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232 Calberla: Ein Beitrag zur Elementarandyse Kaustisches Kali und Salzsaure wirken anf andere Weise auf diese Hydrate ; sie losen dieselben nur, ohne Verbindungen zu geben, Nach Berzelius genligt ein Th. Kali, um 16 Th. Zinn- saure zu losen , mas nieht einmal dem deqnivalentverhlltniss 1 : 10 entsprieht , und F e h l i n g fand , dass eine Liisung von Zinnsaure in verdtinnter Salzsaure sich in Rletazinnsaure um- wandelt, als menn sie in freiem Zustande ware. Die Hydrate zeigen demnsch sehr wenig Affinitrt meder fur Basen noch fur Sauren und es sind die Verbindungen, welche man erhalt, nur menig stabil. So werden alle Kalisalze der Zinnsiiuren durch die Koh- lensiiure der Lnft uncl durch eine Losung vou neutralem schwe- felsauren Natron, die unloslichen auch durch Wasser zersetzt. Die salzsauren Verbindungen verlieren einen Theil ihrer Saure beim Liegen an der Luft, und werden vollstandig durch Wasser zersetzt. Leichter verbinden sich die Hydrate der Zinnsauren mit Zinnoxydul und bilden clamit salzartige bestandigere Osyde von verschieclenen Farben, z. B. gelbe, griine, blaue u. s. w. xxx. Ein Beitrag ziu' Elementaranalyse stickstoff haltiger Korper. Ernst Calberla. Von Ueber die Anwendbnrkeit des rnetallischen Kupfers unter gewissen Bedingungen , zur Reduction des bei Elementar- analysen stiekstotfhaltiger Korper auftretenden Stickoxyds, besitzen wir durch die Arbeit von M. Thorp, Journ. of the Chem. SOC. Ser. 2, Vol. 4, p. 359, Sept. 1866 oder Chem. Cen- tralblatt 1867, p. 205 genugende Bemeise. Die Anwendung von Kupfer hat aber bei Verbrennungen im Sauerstoffstrome den Nachtheil, dass es nach jeder Analyse osydirt ist und von Neuem reducirt werden muss. Desshalb schlug Herr

Ein Beitrag zur Elementaranalyse stickstoffhaltiger Körper

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232 Calberla: Ein Beitrag zur Elementarandyse

Kaustisches Kali und Salzsaure wirken anf andere Weise auf diese Hydrate ; sie losen dieselben nur, ohne Verbindungen zu geben,

Nach Berze l iu s genligt ein Th. Kali, um 16 Th. Zinn- saure zu losen , mas nieht einmal dem deqnivalentverhlltniss 1 : 10 entsprieht , und F e h l i n g fand , dass eine Liisung von Zinnsaure in verdtinnter Salzsaure sich in Rletazinnsaure um- wandelt, als menn sie in freiem Zustande ware. Die Hydrate zeigen demnsch sehr wenig Affinitrt meder fur Basen noch fur Sauren und es sind die Verbindungen, welche man erhalt, nur menig stabil.

So werden alle Kalisalze der Zinnsiiuren durch die Koh- lensiiure der Lnft uncl durch eine Losung vou neutralem schwe- felsauren Natron, die unloslichen auch durch Wasser zersetzt. Die salzsauren Verbindungen verlieren einen Theil ihrer Saure beim Liegen an der Luft, und werden vollstandig durch Wasser zersetzt.

Leichter verbinden sich die Hydrate der Zinnsauren mit Zinnoxydul und bilden clamit salzartige bestandigere Osyde von verschieclenen Farben, z. B. gelbe, griine, blaue u. s. w.

xxx. Ein Beitrag ziu' Elementaranalyse stickstoff haltiger

Korper.

Ernst Calberla. Von

Ueber die Anwendbnrkeit des rnetallischen Kupfers unter gewissen Bedingungen , zur Reduction des bei Elementar- analysen stiekstotfhaltiger Korper auftretenden Stickoxyds, besitzen wir durch die Arbeit von M. T h o r p , Journ. of the Chem. SOC. Ser. 2, Vol. 4, p. 359, Sept. 1866 oder Chem. Cen- tralblatt 1867, p. 205 genugende Bemeise. Die Anwendung von Kupfer hat aber bei Verbrennungen im Sauerstoffstrome den Nachtheil, dass es nach jeder Analyse osydirt ist und von Neuem reducirt werden muss. Desshalb schlug Herr

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stickstoffhsltiger KiSrper. 233

Regierungsrath Prof. S t e i n an Stelle von Kupfer die Anwen- dung von Silber vor, was uberdiess den Vortheil darbot, Chlor , beztiglich fluchtige Chlorverbindungen zuriickzuhalten und zu diesem Zwecke schon seit einer Reihe von Jahren im hiesigen Laboratorium benutzt wird, und ich murde von Dem- selben mit der specicllen Untersuchung beanftragt. Hierzu mussten zwei Reihen yon Versuchen angestellt werden.

I. Ob gliihendes Silber im Stande ist , Stickosyd vollig in Stickosydul, bezuglich Stickstoff und Sanerstoff zu zer- legen und bei melcher Temperatur diess am vollstiindigsten geschieht und

IT. Ob gliihendes Silber lreinerlei Einwirkung auf dsriiber hinwegstreichende KohlensCiure ausiibt.

I. In einen Gasapparat fur Elementaranalysen brachte ich eine SO Cm. lange, beiderseits oBene Verbrennungsriilire und in den vorderen Theil derselben ca. 20 Cm. festgestopfte Silberspiihne vom feinsten ‘l’ressensilber j dahinter war die Eohre ausgezogen und ganz wie bei Elemen taranalysen durch ein Stuck Kantschuckschlauch mit einem 1%’ i l l’schen Ihgel- apparat, der mit Wasser und Lskmnstinctur gefiillt war, ver- bundcn. Vor dem Silber befancl sich ein Asbestpfropf und 10 Cm. davon entfernt stand ein Schiffchen mit salpetersanrem Bleioxyd, 30 Cm. davon befand sich ein Korkpfropf mit Glas- rohre, an der der Schlauch eines Luftgasometers befestigt war. Es ist diess die specielle Anordnung, die ich bei sllen Versuchen ganz gleichmiissig angewendet habe, das salpeter- saure Bleioxyd iiberdeckte ich mit etwas ausgegliihtem Sand, urn eine zu heftige Eatmiekelung von IJntersalpetersaore zu verhindern.

I) Ich brachte etma 0,050 Grm. PbO,NO, auf clas Schiff- chen , erhitzte das Silber bis zur dtmklen Rothgluth und liess einen langsamen Luftstrom durch die Rohre streichen [durch den Kngelapparat gingen per Sekunde 1-2 Blasen]. Ich erhitzte nun nach und nach dasSchiffchen, bis nach 11/, Stun- den das ganze Bleisalz zersetzt war. Die Lakmustinctur war schwach gersthet, es war also etwas Siiure, d. h. Stickoxyd, welches dnrch den Sauerstoff der durchgehenden Luft in Untersalpetersaure verwandelt worden war, die ihrerseits

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durch Wasser in Salpetersaure und Stickoxyd zerlegt mird, iibergegangen.

2) Die Verhlltnisse waren ganz dieselben mie bei Ver- such 1) auch wendete ich dieselbe Menge Substanz an, nur erhitzte ich diessmal das Silber zur hellen Rothyluth, nach 1 'J', Stunde war das game Bleisalz zerlegt, aber die Lakmus- tinctur nicht gerothet ; es war also alles Stiekovyd zerlegt. Ein 3. Versuch auf dieselbe Art angestellt, fie1 ganz wie der 2. aus.

Normal- lauge, auf das Schiffchen 0,050 Grm. salpetersaures Bleioxyd init Sand uberdeckt, und liess die Verbrennung ganz mie hei Versuch 2 und 3 vor sich gehen. Nach Beendigung des Ver- suchs titrirte ich die Normallauge mit Sormalsiiure zuriick und brauchte 18,88 C.C. SO3, 1 C.C. Siiure = 1,06 C.C. Lauge, also 18,88 C.C. l j g NormalsKure = 20,01 C.C. ' I5 Normallauge ; es ist also kein Stickosyd iibergegangen. Dasselbe ergab ein

5) Versuch. 14,90 C.C. Normallauge war vorgelegt, 14 C.C. Normalsiiure mnrde zum Zuriiclrtitriren gehraucht ; diess giebt 14 C.C. Xormalsiiure = 14,84 C.C. ' is Normal- lauge ; auch hier hat eine vollstgndige Zersetzung des Stick- oxyds stattgefunden.

Urn diese Versuche nun mit einer Elementnrnnalyse zu verbinden, wurde eine Verbrennung von Pi krinsiiure im Sauer- stoffstrome vorgenommen.

6) Versuch. In die Verbrennungsrohre brachte ich zuerst die 20 Cm. langeSilberschicht, dmn eine 30 Cm. lauge Schicht von ICupferoxyd mit den nothigen Bsbestpfropfen und dicht davor das Schiffchen mit 0,248 Grm. trockner Pikrinsaure. Der Kiigelapparat war mit 30,3 C.C. Normallauge gefullt. Die Verbrennung murde im schwachen Sanerstoffstrom vorge- nommen, nach Vollendung derselben titrirte ich die Lauge mit Normalsgure zuriick und brauchte 2 4 6 C.C. Nor- malsaure.

Das Verhaltniss der Lauge zur Saure war ganz wie bei Versuch 4 und 5, es ist also 28,6 C.C. iij Normalsaure =

30,3 C.C. Normallauge. Es ergiebt sich auch aus diesem

4) Ich brachte in den Kugelapparat 20 C.C.

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Versuche, dass kein Stickovyd oder Untersalpetershre unzer- setzt iibergegangen ist.

11. Es war nun noch festzustellen, ob liellrothgliihendes Silber nicht auf Kohlensaure reducirend einmirke. Ieh stellte liierzu folgende Versuche an. In eine beiderseits offene Ver- brennungsrohre brachte ich wieder die 20 Cni. lange Schicht festgestopfter Silberspiihne und liess uber das hellrothgluhende Silber einen Strom voii Kohlenssure streichen ; das andere Ende der Rohre verband ich init einer ungefiihr 1 Meter langen etwns geneigten Absorptionsrijhre , die unter eine graduirte Rohre rtliindete , beide waren ganz mit starker Kalilauge an- gefiillt. Der Strom der Rohlensiture wurde so regulirt, dass per Secunde 5-6 Gasblasen in die Absorptionsrohre eintraten.

1) Nach 81/,stiindigem Durchleiten war 8,s C.C. Gas un- absorbirt geblieben und

2) bei Sstiindiger Operation blieb 8,s C.C. Gas in der gracluirten Rohre. Eine Untersuchung errvies es in beiden Fallen als Luft, ohne die geringste Spur von Kohlenoxyd.

Diese Luft war jedenfalls als Beimischung der Rohlen- sliure vorhanden , iiidem , \vie verschiedene, direct zu dieseni Zwecke angestellte Versnche gezeigt haben, es nicht moglich ist, rzus Marmor und Salzsiiure im Rleinen ganz luftfreie Kohlensiiurc zu erhalten.

Aus diesen Versucben geht hervor, dass der Anwendung des Silbers an Stelle voii Kupfer zu oben erwahntem Zwecke, nichts im Wege steht, da es in hellrothgliihendem Zustande das Stickoxyd vollstgndig zerlegt und auf Kohlensaure nicht die geringste Einwirkung iiussert.