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(Aus der II. Chirurgischen Klinik [Vorstand: Prof. Dr. J. Divi~] und dem Serologischen Laboratorium der Psychiatrisehen Klinik [Vorstand: Prof. Dr. Z. Myslive~ek] der Karls-Universit~ Prag.) Ein Beitrag zu den Ergebnissen der Fuchsschen Reaktion. Von Dr. V. Kafka jr., Assistent der Chirurgischen Klinik. (Eingegangen am 14. November 193~.) Eine verl~6liche diagnostische Carcinomreaktion ist, besonders im Hinblick auf die bisher unbefriedigende MSglichkeit einer rechtzeitigen Diagnose oder einer solchen bei Neubildungen, die der Biopsie unzu- g/~nglich sind, zweifellos eine Notwendigkeit. Wit haben uns entschlossen die Fuchssche Reaktion ihrer in der Literatur angefiihrten guten Resul- tare wegen zu verwenden, besonders ihrer Spezifit/~t und Bews wegen in bezug auI Differentialdiagnosen zwischen Ca., Lu., Tbc. Es ist notwendig anzuffihren, dal~ die Unterschiede der Werte des ReststickstoHs, mi~ denen man arbeitet, minimal sind, man berechnet sie nach Ganzen und Zehntel Milligrammprozent, so dag die Technik der Reaktion ungewShnlich groBe Genauigkeit und das Einhalten einiger besonderer Bedingungen erfordert, worauf in den Originalarbeiten yon Fuchs und seinen Mitarbeitern 1--a hingewiesen wird. Da wir keine Fuchs- schen Originalapparaturen besitzen, haben wir zur Durchf/ihrung der ,,CAR." die vollendetsten Apparate heimischer Erzeugung verwendet. Und zwar einen Zw61fkjeldahlkolben-Apparat mit Normalschliffen, einer Luftwaschflasche, Riickschlagventil usw. Zur Colorimetrie be- nutzten wir das Pul/richsche Stufenphotometer. In der Methodik hielten wir uns an die Fuchsschen Prinzipien. Zur Bestimmung des Reststickstoffes im Blute wurden die Vorschriften Urbach8 mit Hilfe des Pul/richschen Stufenphotometers verwendet 10. Die Genauigkeit der Messung h/~ngt im erheblichen Ma6e yon der individuellen Empfindlichkeit des Auges ab. Unseren Erfahrungen nach ist der relative Fehler der Messung gleich 11/2% der Grundmenge des Reststickstoffes. Die Empfindlichkeit der Messung ist allerdings weitaus grSger als deren Genauigkeit, denn wir k6nnen Unterschiede yon 0,001 mg N feststellen. Ergebnisse. Soweit es sich um die Technik der Reaktion und um die berichteten Resultate handelt, machen wir darauf aufmerksam, dab diese Arbeit im M/~rz 1934 beendet wurde. Bis zu jener Zeit batten wir 136 Reaktionen an 108 Kranken ausgeffihrt. 26*

Ein Beitrag zu den Ergebnissen der Fuchsschen Reaktion

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Page 1: Ein Beitrag zu den Ergebnissen der Fuchsschen Reaktion

(Aus der II. Chirurgischen Klinik [Vorstand: Prof. Dr. J. Divi~] und dem Serologischen Laboratorium der Psychiatrisehen Klinik

[Vorstand: Prof. Dr. Z. Myslive~ek] der Karls-Universit~ Prag.)

Ein Beitrag zu den Ergebnissen der Fuchsschen Reaktion. Von

Dr. V. Kafka jr., Assistent der Chirurgischen Klinik.

(Eingegangen am 14. November 193~.)

Eine verl~6liche diagnostische Carcinomreaktion ist, besonders im Hinblick auf die bisher unbefriedigende MSglichkeit einer rechtzeitigen Diagnose oder einer solchen bei Neubildungen, die der Biopsie unzu- g/~nglich sind, zweifellos eine Notwendigkeit. Wit haben uns entschlossen die Fuchssche Reaktion ihrer in der Literatur angefiihrten guten Resul- tare wegen zu verwenden, besonders ihrer Spezifit/~t und Bews wegen in bezug auI Differentialdiagnosen zwischen Ca., Lu., Tbc.

Es ist notwendig anzuffihren, dal~ die Unterschiede der Werte des ReststickstoHs, mi~ denen man arbeitet, minimal sind, man berechnet sie nach Ganzen und Zehntel Milligrammprozent, so dag die Technik der Reaktion ungewShnlich groBe Genauigkeit und das Einhalten einiger besonderer Bedingungen erfordert, worauf in den Originalarbeiten yon Fuchs und seinen Mitarbeitern 1--a hingewiesen wird. Da wir keine Fuchs- schen Originalapparaturen besitzen, haben wir zur Durchf/ihrung der ,,CAR." die vollendetsten Apparate heimischer Erzeugung verwendet. Und zwar einen Zw61fkjeldahlkolben-Apparat mit Normalschliffen, einer Luftwaschflasche, Riickschlagventil usw. Zur Colorimetrie be- nutzten wir das Pul/richsche Stufenphotometer.

In der Methodik hielten wir uns an die Fuchsschen Prinzipien. Zur Bestimmung des Reststickstoffes im Blute wurden die Vorschriften Urbach8 mit Hilfe des Pul/richschen Stufenphotometers verwendet 10. Die Genauigkeit der Messung h/~ngt im erheblichen Ma6e yon der individuellen Empfindlichkeit des Auges ab. Unseren Erfahrungen nach ist der relative Fehler der Messung gleich 11/2 % der Grundmenge des Reststickstoffes. Die Empfindlichkeit der Messung ist allerdings weitaus grSger als deren Genauigkeit, denn wir k6nnen Unterschiede yon 0,001 mg N feststellen.

Ergebnisse.

Soweit es sich um die Technik der Reaktion und um die berichteten Resultate handelt, machen wir darauf aufmerksam, dab diese Arbeit im M/~rz 1934 beendet wurde. Bis zu jener Zeit bat ten wir 136 Reaktionen an 108 Kranken ausgeffihrt.

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370 V. K~fk~ jr. :

Mit Rficksicht darauf, dab verschiedene Therapien wie R6ntgen, Radium, Chemotherapie, Bluttransfusion usw. einen erheblichen Ein- flu6 auf die Reaktionsfahigkeit des Serums haben, und dab es m6glich ist, das Stadium des Umschwungs zu erfassen (z. B. positiv in immun), haben wir diese Umstande bei der Aufstellung unserer Resultate in Betracht genommen.

Zur sog. Immunita tsreakt ion ist zu bemerken, dab alle unsere nach radikalen Krebsoperationen durchgeftihrten Reaktionen diesen Typ aufwiesen; allerdings wiesen auch 2 Falls von stark fortgeschrittenem und nicht behandeltem Krebs Immunita tsreakt ion auf.

Abziiglich yon 13 nicht wertbaren Fallen (5 klinisch unklar, 8 yon andcren Instituten) bleiben 95 wertbare Falle. Die Reaktionen wurden in Serum, Liquor c. s. und Ascitesfltissigkeit durchgeftihrt.

1. Gesunde Personen oder Kranke ohne Anzeichen yon b6sartigen Geschwiilsten, Lues oder Tuberkulose. (Blutspender, Appendicitis chron., Colitis ulcerosa, Ulcus gastroduodenale, Cholelithiasis, Splanchno- ptosis, Hernia, Cystitis, Struma toxica usw.) Im ganzen 24 Falle durch- weg mit Ca.-negativer Reaktion.

2. Tbc.-Kranke: 9 Falle. Richtiges Resultat der Reaktion in 88%. Zur Kontrolle wurden 10 Falle ohne Anzeicllen ~on Tbc. genommen~ bei denen die Reaktion durchweg Tbc.-negativ war.

3. Luiker: Nur 3 Falle, in Serum und Liquor positiv, Zu Kontroll- zwecken wurden 18 Falle mit riehtigem Resultat (Lu.-negativ) in 93,4% beobachtet.

4. Krebskranke. A. Bioptisch, operativ oder pathologisch-anato- misch ausgewiesene Falle:

1. ]~is jetzt nicht behandelte 38; ,,CAR." in 89,4% Ca.-positiv. Rech- nen wir einen Fall dazu, welchen wit kleinen Wertdifferenzen-des Rest- stickstoffs wegen als unsicher positiv betrachten, kamen wir zu dem richtigen Resultat yon 92%.

2. Behandelte (bestrahlte) Falle: 7. Ca.-positives Resultat der Reaktion in 85,7%.

B. Klinisch sichere, bioptisch nicht ausgewiesene Falle. 1. Nicht Behandelte l0 Ca.-positive Falle. 2. 1 Fall Ca.-positiv. I m ganzen wurden 56 Krebsfalle, bci verschiedener Lokalisation, beob-

achtet : Ca. ventriculi 15, recti 14, raammae 7, pancreatis 5, hepatis 3, pro- statae 2, oesophagi 3, ovarii, pulmonum, gl. thyreoideae, gl. submaxillaris, cutis etc. Positive ,,CAR." wurdc in 51 Fallen erlangt = 91%, unsicher po- sitives Resultat in einem Falle (ira ganzen 92,8 %). Negatives Resultat gaben $ Falle = 7 %. Diagnosen dieser 4: falschen Resultate : Nr. 48. Ca. pancreatis, Icterus, Parotitis. Nr. 54. Cystoma ovarii, Ca. inc. Nr. 20. Ca. mammae recid., R6ntgenthcrapie. Nr. 4. Ca. pancrcatis, Icterus, Erysipel.

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Ein Beitrag zu den Ergebnissen der Fuchsschen Reaktion. 371

Die Kontrollfs waren durchweg Ca.-negativ. Es waren dies, auBer den in der ersten Gruppe angeffihrten Fi~llen, noch 6 an@re Fs aus der zweiten Gruppe, im ganzen also 30.

Wegen des geringen Materials rechnen wir die Sarkome nicht zu dieser Gruppe. 2 Fi~lle waren Ca.-negativ, nu r einer Ca.-positiv. Bei Zusammenfassung beider mal ignen Tumoren f~llt der Prozentsatz der Ca.-posit iven Resul ta te auf 88,1%. Der Rieht igkei tsprozentsatz bei al len Gruppen zusammen entspr icht 94,9%.

Wi t beenden unsere Ausff ihrungen nicht endgfiltig, denn sie sollen nu r eine ~bers ich t fiber das gew/ihren, was uns die F u c h s s c h e Reakt ion, besonders in diagnostiseher Hinsich~, geboten hat. Mit ihren Vorteilen, besonders in bezHg a~ff die Differentialdiagnose und ihrer Verlgl~liehkeit (bei 91% der Krebskranken positiv), wiegt die ,,CAR." die verh~ltnis- ms groI~e Mfihe in der Anwendung auf. Nicht nu r in einer Beziehung war uns die ,,CAR." eine wichtige diagnostisehe Hilfe: besonders in Fal len, wo wir eine vorherige probatorische Excision nicht vornehmen wollen oder k5nnen, entscheidet die ,,CAR." sowohl in bezug auf die Prognose, als auf die Art der Therapie.

Literaturverzeichnis. lJFuchs, H. J., Biochem. Z. 170, 175, 176, 178 - - Z. Krebsforsch. 37 - - Mtinch.

reed. Wschr. 1932. - - 2Fuchs, H. J., u. M. v. Fallcenhausen, Biochem. Z. 176, 178, 245 - - Z. Krebsforsch. 37. - - a Fuchs, H. J., M. v. Falkenhause~ u. H. Kowarzyk, Z. Immun.forsch. 80. - - 4 Fuchs, H. J., u. H. Kowarzyk, Z. Immun.forsch. 80. - -

Cadness, B. H. E., u. C. G. L. Wol], Biochem. Z. 238. - - 6 Ci~ek, J., Fraktick~ l~ka[" 8 (1934). 7 Jedli~ka, V., u. E. Weichherz, ~as. 14k. 6esk. 27 (1934) - - Z. Krebs- forsch. 41,148 (1934). - - s Ka/ka, V., ~as. l~k. 6esk. 27 (1934). 9 Kuklovd u. Haviar, Bratislav. 14k. Listy 1934. - - s0 Urbach, C., Biochem. Z. 252.