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Bewusstsein raum&zeit thema Neues Bewusstsein 11 Als Eckhart Tolle ein junger Mann war, erfuhr er eines Nachts eine radikale Transformation, das spirituelle Erwachen. Die Person, das „kleine Ich“, war fortan verschwunden. Auf Basis dieser Erfahrung entwickelte er seine Lehre, deren Kernaussage sehr einfach ist: Lebe ganz im Jetzt und akzeptiere den Moment. Christian Salvesen ist Eckhart Tolle mehrmals begegnet. Er stellt hier einige zentrale und praktische Aspekte der Lehre vom „Leben im Jetzt“ vor. Leben im Jetzt Seine Lehre und was wir konkret für unseren Alltag umsetzen können Von Christian Salvesen, Gmund Eckhart Tolle: Leben im Jetzt © Lucie/Adobe Stock © Jan Rickers

Eckhart Tolle - Oberwilerkurse...1 Tolle, Eckhart: Vortrag in Karlsruhe, 2010 2 Tolle, Eckhart: „Eine neue Erde. Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung“, Arkana Verlag

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Page 1: Eckhart Tolle - Oberwilerkurse...1 Tolle, Eckhart: Vortrag in Karlsruhe, 2010 2 Tolle, Eckhart: „Eine neue Erde. Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung“, Arkana Verlag

Bewusstsein

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Als Eckhart Tolle ein junger Mann war, erfuhr er eines Nachts eine radikale Transformation, das spirituelle Erwachen. Die Person, das „kleine Ich“, war fortan verschwunden. Auf Basis dieser Erfahrung entwickelte er seine Lehre, deren Kernaussage sehr einfach ist: Lebe ganz im Jetzt und akzeptiere den Moment. Christian Salvesen ist Eckhart Tolle mehrmals begegnet.

Er stellt hier einige zentrale und praktische Aspekte der Lehre vom „Leben im Jetzt“ vor.

Leben im Jetzt

Seine Lehre und was wir konkret für unseren Alltag umsetzen können

Eckhart Tolle wurde in Deutschland geboren und verbrachte hier die ersten 13 wurde in Deutschland geboren und verbrachte hier die ersten 13 Jahre seines Lebens. Nach dem Studienabschluss an der University of London war er Jahre seines Lebens. Nach dem Studienabschluss an der University of London war er in Forschung und Supervision an der Cambridge University tätig. Im Alter von 29 Jah-in Forschung und Supervision an der Cambridge University tätig. Im Alter von 29 Jah-ren veränderte eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung sein Leben von Grund auf. ren veränderte eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung sein Leben von Grund auf. Die Jahre danach verbrachte er damit, diese Erfahrung zu vertiefen und zu integrie-Die Jahre danach verbrachte er damit, diese Erfahrung zu vertiefen und zu integrie-ren. Seit mehr als 20 Jahren unterrichtet Tolle weltweit als Weisheitslehrer. Er gilt als ren. Seit mehr als 20 Jahren unterrichtet Tolle weltweit als Weisheitslehrer. Er gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten spirituellen Lehrer der Gegenwart.einer der bekanntesten und einflussreichsten spirituellen Lehrer der Gegenwart.

Von Christian Salvesen, Gmund

Eckhart Tolle:

Leben im Jetzt

© Lucie/Adobe Stock

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Page 2: Eckhart Tolle - Oberwilerkurse...1 Tolle, Eckhart: Vortrag in Karlsruhe, 2010 2 Tolle, Eckhart: „Eine neue Erde. Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung“, Arkana Verlag

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Gegenwärtigkeit

Es ist womöglich der wichtigste, einfachste und selbstverständ-lichste Rat aller Zeiten und spiri-

tuellen Lehren: Sei im Moment. Grü-ble nicht über Vergangenes und sorge dich nicht um Zukünftiges. Denn die Inhalte, um die es dabei geht, sind jetzt nicht mehr oder noch nicht da. Wohl aber die Gedanken. Gedanken tauchen immer jetzt auf, wie Gefühle, Wahrnehmungen und Aktionen. Doch diese auf die Vergangenheit und Zu-kunft bezogenen Gedanken und Ge-fühle verschleiern und überdecken das, was gerade tatsächlich geschieht. Die Lehre von Eckhart Tolle beruht auf diesem einfachen Konzept, das je-der leicht in seiner eigenen Erfahrung nachvollziehen kann. Tatsache ist ja, das Leben findet nun einmal nur jetzt statt. Doch offensichtlich reicht uns bzw. dieser Person der Moment nicht. Was, dies soll jetzt alles sein? Da muss es doch noch mehr geben! – Das wah-re Glück, die endgültige Erleuchtung, das Paradies nach dem Tod. In seinen zweistündigen Talks in großen Hallen, wo bis zu 6 000 Men-schen (weltweit) gebannt lauschen, empfiehlt Eckhart Tolle immer wie-der das innere Akzeptieren des jet-zigen Moments.

„Zunächst gilt es zu erkennen, dass ein Nicht-Akzeptieren – was allgemein üb-lich ist – an Wahnsinn grenzt. Was ist, ist bereits der Fall. Wer in Feindschaft ist

mit dem, was ist, ist in Feindschaft mit dem Leben selbst. Der normale, nichter-wachte Egozustand bedeutet genau das: ein ständiges Abwehren, Nichtanerken-nen, sich Beklagen, Davonlaufen. Ein ständiges Verneinen dieses Moments. Das beginnt mit kleinen Dingen.Die Unzufriedenheit scheint immer aus der Situation zu kommen, in der man sich gerade befindet. Man steht am Flughafen in einer Warteschlange, und es scheint einfach nicht weiter zu gehen. Schon bald meldet sich der in-nere Kommentator: Was ist denn das für eine unprofessionelle Organisation! Ich werde mich beschweren. Wenn ich den Flug verpasse, schaffe ich es nicht zur Konferenz und verliere womöglich meinen Job usw. Die Testfrage, die mir selbst zeigt, wie erwacht ich bin, lautet: Wie ist meine Relation zum jetzigen Moment? Die-se Frage kann ein Erwachen auslö-sen. Ich bin nicht zufrieden im jetzigen

Moment. Dieser Moment dürfte nicht sein. Dies hätte nicht geschehen dür-fen, das hätte geschehen müssen. Und die weitere wichtige Frage: Was ist der wirkliche Grund, dass ich jetzt unzu-frieden und unglücklich bin? Ist es die Situation? Oder sind es vielmehr mei-ne Gedanken, mit denen ich die Si-tuation interpretiere? Ich muss unter-scheiden lernen zwischen der Situation selbst und meiner Geschichte dazu im Kopf.“ 1

Der SchmerzkörperDie Vergangenheit macht sich nicht nur in Gedanken und Erinnerungs-bildern bemerkbar. Alles, was wir je erfahren und gelernt haben, ist ja in unserem Körper inklusive des Ge-hirns abgespeichert. Wir müssen nicht nachdenken, wie die deutsche Grammatik den Akkusativ regelt, wir sprechen einfach. Das geschieht von selbst. Ebenso das Essen mit Messer

Wird der Schmerzkörper aktiv, sofort innehalten und

– so unangenehm das sein mag – einfach in den Bauch

hineinspüren, ohne irgendetwas zu tun.

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und Gabel, Radfahren, Schwimmen, Autofahren – sofern wir es gelernt und sehr oft praktiziert haben.In der Psychologie ist von Konditionie-rung die Rede. Das betrifft unser ge-samtes Verhalten, Denken und Emp-finden. Auf der emotionalen Ebene sind auch alle körperlichen und psy-chischen Verletzungen abgespeichert. Eckhart Tolle spricht hier von einem Schmerzkörper. Er ist in bestimmten Situationen deutlich als Verkrampfung oder unangenehmes Empfinden im Bauch spürbar, meist in Verbindung mit Angst, Wut oder Trauer. Eckhart Tolle hat in seinem Buch

„Eine neue Erde“ – in Anlehnung an seinen Lehrer Barry Long – den Schmerzkörper als ein geradezu ei-genständiges, halbintelligentes We-sen beschrieben:

„Der Schmerzkörper ist ein halb auto-nomes Energiesystem, das in den meis- ten Menschen anzutreffen ist, ein Gebil-

de, das aus Emotionen besteht. Er be-sitzt eine eigene primitive Intelligenz, ähnlich einem listigen Tier, und die-se Intelligenz dient überwiegend dem Überleben. Wie alle Lebensformen muss er regelmäßig Nahrung – neue Energie – zu sich nehmen, und das, womit er sich versorgt, ist Energie, die seiner eigenen entspricht, also eine ähnliche Wellen-länge hat. Jede emotional schmerzliche Erfahrung kann dem Schmerzkörper als Nahrung dienen. Darum blüht er auch bei negativen Gedanken und drama-tischen Beziehungsproblemen auf. (…) Für den Schmerzkörper ist Schmerz ein Genuss. Er verschlingt eifrig jeden ne-gativen Gedanken. Die Stimme, die für gewöhnlich in deinem Kopf erklingt, ist inzwischen zur Stimme des Schmerzkör-pers geworden. Dieser kontrolliert jetzt den inneren Dialog. Ein Teufelskreis ist entstanden zwischen dem Schmerz-körper und deinem Denken. Jeder Ge-danke nährt den Schmerzkörper, und der Schmerzkörper seinerseits produ-ziert neue düstere Gedanken. Irgend-wann, nach Stunden oder Tagen, ist er satt und fällt wieder in seinen Schlaf zu-rück; er hinterlässt einen ausgelaugten Organismus.“ 2

Klingt das übertrieben? Ich finde nicht. Wer hat nicht schon einmal völlig überreagiert, eine Person an-geschrien und beleidigt, die mit der Sache nichts zu tun hatte? „Es über-kommt einen“. Oder wenn Kinder ih-ren Tobsuchtsanfall kriegen. Das ist der Schmerzkörper. Wir müssen da äußerst wachsam sein. Es werden immer wieder Auswege gesucht: Al-kohol, andere Drogen, Ablenkungen jeder Art, wie zum Beispiel Essen oder Sex. Oder man sagt: Die ande-ren sind schuld! Was dagegen hilft, ist unter anderem körperliche Aktivität,

Laufen, Gehen in der Natur. Und vor allem: Wird der Schmerzkörper aktiv, sofort innehalten und – so unange-nehm das zuerst sein mag – einfach in den Bauch hineinspüren, ohne ir-gendetwas zu tun. So löst sich dieser alte Schmerz zunehmend auf und wir sind frei davon und können un-voreingenommen und kreativ auf die momentane Situation eingehen.

Die Merkmale des Egos beobachtenWie fast alle spirituellen Traditionen und auch Weltreligionen sieht Eck-hart Tolle das persönliche Ich als ei-ne leidvolle Beschränkung: Hier bin ich, da bist Du, da draußen ist die be-drohliche Welt, gegen die ich mich be-haupten muss. Das alles sei ein großes Missverständnis, eine Illusion, sagt er. Es gibt nur ein Sein, ein Bewusstsein, kein Getrenntsein. Nun ist allerdings die Welt mit all ihren Verlockungen und Medien offensichtlich völlig an-ders drauf. Sie bestärkt die Idee eines unabhängigen Ichs, wo sie nur kann. Das geht los in der Erziehung zuhau-se, in der Schule, in der Universität, im Wettbewerb beruflich und statusmä-ßig, überall muss ich mich als Person behaupten, beweisen, durchsetzen, an-dere überbieten. Ich bin völlig identifi-ziert mit diesem Ich. Auf einem Vortrag in Karlsruhe führte Eckhart Tolle aus:

„In der Verfassung der Vereinigten Staa-ten heißt es: Die Suche nach dem Glück ist jedes Menschen Recht.’ Ja, das ist gut, aber was ist, wenn es immer nur bei der Suche bleibt? Wo ist das Nächste, das mich befreit von der Angst, das nächs- te Ziel, das mir Erfüllung gibt? Und manchmal glaubt man, es gefunden zu haben, und dann wird man wieder ent-täuscht. Enttäuschung ist ja eigentlich etwas Gutes, das Ende der Täuschung.Ohne Transzendenz ist der Mensch ein konditioniertes Phänomen, konditioniert von der Vergangenheit. Und das Identi-tätsgefühl, das Gefühl seiner selbst, be-zieht der Mensch zunächst einmal aus äußeren Dingen, aus dem Ansehen in der Gesellschaft, aus der Kleidung. Man schaut sich im Spiegel an und ist viel-leicht zufrieden, dass man besser aus-sieht als die meisten anderen (Lachen im Publikum) – das stärkt das Selbstgefühl.“

Der Schmerzkörper ist in bestimmten Situationen als Verkrampfung oder unangenehmes Empfinden im Bauch spürbar, meist in Verbindung mit Angst, Wut oder Trauer.

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Und er erläuterte weiter:„Im Grunde identifiziere ich mich nicht mit Dingen, sondern mit Gedanken. Das Auto, das Aussehen, auch im nega-tiven Sinn, wie ich es selbst lange Zeit erlebte: ‚Oh, ich bin hässlich und dünn und schwach!‚(Eckharts anschauliche Gesten lassen alle lachen). Die Wurzel des Selbstgefühls ist nicht zu finden in den äußeren Dingen, sondern in ihrem Äquivalent, den Gedankenformen. Das falsche Selbst entsteht und bleibt, wenn ich mich nur als Gedankenform ken-ne. Das ist meine persönliche Geschich-te, die ich mir selbst im Kopf und ande-ren erzähle, die mir zuhören wollen. Ich bin dann ein Gedankenbündel mit den entsprechenden Emotionen.“

Es war seinerzeit als frustrierter Col-lege-Assistent der Durchbruch für Eckhart Tolle, eines Abends zu sehen, dass diese unglückliche Person, für die er sich – wie fast jeder – hielt, von einem anderen, irgendwie höheren Ich wahrgenommen wird. Welches dieser beiden Ichs bin ich nun wirk-lich? Das ist die Frage, die jeder für sich selbst in jeder Situation immer wieder neu stellen kann. Das bedeu-tet Selbsterforschung. Indem ich meine Gedanken und Ge-fühle beobachte, kann ich zum Beispiel entdecken, was mich immer wieder är-gert, was meinen Neid erweckt, was mich vorübergehend zufrieden macht. Ich bemerke, dass nach einer glück-

lichen Phase bald wieder eine nicht so glückliche kommt. Wonach sehne ich mich? Was sind meine Schwächen?

Stille und TranszendenzDie eigenen Schwächen und Stärken wahrzunehmen, das kennen wir bereits als Tipp aus Ratgeberbüchern und Life-stylemagazinen. Das mag hilfreich sein für unser Selbstverständnis, kann auch einen gewissen Abstand und Überblick herstellen, was uns als Person betrifft. Doch Eckhart Tolle möchte uns zu dem überindividuellen, unbegrenzten und zeitlosen Bewusstsein hinführen, das wir in Wahrheit sind und das uns wirk-lich frei sein lässt. Wie können wir das erkennen und verwirklichen?

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2. Auf den Hintergrund, die Stille achtenWas ermöglicht es uns, diese Worte zu lesen? Klar, wir kennen die Sprache. Doch noch simpler und sinnlicher: Die Zeichen heben sich ab von einem Hintergrund, den wir kaum extra be-merken. Ein solcher „stiller“ Hinter-grund findet sich überall, auch beim Verstehen von gesprochenen Worten oder beim Hören von Musik. Achten wir auf die Pausen, dann bekommen wir ein Gespür für die wesentliche Stille, aus der alles Wahrgenommene erscheint und in die es wieder ver-schwindet. Das betrifft auch mich, als körperliche Erscheinung. Je mehr ich mich damit vertraut mache – und dabei gibt es nichts zu kontrollieren, ganz im Gegenteil –, desto mehr kann ich in mir selbst ruhen.

„Die Menschen glauben, das Jetzt ist das, was gerade geschieht, und das än-dert sich natürlich ständig. Sie glauben, dass es viele Momente im Leben gibt, jeder mit einem anderen Inhalt. Doch wenn du von deiner unmittelbaren Er-fahrung hier und jetzt ausgehst, gibt es nicht viele Momente, sondern immer nur diesen einen Moment. Dein gan-zes Leben besteht aus dem Jetzt. Nichts kann außerhalb vom Jetzt existieren. Die eigentliche Bedeutung des Jetzt liegt nicht in dem, was jetzt geschieht, son-dern in seiner Form. Diese Form verän-dert sich nicht. Ich kann mir dessen be-wusst sein, was gerade geschieht – das ist die Oberfläche des Jetzt – und ich kann

mir gleichzeitig der Tiefe bewusst sein, des Raumes, in dem sich alles entfaltet. Das ist das Bewusstsein selbst. Ohne das Bewusstsein wäre nichts. Es gibt nur ei-ne Tatsache, die unbezweifelbar ist, näm-lich dass du in diesem Moment bewusst bist. Alles andere lässt sich bezweifeln.“ 4

Bleibt innerlich stark und gesund!Ich  schreibe  diesen  Artikel  Ende März  2020.  Die  Corona-Krise  be-herrscht das öffentliche Leben. Für Menschen,  die  ohnehin  zurückge-zogen leben, bedeutet es keinen gro- ßen  Verzicht.  Die  Spaziergänge  in der Natur sind deutlich stiller. Kaum Menschen unterwegs. Doch viele ha-ben  jetzt  Angst,  fühlen  sich  einge-engt, sind noch mehr gestresst als be-reits im Beruf im „normalen Alltag“. Wer genügend Meditationserfahrung hat, kann mit dieser Situation wahr-scheinlich leichter umgehen. Eckhart  Tolle  nutzt  seit  fast  20  Jah-ren das Internet zur Verbreitung sei-ner Botschaft. Immerhin ist er als spiri-tueller Lehrer bekannt geworden über Oprah Winfrey, der einflussreichsten TV-Talkshow-Moderatorin  der USA. Mit ihr hat er auch seine ersten regel-mäßigen Auftritte  im  Internet  insze-niert. Über verschiedene Kanäle wer-den nach wie vor – und gerade in der aktuellen Situation – neue Anleitungen und aktuelle Botschaften verbreitet.  n

Weitere Informationen zu Online-Kursen und Büchern unter www.eckharttolle.de

Laut Tolle gibt es da verschiedene Tore oder Zugänge, die alle zusam-mengehören. Hier möchte ich die bei-den wichtigsten skizzieren:1. In den „Inneren Körper“ (Gefühl bzw. Empfinden) hineinspüren Dies geht ähnlich wie beim Spüren in den Schmerzkörper. Die Empfin-dungen werden spürbar feiner, fast wie Nichts. Und da sind wir richtig. Aus der Leere kommt die Fülle.„Der Verstand hat den Kontakt zum Sein verloren, und als Beweis seines illusorischen Glaubens an Trennung und um seinen Zustand von Angst zu rechtfertigen, hat er den Körper er-schaffen. Wende dich aber nicht von deinem Körper ab, denn in diesem Symbol für Unbeständigkeit, Begren-zung und Tod, das du als illusorische Schöpfung deines Verstandes wahr-nimmst, ist die Herrlichkeit deiner wesentlichen und unsterblichen Wirk-lichkeit verborgen. Durch den inneren Körper bist du un-trennbar mit dem nicht manifesten Ei-nen Leben verbunden – ohne Geburt, ohne Tod, ewig gegenwärtig. Durch den inneren Körper bist du für immer eins mit Gott. (...)Wenn du deine Aufmerksamkeit so viel wie möglich im Körper hältst, dann bist du im Jetzt verankert. Du verlierst dich weder in der äußeren Welt, noch in deinem Verstand. Gedanken und Gefühle, Ängste und Wünsche können dann zwar noch da sein, aber sie über-wältigen dich nicht.“ 3

Fußnoten

1 Tolle, Eckhart: Vortrag in Karlsruhe, 2010

2 Tolle, Eckhart: „Eine neue Erde. Bewusstseinssprung anstelle

von Selbstzerstörung“, Arkana Verlag 2005, S. 97 f.

3 Tolle, Eckhart: „JETZT – Die Kraft der Gegenwart“,

J. Kamphausen, Bielefeld 2010, S. 141 f.

4 Tolle, Eckhart: Vortrag in Karlsruhe, 2015

Christian Salvesen, 1951 in Celle geboren, Magister der Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaften, Komponist und Musiker, arbeitet seit 1980 freiberuflich als Journalist/Redakteur und hat etliche Bücher veröffentlicht. 2017 erschien sein Buch:

„Eckhart Tolle: Inneres Erwachen und ein Leben im Jetzt“ im Aquamarin Verlag.

Der Autor

Wenn du deine Aufmerksamkeit so viel wie möglich im Körper hältst, dann bist du im Jetzt verankert.

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