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Ein mir selbst gemachtes Geschenk: Reinkarnationstherapie

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aus dem Buch "Ich wachse und werde ein Baum"

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Page 1: Ein mir selbst gemachtes Geschenk: Reinkarnationstherapie

Juliane E. Knoff

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Juliane E. Knoff

Ich wachse und werde ein Baum

Mein Leben mit Tinnitus

Ein Erfahrungsbericht, der über die Schulmedizin hinausgeht.

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weiß ich, warum ich mir die Einstiche vorher nicht vorstellen konnte und wollte. Die ganze Prozedur ist äußerst schmerz­haft, und bei jedem Stich möchte ich ihr von der Liege springen. Ich verfluche meinen Körper, der mich zu solchen Dingen zwingt, und ich verfluche mich, dass ich mich für diese Therapie entschieden habe.

Nach fünf Behandlungen breche ich diese Therapie ab. Ich spüre weder eine Verbesserung meiner Schmerzen im Kopf noch eine Veränderung meiner inneren Geräusche. Ich kann und will das alles nicht mehr. Das ist der falsche Weg für mich. Frau Kobler konnte mir trotz ihrer Versprechungen nicht helfen.

April 2004 Ein mir selbst gemachtes Geschenk:

Rei n karnationstherapie

Ich sitze wieder bei Frau Vidoni, der Reinkarnationstherapeu­tin, in Stuttgart. Wir haben uns vorgenommen, sehr intensiv und zügig miteinander zu arbeiten. Das bedeutet, wir sehen uns drei bis vier Mal in der Woche. Ich bin müde und doch hellwach - und ich habe, wie immer, das Gefühl, neben mir zu stehen. Angst habe ich keine, obwohl ich sie körperlich nach wie vor spüre. Doch es ist eine Angst, die ich noch immer nicht benennen kann. Frau Vidoni führt mich im Gespräch sehr straff, ohne meine gewohnte Ausweichtaktik zu akzeptieren. Die Antwort "Das weiß ich nicht" wird für sie irgendwann nervig und sie schlägt mir vor, jedes Mal 5 Euro in eine Kasse zu werfen. "Das weiß ich nicht, gibt es nicht. Du weißt es."

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Ich muss über so viele meiner heiß geliebten Schatten sprin­gen. Intuitive Antworten, die jetzt notwendig sind, werden von mir durch zu viel Überlegen geblockt. Jede Frage von Frau Vidoni wird gedanklich von mir hundertmal durchgespielt, immer mit der Überlegung: "Was meint sie jetzt?" Wir gehen ganz langsam, Schritt für Schritt zurück, kommen auf Gedan­ken und Gefühle, die ich mit mir und anderen hege und wir leiten daraus mein Verhalten ab. Es ist hart für mich, da es sehr punktuell ist, und ich mich über Stunden stark konzen­trieren muss. Frau Vidoni lässt aber nicht locker. Sie führt Regie in meiner Geschichte und passt auf, dass alles logisch und schlüssig ist. Ich selbst verstehe in doppelter Hinsicht überhaupt nichts mehr. Und '" ich bin müde.

Mein Verhalten in der Vergangenheit gleicht natürlich meinem heutigen Verhalten. Meine jetzigen starken Gefühle, meist Trauer, Wut, Einsamkeit, Verlorenheit ziehen sich durch mein ganzes Leben. Wir suchen Parallelen, wir suchen die "schuldi­gen" Situationen, die Auslöser. Und wir suchen den Grund, warum ich so reagiere, oft überreagiere. Ich wusste immer, dass ich diejenige war oder bin, die dieses Leid in mir verursacht und Frau Vidoni bestätigte mir, dass es kein anderer Mensch sein kann. Ich besitze die Fähigkeit, nieman­dem die Schuld für etwas, was in meinem Leben passiert ist, zu geben. Das ist wohl etwas Besonderes, aber ich fühle weder Stolz noch fühle ich überhaupt etwas.

Ich lerne durch die klaren analytischen Fragen, durch ihren sanften, aber doch massiven Druck, intuitiv zu sein, schnell zu antworten und Verbindungen zwischen Verhalten und Fühlen zu erkennen, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Aber noch sind wir im heutigen Leben. Wir gehen bis zu meiner Geburt zurück mit einer Mischung aus Wissen, Gefühl, Phanta­sie und Intuition. Es ist unglaublich, wie sich ein Puzzle zu einem Ganzen zusammensetzt und sich damit viele Fragen in Luft auflösen. Auf meine Einwände, dass die Phantasie hier

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doch einen großen Spielraum hat und "alles möglich ist" antwortet Frau Vidoni, dass dies sicher richtig sei, dass es aber in 95 % der Fälle tatsächlich so gewesen wäre. Ich fühle zum Beispiel, dass mir beim Erzählen, beim Vorstel­len meiner eigenen Geburt die linke Schulter stark schmerzt und mir das Atmen plötzlich sehr schwer fällt. Ich fange an, regelrecht nach Luft zu schnappen. Ich sitze auf dem gleichen Platz wie vorher und doch geht es mir plötzlich so schlecht. Es stellt sich heraus, dass ich im Geburtskanal fest hänge und sich die Nabelschnur um meinen Hals gewickelt hat. Der linke Arm geht hoch - heute wie auch damals - und ich werde herausgezogen. Später frage ich meine Mutter, und sie bestä­tigt mir genau das. Wie ist das möglich?

Ich fühle alles so stark - ich sehe es - und doch zweifle ich natürlich, wie es sicher viele Menschen tun würden. Vielleicht sollte ich mir das Zweifeln einfach abgewöhnen und es geschehen lassen? Diese und viele andere Erlebnisse in den Stunden mit Frau Vidoni geben mir Impulse, genau das zu lernen. Mir geht es während der Therapie seelisch und körperlich schlecht; ich bin einfach überfordert. Alles wirbelt im Kopf herum und ich fühle mich wie durchgeschüttelt. Zusätzlich dreht die Lautstärke in mir noch auf, und ich bin kaum noch kommunikationsfähig. Einerseits soll ich mich in den Ge­sprächen entspannen, andererseits bin ich hochkonzentriert, um akustisch überhaupt noch etwas zu verstehen. So rücken wi r die Sessel dichter zusammen und finden einen Weg, miteinander "zu reden".

Für mich ist in diesen Wochen wichtig, dass ein Mensch da ist, dem ich das alles erzählen kann, dem ich Fragen stellen kann, bei dem ich mich fallen lassen kann. Und das ist mein Mann. Er versteht nicht, wovon ich ihm erzähle, doch er hört mir zu, hält meine Hand, und ich kann mich anlehnen. Er ist in dieser Zeit mein Anker und, obwohl wir nicht mehr zusammen

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wohnen, zwingt er mich, den Kontakt zu ihm täglich aufrecht zu halten, um mich vor dem Fallen zu retten.

Wieder bei Frau Vidoni, gehen wir mental in die Vergangenheit - vor meinem hiesigen Leben. Mein pragmatisches ICH ist skeptisch, sehr sogar, aber auch neugierig und trotz allem voller Vertrauen. Mir kann nichts passieren, außer Gutes -das habe ich mir eingeredet. Und so sitzen wir wieder Sessel an Sessel, ich habe die Augen auf und bin hellwach. Meine früheren Vorstellungen, die eine Reinkarnationstherapie mit Hypnose oder einem Pendel vor den Augen gleichsetzen zerplatzen wie Seifenblasen. Auch hier geht es um nüchternes Ableiten, Fühlen und Intuition. Jetzt tauchen meine Blitzlichter wieder auf: der große Mann" mit dem schwarzen Hut, die Frau mit dem langen Rock, der Strom, der mich schmerzend durch­zieht. Wir suchen Möglichkeiten, mein Fühlen und Verhalten in der heutigen Zeit auf eine mögliche Situation in der Vergan­genheit zu übertragen. Wir suchen mögliche Personen, auf die ich mein Inneres übertragen kann und "malen" eine Fiktion. Inzwischen habe ich gelernt, meinen Verstand dahingehend auszuschalten, dass nur noch mein Gefühl spricht, und ich dann in der Lage bin, mich in diese Person, in diese Situation bildlich und auch körperlich stark hineinzufühlen. Ich lerne meine innere Härte kennen, fühle meine Sehnsucht, erlebe meine Einsamkeit und Trauer in noch viel stärkerem Maße, als ich es heute fühle. Und falle vor Anstrengung bald vom Sessel. Und trotzdem schaltet sich mein Verstand wieder ein und zweifelt. Anfangs haben wir besprochen, dass ich die Möglichkeit brauche, die Therapie zu beenden, wenn ich ein unsicheres Gefühl bekomme oder denke, dass ich hier nicht weiterkomme. Frau Vidoni hat mir zugestimmt, aber gemeint, dass wir so schnell durchgehen werden, dass ich dazu sicher keine Zeit habe. Doch jetzt kommen nach zwei Rückführungen die Zweifel. Obwohl ich stark fühle, sagt mein Verstand: "Das klingt alles sehr weit hergeholt, was wir da machen", und ich sage es ihr auch. Für mich ist es keine "Rückführung" in ein

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früheres Leben, sondern ein Seelen-Betrug, eine Übertragung des Fühlens und Verhaltens auf eine mögliche Situation (wie mit einem guten Film oder Buch, bei dem wir Tränen weinen oder uns kaputt lachen, obwohl wir wissen, dass es ein Film oder ein Buch ist) mit dem Ziel, die mögliche Ursache einer Blockade zu sehen und zu erkennen, um sich dann zufrieden zurückzulehnen mit dem Gedanken des Wissens und Verste­hens und des Auflösens. Frau Vidoni hört sich meine Erklärung an und stimmt mir zu. Wenn meine Sichtweise mir hilft, meine Probleme zu lösen, ist sie richtig. Es ist nicht wichtig, ob es so oder so war oder ist. Wichtig ist, dass man versteht, warum man sich in Situationen so und nicht anders verhält. Und wenn man es versteht, kann man Situationen auch bewusst verändern, dass man sich gut fühlt und sich negative Gefühle reduzieren. Und genau das ist ja mein Ziel.

Ich mache weiter. Es sind sechs wirklich harte Wochen, ohne viel Tränen, doch in hoher Konzentration, verbunden mit viel Wut, Trauer, Unverständnis, aber mit der Gewissheit, dass hier etwas passiert, was mein Leben umkrempeln wird. Ich bin nicht mehr darauf fixiert, meinen Kopf leiser zu bekommen, sondern MICH überhaupt erst mal zu fühlen und zu wissen, wer ich bin.

5 ist Montagnachmittag in der 6. Therapiewoche im früh­I ngshaften Mai. Wir sitzen zusammen und analysieren meine "Stromzustände" . Wir finden · eine Situation in der fernen Vergangenheit, zu der diese Zustände passen könnten. Wir "drehen unseren Film". Diese Gefühle zu erleben, zu durchleben,

iese furchtbaren Schmerzen körperlich zu fühlen, schlauchen mich dermaßen, dass ich fast zusammenbreche. Frau Vidoni

eht auf mit der Bemerkung: "Gleich haben wir es" und geht I uso Und ich stehe am Fenster, spüre eine unbändige Wut in I Ir und habe das Gefühl, durch die Scheibe gehen zu müssen. Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht. Die Tränen laufen I Rinnsälen mein Gesicht herunter und ich merke, wie ich an In ine körperlichen Grenzen stoße.

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Doch noch ist es nicht zu Ende: ich werde auf den Sessel zurückgeholt und muss weitermachen. Reden, fühlen, ablei­ten, erleben. Fertig. "Jetzt haben wir es", sagt Frau Vidoni. 'Was fertig? Was haben wir?', denke ich. Ich bin total irritiert, aber viel zu müde, um noch etwas verstehen zu wollen.

Wir verabreden uns für den kommenden Donnerstag. Ich steige in mein Auto und will nur noch heim, nach Hause auf meine Couch und schlafen, wie ich es nach jeder Sitzung ge­tan habe, tun musste, denn ich war einfach zu erschöpft. Nach knapp 100 Metern schießt mir ein schmerzhafter Blitz in mei­nen Halswirbel. Ich muss sofort anhalten, da ich unsägliche Schmerzen habe. Was ist los? Habe ich Zug bekommen oder war ich zu verkrampft in den letzten Stunden? Mein ganzer Körper fängt an zu zittern, zu schlottern, es kracht im Rücken, Stück für Stück nach unten bis ins Becken, bis in die Beine und Füße, die Zehen, bis in die Fingerspitzen. Es ist als ob Tonnen von Lasten von mir abfallen, als ob sich ein Krampf in meinem ganzen Körper löst - und langsam Ruhe reinkommt. Ich habe das Gefühl, dass meine Arme unter dem Auto hängen, so stark fühle ich die Erdanziehung. Ich sitze in meinem Auto und muss plötzlich laut loslachen. Es ist ein befreiendes, aber auch erstauntes Lachen, da ich überhaupt nicht weiß, was hier gerade passiert ist. Alles fühlt sich leicht an, und doch habe ich gerade sehr starke körperliche Schmerzen. Nur Angst habe ich keine. Typisch "Frau mit Macke". Nach fast einer Stunde Abwarten und Staunen im Auto fahre ich nach Hause. Die 20 Kilometer sind schnell geschafft, und ich darf endlich auf meine Couch. Aber ich bin nicht mehr müde. Ich stehe neben mir, schaue mir die Frau auf der Couch an und sehe ein freies, kleines Mädchen, welches tief durchat­met, Leichtigkeit verbunden mit viel Energie spürt, die fast aus ihr heraussprudelt. Ich bin so voller Licht, voller Freude und voller Klarheit, dass ich glaube, dass das der Film ist, den ich gedreht habe. Aber ich bin das nicht. Es ist ein Film. Ich fühle die zwei Menschen in mir: den Beobachter und den Handelnden.

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Und beide grinsen sich vertrauensvoll an, mit einem Sieges­bewusstsein, welches fast unbeschreiblich ist. Plötzlich bekomme ich starke Kopfschmerzen, das Gesicht verkrampft sich. Jetzt kriege ich doch Angst. Auf einmal lösen sich die Muskeln von beiden Gesichtshälften wie zwei riesige "Stahlscheiben" . Ich habe das Gefühl, dass diese Scheiben herunter fallen, nacheinander, und mein Kopf fühlt sich ganz leicht an. Scheinbar hat sich eine weitere Verkrampfung ge­löst. Ich muss schallend loslachen, denn ich denke: 'Nun knall ich echt durch.' Doch das Lachen geht in eine Wohligkeit, in ein Glücksgefühl über, in eine Ruhe und Entspannung, die wie ein Wunder wirken. Als ich abends meinen Mann anrufe, fragt er sofort, was los sei: "Du wirkst ganz anders." Eine Bekannte, die ich an dem Abend besuchte, umarmte mich, und ich bat sie, es noch einmal zu tun, da ich dieses Ge­füh l der Nähe bisher nie erlebt hatte.

Ich brauche täglich etwa 30 Minuten, um mich im Schlaf ein bisschen zu erholen. Die Beschallung fordert viel Energie, und so lege ich mich auch an diesem Tag wieder kurz über Mittag ins Bett. Ich bin schon nach 20 Minuten wieder aufgewacht und möchte aufstehen. In dem Moment schießt mir ein Blitz in den Kopf, und der Schmerz ist fast nicht auszuhalten. Der "Strom" ist wieder eingeschaltet. Er hebt mich fast vom Bett hoch. Es ist ein rasender Schmerz im ganzen Körper, genauso wie in der Vergangenheit. Gedanklich stehe ich trotzdem - wie immer - neben mir, beobachte mich und denke: 'Was tust Du hier eigentlich? Du weißt doch jetzt, woher das kommt. Frau Vidoni passt auf dich auf.' Und wie durch ein Wunder schaltet sich der Schmerz ab, ich "falle" wieder hinunter auf das Bett und bin völlig ruhig. Der Schmerz ist noch spürbar, doch es ist das letzte Mal, dass ich diese Hölle durchleben muss. Ein wun­derschöner Tag und ein weiterer Schritt nach vorn.

Am Donnerstag fahre ich, wie vereinbart, erneut zu Frau Vidoni. Sie sieht mich an und ohne, dass ich etwas sage, stellt

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sie fest, dass hier eine ganz andere Person als noch am Montag vor ihr steht und irgendetwas passiert sein muss. "Was ist los?", fragt sie. Als ich ihr dann ganz aufgeregt unter vielen Freudentränen mein Erlebnis nach der letzten Therapie­stunde erzähle, lächelt sie und wünscht mir viel Glück mit einer tiefen Herzlichkeit, die ich erst jetzt in ihr erkenne.

Zwei Wochen später spüre ich eine Veränderung mit meinen Schleimhäuten. Meine Augen werden klar und der Schleier lichtet sich. Meine bis jetzt trockene Nase ist feucht, und es ist, als ob ich einen Schnupfen bekomme. Der Mund heilt sehr schnell ab. Seit über 10 Jahren verwende ich im Genitalbereich eine Kortisonsalbe, um überhaupt laufen zu können oder Kleidung zu tragen. Meine Frauenärztin half mir damals sehr nach der erschütternden Nachricht des Professors, mich am­putieren zu wollen. Die von ihr entwickelte Salbe ermöglichte mir zwar ein schmerzhaftes, aber doch lebenswertes Leben bis jetzt. Eine Aussicht auf Heilung bestand ihrer Meinung nach überhaupt nicht. Doch auch hier passiert auf einmal etwas! Es ist anders und fühlte sich sehr gesund an. Dieser 'Verwandlungsprozess' dauert etwa eine Woche. Ich kann es selbst noch nicht recht glauben, also vereinbare ich sofort einen Termin bei meiner Ärztin. Bei der Untersuchung sehe ich Ihre aufgerissenen Augen und einen fragenden Blick. Nun lasse ich meine Freudentränen laufen mit der Gewissheit, dass ich tatsächlich gesund bin und bald total schmerzfrei sein werde. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl für mich, nach so einer langen Zeit und vielen Schmerzenstränen einen so großen Schritt weitergekommen zu sein. Weiter gekommen, indem ich mich nicht um diese kaputte Haut gekümmert habe, sondern meiner Seele auf die Sprünge half, um mich selbst zu heilen. Und genau das ist passiert.

Mein Körper ist jetzt frei - im Moment fühle ich die rechte Seite mehr als die linke, doch ich bin sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis ich vollständig entspannen kann.

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Jetzt habe ich endlich einen Körper, der sich von meinem Physiotherapeuten Hans-Jürgen behandeln lässt. Nach und nach werden die Wirbel wieder richtig positioniert, die immer wieder herausspringende erste Rippe reingedrückt und alles bleibt dort, wo es hingehört. Noch verhärtete Muskeln werden weich massiert und bleiben es dann auch. Die Entspannung im ganzen Körper ist deutlich zu spüren. Hans-Jürgen hat inzwi­schen Angst, eine Dauerkundin zu verlieren. Doch das wäre nicht die wahre Juliane! Wir sind noch nicht fertig - es gibt Inzwischen zu viele selbst verursachte "Baustellen" in mir. Aber vor allem bin ich erst einmal dieser großen, blonden Frau so unendlich dankbar - bis heute. Durch sie habe ich begon­nen zu leben, zu fühlen, Gutes und Schlechtes zu unterscheiden und Klarheit zu bekommen. Ich weiß heute, was ich will und was ich brauche, damit es mir gut geht. Ich habe eine geistige Klarheit bekommen, mit der ich mein Verhalten und die Ge­fühlswelt weiter analysieren und steuern kann, um mit dieser jetzigen Freiheit trotz starker Behinderung leben zu können und vielleicht einmal glücklich zu sein.

Doch auch mir selbst bin ich dankbar, dass ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen habe. Es war im Nachhinein mutig, das muss ich allerdings eingestehen. Ein neuer Weg ist immer von Angst begleitet, doch in diesem Fall war es keine lähmende Angst, sondern eine vorantreibende. Ich gewinne einen Preis für diese Überwindung: ein reiches und erfülltes Leben ver­bunden mit innerer Freiheit und Seelenfrieden. Ein Leben für mich.

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