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223 EIN NEUER APPARAT ZUR BESTIMMUNG DES MOLEKULARGEWICHTES NACH DER KAMPFERMETHODE. Von CARL TIEDCKE. Aus der Chemischen Abteihng der Deutschen Forschungsanstalt ftir Tuberkulose, ttamburg-Eppendorf. (Eingelangt am 5. Juli 1935.) Zur Bestimmung des Molekulargewichtes nach der KamI)fer- methode von RAST, bedient man sich naeh allgemeiner Vorschrift eines gewShnlichen Schmelzpunktbestimmungsapparates, d. h., die betreffende Substanz mit dem Kampfer in einem Schmelzpunkts- rShrchen gemischt, wird in einem Schwefels/iurebad erhitzt und die Schmelztemperatur an einem in ein Ftinftel Grade geteilten Thermometer abgelesen. Dieser Ausfiihrung stehen manche Naeh- teile entgegen. Bevor ich auf diese zu sprechen komme, mSchte ich den von mir angegebenen Apparat skizzieren. Er besteht aus dem Schliffkotben A (siehe Abbildung), der ein FassungsvermS- gen yon etwa 250 cm3 hat und die Form eines Walterkolbens auf- weist, und dem Schliffstopfen S. Dieser Schliffstopfen hat zentral gelegen eine Schliffbohrung, die zur Aufnahme des Thermometers T client,/ihnlich wie bei den Pyknometera mit Schtiffthermometern. Ferner besitzt der Schliffstopfen seitlich gelegen ein eingeschmol- zenes Glasrohr a von 5 mm lichter Weite und 100 mm L~inge, das als Fiihrungsrohr fiir den Riihrer R dient. Auf der diesem Ffihrungsrohr entgegengesetzten Seite befindet sieh eine Auf- h/ingevorrichtung fiir das Schmelzpunktrohr. Diese besteht aus dem am Schliffstopfen angeschmolzenen Glasstab b von 5 mm Durchmesser und 80 mm L/inge und dem an diesem angeschmolze- nen Rohr e von 5 mm lichter Weite uad 30 mm L~inge, das als Fiihrungsrohr fiir das SchmehpunktsrShrchen dient. Dieses kann

Ein neuer Apparat zur Bestimmung des Molekulargewichtes nach der Kampfermethode

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E I N NEUER A P P A R A T ZUR B E S T I M M U N G D ES M O L E K U L A R G E W I C H T E S

N A C H D E R K A M P F E R M E T H O D E .

Von

CARL TIEDCKE.

Aus der Chemischen Abteihng der Deutschen Forschungsanstalt ftir Tuberkulose, ttamburg-Eppendorf.

(Eingelangt am 5. Juli 1935.)

Zur Bestimmung des Molekulargewichtes nach der KamI)fer- methode von RAST, bedient man sich naeh allgemeiner Vorschrift eines gewShnlichen Schmelzpunktbestimmungsapparates, d. h., die betreffende Substanz mit dem Kampfer in einem Schmelzpunkts- rShrchen gemischt, wird in einem Schwefels/iurebad erhitzt und die Schmelztemperatur an einem in ein Ftinftel Grade geteilten Thermometer abgelesen. Dieser Ausfiihrung stehen manche Naeh- teile entgegen. Bevor ich auf diese zu sprechen komme, mSchte ich den von mir angegebenen Apparat skizzieren. Er besteht aus dem Schliffkotben A (siehe Abbildung), der ein FassungsvermS- gen yon etwa 250 cm 3 hat und die Form eines Walterkolbens auf- weist, und dem Schliffstopfen S. Dieser Schliffstopfen hat zentral gelegen eine Schliffbohrung, die zur Aufnahme des Thermometers T client,/ihnlich wie bei den Pyknometera mit Schtiffthermometern. Ferner besitzt der Schliffstopfen seitlich gelegen ein eingeschmol- zenes Glasrohr a von 5 mm lichter Weite und 100 mm L~inge, das als Fiihrungsrohr fiir den Riihrer R dient. Auf der diesem Ffihrungsrohr entgegengesetzten Seite befindet sieh eine Auf- h/ingevorrichtung fiir das Schmelzpunktrohr. Diese besteht aus dem am Schliffstopfen angeschmolzenen Glasstab b von 5 mm Durchmesser und 80 mm L/inge und dem an diesem angeschmolze- nen Rohr e von 5 mm lichter Weite uad 30 mm L~inge, das als Fiihrungsrohr fiir das SchmehpunktsrShrchen dient. Dieses kann

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an einem am Glasstab b eingeschmolzenen Platinh/~kchen d auf- gehangt werden, wobei man den Hals des Schmelzpunktrohres mit einer Ose versieht.

Die Vorteile der neuen Apparatur sind folgende: Durch die An- bringung eines Schliffstopfens wird eine Verschmutzung der Schwe-

fels/~ure vermieden. Bei Verwendung eines Kork- oder Gummi- stopfens verf~rbt sich die Schwefels/iure innerhalb kurzer Zeit braun und die Schmelzpunktsnahme wird erschwert, wenn nicht sogar unmSglich gemacht. Muff man doch bedenken, dal~ es sich bei der Molekulargewichtsbestimmung nach der Kampfermethode nicht um scharfe Schmelzpunkte, sondern um Schmelzpunktsinter- valle handelt, wobei die letzten Kristallflitterchen in der LSsung

Apparat z. Bestimmung d. Molekulargewichtes nach der Kampfermethode. 225

den Endpunkt der Reaktion anzeigen. Die Verf~rbung der Schwe- fels~ure wird besonders bei h~ufigen Molekulargewichtsbestimmun- gen als sehr l~stig empfunden, abgesehen davon, dal~ es nicht ge- rade rentabel ist, die verschmutzte Sehwefels~ure h~ufig ersetzen zu mfissen.

Einen ganz besonderen Vorteil des Apparates gegenfiber der sonst fiblichen Ausffihrungsform erblicke ich in der Anbringung einer Aufh~ngevorrichtung ffir das Sehmelzpunktsrhhrchen. Die zur Bestimmung des Moleku]argewichtes dienenden Schmelzpunkt- rhhren lassen sich n~imlich gar nicht oder nur schwerlich durch einfache Schwefels~ureadhasion am Thermometer befestigen, weil sie ~a infolge ihrer grhl~eren Dimensionierung schwerer sind als die zur gewhhnlichen Schmelzpunktsbestimmung dienenden. Man ist daher gezwungen, sie mit Drahtschlingen am Thermometer zu befestigen, und zwar mit mindestens zwei, um ihren Auftrieb in der Schwefels~ure zu verhindern. Abgesehen davon, dal~ diese Ma- nipulation eine ziemlich umst~ndliche Operation ist, gibt auch der Draht zu einer Verschmutzung der Schwefels~ure Anlal~. Es hat sich dann noch als einfacher und zweckm~l~iger erwiesen, das Sehmelzpunktsrhhrehen durch Hineinschieben in eine vorgebohrte Hhh]ung am Kork- bzw. Gummistopfen zu befestigen. Da aber Kork bzw. Gummi aus oben erw~hnten Grfinden an der Appara- fur vermieden werden mfissen, konnte auch diese Art der Anbrin- gung des Schmelzpunktsrhhrchens nicht befriedigen. Bei der von mir angegebenen Aufh~ngevorriehtung wird das mit einer Ose zu versehende Schmelzpunktrohr yon unten her durch das Ffihrungsrohr e hindurchgeschoben und am Platinh~kchen aufge- h~ngt, wobei dieses entsprechend umgebogen ist 1. Das Schmelz- punktrohr h~ingt so fast unbeweglich in der Schwefels~iure direkt neben der Quecksilberffillung des Thermometers. Der Rfihrer wird zweckm~l~ig derart bedient, dal~ man eine am oberen Ende befe- stigte Schnur fiber ein Glasrohr als Winde ffihrt, und durch Her-

1 Es ist a b s o h t unratsam, das Platinh~ikchen f~r jede Aufh~ngung des

Schmelzpunktrhhrchens neu zu formen, da diese Manipulation nati~rlich bald

zum Abbrechen des Pla t indrahtes fiihren wiirde. Das Plat inh~kchen is t viel-

mehr ein f~ir allemal in die passende Lage zu biegen, das heil]t zweckm~l~ig so,

dal~ ein flacher Haken entsteht, dessen Ende etwas abw~irts gerichtet ist.

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226 Carl Tiedcke: Apparat zur Bestimmung des Molekulargewichtes usw.

unterziehen den Riihrer bewegt. Eine gute Durchmischung der Heizfliissigkeit erweist sich als sehr zweckmal~ig.

Durch die Anwendung einer grSlteren Menge Schwefels~ure (etwa 150 cm 3) als Heizbad wird einer zu starken Temperatur- steigerung vorgebeugt. Die Flamme eines halb aufgedrehten Bun- senbrenners bewirkt ungef~hr die zul~ssige Temperatursteigerung von 20 pro Minute.

Der Apparat l~llt sich sehr leicht hantieren und dfirfte kaum empflndlicher sein als ein einfacher Schmelzpunktsbestimmungs- apparat, zumal das Thermometer ja gesondert herausgenommen werden kann. Es ist gar nicht nStig und auch nicht ratsam, die beiden Schliffstopfen fest anzuziehen. Sie sind so konstruiert, da~ ein loses Draufsetzen schon absolute Dichtigkeit gegen die im Kolben sich bildenden Schwefels~uredampfe sichert. Die Ver- wendung eines Schmiermittels fiir die beiden Schliffe ist nicht zu empfehlen, da dieses nur eine vorzeitige Verschmutzung der Schwe- fels~ure herbeifiihren wiirde.

Die alleinige tterstellung und den Vertrieb des Apparates ha t die Firma I-IEINRICH fi_. KROLL, CARL STELLING Nachf., Ham- burg 11, iibernommen.