48
eco nova Gesundheit Rehabilitation für alle Es geht um die Wurst Gesund ins Alter Bitte warten – OP-Wartezeiten Forschungsstandort Innsbruck

eco.nova spezial Gesundheit 2011

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Lebensmittel - es geht um die Wurst, Altern - aber gesund, Rehabilitation in Bewegung, gesundes Land Tirol, Forschungsstandort Innsbruck

Citation preview

Page 1: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco nova�������

Gesundheit

Rehabilitation für alle

Es geht um die Wurst

Gesund ins AlterBitte warten – OP-Wartezeiten

Forschungsstandort In

nsbruck

Page 2: eco.nova spezial Gesundheit 2011

NEU!sport spezial bietet

neuerdings einen professio-nellen Footscan mit dem Runner Star von fS Sys-

teme mit präziser Auswertung für Ihren optimalen Sportschuh!

Ein spezielles Sys tem ermit-telt dabei alle Daten zur individuellen Lauf- und

Fußsituation.

Vorbeugen ist besser als heilen!

Wenig Aufwand – große Wirkung

Blasius-Hueber-Straße 14 • 6020 InnsbruckTel.: 0043/512/28 67 07 • E-Mail: offi [email protected] • www.sport-spezial.at

Unibrücke

Dynair-KissenSitzenGymnastikGleichgewicht

nKissen

t

Natural RunningDie FiveFingers von Vibram eignen sich für die unterschiedlichsten Sportarten, vom Klettern bis zum Schwimmen. „Bi-kila“ – benannt nach dem berühmten Barfußläufer Abebe Bikila – wurde spe-ziell für das Natural Running konzipiert. Minimal, aber nicht puristisch.

Aktivität im StehenDer Schweizer MBT-Erfi nder Karl Müller hat es mit dem weichen Federboden kyBounder geschafft, ein Fitnessgerät zu entwickeln, das ohne direkte sportliche Aktivität auskommt. Die Matte vermit-telt das Gefühl, auf weichem Gras oder Sand zu laufen. Durch die elastische Struktur sind die Muskeln selbst im Stehen ständig aktiv. Ideal für zu Hause (etwa beim Zähneputzen), aber auch fürs Büro.

Thera-BandEin optimal einsetz-bares Trainingsgerät für kombinierte Kraft- und Koordinationsübungen.

Fußsituation. KrKo

Das Original – weich & gesundDie Masai-Barfuß-Technologie ist die innovative Trai-nings- und Therapiemethode für jeden Tag. Durch die natürliche Instabilität der Sohle werden Waden, Ober-schenkel und Gesäß trainiert, die Rückenmuskulatur aktiviert und die Haltung verbessert.

Die kennen sich aus

Page 3: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 3

Impressum

Herausgeber & Medieninhaber: eco.nova Verlags GmbH, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512/290088, E-Mail: [email protected], www.econova.atGeschäftsleitung: Christoph Loreck, Mag. Sandra Nardin • Assistenz: Marina Kremser, Ruth Loreck • Chefredaktion: Mag. Ulrike Delacher, MSc

Autoren dieser Ausgabe: Stefan Becker, MMag. Paul Salchner, Marina Kremser, Doris Penna, Uwe Schwinghammer

Anzeigenverkauf: Ing. Christian Senn, Christoph Loreck, Bruno König, Mag. Sandra Nardin, Martin Weissenbrunner • Fotoredaktion: Florian Schneider, BLICKFANG photographie – Julia Türtscher • Jahresabo: EUR 25,00 (14 Ausgaben) • Druck: a-print, Klagenfurt

Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und der Vertrieb von Drucksorten aller Art, insbesondere der Zeitschrift eco.nova.

Grundlegende Richtung: Unabhängiges österreichweites Magazin, das sich mit der Berichterstattung über Trends in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Architektur, Gesundheit & Wellness, Steuern, Recht, Kulinarium und Lifestyle beschäftigt. Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie anderwertige Vervielfältigung sind nur mit vorheriger Zustimmung des Herausgebers gestattet. Für die Rücksendung von unverlangt eingesandten Manuskripten und Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar.

eco.inhalt

gesund.heit

05 es geht um die wurst Besitzt der heimische Klassiker names Wurstsemmel

eine kulinarische Chance? Wir haben drei Hersteller besucht.

10 gesundheitsratgeber Das Sortiment der heimischen Drogisten wächst und

Fachwissen tut Not.12 von verhalten und verhältnissen An seinem Körper lässt sich nur etwas verändern, wenn

man ihn kenne. Wir geben Antwort auf die Frage der richtigen Ernährungsweise.

14 gesund in die jahre kommen Wie das geht, lesen Sie hier.18 gesunde ernährung als treibstoff fürs hohe alter Dr. Monika Lechleitner im Interview über Ernährung

und wie man damit gesund alt wird.21 ehrenamt im krankenhaus Wertvoll und unbezahlbar.22 reha in bewegung Stationäre oder ambulante Reha. Wohin wendet sich

der Tiroler Patient?24 qualitätsvolles gesundheitsangebot Die medizinische Versorgung in Tirol befi ndet sich

auf Topniveau. Ein Grund: die zahlreichen privaten Krankenanstalten.

28 innsbruck soll eine gesunde stadt bleiben Die Gesundheitsinitiativen der Stadt.30 gesundes land tirol Umsichtige Wirtschaftlichkeit sorgt für gesunde Kran-

kenhäuser in Tirol. Inkl. Landesrat Bernhard Tilg im Interview.

forschung

36 kampf um männerleben Die Uniklinik für Urologie in Innsbruck zählt zu den

Vorreitern in der Prostatakrebs-Behandlung.40 offen für forschung Das Biozentrum Innsbruck feiert beachtliche Erfolge

in der medizinischen Forschungstätigkeit.

system

44 tirolwerbung für ärzte-nachwuchs Droht tatsächlich ein Ärztemangel? 46 warten ist doch klasse Operationstermine und Wartezeiten: Wir haben nach-

gefragt.

Page 4: eco.nova spezial Gesundheit 2011
Page 5: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 5

Es geht um die WurstTirol ist anders, denn Tirol isst besser. Wahrscheinlich war das schon immer so und galt lange Zeit als selbst-verständlich – doch in den Zeiten von gentechnisch manipuliertem Getreide, geklonten Nutztieren und Pflan-zen sowie weiteren originellen Produkten aus den chemischen Versuchslaboren der Welt wirkt das heilige Land wie ein Fels in der Brandung. eco.nova besuchte drei heimische Betriebe, die der Tiroler liebste Speis‘ produzieren – die Extrawurst. Dabei stand eine existentielle Frage im Mittelpunkt: Besitzt der heimische Klas-siker namens Wurtsemmel eine kulinarische Chance im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz, und was genau wird da in Tirol eigentlich täglich und tonnenweise verwurstet? Ein Bericht zur Lage der Extrawurst.

„Das Fleisch kommt wirklich in die Wurst?“, fragt der hygienisch perfekt verpackte, aber sonst völlig ahnungslose Reporter seinen Gastgeber Alfons Fuchs und schaut ihm fest in die Augen. Fuchs schaut ge-lassen zurück und nickt kurz mit dem weißen Helm auf dem Kopf: „In den Wannen haben die Mitarbeiter schon die jeweiligen Fleischarten und -mengen vor-bereitet, die am nächsten Tag im Kutter zu Wurst ver-arbeitet werden“, erklärt Fuchs. Im Fleischwerk der Traditionsfi rma Hörtnagl aus Hall kontrolliert Fuchs als Qualitätsmanager alle relevanten Rahmenbedin-gungen, die für eine hygienisch optimale Produktion notwendig sind. Als gelernter Metzgermeister kennt er neben der gesamten Technik natürlich auch die ganzen Güteklassen des Fleisches.

In den Stahlbehältern liegen fußballgroße Fleisch-stücke, die jedem Liebhaber von Steaks oder Schnit-zeln sofort die Tränen in die Augen treiben – bei dem Gedanken an Wurst. Was für eine Verschwendung, denkt der Laie. „Ausdruck von Qualität“, sagt der Profi und zählt im Schnelldurchlauf die verschie-denen Güteklassen auf: In der ersten Liga spielen zum Beispiel die Pariser und die Helle Krakauer. Die Extrawurst ist im Ranking der Zutaten zwar nur zweitklassig, dafür erstklassig im Gewinnen von Aus-zeichnungen im Inland und auch im Ausland. Wer die Treppen der Hörtnagl-Zentrale erklimmt, wird fl ankiert von einer Urkundengalerie der Deutschen-Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). „Wir sind be-sonders stolz darauf, dass Proben aus der laufenden Produktion jährlich die Preise gewinnen und keine

extra für den Wettbewerb gefertigte Waren“, sagt Friedrich Auer. Seit 18 Jahren leitet Auer als Ge-schäftsführer die Geschicke des Hauses. Täglich um 11 Uhr triff t sich der Manager mit Angehörigen der Familie im Büro des Betriebsleiters und gemeinsam mit Alfons Fuchs verkostet der kleine Kreis die fri-schen Proben.

„Praktisch erhalten unsere Produkte im Anschluss an die Verkostung ihre Freigabe. Diese Form der internen Qualitätskontrolle besitzt Tradition und zeigt die Verbundenheit aller Beteiligten mit dem Unternehmen“, sagt Auer. Das mittelständische Un-ternehmen befi ndet sich in einem regen Verdrän-gungswettbewerb, doch antworten die Haller auf etwaige Expansionsgelüste um sie herum mit ganz eigenen Extravaganzen: wie der Gewürzkammer. Dort mischt Evelyn Pargger die jeweiligen Rezep-turen aufs Gramm genau zusammen, die am nächsten Tag im Kutter zusammen mit dem Fleisch vermengt werden. „Natürlich würden uns die Gewürzprodu-zenten viel lieber komplette Mischungen verkaufen. Wir machen es aber lieber selber und behalten unsere Rezepturen für uns – das ist ein bisschen wie bei Coca-Cola“, sagt Fuchs, der Fuchs.

Der ganz normale Lebensmittel-WahnsinnWährend in Tirol noch alte Tugenden wie Geschmack hoch im Kurs stehen, tobt in der Welt drumherum ein Wettbewerb um die Gunst der Kunden mit fast schon skurrilen Zügen und meist englischen Namen wie Functional Food oder Health Food (siehe Kasten Text und Fotos: Stefan Becker

Friedrich Auer, Hörtnagl

Page 6: eco.nova spezial Gesundheit 2011

Alfons Fuchs, Hörtnagl

Page 7: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 7

„Futter mit Funktion“ ). Denn Stillstand bedeutet Rückschritt. Wem die Ideen fehlen, der verliert an Boden im Wettlauf um Marktanteile, am Ende viel-leicht alles. So lautet das ökonomische Dogma, uni-versell und branchenübergreifend. Die Erfi ndung oder Kreation von Functional Food galt lange Zeit als der Markt von morgen. Der Begriff suggeriert, dass ein Lebensmittel gesundheitsfördernd wirken kann, weil es entsprechende Zusatzstoff e enthält. Zumin-dest theoretisch, weil praktisch niemand kontrolliert, ob sich der Konsum tatsächlich positiv auf das Wohl-befi nden auswirkt. Wie zum Beispiel der Verzehr von Hühnereiern, die mit der essentiellen Fettsäure Omega-3 angereichert sind.

Ein durchaus wichtiger Nährstoff ; er kann Tri-glyceride senken, das Blut verdünnen und kommt vornehmlich in fetten Meeresfi schen vor sowie in Leinsamen. Oder in Kapseln aus der Apotheke, wo Omega-3 als Nahrungsergänzungsmittel ver-kauft wird und vielfach über den Tresen wandert. Diagnostizierten Ärzte früher einen Vitamin-D-Mangel bei ihren Patienten, verschrieben sie meist Lebertran zur Behandlung und weiteren Prophyla-xe. Das Fischöl gibt es auf Wunsch weiterhin im braunen Fläschchen in der Apotheke – allerdings werden seine Omega-3-Fettsäuren leicht ranzig. Kapseln dagegen halten lange und die teuren ver-meiden sogar jeden Fischgeschmack. Bei den bil-ligen off enbart er sich erst beim Verdauen. Dann vielleicht doch lieber ein Functional-Food-Ei mit zugefüttertem Benefi t? Bloß: Wie viele Eier am Tag sind optimal für eine gute Versorgung und sollten es mehrere sein – trompeten dann nicht gleich die Anti-Cholesterin-Apostel zur Attacke?

Schließlich stand der Verzehr von zu vielen Eiern fast über Jahrzehnte auf dem Index, bis jemand heraus-fand, dass das Cholesterin des Hühnereis gar nicht vom menschlichen Organismus aufgenommen wird und die speziellen Cholesterinfette im Blut zum Bau von Zellwänden unverzichtbar sind. Doch lange Zeit dominierten diverse Lobbys die Meinungen rund um das gesunde Essen, verbannten Fette aller Art vom Tisch und sangen das hohe Lied aufs volle Korn samt seinen Verbündeten. Bloß verloren die Menschen dank der modernen Ernährungsmethode kaum an Gewicht, sondern legten eher noch zu. Konnte die Lehrmeinung eventuell Fehler haben? Ganz im Ge-genteil, die Gebetsmühle arbeitete noch nicht eff ektiv genug. So dauerte es nochmal eine Weile, bis auch je-des Kindergartenkind den Glaubenssatz „Fett macht Fett“ aufsagen konnte. Zur Belohnung gab‘s ein Zu-ckerl, ganz g‘scheit, später dann den Termin beim Zahnarzt, wegen fettem Karies.

Kleine Schritte zurück zur NaturDa machten die Schweizer eine kolossale Entde-ckung: das alpine Paradoxon. Sie stellten sich die Frage, wieso gerade ihre Almbauern trotz archaischer Ernährung entgegen allen aktuellen Empfehlungen meist ein stolzes Alter erreichen konnten. Denn der

Speiseplan kredenzte nur wenig Brot, etwas Gemü-se, reichlich Obst, dafür aber extrem viel fetten Käse. Die Wissenschaftler nahmen den Käse unter die Hightech-Lupe und fanden darin ein hohes Maß an Omega-3-Fettsäuren. Keine Käse aus einer konventi-onellen Flachland-Sennerei kam auch nur annähernd an die Werte von den Almwiesen heran. Tirol legte mit der Heumilch-Kampagne nach und im Zuge der natürlichen Fütterung könnte heute auch das Fleisch vom Grauvieh-Almochsen oder Alm-Schwein mit dem günstigen Fettprofi l hausieren gehen. Denn die guten Werte sind nachgewiesen – doch punkten die Produkte allein schon durch den guten Geschmack und entwickeln sich auch ohne das Etikett „Health Food“ prächtig.

Wie ernst es den Betrieben mit der Qualität ist, de-monstriert Dr. Angelika Tschaikner in der SPAR-Zentrale in Wörgl. Die Biologin und Biotechnikerin kümmert sich dort seit drei Jahren um die Qualitäts-sicherung im Tann-Fleischwerk. Der Produktions-prozess sei heute so organisiert, dass jede Stufe der Verarbeitung lückenlos dokumentiert werde, sagt sie und zeigt das Herzstück der Informationskette – die Chargennummer. Sie begleitet das Tier von der Weide bis in die Th eke oder Packung. Was vielleicht makaber klingt, gibt dem Kunden das Gefühl größt-möglicher Sicherheit. „Da verschiedene Produkte von uns das AMA-Gütesiegel tragen, unterstehen wir sehr strengen Kontrollen. So kauft ein unabhängiger Kontrolleur in einer unserer 300 Filialen in Tirol oder Salzburg zum Beispiel eine Packung Extrawurst, lässt sie im Labor prüfen und bittet uns gleichzeitig, in den nächsten zwei Stunden herauszufi nden, von welchen Bauernhöfen die Tiere stammten und welche Gewür-ze von welchem Lieferanten verwendet wurden“, sagt die Fachfrau.

Dabei gelten für das AMA-Label ganz patriotische Bestimmungen: Die Tiere müssen in Österreich ge-boren sein und dürfen das Land nicht verlassen. Also keine Spritztouren ins benachbarte Ausland zum Mäs ten. Auch das Schlachten und Zerlegen geschieht in der Heimat, die Verarbeitung sowieso. So lautet der Kodex und diesen Prozess dokumentiert eine lange Zahlenreihe: Die ersten Ziff ern trägt das Kälbchen schon am Knopf im Ohr und sie bleiben auch auf der späteren Produktpackung erhalten. Neben diesen eher formalen Kriterien gibt es auch inhaltliche Aufl agen für alle Beteiligten an der Wertschöpfungskette. So dürfe zum Beispiel das von der AMA zertifi zierte Borstenvieh nicht über 200 Kilo wiegen. Bringt es bei der fi nalen Gewichtskontrolle dann doch ein paar Gramm mehr auf die Waage, so ist das arme Schwein kein AMA-Schwein. Wofür es sich natürlich wenig kaufen kann – aber sein Besitzer könnte es.

Tirols Betriebe setzen ZeichenIntern arbeiten die Spar-Betriebe mit einem hochsen-siblen Sicherheitssystem, das es dem Mitarbeiter fast unmöglich mache, falsche Rezepturen zusammenzu-mixen, erklärt Angelika Tschaikner am rotierenden

Futter mit Funktion und andere Leckereien erklärt mit Hilfe von Wikipedia:

Functional Food sind Nahrungsmittel, die mit zusätzlichen Inhaltsstoffen angereichert sind und mit positivem Effekt auf die Gesundheit beworben werden, wie probiotische Joghurtprodukte oder mit Vitaminen angereicherte Fruchtsäfte. Besondere Wirkungen auf die Gesund-heit sind jedoch wissen-schaftlich nicht hinreichend gesichert.

Health Food versus Junk Food: Unter dem Begriff der gesunden Nahrung summieren sich praktisch alle Lebensmittel, die auf möglichst natürliche bis streng biologische Art und Weise produziert werden, wobei sich das sogenannte Schrottessen auf den übermäßigen Konsum von Produkten aus dem Convenience-Bereich bezieht, wie Chips, Burger oder Pommes.

Convenience Food ist der aus dem Englischen entlehnte Begriff für bequemes Essen. Damit werden vorbereitete Le-bensmittel und zubereitete Speisen bezeichnet, welche die Zubereitung des Essens verkürzen und erleichtern. Typische Beispiele sind neben der Tiefkühlpizza oder Tütensuppe auch Aufschnitt wie die Extra-wurst. Sie wird meist aus Rind- und Schweinefleisch unter Beigabe von Speck, Knoblauch und Gewürzen, oft auch von Kartoffelstär-ke hergestellt.

Slow Food versus Fast Food: Rund 800 Mitglieder frönen bei Slow Food Österreich dem Genuss – und engagieren sich für traditionelle, bodenstän-dige Produkte ihrer Region. Mittlerweile gibt es insge-samt zwölf lokale Gruppen, sogenannte Convivien. Sie knüpfen Beziehungen mit Erzeugern, organisieren Verkostungen und Semi-nare und engagieren sich für die „Geschmackserzie-hung“ in Schulen und für Erwachsene: www.slowfoodtirol.at

Page 8: eco.nova spezial Gesundheit 2011

8 eco.nova

Die E-Tikette

E-Nummern werden in der EU zur Kennzeichnung von Lebensmittel-Zusatzstoffen verwendet. Zusatzstoffe sind dazu bestimmt, Lebens-mittel in ihrer Beschaffen-heit, ihren Eigenschaften oder ihren Wirkungen zu be-einflussen. Dazu werden sie in verschiedene Kategorien eingeteilt: Verdickungsmit-tel verändern beispiels-weise die Beschaffenheit, Farbstoffe das Aussehen, Konservierungsmittel die Haltbarkeit von Lebensmit-teln und Geschmacksver-stärker machen Appetit. Derzeit sind 316 Stoffe als Zusatzstoffe zugelassen. Die Zulassung eines Stoffes durch die EFSA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, erfolgt nur, wenn der Stoff nachweislich gesundheit-lich unbedenklich sowie technologisch notwendig ist und der Verbraucher durch die Verwendung des Zu-satzstoffes nicht getäuscht wird: Die Homepage www.das-ist-drin.de verschafft einen detail-lierten Überblick. Weil aber nicht alle Hersteller von Lebensmitteln die strengen Auflagen erfüllen und gelegentlich zum Etiketten-schwindel neigen, gibt es im Internet auch darauf eine Antwort: www.abgespeist.de. Die jüngste Seite der Food-Watch-Aktivisten scheut keine Konflikte mit den Großen der Branche, die gerne das Glutamat im Produkt verschweigen und es stattdessen harmlos „Hefeextrakt“ nennen. Weil gerade in Deutschland immer mehr billig produ-zierte „Klebeschinken“ oder „Gelschinken“ in den Regalen liegen, vielen Konsumenten aber unklar ist, worum es sich dabei eigentlich handelt, soll die staatlich finanzierte Homepage www.lebensmit-telklarheit.de eben diese den verunsicherten Kunden verschaffen. Und Österreich? „Wir kennen Themen wie Klonfleisch oder Gammel-fleisch nur aus der Presse, weil wir weder mit Tiefkühl-produkten arbeiten noch geklonte Lebewesen oder genmanipulierte Pflanzen legal in unser Land lassen – Österreich besitzt weltweit bestimmt die mit strengsten Lebensmittelgesetze“, sagte Anton Loschat.

Kutter. Diese Maschine gleicht einem gewaltigen Mixer: Deckel auf und hinein mit allen zuvor ge-scannten Zutaten – Deckel zu und im gewünschten Drehzahlbereich säbeln und sicheln sich die Messer durch die Masse. Zündet der Kutter seinen Turbo und rotiert mit 20.000 Umdrehungen in der Minute, generiert er den perfekten Brei für Frankfurter und Extrawurst – die Klassiker in Tirol und Österreich. „Zu den 32 Wurstsorten des Hauses zählt auch unse-re prämierte Extrawurst, deren Geschmack auf jedes Bundesland zugeschnitten wird: Die Tiroler bevorzu-gen eine deftige, kräftigere Gewürzmischung, in der Steiermark wird die Extrawurst geräuchert, was bei uns kaum denkbar wäre und in Wien schon gar nicht“, erzählt Anton Loschat.

Loschat leitet das Tann-Fleischwerk in Wörgl, wo 92 Mitarbeiter pro Jahr etwa 42.000 Schweine, 3.500 Rinder, 2.500 Kälber und 650 Schafe von österreichischen Landwirten verarbeiten. „Seit Jahren wird bei SPAR auch Kalblfl eisch vom edlen Tiroler Vollmilchkalb und Berglamm aus Tirol an-geboten“, sagt der Chef und zaubert eine Packung „Edelbrater“ auf den Tisch – vier helle Würstchen vakuumverpackt, die Front der braunen Schachtel ziert die Banderole der Agrarmarketing Tirol, die Rückseite eine Liste mit den Zutaten sowie die Tabelle mit den Nährwerten. Als EU-Parlament und EU-Kommission noch um eine aussagekräfti-ge Kennzeichnung für Lebensmittel stritten, hatte SPAR als Österreichs größter Lebensmittelkonzern schon längst eigene Standards bei der Deklaration seiner Produkte gesetzt (siehe „Die E-Tikette“ links). „Derzeit arbeiten wir massiv daran, dass wir die Geschmacksverstärker aus den Produkten rausbekommen“, sagt Loschat – die „Edelbrater“ verzichten bereits auf die Aminosäure mit der sym-pathischen Gaumenschmeichelei „süß-salzig“.

30 Tonnen reinste Bio-Ware wöchentlich produziert Anton Juffinger in seiner hochmodernen und 3.000 m2 großen Bio-Metzgerei in Thiersee/Marbling

Bio-Produzenten gewinnen stetig neue KundenWährend die Experten noch debattieren, ob Glutamat bei empfi ndlichen Menschen allergische Reaktionen auslösen kann und Übergewicht provoziert, widmen sich die Bio-Pioniere der Familie Juffi nger ganz an-deren Th emen. Zum Beispiel der Frage, welches Bio-Siegel in der Sammlung noch fehlt und ob sich trotz der strengen Standards für die Produzenten noch wei-tere Tiroler Bauern auf „bio“ einlassen. Denn wäh-rend die vegetarische Bio-Fraktion bereits zum bäu-erlichen Establishment zählt und auf dem Markt oder direkt vom Hof ihre Produkte anbietet, gelten Anton Juffi nger und seine Mannschaft immer noch als Pio-niere. Denn auch vierzehn Jahre nach der Gründung der Bio-Metzgerei in Kufstein agiert das Unterneh-men konkurrenzlos auf dem Gesund-Sektor. Und was macht der Monopolist wider Willen? Er expandiert, baute ein neues Werk in Th iersee und produziert wei-ter fl eißig für den deutschen Markt.

Dort sitzen die meisten Kunden und die Wahrschein-lichkeit ist groß, dass die nördlichen Nachbarn mit dem 24 Monate gereiften Bio-Schinken vertrauter sind als die Tiroler. Doch unter der Dachmarke „Bio vom Berg“ breiten sich die Schinken und Würste von Juffi nger all-mählich in den Regalen des heimischen Einzelhandels aus. Nicht nur als schlichte Konkurrenzprodukte, son-dern fast schon als gesellschaftlicher Gegenentwurf: Der kleinen bäuerlichen Betrieben eine Chance bietet, Genmanipulation und Klonen ächtet sowie chemische Tricksereien beim Schönen und Gustieren der Produkte verbietet. Zum Wohle derer, die dem Angriff auf Ge-schmacksnerven und Kapitalstruktur gewachsen sind! Schließlich geht es im weitesten Sinne ja immer um die Wurst, auch bei den Entwürfen einer Welt von morgen, und das Modell „Extrawurst“ besitzt eine europaweite Strahlkraft. .

Page 9: eco.nova spezial Gesundheit 2011

Anton Loschat, SPAR

Angelika Tschaikner, SPAR

Page 10: eco.nova spezial Gesundheit 2011

10 eco.nova

Gesundheitsratgeber mit ganz speziellem SortimentDrogerien boten den Kunden früher eine Reihe von Produkten an, die sie nirgendwo anders bekamen. Auch heute noch sind Drogisten Spezialisten auf ihrem Gebiet mit ganz besonderen Produkten, wie ausgewählten Kräutern oder Kosmetikerzeugnissen, aber auch Geschenkartikeln für jeden Anlass. Noch dazu verfügen sie über ausrei-chend Fachwissen und nehmen sich Zeit für ihre Kunden. „Neben Heilpfl an-

zen, Tees und Kräutern zählen kosmetische Er-zeugnisse und Nahrungsergän-zungsmittel zu den Hauptpro-dukten der Tiro-ler Drogisten.“Andrea Gschwenter

Text: Paul SalchnerFotos: BLICKFANG photographie, FlorianSchneider

Page 11: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 11

Die heutigen Fachdrogerien entwickelten sich aus den mittelalterlichen Arzneimittelhandlungen, die oft mit alchemistischen Werkstätten geführt wurden. Lange Zeit war es aber nur Apotheken vorbehalten, Heil- und Giftkräuter zu verkaufen. Erst die kaiserliche Verord-nung vom 17. Juni 1886 gestattete den Drogerien, Kräu-ter als Arzneidrogen anzubieten.

Apropos Drogen. Dabei denkt man doch gleich an Suchtgift, aber damit hat die Drogerie nun wirklich überhaupt nichts am Hut. Das Wort Drogerie leitet sich vom lateinischen „droges“ ab und bezeichnet einen getrockneten Stoff , wie es etwa Kräuter sind. Solche fi ndet man heute dort in großer Auswahl. „Neben Tee, Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika zählen Kräuter zu den Grundprodukten einer Drogerie. Au-ßerdem bieten wir Drogisten eine Reihe weiterer unter-schiedlicher Produkte an. Jeder stellt sich sein eigenes Sortiment zusammen, das von Region zu Region, aber auch zwischen den Standorten in der Stadt und auf dem Land abweicht“, erklärt Andrea Gschwenter, seit sechs Jahren Berufsgruppensprecherin der Drogisten in der Wirtschaftskammer Tirol. Sie ist Inhaberin der Tee- & Kräuterdrogerie in der Haller Altstadt.

Spezialisten bei Heilpflanzen„In Bezug auf Tees und Kräuter kennen wir Drogisten uns sehr gut aus, ist doch die Kräuterkunde neben der Gesundheits- und Ernährungslehre einer der Schwer-punkte in der Drogistenausbildung. Man erwirbt da-bei auch umfassendes Wissen über die Phytotherapie (Pfl anzenheilkunde), die natürlichste und sicher auch älteste Heilmethode der Menschheit“, erklärt Ge-schwenter.

Aber auch über viele andere alternative Heilmethoden weiß der Drogist bestens Bescheid. Diese gehen auf ei-nen der Urväter der abendländischen Medizin zurück, nämlich auf Philippus Th eophrastus Aureolus Bom-bastus von Hohenheim – genannt Paracelsus. Er heilte seine Patienten mit Hilfe der Natur immer „ganzheit-lich“ und versuchte Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Und genau das wird in der modernen Schul-medizin häufi g vergessen: Es wird eben oft nur das Sym-ptom behandelt und die Heilung der Ursache vernach-lässigt. „Selbstverständlich sind wir keine Ärzte und bei anhaltenden Beschwerden ist ein solcher unbedingt aufzusuchen, aber wir können mit unserer Beratung und unseren Produkten sehr wohl zum Wohlbefi nden un-serer Kunden beitragen“, meint Gschwenter.

Eine Branche mit TraditionIn früheren Zeiten war es üblich, dass der Drogist so-gar Arzneimittel für Mensch und Tier selbst herstellte. Zudem fertigte er auch Produkte wie Zahnpasta, Putz-mittel oder Waschmittel selbst an. Als die Fotografi e aufkam, deckten sich Fotografen bei ihm mit den be-nötigten Materialien für die Entwicklung der Bilder ein. Später waren es die Drogisten selbst, die die Fotos ausarbeiteten. Mit dem Aufkommen der Digitalkame-ra ließ dieser Bereich für die Drogerien stark nach und

kam dann praktisch zum Erliegen. In den 1970er- und 1980er-Jahren traten Reformhäuser auf den Markt, in denen unter anderem umweltbewusste und natürlich hergestellte Lebensmittel sowie Artikel für Körperpfl e-ge und Naturkosmetik zum Verkauf angeboten wurden. Bis dahin waren es fast ausschließlich die Drogerien, die diese Produkte im Sortiment hatten und zum großen Teil auch heute noch haben. „Diese Liste könnte man beliebig lang fortsetzen. Wir Drogisten waren im Laufe unserer Geschichte immer wieder mit solchen Entwicklungen konfrontiert. Aber es spricht für uns, dass es uns allezeit wieder gelungen ist, auf unsere Grundprodukte zu setzen und gleich-zeitig unser Sortimentsbild harmonisch abzustimmen. Ich sehe diese ständige Herausforderung nicht als Be-drohung unseres Berufsstandes, sondern als fruchtbrin-gende Evolution für uns Drogisten“, meint Gschwenter.

Selbstvertrauen dank KompetenzEine Stärke der Tiroler Drogisten ist sicher auch, dass sie sich Zeit für ihre Kunden nehmen und auf deren Wün-sche eingehen. „Wenn ein Kunde glücklich unser Ge-schäft verlässt, weil wir ihm weiterhelfen konnten, dann haben wir alles richtig gemacht“, ist die Berufsgruppen-sprecherin der Tiroler Drogisten überzeugt. Ein zunehmend wichtiger Bereich von Fachdrogerien ist das Th ema Geschenkideen. Wenn man aufmerksam dort herzumstöbert oder sich vom Drogisten beraten lässt, fi ndet man garantiert etwas für seine Liebsten zu-hause oder für Freunde und Bekannte: Kosmetika, Tee-geschirr usw. „Insbesondere für Anlässe wie Weihnach-ten, Geburtstage oder Jubiläen halten wir Drogisten tolle Geschenkideen parat. Neben der Beratung bieten die meisten Drogisten auch einen Verpackungsservice direkt im Geschäft an“, so Gschwenter. Insgesamt sei es wichtig, als Fachdrogerie neben der Beratung auch mit Service zu punkten und damit eine hohe Kundenbin-dung zu erreichen.

Verbundenheit mit der HeimatNach Möglichkeit versuchen die Tiroler Drogerien hei-mische Produkte anzubieten. Damit leistet man einen wichtigen Beitrag zur Regionalität und Nachhaltigkeit, die in aller Munde ist. „Natürlich ist es für die Umwelt und die heimische Wirtschaft besser, wenn die Produkte gleich ums Eck produziert werden. Der Kunde schätzt zudem, wenn er verlässlich weiß, wo genau diese her-kommen und wer sie erzeugt hat“, meint Gschwenter.Seitens der Wirtschaftskammer versucht man auf die Bedeutung des Fachdrogisten als traditionellen Gesund-heitsberuf hinzuweisen. „Der Drogist war schon immer der Ratgeber in der Pfl anzenheilkunde. Durch die der-zeitige gesetzliche Lage darf er aber auf diese jahrhun-dertelange Erfahrung leider kaum mehr zurückgreifen. Im Rahmen unserer Öff entlichkeitsarbeit versuchen wir auf diese Kompetenz der Drogisten hinzuweisen. Mit ihren Tees, Kräutern oder Vitaminprodukten sind sie nämlich ein wesentlicher Faktor in der Präventivvor-sorge“, meint Karl Lamprecht, Gremialgeschäftsführer, Handel mit Arzneimitteln, Drogerie- und Parfümerie-waren sowie Chemikalien und Farben.

„Im Rahmen unserer Öff ent-lichkeitsarbeit möchten wir das hohe Fachwissen und die Beratungs-kompetenz der Tiroler Drogisten herausstreichen.“Karl Lamprecht

.

Page 12: eco.nova spezial Gesundheit 2011

12 eco.nova

Von Verhalten und Verhältnissen

Unser gesamtes Leben richtet sich bewusst oder unbe-wusst nach Rhyth-men und Kreisläufen. Auch unser Körper ist solchen unterworfen. Diese gehen jedoch nicht immer mit un-serem tatsächlichen Tagesrhythmus einher. Die Folge: Unbehaglichkeit, ein ungutes Körperge-fühl, Übergewicht. Und weil das so ist, ist das Thema „Ge-sundheit“ seit einiger Zeit immer mehr zum Teil des persönlichen Lifestyle geworden. Auf sich zu schauen und Acht zu geben, rückt ins Blickfeld, auch weil – oder gerade deshalb – die immer schnell-lebigere Zeit ihren Tribut verlangt.

Morgens ein rasches Frühstück oder überhaupt nur eine schnelle Tasse Kaff ee, mittags ein noch schnellerer Snack und abends die geballte Ladung Essen, die man unterm Tag versäumt hat. Schließlich hat man jetzt Zeit dafür … Die Hektik des Alltags hat dem Menschen sei-nen natürlichen Rhythmus genommen. Wir haben ver-lernt, auf unseren Körper, unsere Stimmungen und unser Befi nden zu hören, und richten uns fast ausschließlich nach äußeren Gegebenheiten. Unsere eigene Gesund-heit gerät ins Hintertreff en. Immer mehr Menschen haben diesen Teufelskreis erkannt und möchten ihn durchbrechen. Oft auch mit neutraler Hilfe von außen. Wie mit dem diplomierten Sportlehrer Friedhardt Pilz, der mit changemed auf den natürlichen Lebenskreislauf rückbesinnt. Denn nur wer seinen Körper versteht, kann an ihm arbeiten. Und auch wenn unser Körper ein hoch-komplexes Zusammenspiel verschiedenster Faktoren ist, so sind seine Basis und seine Grundfunktionen durchaus logischen Vorgängen unterworfen.

Nicht das Gewicht auf der Waage macht krank …… sondern der Anteil an Fett daran. Grundsätzlich be-steht unser Körper aus einer Mager- und einer Fettmas-se, wobei in der fettfreien Masse unter anderem unsere Organe und Muskeln sitzen. Wenn wir nun Nahrung (Kohlenhydrate, Fette) zu uns nehmen, wird damit zu-erst die fettfreie Masse – Leber- und Muskelzellen –

versorgt, um damit wiederum dem Körper Wärme und Energie zuzuführen. Deshalb ist die Nahrungsaufnah-me an sich sehr wichtig, da die Magermasse auf keinen Fall unterversorgt werden sollte. Damit sich die Zellen öff nen, um die lebenswichtigen Stoff e aufzunehmen und Blutzucker abzubauen, braucht es das in der Bau-speicheldrüse produzierte Insulin. Wie viel Nahrung – vor allem Kohlenhydrate – ein Mensch täglich zu sich nehmen sollte, ist sehr individuell und abhängig vom jeweiligen Energiestoff wechsel in der Muskelzelle. Und genau hier setzt das Konzept von changemed an: Es berechnet neben dem Körperfettanteil die Größe der Zellmasse und ermittelt somit den genauen persön-lichen Nahrungsmittel-Tagesbedarf. Denn führt man mehr Nahrung zu als die Zellen verarbeiten können, werden mit der Restenergie andere Zellen gefüttert – die Fettzellen. Und im Gegensatz zu den Leber- und Muskelzellen können sich diese beliebig vermehren und sind zudem ein ideales Depot.

Die Zeit machtsNeben einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Nah-rungszufuhr und Aufnahmefähigkeit, um im gesunden Fettbereich (Fett an sich ist ein intelligentes und hor-monaktives Körperorgan und lebenswichtig) zu bleiben, kommt es vor allem darauf an, WANN gegessen wird. Und auch hier hilft es, wenn man den Kreislauf des Kör-pers versteht.

Page 13: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 13

Morgens erreicht die Hormonproduktion – Cortison, Adrenalin, Triiodthyronin und Th yroxin (Schilddrü-senhormone) – ihren Höhepunkt und kurbelt damit den Stoff wechsel gehörig an. Das heißt, Nahrung, die jetzt aufgenommen wird, wird sehr gut verwertet. Des-halb sollten morgens Kohlenhydrate am Plan stehen, ebenso hochwertiges Eiweiß, Vitamine und Mineralien (Vollkornbrot, Müsli, Gefl ügelwurst, Honig, Marme-lade, Früchte …). Auch mittags ist unser Körper auf Nahrungsaufnahme vorbereitet – Salat, Fisch, mageres Fleisch, Kohlenhydrate nach persönlichem Bedarf. Im Laufe des Tages nimmt der Stoff wechsel jedoch immer mehr ab, deshalb ist u. a. der Nachmittagskuchen für den Körper ein No-go. Auch wenn der Biorhythmus des Menschen gegen 15 Uhr seinen Tiefpunkt erreicht und man dies gern mit etwas Süßem ausgleicht. Doch was passiert? Der süße Zucker führt zu überhöhter Insulin-ausschüttung, weil der aufgenommene Zucker und die Fette so rasch als möglich aus dem Blut abgebaut werden wollen. Diese Menge kann von den „guten“ Zellen je-doch nicht mehr aufgenommen werden. Ergo: Rein in die Fettzelle. Mögen Sie auf Süßes dennoch nicht ver-zichten, nehmen Sie es am besten gleich nach dem Essen zu sich, so wird es quasi mit dem Mittagessen gemein-sam verstoff wechselt.

Und jetzt kommt das eigentliche Problem: Viele Men-schen verschieben das Essen auf den Abend, weil es der (Arbeits-)Alltag vermeintlich nicht anders zulässt. Doch dies ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt zur Nahrungsaufnahme, weil sich der Körper bereits im

Weitere Infos:

changemedFriedhardt PilzPeter-Mayer-Straße 146020 InnsbruckTel.: 0512/58 83 [email protected]

„Ruhemodus“ befi ndet und meist schon mit der Mela-toninproduktion (steuert den Tag- und Nachtrhythmus) beginnt. Er switcht vom Energiestoff wechsel in den Bau-stoff wechsel, wobei unter Baustoff en Eiweiß verstanden wird. Eiweiß ist die Grundsubstanz für die Muskulatur, die Haut, Blut, Hormone und das Bindegewebe und da-mit immens wichtig für den Körper(bau). Abends sollte also auf wenig, aber eiweißreiche Kost zurückgegriff en werden. Alles andere kann unser Körper nicht mehr ver-werten, auch Magen- und Darmfunktion sind bereits heruntergefahren. Der Schlaf dient der Regeneration des Körpers, nicht der Nahrungsverwertung, wodurch der Speisebrei im Darm einfach liegen bleibt und es zu Gä-rung und Fäulnis kommt. Dies kann zu Blähungen bis hin zur Schädigung der Darmwand führen.

Mit Maß zum Zielchangemed entwickelt gemeinsam mit dem Teilnehmer ein individuell abgestimmtes Ernährungskonzept, bei dem man lernt, seinen Körper zu verstehen und auf ihn zu hören, und das auf lange Sicht Sinn macht. Es geht nicht darum, kurzfristig nach strenger Diät zu leben und sich zu kasteien. Vielmehr geht es um ein gesundes Maß und eine Veränderung des persönlichen Lebens-rhythmus. Das Verhältnis an Nahrung muss zum per-sönlichen Verhalten passen, um gesund und schlank zu werden bzw. zu bleiben. .

Dr. med.

AlmasbegyF a c h ä r z t i n f ü r C h i r u r g i e

KontaktDr. S. AlmasbegyFachärztin für ChirurgieAndreas-Hofer-Straße 4A-6020 InnsbruckTel.: +43/512/[email protected]

Fettabsaugung in LokalanästhesieDie Liposuction ist wohl einer der häufigsten Eingriffe in der Ästhetischen Medizin. Quer durch alle gesellschaftlichen Schichten haben junge und ältere Menschen, Frauen wie Männer mit kleineren oder größeren Fettpölsterchen zu „kämpfen“. Manche haben bereits eine Vielzahl von Diäten hinter sich gebracht um mit dem bekannten JoJo Effekt schließlich mehr zu wiegen denn je, andere konnten zwar eine dauerhafte Gewichtsreduktion erzielen, die Form der Figur (z.B. ausgeprägte Reiterhosen) aber trotz eines Idealgewichts nicht opti-mieren. Wieder andere stört zeitlebens ein kleines Bäuchlein. Hier kann nun eine in lokaler Betäubung vorgenommene Fettabsaugung Abhilfe schaffen. Der Eingriff erfolgt ambulant und kann die Patientin / der Patient am selben Tag wieder nach Hause gehen. Der Befürch-tung, dass nach der Fettabsaugung ein Hautüberschuß zurückbleibt kann mit der richtigen Operationstechnik vorgebeugt werden, wodurch im Gegenteil sogar noch eine Straffung der Haut erzielt wird und sich diese an die abgesaugten Regionen wieder glatt anlegt.

Sollte man vor einer Liposuction noch abnehmen?Eine Gewichtsreduktion sollte erst nach der Absaugung angegangen werden – ausgenom-men bei starkem Übergewicht. Der Körper „holt“ sich nämlich sozusagen das Fett von einer anderen Stelle als der abgesaugten, sodaß man daher nach der Liposuction wesent-lich effizienter abnimmt.

Hilft die Fettabsaugung gegen Cellulite?Fast 90 % aller Frauen haben Cellulite in unterschiedlicher Ausprägung. Dies hängt mit der Struktur des weiblichen Bindegewebes zusammen und ruft im Bereich der Fettpöls-terchen oft unschöne Dellen hervor. Durch die Reduktion des Fettgewebes im Rahmen der Liposuction wird daher auch die Cellulite deutlich verbessert. Bei starker Ausprägung kann aber zusätzlich im Anschluß an die Liposuction eine Behandlung mit Endermologie, Radiofrequenz oder Akustischer Welle erfolgen.

Page 14: eco.nova spezial Gesundheit 2011

14 eco.nova

Gesund in die Jahre kommen – aber wie?Man kann nicht früh genug damit anfangen und trotzdem ist es nie zu spät: Gesund älter werden. Menschen mit 50 sind ja keineswegs alt, aber sie sollten so weise sein, den Weg in ein hohes Lebensalter voller Würde, physischer und psychischer Gesundheit und Qualität zu kennen und sich danach richten. „Denn es kommt nicht so sehr darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.“ (Werner Mitsch, deutscher Aphoristiker)

Die moderne Alternsforschung bringt es auf einen kurzen, aber vielsagenden Nenner: Die fünf Ls – Lieben, Lachen, Laufen, Lernen und Laben – gelten als Vorbeugung und Heilung von Erkrankungen, die mit zunehmendem Alter gehäuft auftreten. Gemäß dem Motto „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ widmen wir uns dem ersten „L“, dem Laufen:

Bewegtes LebenEs gibt laut Sportmedizinern eigentlich keinen Grund, der gegen körperliche Aktivität spricht. Sport empfi ehlt sich in jedem Alter – einerseits als präventivmedizinische Maßnahme gegen altersbe-dingte Abbauprozesse wie Osteoporose (Knochen-schwund) und Sarkopenie (Muskelatrophie) und andererseits als Th erapie bei jeglicher Form von

Text: Petra Paur

Page 15: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 15

chronischer Erkrankung. Allerdings gilt es dabei einiges zu beachten, damit man den größten Nut-zen erzielt. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen reiner Bewegung und einem individuell abgestimmten Training, das Wachstumsprozesse im Körper auslöst. Ausdauertraining gilt als wirksame Prophylaxe gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ab 50 gewinnt Krafttraining mehr an Bedeutung, weil es hilft, die Muskulatur als wesentliches Stütz-element des passiven Bewegungsapparates auf-zubauen. Kräftige Muskeln bedeuten auch starke Knochen. Soll das Training möglichst effi zient und verletzungsarm vonstatten gehen, empfi ehlt sich eine fachärztliche Beratung durch den Sportmedi-ziner oder zumindest eine Beratung durch einen gut ausgebildeten Fitnesstrainer.

Sport als MedikamentDr. Kurt A. Moosburger ist Internist, Sport- und Ernährungsmediziner mit Praxis in Hall und kennt fast alle Geheimnisse rund um den Gesundheits-faktor Sport. „Ab dem 30. Lebensjahr verliert ein körperlich inaktiver Mensch jährlich ca. ein Pro-zent seiner Muskelmasse, ab 50 baut man vermehrt Muskel- und Knochenmasse ab. Körperliche Akti-

vität kann diesen Prozess verlangsamen, vermeiden und sogar rückgängig machen. Die Muskulatur ist das größte Organ, das Zucker aufnimmt und Fett verbrennt und somit Einfl uss auf den Stoff wechsel nimmt.“ Blutzucker und Plasmainsulin werden durch körperliche Betätigung reduziert, Blutfette günstig beeinfl usst und der Energieumsatz gesteigert. Durch regelmäßigen Ausdauersport tritt ein sogenannter Betablocker-Eff ekt auf, der den Blutdruck senkt, das gesamte Gefäßsystem wird ‚sauber‘ gehalten und auch der Hormonhaushalt und das Immunsys-tem ‚kommen oder bleiben in Schwung‘. Allerdings sollte man nicht wild draufl ostrainieren, sondern sich ein individuelles Training erstellen lassen, das die motorischen Grundeigenschaften Muskelkraft und Ausdauerleistungsfähigkeit optimiert. Auf die richtige Dosis von Trainingsintensität, -dauer, -häufi gkeit und -umfang kommt es nämlich an und gerade beim Krafttraining muss der genaue Bewe-gungsablauf erst erlernt werden, um Verletzungen zu vermeiden.“ Dr. Moosburger war einst selbst Leis-tungssportler und ist nunmehr überzeugter Hobby-sportler, der auch als Sportcoach fungiert. Wer sich direkt hilfreiche Tipps zu Sport und Ernährungholen möchte, klickt auf die Website von Dr. Moos-burger unter www.dr-moosburger.at.

Nahrung – Treibstoff für den KörperGanz entscheidend für die Gesundheit ist auch, was wir unserem Körper täglich an Lebensmitteln zuführen bzw. zumuten. Der Traditionelle Chine-sische Mediziner spricht vom Ernährungs-Chi, der Lebensenergie in Form von Nahrungsmitteln, und empfi ehlt die Zubereitung nach der Fünf-Elemente-Lehre. Bei der Zubereitung von Nahrung gibt es viele Philosophien, ausschlaggebend ist aber die Qualität und Zusammensetzung unserer Ernährung sowie die Zufuhr diverser Vitamine und Spurenele-mente, deren Bedarf im Alter steigt. Mehr dazu im Interview mit Internistin und Ernährungsspeziali-stin Dr. Monika Lechleitner, Ärztliche Direktorin am Landeskrankenhaus Hochzirl.

Was Hänschen nicht lernt ...Entgegen landläufi ger Meinung ist das mensch-liche Gehirn ein Organ, das in jedem Alter fähig ist, neue neuronale Schaltungen zu bilden und somit Neues zu lernen. Und manch‘ einer hat ja auch erst in der Pension Zeit, seinem Hobby zu frönen oder ein neues zu entdecken. Ob man sich entschließt, einen Computereinstiegskurs mit Textverarbeitung zu besuchen, das Einmaleins des „Handyfonierens“ zu erlernen, um endlich die SMS vom Enkel lesen zu können, oder Tai-Chi, Yoga oder Power-Walking auszuprobieren; die Angebote sind vielfältig und der Markt boomt; handelt es sich bei der Zielgruppe 50 plus doch um jene mit der stärksten Kaufkraft. Tat-sache ist, dass jegliche Form der geistigen Betätigung auch Gehirntraining ist und gut gegen Alzheimer, Demenz und Co. Die Volkshochschule Innsbruck

Dr. Kurt A. Moosburger

Page 16: eco.nova spezial Gesundheit 2011

16 eco.nova

(www.vhs-tirol.at) bietet spezielle Angebote wie bei-spielsweise ganzheitliches Gedächtnistraining oder Feldenkrais und spezifi sche Bewegungsangebote wie Osteofi t oder „sanfte Gymnastik“ in ihrem explizit für Senioren ausgewiesenen Teil des Programms. Darüber hinaus gibt es auch Fitnessstudios und Be-wegungszentren, die ihr Programm speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausrichten. Diverse Anbieter berichten aber auch, dass Senioren gar nicht so begeistert sind, aufgrund ihres Alters in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Und prin-zipiell kann auch jeder jederzeit alles machen. Man ist schließlich so jung, wie man sich fühlt. Besonders empfehlenswert ist auch das LifeKinetik – ein Bewe-gungsprogramm zur Gehirnentfaltung in jedem Al-ter (www.mental-wave.biz oder www.lifekinetik.de). Was man alles tun und lassen könnte, erfährt man sicherlich auch auf der diesjährigen „Senaktiv“- Messe vom 11. bis 13. November.

Verwirrt und depressiv im Alter?Verlust von Gehirnleistung und/oder Lebensfreude im Alter ist ein nicht zu unterschätzendes Phäno-men unserer Gesellschaft. Laut Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner – seit April Ärztlicher Leiter des Pri-mariats A für Psychiatrie und Psychotherapie am Landeskrankenhaus Hall – leiden derzeit in Tirol 8000 Menschen an Demenz, hinzu kommen 3000 ältere Menschen mit Depressionen und Angster-

krankungen. Er prognostiziert, dass diese Zahlen in den nächsten Jahren kontinuierlich ansteigen werden und auf die Tiroler Gesundheitslandschaft somit eine volkswirtschaftliche und betreuungstechnische Lawine zurolle. Der ambitionierte Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie sowie Psychiatrie und Neurologie will deshalb einen Schwerpunkt für psychische Alterserkrankungen schaff en und Spezial-ambulanzen etablieren. Mit den bisher genannten „Lebensweisheiten“ kann man ein Stück weit diesen Erkrankungen vorbeugen. Wenn man bereits betrof-fen ist, helfen Pharmakaeinsatz, Psychotherapie und psychosoziale Maßnahmen.

Lachen und Lieben Die Lebensfreude ist zweifelsfrei ein zentraler Aspekt von Lebensqualität. Humor sollte immer Be-standteil des Lebens sein, sofern einem die Stürme des Lebens nicht zu sehr ins Gesicht wehen, und selbst dann entscheidet die Lebenseinstellung da-rüber, ob man Ereignisse als kurzfristige Irritation oder „Katastrophe“ wahrnimmt. Und jeder reagiert anders auf die Herausforderungen des Lebens. Man-che behaupten, Lachen sei die beste Medizin. Die Lachmuskeln kräftig stimuliert hat kürzlich die ös-terreichweit bekannte und beliebte ehemalige TV-Moderatorin und Buchautorin Chris Lohner mit ihrer Vorstellung „Ich will keinen Seniorenteller“ im Casino Innsbruck. Auf Einladung des Vereins licht.blicke – demenz.hilfe.tirol inszenierte der Regisseur und Autor Uli Brée das Buch der englischen Journa-listin, Kolumnistin und Buchautorin Virginia Iron-side. Chris Lohner verkörpert die Titelheldin, die sich freut, 60 zu werden, und Umtriebige, die sich in VHS-Kursen tummeln, hasst. Viel lieber widmet sie sich ihrer Rolle als Großmutter und stürzt sich in eine neue Romanze mit ihrem alten Schwarm. Was uns prompt zum nächsten und vorläufi g letzten „L“ aus dem „Nähkästchen“ der Alternsforscher führt. Der Liebe.

Liebe als LebenselixierLiebe hat viele Facetten und an vorderster Stelle sollte die Selbstliebe stehen. Beim biblischen „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ sollte eben der zweite Teil nicht vergessen werden und ist die Vo-raussetzung, um den ersten zu erfüllen. In jeder Le-benslage ist die Liebe zu den nächsten Bezugsper-sonen, Freunden, Partnern und auch zum Beruf oder Freizeitinteressen wesentlicher Bestandteil eines erfüllten Lebens. Körperliche Liebe ist dabei glei-chermaßen wichtig und gesund wie die Herzensliebe oder auch die Spiritualität. Am besten hält man es mit Paracelsus, der einst gemeint hat, dass die Lie-be der höchste Grund der Arznei sei, und damit die Weisheit schlechthin „gepachtet“ hat. .

Page 17: eco.nova spezial Gesundheit 2011

Text: Barbara Hoff mannFoto: iStockphoto.

Das Geschäft mit illegalen Arzneimitteln boomt10 bis 30 Prozent der verkauften Arzneimittel in Asien, Afrika und Lateinamerika sind nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO gefälscht. Während der gemeinsamen Tagung der Österreichischen und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in Innsbruck diskutierten Experten unter anderem die Auswir-kungen dieser Entwicklung. Im Zeitalter von Fernreisen und Internet stellen gefälschte Arzneimittel auch bei uns ein schweres Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar.

Aus Kostengründen werden heute etwa 80 Prozent al-ler Arzneistoff e in China und Indien produziert. Die „Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft e. V.“ (DPhG) geht davon aus, das der Druck, immer günstiger produ-zieren zu müssen, die Hersteller dazu zwingt, die Her-stellung von Wirkstoff en und die Fertigung von Zwi-schenprodukten in immer neue Länder auszulagern. In Asien hergestellt, in Ungarn oder Rumänien verpackt, in Malta kontrolliert: Solche „Reiserouten“ sind für Arz-neimittel längst keine Ausnahme mehr. Zwar müssen die Hersteller im Ausland die gleichen Qualitätsanfor-derung erfüllen wie die hier ansässigen Unternehmen, doch wird es im Zeitalter der Globalisierung zuneh-mend schwieriger, die Hersteller im Ausland wirksam zu kontrollieren, warnt die DPhG.

Illegale LifestylepräparateAn den Grenzen werden daher immer häufi ger ge-fälschte Arzneimittel sichergestellt. Im aktuellen „Produktpiraterie-Bericht“ des Finanzministeriums gehören gefälschte Arzneimittel zur gefährlichsten Form der Produktfälschungen. Der Zoll hat allein im Vorjahr rund 17.000 gefälschte Medikamente in Österreich aus dem Verkehr gezogen. Die beschlag-nahmten Fälschungen stammen fast ausschließlich aus Asien und sind über illegale Vertriebswege im Internet und dem Versandhandel nach Österreich gekommen. Ganz oben auf der Liste stehen Life-stylepräparate wie Potenzmittel, Diätpillen oder Haarwuchsmittel. Untersuchungen haben aufgezeigt, welchen ungesunden Cocktail diese Arzneien enthal-ten können: Ziegelstaub, Markierungsfarbe für den Straßenbau, Sand, aber auch gesundheitsgefährdende pharmakologische Wirkstoff e. Doch längst betref-fen Arzneimittelfälschungen auch „gewöhnliche“ Wirkstoff gruppen, z.B. Antibiotika, Schmerzmittel oder Verhütungsmittel wie die „Pille“, wie Untersu-chungen aus Deutschland gezeigt haben. „Im illega-len Internethandel ist jedes zweite Präparat gefälscht“ sagt Manfred Schubert-Zsilavecz, Präsident der DPhG und Leiter des Zentrallabors Deutscher Apo-theker (ZL). Dementsprechend rät Martin Höchstö-ger, Präsident derTiroler Apothekenkammer und des Apothekerverbandes: „Finger weg von falschen Pillen aus dem Katalog oder dem Internet!“

Geldstrafen zu wenigTrotz der Risiken bestellen Österreicher immer häu-fi ger gefälschte Medikamente im Internet. Dem-entsprechend landen auch mehr Medikamente zur Überprüfung in den Labors von Andreas Mayrhofer, dem Leiter der Abteilung pharmazeutisch-chemische Analysen der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH). „Seit 2009 sind gefälschte Arzneimittel die Nr. 1 bei Be-schlagnahmungen.“ Auch aktuelle Zahlen der WHO bestätigen, wie gut das Geschäft mit illegalen Me-dikamenten im Internet boomt: Im Vorjahr wurde mit gefälschten Arzneimitteln weltweit ein Umsatz von 75 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Das ist eine Steigerung von mehr als 90 Prozent. Angesicht dieser Zahlen kritisiert Mayrhofer vor allem die zu nied-rigen Strafen für gefasste Täter. „Nur Geldstrafen sind zu wenig, hier braucht es Haftstrafen.“

Tagung in InnsbruckDas Th ema Arzneimittelfälschungen stand auf dem Pro-gramm der gemeinsamen Tagung der Österreichischen und Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Vom 20. bis 23. September fand diese an der Universität Innsbruck statt. Rund 600 Wissenschaftler sowie Apo-theker aus dem In- und Ausland diskutierten über aktu-elle Trends in der pharmazeutischen Forschung.

eco.nova 17

gesu

nd.h

eit

Page 18: eco.nova spezial Gesundheit 2011

18 eco.nova

Gesunde Ernährung – der Treibstoff , mit dem man bis ins hohe Alter gut fährtUniv.-Prof. Dr. Monika Lechleitner ist Ärztliche Direktorin am LKH Hochzirl und international renommierte Fachfrau für internistische Erkrankungen. Damit man erst gar nicht erkrankt, kann man selbst einiges tun bzw. unterlassen. Mit zunehmendem Alter verändert sich der Stoffwechsel doch erheblich und so gilt nach wie vor: Man ist, was man isst!

eco.nova: Wie kommt die Generation 50+ fi t ins Al-ter? Was muss man beachten?Monika Lechleitner: Im mittleren Lebensalter ent-scheidet der Lebensstil über Lebensqualität und Gesundheit. Gesunde Ernährung, Erreichen eines Normalgewichts, regelmäßige Bewegung und Nicht-rauchen sind wichtig, um beispielsweise Herzinfarkt und Schlaganfall zu verhindern, aber auch um in kör-perlicher und geistiger Frische ein hohes Lebensalter zu erreichen. Die Einnahme von Vitamin D und eine ausreichende Calciumzufuhr helfen, einer Osteopo-rose vorzubeugen und die Muskelmasse, die ebenfalls mit zunehmendem Lebensalter abnimmt, zu erhalten. Wichtig erscheint auch eine vielfältige und abwechs-lungsreiche Ernährung.

Wie soll sich die Nahrung bei den so genannten „Best-Agers“ idealerweise zusammensetzen? Die Leitlinien wissenschaftlicher Fachgesellschaften nehmen hinsichtlich der Ernährungsempfehlungen vor allem Bezug auf das Herz-Kreislauf-Risiko. Die

tägliche Energiezufuhr sollte zu 45–60 % aus Kohle-hydraten, zu 30–35 % aus Fett und zu 15–20 % aus Protein bestehen. Obst und Gemüse sind von Vorteil, um ausreichend Ballaststoff e und Vitamine zuzufüh-ren. Der Anteil gesättigter Fette sollte unter 7 % und die Cholesterinmenge unter 300 mg/Tag betragen. Für Omega-3-Fettsäuren, wie alpha-Linolsäure und Fischöle, ergeben sich Hinweise auf mögliche Schutz-eff ekte gegenüber Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele dieser Empfehlungen fi nden in der mediter-ranen Ernährung Umsetzung.

Hat man im Alter erhöhten Bedarf an bestimmten Nahrungsmitteln oder anders gefragt: Gibt es gravie-rende Unterschiede zur Ernährung in jungen Jahren? Grundsätzlich zeigt sich im Erwachsenenalter mit zunehmendem Lebensalter bis zum 65. bzw. 70. Lebensjahr eine Neigung zur Gewichtszunahme. Im hohen Lebensalter besteht die Neigung zur Ge-wichtsabnahme, zum Auftreten von Mangelzustän-den, zum verstärkten Abbau von Skelettmuskulatur

Text: Petra PaurFoto: BLICKFANG photographie

Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner,Ärztliche Direktorin am LKH Hochzirl

Page 19: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 19

und damit zu einer erhöhten Sturzneigung. Geriat-rische Patienten weisen bei einem gegenüber jüngeren Patienten verminderten Kalorienbedarf (Abnahme des Grundumsatzes bei Abnahme der Muskelmasse) einen erhöhten Bedarf für essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoff e auf. Strenge Diätformen sind bei alten Menschen grundsätzlich abzulehnen. Um dem altersassoziierten Abbau der Skelettmusku-latur entgegenzuwirken, wird im höheren Lebensalter eine erhöhte Zufuhr von Eiweiß empfohlen (Prote-inzufuhr generell 0,8 g/kg Körpergewicht/Tag; zur Prävention des Abbaus der Skelettmuskulatur 1,2–1,5 g/kg KG/Tag). Günstig ist die Zufuhr hochwertiger Proteine mit einer entsprechenden Verfügbarkeit von essenziellen Aminosäuren (Fleisch, Fisch, Ei, Milch-produkte).

Stichwort Mangelerscheinungen. Welche gilt es noch zu vermeiden?Alte Menschen weisen aufgrund einer verminderten Verfügbarkeit bzw. einer beeinträchtigten Aufnah-me aus dem Magen-Darm-Trakt auch häufi ger einen Mangel an Eisen und Vitamin B12 auf. In Folge dieses Mangelzustandes kann eine Blutarmut auftreten, die das Risiko für eine allgemeine Erschöpfung und Sturz ereignisse zusätzlich erhöht. Ältere Menschen nehmen meist mehrere Medikamente, die Auswir-kungen auf den Appetit und den Mineralhaushalt zeigen können. Eine Einschränkung der Kochsalz-zufuhr, die bei jüngeren Patienten mit Bluthochdruck angezeigt sein kann, führt beim alten Menschen meist zu einem Natriummangel, der zu Benommenheit, Schwindel und Schwäche führen kann. Beim betagten Menschen ist die Resorption von Natrium über die Nieren gestört und diese kann durch eine Reihe von Medikamenten verstärkt werden.

Wenn der Laie den Überblick verliert; welche Ernäh-rungsberatungsstellen für gesunde Menschen jen-seits der 50 können Sie in Tirol empfehlen? Können Nahrungsergänzungsmittel in bestimmten Fällen Sinn machen oder ist dies reine Geschäftemacherei?Ernährungsberatungen werden durch den Tiroler Verein für Vorsorgemedizin (AVOMED) angeboten und durch DiätologInnen, die in den Gesundheits-sprengeln und an Krankenkassen tätig sind. Bei alten Menschen, vor allem auch nach Erkrankungen oder Operationen, können Nahrungsergänzungsmittel, die hochwertige Proteine, Mineralstoff e (Calcium) und Vitamine (Vitamin D, Vitamin B12) sowie Spurene-lemente enthalten, dabei helfen, Mangelzustände zu verhindern oder auszugleichen. Wundheilungsstö-rungen – eine nicht zu unterschätzende Komplikation – werden positiv beeinfl usst.

Welchen Krankheiten kann man mit der richtigen Ernährung vorbeugen? Ernährungsempfehlungen sind wichtig vor allem in der Vorbeugung des Typ-2-Diabetes, von Fettstoff -wechselstörungen, Hypertonie, Herz-Kreislauf-Er-krankungen und der Gicht.

Kann die Ernährung die psychische Gesundheit be-einfl ussen? Ernährung kann das Wohlbefi nden beeinfl ussen. Bekannt ist hier vor allem der günstige Einfl uss von tryptophanhaltigen Lebensmitteln, die den Sero-toninspiegel im Zentralnervensystem erhöhen und damit Depressionen entgegenwirken. Die essenzielle Aminosäure Tryptophan fi ndet sich in Milch- und Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Kakao, Bananen und Trockenfrüchten. Mag. Susanne Kiefer spricht hinsichtlich der Ernährungsempfehlungen für eine möglichst gute geistige Leistungsfähigkeit von „Brainfood“. Hinsichtlich des Eiweiß- und Vitamin-gehalts sowie der ungesättigten Fettsäuren besonders empfehlenswert sind Nüsse, Dinkel, Hafer, Müsli, Sojabohnen, Äpfel und Fische.

> Ausführlich beschrieben ist der Zusammenhang zwi-

schen „Richtig essen – psychisch gesunden“. Ein Mittel ge-

gen Depression und Angstzustände im gleichnamigen Buch

von Annelore Triendl. Die Neuaufl age erschien 2008 im

Berenkamp Buch- und Kunstverlag (www.berenkamp-

verlag.at). Darin gehen die Herausgeberin Triendl, die das

Haus des Lebens – einen Selbsthilfeverein gegen Depression

und andere psychische Erkrankungen – gegründet hat,

namhafte Psychiater und Ernährungsspezialisten auch auf

diverse Nahrungsmittelintoleranzen ein.

Essen als Kultur. Welche Rahmenbedingungen für die Nahrungsaufnahme empfehlen Sie? Stichwort Setting, gutes Kauen, Zubereitungsart, Nahrungsmittelbe-schaff enheit, Lagerung, Essen in Gesellschaft etc.Die breite Verfügbarkeit von Fast Food und Snacks stellt eine mögliche Ursache für den Anstieg von Übergewicht und Adipositas bei Kindern, Jugend-lichen und Erwachsenen dar. Geregelte Mahlzeiten, die in Gemeinschaft eingenommen werden, verhin-dern unkontrolliertes Essen und die nahezu kontinu-ierliche Einnahme hochkalorischer Ernährung. Im hohen Lebensalter bedeutet Essen in der Gemein-schaft eine meist bessere Verfügbarkeit hochwertiger Nahrungsmittel. Vereinsamung, Isolierung und Ver-armung sind Hauptfaktoren für die Mangelernährung im Alter, wie auch altersassoziierte Veränderungen im Durst- und Appetitverhalten, eine schlechte Zahnver-sorgung, Schluckprobleme oder Funktionsstörungen im Magen-Darm-Bereich. Auch die Art der Zube-reitung beeinfl usst den Stoff wechsel. Je nachdem, wie man Nahrungsmittel zubereitet, wird der glykämische Index von Kohlehydraten beeinfl usst und damit der Blutzuckeranstieg und die Insulinausschüttung. Zu bevorzugen ist ein niedriger glykämischer Index (komplexe ballaststoff reiche Lebensmittel). So kann aus der Kartoff el mit niedrigem glykämischen Index als Püree ein Lebensmittel mit hohem glykämischen Index entstehen. Transfettsäuren entstehen beim Erhitzen von Pfl anzenölen mit hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Transfettsäuren erhöhen die Konzentration an schädlichem LDL-Cholesterin und das Herz-Kreislauf-Risiko. Von Frit-tiertem und Backwaren lässt man besser die Finger.

Am Mittwoch, den 19. Oktober um 19.30 Uhr referiert Dr. Lechleitner in der Reihe „Medizin für Land und Leute“ über das Thema „Fit im Alter dank richtiger Ernährung“ und geht dabei auch auf bestimmte Krankheitsbilder näher ein. Veranstaltungsort ist der Schulungsraum der Feuer-wehr in Elbigenalp, Eintritt frei, keine Anmeldung. .

Page 20: eco.nova spezial Gesundheit 2011

promotion

20 eco.nova

Lotsendienst

20 Jahre Krankenhausseelsorge

Heuer feiert die ehrenamtliche Krankenhausseelsorge ein großes

Jubiläum. Aus diesem Anlass fi ndet am 18. 11. 2011 in der Spitalskirche

ein ökumenischer Gottes-dienst und anschließend

im Bürgersaal die Jubiläumsfeier statt.

Page 21: eco.nova spezial Gesundheit 2011

gesu

nd.h

eit

eco.nova 21

Wertvoll und unbezahlbar:Ehrenamt im KrankenhausSeit Herbst 1991 gibt es in den unterschiedlichen Stationen der Klinik Innsbruck, den Krankenhäusern in Natters, Hall und Hochzirl sowie in Zams und Reutte neben der hauptamtlichen auch die ehrenamtliche Kran-kenhausseelsorge. Sie bringt Patienten einfühlsam und fürsorglich Aufmerksamkeit entgegen, spendet ein gutes Wort, ebenso die Kommunion oder einen Segen. Auch der Verein Klinikbrücke – gegründet sechs Jahre später – möchte seinen Patienten ein Stück Geborgenheit und Fürsorge geben, wenn dies durch Angehörige aus den verschiedensten Gründen nicht geschehen kann. Wie wichtig es für viele Patienten ist, sich mit einer neutralen Person austauschen zu können, zeigen die Erfahrungen der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Krankenhausseelsorge – niemanden allein lassen„Es gibt also doch noch jemanden, der für mich da ist, der mir zuhört und meine Meinung akzeptiert.“ Von diesen und ähnlichen Worten ihrer Patienten berichtet Annedore Kraler, ehrenamtliche Seelsorgerin, und zeigt damit, wie wichtig ihre Arbeit für viele Menschen ist. 34 Frauen und 7 Männer sind zur Zeit nach einer um-fangreichen Ausbildung und mit Beauftragung durch die katholische und evangelische Kirche bereit, vier bis sechs Stunden pro Woche Kranken, aber auch ihren Angehörigen zur Verfügung zu stellen. Insgesamt wer-den allein in Innsbruck rund 8.000 Stunden pro Jahr ge-leistet. Im Jahr 2004 geht auch der Sozialpreis „Gloria“ an den Verein Klinikbrücke und die ehrenamtliche Kli-nikseelsorge für ihr Projekt „Niemanden alleine lassen“.

Der Dienst am Patienten beinhaltet neben Krankenbe-suchen die Begleitung Schwerkranker und Sterbender durch Gespräche, Gebete, Riten oder die Kommu-nionfeier, aber auch den Vollzug von Riten beim schweren Abschiednehmen von Verstorbenen. Ange-hörigen und Personal steht die ehrenamtliche Seel-sorge natürlich ebenso zur Seite, stützt und versucht Kraft und Mut zu spenden. Auch wenn der Dienst der Krankenhausseelsorge vom christlichen Menschen- und Gottesbild geprägt ist, so werden selbstverständ-lich alle Patientinnen und Patienten – unabhängig von deren Krankheit, Geschlecht, Nationalität und Welt-anschauung – einfühlsam betreut und gleichberechtigt behandelt. Auch Kranke anderer Glaubensrichtungen und ohne religiöses Bekenntnis erfahren höchste Wertschätzung. „Es geht nicht darum, Patienten zu missionieren oder zu belehren. Vielmehr ist es wich-tig, Menschen in ihrer Notsituation ernst zu nehmen. Menschen brauchen jemanden, der ihnen zuhört und nicht versucht, die Notsituation schönzureden“, so Seelsorgerin Hedwig Krapf.

Ehrenamt zum Wohle andererAuch der Verein Klinikbrücke kümmert sich mit 56 Freiwilligen in rund 8.500 Betreuungsstunden jähr-

lich in Form eines ehrenamtlichen Besuchsdienstes um die Patienten an den Tiroler Landeskrankenan-stalten. In der Regel übernehmen diese Aufgaben Angehörige oder Freunde der Patienten. In manchen Fällen ist dies jedoch nicht möglich und auch die Be-lastung nimmt stetig zu. Geschäftsführerin Britta Weber: „Egal, ob man als Angehöriger oder Patient in die Klinik kommt, die Situation ist belastend. Da tut es gut, wenn man sich nicht allein zurechtfi nden muss, sondern jemand da ist, der einen begleitet.“ Der Verein versucht eine Brücke zwischen Klinik und ge-wohnter Umgebung zu schlagen und durch den Be-suchsdienst den Patienten etwas Abwechslung, aber auch Ablenkung zu verschaff en. Dies erfolgt in Form von Gesprächen oder Spaziergängen, mit Kindern wird gelesen, gespielt oder gebastelt – auch, um den betroff enen Eltern eine kleine Verschnaufpause zu ermöglichen.

Im vergangenen Herbst wurde zudem in Zusam-menarbeit mit den Tiroler Landeskrankenanstalten (TILAK) ein ehrenamtlicher Lotsendienst kon-zipiert, der mit 19 Freiwilligen im Mai 2011 seine Arbeit aufgenommen hat. Die Idee war, Patienten und Besucherim Klinikgelände bei der Orientierung zu unterstützen, das mit seinen 14 Gebäuden und 62 Ambulanzen doch eine beachtliche Größe hat. Eine Ehrenamtliche berichtet: „Die Patienten sind froh, wenn sie sich nicht alleine in dieser großen Klink zurechtfi nden müssen. Manchmal helfen wir auch, das Gepäck zu tragen.“ Auf diese Weise fühlen sich die Menschen, die das Krankenhaus besuchen, so-fort gut aufgenommen und willkommen. Sie werden zu den entsprechenden Stationen und Ambulanzen begleitet, gleichzeitig erfahren sie durch die Beglei-tung auch eine seelische Unterstützung, die die ge-samte Situation erträglicher macht.Im Moment sind von Montag bis Freitag jeweils vier Personen von 8 bis 11 Uhr im Einsatz. Sie betreuen ca. 15 Personen in der Stunde – Tendenz steigend! .

Weitere Informationen

KlinikseelsorgeMag. Gabriele DanlerAnichstraße 35, 6020 InnsbruckTel.: 0512/[email protected]

Verein KlinikbrückeBritta WeberAnichstraße 35, 6020 InnsbruckTel.: 0512-504-28 [email protected]

Page 22: eco.nova spezial Gesundheit 2011

22 eco.nova

Reha in BewegungMobilisation und Funktionsverbesserung ist das Ziel – nach Verletzungen und Operationen am Bewegungsappa-rat. Je länger ein Gelenk, eine Extremität oder die Wirbelsäule inaktiv bleiben, je später die Rehabilitation einsetzt, desto schwieriger gestaltet sich die Rückkehr ins normale Leben. Jährlich sind es österreichweit 13.000 Patienten, die unfallchirurgisch-orthopädischer oder neurologischer Reha-Maßnahmen bedürfen, in Tirol liegt die Zahl laut Pensionsversicherung bei rund 800. Der PVA-Rehabilitationsplan sieht nach der klinischen Akutversorgung und entsprechendem Krankenhausaufenthalt eine stationäre Reha und eine ambulante Reha vor. Wohin wendet sich nun der Tiroler Patient bei Rehabilitationsbedarf?

Bis vor kurzem gab es für die 800 Tiroler Patienten nur eingeschränkte Möglichkeiten: Gab es keinen Platz im Rehazentrum Bad Häring oder im Krankenhaus Hochzirl, musste der Patient weite Wege zur stationären Reha in Kauf nehmen. Seit 2010 bietet die Reha-Klinik Montafon auch für Tiroler eine gute Möglichkeit, in Kitzbühel ist eine neue Einrichtung im Entstehen. Im ambulanten Rehabereich führen in Tirol seit 1998 eini-ge speziell eingerichtete Physiotherapiezentren Behand-lungen nach Unfällen und/oder Operationen durch. Für den neurologischen Bedarf sind fachspezifi sch ausgebil-dete Physiotherapeuten tätig. Ein in Österreich einma-liger Sondervertrag mit der Tiroler GKK ermöglicht dem betroff enen Patienten nach vorheriger Genehmi-gung eine kostengedeckte Behandlung. eco.nova hat sich für Sie sowohl beim ambulanten wie beim stationären Reha-Anbieter über die jeweiligen Vorteile informiert.

Stationäre Rehabilitation – Reha-Klinik MontafonIm Montafon in Vorarlberg liegt die mittlerweile mo-dernste und nächste Rehaklinik für viele Tiroler Pa-tienten, sie stellt in Schruns insgesamt 100 Betten für orthopädische und neurologische Rehabilitation zur Verfügung sowie 50 für kardiologische Rehabilitation. Insgesamt kommen rund 20 % der Patienten aus Ti-rol. Betreiber der Klinik ist die Firma VAMED, ein weltweit tätiger Gesamtanbieter im Gesundheitswe-sen. Die Th erapieprogramme der Klinik beruhen auf

internationalem medizinischen Standard, die Rehabi-litationsmaßnahmen werden unter ganzheitlicher bio-psycho-sozialer Betrachtung durchgeführt, das heißt, dass Krankheiten und Krankheitsfolgen vor dem Hin-tergrund der Lebenswelt des betroff enen Menschen gesehen werden. Das sogenannte ICF-Modell (Interna-tional Classifi cation of Function) orientiert sich an den körperlichen Funktionen, die ein Patient hat, und nicht am Krankheitsbild. Die durchschnittliche Aufenthalts-dauer liegt bei 22 bzw. 28 Tagen.

Ambulante Rehabilitation – Physiotherapeutisches Zentrum IglsWenn es um ambulante Reha für den Bewegungsappa-rat geht, ist man im Physiotherapeutischen Zentrum Igls (PZI) an der richtigen Adresse: Für Hubert Burtscher und sein Team steht der Patient im Mittelpunkt. Indivi-duelle Betreuung in Form von Einzelbehandlungen, ein fl exibles – immer dem Genesungszustand angepasstes und dosiertes Th erapieprogramm sowie die spezifi sche Einrichtung gewährleisten in Zusammenarbeit und Absprache mit den zuweisenden Ärzten den Behand-lungserfolg. Das Ambulatorium ist spezialisiert auf un-fallchirurgische, orthopädische und neurochirurgische Rehabilitation sowie auf Behandlung von Verletzungen des Bewegungs- und Stützapparates, insbesondere der Wirbelsäule. Ungefähr 1.000 Patienten pro Jahr (50/Tag) nehmen die Hilfe im PZI Burtscher in Anspruch. „Im richtigen Moment das therapeutisch Richtige tun“ lautet das Credo des Teams.

Ambulante Rehabilitation im PZI Igls Stationäre Rehabilitation in der Reha-Klink Montafon

Page 23: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 23

> Physiotherapeut Hubert Burtscher, Leiter PZI,Ambulante Rehabilitation

eco.nova: Was sind die Stärken der ambulanten Reha-bilitation? Hubert Burtscher: Viele Patienten haben keine Zeit für eine stationäre Reha. Besonders jüngere Patienten neh-men die ambulante Reha in der Nähe ihres Wohnorts in Anspruch, da sie teilweise neben dem Beruf oder der Ausbildung möglich ist und von den Th erapieinhalten der stationären um nichts nachsteht. Im Gegenteil sieht unser Programm in den 9–12 Th erapiewochen (2–3x wöchentlich) ein individuelles, fl exibles und gut dosier-tes Verfahren inklusive Unterwassertherapie vor.

Worin besteht der Erfolg für den Patienten? Einzelbehandlungen ermöglichen eine problemorien-tierte Vorgangsweise. Der Patient wird neben der Be-handlung informiert, muss aktiv mitarbeiten, muss Heimaufgaben erledigen – er wird „Spezialist in eigener Sache“, lernt mit Restproblemen umzugehen und lernt seinen Körper kennen. Wiedererlangte Mobilität und Funktion sind der Dank für die Reha-Arbeit.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht: Welche Vorteile bringt eine ambulante Rehabilitation?Deutlich reduzierte Krankenstände, der Betroff ene kann im Arbeitsgeschehen oder in der Ausbildung ge-halten werden.

Wie sehen Sie die Zukunft der Rehabilitation?Eine Erweiterung des Angebotes für Tirol ist nur zu begrüßen! Die neuen Strukturen werden größer und müssen privatwirtschaftlichen Kriterien entsprechen. Zu befürchten ist, dass Dokumentation, Verlaufs-kontrolle, effi ziente und mitarbeitersparende Abläufe nach mehr Computer- und apparativer Einrichtung verlangen. Einzeltherapien werden leider vermehrt Gruppentherapien weichen müssen. Weiters ist ein wesentlich umfangreicheres Patientengut (systemische Erkrankungen, chronisch degenerative und angebore-ne Erkrankungen) zu bedienen. Die zukünftige He-rausforderung ist sowohl für Patient wie auch Betreiber sehr groß, ich sehe mich in meinem derzeitigen Auf-gabengebiet und mit unserem Angebot einer ambu-lanten Reha gut positioniert.

> Chefarzt der Klinik, Prim. Dr. Th omas Bochdansky,Stationäre Rehabilitation

eco.nova: Was sind die Stärken der stationären Reha-bilitation?Th omas Bochdansky: Der Vorteil einer stationären Rehabilitation besteht darin, dass der Patient ein mehr-wöchiges Behandlungsprogramm bekommt, das sich über 24 Stunden pro Tag erstreckt. Dabei können Belas-tung mit Entlastung und auch die verschiedenen Belas-tungseinheiten aufeinander abgestimmt werden. Zum Beispiel können Wassertherapieformen und „trockene“ Th erapieformen abwechseln, aktive Entspannungsthe-rapien nach Krafttrainingseinheiten erfolgen, theore-tische Informationen mit praktischen Übungen für den Alltag kombiniert werden. Je nach Belastbarkeit können bis zu 3 bis 4 Stunden in Summe an Th erapien pro Tag am Programm stehen. Berechnet man die dazu noch erforderlichen Untersuchungszeiten, Gehzeiten, Ruhe-zeiten und Essenszeiten, so kommt man auf einen vollen Tagesablauf, der wiederum eine notwendige Erholungs-phase in der Nacht erfordert, und das ohne Zu- und Ab-fahrtszeiten.

Worin besteht der Erfolg für den Patienten? Der Erfolg des Patienten wird einerseits an der subjek-tiven Zufriedenheit beurteilt, andererseits gibt es aber auch validierte Fragebögen, Funktionstests und nicht zuletzt apparative computerunterstützte Ganganalysen, Balance- und Krafttests und Druckmessungen (je nach Bedarf). Daraus ergeben sich subjektive, semiquantita-tive und objektive Messungen, die den Erfolg beurteil-bar machen.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht: Welche Vorteile bringt eine stationäre Rehabilitation?Der große Vorteil einer Rehabilitation (ambulant und stationär) ist in erster Linie bei einer volkswirtschaft-lichen Berechnung erkennbar. Der stationäre Aufenthalt per se ist natürlich mit Kosten verbunden. Diese Investi-tion kommt jedoch in weiterer Folge um ein Vielfaches zurück, wenn man bedenkt, dass danach bei älteren Pati-enten z.B. ein erheblich reduzierter Betreuungsaufwand und eine längere Verweildauer zu Hause möglich sind. Berechnet man die Kosten mit ca. 3.000 bis 4.000 Euro pro Monat für ein Pfl egeheim, so ist rasch klar, wie groß die Ersparnis ist, wenn viele Patienten im Durchschnitt einen Monat später erst in ein Pfl egeheim müssen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Rehabilitation?Die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft einerseits und die zunehmende Erwartungshaltung der Bevölkerung andererseits zeigen ganz klar, dass es einen zunehmenden Bedarf an Rehabilitation gibt. Je nach Erfordernis soll dieser Bedarf adäquat abgedeckt sein, d.h. es braucht zweifelsohne sowohl stationäre als auch ambulante Rehabilitationseinrichtungen bis hin zutagesklinischen Institutionen.Eine notwendige Reduktion an akutmedizinischen Bet-ten kann nur mit einem Ausbau an Nachsorge- und Re-habilitationseinrichtungen erfolgen. .

Prim. Dr. Thomas Bochdansky

Hubert Burtscher

Text: Ulrike DelacherFotos: Hofer/Innsbruck, Reha-Klink Montafon

gesu

nd.h

eit

Page 24: eco.nova spezial Gesundheit 2011

24 eco.nova

Qualitätsvolles Gesundheitsangebot Gesundheit – körperliche wie geistige – ist unser höchstes Gut. Im besten Fall können wir uns die Gesundheit bis ins hohe Alter bewahren. Aber im Laufe des Lebens kann jeder in die Situation kommen, dass er auf medizinische Hilfe angewiesen ist – sei es nach Unfällen oder ob körperlicher wie seelischer Überanstrengungen, egal ob Jung oder Alt, Mann oder Frau. Das Gesundheitsangebot in Tirol ist vielfältig, individuell und qualitativ auf höchstem Niveau und nimmt vor allem im privaten Bereich immer mehr zu.

Ein Schwerpunkt des Tiroler Gesundheitskonzeptes liegt in der Rehabilitation. So legt das Land Tirol seit einigen Jahren großen Wert auf die Versorgung der Ti-roler Bevölkerung mit Rehabilitationseinrichtungenaller medizinischen Fachbereiche. Ein Beispiel dafür ist das neu eröff nete Reha-Zentrum Münster unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Univ.-Doz. Dr. Christian Brenneis.

Die medizinische Rehabilitation verfolgt das Ziel, Menschen nach einem Unfall oder einer Akutbehand-lung so rasch wie möglich wieder jenen wichtigen Teil des Lebens zurückzugeben, der dadurch oft verloren gegangen ist – die Selbständigkeit. Das Angebot an wohnortnaher Reha für fast alle Erkrankungen nimmt in Tirol dabei stetig zu. Das Reha-Zentrum

Münster bietet ausnahmslos stationäre Rehabilitation an, in der der Patient für eine bestimmte Zeit im Re-habilitationszentrum wohnt. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf neurologischen, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen. Insgesamt stehen derzeit 250 Betten zur Verfügung.

Im Ötztal – in Umhausen – hat Mitte September eine ebenfalls neue Einrichtung ihre Pforten geöff net. Die Österreichischen Kurzentren unter der Leitung von Mag. Engelbert Künig haben hier ein weiteres Zentrum für den Stütz- und Bewegungsapparat und Behandlungen des rheumatischen Formenkreises er-öff net. Das Kurhotel im Tiroler Oberland ermöglicht hochwirksame, schmerzlindernde Th erapien, lässt seine Gäste neue Lebensenergien tanken und stärkt

promotion

Page 25: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 25

Die vier neuen privaten Krankenanstalten in Tirol:Oben links: Sonnenpark Lans – Zentrum für psychosoziale Gesundheit | oben rechts: Reha-Zentrum Münsterunten links: Tagesklinik medalp Imst (Eröffnung im Herbst 2011) | unten rechts: Kurzentrum Umhausen im Ötztal (gerade eröffnet)

Foto: Kurzentrum

Mag. Engelbert Künig,Die Kurzentren

die Gesundheit. Die angebotenen Th erapien nutzen die Heilkraft des Edelgases Radon. Die Indikationen reichen von degenerativen Wirbelsäulen- und Ge-lenksbeschwerden bis zu Erkrankungen der Atemwe-ge und der Haut. Besonders wirkungsvoll: die Kryo-therapie mit einer Kältekammer mit mehr als 100 Grad minus! Das Radonheilwasser entspringt aus den Tiefen des Ötztals und wird auch zur Stärkung des Immunsystems sowie zur allgemeinen Revitalisierung eingesetzt.

In Lans indes trägt man mit dem kürzlich eröff neten „Sonnenpark Lans“ den gesteigerten psychischen Erkrankungen Rechnung. Die so genannte „Burn-out-Klinik“ bietet umfangreiche psychologische und psychotherapeutische Behandlungsmöglich-keiten sowie einen Körpertherapie-Bereich, um Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dir. Prim. Dr. Harald Meller, Ärztlicher Leiter des Sonnenpark Lans: „Burnout ist die erste gesellschaftlich akzeptierte Bezeichnung für psy-chische Probleme. Wir möchten allen Personen, die von den Pensionsversicherungsanstalten zum sechswöchigen psychosozialen Rehabilitationsauf-enthalt geschickt werden, helfen. Der Hintergrund der Zuweisungen sind psychische oder psychoso-matische Beschwerden verschiedenster Ausprä-gungen.“ Die Klinik bietet Platz für 100 Patienten – gebraucht würden mehr.

Auch die medalp-Gruppe wertet das (therapeutische) Tiroler Gesundheitsangebot mit ihrer neuen Tagesklinik in Imst, die im November eröff net wird, auf. Dr. Alois Schranz, Dr. Hermann Köhle und Dr. Manfred Lener bieten mit medalp Imst eine der modernsten Tageskli-niken gleich bei der Trofana-Autobahnraststätte im Tiro-ler Oberland und damit von überall her bestens erreichbar. Auf einer Nutzfl äche von rund 4.100 qm wird das bishe-rige Angebot der kompletten Diagnostik und Th erapie von Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsap-parates neu realisiert und um ein Rehabilitationsinstitut erweitert. „Wir orientieren uns an den Vorgaben der Besten und führen mit dem gesamten Team mehrstufi ge Quali-tätskontrollen vor jeder Operation durch. Unsere Patienten erhalten in der neuen Klinik eine Rundumversorgung – von der Diagnose über die Th erapie bis zur Rehabilitation. Alles unter einem Dach“, so das ärztliche Dreiergespann.

Ing. Oswald Jenewein, Fachgruppenobmann der Fachgruppe Gesundheitsbetriebe: „Ich freue mich über das stetig wachsende Angebot an Gesundheits-einrichtungen und deren qualitätsvolle Entwicklung. Nur so können wir fl ächendeckende und bedarfs-genaue medizinische Unterstützung für die Bevöl-kerung gewährleisten. Mit diesen neuen privaten Gesundheitsbetrieben wird das Angebot in unserem Bundesland sehr bereichert, renommierte Namen und kompetente Menschen dahinter bürgen für höchste Qualität in der Versorgung.“ .

gesu

nd.h

eit

Page 26: eco.nova spezial Gesundheit 2011

26 eco.nova

promotion

Privatklinik Hochrum: Im Dienst Ihrer GesundheitDie Privatklinik Hochrum, Sanatorium der Kreuzschwestern, steht seit über 130 Jahren im Dienst kranker, verletzter und pflegebedürftiger Menschen. Diese Erfahrung in Verbindung mit hochmoderner Infrastruktur und fortschrittlichen medizinischen, therapeutischen sowie pflegerischen Behandlungskonzepten zeichnet diese als erstklassigen Gesundheitsbetrieb aus. Dabei steht der Mensch stets im Mittelpunkt. Das Wohlfühlen der Patienten wie Mitarbeiter ist der vordergründige Aspekt für die kollegiale Führung des Hauses. Wesentlich für das Erfolgskonzept der Privatklinik Hochrum ist auch der Faktor Zeit: Das Ärzte-, Therapeuten- und Pflegeteam kann sich intensiv und persönlich um seine Patienten kümmern.

Die Patienten der Privatklinik Hochrum schätzen die Kompetenz der Ärzte, Th erapeuten und Pfl ege-mitarbeiter und vor allem den intensiven persönlichen Kontakt mit dem Facharzt ihres Vertrauens. Dieser kümmert sich – von der Aufnahme bis zur Entlassung und darüber hinaus – um seinen Patienten. Für die Behandlung und Pfl ege steht den Mitarbeitern und Belegärzten so viel Zeit zur Verfügung, wie für eine optimale Betreuung der Patienten benötigt wird. Effi -

ziente Arbeitsabläufe und umsichtige Planung schaf-fen den nötigen zeitlichen Freiraum für das gesamte Team. Diese Organisation garantiert darüber hinaus auch kurze Wartezeiten bei allen anstehenden opera-tiven Eingriff en.

Fächerübergreifende ZusammenarbeitMit ihren etwa 90 erfahrenen Fachärzten aus 16 ver-schiedenen medizinischen Fachgebieten bietet die Fotos: Duschek

Patienten schätzen die freundliche Atmosphäre in der Privatklinik Hochrum. Als Ihre Gastgeber sehen wir es als selbstverständlich an, während der Zeit Ihrer Genesung für Ihr Wohlbefinden und die bestmög-liche Betreuung zu sorgen.

Mit ihrer ruhigen, sonnigen Lage bietet die Privatklinik Hochrum die ideale Umgebung für eine bestmögliche Genesung

Page 27: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 27

Privatklinik Hochrum heute eine umfassende Be-handlung nahezu aller Krankheitsbilder auf höchstem Niveau. Die enge, kollegiale Zusammenarbeit zwi-schen den Ärzten der einzelnen Fachrichtungen si-chert deren ganzheitliche Betrachtung. Schwerpunkte der medizinischen Leistungen liegen unter anderem auf den Bereichen Chirurgie und Unfallchirurgie, Orthopädie, Augenheilkunde sowie Innere Medizin. Darüber hinaus stehen für verschiedene Spezialge-biete und Teilbereiche (z. B. Kardiologie und Wirbel-säulenchirurgie) erfahrene und anerkannte Experten zur Verfügung. So wird eine Behandlung nach den neuesten Erkenntnissen der Medizin garantiert.

Unterstützt wird der Arzt von einem erfahrenen, gut eingespielten Team und ausgezeichneter Infra-struktur. Moderne Diagnosegeräte ermöglichen eine rasche Abklärung im Haus. In jedem der vier Ope-rationssäle (Klasse 1a) – darunter die zwei ersten voll-integrierten, volldigitalen OPs Österreichs – können auch schwierige und umfangreiche Eingriff e vorge-nommen werden. Die digitale Technik erleichtert die Planung der Arbeitsabläufe. Vor allem im Bereich der Unfallchirurgie ist ein rasches Operieren für den optimalen Heilungserfolg oft unerlässlich. Die an der Privatklinik Hochrum eingerichteten Fachordinati-onen für Unfallchirurgie ermöglichen rund um die Uhr eine rasche und genaue Diagnose. Bei Bedarf

Privatklinik HochrumSanatorium der Kreuzschwestern GmbH

Lärchenstraße 416063 Rum bei InnsbruckTel.: 0512/234-0www.privatklinik-hochrum.com

Radiologe Dr. Dieter Lungen-schmid (li.) und Ärztlicher Direktor, Orthopäde Dr. Wolf-gang Oberthaler, M.Sc. (re.) bei einer Befundbesprechung

Einer der beiden vollintegrierten Digital-OPs der Privatklinik Hochrum. Die insgesamt vier OPs der Klasse 1a stehen für alle Eingriffe – von der Star-Operation bis hin zur Wirbelsäulenchirur-gie – zur Verfügung.

Bei endoskopischen Operationen werden Kamerabilder in HD-Qualität auf den Flachbildschirm übertragen. So erhält der Arzt z. B. detaillierte Bilder aus dem Inneren eines Gelenks – schärfer und präziser, als dies mit freiem Auge je möglich wäre.

kann praktisch unmittelbar nach dem Feststehen des Befundes ein OP-Termin anberaumt werden. Ein zusätzlicher – mit neuesten Geräten ausgestat-teter – Spezial-OP steht für Eingriff e am Auge zur Verfügung.

Kompetenz und FürsorgeEin hoch qualifi ziertes Pfl ege- und Th erapieteam kümmert sich an der Privatklinik Hochrum um das körperliche, geistige und seelische Wohl seiner Pa-tienten. Gepfl egt wird nach neuen, bewährten Er-kenntnissen der Pfl egewissenschaft. Ergänzende Maßnahmen aus dem Bereich der komplementären Pfl ege unterstützen die Genesung. Die hauseigene Physiotherapie fördert die Heilung unmittelbar nach der Operation und betreut ihre Klienten über den Krankenhausaufenthalt hinaus weiter. Auch ambu-lanten Patienten steht die moderne Th erapieeinrich-tung in Hochrum zur Verfügung.

Viele Patienten schätzen die heilsame wie freundliche Atmosphäre im Haus. Die ruhige, sonnige Lage, ver-schiedene Annehmlichkeiten wie ausschließlich Ein-zel- und Doppelzimmer, ein Garten für erholsame Spaziergänge, das hauseigene Schwimmbad und vor allem die besonders fürsorgliche Pfl ege unterstützen den Genesungsprozess. Auch die vorzügliche Küche wird von den Patienten gelobt.

Alle Mitarbeiter der Privatklinik Hochrum sorgen gemeinsam dafür, dass sich Patienten im Haus wohl und geborgen fühlen. Die Seele des Hauses, der Geist der Nächstenliebe, getragen vom Engagement der Gründerinnen, der Kreuzschwestern, ist unvermin-dert zu spüren. .

gesu

nd.h

eit

Page 28: eco.nova spezial Gesundheit 2011

promotion

Innsbruck soll eine gesunde Stadt bleibenDie Gesundheit ist unser wertvollstes Gut. Jede und jeder ist dazu angehalten, mit diesem „Geschenk“ sorgsam umzugehen und verantwortungsbewusst zu leben. Hier setzen die Gesundheitsinitiativen der Stadt Innsbruck an. Eine wichtige Rolle spielen dabei Präventions- und Bewusstseinsbildungsarbeit.

Innsbruck ist eine gesunde Stadt. „Die medizi-nische Versorgung ist vorbildhaft“, ist Innsbrucks Gesundheitsstadträtin Ao. Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser überzeugt. Mit den Universitätskliniken, die international einen guten Ruf genießen, den pri-vaten Kliniken und den rund 550 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten kann sich jede/r BürgerIn darauf verlassen, medizinisch bestens versorgt zu

werden. Auch wenn diese Bereiche nicht in die direkte Zuständigkeit der Stadt fallen, so werden von ihr die politischen Weichen gestellt und die Rahmenbedingungen geschaff en. Der Stadtmagi-strat unterstützt u.a. den Krankenanstaltenfonds in Höhe von rund 22 Millionen Euro, ein Großteil davon fl ießt zum Beispiel in die Universitätskli-niken. Außerdem unterstützt die Stadt Innsbruck

„Die Gesund-heitsförderung ist keine primäre, verpfl ichtende Aufgabe der Stadt, sondern eine frei-willige Leistung.“Dr. Ber Neuman, Vorstand des Amtes für Gesundheit, Markt- und Veterinärwesen

Page 29: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 29

verschiedenste gesundheitliche Netzwerke, Vereine oder Einrichtungen mit Subventionen.

Vorsorge ist besser als MedizinAm besten ist es natürlich, wenn man gar nicht erst krank wird. Leider lässt sich das nicht immer ganz verhindern, aber eines ist sicher: Eine Vielzahl von Erkrankungen lassen sich mittels Vorsorgeuntersu-chungen schon im Frühstadium erkennen und meist gut behandeln.Deshalb unternimmt die Stadt Innsbruck in puncto Gesundheitsvorsorge sehr viel – für Kinder, Jugend-liche, Erwachsene und Seniorinnen bzw. Senioren. Dabei erweitert sie ständig ihr Repertoire, indem Veranstaltungen zu aktuellen gesundheitlichen Th e-men initiiert werden. Aktuell wird an einem „Män-nergesundheitstag“ gearbeitet und die Förderung von Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Dickdarmkrebs forciert.

In ausgezeichneter Kooperation mit den Unikliniken fi nden zudem verschiedene Aktionen statt, wie zum Beispiel der „Innsbrucker Augentag“, der heuer schon zum zweiten Mal am 14. Oktober im Plenarsaal abge-halten wird. Eine weitere Aktion ist zum Beispiel das „MINI-MED-Studium“, in dessen Reihe gesund-heitsspezifi sche Spezialthemen wie „Migräne“ oder „Bauchbeschwerden“ in einfacher, auch für medizi-nische Laien verständlicher Sprache von Klinikern und Spezialisten behandelt werden.

Engagement für die Klein(st)enSeit etwa 20 Jahren betreibt der Arbeitskreis für Vor-sorgemedizin im Auftrag der Stadt ein so genanntes „Dentomobil“. Dieses besucht mehrmals jährlich die heimischen Kindergärten und Volksschulen und klärt dort über das richtige Zähneputzen und die geeig-nete Ernährung für kariesfreie Zähne auf. „Der Er-folg ist groß. In puncto Zahngesundheit bei Kindern liegt Innsbruck europaweit im Spitzenfeld“, freut sich Stadträtin Moser. Zudem werden für Kinder großräumige Impfakti-onen angeboten. Die wichtigste davon ist wohl die Pneumokokkenimpfung für Säuglinge und Kinder, die die Stadt auf eigene Veranlassung und Kosten durchführt. Pneumokokken sind Bakterien, die unter anderem eine schwere Lungenentzündung, Gehirn-hautentzündung oder Blutvergiftung hervorrufen können. Säuglinge und Kleinkinder gehören zu den besonderen Risikogruppen, daher wird für sie diese Impfung auch empfohlen, aber nur in besonderen Fällen bezahlt. Seit 2005 fördert nun die Stadt Inns-bruck durch ein Gutscheinsystem. Dieses wird von rund 40 Prozent der Eltern angenommen und funk-tioniert sehr gut. Ab 2012 wird der Bund diese Imp-fung übernehmen.

4 Fragen an Gesundheitsstadträtin Univ.-Prof. Dr. Patrizia MoserWie stark ist Ihrer Meinung nach das Gesundheitsbewusstsein bei den Inns-bruckerinnen und Innsbruckern ausgeprägt?Sehr stark. Aufgrund der beeindruckenden Teilnehmerzahlen verschiedenster Veran-staltungen in Sachen Gesundheit, die ich in der letzten Zeit besucht habe, kann ich nur aufrichtig „Danke“ an unsere Innsbruckerinnen und Innsbrucker sagen. Denn mit ihrem sichtbaren Interesse bestätigt sich ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein.

Mit welchen Maßnahmen und Veranstaltungen möchte man an dieses appellieren und damit die Gesundheit der Menschen auf Dauer verbessern?Mit Information und Aufklärung. Als Gesundheitsreferentin sowie als Ärztin bin ich stolz auf die Vielzahl an Vorsorgeinitiativen, die den Mitbürgerinnen und Mitbürgern jeden Alters zur Verfügung stehen. Von Kleinkinder-Impfungen über die Zahnpro-phylaxe in Kindergärten, die Schulgesundheitspfl ege bzw. die „gesunde Jause“ bis hin zu Bewegungsinitiativen reicht zum Beispiel das Kinder- und Jugendprogramm.Aus dem Vorsorgeprogramm für Erwachsene und Seniorinnen bzw. Senioren werden die „Gesundheitstage für Innsbrucker SeniorInnen“ in den RathausGalerien besonders gut angenommen. Rund 4.300 Kontakte wurden alleine heuer an den zwei Tagen im April gezählt. Zudem fi nden Aktionen, wie zum Beispiel der „Innsbrucker Augentag“ am 14. Oktober 2011, statt.Aktuell arbeiten wir an einem „Männergesundheitstag“ oder fördern Vorsorge-untersuchungen, wie die zur Früherkennung von Dickdarmkrebs.

Welche Rolle spielen Vorsorgemaßnahmen für die Gesundheit?Vorsorgemaßnahmen sind immens wichtig. Viele Krankheiten können durch vorbeu-gende Maßnahmen verhindert bzw. in einem frühen Stadium erkannt werden. Ziel muss es sein, früh Bewusstsein dafür zu schaff en, dass jede und jeder eigenverant-wortlich etwas für seine Gesundheit tun kann. Vorsorgen ist besser als Heilen!

Was tun Sie persönlich, um sich Ihre Gesundheit dauerhaft zu erhalten?Ich laufe und wandere gerne, das bringt mir körperliches und seelisches Wohlbefi nden.

Immens wichtige VorbildfunktionDie Stadt Innsbruck als bedeutender Arbeitgeber in-vestiert aber auch in die Gesundheit ihrer Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter. Betriebsärztliche Sprech-stunden, augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen, ergonomische Anpassung der Arbeitsplätze und sportliche Aktionen wie der wöchentliche Frauenlauf sind nur einige der Anstrengungen, um die Gesund-heit der Bediensteten zu fördern. Kürzlich bewertete ein externer Arbeitsmediziner die Büroarbeitsplät-ze im Stadtmagistrat. „Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl fühlen und gesund bleiben. Damit senden wir ein klares Zeichen nach außen mit dem Beisatz, dass zufriedene Mit-arbeiter produktivere und kreativere Mitarbeiter mit weniger Krankenständen sind“, so Dr. Ber Neuman, Vorstand des Amtes für Gesundheit, Markt- und Ve-terinärwesen, zur dahinterstehenden Philosophie.In das Zuständigkeitsgebiet des Amtes fallen auch amtsärztliche Untersuchungen und Begutachtungen, Schulimpfaktionen, die Kontrolle von Lebensmittel-standards, Tierschutz und Nutztiergesundheit. Zu den weiteren Aufgaben gehören das Infektionswesen, Prostituiertenuntersuchungen, Tuberkulosefürsorge und Desinfektionen.

Text: Paul SalchnerFotos: Aichner, GerhardBerger

.

gesu

nd.h

eit

Page 30: eco.nova spezial Gesundheit 2011

30 eco.nova

Gesundes Land Tirol – eine Erfolgsgeschichte

„Das Land Tirol und die Tiroler Gemeinden sind sich ihrer Verant-wortung gegenüber der Bevölkerung bewusst. Kranke und Pfl egebe-dürftige verdienen einen wertvollen Platz in unserer Gesellschaft, keiner soll sich allein gelassen fühlen.“Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg zum eingeschlagenen Weg der nachhaltigen Gesund-heitspolitik des Landes

Wer in Tirol erkrankt, darf auf Spitzenmedizin vertrauen. Aber diese muss auch fi nanzierbar sein – und dafür schaff t die Tiroler Landesregierung die notwendigen Rahmen-bedingungen. Insgesamt 700 Mio. Euro nimmt sie in die Hand, um die Spitalslandschaft auf höchstem Niveau und vor allem nach den Anforderungen und Bedürfnissen für die Tiroler Bevölkerung zu gestalten. Zusätzlich werden rund 100 Mio. Euro in die Nachsorgeeinrichtungen fi -nanziert – um einen langfristigen Nutzen sowohl für den Patienten wie auch für die Volkswirtschaft zu erzielen.

Umsichtige Wirtschaftlichkeit sorgt für „gesunde Krankenhäuser“ in TirolIn den zehn öff entlichen Spitälern in Tirol wird gute Ar-beit geleistet – in allen Bereichen. Dies zeigt sich nicht nur in der hohen Zufriedenheit in der Bevölkerung und in

der aktuellen Gesundheitsstatistik, sondern schlägt sich auch im fi nanziellen Bereich zu Buche: „Unsere Kranken-häuser sind nahezu schuldenfrei, die Strukturen sind kos-teneffi zient, die Führungen wirtschaften umsichtig und nachhaltig. Mein besonderer Dank gilt aber besonders den engagierten Mitarbeitern, die das Rückgrat unserer ausgezeichneten Versorgung darstellen. Dies lässt eine solide zukünftige Planung zu, wie wir sie mit dem regi-onalen Tiroler Strukturplan Gesundheit vorgesehen ha-ben“, ist Landesrat Bernhard Tilg stolz auf die Mitarbeiter und die gute Organisation in den Krankenhäusern.

Im bundesweiten Vergleich zeige sich gerade im Gesund-heitsbereich ein Ost-West-Gefälle. Selbst die WHO bescheinigt, dass die Tiroler gesünder sind als die Ost-österreicher, dasselbe gilt für ihre Finanzen: Die durch-

Eine unerwartete schwere Krankheit bis hin zur Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen. Da geht es um Minuten – und um die medizinische Kompetenz, aber auch um das Vorhandensein entsprechender Einrichtungen, wie ein funktionierendes Rettungssystem und Notfallwesen, gut ausgestattete Krankenhäuser und für die Nachsorge ein entsprechendes Angebot an Reha-Zentren. Tirol ist derzeit im Aufbruch in Richtung gesündestes Bundesland – das Gesundheitswesen erlebt einen gesunden Aufschwung. 700 Mio. Euro investiert das Land in den Ausbau des Krankenhaus-wesens bis 2020, und 100 Mio. Euro werden für die medizinische Nachsorge in die Hand genommen.

Page 31: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 31

schnittliche medizinische Leistung ist in Wien um 51,7 % teurer als in Tirol – „und das bei uns mit mindestens der gleichen medizinischen Qualität“, so Tilg. An einem Bei-spiel veranschaulicht bedeutet dies, dass die Behandlung eines einfachen Kreuzbandrisses in Tirol rund 3.264 Euro kostet, in Wien jedoch 4.439 Euro. „Ist dem Bund also ein Kreuzband in Wien mehr wert als in Innsbruck?“, könnte man sich dann fragen, so der Landespolitiker. In Tirol hat man nachhaltig gewirtschaftet, langfristig vor-gedacht und versucht, so wenig Schulden wie möglich zu machen; die Ausgaben waren meistens gedeckt. „Dies hat unser Gesundheitssystem langfristig abgesichert. Nach-haltigkeit bedeutet aber auch, dass wir die fi nanziellen Mittel für Investitionen zur Modernisierung in unseren Krankenanstalten einsetzen können. Unabhängig vom Einkommen, unabhängig von der Region muss für alle Tiroler die bestmögliche medizinische Versorgung sicher-gestellt sein.“

Bedürfnisse der Zukunft im Tiroler GesundheitswesenFür den Regionalen Strukturplan Gesundheit Tirol 2015 wurden umfassende Untersuchungen angestellt, um ein möglichst genaues Bild für die künftigen Anforderungen an das Gesundheitswesen zu bekommen und sinnvolle, weil nachhaltige Investitionen zu tätigen. Was brauchen Tirols Patienten in Zukunft? Wo muss man Strukturen verändern? Welche medizinischen An-gebote müssen verbessert werden? „Das alles haben wir berücksichtigt, als wir daran gegangen sind, Tirols Spi-talslandschaft neu auszurichten. Tatsache ist, dass für die Abschätzung des stationären Versorgungsbedarfs die demographische Entwicklung von größter Bedeutung ist: Bis 2025 sinkt die Anzahl der Kinder um 7,4 %, im Ge-gensatz dazu steigt die Zahl der Senioren (=/> 65 Jahre) um 44.504 Personen oder 40,7 % an“, führt der Gesund-heitslandesrat aus. Deshalb habe man auch die Anzahl der Betten für die verschiedenen medizinischen Disziplinen neu überdacht. Im neuen Strukturplan ist vor allem eine Stärkung der Altersmedizin in den Tiroler Spitälern vor-gesehen. Daneben muss für die Erhaltung der Mobilität und Selbständigkeit auch die Rehabilitation im Anschluss an Akutbehandlungen für alle Tiroler zur Verfügung stehen, und zwar in allen medizinischen Bereichen. „Mit diesen Schwerpunkten wird Tirols Gesundheitswesen zu einem Best-Practice-Modell für eine evidenzbasierte Gesundheitsplanung“, beschreibt Tilg das Resultat von mehreren Jahren an Vorbereitungsarbeit.

700 Mio. Euro Gesamtinvestition für die Anpassung der Krankenhäuser Das Ergebnis: Der zukünftige Bettenplan ist zuge-schnitten auf die Bedürfnisse älterer Menschen, selbst-verständlich bleiben die anderen medizinischen Fächer auf höchstem Niveau im Angebot. Die insgesamt 4.232 Betten werden neu aufgeteilt: Schwerpunkte werden auf der Orthopädie, der Palliativmedizin und der Psychoso-matik liegen, ausgebaut wird die geriatrische Versorgung. Die psychiatrische Versorgung wird dezentralisiert – um in allen Bezirken auch diesen Erkrankungen gerecht zu werden. Dabei hat man besonders auch die wohnortnahe Versorgung nicht aus den Augen verloren. „Nach einem

Planungsprozess von 1,5 Jahren ist man nun mit allen Beteiligten von den Gemeinden, Bund, Sozialversiche-rungsträgern und Spitälern im Konsens und der Kran-kenhaus-Bauprozess soll bis 2020 abgeschlossen sein. In jedem Bezirk wird investiert und die Altersmedizin schwerpunktmäßig berücksichtigt. Langfristig gesehen sind das 70 Mio. Euro pro Jahr, die seitens des Landes, der Sozialversicherungsträger und der Gemeinden in den Auf- und Ausbau der spezifi schen medizinischen Fächer fl ießen“, führt Tilg aus.

Tirol – Reha-Land Nummer 1Die medizinische Rehabilitation stellt nach der Akutbe-handlung im Krankenhaus einen wichtigen Bestandteil in der Genesung des Patienten dar. Ziel der Rehabilitation ist es, dass die Patienten wieder aktiv am Leben teilneh-men und in den Arbeitsprozess zurückkehren können – oder, für ältere Patienten: dass sie möglichst wieder selbständig leben können. Insgesamt 7.318 Betten führt der österreichische Rehabilitationsplan an, bisher aller-dings waren davon nur 2,4 %, also 179 Betten in Tirol stationiert. Tiroler Patienten nehmen um zwei Drittel weniger stationäre Rehabilitation in Anspruch als der ös-terreichische Durchschnitt – unter anderem auch deshalb, weil sie bisher dafür in andere Bundesländer ausweichen mussten und das entsprechende Angebot in Tirol gefehlt hat. Das Reha-Zentrum Bad Häring bietet Rehabilitation in den Bereichen Unfallchirurgie und Neurochirurgie an, am Krankenhaus Hochzirl wird neurologische Rehabili-tation angeboten, andere Angebote fehlten.„Tirol war in der Reha-Landschaft von Österreich bisher ein weißer Fleck. Die medizinische Nachsorge war nicht ausgebaut, was dazu geführt hat, dass die Tiroler ein we-nig zu ‚Reha-Muff eln’ geworden sind. Handlungsbedarf war klar gegeben.“ Landesrat Bernhard Tilg hatte seine Position und Verantwortung für das Gesundheitswesen mit der Aussage, Tirol solle Reha-Land Nummer 1 wer-den, in Österreich angetreten. Wie weit ist dieser Plan nun gegoren? „Hier kann ich antworten, dass wir einen großartigen Meilenstein erreicht haben: Mit der Eröff -nung der Reha-Zentren Münster und Lans heben wir das Angebot der Tiroler Rehabilitation auf ein hohes Niveau. Insgesamt 370 Betten stehen nun zusätzlich für die medi-zinische Nachsorge zur Verfügung. In Kitzbühel wird ab 2012 ein neues Zentrum für die stationäre orthopädische, unfallchirurgische und neurochirurgische Rehabilitation entstehen. Damit verfügt Tirol als zweites Bundesland über eine Reha-Versorgung, die nahezu alle medizi-nischen Bereiche abdeckt.“

Reha-Zentrum Münster –

Gesundheit und Lebensqualität neu gewinnen

Eine medizinische Behandlung ohne eine anschließende Rehabilitation ist oftmals nicht zielführend, wenn man wieder ganz gesund werden oder die Lebensqualität verbessern möchte. Das am 4. Juli 2011 eröff nete Reha-Zentrum Münster dient dieser Nachbetreuung von Pa-tienten mit neurologischen Erkrankungen, Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen. Mit seinen 250 Betten und 200 Arbeitsplätzen ist es einer der wichtigsten Meilensteine für die optimale Gesundheits-versorgung der Tiroler Patienten.

Fotos: BLICKFANGphotographie, iStockphoto,beigestellt ge

sund

.heit

Page 32: eco.nova spezial Gesundheit 2011

32 eco.nova

„Der Fokus dieser Einrichtung liegt dabei auf drei Be-reichen, in denen viele Menschen in Tirol Hilfe in der Re-habilitation benötigen und zuvor oftmals in andere Bun-desländer ausweichen mussten. Der Bevölkerung stehen nun künftig 120 Betten für die neurologische Rehabilita-tion, 75 Betten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 55 Betten für Atemwegerkrankungen im eigenen Bundes-land zur Verfügung. Insgesamt wurden rund 36 Millio-nen Euro in das neue Haus investiert. Damit werden 200 attraktive und zukunftssichere Arbeitsplätze im Bereich Gesundheit geschaff en“, freut sich Bernhard Tilg. Das Reha-Zentrum Münster sei eine Antwort auf den weißen Fleck auf Österreichs Landkarte, der jahrelang alle Statis-tiken über die Reha im Westen gekennzeichnet hat.

Damit sich die Patienten in Münster wohl fühlen, damit sie nach einer schweren Krankheit wieder neuen Le-bensmut und Lebensfreude fi nden, bedarf es eines qua-lifi zierten Behandlungsplanes, wie diese Ziele erreicht werden können. Das Team in Münster setzt sich aus insgesamt 15 Ärzten, 38 Th erapeuten, fünf Psychologen, 48 Pfl egekräften, drei Diätologen, 26 Verwaltungskräf-ten und Technikern sowie 28 Mitarbeitern in Küche und Service zusammen. Univ.-Doz. Dr. Christian Brenneis, Ärztlicher Direktor: „Wir sehen uns als Hilfesteller im Genesungsprozess unserer Patienten. Ziel ist die Verbes-serung der Lebensqualität auch bei chronischen Erkran-kungen oder bei bleibender Behinderung. Das beinhaltet nicht nur die Behandlung körperlicher Symptome, son-dern auch die Bewältigung eines kritischen Lebensereig-nisses und Vorbeugung von Folgeerkrankungen durch Lebensstilanpassung.“

Sonnenpark Lans – Zentrum für

psychosoziale Gesundheit

Ein weiterer Schwerpunkt auf der Gesundheits-Land-karte Tirols in den nächsten Jahren besteht in der Dezen-tralisierung des psychiatrischen Angebots. Die Zahlen sprechen für sich: Im Vorjahr verzeichnete die Tiroler Gebietskrankenkasse 20.000 Krankenstandstage, die auf Burn-out-Diagnosen zurückzuführen waren. Und die Anzahl der Stresserkrankungen steigt weiter: Jeder zweite

Österreicher fühlt sich unter Leistungsdruck, die Kosten für verordnete Psychopharmaka stiegen laut Gesund-heitsstudien in den letzten 10 Jahren von 4,8 Millionen auf 10,5 Millionen Euro, proportional dazu steigt auch die Zahl der Krankenstandstage aufgrund von psy-chischen Erkrankungen. Mit dem Rehazentrum Lans begegnet die Tiroler Ge-sundheitsversorgung nun diesen Erkrankungen aktiv und bietet professionelle Hilfestellung. Der Sonnenpark wird von der erfahrenen pro mente reha GmbH betrieben.“ Wir schaff en neue Lebensperspektiven“, lautet das Motto der pro-mente-Einrichtungen. „Psychische Belastungen sind allgegenwärtig in unserem Leben, und der Mensch kann viel kompensieren. Aber die Belastungen können zu heftig und zu vielfältig wer-den. So führen viele Wege in das heutzutage als Burn-out bezeichnete Erkrankungsbild, doch am Ende zeigen alle Betroff enen eine ähnliche Symptomatik“, berichtet Prim. Dr. Harald Meller, ärztlicher Direktor des Sonnenparks. In der Hauptsache handelt es sich um Depressionen, soge-nannte Erschöpfungsdepressionen und verschiedene For-men von Angsterkrankungen. Wenn das Zustandsbild voll ausgeprägt ist, dann heißt das, dass der Mensch sich völlig unfähig fühlt zu arbeiten. Er ist kraftlos, kann sich zu nichts mehr aufraff en. Wenn er zur Arbeit geht, stimmt die Leistung nicht mehr und er kann sich nicht mehr aus-reichend konzentrieren. Die gelingende soziale Interak-tion ist das wichtigste Th erapieziel für eine psychosoziale Rehabilitation. Die in Lans stationär Aufgenommenen werden dahingehend versorgt und unterstützt, dass sie im Anschluss ihr Leben wieder selbständig in den Griff bekommen. „Die österreichischen Sozialversicherungen haben bekannt gegeben, dass die Krankenstände mit psychischen Diagnosen zwischen 2007 und 2009 um 22 Prozent angestiegen sind – im Vergleich verzeichnen jene Krankenstände aufgrund körperlicher Erkrankungen im gleichen Zeitraum einen Anstieg von zehn Prozent. Dazu dauerten die Krankenstände der 78.000 Betroff enen im Durchschnitt 40 Tage und damit fast viermal so lange wie bei den körperlich Erkrankten, die nur rund elf Tage zu Hause bleiben. Jede dritte Frühpensionierung beruht mittlerweile auf psychischen Diagnosen – bei solchen

Krankenhaus ZamsErweiterungsbau/Bestandsumbauten330 Betten22.600 stationäre Patienten68.543 ambulante Patienten

Bezirkskrankenhaus ReutteAusbau der tagesklinischen Einrichtungen144 Betten8.284 stationäre Patienten36.690 ambulante Patienten

Landeskrankenhaus InnsbruckBauprogramm 2015, Kinderherzzentrum & Innere Medizin1.571 Betten90.897 stationäre Patienten492.374 ambulante Patienten

Page 33: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 33

Zahlen schrillen die Alarmglocken. Wir sind dankbar für das Konzept von Prof. Dr. Hart-mann Hinterhuber und das jetzt bestehende Angebot durch den Sonnenpark Lans“, be-schreibt der Gesundheitslandesrat eine weitere neue Reha-Einrichtung in Tirol. Seit Septem-ber stehen in Lans 100 Behandlungsplätze für Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Verfügung. Die Betreiber des Sonnenparks rechnen mit einer Vollauslastung der Reha-Klinik: 360 Tage im Jahr mit 95 % Auslastung.

100 Mio. Euro Investition und einBlick in die Reha-Zukunft des Landes2012 erfolgt der Spatenstich für den Umbau des Bezirkskrankenhauses Kitzbühel: Im Sinne der kosteneffi zienten Nachnutzung wird dort ein weiteres Reha-Zentrum entstehen, für Pa-tienten mit dem Bedarf an unfallchirurgischer, orthopädischer und neurochirurgischer Reha-bilitation, für den Bewegungs- und Stützap-parat also. „In Tirol werden insgesamt rund 100 Mio. Euro investiert und damit 470 neue Betten für die Reha realisiert. Damit decken wir zukünftig dann praktisch fast das gesamte medizinische Spektrum der Rehabilitation innerhalb unseres Bundeslandes ab. Das stellt ein Jahrzehnteereignis in der Tiroler Gesund-heitsgeschichte dar“, freut sich Bernhard Tilg.

Vorsorgen ist besser als heilen – Präventionsprogramme in Tirol Tirol ist das einzige Bundesland, in dem ein landesweites Brustkrebs-Früherkennungs-programm (Mammographie-Screening) so-wie PSA-Messungen zur Früherkennung des Prostatakarzinoms in Innsbruck durchgeführt werden. „Tiroler achten auf ihre Gesundheit und nehmen das Präventionsangebot sehr gut an. Die WHO-Daten am letzten Weltgesund-heitstag haben gezeigt: Fast jeder Dritte geht in Tirol zur Vorsorgeuntersuchung, in Wien

und der Steiermark geht nicht einmal jeder Zehnte vorsorglich zum Arzt. Dies liegt unter anderem auch an den Möglichkeiten und Un-terstützungen, die das Gesundheitswesen zur Vorsorge bietet“, erklärt Landesrat Tilg. So or-ganisiert die Landessanitätsdirektion Tirol im Rahmen des öff entlichen Gesundheitsdienstes zahlreiche Vorsorgeprogramme. Hier ein paar Beispiele: In der „Impfaktion Tirol“ werden kostenfreie Säuglings- und Kinderimpfungen sowie Schulimpfungen als wichtigste und zielgerichtete Präventionsmaßnahme gegen schwere Infektionserkrankungen angeboten. Die Mutter-Eltern-Beratung bietet Geburts-vorbereitungskurse, Säuglingspfl egekurse, Rückbildungsgymnastik, Babymassagekurse, Stillgruppen, Elternvorträge, Eltern-Kind-Turngruppen und Eltern-Kind-Treff en an und Frauen mit ihren Säuglingen werden zu Hause aufgesucht und betreut.Im Kindergartenvorsorgeprogramm des Landes Tirol werden über 400 Kindergärten medizinisch betreut und eine jährlich durch-geführte Reihenuntersuchung organisiert. Die logopädische Betreuung im Kindergarten führt Screeninguntersuchungen im Sprach- und Hörbereich durch. Die Ergebnisse zeigt die WHO-Studie: Die Tirolerinnen und Ti-roler dürfen sich, statistisch gesehen, auf ein langes und gesundes Leben freuen. Sie haben die höchste Lebenserwartung und sind am wenigsten übergewichtig. Über 60 Prozent der Tiroler Kinder im Alter von sechs Jahren sind kariesfrei. Fast jeder Dritte geht in Tirol zur Vorsorgeuntersuchung. Grund für diese posi-tiven Daten ist neben der gesunden Lebenshal-tung auch unser Tiroler Gesundheitssystem. Wir sind gut aufgestellt. Von der Vorsorge über das Krankenhauswesen bis zur Nachsorge – unser Gesundheitswesen braucht den inter-nationalen Vergleich nicht zu scheuen“, erklärt Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg.

Landeskrankenhaus HallAmbulanz- und Behandlungstrakt in Fertigstellung276 Betten20.367 stationäre Patienten78.654 ambulante Patienten

Bezirkskrankenhaus SchwazErweiterungsbau in Fertigstellung234 Betten16.512 stationäre Patienten47.633 ambulante Patienten

Bezirkskrankenhaus KufsteinAmbulanz- und Funktionstrakt in Umsetzung, Erweite-rungsbau in Planung380 Betten31.549 stationäre Patienten91.098 ambulante Patienten

Bezirkskrankenhaus St. JohannErweiterungsbau in Fertigstellung247 Betten14.724 stationäre Patienten58.737 ambulante Patienten

Bezirkskrankenhaus LienzErweiterung, Ausbau, Generalsanierung362 Betten19.084 stationäre Patienten48.224 ambulante Patienten

In der Aufzählung nicht enthalten sind das LKH Hoch-zirl (198 Betten), das LKH Natters (150 Betten) und das PKH Hall (249 Betten)

gesu

nd.h

eit

Page 34: eco.nova spezial Gesundheit 2011

34 eco.nova

eco.nova: Tirol ist laut WHO das gesündeste Bun-desland Österreichs. Worauf führen Sie das zurück? Bernhard Tilg: Auch wenn wir dies schon oft kom-muniziert haben – diese Tatsache stimmt und ist uns von der WHO selbst im April bestätigt worden. Die Lebenserwartung liegt bei den Tirolerinnen bei 83,95 Jahren (zum Vergleich Wien: 81,66) und bei den Tiro-lern bei 78,45 Jahren (76,38). Die Gründe dafür sind sicher vielfältig: Einerseits ist es auf einen gesunden Lebensstil zurückzuführen. Zusätzlich nehmen die Tiroler am häufi gsten unser umfangreiches Angebot der Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch, neben der Brustkrebsfrüherkennung und dem PSA-Screening zeigt sich hier vor allem in der Zahngesundheit die Wirkung: Über 60 % unserer Sechsjährigen sind kari-esfrei, in Wien sind es nur 25 %. Außerdem ist unsere Gesundheitsversorgung im ambulanten wie im stati-onären Bereich insgesamt so gut aufgestellt, dass auch von dieser Seite vieles zur landesweiten Gesundheit – oder besser: Gesundung – beigetragen werden kann.

In Tirol investiert man nun 700 Mio. Euro ins Spi-talwesen. Können wir uns das leisten?In Tirol gilt der Grundsatz, dass wir nicht auf Kos-ten der nächsten Generation leben. Deshalb wird auch kein Geld ausgegeben, das wir nicht haben. Kein anderes Bundesland kann behaupten, dass seine Spitäler nahezu schuldenfrei sind. Es wurde immer kostendeckend und schuldenfrei gewirtschaftet, und so ist es uns jetzt auch möglich, 700 Mio. Euro in die kontinuierlichen Anpassungen unserer Gesund-heitsbetriebe zu investieren, um die Versorgung in den Krankenanstalten auf gewohnt hohem Niveau zu halten. Zur Umsetzung des Regionalen Strukturplans

Gesundheit Tirol werden wir also bis 2020 jährlich rund 70 Mio. Euro in die Hand nehmen und in Bau- und Erneuerungsmaßnahmen investieren – und zwar in jedem Tiroler Bezirk.

Investieren alleine ist die halbe Miete. Wie sieht es mit Reformen zum medizinischen Angebot aus? Was bringt das den Tirolern?In einem mehrjährigen Prozess haben wir mit allen beteiligten Systempartnern zusammengearbeitet und eine Bedarfsanalyse gemacht. Es hat sich gezeigt: Der demographischen Entwicklung der Bevölkerung muss auch im Gesundheitswesen Folge geleistet werden: Die Zahl der Geburten und somit der Kinder sinkt ab, im Gegenzug dazu steigt die Anzahl an Senioren ab 65 Jahren bis ins Jahr 2025 um fast 41 %. Das bedeutet, dass die Anforderungen an die Medizin sich ebenfalls verändern. Deshalb haben wir schon heute unseren Fo-kus auf die Altersmedizin gelegt. In den nächsten Jahren stärken wir den Ausbau dieser Altersmedizin an den Tiroler Krankenanstalten. Das bedeutet: mehr Betten für die Orthopädie und Akutgeriatrie, Einrichtung von Palliativstationen, Ausbau der Pfl egeklinik für schwere Pfl ege usw. Das Krankenhausbauprogramm wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Auch die wohnortnahe psychiatrische Versorgung trägt den Entwicklungen der Zeit Rechnung. Diese wollen wir dezentralisiert für alle Teile in Tirol einführen.

Sie haben einmal gesagt, dass Tirol, was das statio-näre Reha-Angebot betreff e, ein weißer Fleck auf der Landkarte wäre. Ihr deklariertes Ziel bei Amts-antritt war, dass Tirol Reha-Land Nummer 1 werden soll. Wo stehen wir heute?

> Interview mit Gesundheitslandesrat Univ. Prof. DI Dr. Bernhard Tilg

Page 35: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 35

Den weißen Fleck haben wir gefüllt: Im Juli wurde das Reha-Zentrum Münster eröff net, im September der Sonnenpark Lans. 2012 werden wir im Zuge der Nachnutzung des Krankenhauses Kitzbühel ein weiteres Reha-Zentrum aufbauen, 50 Betten für die orthopädische und 70 Betten für die unfall- und neurochirurgische Rehabilitation. Für diese Erkran-kungen gab es in Tirol bisher keine stationären Reha-Einrichtungen. In Münster stehen 250 Betten für die stationäre Rehabilitation für neurologische und lungenkranke Patienten sowie für Herz-Kreislauf-Patienten zur Verfügung. Der Sonnenpark Lans steht für die psychosoziale Rehabilitation – 100 Behand-lungsplätze sind hier für die mindestens sechswöchige Kur für alle Formen von psychischen Erkrankungen eingerichtet. Notwendig wurden diese Einrichtungen neben dem grundsätzlichen Bedarf auch deshalb, weil die Tiroler um zwei Drittel weniger stationäre Reha in Anspruch genommen haben als der österreichische Durchschnitt. Dabei stellt die medizinische Rehabi-litation nach der Akutbehandlung einen wichtigen Bestandteil des Th erapieverlaufs dar. Für die Pati-enten selbst, aber auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es uns ein Anliegen, dass die Patienten mit einem ganzheitlichen Ansatz unabhängig vom vorliegenden gesundheitlichen Problem die Möglichkeit haben, wieder aktiv am Leben teilzunehmen und in den Ar-beitsprozess zurückzukehren. Mit den neuen Zentren verfügt Tirol nun über eine Reha-Versorgung, die nahezu alle medizinischen Be-reiche abdeckt.

Noch eine Frage zur Gesundheitsreform des Bundes: Sind Sie damit einverstanden?Darüber könnte man ein Buch schreiben. Erstens gibt es ein starkes Ost-West-Gefälle, was die Kosten von Gesundheitsleistungen in Österreich betriff t. Die Spitäler in Tirol wirtschaften nahezu schuldenfrei

und damit nachhaltig, sie sind für die Zukunft gerüs-tet. Bei uns kostet eine medizinische Leistung – bei mindestens gleich guter medizinischer Behandlungs-qualität – interessanterweise um 51,7 % weniger als in Wien. Zur Gesundheitsreform von BM Stöger selbst: Eine Zentralisierung der Spitäler ist für mich nicht ziel-führend. Der Vorschlag, dass man Krankenhäuser unter 300 Betten zusperren will, ist keine Gesund-heitsreform, sondern eine Gesundheitsgefährdung. Wie würde die Gesundheitsversorgung in Tirol ohne die Krankenhäuser Reutte, Schwaz, St. Johann usw. funktionieren? Und eine Reform, bei welcher wich-tige Bereiche wie die niedergelassenen Ärzte oder am-bulante Spitalsbetriebe nicht mit eingebunden sind, steht von vornherein auf verlorenem Posten. Meine Vision einer effi zienten Gesundheitsreform ist, dass sie zum Wohle der Bevölkerung und zur umfassenden Versorgung im Krankheitsfall durchgeführt wird. Die Tiroler können sich auch in Zukunft auf unser Gesundheitswesen verlassen, sie sind auf höchstem Niveau versorgt.

Daten und Fakten Tiroler Gesundheitswesen:10 öffentliche Krankenhäuser | 4.323 stationäre Betten

Investitionen bis 2020: 700 Mio. Euro ins Krankenhauswesen 100 Mio. Euro in die Nachsorge

Krankenhausbauprogramm 2020 – Großprojekte Bezirkskrankenanstalten• 25,5 Mio. Euro Investitionen für Behandlungstrakt LKH Hall• 15,5 Mio. Euro Investitionen für Ambulanz- und Funktionstrakt BKH Kufstein • 41,9 Mio. Euro Investitionen für den Erweiterungsbau und Bestandsumbau am BKH St. Johann• 85,5 Mio. Euro Investitionen für den Erweiterungsbau und Bestandsumbau am KH Zams• 11,5 Mio. Euro Investitionen für Neubau Südtrakt BKH Schwaz• 15,6 Mio. Euro Investitionen für das BKH Lienz (Erweiterung, Aus- und Umbau, Sanierung)• Erweiterung des Bettentraktes und der Augenambulanz sowie Umbau der Geburtshilfe am

BKH Kufstein• Ausbau der tagesklinischen Struktur am BKH Reutte

Landeskrankenhäuser inkl. LKH Innsbruck/Univ.-KlinikenInvestitionsvolumen jährlich bis ca. 60 Mio. Euro

Investitionsvolumen gesamt ca. 230 Mio. Euro

.

Die neuen Reha-KlinikenSonnenpark Lans (li.) und Münster

gesu

nd.h

eit

Page 36: eco.nova spezial Gesundheit 2011

Kampf um MännerlebenInnsbrucker Forschung erfolgreich gegen Prostatakarzinom

Die Universitätsklinik für Urologie in Innsbruck zählt zu den Vorreitern in der Prostatakrebs-Behandlung. Der neue Direktor Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger setzt den Kurs des Institutes fort und betont die Senkung der Mortalität.

Page 37: eco.nova spezial Gesundheit 2011

forsc

hung

eco.nova 37

„Prostatakarzinome sind die häufi gste Krebsart bei Männern und die zweit- bis dreihäufi gste Todesursa-che“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger, der neue Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie. Seine Abteilung zählt europaweit zu den führenden Zentren für die Behandlung von Pros-tatakarzinomen. Bereits seit 20 Jahren hat sich die Urologie in Innsbruck auf Forschung, Behandlungs-methoden und Programme gegen den Prostatakrebs spezialisiert. Vor allem die PSA-Messungen gehören zu den wesentlichen Früherkennungsmethoden, die bereits seit Jahrzehnten in Innsbruck durchgeführt werden. Ein erhöhter Wert des prostataspezifi schen Antigens (PSA), der im Blut nachweisbar ist, kann auf eine Prostatakrebserkrankung hindeuten. „Tirol war eine der ersten Gruppen, die die Möglichkeiten des konstanten Screenings erkannt hat. Die Urologie wurde deshalb oft von Epidemiologen angefeindet“, berichtet der Direktor. „Screenings senken aber nach-weislich die Sterblichkeit. Allerdings schlagen sich die-se Ergebnisse erst nach Jahren in der Statistik nieder.“ Rund 25.000 PSA-Messungen werden jährlich an der Innsbrucker Urologie durchgeführt, gut 80 Prozent der Männer ab 45 kommen regelmäßig zur Untersuchung, weiß Prof. Horninger. „Wichtig ist für uns, die Erkran-kung möglichst früh zu erkennen. Prostatakrebs ist nur im Frühstadium komplett heilbar. „Mit PSA kann man das Risiko abschätzen, bei Unsicherheiten helfen bildgebende Methoden (Ultraschall, MRI), um zu entscheiden, ob eine Probeentnahme aus der Prostata durchzuführen ist oder nicht“, erläutert Horninger.

Fachleute im OPAuch bei den Operationsmethoden gehört Innsbrucks Urologie zu den Vorreitern. Seit 2005 kann das 22-köp-fi ge Ärzteteam mit der so genannten „laparoskopischen, radikalen Prostatektomie“ mithilfe moderner Roboter-technik operieren. Bei dem Da-Vinci-Robotersystem steuert der Operateur über eine Konsole den Eingriff . „Wesentlich für erfolgreiche Eingriff e ist allerdings weniger die Operationsmethode als die Erfahrung des Arztes“, betont Horninger die hohe Kompetenz der Innsbrucker Operateure, die jährlich rund 170 Prosta-takrebsoperationen durchführen. Die Erfolge der Sta-tion, die über 62 Betten, eine eigene Kinderstation und fünf OP-Säle verfügt, geben Betroff enen neuen Mut: „Prostatakrebs im Frühstadium kann erfolgreich the-rapiert werden. 97 Prozent der Patienten sind nach der Prostata-OP kontinent und immerhin 70 Prozent noch potent“, so der Facharzt.

Größte Blut- und GewebebankMit dem Prostatazentrum, bei der Gründung 1993 das erste Zentrum seiner Art in Europa, unterstreicht die Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie ihre Vorreiterrolle im Kampf um Männerleben. Das 2007 ISO-zertifi zierte Prostatazentrum stellt ein „virtuelles Zentrum“ für sämtliche an Diagnostik und Th erapie

beteiligten Fachbereiche wie Pathologie, Nuklear-medizin, interne Onkologie, experimentelle Urolo-gie, Epidemiologie und andere mehr dar. Gemeinsam kann die Forschung für nationale und internationale Projekte auf die größte Gewebe- und Blutproben-bank zugreifen. Prof. Horninger erwartet sich von den Forschungen künftig auch Auskünfte über den Zu-sammenhang von PSA-Verlauf und Krebsmortalität. „Und vielleicht können wir irgendwann aufgrund der Protein zusammensetzung Prostatakrebs bereits vo-raussagen und rasch eingreifen“, sieht er eine Vision für die Forschung in Innsbruck.

Urologische Forschung in Innsbruckinternational anerkanntDie Universitätsklinik für Urologie verfügt über meh-rere Forschungseinrichtungen – alle mit dem einen Ziel, dem Prostatakarzinom den Kampf anzusagen. Neben verschiedenen Forschungsgruppen wird im Urologie-Labor, in der Abteilung für Experimen-telle Urologie sowie im Labor für Immunologie und Immuntherapie an der Erkennung und Entstehung sowie an der Beeinfl ussung des Karzinoms geforscht. Die Forscher arbeiten sowohl lokal mit Oncotyrol, dem Zentrum für personalisierte Medizin wie auch grenz übergreifend mit z.B. dem Deutschen Krebsfor-schungszentrum in Heidelberg oder dem Max Planck Institut zusammen. Die Ergebnisse ihrer Forschung fi nden durch die Veröff entlichung in zahlreichen inter-national renommierten Medizinmagazinen und durch die Zuerkennung von Forschungsgeldern höchste Be-achtung in Forschungskreisen.

Weltkongress für Urologische Forschung Eine weitere Anerkennung für den Forschungsstandort Innsbruck hat Ende September stattgefunden: Für den Weltkongress über Urologische Forschung unter dem Vorsitz von Molekular-Pathologen und Prostatakar-zinomforscher Univ.-Prof. Dr. Zoran Culig, Urologie Innsbruck, folgten 160 internationale Forschungsgrö-ßen dem Ruf in die Alpenstadt und stellten neueste Forschungsergebnisse und -projekte vor. Ein Kon-gress-Schwerpunkt lag bei den Entwicklungen von neuen Modellen und Th erapien. Neue Mausmodelle für das Prostatakarzinom wurden vorgestellt, auch die Rolle von Stammzellen beim Prostatakarzinom war ein Kongressthema. „Diese Zellen werden mit den gän-gigen Th erapien nicht inhibiert und sind möglicher-weise für das Wachstum des Tumors nach der Th erapie verantwortlich. Es ist daher sehr wichtig, die neuen Ansätze in der Th erapie, die auf die Stammzellen Ein-fl uss haben, zu überlegen“, erklärt Experte Prof. Culig.

Verlangsamung von Proliferation und Migration der TumorzellenDie Forschungsprojekte in der Gruppe von Prof. Zoran Culig sind auf die Androgenrezeptor-Partner (Andro-gene = Sexualhormone) und Zytokine (Proteine, die

Text: Doris Penna, Ulrike DelacherFotos: Fotolia, BLICKFANG photographie

Page 38: eco.nova spezial Gesundheit 2011

38 eco.nova

V. l.: Univ.-Prof. Dr. Martin Thurnher (Leiter des Labors für Immunologie und Immunthe-rapie), Univ.-Prof. Dr. Helmut Klocker (Leiter des Forschungs-labors), Direktor Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger und Prof. Zoran Culig

Wachstum und Diff erenzierung von Zellen regulieren) beim Prostatakarzinom fokussiert. Männliche Sexualhormone (Androgene) spielen bei der Entstehung und beim Voranschreiten eine Schlüs-selrolle. Die Proteine, die mit dem Androgenrezeptor interagieren, verstärken die Wirkung von männlichen Sexualhormonen. Dadurch kann es zu einem schnellen Wachstum des Tumors kommen. Aktuellstes Ergebnis aus der Forschungsgruppe von Prof. Culig: Dr. Frédéric Santer konnte in einem neuen Ansatz zeigen, dass die Inhibition des Partnerproteins p300 die Proliferation (Zellteilung, -wachstum) und Migration der Prostata-zellen verlangsamen kann.

Urologie-Labor und Abteilung für Experimentelle UrologieDie Forschung im Innsbrucker Urologie-Labor und in der Abteilung für Experimentelle Urologie spannt den Bogen von der Entwicklung von neuen Markern für eine bessere Diagnose und für eine bessere Charakte-risierung der individuellen Prostatakrebserkrankung über Aufklärung der zu Grunde liegenden Mecha-nismen für das Fortschreiten der Erkrankung und der Ausbildung von Th erapieresistenz bis zu neuen Th era-pieansätzen. „Oberstes Ziel ist es, neue Erkenntnisse über die Mechanismen des Prostatakrebses zu erarbei-ten und diese ans Krankenbett zu bringen und so in kleinen Schritten verbesserte Möglichkeiten für Dia-gnose und Th erapie von Prostatakrebs zu schaff en“, er-klärt der Leiter des Forschungslabors, Univ.-Prof. Dr. Helmut Klocker.

Forschung zur verbesserten Erkennung undCharakterisierung von ProstatatumorenDer Blut-PSA-Wert ist ein sehr sensitiver Marker, um Prostatakrebs früh zu erkennen. „Aber viele erhöhten PSA-Werte bedeuten auch ‚falscher Alarm‘, weil auch gutartige Prostataerkrankungen, wie zum Beispiel eine Entzündung, darauf ansprechen“, informiert Prof. Klocker. „Dies verursacht – neben den Kosten, die entstehen – Verunsicherung und Ungewissheit bei den Betroff enen.“ Erst durch eine Prostatabiopsie, bei der kein Tumor gefunden wird, können derzeit diese falsch erhöhten PSA-Werte erkannt werden. Bessere, spezi-fi schere Prostatakrebs-Marker zu fi nden, die solche Bi-opsien von vornherein überfl üssig machen, ist eines der Ziele der urologischen Forschung in Innsbruck.

Dringend notwendig zur weiteren Verbesserung der Prostatakrebstherapie sind Marker, die es erlauben, einen neu gefundenen Prostatakrebs besser zu cha-rakterisieren und das Risiko einer Progression einzu-schätzen, sogenannte prognostische Marker. Damit könnte der Th erapieplan besser auf den individuellen Tumor zugeschnitten werden (Schlagwort: personali-sierte Medizin). Klocker erläutert: „Heute wissen wir, dass nicht alle Prostatatumoren eine Th erapie mit allen Mitteln benötigen. Nur jene Tumoren, die die Fähig-keit haben, auszustreuen, an entfernten Orten wie zum Beispiel in den Knochen Tochtergeschwüre (Metasta-sen) zu bilden, sind todbringend und benötigen eine aggressive Th erapie, wie eine chirurgische Entfernung der gesamten Prostata. Jene, die dies nicht tun, wären

Page 39: eco.nova spezial Gesundheit 2011

forsc

hung

eco.nova 39

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger leitet seit März 2011 als neuer Direktor die Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie

mit weit gelinderen Mitteln beherrschbar. Leider ste-hen diese Informationen bei der Th erapieentscheidung meist nicht zur Verfügung, weil es keine verlässlichen prognostischen Marker gibt. Um diese Situation zu verbessern, suchen wir gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg oder dem Max Planck Institut für Molekulare Genetik nach Markern, die zwischen aggressiven, schnell fortschreitenden Tu-moren und langsam, lokal wachsenden Tumoren un-terscheiden können.“

Therapieresistenz und neue AnsätzeBei fortschreitendendem Prostatakrebs, entweder wenn der Tumor sehr spät erkannt wird oder nach Versagen der Ersttherapie, ist die Blockade der männlichen Se-xualhormone laut den Innsbrucker Experten die Th e-rapie der Wahl. Fast alle Tumoren sprechen auf diese Th erapie an, aber leider ist der Erfolg nicht von Dauer. Im Durchschnitt nach etwa zwei Jahren beginntder so behandelte Krebs wieder zu wachsen, Bildung und Wachstum von Metastasen schreiten fort. In einer Reihe von Forschungsprojekten, die bereits in den 90er Jahren begonnen wurden, konnten die Forscher an der Urologie Innsbruck dazu beitragen, die Mechanismen, die der Resistenzbildung zugrunde liegen, besser zu verstehen und daraus neue Th erapieansätze entwickeln. Im Zentrum steht dabei der Androgenrezeptor, jenes Protein, das die Wirkung der männlichen Sexualhor-mone vermittelt. Alle Th erapien mit Anti-Hormon Wirkung zielen darauf ab, die Funktion des Andro-genrezeptors zu unterdrücken. Seine Funktion und Wirkungsweise zu verstehen, ist daher der Schlüssel für die Überwindung der Th erapieresistenz. Die Ar-beiten des Urologischen Labors sowie der Experimen-tellen Urologie liefern neue, international anerkannte Erkenntnisse über die Wirkungsweise dieses Andro-genrezeptors in verschiedenen Tumorstadien und opti-mierte Inhibitoren und deren Kombination, um dieses neue therapeutische Prinzip wirkungsvoll umzusetzen.

Labor für Immunologie und ImmuntherapieEine weitere Forschungseinrichtung der Universitäts-klinik für Urologie ist das Labor für Immunologie und Immuntherapie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Martin Th urnher. Das Labor befasst sich mit der so genannten Tumorimmunologie und der Tumorim-muntherapie. Prof. Th urnher erklärt: „Bei der Tumorimmunologie untersuchen wir die Interaktionen zwischen Tumor und Immunsystem und den Mechanismen der Im-munüberwachung, welche die Tumorentstehung und -progression verhindern. In der Forschung zur Tumor-immuntherapie geht es um jene therapeutischen In-terventionen, die das Immunsystem gegen den Tumor mobilisieren.“

Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Immunthera-pieforschung mit den so genannten Dendritischen Zellen, die als Wächterzellen des Immunsystems an allen Immunreaktionen des menschlichen Körpers,

auch an jenen gegen Tumore, beteiligt sind. Dendri-tische Zellen gehören – wie alle Immunzellen – zu den Leukozyten. Ihre Aufgabe ist es, Bestandteile von Krankheitserregern oder Krebszellen aufzunehmen, zu verarbeiten und sie in einer charakteristischen Form zu präsentieren. Die Dendritischen Zellen verwandeln Warnsignale in zielgerichtete Immunreaktionen. „Der Ansatz unserer Immuntherapieforschung in Innsbruck geht dahin, Dendritische Zellen so zu verändern, dass sie die T-Zellen (dienen der Immunabwehr) im Pa-tienten nicht nur aktivieren, sondern sie auch zielge-richtet auf Krebsherde und ihre Absiedlungen lenken“, expliziert Prof. Th urnher die Forschungsarbeit.

Inernationale Vorreiterrolle bei Impfung gegen Nierenzellkarzinom Basierend auf diesem Konzept der Impfung (Vakzinie-rung) gegen Krebs wurde Ende der 1990er Jahre in der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie die Im-muntherapie mit Dendritischen Zellen für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom entwickelt und über ein Jahrzehnt in verschiedenen klinischen Studien angewendet. Diese Form der Behandlung war damals eine Premiere in Österreich. Im April 2010 wurde nun die erste auf Dendritischen Zellen basie-rende Krebsimpfung auch von der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) zugelassen. Die offi zielle Zulassung durch die FDA ist ein positives Signal, das auch die Innsbrucker Forscher in ihrem Th erapieansatz bestätigt. Außerdem besteht die begründete Hoff -nung, dass zukünftige Zulassungsverfahren für Krebs-impfungen beschleunigt werden. „Der verwendete Krebsimpfstoff Provenge zerstört den Prostatatumor oder hemmt zumindest dessen Wachstum. In großen klinischen Studien konnte diese lebensverlängernde Wirkung des Medikaments nachgewiesen werden, was schließlich zur Zulassung als Impfstoff führte – basie-rend auf unseren Forschungsergebnissen mit der Vak-zinierung in Innsbruck“, freut sich Prof. Th urnher über die weiteren Entwicklungen. .

Page 40: eco.nova spezial Gesundheit 2011

40 eco.nova

Off en für die Forschung2005 gegründet, darf sich das Biozentrum Innsbruck inzwischen über beachtliche Erfolge in der medizi-nischen Forschungstätigkeit freuen. Die neuen Räumlichkeiten im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB) am Innrain sollen ein weiterer Schritt in Richtung internationale Anerkennung sein.

Die primäre Idee der Gründung eines Biozentrums an der Medizinischen Universität in Innsbruck war im Grunde sehr einfach: ein organisatorischer Zu-sammenschluss von zehn Lehrstühlen aus der Vor-klinik mit dem Ziel, knapper werdende Ressourcen wie Personal und technisches Equipment vor allem auf Grund der Universitätensplittung untereinander aufzuteilen und optimal zu nutzen. „In der Praxis war das anfangs nicht ganz so einfach, zehn bislang eigenständige Ordinariate in ein Zentrum zusam-menzuführen“ schildert Prof. Dr. Lukas A. Huber die Gründungsphase, „jedoch ist es uns durch Ziele, die für alle einen Mehrwert schaff en, relativ rasch gelun-gen, ein Zentrum zu schaff en, bei dem die Grund-lagenforschung im Mittelpunkt steht, das aber auch wie ein leistungsorientierter Betrieb geführt wird. In diesem Entwicklungsprozess haben wir dann auch relativ rasch eine Prämisse festgeschrieben: junge

Wissenschaftler zu fördern und exzellente Forscher zu berufen. Denn nur so können wir unser Ziel er-reichen, über die Landesgrenzen hinaus sichtbar zu werden. Ohne Zentrumsbildungen würde in Zukunft unsere Forschungsarbeit in Innsbruck sehr erschwert sein“, so der Direktor des Biozentrums weiter.

Biomedizinische GrundlagenforschungDie Bandbreite der Forschungstätigkeit im Biozen-trum ist breit gefächert. „Es geht um Erkenntnisge-winne, warum Krankheiten überhaupt entstehen. Wir forschen in den Bereichen Krebserkrankungen, Infek-tionskrankheiten und neurologische Erkrankungen“, so Huber. Ein Beispiel ist die Forschungstätigkeit für die personalisierte Krebsmedizin, die Grundlagen-forschung dazu wird im Biozentrum gemacht, die Entwicklung des Produktes zu einem Medikament erfolgt dann bei Oncotyrol. Oncotyrol ist als Kom-

Text: Doris PennaVisualisierung: Architektur-werkstatt din a4Fotos: Florian Schneider

Page 41: eco.nova spezial Gesundheit 2011

eco.nova 41

petenzzentrum für personalisierte Krebsmedizin aus dem Biozentrum, anderen vorklinischen Instituten und den starken Innsbrucker Kliniken hervorgegan-gen, greift Forschungsergebnisse auf und entwickelt diese dann in Zusammenarbeit mit Pharmaunterneh-men weiter. Das Biozentrum hat also die Aufgabe der Wissensfi ndung, der Grundlagenforschung. Die Weiterentwicklung erfolgt dann in verschiedenen an-deren Kompetenzzentren.“

Finanziert wird das Biozentrum zu etwas mehr als 50 %durch den Staat, sprich die Medizinische UniversitätInnsbruck, rund 6,5 Mio. Euro sind Drittmittel vom österreichischen Forschungsfonds FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung), der FFG (Österr. Forschungsförderungsgesellschaft), aber auch von EU-Programmen.

Vier START-Preisträger am Biocenter InnsbruckAls einziges rein biomedizinisches Grundlagenfor-schungszentrum in Österreich kann das Biocenter Innsbruck gleich auf vier START-Preisträger verwei-sen. Der START-Preis ist der größte österreichische Nachwuchspreis, vergeben nach internationaler Eva-luierung durch den FWF, für junge, talentierte Wis-senschaftler, die über sechs Jahre hinweg mit einem großen Budget ihre Forschungstätigkeit eigenständig mit einem selbst gewählten Team durchführen kön-nen. „Diesen START-Preis erhalten nur außerge-wöhnlich gute Wissenschaftler und darauf sind wir sehr stolz“, freut sich Lukas A. Huber.

Univ.-Prof. Dr. Andreas Villunger war der erste Preis-träger mit einer Forschungsarbeit im Bereich der Ent-wicklungsimmunologie, Dr. Alexandra Lusser für ein Projekt in der Epigenetik, Dr. Norbert Polacek forscht aktuell im Bereich der Genomik und Dr. David Teis arbeitet an einem aktuellen Projekt im genetischen Modellorganismus Hefe in der Zellbiologie. Aber auch emeritierte Professoren werden am Bio-zentrum hochgeschätzt, wie z.B. em. Univ.-Prof. Dr. Hans Grunicke, em. O. Univ.-Prof. Dr. Georg Wick, em. O. Univ.-Prof. Mag. Dr. DDr. h.c. Helmut Wach-ter, Univ.-Prof. Dr. Peter Groebner und em. O. Univ.-Prof. Dr. Mag. Wilhelm Sachsenmaier, die nach wie vor an verschiedenen Forschungsprojekten tatkräftig mitwirken und ihr wertvolles Wissen und jahrzehnte-lange Erfahrung in die Forschung miteinfl ießen lassen.

Auf zu neuen UfernAm Innufer gelegen, in unmittelbarer Nähe zur Uni-versität und zur Universitätsklinik Innsbruck, wurden die neuen Räumlichkeiten des Biozentrums im CCB-Gebäude gerade fertig gestellt. „Die off ene Kommu-nikation steht im Vordergrund, ebenso wie gemein-sam nutzbare Flächen für alle Lehrstühle, und das in unmittelbarer Nachbarschaft zur Chemie und Phar-mazie, von der Leopold-Franzens-Universität“, freut sich Lukas A. Huber sichtlich über die bevorstehende Übersiedlung in das neue Gebäude. „Durch die räum-

liche Zusammenlegung wird unser Zentrumskonzept vollendet, nun sind wir ein wirkliches Zentrum. An diesem Ort können Ideen wachsen, rund 400 For-scher aus beiden Innsbrucker Universitäten werden insgesamt im CCB tätig sein.“

Weiterentwicklung in OncotyrolWährend im Biozentrum die Grundlagenforschung betrieben wird, arbeitet man bei Oncotyrol an der Weiterentwicklung dieser Erkenntnisse. Hier ar-beiten Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft an der Entwicklung individualisierter Krebstherapien sowie an prognostischen und präventiven Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei Tiroler Universitäten im Zentrum – Medizinische Universität Innsbruck, Universität Innsbruck, Private Universität UMIT in Hall –, die wiederum mit internationalen Universitäten wie z.B. Harvard Medical School oder der Ludwig Maximilian Universität in München in-tensiv zusammenarbeiten. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und international agie-rende Konzerne beteiligt, darunter Roche, Novartis, Amgen, Schering-Plough oder Janssen-Cilag. Zudem wird Oncotyrol im Rahmen des Strukturprogramms COMET (Competence Centers for Excellent Tech-nologies) durch die österreichischen Bundesministe-rien für Technologie und Wirtschaft und die Bundes-länder Tirol und Steiermark gefördert.

An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirt-schaft fungiert das Innsbrucker CEMIT Center of Ex-cellence in Medicine and IT GmbH und koordiniert die derzeit insgesamt 21 Großforschungsprojekte.Oncotyrol schließt also die Lücke zwischen Grund-lagenforschung und kommerzieller Entwicklung und basiert auf der Zusammenarbeit von Kliniken, Grund-lagenforschung und lokalen wie internationalen Unter-nehmen und leistet so gemeinsam mit dem Biozentrum Innsbruck einen wesentlichen Beitrag, Innsbruck als wissenschaftlichen Standort weiter zu etablieren.

> eco.nova hat Herrn Univ.-Prof. Dr. Lukas A. Huber zum Interview gebeten.

eco.nova: Herr Prof. Dr. Huber, vor ca 9 Jahren wurden Sie aus Wien nach Innsbruck berufen und haben 2004 von Rektor Grunicke den Auftrag er-halten, dieses Biozentrum der Medizinischen Uni-versität Innsbruck ins Leben zu rufen. Wie sehen Sie heute die Entwicklung?Lukas A. Huber: Ich wurde damals gerade an die Histologie berufen, als Prof. Grunicke mich mit der Aufgabe betraute, das Biozentrum ins Leben zu ru-fen. Im Rahmen des neuen Universitätsgesetzes ging es primär um einen organisatorischen Zusammen-schluss von zehn biomedizinischen Lehrstühlen der damaligen Vorklinik. Anfangs waren viele Gespräche notwendig, denn es war in der Praxis nicht einfach, zehn verschiedene Ordinariate mit verschiedenen Problematiken, verschiedenen Strukturen und ver-schiedenen Generationen an Professoren zusammen-

forsc

hung

Page 42: eco.nova spezial Gesundheit 2011

42 eco.nova

zuführen. Aber aufgrund der knapper werdenden Ressourcen für die Forschung konnten wir dann doch schnell gemeinsame Ziele formulieren, die für jeden einen Mehrwert bringen und das Biozentrum sozusa-gen als leistungsorientierten Betrieb führen.Mit einer gemeinsamen Identitätsfi ndung nach innen und nach außen, die wir konsequent weiterpfl egen, ist es uns gelungen, einige international evaluierte und kompetitive Großforschungsprojekte zu realisieren. Die Leistungszahlen sind seither stetig nach oben ge-gangen. Auch versuchen wir immer, hochqualifi zierte Spezialisten zu berufen und uns auch inhaltlich im-mer wieder zu erneuern. Erwähnen möchte ich aber auch, dass bei uns auch die emeritierten Professoren einen hohen Stellenwert einnehmen und wir deren Erfahrungen sehr schätzen.

Welche Art von Forschung wird im Biozentrum Inns bruck durchgeführt?Im Biozentrum erfolgt die reine Grundlagenforschung, die Wissensfi ndung, warum Krankheiten entstehen. Das entscheidende Verständnis, wie und warum ver-schiedene Krankheiten passieren, ist dann Grundlage für übersetzte Forschung, wie sie zum Beispiel im On-cotyrol stattfi ndet. Das Spektrum unserer biomedizi-nischen Grundlagenforschung ist sehr breit gestreut und reicht von Krebserkrankungen über Infektions-krankheiten bis hin zu neurologischen Erkrankungen. Ein Forschungsprojekt, übrigens ein START-Preisträ-ger, bedient sich der schnellen und relativ unkompli-zierten Genetik in der Hefe, anhand derer man opti-mal komplexe biomedizinische Grundlagenforschung betreiben kann. Andere wiederum widmen sich der Frage, wie man zertrümmerte Nervenfasern wieder-herstellen oder neurodegenerative Erkrankungen wie-der heilen kann. Schwerpunkte liegen natürlich auch in der Erforschung infektiöser Erkrankungen und wie schon erwähnt in der Krebsforschung.

Sie stehen nun kurz vor der Übersiedlung in das neue CCB-Gebäude am Innufer, was bedeutet dieser Schritt für Sie?Die Zusammenfi ndung zu einem wirklichen Zen-trum wird mit dem neuen Gebäude vollendet. Die Ar-chitekten von dinA4 haben hier wirklich ein wahres Wunder vollbracht und off ene, helle Räumlichkeiten

mit Kommunikationsfl ächen geschaff en. Hier werden die gemeinsam nutzbaren Flächen verwirklicht, ge-meinsame Arbeits- und Aufenthaltsräume, einsicht-bare Labors – einfach ein Zentrum, bei dem die Kom-munikation im Vordergrund steht. Es ist vor allem auch ein Riesenschritt für uns, dass die Forscher bei-der Innsbrucker Universitäten in ein Haus gehen und so trotz der Zersplitterung der beiden Universitäten wieder räumlich zusammenfi nden und unter optima-len Bedingungen zusammenarbeiten können.

Welche Ziele haben Sie für das Biozentrum in Zu-kunft?Unsere Chance liegt im Wandel, wir müssen alte, ver-krustete Universitätsstrukturen überdenken und uns stetig verbessern. Wir sind mit Freude und Einsatz der qualitativ hochstehenden Lehre und Ausbildung von Medizinstudenten an unserer Universität verpfl ich-tet und auch maßgeblich am neuen Studiengang für Molekulare Medizin beteiligt, der von Univ.-Prof. Dr. Peter Loidl aus dem Biozentrum koordiniert wird. Ohne Zentrumsbildungen wird in Zukunft an unseren österreichischen Universitäten keine inter-national wettbewerbsfähige Forschungsarbeit mehr möglich sein, denn gute Forschung kostet immer mehr Geld und die fi nanziellen Mittel dafür werden gleichzeitig immer knapper. Durch solche Zusam-menschlüsse wie das Biozentrum können wir ganz anders agieren und zusätzliche leistungsorientierte Mittelvergaben an Land ziehen und so auch immer wieder hochrangige Wissenschaftler berufen, wie zuletzt den Struktur biologen Univ.-Prof. Dr. Klaus Scheff zek aus Heidelberg oder den Bioinformatiker Univ.-Prof. Dr. Zlatko Trajanoski aus Graz. Im Vergleich zu Wien oder anderen renommierten in-ternationalen Standorten wird Innsbruck manchmal als Forschungsprovinz bezeichnet, unser aller Ziel am Standort ist es daher, international sichtbar zu sein und hier in Tirol exzellente Forschung betreiben zu dürfen. Wir haben schon einen steinigen, aber auch erfolgreichen Weg hinter uns, sind aber noch lange nicht am Ziel.

Die einzelnen Bereiche des Biozentrums (http://biocenter.i-med.ac.at)

Sektion für Medizinische Biochemie Univ.-Prof. Dr. Ludger HengstSektion für Neurobiochemie Univ.-Prof. Dr. Christine BandtlowSektion für Klinische Biochemie Univ.-Prof. Dr. Ludger Hengst (interim.)Sektion für Biologische Chemie Univ.-Prof. Dr. Klaus ScheffzekSektion für Zellbiologie Univ.-Prof. Dr. Lukas A. HuberSektion für Genomik & RNomik Prof. Dr. Alexander HüttendorferSektion für Molekularbiologie Univ.-Prof. Dr. Peter LoidlSektion für Experimentelle Patho-physiologie & Immunologie Univ.-Prof. Dr. Lukas A. Huber (interim.)

Sektion für Molekulare Pathophysiologie Univ.-Prof. Dr. Reinhard KoflerSektion für Entwicklungsimmunologie Univ.-Prof. Dr. Andreas Villunger

Sektion für Bioinformatik Univ.-Prof. Dr. Zlatko Trajanoski .

Page 43: eco.nova spezial Gesundheit 2011

Das Wunder Mensch geht neue Wege

„Die Merkur Versicherung bietet für jeden Lebens-abschnitt und jedes Bedürfnis den passenden Versicherungs-schutz und steht mit ihren Produkten für Individualität und Flexibilität.“Landesdirektor Harald Spadinger

In den vergangenen Jahren kam es zu ständigen Verände-rungen im Gesundheitswesen und zu veränderten Kun-denbedürfnissen. So hat sich zum Beispiel die Dauer der Krankenhausaufenthalte bei gleichzeitiger Erhöhung der Fallzahl verkürzt. Viele Eingriff e werden bereits am-bulant durchgeführt. Die Merkur Versicherung hat den Trend frühzeitig erkannt und als erste Versicherung Ös-terreichs die optimale Gesundheitsvorsorge, zugeschnit-ten auf die aktuellen Bedürfnisse der ÖsterreicherInnen, entwickelt. Bei der „Privatklasse Novum“ sind die ersten sieben Tage ohne Eigenkosten voll abgedeckt – erst ab dem achten Aufenthaltstag im Spital entsteht eine Kos-tenbeteiligung. Ein weiterer Vorteil der Merkur Privat-klasse Novum: Zusätzlich zu den stationären Leistungen ist die für den Krankenhausaufenthalt notwendige am-bulante Vor- und Nachsorge inkludiert. Dies ermöglicht den Versicherten unter anderem, vor stationären Kran-kenhausbehandlungen problemlos eine entsprechende medizinische Beratung beim Privatarzt (in ganz Öster-reich frei wählbar!) einzuholen und auch nachher den Arzt ihres Vertrauens konsultieren zu können.

Ein weiteres Highlight der neuen Merkur Privatklas-se Novum ist das eigens für die Bedürfnisse der unter-schiedlichen Zielgruppen neu überarbeitete Vorsor-geprogramm „Privatklasse aktiv“. So werden mit der Privatklasse Novum auch d ie ego4you-Programme für eine umfassende Gesundheitsvorsorge erweitert und – basierend auf aktuellen medizinischen Erkenntnissen – den individuellen Bedürfnissen der Versicherten entspre-chend neu gestaltet. Insgesamt 80 ausgewählte Vertrags-partner in ganz Österreich stehen den Merkur-Kunden alle zwei Jahre mit dem Angebot an Gesundheitspro-grammen zur Auswahl. In 69 Fitness-Studios und in elf ausgewählten Partnerhotels wird ein umfangreiches Ba-sis-Vorsorgepaket mit Aufbauleistungen geboten. Wenn gewünscht, werden zusätzliche gecoachte Specials mit professionellen Betreuern zu vergünstigten Konditionen angeboten. Die Programme reichen von klassischen und fernöstlichen Vorsorgeuntersuchungen über Entspan-nungs- und Ästhetiktherapien bis zu einem breit gefä-cherten Sportangebot.

Leopoldstraße 176020 InnsbruckTel.: 0512/59840DW -3711 oder -3712www.merkur.at

Privatklasse NOVUM – die Antwort auf eine moderne medizinische Versorgung.

Attraktive Zusatzleistung: Bei der Merkur Privatklasse Novum können die Kunden von dem besonderen GesundheitsPlus der Merkur Versicherung profitieren: Bereits bei Vertragsabschluss erhalten sie die Garantie auf eine Prämienersparnis von 50 % auf die Prämie ab dem 65. Lebensjahr. Ein wichtiger Vorteil, wenn man bedenkt, dass dadurch die Absicherung der Gesundheit auch in jenem Alter gesichert ist, in dem das Einkommen eventuell geringer und gleichzeitig die Gesundheitsvorsorge immer wichtiger wird.

Ein weiteres Plus: Wer keine Versicherungsleistung in Anspruch nimmt, erhält automatisch einen garantierten Bonus von zwei Monatsprämien.

eco.nova 43

.

Page 44: eco.nova spezial Gesundheit 2011

44 eco.nova

Tirol-Werbung für den Ärzte-NachwuchsWaren vor zwei oder drei Jahrzehnten Mediziner wegen der so genannten „Ärzteschwemme“ dazu verdammt, Taxi zu fahren, so könnte sich diese Situation bald ins Gegenteil verkehren. Händeringend könnte man dann Ärzte suchen. Seit einiger Zeit geistern nämlich Schlagzeilen vom drohenden tatsächlichen oder vermeint-lichen Ärztemangel durch die Medien. Doch was steckt dahinter und was ist dagegen zu tun?

Von „vermeintlich“ will der Vizerektor für Lehre der Innsbrucker Medizinuniversität, Norbert Mutz, nichts wissen: „Das, was man jetzt immer wieder hört, vom Ärztemangel in verschiedenen Bereichen, ist kein Hype, das ist wahr.“ Etwas spät, aber immerhin, sei man auf das Problem aufmerksam geworden. Ar-tur Wechselberger, Präsident der Tiroler Ärztekam-mer, kann dazu auch die Zahlen liefern: „Wir wissen ja, wie alt unsere Ärzte sind, und wissen auch, wann sie das Pensions-Antrittsalter erreichen werden.“ Und laut diesen Berechnungen werden in den nächsten 15 Jahren rund 660 niedergelassene Ärzte in Tirol den

Kittel an den Nagel hängen und das Stethoskop in die Schublade legen. Um die Dimension richtig einzu-schätzen: Das sind 60 Prozent der niedergelassenen Praktiker und 55 Prozent der Allgemeinmediziner im Land. Knapp 400 davon sind Ärzte mit einem Kas-senvertrag.

Der Präsident der Tiroler Ärztekammer, Arthur Wechselberger, ist optimistisch, dass man den Bedarf mit den derzeitigen und zukünftigen Medizinstuden-tinnen und -studenten wird decken können. Aller-dings unter einigen Voraussetzungen: „Grundsätzlich

Text: Uwe SchwinghammerFotos: iStockphoto, Medizinuni,Ärztekammer

Page 45: eco.nova spezial Gesundheit 2011

syste

m

eco.nova 45

kommen genug Ärzte nach, so sich das System nicht ändert. Damit meine ich, dass die EU die Quote nicht kippt.“ Diese Quote regelt, dass 75 Prozent der Stu-dienplätze mit Österreichern besetzt werden dürfen. Ein anderes Problem, das Wechselberger allerdings kommen sieht, ist die Geschlechterverteilung. Heute seien 75 Prozent der Allgemeinmediziner männlich, 60 Prozent der Turnusärzte aber weiblich. Der Ärz-tekammerpräsident präzisiert die Folgen: „Erstens ha-ben wir dann eine Diskontinuität des Berufsverlaufes, wenn Ärztinnen Kinder bekommen. Und zweitens stellt sich die Frage, ob es für Frauen dann überhaupt möglich sein wird, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Und was tut man, um Frauen die Mög-lichkeit zu geben, dass es geht?“ Vorschläge seien etwa, Gruppenpraxen zu gründen, Kassenverträge zu teilen. Aber auch die Möglichkeit, Bereitschaftsdienste und Praxisführung zu trennen. Alexandra Kofl er, Ärzt-liche Direktorin des Landeskrankenhauses Inns-bruck, fordert, dem höheren Frauenanteil schon bei der Ausbildung Rechnung zu tragen: „Es gibt schon Angebote, die Ausbildung in Teilzeit zu machen. Aber das zieht sich natürlich dann unheimlich in die Länge. Eine Facharztausbildung dauert heute schon mindestens sechs Jahre. Wenn ich das dann in Teil-zeit mache, dann kann ich ja schon fast die Pension einreichen, bevor ich fertig bin.“ Wobei Wechselberger die Frage der Work-Life-Balance nicht unbedingt auf Frauen beschränkt wissen will: „Jetzt ist noch eine Ge-neration von Ärzten da, bei der die Arbeit einen Groß-teil der Lebenszeit einnimmt. Wie das bei den Jungen aussieht, das wissen wir noch nicht.“

Stadt-Land-GefälleWeitere Probleme, mit denen man teils jetzt bereits zu kämpfen hat, sind das Stadt-Land-Gefälle bei der ärztlichen Versorgung und die Abwanderung von Me-dizinern nach Deutschland, Dänemark, Schweden ...

Um angehende Mediziner auf das Land hinauszu-locken, hat der Vizerektor der Medizinuni, Norbert Mutz, gemeinsam mit seinem Team folgende Idee geboren und an die Tiroler Landesregierung heran-getragen: Einen Teil des klinisch-praktischen Jah-res sollen die angehenden Mediziner in Landpraxen absolvieren: „Wir wollen, dass sie das klinisch-prak-tische Jahr zum Teil auf dem Land machen, um zu sehen, dass das eigentlich ganz was Schönes ist. Denn man wird ja nicht Arzt, um als Technokrat tätig zu sein, sondern weil einem die Leute taugen. Die sol-len sehen, dass es toll ist, dass ich irgendwo auf dem Land bin, wo ich eine Bindung zu den Leuten aufbau-en kann und Teil des Ganzen bin.“ Allein, die Sache kostet Geld und daran spießt sich’s noch etwas. Ärz-tekammerpräsident Wechselberger ist allerdings auch ob der Wirksamkeit dieser Maßnahme skeptisch: „Das glaube ich nicht, dass jemand deswegen Allge-meinmediziner auf dem Land wird, weil er ein paar Wochen dort in einer Praxis verbracht hat.“Einig sind sich Mutz und Wechselberger hingegen in der Frage, dass der Beruf des Arztes in Österreich wieder attraktiver gemacht werden muss. Zumal die

Verlockungen aus dem Ausland groß sind. Mutz for-muliert es gewohnt pointiert: „Es hat ja die moderne Völkerwanderung Platz gegriff en. Von Österreich wandert man nach Deutschland. Von Deutschland nach Dänemark, Schweden und Norwegen. Und dann geht man vielleicht noch nach England, um sich dort zu betätigen.“

Eine Werbekampagne muss herGrund für die Völkerwanderung sind einerseits die Verdienstmöglichkeiten. Aber nicht nur. Hier fordert Mutz Taten von der Politik und den Krankenkassen: „Man muss dafür sorgen, dass der Beruf attraktiver wird. Und zwar nicht nur – aber auch – pekuniär, sondern von der Unterstützung her. Wir sind ge-zwungen, den jungen Leuten zu sagen: Da hast du Möglichkeiten, dich zu entwickeln und eine Tätigkeit auszuführen, die du gelernt hast. Gleichzeitig hast du Verdienstmöglichkeiten, die dem Einnahmen-Aus-gaben-System gerecht werden.“ Denn vielfach wären die Jobs in Deutschland oder in der Schweiz fi nanziell nur auf den ersten Blick verlockend, „ohne den Leuten zu sagen, dass man dort aber auch viel mehr ausgibt“. Auch Kofl er hält den fi nanziellen Aspekt allein nicht für ausschlaggebend: „Geld spielt nicht die Hauptrol-le. Heute kann man auch nicht davon ausgehen, dass jemand, der Medizin studiert, reich wird. Das sind die Ausnahmen, die glänzen. Einer, der Medizin stu-diert, will helfen. Und das ist nach wie vor so.“

Gefordert sei weiters eine Anpassung der Ausbil-dungsplätze in den Krankenhäusern und Praxen. Mutz: „Wir an der Universität können unseren Teil dazu tun. Ich stehe zum Beispiel dafür, dass wir Si-mulationszentren aufbauen, damit die jungen Leu-te nicht am Patienten üben müssen.“ Irgendwann müssten die angehenden Ärzte aber doch zum le-benden Menschen gelassen werden, und da, so Mutz, seien zum Beispiel die Spitalserhalter gefordert, das zu garantieren. Hier hakt auch Ärztekammerprä-sident Wechselberger ein: „Solange bei uns die An-wärter für einen Turnusplatz auf eine Liste gesetzt werden und zum Warten verdammt sind, werden sie dorthin gehen, wo sie sofort anfangen können. Es ist ganz wichtig, dass man unseren Studenten zeigt: Wir sind froh, dass ihr jetzt fertig seid. Wir wollen nicht, dass ihr weggeht. Wir wollen, dass ihr hier arbeitet.“

Die Diskussion um Deutsche, die in Österreich „auf unsere Kosten“ studieren, ist für Mutz verlogen. Ei-nerseits, weil die Zahl letztlich doch recht klein sei – sie belegen 20 % der vorhandenen Studienplätze. Und andererseits, weil man ja in Österreich niemanden hindere, auch das zu tun, was in Deutschland oder Skandinavien gemacht werde. Nämlich um die Leute zu werben. Vizerektor Mutz: „Wir müssen schauen, dass die Leute hier bleiben. Und da ist es völlig gleich, ob jemand ein originärer Österreicher ist oder Deut-scher oder Luxemburger.“ Man solle nicht verhin-dern, dass diese Menschen nach Österreich kommen, sondern darum werben, dass sie nach dem Abschluss des Studiums dableiben.

Oben: Norbert Mutz, Vizerektor für Lehre der medizinischen Universität Innsbruck

Darunter: Arthur Wechselberger, Präsident der Tiroler Ärzte-kammer

.

Page 46: eco.nova spezial Gesundheit 2011

46 eco.nova

Warten ist doch klasseMedien, die dieser Tage in Tirols Krankenhäusern zum Thema Operationstermine und Wartezeiten nachfragen, bekommen die Nase vor der Tür zugeknallt. Da ging es eco.nova nicht anders. Dennoch haben wir versucht, die Hintergründe dieser Problematik zu beleuchten.

Das Aufsehen war groß, als der Verein für Konsu-menteninformation (VKI) vor einem Monat die OP-Wartenzeiten in Österreichs Spitälern erhob. Eine anonyme Testperson erhielt dabei oft die Auskunft, dass es bei der von ihr gewünschten Operation eines Grauen Stars wochenlange Wartezeiten gebe. Sollte sie freilich Privatpatientin sein, würde sich das War-ten drastisch verringern. Auch Tiroler Spitäler wa-ren unter jenen, die solch „unmoralische Angebote“ gemacht haben. Seither gibt es heftige Diskussionen über Zwei-Klassen-Medizin. Eine Novelle des Kran-kenanstaltengesetzes im kommenden Jahr soll Abhil-fe schaff en und ein mehr oder weniger „transparentes Wartezeitmanagement“ bringen.

Anfragen zum Th ema OP-Wartezeiten in St. Johann blieben unbeantwortet, aus anderen Tiroler Krankenhäu-sern kommen Antworten eher ungern und spärlich. Beim größten Tiroler Krankenhausbetreiber, der TILAK,stellten sich allerdings Vorstandsdirektor Stefan Defl o-rian und die Ärztliche Direktorin des Landeskranken-hauses Innsbruck, Alexandra Kofl er, unseren Fragen.

Wartezeiten für planbare Eingriff e – also keine aku-ten Fälle – gibt es natürlich auch an der Innsbrucker Klinik. Meist sind sie eher geringer Natur, in einigen Bereichen betragen sie aber Wochen bis Monate. Die derzeitige „Hitparade“: Kataraktoperationen (Grauer Star) bis zu sechs Monate, Bandscheiben etwa drei Monate, Endoprothetik (zum Beispiel Hüft- oder Kniegelenke) zwei bis drei Monate. Bei den Band-scheibenoperationen gab es schon beinahe doppelt so lange Wartezeiten. Hier greifen inzwischen aber langsam organisatorische Maßnahmen an der Neuro-chirurgie. An den anderen Häusern der TILAK gibt es dieses Problem nur in sehr eingeschränktem Maße. Wartezeiten gibt es in Hall zum Beispiel ebenfalls in der Endoprothetik.

Wartezeit auf Operationen aufgrund des organisatorischen AufwandsLange Wartezeiten in den Griff zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Denn es ist nicht damit getan, mehr Operateure einzusetzen. Alexandra Kofl er beschreibt, warum das so schwierig ist: „Das hängt von der Ge-

Page 47: eco.nova spezial Gesundheit 2011

syste

m

eco.nova 47

samtkapazität ab: Man braucht einen Operationssaal, der entsprechend ausgerüstet ist. Dann ein Team. Das ist ja nicht nur der Operateur alleine, das sind ja auch OP-Schwestern, Gehilfen, die Anästhesie. Und selbst wenn wir es schaff en, dass wir bei den Operations-sälen einen größeren Durchsatz haben, dann muss man natürlich auch schauen, dass der Patient nach der Operation weiter betreut werden kann. Wir brau-chen Aufwachplätze, Betten auf den Stationen und so weiter.“ Insgesamt also ein riesiger organisatorischer Aufwand, der kaum ein Patentrezept für die Verkür-zung von Wartezeiten bietet. Versucht wird das na-türlich dennoch, versichert Kofl er: „Was wir von der Verwaltung tun können, ist vor allem, das alles besser zu organisieren. Ebenfalls wichtig ist eine Zusam-menarbeit mit dem niedergelassenen Bereich. Dass an der Klinik nur Eingriff e durchgeführt werden, die hier gemacht werden müssen, und nicht alles bei uns abgearbeitet wird.“ Defi nitiv keine Wartezeiten, so versichert Vorstand Defl orian, gibt es bei Akut- und Notfällen.

Ein saisonales ProblemOft sind Wartezeiten auch nicht kapazitätsbedingt, sondern ein saisonales Problem, weiß der Leiter des Krankenhauses Kufstein, Wolfgang Schoner, zu berichten: „Bei nicht dringlichen Fällen ist es ein durchaus typisches Verhaltensmuster, dass die Men-schen den Sommer genießen wollen und sich dann im Herbst der angeratenen Operation unterziehen. Auch die Familienfeste – etwa die Weihnachtszeit – halten sich viele gerne von Operationen frei.“ Auch in sei-nem Haus sind Grauer-Star-Operationen und Endo-prothetik die Bereiche mit den längsten Wartezeiten.

Im Krankenhaus St. Vinzenz ließ die Geschäftsfüh-rung wissen, dass es insgesamt zu sehr kurzen War-tezeiten komme. Geringfügig länger dauern könne es lediglich bei Augenoperationen und in der Orthopä-die, da diese Operationen „in Form eines dislozierten Tagesklinik-Modells durchgeführt werden“. Das er-staunt etwas, da man beim Verein für Konsumenten-information bei Augenoperationen eine Wartezeit von bis zu 40 Wochen für Zams erhoben hatte. Kapa-zitätsbedingte Engpässe, so hoff t man in Zams, wer-den durch die Fertigstellung eines Zubaues beseitigt.

Eine Frage der Klasse?Heikles Th ema bei den Wartezeiten ist, ob sie für Zu-satzversicherte kürzer sind als für normale Kassenpa-tienten. Defl orian will nicht ausschließen, dass viel-leicht das eine oder andere entsprechende Angebot gemacht worden ist, „aber systematisch ganz sicher nicht“. Als Beweis dafür führt der Vorstandsdirektor einen Rückgang von Klassepatienten an: „Dort, wo wir Wartezeiten haben, haben wir einen spürbaren Rückgang an Sonderklassepatienten. Wenn da syste-matisch vorgereiht werden würde, hätten wir diesen

negativen Eff ekt nicht. Ich fi nde da nach Gesprächen mit all unseren Klinikvorständen kein Indiz dafür, dass es systematische Vorreihungen gibt.“ Allerdings, so räumt Defl orian ein: „Wenn ein Patient von einem bestimmten Arzt operiert werden möchte, dann hat dieser Arzt natürlich auch einen Terminkalender. Und der kann da früher oder später Zeit haben.“

„Geld der Sonderklassepatienten ist notwendig“Defl orian warnt ganz energisch davor, diese Diskussi-on auf die Spitze zu treiben: „Die wird für mich nicht ganz ehrlich geführt. Denn die Gelder, die Sonder-klassepatienten in die Spitäler bringen, brauchen wir dringendst, um Investitionen zu tätigen. Wir zahlen damit ja auch Personal, das den Allgemeinklasse-patienten ebenfalls zur Verfügung steht.“ Speziell die nachgeordneten Ärzte, die einen Teil ihres Einkom-mens durch die Gelder von Sonderklasse patienten lukrieren, seien davon betroff en. Ideen wie, Sonder-klassepatienten nur mehr in Sanatorien zu behandeln, hält Defl orian für abstrus: „Da muss man sich der Konsequenzen bewusst sein. Das sind etliche Millio-nen Euro, die die öff entliche Hand alternativ aufbrin-gen muss. Und das kann sich in den Zeiten, wie wir sie gerade erleben, kein Staat leisten.“

Alexandra Kofl er gibt auch noch etwas zu beden-ken. Es könne „maximal“ sein, dass ein Klassepatient einen Termin früher bekomme. Die Behandlung ist aber für alle gleich: „Der medizinische Inhalt, bei dem gibt es absolut keine zwei Klassen.“ Es gebe für Sonderklassepatienten keine besseren OP-Methoden oder Medikamente. Sie selbst habe keine Zusatzver-sicherung, weil sie überzeugt sei, dass medizinisch alle bestens versorgt würden. Unabhängig von ihrem Versicherungsstatus. Das gelte selbst für Obdach- oder Staatenlose.

Heilsame Wartezeit?Was Kofl er und Defl orian zum Th ema Wartezeiten schließlich noch einwerfen: In der Regel sei es bei die-ser Art von Operationen egal, ob sie ein paar Wochen früher oder später durchgeführt würden. Defl orian: „Außer es hat jemand hohe Schmerzsymptomatiken – aber dann ist ohnedies schon wieder eine Akutsi-tuation gegeben –, ist es nicht von großer Bedeutung, ob diese Operation einen Monat früher oder später durchgeführt wird.“ Zuweilen sei so eine Wartezeit – wie etwa bei mancher Bandscheibenoperation –im wahrsten Sinne des Wortes sogar heilsam. Kof-ler: „Wir Menschen neigen dazu, dass wir sofort eine Lösung wollen. Aber durch langjährige Erfahrung hat sich herausgestellt, dass man, wenn man warten muss und inzwischen konservative Maßnahmen aus-schöpft, es bei sehr vielen Patienten zu einer anhal-tenden Besserung kommt und oft nicht mehr operiert werden muss.“

Text: Uwe SchwinghammerFotos: iStockphoto, TILAK/Schober, Leutner

TILAK-Vorstandsdirektor Stefan Deflorian und Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin des Landes-krankenhauses Innsbruck

.

Page 48: eco.nova spezial Gesundheit 2011

www.btv.at

SIND SIE BEREIT?

WIE

N N

OR

D

Werbemitteilung

ICH WEISS, WOHIN ICH WILL. UND DASS ICH DAZU EINE MANNSCHAFT BRAUCHE, DER ICH VOLL VERTRAUEN KANN.

ICH BIN BEREIT.

BEWÄHRTE GRUNDSÄTZE

FÜHREN ZUM ERFOLG:

BTV – VERANLAGEN

MIT STRATEGIE