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| TREFFPUNKT FORSCHUNG MODELLE Ein Mitochondrium zum Selbstbauen Zum Verständnis der „Kraftwerkfunktion“ eines Mitochondriums ist die genaue Vorstellung seines strukturellen Baus notwendig, denn nur so können die Abläufe der Zellatmung räumlich zugeordnet werden. Mit dem hier vorgestellten, preisgünstigen Modell lassen sich die we- sentlichen Mitochondrienmerkmale zeigen. Hand so nach und schneidet sie entsprechend, dass sie den An- schnitt des Modells zeigen. Nach dem Erhärten wird das Modell von außen mit Farbe eingesprüht, spä- ter noch mit Klarlack überzogen. Die Außenmembran ist nun fertig- gestellt. Die Matrix liegt noch frei. Um sie mit der stark gefalteten In- nenmembran (Oberflächenvergrö- ßerung) zu bestücken, werden aus der Modelliermasse zwei circa 40 cm lange, flache Stränge von circa 0,5 cm Dicke geformt. Dazu verwendet man das Nudelholz. Da- nach werden die Stränge behutsam gemäß der Faltung einer inneren Mitochondrienmembran angeord- net. In die noch feuchte Modellier- masse drückt man Kaffeebohnen hinein. Zunächst sollen nur Mul- den für die späteren Elementarpar- tikel entstehen. Die Kaffeebohnen werden wieder entfernt. Sobald die Modelliermasse erhärtet ist, kommen die Kaffeebohnen zurück in die Vertiefungen und werden mit Alleskleber fixiert. Auch die Matrix mit Innenmembran erhält zum Schluss einen Schutz durch Klarlack. Christiane Högermann, Senada Skenderovic, Olga Wagner, Abendgymnasium Sophie Scholl, Osnabrück © 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 1/2013 (43) | Biol. Unserer Zeit | 17 Gemäß der als Vorgaben formulier- ten Bildungsstandards der Kultus- ministerkonferenz kommt der Modellkompetenz im Biologieun- terricht eine maßgebliche Rolle zu. In erster Linie bezieht sich diese Kompetenz auf die Reflexion der durch ein Modell vermittelten Ver- anschaulichungsmöglichkeiten komplexer Strukturen und Zusam- menhänge und seiner Grenzen (Modellkritik) sowie der Übertra- gung eines Struktur-, Funktions- oder Analogmodells bzw. seiner Teile (Analogisierung). Im Idealfall können die Schüler ein Modell sel- ber herstellen und so durch den haptischen Zugang weitere Er- kenntnisse gewinnen. Das hier vorgestellte Modell ermöglicht es, Struktur und Funktion, Komparti- mentierung, Stoff- und Energieum- wandlung sowie Geschichte und Verwandtschaft (Vergleich mit ei- nem Chloropasten, Endosymbion- tentheorie) des Mitochondriums zu diskutieren. Die Herstellung Die Gipsrollen werden in ca. 20 cm lange Stücke geschnitten und nach Eintauchen in das hand- warme Wasser so um die obere Hälfte der waagerecht liegenden Melone gelegt, dass diese abge- formt wird. Die sich bildende „Kruste“ soll etwa 0,5 cm dick sein. Nach Aushärten der Gips- masse wird die Melone entfernt. Anschließend formt man mit der Aluminiumfolie an einer Seite der Melone eine Kappe; sie soll bis knapp in die Mitte des Modells hi- neinragen und wird ebenfalls mit angefeuchteten Gipsstücken um- legt. Die Kanten formt man von ABB. Das hier vorgestellte Mito- chondrium zum Eigenbau ist circa 21 cm lang. MATERIALIEN: Galiamelone, 2 Gipsrollen zum Mo- dellieren (Geschäft für Bastelbedarf), feste Aluminiumfolie, handwarmes Wasser, 1 Packung Modelliermasse, Messer, Nudelholz, Kaffeebohnen, Alleskleber, Sprüh- oder Plakatfarbe, Klarlack MOMENT MAL! Viola Bronsema beklagt in ihrem Editorial auf den VBIO- Seiten von BIUZ 6/2012, dass es keinen Nobelpreis für Biologie gibt, obwohl jedes Jahr mehrere Biologen mit einem Nobelpreis ausgezeichnet werden. Ist ein Nobelpreis für Biologie sinnvoll oder eher kontraproduktiv? Der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie geht meistens an Biologen. Der Nobelpreis für Chemie geht oft an Biologen. Der Nobelpreis für Physik geht manchmal an Biologen. Heute haben die Biologen drei Nobelpreise (was ihrem wissenschaftlichen und ge- sellschaftlichen Beitrag entspricht). Nach der Einführung eines eigenen Nobelpreises gäbe es nur noch einen. Und: An wen sollen Mediziner, Chemiker und Physiker denn dann ihre Nobelpreise vergeben? Herzlichst, Ihr Wolfgang Nellen „Moment mal!“ möchte man häu- fig ausrufen, wenn etwas nicht rund oder schiefläuft, wenn ein Thema nervt oder unver- ständlich bleibt. Möchten Sie auch ein „Moment mal!“ loswerden? Dann schicken Sie es an die BIUZ-Redaktion unter c.vonsee@ t-online.de Bild: Pete Pahham – Fotolia.com.

Ein Mitochondrium zum Selbstbauen

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Page 1: Ein Mitochondrium zum Selbstbauen

| T R E F F P U N K T FO R SC H U N G

M O D E L L E

Ein Mitochondrium zum SelbstbauenZum Verständnis der „Kraftwerkfunktion“ eines Mitochondriums istdie genaue Vorstellung seines strukturellen Baus notwendig, denn nurso können die Abläufe der Zellatmung räumlich zugeordnet werden.Mit dem hier vorgestellten, preisgünstigen Modell lassen sich die we-sentlichen Mitochondrienmerkmale zeigen.

Hand so nach und schneidet sieentsprechend, dass sie den An-schnitt des Modells zeigen. Nachdem Erhärten wird das Modell vonaußen mit Farbe eingesprüht, spä-ter noch mit Klarlack überzogen.Die Außenmembran ist nun fertig-gestellt. Die Matrix liegt noch frei.Um sie mit der stark gefalteten In-nenmembran (Oberflächenvergrö-ßerung) zu bestücken, werden ausder Modelliermasse zwei circa

40 cm lange, flache Stränge voncirca 0,5 cm Dicke geformt. Dazuverwendet man das Nudelholz. Da-nach werden die Stränge behutsamgemäß der Faltung einer innerenMitochondrienmembran angeord-net. In die noch feuchte Modellier-masse drückt man Kaffeebohnenhinein. Zunächst sollen nur Mul-den für die späteren Elementarpar-tikel entstehen. Die Kaffeebohnenwerden wieder entfernt. Sobalddie Modelliermasse erhärtet ist,kommen die Kaffeebohnen zurückin die Vertiefungen und werdenmit Alleskleber fixiert. Auch dieMatrix mit Innenmembran erhältzum Schluss einen Schutz durchKlarlack.

Christiane Högermann, Senada Skenderovic, Olga Wagner,Abendgymnasium Sophie Scholl,

Osnabrück

© 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 1/2013 (43) | Biol. Unserer Zeit | 17

Gemäß der als Vorgaben formulier-ten Bildungsstandards der Kultus-ministerkonferenz kommt der Modellkompetenz im Biologieun-terricht eine maßgebliche Rolle zu.In erster Linie bezieht sich dieseKompetenz auf die Reflexion derdurch ein Modell vermittelten Ver-anschaulichungsmöglichkeitenkomplexer Strukturen und Zusam-menhänge und seiner Grenzen(Modellkritik) sowie der Übertra-gung eines Struktur-, Funktions-oder Analogmodells bzw. seinerTeile (Analogisierung). Im Idealfallkönnen die Schüler ein Modell sel-ber herstellen und so durch denhaptischen Zugang weitere Er-kenntnisse gewinnen. Das hier vorgestellte Modell ermöglicht es,Struktur und Funktion, Komparti-mentierung, Stoff- und Energieum-wandlung sowie Geschichte undVerwandtschaft (Vergleich mit ei-nem Chloropasten, Endosymbion-tentheorie) des Mitochondriumszu diskutieren.

Die HerstellungDie Gipsrollen werden in ca. 20 cm lange Stücke geschnittenund nach Eintauchen in das hand-warme Wasser so um die obereHälfte der waagerecht liegendenMelone gelegt, dass diese abge-formt wird. Die sich bildende„Kruste“ soll etwa 0,5 cm dicksein. Nach Aushärten der Gips-masse wird die Melone entfernt.Anschließend formt man mit derAluminiumfolie an einer Seite derMelone eine Kappe; sie soll bisknapp in die Mitte des Modells hi-neinragen und wird ebenfalls mitangefeuchteten Gipsstücken um-legt. Die Kanten formt man von

A B B . Das hier vorgestellte Mito-chondrium zum Eigenbau ist circa 21 cm lang.

M AT E R I A L I E N :

Galiamelone, 2 Gipsrollen zum Mo-dellieren (Geschäft für Bastelbedarf),feste Aluminiumfolie, handwarmesWasser, 1 Packung Modelliermasse,Messer, Nudelholz, Kaffee bohnen, Alleskleber, Sprüh- oder Plakatfarbe,Klarlack

M O M E N T M A L !

Viola Bronsema beklagt in ihrem Editorial auf den VBIO- Seiten von BIUZ 6/2012, dass es keinen Nobelpreis für Biologie gibt, obwohl jedes Jahr mehrere Biologenmit einem Nobelpreis ausgezeichnet werden. Ist ein Nobelpreis für Biologie sinnvoll oder eher kontraproduktiv?

Der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie geht meistens an Biologen.Der Nobelpreis für Chemie geht oft an Biologen. Der Nobelpreis für Physik gehtmanchmal an Biologen.

Heute haben die Biologen drei Nobelpreise (was ihrem wissenschaftlichen und ge-sellschaftlichen Beitrag entspricht). Nach der Einführung eines eigenen Nobelpreisesgäbe es nur noch einen.

Und: An wen sollen Mediziner, Chemiker und Physiker denn dann ihre Nobelpreisevergeben?

Herzlichst, IhrWolfgang Nellen

„Moment mal!“möchte man häu-fig ausrufen, wennetwas nicht rundoder schiefläuft,wenn ein Themanervt oder unver-ständlich bleibt.Möchten Sie auchein „Moment mal!“loswerden? Dannschicken Sie es andie BIUZ- Redaktionunter [email protected]

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