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Editorial: Ein Nobelpreis für die Analytische Chemie

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Page 1: Editorial: Ein Nobelpreis für die Analytische Chemie

Nr. 6 | 36. Jahrgang 2002 | Chemie in unserer Zeit | 351

| E D I TO R I A L

Der Chemie-Nobelpreis 2002 wurde an Kurt Wüthrich,ETH Zürich, Schweiz, John Fenn, Virginia Common-

wealth University, USA und Koichi Tanaka, Shimadzu, Ja-pan, verliehen. Wüthrich (64) entwickelte NMR-Methodenfür die dreidimensionale Strukturaufklärung von Proteinenin Lösung. Fenn (85) erhielt die Auszeichnung für die Ent-wicklung der Elektrospray/Ionisations-Massenspektrometrie(ESI-MS) und deren erstmalige An-wendung auf Proteine. Tanaka (43)wurde für seine Arbeiten zur matrix-unterstützten Laserdesoptions/Ioni-sations-Massenspektrometrie (MALDI-MS) von Proteinen geehrt.

Die Wahl des Nobel-Komiteeszeigt, wie wichtig moderne in-

strumentelle analytische Methoden in-zwischen geworden sind. Fortschritte im gesamten Bereichder Life Sciences sind ohne Analytische Chemie der Spit-zenklasse nicht möglich.

Innerhalb dieser Disziplin mit langer Tradition werden unter anderem die wissenschaftlichen Grundlagen und

Methoden erarbeitet, die zur Strukturaufklärung und Quan-tifizierung von biologischen Makromolekülen unbedingtnotwendig sind. Ein Ende der Entwicklung ist dabei nochlange nicht in Sicht und man kann nur darauf gespannt sein,wie raffiniert arrangierte Ensembles der instrumentellenAnalytik zum Beispiel die Proteomforschung weiter revo-lutionieren werden.

Der zentralen Stellung der Analytik mit Schrittmacher-funktion in vielen Bereichen der naturwissenschaft-

lichen Forschung wird derzeit in der Ausbildung des Chemikernachwuchses leider nicht Rechnung getragen.An vielen Universitäten ist Analytische Chemie als eigen-ständiges Fach nicht vertreten, oder es werden sogar nochwichtige Analytik-Lehrstühle umgewidmet.

Um diesem Zustand entgegen-zuwirken, hat die GDCh-Fach-

gruppe Analytische Chemie mit der„Initiative Analytik“ auf den Stellen-wert der Disziplin und notwendigeKonsequenzen nachdrücklich hin-gewiesen. Die „Initiative Analytik“wird weiterhin unterstützt durch dieFachgruppen Lebensmittelchemische

Gesellschaft, Wasserchemische Gesellschaft, Umweltche-mie und Ökotoxikologie sowie durch die Gesellschaft fürBiochemie und Molekularbiologie.

Diese Aktivitäten führten zu einem „Memorandum Analytik“ der gesamten GDCh, das vor kurzem fertig

gestellt wurde. Hier werden zusammenfassend die wich-tigen Aufgaben des Faches beschrieben und deutlich her-ausgestellt, dass es im langfristigen Interesse von Hoch-schule, Politik und Wirtschaft liegt, starke Strukturen vonLehre und Forschung in Analytischer Chemie zu sichern.

K LAUS GÜNTHER

Ein Nobelpreis für die Analytische Chemie

Prof. Dr. Klaus Günther ist seit1994 Forschungsgruppenleiteram Forschungszentrum Jülich.Seine Interessensgebiete sinddie Element-Speziesanalytik,die Spurenanalytik, Struktur-aufklärung und das Trans-portverhalten von Xeno-biotika sowie die Anwendungvon modernen Methoden der Biomassenspektrometriein den Life Sciences.

DIE ANALY TISCHE CHEMIE

HAT EINE SCHRIT TMACHER-

FUNK TION IN DER NATUR-

WISSENSCHAF TLICHEN UND

MEDIZINISCHEN FORSCHUNG.

Prof. Dr. KlausGünther, For-schungszentrumJülich, Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre, InstitutIII: Phytosphäre, D-52425 Jülich,[email protected]