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M1b Schriftliche Hausaufgabenkontrolle In der Dokumentation "_____________" aus dem Jahr 2009 geht es um den pensionierten _____________ Sven Kunze, der sich von Kameras begleitet auf den Weg macht, seinem Pensionärsdasein einen positiven Sinn zu geben. Bis jetzt hat er sich nur um sich gekümmert und nun will er etwas für andere tun - ohne _____________, ehrenamtlich! Sein Selbstversuch beginnt im Kölner _____________ "Oase", wo er sich als Helfer einbringt und nach anfänglichen Problemen mit den Obdachlosen ins Gespräch kommt. Einer von ihnen ist der arbeits- und _____________ Daniel, den er während der Dokumentation immer wieder trifft und dem er bis zum Ende des Films tatsächlich zu einer Wohnung und zumindest ein dreimonatiges _____________ besorgt. Motiviert wird Kunze unter anderem durch die Geschichte eines ehemaligen Obdachlosen, der "die Kurve gekriegt hat" und vom Besucher zum Helfer in der "Oase" wurde. Zweite Station der "Wohltätertour" ist eine _____________ für benachteiligte Kinder und Jugendliche, an der Kunze als _____________ teilnimmt. Schuhe anziehen, Essensausgabe und Geschichtenvorlesen sind nur einige der Tätigkeiten, die ihm dort abverlangt werden. Er ist _____________, dass er nur in der zweiten Reihe zuständig ist. Eine eher entspannende Station seiner Reise durch Reich des _____________ ist der "_____________", in dem sich frustrierte Zeitgenossen in selbstgemachten Liedern ihren Ärger von der Seele singen. Bis zum Ende des Films schreibt Kunze mit Hilfe des Chorleiters ein eigenes "Frustlied", das der Chor zum Abschluss singt. Betroffen machen Kunze seine Erfahrungen in einem Hamburger _____________, wo er als ehrenamtlicher Helfer zunächst nur Servicearbeiten erledigt, aber dann doch in persönlichen Kontakt zu zwei _____________ Frauen kommt. Eine von ihnen schenkt ihm zum Abschied ein selbstgeschriebenes _____________ und während er es liest, wird deutlich, dass es ein Abschied für immer war... Da kommt ein Engagement als "_____________" für den 9-jährigen Simon aus Berlin gerade recht. Schach spielen, Wettrennen im Kettcar oder Drachen steigen lassen - hier sind Action und Spaß angesagt. Immer mal wieder schaut Kunze beim Sohn einer _____________ Mutter vorbei, um den fehlenden "männlichen _____________" zu ersetzen. Zu seinen _____________ Wurzeln kehrt Kunze noch einmal zurück, als er einer Bürgerinitiative gegen _____________ beisteht, in dem er seinen Pressestatus nutzt, um von den von den Demonstranten abgeschirmten Neonazis Videoaufnahmen zu machen, die deren rechtswidrige Gesinnung gerichtsverwertbar belegen. Nicht ganz _____________, wie sich zeigt. Sozialwissenschaften 8 Ehrenamt © 2012 O. Voßwinkel

Ehrenamt - Komplette Unterrichtsreihe

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Ehrenamt - Von der Antike bis in die Gegenwart

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M1b Schriftliche HausaufgabenkontrolleIn der Dokumentation "_____________" aus dem Jahr 2009 geht es um denpensionierten _____________ Sven Kunze, der sich von Kameras begleitet aufden Weg macht, seinem Pensionärsdasein einen positiven Sinn zu geben. Bisjetzt hat er sich nur um sich gekümmert und nun will er etwas für andere tun -ohne _____________, ehrenamtlich!Sein Selbstversuch beginnt im Kölner _____________ "Oase", wo er sich alsHelfer einbringt und nach anfänglichen Problemen mit den Obdachlosen insGespräch kommt. Einer von ihnen ist der arbeits- und _____________ Daniel,den er während der Dokumentation immer wieder trifft und dem er bis zumEnde des Films tatsächlich zu einer Wohnung und zumindest ein dreimonatiges_____________ besorgt. Motiviert wird Kunze unter anderem durch dieGeschichte eines ehemaligen Obdachlosen, der "die Kurve gekriegt hat" undvom Besucher zum Helfer in der "Oase" wurde.Zweite Station der "Wohltätertour" ist eine _____________ für benachteiligteKinder und Jugendliche, an der Kunze als _____________ teilnimmt. Schuheanziehen, Essensausgabe und Geschichtenvorlesen sind nur einige derTätigkeiten, die ihm dort abverlangt werden. Er ist _____________, dass er nurin der zweiten Reihe zuständig ist.Eine eher entspannende Station seiner Reise durch Reich des _____________ist der "_____________", in dem sich frustrierte Zeitgenossen inselbstgemachten Liedern ihren Ärger von der Seele singen. Bis zum Ende desFilms schreibt Kunze mit Hilfe des Chorleiters ein eigenes "Frustlied", das derChor zum Abschluss singt.Betroffen machen Kunze seine Erfahrungen in einem Hamburger_____________, wo er als ehrenamtlicher Helfer zunächst nur Servicearbeitenerledigt, aber dann doch in persönlichen Kontakt zu zwei _____________Frauen kommt. Eine von ihnen schenkt ihm zum Abschied einselbstgeschriebenes _____________ und während er es liest, wird deutlich,dass es ein Abschied für immer war...Da kommt ein Engagement als "_____________" für den 9-jährigen Simon ausBerlin gerade recht. Schach spielen, Wettrennen im Kettcar oder Drachensteigen lassen - hier sind Action und Spaß angesagt. Immer mal wieder schautKunze beim Sohn einer _____________ Mutter vorbei, um den fehlenden"männlichen _____________" zu ersetzen.Zu seinen _____________ Wurzeln kehrt Kunze noch einmal zurück, als ereiner Bürgerinitiative gegen _____________ beisteht, in dem er seinenPressestatus nutzt, um von den von den Demonstranten abgeschirmtenNeonazis Videoaufnahmen zu machen, die deren rechtswidrige Gesinnunggerichtsverwertbar belegen. Nicht ganz _____________, wie sich zeigt.

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M2 Geschichte des EhrenamtesSetze ein: Beamtentum – öffentliches – regelmäßig – aberkannt – Freiwilligenarbeit- Bürgerschaftliches Engagement – Gemeinwesen – freie – Privatmensch –Hochherzigkeit – engagieren – Bezug – Tradition – Entgelt – aktiven -Einflussmöglichkeit

Ein Ehrenamt im ursprünglichen Sinn ist ein ehrenvolles und freiwilliges_____________ Amt, das nicht auf _____________ ausgerichtet ist. Man leistet esfür eine bestimmte Dauer _____________ im Rahmen von Vereinigungen, Initiativenoder Institutionen und kann in einigen Fällen dazu verpflichtet werden. Ein Ehrenamtwird unter Umständen auch _____________. Für ehrenamtliche Tätigkeit fällt inmanchen Fällen eine Aufwandsentschädigung an. Heute wird „Ehrenamt“zunehmend gleichbedeutend mit Begriffen wie „_____________“, „_____________“verwendet.In der gesamten abendländischen _____________, sei es aus der Sicht derklassischen Antike oder der des Christentums, gehört der individuelle Beitrag zumallgemeinen Wohl unverzichtbar zu einem sinnerfüllten Leben. Schon in denStadtgesellschaften der Antike Griechenlands war es Sache jeden männlichenBürgers, sich für das _____________ zu interessieren, für dessen Wohl zu_____________ und in den Versammlungen über die Belange der Stadt zudiskutieren. Da Sklaven (und Frauen) die produktiven Arbeiten ausführten, verfügtendie freien männlichen Bürger über genügend _____________ Zeit dafür (wie auch imRömischen Reich galt jedoch, dass die Arbeitenden vom öffentlichen Lebenausgeschlossen waren). Wer an solchen Versammlungen nicht teilnahm und sichauch den Angelegenheiten des Gemeinwesens verweigerte, war ein „idiótes“, also ein_____________: „Wer an den Dingen der Stadt keinen Anteil nimmt, ist kein stiller,sondern einschlechterBürger“,formulierte es derAthener Periklesetwa 500 vorChristus. Die_____________galt als eine jenerEigenschaften, dievornehm gesinnteMänner besitzensollten. Aristoteles definierte sie als Freigiebigkeit, wobei die Größe des erbrachtenOpfers in _____________ zum betriebenen Aufwand gesetzt werden muss. DasArchontat, das _____________, wurde im Laufe der Zeit immer mehr zu einemEhrenamt.Auch im Römischen Reich und später in den italienischen Städterepubliken, die sichin Religion und Moral an der griechischen Philosophie orientierten, war die Tugend

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der _____________ Bürgerschaft, sich für das Gemeinwohl zu engagieren, starkausgeprägt. So bezeichnete „Magistratur“ das durch Volkswahlen in den Komitienverliehene ordentliche staatliche Ehrenamt. Allerdings wurde dies meist ohne jedepolitische _____________ zugeteilt und bekleidet. In der folgenden Zeit desPrinzipats geriet das Amt des Consulats zu einem Ehrenamt.

Setze ein: adlige - Armen - Bürgertums - christlichen - Diakonie - Ehre - Frauen -Interessen - ökonomischen - Sozialarbeit - Stadtämter

Eine andere Wurzel des sozialen Engagements findet sich in der _____________Tradition im Liebesgebot der Bibel, das in der Frühzeit jedoch oftmals noch mit derSicherung der eigenen Versorgung verknüpft war. Schon im Mittelalter wurde esdurch die Versorgung von _____________ mit Almosen vereinzelt umgesetzt. Soverbindet etwa der zunächst als Ritterorden gegründete Johanniterorden, der seit 1099in Jerusalem ein Spital für Arme, Alte und Kranke unterhielt, den christlichenGlauben zu wahren und Notleidenden zu helfen. Die Ehrenämter waren tatsächlichnoch mit dem Erwerb von _____________ verbunden; _____________ Personen,später auch Bürger mit hoher Bildung, gesellschaftlichem Ansehen und Reichtumkonnten solche bekleiden und damit ihre Ehre noch erhöhen bzw. (im Falle derBürger) erst erhalten. Die Titelverleihung war eine verbreitete Form zur Gewinnungvon Vasallen, später auch zur Einbindung von Ständen.In der Zeit nach der Reformation ließ sich Ehre durch Dienst am Gemeinwesenverdienen. Die Möglichkeit der Mitbestimmung des _____________ schrieb zumersten Mal die Preußische Städteordnung von 1808 fest, die die kommunaleSelbstverwaltung regelte und mit der auch die Bedeutung des Ehrenamts wuchs. Inder preußischen Städteverordnung liegt auch der Ursprung des in Deutschland immernoch üblichen Begriffs der ehrenamtlichen Arbeit. § 191 legte fest, dass die Bürgerzur Übernahme öffentlicher _____________ verpflichtet werden können, ohne dafürEntgelt zu beanspruchen. Ehrenbeamte standen der sozial-karitativen Arbeit vor, dieaber _____________ ausführten.Mit der Entwicklung des Bürgertums lösten Produktivität und Arbeit das Ideal derrepublikanischen Gemeinwohlorientierung mehr und mehr ab. Ein moralischer undtugendhafter Mensch wurde nicht mehr von seiner öffentlichen, für das Gemeinwohleinstehenden Tätigkeit her definiert, sondern von seiner _____________ Tätigkeither bestimmt. Während dieser Zeit begannen sich die bürgerlichen Gesellschaftenmehr und mehr als reine Interessengesellschaften zu verstehen, in denen derursprüngliche politische Freiheitsbegriff auf die Freiheit, die eigenen ökonomischen_____________ durchzusetzen, verkürzt wurde.Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts entstanden offizielle und organisierteArmensysteme mit ehrenamtlichen Helfern, die als erste Ursprünge der modernen_____________ gelten können. Es stellt die eigentliche Form des heute nochverbreiteten sozialen Ehrenamtes dar. So entstand 1788 in Hamburg das „HamburgerArmensystem“: Die Stadt wurde in 60 Bezirke mit je drei ehrenamtlichenArmenpflegern eingeteilt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickeltenehrenamtlich tätige Bürger die kommunale Armenpflege und schafften damit die

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Grundlage für die moderne organisierte Sozialarbeit.In diesem Zusammenhang ist etwa Johann HinrichWichern zu nennen, der die soziale Verantwortungdes Staats einforderte und mit seinenErziehungsheimen zum Begründer der_____________ wurde. Am 9. Juli 1852 erließElberfeld eine neue Armenordnung – als„Elberfelder System“ künftiges Vorbild derArmenpflege im gesamten Deutschen Reich. DieStadt wurde in 26 wiederum in Quartiere unterteilteBezirke aufgeteilt, wobei für jedes Quartier einehrenamtlicher Armenpfleger zuständig war. Auchdie Bedeutung der beginnenden Frauenbewegungim 19. Jahrhundert für die ehrenamtliche Tätigkeitsollte man nicht unterschätzen.

Setze ein: binden – Bürgerinitiativen – gleichgeschaltete – materiellen – Konzepte –kritisch - Nationalsozialismus - Propaganda - Selbsthilfeprojekte - verboten - vermitteln

In der Zeit des _____________ musste das Ehrenamt zwangsweise zum „Wohle desVolksganzen“ ausgeführt werden. Die nationalsozialistische Propaganda predigte die"Volksgemeinschaft" und machte mit Schlagworten wie "Du bist nichts, dein Volk istalles" den Dienst am Volksganzen quasi zur nationalen Pflicht. Eigeninitiative war imStaat der Gleichschaltung nicht gefragt. Zahlreiche traditionsreiche Organisationenund Vereine, in denen sich Ehrenamtlicheengagiert hatten, wurden _____________.Dies betraf keineswegs nur die erklärtenpolitischen Gegner vomArbeitersamariterbund bis zu denGewerkschaften, sondern auch kirchlicheJugendorganisationen. Das Rote Kreuz unddie Caritas bekamen in Form derNationalsozialistischen Volkswohlfahrt(NSV) eine _____________ Konkurrenz.Das Winterhilfswerk, eine Aktion zurLinderung der Not infolge derWinterarbeitslosigkeit, wurde 1933 von denfreien Wohlfahrtsverbänden auf die NSVübertragen. Die Haussammlungen und derStraßenverkauf von Abzeichen erfolgtenzwar ehrenamtlich, hatten allerdings häufignichts mehr mit wirklich freiwilligemEngagement einzelner zu tun, sondernglichen eher einer mediengerechtinszenierten _____________-Aktion.

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Die Wiedergewinnung der Freiheit nach 1945 führte auch zu einer Wiederbelebungdes bürgerschaftlichen Engagements, auch wenn in den fünfziger und sechzigerJahren die Sicherung einer_____________ Existenz vielenMenschen weniger Zeit ließ.In den siebziger und achtzigerJahren kamen neue Bereiche fürehrenamtliches Engagement dazu,z.B. als _____________ für/gegenkonkrete Maßnahmen im konkretenLebensumfeld oder_____________ in der Friedens-,Umwelt- und Frauenpolitik.Bürgerschaftliches Engagement wardamals oft _____________ gegenstaatliches Handeln eingestellt.Dies scheint sich in den neunziger Jahren wieder zu relativieren. Eine neue Form derFreiwilligenarbeit ist entstanden, das mehr darauf achtet, dass Selbstverwirklichungund Tun für andere im Einklang stehen. Die Ehrenamtlichen arbeiten nicht mehrausschließlich für andere, sondern unter dem Gesichtspunkt, auch für sich selbstetwas zu tun: Sie wollen ihre individuellen Interessen verwirklichen und eigeneFähigkeiten und Kompetenzen entfalten.Der Pathos des Dienstes am Allgemeinwohl ist hier einem nüchterneren Umgang mitdem Ehrenamt gewichen. Zahlreiche "Freiwilligen-Agenturen" (z.b. „Weitblick“ imOberbergischen Kreis), also Organisationen, die ehrenamtliche Tätigkeiten_____________ und sozusagen den Markt koordinieren, sind dafür ein Indiz.So findet mit dem "neuen Ehrenamt" auch eine Annäherung zwischen verschiedenenKulturen und Milieus statt. Das traditionelle Ehrenamt bekommt Zuwachs durchMenschen, die sich nicht so stark _____________ wollen oder können. Staat, Städte,Gemeinden, Vereine und Kirchen suchen verstärkt den Kontakt zu Ehrenamtlichen,entwickeln neue _____________ und versuchen so eine neue Kultur freiwilligerTätigkeiten zu entwickeln.

A 1 Fülle die Lücken aus!

A 2 Nummeriere die Zeilen und kläre unbekannte Wörter!

A 3 Teile den Text in Sinnabschnitte auf und stelle die Geschichte desEhrenamtes tabellarisch dar!

..........AntikeCharakteristische MerkmaleZeit

A 4 Welche beiden Traditionen verbindet der heutige Begriff vom Ehrenamt?

A 5 Wie unterscheidet sich der heutige Ehrenamtliche von seinen geschichtlichenVorgängern?

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M3 Warum sich ehrenamtlich engagieren?

A 1 Interpretiere dienebenstehende Ka-rikatur1! Gehe dabei so vor,dass du zuerst be-schreibst, was aufdem Bild zu sehen istund dann erklärst,welche Aussage(n)vermittelt wird/wer-den!

Ehrenamtliches Engage-ment ist die am weitestenverbreitete und alltäglicheForm prosozialenHandelns und in Deutschland sind 23 Millionen Menschen über 14 Jahrenehrenamtlich in Vereinen, Verbänden, Initiativen oder Kirchen tätig. Viele Bereichedes öffentlichen und sozialen Lebens würden ohne Ehrenamtliche kaum mehrexistieren. Neben Betreuung von Kindern, Kranken und alten Menschen zählen u. a.dazu: Dienste bei Jugendorganisationen, im Natur- und Umweltschutz, in Agenda21-Projekten, im Tierschutz, auf Berghütten oder Wandervereinen, in derBewährungshilfe, Telefonseelsorge, in Caritas oder Diakonie, in Hilfsorganisationen,Umsonstläden, bei der Hausaufgabennachhilfe, als Helfer wie Grüne Damen undHerren in vielen Hospitälern, in der Altenpflege und inBehindertenhilfe-Einrichtungen, in Sport-, Kultur- und anderen Vereinen. DieFreiwilligen Feuerwehren, wichtigste Stütze der aktiven Gefahrenabwehr inDeutschland, haben ausschließlich ehrenamtliche Mitglieder. Auch denKatastrophenschutz der BundesrepublikDeutschland gewährleisten größtenteilsehrenamtliche Kräfte. Was motiviert all dieseMenschen, einen (großen) Teil ihrer Zeit(unentgeltlich) zu investieren? Hierzu zweiBeispiele:

T1 Helena (16): Eine Kleinstadt muss nichtlangweilig sein. Jedenfalls dann nicht, wenn manein supercooles Jugendzentrum auf die Beine stellt.Ich bin Mitglied des JUZUG (Jugend-ZentrumUnderGround), das sich als Verein selbst

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1 Karikatur (von lat. carrus ‚Karren‘, also: Überladung, und ital. caricare ‚überladen‘,‚übertreiben‘) bedeutet die komisch überzeichnete Darstellung von Menschen odergesellschaftlichen Zuständen, auch mit politischem bzw. propagandistischem Hintergrund. DieZeichner von (bildlichen) Karikaturen nennt man Karikaturisten, das Zeichnen karikieren. DieEntsprechung im englischsprachigen Raum ist Cartoon.

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verwaltet. Ich organisiere dort Rap- und Skateboard-Workshops, gebe Graffiti-Kurseund teile die Proberäume für die Musikbands ein. Putz- und Küchendienste gehörenauch zu meinen Aufgaben. Ich arbeite ehrenamtlich, weil ich finde, dass dasJugendhaus der beste Treffpunkt fürGleichgesinnte in der Region ist undauch bleiben soll. Mein Motto:„Anpacken statt Maulen! Wer sichlangweilt, ist selbst schuld.”

T2 Jannes (20): Ich will Arztwerden. Deswegen habe ich michnach meinem Schulabschluss für einFreiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ineinem Kinderkrankenhaus ent-schieden. Das FJS ist ein Freiwilli-gendienst für Jugendliche und jungeErwachsene bis 27 Jahre. DerEinsatz dauert sechs bis achtzehnMonate. Ich bekomme dafür ein monatliches Taschengeld von 220 Euro und 186Euro Essensgeld. Ich unterstütze die Krankenschwestern bei der Arbeit, kümmeremich um die Kinder und übernehme alle anfallenden Arbeiten, die ich ohneFachausbildung ausüben darf. Dafür lerne ich den Krankenhausbetrieb kennen underhalte Schulungsseminare. Für mich ist das eine hervorragende Berufsvorbereitung.

A 2 Welche Motive geben Helena und Jannes für ihr Engagement an? WelcheGemeinsamkeiten bzw. welche Unterschiede gibt es?

Ob und wie sich ein Mensch ehrenamtlich engagiert, hängt von vielen Faktoren ab.Diese lassen sich in drei Gruppen ordnen: Individuelle, organisatorische undgesellschaftliche Faktoren.

A 3 Ordne die folgenden Faktoren den drei Gruppen zu:

Alter - Alterstruktur - Arbeitszeiten - Aufgabenverteilung - Ausbildungsdauer -berufliche Qualifikation/Stellung - Bildungsstand - Demographie - Ehrenamtsbörsen- Einstellungen - Erfahrungen - Familienstand - Fertigkeiten - finanzieller Status -Formen der Bereitstellung sozialer Dienste - Geschlecht - Gesetzlicher Rahmen -Kenntnisse - Kulturelle Gegebenheiten - Lohnarbeitsverhältnisse -(Medien)konsumverhalten - Mitgliedschaft(en) in sozialen Netzwerken, Vereinen,Verbänden, Organisationen, Parteien etc. - Mitspracherechte - Motive -Organisationskultur - Pensionsalter - Professionalisierungsgrad bestimmter Sektoren- Schulungen - soziale Herkunft - Sozialer Status - Staatliches Sozialsystem -Strukturelle Einbindung in Organisationen - Traditionen - Weiterbildungsmaßnahmen- Weiterbildungsverhalten - Werthaltungen - Wirtschaftsstruktur -Unterstützungsstrukturen

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M4 Ehrenamt - was gibt es zu tun?

A 1 Auf den beiden Fotos sieht man zwei Tätigkeitsbereiche. Liste für jedenmindestens fünf zugehörige Aufgaben auf!

A 2 In einem von beiden Bereichen gibt es Ehrenamtliche. In welchem und warumnur hier?

A 3 Informiere dich über die folgenden Tätigkeiten und schreibe jeweils auf,...

a) ... was man darunter verstehtb) ... ob sie ehren- und/oder hauptamtlich ausgeübt wirdc) ... ob man dafür eine bestimmte Ausbildung brauchtd) ... zu welchem Bereich (Politik, Soziales, Jugendarbeit, Bildung, Sport,

Kultur) sie gehört

Trainer/in, Kassenwart/in, Wahlhelfer/in, Jugendbetreuer/in, Koch/Köchin,Schöffe/Schöffin, Vereinsvorsitzende(r), Parteivorsitzende(r), Telefonseelsorger/in,Tierschützer/in, Notfallseelsorger/in, Hausaufgabenbetreuer/in, Trauerbegleiter/in,Berufswahlpate/-patin, Ministerpräsident/in, Geschäftsführer/in,Schiedsmann/-frau, Gemeinderat/-rätin, Krankenpfleger/-in, Bürgermeister/in,Nachilfelehrer/in, Verkäufer/in, Busfahrer/in, Rettungssanitäter/in,Erste-Hilfe-Ausbilder/in, Grüne Damen, Pflegehelfer/inBsp.: Ein Trainer arbeitet i.d.R. in einem Sportverein und leitet dort Einzelne undGruppen (Mannschaften) in einer Sportart an. Diese Tätigkeit wird meistensehrenamtlich ausgeübt, aber natürlich gibt auch hauptberufliche Trainer, wie z.B. inder Fußballbundesliga. Als Trainer benötigt man i.d.R. eine Lizenz, die man durcheine Ausbildung + Prüfung erwirbt. Ehrenamtlich zählt die Tätigkeit zu denBereichen “Jugendarbeit” und “Sport”.

A 4 Manche Tätigkeiten werden rein ehrenamtlich ausgeübt, andere werdengenauso von Haupt- wie Ehrenamtlichen ausgeübt. Woran liegt das? Erklärean einem Beispiel!

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M4 Ehrenamt - was gibt es zu tun?

A 1 Auf den beiden Fotos sieht man zwei Tätigkeitsbereiche. Liste für jedenmindestens fünf zugehörige Aufgaben auf!

A 2 In einem von beiden Bereichen gibt es Ehrenamtliche. In welchem und warumnur hier?

A 3 Informiere dich über die folgenden Tätigkeiten und schreibe jeweils auf,...

a) ... was man darunter verstehtb) ... ob sie ehren- und/oder hauptamtlich ausgeübt wirdc) ... ob man dafür eine bestimmte Ausbildung brauchtd) ... zu welchem Bereich (Politik, Soziales, Jugendarbeit, Bildung, Sport,

Kultur) sie gehört

Trainer/in, Kassenwart/in, Wahlhelfer/in, Jugendbetreuer/in, Koch/Köchin,Schöffe/Schöffin, Vereinsvorsitzende(r), Parteivorsitzende(r), Telefonseelsorger/in,Tierschützer/in, Notfallseelsorger/in, Hausaufgabenbetreuer/in, Trauerbegleiter/in,Berufswahlpate/-patin, Ministerpräsident/in, Geschäftsführer/in,Schiedsmann/-frau, Gemeinderat/-rätin, Krankenpfleger/-in, Bürgermeister/in,Nachilfelehrer/in, Verkäufer/in, Busfahrer/in, Rettungssanitäter/in,Erste-Hilfe-Ausbilder/in, Grüne Damen, Pflegehelfer/inBsp.: Ein Trainer arbeitet i.d.R. in einem Sportverein und leitet dort Einzelne undGruppen (Mannschaften) in einer Sportart an. Diese Tätigkeit wird meistensehrenamtlich ausgeübt, aber natürlich gibt auch hauptberufliche Trainer, wie z.B. inder Fußballbundesliga. Als Trainer benötigt man i.d.R. eine Lizenz, die man durcheine Ausbildung + Prüfung erwirbt. Ehrenamtlich zählt die Tätigkeit zu denBereichen “Jugendarbeit” und “Sport”.

A 4 Manche Tätigkeiten werden rein ehrenamtlich ausgeübt, andere werdengenauso von Haupt- wie Ehrenamtlichen ausgeübt. Woran liegt das? Erklärean einem Beispiel!

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M5 FSJ und BFDEhrenamtliches Engagement läuft ja in der Regel neben einer eigentlichenHauptbeschäftigung (z.B. Schule, Ausbildung, Beruf etc.) und ist daher zeitlichrelativ begrenzt. Für Menschen, die (für einen begrenzten Zeitraum) mehr Zeit zurVerfügung haben, in der sie sich z.B. sozial engagieren wollen, gibt es zweiMöglichkeiten dies zu tun: FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und BFD(Bundesfreiwilligendienst).Beide Dienste haben ihrenUrsprung im Wehrdienst, derseit 1956 von allenmännlichen Deutschen zwi-schen dem 18. und 27.Lebensjahr bei der Bundes-wehr abgeleistet werdenmusste. Er dauerte zu Beginn12 Monate, wurde dann bis1973 auf 18 Monateausgedehnt und bei seinerAussetzung ab 01.07.2011waren es nur noch 6 Monate.Wehrpflichtig sind alleMänner vom vollendeten 18. Lebensjahr an, die Deutsche im Sinne desGrundgesetzes sind und

1. ihren ständigen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben oder

2. ihren ständigen Aufenthalt außerhalb der Bundesrepublik Deutschland haben undentweder ihren früheren ständigen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschlandhatten oder einen Pass oder eine Staatsangehörigkeitsurkunde derBundesrepublik Deutschland besitzen oder sich auf andere Weise ihrem Schutzunterstellt haben.

Polizeivollzugsbeamte leisten keinen Wehrdienst. Ihre Wehrpflicht gilt mit demEintritt in die Polizei der Länder (§ 42 WPflG) und Polizei des Bundes (§ 42aWPflG)) als abgegolten. Eine Ausnahme besteht, wenn das Dienstverhältnis in derPolizei vor dem Ende der Wehrpflichtigkeit beendet wird.Eine Freistellung vom Grundwehrdienst ist auch bei einer mindestens vierjährigenVerpflichtung zum Ersatzdienst im Katastrophenschutz möglich, der zum Beispielbeim Technischen Hilfswerk (THW), bei der Freiwilligen Feuerwehr oder beiHilfsorganisationen wie dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Johanniter Unfallhilfe,dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienst oder der DeutschenLebens-Rettungs-Gesellschaft geleistet werden kann. (§ 13a WPflG)Weiterhin werden von der Wehrpflicht ausgenommen:

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der dritte und jeder weitere Sohn einer Familie, sofern die beiden älterenBrüder ihren Wehrdienst bzw. einen Ersatzdienst abgeleistet haben (giltallerdings nicht, wenn eine der vorhergegangenen Personen sich für mehrereJahre verpflichtet hat);

Männer, die verheiratet sind (jedoch nur auf Antrag)

Männer, die für ein Kind sorgen müssen (jedoch nur auf Antrag)

Männer, die eine Berufsausbildung durchlaufen (bei Hochschulstudien erst abBeginn des 3. Semesters)

Männer, die schon in der Armee eines anderen Landes Wehrdienst geleistethaben

Männer, die mindestens einen Vorfahren (bis zu drei Generationen zurück)haben, der in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde

Wehrpflichtige, die zwei Jahre im Entwicklungsdienst tätig waren

Männer, die Theologie studieren mit dem Ziel, katholischer Priester oderevangelischer Pastor zu werden

Wer nicht aus den genanntenGründen von der Wehrpflicht befreitoder aus gesundheitlichen Gründendienstuntauglich war, und trotzdemnicht zur Bundeswehr wollte, konnteaus “Gewissensgründen” verweigernund einen Ersatzdienst (späterZivildienst genannt) ableisten.Zivildienst- leistende wurden in derRegel für Tätigkeiten im sozialenBereich eingesetzt, wie etwa inKrankenhäu- sern, Jugendhäusern,Altenheimen, im Rettungsdienst undKranken- transport sowie in derBehinderten- betreuung. Sie leistetenPflege- und Fahrdienste sowieBetreuung. Bis zum Jahr 1973 waren Wehr- und Zivildienst gleich lang (18 Monate). Dannwurde der Wehrdienst zunächst auf 15 Monate und der Zivildienst auf 16 Monateverkürzt, ab 1984 der Zivildienst auf 20 Monate verlängert. Diesen Unterschiedbegründete man damit, dass die Wehrplflichtigen nach Ableistung ihresGrundwehrdienstes auch noch zu sogenannten Wehrübungen eingezogen werdenkonnten. Gleich lang waren beide Dienste erst wieder ab 2005 (9 Monate).Die immer kürzer werdende Dienstzeit machten es Bundeswehr und sozialenEinrichtungen gleichermaßen immer schwerer, die Dienstleistenden zunächst

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auszubilden und dann noch ausreichend lange einzusetzen. Die Bundeswehr hattezuletzt mit den nur noch 6 Monaten Dienenden (finanziellen) Aufwand und in Zeitenweltweiter Einsatzlagen keine wirkliche Verwendungsmöglichkeiten mehr für sie.Obwohl es den sozialen Einrichtungen bezüglich Aufwand und Nutzen der Zivis inmanchen Bereichen (z.B. Rettungsdienst) ähnlich ging, waren bis zum Jahr 2011jährlich noch 90.000 Zivildienstleistende im Einsatz.Mit der Aussetzung der Wehrpflicht zum 01.07.2011 endet gleichzeitig auch dieÄra der Zivildienstleistenden - vorläufig jedenfalls, denn die Aussetzung kannnatürlich auch wieder rückgängig gemacht werden.

A 1 Nummeriere die Zeilen, lies den Text und kläre unbekannte Wörter!

A 2 Für welchen Dienst hättest du dich entschieden: Wehr- oder Zivildienst?Begründe!

A 3 Die Dienstpflicht gilt/galt nur für Männer. Warum sind/waren die Frauenausgenommen? Wie beurteilst du diese Ungleichbehandlung?

A 4 Beschreibe anschaulich (d.h. an Beispielen), welche Folgen die Aussetzungder Wehrpflicht hat bzw. haben wird!

Der Wehrdienst war wie auch der Zivildienst ein Pflichtdienst, aber nur für Männer.Doch bereits 1962 rief Gertrud Rückert den „Philadelphischen Dienst“ ins Leben, derAbiturientinnen (!) vor dem Studium mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr dieMöglichkeit zur persönlichen und beruflichen Orientierung bieten sollte. Damals einvöllig neues Konzept und ein Vorläufermodell des später bundesweit gesetzlichverankerten „Freiwilligen Sozialen Jahres“. Waren anfangs nur “soziale” Tätigkeitenvorgesehen, so können seit 2002 die Freiwilligen auch in den Bereichen Kultur,Sport, Politik, Umweltschutz und Denkmalpflege tätig werden, d.h. folgendeEinsatzorte sind z.B. möglich: Krankenhaus, Alten- und Pflegeheim, ambulanterSozialdienst, Denkmalpflegebehörde oder -verein, Sportverein, Sportverband,Kindergarten oder Kindertagesstätte, Einrichtung für Menschen mit einerBehinderung (zum Beispiel Behindertenwerkstatt), Sanitäts- und Rettungsdienst,Kirchengemeinde, Gedenkstätte, Theater, Museum, Radio/Fernsehen, Kulturvereine,Archiv, Jugendclub, Förderschule, Ganztagsschule, Jugendfeuerwehr imKreisfeuerwehrverband und viele mehr.Das FSJ ist ein sozialer Freiwilligendienst in Deutschland für Jugendliche und jungeErwachsene beiderlei Geschlechts, die die Vollzeitschulpflicht erfüllt und noch nichtdas 27. Lebensjahr vollendet haben (also zwischen 16 und 26). Die Dauer beträgtmindestens 6 und höchstens 18 (in Ausnahmefällen auch bis zu 24) Monate. In derRegel aber dauert es, wie der Name schon sagt, ein Jahr. Wehrpflichtigekönnen/konnten das FSJ an Stelle von oder auch zusätzlich zum Wehr- oderZivildienst machen.Einsatzstellen für FSJler bieten meist Träger wie Caritas, Rotes Kreuz usw., die dieFSJler auch pädagogisch durch die Dienstzeit begleiten müssen. Dies geschieht inForm von Seminaren. Es werden ein Einführungs-, ein Zwischen- und einAbschlussseminar durchgeführt, deren Mindestdauer je fünf Tage beträgt. DieGesamtdauer der Seminare beträgt bezogen auf ein zwölfmonatiges FSJ mindestens

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25 Tage. Die Seminarzeitgilt als Dienstzeit und dieTeilnahme an denSeminaren ist Pflicht. Jenach Einsatzgebiet undTräger erhält man einegegebenenfallsnotwendige Aus- oderFortbildung. ImSportbereich ist diesüblicherweise eine volleÜbungsleiterausbildungund für einen Einsatz imRettungsdienst die Aus-bildung zum Rettungs-helfer oder -sanitäter.Diese Ausbildungen wer-den, je nach Träger,Einsatzstelle und Längedes FSJes anteilig odermeist voll bezahlt.Die Arbeitszeit währenddes Dienstes richtet sichnach den Gegebenheitender Einsatzstelle, istallerdings durch die inöffentlichen Tarifen ver-einbarten Wochenstun-denregelungen begrenzt.In der Regel sind es etwa 39 Wochenstunden.Die finanzielle Vergütung („Taschengeld“, Verpfle- gung, Unterkunft, Fahrt-kostenerstattung) variiert stark von Träger zu Träger und selten auch zwischen denEinsatzstellen beim selben Träger. Unterkunft und Verpflegung werden, wenn nichtgestellt, dann finanziell vergütet (Einsatzstellen wie Kindergärten müssen keineUnterkunft oder Ersatzleistung bieten). Wer ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert,erhält Versicherungsschutz für den Krankheits- und Pflegefall, ebenso wieKindergeld und Kinderfreibeträge (sofern das Gesamteinkommen die geltendenBeträge nicht übersteigt). Der Träger (oder die Einsatzstelle) übernimmt zudem dievollständigen Kosten für die Sozialversicherung (Arbeitnehmer- undArbeitgeberanteil). Die Zeit des freiwilligen sozialen Jahres wird für dieAltersvorsorge angerechnet. Die Freiwilligen sind rechtlich ähnlich gestellt wieAuszubildende.Nach Aussetzung der Wehrpflicht (und somit auch des Zivildienstes) zum01.07.2011 sucht die Bundeswehr nun Freiwillige und als gewissermaßen Ersatz für

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die Zivis hat sich die Politik etwas Neues ausgedacht: den Bundesfreiwilligendienst(BFD). Hierzu sagte Kristina Schröder (2011 Bundesministerin für Familie, Senioren,Frauen und Jugend): “Der neue Freiwilligendienst ist eine Einladung an Menschenjeden Alters, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Davon profitieren nicht nurwir alle, sondern auch die Freiwilligen selbst.”Am BFD dürfen alle teilnehmen, die bereits die Vollschulzeitpflicht erfüllt haben,denn nach oben gibt es keine Altersgrenze. Damit schafft derBundesfreiwilligendienst die erste geförderte Freiwilligenform auch für ältereMenschen, welche sich sozial für die Gesellschaft engagieren wollen. Auch bei denArbeitszeiten wurde auf die Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen rücksichtgenommen. Da Jugendliche oft noch keine familiären Verpflichtungen haben, müssendiese den BFD grundsätzlich mit 40 Stunden pro Woche als Vollzeitbeschäftigungablegen, während Freiwilliger über 27 Jahre sich nur 20 Stunden pro Woche(Teilzeit) einsetzten müssen.Normalerweise dauert ein Freiwilligendienst 12 Monate. Wenn man an einemBundesfreiwilligendienst teilnehmen möchte, muss man sich für mindestens 6Monate oder höchstens 18 Monate für die Teilnahme an einem BFD Projektverpflichten. In Ausnahmefällen ist es sogar möglich, bis zu 24 Monaten am BFDteilzunehmen, dafür wird aber vorausgesetzt, dass die Stelle über ein besonderespädagogisches Gesamtkonzept verfügt. Auf besonderen Antrag ist es auch möglichdie Laufzeit des BFDs in drei Monatsblöcke zu stückeln.Auch wenn der BFD der Nachfolger des Zivildienstes ist, orientiert er sich gesetzlicheher an den Grundlagen des FSJ. Wer einen Bundesfreiwilligendienst macht solltesich also bewusst sein, dass es die aus dem Zivildienst bekannten Vergünstigungenwie die Heilfürsorge, kostenlose Bahnfahrten und eine Ausbildungsförderung nichtgibt. Während des BFD bekommt man aber trotz allem ein Taschengeld. Die Höhedes Taschengeldes ist aber leider nicht genau definiert, lediglich ein Höchstbetragvon 330 Euro in Westdeutschland und sogar nur 288 Euro in Ostdeutschland wurdevon der Regierung festgelegt. In der Praxis wird das Taschengeld im BFD vermutlichweit unter diesen Betrag liegen, aber das wird erst die Zukunft zeigen. Trotz allemgibt es einige Vorgaben, wie ein angemessenes Taschengeld aussehen soll:

es darf den Höchstsatz nicht überschreiten

das Taschengeld muss dem Taschengeld entsprechen, welches andereFreiwillige in der selben Einsatzstelle bei einer vergleichbaren Tätigkeitbekommen

Das Taschengeld im BFD sollte dem anteilig gekürzten Gehalt einesTeilzeitbeschäftigten gleichen

Diese Regelungen lassen für alle Bundesfreiwilligendienst Stellen zwar immer nochsehr viel Spielraum um über die Höhe des Taschengeldes zu entscheiden, stellen aberzumindest sicher, dass man überhaupt etwas bekommt. Am besten ist, wenn maneinfach vorher einmal andere Freiwillige aus dem Projekt fragt, was sie bekommenhaben. Egal ob FSJ oder BFD, das Taschengeld darf sich nicht allzu sehr

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unterscheiden. Für Freiwilligeunter 25 Jahren soll es übrigens einetwas höhere Taschengeld gebenals für ältere Freiwillige!Zusätzlich zu dem Taschengeld istdeine BFD Stelle auch verpflichtet,Unterkunft, Arbeitskleidung undkostenlose Verpflegung zu stellen.Sollte eine BFD Stelle das nichtkönnen oder wollen, erhält maneinen finanziellen Ausgleich zusätzlich zum Taschengeld.Die Verwaltung des BFD läuft über sogenannte Zentralstellen. Dabei muss sich jedeEinsatzstelle einer Zentralstelle anschließen, welche die Verteilung der Fördermittelverwaltet und sicherstellt, dass die Kopplung eingehalten wird. Die Kopplung sollsicherstellen, dass der BFD gegenüber dem FSJ nicht bevorzugt wird. Aus diesemGrund darf es in einem Bundesland maximal so viele Bundesfreiwilligendienstplätzegeben, wie es FSJ-Plätze gibt.Wie bei allen gesetzlich geregelten Freiwilligendienstformen, muss man auch beimBundesfreiwilligendienst verschiedene Seminare besuchen. Das Ziel ist es, währendder Seminare zusätzliche soziale, ökologische, kulturelle und interkulturelleKompetenzen zu vermitteln und das Bewusstsein für das Gemeinwohl zu stärken. Umdiese Ziele zu erreichen, darf natürlich auch eine politische Weiterbildung nichtfehlen. Deswegen enthält jedes BFD Seminar eine mindestens 5-tägige politischeWeiterbildung.Insgesamt muss man bei einem 12-monatigen Bundesfreiwilligendienst anmindestens 25 Seminartagen teilnehmen. Dabei zählen die Seminare allerding zurregulären Arbeitszeit und man kriegt natürlich auch sein Taschengeld für dieTeilnahme am Seminar. Wenn man länger als 12 Monate an einem BFD Projektteilnimmt, erhöht sich die Anzahl der Seminartage pro zusätzlichen Monat um einenTag. Machst man weniger als 12 Monate, reduziert sich die Anzahl um je 2 Tage proreduzierten Monat. Freiwillige, die bereits das 27. Lebensjahr abgeschlossen haben,müssen nicht während der gesamten Zeit auf den Seminaren anwesend sein. Hierkann mit dem Träger eine Teilnahme an den BFD Seminaren über einenangemessenen Umfang vereinbart werden.

A 5 Nummeriere die Zeilen, lies den Text und kläre unbekannte Wörter!

A 6 Überlege dir mindestens 6 Vergleichskriterien (z.B. “Dauer”) und stelle dievier Dienste (Wehrdienst, Zivildienst, FSJ, BFD) tabellarisch gegenüber!

A 7 Wie unterscheiden sich FSJ und BFD? Macht die Einrichtung beider DiensteSinn?

A 8 Was findest du besser: Pflicht- oder Freiwilligendienst? Begründe deineMeinung!

A 9 Wo siehst du den Zusammenhang zwischen “M5” und dem Thema“Ehrenamt”?

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M6 Fakten zum EhrenamtWahr ist: Deutschlands Jugendengagiert sich! Jeder Dritteleistet in seiner Freizeit etwas fürdie Gesellschaft, sei es bei derFeuerwehr, im Sportverein oderbeim Naturschutz. Einmal proWoche legen die meisten los, inder Regel bis zu fünf Stunden.Jeder zweite Befragte zwischen14 und 24 wäre außerdem bereit,sich zu engagieren, wenn sich etwas Interessantes bieten würde.Statistisch1 verteilte sich das ehrenamtliche Engagement der Jugend im Jahr 2010 (2000)wie folgt: Sport und Bewegung 12% (15%), Kirche/Religion 7% (5%),Schule/Kindergarten 6% (6%), Kultur und Musik 5% (5%), Freiwillige Feuerwehr undRettungsdienste 4% (4%), Jugend und Bildung 4% (2%), Freizeit/Geselligkeit 3% (7%),sozialer Bereich 3% (2%), Umwelt-/Naturschutz 2% (2%), Politik 2% (2%), bürgerlicheAktivität 1% (1%), Gesundheit 1% (1%), berufliche Interessenvertretung 0% (1%)A 1 Stelle die angegebenen Werte als vergleichendes Säulendiagramm dar!

A 2 Beantworte mit Hilfe des fertigen Diagramms folgende Fragen:

a) Wo engagieren sich die meisten Jugendlichen, wo die wenigsten? Wie kommtdas?

b) Welche Bereiche haben Ehrenamtliche gewonnen, welche verloren?c) Wie hat sich das Engagement insgesamt entwickelt? Gibt es 2010 mehr oder

weniger engagierte Jugendliche als 2000?d) Wie viele der befragten Jugendlichen lehnen ein ehrenamtliches Engagement

grundsätzlich ab?

A 3 In der Studie wurden 13 Bereiche ehrenamtlichen Engagements Jugendlicherzwischen 14 und 24 untersucht. Trotzdem sagen 50% der Befragten, sie würdensich dann engagieren, “wenn sich etwas Interessantes bieten würde.” Was istvon dieser Aussage zu halten?

Wahr ist aber auch: die Mehrheit der Jugendlichen engagiert sich nicht, obwohl 54%sagen, sie würden es gerne tun. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind mit 20%weniger engagiert als deutsche Jugendliche (33%), G92-Gymnasiasten (51%) mehr alsG8-Gymnasiasten (41%) und Ganztagsschüler (31%) weniger als Halbtagsschüler (39%).A 4 Stelle die Gegensatzpaare jeweils als Kreisdiagramm dar!

A 5 Warum sind nicht-deutsche Jugendliche weniger engagiert?

A 6 Warum sind bestimmte Schülergruppen engagierter als andere?

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2 Abitur in 9 Jahren1 Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Bundesfamilienministeriums

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Ehrenamtliche Arbeit ist auch “Arbeit”, d.h. sie hat einen finanziellen Wert, deraufgewendet werden müsste, würde sie nicht kostenlos erledigt. Doch wie viel ersparendie Ehrenamtlichen der Gesellschaft jedes Jahr?Betrachten wir hierzu die folgende Tabelle und nehmen an, die wöchentliche Arbeitszeitbetrage 37,5 Std. und ein Stundenlohn, von dem man leben könnte, mindestens 14 Euro.

A 7 Berechne die fehlenden Werte!

A 8 In welchem Bereich leistet der einzelne Ehrenamtliche am meisten, wo amwenigsten? Woran könnte das liegen?

A 9 Wie viele Ganztagsstellen “verhindern” die Ehrenamtlichen insgesamt?

A 10 Welche Summe ersparen die Ehrenamtlichen der Gesellschaft bzw. dem Staatjährlich insgesamt?

A 11 Betrachte die Ergebnisse von A9 und A10: Ist ehrenamtliches Engagement dennnun eher positiv oder negativ zu betrachten? Begründe deine Meinung!

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Anzahl derEhrenamtlichen

geleisteteStunden pro

Woche

Std./Ehrenamtler

Ganztags-stellen Wert/ Jahr

soziale Dienste 1.009.554 4.532.898 4,5 120.877 3.299.949.744Bildung 404.459 837.229 2,1 22.326 609.502.712Kultur, Unterhaltung 898.089 2.002.739 2,2 53.406 1.457.993.992Umwelt, Natur-, Tierschutz 299.363 922.038 3,1 24.588 671.243.664Sport 496.815 1.465.605 3,0 39.083 1.066.960.440Katastrophenhilfe 257.962 830.637 3,2 22.150 604.703.736religiöse Dienste 576.433 1.660.127 2,9 44.270 1.208.572.456politische Arbeit 347.134 888.662 2,6 23.698 646.945.936Nachbarschaftshilfe 1.410.828 3.527.070 2,5 94.055 2.567.706.960

444.453 12.133.579.640

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Übungsarbeit

A 1 Beschreibe anhand von drei Merkmalen, was ein “Ehrenamt” ist!

A 2 Aus welchen beiden Traditionen hat sich das heutige “Ehrenamt” entwickelt?

A 3 Warum hatte das Ehrenamt zu Zeiten des Nationalsozialismus einen schweren Stand?

A 4 Was versteht man unter einer “Bürgerinitiative”?

A 5 Was unterscheidet die heutigen “Ehrenamtlichen” von früheren Generationen?

A 6 Erläutere anhand von zwei Beispielen, was Menschen motiviert, sich ehrenamtlich zuengagieren!

A 7 Es gibt drei Gruppen von Faktoren, die ehrenamtliches Engagement beeinflussen. Nenne sieund gib jeweils drei Faktoren an, die zur jeweiligen Gruppe gehören!

A 8 Nenne und erkläre drei Ehrenämter!

A 9 Manche Tätigkeiten werden rein ehrenamtlich, andere sowohl ehren- als auch hauptamtlichausgeübt.

a) Woran liegt das?

b) Was macht eine Tätigkeit “ehrenamtstauglich”?

A 10 Manche Unternehmen halten ihre Mitarbeiter (einmal jährlich) zu ehrenamtlichenEngagement an. Was ist davon zu halten?

A 11 Manche halten es für eine gute Idee, wenn sich Arbeitslose (gewissermaßen alsGegenleistung fürs Arbeitslosengeld) ehrenamtlich engagieren (müssen). Was hältst dudavon?

A 12 Was ist eine Stiftung?

A 13 Wehrdienst, Zivildienst, FSJ und BFD - stelle diese vier Dienste tabellarisch in den dreiVergleichspunkten “Dauer”, “Zielgruppe” und “Einsatzbereich” gegenüber!

A 14 Erkläre den Unterschied zwischen FSJ und BFD!

A 15 Freiwilligen- oder Pflichtdienst? Was spricht für das Eine, was für das Andere?

A 16 2/3 der deutschen Jugendlichen engagiert sich nicht ehrenamtlich. Woran könnte das liegen?

A 17 Zwischen 2000 und 2010 ist das ehrenamtliche Engagement von Jugendlichen zwischen 14und 24 Jahren insgesamt zurückgegangen. Nenne mindestens zwei Gründe, woran das liegenkönnte!

A 18 Ehrenamtliches Engagement hat zwei Seiten: es spart einerseits der Gesellschaft Geld undmacht andererseits über 400.000 bezahlte Arbeitsplätze überflüssig. Was hältst du unterBerücksichtigung dieser Tatsachen von ehrenamtlichem Engagement? Begründe!

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