReuReuReuuuuuuterterterterettete

05

PLENARTAGUNG DES AUSSCHUSSES DER REGIONEN (29. – 30. November 2012)

Auf der Plenartagung im November werden 13 Stellungnahmeentwürfe erörtert, davon sechs von

SPE-Berichterstattern. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso wird dem AdR das Legislativ-

und Arbeitsprogramm der Kommission für 2013 vorstellen. Wie jedes Jahr wird der AdR dazu eine

Entschließung annehmen. Die AdR-Mitglieder werden auch eine Entschließung zum mehrjährigen

Finanzrahmen (MFR) 2014-2020 auf der Grundlage der Ergebnisse der außerordentlichen Tagung

des Europäischen Rates am 22./23. November annehmen.

Entsendung von Arbeitnehmern

im Rahmen der Erbringung von

Dienstleistungen:

Alain Hutchinson (SPE/Belgien)

Im Stellungnahmeentwurf des Mitglieds

des Parlaments der Region Brüssel-

Hauptstadt werden konkrete Änderungen am

Richtlinienvorschlag der Kommission angeregt,

die darauf abzielen: die Rechtsgrundlage der

Richtlinie auf den Lissabon-Vertrag umzustellen

und dabei nicht auf die Erbringung von

Dienstleistungen, sondern auf die Sozialrechte

Bezug zu nehmen; den Anwendungsbereich

der Richtlinie auf alle Situationen auszuweiten,

die mit Entsendungen in Zusammenhang

stehen, einschließlich der Entsendung von

Arbeitnehmern aus Drittstaaten in die EU; eine

Zahl der Ebenen der Unterauftragsvergabe

für die entsandten Arbeitnehmer festzulegen,

was die Gefahr von Verstößen gegen die

rechtlichen Bestimmungen verringern würde;

ein Regressionsverbot in den Text aufzunehmen,

um so zu gewährleisten, dass die auf nationaler

Ebene festgelegten höchsten Schutzniveaus

für Arbeitnehmer durch die Umsetzung der

Richtlinie in einzelstaatliches Recht nicht

abgesenkt werden; die Rolle der Sozialpartner,

einschließlich der Arbeitnehmervertreter, bei der

Anwendung der Rechtsvorschriften zu stärken;

und nicht zuletzt die territoriale Dimension der

Entsendung von Arbeitnehmern im Zuge einer

verstärkten Zusammenarbeit zwischen den

Behörden der verschiedenen EU-Mitgliedstaaten,

insbesondere im Falle der Grenzregionen,

tatsächlich anzuerkennen. Der Berichterstatter

begrüßt die Entscheidung der Europäischen

Kommission, den kontroversen Vorschlag für eine

Verordnung hinsichtlich der Sozialrechte in der

EU (Monti-II-Verordnung) zurückzuziehen, der

im "Paket" mit der überarbeiteten Richtlinie über

die Entsendung von Arbeitnehmern vorgelegt

worden war. Seine Stellungnahme wurde in der

AdR-Fachkommission ECOS mit überwältigender

Mehrheit angenommen (mehr dazu unter

Interview, S. 10).

Statut der Europäischen Stiftung:

Claudette Brunet-Lechenault

(SPE/Frankreich)

Der Stellungnahmeentwurf der Vizepräsidentin

des Generalrats von Saône et Loire betrifft

einen Vorschlag für eine Verordnung des Rates

über das Statut der Europäischen Stiftung (FE),

die in allen Mitgliedstaaten Rechtspersönlichkeit

und Handlungsfähigkeit besitzt. Dieser

Stellungnahmeentwurf ist im größeren Rahmen

der SPE-Priorität zu sehen, einen Beitrag zur

Festigung der Sozialwirtschaft im Binnenmarkt

zu leisten. Es ist deshalb kein Zufall, dass im EP

als Berichterstatterin dafür die österreichische

Sozialdemokratin Evelyn Regner zuständig ist. Die

Zusammenarbeit der beiden Berichterstatterinnen

bei diesem Thema wird die Synergien zwischen

den beiden Institutionen verstärken und die

Weiterbehandlung in den anschließenden

interinstitutionellen Beratungen sicherstellen. Das

neue Statut der Europäischen Stiftung wird es den

Stiftungen ermöglichen, grenzüberschreitende

und transnationale gemeinnützige Aktivitäten

einfacher und kostengünstiger durchzuführen.

Die Berichterstatterin begrüßt die Schaffung

von FE. Sie betont gleichwohl, dass diese über

mehr Rechtssicherheit und Transparenz verfügen

müssen. Dafür schlägt sie eine Reihe konkreter

Änderungen vor, wie z.B. die Anhebung des für die

Gründung einer FE erforderlichen und während ihres

Bestehens vorzuhaltenden Mindestvermögens

auf 50 000 EUR, die Beschränkung ihrer

wirtschaftlichen Tätigkeiten auf Aktivitäten, die

eng mit ihren Aufgaben von öffentlichem Interesse

verknüpft sind; die Einführung konkreterer

Verwaltungsgrundsätze, die ihrer Eigenschaft

als Einrichtung ohne Gewinnzweck gerecht

werden; und die Konkretisierung des Konzepts des

Interessenkonflikts (mehr dazu unter Interview, S.

10).

Modernisierung des EU-

Beihilfenrechts:

Clemens Lindemann

(SPE/Deutschland)

D ie Mitglieder der Fachkommission ECOS

nahmen den Stellungnahmeentwurf des

Landrats des Saarpfalz-Kreises einstimmig an,

der dem Plenum im Rahmen des vereinfachten

Verfahrens vorgelegt wird. (Mehr dazu unter

ECOS, S. 8., und Interviews, 10.).

Eine Bioökonomie für Europa:

Rogier van der Sande

(ALDE/Niederlande))

Der Stellungnahmeentwurf des Mitglieds

der Exekutive der Provinz Südholland

wurde in der Fachkommission EDUC einstimmig

angenommen und wird dem Plenum im Rahmen

des vereinfachten Verfahrens vorgelegt. (Mehr

dazu unter EDUC, S. 8.)

DIE STELLUNGNAHMEN IN KÜRZE

06

7. Umweltaktionsprogramm:

Nilgun Canver (SPE/UK)

Der Stellungnahmeentwurf aus der Feder des

Mitglieds des London Borough of Haringey ist

eine Antwort auf die Mitteilung der Europäischen

Kommission zu der schwierigen Frage, wie die

Umsetzung des EU-Rechts im Hinblick auf das

für Ende 2012 zu erwartende 7. Europäische

Aktionsprogramm verbessert werden kann. In

der Mitteilung wird dem Dialog mit Regierungen

und Interessenträgern eine grundlegende

Bedeutung für die bessere Umsetzung von EU-

Recht beigemessen. Ein systematischerer Ansatz

bei der Sammlung und Übermittlung von Daten

und Erkenntnissen sowie die Förderung von

Bürgernähe bei der Lösung von Umweltproblemen

sind hierbei die ausschlaggebenden Aspekte.

In ihrem Stellungnahmeentwurf fordert die

Berichterstatterin, während des gesamten

Prozesses der Konzipierung, Umsetzung und

Bewertung von EU-Rechtsvorschriften die lokale

und regionale Ebene stärker zu beteiligen. Sie ruft

zudem die Europäische Kommission dringend

dazu auf, einen EU-Rahmen für Umweltkontrollen

und -überwachungen vorzulegen, zu dem

auch die lokale und regionale Ebene ihren

Beitrag leisten und der von der Europäischen

Umweltagentur unterstützt werden könnte.

Eine zentrale Herausforderung besteht nach

Auffassung der AdR-Berichterstatterin darin,

umwelt- und umsetzungsrelevante Informationen

besser bekannt und zugänglich zu machen.

Damit könnten Umweltprobleme sowohl von

den lokalen und regionalen Behörden als auch

von der breiten Öffentlichkeit früher erkannt

werden. In der Fachkommission ENVE wurde der

Stellungnahmeentwurf mit überwältigender

Mehrheit angenommen; einige Änderungsanträge

wurden von der Berichterstatterin

unterstützt bzw. zu einem entsprechenden

Kompromissvorschlag abgewandelt. In Anbetracht

der breiten Unterstützung ist zu erwarten, dass die

Stellungnahme in der Plenartagung ohne Probleme

verabschiedet wird (Mehr dazu im Interview, S.10).

Verhaltenskodex für

Partnerschaften:

Stanisław Szwabski (EA/PL)

Der Stellungnahmeentwurf des

Bürgermeisters von Gdingen (Gdynia)

wurde von der Fachkommission COTER

einstimmig angenommen und wird dem

Plenum gemäß dem vereinfachten Verfahren

zur Verabschiedung vorgelegt (mehr dazu unter

„COTER“, S. 8).

Gemeinsamer Strategischer

Rahmen:

Marek Woźniak (EVP/PL)

Am 11. September veröffentlichte die Europäische

Kommission einen geänderten Vorschlag für

eine Verordnung zum Gemeinsamen Strategischen

Rahmen (GSR), bei dem das Ergebnis der

Abstimmung im REGI-Ausschuss des Europäischen

Parlaments sowie die jüngsten Debatten im Rat

berücksichtigt wurden. Die ursprüngliche AdR-

Stellungnahme, deren Verabschiedung für Oktober

vorgesehen war, musste vor diesem Hintergrund

überarbeitet werden. Ziel des Gemeinsamen

Strategischen Rahmens (GSR) ist die Festlegung

strategischer Investitionsprioritäten für den

Programmplanungszeitraum 2014-2020 für den

Europäischen Fonds für regionale Entwicklung

(EFRE), den Europäischen Sozialfonds (ESF),

den Kohäsionsfonds (KF), den Europäischen

Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des

ländlichen Raums (ELER) und den Europäischen

Meeres- und Fischereifonds (EMFF). Obgleich

alle fünf Fonds eine starke territoriale Dimension

aufweisen, werden sie nicht alle dezentral verwaltet.

In seiner Stellungnahme begrüßt der Berichterstatter

den GSR als einen positiven Schritt in Richtung

einer Koordinierung der Gemeinschaftspolitiken

und der Erreichung bestmöglicher Ergebnisse bei

deren gemeinsamer Umsetzung. Wie es scheint,

legt der Berichterstatter den Schwerpunkt jedoch

ausschließlich auf die Umsetzung der Europa-

2020-Ziele. Die SPE-Fraktion wird im Plenum

entsprechende Änderungsanträge vorlegen, um

eine bessere Ausgewogenheit zu sichern.

Umsetzung der thematischen

Strategie für den Bodenschutz:

Corry Mc Chord

(SPE/Vereinigtes Königreich)

Der Stellungnahmeentwurf des Mitglieds des

Stadtrates von Stirling beruht auf einem Bericht

der Europäischen Kommission, in dem die bisherigen

Maßnahmen zur Verwirklichung der vier Säulen

der thematischen Strategie für den Bodenschutz

zusammengefasst sind. Zwar nimmt der AdR

normalerweise nicht zu „Berichten“ Stellung. Die

Fachkommission ENVE hielt es aber für angebracht,

diese Gelegenheit zu nutzen, um die einschlägige

Position des AdR zu bekräftigen in der Hoffnung,

die Diskussion über dieses wichtige, aus politischen

Gründen jedoch zurückgestellte Thema wieder in

Gang zu bringen. Der Gesetzgebungsvorschlag

für eine Bodenrahmenrichtlinie wird im

Ministerrat nämlich seit Jahren blockiert. In

seinem Stellungnahmeentwurf unterstreicht der

Berichterstatter, dass die lokalen und regionalen

Gebietskörperschaften zur Umsetzung der vier

Strategiesäulen beitragen können, indem sie die

Bürger sensibilisieren und informieren, bewährte

Forschungsmethoden fördern, die Bodenqualität

überwachen oder relevante Informationen an das

Europäische Bodendatenzentrum weiterleiten

sowie den Bezug zu anderen EU-Umweltzielen,

insbesondere dem Klimawandel, verstärken. Der

Berichterstatter betont auch, dass die Bodenqualität

ein europäisches Problem ist, das europäische

Lösungen erfordert. Allerdings müssen etwaige

europäische Rahmenregelungen trotz der

Vielgestaltigkeit dieses Problems (Verschmutzung,

Erosion, Versiegelung usw.) Möglichkeiten

für maßgeschneiderte regionale oder lokale

Bodenschutzkonzepte bieten, die auch durch den

Austausch bewährter Verfahren verbessert werden

können. In der Fachkommission ENVE führten

Befürworter und Gegner eines EU-Rechtsakts zum

Bodenschutz eine lebhafte Debatte, die oftmals

die verschiedenen nationalen Positionen im Rat

widerspiegelte. Dem Berichterstatter ist es gelungen,

eine mehrheitliche Unterstützung für seinen

Vorschlag für einen differenzierten EU-Rechtsrahmen

zum Bodenschutz zu erhalten. Auf der Plenartagung

dürfte es gleichwohl erneut zu einer Debatte

kommen (Mehr dazu unter Interviews, S.10).

Kulturhauptstädte Europas im

Zeitraum 2020-2033:

Elisabeth Vitouch (SPE/Österreich)

Der Stellungnahmeentwurf des Mitglieds des

Gemeinderates der Stadt Wien bezieht sich

auf einen Vorschlag der Europäischen Kommission

für einen Beschluss, mit dem die Fortführung

der Initiative der Kulturhauptstädte nach 2019

sichergestellt werden soll. Der aktuelle Beschluss

läuft Ende 2019 aus. In dem Vorschlag werden

die bis 2033 zur Benennung einer Europäischen

Kulturhauptstadt berechtigten Mitgliedstaaten

aufgeführt. Das Bewerbungsverfahren für

den Titel wird derzeit sechs Jahre im Voraus

eingeleitet, weswegen 2013 der Beschluss über

den neuen Zyklus vom Europäischen Parlament

und vom Rat gefasst werden muss. Der neue

Vorschlag ist genauso aufgebaut wie der aktuelle

Beschluss, ist jedoch expliziter in Bezug auf

die Auswahlkriterien und legt einen stärkeren

Schwerpunkt auf die Hebelwirkung der Initiative

für langfristiges Wachstum und Entwicklung

sowie auf die europäische Dimension der

Veranstaltung.

07

Aufgrund eines knapp bemessenen

interinstitutionellen Zeitplans wurde Elisabeth

Vitouch, Vertreterin des AdR in der Jury

für die Auswahl der Kulturhauptstadt, zur

Hauptberichterstatterin bestellt, so dass ihre

Stellungnahme direkt ins AdR-Plenum geht. In

dem Stellungnahmeentwurf, der sich auf die

im Februar 2012 verabschiedete einschlägige

AdR-Initiativstellungnahme des neuen EDUC-

Vorsitzenden Anton Rombouts (EVP/Niederlande)

stützt, werden konkrete Änderungen am Text des

Beschlusses vorgeschlagen. Widerspruch wird

gegen die von der Europäischen Kommission

vorgegebene, zunehmend technokratische

Sichtweise der Zusammensetzung der Jury

erhoben. Die Berichterstatterin wiederholt

die frühere Forderung des AdR, dass auch

gewählte Mitglieder in die Jury berufen werden

sollten, und spricht sich deutlich dagegen aus,

dass der einzige vom Ausschuss der Regionen

ausgewählte Experte, wie von der Kommission

vorgeschlagen, nur für ein Jahr ernannt werden

soll, so dass nicht alle Jury-Mitglieder gleichzeitig

ersetzt werden. Zudem meldet Elisabeth

Vitouch ernsthafte Bedenken bezüglich der

Bestimmung an, dass die Kommission allein die

Vorauswahl potenzieller Jurymitglieder triff t.

Außerdem fordert sie, dass in mehr Jahren ein

Platz für Kandidatenländer und potenzielle

Kandidatenländer sowie Länder der Östlichen

Partnerschaft vorgesehen werden sollte.

Und schließlich wird in dem Stellungnahmeentwurf

die Forderung aufgestellt, bei Veranstaltungen

im Rahmen der „Kulturhauptstadt Europas“ die

Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen

und ältere Menschen stärker zu berücksichtigen.

(Mehr im Interview, S. 10.)

Von der örtlichen Bevölkerung

betriebene Maßnahmen zur lokalen

Entwicklung (CLLD):

Graham Garvie (ALDE/UK)

JeaJe n-Pn-Pn-PPauauululul DeDeDenaaanananannaaanaaa ototoot

Der vom Mitglied des Rates von Scottish

Borders erarbeitete Entwurf einer

Initiativstellungnahme betrifft eines der neuen

Instrumente, die in der allgemeinen Verordnung

für die Kohäsionspolitik 2014-2020 vorgeschlagen

wurden. Es soll die Umsetzung von Strategien

für die integrierte lokale Entwicklung und die

Bildung lokaler Aktionsgruppen erleichtern. Der

Berichterstatter begrüßt dieses neue Instrument,

stellt dessen Potenzial bei der Schaffung von

Synergien zwischen den Strukturfonds auf der

Ebene der Umsetzung heraus und betont, dass es

zur Förderung der allgemeinen Glaubwürdigkeit

einer integrierten Kohäsionspolitik beiträgt. Der

CLLD-Ansatz wird als das beste praktische Beispiel

dafür angeführt, was das Subsidiaritätsprinzip

auf lokaler Ebene bedeutet und wie es dazu

beitragen kann, die mit EU-Mitteln unterstützten

Maßnahmen vor Ort besser bekannt zu machen

und das Engagement der Öffentlichkeit für diese

Maßnahmen zu stärken. Der Berichterstatter

stellt jedoch in Frage, ob es richtig ist, CLLD

ausschließlich auf das thematische Ziel „soziale

Eingliederung“ zu beschränken, und betont, dass

es ein vielseitiges und auf die örtliche Bevölkerung

ausgerichtetes Instrument ist, dessen Spektrum

und Herausforderungen als solches weit über

dieses Ziel hinausreichen. Die Fachkommission

COTER nahm die von SPE-Fraktionsmitglied Jean-

Paul Denanot eingereichten Änderungsanträge

an, in denen betont wird, dass die besonderen

lokalen und regionalen Bedürfnisse im Rahmen

von CLLD berücksichtigt und gleichzeitig die

Verbindungen zwischen Stadt und Land gestärkt

werden müssen.

Der Stellungnahmeentwurf wurde mehrheitlich

angenommen.

Eine Europäische

Verbraucheragenda:

Spyros Spyridon (EVP/EL)

Mit ihrer Mitteilung zur Europäischen

Verbraucheragenda zielt die Europäische

Kommission darauf ab, durch die Stärkung der

Verbraucherkompetenz und die Schaffung

politischer Synergien das Vertrauen in die

europäische Wirtschaft wiederherzustellen.

Zur Erzielung dauerhafter Ergebnisse ist ein

entschlossenes Vorgehen aller an der Umsetzung

dieser Verbraucheragenda Beteiligten erforderlich.

In dem vom Mitglied des Regionalrats der Region

Attika erarbeiteten AdR-Stellungnahmeentwurf

wird betont, dass die lokalen und regionalen

Gebietskörperschaften mit den geeigneten

Instrumenten für den Verbraucherschutz

ausgestattet werden müssen. Zu diesem Zweck

schlägt der Berichterstatter vor, für die Umsetzung

der Agenda Mittel der Strukturfonds einzusetzen.

Besonders hervorgehoben wird ferner die

Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit der

europäischen, nationalen, regionalen und lokalen

Behörden bei der Umsetzung der Maßnahmen. Der

thematische Schwerpunkt wird jedoch zu sehr auf

spezifische Bereiche gelegt, wie die elektronische

und die Internetsicherheit beim Marketing.

Der Stellungnahmeentwurf wurde von der

Fachkommission NAT mehrheitlich angenommen.

Die europäische

Innovationspartnerschaft:

Anne Bliek - de Jong (ALDE/NL)

Der Stellungnahmeentwurf des Mitglieds

der Exekutive der Provinz Flevoland wurde

in Reaktion auf die Kommissionsmitteilung

über die Europäische Innovationspartnerschaft

(EIP) "Landwirtschaftliche Produktivität und

Nachhaltigkeit" erarbeitet. Dieses neue, mit

der Leitinitiative der Europa-2020-Strategie

"Innovationsunion" eingeführte Konzept soll als

Schnittstelle zwischen Landwirtschaft, Biowirtschaft,

Wissenschaft und anderen politischen Bereichen

auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler

Ebene fungieren. Die Berichterstatterin spricht sich

in ihrem ambitionierten Stellungnahmeentwurf

unter anderem nachdrücklich dafür aus, die

Mitgliedstaaten dazu zu verpflichten, die

bereichsübergreifenden Ziele der EIP in das

Partnerschaftsabkommen aufzunehmen, von unten

nach oben gerichteten KMU-Innovationsinitiativen

den Vorzug vor Industrieinitiativen zu geben und

die Mitgliedstaaten zu veranlassen, mindestens

25% der Gesamtdotierung des Europäischen

Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des

ländlichen Raums (ELER) für die Förderung von

Wissenstransfer und Innovation in der Land- und

Forstwirtschaft und den ländlichen Gebieten

aufzuwenden.

Prioritäre Stoffe in der

Wasserpolitik:

Urve Erikson (EA/Estland)

Der Richtlinienvorschlag der Europäischen

Kommission zielt auf eine Überarbeitung von

Anhang X der EU-Wasserrahmenrichtlinie ab: in die

Liste der Stoffe, die in den Oberflächengewässern

der EU bereits überwacht und kontrolliert werden,

sollen 15 weitere Stoffe aufgenommen werden.

In ihrem Stellungnahmeentwurf begrüßt Urve

Erikson, Mitglied des Gemeinderats von Tudulinna,

im Großen und Ganzen die Herangehensweise

der Europäischen Kommission und teilt deren

Ansicht, dass die Verhinderung dauerhafter

Gewässerschäden ein Kernanliegen der EU-

Umweltpolitik sein muss. Die Berichterstatterin

unterstreicht die bedeutende Rolle, die die

lokalen und regionalen Gebietskörperschaften

bei der Weitergabe von Informationen an die

Bevölkerung spielen können, weshalb sie stärker in

die Umsetzung der Richtlinie einbezogen werden

sollten. Sie unterstützt die Sicht der Kommission,

wonach die Normen für die Überwachung der

Chemikalien nicht nur auf nationaler, sondern

auch auf lokaler Ebene sowie auf Ebene der

Wassereinzugsgebiete festgelegt werden müssen.

Ferner unterstützt sie die Herangehensweise der

Kommission, die Ursachen der Verschmutzung

am Entstehungsort zu ermitteln und zu beheben.

Bei den Änderungen zum Richtlinienentwurf,

die der AdR in seiner Stellungnahme anregt,

geht es um längere Übergangsfristen für

die Aufnahme der neuen Stoffe und um die

Bedeutung der Zusammenarbeit der Regionen

bei der Überwachung. In der Debatte in der

Fachkommission ENVE wurde eine Reihe von

Änderungsanträgen gestellt, in denen die

Kommissionsvorschläge als solche verworfen

werden; diese Anträge wurden jedoch mit großer

Mehrheit abgelehnt. Die Antragsteller hatten

Zweifel an der wissenschaftlichen Stichhaltigkeit

und der Durchführbarkeit der Überwachung der

fraglichen Stoffe angemeldet. Die Mitglieder der

SPE-Fraktion brachten einige Änderungsanträge

ein, die mit Unterstützung der Berichterstatterin

angenommen wurden. Es ist möglich, dass

diese Debatte in der AdR-Plenartagung wieder

aufgenommen wird. .

08

CIVEX (24. September, Brüssel)

gggggggg ppppppppp gggggHolHoHoHoloo ger PPPoPoPoPoPoPP ppeppenhägeerrrerrger

Unter den Mitgliedern der Fachkommission CIVEX

fand ein Meinungsaustausch über das vom

Bürgermeister von Gödöllő, György Gémesi (HU/EVP), zum

Thema „Förderung des Wahlrechts der Unionsbürgerinnen

und -bürger“ erstellte Arbeitsdokument statt, in dem

einige grundsätzliche Punkte zur Sensibilisierung der

EU-Ausländer über ihr Wahlrecht und zur Erhöhung

ihrer Beteiligung angesprochen werden. Im Rahmen

dieser Debatte ergriff der Schattenberichterstatter der

SPE-Fraktion, Holger Poppenhäger, das Wort und wies

darauf hin, wie wichtig es sei, nicht nur allgemein über

die Mobilisierung der Bürger zu sprechen, sondern auch

über die Möglichkeit einer Ausweitung des Wahlrechts

für EU-Ausländer auf regionale Wahlen.

Außerdem wurde in der Fachkommission CIVEX eine

Diskussion über das Arbeitsdokument zur „Strategie der

EU zur Beseitigung des Menschenhandels 2012-2016“ von

Jelena Drenjanin (SE/EVP) geführt.

Die beiden Arbeitsdokumente dienen als Grundlage

für zwei Stellungnahmen, die in der Sitzung der

Fachkommission CIVEX im Dezember erörtert und

angenommen werden sollen.

Abschließend bestimmte die Fachkommission ENVE

ihren scheidenden Vorsitzenden, das SPE-Mitglied

Ilmar Reepalu, zum Berichterstatter für die Mitteilung

„Intelligente Städte“.

COTER (Bruxelles, 26 septembre)

AlbAlbAlbeeertr Booooorer

Die Mitglieder der Fachkommission COTER nahmen

einstimmig den Stellungnahmeentwurf zum

Partnerschaftskodex von Stanisław Szwabski (EA/

Polen) an. Der Stellungnahmeentwurf wurde vom

Bürgermeister von Gdynia als Antwort auf eine

Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen erstellt,

in der die Modalitäten für den Partnerschaftsgrundsatz,

einem der wesentlichen Grundsätze der Kohäsionspolitik,

bei der Umsetzung der Fonds, für die der Gemeinsame

Strategische Rahmen gilt, festgelegt werden sollen.

Der Berichterstatter betont, dass die Partnerschaft eine

Grundvoraussetzung für eine effizientere Kohäsionspolitik

ist, um die strategischen Leitlinien der EU den lokalen

und regionalen Aufgaben anzupassen. Er fordert daher,

die regionalen und lokalen Gebietskörperschaften

in vollem Umfang an der Ausarbeitung der

zwischen der Kommission und den Mitgliedstaaten

geschlossenen Partnerschaftsvereinbarungen sowie

an der Festlegung und Umsetzung regionalpolitischer

Investitionsschwerpunkte zu beteiligen. Der

Berichterstatter unterstreicht außerdem, dass

die Pflichten der Mitgliedstaaten hinsichtlich der

Gewährleistung solcher Partnerschaften konkretisiert

werden sollten. In der Sitzung der Fachkommission

COTER wurden zahlreiche von SPE-Koordinator Albert

Bore vorgelegte Änderungsanträge angenommen, in

denen u.a. zutiefst die Entscheidung des Rates bedauert

wurde, den Verhaltenskodex aus der Verhandlungsbox

herauszunehmen und somit die Standpunkte zu

ignorieren, die das Europäische Parlament und der AdR

vertreten; diese werden die Notwendigkeit eines solchen

Instruments im Programmplanungszeitraum 2014-2020

auch weiterhin verteidigen.

Die Fachkommission COTER nahm außerdem

mehrheitlich den Stellungnahmeentwurf zu Von der

örtlichen Bevölkerung betriebene Maßnahmen zur lokalen

Entwicklung von Graham Garvie (ALDE/Vereinigtes

Königreich) an (mehr dazu unter Plenartagung, S. 7).

Sie hielt ferner eine allgemeine Orientierungsdebatte

zu dem Stellungnahmeentwurf zum Gemeinsamen

Strategischen Rahmen von Marek Woźniak (EVP/Polen) ab

(mehr dazu unter Plenartagung, S. 6).

Zudem fand ein Meinungsausschuss zum Thema

„Regionen in äußerster Randlage im Lichte der Europa-2020-

Strategie“ von Malcolm Mifsud (EVP/Malta) statt.

Abschließend wurde SPE-Mitglied Jean-Paul

Denanot, Präsident der Region Limousin (Frankreich)

als Berichterstatter zum Thema Leitlinien für regionale

Staatshilfen ernannt.

ECOS (19. September, Brüssel)

Die Fachkommission ECOS hat einstimmig den

Stellungnahmeentwurf zum Thema Modernisierung

des EU-Beihilfenrechts von Clemens Lindemann,

Landrat des Saarpfalz-Kreises (SPE/Deutschland),

angenommen. Der Stellungnahmeentwurf ist eine

Reaktion auf die ersten Vorschläge der Europäischen

Kommission zur Überarbeitung des EU-Beihilfenrechts,

mit denen die bestehenden Vorschriften vereinfacht,

Wettbewerbsverzerrungen innerhalb des

Binnenmarktes möglichst gering gehalten und somit

nachhaltiges Wachstum gefördert werden sollen. In

seinem Stellungnahmeentwurf formuliert der SPE-

Berichterstatter einige zentrale Forderungen wie etwa

präzisere und flexiblere Leitlinien für regionale und

lokale Gebietskörperschaften, die Konzentration auf

die Beihilfefälle mit den größten Auswirkungen auf den

Binnenmarkt, die für alle Regierungsebenen Entlastungen

bringen würden, die Präzisierung des Kriteriums der

Auswirkung auf den grenzüberschreitenden Handel

und eine Konkretisierung des Unternehmensbegriffs, die

Anhebung der De-minimis-Schwellenwerte, unterhalb

derer staatliche Beihilfen nicht der Beihilfenkontrolle

unterliegen, auf 500.000 EUR über einen Zeitraum von

drei Jahren (im Vorschlag der Europäischen Kommission

sind lediglich 200.000 EUR über einen Zeitraum von drei

Jahren vorgesehen) und nicht zuletzt eine Ausnahme

von der Beihilfenkontrolle für die Bereiche Soziales, Kultur

und Bildung sowie Dienstleistungen von allgemeinem

nichtwirtschaftlichen Interesse. Versuche, den

derzeitigen De-minimis-Schwellenwert beizubehalten,

wurden abgewiesen und der Stellungnahmeentwurf

von den Mitgliedern der Fachkommission ECOS sehr

begrüßt.

Die Mitglieder der Fachkommission ECOS nahmen

ebenfalls mehrheitlich einen Stellungnahmeentwurf zur

Entsendung von Arbeitnehmern im Rahmen der Erbringung

von Dienstleistungen und zu dem Statut der Europäischen

Stiftung von den SPE-Mitgliedern Alain Hutchinson

(Belgien) bzw. Claudette Brunet-Lechenault

(Frankreich) an. (mehr dazu unter Plenartagung, S. 5, und

Interviews, S. 10).

ClaClaudeude GeG werc

Zudem wurde der SPE-Fraktion das wichtige Dossier

Halbzeitüberprüfung der Industriepolitik zugewiesen,

mit dem eine der Leitinitiativen der Europäischen

Kommission aktualisiert werden soll. Die betreff ende AdR-

Stellungnahme wird von Claude Gewerc, Präsident des

Regionalrats der Pikardie (Frankreich) erarbeitet. Damit

wird sichergestellt, dass die Sitzung der SPE-Fraktion

zum Thema Industriepolitik, die im September in Rijeka

stattfand, einen angemessenen Niederschlag fi ndet.

EDUC (Bruxelles, 27 septembre)

Wichtige Tagesordnungspunkte der Sitzung im

September waren die Wahl von Anton Rombouts

(EVP/Niederlande) zum neuen Vorsitzenden der

Fachkommission EDUC für die zweite Hälfte der 5. AdR-

Mandatsperiode sowie die einstimmige Annahme des

Stellungnahmeentwurfs von Rogier van der Sande

(ALDE/Niederlande) zur „Bioökonomie für Europa“.

Mit dem Stellungnahmeentwurf äußert sich der Ausschuss

zu der Strategie der Europäischen Kommission für den

Übergang zu einer umfassenderen und nachhaltigeren

Nutzung erneuerbarer Rohstoffe im Rahmen eines

sektorübergreifenden und interdisziplinären Ansatzes.

Die Kommissionsvorlage ist Teil der operativen

Vorschläge zu den Leitinitiativen „Innovationsunion“

und „Ressourcenschonendes Europa“ der Europa-2020-

Strategie. In der Bioökonomie werden biologische

Ressourcen vom Land und aus den Meeren sowie Abfälle

NEUES AUS DEN ADR-FACHKOMMISSIONEN

0909

(z.B. Bioabfall) genutzt, um zur Herstellung von Lebens-

und Futtermitteln sowie zur Industrieproduktion und

Energieerzeugung beizutragen. Die Bioökonomie in

der EU erwirtschaftet einen Jahresumsatz von knapp

zwei Billionen Euro und stellt Arbeitsplätze für mehr

als 22 Millionen Menschen, das entspricht 9% der

Gesamtbeschäftigung in der EU. Schätzungen zufolge

führt jeder Euro, der in die EU-geförderte Forschung und

Innovation im Bereich der Bioökonomie investiert wird,

bis 2025 zu einer Wertschöpfung von 10 Euro in den

Bioökonomie-Branchen.

Der AdR-Berichterstatter fordert die Europäische

Kommission auf, ein integriertes Konzept für die

Bioökonomie ausgehend von einer Multifondsstrategie

auf regionaler und europäischer Ebene auszuarbeiten,

bei der verschiedene Programme und Politikbereiche

der EU – wie Horizont 2020, die Kohäsionspolitik, die

Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und die EU-Energiepolitik

– einbezogen werden. Zudem spricht er sich dafür aus,

die Bioökonomie-Strategie weiterzuentwickeln und

sich dabei auf einen Dreifachhelix-Ansatz zu stützen

(Unternehmen, Forschungsinstitute sowie lokale und

regionale Gebietskörperschaften), so dass die Regionen

in Bezug auf die Bioökonomie und ihre Strategie zur

intelligenten Spezialisierung einen eigenen Weg wählen

können.

Die SPE-Fraktion konnte alle Änderungsanträge

durchsetzen, die darauf abzielten, neo-liberale

Standpunkte aus dem Text zu entfernen, mit

denen die vorrangige Rolle der Landwirtschaft als

Nahrungsmittellieferant angetastet und gefordert

wurde, alle Hindernisse für die Einfuhr von Ressourcen

wie Ethanol aufzuheben, wodurch Arbeitsplätze

und in der EU getätigte Investitionen in die

Bioethanolerzeugung gefährdet würden. Darüber

hinaus wurde ein entscheidender Änderungsantrag

der SPE-Fraktion angenommen, mit dem Passagen aus

dem Stellungnahmeentwurf des ALDE-Berichterstatters

gestrichen wurden, in denen Kritik an der Handelspolitik

der EU geübt und gefordert wurde, Energierohstoffe zu

Weltmarktpreisen ohne Quotenbeschränkung verfügbar

zu machen, was zwangsläufig zu mehr Spekulationen

mit Nahrungsmittelprodukten führen würde.

ENVE (20./21. September, Pescara, Italien)

Die Fachkommission ENVE nahm mehrheitlich

zwei von SPE-Berichterstattern ausgearbeitete

Stellungnahmeentwürfe an, nämlich von Nilgun

Canver (UK) zum „7. Umweltaktionsprogramm“ und von

Corrie McChord (UK) zur „Umsetzung der thematischen

Strategie für den Bodenschutz“.

Außerdem wurde nach einer kontrovers geführten

Debatte die Stellungnahme zum Thema „Prioritäre

Stoffe im Bereich der Wasserpolitik“ von Berichterstatterin

Urve Erikson (EE/EA) angenommen (mehr dazu in den

Rubriken Plenartagung, S. 6 und Interviews, S. 10).

Des Weiteren fand unter den ENVE-Mitgliedern ein

Meinungsaustausch über das von Witold Stępień (PL/

EVP) erstellte Arbeitsdokument zum Thema „Erneuerbare

Energien: ein wichtiger Faktor auf dem europäischen

Energiemarkt“ statt.

Vor der Sitzung der Fachkommission nahmen die

Mitglieder an einer Konferenz zum Thema „Förderung

von Synergien zwischen Biodiversitätsschutz

und regionaler Entwicklung“ teil, in deren Verlauf

bewährte Verfahren im Ökosystemmanagement und

Biodiversitätsschutz in Nationalparks und regionalen

Naturparks sowie Strategien bestimmter Regionen zur

Verwaltung ihrer Naturschutzgebiete vorgestellt wurden.

NAT (1. Oktober, Brüssel)

Die Fachkommission NAT nahm mehrheitlich zwei

Stellungnahmeentwürfe an, und zwar von Spyros

Spyridon (EVP/Griechenland) zur Europäischen

Verbraucheragenda und von Anne Bliek - de Jong (ALDE/

Niederlande) zur Europäischen Innovationspartnerschaft

„Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“

(mehr dazu unter Plenartagung, S. 7).

SPE-MITGLIEDER HABEN DAS WORT

ElEliEliElliliElEliisabsabsasabsababsabbsabbbbethethethethheththththethtthhethethththhthhthhh ViViVitoutt chhh

Sie haben den AdR in der Jury für die Auswahl der

Europäischen Kulturhauptstadt vertreten. Welches sind Ihrer

Meinung nach die größten Schwierigkeiten, auf die lokale

und regionale Behörden bei der Planung und Umsetzung

von Aktivitäten im Zusammenhang mit der Europäischen

Kulturhauptstadt stoßen?

Elisabeth Vitouch, Mitglied des Gemeinderates von Wien

(Osterreich);

Als AdR-Mitglied der 7-köpfigen Europäischen Jury für die

Kulturhauptstädte konstatiere ich - wie meine KollegInnen

von EP, Rat und EK - immer wieder Probleme mit dem Begriff

„Europäische Dimension“: Meistens wird diese Bedingung nur

als Kontakt zur Partnerstadt interpretiert oder als Alibi für das

Engagement international renommierter „ready made“-Events.

Tatsächlich soll aber eine Verquickung von traditionellem

kulturellem Erbe und neuen kreativen Leistungen auf hohem

Niveau stattfinden, mit nachhaltigen Kontakte zwischen

KünstlerInnen und BürgerInnen - im Sinne lebenslangen

Lernens und im Geiste friedlichen Zusammenlebens unter

sozialer Inklusion von Alten und Jungen, Minderheiten und

benachteiligten Gruppen.

In Zeiten prekärer finanzieller (oft auch politischer) Situation

wird es vor allem für kleinere Städte immer schwieriger, ein

010

anspruchsvolles Kulturprogramm auszurichten, das sowohl

BürgerInnen wie auch BesucherInnen 365 Tage lang Information,

Unterhaltung und Teilhabe bietet. Deshalb ist es unumgänglich,

umliegende oder angrenzende Regionen einzubinden, wie es

schon bei der Kulturhauptstadt Essen/Ruhr (Deutschland) 2010

der Fall war!

Zudem ist die Vorbereitungszeit mit 5 Jahren eine ziemlich

lange Periode, in der sich politisch und pekuniär einiges ändern

kann: Hier garantiert die Ernennung durch den Europäischen

Rat mehr Rückhalt von Seiten des jeweiligen Nationalstaats! Da

die Finanzierung weitgehend den Städten obliegt (abgesehen

von den 1,5 Millionen Euro des Melina-Mercouri-Preises, den die

Kommission nur bei erfolgreicher Vorbereitung vergibt), spielen

die verfügbaren Struktur- und Regionalfonds eine wichtige

Rolle: Denn Städte, die mit ihrem oft nur geringen Kulturbudget

überfordert sind, stürzen sich sonst leicht in ruinöse finanzielle

Abenteuer, die ihnen noch jahrelang Probleme bereiten.j g

AlaA ain n HutHutututchichichichichinsonsonsonsonsnsonsonnnnn

Das Legislativpaket zur Entsendung von Arbeitnehmern, das

die Europäische Kommission zunächst vorgelegt hatte,

bestand aus einer Richtlinie zur Änderung der Richtlinie von

1996 sowie der sogenannten Monti-II-Verordnung, in der es

um das Streikrecht ging. Nachdem zwölf nationale

Parlamente, unterstützt vom Ausschuss der Regionen, der

Kommission die gelbe Karte gezeigt hatten, zog diese die

Monti-II-Verordnung zurück. Können wir unseren Sieg schon

feiern, Alain?

Alain Hutchinson, Mitglied des Parlaments der Region

Brüssel-Hauptstadt:

Nun ja, eine gewisse Befriedigung kann ich nicht verhehlen,

aber ein Triumph ist das nicht, zumal diese Rücknahme in der

Sache wie in der Form fragwürdig ist. Die Kommission hatte

sich angemaßt, eine Hierarchie zwischen wirtschaftlichen

Freiheiten und Grundrechten, in diesem Falle dem Streikrecht,

zu konstruieren, ohne überhaupt in diesem Bereich zuständig

zu sein, denn im Vertrag von Lissabon ist ausdrücklich festgelegt,

dass das Streikrecht nicht zu den Befugnissen der Union gehört.

Die Kommission weigert sich jedoch, diesen politischen und

rechtlichen Fehler einzugestehen, und meint nur, sie habe sich

dem Stärkeren gebeugt. Soweit zur Form.

Inhaltlich hat die Rücknahme des Verordnungsvorschlags

nicht die Fragen gelöst, die in den verschiedenen Urteilen des

Gerichtshofs der Europäischen Union aufgeworfen wurden. Die

Kommission muss nun die Lehren ziehen und neue Vorschläge

ausarbeiten, um die negativen Folgen dieser Rechtsprechung zu

beheben.

Und dann muss ich noch sagen, dass wir uns durch die

Rücknahme des Entwurfs der Monti-II-Verordnung nicht den

Blick auf das Wesentliche verstellen lassen dürfen. Wir werden

noch alle Hände voll zu tun haben, um den Richtlinienvorschlag

zu verbessern, denn er enthält Mängel, die für große Empörung

bei den Arbeitnehmern und der Öff entlichkeit generell sorgen

werden, wenn der Text auf der Zielgeraden zur Verabschiedung

ist und die Medien auf das Thema stoßen. Ebendeshalb werde

ich im Plenum für die legislativen Änderungsanträge kämpfen,

mit denen die Gründung von Unternehmen verhindert werden

soll, deren Tätigkeit im Staat der Niederlassung lediglich dazu

dient, die arbeitsrechtlichen Bestimmungen im Aufnahmestaat

zu umgehen. Außerdem werde ich für konkretere Sanktionen

bei Nichteinhaltung der Entsenderichtlinie eintreten sowie für

eine gesamtschuldnerische Haftung, durch die insbesondere

die Zahl der Ebenen der Unterauftragsvergabe und die damit

verbundenen Gefahren verringert werden. Was mich in dieser

über die Annahme der Stellungnahme im AdR-Plenum hinaus

gehende Schlacht stärkt, ist die gute Zusammenarbeit, die wir

zu diesem Thema bereits mit der S&D-Fraktion im Europäischen

Parlament begonnen haben, und zwar vor allem mit unseren

Freunden Stephen Hughes, Alejandro Cercas und Ole

Christensen. Zusammen bilden wir eine geschlossene Front!g

Claudette BBBBrBrBrBrB uneuneeeun ttt-Lt-L-L-LLecechechechenaenaen ult

Welche Vorteile bringt ein Statut der Europäischen Stiftung

den regionalen und lokalen Gebietskörperschaften?

Claudette Brunet-Lechenault, Vizepräsidentin des

Generalrats von Saône et Loire (Frankreich):

Die Gebietskörperschaften sind vor allem im Rahmen ihrer

Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitik häufi g in Kontakt mit

Stiftungen, deren Bedeutung überall in der Europäischen

Union tendenziell unterschätzt wird. Und dies, obwohl

das Stiftungswesen ein Ausgabenvolumen in Höhe von

150 Mrd. EUR aufweist und rund einer Million Menschen einen

Vollzeit-Arbeitsplatz bietet.

Mit dem vorgeschlagenen fakultativen Statut der Europäischen

Stiftung können die länder- oder grenzübergreifenden Aktivitäten

der Stiftungen, die für alle Mitgliedstaaten von Interesse sind, wie

z.B. Zuwanderung, wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung,

Gesundheit, wissenschaftliche Forschung, Umwelt und Kultur,

erleichtert und sicherer gemacht werden.

Im Interesse von Transparenz und größerer Rechtssicherheit

schlage ich in meiner Stellungnahme einige legislative

Änderungen am Vorschlag der Europäischen Kommission vor,

mit denen die Begriff e „Gemeinnützigkeit“ und „öff entliches

Interesse“ sowie der Begriff „Amateursport“ genauer

defi niert werden. Außerdem schlage ich die Heraufsetzung

des Mindestvermögens vor. Die Änderungsvorschläge

beziehen sich ferner auf die Eingrenzung der Ausübung von

Wirtschaftsaktivitäten durch eine europäische Stiftung und auf

die Frage der Vergütung von Mitgliedern des Vorstands und des

Aufsichtsrats und präzisieren das Thema Interessenkonfl ikte.

Die Stellungnahme entspricht dem Wunsch unserer

politischen Familie, die verschiedenen Strukturen der sozialen

und solidarischen Wirtschaft im Gemeinschaftsrecht besser

anzuerkennen. Vor diesem Hintergrund bereitet meine

Stellungnahme auch den Weg für einen Text zur Schaff ung eines

europäischen Statuts für Gesellschaften auf Gegenseitigkeit.p g g

CCleCCleCleeeeeCleCleeeeelelemenmenmenmene s Ls Ls Ls LLLindndndindindinn emaemaemaemaemannnnnnnnnn

Welche sind die Kernelemente ihrer Stellungnahme zur

Modernisierung des EU Beihilferechts, die auf eine Stärkung

des Entscheidungsspielraums für kommunale und regionale

Gebietskörperschaften abzielen?

Clemens Lindemann, Landrat des Saarpfalz-Kreises

(Deutschland):

In meiner Stellungnahme fordere ich zunächst eine Erhöhung der

allgemeinen De-minimis Schwellenwerte. Dementsprechend

sollten auch die Schwellenwerte in der De-minimis-Verordnung

für Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse

(DAWI) angehoben werden. In diesem Zusammenhang sollte

beachtet werden, dass auch Dienstleistungen, die vornehmlich

lokaler Natur sind, regelmäßig keine Auswirkungen auf den

Binnenmarkt haben und daher freigestellt sein sollten.

Ich fordere weiter eine stärkere Konkretisierung der

Tatbestandsmerkmale, da die derzeit gültigen Regelungen

gerade für lokale und regionale Gebietskörperschaften häufig

schwierig anzuwenden sind. So ist es erforderlich, neben

dem Unternehmensbegriff auch die „Beeinträchtigung des

zwischenstaatlichen Handels“ näher zu erläutern. Dies würde

unmittelbar zu einer Reduzierung der Gerichtsverfahren und

damit zu einer stärkeren Entlastung sowohl der kommunalen

Ebene als auch der EU-Kommission führen.

Die allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung sowie der

Ermächtigungsverordnung des Rates sollte um die Bereiche

Gesundheit, Soziales, Bildung und Breitband erweitert werden.

Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meist nichtwirtschaftlicher

Art und sollten daher den Zielen der Kommission entsprechend

von einer Notifizierungspflicht ausgenommen werden.

Die dann erfolgende Prüfung des Beihilferechts durch

die Mitgliedstaaten darf im Sinne einer tatsächlichen

Kompetenzübertragung keine erneute Prüfung durch die EU-

Kommission erforderlich machen.

Im Übrigen spreche ich mich gegen eine Einbeziehung von

neuen Qualitäts- und Effizienzkriterien bei der Prüfung durch die

Kommission aus. Die Auswahl des ausführenden Unternehmens

sollte im Sinne der kommunalen Selbstverwaltung dem

Beihilfegeber obliegen.g g

gggggNNNilNilgunununungun CaCaCaCanver

Warum ist die Einbeziehung der Gebietskörperschaften im

Zusammenhang mit dem 7. Umweltaktionsprogramm so

wichtig?

Nilgun Canver, Mitglied des London Borough of Haringey

(Vereinigtes Königreich):

In Sachen nachhaltiges Wachstum, Austausch bewährter

Praktiken und schlüssigere Umsetzung führt an den lokalen

und regionalen Gebietskörperschaften einfach kein Weg

vorbei. Es liegt im Subsidiaritätsprinzip begründet, dass die

Gebietskörperschaften der Ort sind, an dem die europäische

Umweltpolitik konkret wird. Es kommt ganz wesentlich darauf

an, dass das 7. Umweltaktionsprogramm den lokalen und

regionalen Gebietskörperschaften Hilfe bei der Umsetzung

bietet, und zwar durch wirksame, an den Quellen ansetzende

Maßnahmen und erweiterte Optionen zur Kostendeckung für

die Gebietskörperschaften; außerdem muss das Augenmerk

einem nachhaltigen Management der städtischen Umwelt mit

Schwerpunkt auf integrierter Umweltplanung, nachhaltiger

Mobilität, Lebensqualität und der Gesundheit der Bevölkerung

gelten. Durch eine unzureichende Umsetzung des aktuellen

Umweltrechts der EU entstehen grob geschätzt Kosten von

011

Nach dem Parteikongress im September, auf dem

der ehemalige bulgarische Ministerpräsident Sergej

Stanischew im Amt des SPE-Vorsitzenden bestätigt

wurde, konzentrierte sich die Tätigkeit der verschiedenen

Organe und Fachgremien der SPE auf aktuelle Fragen. Ein

weiteres Schwerpunktthema war die Ausarbeitung des SPE-

Grundsatzprogramms.

In der zweiten Sitzung des Beratenden Ausschusses der

SPE zum Grundsatzprogramm, die am 18. Oktober unter

dem Vorsitz von Caroline Gennez in Brüssel stattfand,

wurden die Ziele, das Format und die Vorgehensweise

für die Ausarbeitung des Programms vereinbart, das 2013

vom SPE-Parteirat angenommen werden soll. Zudem fand

ein allgemeiner Meinungsaustausch über die Kriterien,

Werte und wesentlichen Politikbereiche statt, die für das

Programm von Bedeutung sind.

Am 18. Oktober kamen die der SPE angehörenden Staats-

und Regierungschefs, darunter auch der französische

Präsident François Hollande, zusammen, um ihre

Standpunkte im Hinblick auf den Europäischen Rat zu

erarbeiten. Die SPE-Spitzenpolitiker forderten ein stärkeres

Bekenntnis zu Solidarität auf europäischer Ebene und

eine raschere Umsetzung des im Juni vereinbarten Pakts

für Wachstum und Beschäftigung. Die Ergebnisse des

Gipfeltreff ens, auf dem die Integrität des Euro verteidigt

und somit ein wichtiger Schritt in Richtung einer vertieften

Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) gemacht wurde,

zeigten den zunehmenden Einfl uss führender SPE-Politiker

auf die Tagesordnung des Europäischen Rates, womit den

Anliegen von Millionen Europäerinnen und Europäern

Rechnung getragen wird.

Unter dem Vorsitz von MdEP Alejandro Cercas fand am

27. November in Brüssel eine Sitzung des SPE-Netzwerk

„Soziales Europa“ statt, in der eine strategische Debatte über

die Gestaltung einer „Sozialunion“ und deren Umsetzung

geführt wurde. Außerdem wurde der Beitrag des Netzwerks

zum SPE-Grundsatzprogramm und insbesondere zu dessen

sozial- und beschäftigungspolitischen Elementen erörtert.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt waren die Auswirkungen

der Sparmaßnahmen auf soziale Investitionen und die

Lehren, die mit Blick auf den künftigen mehrjährigen

Finanzrahmen daraus gezogen werden können. Zum

Abschluss wurden den Mitgliedern des Netzwerks

die verschiedenen Instrumente zur Einführung einer

Jugendgarantie in allen Mitgliedstaaten erläutert.

Auch in der Sitzung des SPE-Netzwerks „Umwelt und

Klimawandel“ am 14. November in Brüssel stand das

Grundsatzprogramm der SPE auf der Tagesordnung.

Unter dem Vorsitz von MdEP Said El Khadraoui

wurde über die Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf

Investitionen zur Eindämmung des Klimawandels und

für grünes Wachstum diskutiert. Ein weiterer wichtiger

Tagesordnungspunkt war die Zukunft der internationalen

Klimaschutzverhandlungen nach der 18. Konferenz der

Vertragsparteien (COP 18) des Rahmenübereinkommens

der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, die vom

26. November bis zum 7. Dezember 2012 in Doha (Katar)

stattfi nden wird. Die SPE-Fraktion wurde in der Sitzung des

SPE-Netzwerks durch Neil Swannick vertreten, der die

Teilnehmer darauf hinwies, dass die lokalen und regionalen

Gebietskörperschaften eng in die Gestaltung und

Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen eingebunden

werden müssen.

Aktuelles aus der Sozialdemokratischen Partei Europas

f di T d d E äi h R t it d

© Party of European Socialists

rund 50 Mrd. EUR im Jahr im Gesundheitswesen und an

unmittelbaren Umweltkosten. Zu den wirtschaftlichen Folgen

einer unzureichenden Umsetzung gehören auch versäumte

Chancen für Unternehmen, verschiedene Befolgungskosten,

Wettbewerbsverzerrungen unter EU-Unternehmen

sowie höhere Kosten in Zusammenhang mit Verfahren

wegen Rechtsverstößen. Schätzungen zufolge würde die

vollständige Umsetzung aller Abfallvorschriften der Abfall- und

Recyclingindustrie ein Umsatzplus von 42 Mrd. EUR bescheren

und die Schaff ung von etwa 400 000 Arbeitsplätzen zur Folge

haben. Da die Umweltindustrie in der EU Schätzungen zufolge

einen jährlichen Umsatz von über 300 Mrd. EUR verzeichnet, kann

die Unsicherheit über Umsetzungswege und Zeitrahmen mit

erheblichen Kosten aufgrund versäumter Chancen verbunden

sein. Wenn aufgrund eines Rechtsverletzungsverfahrens

Investitionen innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums getätigt

werden müssen, dürften diese teurer ausfallen als im Falle einer

besser geplanten Umsetzung.

CCorCorororCorC rooro rierierierieerie McMcMcMcMcM ChChChChChordordoror

In Ihrem Stellungnahmeentwurf stellen Sie fest, dass

die europäischen Regionen von sehr unterschiedlichen

Bodenproblemen betroffen sind, die durch

Verschmutzungen, Erdrutsche, Erosion, Wüstenbildung oder

Versiegelung verursacht werden. Welchen Mehrwert hätten

eine Bodenrahmenrichtlinie bzw. EU-Rechtsvorschriften für

den Bodenschutz?

Corrie McChord, Mitglied des Stadtrates von Stirling

(UK):

Böden sind eine nicht erneuerbare und für eine nachhaltige

Umwelt unverzichtbare Ressource. In sämtlichen europäischen

Staaten kann es zu einer Vielzahl von Bodenproblemen kommen,

die mitunter ernste, unumkehrbare und kostspielige Folgen mit

sich bringen. Die Verschlechterung der Bodenqualität ist nicht

nur ein andauerndes Problem, sondern sie schreitet in einigen

Teilen Europas sogar voran – was zeigt, dass die bestehenden

Strategien und Rechtsvorschriften nicht ausreichen. In

Anbetracht der grundlegenden Funktionen von Böden und der

Ökosystemleistungen, die sie für unsere Wirtschaft, Gesellschaft

und Umwelt erbringen, sind weitere Bodenschutzstrategien und

-vorschriften erforderlich. Böden sind unsere Existenzgrundlage;

insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel müssen die

Risiken und Bedrohungen für den Boden dringend angegangen

werden.

Die durch Rechtsvorschriften entstehenden Kosten sollten

mit den Kosten verglichen werden, die entstehen, wenn nicht

gehandelt wird. Die Kommission schätzte die Gesamtkosten

der Verschlechterung der Bodenqualität aufgrund von Erosion,

Verlust an organischer Substanz, Versalzung, Erdrutschen

und Verseuchung in der EU-25 auf 38 Mrd. EUR pro Jahr. Da

Bodenschäden grenzüberschreitende Auswirkungen haben

können (z.B. Treibhausgasemissionen, Bodenversiegelung,

diffuse Schadstoffe, erodierte Sedimente, Schwund des

Bodenkohlenstoffs, Verschmutzung über Grenzen hinweg), sind

zudem übergreifende Bodenschutzstrategien erforderlich. EU-

Rechtsvorschriften können daher einen Staat vor den negativen

Folgen von Praktiken in einem anderen Staat, für die er selbst

nicht verantwortlich ist, schützen.

012

Belgien (14. Oktober 2012)g

Bei den Provinz- und Kommunalwahlen in Belgien hat

die Sozialistische Partei (PS) in der Wallonie gute

Ergebnisse erzielt und in den Städten Lüttich, Charleroi

und Mons (Heimatstadt von PS-Premierminister Elio Di

Rupo) die Mehrheit der Stimmen errungen. Paul

Magnette, amtierender Minister für öffentliche Unternehmen, wird sein

Ministeramt in der Föderalregierung aufgeben und Bürgermeister von Charleroi

werden. Auch in Brüssel ist die PS die stärkste Kraft geblieben, wogegen die

Christdemokraten als zweitstärkste Partei Stimmverluste hinnehmen mussten.

Zwar hat die flämisch-regionalistische N-VA in Flandern erheblich an Stimmen

gewonnen, in den wichtigen flämischen Städten Löwen, Brügge und Gent sind

jedoch die Sozialisten die stärkste Kraft geworden.

Die belgischen Mitglieder der SPE-Fraktion Alain Hutchinson, Jean-François

Istasse und Jan Roegiers sind alle wieder gewählt worden.

Azoren (14. Oktober 2012)

Bei den Regionalwahlen in der autonomen Region

Azoren hat die portugiesische sozialistische Partei (PS)

einen überragenden Wahlsieg errungen und mit 49%

der abgegebenen Stimmen ihre absolute Mehrheit

verteidigt. Die Mitte-Rechts-Partei PSD erhielt nur 33%

der Stimmen, während die nationalistische CDS mit nur 5,7% der Stimmen weitere

Verluste hinnehmen musste.

Tschechische Republik (12./13. Oktober)p

Aus den Regionalwahlen, die in 13 der 14 Bezirke (mit

Ausnahme des Bezirks Prag) stattfanden, ist die

tschechische sozialdemokratische Partei (ČSSD) mit

23,6% der abgegebenen Stimmen als Sieger

hervorgegangen, in 9 der 13 Bezirke konnte sie die Wahl

für sich entscheiden. Zweitstärkste Kraft wurden mit 20,4% die Kommunisten, die in

2 der 13 Bezirke die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnten. Die

regierende Mitte-Rechts-Partei ODS (Demokratische Bürgerpartei) musste

erhebliche Verluste hinnehmen und erhielt nur 12,3% der Stimmen (im Vergleich zu

20% bei den Parlamentswahlen 2010).

Es ist darauf hinzuweisen, dass die Sozialdemokraten bei den Senatswahlen 46 der

81 Sitze und damit die Verfassungsmehrheit erringen konnten. Die erste Runde der

Senatswahlen fand am selben Tag wie die Regionalwahlen statt.

Beide Wahlen haben die Position der regierenden Mitte-Rechts-Koalition erheblich

geschwächt.

Spanien (21. Oktober 2012)Spanien (21. Oktober

Bei den Regionalwahlen in Galicien, der Heimat des

konservativen spanischen Ministerpräsidenten Mariano

Rajoy, konnte dessen Volkspartei (PP) mit 41 Sitzen im

Regionalparlament ihre absolute Mehrheit behaupten,

während die sozialistische Partei 18 Sitze und zwei

nationalistische Parteien 16 Sitze erhielten.

Auch im Baskenland fanden Wahlen statt, bei denen die nationalistische Partei

PNV (Partido Nacionalista Vasco) 27 Sitze gewonnen hat. Das separatistische

Parteienbündnis Bildu errang 21 Sitze, die sozialistische Partei wird 16 Abgeordnete

stellen und die PP 10 Abgeordnete.

Finnland (28. Oktober 2012)

Bei den Kommunalwahlen in Finnland wurde die

Sozialdemokratische Partei (SPD) mit 19,6% der Stimmen

die zweitstärkste Kraft knapp hinter den Konservativen,

deren Stimmenanteil von 23,5% (2008) auf 21,9% gefallen

war.

Der Frauenanteil der SPD-Kandidaturen betrug 40,4%; und 8,9% der SPD-

Kandidaten-/innen waren unter 30 Jahre alt.

Sizilien, Italien (28. Oktober 2012)

Bei den (aufgrund des Rücktritts des Regionalpräsidenten

des mitte-rechts Bündnisses) vorgezogenen Neuwahlen

in Sizilien war die Wahlenthaltung bemerkenswert hoch

(52,6% im Vergleich zu 33,5% bei den Regionalwahlen im

Jahr 2008). Der Kandidat der Demokratischen Partei (PD),

Rosario Crocetta, der bekannt für seinen Kampf gegen die Mafia ist, wurde mit

30,5% der Stimmen zum Präsidenten der Region gewählt. Bei der Parteienwahl

erhielt die populistische Bewegung Cinque Stelle, die vom ehemaligen Komiker

Beppe Grillo gegründet worden ist, mit fast 15% die meisten Stimmen. Die

Demokratische Partei erhielt mit 13,4% die zweit meisten Stimmen; die Partei Silvio

Berlusconis kam nur auf 12,9%

ÜBERBLICK ÜBER DIE JÜNGSTEN KOMMUNAL- UND REGIONALWAHLEN

POLITISCHE FRAKTIONEN VOLLMITGLIEDER ■ SPE ...................................................................121

■ EVP ...................................................................127

■ ALDE .................................................................. 47

■ EA ...................................................................... 17

■ Unabhängige ....................................................... 22

■ Ausstehende Ernennungen .................................. 10

TOTAL AdR 344

POLITISCHE BALANCE IM ADR35,2%

36,9%

13,7%

4,9%

6,4%

2,9%

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